Warenkorb – Kultur-, Buch- und Linktipps

FILMTIPP: „ALLES, WAS MAN BRAUCHT“

Cover Alles was man braucht
Cover Alles was man braucht
Zwei Jahre lang ist Filmemacherin Antje Hubert mit ihrem Team durch nord- und ostdeutsche Dörfer gereist und erzählt nun in ihrem Film „Alles, was man braucht“ von Menschen, die im Vakuum fast verloren gegangener Traditionen etwas Neues wagen: Eine ehemalige Verkaufsstellenleiterin rettet ihren alten „Konsum“ durch die Zeit, ein weitgereister Koch wird Leiter eines kleinen Lebensmittelmarktes, eine Höfegemeinschaft mit Bioladen entwickelt auf einer alten LPG Lösungen für eine nachhaltige und gerechte Welt, ein Bürgermeister baut einen Verkaufsautomaten und ein Supermarktbesitzer übernimmt die aufwändige Versorgung der Halligleute im Wattenmeer. www.antjehubert.de/film/alles-was-man-braucht/

NETZWERK DER FOODBRANCHE

Das Frauenforum Foodservice findet jährlich statt und bringt seit neun Jahren hochkarätige Speakerinnen aus der Food- und Gastronomiebranche auf die Bühne und gilt als eines der wichtigsten Networking-Events der Branche. Initiator ist der Verein Frauennetzwerk  Foodservice e. V. www.frauennetzwerk-foodservice.de

FAIRE WOCHE

Foto: Fotolia/Ian 2010
Foto: Fotolia/Ian 2010
Im September jeden Jahres findet seit 2001 die Faire Woche statt: 2023 drehte sich unter dem Motto „Fair. Und kein Grad mehr!“ alles um das Thema Klimagerechtigkeit und Fairer Handel. Veranstalter der fairen Woche sind das Forum Fairer Handel e. V. in Kooperation mit Fairtrade Deutschland e. V. und dem Weltladen-Dachverband e. V. www.faire-woche.de

„NATURSCHUTZ AUF DEM TELLER“

Cover Naturschutz auf dem TellerWeiden und Wiesen sind nicht nur attraktive Kulturlandschaften, sie sind auch von unschätzbarem Wert für den Arten-, Natur- und Klimaschutz. Um sie zu erhalten, braucht es nicht nur engagierte Naturschützer und nachhaltig produzierende Landwirte, sondern auch aufgeklärte Konsumenten. Denn nur wenn wir um die Zusammenhänge wissen und die Erzeugnisse der Grünlandwirtschaft nachfragen, bleiben Weidetiere wie Kühe oder Schafe Teil unserer Landschaft – bunte Wiesen mit Schmetterlingen und Bienen inklusive. Ein eindringliches Plädoyer für artgerechte Tierhaltung und Fleisch- und Milchproduktion vor Ort. Gereon Janzing: Naturschutz auf dem Teller. Oekom 2023. 20 Euro.

FOOD REPORT 2024

Cover FoodreportDer Wandel der Esskultur hat weitreichende Auswirkungen auf die Produktentwicklung, auf Marketingstrategien und das Supply-Chain-Management von Unternehmen in der Lebensmittelbranche. Sein Einfluss reicht aber auch tief in angrenzende Branchen hinein – bis in die Politik: in die Gestaltung von Verbraucherschutzgesetzen, Agrarpolitik und Umweltrichtlinien. Die Treiber des Wandels sind dabei vielfältig, denn Essen ist emotional, im Essen manifestieren sich Veränderungen von ethischen und ökologischen Werten der Konsumierenden ebenso wie ihre geschmacklichen Ansprüche. Der Food Report 2024 beleuchtet die Esskultur von morgen aus verschiedenen Perspektiven und stellt Lösungsansätze für die Herausforderungen der Food- und Beverage-Branche in den Fokus. www.futurefoodstudio.at

TIPPS VOM BUNDESUMWELTAMT

Fast ein Drittel der produzierten Lebensmittel landen im Müll. Lebenswichtige Ressourcen wie Ackerflächen und Wasser werden unnötig verschwendet, vermeidbare Treibhausgase entstehen. Dabei ist vieles, was auf dem Müll landet, eigentlich noch genießbar. Das Bundesumweltamt gibt Tipps, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden: vom gut geplanten Einkauf über die kreative Verwertung von Resten bis zur richtigen Lagerung. www.umweltbundesamt.de

SICHT IM LABEL-DSCHUNGEL

Foto: AdobeStock/Aquir
Foto: AdobeStock/Aquir
Labels dienen Verbraucherinnen und Verbrauchern als praktischer Rat beim Einkauf. Unter „Label“ oder auch „Siegel“ mal allerdings verschiedene Informationssysteme und Managementinstrumente. Die Plattform „label-online“ stellt Label-Arten, von Regionallabels über Gütezeichen bis zu Prüflabels und Clean Labels vor. www.label-online.de

karriereführer bauingenieure 2023.2024 – Bau braucht das Hybrid-Office

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Cover karriereführer bauingenieure 2023.2024

Bau braucht das Hybrid-Office

Digital! BIM! Automatisierung! In der Bauindustrie werden Leute mit digitalem Know-how benötigt. Diese zu finden, ist eine Hardcoreaufgabe, da der Bau in Konkurrenz zu den coolen digitalen Branchen steht. Das beste Mittel gegen die Überforderung im Zeitalter der Polykrisen: Raus auf die Baustelle. Dabei sein, wenn der Bau entsteht. Planen. Diskutieren. Anpacken.

Die 3 Trends: Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung

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3 Trends – 3 Fragen an Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE

Der Fachkräftemangel gilt schon seit Jahren als Risiko für die Bauindustrie. Was hat die Branche für Einsteiger*innen zu bieten?
Ganz einfach: Wir bieten für jede und jeden das Richtige. Ob als Bauzeichner oder Gleisbauerin, Bauingenieurin oder Baugeräteführer – die Branche bietet eine Vielzahl von Ein- und Aufstiegsoptionen für Interessierte aller Bildungsstufen, Fähigkeiten und Talente. Technisches Verständnis, Spaß an der Arbeit im Freien, planerisches Geschick oder kreatives Können – für jede Veranlagung bietet der Bau spannende Möglichkeiten zur Verwirklichung.

Es stimmt aber auch die finanzielle Seite. Unsere Auszubildenden profitieren von den besten Ausbildungsvergütungen bundesweit. Dazu kommen sichere, tariflich festgelegte Löhne mit Zuschlägen, ein verlässlicher Arbeitsschutz und eine Sozialkasse, die eine hohe Sicherheit auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten gewährt. Und, nicht zu vergessen, viele Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung bis in hohe Leitungsfunktionen.

Was uns im Kern aber ausmacht ist der enge Bezug zur Praxis. Wer bei uns arbeitet, schafft Werte mit den Händen, mit klugen Ideen, mit modernster Technik. Und was er oder sie heute erbaut, wird im besten Fall gebaute Umwelt für Generationen nach uns. Bau ist damit nicht nur ein Job – Bau ist Identifikation.

Nachhaltigkeit ist das Gebot der Stunde – auch für die Bauindustrie. Was sind die wichtigsten Stellschrauben, um klima- und umweltfreundlich zu bauen?
Heute und in Zukunft noch viel mehr hängt die Antwort auf diese Frage davon ab, ob und wie das Bauwerk und sein Entstehungsprozess dem Klimaschutz dienen. Darin liegt eine gigantische Herausforderung, der wir uns als Bauindustrie stellen wollen – und müssen. All die Modernisierungsmaßnahmen unserer gebauten Umwelt, unserer Städte und Infrastrukturen gilt es so zu konzipieren, dass sie den Anforderungen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit standhalten können. Hiermit sind enorme Bauaufgaben verbunden.

Last, but not least darf das Bauen nicht selbst zum Problem werden. Die gesamte Branche arbeitet unter Hochdruck daran, sich zu dekarbonisieren. Das betrifft vor allem die Baustoffe, aber auch Bauverfahren, Maschineneinsatz, Transport, Logistik und so weiter. Die vermehrte Nutzung von Recyclingmaterial und der Ausbau der Kreislaufwirtschaft rücken dabei mehr und mehr in den Fokus. „Bauen für mehr Klimaschutz“ heißt, neue Wege zu beschreiten. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die glücklich macht und damit sind wir wohl die wichtigste Branche unserer Zeit. In unseren Händen liegt es, Bauwerke heute schon so zu bauen, dass für die nächsten Generationen die lebenswerte Welt erhalten wird.

Die Digitalisierung hat auch auf die Baubranche weitreichende Auswirkungen. Welche Kompetenzen sollten junge Bauingenieur*innen mitbringen?
Neben unseren zahlreichen Aufgaben im Klimaschutz brauchen wir die Digitalisierung auch aus einem anderen Grund: Sie wird uns helfen, unsere Produktivität zu steigern. Das ist dringend erforderlich, um die immensen Bauaufgaben zu lösen. Die Digitalisierung ist sowohl im Studium als auch in der Berufsausbildung selbstverständlicher Bestandteil. Denn sie macht den Bau nicht nur effizienter, sondern auch uns als Arbeitgeber attraktiver.

Das Bauen der Zukunft wird also durch eine gemeinsame Arbeitsweise geprägt sein – viele Akteure arbeiten in unterschiedlichen Phasen zusammen auf ein Ziel hin: ein optimales Bauwerk. Neben einer Affinität zu digitalen Anwendungen und Prozessen sollten junge Bauingenieurinnen und Bauingenieure daher vor allem ein flexibles Mindset mitbringen, um die Möglichkeiten der Digitalisierung und das Potenzial einer vernetzten Zusammenarbeit im Job auch nutzen zu können.

Infos zu allen Themen, die die Branche bewegen:

www.bauindustrie.de

Bau braucht das Hybrid-Office

Auf der Baustelle passiert’s, das ist so und das wird auch so bleiben. Klar ist aber auch, dass die Branche digitaler wird. Nur so lassen sich steigende Kosten und wachsende Ansprüche in den Griff bekommen. Der Bau muss daher attraktiv für digitale Talente sein. Was heißt, dass New Work ein Thema wird und die Akteure der Bauindustrie ein digitales Mindset entwickeln müssen. Nur dann gelingt der Quantensprung, den die Branche braucht. Ein Essay von André Boße In einem Gastbeitrag in der Ausgabe 3/2023 des Verbandsmagazins „vm“ des VdW Rheinland Westfalen, dem Interessenverband der Wohnungswirtwirtschaft im Westen, weist Dr. Volker Wiegel, COO des Wohnungsunternehmens LEG Immobilien, auf eine interessante Beobachtung hin. Er habe sich, schreibt er, von Besuchern Bilder von der Autoproduktion aus der Vergangenheit, konkret den 30er-Jahren, sowie aus der Gegenwart zeigen lassen. Die Bilder zeigten zwei Welten, aus einem Manufakturbetreib habe sich eine Roboterstraße entwickelt. Dann zeigten ihm Besucher Bilder von Baustellen aus den jeweiligen Jahren. „Hier mussten wir den technologischen Fortschritt eher suchen, als dass er uns ansprang.“

Digitalisierter Bau? Funktioniert auch in der Praxis

Volker Wiegel stellte sich daraufhin die Frage: „Warum sollte es nicht möglich sein, Baustellen ähnlich radikal umzuorganisieren?“ Weg von der Manufaktur, wo jede Sanierung und jedes Gewerk individuell geplant werde, hin zu einem „digitalen Baukasten, wo das Gebäude zur Lösung passen muss, wo die Individualität sich in der Kombination von verschiedenen vordefinierten Lösungsmöglichkeiten erschöpft – dafür aber blitzschnell gewerkeübergreifend ganzheitlich geplant wird, möglichst wenig Handarbeit notwendig ist, die Baustelle ruckzuck fertig, das Gebäude vollständig dekarbonisiert ist.“ Um das hinzubekommen, sei ein „Quantensprung“ nötig. Was wiederum schwieriger klinge, als es zu verwirklichen ist, wie Wiegel schreibt. Im Bereich der Sanierung, dem Kerngeschäft von LEG Immobilien und dem auf Innovationen spezialisierten Tochterunternehmen Renowate, habe man bereits Erfahrungen gesammelt. Erste Erkenntnis: „Abläufe sind tatsächlich massiv verbesserbar – beim ersten Projekt hat es noch Wochen gedauert, bis aus der digital vermessenen Punktwolke die Planung für die Module und Technik stand, inzwischen sind es dank algorithmusbasiertem Vorgehen wenige Tage.“ Zweite Erkenntnis: „Gewerke so zu kombinieren, dass möglichst viele Bauteile aus einem Guss installiert werden können, ist Tüftelei und Teil ständiger Fortentwicklung.“ Was die ersten Projekte gezeigt hätten: „Eine Bausanierung, die dem Stand der Digitalisierung im Jahr 2023 gerecht wird, „ist nicht nur Theorie, sondern funktioniert auch in der Praxis.“

Digitalisierung macht Bau attraktiver

Für die Bauindustrie kommt es darauf an, schnell und dynamisch in die Umsetzung zu kommen. Die im Mai 2023 veröffentlichte Studie „Digitalisierung der Baubranche“, erstellt von der RPTU Kaiserslautern, Innovations-Think- Tanks sowie den Fraunhofer Instituten für Experimentelles Software Engineering und Techno- und Wirtschaftsmathematik, basiert auf Interviews mit Verantwortlichen aus dem deutschen Bauwesen. Gefragt wurde unter anderem nach den positiven Effekten, die sich die Branche von digitalen Prozessen verspricht.

BIM-Portal der Bundesregierung

Das Ende 2022 gestartete BIM-Portal des Bundes bietet allen am Bau Beteiligten eine Plattform, die einen einheitlichen Datenaustausch ermöglicht – zentral verfügbar und kostenlos. Das Portal stellt Informationen, Anwendungen und einheitliche Daten bereit. Dazu zählen unter anderem interaktive und webbasierte Werkzeuge, Datenbibliotheken sowie herstellerneutrale Bauteile-Informationen, die Auftraggeber, Auftragnehmer und Bauprodukthersteller bei der Erstellung von Projekt- und Produktdaten unterstützen sollen. „Von dem Portal erhoffe ich mir einen Anstoß für einen echten Kulturwandel beim Bauen und die konsequente Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Bis 2025 wird es bei öffentlichen Bauvorhaben bundesweit heißen: Digital ist besser“, wird Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing auf der Homepage der Bundesregierung zitiert. www.bimdeutschland.de
Laut Studie seien die primären Hoffnungen, durch optimierte Prozesse effizienter zu bauen und direkter mit allen Beteiligten zu kommunizieren. Diese beiden Aspekte berühren das Feld der Produktivität: Die Digitalisierung soll Abläufe verbessern, dadurch die Effizienz steigern und somit auch Kosten reduzieren. Hier sind digitale Methoden also ein Tool, um trotz steigender Kosten und wachsender Ansprüche günstig zu bauen. Interessant ist ein dritter häufig genannter Punkt: Die Teilnehmenden versprechen sich von der Digitalisierung der Branche „eine Steigerung der Attraktivität des Berufsbilds sowie der Branche selbst“. Den Verantwortlichen aus dem Bauwesen ist also bewusst, dass der Fachkräftemangel in erster Linie dadurch bekämpft werden kann, dass Prozesse digitalisiert werden. Anders gesagt: Eine Branche, die bei dieser technischen Transformation nicht ins Tempo kommt, verliert mehr als nur ihre Produktivität – sie verliert auch den Bezug zur jungen Generation, die digitale Prozesse längst als Selbstverständlichkeit begreift. Zum Problem wird der Fachkräftemangel schon deshalb, weil er das Vorhaben, durch mehr Dynamik bei der Digitalisierung an Attraktivität zu gewinnen, bremst: So „hake“ die Digitalisierung zumeist nicht wegen technischer Probleme, sondern, weil Leute fehlten oder die Belegschaft nicht die notwenige Akzeptanz zeige. Hinzu kommen finanzielle Belastungen, die dann entstehen, wenn Mitarbeitende für Weiterbildungen freigestellt werden müssten. Entsprechend nennen die für die Studie befragten Bauunternehmen in erster Linie einen Lösungsansatz, der nichts mit Technik oder Regulierungen zu tun hat, sondern mit Menschen: Eine große Bedeutung erhielten laut der Studie Vorbilder in den Unternehmen, die wie Pioniere denken – und damit dazu beitragen, dass diese Unternehmen zu Vorreitern in der Branche werden.

Gesucht sind Pioniere

Gesucht sind also Pioniere und Leuchttürme – und zwar innerhalb des Bauwesens, aber auch in den Unternehmen selbst. Für die junge Generation, die sich jetzt für einen Einstieg interessiert, bedeutet das: Wer digitale Kompetenzen mitbringt und die Ambition besitzt, diese mit viel Dynamik ins Unternehmen einzubringen, der wird sich dort sehr schnell ein ausgezeichnetes Standing erarbeiten können. Wobei es dabei auch darauf ankommt, die Mitarbeitenden, die digitalen Prozessen kritisch gegenüberstehen, von der Transformation zu überzeugen.
61 Prozent der Befragten gaben an bislang weder ein BIM-Projekt durchgeführt zu haben, noch befinde sich ein solches in der Planung. Das Ergebnis ist deutlich: BIM ist noch weit davon entfernt, eine Standardmethode zu sein.
Die besondere Herausforderung bei der digitalen Transformation ist die Vielzahl der Akteure, die an großen Projekten beteiligt sind. Diese spielen verschiedene Rollen, einige von ihnen sind nur in bestimmten Stadien des Vorhabens involviert, andere – und zu dieser Gruppe zählen in der Regel auch die Bauingenieur*innen – stehen vor der Aufgabe, den gesamten Prozess zu überblicken und zu steuern. Hinzu kommt, dass der Grad der Digitalisierung, aber auch die Ambition, den Wandel anzunehmen, von Akteur zu Akteur sehr verschieden sein können. Was nicht dazu führen darf, dass der am wenigsten digitalisierte Beteiligte alle anderen auf sein Niveau runterzieht. Die gute Nachricht: Mit dem Building Information Modell (BIM) gibt es eine Methode, diese digitale Diversität zu managen.

Studie: 61 Prozent der Verantwortlichen am Bau noch ohne BIM-Erfahrung

Gesprochen wird über BIM bereits einige Jahre. Es gibt die Software, es gibt die nötigen Standardisierungen. Und auch der Gesetzgeber forciert die Nutzung der Methode. Da stellt sich die Frage: Wie wird BIM eigentlich in der Praxis angenommen? Das auf das Bauwesen spezialisierte Softwareunternehmen Orca führt seit einigen Jahren Studien durch, um die Akzeptanz von BIM auf dem Bau zu analysieren. Die Studie fragte in erster Linie Bauingenieur*innen und Fachplaner*innen sowie Architekt*innen nach ihren Erfahrungen; Anfang 2023 veröffentlichte das Unternehmen die neuesten Ergebnisse. Eines davon: 61 Prozent der Befragten gaben an bislang weder ein BIM-Projekt durchgeführt zu haben, noch befinde sich ein solches in der Planung. Das Ergebnis ist deutlich: BIM ist noch weit davon entfernt, eine Standardmethode zu sein.

Der Markt für BIM-Spezialisten

Die BIM-Studie des digitalen Baudienstleisters Bimondis aus dem Jahr 2022 geht der Frage nach, aus welchen Gründen Fachkräfte einen Wechsel des Arbeitgebers anstreben. Mit deutlichem Abstand am häufigsten genannt wird dabei eine fehlende BIM-Strategie (60 Prozent). Auch der am zweithäufigsten genannte Grund hat etwas mit BIM zu tun: 33 Prozent nennen fehlende BIM-Experten im Team als Grund eines Wechsels. Der Grund „bessere Bezahlung“ folgt auf Rang drei mit 32 Prozent. Auf Platz vier folgt der „Wunsch nach Sinnhaftigkeit“ der Tätigkeit mit 25 Prozent. Dass kaum oder keine Remote-Arbeit möglich ist, nennen 18 Prozent als Grund, den Job zu wechseln. Eine zu hohe Arbeitsbelastung lediglich 16 Prozent.
Haben Projektverantwortliche jedoch schon einmal mit der Methode gearbeitet, sind die Reaktionen darauf laut Studie überwiegend positiv: 48 Prozent der Befragten bewerten die Erfahrungen bei einem BIM-Projekt als positiv, zusätzliche zwölf Prozent sogar als sehr positiv. Während 35 Prozent der Teilnehmenden das Urteil „neutral“ abgeben, ist die Bewertung nur bei drei Prozent negativ, lediglich bei einem Prozent sehr negativ. Auch hier zeigt die Studie eine deutliche Erkenntnis: Wenn ein Projekt mit BIM arbeitet, sind die Beteiligten damit größtenteils zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Was also bremst die Methode?

Mangel an BIM-Kräften bremst die Transformation

Ein Aspekt ist auch hier der Mangel an qualifizierten Köpfen. Die Studie „Der Markt für BIM-Spezialisten in Deutschland 2022: Hohe Nachfrage und neue Arbeitsmodelle“ des digitalen Baudienstleisters Bimondis von Ende 2022 zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt 4400 BIM-Stellen ausgeschrieben waren. Eine Analyse dieser Ausschreibungen offenbarte, dass es dabei eine klare Präferenz für Vollzeitstellen gab, „alternative Arbeitsmodelle wie Remote Only oder Hybrid haben sich noch nicht flächendeckend durchgesetzt“, heißt es in der Zusammenfassung der Ergebnisse. Der Anteil der BIM-Stel len, die Remote-Only zu besetzen waren, lag bei unter einem Prozent. Dabei ergibt sich zwischen den Wünschen der BIM-Expert*innen und dem, was die Arbeitgeber zu bieten haben, ein Widerspruch: Laut Studie haben „angestellte BIM-Experten großes Interesse freiberuflich zu arbeiten und finden eine Kombination aus Teilzeit-Festanstellung und freiberuflichen Aktivitäten interessant.“ Kurz: New Work und freies, projektbezogenes Arbeiten sind ein großes Thema. Jedoch stehe die Zusammenarbeit mit Freelancern in der Baubranche noch ganz am Anfang. Die befragten BIM-Profis gaben an, häufig neue Job-Angebote zu erhalten – kein Wunder, wenn der Bedarf hoch ist. Jedoch unterscheide sich das, was die Unternehmen mit Fokus auf den Inhalt der Arbeit oder die Aufstiegschancen zu bieten haben, kaum – und wenn, dann in erster Linie beim Gehalt.

Gehalt? Weniger wichtig als Inhalte und digitale Durchdringung

Doch in diesem jungen und dynamischen Berufsfeld des BIM-Managements ist Geld nicht alles, im Gegenteil, die Bimondis-Studie kommt zu dem Ergebnis: Attraktiv seien in erster Linie Unternehmen, die eine erfolgreiche und konsequente Umsetzung einer BIM-Strategie vorzuweisen haben. „Für BIM-Experten sind Inhalte und Aufgabe ein wesentlich wichtigeres Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers als das Gehalt.“ Die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens schätzen die BIM-Expert*innen überwiegend als „schlecht“ ein.

Nachhaltigkeit: es geht voran

So schleppend der Fortschritt bei der Digitalisierung voran geht, so erkennbar seien die Fortschritte beim Thema Nachhaltiges Bauen, heißt es in der PwC-Studie von Ende 2022 „Die Bauindustrie in anspruchsvollen Zeiten: Geopolitik, Digitalisierung und Nachhaltigkeit“. 83 Prozent der befragten Verantwortlichen in den Bauunternehmen hielten das Thema Nachhaltigkeit in der Bauindustrie für wichtig – „ein Plus von 15 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr“, heißt es in der Studie. Gut die Hälfte der Unternehmen habe mittlerweile Nachhaltigkeitsstrategien verabschiedet. Auch bei diesem Thema stellten fehlendes fachliches Know-how und zu geringe Umsetzungskompetenz die größten Hürden dar, wenn es darum geht, Nachhaltigkeitsstrategien erfolgreich zu etablieren.
Treffen in der Baubranche beim zentralen Thema Digitalisierung also zwei Welten aufeinander, die kaum vereinbar sind? Die Bimondis-Studie zeigt, dass Wandel möglich ist. So habe die große Mehrheit der befragten BIM-Expert*innen beschrieben, dass ihr Arbeitgeber sich für hybride Arbeitsmodelle offen zeige. „Auch die Unternehmen, die bislang ein klassisches Modell mit Präsenzpflicht vor Ort verfolgen, haben mittlerweile verstanden, dass sie sich damit als Arbeitgeber immer mehr disqualifizieren.“ Bei den Unternehmen, die ihre eigene digitale Transformation seit vielen Jahren konsequent vorantreiben und konsequent auf die BIM-Methode setzen würden, liege der Home-Office Anteil laut Studie bei 20 bis 40 Prozent.

Hybrider Bau: Jede Baustelle braucht einen digitalen Projektraum

Klar, bei einem Bauprojekt spielt die Präsenz eine andere Rolle als bei Projekten anderer Branchen. Die Baustelle ist und bleibt der zentrale Ort. Hier passiert der Bau. Hier realisieren sich die Planungen – und zwar mit Steinen, Beton und Stahl oder mit Lehm, Holz, Naturfasern. Richtig ist aber auch, dass es neben der Baustelle heute eben auch digitale Plattformen gibt, mit BIM als zentraler Methode. Auch hier passiert der Bau, indem Planungen entwickelt, Gewerke koordiniert, Abläufe kontrolliert, Prozesse gemanagt werden. Um den notwendigen Schritt in die digitale Zukunft zu machen, benötigt die Baubranche dringend digitale Expert*innen. Und weil die junge Generation Arbeit anders definiert – nämlich freier und flexibler –, brauchen die Bauunternehmen einen Zugang zu New Work. Schließlich kennt der hybride Bau zwei Orte, die Baustelle selbst, dazu den digitalen Projektraum. Es mag so sein, dass Baustellen auch in zehn Jahren mehr oder weniger denjenigen ähneln, die es vor 50 oder 100 Jahren gab. Ein Gerüst bleibt ein Gerüst – es lässt sich nicht digitalisieren. Entscheidend für die Zukunft des Bauwesens ist jedoch ein Meta-Office, in dem mit Hilfe digitaler Tools auf Basis von BIM die Fäden zusammenlaufen. Damit dieses Meta-Office optimal besetzt wird, benötigt die Branche die Generation der Digitale Natives – und ist gut beraten, besser heute als morgen für diese Talente attraktive Arbeitsfelder zu gestalten.

Der Baumeister Tim-Oliver Müller im Interview

Die Lage ist verzwickt und paradox. Einerseits ist es offensichtlich, dass Deutschland bauen muss: Wohnungen, Straßen, Trassen, Brücken. Hinzu kommen umfangreiche Sanierungen, nicht zuletzt im Sinne des Klimaschutzes. Andererseits klagen vor allem die Wohnungsbauunternehmen über leere Auftragsbücher. Woran liegt’s? Was lässt sich dagegen tun? Und welche Rolle bei der Lösung spielen talentierte Bauingenieurinnen und Bauingenieure? Tim-Oliver Müller, 37, seit Juli 2021 Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB), nimmt sich Zeit für Antworten. Ein Gespräch, das vom modularen und seriellen Bauen über Automatik und Robotik bis hin zum Mindset einiger Akteurinnen und Akteure in der Bauindustrie führt, das sich – glaubt Müller – dringend ändern müsse. Um innovativ zu bleiben und nicht den Anschluss zu verpassen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Tim-Oliver Müller ist seit Juli 2021 Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB). Davor war er von April 2020 bis Juli 2021 Leiter Business Development bei Vinci Deutschland. Bereits von 2011 bis 2020 hat Tim-Oliver Müller Tätigkeiten in verschiedenen Positionen beim HDB übernommen, zunächst als Referent im Geschäftsbereich Wirtschaft und Recht, ab 2012 als Leiter Infrastruktur und Partnerschaftsmodelle. 2016 übernahm er die Position als stellvertretender Geschäftsbereichsleiter, ab 2018 war er als Geschäftsbereichsleiter für Wirtschaft, Recht und Digitalisierung verantwortlich. Tim-Oliver Müller studierte in Berlin strategisches Management mit der Spezialisierung auf Vertrags-, Risiko- und Netzwerkmanagement. Mit 37 Jahren ist er der jüngste Hauptgeschäftsführer in der Geschichte des HDB.
Herr Müller, ein Bau-Gipfel beim Kanzler, Thema in vielen Talkshows: Der Bau steht im Fokus, produziert Schlagzeilen. Bewerten Sie das als Krisensymptom oder als gutes Zeichen, weil Sie als Branche gehört werden? Ich gebe Ihnen leider Recht, vor allem der Wohnungsbau bereitet uns derzeit Sorgen. Das haben mittlerweile auch viele Menschen außerhalb der Branche registriert, denn die Wohnungsnot ist allgegenwärtig und kann jede oder jeden treffen. Um Ihre Frage aber zu beantworten: Schlagzeilen zu verursachen ist kein Selbstzweck. Wir wollen auf negative Entwicklungen aufmerksam machen, warnen davor, dass es im kommenden Jahr zu einer Krise kommen kann, wenn die Auftragsbücher der Bau-Unternehmen leer sind. Sie können mir glauben: Wir würden lieber mit positiven Meldungen auffallen, etwa, was die Branche an Innovation und Ingenieurskunst leistet und welche Chancen wir jungen Menschen bieten können. An welche positiven Nachrichten denken Sie konkret? Es gibt in Deutschland einen riesigen Bedarf an Bauleistungen. Im Sommer dieses Jahres hatte die Tagesschau unsere neuste Studie im Programm, die zeigt, wie kaputt die Verkehrsinfrastrukturen in diesem Land sind. Allein für die Sanierung des Verkehrsnetzes sind 372 Milliarden Euro notwendig. Das zeigt, wie gigantisch die Perspektive für den Straßenbau ist. Doch damit nicht genug: Das Institut für Demoskopie Allensbach hat die Bürgerinnen und Bürger gefragt, welche Branchen für sie die besten Zukunftsaussichten bieten. Da stand die Bauindustrie ganz weit oben. Übrigens auch, wenn es um die Erreichung der Klimaschutzziele geht. Vor sieben Jahren, bei der Vorgängerstudie, war das Ergebnis noch ein anderes, damals lagen wir deutlich hinter den digitalen Branchen zurück, das hat sich geändert: Wir haben uns deutlich verbessert. Der Bedarf an neuen Bauten und an Sanierungen ist offensichtlich groß, im Hoch- und im Tiefbau. Trotzdem fehlt es den Bauunternehmen an Aufträgen. Wo liegt der Fehler? Die einfache Antwort haben Sie bereits selbst gegeben: Es gibt keinen Auftrag. Und wenn es keinen Auftrag gibt, dann können wir nicht bauen. Was bremst die Aufträge? Hier kommen vier Gründe zusammen, die zusammen eine historische Gemengelage ergeben. Die Zinsen sind zuletzt deutlich gestiegen und liegen auf einem hohen Niveau. Dort standen sie früher schon mal, aber mit einem Unterschied: Damals waren die Baukosten niedriger, heute sind auch diese sehr hoch. Hinzu kommt, dass sehr kurzfristig und für alle überraschend die Förderkulisse weggebrochen ist – bei steigenden Ansprüchen an die Qualität und immer höheren Standards, die wir erfüllen müssen, wodurch erneut zusätzliche Kosten entstehen. Nimmt man diese vier Entwicklungen zusammen, also hohe Zinsen, hohe Kosten, hohe Standards, weniger Förderungen, dann geht für viele, die bauen wollen, die betriebs- oder hauswirtschaftliche Rechnung nicht mehr auf. So kommt es zu dem paradoxen Zustand: Unser Produkt ist heiß begehrt, der Bedarf ist riesig. Aber die Rechnung, dieses Produkt wirtschaftlich an den Markt zu bringen, geht für Bauherren, Investoren oder Kommunen unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen nicht auf. Was kann die Baubranche dazu beitragen, dass diese Rechnung wieder aufgeht? Wir stehen vor der Herausforderung, unsere Produktivität zu erhöhen, müssen hier aber neue Wege gehen. Im Wohnungsbau hat zum Beispiel das modulare und serielle Bauen ein großes Potenzial. Wir sind an dem Thema seit einigen Jahren dran, wurden zu Beginn regelrecht angefeindet: „Was ihr da macht, sind Plattenbauten, da fehlt die architektonische Qualität, ihr wollt ein Wohnen zweiter Klasse.“ Das waren die Reaktionen.
Die oberen Management-Ebenen unserer Unternehmen müssen sich dafür einsetzen, dass kreative Menschen aller Disziplinen die Gelegenheit bekommen, innovativ zu arbeiten.
Ihre Reaktion darauf? Alles Quatsch! Das Gegenteil ist der Fall. Von Beginn an stand die Bundesarchitektenkammer an unserer Seite, was das Argument fehlender architektonischer Qualität aushebelt. Vor allem aber schaffen wir durch modulares und serielles Bauen eine Kostenreduktion von 20 bis 30 Prozent. Eine Ersparnis in dieser Größenordnung gibt es auch bei der Bauzeit, was noch einmal Kosten spart. Hinzu kommt, dass wir unseren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ganz neue Arbeitsplätze bieten: witterungsunabhängig, mit planbaren Zeiten an einem planbaren Ort. Klar, die Montageteams sind dann auf der Baustelle, aber das ist weitaus weniger Einsatz vor Ort, als wir es heute sehen. Ganz wichtig ist: Das modulare und serielle Bauen wird das konventionelle und klassische Bauen nicht ersetzen, es ist einfach eine neue Möglichkeit, günstiger und schneller zu bauen. Welches Potenzial sehen Sie in der Automatisierung von Prozessen? Die Robotik ist ein wichtiger Aspekt zur Produktivitätssteigerung. In der Vergangenheit hat die Branche versucht, ihre Produktivität zu steigern, indem sie mehr Menschen angeworben hat. Diese Methode stößt an ihre Grenzen. Schon allein deshalb, weil es einen Mangel an Fachkräften gibt. Deshalb ist es wichtig, die Produktivität in Zukunft vor allem dadurch zu erhöhen, indem wir die Prozesse verbessern, digitaler werden und auch dem Thema Robotik und Automatisierung mehr Raum geben. Welche konkreten Einsatzfelder sehen Sie denn im Bereich Robotik? Zunächst einmal in einzelnen Gewerken. Beispielsweise bei Maurern, Malern und Lackierern sowie im Innenausbau, wenn es zum Beispiel darum geht, sehr präzise bestimmte Bohrungen für Beleuchtung oder Lüftung in einer häufigen Wiederholung in die Wand zu bringen. Hier kommt dann auch die Methode des Building Information Modeling (BIM) ins Spiel: Die Weichen für die digitale Kooperation auf einer BIM-Plattform sind gestellt. Wir können das, wir haben die Fähigkeiten und die Tools.
Wir müssen in Zukunft mit weniger Menschen mehr bauen. Und das funktioniert nur mit neuer Technik. Was wiederum dazu führt, dass die Arbeit interessanter wird, gerade auch für die junge Generation.
Was fehlt noch? Das Mindset ist an einigen Stellen in der Branche noch nicht so weit, dass die Akteurinnen und Akteure Themen wie BIM oder die Robotik als große Chance begreifen. Viele denken weiterhin: „Mein Arbeitsplatz geht dadurch verloren.“ Ich sage: Nein, er wird nicht verloren gehen, im Gegenteil, er wird sich weiterentwickeln, wird zukunftsfähig werden, mit zusätzlichen Qualifikationen. Zumal eines sowieso klar ist: Wir müssen in Zukunft mit weniger Menschen mehr bauen. Und das funktioniert nur mit neuer Technik. Was wiederum dazu führt, dass die Arbeit interessanter wird, gerade auch für die junge Generation. Wenn wir künftig im Straßenbau die Maschine nicht mehr im Führerhäuschen, sondern per Joystick steuern, oder wenn wir mit Drohnen Vermessungen machen und den Baufortschritt dokumentieren, dann ergeben sich daraus sehr attraktive Jobprofile. Das Gleiche gilt für den Hochbau, wenn wir mit Hilfe digitaler Modelle eine Prozessanalyse von der Herstellung des Baustoffes über den digitalen Lieferschein bis hin zum Endprodukt machen. Sie sprachen vom Mindset, das sich ändern müsse. Wie kann das gelingen? Darüber, dass sich das Verhalten verändert. Nehmen Sie ein Smartphone. Das Gerät hat ja nicht das Telefonieren revolutioniert, sondern hat für eine radikale Verhaltensänderung gesorgt: Wie ich einkaufe und meine Bankgeschäfte erledige, wie ich meine Freizeitgestaltung organisiere oder Musik höre – all das wird vom Smartphone geprägt. Solche Verhaltensänderungen müssen wir auch im Bau erzielen. Die Art, wie Arbeit organisiert wird, wie Automation eingesetzt wird, wie Bauunternehmen auf den Wandel reagieren, nämlich nicht mit Angst, sondern mit dem positiven Gefühl, dass sich hier Potenziale ergeben. Wie sehen Sie die Chance, durch die Digitalisierung neue Geschäftsmodelle zu entwickeln? Die Digitalisierung bringt einen enormen Vorteil mit: Wir können mit Hilfe von Daten planen, kommunizieren und die Bauausführung steuern. Aber diese Daten stellen uns auch vor eine Herausforderung: Sie wecken das Interesse anderer Akteurinnen und Akteure. Je mehr Daten verfügbar sind, desto größer ist das Ansinnen anderer, diese Daten zu nutzen. Und wir reden hier von Unternehmen, die sich mit Daten weitaus besser auskennen als die allermeisten Bauunternehmen. Diese Datenspezialisten werden versuchen, in unserer Branche Fuß zu fassen. Und sie werden dabei neue Geschäftsmodelle an den Markt bringen, die unsere Unternehmen noch gar nicht kennen.
Bauen wie heute wird es in fünfzig Jahren nicht mehr geben. Es wird komplett anders sein.
Wie das laufen kann, zeigt der FinTech-Bereich: Die Bankenwelt hat durch die Digitalisierung eine enorme Disruption erlebt. Neue Player sind aufgetaucht, mit neuen Geschäftsmodellen, die dazu geführt haben, dass bestimmte alte Geschäftsmodelle Stück für Stück verschwanden. Und zwar auf Kosten der Finanzunternehmen, die zu spät geschaltet haben. Als Bau müssen wir begreifen, dass es wichtig ist, unsere Portfolios jetzt proaktiv zu erweitern … … bevor es jemand von außen tut. Genau. Bauen wie heute wird es in fünfzig Jahren nicht mehr geben. Es wird komplett anders sein, und der Wandel wird so schnell vonstattengehen, dass uns Bereiche wie Prozesssteuerung, Logistiksteuerung oder digitale Überwachung der Bauausführung von Playern wie den Amazons und Googles dieser Welt aus der Hand genommen werden könnten, wenn wir nicht jetzt beginnen, selbst daran zu arbeiten. Denn machen wir uns nichts vor: Interessant ist unsere Branche schon deshalb, weil wir gigantische Investitionsvolumina bewegen. Das sind Milliardenbeträge – vollkommen logisch, dass da von Seiten der großen digitalen Unternehmen ein großes Abschöpfungsinteresse besteht.  Zumal diese Player erkennen, wie groß das Optimierungspotenzial ist. Haben Sie ein Beispiel für einen dieser neuen Bereiche, dem sich die Bauunternehmen widmen müssen? Es gab im Spätsommer ein schönes Zitat im Handelsblatt: „Wenn die Auto-industrie künftig nur noch Autos verkauft, macht sie sich selbst überflüssig.“ Und das gilt auch für den Bau: Wenn wir als Bau künftig nur noch Bauleistungen verkaufen, machen wir uns überflüssig. Wir müssen in das Design rein, also in die Gestaltung der gesamten Wertschöpfungskette. Dann haben wir die Möglichkeit, durch Massenoptimierungen, den Einsatz alternativer Baustoffe, Verfahrensoptimierungen oder unser ingenieurtechnisches Know-how sehr viel zu bewegen, gerade auch bei zentralen Themen wie Klimaschutz und Ressourceneffizienz.
Wir werden von reinen Ausführenden zu den Co-Designern eines Projekts.
Nehmen Sie die Sanierung einer Straße: Wenn es nötig ist, diese für eine gewisse Zeit von drei auf eine Spur zu verengen, dann müssen wir als Bauunternehmen an der gestalterischen Planung des Vorhabens beteiligt sein, mit dem Ziel, dass die Sanierung möglichst wenig Staus verursacht – was dann CO2 einspart. Wir werden dann von reinen Ausführenden zu den Co-Designern eines Projekts, und das ist kein Thema nur für Großunternehmen, das ist ein Thema für alle Unternehmen unserer Branche. Für die Innovationskraft ist es gut, eine starke junge Generation an Bord zu haben. Was muss die Branche tun, um den Nachwuchs zu begeistern und einzubeziehen? Man denkt häufig, Veränderungen passieren an der Graswurzel, kommen also von unten nach oben. Das reicht aber nicht. Die oberen Management-Ebenen unserer Unternehmen müssen sich dafür einsetzen, dass kreative Menschen aller Disziplinen die Gelegenheit bekommen, innovativ zu arbeiten. Dafür muss das Management begreifen, dass die Ressource Personal nicht nur immer wichtiger wird, sondern eine besondere Art von Förderung braucht. Warum wechseln denn Menschen ihren Job? 80 Prozent tun dies aufgrund von Unzufriedenheit mit den Vorgesetzten. Weil es ihnen zum Beispiel nicht ermöglicht wird, sich zu entfalten, vernetzen, auszutauschen und auszuprobieren. Genau solche Leute brauchen wir aber. Wir benötigen dringend mehr Intrapreneurship in der Branche, also eine Form des unternehmerischen Denkens innerhalb des Betriebs. Es ist die Aufgabe des Managements, dies nicht nur zu ermöglichen, sondern konkret zu fördern. Gelingt dies, steigt unweigerlich die Attraktivität unserer Branche bei der jungen Generation.

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB)

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) ist als Zusammenschluss der bauindustriellen Landesverbände die Spitzenorganisation der Bauindustrie in Deutschland. Der HDB sieht sich als Stimme des Bauens gegenüber Politik, Verwaltung und Gesellschaft, setzt sich dabei für die Gesamtinteressen der Branche ein. Ein Ziel sind bestmögliche Rahmenbedingungen auf Bundesebene, in Europa und auch international. Mit seinen zehn Landesverbänden repräsentiert der HDB große und mittelständische, häufig familiengeführte Unternehmen der Bauindustrie. Acht Fachverbände kommen als außerordentliche Mitglieder hinzu. www.bauindustrie.de

So bauen wir 2050

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Wie die Menschen doch vor 25 Jahren telefoniert und digital kommuniziert haben! Mit Handys groß wie Milchtüten sowie mit grauen Kisten und Monitoren in der Gewichtsklasse mehrerer Backsteine. Und wie die Leute eingekauft haben! In Läden, die um 18 Uhr schlossen, Bestelllisten für das Fax-Gerät oder bei Telefonhotlines. Wer das damals erlebt hat, der ist: ein Boomer. Aber: Wir werden alle alt. Und rund ums Jahr 2050 wird es die dann junge Generation sein, die sich wundert: Wie die Menschen doch vor 25 Jahren gebaut und gewohnt haben! Mit Heizungen, die man auf- und abdrehen musste, elektrischen Geräten, die ohne Vorwarnung kaputtgingen, und Dächern, die keine Energie erzeugten. Wir haben Expert*innen und angehende Bauingenieur*innen gefragt, wie sie sich ein Smart House in 25 Jahren vorstellen. Von André Boße

Künstliche Intelligenz

AdobeStock 207016864Die KI wird zum Housekeeper. Das System kennt die Routinen der Bewohner. Der Morgenkaffee steht parat, das Bad ist dann perfekt temperiert, wenn die morgendliche Dusche ansteht. Zudem bereitet die KI eigenständig alles vor, wenn ein Fußballspiel bevorsteht oder die neue Staffel einer Serie weggebinged werden kann. Bier oder Cola stehen kalt, Chips sind ausreichend vorhanden, der Raum ist passend klimatisiert, das Licht ist günstig, der Sender eingestellt. Am nächsten Morgen kommen die Eltern zu Besuch? Das System checkt den Kalender und schickt den Saug-Roboter durch die Wohnung, damit alles sauber ist.

Roboter

AdobeStock 621872927 KopieUnd wer backt den Kuchen, den Mama und Papa so gerne mögen? Der Roboter. Hausarbeit ist eine Routinetätigkeit, die automatisiert erledigt werden kann. Wäsche sortieren, waschen und falten, Betten beziehen, Hemden bügeln, Fenster putzen, Geschirrspüler ausräumen und eben standardisierte Kuchen backen – der Roboter übernimmt. Und für einen Smalltalk über das Staffelfinale der Serie von gestern ist er auch zu haben.

Kraftwerk

AdobeStock 25153248Seit Wochen knallt die Sonne vom Himmel – ein Szenario, das sehr wahrscheinlich die Sommer im Jahr 2050 bestimmen wird. Die Energie, die in der Hitze steckt, ist offensichtlich, das Haus nutzt sie auf allen seinen Außenflächen. Photovoltaik-Module auf dem Dach sind selbstverständlich. Transparente Folien sorgen dafür, dass auch die Glasflächen der Fenster oder des Wintergartens Strom generieren. Die Fassade ist mit einer speziellen Farbe gestrichen, die aus Partikeln mit den Eigenschaften von Halbleitern besteht und somit ebenfalls Strom erzeugt. An Sonnentagen ist das Smart Home energieautark.

Sicherheit

AdobeStock 621184568 KopieWer darf wann ins Haus? Ein Schlüsselmanagement ist nicht mehr nötig, auch keine Zahlencodes oder Smart- phone-Apps. Das System erkennt, wer vor der Tür steht. Dabei ist es so programmierbar, dass bestimmte Personen immer Zugang haben, einige nur zu bestimmten Anlässen. Zum Blumengießen in der Ferienzeit. Oder wenn ein Handwerker schnell eine Reparatur durchführen muss. Wobei das Security-System dafür sorgt, dass diese Person nur die Räume betreten kann, in denen sie etwas zu tun hat.

Big Data

Damit das Smart Home die Daten erhält, die es braucht, muss es gefüttert werden. Dies funktioniert über Sensoren, Funkmodule und Kameras, die in einer Big-Data-Zentrale zusammenlaufen und verarbeitet werden.

Home-Office

AdobeStock 110470948Das Büro ist eine New-Work-Erlebniswelt. Meetings finden mit Hologrammen statt, es fühlt sich an, als befände sich das Team im Raum. In allen Zimmern bilden digitale Boards ein Netzwerk für Notizen, Videos oder Mindmaps. Ein Videocall lässt sich auch dann seamless gestalten, wenn man parallel im Haus herumläuft, das Display schaltet sich immer dort ein, wo man sich gerade aufhält.

Garten

Das Grün rund ums Haus passt sich den Gegebenheiten an, erfüllt einen Nutzen und bereitet gleichzeitig Freude. Statt großer Rasenflächen mit hohem Wasserbedarf gibt es ein System, das Regenwasser sammelt und speichert, sowie ein vielfältiges Wechselspiel aus Wildwiesen, Beeten und Chill-out-Plätzen. Der Garten ist dann das, was er sein soll – ein Stück Natur.

Nachbarschaft

Aus benachbarten Häusern werden Communities: Die Häuser sprechen untereinander gemeinsame Einkäufe oder notwendige Anschaffungen ab. Und das Straßenfest? Die Orga regeln die Smart Homes unter sich.

Und die Bauingenieur*innen?

AdobeStock 431475508Stellen in Teams zusammen mit Architekt*innen und IT-Expert*innen die Infrastruktur zur Verfügung. Übrigens nicht nur für Smart Homes, sondern auch für Smart Offices, Smart Shops, Smart Factories und Smart Hotels. Und das nie von der Stange, sondern immer nach den individuellen Wünschen der Auftraggeber – als Gestalter*innen der Zukunft.

Ganzheitliche Modernisierung Bauen im Bestand: Das Behrens-Ufer in Berlin

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Aus einem Industrieareal wird ein Gewerbestadtquartier der Zukunft: Mit dem BE-U | Behrens-Ufer schafft die DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG) als Bauherr im Südosten von Berlin einen weitestgehend energieautarken Lebens- und Arbeitsraum. Für die nachhaltige Quartiersentwicklung verantwortet ZÜBLIN die Planung, Sanierung und Umbau des zehn Hektar großen Geländes. Das städtebauliche Gesamtkonzept sieht eine Mischung aus denkmalgeschütztem Bestand und modernem Neubau, neuen Durchwegungen und öffentlichen Plätzen sowie eine Uferpromenade entlang der Spree vor. Von Kerstin Neurohr

Wo? Am Behrens-Ufer

Das Behrens-Ufer (BE-U) liegt in Berlin-Schöneweide, zwischen Ostendstraße und der Spree. Der ehemalige Industriebezirk ist in den letzten Jahren zu einem attraktiven Standort für Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur geworden.

Was? So autark wie möglich

Unter Verwendung neuester Technologien und in enger Partnerschaft mit GASAG Solution Plus entstehen am Behrens-Ufer innovative Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. In konsequent nachhaltiger Produktion wird Energie direkt auf dem Gelände erzeugt. Das BE-U wird so in Zukunft weitestgehend Energieautarkie und Versorgungssicherheit für Produktion, Forschung und Entwicklung bieten. Möglich wird diese zukunftsfähige Energieversorgung auch durch die hocheffiziente Bauweise der Gebäude des BE-U.

EPD

EPD, abgeleitet von der englischen Bezeichnung Environmental Product Declaration, lässt sich grob übersetzen mit Umwelt-Produktdeklaration. Die Dokumente sind sozusagen „Steckbrief“ der deklarierten Produkte – darin werden die umweltrelevanten Eigenschaften abgebildet. Sie beinhalten technische Informationen, Angaben zu gewählten Lebenszyklusmodulen, entsprechende Umweltkennwerte sowie ggfs. Prüfergebnisse für eine Detailbewertung. Die neutralen und objektiven Daten sollen möglichst alle Auswirkungen abdecken, die das Produkt auf seine Umwelt haben kann, wobei der gesamte Lebensweg des Produktes berücksichtigt werden sollte.

Wer? STRABAG

Bei dem Quartiersprojekt arbeiten unterschiedlichste Expert*innen der STRABAG- Gruppe eng zusammen. Neben der Zentralen Technik, der Torkret GmbH und ZÜBLIN Timber ist dabei u. a. das Wasserbau-Team von ZÜBLIN Spezialtiefbau gefragt. Die Methoden von LEAN.Construction vermeiden Verschwendungen in den Arbeitsabläufen und sorgen für eine effiziente und nachhaltige Abstimmung auf der Baustelle.

Wie? Vielfältig nachhaltig

Die Revitalisierung folgt dem Ansatz der Donut-Ökonomie (siehe Kasten), wobei im Hinblick auf Wachstum die ökologischen Grenzen der Erde und sozialen Bedürfnisse der Stadtbevölkerung gleichermaßen berücksichtigt werden und so ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Wirtschaften möglich wird. Bei der Errichtung und beim Ausbau der Gebäude kommen nachhaltige Baustoffe, Cradle-to-Cradle-Produkte und innovative, klimaschonende Energietechnik-Lösungen zum Einsatz. Zwei Beispiele:

Nachwachsender Rohstoff Holz

In zwei Neubauten wird der Einbau von insgesamt rund 22.000 Quadratmeter Geschossdecken in Holz-Hybrid-Bauweise geplant. Rund 650 Kubikmeter Holz kommen im Tragwerk der Gebäude zum Einsatz. Auf einer Fläche von rund 2.900 Quadratmeter sind außerdem Holzfassaden in Planung. Holz überzeugt als nachhaltigster Baustoff durch eine Vielzahl positiver Eigenschaften:
  • CO2 -Bindung: Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne CO2
  • nachwachsender Rohstoff
  • effizientes und kostengünstiges Arbeiten durch hohen Vorfertigungsgrad
  • schafft gesundes Raumklima

Innovative Heiz- und Kühltechnik: Wasserführende Lehmdecken

In den Neubauten werden EPD-verifizierte (siehe Beschreibung r.) Lehmdecken mit wasserführenden Leitungen verbaut – das bringt viele Vorteile:
  • nahezu CO2-neutrale Produktion der Lehmmodule
  • Rückführung in den Wertstoffkreislauf möglich
  • natürliche Luftentfeuchtung durch hohen Tonanteil (hohe Sorptionswerte)
  • natürliche Kühlung dank Verdunstungskälte
  • Decken werden zum Energiespeicher
  • Vorlauftemperatur beim Heizen 35° (im Vergleich: 55° bei statischen Heizkörpern)
  • gesundheitsfördernde Strahlungswärme
  • in der Regel keine mechanische Lüftung nötig
  • schafft gesundes Raumklima

Donut-Ökonomie

Beschreibt eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie nach Kate Raworth: Im inneren Kreis des sog. Donuts liegen die gesellschaftlichen und sozialen Bedürfnisse des Menschen (u. a. soziale Gerechtigkeit, Einkommen, Gesundheit), im äußeren Kreis die planetaren Grenzen (Klimawandel, Ozonloch, Verlust biologischer Vielfalt). Der Donut selbst steht für eine regenerative Wirtschaft (Kreislaufwirtschaft), die die Bedürfnisse des Menschen und die planetaren Grenzen in Einklang bringt.

Operation an der Lebensader: Rheinbrücke Leverkusen

Der Ersatzneubau der Leverkusener Brücke ist ein Mega-Projekt. Nicht nur wegen der ungefähr 70.000 Quadratmeter Brückenfläche nach Fertigstellung, sondern auch weil der Bau sowie der Rückbau der alten Brücke unter laufendem Verkehr stattfinden – direkt an einem der meistbefahrenen Autobahnkreuze Deutschlands. Von Franziska Immel-Andrä

Am 5. September 2023 war es so weit: Der erste Teil des rund einen Kilometer langen Neubaus der Leverkusener A1-Brücke feierte Brückenhochzeit. Ein Kran setzte die letzten beiden 90 Tonnen schweren Hauptträger von einem Schiff aus direkt über dem Rhein in die fast 18 Meter breite Lücke, die noch zwischen den von den beiden Pylonen an den gegenüberliegenden Rheinufern aus frei vorgebauten Brückenträgern klaffte. Bei Schrägseilbrücken kann nämlich ein besonders schlanker Überbau ohne Lehrgerüst von gegenüberliegenden Pylonen aus abschnittsweise vorgebaut und Zug um Zug an Seilen aufgehängt werden, die am Pylon verankert sind. Am Folgetag wurden die fehlenden Teile der Fahrbahntafel zwischen den Brückenträgern ebenfalls von einem Schiff aus eingehoben und verschweißt. Das derzeit wichtigste Brückenbauprojekt Deutschlands, der Ersatzneubau der Rheinbrücke Leverkusen, besteht aus zwei einzelnen, parallelen Brückenüberbauten. Baubeginn für den bereits errichteten ersten Teil war Ende 2017. Im September und Oktober 2022 wurden die beiden Pylone aufgebaut, an denen die Brückenseile verankert sind. Jeder Pylon wiegt knapp über 1.000 Tonnen. Der höchste Punkt des Seilträgers befindet sich in rund 57 Metern Höhe über der Fahrbahn. Ein gesamter Tag der Brückenbautage am 14. und 15. November 2023 in Köln widmete sich gerade dem Projekt – inklusive Besichtigung.
Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Ab Ende Januar 2024 soll der gesamte Pkw- und Lkw-Verkehr in beide Richtungen über den Neubau fließen. Dann wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut – in einem europaweit einmaligen Verfahren wird sie quasi rückwärts abgebaut wie sie einst aufgebaut wurde. Dann wird an gleicher Stelle das zweite neue Brückenbauwerk errichtet. Doch weshalb muss die alte Schrägseilbrücke überhaupt ersetzt werden? Bei ihrer Errichtung 1965 war sie mit zwei Fahrspuren und einem zusätzlichen Standstreifen in jeder Fahrtrichtung zukunftsweisend. Allerdings war sie für 40.000 Kraftfahrzeuge täglich und nicht für das heutige Verkehrsaufkommen konzipiert – im Laufe der Jahre überquerten sie jeden Tag dreimal so viele Fahrzeuge. Und nicht nur das: Unter den 120.000 Fahrzeugen waren immer mehr Schwerlastfahrzeuge, die zum Zeitpunkt der Errichtung der Brücke noch gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen waren. Durch größeres Gewicht und immer engeren Fahrzeugabstand entstehen zyklische Beanspruchungsspitzen in der Stahlkonstruktion, die zu Rissen in den Schweißnähten in und an den Hohlkästen führten. Diese Schweißnahtverbindungen können an einem bestehenden Bauwerk nur mit sehr hohem Aufwand saniert werden. Die neue Rheinbrücke Leverkusen besteht aus zwei parallelen Geschwisterbrücken, die sich durch die Symmetrie im Endzustand zu einem Gesamtbauwerk zusammenfügen. Der zweite Teil soll 2027 fertig gestellt werden, sodass im Anschluss für jede Richtungsfahrbahn ein eigenes Brückenbauwerk zur Verfügung steht. Beide Brücken zusammen haben acht durchgängige Fahrstreifen und sind für 150.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt. Weiterhin werden die Ein- und Ausfahrten auf beiden Rheinseiten, also sowohl im Kreuz Leverkusen-West als auch in Köln-Niehl, zweispurig auf die Brücke herauf- bzw. von der Brücke heruntergeführt. Durch diese Verflechtungsstrecken ergibt sich eine maximale Anzahl von 12 Spuren. Hinzu kommt ein je 3,25 Meter breiter Rad- und Fußweg auf beiden Seiten.

Die neue Rheinbrücke in Zahlen

Schrägseilbrücken mit Pylonen in A-Form Gesamtlänge (zwischen den Endauflagern): 1.068 Meter Größte Spannweite: 280 Meter Größte Nutzbreite der Brücke: 2 x 33 Meter Brückenfläche (beide Fahrtrichtungen): Ca. 70.000 Quadratmeter Pylonhöhe über der Fahrbahn: Rund 55 Meter Baustart: Dezember 2017 Fertigstellung des ersten Brückenbauwerks: 2023 Nach Vollendung der ersten Brücke wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut. Fertigstellung des Gesamtbauwerks: 2027 Fahrstreifen nach Fertigstellung: 8 durchgängige sowie zum Teil zweistreifige Verflechtungsstrecken Mehr Informationen: www.a-bei-lev.de www.autobahn.de

The Sphere

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„The Sphere“ beeindruckt schon aus der Ferne als riesige Leinwand mit gigantischen Projektionen. In dem Gebäude, das unweit des berühmten „Strips“ zwischen Hotels und Casinos liegt, werden hochkarätige Konzerte gezeigt.

Der Bau, ein Gemeinschaftsprojekt der Madison Square Garden Company und der Las Vegas Sands Corporation, ist 112 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 157 Metern. Mit rund 54.000 Quadratmetern Außenfläche ist es die weltweit größte LED-Leinwand. Um die beeindruckenden Visualisierungen, beispielsweise von Planeten oder einem riesigen Basketball als Werbung für die NBA-Spiele, auf die dreidimensionale Fläche zu übertragen, bedurfte es wahrer Ingenieurskunst.

Über MSG

Die Madison Square Entertainment Corp., kurz MSG, ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Live-Unterhaltung und betreibt zahlreiche Veranstaltungsorte. Das Unternehmen plant bereits den Bau einer zweiten Sphere – in London. www.msgentertainment.com www.thespherevegas.com www.sphereentertainmentco.com
Als Basis für die Kugelform wurde zunächst ein Stahlrahmengerüst errichtet, darauf formdefinierende Metalltafeln inklusive Isolierung. Als regenführende Schicht kamen Aluminiumprofiltafeln von Kalzip zum Einsatz. Wir lieferten dazu fast 170 Tonnen Material sowie eine mobile Rollformanlage nach Las Vegas. Mit Rafael Fernandez kam zudem ein erfahrener Rollform Operator aus Deutschland auf die Baustelle, der die Produktion und Qualitätssicherung der Profiltafeln auf der Rollformanlage direkt vor Ort betreute. Für die Montage wurden an der Fassade horizontal Aluminiumrundrohre angebracht. Insgesamt rund 4.500 Profiltafeln, die passend für ihren Einsatzort gerundet und konisch geformt wurden, sind anschließend auf den Rundrohren in vertikaler Ausrichtung von Fachhandwerkern montiert worden. Aufgrund der immensen Dimensionen des runden Baukörpers, mussten die etwa fast 19 Meter langen Profiltafeln mit speziellen Kränen zum Einsatzort befördert und in die richtige Position gekippt werden. Nach etwa einem halben Jahr konnte der Bau der metallenen Fassadenhülle abgeschlossen werden. Neben der regenführenden Funktion dienten die Stehfalze der Aluminiumprofiltafeln auch als Basis für das Exoskelett. Auf dieser Konstruktion wurden 1,2 Millionen LED-Pucks verbaut, wobei jeder Puck 48 einzelne LED-Dioden hat. Um eine Reflektion der LEDs zu verhindern, sind die Profiltafeln werkseitig in einem matten Dunkelgrau beschichtet.

Über Kalzip

Kalzip produziert Dächer, Fassaden und Gebäudehüllen aus Aluminium und Metall. Die Profiltafeln des Koblenzer Unternehmen kommen weltweit in Gebäuden zum Einsatz, so beispielsweise auch beim Bau der Schutzhülle des Sarkophags des verunglückten Kernkraftwerks Tschernobyl.
So komplex die Montage auch erscheint, die eigentliche Herausforderung lag in der Planung: Dan Vinet, der als Sales Director Kalzip Inc. in den USA das Projekt betreute, erklärt das Vorgehen: „Um die Kugel-Geometrie in diesen Größenverhältnissen sauber und mit perfekten Rundungen abbilden zu können, haben wir gemeinsam mit den Kollegen in Deutschland zunächst eine Analyse und Machbarkeitsuntersuchung anhand eines 3D-Modells erstellt.“ Neben der geometrischen Betrachtung des Gebäudes wurden zusätzlich auch statische Berechnungen angefertigt. So konnten die Ingenieure sicherstellen, dass die Anforderungen an die Profiltafeln, wie Länge und Form, sowie die Lage der Stöße korrekt sind und eine effektive, wirtschaftliche Montage ermöglichen.

Skywalk Königsstuhl

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Rügen ist um eine Sehenswürdigkeit reicher: Auf den berühmten Kreidefelsen wurde eine freischwebende Aussichtsplattform gebaut. Von Franziska Immel-Andrä

Auf der Insel Rügen, nahe der Hafenstadt Sassnitz, befindet sich der Königsstuhl. Das Plateau der Kreidefelsformation liegt auf 118 Metern über Normalhöhennull; die Felsen fallen fast senkrecht zum Strand ab. Ungefähr 300.000 Besucher*innen kommen jährlich, um den einzigartigen Blick auf die weite Ostsee, die Kreideküste und die seltenen Kliffhangwälder zu genießen. Allerdings sind der Aussichtspunkt und die gesamte Steilküste des umliegenden Nationalparks durch ihre geologische Beschaffenheit, das Grund- und Oberflächenwasser sowie den Wellenschlag einer starken Küstendynamik unterworfen. Jährlich schwinden durchschnittlich 30 Zentimeter an Küste, und es kommt immer wieder zu Abbrüchen am gesamten Kliff. Um die Zugänglichkeit zu dem beliebten Aussichtspunkt auch weiterhin zu erhalten, wurde ein Rundweg geplant, der auf dem standsicheren Hochplateau beginnt und den Königsstuhl mit einer seilverspannten Brückenkonstruktion überspannt. Dabei galt es einiges zu beachten: Das Bauwerk sollte barrierefrei sein, möglichst zurückhaltend in den Landschaftsraum eingreifen, allen Natur- und Artenschutzanforderungen des zum UNESCO-Welterbe zählenden Buchenwaldbestands gerecht werden und natürlich trotz möglicher Steiluferabbrüche und Hangrutschungen geologisch und geotechnisch standsicher sein. Nach rund zwei Jahren Bauzeit konnte der Skywalk im April 2023 endlich eröffnet werden. Der 185 Meter lange ellipsenförmigen Rundweg ist als einhüftige Hängebrücke konstruiert. Sie wird einseitig zu einem 42 Meter hohen Mast am Widerlager abgespannt. Bis zu 48 Meter tief sind die Fundamente für den Mast und die Abspannseile in der Kreide gegründet worden. Insgesamt leiten sechs Bohrpfähle von jeweils anderthalb Metern Durchmesser die Bauwerkskräfte in den Baugrund. Das Brückendeck besteht aus einem verschweißten Stahlhohlkasten. Es wird über Hängeseile mit den Haupttragseilen verbunden, die die Vertikalkräfte des Überbaus zur Mastspitze hin abtragen. Die 13 stählernen Brückensegmente der Konstruktion wurden vor Ort zusammengefügt und verschweißt. Dafür wurde eigens eine Stahlunterkonstruktion angefertigt. Anschließend musste die 400 Tonnen schwere Brückenkonstruktion Zentimeter für Zentimeter Richtung Horizont geschoben werden. Verantwortlich für die insgesamt 70 Meter Vorschub war der 24-jährige Schweizer Hydraulikspezialist Sascha Leutwyler. Er arbeitete mit einem System aus Hydraulikpressen und dicken Tauen aus Stahlseil. Mit einem ähnlichen System senkte er das Brückendeck dann noch um 3,50 Meter ab, bevor es an das erste Baumodul, das bereits am Fundament befestigt war, angeschweißt wurde. Der Bau hat wegen der komplizierten Abläufe deutlich länger gedauert als ursprünglich geplant. Er wurde auch teurer als anfangs veranschlagt. Die Stadt Sassnitz als Bauherrin des Projektes ging von 7,6 Millionen Euro aus. Im Endeffekt beliefen sich die Kosten aber auf insgesamt 11,37 Millionen Euro.

Der Skywalk im Überblick:

Länge der gesamten Konstruktion 90 Meter Länge des begehbaren Rundwegs 185 Meter Breite der Ellipse 19 Meter Breite des Rundweges auf der Konstruktion 2,50 Meter (3,50 Meter vordere Spitze) Höhe des Abspannmastes 42 Meter Gründungstiefe (Bohrpfähle) 48 Meter Investition des Lands M-V. rund 11,37 Millionen Euro (reine Baukosten 8,8 Mio. Euro) Quelle: Nationalpark-Zentrum Königsstuhl   Vom Königsweg zum Skywalk Königsstuhl: Das Bau-Logbuch https://koenigsweg.koenigsstuhl.com/ bau-logbuch Sonderausstellung „Vom Königsweg zum Skywalk – eine Baugeschichte“ www.koenigsstuhl.com

Spektakuläre Megabauten

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Aktuell werden in Deutschland und in Europa zahlreiche Megaprojekte realisiert. Wir stellen die spannendsten Baustellen vor. Von Sabine Olschner

Brenner Basistunnel

H41 Tunnelbohrmaschine „Ida“, Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch
Am 15. April 2023 wird der Bohrkopf der zweiten Tunnelbohrmaschine (TBM), die auf den Namen „Ida“ getauft wurde aufgerichtet und montiert. (Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch)
Der Brenner Basistunnel ist ein 55 Kilometer langer, flach verlaufender Eisenbahntunnel, der Österreich und Italien miteinander verbindet. Zusammen mit dem schon bestehenden Inntaltunnel, der an den neuen Basistunnel angeschlossen wird, ensteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Der Brenner Basistunnel besteht aus zwei rund acht Meter breiten Tunnelröhren mit einem Abstand von 40 bis 70 Metern. Alle 333 Meter verbindet ein Stollen als Fluchtweg die zwei Röhren. Eine Besonderheit ist der Erkundungsstollen zwischen den zwei Haupttunnelröhren. Die hier stattfindenden Vortriebsarbeiten sollen Aufschluss über die Beschaffenheit des Gebirges geben und dadurch Baukosten und -zeiten minimieren. Wenn der Basistunnel in Betrieb ist, wird der Erkundungsstollen zur Entwässerung dienen. In erster Linie soll der Tunnel von Güterzügen genutzt werden, aber auch von Personenzügen.

Lichtkelche am Stuttgarter Tiefbahnhof

Foto: Achim Birnbaum
Foto: Achim Birnbaum
Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 entsteht am Hauptbahnhof Stuttgart ein unterirdischer Durchgangsbahnhof. Dessen rund 450 Meter langes und 80 Meter breites Dach wird von 28 Kelchstützen getragen, die jeweils rund 1000 Tonnen schwer und 8,5 bis 13 Meter hoch sind. Sie variieren in ihrer Form, Neigung und Länge. Für den Zugang zur Bahnhofshalle wurde ein Sonderkelch um 180 Grad gedreht, durch den künftig ein Aufzug sowie Treppen direkt zu den Gleisen führen. Die einzigartig geformten Betonkunstwerke sind eine bauingenieurtechnische Meisterleistung: Für den betonierten oberen Teil der Kelchstütze wurden rund 60 Schalelemente und jeweils zwischen 510 und 800 Kubikmeter Beton verbaut. Im letzten Stahlbetonkranz wird eine Lichtaugenkonstruktion aus Stahl und Glas eingefasst. In jedem Kelch befinden sich 350 Tonnen Bewehrungsstahl, die sich auf 22.000 Stahlstreben verteilen.

Cross-Rail London

Mit der Cross-Rail London wurde Ende 2022 eine 118 Kilometer lange, durchgängige Eisenbahnverbindung durch die Megastadt London eröffnet. Sie reicht von Maidenhead und Heathrow im Westen bis Shenfield und Abbey Wood im Osten der Stadt. Durch die Inbebriebnahme der neuen Elizabeth Line entfällt vielfach das Umsteigen auf andere Bahnstrecken oder auf Linien der London Underground. Die Herausforderung für die Tunnelbohrmaschinen: Sie mussten an Abwasserkanälen, GasPipelines, Fundamentpfeilern, U-Bahn-Trassen und -Schächten vorbeigeführt werden. An einigen Stellen beträgt der Abstand zu den Crossrail-Röhren weniger als einen halben Meter.

„Roots“

Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners
Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners
Das höchste Holzhochhaus Deutschlands In der Hamburger Hafencity wird derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands gebaut: Das 65 Meter hohe „Roots“ besteht aus 128 Eigentumswohnungen sowie Ausstellungsräumen, Verwaltung und Büros der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Eigentumswohnungen haben Blick auf das Hafenbecken, die Elbe und die Elbphilharmonie. Hinzu kommt ein Nebengebäude mit 53 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Die Obergeschosse beider Gebäude werden mit tragenden Außenwänden als Massivholzskeletten sowie Massivholzdecken und -innenwänden errichtet, nur Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne und Brandwände sind Stahlbetonkonstruktionen. Durch die Nutzung von 5.500 Kubikmetern Nadelholz konnten im Vergleich zu konventionellen Bauweisen rund 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Holzelemente fertigt eine Südtiroler Holzbaufirma in ihrem Werk vor, sodass sie auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen.

Schiffswerft Kiel

In der Kieler Förde wird derzeit eine neue Schiffbauhalle errichtet. Auf 15.000 Quadratmetern entsteht ein U-Boot-Produktionsgebäude und ein siebengeschossiges Verwaltungsgebäude. Das Industrie-Bauwerk ist 32 Meter hoch, rund 170 Meter lang und bis zu 70 Meter breit. Sieben Beton- und Brandwände trennen die sieben Hallen zur Fertigung von U-Boot-Sektionen vom Verwaltungstrakt. Verbaut werden 17.000 Kubikmeter Beton, 3.900 Tonnen Bewehrungsstahl und 2.500 Tonnen Stahl für Tragkonstruktionen im Inneren der Hallen. Herausfordernd sind vor allem die schweren Stahlbauarbeiten und die umfangreichen Mess-, Steuerungs- und Regelungssysteme für die Gebäudeautomation. Für zwei Portalkrane in jeder Halle mussten zudem schwere Stahlträger verankert werden.

Berliner Rechenzentren

Foto: maincubes
Foto: maincubes
Im Brandenburg Park, einem 24.000 Quadratmeter großen Campus südlich von Berlin, entstehen zwei hochmoderne Rechenzentren. Zusammen werden sie 32 Megawatt an kritischer IT-Last für Cloud und KI bieten. Der Virtus-Wustermark-Campus soll zu einem der größten grünen Rechenzentren in Deutschland und Europa werden: Die Serverfarm wird durch eine hocheffiziente Kälteanlage aktiv gekühlt. Die entstehende Abwärme soll als Fernwärme für die Gemeinde Wustermark genutzt werden. Eine Photovoltaikanlage wird zudem für nicht kritische Versorgungsbereiche im Einsatz sein. Der Campus wird mit einigen der größten zusammenhängenden Onshore- Windparks des Landes elektrisch gekoppelt.

Intelligentes Gebäude „The Terrace“

Foto: Christian Richters
Foto: Christian Richters
Am Spreeufer in Berlin-Charlottenburg wurde mit „The Terrace“ ein hochmodernes Neubauquartier fertiggestellt. Das Bürogebäude ist hoch digitalisiert: Sensoren erfassen Daten über Nutzung und Präsenz, mit denen die Gebäudesteuerung optimiert werden soll. Eine KI erfasst die Informationen, analysiert und bewertet sie. Zum Beispiel sucht sich das System eigenständig nicht genutzte Räume und setzt dort die Heizung in den Energiesparmodus. Ein intelligentes Beleuchtungssystem erkennt über Sensoren die Lichtverhältnisse und die Präsenz von Menschen im Gebäude und kann die Beleuchtung helligkeitsabhängig und bedarfsgerecht steuern. Über eine App können die Nutzer Räume buchen oder die Klimaanlage und die Beleuchtung steuern. Auch die Zugangskontrolle erfolgt über eine App: Mit dem Smartphone lässt sich die Eingangstür öffnen und schließen, der Fahrstuhl wird automatisch gerufen und wählt die Zieletage aus. Mit all diesen Features zählt „The Terrace“ zu den intelligentesten Gebäuden weltweit.