Jung und erfolgreich bei: Pfizer

Ich will mit meiner Arbeit etwas bewegen und Menschen helfen. In meiner Rolle als Leiterin der Abteilung Site Compliance am Pfizer- Produktionsstandort in Freiburg trage ich dazu bei, teilweise schwer kranken Patienten wichtige Medikamente schnell zugänglich zu machen.

Zur Person

Dr. Cindy Wechsler, Foto: Conny Ehm
Dr. Cindy Wechsler, Foto: Conny Ehm

Name: Dr. Cindy Wechsler
Position: Team Lead Site Compliance
Stadt: Freiburg
Studiengang: Chemie auf Diplom, Dr. rer. nat.
Abschlusszeitpunkt: 2009/2014
Interessen: Familie und Freunde, Reisen, Wandern, Joggen, Bodypump
Berufliches Ziel: neue Medikamente schnellstmöglich den Patienten zur Verfügung zu stellen

Ich bin Chemikerin und arbeite bei Pfizer im Bereich der Compliance bzw. Zulassung von Arzneimitteln. Zusammen mit meinem Team betreue ich rund 60 Arzneimittel, die in über 150 Länder dieser Welt geliefert werden. Unsere Aufgabe ist es sicherzustellen, dass die Medikamente exakt so hergestellt, getestet, verpackt und freigeben werden, wie es die Vorschriften der jeweiligen Länder verlangen. Aber auch die Neueinführung von Produkten, die gerade aus der Entwicklung kommen und in die kommerzielle Fertigung übergehen und erstmalig in den Ländern eingereicht werden, gehört zu unseren Aufgaben. Des Weiteren arbeiten wir an der Implementierung neuer Länderanforderungen und ich plane entsprechend auch das Budget der Abteilung.

Schon früh wusste ich, dass ein naturwissenschaftliches Studium genau das Richtige für mich ist. Mich hat die Welt der Chemie fasziniert. Der Fachbereich ist so vielfältig, man kann von Wirkmechanismen von Arzneistoffen bis hin zu den Leuchteigenschaften von Glühwürmchen alles erklären. Mein Studium an der Universität Göttingen war sehr praktisch ausgerichtet und ich habe viel Zeit im Labor verbracht – von den Erfahrungen profitiere ich noch heute. Auch wenn das Studium insgesamt sehr intensiv und herausfordernd ist: Es lohnt sich.

Schon während meiner Promotion hatte ich über eine Forschergruppe Kontakte zur Universität in Freiburg geknüpft. Nach meiner Dissertation führte mich diese Kooperation in eben jene Arbeitsgruppe nach Freiburg für einen Postdoc. Hier hatte ich noch einmal die Möglichkeit, mich analytisch in Sachen Methodenentwicklung auszuleben. Danach stand für mich aber auch fest: Ich wollte weg von der Grundlagenforschung und hin zu etwas, was wirklich in der Welt ankommt und einen Unterschied macht. Da kam das Stellengesuch von Pfizer wie gerufen. Ende 2015 startete ich als Manager Site Compliance in der Qualitätsorganisation. Hier ergaben sich für mich innerhalb kürzester Zeit viele Möglichkeiten: Ich konnte mich beweisen, habe rasch Verantwortung übernehmen dürfen und leite inzwischen eine Abteilung im Bereich Regulatory Compliance.

Bei Pfizer in Freiburg sowie global gibt es bereits sehr gute Vorbilder für erfolgreiche und starke Frauen in hohen Positionen. Das ist sehr inspirierend. Für die Zukunft aber wünsche ich mir, dass es noch mehr Frauen auch in naturwissenschaftlich oder technisch geprägten Bereichen in Führungspositionen schaffen. Deshalb engagiere ich mich in meiner Freizeit auch als Vorstand eines Mentoring- Vereins von Frauen für Frauen. Wir bringen spannendende Frauen zusammen, begleiten sie auf ihrem Weg von der Uni in den Job oder in Situationen der Veränderung. Ich denke, wir Frauen müssen lernen, noch besser von diesen Netzwerken zu profitieren, wenn wir uns verwirklichen wollen.

Chemiebranche: Interdisziplinäre Aufgaben, gute Bezahlung

Einer der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland ist die chemischpharmazeutische Industrie. Gute Gehälter, spannende Aufgaben – und vor allem jede Menge Zukunft. Wer in der Chemie arbeitet, hat gute Aussichten, an den großen Innovationen der Gegenwart mitzuwirken. Er wird Teil einer Branche, die sich einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben hat. Von Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer Wissenschaft, Technik und Umwelt im VCI

Die Branche befindet sich zurzeit im Übergang zu einer neuen Entwicklungsphase, die wir als „Chemie 4.0“ bezeichnen. Schlüsselthemen sind hierbei die Digitalisierung und die zirkuläre Wirtschaft sowie deren Zusammenspiel. Die Umsetzung dieser Megatrends erfordert eine grundlegende Weiterentwicklung der Chemieunternehmen vom reinen Werkstofflieferanten zum Anbieter umfassender und nachhaltiger Lösungen für Kunden und Umwelt.

Arbeiten in interdisziplinären Netzwerken

In Bezug auf die zirkuläre Wirtschaft werden Naturwissenschaftler (das gilt auch für Chemiker) in Zukunft vermehrt in interdisziplinären Netzwerken arbeiten und zum Beispiel über eine alternative Rohstoffbasis forschen, Kreisläufe mitdenken und von Anfang an die Nachhaltigkeit im Blick haben müssen. Die Digitalisierung ist ein Treiber für die Entwicklung vernetzter und automatisierter Produktionsprozesse. Dadurch werden Geschäftsmodelle mit Daten als neuem Rohstoff entstehen. Das effiziente Wissensmanagement, basierend auf großen Datenmengen und interdisziplinären Netzwerken, ermöglicht kundenorientierte ganzheitliche Problemlösungen. Der Umgang mit und die Analyse von digitalen Daten werden daher künftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen.

Attraktive und abwechslungsreiche Arbeitsplätze

Für natur- und ingenieurwissenschaftlich qualifizierte Hochschulabsolventen und Fachkräfte sind die Berufschancen in der Branche weiter insgesamt positiv. In den vergangenen drei Jahren haben die Unternehmen von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig durchschnittlich rund 400 promovierte Hochschulabsolventen aus der Chemie jährlich eingestellt. Wegen der gestiegenen Absolventenzahlen wird der Wettbewerb unter den Absolventen allerdings intensiver. So sucht die Chemieindustrie auch Ingenieure – hauptsächlich aus chemienahen Ingenieurdisziplinen. Die Branche bietet ihnen attraktive und abwechslungsreiche Arbeitsplätze mit anspruchsvollen Aufgaben. Mit einer breit gefächerten naturwissenschaftlich-technischen Hochschulausbildung sind Ingenieure gut gerüstet.

Hier können junge Menschen einen Beitrag zur Forschung an wichtigen Zukunftsthemen leisten – zum Beispiel der Elektromobilität, der Energieerzeugung sowie der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle auf der Basis von Big Data.

So sind sie für alle technisch-chemischen Verfahren der Stoffumwandlung verantwortlich: Sie arbeiten in Forschung und Entwicklung, planen und konzipieren die Auslegung und den Bau von Technikums-, Pilot- und Produktionsanlagen. Sie optimieren und betreiben Anlagen, die zur Herstellung von Arzneimitteln, Kunststoffen, Farben und Lacken, Klebstoffen, Waschmitteln und anderen Chemieprodukten tagtäglich in den Chemiebetrieben verwendet werden.

Zu ihren Aufgaben gehört auch der Umweltschutz, dessen steigende Anforderungen nur mit ausgeklügelten chemisch-verfahrenstechnischen Prozessen erfüllt werden können. Dazu gehört beispielsweise das Entfernen von Reststoffen, die in der Produktion anfallen, aus Abluft und Abwasser sowie deren Wiederverwertung in geschlossenen nachhaltigen Stoffkreisläufen. Besonders wichtig ist der produktionsintegrierte Umweltschutz. Er korrespondiert mit der weltweiten Responsible-Care-Initiative der Branche. Mit diesem Programm verpflichtet sich die Branche, Sicherheits-, Gesundheitsund Umweltschutz kontinuierlich zu verbessern – unabhängig von gesetzlichen Vorgaben. Dies bietet auch jungen Ingenieuren besonders reizvolle Aufgaben.

Beitrag zur Forschung an wichtigen Zukunftsthemen

Gute Chancen haben auch promovierte Chemiker mit entsprechendem fachlichem Hintergrund in Elektrochemie, in Materialwissenschaften und Grenzflächenwissenschaften, Biochemie sowie der Theoretischen Chemie. Hier können junge Menschen einen Beitrag zur Forschung an wichtigen Zukunftsthemen leisten – zum Beispiel der Elektromobilität, der Energieerzeugung sowie der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle auf der Basis von Big Data.

Der Verband der Chemischen Industrie e. V. (VCI) vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund 1700 Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland. Als Stimme der Branche kommuniziert der Verband mit Politik und Behörden sowie anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien.

www.vci.de

 

Trotz Zweifeln: Ein leidenschaftlicher Naturwissenschaftler

Hans-Hennig von Grünberg ist Professor und im zehnten Jahr Präsident der Hochschule Niederrhein – eine naturwissenschaftliche Karriere wie im Bilderbuch. Doch die ersten Schritte hinein in die Physik waren mühsam und voller Zweifel. Wie der Hochschulmanager aus dem Tal herauskam und was er angehenden Naturwissenschaftlern mit Zweifeln rät, erklärt er im Gespräch. Die Fragen stellte André Bosse.

Zur Person

Hans-Hennig von Grünberg (geboren 1965 in Eckernförde) studierte von 1985 bis 1993 Physik an der RWTH Aachen sowie später an der FU Berlin. Er promovierte 1994 mit einer Arbeit in der theoretischen Festkörperphysik. Nach Assistenzjahren in Oxford und Konstanz wurde er 2004 zum Professor für Theoretische Physikalische Chemie an die Uni Graz berufen. Seit 2009 ist er Präsident der Hochschule Niederrhein mit Sitz in Krefeld und Mönchengladbach, zum Ende seiner zweiten Amtszeit 2020 wird er sich auf eigenen Wunsch eine neue Herausforderung suchen. 2017 wählte eine Jury ihn zum Hochschulmanager des Jahres.

Herr von Grünberg, Sie sind heute Professor für Physikalische Chemie und leidenschaftlicher Naturwissenschaftler. Hätten Sie als junger Student darauf gewettet, dass es einmal so kommen wird?
Nein, eher nicht, denn ich habe meinen Studienstart an der RWTH Aachen als wirklich sehr beschwerlich empfunden. Zum einen fiel es mir recht schwer, in diesen Kosmos einer Universität einzutauchen. Zum anderen haben mir die ersten Semester meines Physikstudiums extrem zugesetzt.

Warum?
Weil sie zu wenig mit Physik zu tun hatten. Ich wollte ran an dieses Fach, darum hatte ich es ja ausgewählt. Stattdessen ging es in den Vorlesungen zunächst vor allem um abstrakte Mathematik – und zwar ohne, dass jemand uns mal den Sinn erklärte, warum das für die Physik wichtig ist. Also ging ich im zweiten Semester in eine Theoretische Mechanikvorlesung, um endlich echte Physik zu lernen. Doch dort habe ich nichts verstanden, also wirklich: null-komma-null. Ich war entsetzt, ich hatte mich als guten Abiturienten betrachtet – doch nun war ich an der Uni, belegte ein Fach, das mich durchaus interessierte, doch ich verstand nur Bahnhof.

Hatten Sie Zweifel, die richtige Wahl getroffen zu haben?
Und ob! Und diese Erkenntnis hat mich erheblich aus der Bahn geworfen, ich fragte mich fortlaufend: Wie doof musst du sein, dass du hier einfach nichts verstehst? Ich erinnere mich noch an die Briefe, die ich damals an meine Eltern geschrieben habe, da war von der Begeisterung eines Studenten nichts zu spüren, das waren die Briefe eines Zweifelnden. Beneidet habe ich die Kommilitonen, die Jura oder Medizin gewählt hatten, denn die beschäftigten sich in ihrem Studium mit diesseitigen Dingen, da ging es um den menschlichen Körper und echte strafgerichtliche Fälle. Ich mit meiner Physik dagegen kam mir wie einer aus dem Jenseits vor. Meine damalige Freundin studierte Medizin, und ich bekam jeden Abend mit, mit wie viel Praxisbezug sie auf ihren späteren Beruf als Ärztin hin lernte. Ich hingegen kam mit meiner abstrakten Mathematik um die Ecke – bei der Physik war ich ja noch gar nicht angekommen. Das hat mich wirklich extrem genervt.

Weil es so langsam voranging.
Ja, und weil mir die Grundbedingungen an einer Hochschule gewöhnungsbedürftig vorkamen. Unis sind ein seltsamer Ort, man geht dorthin, um sich von Professoren oder Dozenten bestimmte fachwissenschaftliche Themen ganz genau erklären zu lassen. Bei mir war das die Physik – da blieb dann kein Raum mehr für die Politik oder fürs Recht. Man verortet sich intellektuell in nur einem Fach, das ist bei Naturwissenschaftlern sicher noch stärker der Fall als in anderen Wissenschaften. Wie erwähnt: Die Physik kam mir jenseitig vor, ich sah zunächst keinerlei Anknüpfungspunkt an die wirkliche Welt. Insofern zog ich mich als junger Mensch aus dem eigentlichen Leben zurück. Und das ironischerweise in einer Lebensphase Anfang und Mitte 20, in der man eigentlich voll im Leben stehen möchte, was man ja zum Ende seiner Teenagerzeit noch getan hat. Bis zum Abi war man Teil einer großen Gruppe, man hat gemeinsam gelernt, hat zusammen Dinge auf die Beine gestellt. Das Physikstudium zu beginnen, war dann eine der ersten grundeigenen Entscheidungen. Die Folgen davon zu spüren – das war für mich nicht ohne, denn ich wusste sehr genau, dass es meine Entscheidung gewesen war, Physik zu studieren.

Hatten Ihre Mitstudenten die gleichen Zweifel?
Nicht alle, nein, es gab zum Beispiel einen, der sagte von Beginn an: Ich kann gar nichts anderes als Physiker werden. Das war für ihn ganz klar, und er ist dann auch tatsächlich Physikprofessor geworden.

So wie auch Sie.
Ja, ich bin gerne und leidenschaftlich Physiker, aber eigentlich bin ich ein noch leidenschaftlicherer Naturwissenschaftler. Ich hätte vielleicht in den ersten Semestern eine Suchbewegung in andere Fächer hinein zulassen sollen, zum Beispiel in die Biologie oder Chemie. Ich bin aber streng bei der Physik geblieben, so bin ich erzogen worden, recht preußisch, nach dem Motto: Wer A sagt muss auch B sagen.

War das rückblickend eine Fehlentscheidung?
Nein, ich habe längst meinen Frieden mit der Physik gemacht. Aber dennoch wäre das Suchen nach anderen naturwissenschaftlichen Möglichkeiten damals durchaus sinnvoll gewesen. In diesem Sinne besitzt der Zweifel ja auch eine steuernde Funktion, er motiviert einen Menschen dazu, mit der Suche nach weiteren Optionen zu beginnen, statt sich hängen zu lassen oder sich seinem Schicksal zu ergeben.

Wann kam es zur Wende, wann entstand die Leidenschaft für die Physik?
Als ich sie nach all der Mathematik endlich erreicht hatte, im fünften Semester. Es ging dann um die geliebte Quantenmechanik, das ist ja beileibe auch kein einfaches Thema, aber ich als ich die verstanden hatte, war ich endlich in der Physik angekommen.

Welche Strategie raten Sie Studierenden von naturwissenschaftlichen Fächern, die wie Sie damals Zweifel haben?
Zwei Dinge sind wichtig, erstens helfen Nein-Entscheidungen. So neidisch ich auf meine Freundin und andere Leute aus meiner Peer-Group auch war, aber für mich wäre ein Medizin- oder Jura-Studium nie infrage gekommen, ich hatte mich früh bewusst dagegen entschieden, und es hat mir geholfen, hier Klarheit zu haben. Zweitens ist es wichtig, sich in seinem Bereich oder auch abseits davon die Themen zu suchen, die einen begeistern. Bei mir waren das zum Beispiel die Computer, die gab es Ende der 1980er-Jahre an der Uni nur in speziellen Räumen, aber mich hat das begeistert. Indem ich für mich feststellte, was mich wirklich begeistern konnte und was ich auf gar keinen Fall machen wollte, habe ich Stück für Stück Puzzlesteine zu meinem Lebensentwurf hinzugefügt, andere hingegen habe ich weggelegt – und irgendwann ergab sich dann der für mich richtige Weg. Wie hat Goethe im „Faust“ geschrieben: „Ein guter Mensch, in seinem dunklen Drange, ist sich des rechten Weges wohl bewusst.“ Das hat sich bei mir tatsächlich bewahrheitet.

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DEUTSCHE BIOTECHNOLOGIETAGE

Die Deutschen Biotechnologietage – kurz DBT – werden vom Branchenverband BIO Deutschland organisiert und sind Treffpunkt für Unternehmer, Forscher, Politiker, Förderinstitutionen und Verwaltung. Die Konferenz befasst sich in Plenarvorträgen, Podiumsdiskussionen und Frühstücksrunden mit den Rahmenbedingungen und den vielfältigen Anwendungsfeldern der Biotechnologie und findet im Jahr 2020 am 27. und 28. Mai in Wiesbaden statt. Mehr Infos: www.biotechnologietage.de

BEWERBEN MIT DER MICRO-LEARNING-METHODE

Cover Bewerbung to goDer Ratgeber „Bewerbung to go“ ist für alle, die keine Zeit haben, sich stundenlang mit ihren Berwerbungsunterlagen zu beschäftigen. Sandra Gehde: Bewerbung to go. Entspannt und zeitgemäß zum neuen Job. Erfolgreich bewerben mit der Micro- Learning-Methode. metropolitan 2019. ISBN 978-3-96186-030-2. 14,95 Euro.

„UNVERFRORENE FREUNDE“

Cover Unverfrorene FreundeSeit fast 30 Jahren erforscht Klemens Pütz das Leben von Pinguinen. Dafür reist er jedes Jahr für mehrere Monate in die Antarktis und in andere Regionen, in denen die Tiere leben. Nun gewährt er erstmals umfassend Einblick in den Alltag dieser faszinierenden Vögel und erklärt, was wir tun müssen, um sie zu schützen. Klemens Pütz, Dunja Batarilo: Unverforene Freunde. Mein Leben unter Pinguinen. Ullstein 2019. ISBN 978-3-55005-034-3. 20,00 Euro.

SPEKTRUM-PODCAST

Aktuelles aus der Welt der Wissenschaft bietet detektor.fm monatlich im Spektrum-Podcast, der gemeinsam mit den Redakteuren vom rennomierten „Spektrum der Wissenschaft“ gemacht wird.

GEHEIMNISSE ENTDECKEN

Cover Komisch alles chemischChemie ist alles – was wir tun, was uns umgibt, was wir fühlen, alles hat mit Chemie zu tun. Die junge Wissenschaftlerin und Journalistin Mai Thi Nguyen-Kim tritt in diesem spannenden Pop-Science-Buch den munteren Beweis dafür an und zerlegt Alltagsphänomene in ihre chemischen Elemente. Witzig und originell erklärt sie, welche chemischen Reaktionen in und um uns herum insgeheim ablaufen, und macht vor allem eins: Lust auf Chemie. Mai Thi Nguyen-Kim: Komisch, alles chemisch! Droemer 2019. ISBN 978-3-426-27767-6. 16,99 Euro.

„DAS GRÜNE WUNDER“

Im kleinen Kosmos „Garten“ ereignen sich ziemlich viele erstaunliche Dinge: Im Boden sorgen Kleinstlebewesen dafür, dass Nährstoffe von den Pflanzen aufgenommen werden können. Manche Pflanzen geben Stoffe in den Boden ab, um sich Konkurrenz vom Leib zu halten. Andere Pflanzen wiederum fördern sich gegenseitig im Wachstum. Im Buch „Das grüne Wunder“ erklärt die Gartenexpertin Ina Sperl auf lockere Weise das faszinierende Zusammenspiel von Bodenleben, Pflanzen- und Tierwelt im eigenen Garten. Ina Sperl: Das grüne Wunder. Das geheime Zusammenspiel der Tier- und Pflanzenwelt im Garten entdecken. Gräfe & Unzer 2019. ISBN: 978-3-8338-6953-2. 17,99 Euro.

„DIE KUNST DES LÄSSIGEN ANSTANDS“ – ALS HÖRBUCH

Wir leben in einem Zeitalter der Rüpelhaftigkeit und Selbstsucht. Überall gilt „ich zuerst“, es geht ständig ums Selbstoptimieren und den größtmöglichen eigenen Vorteil, so wird gedrängelt, gerempelt, auf Facebook gepöbelt. Aber auf diese Weise kommt niemand wirklich weit, im Gegenteil, das Zusammenleben mit seinen Mitmenschen wird höchst unangenehm. Alexander von Schönburg plädiert deshalb für mehr Anstand im Alltag. Dem „anything goes“ der hedonistischen Selbstverwirklichung stellt er die Ritterlichkeit gegenüber, in die man nicht hineingeboren werden muss, sondern zu der sich jeder selbst entscheiden kann. So bietet er in seinem neuen Buch konkrete Handlungsanweisungen und zeigt, warum nobles Verhalten das Leben schöner macht. Alexander von Schönburg: Die Kunst des lässigen Anstands. 27 altmodische Tugenden für heute. Download des Hörbuchs: hoerbuch-hamburg.hoebu.de

DIGITALE WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION

Ein Blog zu Wissenschaft, Wissenschaftskommunikation und weiteren zeitgenössischen Sachverhalten mit Texten über Naturwissenschaften, Medizin, Soziologie, Philosophie und anderes findet sich unter: www.wissenswerkstatt.net

VON BIRKEN, BUCHEN UND ANDEREN BÄUMEN

Baumexperte Andreas Roloff porträtiert in diesem Buch liebevoll und ausführlich 40 Stadt-, Park- und Waldbäume, viele davon einst Baum des Jahres. Schnelllebige Baumpioniere wie die Birke, bekannte Waldarten wie die Rot-Buche, ehrwürdige Baumveteranen wie Eiche und Ginkgo – die Vielfalt ist enorm. Ausführliche Porträts vermitteln Spannendes über Geschichte, Aussehen und Wirkung, Biologie, Nutzung und vieles mehr, kurz: das wirklich ganz Besondere jeder einzelnen Baumart, fundiert und unterhaltsam zugleich. Andreas Roloff: Der Charakter unserer Bäume. Ihre Eigenschaften und Besonderheiten. Ulmer 2017. ISBN 978-3-8001-0929-6. 19,90 Euro.

NATURWISSENSCHAFTEN UND MUSIK

Musik und Naturwissenschaften beeinflussen sich gegenseitig. Die Liaison von Naturwissenschaft und Musik wurzelt in der Steinzeit, lässt sich über Pythagoras, Bach und Messiaen bis in die Gegenwart verfolgen und bringt aktuell sogar neue Forschungsbereiche hervor. Das und einiges mehr kann man in einem Podcast des Hessischen Rundfunks hören.

Das letzte Wort hat: Lukas Irmler, Profi-Slackliner

Der 31-jährige Lukas Irmler tut, wovon viele träumen: Er machte sein Hobby zum Beruf und wurde 2011 nach seinem Abschluss als Bachelor of Science in Chemie zum Profi-Slackliner. Seitdem hat er mehrere Weltrekorde aufgestellt und überquerte zum Beispiel in schwindelerregender Höhe die Victoriafälle. 2016 absolvierte er den Master in Wirtschaftswissenschaften und arbeitet heute als selbstständiger Artist, Berater bzw. Speaker und Event-Koordinator. Die Fragen stellte Christiane Martin.

Lukas Irmler, Foto: Valentin Rapp
Lukas Irmler, Foto: Valentin Rapp

www.lukas-irmler.com

Herr Irmler, Sie lieben offensichtlich das Risiko. Im Februar dieses Jahres haben Sie in den Alpen eine 430 Meter lange und 170 Meter hohe Highline zwischen zwei gefrorenen Wasserfällen überquert. Was reizt Sie an diesem gefährlichen Hobby?
Das Risiko liebe ich nicht direkt, würde ich sagen, aber ich mag es meine Komfortzone zu verlassen und Neues zu wagen. Das Highlinen ist per se eigentlich auch gar nicht so gefährlich, wie es aussieht. Es steckt viel Vorbereitung und Technik dahinter, was sogar ein Unterfangen wie die Highline zwischen den Eisfällen kontrollierbar macht. Vor allem reizt mich daran die Herausforderung, etwas als Erster zu versuchen und Neuland zu betreten – das weckt meinen Pioniergeist, denke ich.

Und haben Sie niemals Angst?
Doch natürlich habe ich auch ab und zu Angst bei dem, was ich tue! Viel wichtiger, als keine Angst zu verspüren, ist es, seine Emotionen kontrollieren zu können, das Risiko rational einzuschätzen und mit der verbleibenden Angst positiv umzugehen. Angst ist in erster Linie ein wertvoller Ratgeber, eine Motivationsquelle für Kraft und Ausdauer und ohne die Angst wären das Erlebnis und der Erfolg nur halb so viel wert. Es geht mir ja in erster Linie immer darum, mich weiterzuentwickeln, Neues zu lernen und meine Grenzen zu überwinden, da gehört Angst schlicht dazu!

Sie arbeiten auch als Berater bzw. Speaker und halten Vorträge über Motivation. Was ist Ihre wichtigste Botschaft?
Man sollte jeden Tag etwas tun, das einem Angst macht. Damit meine ich nicht ein extremes Erlebnis, wie Bungee-Jumpen oder Skydiven, sondern vielmehr ist das meine Aufforderung, sich den vielen kleinen Dingen zu stellen, die uns im Alltag Angst machen und sich bewusst auf die Situationen einzulassen, in denen wir uns unwohl fühlen und die wir normalerweise so gern vermeiden. Nur so, glaube ich, sind eine Persönlichkeitsentwicklung und ein Wachstum der Fähigkeiten nachhaltig möglich – die Angst ist hier oftmals ein guter Wegweiser!

Was können Sie speziell jungen Naturwissenschaftlern mit auf den Weg geben, die am Anfang Ihrer beruflichen Laufbahn stehen?
Mich persönlich hat mein Studium der Chemie weit gebracht und ich habe viel gelernt. Besonders habe ich eine gewisse Stressresistenz entwickelt und gelernt, dass es normal ist, auf dem Weg zum Erfolg in 99 Prozent der Versuche zu scheitern. Wichtig ist, dass man trotzdem nicht aufgibt, an seine Idee glaubt und weiter dafür kämpft. Das Studium der Chemie ist in vielerlei Hinsicht wie eine lange Slackline. Es erscheint als unüberwindlich als Ganzes betrachtet, aber man muss sich darauf konzentrieren, einfach nur den nächsten Schritt zu bewältigen. Das ist alles, was nötig ist für den Erfolg – volle Konzentration auf den nächsten wichtigen Schritt.

Was ist ihr nächstes Ziel – welche Herausforderung wollen Sie als Nächstes meistern?
Ich habe noch viele Ziele und Pläne, die mich antreiben. Als Nächstes geht es nach Montreal, Kanada, um die längste Slackline der Welt zu versuchen – eine 2 Kilometer lange Line.

karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2019 – Update für die Arbeitswelt

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Cover karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2019

Update für die Arbeitswelt – in der digitalen Ära verändern sich Berufsbilder

„Wirtschaftsprüfer 2.0“ – das sind analytisch starke und digital fitte Denker, die tief in die Netzwerke ihrer Mandanten eintauchen. Sie nutzen Big Data und Blockchain, erstellen mit ihren Prüfungen Mehrwert für den Kunden und schaffen Vertrauen durch persönliche Beratungen. Durch diese Entwicklung steigt der Anspruch an den Beruf. Technik hilft – man muss aber auch mit ihr umgehen können.

Wirtschaftsprüfer – das Berufsbild erhält ein Update

„Wirtschaftsprüfer 2.0“ – das sind analytisch starke und digital fitte Denker, die tief in die Netzwerke ihrer Mandanten eintauchen. Sie nutzen Big Data und Blockchain, erstellen mit ihren Prüfungen Mehrwert für den Kunden und schaffen Vertrauen durch persönliche Beratungen. Durch diese Entwicklung steigt der Anspruch an den Beruf. Technik hilft – man muss aber auch mit ihr umgehen können. Von André Boße.

Bei unaufhaltsamen gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen kommt irgendwann der Punkt, an dem eine Sache kippt. Das gilt insbesondere für die Digitalisierung. 2002 zum Beispiel erreichte diese eine Schwelle, als zum ersten Mal mehr Informationen digital als analog gespeichert werden konnten – das Digitale Zeitalter begann. 2018 war es erstmals soweit, dass die Deutschen mehr Telefonate über ihr Handy führten als über das Festnetz. Auch diese Entwicklung wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr umkehren.

Ab 2026: Mehr Maschinen als Menschen

Für den Bereich der Wirtschaftsprüfung hat nun das Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen Lünendonk & Hossenfelder einen solchen Kipp-Punkt prognostiziert. Grundlage dafür sind Befragungen der 25 umsatzführenden Wirtschaftsprüfer in Deutschland. Lünendonk befragt diese Gesellschaften jährlich, um aus den Ergebnissen die Lünendonk-Liste zu erstellen (siehe Kasten). Was sich bei der Umfrage für 2019 zeigt: Die Bedeutung der IT-gestützten Abschlussprüfung nimmt zu, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften investieren in diesem Bereich viel Geld, um Personal zu finden oder weiterzubilden, um Know-how aufzubauen und die technischen Voraussetzungen zu garantieren. Im Jahr 2026 – also in sieben Jahren – soll es dann soweit sein, dass „mehr Prüfungshandlungen autonom mittels Rechner ausgeführt werden als durch Menschen“, wie Lünendonk das Ergebnis der Befragung zusammenfasst.

Lünendonk-Liste

Laut Ranking ist PwC weiterhin die größte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deutschlands. Mit einem Wachstum von 4,1 Prozent steigerte das Unternehmen laut Lünendonk-Liste den Inlandsumsatz auf 2.156,2 Millionen Euro. Im Vorjahr konnte PwC noch um 9,1 Prozent zulegen. Weiterhin auf Position zwei liegt Ernst & Young (EY) mit 1.970,0 Millionen Euro (+7,8 Prozent). KPMG bleibt EY mit 1.830,0 Millionen Euro auf den Fersen: Nach einem durchwachsenen Geschäftsjahr 2017 legte die Berliner WP-Gesellschaft 2018 mit einem Plus von 10,2 Prozent zweistellig zu und überzeugte vor allem in der Managementberatung, meldet Lünendonk.

Da sich durch diesen Wandel die Arbeit von Wirtschaftsprüfern weiter verändern wird, fordern die Gesellschaften ein Umdenken in der Ausbildung. 95 Prozent der befragten Unternehmen stimmen der Aussage zu, dass sich die Ausbildung an Universitäten, die interne Weiterbildung sowie die Vorbereitung auf das Examen ändern müssten – 37 Prozent sagten, das treffe „voll und ganz“, 58 Prozent es treffe „eher zu“. Interessant ist, dass auf dem Arbeitsmarkt schon heute die Bedeutung des klassischen Abschlusses als Wirtschaftsprüfer leicht rückgängig ist:

Die Branche als solches wachse, stellt Lünendonk fest, im Mittel um 7,8 Prozent seien die 25 umsatzstärksten Gesellschaften gewachsen. Entsprechend hoch ist dort der Bedarf an Einsteigern. Demgegenüber stehe jedoch ein Rückgang der Wirtschaftsprüfer-Examina.

Diesen Mangel gleichen die Gesellschaften aus, in dem sie offen für Einsteiger aus anderen Fakultäten sind, wie Jörg Hossenfelder sagt, geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk & Hossenfelder: „Weil das große Wachstum beim Gros der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nicht aus dem Audit-Segment kommt, ist die Absolventenentwicklung nicht so dramatisch, wie sie auf den ersten Blick aussieht.“

Weniger lästige Routinen, mehr Freiräume

Wie aber wird sich der Beruf des Wirtschaftsprüfers durch die digitale Transformation verändern? Reguliert sie einen der schon jetzt reguliertesten Berufe noch weiter ein? Oder schafft sie Freiraum für eine qualitativ hochwertigere Arbeit, weil die Digitalisierung den Wirtschaftsprüfer bei zeitraubenden Routinearbeiten entlastet? Jörg Hossenfelder geht davon aus, dass Zweiteres zutrifft. So seien angepasste Datenanalysen und künstliche Intelligenz in der Lage, den Prüfer von lästigen Tätigkeiten zu befreien. Data Analytics ermöglichten die Analyse von Volldaten – und nicht mehr nur von Stichproben. Künstliche Intelligenz unterstütze die Planung und Durchführung der Prüfung.

Wie aber wird sich der Beruf des Wirtschaftsprüfers durch die digitale Transformation verändern? Reguliert sie einen der schon jetzt reguliertesten Berufe noch weiter ein? Oder schafft sie Freiraum für eine qualitativ hochwertigere Arbeit?

Wobei Systeme wie „Natural Language Processing“ zu Hilfsmitteln werden, um die Interaktion zwischen Menschen und Computern auf Basis von Sprache schneller und effektiver zu machen. „In Zukunft werden die Jahresabschlüsse anders geprüft, nämlich smarter“, prognostiziert Hossenfelder. Gleichzeitig nehme der Wirtschaftsprüfer immer stärker die Rolle eines betriebswirtschaftlichen Beraters ein. Die Zusammenarbeit zwischen Mandanten und Prüfern werde neu definiert, „Wirtschaftsprüfer 2.0“ nennt Hossenfelder diesen neuen Typus.

Die Wirtschaftsprüfer müssen sich nach diesem Update höheren Anforderungen stellen, glaubt Jörg Hossenfelder: „Das Arbeitsspektrum wird komplexer, der Mandant fordernder. Die digitale Transformation sorgt für eine engere Verzahnung mit den Mandanten, wirft aber Fragen im Hinblick auf Datensicherheit und Compliance auf.“

Ein Thema sei auch die Cloud: Viele der neuen Anwendungen im Bereich der Prüfungen und Jahresabschlüsse werden dort zu finden sein. Und sie müssen für die Prüfer zugänglich sein. Daher stehe die digitale Vernetzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit ihren Mandanten ganz oben auf der Agenda. Die Einrichtung von „Data Rooms“, Remote-Zugriffe auf Anwendungen und Daten, Shared Services – die Zahl der Schnittstellen zwischen Mandanten und Prüfern nimmt zu. Um das sicher zu organisieren, wird auch die Blockchain verstärkt eine Rolle spielen. Sie ist als Technik in der Lage, Netzwerke so zu organisieren, dass sie erstens sicher und zweitens absolut transparent sind.

Die neue WP-Welt: Blockchain und Robo-Kollegen

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat zum Thema Digitalisierung selbst eine Studie durchgeführt, um herauszufinden, wie diese Entwicklung das Finanz- und Rechnungswesen und damit auch die Abschlussprüfung durch Wirtschaftsprüfer beeinflusst. Gefragt wurden Unternehmen, inwieweit neue digitale Methoden zum Einsatz kommen sollen und was man sich von ihnen erhoffe. „Der Trend, neue Technologien einzusetzen, um unstrukturierte Daten wie Texte, Bilder und Sprache zu erkennen, wird sich fortsetzen“, bewertet PwC das Ergebnis der Studie. „Denn hier liegt das größte Potenzial neuer Technologien. Hinzu kommen Softwareroboter, die Anomalien erkennen oder Buchungen und Transaktionen auslösen.“

Voraussetzung, durch diese Methoden einen Mehrwert für die Mandanten zu generieren, ist natürlich, dass diese bereit sind, den Prüfern Daten aus dem Rechnungswesen zur Verfügung zu stellen. Die Studie zeigt: sieben von zehn Unternehmen sind dazu bereit, 33 Prozent von diesen ohne Einschränkung, 20 Prozent nur in Teilen, 17 Prozent nur für bestimmte Analysen.

Der Blick des Prüfers muss viel weiter gehen, bis tief hinein in die digitalen Strukturen und Vernetzungen.

Was aber bedeutet diese Aufgabe konkret für den Arbeitsalltag des Wirtschaftsprüfers? Für Rüdiger Loitz, Partner im Bereich Capital Markets & Accounting Advisory Services bei PwC, steht fest, dass die Prüferroutine „prüfen und ablegen“ zunehmend Vergangenheit ist. „Heute verwischt der Prüfungsgegenstand im weiten Datenraum von Big Data“, sagt Loitz. Sprich: Der Blick des Prüfers muss viel weiter gehen, bis tief hinein in die digitalen Strukturen und Vernetzungen. Heißt das, dass in Zukunft die Prüfungsarbeit ganz von Maschinen übernommen werden wird? „Diese Prognose erscheint aus heutiger Sicht gewagt, aber fest steht: Ein Großteil der Tätigkeiten des Wirtschaftsprüfers wird in Zukunft durch die digitale Datenanalyse automatisiert“, so Loitz.

Für die Wirtschaftsprüfer bedeutet dies, dass sie ihr Fachwissen mit einem tiefgehenden Verständnis digitaler Technologien verbinden müssten. „Nur so können sie die zunehmend komplexen Geschäftsmodelle und Systeme der Mandanten und die immer anspruchsvollere Prüfungstechnologie beherrschen“, sagt Rüdiger Loitz. Klar, der hohe Anspruch sei gegeben. Dennoch überwiegen seiner Meinung nach die Vorteile der Transformation: „Durch digitale Technologien lässt sich das Prüfungsvorgehen objektiver gestalten und die Transparenz der Prüfungsergebnisse erhöhen.“ Jedoch fordert auch er, dass es für die Tätigkeiten, die beim menschlichen Prüfer verbleiben, neue Ausbildungs- und Karrieremodelle geben müsse.

Neue Technik braucht Prüfer mit Know-how

Mark Meuldijk und Toni Wattenhofer, Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG am Standort Zürich, stellen in einem Fachaufsatz zum Thema „Auswirkung der Digitalisierung auf den Beruf des Wirtschaftsprüfers“ einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Erfolg der Arbeit und dem digitalen Know-how der Wirtschaftsprüfer her. Ob die digitale Transformation glücke, hänge nicht nur von der Technik ab. „Es hat auch damit zu tun, ob und wie die Mitarbeitenden die neuen technischen Möglichkeiten (richtig) verstehen und anwenden. Daher hängt der Erfolg eines digitalisierten Prüfungsansatzes auch in hohem Maße von den Fähigkeiten der Mitarbeitenden ab. Die Prüfer müssen neue Denkweisen entwickeln und viele ihrer gewohnten Routinen aufgeben. Die Fachleute müssen künftig in digitalen Möglichkeiten denken.“

Branchen-Überblick

Die Lünendonk-Liste bietet auch einen Blick auf die gesamte Branche der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Hinsichtlich des Marktvolumens erzielte die WP-Branche 2018 laut Lünendonk ein Wachstum von plus 5,8 Prozent. Der Löwenanteil basiert auf der Leistungssteigerung der Big Four – also der vier größten Gesellschaften. Im aktuellen Geschäftsjahr 2019 erwarten die von Lünendonk befragten Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ein Branchenwachstum von 3,9 Prozent.

Das wiederum funktioniere nur mit neuen Kompetenzen im Bereich analytischer Fähigkeiten. „Bei der Analyse der konkreten Geschäftsumgebung ihrer Mandanten müssen die Wirtschaftsprüfer unterschiedliche, relevante Disziplinen – Rechnungswesen, Datenanalytik, Prozessverständnis und Digitalisierung – mit einbinden“, fordern die beiden Autoren. Zudem gefragt: Qualitäten im Projektmanagement, flexible Anpassung an unterschiedliche Firmenumgebungen, Führungskompetenz sowie die Fähigkeit, Mitarbeiter mit unterschiedlichem technischem und kulturellem Background anzuleiten. Die beiden KPMG-Partner gehen sogar soweit, in Aussicht zu stellen, dass künftig nur noch ein Netzwerk von Spezialisten aus verschiedenen Fachbereichen die Anforderungen und Erwarten erfüllen kann, die in Zukunft an die Wirtschaftsprüfung gestellt werden. „Die Wirtschaftsprüfer werden daher ihre Prüfungsansätze überdenken müssen – wenn nicht gar ihr gesamtes Berufsbild.“

Buchtipp

Cover Information Haftung PrüfungsqualitätPerspektiven für die Jahresabschlussprüfung In seinem Buch „Information, Haftung und Prüfungsqualität“ (erschienen bei Springer Professional) behandelt Autor Marco Haid in einem Kapitel die „Relevanten Perspektiven“ für die Abschlussprüfung. Dabei geht er auf das Thema Kosten der Prüfung ein, verweist auf die wichtigsten Normen im Zusammenhang mit der Jahresabschlusserstellung und der Jahresabschlussprüfung. Es werden sowohl nationale als auch internationale normative Rahmenbedingungen im Bereich der Verpflichtung und der Ausgestaltung der Jahresabschlusserstellung und Jahresabschlussprüfung aufgearbeitet und gegenübergestellt. Das Kapitel ist auf der Verlagshomepage auch einzeln gegen Bezahlung abrufbar. Marco Haid: Information, Haftung und Prüfungsqualität: Eine fallstudienbasierte Wirkungsanalyse. Springer Professional 2018. 59,99 Euro

Der Revolutionär: Christian Felber im Interview

Der österreichische Ökonom und Publizist Christian Felber fordert nicht weniger als einen Neuanfang in den Wirtschaftswissenschaften. Nahezu unglaublich sei es, dass die Ökonomie den Kapitalismus wie ein Naturgesetz behandle, ihn gegen Kritik in Schutz nehme und Alternativen ignoriere. Felber plädiert für vielfältigere Wirtschaftswissenschaften – und hofft auf mehr Unternehmen, die sich für nachhaltiges und ethisches Handeln entscheiden. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Christian Felber, geboren in Salzburg, studierte Romanistik, Soziologie, Psychologie und Politikwissenschaft in Madrid und Wien, seit 1996 ist er als freier Publizist tätig. Seine Bücher wie „Neue Werte für die Wirtschaft“ oder „Die Gemeinwohl-Ökonomie“ wurden zu Bestsellern. Seit 2008 übt Felber Lehrtätigkeiten an verschiedenen Hochschulen aus, zum Beispiel an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er ist Mitgründer von Attac Österreich sowie Initiator der Projekte „Bank für Gemeinwohl“ und „Gemeinwohl-Ökonomie“. Daneben ist Christian Felber auch als zeitgenössischer Tänzer und Performer tätig.

christian-felber.at

Herr Felber, Sie rufen in Ihrem Buch zu einer Revolution der Wirtschaftswissenschaften auf. Wie kann das funktionieren?
Der Begriff der Revolution ist eine Anspielung auf den Wissenschaftshistoriker Thomas Kuhn, der ein Standardwerk über die „Struktur der wissenschaftlichen Revolution“ geschrieben hat, wobei er hier die Naturwissenschaften im Sinn hatte: Werden Grundannahmen, zum Beispiel in der Physik, so sehr erschüttert, dass sie irgendwann nicht mehr zu halten sind, erfolgt ein Paradigmenwechsel, der schließlich zu einer wissenschaftlichen Revolution führt. Einsteins Relativitätstheorie ist hier ein Beispiel, oder auch Kopernikus und sein heliozentrisches Weltbild, das die Vorstellung ablöste, die Erde sei der Mittelpunkt des Sonnensystems.

Nun sind die Wirtschaftswissenschaften aber keine Naturwissenschaft. Sprich: Sie sind nicht eindeutig.
Das stimmt, und hier liegt die Ironie der Geschichte. Sozialwissenschaften zeichnet grundsätzlich die Pluralität ihrer Theorien aus, und genau das muss die Möchtegern-Physik der Wirtschaftswissenschaft endlich auch für sich anerkennen: Menschen und Märkte verhalten sich nicht wie Planeten oder Atome, es gibt keine „Marktgesetze“. Im Grunde steht daher nicht nur ein Paradigmensondern auch ein Kategorienwechsel an. Die Wirtschaftswissenschaft beschäftigt sich nicht mit Wahrheiten, sondern mit Annahmen und Werturteilen. In der Physik ist es ein Gesetz, dass ein Apfel mit einer vorher berechenbaren Geschwindigkeit vom Baum fällt. In den Wirtschaftswissenschaften sind solche „dauerhaften Wahrheiten“, von denen die Lehrbücher sprechen, Illusion.

Wo liegt denn der Ausgangspunkt für diese Sichtweise auf die Ökonomie?
Mit der Abspaltung der neoklassischen Ökonomik von der klassischen Politischen Ökonomie am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Neoklassiker – Walras, Pareto, Menger – wollten nichts mehr mit Werten zu tun haben und vertunnelten ihren Blick auf Zahlen. So kam es, dass alle anderen ökonomischen Theorien wie zum Beispiel der Feminismus, der Marxismus oder die Ökologische Ökonomik als unwissenschaftlich betrachtet werden und in den Lehrbüchern nicht vorkommen.

Menschen und Märkte verhalten sich nicht wie Planeten oder Atome, es gibt keine ‚Marktgesetze‘.

Sprich, was dem Kapitalismus widerspricht, kann nicht stimmen.
Die Neoklassik ist die Haus- und Hofwissenschaft des Kapitalismus. Obwohl sie das kapitalistische Wertesystem verkörpert und predigt – Eigennutzenmaximierung, Konkurrenz, Materialismus, Geldgier, Wachstum – bezeichnet sie sich selbst als „wertfrei“ und alle anderen als „normativ“. Mit einer Überdosis Mathematik versucht sie, diesen Schein der Wissenschaftlichkeit aufrechtzuerhalten. Die Krönung des Objektivitätsanscheins war 1968 die Einrichtung eines „Nobel“-Preises für Wirtschaftswissenschaften, gestiftet eben nicht von Alfred Nobel, sondern von der Schwedischen Reichsbank. Dieser Preis favorisiert von Beginn an nur eine einzige Theorieschule. Solche Aspekte erklären die 150 Jahre lange Vorherrschaft der Neoklassik in den Wirtschaftswissenschaften.

Können Sie ein Beispiel für diese Vorherrschaft geben?
Schauen wir auf den Begriff des Eigentums, eigentlich müsste es in den Lehrbüchern eine differenzierte Beschreibung der verschiedenen Formen geben, des privaten, gemeinschaftlichen, öffentlichen Eigentums sowie des Naturschutzes ohne Eigentum – inklusive einer wertebasierten Diskussion über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Form. Das liefern die Lehrbücher aber nicht, stattdessen beschreiben sie im Wesentlichen eine einzige Eigentumsform, nämlich das private, und erwähnen die anderen Formen nur kurz und nicht selten fehlerhaft.

Was bedeutet fehlerhaft?
Nehmen Sie die das Modell der Tragödie der Allmende von Garrett Hardin. Er beschreibt, dass Allgemeingut dazu führe, dass Effizienz verloren gehe und Raubbau einsetze. Jedoch handelt es sich bei seinem „Beispiel“ um nicht reguliertes Niemandsland – also nicht um ein Land in gemeinschaftlichem Eigentum mit klaren Nutzungsregeln. Das ist ein schwerer handwerklicher Fehler, der in den Lehrbüchern aber nicht korrigiert, sondern weiterverbreitet wird.

Zurück zur Revolution: Wer treibt diese an?
Es gibt eine wachsende Bewegung für eine Plurale Ökonomik, in der sich Studierende und Professoren zusammenschließen, um innerhalb des Systems Änderungen anzustoßen. Hinzu kommen praktische ökonomische Ansätze wie die Gemeinwohlökonomie, die Gemeingüterbewegung oder die Post-Wachstums-Ökonomie, die heute mehr denn je Gehör finden, weil sie realistische Alternativen wirtschaftlichen Handelns bieten. Sie erzählen die Wirtschaft auch ganz anders als es der neoklassische Kapitalismus tut, der ausschließlich auf den Markt fokussiert und damit andere Orte wirtschaftlichen Handelns – Haushalte, Commons oder Kooperationsnetze – ignoriert. Die neuen Ansätze erzählen von einer echten „oikonomia“ des guten Lebens, während die Neoklassik die „Chrematistik“ weiterführt: ein Wirtschaftsverständnis, in dem Geld- und Kapitalmehrung zum Selbstzweck werden. Aristoteles hat eine solche Wirtschaftsweise als „widernatürlich“ bezeichnet.

Netzwerk Plurale Ökonomik

Im Netzwerk Plurale Ökonomik vereinigen sich deutschlandweit verteilte Arbeitskreise sowie weitere Hochschulgruppen und Initiativen, die sich dem Ziel einer pluralen Ökonomik verpflichtet haben. Ihr Ziel: Der Vielfalt ökonomischer Theorien Raum zu geben, die Lösung realer Probleme in den Vordergrund zu stellen sowie Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der VWL zu fördern.

www.plurale-oekonomik.de

Wie schätzen Sie die Unternehmen ein? Stimmen Sie zu, dass zumindest einige zeigen, dass ökonomisches Handeln heute auch etwas mit Ethik, Verantwortung und Nachhaltigkeit zu tun hat?
Viele regional verwurzelte Betriebe, Familienunternehmen, Genossenschaften und auch alternative Banken sind intrinsisch ethisch motiviert. Nicht ohne Grund wurde die Gemeinwohl- Ökonomie-Bewegung von Unternehmen initiiert. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin keine gesetzlich verpflichtende Gemeinwohl-Bilanz für Großkonzerne. Sie dürfen weiterhin Gewinnmaximierung auf Kosten des sozialen Zusammenhalts, der Ökologie und der Demokratie betreiben. Obwohl im Grundgesetz steht, dass „Eigentum verpflichtet“. Wenn die Wirtschaftswissenschaft das Verfassungsrecht ignoriert, muss sie demokratisiert werden. Wenn wir also die Bürgerinnen und Bürger fragten, wie Unternehmen aufgestellt sein müssen, würde sich eine breite Mehrheit dafür aussprechen, dass Unternehmen, die dem Gemeinwohl dienen, Vorteile gegenüber chrematistischen Geldmaschinen genießen sollen, statt umgekehrt wie heute.

Gibt es eine Alternative zur Revolution der Wirtschaftswissenschaften?
Ein Weiter-so wie bisher führt in die Klimakatastrophe, in das finale Auseinanderreißen der Gesellschaft und in autoritäre antidemokratische Verhältnisse. Die Ökonomik ist gar nicht so rational, wie sie gerne tut. Die am weitesten verbreitete Kurzdefinition der Wirtschaftswissenschaften lautet: effizientes Management knapper Ressourcen. Fragt man die Menschen heute, welche Ressourcen besonders knapp sind, wird die Mehrheit sagen: die ökologischen – also stabiles Klima, Artenvielfalt, fruchtbare Samen, saubere Luft und Trinkwasser. In der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft kommen diese Ressourcen jedoch kaum oder gar nicht vor. Was zeigt: Die Revolution ist unumgänglich.

Aufruf zur Revolution

Cover This is not EconomyChristian Felbers neues Buch erscheint Ende September 2019. „This Is Not Economy – Aufruf zur Revolution der Wirtschaftswissenschaft“ legt offen, wie sehr sich die Ökonomie wie eine Naturwissenschaft betrachtet und mit dieser Haltung Diskussionen ausschließt sowie Pluralität verhindert. Der Autor zeigt, dass zentrale Punkte des neoklassischen Kapitalismus dem zeitgenössischen Demokratieverständnis widersprechen und nicht dazu geeignet sind, die Herausforderungen der Gegenwart zu lösen. Christian Felber: This Is Not Economy – Aufruf zur Revolution der Wirtschaftswissenschaft. Deuticke 2019. 22 Euro.

Business-Smoothie – Kultur-, Buch- und Linktipps

IDENTITÄTEN

Cover IdentitätenIn politischen Auseinandersetzungen wird immer wieder eine Kategorie aufgerufen: Identität. Wer sind wir? Oder besser: Was sind wir? Diese Fragen beantworten wir gewohnheitsmäßig mit kollektiven Kategorien wie Religion, Nationalität, Hautfarbe, Klasse oder Kultur. Kwame Anthony Appiah zeigt, dass hinter den politischen Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung häufig paradoxe Zuschreibungen stehen. Der Professor für Philosophie und Jura an der New York University schöpft aus einem schier unendlichen Reservoir historischen Wissens sowie persönlicher Erfahrungen – und schafft Ordnung und Orientierung in einer häufig unübersichtlichen und politisch brisanten Diskussion. Kwame Anthony Appiah: Identitäten. Die Fiktionen der Zugehörigkeit. Hanser 2019. 24,00 Euro.

FACE_IT! – DAS GESICHT IM ZEITALTER DES DIGITALISMUS

Cover Face itIn FACE_IT! geht der Videopionier Gerd Conradt der Bedeutung des Gesichts im digitalen Zeitalter nach. Sein Dokumentarfilm beschäftigt sich mit der Codierung des Gesichts, die als moderner Fingerabdruck wie ein geheimnisvolles Siegel Zugang zur Persönlichkeit eines Menschen verschafft. Mit Hilfe des Facial Action Coding System (FACS) soll es möglich werden, die Geheimnisse des Gesichts – des Spiegels der Seele – zu entschlüsseln. Der Film fragt: Wem gehört das zum Zahlencode gewordene Gesicht? Gerd Conradt unterhält sich dazu mit Menschen, die sich mit der Überwachung durch digitale Gesichtserkennung kritisch auseinandersetzen: Er trifft Datenschützer, Künstler, einen Medienrebellen, eine Kunsthistorikerin und die Staatsministerin für Digitalisierung. Face_It! – Das Gesicht im Zeitalter des Digitalismus. missingFILMs, 80 Minuten. Im Kino seit 25. Juli, die DVD kommt voraussichtlich Anfang 2020.

KEIN WUNDER

Cover Kein WunderDer neue Roman von Frank Goosen spielt 1989 – im letzten Sommer vor der Wende in Berlin. Fränge, Anfang zwanzig, hat gleich zwei Freundinnen: Marta im Westen und Rosa im Osten – und natürlich wissen die beiden nichts voneinander. Als Fränges Freunde Förster und Brocki aus Bochum zu Besuch kommen, gerät einiges in Bewegung … Eine wunderbare Komödie über die Zeit der Wende, die Subkultur Westberlins und die Dissidentenszene im Osten. Frank Goosen: Kein Wunder. Kiepenheuer & Witsch 2019. 20,00 Euro.

GUT VORBEREITET INS JOB-INTERVIEW

Cover Wo sehen Sie Ihre größten SchwächenDie Frage nach den Stärken und Schwächen ist ein Klassiker im Vorstellungsgespräch. Die Karriereberaterin Stefanie Krahl gibt Tipps und zeigt viele Möglichkeiten, wie man souverän und geschickt Informationsfragen, Situationsfragen oder Stressfragen beantwortet. Besonders praktisch: Die herausnehmbaren Lernkarten. Stefanie Krahl: Wo sehen Sie Ihre größten Schwächen? Der Jobinterview-Trainer mit den optimalen Antworten. metropolitan Bücher 2019. 19,95 Euro. Leseprobe

WEISHEIT UND WIE WIR SIE FINDEN

Cover WeisheitWas ist wirklich wichtig, wie können wir uns selbst besser kennenlernen und mit der Welt in Einklang sein? Der französische Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Bestseller-Autor Frédéric Lenoir hat in den Lehren der Weltreligionen und bei großen Denkern weise Antworten auf die entscheidenden Fragen des Lebens gefunden. Inspiriert von Montaigne, Nietzsche oder Spinoza gibt er konkrete Ratschläge, wie man ein sinnerfülltes und gutes Leben führen kann. Frédéric Lenoir: Weisheit und wie wir sie finden. Reclam 2019. 14,00 Euro.

FÜR EIN GELUNGENES LEBEN

Cover Wozu wir da sindAxel Hacke widmet sich mit seinem neuen Buch einem großen Thema: Wie lebt man am besten mit sich selbst? Der Schriftsteller und Kolumnist der Süddeutschen Zeitung hat einen Monolog aufgeschrieben, den Monolog von Walter Wemut: Einem Nachrufschreiber, der Tag für Tag über Tote schreibt, dabei aber das Leben zum Thema hat. Axel Hacke: Wozu wir da sind. Walter Wemuts Handreichungen für ein gelungenes Leben. Kunstmann 2019. 20 Euro.

ENDLICH MONTAG!

Foto: Heiko Link
Foto: Heiko Link

Für seinen Jobsucher-Podcast führt Karriereberater Heiko Link Gespräche mit Personalentscheidern, Geschäftsführern und Menschen, die sich beruflich mit dem Thema Arbeit beschäftigen. Fast 100 Folgen hat er bereits produziert, sie sind über die gängigen Podcasting-Clients abrufbar. www.endlich-montag.net/blog

Zukunftsblind? Was die digitale Zukunft bringt

Dr. Benedikt Herles ist Autor und Investor. Er hat Volks- und Betriebswirtschaftslehre studiert und sich in seiner Doktorarbeit mit dem Entstehen ökonomischer Werte beschäftigt. Heute ist er als Risiko-Investor für Vito Ventures tätig und weltweit unterwegs, um Start-ups mit Kapital zu versorgen. Dabei erlebt er die Trends und Revolutionen diverser Branchen an vorderster Front. Mit seinem neuesten Buch „Zukunftsblind. Wie wir die Kontrolle über den Fortschritt verlieren“ zeichnet er eine Zukunftsvision und entwickelt zugleich einen politischen Zehn-Punkte-Plan. Im Interview verrät er, welche Schritte seine Generation machen könnte, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Das Interview führte Elisa Maifeld.

Dr. Benedikt Herles, Foto: Fotostudio am Kurfürstenplatz
Dr. Benedikt Herles, Foto: Fotostudio am Kurfürstenplatz

www.benediktherles.com

Herr Herles, steht unsere Welt schon heute auf dem Kopf?
Wer Nachrichten schaut, könnte zu dem Schluss kommen. Die politischen Beben der letzten Jahre und die Flut an ungelösten Problemen machen tatsächlich nachdenklich. Aber noch können wir handeln. Ich bleibe Optimist.

Die technologisch-wissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahre war rasant, in Ihrem Buch warnen Sie vor den Konsequenzen. Was haben wir zu befürchten?
Wir erleben eine Art Fortschrittsexplosion. Mit ihr gehen Chancen und Risiken einher. Wenn wir Wirtschaft und Sozialsysteme nicht an die neuen technologischen und ökonomischen Realitäten anpassen, dann setzen wir die Gesellschaft enormen Fliehkräften aus. Das ist eine Gefahr für die Demokratie.

Sie warnen Ihre Generation und die folgende: Wir sind blind vor dem, was die digitalisierte Zukunft bringt. Was wünschen Sie sich?
Zunächst einmal wünsche ich mir andere Debatten. Wir reden seit Jahren über Flüchtlinge oder Diesel-Fahrverbote – ganz sicher nicht die größten Herausforderungen unseres Landes. Dagegen diskutieren wir zum Beispiel nicht, wie ein Sozialstaat in Zeiten von Robotern und künstlicher Intelligenz funktionieren kann, oder wie wir mit den bahnbrechenden Innovationen in der Biotechnologie umgehen. Anders ausgedrückt: Der Gesellschaft fehlt eine Vision. Wir steuern ohne Plan in eine völlig andere Zukunft.

Stichwort: Arbeitstrends. Worauf müssen sich BWLer in Zukunft einstellen?
Niemand weiß, wie die Zukunft genau aussieht. Nur eines ist sicher: Der Wandel wird immer schneller und radikaler. Die Welt verändert sich in bahnbrechendem Tempo. Was man heute in der Uni lernt, ist morgen schon von gestern. Offenheit und die Bereitschaft, sich ein Leben lang immer wieder neu zu erfinden, sind deshalb wichtiger denn je.

Buchtipp

Benedikt Herles: Zukunftsblind. Wie wir die Kontrolle über den Fortschritt verlieren. Droemer HC 2018, 19,99 Euro.

karriereführer recht 2.2019 — Emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz

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Emotionale Intelligenz und interkulturelle Kompetenz

Studien zeigen, dass Legal Tech die Arbeit der Anwälte nicht auf den Kopf stellt. Im Gegenteil, die Bedeutung von Qualitäten wie interkultureller Kompetenz und Empathie nimmt weiter zu. Gesucht werden junge Juristen, die mögliche Konflikte erahnen und erkennen, was dem Mandanten wirklich wichtig ist.