Was macht den Menschen glücklich? Die uralte Frage ist bis heute nicht erschöpfend beantwortet. Auch wenn Psychologie und Ökonomie, Neurologie oder Soziologie aus dem jeweiligen Blickwinkel ihrer Wissenschaft Antworten gefunden haben: Das Zusammenfügen der zahlreichen Glückspuzzleteile – Gene, Erfahrungen aus Kindertagen, Wohlstand oder liebevolle Beziehungen – hat noch zu keiner Glücksformel gereicht.
Wie sollte das auch gehen, wenn als Ergebnis der mathematischen Glücksgleichung Pistazieneis mit Erdbeeren und Sahne herauskäme? Ich mag kein Pistazieneis. Nein, mir scheint, dass jeder Mensch seine eigene individuelle Glücksformel hat. Rauszufinden, welche Variablen sie ausmachen – ob Pistazieneis dazu gehört oder nicht – und diese in Balance zueinander zu setzen, damit sind Generationen beschäftigt gewesen.
Buchtipp
„Kann es sein, dass unsere Vorstellungen vom Glück uns unglücklich machen?“, fragt der Autor Dr. med. Russ Harris in seinem Umdenkbuch, „Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei“, auf das wir Euch aufmerksam machen möchten. Es ist seit Kurzem auch als Taschenbuch erhältlich und online gibt es eine Leseprobe!
Wer zusätzlich den Buch-Autor auf seiner Homepage besuchen möchte: www.actmindfully.com.au
Karriereziel: Work-Life-Balance
Die neueste Generation junger Erwachsener nennen Soziologen die Generation Y. Sie scheint wie keine andere zuvor den Versuch zu unternehmen, die vielen Facetten von Glück unter einen Hut zu bringen. Work-Life-Balance heißt der Drahtseilakt, die beiden großen Lebensbereiche Privat- und Arbeitsleben in ein gesundes Verhältnis zu bringen. Und die Work-Life-Balance, so lautet das Ergebnis der aktuellen Absolventenbefragung des Beratungshauses Universum, ist seit nunmehr fünf Jahren das wichtigste Karriereziel der jungen Berufseinsteiger. Zuvor wünschten sich die Befragten vor allem ein hohes Einkommen. Neuerdings stehen auch sichere Jobs wieder hoch im Kurs, doch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Stellenwert von Freizeit sowie familiärer und freundschaftlicher Beziehungen ist die Nummer Eins auf der Wunschliste für ein gutes Leben.
Ein „gutes Leben“ ist indes ein Generationen übergreifendes Thema. Wie man dieses im gesellschaftlichen Rahmen messen kann, dem war die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ zwei Jahre lang auf der Spur. Bislang war das Bruttoinlandsprodukt eine Maßzahl für Wohlstand und Co. Nun empfiehlt die Kommission der Politik ein neues Wohlstands- und Fortschrittsmaß zu etablieren: Zehn Einzelindikatoren von Bildung über Ökonomie bis Artenvielfalt bilden gemeinsam den W³ Indikator, an dem wiederum abzulesen sein soll, wie gut es Staat und Bürger gerade geht.
Das reicht nicht, finden Gina Schöler und Daniel Clarens, Studenten aus dem Master-Studiengang Kommunikationsdesign der Hochschule Mannheim. Sie haben das Ministerium für Glück gegründet, um für einen Wertewandel zu plädieren: Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt statt Konkurrenz und Kommerz. Mit ihrer transmedialen Kampagne, die sie im Rahmen ihrer Masterarbeit gestartet haben, rücken sie die für sie zentralen Fragen in den Vordergrund: Was macht die Menschen glücklich? Kann man ein Ministerium für Glück in Deutschland etablieren? Wie würde das aussehen? Was würden sich die Menschen von einem Ministerium für Glück erhoffen und welche Aufgaben könnte es übernehmen?
Kleine Nation, großes Glück
Die Inspiration zu ihrem Glücks-Ministerium erreichte die Designer aus dem fernöstlichen Buthan. Der Zwergstaat im Himalaya erklärte 1979 als erste Nation der Welt das Glück der Bürger zum Staatsziel. Das Bruttonationalglück des buddhistischen Landes ist Ausdruck der Balance von Materialismus und buddhistischer Spiritualität, in deren Zentrum Nächstenliebe und Toleranz stehen und zu deren Zielen es gehört, durch Überwindung von inneren Schwächen zu mehr Ausgeglichenheit und Glück zu gelangen.
Auch in der westlichen Welt ist Persönlichkeitsentwicklung eine heiße Spur auf dem Weg zum Glück. Weil Ernst Fritz-Schubert jedoch nicht darauf vertrauen wollte, dass Deutschland buddhistisch wird, führte er 2007 als damaliger Schulleiter der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg das Schulfach „Glück“ ein. Lebenskompetenz, Lebensfreude und Persönlichkeitsentwicklung zu fördern und diese auch im Schulalltag zu realisieren war und ist sein Ziel. Das ausgezeichnete Modellprojekt findet bis heute begeisterten Zuspruch und ist vielfach an Schulen in Deutschland und Österreich integriert worden. Dieses Schulfach hätte ich auch gerne gehabt – Fritz-Schubert ist überzeugt, dass man Glück lernen kann.
Dem schließe ich mich an und lerne Glücklichsein fortan ohne Pausenhof und Schulglocke in der Schule des Lebens. Worauf es beim Fach „Glück“ in der Lebensschule ankommt, danach befrage ich in den kommenden Wochen Philosophen, spirituelle Meister, Ökonomen und Psychologen.
Ein Glückspilz zu sein ist erlernbar
Wir planen unsere Zukunft, haben alles im Griff – und dann kommt dieser eine Moment, der unser Leben entscheidend verändert. Trotzdem sind wir dem Schicksal nicht ausgeliefert: Die Psychologin Dr. Eva Wlodarek promovierte über das Glück und erklärt uns im Interview mit Stefan Trees, wie wir die Macht des günstigen Augenblicks für uns nutzen können, warum wir von Glückspilzen lernen sollten und wie wir Chancen erkennen und sie beherzt ergreifen. weiterlesen
Begeisterung lässt Glück entstehen
Genieße 22 Minuten feinsinnige Beobachtungen darüber, was Begeisterung mit unseren Gefühlen und dem Entstehen von Glück zu tun hat – mitreißend vorgetragen vom renommierten Hirnforscher Gerald Hüther. Das Video haben wir für unsere Summer-School 2013 „Von Glück und Sinn“ herausgesucht. Der Mitschnitt entstand vor zwei Jahren bei einer Konferenz der Stiftung Denkwerk Zukunft in Berlin. Zum Video
Professor Dr. Gerald Hüther ist Leiter der Zentralstelle für Neurobiologische Präventionsforschung der Psychiatrischen Klinik der Universitäten Göttingen und Mannheim/Heidelberg.
www.gerald-huether.de/populaer/index.php
Vom Teilen ist noch keiner arm geworden
Bruder Paulus ist Leiter der Brüdergemeinschaft der Kapuziner in Frankfurt am Main, Liebfrauen, und des Franziskustreffs, einem Frühstücksraum für Obdachlose und Arme. Außergewöhnlich ist seine Medienpräsenz: Als Gastgeber der Sendung „So gesehen – Talk am Sonntag“ und des „So gesehen“ kirchlichen Kommentars auf SAT1, als Kolumnenschreiber, Radiomacher und in zahlreichen Auftritten als Talkshow-Gast spricht er leidenschaftlich über Fragen des Glaubens und ethischen Handelns. weiterlesen
Auf der Suche nach dem Glück
Das lange Zeit abgeschottete Land Bhutan will sich der Welt öffnen, ohne dem Materialismus zu erliegen. Es will sich modernisieren, ohne seine Seele zu verkaufen. Maßstab für die Entwicklung ist „Gross National Happiness“, das Bruttonationalglück.
In einem weltweit einzigartigen Projekt sind Beamte und Beamtinnen des Ministeriums für Glück acht Monate lang unterwegs, um mit dicken Fragebögen das Glück im Land zu ermitteln. Ein Roadmovie zum fernsten aller Ziele, dem Glück.
„Momentaufnahme einer fast schon utopisch wirkenden Gesellschaft. Gerade das macht sie für einen des Kapitalismus müden Westler so faszinierend…“ (PROGRAMMKINO.DE)
Dr. Christoph Quarch ist Philosoph aus Leidenschaft. Mit zahlreichen Buchveröffentlichungen, Vorträgen und Seminaren bringt er die Philosophie aus den Denkerstuben in den Alltag. Philosophie sei Lebenskunst, sagt Quarch, und empfiehlt alte und neue Denker als Inspiration für ein gelingendes Leben. weiterlesen
Wenn es Geld nicht allein ist, was ist es noch? Die Gemeinde Schomberg im Schwarzwald will es wissen und nach dem Vorbild Buthans Deutschlands glücklichste Gemeinde werden: Zum vierten Mal findet im kommenden Sommer 2014 die Schomberger Glückswoche statt. MIt einem bunten Programm aus Vorträgen, Workshops, Vergnügen und Entspannung rund um das Thema Glück wollen die Schomberger herausfinden, was den Bürgern nachhaltig ein glücklicheres Leben ermöglicht.
Die Wirtschaft steht auf dem Sprung in die New AI-Economy. Digital – und angetrieben von Systemen mit generativer Künstlicher Intelligenz. Es entstehen Potenziale in allen ökonomischen Bereichen. Aber der Wandel hat großen Hunger: Im Zusammenspiel mit der E-Mobility sorgt die KI dafür, dass der globale Strombedarf enorm steigt. Worauf es daher ankommt: Bereit für die Änderungen zu sein. Ein Essay von André Boße
Die größten technischen Innovationen betreffen nicht nur spezielle Bereiche. Sie betreffen alle. Die Erfindung der Elektrizität war eine solche. Die Entwicklung des Automobils auch. Und die Einführung des Mobiltelefons offensichtlich ebenfalls. Nun geht’s um die Künstliche Intelligenz. Auch hier spricht man von einer Querschnittstechnologie, sprich: einer Entwicklung, die quer durch die gesamte Gesellschaft und auf alle ihre Systeme und Bereiche Einfluss nimmt. Längst werden die Möglichkeiten der KI in der Breite genutzt. Mit ChatGPT und Co. generierte Bilder überfluten das Internet und die Sozialen Medien. Schüler*innen nutzen die KI zum Lernen, schreiben mit ihrer Hilfe Aufsätze. Übrigens häufig nicht gegen den Willen der Lehrkräfte. Sondern mit deren Unterstützung. Weil Pädagog*innen erkennen: Die Zukunft des Lernens ist ohne Künstliche Intelligenz nicht mehr vorstellbar. Dass auch Verbände vor einer KI-Zukunft stehen, zeigt ein Workshop, den Microsoft Anfang 2025 angeboten hat: „KI als Treiber in Verbänden“. Bezeichnend, dass der Impulsvortrag am Morgen den Titel „KI auf dem Weg zur nächsten Querschnittstechnologie“ trug. Und dass Microsoft diesem Workshop einen Obertitel gegeben hat, der beschreibt, was auf uns zukommt: die New AI-Economy.
KI sorgt für Update der New Economy
Ein Schritt zurück, was war noch gleich die New Economy? Der „Duden Wirtschaft von A bis Z“ definiert sie als „Bezeichnung für Wirtschaftsbereiche, die im Zusammenhang mit der Verbreitung des Internets und der Computer sowie anderer Informations- und Kommunikationstechniken aufkamen und die wirtschaftlichen Abläufe teilweise grundlegend änderten“. In der Geschichte der New Economy gab es eine platzende Dotcom-Blase mit rasanten Kursabstürzen zunächst erfolgreicher Internet-Start-ups sowie die Erkenntnis, dass auch die New Economy die Grundregeln des Kapitalismus nicht außer Kraft setzen kann. Dennoch: Die New Economy steht für eine wirtschaftliche Zeitenwende, die digital getriebene Konzerne wie Google, Meta, Tesla oder Amazon möglich machte. Und die komplett neue Geschäftsmodelle ermöglichte, von E-Commerce und Social-Media-Marketing über Cloud Computing und Streaming bis zu On-Demand- und Sharing- Services.
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Vier-Tage-Woche anders betrachtet
Die Debatte um die Vier-Tage-Woche wird häufig schief geführt. Weil bei vielen die Vorstellung zugrunde liegt, es existiere ein festgelegter Berg an Arbeit, der erledigt werden müssen. Mit den Verfechtern der Vier-Tage-Woche als Drückebergern. Doch dieser fixe Arbeitsberg existiert nicht, im angloamerikanischen Raum spricht man vom „lump of labor fallacy“, einem Arbeitsaufwand- Trugschluss. Der Irrtum ist die Annahme, dass es in einer Volkswirtschaft immer die gleiche Menge an Arbeit zu erledigen gibt. Es sind nämlich immer Änderungen möglich. Jeder kennt das aus dem Haushalt: Wer in einen Staubsauger-Roboter investiert, verbringt weniger Zeit mit dem Handsauger. Und kann die gewonnenen Stunden entweder nutzen, um kreativ den Wohnraum umzugestalten. Oder auch die freie Zeit genießen, um Energie zu tanken. Ganz ähnliche Chancen bietet die KI: Sie gibt Freiraum für Kreativität. Aber eben auch für sinnvolle Freizeit. Ohne, dass Arbeit liegen bleibt.
Nun also New AI-Economy. Eine Art KI-Update der „alten“ New Economy. Auf welche Weise die Künstliche Intelligenz die globale Wirtschaft ändern wird, erklärt Anton Korinek, Wirtschaftsprofessor an der Darden School of Business der University Virginia. Er war einer der Expert*innen, die im Auftrag der G7-Staaten einen Report zur Frage geschrieben haben, wie die KI die Ökonomie verändern wird. Ein Interview mit ihm findet sich auf der Homepage des Uni-Nachrichtendienstes UVA Today. Korinek ist der Überzeugung, dass die KI im Begriff sei, „unser Wirtschaftssystem in einer Weise grundlegend zu verändern, die mit der industriellen Revolution vergleichbar ist“. So wie damals das Mittelalter in die moderne industrielle Wirtschaft übergegangen sei, werde auch die KI ein „völlig neues Wirtschaftsparadigma“ einleiten: „Die Technologie hat das Potenzial, sowohl kognitive als auch physische Arbeit in praktisch allen Sektoren zu automatisieren.“ Die Frage sei: Wie schnell wird das gehen? „Einige Experten sagen umwälzende Fortschritte innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre voraus, während andere eher allmähliche Veränderungen in einem Bereich von fünf bis zehn Jahren erwarten“, wird Korinek zitiert.
KI verlangt danach, Arbeit neu zu denken
Als Mitglied des Expert*innen-Teams formulierte Korinek im Report für die Regierungschefs der G7-Staaten den Ratschlag, eine Haltung der „Bereitschaft“ einzunehmen. Es sei wichtig, KI-Fachwissen aufzubauen und Richtlinien festzulegen, zum Beispiel bei Frage von Finanzaktivitäten oder „grenzüberschreitender Zusammenarbeit bei der KI-Governance“. Was bedeutet: Es könnte auch eine KI-Diplomatie geben, deren Formen und Werte erst noch gefunden werden müssen. Mit Blick auf die Wirtschaft glaubt Korinek, die KI biete zwar beispiellose Chancen für Wirtschaftswachstum und Innovation, bringe aber erhebliche Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel „potenzielle Störungen des Arbeitsmarktes“.
Was die Jobs betrifft, die im Zuge der New AI-Economy neu entstehen oder wegfallen können, sieht Anton Korinek „eine faszinierende Dynamik im Spiel“: „Wirtschaftswissenschaftler haben Jahrzehnte damit verbracht, zu erklären, warum die technologische Automatisierung nicht zu dauerhafter Arbeitslosigkeit führt.“ Angloamerikanische Ökonomen sprechen in diesem Zusammenhang vom „lump of labor fallacy“ – gemeint ist der Trugschluss, dass es in Volkswirtschaften eine festgelegte Menge an Arbeit gibt, die nicht veränderbar ist. Korinek glaubt, dass die KI dafür sorgen wird, dass dieser Irrtum offensichtlicher denn je wird: „Wenn KI-Systeme in der Lage sind, die menschliche Leistung bei praktisch jeder Aufgabe zu erreichen oder zu übertreffen, wie viele führende KI-Forscher vorhersagen, werden wir unsere grundlegenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen überdenken müssen.“ Und damit auch den Begriff von Arbeit. Verbunden mit der Frage, wie viel Arbeit geleistet werden muss. (siehe Kasten zur Vier-Tage-Woche)
KI ist zentrales Bildungstool
Es kommt also darauf an, Bereitschaft zu zeigen. Das gilt für alle Branchen. Zum Beispiel die Anbieter von Fort- und Weiterbildung. Das Berliner Unternehmen Relias hat sich auf digitale Bildung für das Gesundheits- und Sozialwesen spezialisiert. In einem Blog auf der Unternehmenshomepage skizziert Stephan Butzke, ehemaliger Krankenpfleger und jetzt Fachautor für Digital- und Gesundheitsthemen, wie KI das Lernen im seinem Bereich verändert. Butzke ist davon überzeugt, dass die Künstliche Intelligenz vollkommen neue Möglichkeiten eröffnet: „Statt statischer Schulungen und starrer Lernmodule können personalisierte, adaptive und interaktive Lernformate entstehen“, schreibt er in seinem Blog-Beitrag.
Es kommt also darauf an, Bereitschaft zu zeigen. Das gilt für alle Branchen.
Konkret nennt er „personalisierte Lernpfade“, die basierend auf Daten zu Vorwissen, Lernverhalten und Lernfortschritt analysiert, welche Inhalte besonders relevant sind und welche Bereiche noch vertieft werden sollten. Möglich seien auch „Simulationen und immersive Lernerfahrungen“, in dem die KI realistische Simulationen, KI-gestützte Fallstudien und interaktive Trainings entwickelt. Auch Sprachbarrieren könnten dank KI-Übersetzungstools überwunden werden, Fachwissen aus globalen Datenquellen seien erschließbar. „So wird Weiterbildung niedrigschwelliger und inklusiver“, ist Stephan Butzke überzeugt. Was er nicht glaubt: Dass die KI die Bildung komplett übernimmt. Der Schlüssel liege darin, KI bewusst und reflektiert zu nutzen: „Nicht jede Technologie ist für jedes Lernsetting geeignet, und der Mensch bleibt weiterhin die wichtigste Instanz, wenn es um kritisches Denken, Kreativität und Empathie geht.“
Service nach Maß
Von der Bildung zu Märkten und Dienstleistungen: Tahir Nisar, Wirtschaftsprofessor an der Universität Southampton, publizierte im März 2025 für den Think Tank Economics Observartory einen Beitrag über den Einfluss der Künstlichen Intelligenz auf Geschäftsmodelle in den Bereichen Handel, Logistik und Vertrieb. „KI verändert die Art und Weise, wie Verbraucher einkaufen, sich mit Inhalten beschäftigen und mit Unternehmen interagieren“, schreibt er. Dank des Zugriffs auf riesige Mengen von Verbraucherdaten nutzten Unternehmen zunehmend KI-gestützte Erkenntnisse, „um Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die sich relevanter und intuitiver anfühlen“.
Beispielhaft für diese Potenziale stehe laut Nisar der Finanzsektor. Dort definierten „KI-gestützte Beratungstools die persönliche Vermögensverwaltung neu, indem sie passgenaue Anlagestrategien auf der Grundlage von Risikobewertungen in Echtzeit anbieten“. Das gebe Unternehmen die Möglichkeit, sich weg von statischen, einheitlichen Finanzplänen hin zu KI-gesteuerten Modellen zu bewegen, „die sich dynamisch an die Veränderungen im Leben anpassen, zum Beispiel an berufliche Veränderungen oder Familienzuwachs“. Damit könnten Finanzdienstleister laut Tahir Nisar eine neue Ebene erreichen, indem sie „maßgeschneiderte Finanzpläne anstelle starrer, unflexibler Pläne“ liefern.
Für Nihar ist „maßgeschneidert“ ein zentrales Kennwort der New AI-Economy: Automobilhersteller seien dabei, intelligente Fahrzeuge zu entwickeln, die sich an die Komfort- und Leistungswünsche des Fahrers anpassen. Im Kundenservice lernten mit KI-Chatbots aus früheren Interaktionen, um einen intuitiveren und menschenähnlichen Support zu bieten. Unternehmen entwickelten Produkte, die sich stärker an den Marktbedürfnissen orientieren, Innovationen vorantreiben und intelligentere strategische Entscheidungen ermöglichen. Nihar nennt hier zwei konkrete Beispiele: Nike-Schuhe „auf der Grundlage biometrischer Daten“, L’Oréal-Hautpflegeprodukte, „angepasst an den individuellen Hauttyp“.
Die Wirtschaft muss AI-Economy-ready sein. Gemeint sind die Unternehmen und die Politik, aber auch alle, die jetzt in eine zunehmend von der KI getriebenen Ökonomie einsteigen.
Gigantischer Stromhunger
Doch die KI gibt nicht nur, sie benötigt auch etwas. Nämlich Energie. Im Blog des Internationalen Währungsfonds (IMF) schreiben die IMF-Experten Ganchimeg Ganpurev und Andrea Pescatori in einem Beitrag vom Mai 2025, dass die KI als „Quelle für Produktivität und Wirtschaftswachstum“ immer mehr Strom für die Rechenzentren benötige. „Die daraus resultierende Belastung der Stromnetze hat erhebliche Auswirkungen auf die weltweite Stromnachfrage“, schreiben die Autor*innen. Bereits im Jahr 2023 benötigten die Rechenzentren der Welt mit 500 Terawattstunden doppelt so viel Strom, wie es im Jahr 2015 der Fall war. 2030, prognostizieren die Autor*innen auf Basis der Daten einer OPEC-Studie, werde sich diese Menge im Vergleich zu 2023 verdreifachen, auf 1500 Terawattstunden. Damit würden die Rechenzentren pro Jahr die Menge an Strom benötigen, die heute das Land Indien mit seinen knapp 1,4 Milliarden Einwohner*innen verbraucht.
Ganchimeg und Pescatori entwerfen das positive Szenario, dass die Nachfrage nach Strom auch das Angebot ankurbelt. Zum Bespiel mit einem weiteren Boom der Erneuerbaren Energien, die saubere und klimaneutrale Elektrizität erzeugen. Ist die Reaktion jedoch nicht schnell genug, könnte das zu einem „stärkeren Kostenanstieg führen, der Verbrauchern und Unternehmen schadet und möglicherweise das Wachstum der KI-Industrie selbst bremst“, heißt es im IMF-Beitrag.
An dieser Stelle kommt erneut die Bereitschaft ins Spiel: Die Wirtschaft muss AI-Economy-ready sein. Gemeint sind die Unternehmen und die Politik, aber auch alle, die jetzt in einer zunehmend von der KI getriebenen Ökonomie einsteigen. Es geht darum, Chancen zu nutzen, Risiken zu erkennen, Folgen abzuschätzen. Dabei ist es klug, sich nicht kopfüber ins KI-Abenteuer zu stürzen, sondern die Veränderungen vom Ende her zu denken.
Der Gedanken-Code
Rund um die Welt kombinieren Firmen und Forschende künstliche Intelligenz mit Erkenntnissen aus der Hirnforschung. Ihr Ziel: den Code unseres Denkens zu knacken und zu verstehen, was in uns vorgeht. Schon bald werden ihre Technologien in viele Bereiche unseres Lebens vordringen. Das birgt enorme Chancen, aber auch nie dagewesene Risiken. In seiner packenden Reportage, die ihn von Berlin in den Süden Indiens und bis ans Ende der digitalen Welt in Patagonien führt, enthüllt Janosch Delcker, was da gerade hinter verschlossenen Türen entsteht – und liefert eine Anleitung, wie wir mit den smarten Anwendungen sinnvoll umgehen können. Delcker, Janosch: Der Gedanken-Code. Wie künstliche Intelligenz unser Denken entschlüsselt und wir trotzdem die Kontrolle behalten. C.H.Beck 2024. 16,00 Euro.
Christine Regitz ist Vice President SAP SE und leitet die Initiative „SAP Women In Tech“. Zudem ist sie Präsidentin der Gesellschaft für Informatik. Eine Bilderbuchkarriere. Aber: eine ohne Plan. Im Gespräch verrät die Spitzenkraft, wie es auch im Zickzackkurs nach oben gehen kann und warum es in der Softwareentwicklung auf vielfältiges Know-how ankommt. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Christine Regitz (Jahrgang 1966) leitet als Vice President bei SAP die Initiative „SAP Women In Tech“. Seit 2016 gehört sie dem SAP-Beirat für Nachhaltigkeit an und war knapp zehn Jahre lang Mitglied des SAP-Aufsichtsrates. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und Physik in Saarbrücken und Bari nahm sie eine Beratertätigkeit im IT-Bereich auf. 1994 wechselte sie zu SAP, seitdem ist sie dort in unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen tätig. Seit 2007 engagierte sie sich in der Gesellschaft für Informatik, deren Präsidentin sie heute ist. 2021 wählte sie das Handelsblatt in die Liste „100 Frauen, die Deutschland bewegen“.
Frau Regitz, Sie haben einmal gesagt, Sie hätten zum Start Ihrer Karriere keinen Plan gehabt – und das sei richtig gewesen. Warum? Ich bin ein Mensch, der gerne und öfter etwas Neues macht. Und der zur Ungeduld neigt, wenn ich beginne, mich zu langweilen. Mit diesen Charaktereigenschaften war es für mich als Jugendliche schwer, zu sagen: Was will ich eigentlich mal werden? Und was muss ich dafür studieren? Denn ich konnte mir vieles vorstellen. Besser gesagt: Ich konnte mir kaum etwas nicht vorstellen. Das machte die Wahl schwer.
Inwiefern? Weil ich als junger Mensch dachte: Wenn ich mich jetzt entscheide, ob ich im Studium den Weg A oder B gehe, dann lege ich mich in diesem Moment für mein ganzes Leben fest.
Was ja gar nicht stimmen muss. Genau, aber das wusste ich damals noch nicht. Und es wurde mir von vielen Seiten auch anders vermittelt.
Ist Deutschland ein Land, in dem dieses „keinen Plan haben“ nur wenig goutiert wird? (überlegt) Ich glaube da ist was dran, ja. Ich denke, das hängt stark mit der Arbeitskultur in Deutschland zusammen, die sehr stark vom Wunsch nach Konstanz geprägt wird, nach dem Motto: Wenn du einmal bei VW oder bei der Post bist, dann bleibst du da immer. Hinzu kommt, dass viele junge Menschen zu wenig über den konkreten Berufsalltag in dieser digitalen Gesellschaft wissen. Wäre das anders, würde ihnen bewusstwerden, dass man mit einer guten Grundausbildung in fast allen Branchen tätig sein kann. Natürlich gibt es auch weiterhin sehr spezialisierte Berufe, eine Chirurgin muss selbstverständlich Medizin studiert haben. Es entstehen aber immer mehr akademische Jobs, in denen das, was man studiert hat, keine so große Rolle mehr spielt. Weil andere Fähigkeiten zählen.
Welche? Seine Neugier einzubringen. Lust haben, etwas zu lernen und zu verändern. Nun tun sich die Deutschen auch mit Veränderungen eher schwer. Change ist nicht positiv besetzt. Ein Beispiel ist die Sprache: Es gibt den deutschen Begriff der „Technologiefolgenabschätzung“. Eine „Technologiechancenabschätzung“ dagegen gibt es nicht. Das wäre aber doch der bessere Weg: die Chancen zu sehen, und nicht alles, was neu ist, sofort in die kritische Ecke zu stellen. Das Mindset stimmt nicht. Und das führt zu Fehleinschätzungen, gerade was die Digitalisierung betrifft.
Viele glauben, Digitalisierung bedeute, analoge Prozesse digital zu machen. Stimmt aber nicht. Digitalisierung bedeutet, Prozesse in einer digitalen Welt neu zu denken.
Welche zum Beispiel? Viele glauben, Digitalisierung bedeute, analoge Prozesse digital zu machen. Stimmt aber nicht. Digitalisierung bedeutet, Prozesse in einer digitalen Welt neu zu denken. Wobei es dabei durchaus vorkommen kann, dass der Prozess hinterher ganz anders gestaltet wird.
Sie sind vor mehr als 30 Jahren als Softwareentwicklerin eingestiegen. Wie hat sich dieser Job in den vergangenen Jahren geändert? Ich hatte damals auch noch das Vorurteil, bei einem Unternehmen wie SAP auf einen Kollegenkreis mit fast ausnahmslos Informatikern zu treffen. Mit mir als Wirtschaftsinformatikerin, immerhin. Aber dann begegnete ich dort gar nicht so viel Informatikern, sondern Physikern, Mathematikern, Chemikern. Das hat mich damals sehr überrascht, ist aber, wenn man darüber nachdenkt, nur logisch.
Warum? Bei der Entwicklung von Software geht es darum, die Probleme, die ein Kunde in der realen Welt hat, mit Hilfe einer Software zu lösen. Egal, ob die Unternehmen Autos produzieren oder Versicherungen vermitteln: Mit unserer Software bilden wir deren Geschäftsprozesse ab. Um bei der Entwicklung dieser Software mitzuhelfen, ist natürlich ein betriebswirtschaftliches Verständnis wichtig. Und, klar, die Software muss auch programmiert werden, hier sind klassische Informatiker gefragt.
Die Software muss aber dann auch vertrieben werden. Es muss Schulungsmaterial erstellt werden, müssen Workshops abgehalten werden. Das Programmieren ist daher in der reinen Softwareentwicklung nur ein kleiner Teil. Und er wird von Jahr zu Jahr immer kleiner, weil die Programmiertools auch dank der Künstlichen Intelligenz immer besser werden. Mit der Folge, dass wir Softwareentwickler uns immer mehr auf die kreativen Aspekte unserer Arbeit fokussieren können. Nämlich die Lösung des eigentlichen Problems.
Welche Fähigkeiten muss man mitbringen, um diese kreativen Aspekte einbringen zu können? Man muss erstens Teamplayer sein, um sich in den divers besetzten Teams gut einzubringen. Bei SAP schaut man zum Beispiel in den Bewerbungen darauf, ob jemand unter den Freizeitaktivitäten eine Teamsportart aufgezählt hat, denn bei einer solchen lernt man Dinge, die auch in der Teamarbeit wichtig sind. Zweitens muss man das Gespür dafür mitbringen, dass bei allem, was wir tun, die Endbenutzer im Mittelpunkt stehen. Es gibt einen Use-Case, den wir lösen wollen. Damit das gelingt, müssen wir uns in den Endnutzer hineinversetzen. Wir müssen dafür wissen, was seine Arbeitsbedingungen sind – denn diese sind in Büros ganz anders als in einer Produktionshalle, in einem hochsterilen Labor oder im Straßenbau. Wichtig ist auch eine gewisse Überzeugungskraft. Ich erwähnte ja schon, Digitalisierung heißt nicht, den Menschen ein iPad in die Hand zu geben. Es kann dazu kommen, dass die Lösung, die wir einem Kunden bieten wollen, nicht diejenige ist, die er sich vorgestellt hat. Vielleicht muss sich der Endbenutzer nun umstellen. Müssen die Menschen im Unternehmen Dinge anders machen. Dann gilt es, im Sinne der Lösung Überzeugungsarbeit zu leisten.
Sie kämpfen seit vielen Jahren dafür, mehr Frauen für Berufe im Bereich der Softwareentwicklung zu gewinnen. Bei SAP leiten Sie die Initiative „SAP Women In Tech“. Wie beurteilen Sie das Tempo des Wandels? Es wird besser, das kann man schon feststellen. Aber das Tempo ist langsam. Ein Hauptgrund ist sicher auch hier die Schieflage in der Vermittlung des Berufsbildes, über die wir bereits gesprochen haben. Man benötigt für die Softwareentwicklung eine Vielfalt an Kompetenzen; die informatische ist nur ein von vielen. Ich bin der Überzeugung, dass wir die Vielfalt dieser Berufsbilder der Digitalisierung schon früh vermitteln müssen, bereits in der Schule. Und an den Unis muss klar sein, dass die Softwareentwicklung Nachwuchskräfte aus verschiedenen Studiengängen gebrauchen kann. Ist das offensichtlich, werden noch mehr junge Frauen den Weg in diesen Beruf finden, davon bin ich überzeugt.
Das wäre aber doch der bessere Weg: die Chancen zu sehen, und nicht alles, was neu ist, sofort in die kritische Ecke zu stellen.
Wir haben vorhin festgestellt, dass Sie zu Beginn Ihrer Karriere keinen Plan hatten. Nun aber sind sie seit mehr als 30 Jahren bei einem Arbeitgeber. Warum diese Treue? Weil mein Anspruch, immer wieder etwas Neues zu machen, Teil der SAP-Unternehmenskultur ist. Man wird dazu ermutigt, die Abteilungen, Themen oder Teams zu wechseln. Ich konnte daher immer wieder etwas Neues machen, und das war genau das, was ich gebraucht habe. Ich finde, es ist wichtig, sich als Einsteigerin und Einsteiger darüber klar zu werden: Was ist meine Persönlichkeit, was ist meine Stärke? Liegt es mir, mich tief in ein Thema zu vergraben, um mich dann wirklich auszukennen? Oder sehe ich, wie in meinem Fall, meine Stärke darin, Themen bis zu einem gewissen Punkt vorantreiben.
Und dann? Freue ich mich, das Thema übergeben zu können – um wieder etwas Neues anzufangen.
Fällt Ihnen das Abgeben nicht schwer? Nein, ich finde ich es sogar gut, wenn ich bei einem Erreichungsgrad von 80 Prozent erkenne, dass jemand da ist, der die restlichen 20 Prozent erledigen möchte. Ich bin ein 80-Prozent-Typ. Daher wäre die Buchhaltung auch nichts für mich, denn da muss immer alles hundertprozentig stimmen.
Zum Abschluss, Ihr Rat an den digitalen Nachwuchs? Holt euch Feedback ein, aber nur mit Blick auf eure Stärken. Guckt nicht auf eure Schwächen, und guckt auch nicht, was gerade konform ist. Schaut lieber darauf, was ihr könnt und wollt, dann findet sich auch was. Was man übrigens nicht können muss, obwohl häufig genug danach gefragt wird, auch in Vorstellungsgesprächen: zu sagen, wo man sich in fünf Jahren sieht. Konnte ich noch nie. Zunächst dachte ich, dass das ein Manko wäre. Heute weiß ich: Das ist falsch. Man kann halt auch ohne Plan Karriere machen. Aber eine abwechslungsreiche.
Zu SAP
Als einer der weltweit führenden Anbieter von Anwendungen und KI für Unternehmen ist SAP an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und digitaler Technologie tätig. Mit Hilfe der Software laufen geschäftskritische Abläufe in den Bereichen Finanzwesen, Beschaffung, Personalwesen, Lieferkette und Customer Experience zusammen. Das Unternehmen mit Sitz in Walldorf hat weltweit mehr als 109.000 Beschäftigte in mehr als 100 internationalen Entwicklungsstandorten. Die Geschichte von SAP (das Kürzel steht für „Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung“) begann 1972 als eine Fünf-Personen-Firma. An der Spitze des Konzerns steht Christian Klein, mit 44 Jahren der derzeit jüngste Vorstandschef eines Dax-Unternehmens.
Das US-Magazin Forbes hat wieder seine AI 50-Liste veröffentlicht, mit der die vielversprechendsten Unternehmen vorgestellt werden, die künstliche Intelligenz zur Lösung realer Herausforderungen einsetzen. Darunter ist auch ein deutsches Unternehmen: DeepL, Anbieter von KI‑gestützten Übersetzung- und Schreiblösungen mit Sitz in Köln. Das Start-up konnte sich gegen mehr als 1.860 Kandidaten durchsetzen und wurde zum zweiten Mal in Folge ausgewählt.
E-Hosen unterstützen beim Gehen
Beim Radfahren ist es schon ganz normal, auf Motorkraft statt nur auf Muskelkraft zu setzen: Der Absatz von E-Bikes boomt, 2023 wurden erstmals mehr Fahrräder mit als ohne Motor verkauft. Anders beim Wandern, das funktioniert bislang ohne technische Unterstützung – aber das könnte sich bald .ändern. Skip with Joy, ein kalifornisches Unternehmen, entwickelt „powered clothing“ oder, einfach gesagt, Hosen, die beim Gehen unterstützen. Das Versprechen: Weniger Mühe, Muskelermüdung und Gelenkschmerzen, dafür mehr Bewegungsfreiheit und Freude. Bisher kamen solche Exoskelette hauptsächlich in der Industrie und der Rehabilitation zum Einsatz, nun sollen Sie den Massenmarkt erobern.
Per Mausklick durch den Petersdom
Wer den Petersdom erkunden möchte, muss nicht nach Rom reisen, sondern sich nur an den Computer setzen. Der Vatikan und Microsoft haben zusammengearbeitet und einen digitalen Zwilling erstellt. Möglich geworden ist dies mit 400.000 hochauflösenden Fotografien, die zum Teil mit Drohnen aufgenommen wurden. Während der zweieinhalbjährigen Projektphase, an der namhafte Experten verschiedenster Fachrichtungen beteiligt waren, kam durchgehend künstliche Intelligenz zum Einsatz. Microsoft-Chef Brad Smith sprach vom wahrscheinlich ambitioniertesten Projekt dieser Art, das es bisher je gegeben hat. Ausgangspunkt der KI-Kooperation war ein Aufruf des Heiligen Stuhls zur ethischen Nutzung Künstlicher Intelligenz, der sogenannte „Rome Call“, der bereits 2020 veröffentlicht wurde.
Die Baubranche befindet sich im digitalen Umwandlungsprozess. Building Information Modeling (BIM) ist auf diesem Transformationsweg die maßgebliche Methode – sie ermöglicht die Digitalisierung und Kollaboration über die gesamte Wertschöpfungskette von Bauprojekten hinweg. Planung, Bau und Betrieb werden so effizienter, besser planbar und günstiger – ebenso nachhaltiger. Als neue Technologie kommt nun Künstliche Intelligenz (KI) hinzu, die sich hervorragend mit BIM kombinieren lässt. Von Christoph Berger, buildingSMART Deutschland
Die Baubranche sieht sich mit einer wachsenden Datenflut und immer komplexeren Projekten konfrontiert. BIM hat sich vor diesem Hintergrund zum Standard für die digitale Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Bauwerken etabliert. Im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung heißt es: „Building Information Modeling (BIM) wird zum zentralen Instrument der Digitalisierung des Bauwesens weiterentwickelt.“ KI unterstützt nun diese Entwicklung und bietet Potenziale in fast allen Branchenbereichen: zum Beispiel von der Ausschreibungsanalyse über die Bauzeiten- und Ressourcenplanung, Predictive Maintenance bis hin zur Dokumenten- und Datenanalyse. Auch beim 3D-Druck oder dem Einsatz von Drohnen- und Robotern kann KI unterstützen. Doch während in anderen Branchen KI bereits tief in die Wertschöpfung integriert ist, befindet sich die Bauwirtschaft noch im Aufholprozess – mit Pilotprojekten, aber auch mit großem Nachholbedarf bei Datenstandards und Governance.
Schnittmengen von BIM und KI
Wobei Datenstandards das entscheidende Stichwort für ein erfolgreiches Zusammenwirken von BIM mit KI ist. BIM liefert die strukturierte Datenbasis, auf der KI-Algorithmen aufbauen können. Der von buildingSMART entwickelte Datenstandard IFC (Industry Foundation Classes) schafft die nötigen Voraussetzungen. Ziel des IFC-Standards ist die interoperable Datenübertragung zwischen verschiedenen Softwarelösungen im Bauwesen – unabhängig vom Hersteller. In Verbindung des Datenstandards mit KI werden Digitale Zwillinge, also virtuelle Abbilder realer Gebäude in Echtzeit, möglich, die Bauprozesse und Betriebsphasen datenbasiert steuern und optimieren.
Trotz der aufgezeigten Potenziale gibt es branchenspezifische Hürden. Dazu zählen nicht nur die Datenbasis, sondern auch individuelle und projektspezifische Abläufe, weiterhin existierende analoge Abläufe, Insellösungen und Silodenken. Hinzu kommen Fachkräftemangel, fehlende KI-Governance sowie die inzwischen erlangte Erkenntnis: Mit Technik allein ist es nicht getan, für die erfolgreiche Durchführung von Digitalisierungsprojekten braucht es auch einen Kulturwandel. Nur wenn Prozesse, Menschen und Strukturen zusammenpassen, entsteht Fortschritt. Auch hier setzt buildingSMART Deutschland an: Als Netzwerk fördert es den Wissenstransfer zwischen Praxis, Forschung und Nachwuchs und arbeitet aktiv am Zusammenspiel von Technik und Change.
Berufseinstieg und Zukunftsperspektiven
Für Absolventinnen und Absolventen bieten sich vor diesem Hintergrund zahlreiche Einstiegsmöglichkeiten – von der Entwicklung und Implementierung digitaler Tools über das Datenmanagement bis hin zur Beratung und Prozessoptimierung. Gefragt sind nicht nur IT- und Ingenieurkenntnisse, sondern auch die Bereitschaft, sich in interdisziplinären Teams und neuen Rollen zu bewegen. Wer sich früh mit BIM und KI beschäftigt, kann die digitale Transformation der Branche aktiv mitgestalten.
Wie verändert Künstliche Intelligenz unseren Umgang mit Trauer und Tod? Mit dieser Frage und dem tiefen menschlichen Wunsch nach Unsterblichkeit beschäftigt sich der ARD Dokumentarfilm von Hans Block und Moritz Riesewieck. Er zeigt eine Art „digitale Auferstehung“: Mithilfe Künstlicher Intelligenz schaffen Start-Ups digitale Avatare, die es Trauernden ermöglichen, mit einer Simulation ihrer verstorbenen Liebsten in Kontakt zu treten. Der Film zeigt sowohl die Pioniere, die diese Avatare erschaffen, als auch die ersten User dieser Technologie. Welche ethischen Probleme ergeben sich – und welche regulatorischen Notwendigkeiten? Eternal You: Vom Ende der Endlichkeit ist in der ARD Mediathek abrufbar.
Das Potenzial einer neuen Aufklärung
Warum zerstören wir unsere Welt trotz aller Intelligenz? Umweltschäden, Erschöpfung natürlicher Ressourcen, massiver Anstieg von Depressionen, unbeherrschbare Krankheiten und explodierende Gesundheitskosten zeigen die Grenzen unseres heutigen Intelligenzbegriffs. Fritz Kröger ruft in seinem neuen Buch zu einer radikalen Neudefinition der Intelligenz in einer von Logik dominierten Welt auf. Ein Buch für alle, die sich fragen, wohin uns die reine Logik führt. Für jene, die nach alternativen Denkansätzen suchen und für junge, engagierte Menschen, die von einer gerechteren, nachhaltigen Gesellschaft träumen. Fritz Kröger: Mega-Intelligenz – natürliches Gegengewicht zur KI. Edition Estrany 2025. 22,00 Euro.
Ausstellung „Licht und Materie“
Licht und Materie, Foto: Deutsches Museum
Die Sonne am Strand, der Scanner an der Supermarktkasse oder das Signal in einer Glasfaser: Wenn Licht auf Materie trifft geschehen spannende Dinge! Einige davon sind uns aus dem Alltag vertraut, andere völlig unbekannt und für den Menschen unsichtbar. Die Sonderausstellung „Licht und Materie“ im Deutschen Museum in München präsentiert bis zum 26. Oktober 2025 die Grundlagen der Quantenoptik und zeigt, wie sich das Verständnis von Licht und Materie im letzten Jahrhundert gewandelt hat. Diese neuen Erkenntnisse sind Voraussetzung für die Quantenwissenschaften und Quantentechnologien, die heute intensiv erforscht werden.
„Alles überall auf einmal“
Miriam Meckel und Léa Steinacker sind Gründerinnen von ada, einer Initiative, die unternehmerisch denkende Menschen dazu befähigt und aktiviert, treibende Kraft für Transformation zu sein. Gemeinsam haben sie „Alles überall auf einmal“ geschrieben, ein Buch über die großen Veränderungspotenziale der Künstlichen Intelligenz. Der Untertitel gibt die optimistische Richtung vor: „Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können“. Die Autorinnen verschweigen die Problemfelder der KI nicht, verweisen aber immer wieder darauf, dass wir Menschen alle Gestaltungsmöglichkeiten besitzen. Was das Buch insbesondere leistet: Es motiviert dazu, intensiver über KI nachzudenken, bestimmte Meinungen zu hinterfragen und neue Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen anzudenken. Miriam Meckel und Léa Steinacker: „Alles überall auf einmal: Wie Künstliche Intelligenz unsere Welt verändert und was wir dabei gewinnen können“, Rowohlt 2024, 26,00 Euro.
Playlist zum Glück
Michael Behrendt hat die Playlist zum Glück zusammengestellt, mit 99 ½ Songs für ein erfülltes Leben. Diese Sammlung stellt er in einem Buch vor – und natürlich sind die Songs in einer Spotify-Playlist abrufbar. Darunter sind Titel von Bob Dylan, Dua Lipa, Ariana Grande, Herbert Grönemeyer, Lady Gaga, Reinhard Mey, Taylor Swift, Tears for Fears und vielen mehr. Sie sollen in unterschiedlichsten Lebenssituationen hilfreich sein, denn Musik kann trösten, inspirieren, motivieren und therapeutisch wirken. Doch wie tragen Pop-, Rock-, Rap- oder Soulsongs zu einem glücklichen Leben bei? Welche Lebensweisheiten, welchen Rat zur Lebensführung vermitteln ihre Lyrics? Michael Behrendt erklärt es in seinem musikalischen Lebensratgeber. Michael Behrendt: Playlist zum Glück. 99 ½ Songs für ein erfülltes Leben. Reclam 2025. 18,00 Euro.
Forum für künstliche Intelligenz im Deutschen Museum Bonn
Foto: Deutsches Museum/Lichtenscheidt
Künstliche Intelligenz ist die bedeutendste Technologie unserer Zeit – deshalb widmet das Deutsche Museum Bonn dem Thema bunt gestaltete Erlebnisräume, in denen das vielseitige und komplexe Thema KI sehr zugänglich vermittelt wird: Interaktive und unterhaltsame Exponate und Demonstrationen machen Grundlagen und aktuelle Entwicklungen der KI verständlich. Da gibt es interaktive Stationen zum Ausprobieren und Anfassen statt trockener Texte und Erläuterungen. Für ein aktives Museumserlebnis sorgen die Museotainer*innen, die den Besucher*innen zur Seite stehen und das abstrakte Thema KI mit Leben füllen. Ihre „KI:ckstarts“ – kurze dialogische Rundgänge – eröffnen den Museumsgästen einen verständlichen Zugang zur Welt der Künstlichen Intelligenz.
Mutig Karriere wagen
Was ist, wenn es mehr gibt als Start-ups, um Sinn und Gestaltungsmöglichkeiten bei der Arbeit zu finden? Die ehemalige VW-Vorständin Hiltrud Werner will junge Menschen für eine Karriere im DAX-Konzern begeistern. Entlang ihrer eigenen beruflichen Stationen zeigt sie Erfolgsprinzipien für die Corporate World, die aus ihrer Sicht enorme Chancen für die Karriere bietet. Das Buch erlaubt spannende Einblicke hinter die Kulissen der DAX-Konzerne. Wertvolle Impulse und konkrete Tipps für Menschen am Beginn ihrer Karriere runden es ab. Hiltrud D. Werner: Mutig Karriere wagen. Gestalten und wachsen in der Welt der DAX-Konzerne. Campus 2025. 25,00 Euro.
Auch, wenn der Quereinstieg immer noch gängig ist – mittlerweile gibt es ein vielfältiges Angebot an Studiengängen, die auf eine Tätigkeit in der digitalen Wirtschaft vorbereiten. Wir stellen einige Angebote vor, die uns aufgefallen sind. Von Kerstin Neurohr
Cyber Security an der Universität Bonn
In sechs Semestern fit werden für eine Tätigkeit in der IT-Security – das ermöglicht der Bachelor-Studiengang Cyber Security am Institut für Informatik der Universität Bonn. Das Studium vermittelt Kompetenzen aus der Mathematik, der Informatik und der Psychologie, die nötig sind, um komplexe IT-Systeme wirksam zu sichern, und schafft überdies eine Brücke zwischen Theorie und Praxis z. B. durch Lehrangebote von Fachexpert*innen aus großen Unternehmen im Cyber-Security- Cluster Bonn.
Digital Technologies (DigiTec) an der TU Clausthal und der Ostfalia Hochschule
„Grundstein für eine Karriere in der digitalen Transformation“ möchte der Studiengang Digital Technologies (DigiTec) sein, der mit dem Bachelor oder Master abgeschlossen werden kann. Das Studienprogramm verbindet Wissen aus der Informatik mit praxisorientierten Projekten und der Möglichkeit, eigene Innovationen bis hin zu einem Start-up zu entwickeln. Im ersten Studienjahr ist Goslar der Standort, ab dem zweiten Jahr wird je nach Spezialisierung auch in Clausthal-Zellerfeld und Wolfenbüttel studiert.
Digitale Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlands
Der Studiengang „Digitale Betriebswirtschaftslehre“ kann auf Bachelor und auf Master studiert werden und bereitet auf die Herausforderungen einer digitalisierten Wirtschaftswelt vor. Er vermittelt die fachlichen Grundlagen und Methoden der Betriebswirtschaftslehre, ergänzt durch Kompetenzen aus dem Bereich der Digitalisierung. Die Studierenden arbeiten mit in der Praxis gängiger Software, um auf den späteren Berufseinstieg vorzubereiten.
Digital Entrepreneurship an der OTH Regensburg
Der Masterstudiengang Digital Entrepreneurship richtet sich an potentielle Gründer* innen im digitalen Umfeld – er soll fit machen für die Start-Up-Welt. In drei Semestern werden die Studierenden vorbereitet auf eine Gründung oder Unternehmensnachfolge. Besondere Chancen ergeben sich aus der Möglichkeit, physische Produktideen mit digitalen und virtuellen Konzepten zu verschmelzen. Das Start-up Lab bietet als Makerspace mit Werkstätten, Co-Working Spaces sowie Seminar- und Design-Thinking Laboratorien Raum für die Entwicklung von Ideen.
Digital Engineering an der Universität Magdeburg
Der Masterstudiengang Digital Engineering wendet sich an Studierende mit einem Bachelorabschluss aus einem ingenieurwissenschaftlichen Bereich oder der Informatik. Das Studium vermittelt umfangreiche Kenntnisse für die Entwicklung, Konstruktion und den Betrieb komplexer, technischer Produkte und Systeme wie sie beispielsweise in der Produktionstechnik oder der Automobilindustrie vorkommen. Die vorwiegend praxisorientierten Inhalte des Studiengangs werden in Zusammenarbeit mit den Ingenieurfakultäten sowie Partner der industrienahen Forschung angeboten.
Es war DIE Social-Media- Geschichte des Jahres 2024. Überregionale und regionale Medien berichteten über den Kölner Antiquar Klaus Willbrand, der in kürzester Zeit zum Social- Media-Star avancierte und einen neuen Hype auslöste. Zu verdanken war der Erfolg Daria Razumovych, Germanistin und Literaturliebhaberin. Sie hat mit Ihrer Digitalberatung den Über- Achtzig-Jährigen zum TikTok- Star gemacht. Ende Januar ist er verstorben. Wir haben bei Daria Razumovych nachgefragt, wie es ihr heute geht – und ob sie den Plan umsetzen wird, das Antiquariat weiterzuführen. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr
Das Antiquariat
Instagram:@buchantiquariat_willbrand
TikTok:@antiquariat.willbrand
Frau Razumovych, Sie haben Klaus Willbrand im letzten Jahr seines Lebens zur Kultfigur auf Social Media gemacht und damit auch das Antiquariat gerettet. Wie blicken Sie heute auf diese unglaubliche Entwicklung?
Manchmal kann ich es selbst noch gar nicht fassen – ich blicke zugleich glücklich und nostalgisch auf das letzte Jahr zurück. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten noch ein bis zwei Jahre weitermachen können, Klaus hätte unsere Buchveröffentlichung noch erlebt und wir hätten mindestens doppelt so viele Literaturvideos gedreht. Trotz des schweren Verlusts bin ich sehr dankbar, dass wir das letzte Jahr so intensiv miteinander teilen durften.
Gerade ist ihr gemeinsames Buch erschienen. Wie kam es dazu – und warum sollten die karriereführer-Leser*innen es unbedingt lesen?
Ein paar Monate nach unserem Erfolg auf Social Media kam der S. Fischer Verlag mit der Buchidee auf uns zu. Klaus lehnte zunächst ab – er sei schließlich kein Schriftsteller –, aber ich konnte ihn vom Gegenteil überzeugen. Das Ergebnis bietet eine einmalige Gelegenheit, in das Leben eines echten Buchmenschen einzutauchen. Zugleich ist es eine unterhaltsame Einführung in Literatur, geeignet für erfahrene Leser*innen ebenso wie für Einsteiger*innen. Nachdem wir Literatur zuerst über unseren Social‑Media‑Kanal vermittelt haben, bringen wir sie nun – quasi als geschlossener Kreis – zurück ins klassische Buchformat. Neben zahlreichen Leseempfehlungen finden sich persönliche Anekdoten von Klaus, unsere gemeinsame Geschichte und Einblicke in seine Stationen im Buchhandel. Kurz: Es ist informativ, kurzweilig und alles andere als trocken.
Das Antiquariat in Köln ist weiterhin geschlossen. Wie geht es damit weiter, werden Sie es weiterführen?
Dass das Antiquariat weiterbesteht, war Klaus’ großer Wunsch. Sobald die erbrechtlichen Fragen geklärt sind, werde ich mich dafür einsetzen, es fortzuführen. Den Bestand von rund 25.000 Büchern habe ich bereits übernommen – sein Vermächtnis wird also in welcher Form auch immer weiterleben.
Wen würden Sie noch gerne auf Social Media bringen?
Ich glaube, die Frage müsste eher „was“ als „wen“ lauten. Mein Herz schlägt für Literatur und Kunst, deshalb freue ich mich über alle großen und kleinen Projekte, die diese Themen aufgreifen. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und seine eigene Leidenschaft. Einen Klaus wird es kein zweites Mal geben, aber es gibt viele, die sich für Kunst und Literatur begeistern. Ich hoffe, in Zukunft an zahlreichen Projekten mitzuwirken, die diese Themen in den Mittelpunkt unserer kulturellen Bildung stellen.
Buchtipp
Klaus Willbrand, Daria Razumovych: Einfach Literatur. Eine Einladung. Fischer 2025. 22,00 Euro.
Die Studierenden der Technischen Universität München (TUM) haben einiges gemeinsam: Sie sind motiviert, engagiert und ambitioniert. Die Verzahnung von Management und digitalen Technologien und Information Engineering sowie Mittelstand und Familienunternehmen am Standort Heilbronn erfüllt dabei genau die Anforderungen, die der digitale Wandel für Unternehmen mit sich bringt. Ein Studium auf höchstem Niveau wird geboten, das dem TUM Campus Heilbronn in Rankings im weltweiten Vergleich stets Top Positionen einbringt.
Neben der Lehre sind es aber auch noch viele andere Vorteile, die den Campus auszeichnen: Da ist zum einen die internationale Atmosphäre mit über 80 Prozent internationaler Studierender aus der ganzen Welt. Die Lehrveranstaltungen finden zu 100% auf Englisch statt. Das Professor-Studenten Verhältnis ist sehr gut und der Campus familiär und hochmodern. Das gemeinsame Lernen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen sowie der rein englischsprachige Unterricht bieten Internationalität quasi „vor der Haustür“.
Heilbronn liegt in einer Region des starken Mittelstands, der Weltmarktführer und Hidden Champions. Diese prägen die wirtschaftliche Stärke der Region und eröffnen vielfältige berufliche Perspektiven. Zudem entwickelt sich Heilbronn auch zu einem Innovationsstandort mit starkem Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI). Mit dem Innovationspark für Künstliche Intelligenz (IPAI), dem KI-Campus-Hub und Institutionen wie dem TUM Campus Heilbronn entsteht ein Netzwerk aus Unternehmen, Start-ups und Forschung. Dies schafft ideale Voraussetzungen für technologische Entwicklungen, Talente und Investitionen.
Um die Herausforderungen des digitalen Wandels zu meistern, brauchen Unternehmen qualifizierte Expertinnen und Experten. Sind Themen wie Digital Leadership, Information Engineering, Management, Datenwissenschaften und Innovationen für dich attraktiv? Mit unseren beiden englischsprachigen Bachelorstudiengängen sowie drei Masterstudiengängen haben wir ein umfassendes Angebot mit zukunftsweisenden Inhalten. Erlerne die Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre an der Schnittstelle zur Ingenieurwissenschaft mit Vertiefung Data Science im Bachelorprogramm „Management & Data Science“. Oder bereite Dich mit dem Bachelorstudium in „Information Engineering“ darauf vor, IT-Systeme über den gesamten Lebenszyklus der Ressourceninformation zu entwerfen.
Der wirtschaftsstarke Heilbronner Raum bietet ideale Vernetzungsmöglichkeiten. Beispielsweise Unternehmensbesuche, die jährliche Career Factory, die Projektreihe „1000+“ in Zusammenarbeit mit Unternehmen, die Corporate Campus Challenge und die CEO Leadership Series ermöglichen wertvolle praxisnahe Einblicke und Kontakte. Die enge Verbindung von Studium und Wirtschaft legt den Grundstein für eure berufliche Zukunft.
TUM Campus Heilbronn – For the Digital Age
Am TUM Campus Heilbronn werdet ihr nicht nur fachlich exzellent ausgebildet, sondern auch in eurer persönlichen Entwicklung gefördert. Sportliche, kulturelle und inspirierende Angebote ergänzen das Studium. Ob in der Bildungscampus-Sportmannschaft, beim Firmenlauf oder dem Drachenbootcup – hier könnt ihr euch sportlich auspowern und den Teamgeist stärken! Für leistungsorientierte Athlet:innen bietet das Spitzensportstipendium die perfekte Unterstützung, um Studium und Training optimal zu vereinen. Ein besonderer Fokus liegt auch auf den Bereichen Kunst, Kultur, Ethik und Werten: Seminare des Weltethos-Instituts, interkulturelle Trainings, eine Europawoche und Kooperationen mit dem Württembergischen Kammerorchester fördern eure Kreativität und euer Verantwortungsbewusstsein. Besonders wertvoll: das Buddy Program, bei dem erfahrene Studierende Neulinge begleiten – für einen schnellen Anschluss, echte Zugehörigkeit und Freundschaften, die weit über das Studium hinaus bestehen.
Heilbronn selbst bietet dir das Flair einer pulsierenden Stadt am Fluss. Sie ist überschaubar und strahlt dennoch die Attraktivität einer jungen, dynamischen Großstadt aus. Hier findest du die perfekte Kombination von kulturellem Leben, Genuss und der ländlichen Atmosphäre der umliegenden Weinberge.
Der deutsche Maschinenbau steckt in der Krise – und sucht händeringend Ingenieurnachwuchs. Nun kommt es auf die junge Generation an. Mit Lust auf Leistung und mutigem Handeln muss es gelingen, die Stimmung zu drehen. Ein Ereignis aus dem Bereich der KI zeigt, dass Überraschungen möglich sind. Wenn man mutig ist. Dinge ausprobiert. Und aus der Not eine Tugend macht. Ein Essay von André Boße
„Meine Blicke so wie Lottoscheine, ich glaube weiter an mein Glück.“ Was hat der Song „Lottoscheine“ von AnnenMayKantereit mit Maschinenbauingenieuren zu tun? Schauen wir uns die Lage der Maschinenbaubranche an: Man kann sich das Maschinenbaubarometer der Unternehmensberatung PwC wie einen Blick aus dem Fenster vorstellen, um zu schauen: Wie ist die Lage? Für den Report befragt werden regelmäßig Entscheidungsträger*innen aus allen relevanten Bereichen des Maschinen- und Anlagenbaus. Im Dezember 2024 erschien die jüngste Studie mit dem Untertitel „Ausblick 2025“. Der zentrale Satz klingt ernüchternd: „Der Pessimismus unter den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern erreicht ein Rekordhoch.“ Oder anders gesagt: Die Lage ist mies.
Überraschend kommt das nicht. „Bundesrepublik vor längster Rezession der Geschichte“, titelte das Handelsblatt zu Beginn des Jahres. Drei Jahre ohne wirtschaftliches Wachstum: Das hat Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt. Der Maschinenbau wird häufig als Rückgrat der deutschen Wirtschaft bezeichnet. In guten Zeiten stützt er sie. In weniger guten Zeiten hat gerade diese Branche große Probleme. Die jüngste Konjunkturerhebung des Maschinenbauverbands VDMA zeichnete Ende 2024 ein düsteres Bild: Mehr als 37 Prozent der Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau beurteilen ihre aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht.
Krise – und doch Personalbedarf
Zunächst einmal: Von der Krise betroffen ist die junge Ingenieurgeneration nicht direkt. Wer ein Ingenieurstudium abgeschlossen hat und sich bewirbt, hat auch weiterhin beinahe freie Wahl. „Rechnerisch fallen auf jeden Interessenten mehr als drei offene Stellen“, fasste eine Meldung der Tagesschau Ende 2024 die Lage des Arbeitsmarktes für Ingenieur*innen zusammen. Dieser sei damit weiterhin ein „Angebotsmarkt“, was bedeutet, dass das Angebot an Arbeitskräften unter der Nachfrage liegt. Das gilt insbesondere für den Maschinenbau – eine Branche, in der bei der letzten Erhebung des Statistischen Bundesamts der Anteil der Ingenieur*innen unter allen Beschäftigten bei 17,1 Prozent lag.
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Wege aus der Krise: Kosten runter und Automatisieren
Die Managementberatung Horvarth legte im zweiten Halbjahr 2024 eine Studie vor, die für den Maschinenbau Wege aus der Krise vorzeichnet. Befragt wurden mehr als 700 Vorstände und Geschäftsführungsmitglieder großer international agierender Unternehmen. Was diese laut Horváth-Partner und Industrieexperte Dr. Ralf Sauter richtig machen: Sie setzen auf „knallharte Kostenoptimierung und Automation“, wie er in der Studie zitiert wird. Mehr als acht von zehn Unternehmen lassen laut Untersuchung weiterhin Maßnahmen zur Kostenreduktion laufen, zwei Drittel setzen darauf einen starken strategischen Fokus. Ähnlich viele Unternehmen digitalisieren und automatisieren sich mit Hochdruck weiter, auch mit Unterstützung von KI-Systemen.
Das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) wertet regelmäßig die zu erwartenden Absolventenzahlen der verschiedenen Fachbereiche aus. Das Ergebnis der Untersuchung von Ende 2024: Es studieren immer noch zu wenige junge Menschen Ingenieurwissenschaften, um den Bedarf der Unternehmen zu decken. Da halfen auch die arbeits- und bildungspolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre nichts. „Diese Bemühungen waren leider nicht in ausreichendem Maße erfolgreich“, wird Studienautor Marc Hüsch auf der Homepage des CHE zitiert. „Trotz zahlreicher Kampagnen ist in den vergangenen Jahren in vielen Ingenieurstudiengängen eher ein Rückgang der Erstsemester- und Studierendenzahlen zu beobachten.“ Größter Verlierer sei der Studienbereich Maschinenbau/ Verfahrenstechnik. Mit einem Minus von fast 16.000 Studienanfänger* innen im Zehn-Jahres-Vergleich gibt es hier einen Rückgang um rund 45 Prozent, heißt es in der Studie.
Die Situation ist also besonders: Der Maschinenbau steckt in der Krise, er braucht händeringend neue Leute. Wer diese gewinnen will, muss für den Nachwuchs attraktiv sein. Das funktioniert aber nur, wenn ein Unternehmen trotz der Krise als innovativ gilt und wenn es sich nicht scheut, gerade in schwierigen Zeiten zu investieren. Doch tut sich hier nur wenig: Das PwC-Maschinenbaubarometer zeigt, dass die Branche weiterhin nicht den Mut aufbringt, der Krise mit Investitionen zu begegnen. 56 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Investitionen in naher Zukunft nicht steigen. 25 Prozent glauben sogar, sie werden sinken. Die Gewerkschaft IG Metall sieht hier einen Grund für die Schwierigkeiten der Branche. „Mit ihrer Investitionsbremse setzen die Chefetagen die Zukunftsfähigkeit einer der deutschen Kernbranchen aufs Spiel“, wird der zweite Vorsitzende der IG Metall, Jürgen Kerner, in einer Pressemitteilung der IG Metall zitiert. Für die Branche verlangt er eine „Investitionsoffensive“.
Für den Nachwuchs attraktiv zu sein, funktioniert für die Maschinenbauunternehmen auch mit Hilfe von Arbeitsmodellen, die das Thema New Work nicht als illusionäre Vorstellung der Generationen Y und Z betrachten. Sondern als Möglichkeit, den Bedürfnissen des Nachwuchses entgegenzukommen. Und nicht zuletzt funktioniert es über Gehälter: Laut PwC-Maschinenbaubarometer gehen mehr als 70 Prozent der befragten Entscheider*innen davon aus, dass die Personalkosten 2025 steigen werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es lediglich 35 Prozent. Besonders interessant: Bei den Kosten für Rohstoffe für Vorprodukte sowie für die Energie erwarten rund die Hälfte der Befragten, dass sie stabil bleiben. Nicht wenige glauben sogar, dass die Preise in diesem Jahr sinken werden.
Mit Freude an der Zukunft
Wenn also das Personal der zentrale Kostentreiber für die Unternehmen ist – dann ist das doch im Kern eine Entwicklung mit Potenzial. Für Strom oder Rohstoffe muss man bezahlen. In Personal kann man investieren. Mit der Aussicht, dafür belohnt zu werden, und zwar in Form einer motivierten und leistungsbereiten Belegschaft, die durch ihr Engagement in der Lage ist, den Maschinenbau wieder in den Bereich des Wachstums zu führen. Die junge Generation der Ingenieur*innen kann sich das zunutze machen. Denn auf sie kommt es im Maschinenbau jetzt an. Auf Einsteiger*innen und junge Führungskräfte, die jetzt sagen: Wir sind bereit! Wir haben Lust! Und wir machen es auf unsere Art – nämlich mit Freude an der Zukunft.
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Ingenieurfachkräfte aus dem Ausland
Die Untersuchung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) über die Entwicklung in den Ingenieurstudiengängen belegt, dass die deutschen Hochschulen nicht genug Absolvent*innen ausbilden, um sowohl die aktuelle Lücke als auch den kommenden Fachkräftebedarf in den Ingenieurwissenschaften zu decken. Noch herausfordernder wäre diese Entwicklung „ohne den gleichzeitigen deutlichen Anstieg bei den ausländischen Studierenden“, wie es in der Studie heißt. Die Ingenieurwissenschaften haben mit 25,6 Prozent den höchsten Anteil an ausländischen Studierenden aller Fächergruppen. Bemerkenswert ist der laut Studie vergleichsweise hohe Frauenanteil bei ausländischen Studierenden in den Ingenieurwissenschaften: Ein Viertel ausländischer Erstsemester seien Frauen, bei den deutschen Starter*innen ist es nur ein Neuntel.
Klar, da kann es Widerstand geben. Jeder frische Wind sorgt dafür, dass sich einige so fühlen, als ständen sie in der Zugluft. Aber wie heißt es im Song „Zukunft“ des Rappers FiNCH: „Wir sind Zukunft – und damit müssen sie klarkommen!“ Wobei er mit „sie“ die älteren Generationen meint. In seinem Song lässt FiNCH auch einige der Klischees vom Stapel, die Nachwuchskräfte in Unternehmen häufig zu hören bekommen. „Du bist zu jung, das ist kein Spiel“, zum Beispiel. „Werd‘ erstmal so alt, (…) dann wirst du es kapieren.“ Oder: „Denk an deine Zukunft und unsern guten Ruf.“ Das mögen gut gemeinte Ratschläge sein. Doch ist es in der Zeit einer Krise nicht angebracht, so vorsichtig einzusteigen, dass jegliche Anfangseuphorie nach wenigen Wochen abflaut. Die Zeiten sind zu kritisch, um sich als junger Mensch bremsen zu lassen – und dann darauf zu warten, genügend Erfahrungen gesammelt zu haben. Stattdessen geht es um Mut. Um Leidenschaft. Um die Lust an der Veränderung. Es klingt paradox, aber vielleicht ist da was dran: Je ernster die Zeiten, desto wichtiger ist der Spaß an der Sache. Daran, der Konkurrenz zu zeigen: Wir können auch anders.
Erfolg mit begrenzten Ressourcen
Ein aktuelles Beispiel aus der Welt der künstlichen Intelligenz, das dem Maschinenbau Mut machen kann, weil es zeigt, dass es möglich ist, mit Mut und Eigenwilligkeit überraschende Entwicklungen in Gang zu setzen: Im Januar 2025 sorgte das in China entwickelte KI-Sprachmodell DeepSeek für Aufmerksamkeit und Turbulenzen. Weil es dafür sorgte, dass die vermeintlichen Platzhirsche plötzlich recht klein wirkten. Im Tech-Magazin 1E9 veröffentlichte der leitende Redakteur und KI-Experte Michael Förtsch einen Meinungsbeitrag, der die Folgen des Launches analysierte. Seine Kernfrage: „Das chinesische KI-Start-up DeepSeek lehrt amerikanische Tech-Giganten wie OpenAI, Google und Meta das Fürchten: Sein KI-Modell DeepSeek R1 kann mit deren Topmodellen mithalten – obwohl es für einen Bruchteil der Kosten und auf schwacher Hardware entwickelt worden sein soll. Kann das sein?“
Limitierung ist die Mutter aller Erfindungen. Weil sie sich mit Behelfslösungen auseinandersetzen mussten, haben sie am Ende etwas viel Effizienteres geschaffen.
Im Silicon Valley habe sich Unsicherheit breitgemacht, sogar Panik sei zu spüren, schreibt Förtsch. Dass da aus China ein Modell auf den Markt kommt, das wesentlich schlanker, günstiger und offener daherkommt, bei mindestens gleicher wenn nicht sogar besserer Leistung – das passt nicht ins Konzept der Marktführer aus den USA. Es wurden Zweifel laut: Ist DeepSeek wirklich so gut, wie behauptet wird? Ja, schreibt Förtsch: „Wie KI-Enthusiasten, -Entwickler und -Forscher in der vergangenen Woche festgestellt haben, entsprechen die Angaben von DeepSeek der Wahrheit.“
Doch die Leistung ist nicht der einzige Vorzug von DeepSeek. Hinzu komme, dass das R1-Modell von DeepSeek unter einer MIT-Open-Source-Lizenz stehe. „Diese erlaubt es jedem, es völlig kostenlos zu nutzen, zu modifizieren und weiterzuentwickeln – auch für kommerzielle Zwecke“, schreibt Michael Förtsch. Und noch ein zentraler Aspekt sorgte für die Unruhe bei den bisherigen Marktführern aus den USA: „DeepSeek R1 soll um ein Vielfaches effizienter sein als die Konkurrenz“, schreibt Michael Förtsch. „Für den Betrieb soll weniger Rechenkraft nötig sein, was direkt den Preis für die Nutzung drückt.“ So verlange OpenAI mehr als das Fünfzigfache für die Verarbeitung der Zeichenketten. Das Fazit des KI-Experten: „Das stellt sowohl das Geschäftsmodell als auch die Technologie des gefeierten US-Unternehmens in Frage.“
Wie das gelungen ist? Not macht erfinderisch. Oder, in den Worten von Aravind Srinivas, Chef des KI-Suchmaschinen-Unternehmens Perplexity: „Limitierung ist die Mutter aller Erfindungen. Weil sie sich mit Behelfslösungen auseinandersetzen mussten, haben sie am Ende etwas viel Effizienteres geschaffen“, wird er in einem Analysebeitrag der US-Nachrichtenmediums CNBC zitiert. Weil dem Entwicklerteam aus China nur begrenzte Hardware-Ressourcen zur Verfügung standen, ist es ihm durch zahlreiche Optimierungen und die Entwicklung eigener Methoden gelungen, die Effizienz enorm zu steigern.
Prognosen auf den Kopf stellen
Die Welt der Technik ist nie ausgereizt. Es gibt immer noch etwas zu optimieren. Hier liegt die große Chance für den Maschinenbau.
Was dieses Beispiel aus der KI-Welt für den Maschinenbau aussagt? Die Zeit von in festem Fundament gegossenen Strukturen ist vorbei. Die Welt und die Märkte sind volatil. Man kann diese Flüchtigkeit als Grund für die Krisen sehen. Man kann sie aber auch als Chance begreifen: Es ist möglich, auch im Maschinenbau durch das Hinterfragen von etablierten Prozessen, durch das mutige Ausprobieren, durch Investitionen in Zukunftsteams und durch das ernsthafte Umsetzen neuer Ideen Innovationen zu entwickeln, die in Sachen Effizienz alles in den Schatten stellen, was es vorher gab. Das funktioniert bei Produktionsanlagen in den Nischen des Maschinenbaus genauso gut wie bei IT-Themen aus dem KI-Kosmos.
Wenn Ingenieur*innen eines wissen, dann doch das: Die Welt der Technik ist nie ausgereizt. Es gibt immer noch etwas zu optimieren. Hier liegt die große Chance für den Maschinenbau. Die Branche ist längst nicht so festgefahren, wie es in der Krise erscheint. Die junge Generation hat die Chance, alle Prognosen auf den Kopf zu stellen. Indem sie aus der Not eine Tugend macht. Mit wenig viel erreicht. Für Überraschungen sorgt. Was man dafür benötigt: Fachwissen, klar. Dazu ein Unternehmen als Arbeitgeber, das Möglichkeiten bietet, sich zu entwickeln. Das den Mut fördert und eine motivierende Fehlerkultur besitzt. Und natürlich Einsteiger*innen, die Lust mitbringen, die Lage zu ändern – oder eben, wie im Song „Lottoscheine“, das Glück zu erzwingen.
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Rückkehr aus dem Ruhestand
Wer heute im Maschinenbau einsteigt, wird in den Unternehmen auf viel Erfahrung treffen. Ein weiterer Weg vieler Arbeitgeber, den Fachkräftemangel abzufedern, ist es nämlich, Mitarbeitende aus dem Ruhestand zurückholen. Laut einer Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) setzten bereits mehr als die Hälfte der Maschinenbauunternehmen auf die Beschäftigung von Ruheständler*innen. Jedoch bemängelt das IW zahlreiche regulatorische Hürden. Und auch mit Blick auf die Arbeitskultur müsse sich etwas tun: „Arbeiten bis zum gesetzlichen Rentenalter und darüber hinaus sollte nicht länger als Zumutung gelten, sondern als Chance“, wird Oliver Stettes vom IW in der Zusammenfassung der Studie zitiert.