„Reden Sie mit spannenden Menschen“

In Andreas Salchers Karriere ging es früh bergauf: Nach seiner BWL-Promotion zog er schon mit 26 als jüngster Abgeordneter in den Wiener Landtag ein. Heute weiß der 52 Jahre alte Bestsellerautor und Unternehmensberater: Den geraden Karriereweg gibt es nicht. Richtig handelt, wer für sein Leben die Verantwortung übernimmt und von den Besten der Besten lernt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Andreas Salcher, geboren 1960 in Wien, studierte BWL an der Wirtschaftsuniversität Wien und legte dort 1986 seine Promotion ab. Er begann seine Karriere 1987 in der Politik als damals jüngstes Mitglied des Wiener Landtags, dem er zwölf Jahre angehörte. Heute ist er als Buchautor, Vortragsredner und Unternehmensberater tätig. Alle seine Bücher sind in Österreich Nummer-Eins-Bestseller, dazu zählt auch das Buch „Der verletzte Mensch“, das sich der Frage widmet, was Menschen, die an ihren Wunden aus Verletzungen zerbrechen, von denen unterscheidet, die daran wachsen. Als kritischer Vordenker in Bildungsthemen ist Salcher Mitbegründer der „Sir Karl Popper Schule“ für besonders begabte Kinder und engagiert sich mit dem „Curriculum Project“ für bessere Schulen. Website mit Blog: www.andreassalcher.com Twitter: twitter.com/salcherandreas
Herr Dr. Salcher, wir alle kennen erfolgreiche Vorbilder, denen man nacheifern möchte. Können Sie mir ein Vorbild nennen, das in der Niederlage nicht nur Größe gezeigt, sondern auch Kraft für spätere Erfolge gesammelt hat? Nehmen wir die Spieler von Bayern München. Im Jahr vor den großen Triumphen im Frühsommer 2013 erlitt der Verein eine schwere Niederlage im Finale der Champions League: Man war die bessere Mannschaft, verlor das Finale aber dennoch. An dieser Niederlage hätten sie zerbrechen können. Die Bayern haben es jedoch geschafft, den Schmerz in Kraft zu verwandeln. Eine außergewöhnliche Leistung, denn es gibt genügend Mannschaften, aber auch Unternehmen und Manager, die tatsächlich an einer einzigen unglücklichen Niederlage zerbrechen. Gehen diese Menschen falsch mit der Niederlage um? Viele wollen verdrängen, dass es überhaupt eine Niederlage gibt. Und umso mehr überrascht es sie, wenn sie eine solche erleiden. Niemand von uns will Niederlagen. Das ist klar. Aber richtig ist eben auch, dass wir nur durch Niederlagen besser werden. Unterscheidet sich der Sieger vom Verlierer also ausgerechnet im Umgang mit der Niederlage? Durchaus. Man kann mit drei Worten sagen, worauf es dabei ankommt: Selbstverantwortung statt Schuldzuweisung. Hadere nicht mit den Umständen und subjektiv gefühlten Ungerechtigkeiten, sondern übernimm die Verantwortung für das, was passiert ist – und schöpfe daraus Kraft, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Viele High Potentials sind Niederlagen gar nicht gewohnt. Sie haben das Abi mit links gemacht, die Uni mit Bestnoten durchlaufen und in Praktika viel Lob erhalten. Dann kommt der erste Job – und plötzlich muss man mit Kritik und ersten Niederlagen umgehen können. Das ist ein ganz wichtiger Punkt, weil es im Unternehmen eben nicht darauf ankommt, zu jeder Zeit brav alles richtig zu erledigen. Gefragt ist dagegen das Prinzip „trial and error“, also Versuch und Irrtum. Wenn ich als junger Mensch zum ersten Mal Verantwortung übernehme, dann werde ich Fehler machen. Dann verlangt man sogar von mir, dass ich mich ausprobiere und aus den Sachen, die nicht klappen, die richtigen Schlüsse ziehe. Hier kommt es darauf an, eine passende Erwartungshaltung an mich und meinen Job zu entwickeln. Vielen jungen Menschen gelingt das nicht sofort, weil sie sich selber unter Druck setzen. Sie sagen sich: „Ich bin jetzt 22, spreche drei Fremdsprachen und habe fünf Auslandspraktika hinter mir – wann startet endlich meine Karriere durch, wann werde ich den Laden übernehmen?“ Das Problem liegt hier nicht in der hohen Ambition, sondern in der fehlgeleiteten Energie. Welche weiteren Fehleinschätzungen beobachten Sie regelmäßig beim Thema Karriere? Man darf nicht der Illusion des optimalen Lebenslaufs erliegen. Ich habe das Glück, viele überaus interessante und erfolgreiche Menschen getroffen zu haben: Paulo Coelho, Isabel Allende, den Künstler Christo oder den Genforschungspionier Craig Venter. Sie alle eint, dass sie keinen geraden Lebenslauf vorweisen. Der Weg zu ihren außergewöhnlichen Karrieren führte immer über Enttäuschungen und Niederlagen. Hinzu kommt, dass sie für sich einen gesunden Karrierebegriff gefunden haben: Karriere bedeutet heute nicht mehr, möglichst schnell viel Geld zu verdienen und aufzusteigen, sondern etwas zu tun, das für mich Sinn ergibt. Vor 20 Jahren führte der Weg der High Potentials fast ausschließlich in die großen Unternehmen und Unternehmensberatungen. Heute finde ich viele junge Menschen, die sagen: Ich mache es anders. Ich gründe selber oder gehe in eine Nichtregierungsorganisation. Was können die Unternehmen tun, um für die High Potentials, die nach Sinn streben, weiter interessant zu bleiben? Sie sollten ihren Talenten erstens viel Autonomie geben und zweitens über ein gut funktionierendes Mentoring- System verfügen. Damit meine ich nicht nur einen Karrierementor, der die Türen nach oben öffnet, sondern eine Persönlichkeit, die den jungen Menschen berät, fördert und unterstützt. Was ist die Aufgabe des Mentors? Er teilt seine Werte und Erfahrungen. Die Nachwuchskraft muss vor allem gut zuhören, damit sie das, was sie hört, mit ihrer eigenen Haltung vergleichen kann. So kommt man sich selber auf die Schliche, und genau darum geht es: eine Antwort auf die Frage zu finden, was man eigentlich in seinem Leben erreichen will. Sie sind heute 52 Jahre – und damit im besten Mentorenalter. Was würde der 52-jährige Andreas Salcher dem 22-jährigen Andreas Salcher von früher raten? Fliege in die USA, gehe ins Silicon Valley, warte, bis sich dort das Unternehmen Google gründet und frage nach einem Job. (lacht) Spaß beiseite, ich würde ihm raten, noch früher von den Besten der Besten zu lernen – und an die Orte zu gehen, wo man diese Leute trifft. Zum Beispiel das Silicon Valley oder das Massachusetts Institute of Technology, Der Beginn der beruflichen Laufbahn ist in meinen Augen die Zeit, in der man vom akademischen Lernen in die Schule des Lebens wechselt. Was steht dort auf dem Stundenplan? Es geht um emotionale Intelligenz und soziales Lernen. Um den Aufbau einer Frustrationstoleranz und darum, nicht immer gleich alles zu zeigen, was man kann. Es ist sicherlich gut, einem Professor zu jeder Zeit zu beweisen, was man alles weiß. Gegenüber einer Führungskraft im Unternehmen kann so ein offensives Verhalten nach hinten losgehen. Was in der Schule des Lebens aber vor allem auf dem Stundenplan steht, ist das Gespräch mit Menschen, die man für spannend hält. Eine Bitte an die Leser: Wenn Sie jemanden mit interessantem Lebenslauf treffen, bitte sprechen Sie diesen Menschen an und reden Sie mit ihm! Sobald Sie etwas vom Leben dieser Frau oder dieses Mannes erfahren, werden Sie auch Ihren eigenen Wertmaßstäben näherkommen. Dann werden Sie auch lernen, dass Biografien keine Einbahnstraßen sind. Dass es einfach nicht stimmt, dass es aus einer einmal eingeschlagenen Richtung kein Zurück mehr gibt. Ja, der Richtungswechsel wird schwieriger, wenn man erst mit 30 merkt, dass man eigentlich lieber Mediziner wäre als Unternehmensberater. Aber auch solche Karrierewege sind möglich. Und wenn das der Weg ist, den Sie für den richtigen halten, dann lassen Sie sich um Gottes Willen nicht reinreden. Schließlich ist es Ihr Leben.

Bücher von Andreas Salcher

Ich habe es nicht gewusst. Ecowin 2012. ISBN 978-3711000217. 22,90 Euro Der verletzte Mensch: An Verletzungen wachsen statt zerbrechen. Goldmann 2011. ISBN 978-3442156979. 8,99 Euro Meine letzte Stunde. Ein Tag hat viele Leben. Ecowin 2010. ISBN 978-3902404961. 21,90 Euro

Aufgestiegen zum Associate

Abflug Montagmorgen um 6:50 Uhr. Ankunft beim Klienten um 9:00 Uhr, erstes Arbeitstreffen mit allen wichtigen Projektteilnehmern um 9:30 Uhr. Langschläfer haben es schwer in der Unternehmensberatung, das hatte ich schon während meines Praktikums bei Booz & Company im Mai 2011 festgestellt. Schnell habe ich gelernt, was es bedeutet, bei einer Strategieberatung zu arbeiten: früh aufstehen, lange Nächte, ein sehr übersichtliches Maß an Freizeit unter der Woche – aber eben auch spannende Projekte und Klienten, eine steile Lernkurve sowie eine sehr gute Bezahlung. Ein Erfahrungsbericht von Philipp Römer

Philipp Römer Bachelor Betriebswirtschaftslehre Universität Mannheim, Master Strategic Management University of Rotterdam Eingestiegen 2011 als Senior Consultant bei Booz & Company Aufgestiegen 2013 zum Associate
Ob dieser Arbeits- und Lebensstil das Richtige ist, muss jeder Berufseinsteiger für sich selbst entscheiden. Mir bot das Praktikum eine gute Möglichkeit, das Berufsfeld kennenzulernen. Ich war danach überzeugt, mit diesem Einstieg in die Arbeitswelt das Richtige für mich gefunden zu haben, und bin es auch heute noch. Probleme verstehen, Lösungen finden Als Unternehmensberater arbeite ich für verschiedene Klienten im Rahmen von projektbasierten Aufträgen, in denen es oft gilt, komplexe Probleme zu verstehen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Dabei betreue ich heute in meiner Rolle als Associate eigenständig Klienten in allen Projektphasen und entwickle die analytische Herangehensweise inklusive der Modelle, die wir benötigen, um Lösungsvorschläge machen zu können. Ein Beispiel: Ein Klient aus der Chemiebranche überlegte, einen Wettbewerber für eines seiner Kernprodukte zu kaufen. Wir führten intensive Marktrecherchen durch und entwickelten ein Modell, in dem sowohl der Klient als auch der Wettbewerber und andere Marktspieler abgebildet waren. In einer Marktsimulation stellten wir dann fest, dass eine Übernahme des Wettbewerbers aus Sicht unseres Klienten lohnend war. Nach Beendigung unseres Beratungsauftrags entschied sich der Klient letztlich dazu, mit der Akquisition zu beginnen. Viel sehen, viel lernen Ich hatte mich vor allem aufgrund der steilen Lernkurve und der Möglichkeit, verschiedene Unternehmen kennenzulernen, für die Unternehmensberatung entschieden. In den ersten zwei Jahren als Senior Consultant haben sich meine Erwartungen erfüllt. Ich wurde auf über zehn Projekten bei sechs verschiedenen Klienten eingesetzt, davon auch zwei im Ausland: in Amsterdam und Athen. Vor allem konnte ich in dieser Zeit meine schriftlichen und analytischen Fähigkeiten entwickeln. Ich erarbeite heute schneller bessere Dokumente als früher, besonders in dem beratungstypischen PowerPoint-Format. Außerdem habe ich mir durch die Mitarbeit an verschiedenen analytischen Markt-, Wettbewerbs- und Bewertungsmodellen das nötige Wissen erarbeitet, um derartige Modelle selbst entwerfen zu können. Im Rahmen eines jährlichen Bewertungsprozesses wurde dann Anfang des Jahres meine Entwicklung diskutiert. Dabei mussten alle Kollegen mit denen ich gearbeitet habe, vom Projektleiter bis zum Partner, ein sogenanntes 360-Grad-Feedback geben, auf dessen Basis ich dann zum Associate befördert wurde. Abwechslungsreicher Alltag Eine große Herausforderung als Berater ist, dass ich in verschiedensten Branchen und Projektumgebungen eingesetzt werden kann. Im April und Mai kann ich in einem Dreier-Team zur Strategieentwicklung in der Chemiebranche sein, und von Juni bis September schon wieder in einem 15-köpfigen Team zur Reorganisation der Geschäftseinheit eines Automobilherstellers. Mein BWL-Studium ist dabei sehr hilfreich, um mich schnell in neue Probleme einzuarbeiten und auch komplexe Fragestellungen zu verstehen. Da man teilweise mehr Zeit mit Kollegen als mit anderen Menschen verbringt, bin ich froh, dass ich bisher immer viel Spaß bei der Arbeit hatte und eine gute Atmosphäre herrscht. Gemeinsame Firmenevents, wie zum Beispiel ein europaweites Fußballturnier der verschiedenen Booz & Company Büros, tragen viel zu diesem guten Miteinander bei. Gute Aussichten Die Karrierepfade in der Unternehmensberatung sind klar vorgegeben: In zwei bis drei Jahren könnte ich Projektleiter werden, sofern ich die firmeninternen Anforderungen an diese Position bis dahin erfülle. Eigene Teams managen und gemeinsam mit Partnern und Principals selbst Projekte verkaufen – auf diese Herausforderungen freue ich mich. Nur die Flüge montagmorgens um 06:50 Uhr wird es wohl immer geben, daran können auch Beförderungen nichts ändern.

Karriereschritte in der Unternehmensberatung

Die Positionsbezeichnungen in Unternehmensberatungen sind nicht einheitlich, bei Booz & Company werden sie folgendermaßen verwendet: • Consultant (typischerweise Eintritt mit Bachelor) • Senior Consultant (typischerweise Eintritt mit Diplom/Master) • Associate (typischerweise Eintritt mit Promotion/MBA) • Senior Associate, Principal, Partner

Was macht eigentlich eine Regionalverkaufsleiterin, Frau Husser?

Schon während meines Studiums zur Diplomkauffrau lernte ich die Unternehmensgruppe Aldi Süd kennen. Um mir ein Bild von dem Beruf Regionalverkaufsleiter zu machen, absolvierte ich ein Kompaktpraktikum in der Regionalgesellschaft Kleinaitingen. In vier Wochen konnte ich in verschiedene Unternehmensbereiche eintauchen und hautnah miterleben, wie der Arbeitstag abläuft und welche Aufgaben diese Position umfasst. Nach dieser intensiven Erfahrung in der Welt des Handels stand meine Entscheidung fest: Ich bewarb mich für die Position Regionalverkaufsleiter. Von Eugenie Husser, Regionalverkaufsleiterin bei Aldi Süd

Schon kurz nach meiner schriftlichen Bewerbung erhielt ich die Einladung zu einem persönlichen Gespräch mit dem Geschäftsführer der Regionalgesellschaft Kerpen. Dieses Gespräch bestätigte meinen Entschluss, als Regionalverkaufsleiterin einzusteigen. Entsprechend groß war meine Freude darüber, dass mir schnell ein zweiter Termin angeboten wurde, bei dem ich mit einer erfahrenen Kollegin durch ihren Bereich fahren konnte. Noch am gleichen Tag folgten das zweite Gespräch mit dem Geschäftsführer und die Zusage. Seit September 2012 werde ich in einem einjährigen Training-on-the-Job auf meine zukünftigen Tätigkeiten intensiv vorbereitet. Im Rahmen meiner Einarbeitung habe ich Urlaubsvertretungen für Filialleiter übernommen und dabei ihren gesamten Aufgabenbereich kennengelernt. Neben der Abwicklung des Tagesgeschäfts sind verschiedenste Aufgaben angefallen, beispielsweise die Mitarbeiterführung oder die Durchführung von Inventurmaßnahmen. Diese Einarbeitung, in der wir die Arbeitsabläufe in einer Filiale von der Pike auf kennenlernen, nennen wir „Filialzeit“. Anschließend begleitete ich erfahrene Kollegen, die mir zeigten, wie ich mein theoretisches Wissen in praktisches Know-how umsetzen kann. Urlaubsvertretungen von Kollegen bereiteten mich intensiv auf die Aufgaben und Herausforderungen vor. Bereits nach sieben Monaten konnte ich das komplette Tagesgeschäft abwickeln und übernahm somit die direkte Führungsverantwortung für circa sechs Filialen und mindestens 50 Mitarbeiter. Bei Fragen werde ich von meinen Kollegen ständig unterstützt. Regionalverkaufsleiter sind Generalisten. Das heißt: Wir übernehmen die Verantwortung für Organisation, Planung und Führung innerhalb des eigenen Bereichs. Die ständige Interaktion sowie die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Filialverantwortlichen und Mitarbeitern bereiten mir besonders viel Spaß. Kein Tag gleicht dem anderen, und gerade diese Abwechslung macht meinen Beruf so spannend. Vorstellungsrunden, Vertragsunterzeichnungen, Filialrundgänge, Belegwesen, Filialleiterbesprechungen sowie Inventuren zählen unter anderem zu unseren Aufgaben. Außerdem ist jeder Regionalverkaufsleiter für mindestens ein Projekt verantwortlich. In seinem Themengebiet ist er Experte und dient als hilfsbereiter Ansprechpartner. In gemeinsamer Projektarbeit sind zum Beispiel auch alle unsere Schulungsskripte für Filialmitarbeiter entstanden. Dieses breitgefächerte Aufgabengebiet im Zusammenspiel mit der hohen Personalverantwortung macht meinen Beruf interessant und zugleich herausfordernd. Auch die Karrierechancen sind besonders attraktiv. Bei Eignung und Vakanzen steht jedem Regionalverkaufsleiter die Tür offen, eine Zeit lang in einer Regionalgesellschaft im Ausland zu arbeiten. Nach dem Auslandseinsatz ist der Aufstieg in Positionen mit Prokura bis hin zur Geschäftsführung möglich.

Job-Steckbrief Regionalverkaufsleiterin

Anforderungen: Überdurchschnittlicher Hochschulabschluss, Begeisterung für unternehmerisches Handeln, Eigeninitiative, Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit Einstiegsmöglichkeiten: Training-on-the-Job Vergütung: Einstiegsgehalt circa 63.000 Euro Link: Weitere Infos zum Einstieg im Handel bietet der karriereführer handel: karrieref.walhalla0299.nbsp.de/karrierefuehrer-handel

Mein Bewerbungsgespräch bei: Norma

Nach erfolgreichem Abschluss meines Wirtschaftsingenieur-Studiums entschied ich mich für den Handel. An dieser Branche gefiel mir von Anfang an, dass sie vielseitig ist: Man hat viele Verantwortungsgebiete, hat mit Kunden, Personal und Ware zu tun und steht täglich vor neuen Herausforderungen. Allerdings fehlten mir in meiner ersten Anstellung Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen, und daher beschloss ich, mich bei Norma auf eine Stelle als Bereichsleiter zu bewerben. Von Daniel Salzmann

Profildaten

Name: Daniel Salzmann Geburtsjahr: 1986 Hochschulabschluss als: Diplom-Wirtschaftsingenieur – Unternehmenssteuerung und Controlling Warum Norma? Schnelle Übernahme von Verantwortung Bewerbung als: Bereichsleiter Tag des Vorstellungsgespräches: 1. August 2012 Tag des Antritts der Stelle: 1. Dezember 2012
Der erste Schritt war mit dem Absenden des Online-Formulars gemacht. Bereits zwei Tage später hatte ich Antwort aus der Niederlassung Eutingen im Gäu, mit der Bitte, meine vollständigen Bewerbungsunterlagen per E-Mail einzureichen. Ein paar Tage nach Absenden meiner Unterlagen erhielt ich per E-Mail die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Am 1. August war es soweit. Wie wahrscheinlich jeder Bewerber machte ich mich mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch auf den Weg. Als ich in der Niederlassung angekommen war nahm mich der Niederlassungsleiter herzlich in Empfang. Er bat mich zunächst, einen Bewerbungsbogen auszufüllen. In dem darauf folgenden Vorstellungsgespräch ging es zunächst um mich, meinen Lebenslauf und meine Motivation. Im Anschluss erfuhr ich sehr viel über das Unternehmen und meine spätere Tätigkeit. An beispielhaften Fällen wurden zusätzlich meine Entscheidungsfähigkeit und meine Kreativität in der Lösungsfindung ermittelt. Im September bekam ich dann die Einladung zu einem Schnuppertag bei einem erfahrenen Bereichsleiter, um noch mehr Einblick in die Arbeitsvorgänge zu bekommen. Dem Schnuppertag folgte die Einladung zu einem zweiten Vorstellungsgespräch bei einem Verkaufsleiter. Wir sprachen zunächst über meinen Lebenslauf. Danach stellte er mir ein paar Fragen zu meinem Schnuppertag, und ich hatte ebenfalls Gelegenheit, offene Fragen zu klären. Meine Freude war riesig, als ich ein paar Tage nach dem zweiten Gespräch eine E-Mail bekam: Begrüßt wurde ich mit „Herzlich willkommen im Norma-Team“, und ein Termin zur Vertragsunterzeichnung wurde mir vorgeschlagen. Seit Dezember arbeite ich in der Position des sogenannten Bereichsleiter- Anwärters, und meine Aufgabenfelder werden wöchentlich erweitert. Zuerst wurde ich in der Filiale eingearbeitet, habe Kassieren gelernt und Ware eingeräumt. Anschließend folgte die Filialleitervertretungszeit: Ich gebe Bestellungen auf, erstelle Arbeitspläne und führe eine ganze Filiale in Eigenverantwortung. Im Anschluss daran wird es in die Bereichsleitereinarbeitung gehen. Zum Schluss kommt die Bereichsleitervertretung, in dieser Zeit verantwortet man fünf bis sieben Filialen – auf diese Herausforderung freue ich mich jetzt schon.

Interview mit Juergen Boos

Für Verlagsmanager, aber auch für Geschäftsentwickler aus der Informations- und Kommunikationstechnologie ist die Frankfurter Buchmesse ein Pflichttermin: Hier vernetzt man sich, hier entstehen neue Geschäftsmodelle und Kooperationen. Juergen Boos ist seit 2005 Direktor der Buchmesse. Der 52-jährige gelernte BWLer spricht über das sich wandelnde Geschäft mit Inhalten und über die Aussicht, dass Bestseller bald planbar sein könnten. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Juergen Boos, geboren 1961 in Lörrach, studierte nach seiner Ausbildung zum Verlagsbuchhändler Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. Er arbeitete einige Jahre als Verkaufsleiter bei der Droemerschen Verlagsanstalt, im Literarischen Verlag, im Carl Hanser Verlag und im Wissenschaftsverlag Springer in Berlin, wo er anschließend auch als Leiter International Sales tätig war. 1997 wechselte Boos als Bereichsleiter Marketing/Sales/Distribution zum Verlag Wiley-VCH in Weinheim. Seit April 2005 ist er Direktor der Frankfurter Buchmesse und seit Mai 2005 alleiniger Geschäftsführer.
Herr Boos, der Buchmarkt befindet sich seit einigen Jahren im Umbruch. Wo sind die Veränderungen besonders bahnbrechend? Über Jahrhunderte definierte sich die Buchbranche über ihr Medium – das gedruckte Buch. Seit einigen Jahren erst gibt es E-Reader, Smartphones, Tablets. Damit werden digitale und multimediale Inhalte erstmals für ein Massenpublikum interessant. Das bedeutet, dass sich auch die Buchbranche in alle Richtungen öffnet. Hin zur Film-, Spiele- und Musikbranche. Aber auch hin zu den Branchen der Informations- und Telekommunikationstechnologie. Sehen Sie das als Chance oder Bedrohung? Ich bevorzuge Ersteres. Jede Kreativbranche, aber auch die IT- und Kommunikationsbranchen sind auf gute Stoffe, auf hervorragend aufbereitete Inhalte angewiesen. Und genau diese Geschichten sind gerade in der Buchbranche zu finden. Mit welchen konkreten Fragen beschäftigen sich junge Verlagsmanager heute? Wie liest man in Zukunft? Wie und wo erwirbt der Kunde zukünftig seine Bücher, seine E-Bücher, seine Inhalte? Wie greifen Online-Handel und lokale Präsenz des Buchhandels ineinander? Welche neuen Services wird es rund um die neuen multimedialen Inhalte geben? Und welche Kompetenzen benötigt man, um Antworten auf diese Fragen zu finden? Die inhaltliche Expertise alleine reicht nicht mehr, gefragt sind auch Fähigkeiten im Business Development und im technologischen Bereich. Aber es geht auch um Kreativität, denn die Geschichte der Buchbranche zeigt, dass Verlage mit kreativen Köpfen seit Jahrhunderten in der Gunst der Leser weit vorne liegen. Und das wird auch so bleiben. Die Frankfurter Buchmesse ist seit vielen Jahren einer der weltweit größten Impulsgeber der Branche. Worauf kommt es an, damit es dabei bleibt? Wir setzen als Buchmesse schon seit mehreren Jahren auf den Austausch mit anderen Kreativbranchen, weil es nicht nur darum geht, was wir voneinander lernen können, sondern auch darum, was wir gemeinsam machen können. Das Internet bringt Branchen zusammen: Buch, Film und Spiele können in Gestalt von multimedialen Produkten zusammenwachsen. Es entstehen neue Kooperationen, angefangen vom Produkt bis hin zum Vertrieb. Astrid Lindgren hat einmal gesagt: „Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen.“ Welche Bücher haben Sie als Erstleser genossen? Und was haben Sie aus diesen Büchern für Ihren Karriereweg mitgenommen? Mein Onkel hatte eine Buchhandlung, da hatte ich natürlich theoretisch Lesestoff ohne Ende. Aber die Bücher, die mich interessierten – also „Die Fünf Freunde“ oder „Burg Schreckenstein“, viel mehr gab es damals für Jungs gar nicht – waren gar nicht im Sortiment vertreten, da mein Onkel sie als zu populär empfand. Mit dieser Meinung war er übrigens nicht allein, so dachten damals viele Erwachsene. Was ich davon auf meinen Karriereweg mitgenommen habe, ist: Bücher sollten zugänglich sein. Es sollte keinen geben, der sich vor sie hinstellt und sagt: „Das ist gut, und das ist schlecht – das darfst du lesen, und das nicht.“ Insofern empfinde ich es heute als großen Fortschritt, dass auch Jungs neben den „Fünf Freunden“ eine riesige Auswahl haben, von John Green bis hin zu „Gregs Tagebuch“. Die Buchmesse ist für Sie ohne Zweifel der berufliche Höhepunkt des Jahres. Was machen Sie in den ersten vier Wochen nach der Buchmesse: Urlaub oder konzentrierte Nachbereitung? Ich will jetzt nicht zu langweilig wirken, aber tatsächlich gilt: Nach der Buchmesse ist vor der Buchmesse. Bis November dieses Jahres sollte die grundsätzliche Planung für 2014 stehen. Ich und mein Team haben allerdings direkt nach der Messe drei Tage frei – und in dieser Zeit mache ich dann wirklich: nichts. Was ist Ihre Methode, um an den Tagen der Buchmesse, wenn Sie dauernd in Beschlag genommen werden, nicht schlappzumachen? Eine spezielle Methode habe ich nicht. Ich mache es eher wie alle Buchmesse- Besucher: Bloß nicht das Adrenalin absacken lassen! Die Gespräche und Begegnungen wirken auf mich immer noch berauschend, und dieses Buchmesse-Feeling trägt mich durch die fünf Tage. Sie waren vor Ihrer jetzigen Position Verkaufsleiter in diversen Verlagshäusern. Was ist im Vergleich zu anderen Waren und Gütern das Besondere am Produkt Buch? Für mich sind das die Menschen, die hinter dem Produkt Buch stecken: Also die Autoren, Lektoren, Illustratoren, Übersetzer, Rechtehändler, Buchhändler – und auch die Entwickler von Geschäftsmodellen und die „Techies“. Diese Menschen sind es auch, die dieses spezielle Buchmesse-Feeling verbreiten: Begeisterung, Neugierde, Offenheit und Innovationskraft. Bücher sind eigentlich kondensierte Gedanken, Erfahrungen und Gefühle – und es ist für mich auch heute noch sehr spannend, mit diesem Produkt und seinen Machern zu arbeiten. Immer wieder hört man, es gebe keine Geheimformel für einen Bestseller. Wir können das nicht recht glauben. Okay, ich verrate Ihnen die Geheimformel, aber Sie dürfen sie niemandem weitersagen (lacht). Dann hätte ich meinen Job als Journalist verfehlt … Im Ernst: Es gibt sie tatsächlich nicht, diese Geheimformel. Oder vielmehr: noch nicht. Denn wenn man sich anschaut, dass die Marktforschung jetzt live am Leser stattfinden kann, erhöht sich die Chance auf so eine Formel doch erheblich: Es gibt Internet- Plattformen, auf denen Bücher von Lesern bewertet werden, noch bevor sie zu Ende geschrieben wurden. Die „Crowd“, also die Leser, übernimmt die Rolle von Testlesern. Gleichzeitig zeichnen die elektronischen Lesegeräte auf, an welcher Stelle im Buch der Leser abbricht, und übermitteln diese Daten an die Hersteller dieser Geräte. Die Entscheidung darüber, wie ein Buch geschrieben ist, könnte in Zukunft also eine aus dem Marketing gesteuerte Entscheidung werden. So weit sind wir noch nicht – und die Frage ist auch, ob wir das überhaupt wollen. Kreativität sollte einen eigenen Freiraum haben, abseits von Marketingzielen.

Zum Unternehmen

Mit mehr als 7400 Ausstellern aus über 100 Ländern, rund 300.000 Besuchern, über 3200 Veranstaltungen und rund 9000 anwesenden akkreditierten Journalisten ist die Frankfurter Buchmesse die weltgrößte Fachmesse für das Publishing sowie der wichtigste branchenübergreifende Treffpunkt für Akteure aus der Informations- und Kommunikationstechnologie sowie den Kreativbranchen Buch, Film und Spiele. Die Ausstellungs- und Messe GmbH (AuM) mit Sitz in Frankfurt am Main ist die Organisation hinter der Frankfurter Buchmesse. Sie ist eine Tochtergesellschaft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und richtet die Frankfurter Buchmesse seit 1949 aus. Jedes Jahr gibt es ein Gastland, das einen thematischen Schwerpunkt bildet. 2013 ist Brasilien dieser Ehrengast. www.buchmesse.de Blog: blog.buchmesse.de

„Am Feierabend gemeinsam aktiv“

Lisa Macher ist Berlinerin. Heute arbeitet sie in einem Dorf mit Kirche, Freibad und ein paar Häusern. Ein Kulturschock? Nicht, wenn man wie die Referentin für Organisationsentwicklung für ein Unternehmen wie Vaude tätig ist, das Berg- und Outdoor-Sportler ausrüstet. Warum die Nähe zu Bodensee und Alpen dann zum Vorteil wird, erklärt die 30-Jährige im Interview. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Lisa Macher studierte von 2002 bis 2008 Verwaltungswissenschaft in Konstanz. Ein Studienjahr verbrachte sie an der Universität Madrid. Nach Praktika in den Medien und im Personalbereich begann sie ihre Karriere in der Organisationsentwicklung des Deutschlandradios in Berlin. Von der Millionenstadt zog es sie im März 2012 nach Tettnang, wo sie beim Outdoor- und Bergsportausrüster Vaude als Referentin für Organisationsentwicklung tätig ist.
Frau Macher, vielen wird die Gemeinde Tettnang, in der Ihr Unternehmen zu Hause ist, kein Begriff sein. Können Sie das regionale Umfeld kurz beschreiben? Tettnang liegt in Oberschwaben, rund zehn Kilometer nördlich vom Bodensee. Die Gegend ist ziemlich ländlich geprägt, die beiden größten Städte hier in der Nähe sind Ravensburg und Friedrichshafen – beide haben jeweils weniger als 60.000 Einwohner. Das Unternehmen selbst ist in Obereisenbach zu Hause, einem kleinen Dorf bei Tettnang. Dort gibt es eine Kirche, ein Freibad, ein paar Wohnhäuser – und unser Vaude-Café mit dazugehörigem Outlet. Kirche, Freibad und ein paar Häuser – das klingt nach echter Provinz. Wobei Ihr Unternehmen das Freibad selbst vor der Schließung retten musste. Leidet Ihr Unternehmen unter einem Standortnachteil? Man kann unseren ländlichen Standort als Nachteil bezeichnen, er hat für uns aber genauso Vorteile. Vaude ist ein Outdoor-Unternehmen, fast alle unsere Mitarbeiter sind selbst sportbegeistert und verbringen viel Zeit draußen in der Natur. Für Kletterer, Wanderer, Radfahrer und viele andere Sportler ist diese Gegend daher sehr reizvoll, zumal die Alpen und der Bodensee quasi vor der Haustür liegen. Und wir tun auch viel, um künftige Mitarbeiter von unseren Reizen und denen der Region zu überzeugen. Wir unterstützen sie dabei, passende Freizeitangebote zu finden und zu nutzen. Zudem bieten wir in unserem eigenen Kinderhaus die Betreuung des Nachwuchses an. Können Einsteiger bei Ihnen punkten, wenn Sie sich mit dem naturbezogenen Leben identifizieren – und nicht so sehr mit urbanem Leben? Viele unserer Mitarbeiter teilen tatsächlich ihre Outdoor-Begeisterung miteinander, und besonders wichtig wird diese Vorliebe im Produktbereich. Wer selbst noch nie in den Bergen unterwegs war, dem fällt es schwer, einen Alpinrucksack zu entwickeln. Auch Fahrradkleidung testet man am besten selbst, indem man mit Rennrad oder Mountainbike durch die Gegend fährt. Bei uns ist Outdoor nicht nur ein Begriff oder eine Geschäftsidee, sondern wird von fast allen Mitarbeitern als Hobby gelebt. Ich glaube, nur wenige Unternehmen können eine so unmittelbare Identifikation mit dem Thema bieten wie wir. Prägt Ihre Heimat im südlichsten Zipfel des Landes das Miteinander im Unternehmen? Ich glaube absolut, dass die Heimat eines Unternehmens dessen Kultur mitbestimmt. In großen Städten gehen die Mitarbeiter meist nach der Arbeit auseinander, da sie in der ganzen Stadt verteilt wohnen und eigene, geschlossene Freundeskreise haben. Ich bin Berlinerin und kenne das aus eigener Erfahrung. Wir sind ein sehr junges Unternehmen, unser Altersschnitt liegt bei 37 Jahren. Und bei uns unternimmt man nach der Arbeit oft gemeinsam etwas. Viele sind sehr aktiv und gehen am Feierabend noch gemeinsam klettern, laufen oder Rad fahren. Die Atmosphäre ist einfach familiärer. Umweltschutz und Verbundenheit mit den Alpen. Ist es einfacher, diese Aspekte an Nachwuchskräfte weiterzugeben, wenn man die atemberaubende Natur direkt vor der Haustür hat? Als Outdoor-Unternehmen und Bergsportausrüster wären wir unglaubwürdig, wenn die eigenen Mitarbeiter die Berge nur sporadisch zu sehen bekämen. Wir haben unsere Wurzeln im Bergsport und sind fest mit der Region verwachsen. Ich denke, man kann nur dann als wertebasiertes Unternehmen auftreten und auch als solches wahrgenommen werden, wenn die Werte im Unternehmen auch tatsächlich gelebt werden. Es ist nicht schwer, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, in die Berge zu gehen, um Produkte auszuprobieren, wenn man vom Büro aus schon die schneebedeckten Gipfel sieht.

Gesamtpakete gegen Großstadtglanz

Marken mit Weltruf, familiengeführte Traditionsunternehmen und international erfolgreiche Spezialisten: In der deutschen Provinz findet sich eine breite Palette an Unternehmen mit spannenden Einstiegsmöglichkeiten. Angesprochen fühlen sich Nachwuchskräfte, denen eine solide Entwicklung wichtiger ist als die Überholspur. Von André Boße

Den Unterschied zwischen Metropolregion und Provinz merkt man schon morgens, bevor man das erste Mal aus dem Fenster schaut. Der Radiowecker geht an, und wer im Ruhrgebiet oder der Region Rhein-Neckar wohnt, in Berlin, Hamburg, Frankfurt oder Köln, der hört erst einmal von Staus und stockendem Verkehr ohne Ende. Manch einer, der mit dem Auto zur Arbeit fährt, hat da schon keine Lust mehr. Wacht man dagegen auf dem Land auf, gibt es beim ländlichen Sender morgens häufig schönere Themen. Und wenn man sich auf den Weg zur Arbeit macht, wird man mit Staus wahrscheinlich nichts zu tun haben.
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Umsatzstarke Familien-unternehmen

Neckarsulm, Ingelheim, Künzelsau, Iphofen – der Blick auf die Rangliste der umsatzstärksten deutschen Familienunternehmen ist immer auch eine kleine Reise durch die ländlichen Regionen Deutschlands. Das Wirtschaftsblatt stellte eine Rangliste der „Top 500 Familienunternehmen“ auf, und das Ranking zeigt: Familienunternehmen sind zumeist in der Provinz zu Hause, erzielen aber beachtliche Umsätze – allen voran die Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) mit Sitz in Neckarsulm. Wer sich also für Karrieren in Unternehmen interessiert, die teilweise bereits über mehrere Generationen hinweg von einer Familie geführt werden, findet die Arbeitgeber häufig in der Provinz. Zum Ranking
Die entspannte Verkehrssituation ist ein echter Pluspunkt für die vielen erfolgreichen Unternehmen, die in der deutschen Provinz ihr Zuhause haben. In Deutschland pulsiert die Wirtschaft nicht nur in den großen Städten und Metropolregionen. Sehr viele starke Unternehmen und interessante Arbeitgeber finden sich abseits der Städte. Experten halten die Stärke der Provinz für einen entscheidenden Trumpf des Wirtschaftsstandorts Deutschland: Während sich zum Beispiel in Frankreich oder England die Firmen nur in den Zentren finden, ist die Bundesrepublik zurecht stolz auf die vielen erfolgreichen Unternehmen auf dem Land. Darunter finden sich Weltmarken, überraschende Weltmarktführer, traditionsreiche Familienunternehmen und Vorzeigearbeitgeber in Sachen Familienfreundlichkeit. Weltmarke aus der Vulkaneifel Zum Beispiel Gerolsteiner. Das Unternehmen ist nicht nur Anbieter der meistgekauften Mineralwassermarke auf dem deutschen Markt, sondern auch größter Mineralwasser-Exporteur Deutschlands, dessen Erfrischungen sogar in Japan und den USA in den Kühlschränken stehen. Seinen Sitz hat das Unternehmen in dem Städtchen, das dem Mineralwasser seinen Namen gibt, in Gerolstein: knapp 8000 Einwohner, gelegen im Landkreis Vulkaneifel zwischen Koblenz und der belgischen Grenze. Frankfurter und Kölner kennen die Gegend als Urlaubsregion. Karriere machen lässt sich hier aber auch: Gerolsteiner ist Marktführer in einer für Managertalente interessanten Branche und fährt auf solidem Wachstumskurs. Ein begehrter Arbeitgeber also. Aber eben keiner, der mit den Möglichkeiten einer nahegelegenen Großstadt locken kann. „Weil wir uns nicht auf den Glanz einer Großstadt verlassen können, müssen wir potenzielle Mitarbeiter vom Gesamtpaket überzeugen“, sagt Personalleiter Dirk Hoffmann. Dazu zählt nicht nur die gute Luft der Region Vulkaneifel: Das Unternehmen weiß, dass es seine Mitarbeiter besonders gut fördern und weiterentwickeln muss. „Die Herausforderung liegt darin, den leistungsbereiten und gut qualifizierten Bewerbern zu zeigen, dass sie bei uns viele Chancen ergreifen können“, so Hoffmann. Das Unternehmen will damit punkten, den Nachwuchskräften ein vielfältiges Aufgabenspektrum und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu geben. „Dabei gilt es, die für uns besten Mitarbeiter zu gewinnen. Das bedeutet, wir suchen nicht die besten Nachwuchskräfte auf dem Papier, sondern Menschen, die in unser Unternehmen passen.“ Unternehmen wie Gerolsteiner wissen also sehr genau, dass man keinen urban geprägten Jungmanager zum Provinzleben verdonnern kann. Wer gleich mehrere Flughäfen in der Nähe benötigt, dazu eine große Auswahl an Multiplex-Kinos, Nachtclubs, Konzerthallen und Museen, der wird in der Vulkaneifel nicht glücklich. „Noch bietet uns der regionale und nationale Arbeitsmarkt ausreichend Potenzial“, sagt Dirk Hoffmann. Dennoch sorgt das Unternehmen vor: Talentierte Mitarbeiter erhalten besondere Förderungen und attraktive Entwicklungsmöglichkeiten. Zudem nutzt der Arbeitgeber die kurzen Wege und die Nähe zur Heimatgemeinde, um seinen Mitarbeitern einen Mehrwert zu bieten: Es gibt Kooperationen mit lokalen Fitnessstudios, für Kinder von Mitarbeitern entwickelt das Unternehmen ein eigenes Ferienprogramm, diverse Sport- und Freizeitangebote bietet die Natur direkt vor der Haustür. Maßnahmen gegen die Landflucht Gerolsteiner hat also das Thema Employer Branding längst für sich entdeckt. Andere Unternehmen aus ländlichen Regionen tun sich dagegen schwerer, wie Paul Konstantinidis feststellt. Der Experte von der Personalberatung Topos berät unter anderem Unternehmen aus der Region Oberfranken, darunter viele sogenannte Hidden Champions, die in sehr speziellen Bereichen Weltmarktführer sind, jedoch Probleme haben, genügend Nachwuchskräfte zu rekrutieren, um diesen Platz zu verteidigen. „Ich beobachte eine regelrechte Landflucht“, sagt Konstantinidis. „Viele Unternehmen leiden massiv, weil sie nicht genügend qualifizierte Bewerber finden.“ Der Grund dafür ist die magnetische Wirkung der Metropolen auf ambitionierte Nachwuchskräfte: Fast alle High Potentials, die auf dem Land aufgewachsen sind, zieht es im Laufe ihres weiteren Lebenswegs in die Zentren. Dort finden sich die Universitäten, werden Stipendien vergeben, locken die großen Konzerne mit ihren Angeboten. Wenn Konstantinidis Unternehmen aus der Provinz berät, lädt er sie dazu ein, sich im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter selbstbewusster zu präsentieren. Denn verstecken müssen sich die Arbeitgeber aus ländlichen Regionen nicht. „Sie bieten Jobs und Arbeitsumfelder, die sicherlich anders sind als die Konzerne in Metropolen – aber nicht unbedingt schlechter“, sagt Konstantinidis. Da die meisten Unternehmen in der Provinz mittelständisch geprägt sind, bieten sie ihren Mitarbeitern einen engen Kontakt zu den Chefs und breitgefächerte Aufgabenbereiche. „Einsteiger können in solchen Unternehmen interdisziplinärer arbeiten als in den großen Konzernen der Städte und Metropolregionen“, erklärt der Topos-Personalexperte. „Sie finden zudem ein familiäres Umfeld vor sowie eine Unternehmenskultur, die sich stärker an Traditionen orientiert als am finanziellen Wohl von Aktionären.“ Es gibt viele Talente, denen genau solche Jobs am Herzen liegen. Die ihre Laufbahn nicht mit Fokus auf eine steile Karriere angehen wollen, sondern Wert auf andere Dinge legen: auf Gemeinschaft und Übersichtlichkeit, Sinn und einen gesunden Lebensstil. „Solche Leute sind bei guten Unternehmen aus der Provinz bestens aufgehoben“, sagt Konstantinidis. „Zumal, wenn sie bereits an die Familienplanung denken, denn eines ist klar: Für Familien mit Kindern ist das Leben abseits der Ballungszentren besonders lebenswert.“ Dann schlägt auch zu Buche, dass die Mietkosten sowie die Bau- und Immobilienpreise in der Provinz deutlich unter denen in den Städten liegen. Man dürfe sich, so der Berater, aber nicht die Illusion machen, dass das Leben auf dem Land in allen Belangen günstiger ist. „Lebensmittel kosten hier fast genauso viel wie in den Städten“, sagt Konstantinidis, der selber in der oberfränkischen Kleinstadt Kulmbach zu Hause ist. „Zudem kostet es Zeit und Geld, zum Einkaufen oder für Konzert- oder Theaterbesuche in die nächstgelegene Stadt zu fahren.“ Wie erfolgreich es sich abseits der Großstädte arbeiten lässt, zeigt die Wirthwein-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Creglingen hat, gelegen im nord-östlichen Zipfel Baden-Württembergs auf halber Strecke zwischen Würzburg und Heilbronn. „Der ländliche Standort stärkt unser Image und sorgt dafür, dass unseren Unternehmen viel Sympathie entgegengebracht wird“, sagt Frank Wirthwein, Vertriebsvorstand des Unternehmens, das seit seiner Gründung 1949 familiengeführt wird. Die Gruppe produziert mit 19 Unternehmen Kunststoffkomponenten und Spritzgießwerkzeuge für große Branchen wie die Automobil-, Bahn- oder Hausgeräte-Industrie. „Ein Vergleich zeigt: Die Verbundenheit zur Region ist bei unseren Standorten auf dem Land höher als bei unseren Standorten in städtischen Gebieten“, sagt Frank Wirthwein. Für ihn strahlen Unternehmen im ländlichen Raum eine höhere Solidität aus – schließlich können Top- Management und die Führungskräfte nicht anonym bleiben, da sie über einen hohen Bekanntheitsgrad im regionalen Umfeld verfügen. „Als Führungskraft ist man im ländlichen Raum bekannt und steht so jeden Tag für die getroffenen Entscheidungen persönlich ein“, sagt Wirthwein. „Dies bewirkt eine höhere moralische Auseinandersetzung mit Themen und Entscheidungen, weil man sich nicht wegducken kann.“ Kaum eine Rolle spielt der Standort dagegen in den internationalen Geschäftsbeziehungen: Wirthwein verfügt über Produktionsstandorte in Polen, Spanien, China und den USA, ist also ein global aufgestellter Player. „Den Kunden oder Lieferanten in China interessiert, dass wir ein deutsches Unternehmen sind. Wo wir jedoch genau sitzen, ist nebensächlich“, sagt der Vertriebsvorstand. Viel wichtiger sei, dass die Geschäftspartner gut erreichbar sind und die Kommunikation von kurzen Wegen bestimmt wird. Auch die gute zwischenmenschliche Zusammenarbeit sei ein Erfolgsfaktor. „Und die ist in Creglingen genauso gegeben wie in Metropolregionen – wenn nicht sogar besser, weil die Verbundenheit der Mitarbeiter zu ihrem Arbeitgeber im ländlichen Raum häufig höher ist.“

Infos, Kontakte und offene Stellen

karriereführer naturwissenschaften 2013.2014

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Weiß in die Zukunft – Vormarsch der industriellen Biotechnologie

Weiße Biotechnologie. Viele Jahre lang setzte die Industrie auf Erdöl – um wichtige Dinge zu produzieren und Mobilität zu gewährleisten. Doch die Wachablösung ist schon im Gange: Statt auf dreckiges und teures Öl setzt die Industrie auf saubere und nachhaltige Biotechnologie – auch Weiße Biotechnologie genannt. Für Naturwissenschaftler ergeben sich hervorragende Chancen. Sie müssen nur im Blick haben, wie wichtig der Industrie die Wirtschaftlichkeit neuer Verfahren ist. Abenteuer mit Sinn In der Weißen Biotechnologie sind Nachwuchskräfte auf neuen Pfaden unterwegs. „Biotreibstoffen gehört die Zukunft“ Interview mit Dr. Gunter Festel, Gründer des Investmentunternehmen Festel Capital.

Top-Manager

Interview mit Dr. Dahai Yu Im Interview: Vorstandsmitglied der Evonik Industries.

Projekt

Bakterien beim Plaudern stören Kopfzeilen: Thien Ngoc Tran Nguyen, FameLab-Gewinnerin 2013. Chemiepreis mit Reifezeugnis Der Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie. „In der Biologie liegt die Hoffnung“ Interview mit Dr. Andreas Weber, Biologe, Philosoph und Publizist.

Einsteigen

Jung und erfolgreich bei: Daiichi Sankyo Stimmt die Chemie? Dr. Meike Roth ist Chemikerin und beschäftigt sich mit Klebstoffen im Lebensmittelbereich. E-Mail für Dich Naturwissenschaftler in der IT-Beratung.

Aufsteigen

Aufgestiegen zur Aktuarin Annelene Seibert arbeitet als Mathematikerin bei Munich Re.

Help!

Zurück ins Leben Back to Life e. V. in Nepal/Indien.

Handzeichen

Dr. Robert Schleip, Humanbiologe, Leiter des Fascia Research Projects an der Uni Ulm und Gründer der Somatics Academy

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ALTANA AG R+V Versicherung Sanofi -Aventis Deutschland GmbH Siemens Management Consulting (SMC) Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG

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Der Entrepreneurs Club Horizons in Molecular Biology IQB Career Services AG jobvector/Capsid GmbH Jobware Online-Service GmbH konaktiva Dortmund GbR OFW – Organisationsforum Wirtschaftskongress

Komplette Ausgabe

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Glückliche Zeiten!

In unserer Summer-School zu „Glück und Sinn“ haben sich in den vergangenen Sommerwochen einige neue Mosaiksteine in mein Bild von einem guten Leben eingefügt. Es ist noch lange nicht vollständig, dieses Bild, und womöglich waren ja auch für den Einen oder die Andere von euch ein paar anregende Facetten dabei. Dass Glück erlernbar ist beispielsweise, wie die Psychologin Dr. Eva Wlodarek erklärt, und wir die äußeren Umstände, die sich scheinbar wie zufällig ergeben, besser nutzen können, indem wir ihnen offen entgegentreten, statt uns verhuscht zurückzuziehen und auf die nächste, bessere Gelegenheit zu warten. Oder dass wir im Geben größeres Glück empfinden können als im Nehmen, wie Bruder Paulus der gegenwärtigen Weltsicht des Habenwollens entgegnet. Und dass Philosophie alles andere als eine lebensferne Betrachtungsweise ist, wie der Philosoph Dr. Christoph Quarch belegt, sondern ganz im Gegenteil dabei helfen kann, einen glasklaren Blick auf das eigene Glück zu bekommen. Weiter geht´s also nun mit meinem Blog – die Sommerpause ist vorüber, und weil ich noch so über das gute Leben sinniere, fällt mir die Faire Woche 2013 ins Auge, die heute beginnt. Über 2.000 Aktionen finden bis zum 27. September bundesweit statt, vom fairen Frühstück über Lesungen bis zur „Fair“kostung fair gehandelter Produkte. Auf der Webseite gibt es eine interaktive Übersicht des Was Wann Wo mit der Möglichkeit, eigene Veranstaltungen einzutragen. Veranstalter ist das Forum fairer Handel mit seinem Anliegen gerechterer Handelsbedingungen. Ich werde auch dabei sein und am ersten Tag des guten Lebens, dem Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit, durch die verkehrsberuhigten Straßen in Köln-Ehrenfeld flanieren. Leere, autofreie Straßen und Plätze sollen Raum schaffen für ein gemeinsames Frühstück mit Nachbarn, lustigen und anregenden Kunstaktionen, Konzerten u.v.m. rund um das diesjährige Schwerpunktthema Mobilität. Ich bin neugierig entspannt und wünsche euch glückliche Zeiten!

Platinion GmbH

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Unternehmensgeschichte
Die Platinion GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Boston Consulting Group (BCG) und ergänzt die Strategiekompetenz der Muttergesellschaft durch die Entwicklung und Implementierung geschäftskritischer IT-Architekturen und digitaler Lösungen bei besonders anspruchsvollen Projekten. Seit der Firmengründung im Jahr 2000 können wir ein stetiges Wachstum verzeichnen und beschäftigt mittlerweile mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in mehr als 40 Städten weltweit.

Anzahl der Standorte in Deutschland
Köln, München, Frankfurt/Main, Hamburg, Berlin

Anzahl der Standorte weltweit
+40 Standorte

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Laufend

Anforderungsprofil

Ein überdurchschnittlich abgeschlossenes (Fach-)Hochschulstudium oder duales Studium in (Wirtschafts-)Informatik oder verwandtem Bereich; umfangreiche Praxiserfahrung z.B. aus der IT-Beratung, IT-Großprojekten oder der unternehmensnahen Softwareentwicklung; unternehmerisches Denken; Kommunikationsgeschick und intellektuelle Beweglichkeit; Reisebereitschaft; hervorragende Englischkenntnisse in Wort und Schrift; umfangreiche IT-Kenntnisse

Mitarbeiterförderung
Um jedem eine gute Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Entwicklung zu ermöglichen, erfahren neue Kolleginnen und Kollegen ein umfangreiches Onboarding mit fachlichen und persönlichkeitsbezogenen Inhalten. Darüber hinaus werden individuelle Weiterbildungsmaßnahmen zur fachlichen und persönlichen Entwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter regelmäßig angeboten.

Karriereaussichten
Über die attraktiven Aufstiegschancen bei uns informieren wir Sie gerne in einem persönlichen Gespräch oder unter karriere.bcgplatinion.de

Einstiegsprogramme
Direkteinstieg als IT Architect, IT Consultant oder in unserem Design & Engineering Team

Auslandstätigkeit
Weltweite Einsätze

Angebote für StudentInnen
Praktika in diversen Bereichen

Logo Platinion GmbH – A company of The Boston Consulting Group

Ansprechpartner
Mike Stertz

Anschrift
Im Mediapark 5c
50670 Köln

Fon
0221 5895 8324

Fax
0221 589 2051

E-Mail
karriere@bcgplatinion.com

Internet
bcgplatinion.com
karriere.bcgplatinion.de

Am Ende des Tages glücklich sein

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Dr. Christoph Quarch ist Philosoph aus Leidenschaft. Mit zahlreichen Buchveröffentlichungen, Vorträgen und Seminaren bringt er die Philosophie aus den Denkerstuben in den Alltag. Philosophie sei Lebenskunst, sagt Quarch, und empfiehlt alte und neue Denker als Inspiration für ein gelungendes Leben. Das Gespräch führte Stefan Trees.

Jetzt mal im Ernst, Herr Quarch: Was kann in alten Büchern schon Wissenswertes über das Glück von heute stehen? Viele Menschen heute sind unglücklich, weil sie eine unrealistische oder verzerrte Vorstellung davon haben, was Glück ist. Die alten Bücher können helfen, einen ursprünglichen, klaren Blick für das Glück zu erhalten. Glücksforschung beginnt demnach bereits in der Antike? Unbedingt. Egal ob bei Platon, Aristoteles oder Epikur – die ganze antike Philosophie kreist um die Frage nach dem Glück. Wobei Glück aber nun gerade nicht neuzeitlich als maximale, nachhaltige Freude gedeutet wird, sondern als die Qualität eines gelingenden, guten Lebens: als Stimmigkeit und Harmonie von Körper, Geist und Seele.  „Glück“ ist folglich das Gleiche wie „Lebenskunst“? Glück meint diejenige Qualität des Lebens, um der es einer Lebenskunst zu tun ist: eine Erfahrung intensiver, tiefer Lebendigkeit – eine Erfahrung des unbedingten und vorbehaltlosen „Ja“ zum Leben. Lebenskunst versteht sich als eine Art Einübung in diese Qualität – als die Kunst, sich in eine gute Stimmung zu versetzen, so dass ES STIMMT. Was stellt die Philosophie der Antike dem Glück zur Seite – das Gefühl oder die Vernunft? Sowohl als auch: Es geht um die Harmonie beider – eine ausgewogene, stimmige Balance. Glück ist, wenn unsere Gefühle und unsere Gedanken im Einklang sind; wenn wir uns nicht in interne Konflikte verstricken, sondern so fühlen und so denken, wie es für uns passt. Und die moderne Philosophie? Die zeitgenössische Lebenskunstphilosophie lehrt, ein jeder sei seines Glückes Schmied. Wilhelm Schmid etwa, als führender Kopf dieser Disziplin, empfiehlt seinem Publikum: „Gestalte dein Leben so, dass es bejahenswert ist“. Das ist gut gesagt, aber nicht immer leicht getan. Mir scheint, es kommt darauf an, in einer Art fortdauernder Konversation mit dem Leben zu sein: uns dem Anspruch des Lebens in all seiner Unverfügbarkeit zu stellen, um dann verantwortliche Antworten darauf zu finden. Wo wir mit dem Leben, den Menschen, den Mitwesen in einem lebendigen Kommunikationsfluss stehen und uns von ihnen berühren lassen, mag das Glück sich ereignen. Warum sollte ich auf meinem Weg, das Wesen des Glücks zu erkunden, auf keinen Fall die Erkenntnisse der Philosophie schmähen? Weil Sie es drehen und wenden können, wie Sie wollen: Sie sind der Philosophie längst auf den Leim gegangen: Denn was Sie sich unter Glück vorstellen, wo Sie es suchen, wie Sie es beschreiben – all das ist das Produkt philosophischer Diskurse der Vergangenheit. Diese haben sich aber zuweilen vom Glück entfernt. Deshalb ist es lohnend, sie zu kennen, seine eigenen Glücksvorstellungen zu durchleuchten und sich im philosophischen Gespräch darüber zu verständigen, welche Vorstellung vom Glück uns am Ende des Tages wirklich glücklich macht.

Vom Teilen ist noch keiner arm geworden

Bruder Paulus ist Leiter der Brüdergemeinschaft der Kapuziner in Frankfurt am Main, Liebfrauen, und des Franziskustreffs, einem Frühstücksraum für Obdachlose und Arme. Außergewöhnlich ist seine Medienpräsenz: Als Gastgeber der Sendung „So gesehen – Talk am Sonntag“ und des „So gesehen“ kirchlichen Kommentars auf SAT1, als Kolumnenschreiber, Radiomacher und in zahlreichen Auftritten als Talkshow-Gast spricht er leidenschaftlich über Fragen des Glaubens und ethischen Handelns. Das Gespräch führte Stefan Trees.

Sie hatten kürzlich Geburtstag, Bruder Paulus, herzlichen Glückwunsch nachträglich. Danke schön. Als Kapuzinermönch gehören Sie einem Bettelorden an, weltlicher Besitz ist für Sie kein Thema. Welches Glück haben Ihre Mitbrüder Ihnen zum Geburtstag geschenkt? Das Glück der unabdingbaren brüderlichen Gemeinschaft, zu der ich gehöre. Die Brüder haben Gott versprochen, brüderlich zu leben und auch so einen Bruder wie mich anzunehmen. Mein größtes Glück ist daher wie das größte Glück aller Menschen: Ich fühle mich bis in den Tod hinein geliebt, und selbst der Tod kann diese Liebe nicht auslöschen. Das ist ein wunderschönes Leben. Wenn Sie von geliebt sein sprechen: Reden Sie von der Beziehung zu Ihren Mitbrüdern oder zu Gott? Von beidem, das gehört ja zusammen. Wir leben ja hier als Brüder zusammen, die sich nicht gegenseitig ausgesucht haben. Wir werden immer wieder neu zusammengewürfelt. Das ist eine schöne Herausforderung mit diesem Team, wie man wirtschaftlich sagen würde, zu leben, das sich nicht ausgesucht hat, dabei aber zu wissen, dass Gott uns ausgesucht hat. Er ist sozusagen der Geschäftsführer. Die Mitarbeiter eines Unternehmens haben sich auch nicht gegenseitig ausgesucht – wie kann denn ohne den spirituellen Hintergrund einer Klostergemeinschaft ein Teamleben funktionieren, in dem sich die Menschen glücklich fühlen? Indem wir uns vom Maschinendenken entfernen, das davon ausgeht, dass Menschen Roboter sind, die zu funktionieren haben. Stattdessen erkennen wir im Team, dass da Menschen neben uns sind, die sich nach Glück und Erfüllung, nach Frieden und einem guten Miteinander sehnen. Diesen Menschen und ihren Fähigkeiten sollten wir dienen und uns wünschen, dass sie auch uns dienen. Wie kann das im Unternehmensalltag aussehen? Warum fängt nicht jede Arbeitswoche in den Unternehmen mit einer halben Stunde an, zu der sich alle Mitarbeiter im Foyer treffen und diejenigen, die im Unternehmen Verantwortung haben, sagen, was sie im Herzen bewegt? Und dann laden sie alle anderen zu fünf Minuten der Stille ein, in der alle ihr Herz öffnen und sagen: Dies ist jetzt unsere Firma und unser gemeinsamer Weg. Ich weiß, das hört sich jetzt sehr amerikanisch oder japanisch an oder nach Klostertradition, wo jeder Tag mit einem rituellen Sich-auf-den-Tag-einstellen beginnt. „Befreit den Menschen aus der Geisterfahrt durch Diagramme und den Rechenoperationen im Gefängnis der Excel-Tabelle“, haben Sie mal gesagt. Machen wir uns doch klar: Alles das ist nicht Gott. Die Bilanz ist nicht Gott. Auch der Chef ist nicht Gott und der lästige Mitarbeiter auch nicht. Diese Menschen haben alle eine gemeinsame Berufung am Aufbau dieser Welt zu arbeiten. Und diese Motivation erweist sich dann als besonders stark, wenn man auch im Team mal sagt: Nein, das sollten wir nicht tun, das schadet anderen Menschen, was wir hier entwickeln. „Aufbau dieser Welt“ ist ein ziemlich großer Bezugsrahmen. Ist ein Mensch, der sich dessen bewusst ist und in diesem handelt, glücklicher? Selbstverständlich, Kleingeisterei ist doch furchtbar. Wer weiß, dass er ein Mitarbeiter ist am großen Menschenwerk, der sieht die Welt doch ganz anders, als einer der glaubt, er sei lediglich Mitarbeiter am Erfolg seiner Firma. Der große Bezugsrahmen hilft mir, dass ich realistisch bleibe. Glückliche Menschen sind Realisten, weil sie sich selbst nicht zu groß und die Welt nicht zu klein denken. Und wer als junger Mensch noch nicht über dieses Selbstbewusstsein verfügt? Der mag morgens in den Spiegel schauen, Gott danken, dass er da ist, und sich erinnern, dass er nicht dazu da ist, die Befehle anderer Menschen auszuführen, sondern, um die Welt kritisch zu betrachten und die eigenen Fähigkeiten einzubringen. Selbstbewusstsein kann man natürlich nicht befehlen. Wenn er aber glauben kann, dass Gott ihn ins Leben gerufen hat, dann hat er eine Autorität über sich, die ihm sehr viel Kraft gibt, den vielen kleinen Autoritäten unseres Lebens mal die Zunge rauszustrecken. Das klingt ermutigend. Das ist es auch. Wann wachen junge Menschen endlich auf und begreifen, dass man ihnen die schönsten Dinge des Lebens dadurch nimmt, dass man ihnen ständig sagt: Ihr müsst viel besitzen, viel genießen und viel erlebt haben? Ich glaube die Chancen stehen ganz gut: Der Generation Y sagt man nach, sehr auf die Work-Life-Balance bedacht zu sein. Diese Generation hat hoffentlich das revolutionäre Potenzial zu merken, dass man nicht glücklich wird durch das was man nimmt, sondern durch das was man gibt. In unserer Gesellschaft, in der Materialismus zur Ideologie geworden ist, zählt jedoch nur das was wir haben. Junge Leute dagegen können vielleicht einen Sport-Schuh nicht mehr anziehen, ohne an die Näherinnen zu denken, die ihn für 20 Cent die Stunde genäht haben. Da habe ich Hoffnung. Braucht eine solche Haltung nicht die Stärkung des Selbst? Stärkung des Selbst braucht eine Hingabe an das Du. Ich werde dadurch selbstbewusster, dass ich meine Arbeitskollegen ermutige, ihnen danke und ein Lächeln in die Welt sende. Dann kommt schon eins zurück – vielleicht nicht sofort … …aber ein Lächeln geht immer. Meine weltkriegserfahrene Oma hat mir als Lebensweisheit mitgegeben: Vom Teilen ist noch keiner arm geworden. http://liebfrauen.net www.bruderpaulus.de