Jung und erfolgreich bei: Merck

Controlling ist meine Leidenschaft, sie treibt mich seit fast fünf Jahren an. Als Controller bei dem pharmazeutisch-chemischen Unternehmen Merck hat man die Möglichkeit, an den entscheidenden Prozessen des Unternehmens mitzuwirken und das Geschäft mitzugestalten. Man ist Analyst, Berater und Partner, jedoch aus einer unabhängigen und starken Position. Diese Vielseitigkeit und die strategische Komponente motivieren mich dabei immer wieder aufs Neue. Von Paul Lidke

Name: Paul Lidke Position: Controller Stadt: Darmstadt Alter: 32 Jahre Studium: Wirtschaftingenieurwesen, Fachrichtung Chemie an der Technischen Universität Kaiserslautern Abschlussjahr: 2007 Interessen: Philosophie, Geschichte, Ultimate Frisbee, Fußball Ziel: Offen sein für Veränderungen, mir selbst treu bleiben
Nach dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens begann ich ein zweijähriges Traineeprogramm im Controlling und Rechnungswesen. Im ersten Jahr durchlief ich Abteilungen der Konzernzentrale in Darmstadt. Ich arbeitete im Tagesgeschäft mit und bearbeitete kleinere Projekte. Diese Zeit vermittelte mir einen guten Überblick über die wichtigsten Prozesse und Zusammenhänge in der Buchhaltung, dem Konzernrechnungswesen und Treasury. Außerdem – und davon profitiere ich noch heute – entwickelte ich ein breites Netzwerk von Kontakten im Unternehmen. Das zweite Jahr verbrachte ich in einer Tochtergesellschaft in Indonesien. In dieser spannenden Zeit durfte ich zunehmend Verantwortung übernehmen und war für das Controlling der Zentralbereiche und die lokale Implementierung eines gruppenweiten Finanzprojekts zuständig. Vor allem aber prägte mich das Leben und Arbeiten in einer ganz anderen Kultur. So spielt der Islam eine wichtige Rolle im Leben der meisten Indonesier und beeinflusst zum Beispiel durch feste Gebetszeiten und die Fastenzeit den Alltag. Aus Indonesien zurückgekehrt, wurde ich Teil des Controllings für die weltweite Produktion und Logistik der Arzneimittelsparte. In dieser neuen Rolle galt es, Produktionskosten und die Bruttomarge zu analysieren, Investitionsentscheidungen unter die Lupe zu nehmen und die Vorräte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu durchleuchten. Besonders bei den Analysen erwies sich der technische Hintergrund meines Studiums als wertvoll. Nach zweieinhalb Jahren wechselte ich die Perspektive: Meine Hauptaufgabe besteht nun in der Steuerung der operativen und strategischen Planung innerhalb des Spartencontrollings. Dabei stimme ich Absatzpläne des Vertriebs mit den Produktionskosten ab, konsolidiere Teilbudgets einzelner Spartenfunktionen und erstelle aus den verschiedenen Informationspaketen eine Gewinn- und Verlust- und Cash-Flow-Rechnung für die Arzneimittelsparte. Bereits während meines Traineeprogramms wurde mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht und selbstständiges Handeln gefördert. Auf meinem Berufsweg übernahm ich in einer internationalen Umgebung vielseitige Aufgaben und Projekte und konnte dabei auf kompetente und erfahrene Vorgesetzte zurückgreifen. Sie spornten mich an, kreative Wege zu gehen und mich auf diese Weise kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Mein Bewerbungsgespräch bei: DB Schenker Rail

In den letzten Monaten meines Studiums machte ich mir Gedanken, wie meine berufliche Zukunft aussehen sollte. Ich wollte viel und hatte viel vor: Abwechslung, Herausforderungen, viel lernen und unterwegs sein. Doch wo sollte ich meine Suche anfangen? Der Markt ist groß und die Angebote sind zahlreich. Von Kamila Artymko

ProfildatenName: Kamila Artymko Geburtsjahr: 1986 Hochschulabschluss als: M.A. Finanz- und Rechnungswesen, Handelshochschule Warschau M.A. Management, Warschauer Naturwissenschaftliche Universität Warum DB Schenker Rail? Exzellente Karrieremöglichkeiten und internationales Arbeitsumfeld Bewerbung als: Fachreferentin Beteiligungscontrolling Tag des Vorstellungsgespräches: 17. November 2011 Tag des Antritts der Stelle: 1. Februar 2012
Schließlich hatte ich mich für eine Bewerbung als Fachreferentin für Beteiligungscontrolling bei DB Schenker Rail Deutschland entschieden, da dort exzellente Karrieremöglichkeiten und ein internationales Arbeitsumfeld geboten werden. Bevor ich die Bewerbung jedoch abschickte, vergingen Tage, in denen ich stundenlang auf den Webseiten des Unternehmens surfte. Je mehr ich darüber erfuhr, desto sicherer war ich mir, dass ich genau dort arbeiten wollte. Im Oktober schickte ich schließlich meine Onlinebewerbung ab – das war der Startschuss. Schon wenige Tage später erhielt ich einen Anruf von meinem heutigen Vorgesetzten, und wir vereinbarten einen Termin für ein persönliches Gespräch in Mainz. Ich bereitete mich intensiv auf das Gespräch vor: Was kann ich, was will ich, was sind meine Stärken und Schwächen und vieles mehr. Die Atmosphäre beim Bewerbungsgespräch war sehr angenehm. Das Interview wurde von einer Führungskraft aus meinem Arbeitsbereich und nicht von der Personalabteilung geführt. So konnte ich einen guten Eindruck von meinem möglichen Arbeitsplatz bekommen und auch mein zukünftiger Kollege konnte mich bei dieser Gelegenheit persönlich kennenlernen. Mein Gesprächspartner erzählte mir von seinem Arbeitsalltag und den Aufgaben, die mich als Direkteinsteigerin erwarten würden. Er stellte mir einige Fragen zu meiner Qualifikation, meinen Stärken, Wünschen und Erfahrungen. Auch ich konnte meine Fragen stellen, beispielsweise zum Aufgabenfeld im Beteiligungscontrolling. Im Rückblick verlief der Bewerbungsprozess sehr zügig. Nicht mal eine Woche nach dem Gespräch erhielt ich den nächsten Anruf mit der Zusage. Meine Freude war riesig. Und wie geht es weiter? Seit Februar stelle ich mich den täglichen Herausforderungen, lerne den Güterverkehr auf der Schiene und das Ressort DB Schenker Rail immer besser kennen, was mir sehr viel Freude bereitet. In Zukunft möchte ich mich noch weiter in die Arbeitsbereiche des Beteiligungscontrollings einarbeiten und meine Karriere vorantreiben.

Interview mit Gregor Pillen

Wenn Gregor Pillen, Geschäftsführer von IBM Deutschland, über die Teamkultur des Unternehmens spricht, wählt er Vokabeln, die man sonst aus der Pop- und Rockmusik kennt. Er spricht von Grooves und Jams. Was das zu bedeuten hat und warum für Absolventen die Balance aus Revolutionsgeist und Respekt vor Erfahrung wichtig ist, erzählt er im Interview mit André Boße.

Zur Person Gregor Pillen

Gregor Pillen, geboren 1963 im Schwarzwald, schloss 1990 sein Studium der Wirtschaftsmathematik an der Universität Karlsruhe ab. Danach arbeitete er in diversen Unternehmensberatungen, unter anderem zwölf Jahre lang und zuletzt als Partner von Pricewaterhouse- Coopers Consulting. Im Rahmen der Übernahme dieses Unternehmens durch IBM kam Pillen 2002 in den Konzern. Bei IBM leitete er zunächst die Financial Management Practise in der Beratungseinheit des Unternehmens. Von 2007 bis 2010 war er verantwortlich für die Erschließung und die Entwicklung wichtiger Wachstumsmärkte und baute die Beratungssparte in Zentralund Osteuropa, im Mittleren Osten und Afrika auf. Sein Dienstsitz in dieser Zeit war Dubai. 2010 kehrte er nach Deutschland zurück, seit November 2010 ist er Geschäftsführer von IBM Deutschland. In dieser Rolle verantwortet er mit IBM Global Business Service die Beratungssparte des Konzerns. Gregor Pillen ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Herr Pillen, Märkte und Kunden wandeln sich heute so schnell wie nie zuvor. Was geben Sie mit Blick auf diese Dynamik Absolventen der Wirtschaftswissenschaften auf den Weg, die jetzt ihre Karriere beginnen? Wer heute einsteigt, tut das in einer sehr spannenden und interessanten Zeit. Auf der einen Seite spielen weiterhin berufliche Erfahrungen eine große Rolle. Auf der anderen Seite wandeln sich die Märkte sowie das berufliche Umfeld. Unsere aktuelle CEO-Studie hat da interessante Ergebnisse zu Tage gebracht: Für mehr als 80 Prozent der deutschen CEOs steht die Kommunikationsfähigkeit der Mitarbeiter an erster Stelle, gefolgt von Kollaboration-Skills und der Bereitschaft, möglichst flexibel in wechselnden Teams zu arbeiten. Gesucht also werden Menschen, denen Veränderungen Spaß machen, die neugierig und meinungsfreudig sind und sich gerne in Netzwerken bewegen. Wie können in dieser Hinsicht Einsteiger punkten? Zum Beispiel durch ihr sehr natürliches Verhältnis zum vernetzten Leben und zu neuen Medien. Ich mache zudem die Beobachtung, dass das Zusammentreffen von Erfahrung und neuen Ansätzen, also zum Beispiel von senioren Forschern und jungen Querdenkern, sehr häufig zu wirklich bahnbrechenden Innovationen und großen Sprüngen führt. Haben Sie dafür ein konkretes Beispiel? Zwei Entdeckungen unseres Züricher Forschungszentrums IBM Research sind mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet worden – und beide Male ging der Preis eben nicht an eine Einzelperson, sondern an Teams, in denen erfahrene Kollegen und Einsteiger kooperiert haben. Das war in den Achtzigerjahren. Ja, und was damals schon erlebbar war, funktioniert heute noch verstärkt. Einsteiger, die im Jahr 2012 ins Unternehmen kommen, tragen etwas ganz Besonderes in das Unternehmen hinein. Etwas, das in keinem Lehrbuch steht und das wir Älteren nicht selber erlebt haben: Die junge Generation weiß, wie die Vernetzung und wie soziale Medien das Leben der Menschen verändern. Dieses Wissen ist ungeheuer wertvoll – und zwar vor allem dann, wenn es mit den Strukturen und Mustern der erfahrenen Kollegen verschmilzt. Wie sollte eine Nachwuchskraft ihren Einstieg konkret gestalten? Sollte sie als hoffnungsvoller Querdenker direkt in die Vollen gehen? Entscheidend ist die Balance. Die eine Seite ist das überzeugte Vorpreschen und die klare Kommunikation einer neuen Idee, die man für richtig hält und die man dem, was schon immer war, entgegenstellt. Die andere Seite wird von der Fähigkeit bestimmt, den Drang, die Dinge auf den Kopf zu stellen, für einen Moment im Hintergrund zu halten und stattdessen erst einmal in Ruhe zuzuhören. Diese beiden Seiten in Balance zu halten, ist für den Nachwuchs eine gute Strategie für den Einstieg. Beobachten Sie generell, dass Nachwuchskräfte Karriere für sich anders definieren als es noch vor zehn Jahren der Fall war? Ja, absolut. Wir müssen uns als Unternehmen deutlich stärker bemühen, für den Nachwuchs attraktiv zu sein, indem wir eine Vielfalt an Angeboten bereithalten, die mehr bietet als gute Gehälter, Titel und ein hohes Aufstiegstempo. Einsteiger möchten heute schneller im Unternehmen rotieren, um schnell möglichst viele Perspektiven zu erleben. Sie möchten die Wachstumsmärkte kennenlernen, wichtige Zusatzausbildungen, aber auch Sabbaticals in Anspruch nehmen. Man darf jetzt nicht so weit gehen und die junge Generation für Altruisten halten. Aber der Wert, nach dem sie strebt, geht weit über das Gehalt hinaus. Es ist eine neue Art von Gier. Eine Gier nach Erfahrungen, Netzwerken und Informationen. Nennen wir es daher ruhig eine Neugier. Wie funktioniert Beratung bei IBM heute? Stehen mittlerweile digitale Präsentationen im Fokus, oder sind die direkten Kundenkontakte und klassischen Präsentationen weiterhin wichtig? Die klassische Präsentation ist und bleibt wichtig, wobei sie natürlich heute durch digitale Elemente wie Flash-Animationen belebt werden muss. Beamer und Powerpoint reichen da nicht mehr aus. Wir bringen aber auch eine Digitalisierung in unser Consultinggeschäft, weil wir feststellen, dass das klassische Modell an Bedeutung verliert. Früher hat das so funktioniert: Ein Kunde ruft nach Beratung, worauf dann Heerscharen junger und intelligenter Leute anrücken, die im großen Stil Erhebungen machen, nachts an einem Konzept feilen und am Ende die eine große Antwort als Lösungsstrategie präsentieren. Diese Zeiten sind vorbei. Es gibt heute neue Methoden, die dem Wandel unserer Mitarbeiter, aber auch der Mitarbeiter des Kunden, gerecht werden. Was für Methoden sind das? Zum Beispiel sogenannte Jams, in denen wir als Berater nicht mehr als diejenigen auftreten, die alles besser wissen. Ziel ist es stattdessen, das Potenzial zu wecken, das innerhalb der Belegschaft des Kunden schlummert. Der Berater ist nicht mehr der Umsetzer einer längst beschlossenen Vorstandsidee. Er wird zum Möglichmacher, indem er Kommunikation und Netzwerke anbietet, die richtigen Fragen stellt und Impulse setzt. Durch diese Methoden entstehen Innovationen und Änderungsprozesse, die sich später viel besser umsetzen lassen, da sie erst durch das intellektuelle Kapital des Kunden ermöglicht wurden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Veränderung fruchtet, steigt ungemein, wenn es mir gelingt, die eigenen Mitarbeiter zu den Protagonisten des Wandels zu machen. Der Jam ist ja ein Begriff aus der Rockmusik und beschreibt eine freie Session. Funktionieren Ihre Jams tatsächlich auf diese Art? Durchaus. Und man kann noch einen Begriff aus der Musik verwenden, nämlich den Groove: Entscheidend ist, dass man im Team zusammen groovt. Dass man ohne Ressentiments unterwegs ist, um dann zu erleben, wie gemeinsam Ideen entstehen und alle davon profitieren. Wir üben das übrigens in unseren Teams mit Simulationsspielen – mit dem Lernziel, dass die Teilnehmer erkennen, dass die Produktivität weit über die Summe der einzelnen Talente hinausgeht, wenn man einen gemeinsamen Groove findet.

Zum Unternehmen

Mit einem Umsatz von rund 106,9 Milliarden Dollar im Jahr 2011 gehört IBM zu den weltweit größten Unternehmen im Bereich Informationstechnologie. Der Konzern beschäftigt mehr als 400.000 Mitarbeiter und ist in mehr als 170 Ländern aktiv. Das Portfolio reicht von Supercomputern über Software und Beratungsleistungen bis zur Finanzierung. In Deutschland war das Unternehmen, das 1911 in den USA gegründet wurde, zunächst mit dem Tochterunternehmen Dehomag vertreten; 1949 entstand dann IBM Deutschland. Der deutsche Stammsitz ist seit 2009 in Ehningen bei Böblingen. Strukturell gliedert sich IBM in Deutschland in die Kompetenzfelder „Research & Development“, „Sales & Consulting“, „Solutions & Services“ sowie „Management & Support“. Das IBM-Forschungs- und Entwicklungszentrum in Böblingen ist eines der größten Technologiezentren der IBM weltweit. Heute forschen und entwickeln im globalen Verbund mit den anderen weltweit 60 Entwicklungs- und Forschungszentren der IBM in Deutschland rund 2000 Mitarbeiter an mehr als 60 strategischen Projekten.

„Verlagsmanager sind Gestalter“

Als Konzernpersonalleiter der Südwestdeutschen Medien Holding, die unter anderem die Süddeutsche Zeitung verlegt, weiß Ulrich Bensel, worauf es bei Verlagsmanagern heute ankommt. Ein Gespräch über rasanten Wandel, multidimensionale Geschäfte und den Vorteil, neben den Medien auch andere Branchen zu kennen. Die Fragen stellte André Boße.

Ulrich Bensel, Foto: SWHG
Ulrich Bensel, Foto: SWHG

Zur Person

Ulrich Bensel war von Sommer 2011 bis April 2015 Konzernpersonalleiter der Südwestdeutschen Medien Holding mit Sitz in Stuttgart, zu der neben der Medienholding Süd auch der Süddeutsche Verlag gehört, der mit der Süddeutschen Zeitung die auflagenstärkste deutsche überregionale Tageszeitung verlegt. Ulrich Bensel, der in Mainz Jura studierte, arbeitete während des Studiums als freier Reporter einer Lokalzeitung, sammelte als Student zudem Erfahrungen im Einzelhandel und begann seine Karriere im Personalmanagement als Personalreferent bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Nach Stationen beim Wissenschaftsverlag Springer Science + Business Media wechselte er 2008 als Personalleiter in die Medienholding Süd.
Herr Bensel, wenn Sie die Verlagsbranche von heute mit der von vor zehn Jahren vergleichen, wo beobachten Sie besonders bahnbrechende Veränderungen? Das Veränderungstempo in der Branche ist momentan generell enorm – und viel höher, als das früher der Fall war. Das ist ungeheuer spannend, verlangt von Verlagsmanagern aber natürlich ein besonderes Talent: Sie müssen ihre Arbeit täglich an diese Veränderungen anpassen. Flexibilität ist daher eine enorm wichtige Eigenschaft. In meinen Augen ist ein guter Verlagsmanager heute vor allem ein guter Change-Manager. Früher hat sich ein Verlagsmanager zum Beispiel auf die Weiterentwicklung einer Tageszeitung konzentrieren können; heute muss er einerseits das richtige Medium für die jeweilige Zielgruppe finden, zum anderen muss er die unterschiedlichsten Medien dabei selbst weiterentwickeln, so dass sie für den Leser beziehungsweise User interessant bleiben. Können Sie diese rasanten Veränderungen konkret an einem Beispiel aufzeigen? Wir haben in allen Bereichen erhebliche Veränderungen, ein eklatantes Beispiel sind unsere Verkaufsbereiche. Dort gestaltete sich das Geschäft jahrzehntelang relativ eindimensional: Für ein Produkt wurden Anzeigen verkauft. Heute geben wir dem Kunden ein großes Portfolio an unterschiedlichen medialen Formen und Wirkungsweisen an die Hand – wobei es die Aufgabe des Verlagsmanagers ist, die Vorteile der jeweiligen Form deutlich zu machen. Das Geschäft ist heute also multidimensional – wohlgemerkt nicht nur im Verkauf, sondern in allen Abteilungen eines Verlagshauses: von der Redaktion über die Produktion bis hin zum Vertrieb. Wertet dieser Wandel das Jobprofil des Verlagsmanagers auf? Unbedingt! Der Verlagsmanager ist heute ein Gestalter. Jemand, der in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden etwas auf die Beine stellt. Das kann zum Beispiel eine Sonderbeilage sein oder eine ganz neue Form der crossmedialen Kommunikation, die er zusammen mit dem Kunden entwickelt. Die Arbeit des Verlagsmanagers ist damit heute kreativer denn je. Nun ist der Einstieg in eine Branche im Wandel für Nachwuchskräfte eine besondere Herausforderung. Welchen Tipp geben Sie Absolventen mit auf den Weg? Es ist in meinen Augen sehr wichtig, bereits Erfahrungen in diversen Branchen gesammelt zu haben. Zum Beispiel als Praktikant. Und damit meine ich tatsächlich Branchen außerhalb des Medienbereichs. Wer schon in jungen Jahren die Veränderungsprozesse verschiedener Branchen kennengelernt hat, wird davon im Verlagsgeschäft profitieren. Ein Beispiel: Wer schon einmal einen Einblick in ein Softwareunternehmen hatte, wird wissen, worauf es in sich bewegenden Branchen ankommt – ein schneller Lebenszyklus und eine intensivere Kundenorientierung. Er ist dann vorbereitet auf die Situationen des Wandels, die wir derzeit in der Verlagsbranche beobachten. Einmal Verlag, immer Verlag – ist diese Zeit vorbei? Absolut. Unsere Personalpolitik hat sich dementsprechend verändert. Natürlich brauchen wir auch weiterhin Verlagsspezialisten mit dem passenden Studienschwerpunkt. Wir sind aber auch auf der Suche nach Persönlichkeiten, die in einer anderen Branche groß geworden sind. Das ist ein echter Paradigmenwechsel, der dazu geführt hat, dass unser Haus von den vielen neuen Impulsen dieser Quereinsteiger profitiert. Wie gelingt es Ihnen, ein ambitioniertes Managertalent in die Verlagsbranche zu locken? Wir leben in einer Informationsgesellschaft. Es gibt einen riesigen Bedarf an Informationen – und verstärkt auch an individuellen, personalisierten Informationen. Die Verlagsbranche wird eine herausragende Zukunft vor sich haben, wenn es ihr gelingt, den Wunsch nach individuellen Informationen mit journalistischer Qualität zu kombinieren. Derzeit haben wir auf der einen Seite Facebook, wo ich etwas über den Käsekuchen des Nachbarn erfahren kann, und auf der anderen Seite die hochwertige gedruckte Tageszeitung. Unser Ziel ist es, diese beiden Seiten zu einer individualisierten und qualitativen News-Einheit zu verknüpfen. Daran arbeiten wir jeden Tag, und ich bin sehr überzeugt davon, dass die gesamte Branche in dieser Hinsicht enorm spannende und innovative Geschäftsmodelle für den User von morgen entwickeln wird – mit der Folge, dass das Tempo der Veränderungen noch höher werden wird.

Im Fokus: Medien- und Urheberrecht

Die politische Diskussion über eine Neuformulierung des Urheberrechts ist in vollem Gange. Gegner und Befürworter eines scharfen Urheberrechts im Zeitalter der Digitalisierung stehen sich gegenüber; einfache Lösungen sind nicht absehbar. Dennoch: Alle juristischen Änderungen auf diesem Gebiet haben beachtenswerte Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle von Medien- und Verlagshäusern, die auch die digitalen Kanäle bespielen. Einsteiger im Medienbereich sollten sich früh in die aktuelle Gesetzgebung einlesen, denn nur mit diesem Vorwissen ist es möglich, die eventuellen Folgen einer modernisierten Gesetzgebung abzuschätzen. Zum Einstieg geeignet: Die neueste Auflage des Standardwerks „Urheber- und Verlagsrecht“ von Hans-Peter Hillig. Deutscher Taschenbuch-Verlag 2012. ISBN 978-3423055383, 13,90 Euro

Tradition trifft Wandel

Verlage wollen auch in Zukunft drucken, TV-Firmen Filme produzieren. Aber eben nicht nur: Die Medienbranche macht sich fit für die Zukunft, indem sie ihre Kernkompetenzen ins digitale Zeitalter transferiert. Dabei sollen ihnen Manager helfen, die wirtschaftliches Know-how mit einem Sinn für Inhalte und Kreativität verknüpfen. Von André Boße

„Irgendwas mit Medien.“ Ein Klassiker. Man bekommt diese Antwort noch immer sehr häufig, wenn man frischgebackene Abiturienten nach ihrem Berufsziel fragt. Ist ja auch verlockend. Erstens, weil so ziemlich alle Menschen Medien nutzen: Eine Studie von ARD und ZDF zählt auf, dass der Deutsche im Jahr 2012 durchschnittlich pro Tag 242 Minuten fernsieht, 83 Minuten im Internet verbringt und 191 Minuten lang Radio hört. Macht pro Tag 8,6 Medienstunden. Zweitens, weil die Branche nicht nur für Kreativität steht, sondern auch für Stars und schillernde Karrieren. Zuletzt gab es aber auch Gegenwind. Insbesondere das Internet stellt Medienkonzerne auf die Probe: Die Online-Nutzer sind es gewohnt, Inhalte kostenlos angeboten zu bekommen. Stellt sich für die Unternehmen die Frage: Wie lässt sich mit Online- Inhalten Geld verdienen? Und wie kann es gelingen, neue Medien mit konventionellen Inhalten zu koppeln?
Hier geht’s zum Online-Special zur Aus- und Weiterbildung in der Medienbranche
Inhalte und Verbreitungsformen Um Antworten auf diese Fragen zu finden, benötigt die Medienbranche mehr denn je ökonomisches Know-how. „Gefragt sind Experten, die Inhalte und die verschiedenen Verbreitungsformen wie Abo, App und Online-Paper zusammen denken können“, sagt Klaus-Dieter Altmeppen, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Der Journalistik- Professor hat festgestellt, dass manche Medienhäuser gar nicht wissen, welches Potenzial in ihren Angeboten steckt. „Viele Unternehmen schauen zu sehr auf das Tagesgeschäft und erkennen daher den mehrfachen Wert ihrer Produkte nicht.“ Die beste Strategie, um die Potenziale zu nutzen? „Mut und Ausdauer“, sagt Altmeppen. Zwei Eigenschaften, die auch Einsteiger in das Medienmanagement mitbringen sollten. „Denn was die Branche für Nachwuchskräfte so spannend macht, sind einerseits die langfristigen Perspektiven und andererseits die Notwendigkeit, stete Veränderungsrhythmen zu durchlaufen“. Wenn Nico Rose, Leiter Employer Branding beim Bertelsmann-Konzern, ein Stichwort nennen soll, das diese Veränderungsrhythmen prägt, muss der promovierte BWL-Absolvent der EBS Business School bei Wiesbaden nicht lange überlegen: „Digitalisierung.“ Seit dem Jahrtausendwechsel sei erlebbar, wie zunehmend mehr Inhalte von der analogen in die digitale Welt verlagert werden. „Die entsprechenden Erlösmodelle hierzu hat die Branche erst zum Teil gefunden – hier gibt es noch viel zu tun“, sagt Rose, zu dessen Arbeitgeber Bertelsmann unter anderem die RTL-Group und die Buchverlagsgruppe Random House gehören. Dabei hofft der Konzern auf neue Impulse von Nachwuchs- Wirtschaftswissenschaftlern: „Wer zusätzlich zu soliden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen Kreativität, Unternehmergeist sowie ein Händchen für digitale Geschäftsmodelle mitbringt, hat in der Branche gute Chancen.“ Starke Marken in neuen Kanälen Strategisch setzen die meisten Medienunternehmen darauf, neue Medienkanäle zu nutzen, ohne die alten Stärken zu vergessen. „Wir möchten unsere Kernkompetenzen in die digitale Welt übertragen“, sagt Arne Wolter, Leiter des Bereichs digitale und internationale Vermarktung beim Hamburger Medienhaus Gruner + Jahr, das Zeitschriften wie Stern, Neon, Brigitte und Geo verlegt. Allesamt starke Marken, die individuell entscheiden dürfen, ob und welche digitalen Kanäle sie bespielen. Als Medienmanager am Puls der Zeit muss man in der Lage sein, sich in die Wünsche und Ansprüche der Leser und User hineinzuversetzen. „Medien werden für Menschen gemacht“, sagt Wolter, „und deren Mediennutzung hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt. Daraus ergeben sich neue Bedürfnisse, und es gilt, diese zu erkennen und – abhängig von der jeweiligen Medienmarke – mit den passenden Angeboten zu bedienen. Vorteil für die Digital Natives Neue Herausforderungen für Medienund Verlagsmanager ergeben sich aber nicht nur mit Blick auf die Konsumenten. Auch die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern hat sich gewandelt. „Werbekunden und Agenturen erwarten heute ganzheitliche Kommunikationslösungen, die verschiedene Werbeplattformen intelligent verknüpfen“, sagt Wolter. Daher müssen Medienmanager auch Medienkenner sein: „Man sollte die Funktionsmechanismen der verschiedenen Kanäle – also Print, Online und Mobile – kennen und wissen, wie Redaktionen arbeiten.“ Der klare Vorteil von Einsteigern gegenüber den alten Hasen im Mediengeschäft: Als Digital Natives sind sie mit den Möglichkeiten der digitalen Vernetzung aufgewachsen. „Daher haben sie in der Regel andere Denkmuster und verarbeiten Informationen ganz anders als Menschen, die erst im Erwachsenenalter mit den digitalen Medien in Berührung gekommen sind“, sagt Arne Wolter. Seine Prognose: „Die Digital Natives sind die Führungskräfte von morgen. Sie werden durch ihr Denken die zukünftige Ausrichtungen von Medien- und Verlagshäusern prägen.“ Gesucht: Nachwuchs für das Filmgeschäft Die Aussichten für ambitionierte Einsteiger sind aber nicht nur in großen Verlagen gut. Auch die Film- und Fernsehbranche hält verstärkt Ausschau nach Managertypen, die ihr wirtschaftliches Know-how in die kreativen Prozesse einbringen. „Film und Fernsehen ist heute eine bedeutende Industrie, die selbstverständlich nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handelt“, sagt Wolfgang Cimera, Geschäftsführer der Kölner Film- und TV-Firma Network Movie, die vor allem für das ZDF Prime-Time- Fernsehfilme oder Serien wie Soko Köln, Kommissar Stolberg oder Lutter produziert. Längst seien Wirtschaftswissenschaftler daher keine Exoten mehr im TV- und Filmgeschäft. Bestes Beispiel ist Cimera selbst: Der Geschäftsführer hat in Köln VWL studiert. „Aber auch als Herstellungs- oder Finanzleiter haben Absolventen gute Chancen“, sagt er. Zwar werde in diesen Bereichen genauso hart kalkuliert wie in anderen Branchen, und doch benötigen Medienmanager ein gewisses Etwas: eine echte Leidenschaft für Filme und Geschichten, Texte und Design. Und diese Begeisterung sollte auch erkennbar sein – gerade im Kontakt mit den kreativen Köpfen. „In der Regel sind die Hierarchien in der Medienbranche flach“, sagt Wolfgang Cimera. „Es ist daher wichtig, zuzuhören und überzeugend aufzutreten.“ Das gelte besonders dann, wenn man im Geschäft auf ausgeprägte Individualisten trifft – was in den Medien häufiger vorkommt als in anderen Branchen. Wer in der Lage ist, das kreative Potenzial dieser, so Cimera, „wilden Geister“ für das Unternehmen nutzbar zu machen, der macht in den Medien nicht mehr nur irgendwas – sondern genau das Richtige.

Buchtipp: „Echt wahr!“

Studenten der Hamburg Media School kommen mit ihrem Buchprojekt „Echt wahr!“ der medialen Inszenierung der Wahrheit auf die Spur. In Interviews mit Medienschaffenden wie Stefan Aust, Jürgen Stryjak oder Katarzyna Mol-Wolf nähern sich die Autoren der Frage, wie viel Inszenierung die Wirklichkeit verträgt und was Medienmacher mitbringen müssen, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Nicht nur ein spannendes und unterhaltsames Buch – sondern gerade für Wirtschaftswissenschaftler ein gewinnbringender Einblick in redaktionelle und journalistische Arbeitsprozesse. Ulf Grüner und Karen Naundorf (Hrsg.): Echt wahr! Wie Journalisten Wirklichkeit erzählen. Books On Demand 2012. ISBN 978-3844816495. 16,90 Euro

Aufgestiegen zur Abteilungsleiterin

Nach ihrem Studium der Biologie, einer berufsbegleitenden Ausbildung zur Sachverständigen und einem Qualitätsmanagementstudium fing sie bei HSE24 an, wo sie heute als Abteilungsleiterin im Qualitätsmanagement arbeitet. Ein Erfahrungsbericht von Sabine König.

Zur Person

Biologie-Studium eingestiegen 2009 als Sachverständige Qualitätsmanagement aufgestiegen 2011: zur Abteilungsleiterin Qualitätsmanagement beim multimedialen Versandhändler HSE24
Mit einem Biologiestudium kann man viele spannende Berufe ausüben – an eine Karriere im Qualitätsmanagement denkt man dabei nicht als Erstes, doch genau hier fühle ich mich zu Hause. Schon als Kind träumte ich davon, als Wissenschaftlerin oder Astronautin die Welt zu erkunden. Bei Streifzügen durch die umliegenden Wälder lernte ich früh ökologische Zusammenhänge zu verstehen. Erstaunlicherweise gehörte Biologie in der Schule dennoch nicht zu meinen Lieblingsfächern. Umweltschutz hingegen war bereits schon immer ein großes Thema für mich. So gründete ich während der Schulzeit gemeinsam mit Mitschülern eine Umweltschutzgruppe. Nach dem Abitur war deshalb klar, dass ich auf jeden Fall ein naturwissenschaftliches Studium machen wollte, das keinesfalls zu monoton sein sollte. Ich wollte ein interdisziplinäres Studium und entschloss mich schließlich für Biologie. Das Studium ermöglichte mir, all meine Interessen zu vereinen, von der Chemie über die Physik bis hin zu den verschiedenen Disziplinen der Biologie. Nach dem Grundstudium entschied ich mich, meine Studieninhalte noch weiter auszudehnen und wechselte an die Universität Rostock, um dort Biowissenschaften zu studieren. Neben den klassischen naturwissenschaftlichen Fächern beinhaltete das Studium auch Einblicke in Rechtswissenschaften. Die immer wieder neuen Aufgaben mitsamt ihren Herausforderungen – vor allem beim Arbeiten auf internationalen Meeresbiologie-Forschungsstationen – reizten mich enorm, und auch das Arbeiten in interdisziplinären Teams brachte mir viel Spaß. Erste Schritte im Berufsleben Nach dem Diplom und zwei Jahren Berufserfahrung kehrte ich wieder zurück an die Uni. Hier betreute ich Ökologie-Studenten und erforschte eingewanderte Arten im Rhein-Main- Donau-Kanal. Dieses Forschungsgebiet verhalf mir auch zu meinem nächsten Job: Beim Marktführer für biologische Schädlingsbekämpfung beriet ich Unternehmen der Lebensmittel- und Pharmaindustrie zum Thema Schädlingsprophylaxe und Hygiene. In fast allen Jobs hatte ich mit dem Management von Problemen, die aufgrund von Qualitätsdifferenzen entstanden waren, zu tun. Um diesen Bereich noch weiter auszubauen, entschied ich mich für eine berufsbegleitende Ausbildung zur Sachverständigen und zu einem Qualitätsmanagementstudium. Im Anschluss daran arbeitete ich als freie Beraterin – bis ich zu HSE24 kam. Das Unternehmen, 1995 als Shoppingsender gestartet, ist heute ein multimediales Handelshaus, das über TV, Internet und Mobile Devices ein breites Produktsortiment anbietet. HSE24 suchte damals eine Abteilungsleitung im Qualitätsmanagement. Voraussetzung für die Stelle war zum einen eine kommunikative Art, zum anderen naturwissenschaftliche Kenntnisse und Erfahrungen im Bereich Qualitätsmanagement. Das war genau die Kombination, die ich bieten konnte. Obwohl bestens vorbereitet, verlief der Einstieg ein wenig turbulent, denn wir sind ein sehr dynamisches Unternehmen. Es gibt viele Prozesse und eine Reihe interessanter Projekte und Abteilungen, deren Verknüpfungen untereinander ich erst nachvollziehen musste. Durch die Unterstützung meiner Teams und Mitarbeiter im Qualitätsmanagement war jedoch auch das kein Problem. Was ist Qualitätsmanagement? Unser Qualitätsmanagement besteht aus zwei Abteilungen: Für den Bereich Qualitätsmanagement (QM) mit Sitz in Ismaning bin ich verantwortlich; darüber hinaus gibt es noch eine zweite Abteilung, die Qualitätskontrolle (QK) in den Logistikzentren Greven/Löhne. Im QM führen wir Erstmusterprüfungen durch, prüfen sämtliche Produkte und unterziehen sie vielen Tests. Nur wenn der Artikel einwandfrei ist, wird er in unser Sortiment aufgenommen. Neben qualitativen Parametern werden auch alle rechtlichen Merkmale abgeprüft. Da sich die Gesetze und Verordnungen ständig ändern, sind meine elf Mitarbeiter regelmäßig auf Seminaren und Fortbildungen, um stets auf dem aktuellsten Stand zu sein. Auch die Vielfältigkeit im Job macht Spaß, denn insgesamt haben wir im QM drei Hauptbereiche: Schmuck, Softgoods wie Mode und Kosmetik und Hardgoods (zum Beispiel Küchen- und Heimwerkergeräte, Heimtextilien). Egal ob Diamanten, Gesichtscremes oder Rasenmäher – alles wird einer sehr kritischen Prüfung unterzogen. Für meine Aufgaben im QM benötige ich all meine im Studium erlernten Fähigkeiten. Regelmäßig muss ich Lösungen für immer wieder neue Herausforderungen finden. Da ich ständig im Austausch mit dem Einkauf und der Rechtsabteilung stehe, ist die Fähigkeit zu interdisziplinärem Arbeiten entscheidend. Und auch nachhaltiges Denken spielt beim QM eine große Rolle. Zu jedem Zeitpunkt muss ich die gesamte Prozesskette im Auge behalten, um mögliche Auswirkungen frühzeitig zu erkennen. Schließlich wollen wir unseren Kunden das Bestmögliche bieten. Am meisten genieße ich, dass ich abends weiß, was ich am Tag geleistet habe. Im QM muss man nicht wie in der Forschung erst Monate warten, um Ergebnisse zu sehen – das gibt ein gutes Gefühl. Zudem haben wir ein sehr angenehmes Arbeitsklima, und selbst in der Freizeit verbringe ich viel Zeit mit meinen Kollegen. Kind und Karriere Mittlerweile steht nicht mehr nur mein Job im Mittelpunkt, sondern auch meine Tochter. Da ich in der Nähe von München arbeite, mein Hauptwohnsitz aber in Nürnberg ist, bin ich Wochenend- Pendlerin. Diese Situation war für meine achtjährige Tochter und mich zunächst nicht einfach. Doch mittlerweile können wir beide dem sogar etwas Positives abgewinnen: Statt jeden Abend nur kurz Zeit miteinander zu verbringen, haben wir das ganze Wochenende rund um die Uhr und genießen das zu 100 Prozent. Es lohnt sich also, für seinen Traumjob zu kämpfen. Gerade Naturwissenschaftler sind universeller einsetzbar, als viele vermuten. Und man braucht auch keinen Doktortitel, um Karriere zu machen. Besonders im Qualitätsmanagement ist es von Vorteil, verschiedene Sichtweise miteinander zu vereinen, genau wie im naturwissenschaftlichen Studium. Seid einfach mutig und schreibt eine Bewerbung!

Was macht eigentlich ein Pharmareferent, Herr Braig?

Was mich als überzeugten Naturwissenschaftler dazu gebracht hat, meine Karriere im Pharmaaußendienst zu starten und wie der Arbeitsalltag bei meinem jetzigen Arbeitgeber, Daiichi Sankyo Deutschland, aussieht, möchte ich hier erzählen. Von Emanuel Braig

Zur Person

Emanuel Braig, 30 Jahre, Fachreferent für Hypertonie bei Daiichi Sankyo Deutschland
Gleich nach meinem Abitur im Jahr 2002 konnte ich an der Technischen Universität München in meinem Traumstudiengang Biologie starten. Ich war ein typischer Biologe – mit großem Interesse für alles Lebende, aber ohne genaue Idee, was damit beruflich anzufangen sei. Obwohl ich zum Beispiel meine Facharbeit über die Renaturierung eines Kleingewässers geschrieben hatte, befasste ich mich während des Grundstudiums an der TU München mit etwas ganz anderem, nämlich vor allem mit der Genetik und Zoologie. Während des Hauptstudium weckte dann eine Vorlesung im Nebenfach Humanbiologie mein Interesse derart, dass ich mich sofort auf die Physiologie und Pharmakologie stürzte. Durch meine Praktika kam ich auch erstmals mit der Pharmaindustrie in Kontakt, für die am Lehrstuhl Forschungsprojekte durchgeführt wurden. Die reine Laborforschung erschien mir als Zukunftsperspektive allerdings wenig attraktiv. Ich habe daher nicht gezögert, als mir als Diplomarbeitsthema die Mitarbeit an einem innovativen Projekt in der Limnologie (Gewässerkunde) angeboten wurde. Der Limnologie bin ich auch nach meinem Studium treu geblieben: Als ich mit der Promotion begann, rekonstruierte ich die Belastungsgeschichte eines oberbayerischen Seensystems. Zu dieser Zeit machte ich mir zunehmend Gedanken über meine berufliche Laufbahn. Obwohl ich gerne geforscht und auch publiziert habe, hatte ich Bedenken, eine Karriere in der Forschung zu wagen: zu wenig planbar, zu sehr berufliche Einbahnstraße. Zudem hatte ich festgestellt, dass mir die Kommunikation mit Menschen wesentlich mehr Spaß macht als die Laborarbeit. Ich habe mich daher vor Abschluss der Promotion zu einem Berufsstart im Außendienst der Pharmaindustrie entschlossen. Als Akademiker hatte ich wie viele andere zunächst Vorbehalte gegen diesen Weg. Ich beschloss aber, meine eigenen Erfahrungen zu machen. Nun bin ich über ein Jahr im Außendienst und habe meine Entscheidung keine Sekunde bereut. Im Gegenteil, ich fühle mich bei Daiichi Sankyo durch meine Vorgesetzten sowohl gefördert als auch gefordert: Zwischenzeitlich habe ich die Herausforderung angenommen und mich zum Fachreferenten für Hypertonie (Bluthochdruck) weiterentwickelt, was in dieser kurzen Zeit wohl eher ungewöhnlich ist. In dieser Funktion bin ich vor allem für die Betreuung von 220 Fachärzten in meinem Gebiet zuständig. Mit ihnen bespreche ich vor allem aktuelle Studien zu unseren Produkten, vermehrt geht es aber auch um gesundheitspolitische Themen. Die Feldaktivität, wie wir die Besuche bei unseren Kunden nennen, macht aber nur einen Teil meiner täglichen Arbeit aus. Weil die meisten Fachärzte nur mit Termin empfangen und oft nur wenig Zeit haben, ist eine solide Planung entscheidend, weswegen täglich zu Hause Büroarbeit ansteht. Eine Regel ist: Je mehr Arbeit man in die Vor- und Nachbereitung der Touren investiert, umso entspannter und erfolgreicher ist man draußen unterwegs. Für einen erfolgreichen Start in den Außendienst sollte man daher neben Freude an der Kommunikation eine ausgeprägte Organisationsfähigkeit und hohe Eigenmotivation mitbringen. Als Pharmareferent hat man es selbst in der Hand, ob man von den Ärzten als kompetenter Gesprächspartner auf Augenhöhe wahrgenommen wird oder als ein Vertreter unter vielen. Viel entscheidender sind fachliche Kompetenz und eine verlässliche Kommunikation, weswegen ich viel Zeit in die inhaltliche Vorbereitung investiere. Auch von der Erfahrung der Kollegen profitiere ich enorm. Obwohl man im Außendienst meist auf sich allein gestellt ist, ist die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen eng: Einmal im Monat treffen wir uns, um uns auszutauschen. Den Rest der Zeit stehen wir telefonisch und per Mail intensiv im Austausch. Als Naturwissenschaftler fühle ich mich bei Daiichi Sankyo mit seinen Entwicklungszielen gut aufgehoben. Zukünftige Indikationsfelder des Unternehmens, wie die Onkologie oder neuartige Gerinnungshemmung, setzen ein fundiertes Wissen voraus. Ich empfinde es auch von Vorteil, eigene Erfahrungen mit Forschung und Publikation zu haben. Besonders stolz bin ich darauf, dass wir vor Kurzem als Team erfolgreich ein Pilotprojekt gestartet haben, bei dem ich als Moderator auf der Bühne stehen durfte. Es handelte sich um ein Diskussionsforum für Ärzte, das nun auch bundesweit stattfindet. Spannend und lehrreich ist für mich auch die Teilnahme an internationalen Kongressen: Dieses Jahr konnte ich zum Beispiel zum Kongress der European Society of Hypertension nach London mitfahren. Das war auch eine gute Gelegenheit, um bei wissenschaftlichen Vorträgen den Draht zur Forschung aufrechtzuerhalten.

Job-Steckbrief Pharmareferent

Voraussetzungen: Abgeschlossenes Hochschulstudium in den Fächern Biologie, Chemie, Biochemie, Medizin, Veterinärmedizin, Pharmazie oder Ernährungswissenschaft oder eine abgeschlossene Ausbildung als Pharmazeutisch-Technischer Assistent (PTA) oder Medizinisch-Technischer Assistent (MTA) beziehungsweise eine Ausbildung zum Geprüften Pharmareferenten, hohes Maß an Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, Verkaufstalent und Erfolgswillen Einstiegsmöglichkeiten: Direkteinstieg bei einem Pharmaunternehmen oder bei einem Dienstleister Informationen: Beim Verband der forschenden Pharmaunternehmen (www.vfa.de), bei den Pharmaunternehmen selber oder bei den örtlichen Industrieund Handelskammern; Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Pharmareferent unter: www.gesetze-im-internet.de

E-Mail für Dich

Von: Dr. Dennis Bankmann Gesendet: Dienstag, den 28. August 2012 An: Studenten und Absolventen der Naturwissenschaften Betreff: Vom Laborleiter zum Product Development Manager Liebe Leserinnen und Leser, schon in meiner Jugend habe ich mich für Technik und Naturwissenschaften interessiert. Ich war neugierig, wollte die Funktionsweise der Dinge unseres Alltags verstehen, wollte etwas gestalten und herstellen. Dass ich eines Tages Produkte und Technologien mitentwickle, die Millionen von Menschen aus der ganzen Welt tagtäglich nutzen, hätte ich mir damals nicht träumen lassen. Ich habe Chemie an der Universität Köln studiert. Das Studium war sehr vielseitig, und dank der Kooperationen meiner Uni mit der Wirtschaft habe ich früh die praktische Anwendung chemischer Forschung kennengelernt. Während meiner Promotion im Anschluss an das Studium habe ich im Auftrag der chemischen Industrie Produkt- und Materialanalysen durchgeführt und kam dabei mit meinem jetzigen Arbeitgeber Henkel in Kontakt. Eingestiegen bin ich bei Henkel dann als Laborleiter in der Klebstoffforschung. Dort konnte ich mein Wissen und die praktischen Erfahrungen aus Studium und Promotion täglich anwenden. Durch verschiedene Seminare und Fortbildungen habe ich aber auch wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse erworben, zum Beispiel im Projektmanagement. So habe ich meine beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten erweitert. Ich bekam die Chance, als Projektleiter ins Ausland zu gehen und in Barcelona ein Forschungslabor aufzubauen. Seit meiner Rückkehr aus Spanien bin ich als Manager in der Produktentwicklung tätig. Unser Team arbeitet daran, flexible Verpackungen für Lebensmittel stetig zu verbessern. Dabei stellen wir uns Fragen wie: „Wie muss eine Verpackung beschaffen sein, um das Produkt optimal zu schützen?“, „Mit welcher Technologie verbrauchen wir möglichst wenige Ressourcen und unterstützen so eine nachhaltige Produktion?“ Die Projekte begleite ich von den ersten Gesprächen mit unserem Kunden bis zur Markteinführung seines Produkts, das unsere Technologien verwendet. Was das Spannende für einen Naturwissenschaftler an einem Job bei Henkel ist? Die Produkte, die wir entwickeln, finde ich überall im Alltag wieder – ob Waschmittel, Haarpflege und Klebstoffe für Konsumenten oder industrielle Anwendungen, die sich in Autos, Smartphones, Sportschuhen und Verpackungen befinden. Außerdem arbeite ich in interdisziplinären Teams mit Kollegen und Experten aus der ganzen Welt zusammen. Wichtige Eigenschaften und Kompetenzen, die man als Forscher und Produktentwickler mitbringen muss, sind Eigeninitiative, Kommunikationsfähigkeit und vor allem die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln. Dann bekommt man die Möglichkeit, vielfältige Aufgaben und Projekte zu übernehmen, eigenverantwortlich zu arbeiten und in einem globalen Team neue Produkte und Anwendungen zu entwickeln. Viel Erfolg und Spaß beim Berufseinstieg wünscht Dennis Bankmann Product Development Manager Henkel www.henkel.de

Jung und erfolgreich bei: Booz & Company

Ich arbeite jetzt bereits seit zwei Jahren bei Booz & Company – einem Strategieberatungsunternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern in 60 Büros auf allen Kontinenten. Vor meinem Berufseinstieg habe ich in München – mit zwei Auslandsaufenthalten in Sevilla und Cambridge – Physik studiert und danach eine Dissertation im Bereich Biophysik geschrieben. Während meiner Dissertation zum Thema „Stochastische Modellierung des synthetischen Gentransfers“ konnte ich den Fokus relativ gut abgrenzen und mir, ohne übertriebenen Zeitdruck, fachliche Tiefe und eine solide wissenschaftliche Methodik aneignen. Die damals erlernte strukturierte Herangehensweise und das analytische Denken helfen mir heute sehr in meinem Berateralltag.

Name: Dr. Simon Youssef Position: Associate Stadt: München Alter: 33 Jahre Studium: Diplom-Physik (2007 beendet), Promotion in Physik (2011) Interessen: Skifahren, Klettern, Reisen Berufliches Ziel: Führungsverantwortung übernehmen
Für den Einstieg in die Unternehmensberatung habe ich mich entschieden, weil ich meinen Fokus weiter fassen und mir über viele Branchen und Trends in kurzer Zeit einen Überblick verschaffen wollte. Vor der Entscheidung für ein bestimmtes Beratungsunternehmen hatte ich in verschiedenen Workshops bei unterschiedlichen Firmen die Gelegenheit, die potenziellen Kollegen und die jeweilige Unternehmenskultur kennenzulernen. Beeindruckt hat mich bei Booz, dass die Mitarbeiter als sogenannte pragmatische Strategen nicht nur Analysen und Lösungsvorschläge erarbeiten, sondern gemeinsam mit den Kunden auch die eigentliche Umsetzung vorantreiben. Der Umgang der Kollegen mit den Workshop-Teilnehmern und untereinander sowie ein gutes Bauchgefühl haben mich letztlich von meinem jetzigen Arbeitgeber überzeugt. Seit meinem ersten Arbeitstag konnte ich hier sehr eigenständig und in direkter Interaktion mit den Klienten arbeiten, wobei mir erfahrene Projektleiter und Partner in kritischen Phasen und bei komplexen Problemen jederzeit zur Verfügung stehen. Oft hilft mir dabei die im Physikstudium erlernte Fähigkeit, bei schwierigen Fragestellungen relevante Teilprobleme zu identifizieren. Neben der alltäglichen Arbeit beim Kunden ist es bei Booz üblich, dass die Berater sich in internen und externen Projekten engagieren sowie die Marketingarbeit unterstützen. Bei solchen Projekten kann man frühzeitig Erfahrung in Rollen sammeln, die eigentlich erst später in der Karriere vorgesehen sind. So habe ich in diesem Sommer als Projektmanager den „Soccer Cup“ mitorganisiert: Zu dieser Veranstaltung kamen circa 250 „Boozies“ aus 20 unserer Büros weltweit, die sehr engagiert und kompetitiv um den Turniersieg gekickt haben. Bei diesem und zahlreichen anderen Events wird die sehr lebendige und kollegiale Firmenkultur gepflegt.

„Mit Hygienemanagement zum Erfolg“

Peter Pfaff ist Konzeptmanager bei B. Braun und verantwortlich für die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, die das Image des Unternehmens als Ansprechpartner für multiresistente Erreger (MRE) stärken. Über die gefährlichen Keime und darüber, wie man sie bekämpfen kann, sprach mit ihm Christiane Siemann.

Herr Pfaff, „MRE – der schleichende Tod“ heißen dramatische Schlagzeilen. Wie entstehen multiresistente Erreger? Der Hauptgrund der Entstehung liegt in der Verwendung von zu vielen oder falschen oder zu kurz verabreichten Antibiotika. Neben dem unkritischen Einsatz von Antibiotika ist häufig auch die Umsetzung der prophylaktischen Hygienemaßnahmen in Kliniken nicht optimal. Multiresistente Erreger werden zum Problem bei Kranken und abwehrgeschwächten, insbesondere älteren Menschen oder bei Frühgeburten. Auch Patienten mit Verletzungen, Operationen, chronischen Wunden, invasiven Maßnahmen wie Kathetern oder Sonden bedürfen besonderer Schutzmaßnahmen. Dringen die Erreger in den Körper ein, sind die Therapiemaßnahmen sehr begrenzt, und es kann zu dramatischen Infektionsverläufen kommen.

Multiresistente Erreger (MRE)

Als Multiresistenz bezeichnet man in der Medizin eine Form der Antibiotikaresistenz, bei der Bakterien oder Viren gegen mehrere verschiedene Antibiotika unempfindlich sind. MRE gehören zu den häufigsten Komplikationen medizinischer Behandlungen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit treten in Deutschland jährlich schätzungsweise 400.000 bis 600.000 Fälle auf.
Wie sehen die Folgen aus? Am meisten Sorgen macht uns der MRSA, der multiresistente Staphylococcus aureus. Man geht davon aus, dass 30 Prozent aller Erwachsenen zeitweise besiedelt sind. Dies ist für den gesunden Organismus eigentlich kein Problem. Auf der Körperoberfläche sind diese Bakterien durch gezielte sogenannte Sanierungsmaßnahmen relativ einfach zu entfernen. Im Körper verursachen sie allerdings Wund-, Atemwegs- oder Harnwegsinfektionen oder eine Blutvergiftung. Nach Schätzungen befinden sich in deutschen Krankenhäusern jährlich über 130.000 Patienten mit MRSA. Davon haben rund 38.000 die Besiedlung im Krankenhaus erworben, mehr als ein Drittel von ihnen sind diesbezüglich behandlungsbedürftig. Eine MRSA-Infektion erhöht das Risiko, bei einem Klinikaufenthalt zu sterben, um den Faktor 2,7. Erst dramatische Fälle, wie der Tod der Frühgeborenen in Mainz oder Bremen, führten zu Reaktionen auf der politischen Ebene und der Festschreibung entsprechender Maßnahmen im Infektionsschutzgesetz. Warum engagiert sich B. Braun in MRE-Projekten? MRE gehören zu den häufigsten Komplikationen medizinischer Behandlungen. Für Kliniken und Heime entstehen immense betriebswirtschaftliche Kosten: Personalkosten für Sanierungsmaßnahmen fallen an sowie Kosten für Sanierungsprodukte, Desinfektion und Schutzkleidung. Zudem erhöhen MRSA-Infektionen die Krankenhausverweildauer. Große Probleme kann aber niemand für sich allein lösen – und multiresistente Erreger sind ein großes Problem. Wir wollen aufzeigen, dass abgestimmte Vorgehensweisen, offene und ehrliche Kommunikation sowie systematisches Hygienemanagement zum Erfolg führen können. Daher unterstützen wir Kliniken, Gesundheitsämter und andere Institutionen beispielweise mit der Erfahrung aus vielen Projekten und Schulungsmaßnamen. Durch Kooperationen mit Krankenkassen und auch Wettbewerbern wollen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen, um gemeinsam den Kampf gegen MRSA zu gewinnen. Wie kann man den Keim abwehren? Unser Ansatz: Die Keime müssen bekämpft werden, bevor sie die Möglichkeit haben, in den Körper einzudringen. Der erste Schritt: umfassende Aufklärung, wie das Hygienemanagement gestaltet sein sollte, um den Keim, wenn er vorhanden ist, zu eliminieren. Das Personal muss geschult werden, denn wenn der Keim vorhanden ist, kann er auf andere Patienten, das Krankenhauspersonal und Angehörige übertragen werden, die ihn dann wieder weitergeben. Die Sanierung des Keims ist im Prinzip relativ leicht: Nach sieben Tagen spezifischer Behandlung kann ein Mensch MRSA-frei sein. Zudem haben wir ein System auf der Basis des Wirkstoffs Polyhexanid (PHMB) entwickelt, mit dem ein MRSA-Träger von Kopf bis Fuß saniert werden kann. Es ist besonders hautfreundlich und hat einen nachgewiesenen antimikrobiellen Barriereeffekt bis zu 24 Stunden. Welche Rolle spielen Naturwissenschaftler bei der Entwicklung? Ein solches Produkt, wie ein Desinfektionsmittel oder ein Arzneimittel mit seinen gesamten Therapiemöglichkeiten, entsteht immer in der Zusammenarbeit von Chemikern, Medizinern, Biologen, Hygienikern, Pharmakologen und Toxikologen. Von der Forschung bis zur Produktentwicklung über die Auswahl und Formulierung des Wirkstoffs bis zu den klinischen Studien sind viele unterschiedliche naturwissenschaftliche Disziplinen beteiligt.

Über B. Braun

Das Unternehmen mit Sitz im nordhessischen Melsungen hilft durch Wissensaustausch, Therapien und Arbeitsabläufe in Kliniken und Praxen zu verbessern und die Sicherheit von Patienten, Ärzten und Pflegepersonal zu erhöhen. 2011 erwirtschafteten 44.000 Mitarbeiter in rund 50 Ländern mit Produkten und Dienstleistungen 4,6 Milliarden Euro. www.bbraun.de

Mit Sonnenkraft

Dr. Patrick Zerrer hat Werkstoffwissenschaften studiert und arbeitet heute als Gruppenleiter bei Bosch Solar Energy. Hier sind er und seine Mitarbeitern für die Material- und Prozessentwicklung bei kristallinen Solarmodulen verantwortlich. Von Patrick Zerrer

Schon in der Schule haben mir die naturwissenschaftlichen und technischen Fächer am meisten Spaß gemacht. Durch ein Praktikum am Max-Planck-Institut für Metallforschung habe ich die Werkstoffwissenschaft für mich entdeckt – das Fach, das ich dann auch in Stuttgart studierte. Schon als Werkstudent hatte ich Kontakt zum Unternehmen Robert Bosch und wusste daher von der Möglichkeit, auch dort als Doktorand angestellt zu werden. Also bewarb ich mich auf eine Stelle für Lotmaterialentwicklung und bekam sie auch. Auf der Suche nach neuen Herausforderungen bin ich danach zur damals jüngsten Bosch-Tochter, der Bosch Solar Energy, gekommenn. In einer kleinen Abteilung für die Pilotmodulproduktion wurde ein Spezialist für die Verlötung von Solarzellen gesucht. Meine Aufgabe ist es, verschiedene Verfahren zu optimieren, zu erproben und neue Methoden zu entwickeln. Parallel sollte ich ein Team für den ganzen Bereich der elektrischen Verschaltung aufbauen. Seit Kurzem leite ich nun diese Gruppe zur Materialentwicklung im Solarmodul. Es ist noch nicht allzu lange her, da verkauften sich alle Arten von Solarmodulen sehr gut. Doch auch zu jener Zeit war es immer unser Ziel, ein qualitativ hochwertiges Produkt zu fertigen. Seit dem letzten Jahr ist der Wettbewerb nun besonders hart geworden. Daher ist es extrem wichtig, stets verbesserte Produkte am Markt zu haben, und damit sind wir als Materialentwickler mehr denn je gefragt. Es gilt, neue Materialien auf dem Markt zu finden, die den Anforderungen von 25 Jahren Leistungsgarantie gerecht werden, gleichzeitig ein Rationalisierungspotenzial bei den Kosten – also die Möglichkeit, bestimmte Abläufe effizienter zu machen – aufzuzeigen und auch noch die Leistung des Solarmoduls zu erhöhen. Mein Arbeitsalltag ist dabei sehr abwechslungsreich – keine Woche ist wie die andere. Dabei steht aber immer die Koordination von verschiedenen Entwicklungsprojekten im Vordergrund. Das heißt, es müssen Schnittstellen geschaffen werden zwischen den verschiedenen Entwicklungsabteilungen, dem Produktmanagement, dem Vertrieb und der Produktion, die zukünftig unsere Innovationen in die Serienfertigung bringen soll. Hinzu kommt, dass ich mit meinem Team Neuerungen diskutiere, die Aufgaben der Teammitglieder abstimme und das Budget im Auge behalte. Von Zeit zu Zeit bin ich auch an Projekten beteiligt, die sich mit der Strategieentwicklung des Geschäftsbereichs Solar Energy beschäftigen. Alles in allem habe ich es nie bereut, diesen Weg eingeschlagen zu haben: Mein Job macht mir großen Spaß und ich lerne täglich Neues.

Zellwandel mit dem Nudelholz

Timo Sieber hat an der Fachhochschule Weihenstephan in Freising Biotechnologie studiert und später in Regensburg promoviert. Heute forscht er am Universitätsklinikum in Hamburg im Bereich der Virologie. Für seinen Vortrag über zellspezifische Viren erhielt er beim FameLab-Wettbewerb in Deutschland den ersten Preis. Von Christiane Martin

Timo Sieber braucht drei Minuten und ein Nudelholz, um zu erklären, woran er gerade forscht. Mit durchaus schauspielerischer Begabung kann der Biotechnologe auch Laien klarmachen, wie man es schafft, Hautzellen in künstliche Stammzellen zu verwandeln und diese dann in Herzmuskelzellen.
Timo Sieber, Foto: Bielefeld Marketing GmbH
Timo Sieber, Foto: Bielefeld Marketing GmbH
Kopf: Dr. Timo Sieber, 34 Jahre, Biotechnologe und FameLab-Gewinner in Deutschland 2012
„Man braucht dazu Reprogrammierungsfaktoren, die man in die Hautzelle schleusen muss“, sagt er in seinem Kurzvortrag beim FameLab-Wettbewerb – einem internationalen Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation – im März 2012 in Bielefeld und fuchtelt forsch mit dem Nudelholz. „Aber dabei muss man geschickt vorgehen und das Nudelholz, sprich die Geninformation der Reprogrammierungsfaktoren, mithilfe von speziellen Viren in die Zelle schmuggeln.“ Leicht verständlich beschreibt Sieber diesen Vorgang. Das Publikum dankt es mit großem Applaus, die Jury mit dem ersten Preis. „Ich habe unglaublich gern am FameLab teilgenommen, weil ich hier zwei Dinge, die ich gern mache, miteinander verbinden kann“, erklärt der 34-Jährige. Theaterspielen sei schon in früher Jugend ein Hobby von ihm gewesen, und seine Leidenschaft für die Naturwissenschaften hatte er bereits als Kind entdeckt. „Ich wollte immer schon Forscher werden“, sagt er lachend. Also begann der gebürtige Wiesbadener 1997 im bayerischen Freising, an der Fachhochschule Weihenstephan Biotechnologie zu studieren. Fünf Jahre später wechselte er als fertiger Diplom-Ingenieur an die Uni Regensburg und absolvierte hier ein einjähriges Aufbaustudium zur Erlangung der Promotionsreife. Als durchaus sinnvoll bezeichnet Sieber im Rückblick diese Zwischenstation: „Die Ausbildung an der FH war sehr technikorientiert; an der Uni konnte ich dann eher die Naturwissenschaften, insbesondere die Biologie, vertiefen.“ In seiner anschließenden Promotion betrieb Sieber dann Grundlagenforschung im Bereich der Virologie. Nach erfolgreichem Abschluss ging er 2008 nach Hamburg und wechselte in die anwendungsbezogene Forschung. „Ich beschäftige mich zwar immer noch mit Viren, aber jetzt mit dem klaren Ziel, die Ergebnisse in die Praxis zu überführen.“ Er und das etwa zwölfköpfige Team am Universitätsklinikum Hamburg, dem er angehört, benutzen sogenannte Adeno-assoziierte Viren, um Informationen in Zellen zu transportieren. „Seit einigen Jahren kennt man zum Beispiel Proteine, die in Zellen eine Reprogrammierung auslösen“, erklärt der Biotechnologe. „Will man also Zellen dazu bringen, ihre Spezialisierung auf einen bestimmten Zelltyp aufzugeben, muss man sie einfach nur mit diesen Proteinen behandeln. Das geht, indem man entkernte Adeno-assoziierte Viren als Transporter für die Reprogrammierer benutzt, ihre Oberfläche leicht verändert und die Viren danach in die Zellen schickt.“ Der Praxisbezug liegt hierbei zum Beispiel in der personalisierten Medizin. Wenn man etwa aus den reprogrammierten Zellen Herzmuskelzellen zieht, kann man an denen ein individuell abgestimmtes Herzmedikament testen. Es ist aber auch möglich, mithilfe von Viren Impfstoffe in Körper zu transportieren oder Tumorzellen abzutöten. „Das Gefühl, etwas zur Lösung wirklich schwerwiegender Probleme beizutragen, ist toll“, sagt Sieber. Er findet, dass er einen wunderbaren Job hat. „Man wird dafür bezahlt, dass man im Labor steht und Dinge ausprobiert, tüftelt, knobelt, forscht.“ Es gibt nur einen Wermutstropfen: Seine Stelle ist – wie so oft in diesem Bereich – befristet, und Timo Sieber weiß nicht, wo er in den nächsten Jahren landen wird. Aber eins ist sicher, er will weitermachen mit der Viren- und Zellforschung – erst einmal ist er aber als Sieger des Bundesfinales zum internationalen FameLab-Finale beim „Cheltenham Science Festival“ nach England gefahren. Dort ist er dann als einziger Teilnehmer aus Deutschland gegen die internationale Konkurrenz aus 20 Ländern angetreten und hat wieder in drei Minuten, mit dem Nudelholz bewaffnet, seine Welt erklärt.

FameLab

FameLab ist ein vom British Council veranstalteter internationaler Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation, der seit 2011 auch in Deutschland ausgetragen wird. Unter dem Motto „Talking Science“ stehen hier Wissenschaftler auf der Bühne und vermitteln einem öffentlichen Publikum von Laien möglichst unterhaltsam und verständlich – und in lediglich drei Minuten – ihr Forschungsgebiet. Zur Präsentation ist nur erlaubt, was am Körper getragen werden kann – sei es ein Kontrabass, ein aufblasbarer Delphin oder ein Nudelholz. Weitere Infos und die Videos der Vorträge unter: www.famelab-germany.de