Oi Brasil! Hallo Brasilien!

Foto: Steffen Retzlaff
Foto: Steffen Retzlaff

Eine spannende Aufgabe in der IT-Abteilung von Volkswagen (VW) zog Steffen Retzlaff vor eineinhalb Jahren nach Brasilien – in das Land, das dieses Jahr Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse ist. Seitdem ist São Paulo für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden und er hat viele neue Freundschaften geschlossen. Von Steffen Retzlaff

Steffen Retzlaff absolvierte bei Volkswagen ein duales Studium der Industrieinformatik mit paralleler Berufsausbildung zum Industrieelektroniker. Das Foto zeigt ihn in Rio de Janeiro.


Ich arbeite im Werk in Anchieta bei São Paulo, wo wir vor allem das lokale Volkswagen-Modell Gol bauen. Dort verantworte ich unter anderem IT-Service- Ausschreibungen sowie die Implementierung spezieller IT-Lösungen als Teil unseres weltweiten IT-Security- Programms. In erster Linie geht es um Werkzeuge zu Dokumentationszwecken – eine interessante Arbeit, bei der ich meine bisherigen Erfahrungen gut nutzen und erheblich erweitern kann.

Mein Interesse an einem Auslandsaufenthalt wurde während meines dualen Studiums geweckt. In Wolfsburg habe ich Industrieinformatik studiert und gleichzeitig bei VW eine Ausbildung zum Industrieelektroniker gemacht. So konnte ich Theorie und Praxis verbinden und gleich zwei Abschlüsse erreichen – einen von der Hochschule und einen von der Industrie- und Handelskammer. Nach den Prüfungen bekam ich dann die Chance, am Programm „Wanderjahre“ teilzunehmen, mit dem Nachwuchskräfte gefördert werden. Ein Jahr habe ich in Portugal gearbeitet – das war genügend Zeit, um die Sprache zu lernen und kulturelle Unterschiede kennenzulernen. Es ist natürlich ein großer Vorteil für meine Arbeit in Brasilien, dass ich nicht nur mein Fachwissen mitbringe, sondern auch fließend Portugiesisch spreche. Ich arbeite innerhalb der IT mit vielen verschiedenen Teams zusammen, aber auch mit unserer Einkaufsabteilung, dem Controlling, dem Rechtswesen und der Internen Kommunikation. International kooperiere ich mit Kollegen aus Mexiko, den USA, Argentinien und natürlich Deutschland.

Sao Paulo

Gute Sprachkenntnisse und Fachwissen sind allerdings nicht alles. Brasilien erlebt man erst, wenn man sich in die Kultur einbringt – sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld. Das bedeutet zum Beispiel: Im Büro wird mehr über Privates gesprochen als in Deutschland, Arbeit und Persönliches sind nicht so strikt getrennt. Nach meiner Erfahrung lässt sich Dienstliches manchmal sogar am besten in der Pause besprechen. Über Fußball kann man sich mit fast jedem Brasilianer unterhalten. Ich bin eigentlich gar kein Fan – aber hier verfolge ich die Ergebnisse der Mannschaft von Palmeiras São Paulo. Ich weiß, wie das letzte Spiel ausgegangen ist, wer die Tore geschossen und was der Trainer gesagt hat. So finde ich immer ein Thema, über das ich auch jenseits des Fachlichen reden kann.

Einige meiner Arbeitskollegen sind meine Freunde geworden. Wir schauen Fußball oder gehen abends weg. In der Freizeit habe ich mit meiner Frau schon einige Reisen unternommen: nach Rio de Janeiro, an die Küste und nach Pernambuco im Nordosten des Landes. Wir wohnen in einer schönen Wohnanlage in einem Vorort von São Paulo. Zur Arbeit ist es nicht weit, gerade mal 13 Kilometer. Bei schlechter Verkehrslage kann der kurze Weg aber lang werden. Bis zu zwei Stunden brauche ich, wenn es auf einer wichtigen Straße nach einem Unfall kaum vorangeht. Das S- und U-Bahnnetz ist nicht flächendeckend ausgebaut, in der Regel überlastet und damit keine Alternative. Gerade abends fühlen wir uns auch sicherer, wenn wir mit dem eigenen Auto fahren.Trotzdem liebe ich das Leben in Brasilien. Ich mag das warme Klima, die tollen Strände und die herzlichen Menschen, unter denen man nicht lange allein ist. Außerdem bin ich ein Fan des Rodizio, einer brasilianischen Art, Fleisch zu servieren: Man sitzt mit Freunden im Restaurant, und der Kellner bringt beste Fleischsorten am Spieß an den Tisch. Einfach sehr lecker!

Nach meiner Zeit in Brasilien möchte ich mich bei Volkswagen weiterentwickeln und weitere internationale Erfahrung sammeln. Wem es ähnlich geht, dem kann ich nur empfehlen, offen zu sein für Neues. In der Vorbereitung kommt es vor allem auf eine Mischung aus Expertenwissen und Engagement an. Man muss Projekte selbstständig verantworten können, natürlich sollte man die Landessprache so gut wie möglich beherrschen, und man muss bereit sein, die Kultur des Gastlandes zu akzeptieren und selbst zu leben. Für mich war es genau die richtige Entscheidung, die ich jederzeit wieder treffen würde.

Das Programm „Wanderjahre“

Volkswagen bietet jungen Mitarbeitern die Chance, während eines „Wanderjahres“ internationale Erfahrung zu sammeln. Die Teilnehmer des Programms arbeiten an einem ausländischen Standort. Sie entwickeln sich persönlich und fachlich weiter, blicken über den Tellerrand hinaus. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein duales Studium bei Volkswagen. Es gibt viele mögliche Wanderstationen innerhalb des Konzerns. Dazu gehören Argentinien, Belgien, Brasilien, China, Großbritannien, Italien, Mexiko, Polen, Portugal, Slowakei, Spanien, Südafrika, die Tschechische Republik und die USA.

Mehr dazu: www.volkswagenag.com/content/vwcorp/content/de/human_resources/development_paths/years_abroad.html