GÖRG Partnerschaft von Rechtsanwälten

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Standorte in Deutschland
Berlin, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München

Personalstruktur
Anzahl Partner: 80
Anzahl Rechtsanwälte: 230

Tätigkeitsbereiche
GÖRG ist eine der führenden und unabhängigen deutschen Wirtschaftskanzleien. Wir beraten namhafte in- und ausländische Unternehmen aus allen Bereichen von Industrie, Banken, Immobilien, Handel, Medien und Dienstleistung in allen Kernbereichen des Wirtschaftsrechts. Die Schwerpunkte unserer Tätigkeit liegen in den Bereichen: Insolvenz und Restrukturierung, Corporate/M&A, Immobilienwirtschaftsrecht, Energie- und Vergaberecht sowie Bank- und Kapitalmarktrecht. Unsere Teams verfügen über ausgewiesene Expertise bei Transaktionen und Projektentwicklungen.
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage.

Bedarf an HochschulabsolventInnen
25 geplante Neueinstellungen pro Jahr

Anforderungsprofil
Prädikatsexamina, Promotion, sehr gute Englischkenntnisse

Karriereaussichten
Wir suchen Berufseinsteiger, die das Potenzial haben, Partner unserer Sozietät zu werden. Zu Beginn Ihrer Tätigkeit in unserem Hause arbeiten Sie intensiv mit einem erfahrenen Kollegen zusammen, der für Ihre weitere Fortbildung und Entwicklung Verantwortung übernimmt. Im Laufe der Zeit gewinnen Sie an Sicherheit und Selbstständigkeit, übernehmen – auch als Associate – Verantwortung in Mandaten wie in internen Angelegenheiten. Nach vier bis fünf Jahren können Sie Assoziierter Partner werden. Sofern sich die fachliche und persönliche Zusammenarbeit danach weiterhin positiv gestaltet, erfolgt die Aufnahme als gleichberechtigter Partner nach spätestens weiteren zwei bis vier Jahren.

Auslandseinsatz
Möglichkeit bei einer unserer unabhängigen ausländischen Partner-Sozietäten

Einstiegsvergütung
80.000 Euro; zusätzliche Boni sind möglich

Logo GÖRG Partnerschaft von Rechtsanwälten

Ansprechpartner
Leiterin Recruiting & Personalentwicklung: Julia Falke
Fon: 0221 33660-195
E-Mail: karriere@goerg.de

Anschrift
Kennedyplatz 2
50679 Köln

Internet
www.goerg.de

Kanzleiprofil Ashurst LLP

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Standorte in Deutschland
Frankfurt am Main, München

Standorte weltweit
Australien, Belgien, China, Frankreich, Hongkong, Indonesien, Italien, Japan, Papua-Neuguinea, Saudi-Arabien, Singapur, Spanien, USA, Vereinigte Arabische Emirate, Vereinigtes Königreich

Personalstruktur
Ca. 1.450 Berufsträger weltweit; in Deutschland über 70 Berufsträger, davon 19 Partner

Mandantenstruktur
Beratung von Unternehmen, Finanzinstitutionen und Regierungen

Bedarf an HochschulabsolventInnen
5 bis 10

Anforderungsprofil
Sie sind offen in der Art zu arbeiten, gewandt in der Art zu denken und haben den starken Wunsch sich weiterzuentwickeln. Ihr Startkapital sind exzellente juristische Examina, sehr gute Englischkenntnisse sowie Commitment zu erstklassiger Serviceleistung.

Karriereaussichten
Wir fördern und fordern Sie in einem spannenden internationalen Arbeitsumfeld. Sie machen Erfahrungen und eignen sich Arbeitsweisen an, die für eine erfolgreiche Karriere wichtig sind. Und das in einer Unternehmenskultur, die sich durch außergewöhnliche Zusammenarbeit auszeichnet.

Angebote für ReferendarInnen
Ausbildung in Anwalts- und Wahlstation sowie referendariats- und promotionsbegleitende Nebentätigkeit in Teilzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter (m/w)

Auslandseinsatz
Wahlstation in London und Sydney möglich

Einstiegsvergütung
95.000 bis 100.000 Euro/Jahr
Leistungsabhängiger Bonus

Ashurst Logo

Ansprechpartner
Diane Manz

Anschrift
Bockenheimer Landstr. 2-4
60306 Frankfurt am Main

Fon
069 961126

E-Mail
diane.manz@ashurst.com

Internet
www.ashurst.com

ALTANA AG

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Branche
Spezialchemie

Produkte/Dienstleistungen
Das Produktprogramm umfasst Additive, Speziallacke und -klebstoffe, Effektpigmente, Dichtungs- und Vergussmassen, Imprägniermittel sowie Prüf- und Messinstrumente.

Anzahl der Standorte
Die ALTANA Gruppe hat ihren Sitz in Wesel am Niederrhein und verfügt über 48 Produktionsstätten sowie über 50 Service- und Forschungslaborstandorte weltweit.

Jahresumsatz
Über 2 Mrd. Euro (2016)

Anzahl der MitarbeiterInnen
Rund 6.000 (2016)

Arbeitgeber-Video

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Ca. 15 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
Als Spezialchemieunternehmen sind wir insbesondere auf der Suche nach gut qualifizierten StudentInnen und AbsolventInnen aus den Bereichen Chemie, Lack-, Kunststoff- und Chemieingenieurwesen, Wirtschaftschemie und IT.

Einsatzmöglichkeiten
Wir bieten in allen unseren Funktionsbereichen attraktive Einstiegsmöglichkeiten an.
Z. B.:
– Forschung & Entwicklung
– Anwendungsentwicklung / Technischer Service
– Sicherheit & Umwelt
– IT

Einstiegsprogramme
– Direkteinstieg oder Traineeprogramm
– individuelle Einarbeitungspläne

Mögliche Einstiegstermine
Laufend, genaue Informationen finden Sie in unseren Stellenausschreibungen auf www.altana.de/karrierealtana/jobboerse.html.

Auswahlverfahren
Persönliche Gespräche mit Fachbereich und Personal, ggf. Online Assessments (abhängig von der Stelle)

Einstiegsgehalt
Wir bieten unseren MitarbeiterInnen attraktive Vergütungsmodelle. Zusätzlich zum Entgelt bietet ALTANA weitere Leistungen an, die je nach Land, Gesellschaft, Funktion unterschiedlich ausgestaltet sind.

Auslandstätigkeit
ALTANA MitarbeiterInnen haben die Möglichkeit, Aufgaben, Tätigkeiten und Projekte in internationalen Teams wahrzunehmen oder aber auch für eine begrenzte Zeit ins Ausland zu gehen.

Angebote für StudentInnen
Praktika und Abschlussarbeiten

Logo ALTANA

Ansprechpartner Bewerbung
Andrea Pfister
Corporate HR

Anschrift
Abelstraße 43
46483 Wesel

Fon
0281 670-10354

E-Mail
altana.de/kontakt

Internet
www.altana.jobs

Marketing für Nepals Ureinwohner

Die Stiftung Manager ohne Grenzen entstand aus der Idee heraus, hilfsbedürftige Menschen weltweit mit Management-Know-how zu unterstützen. Erfahrene Fachkräfte aus dem Management bringen ihr Wissen während eines mehrwöchigen Projekteinsatzes gezielt vor Ort ein – in eines von weltweit rund 40 Non-Profit-Projekten. Aufgezeichnet von Stefan Trees

Tobias Thalmeir, 36 Jahre, Betriebswirt Projekt: Stiftung Manager ohne Grenzen Ort: Stuttgart Web: www.stiftung-managerohnegrenzen.de
Wie alles begann Ich habe in München BWL mit Schwerpunkt Marketing studiert und über zehn Jahre in verschiedenen Branchen im Marketing gearbeitet. Das waren sehr intensive und abwechslungsreiche, aber auch sehr stressige Jahre. So ist mein Wunsch entstanden, eine Auszeit zu nehmen, um den Kopf frei zu bekommen und zu schauen, was ich als nächstes machen will. In einer Fernsehreportage wurde über Menschen berichtet, die einen Sommer auf einer Alm verbringen. Das hätte ich mir auch vorstellen können, denn ich bin mir sicher, dass eine solche Beschäftigung ziemlich erdet. Letztlich war es mir aber zu nah am Gewohnten, ich wollte lieber ins Ausland. Über meine Recherche zum Thema „Auszeit“ bin ich im Internet auf die Stiftung Manager ohne Grenzen gestoßen. Eigentlich wollte ich auf die Philippinen, das war jedoch nicht möglich. Nicht jeder Manager ist für jedes Projekt geeignet. So näherte ich mich zusammen mit der Stiftung schrittweise meinem späteren Einsatzort in Nepal – dabei war entscheidend, welche Fähigkeiten ich mitbrachte. Es war ein Lernprozess für mich, dass Entwicklungshilfeprojekte schon in der Anbahnung in einem anderen Zeitgefüge funktionieren, als ich es aus dem klassischen Managementbereich gewohnt bin, wo alles komplett durchgetaktet ist. In einer anderen Kultur herrscht eben ein anderes Zeitverständnis. So musste ich noch etwas Geduld mitbringen, und erst nach einem halben Jahr waren die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, dass es für mich losgehen konnte. Warum ich das gemacht habe Es wird viel über Corporate Social Responsibility und ehrenamtliches Engagement gesprochen und geschrieben, ich wollte es aber auch tun – und in ein Land gehen, in dem es den Menschen nicht so gut geht. Nicht weil ich schaulustig bin, sondern weil ich etwas beitragen wollte, und um selber eine andere Perspektive zu bekommen. Ich wollte aber nicht nur herumreisen, sondern mein Wissen und meine Berufserfahrung in ein sinnvolles Projekt einbringen und dort nutzbar machen, wo es gebraucht wird. Was es bislang gebracht hat Für mein Projekt bin ich für neun Wochen nach Nepal gereist. In Kathmandu traf ich auf die Projektpartner: die Deutsche Welthungerhilfe als Initiator, zwei lokale nepalesische Partner und einen privaten Partner, der in Nepal seit fünfzehn Jahren Demeter-Landbau betreibt. Unser gemeinsames Ziel ist es, für die Chepang, eine der ärmsten Bevölkerungsgruppen Nepals, Strukturen zu schaffen, in denen sie Produkte für internationale Märkte herstellen können. Außerdem soll eine Biomarke entwickelt werden – im Idealfall auch in Demeter-Qualität –, die auf dem europäischen Markt angeboten werden kann. Auf diese Weise soll eine neue Einnahmequelle für die dort lebenden Menschen geschaffen werden. Meine erste Aufgabe nach meiner Ankunft in Nepal war es, zuzuhören, zu beobachten, zu lernen und zu verstehen. Man kommt in eine neue Umgebung, einen anderen Rhythmus, eine andere Kultur. Wäre ich hingegangen mit der Haltung, dass ich schon alles weiß, wäre ich vermutlich grandios gescheitert. Ich habe gelernt, mich zurückzunehmen und mein Wissen erst mal zu parken – das wurde erst später benötigt, um eine Struktur aufzubauen und zu etablieren, die funktioniert. Hinzu kam, dass ich mich erst einmal an die ungewohnte Umgebung gewöhnen musste. Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Also bin ich in das Projektgebiet gefahren, um zu sehen, wie es dort aussieht und für wen ich eigentlich arbeite. Das Wort „Marktzugang“ zum Beispiel hat für mich eine komplett neue Bedeutung bekommen, als ich gesehen habe, dass ein nepalesischer Bauer zwei Stunden lang mit einem Weidenkorb auf dem Rücken ins nächste Dorf laufen muss, um dort seine Ware anzupreisen. Er ist davon abhängig, dass sie ihm an diesem Tag abgekauft wird. Abends marschiert er zwei Stunden lang wieder nach Hause. Das ist so gar nicht mit dem vergleichbar, was wir kennen: Alles ist immer zu jeder Zeit machbar und verfügbar. Meine Aufgabe war es dann, eine Strategie zu entwickeln. Hierzu habe ich eine Ist-Analyse gemacht: Was kann man produzieren und in welcher Menge? Welche Kapazitäten hat die Region? Welche Produktionsschritte kann man realisieren, und welche Maschinen gibt es überhaupt? Drei Tage vor meiner Abreise habe ich einen Strategieworkshop moderiert. Alle Partner haben sich auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt und daraus konkrete Projektschritte abgeleitet. Ich bin sozusagen der Startläufer in einem Staffellauf gewesen. Nach mir kam ein anderer Manager ohne Grenzen. Er hat die von uns definierten Teilprojekte zusammen mit allen Beteiligten weiter ausgearbeitet. Mittlerweile ist ein sogenanntes Proposal, eine Projektdarstellung, bei der EU eingereicht worden, und wir warten auf die Bewertung für eine Förderung. Der Bezug zum Projekt ist mir geblieben. Ich habe weiterhin großes Interesse daran zu erfahren, wie es weitergeht und ob ich noch etwas tun kann. Ich fühle mich immer noch involviert und stark motiviert. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, bis ich mich in den Lebensrhythmus in Nepal eingefunden hatte, dennoch: Ich habe diese andere Perspektive bekommen, die ich mir von meiner Auszeit erhofft hatte – alleine schon aufgrund der vielen neuen Eindrücke, die ich jeden Tag gesammelt habe. Die kann mir keiner nehmen.

Studentenprogramm students@mog

Für Studierende im Masterstudium eines wirtschaftswissenschaftlichen Studienganges hat die Stiftung Manager ohne Grenzen ein Programm entwickelt: Die Teilnehmer reisen im Tandemverfahren zusammen mit einem Manager als Mentor zu einem Projekteinsatz in ein Entwicklungsland. Das Programm zielt auf soziales Engagement, Wissenstransfer und die praktische Umsetzung in einem Non-Profit-Projekt. www.facebook.com/ManagerOhneGrenzenStudents

Oi Brasil! Hallo Brasilien!

Eine spannende Aufgabe in der IT-Abteilung von Volkswagen (VW) zog Steffen Retzlaff vor eineinhalb Jahren nach Brasilien – in das Land, das dieses Jahr Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse ist. Seitdem ist São Paulo für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden und er hat viele neue Freundschaften geschlossen. Von Steffen Retzlaff

Steffen Retzlaff absolvierte bei Volkswagen ein duales Studium der Industrieinformatik mit paralleler Berufsausbildung zum Industrieelektroniker. Das Foto zeigt ihn in Rio de Janeiro.
Ich arbeite im Werk in Anchieta bei São Paulo, wo wir vor allem das lokale Volkswagen-Modell Gol bauen. Dort verantworte ich unter anderem IT-Service- Ausschreibungen sowie die Implementierung spezieller IT-Lösungen als Teil unseres weltweiten IT-Security- Programms. In erster Linie geht es um Werkzeuge zu Dokumentationszwecken – eine interessante Arbeit, bei der ich meine bisherigen Erfahrungen gut nutzen und erheblich erweitern kann. Mein Interesse an einem Auslandsaufenthalt wurde während meines dualen Studiums geweckt. In Wolfsburg habe ich Industrieinformatik studiert und gleichzeitig bei VW eine Ausbildung zum Industrieelektroniker gemacht. So konnte ich Theorie und Praxis verbinden und gleich zwei Abschlüsse erreichen – einen von der Hochschule und einen von der Industrie- und Handelskammer. Nach den Prüfungen bekam ich dann die Chance, am Programm „Wanderjahre“ teilzunehmen, mit dem Nachwuchskräfte gefördert werden. Ein Jahr habe ich in Portugal gearbeitet – das war genügend Zeit, um die Sprache zu lernen und kulturelle Unterschiede kennenzulernen. Es ist natürlich ein großer Vorteil für meine Arbeit in Brasilien, dass ich nicht nur mein Fachwissen mitbringe, sondern auch fließend Portugiesisch spreche. Ich arbeite innerhalb der IT mit vielen verschiedenen Teams zusammen, aber auch mit unserer Einkaufsabteilung, dem Controlling, dem Rechtswesen und der Internen Kommunikation. International kooperiere ich mit Kollegen aus Mexiko, den USA, Argentinien und natürlich Deutschland. Sao Paulo Gute Sprachkenntnisse und Fachwissen sind allerdings nicht alles. Brasilien erlebt man erst, wenn man sich in die Kultur einbringt – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Das bedeutet zum Beispiel: Im Büro wird mehr über Privates gesprochen als in Deutschland, Arbeit und Persönliches sind nicht so strikt getrennt. Nach meiner Erfahrung lässt sich Dienstliches manchmal sogar am besten in der Pause besprechen. Über Fußball kann man sich mit fast jedem Brasilianer unterhalten. Ich bin eigentlich gar kein Fan – aber hier verfolge ich die Ergebnisse der Mannschaft von Palmeiras São Paulo. Ich weiß, wie das letzte Spiel ausgegangen ist, wer die Tore geschossen und was der Trainer gesagt hat. So finde ich immer ein Thema, über das ich auch jenseits des Fachlichen reden kann. Einige meiner Arbeitskollegen sind meine Freunde geworden. Wir schauen Fußball oder gehen abends weg. In der Freizeit habe ich mit meiner Frau schon einige Reisen unternommen: nach Rio de Janeiro, an die Küste und nach Pernambuco im Nordosten des Landes. Wir wohnen in einer schönen Wohnanlage in einem Vorort von São Paulo. Zur Arbeit ist es nicht weit, gerade mal 13 Kilometer. Bei schlechter Verkehrslage kann der kurze Weg aber lang werden. Bis zu zwei Stunden brauche ich, wenn es auf einer wichtigen Straße nach einem Unfall kaum vorangeht. Das S- und U-Bahnnetz ist nicht flächendeckend ausgebaut, in der Regel überlastet und damit keine Alternative. Gerade abends fühlen wir uns auch sicherer, wenn wir mit dem eigenen Auto fahren.Trotzdem liebe ich das Leben in Brasilien. Ich mag das warme Klima, die tollen Strände und die herzlichen Menschen, unter denen man nicht lange allein ist. Außerdem bin ich ein Fan des Rodizio, einer brasilianischen Art, Fleisch zu servieren: Man sitzt mit Freunden im Restaurant, und der Kellner bringt beste Fleischsorten am Spieß an den Tisch. Einfach sehr lecker! Nach meiner Zeit in Brasilien möchte ich mich bei Volkswagen weiterentwickeln und weitere internationale Erfahrung sammeln. Wem es ähnlich geht, dem kann ich nur empfehlen, offen zu sein für Neues. In der Vorbereitung kommt es vor allem auf eine Mischung aus Expertenwissen und Engagement an. Man muss Projekte selbstständig verantworten können, natürlich sollte man die Landessprache so gut wie möglich beherrschen, und man muss bereit sein, die Kultur des Gastlandes zu akzeptieren und selbst zu leben. Für mich war es genau die richtige Entscheidung, die ich jederzeit wieder treffen würde.

Das Programm „Wanderjahre“

Volkswagen bietet jungen Mitarbeitern die Chance, während eines „Wanderjahres“ internationale Erfahrung zu sammeln. Die Teilnehmer des Programms arbeiten an einem ausländischen Standort. Sie entwickeln sich persönlich und fachlich weiter, blicken über den Tellerrand hinaus. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein duales Studium bei Volkswagen. Es gibt viele mögliche Wanderstationen innerhalb des Konzerns. Dazu gehören Argentinien, Belgien, Brasilien, China, Großbritannien, Italien, Mexiko, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Südafrika, die Tschechische Republik und die USA. Mehr dazu: www.volkswagenag.com/content/vwcorp/content/de/human_resources/development_paths/years_abroad.html

Der Keks zum Erfolg

Den Hochschulabschluss noch nicht in der Tasche haben, aber schon für das eigene Unternehmen arbeiten – das haben die drei Gründer von Knusperreich geschafft. Ihre Mission ist keine geringere, als den Keksmarkt zu revolutionieren. Und die Zeichen stehen gut: Das Start-up ist auf Erfolgskurs. Von Theresa Hupp

Anfang 2011 saßen Manuel Grossmann, Max Finne und Simon Tüchelmann zum gemeinsamen Lernen im Café und brauchten Nervennahrung. Nicht irgendwelche allerdings, sondern Kekse sollten es sein, und was sie bekamen, gefiel den drei Studenten gar nicht – weder die Konsistenz noch der Geschmack oder die verwendeten Zutaten entsprachen ihren Ansprüchen. Vielmehr stellten sie sich ein Premiumprodukt vor, wie man es sonst nur zu Hause bei Muttern findet – aus Biozutaten, ohne Konservierungsstoffe und frisch aus dem Backofen. So ein Produkt, fanden sie schnell heraus, bot der deutsche Lebensmittelmarkt nicht feil – eine Lücke, die das Start-up Knusperreich jetzt schließt.
Weitere Infos: www.knusperreich.de www.facebook.com/Knusperreich
„Für uns war nicht die Gründung eines Unternehmens der erste Antrieb, sondern die Produktidee, welcher wir nachgehen wollten“, sagt Manuel Grossmann. Und diese Produktidee verfolgten sie mit voller Energie. Von der anfänglichen Rezeptentwicklung in der WG ging es schnell zu einer Konditorei und in die Testphase – nicht nur Freunde und Familie wurden zum Probieren heranzogen, sondern auch Cafés in Friedrichshafen mit den süßen Backwaren versorgt. Zudem entwickelten sie die passende Dose zum Keks, suchten nach Transportmöglichkeiten, erarbeiteten Design und Layout und erstellten mit einem Programmierer den Onlineshop. Die Arbeitsteilung ergab sich dabei wie von selbst, sagt Manuel Grossmann: „Wir sind zwar alle drei Wirtschaftswissenschaftler, aber in unserer Interessenausrichtung und unseren Leidenschaften unterschiedlich – das haben wir uns zunutze gemacht.“ So ist er heute verantwortlich für Marketingstrategien und Pressearbeit, Simon Tüchelmann für Finanzen und Produktion, Max Finne für Kommunikation und Social Media – offensichtlich eine gute Aufteilung, denn alles läuft rund: Von der Idee bis zum ersten verdienten Euro dauerte es nur sieben Wochen, bis zum funktionsfähigen Unternehmen mit Onlineshop acht Monate. Seitdem wächst die Nachfrage so konstant, dass die Gründer inzwischen zum zweiten Mal zu einem größeren Konditorunternehmen wechseln mussten. Produziert werden die Leckerbissen jetzt in Passau, und für den Versand nutzt Knusperreich die Logistik des größeren Kollegen mymuesli. Natürlich gab es immer wieder Schwierigkeiten – durch gesetzliche Auflagen im Lebensmittelsektor, die Lieferanforderungen oder auch fehlende finanzielle Mittel – aber die drei blieben am Ball und fanden passende Lösungen.
Manuel Grossmann, Max Finne, Simon Tüchelmann, Foto: Knusperreich
Manuel Grossmann, Max Finne, Simon Tüchelmann, Foto: Knusperreich
Mittlerweile haben die drei Gründer ihr Studium abgeschlossen und den Sitz der Firma nach Berlin verlegt. Über das Wissen aus dem Studium sind sie froh. „Natürlich gibt es einiges, was man an der Uni nicht lernt, sondern sich selbst erarbeiten muss – beispielsweise wie man mit Kunden kommuniziert, einen Onlineshop erstellt oder eine Marke aufbaut. Aber ich finde auch immer wieder Anknüpfungspunkte zum Studium und bin froh, dass ich mein Wissen jetzt direkt einsetzen kann“, erklärt Manuel Grossmann. Knusperreich soll in Zukunft nicht nur für Privatkunden interessant sein: „Wir bauen gerade ein Abo- Modell für Geschäftskunden und Firmen als zweiten größeren Geschäftsbereich aus.“ Außerdem planen die drei eine Expansion in die Schweiz, die Beneluxländer und Frankreich. Die Vorstellung einer Festanstellung in einem großen Konzern lockt die Jungunternehmer nicht. „Als wir Knusperreich gründeten, haben wir ja noch studiert und uns über eine mögliche Anstellung nicht viele Gedanken gemacht. Jetzt sind wir durch den Erfolg unseres Start-ups in der schönen Position, keine Bewerbungsnot zu haben“, sagt Grossmann. Und er würde die Selbständigkeit auch nicht eintauschen: „Ich genieße die Freiheiten, die ich nun habe – sowohl privat, weil ich mir zum Beispiel meinen Tag einteilen kann, wie es mir gefällt, als auch beruflich, wenn es um geschäftliche Entscheidungen geht oder die Möglichkeit, mit Leidenschaft an der eigenen Sache arbeiten zu können. Sicherlich wären die Verdienstmöglichkeiten in einem Konzern besser, aber dort hätte ich all diese Vorteile nicht.“ Anderen Absolventen, die ein Gründungsinteresse hegen, rät er: „Einfach machen, vorher nicht zu viel drüber nachdenken!“ Und: „Stellt Euch von Anfang an ein richtig gutes Team zusammen – das war für das Gelingen von Knusperreich das A und O.“

Unis fördern Gründer

Für die erfolgreiche Gründung von Start-ups ist das Studium an der Zeppelin-Universität (ZU) eine große Hilfe. Die Studierenden werden zur Unternehmensgründung ermuntert, und die Universität bietet unter anderem mit dem vor Ort ansässigen Entrepreneurs Club Plattformen, damit Gründungsinteressierte sich untereinander, aber auch mit Financiers und erfahrenen Unternehmern austauschen können. Zudem stellt die ZU Micro Equity ausgewählten studentischen Existenzgründern Eigenkapital für die frühe Phase der Gründung bereit. https://www.zu.de/studium-weiterbildung/das-studium/projekte/entrepreneurs-club.php

Du kannst, weil Du darfst, was Du willst

Immanuel Kant hat gesagt: „Du kannst, weil Du willst, was Du musst.“ In vielen Unternehmen stimmt das auch noch. Pflichterfüllung und Einordnung garantieren eine Karriere auf Schienen – die jedoch irgendwann in einem Sackbahnhof endet. Aber die Zukunft sieht anders aus. Von Steffen Kirchner

Steffen Kirchner, Referent, Autor und Mentalcoach zu den Themen Leistungsfreude, Mitarbeiterführung und Motivation. www.steffenkirchner.de www.youtube.com/watch?v=ffO0SXucplY www.facebook.com/steffenkirchner.de
Für die „Führungskraft 2020“ gelten die alten Wirtschaftswunder-Wahrheiten nicht mehr. Sie werden nach und nach zu Karrierelügen, die junge Menschen in der Wirtschaft kennen sollten. Diese Lügen blockieren die Entwicklung von Mitarbeitern und Führungskräften, wenn diese kritiklos übernehmen, was ihnen vorgegeben und was von ihnen verlangt wird. Wer seine erste Anstellung sucht oder eine Veränderung plant, tut gut daran, sich einen Ort zu suchen, an dem die Zukunft schon begonnen hat. Karrierelüge Nr. 1: Du musst Ziele erreichen Natürlich sind Ziele wichtig. Aber es kommt nicht nur auf Ziele an. Das Ziel, mehr Gewinn mit Reifen zu machen, ist nicht der Sinn eines erfolgreichen Reifenherstellers. Es ist nur das Mittel, mit dem der Zweck des Unternehmens erreicht wird: mit effizienten Reifen Autos sicher zu machen. Und nur weil dieser Zweck die Mitarbeiter unglaublich motiviert, ist der Reifenhersteller so erfolgreich. Auch für Mitarbeiter sind Ziele nur ein Mittel. Die drei wesentlichen Attraktivitäts- und Leistungsfaktoren eines Arbeitsplatzes sind Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Gestaltbarkeit. Gestaltungsfreiheit ist dabei besonders wichtig. Menschen wollen von Natur aus wachsen. Das können sie nicht mit kreativen Daumenschrauben. Die Gallup-Studie von 2012 zeigt die dramatisch hohe Zahl der Arbeitnehmer, die entweder Dienst nach Vorschrift machen oder schon innerlich gekündigt haben. Wer also eine neue Herausforderung sucht, sollte ein Unternehmen wählen, mit dem er sich nicht nur über das Geld identifizieren kann. Denn an Geld gewöhnt man sich schnell. Gestalten, ändern, wachsen, revolutionieren – das hört nie auf und schafft den Nährboden dafür, mit Spitzenleistung Spitzenjobs zu bekommen. Karrierelüge Nr. 2: Du musst ein Experte sein Fachwissen ist zwar wichtig, muss aber auch Wirkung zeigen. Es kommt darauf an, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Arbeitnehmer müssen zum Agenten dieser einzigartigen Persönlichkeit werden. Nur wer zum Menschenexperten wird und dies auch ausstrahlt, wer dabei aktiv und effektiv kommuniziert, wird gestalterischen Einfluss nehmen. Zusätzlich ist es wichtig, über den Tellerrand des eigenen Fachbereiches hinauszublicken. Nur wer aktiv eine Brücke von seiner Insel zu einer anderen schlagen kann, nimmt an der Kommunikation teil. Erfolgreiches Networking im Job braucht zwei Säulen: Kommunikationsfähigkeit und das Wissen, wie man fachlich beim anderen andocken kann. Nur dann führt Fachwissen zum Erfolg. Karrierelüge Nr. 3: Du musst immer nur Leistung bringen Reines Leistungsdenken kann einen Mitarbeiter weit bringen, aber nicht unbedingt an die Spitze. Auf die positiven Emotionen kommt es an, weil Leistung allein weder das eigene Feuer entzündet, noch ansteckendend auf andere wirkt. Wer als Führungskraft Mitarbeiter begeistern will, tut das nicht mit Ergebnissen, sondern für Ergebnisse. Und so bemisst sich der Wert, den man für „sein“ Unternehmen hat, nicht nach der Leistung, sondern nach dem Grad der Emotionen, die einen selbst und andere zur Leistung und zum Wachstum motivieren. Karrierelüge Nr. 4: Eigenlob stinkt Wer möchte heute noch nach der Devise leben, dass Bescheidenheit der sichere und risikoarme Weg zu einem kleinen, aber stabilen Glück ist? Wenn eine Kündigungswelle durchs Unternehmen schwappt, spült sie zuerst jene aus der Tür heraus, die ihre Arbeit still oder ordentlich machen. Denn egal, ob Beförderung oder Freisetzung: Wenn zwei gleich gut sind, gewinnt der mit der stärkeren Persönlichkeit. „Positive Unbescheidenheit“ ist psychologisch davon getragen, sich selbst wertzuschätzen und einen begründeten Stolz auf seine Leistung in sich zu tragen. Hier ist der gesunde Egoismus eines „Ich bin mir wichtig“ absolut nicht fehl am Platz. Gefährlich hingegen ist ein „egozentrisches Kikeriki“, in dem allein der Gockel zählt, während alle anderen nur unbedeutendes Federvieh sind. Altes und neues Denken Alle vier Karrierelügen sind Teil eines überholten Denkmodells. Wir sind bereits einen Schritt weiter: Auf das Zeitalter von Zielfixierung und Leistungsfetischismus folgt die Ära des Sinns, der Emotion und der Kreativität. Und auch wenn viele es nicht glauben wollen: Die Ergebnisse werden noch besser sein, als sie es jetzt schon sind. „Du kannst, weil Du darfst, was Du willst.“ So muss es heißen – und daran sollten Sie sich orientieren.
Buchtipp Steffen Kirchner: Spielregeln für Gewinner. Mit 25 einfachen Gesetzen zur persönlichen Höchstleistung. Goldmann 2010. ISBN 978-3442171613. 7,95 Euro

„Reden Sie mit spannenden Menschen“

In Andreas Salchers Karriere ging es früh bergauf: Nach seiner BWL-Promotion zog er schon mit 26 als jüngster Abgeordneter in den Wiener Landtag ein. Heute weiß der 52 Jahre alte Bestsellerautor und Unternehmensberater: Den geraden Karriereweg gibt es nicht. Richtig handelt, wer für sein Leben die Verantwortung übernimmt und von den Besten der Besten lernt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Andreas Salcher, geboren 1960 in Wien, studierte BWL an der Wirtschaftsuniversität Wien und legte dort 1986 seine Promotion ab. Er begann seine Karriere 1987 in der Politik als damals jüngstes Mitglied des Wiener Landtags, dem er zwölf Jahre angehörte. Heute ist er als Buchautor, Vortragsredner und Unternehmensberater tätig. Alle seine Bücher sind in Österreich Nummer-Eins-Bestseller, dazu zählt auch das Buch „Der verletzte Mensch“, das sich der Frage widmet, was Menschen, die an ihren Wunden aus Verletzungen zerbrechen, von denen unterscheidet, die daran wachsen. Als kritischer Vordenker in Bildungsthemen ist Salcher Mitbegründer der „Sir Karl Popper Schule“ für besonders begabte Kinder und engagiert sich mit dem „Curriculum Project“ für bessere Schulen. Website mit Blog: www.andreassalcher.com Twitter: twitter.com/salcherandreas
Herr Dr. Salcher, wir alle kennen erfolgreiche Vorbilder, denen man nacheifern möchte. Können Sie mir ein Vorbild nennen, das in der Niederlage nicht nur Größe gezeigt, sondern auch Kraft für spätere Erfolge gesammelt hat? Nehmen wir die Spieler von Bayern München. Im Jahr vor den großen Triumphen im Frühsommer 2013 erlitt der Verein eine schwere Niederlage im Finale der Champions League: Man war die bessere Mannschaft, verlor das Finale aber dennoch. An dieser Niederlage hätten sie zerbrechen können. Die Bayern haben es jedoch geschafft, den Schmerz in Kraft zu verwandeln. Eine außergewöhnliche Leistung, denn es gibt genügend Mannschaften, aber auch Unternehmen und Manager, die tatsächlich an einer einzigen unglücklichen Niederlage zerbrechen. Gehen diese Menschen falsch mit der Niederlage um? Viele wollen verdrängen, dass es überhaupt eine Niederlage gibt. Und umso mehr überrascht es sie, wenn sie eine solche erleiden. Niemand von uns will Niederlagen. Das ist klar. Aber richtig ist eben auch, dass wir nur durch Niederlagen besser werden. Unterscheidet sich der Sieger vom Verlierer also ausgerechnet im Umgang mit der Niederlage? Durchaus. Man kann mit drei Worten sagen, worauf es dabei ankommt: Selbstverantwortung statt Schuldzuweisung. Hadere nicht mit den Umständen und subjektiv gefühlten Ungerechtigkeiten, sondern übernimm die Verantwortung für das, was passiert ist – und schöpfe daraus Kraft, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Viele High Potentials sind Niederlagen gar nicht gewohnt. Sie haben das Abi mit links gemacht, die Uni mit Bestnoten durchlaufen und in Praktika viel Lob erhalten. Dann kommt der erste Job – und plötzlich muss man mit Kritik und ersten Niederlagen umgehen können. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil es im Unternehmen eben nicht darauf ankommt, zu jeder Zeit brav alles richtig zu erledigen. Gefragt ist dagegen das Prinzip „trial and error“, also Versuch und Irrtum. Wenn ich als junger Mensch zum ersten Mal Verantwortung übernehme, dann werde ich Fehler machen. Dann verlangt man sogar von mir, dass ich mich ausprobiere und aus den Sachen, die nicht klappen, die richtigen Schlüsse ziehe. Hier kommt es darauf an, eine passende Erwartungshaltung an mich und meinen Job zu entwickeln. Vielen jungen Menschen gelingt das nicht sofort, weil sie sich selber unter Druck setzen. Sie sagen sich: „Ich bin jetzt 22, spreche drei Fremdsprachen und habe fünf Auslandspraktika hinter mir – wann startet endlich meine Karriere durch, wann werde ich den Laden übernehmen?“ Das Problem liegt hier nicht in der hohen Ambition, sondern in der fehlgeleiteten Energie. Welche weiteren Fehleinschätzungen beobachten Sie regelmäßig beim Thema Karriere? Man darf nicht der Illusion des optimalen Lebenslaufs erliegen. Ich habe das Glück, viele überaus interessante und erfolgreiche Menschen getroffen zu haben: Paulo Coelho, Isabel Allende, den Künstler Christo oder den Genforschungspionier Craig Venter. Sie alle eint, dass sie keinen geraden Lebenslauf vorweisen. Der Weg zu ihren außergewöhnlichen Karrieren führte immer über Enttäuschungen und Niederlagen. Hinzu kommt, dass sie für sich einen gesunden Karrierebegriff gefunden haben: Karriere bedeutet heute nicht mehr, möglichst schnell viel Geld zu verdienen und aufzusteigen, sondern etwas zu tun, das für mich Sinn ergibt. Vor 20 Jahren führte der Weg der High Potentials fast ausschließlich in die großen Unternehmen und Unternehmensberatungen. Heute finde ich viele junge Menschen, die sagen: Ich mache es anders. Ich gründe selber oder gehe in eine Nichtregierungsorganisation. Was können die Unternehmen tun, um für die High Potentials, die nach Sinn streben, weiter interessant zu bleiben? Sie sollten ihren Talenten erstens viel Autonomie geben und zweitens über ein gut funktionierendes Mentoring- System verfügen. Damit meine ich nicht nur einen Karrierementor, der die Türen nach oben öffnet, sondern eine Persönlichkeit, die den jungen Menschen berät, fördert und unterstützt. Was ist die Aufgabe des Mentors? Er teilt seine Werte und Erfahrungen. Die Nachwuchskraft muss vor allem gut zuhören, damit sie das, was sie hört, mit ihrer eigenen Haltung vergleichen kann. So kommt man sich selber auf die Schliche, und genau darum geht es: eine Antwort auf die Frage zu finden, was man eigentlich in seinem Leben erreichen will. Sie sind heute 52 Jahre – und damit im besten Mentorenalter. Was würde der 52-jährige Andreas Salcher dem 22-jährigen Andreas Salcher von früher raten? Fliege in die USA, gehe ins Silicon Valley, warte, bis sich dort das Unternehmen Google gründet und frage nach einem Job. (lacht) Spaß beiseite, ich würde ihm raten, noch früher von den Besten der Besten zu lernen – und an die Orte zu gehen, wo man diese Leute trifft. Zum Beispiel das Silicon Valley oder das Massachusetts Institute of Technology, Der Beginn der beruflichen Laufbahn ist in meinen Augen die Zeit, in der man vom akademischen Lernen in die Schule des Lebens wechselt. Was steht dort auf dem Stundenplan? Es geht um emotionale Intelligenz und soziales Lernen. Um den Aufbau einer Frustrationstoleranz und darum, nicht immer gleich alles zu zeigen, was man kann. Es ist sicherlich gut, einem Professor zu jeder Zeit zu beweisen, was man alles weiß. Gegenüber einer Führungskraft im Unternehmen kann so ein offensives Verhalten nach hinten losgehen. Was in der Schule des Lebens aber vor allem auf dem Stundenplan steht, ist das Gespräch mit Menschen, die man für spannend hält. Eine Bitte an die Leser: Wenn Sie jemanden mit interessantem Lebenslauf treffen, bitte sprechen Sie diesen Menschen an und reden Sie mit ihm! Sobald Sie etwas vom Leben dieser Frau oder dieses Mannes erfahren, werden Sie auch Ihren eigenen Wertmaßstäben näherkommen. Dann werden Sie auch lernen, dass Biografien keine Einbahnstraßen sind. Dass es einfach nicht stimmt, dass es aus einer einmal eingeschlagenen Richtung kein Zurück mehr gibt. Ja, der Richtungswechsel wird schwieriger, wenn man erst mit 30 merkt, dass man eigentlich lieber Mediziner wäre als Unternehmensberater. Aber auch solche Karrierewege sind möglich. Und wenn das der Weg ist, den Sie für den richtigen halten, dann lassen Sie sich um Gottes Willen nicht reinreden. Schließlich ist es Ihr Leben.

Bücher von Andreas Salcher

Ich habe es nicht gewusst. Ecowin 2012. ISBN 978-3711000217. 22,90 Euro Der verletzte Mensch: An Verletzungen wachsen statt zerbrechen. Goldmann 2011. ISBN 978-3442156979. 8,99 Euro Meine letzte Stunde. Ein Tag hat viele Leben. Ecowin 2010. ISBN 978-3902404961. 21,90 Euro

Aufgestiegen zum Associate

Abflug Montagmorgen um 6:50 Uhr. Ankunft beim Klienten um 9:00 Uhr, erstes Arbeitstreffen mit allen wichtigen Projektteilnehmern um 9:30 Uhr. Langschläfer haben es schwer in der Unternehmensberatung, das hatte ich schon während meines Praktikums bei Booz & Company im Mai 2011 festgestellt. Schnell habe ich gelernt, was es bedeutet, bei einer Strategieberatung zu arbeiten: früh aufstehen, lange Nächte, ein sehr übersichtliches Maß an Freizeit unter der Woche – aber eben auch spannende Projekte und Klienten, eine steile Lernkurve sowie eine sehr gute Bezahlung. Ein Erfahrungsbericht von Philipp Römer

Philipp Römer Bachelor Betriebswirtschaftslehre Universität Mannheim, Master Strategic Management University of Rotterdam Eingestiegen 2011 als Senior Consultant bei Booz & Company Aufgestiegen 2013 zum Associate
Ob dieser Arbeits- und Lebensstil das Richtige ist, muss jeder Berufseinsteiger für sich selbst entscheiden. Mir bot das Praktikum eine gute Möglichkeit, das Berufsfeld kennenzulernen. Ich war danach überzeugt, mit diesem Einstieg in die Arbeitswelt das Richtige für mich gefunden zu haben, und bin es auch heute noch. Probleme verstehen, Lösungen finden Als Unternehmensberater arbeite ich für verschiedene Klienten im Rahmen von projektbasierten Aufträgen, in denen es oft gilt, komplexe Probleme zu verstehen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dabei betreue ich heute in meiner Rolle als Associate eigenständig Klienten in allen Projektphasen und entwickle die analytische Herangehensweise inklusive der Modelle, die wir benötigen, um Lösungsvorschläge machen zu können. Ein Beispiel: Ein Klient aus der Chemiebranche überlegte, einen Wettbewerber für eines seiner Kernprodukte zu kaufen. Wir führten intensive Marktrecherchen durch und entwickelten ein Modell, in dem sowohl der Klient als auch der Wettbewerber und andere Marktspieler abgebildet waren. In einer Marktsimulation stellten wir dann fest, dass eine Übernahme des Wettbewerbers aus Sicht unseres Klienten lohnend war. Nach Beendigung unseres Beratungsauftrags entschied sich der Klient letztlich dazu, mit der Akquisition zu beginnen. Viel sehen, viel lernen Ich hatte mich vor allem aufgrund der steilen Lernkurve und der Möglichkeit, verschiedene Unternehmen kennenzulernen, für die Unternehmensberatung entschieden. In den ersten zwei Jahren als Senior Consultant haben sich meine Erwartungen erfüllt. Ich wurde auf über zehn Projekten bei sechs verschiedenen Klienten eingesetzt, davon auch zwei im Ausland: in Amsterdam und Athen. Vor allem konnte ich in dieser Zeit meine schriftlichen und analytischen Fähigkeiten entwickeln. Ich erarbeite heute schneller bessere Dokumente als früher, besonders in dem beratungstypischen PowerPoint-Format. Außerdem habe ich mir durch die Mitarbeit an verschiedenen analytischen Markt-, Wettbewerbs- und Bewertungsmodellen das nötige Wissen erarbeitet, um derartige Modelle selbst entwerfen zu können. Im Rahmen eines jährlichen Bewertungsprozesses wurde dann Anfang des Jahres meine Entwicklung diskutiert. Dabei mussten alle Kollegen mit denen ich gearbeitet habe, vom Projektleiter bis zum Partner, ein sogenanntes 360-Grad-Feedback geben, auf dessen Basis ich dann zum Associate befördert wurde. Abwechslungsreicher Alltag Eine große Herausforderung als Berater ist, dass ich in verschiedensten Branchen und Projektumgebungen eingesetzt werden kann. Im April und Mai kann ich in einem Dreier-Team zur Strategieentwicklung in der Chemiebranche sein, und von Juni bis September schon wieder in einem 15-köpfigen Team zur Reorganisation der Geschäftseinheit eines Automobilherstellers. Mein BWL-Studium ist dabei sehr hilfreich, um mich schnell in neue Probleme einzuarbeiten und auch komplexe Fragestellungen zu verstehen. Da man teilweise mehr Zeit mit Kollegen als mit anderen Menschen verbringt, bin ich froh, dass ich bisher immer viel Spaß bei der Arbeit hatte und eine gute Atmosphäre herrscht. Gemeinsame Firmenevents, wie zum Beispiel ein europaweites Fußballturnier der verschiedenen Booz & Company Büros, tragen viel zu diesem guten Miteinander bei. Gute Aussichten Die Karrierepfade in der Unternehmensberatung sind klar vorgegeben: In zwei bis drei Jahren könnte ich Projektleiter werden, sofern ich die firmeninternen Anforderungen an diese Position bis dahin erfülle. Eigene Teams managen und gemeinsam mit Partnern und Principals selbst Projekte verkaufen – auf diese Herausforderungen freue ich mich. Nur die Flüge montagmorgens um 06:50 Uhr wird es wohl immer geben, daran können auch Beförderungen nichts ändern.

Karriereschritte in der Unternehmensberatung

Die Positionsbezeichnungen in Unternehmensberatungen sind nicht einheitlich, bei Booz & Company werden sie folgendermaßen verwendet: • Consultant (typischerweise Eintritt mit Bachelor) • Senior Consultant (typischerweise Eintritt mit Diplom/Master) • Associate (typischerweise Eintritt mit Promotion/MBA) • Senior Associate, Principal, Partner

Was macht eigentlich eine Regionalverkaufsleiterin, Frau Husser?

Schon während meines Studiums zur Diplomkauffrau lernte ich die Unternehmensgruppe Aldi Süd kennen. Um mir ein Bild von dem Beruf Regionalverkaufsleiter zu machen, absolvierte ich ein Kompaktpraktikum in der Regionalgesellschaft Kleinaitingen. In vier Wochen konnte ich in verschiedene Unternehmensbereiche eintauchen und hautnah miterleben, wie der Arbeitstag abläuft und welche Aufgaben diese Position umfasst. Nach dieser intensiven Erfahrung in der Welt des Handels stand meine Entscheidung fest: Ich bewarb mich für die Position Regionalverkaufsleiter. Von Eugenie Husser, Regionalverkaufsleiterin bei Aldi Süd

Schon kurz nach meiner schriftlichen Bewerbung erhielt ich die Einladung zu einem persönlichen Gespräch mit dem Geschäftsführer der Regionalgesellschaft Kerpen. Dieses Gespräch bestätigte meinen Entschluss, als Regionalverkaufsleiterin einzusteigen. Entsprechend groß war meine Freude darüber, dass mir schnell ein zweiter Termin angeboten wurde, bei dem ich mit einer erfahrenen Kollegin durch ihren Bereich fahren konnte. Noch am gleichen Tag folgten das zweite Gespräch mit dem Geschäftsführer und die Zusage. Seit September 2012 werde ich in einem einjährigen Training-on-the-Job auf meine zukünftigen Tätigkeiten intensiv vorbereitet. Im Rahmen meiner Einarbeitung habe ich Urlaubsvertretungen für Filialleiter übernommen und dabei ihren gesamten Aufgabenbereich kennengelernt. Neben der Abwicklung des Tagesgeschäfts sind verschiedenste Aufgaben angefallen, beispielsweise die Mitarbeiterführung oder die Durchführung von Inventurmaßnahmen. Diese Einarbeitung, in der wir die Arbeitsabläufe in einer Filiale von der Pike auf kennenlernen, nennen wir „Filialzeit“. Anschließend begleitete ich erfahrene Kollegen, die mir zeigten, wie ich mein theoretisches Wissen in praktisches Know-how umsetzen kann. Urlaubsvertretungen von Kollegen bereiteten mich intensiv auf die Aufgaben und Herausforderungen vor. Bereits nach sieben Monaten konnte ich das komplette Tagesgeschäft abwickeln und übernahm somit die direkte Führungsverantwortung für circa sechs Filialen und mindestens 50 Mitarbeiter. Bei Fragen werde ich von meinen Kollegen ständig unterstützt. Regionalverkaufsleiter sind Generalisten. Das heißt: Wir übernehmen die Verantwortung für Organisation, Planung und Führung innerhalb des eigenen Bereichs. Die ständige Interaktion sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Filialverantwortlichen und Mitarbeitern bereiten mir besonders viel Spaß. Kein Tag gleicht dem anderen, und gerade diese Abwechslung macht meinen Beruf so spannend. Vorstellungsrunden, Vertragsunterzeichnungen, Filialrundgänge, Belegwesen, Filialleiterbesprechungen sowie Inventuren zählen unter anderem zu unseren Aufgaben. Außerdem ist jeder Regionalverkaufsleiter für mindestens ein Projekt verantwortlich. In seinem Themengebiet ist er Experte und dient als hilfsbereiter Ansprechpartner. In gemeinsamer Projektarbeit sind zum Beispiel auch alle unsere Schulungsskripte für Filialmitarbeiter entstanden. Dieses breitgefächerte Aufgabengebiet im Zusammenspiel mit der hohen Personalverantwortung macht meinen Beruf interessant und zugleich herausfordernd. Auch die Karrierechancen sind besonders attraktiv. Bei Eignung und Vakanzen steht jedem Regionalverkaufsleiter die Tür offen, eine Zeit lang in einer Regionalgesellschaft im Ausland zu arbeiten. Nach dem Auslandseinsatz ist der Aufstieg in Positionen mit Prokura bis hin zur Geschäftsführung möglich.

Job-Steckbrief Regionalverkaufsleiterin

Anforderungen: Überdurchschnittlicher Hochschulabschluss, Begeisterung für unternehmerisches Handeln, Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit Einstiegsmöglichkeiten: Training-on-the-Job Vergütung: Einstiegsgehalt circa 63.000 Euro Link: Weitere Infos zum Einstieg im Handel bietet der karriereführer handel: karrieref.walhalla0299.nbsp.de/karrierefuehrer-handel

Mein Bewerbungsgespräch bei: Norma

Nach erfolgreichem Abschluss meines Wirtschaftsingenieur-Studiums entschied ich mich für den Handel. An dieser Branche gefiel mir von Anfang an, dass sie vielseitig ist: Man hat viele Verantwortungsgebiete, hat mit Kunden, Personal und Ware zu tun und steht täglich vor neuen Herausforderungen. Allerdings fehlten mir in meiner ersten Anstellung Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, und daher beschloss ich, mich bei Norma auf eine Stelle als Bereichsleiter zu bewerben. Von Daniel Salzmann

Profildaten

Name: Daniel Salzmann Geburtsjahr: 1986 Hochschulabschluss als: Diplom-Wirtschaftsingenieur – Unternehmenssteuerung und Controlling Warum Norma? Schnelle Übernahme von Verantwortung Bewerbung als: Bereichsleiter Tag des Vorstellungsgespräches: 1. August 2012 Tag des Antritts der Stelle: 1. Dezember 2012
Der erste Schritt war mit dem Absenden des Online-Formulars gemacht. Bereits zwei Tage später hatte ich Antwort aus der Niederlassung Eutingen im Gäu, mit der Bitte, meine vollständigen Bewerbungsunterlagen per E-Mail einzureichen. Ein paar Tage nach Absenden meiner Unterlagen erhielt ich per E-Mail die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Am 1. August war es soweit. Wie wahrscheinlich jeder Bewerber machte ich mich mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch auf den Weg. Als ich in der Niederlassung angekommen war nahm mich der Niederlassungsleiter herzlich in Empfang. Er bat mich zunächst, einen Bewerbungsbogen auszufüllen. In dem darauf folgenden Vorstellungsgespräch ging es zunächst um mich, meinen Lebenslauf und meine Motivation. Im Anschluss erfuhr ich sehr viel über das Unternehmen und meine spätere Tätigkeit. An beispielhaften Fällen wurden zusätzlich meine Entscheidungsfähigkeit und meine Kreativität in der Lösungsfindung ermittelt. Im September bekam ich dann die Einladung zu einem Schnuppertag bei einem erfahrenen Bereichsleiter, um noch mehr Einblick in die Arbeitsvorgänge zu bekommen. Dem Schnuppertag folgte die Einladung zu einem zweiten Vorstellungsgespräch bei einem Verkaufsleiter. Wir sprachen zunächst über meinen Lebenslauf. Danach stellte er mir ein paar Fragen zu meinem Schnuppertag, und ich hatte ebenfalls Gelegenheit, offene Fragen zu klären. Meine Freude war riesig, als ich ein paar Tage nach dem zweiten Gespräch eine E-Mail bekam: Begrüßt wurde ich mit „Herzlich willkommen im Norma-Team“, und ein Termin zur Vertragsunterzeichnung wurde mir vorgeschlagen. Seit Dezember arbeite ich in der Position des sogenannten Bereichsleiter- Anwärters, und meine Aufgabenfelder werden wöchentlich erweitert. Zuerst wurde ich in der Filiale eingearbeitet, habe Kassieren gelernt und Ware eingeräumt. Anschließend folgte die Filialleitervertretungszeit: Ich gebe Bestellungen auf, erstelle Arbeitspläne und führe eine ganze Filiale in Eigenverantwortung. Im Anschluss daran wird es in die Bereichsleitereinarbeitung gehen. Zum Schluss kommt die Bereichsleitervertretung, in dieser Zeit verantwortet man fünf bis sieben Filialen – auf diese Herausforderung freue ich mich jetzt schon.

Interview mit Juergen Boos

Für Verlagsmanager, aber auch für Geschäftsentwickler aus der Informations- und Kommunikationstechnologie ist die Frankfurter Buchmesse ein Pflichttermin: Hier vernetzt man sich, hier entstehen neue Geschäftsmodelle und Kooperationen. Juergen Boos ist seit 2005 Direktor der Buchmesse. Der 52-jährige gelernte BWLer spricht über das sich wandelnde Geschäft mit Inhalten und über die Aussicht, dass Bestseller bald planbar sein könnten. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Juergen Boos, geboren 1961 in Lörrach, studierte nach seiner Ausbildung zum Verlagsbuchhändler Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Er arbeitete einige Jahre als Verkaufsleiter bei der Droemerschen Verlagsanstalt, im Literarischen Verlag, im Carl Hanser Verlag und im Wissenschaftsverlag Springer in Berlin, wo er anschließend auch als Leiter International Sales tätig war. 1997 wechselte Boos als Bereichsleiter Marketing/Sales/Distribution zum Verlag Wiley-VCH in Weinheim. Seit April 2005 ist er Direktor der Frankfurter Buchmesse und seit Mai 2005 alleiniger Geschäftsführer.
Herr Boos, der Buchmarkt befindet sich seit einigen Jahren im Umbruch. Wo sind die Veränderungen besonders bahnbrechend? Über Jahrhunderte definierte sich die Buchbranche über ihr Medium – das gedruckte Buch. Seit einigen Jahren erst gibt es E-Reader, Smartphones, Tablets. Damit werden digitale und multimediale Inhalte erstmals für ein Massenpublikum interessant. Das bedeutet, dass sich auch die Buchbranche in alle Richtungen öffnet. Hin zur Film-, Spiele- und Musikbranche. Aber auch hin zu den Branchen der Informations- und Telekommunikationstechnologie. Sehen Sie das als Chance oder Bedrohung? Ich bevorzuge Ersteres. Jede Kreativbranche, aber auch die IT- und Kommunikationsbranchen sind auf gute Stoffe, auf hervorragend aufbereitete Inhalte angewiesen. Und genau diese Geschichten sind gerade in der Buchbranche zu finden. Mit welchen konkreten Fragen beschäftigen sich junge Verlagsmanager heute? Wie liest man in Zukunft? Wie und wo erwirbt der Kunde zukünftig seine Bücher, seine E-Bücher, seine Inhalte? Wie greifen Online-Handel und lokale Präsenz des Buchhandels ineinander? Welche neuen Services wird es rund um die neuen multimedialen Inhalte geben? Und welche Kompetenzen benötigt man, um Antworten auf diese Fragen zu finden? Die inhaltliche Expertise alleine reicht nicht mehr, gefragt sind auch Fähigkeiten im Business Development und im technologischen Bereich. Aber es geht auch um Kreativität, denn die Geschichte der Buchbranche zeigt, dass Verlage mit kreativen Köpfen seit Jahrhunderten in der Gunst der Leser weit vorne liegen. Und das wird auch so bleiben. Die Frankfurter Buchmesse ist seit vielen Jahren einer der weltweit größten Impulsgeber der Branche. Worauf kommt es an, damit es dabei bleibt? Wir setzen als Buchmesse schon seit mehreren Jahren auf den Austausch mit anderen Kreativbranchen, weil es nicht nur darum geht, was wir voneinander lernen können, sondern auch darum, was wir gemeinsam machen können. Das Internet bringt Branchen zusammen: Buch, Film und Spiele können in Gestalt von multimedialen Produkten zusammenwachsen. Es entstehen neue Kooperationen, angefangen vom Produkt bis hin zum Vertrieb. Astrid Lindgren hat einmal gesagt: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“ Welche Bücher haben Sie als Erstleser genossen? Und was haben Sie aus diesen Büchern für Ihren Karriereweg mitgenommen? Mein Onkel hatte eine Buchhandlung, da hatte ich natürlich theoretisch Lesestoff ohne Ende. Aber die Bücher, die mich interessierten – also „Die Fünf Freunde“ oder „Burg Schreckenstein“, viel mehr gab es damals für Jungs gar nicht – waren gar nicht im Sortiment vertreten, da mein Onkel sie als zu populär empfand. Mit dieser Meinung war er übrigens nicht allein, so dachten damals viele Erwachsene. Was ich davon auf meinen Karriereweg mitgenommen habe, ist: Bücher sollten zugänglich sein. Es sollte keinen geben, der sich vor sie hinstellt und sagt: „Das ist gut, und das ist schlecht – das darfst du lesen, und das nicht.“ Insofern empfinde ich es heute als großen Fortschritt, dass auch Jungs neben den „Fünf Freunden“ eine riesige Auswahl haben, von John Green bis hin zu „Gregs Tagebuch“. Die Buchmesse ist für Sie ohne Zweifel der berufliche Höhepunkt des Jahres. Was machen Sie in den ersten vier Wochen nach der Buchmesse: Urlaub oder konzentrierte Nachbereitung? Ich will jetzt nicht zu langweilig wirken, aber tatsächlich gilt: Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse. Bis November dieses Jahres sollte die grundsätzliche Planung für 2014 stehen. Ich und mein Team haben allerdings direkt nach der Messe drei Tage frei – und in dieser Zeit mache ich dann wirklich: nichts. Was ist Ihre Methode, um an den Tagen der Buchmesse, wenn Sie dauernd in Beschlag genommen werden, nicht schlappzumachen? Eine spezielle Methode habe ich nicht. Ich mache es eher wie alle Buchmesse- Besucher: Bloß nicht das Adrenalin absacken lassen! Die Gespräche und Begegnungen wirken auf mich immer noch berauschend, und dieses Buchmesse-Feeling trägt mich durch die fünf Tage. Sie waren vor Ihrer jetzigen Position Verkaufsleiter in diversen Verlagshäusern. Was ist im Vergleich zu anderen Waren und Gütern das Besondere am Produkt Buch? Für mich sind das die Menschen, die hinter dem Produkt Buch stecken: Also die Autoren, Lektoren, Illustratoren, Übersetzer, Rechtehändler, Buchhändler – und auch die Entwickler von Geschäftsmodellen und die „Techies“. Diese Menschen sind es auch, die dieses spezielle Buchmesse-Feeling verbreiten: Begeisterung, Neugierde, Offenheit und Innovationskraft. Bücher sind eigentlich kondensierte Gedanken, Erfahrungen und Gefühle – und es ist für mich auch heute noch sehr spannend, mit diesem Produkt und seinen Machern zu arbeiten. Immer wieder hört man, es gebe keine Geheimformel für einen Bestseller. Wir können das nicht recht glauben. Okay, ich verrate Ihnen die Geheimformel, aber Sie dürfen sie niemandem weitersagen (lacht). Dann hätte ich meinen Job als Journalist verfehlt … Im Ernst: Es gibt sie tatsächlich nicht, diese Geheimformel. Oder vielmehr: noch nicht. Denn wenn man sich anschaut, dass die Marktforschung jetzt live am Leser stattfinden kann, erhöht sich die Chance auf so eine Formel doch erheblich: Es gibt Internet- Plattformen, auf denen Bücher von Lesern bewertet werden, noch bevor sie zu Ende geschrieben wurden. Die „Crowd“, also die Leser, übernimmt die Rolle von Testlesern. Gleichzeitig zeichnen die elektronischen Lesegeräte auf, an welcher Stelle im Buch der Leser abbricht, und übermitteln diese Daten an die Hersteller dieser Geräte. Die Entscheidung darüber, wie ein Buch geschrieben ist, könnte in Zukunft also eine aus dem Marketing gesteuerte Entscheidung werden. So weit sind wir noch nicht – und die Frage ist auch, ob wir das überhaupt wollen. Kreativität sollte einen eigenen Freiraum haben, abseits von Marketingzielen.

Zum Unternehmen

Mit mehr als 7400 Ausstellern aus über 100 Ländern, rund 300.000 Besuchern, über 3200 Veranstaltungen und rund 9000 anwesenden akkreditierten Journalisten ist die Frankfurter Buchmesse die weltgrößte Fachmesse für das Publishing sowie der wichtigste branchenübergreifende Treffpunkt für Akteure aus der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie den Kreativbranchen Buch, Film und Spiele. Die Ausstellungs- und Messe GmbH (AuM) mit Sitz in Frankfurt am Main ist die Organisation hinter der Frankfurter Buchmesse. Sie ist eine Tochtergesellschaft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und richtet die Frankfurter Buchmesse seit 1949 aus. Jedes Jahr gibt es ein Gastland, das einen thematischen Schwerpunkt bildet. 2013 ist Brasilien dieser Ehrengast. www.buchmesse.de Blog: blog.buchmesse.de