Innovationen an der Straße

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Auch im Straßenbau wird an den Prozessen gearbeitet – sie werden effektiver gestaltet, die Digitalisierung hält Einzug. Doch technische Innovationen finden auch auf anderen Technik- Ebenen statt: beispielsweise bei der Arbeitssicherheit auf Baustellen, dem Verstromungspotenzial der Straße oder der Lärmminderung. Von Christoph Berger

Im Forschungsprojekt „Autonom arbeitende Maschinen im Straßenbau 4.0“ unter Leitung der TH Köln arbeiten Wissenschaftler seit Februar 2018 daran, die Arbeitssicherheit auf Baustellen sowie die Einbauqualität der Straßenbeläge zu verbessern. Denn: Beschäftigte im Straßenbau sind weitreichenden Gefahren ausgesetzt: Neben dem erhöhten Risiko für Arbeitsunfälle sind Lärm und Vibrationen belastende Faktoren. „Bislang arbeiten die Baumaschinen weitgehend unabhängig voneinander. Wir ermöglichen den Informationsaustausch zwischen den Maschinenelementen und verbinden sie zu einem Gesamtsystem, das den Arbeitern mehr Sicherheit bietet und ein qualitativ besseres Ergebnis liefert“, sagt Projektleiter Prof. Dr. Alfred Ulrich vom Kölner Labor für Baumaschinen der TH Köln.

Ausgangspunkt dafür ist ein 3-D-Modell, das den Sollwert darstellt. Sensoren an den Baumaschinen erfassen den aktuellen Zustand des Belags und ermitteln die Position der Fräse oder der Walzen. Ein Informationssystem bringt die Informationen zusammen und regelt die arbeitenden Antriebe so, dass keine Abweichung mehr zwischen dem 3-D-Sollwertmodell der Straße und der Ist-Position der Fräswalze, der Einbaubohle oder der Walzbandage besteht. So ist eine Qualitätskontrolle schon während des Einbaus möglich.

Gleich mehrere Projekte vereint die Förderinitiative „HighTechMatBau – Neue Werkstoffe für urbane Infrastrukturen“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter sich. So wird beispielsweise im Projekt „INNO-PAVE“ an polymeren Werkstoffen sowie innovativen Herstellungs- und Einbautechnologien für Straßendeckschichtsysteme geforscht.

Im Projekt „SEDA“ wird das Potenzial von Straßenbefestigungen als Energiequelle untersucht. Der Fokus liegt dabei sowohl auf dem Verstromungspotenzial der in der Straße durch Sonneneinstrahlung gespeicherten thermischen Energie als auch in einer erhöhten Dauerhaftigkeit der Straßenkonstruktion durch Abfuhr der Wärme. Und im Projekt „NaHiTas“ liegt das Ziel in der Konzeption von nachhaltigen Verkehrswegen in der Asphaltbauweise. „Dabei sollen die Straßen durch die Schaffung photokatalytischer Eigenschaften zur Reduzierung der Schadstoffbelastung, die Minderung des verkehrsbedingten Lärmpegels, eine dauerhafte Konzeption sowie angepasste Verarbeitungs- und Überwachungstechniken verbessert werden“, wie es im Projekt-Steckbrief heißt.

Und natürlich spielt auch BIM im Straßenbau eine Rolle. So gehören zum Beispiel die Grundinstandsetzung der Straßenbrücke Bergedorfer Str. (B5)/A1 und der Neubau der zweiten Gauchachtalbrücke zu den Pilotprojekten des BMVI-Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“, der schrittweisen Einführung von BIM in Projekte des Zuständigkeitsbereichs des BMVI.

Linktipps

Die Förderinitiative HighTechMatBau:
www.hightechmatbau.de

Die Forschungsprojekte der Bundesanstalt für Straßenwesen zum Thema Straßenbau:
https://bit.ly/2qxHzqa

BIM4INFRA2020:
https://bim4infra.de

Stufenplan „Digitales Planen und Bauen“:
https://bit.ly/2F6T0iM

„Wir Bauingenieure müssen uns selbstbewusster aufstellen“

Roma Agrawal zählt zu den weltweit renommiertesten Bauingenieuren. Einen Namen machte sie sich als eine der führenden Planerinnen für „The Shard“, das höchste Gebäude der Europäischen Union. Im Gespräch erklärt die 35 Jahre alte Britin, worauf es beim Bau von Wolkenkratzern ankommt, wieso sie das Zeichnen für eine unabdingbare Kompetenz hält und warum es sinnvoll ist, sich als junger Bauingenieur ein Beispiel an den alten Baumeistern zu nehmen. Das Gespräch führte André Boße.

Zur Person

Roma Agrawal, Foto: Johnny Ring
Roma Agrawal, Foto: Johnny Ring

Roma Agrawal, geboren 1983 in Mumbai, ist Physikerin und Bauingenieurin. Sie gilt als profilierteste britische Vertreterin der „Women in Science“-Bewegung und hat von Brücken über Türme bis zu zeitweilig Westeuropas höchstem Wolkenkratzer „The Shard“ in London eine Vielzahl von Gebäuden entworfen. Für ihre Arbeit erhielt sie diverse Preise, u. a. den „Women in Construction Award Engineer of the Year“ (2014) und den „Diamond Award for Engineering Excellence“ (2015). Die britische Zeitung The Telegraph schrieb über sie, sie sei „die neue weibliche Stimme der Wissenschaft, die es schafft zu zeigen, dass Ingenieurskunst cool ist”. Tätig ist sie als Associate Director für den Bau, Architektur- und Ingenieurdienstleistungskonzern Aecom.

Als Roma the engineer ist sie auch in den sozialen Netzwerken aktiv: @romaTheEngineer
www.romatheengineer.com

Mrs. Agrawal, Sie gehören zu den Bauingenieuren, die in London „The Shard“ geplant haben, das höchste Gebäude auf dem Gebiet der EU. Egal, wo man in London steht: Es ist von fast überall zu entdecken. Was denken Sie, wenn Sie heute „The Shard“ sehen?
Es ist immer wieder aufregend, zumal das Gebäude tatsächlich aus jeder Perspektive unterschiedlich aussieht.

„The Shard“ hat sich schnell zu einem neuen Markenzeichen für das moderne London entwickelt. Wie wichtig sind solche sichtbaren Symbole der Baukunst für Städte?
Ich denke, dass jedes gut designte und auffällige Gebäude wichtig ist. Dazu zählen nicht nur moderne Wolkenkratzer, sondern auch moderne Bahnhöfe, neue Museen oder Apartmentkomplexe. Sie zeigen, dass eine Stadt Interesse an schönen und aufwendigen Strukturen hat. Das ist für jede Kommune ein wichtiges Symbol. Aber wissen Sie, was mich stört?

Erzählen Sie es.
Mich stört, dass in der Regel beinahe ausschließlich die Architekten das Lob für diese Designleistungen abgekommen, die Bauingenieure gehen dagegen meistens leer aus. Das finde ich unfair. Deshalb werde ich nicht müde, auf den Einfluss der Bauingenieure bei der Planung und Errichtung großartiger Gebäude hinzuweisen. Denn wir sind es, die für die praktische Ausführung des Bauvorhabens verantwortlich sind.

Hartnäckig hält sich das Klischee vom Architekten, der ein Künstler ist, während die Bauingenieure lediglich seine Anweisungen ausführen.
Ja, aber das ist heute nur noch ein Stereotyp. Nichts gegen Architekten, aber als Bauingenieurin besitze ich eine sehr große Erfahrung bei der Planung und beim Bau ganz verschiedener Gebäudearten. Ich habe Bahnhöfe und Häuser gebaut, Wolkenkratzer und Türme. Und bei jedem dieser Projekte ging es um Kreativität. Es ging darum, sich einen Zettel zu nehmen und Strukturen zu zeichnen. Sich mit anderen zu treffen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Bandbreite meiner Arbeit ist sehr groß. Und der Spaß an der Arbeit auch.

Schauen wir doch noch einmal auf „The Shard“: Wann ging es dort um kreative Lösungen?
Zum Beispiel bei der Fundamentlegung. Der Wolkenkratzer ist mitten in einem belebten Geschäftsviertel entstanden. Wir hatten nicht die Möglichkeit, den gesamten Bereich tagelang abzusperren und ein riesiges Loch zu buddeln, um dort ein Fundament zu legen und uns dann langsam nach oben zu arbeiten. Stattdessen haben wir bei der Statik eine Top-Down-Technik angewandt: Der Betonkern von 23 der insgesamt 72 Stockwerke wurde errichtet, bevor das Fundament komplett ausgegraben war. Das hat uns sehr viel Zeit und Geld gespart – und weil wir tatsächlich die Ersten waren, die dieses Verfahren bei einem Bauvorhaben dieser Größenordnung genutzt haben, mussten wir sehr kreativ arbeiten. Wir hatten schließlich kein Vorbild, an dem wir uns orientieren konnten.

Hatten Sie Angst, dass da etwas schieflaufen könnte, das Risiko lässt sich bei kreativen Lösungen ja nie ganz ausschließen?
Genau das muss aber unser Anspruch sein. Wir haben unsere Lösung tatsächlich sehr häufig kontrolliert und bei allen Zahlen sehr viel Sicherheitsabstand einkalkuliert. Zum Beispiel bei der Berechnung des Einflusses durch den Wind: Als uns die Meteorologen die Bedingungen prognostizierten, haben wir 50 Prozent draufgeschlagen. Nicht, weil wir der Prognose nicht vertraut hätten. Sondern um wirklich auf der sicheren Seite zu sein.

Moderne und komplexe Bauvorhaben brauchen Experten, die den gesamten Prozess leiten – und wir Bauingenieure haben das Zeug dazu, diese Aufgabe zu erfüllen.

Nun kosten Aspekte wie Design und Sicherheit Geld. Wie kann es gelingen, die Qualität des Bauens hochzuhalten – und dennoch die Kosten im Blick zu haben?
Man muss miteinander kommunizieren, das ist das A und O. Architekten, Auftraggeber, Bauingenieure – alle müssen im Verlauf des Projekts zu jeder Phase intensiv miteinander reden. Wichtig ist dabei, dass Klartext gesprochen wird und dass jeder Beteiligte sofort etwas sagt, wenn es eine Entwicklung gibt, die er kritisch betrachtet. Nur so kann im Laufe des Bauprozesses ein echtes Teamwork entstehen, wobei sich dieses Team möglichst früh finden muss. Mit jedem Alleingang im Vorfeld steigt die Gefahr, dass hinterher etwas nicht so läuft, wie sich das alle wünschen.

Wie beurteilen Sie die Kultur in den Bauunternehmen: Ist es gerade für Nachwuchskräfte möglich, tatsächlich auf Fehler hinzuweisen?
Meiner Erfahrung nach ist es das, ja. Mir war es immer möglich, auf Entwicklungen hinzuweisen, die ich kritisch betrachtete, oder andere Ideen in die Diskussion einzubringen. Wichtig ist, dass man es dann auch tut. Und hier appelliere ich gerne nochmal an das Selbstbewusstsein junger Bauingenieure: Es ist entscheidend, dass man sich das zutraut. Man muss dabei bedenken, was für eine herausragende Rolle Bauingenieure zu früheren Zeiten gespielt haben. Damals gab es den Beruf des Architekten noch gar nicht, stattdessen gab es den Baumeister, der sich eben nicht nur um den konkreten Bau gekümmert hat, sondern auch die Gebäude designte, die Gewerke koordinierte, sich um die Finanzen kümmerte und letztlich für das Bauwerk verantwortlich war. Später hat sich das Berufsbild des Bauingenieurs mehr und mehr spezialisiert. Das war nicht unbedingt eine falsche Entwicklung, denn auf diese Weise sind Bauingenieure zu technischen Experten gereift. Ich glaube aber, dass es nun an der Zeit ist, sich als Bauingenieur wieder breiter und selbstbewusster aufzustellen. Moderne und komplexe Bauvorhaben brauchen Experten, die den gesamten Prozess leiten – und wir Bauingenieure haben das Zeug dazu, diese Aufgabe zu erfüllen, gerade mit Blick auf die digitalen Methoden, die uns dabei helfen.

Welche Kompetenzen sind für einen Bauingenieur wichtig, um diese Rolle als Projektleiter zu erfüllen?
Ungemein wichtig ist die Fähigkeit, die richtige Sprache zu finden. Oder besser: kommunizieren zu können. Wenn ich eine exzellente Idee habe, jedoch nicht in der Lage bin, diese den anderen Projektteilnehmern so zu erklären, dass sie sich dafür begeistern, dann ist diese Idee nutzlos. Das ist dann so, als hätte ich diese Idee erst gar nicht gehabt – das muss man sich klarmachen. Wobei ich mit der Kommunikation eben nicht nur die Sprache meine. Es ist in bestimmten Situationen sehr hilfreich, sich in einer Teamrunde ein Blatt Papier zu nehmen und die Idee zu skizzieren. Zeichnen ist Teil der Kommunikation. Ich ermutige Bauingenieure, sich darin zu üben. Wenn sich junge Bauingenieure bei mir vorstellen, dann bitte ich sie häufig, mir etwas zu zeichnen. An diesen Skizzen kann ich eine Menge über die Bewerber ablesen.

In Ihrem Buch schreiben Sie, wie stark gesellschaftliche Einflüsse zu verschiedenen Zeiten das Bauen in den Städten beeinflusst haben, vom Kirchenbau bis zur Errichtung von Fabriken und Arbeitervierteln. Was glauben Sie, welche Einflüsse werden in Zukunft das Bauen beeinflussen?
Ich denke, wir stehen vor einer großen technischen Revolution. Im Vergleich zu anderen Industrien hat sich das Bauen in den vergangenen 2000 Jahren recht wenig verändert: Es gibt weiterhin Pläne und bestimmte Materialien. Selbst Beton wurde schon vor rund 2000 Jahren verwendet. Nun aber gibt es Entwicklungen, die einen großen Wandel bringen werden: Künstliche Intelligenz und Big Data besitzen das Potenzial, viele Arbeiten zu erleichtern. Nehmen Sie ein altes Gebäude wie den Tower of London, dort müssen sich mehrmals im Jahr Bauingenieure mühsam die alten Mauern anschauen und Proben nehmen, um zu prüfen, ob das alte Gemäuer noch hält. Sensoren und Big Data sind in der Lage, diese Aufgabe zu übernehmen – und zwar wesentlich schneller.

Welche Arbeit bleibt dann für Bauingenieure?
Es ist noch mehr Zeit für Kreativität und für die kommunikative Arbeit mit den anderen Projektbeteiligten. Es ist endlich die Zeit da, schon früh in der Projektphase herauszufinden, welche Vision hinter einem Bauvorhaben steckt: Was soll das für ein Gebäude sein, worauf soll es wirklich ankommen – und wie kann man es optimal realisieren? Dies sind wichtige Fragen, und es darf nicht länger sein, dass in den Projektteams die Zeit fehlt, gemeinsame Antworten zu finden. Und noch ein Punkt ist mir wichtig: Bauingenieure können die Zeit nutzen, um noch mehr als bisher nach neuen Materialien zu suchen und diese zu erforschen. Schon heute benötigen wir für den Bau eines Hochhauses deutlich mehr Baustoffe als vor zehn Jahren. Die Computer helfen uns dabei, effizienter und damit auch ressourcenschonender zu bauen. Und in diesem Feld gibt es in Zukunft noch sehr viel zu entdecken. Ich war vor kurzem in einer kalifornischen Hochschule, wo Studierende mit Hilfe eines 3DDruckers Baumaterialien aus scheinbar nutzlosen Dingen wie zum Beispiel alten Reifen hergestellt haben. Ein ökonomisch und ökologisch funktionierendes, schön designtes Gebäude, angefertigt aus recycelten Rohstoffen – das ist für mich eine Vorstellung, die mir sehr viel Freude bereitet.

Buchtipp

Die geheime Welt der Bauwerke

Cover geheime bauwerkeMit ihrem ersten Buch weiht Roma Agrawal die Leser in die Geheimnisse der Statik und die Kunst der Arbeit der Bauingenieure ein. Auf der reich illustrierten Reise durch die Geschichte der Gebäude erzählt Agrawal, wie Materialien Bauweisen revolutionierten und warum beispielsweise die wichtigste Errungenschaft des Römischen Reichs der Ziegelstein war. „Die geheime Welt der Bauwerke“ war in England schon ein Bestseller. Es ist das erste populäre Sachbuch über das Bauen – geschrieben von einer der führenden Bauingenieurinnen unserer Zeit. Roma Agrawal: Die geheime Welt der Bauwerke. Hanser 20Jetzt kaufen bei Amazon18, 24 Euro.

Bauarbeitsmarkt: Die Lücke

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Wer derzeit sein Bauingenieurstudium abschließt, tritt in einen Arbeitsmarkt ein, der dringend Fachkräfte braucht. Das ist gut für die Absolventinnen und Absolventen, für die Unternehmen ist es hingegen eine Herausforderung. Von Christoph Berger

33.680 offene Stellen gab es im 2. Quartal 2018 laut dem Ingenieurmonitor für Ingenieure aus den Bereichen Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architekten, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt. Damit rangiert die Branche auf Rang 2, nur Stellen für Informatikerberufe waren noch öfter zu besetzen. Da verwundert es nicht, dass die Unternehmen der Baubranche vor einer riesigen Herausforderung stehen. Immerhin gaben laut der aktuellen Herbstumfrage des DIHK 82 Prozent der aus dem Bereich Bau befragten Unternehmen an, dass ihnen der Fachkräftemangel Sorgen bereite. Die Analysten des IW ziehen aus ihrer Untersuchung außerdem das Fazit, dass auch zukünftig mit einer hohen Arbeitskräftenachfrage nach Bauingenieuren und Architekten zu rechnen ist. Die meisten offenen Stellen sind mit 6290 übrigens in Nordrhein-Westfalen gemeldet. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Bayern mit 5110 und Baden-Württemberg mit 4680 offenen Stellen.

Leicht optimistisch dürfte es die Bauunternehmen da stimmen, dass dem Bauarbeitsmarkt laut den vom Statistischen Bundesamt im August 2018 veröffentlichten Absolventenzahlen fast 11.000 Bauingenieure zusätzlich zur Verfügung stehen. „Besonders erfreulich ist, dass sich immer mehr Frauen für den Bauingenieurberuf interessieren“, kommentierte Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, die Zahlen. Die Zahl der Absolventen sei 2017 um 4,5 Prozent beziehungsweise 460 auf 10.720 gestiegen. Damit hätte sich die Zahl seit dem Tiefpunkt 2008 mehr als verdoppelt. Und einen entscheidenden Anteil an diesem Zuwachs haben die Frauen. „2008 war nur jeder fünfte Absolvent eine Frau, mittlerweile ist es fast jeder dritte“, sagte Babiel weiter. Damit sei die Bauwirtschaft für Frauen deutlich attraktiver als zum Beispiel der Maschinenbau mit einem Anteil von lediglich 20 Prozent.

Werde Bauingenieur

Die Plattform des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e.V. für Nachwuchskräfte:
www.werde-bauingenieur.de
Facebook: @werde.bauingenieur

Doch auch die Zahlen des Statistischen Bundesamtes beinhalten einen Wermutstropfen. Dieser betrifft die Studienanfängerzahlen. Diese seien mit knapp 11.200 zwar nach wie vor auf einem vergleichsweise hohen Niveau, in den vergangenen vier Jahren aber leicht rückläufig. Somit könne die positive Entwicklung bei den Absolventen auch bald vorbei sein. Babiel dazu: „Wir können nur jedem Abiturienten empfehlen, der sich für ein Ingenieurstudium interessiert, den Studiengang Bauingenieurwesen zu wählen. Einen abwechslungsreicheren Beruf kann man sich kaum vorstellen, allein schon, wenn man sich die Herausforderungen der Digitalisierung am Bau vorstellt.“

Stadtforscher Stephan Willinger über Gamification

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Spielerisch zu Lösungen bei komplexen Aufgaben kommen – und dies auch noch unter der Teilnahme von Fachfremden: Das ist die Idee hinter Gamification. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Stephan Willinger ist Stadtforscher am Bundesinstitut für Bau, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn. Zu seinen Aufgaben dort gehören die Nationale Stadtentwicklungspolitik, experimentelle Planungsmethoden sowie das Thema Bürgerbeteiligung. Willinger absolvierte ein Studium der Raumplanung an den Universitäten Dortmund und Berlin. Seit 2002 arbeitet er beim BBSR. Er lehrt an der Technischen Universität Dortmund.

Herr Willinger, Gamification ist ein Trend, spielerisch Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln. Handelt es sich dabei überhaupt um einen Trend oder nicht eher um einen zeitgemäßen Weg zu kommunizieren?
Letzteres stimmt, wenn man Gamification nur als ein Mittel aus dem Werbe- und Unterhaltungsbereich ansieht, mit dem Botschaften schneller und attraktiver verbreitet werden können. Ich verstehe den Begriff aber breiter: als Anwendung spielerischer Elemente in einem eigentlich spielfremden Kontext. Dann gewinnt er an Schärfe und wird zu einer Herausforderung, gerade auch für Ingenieurberufe. In deren Denken waren Spiel und Ernst, also die Arbeit, bisher streng voneinander getrennt. Sie rücken aber derzeit näher zusammen.

Wie kann man sich das vorstellen, wie läuft so ein Spiel ab?
Echte Games gibt es im Kontext von Stadtentwicklung und Stadtplanung noch nicht viele. Das ist bislang begrenzt auf Anwendungen im Rahmen von Bürgerbeteiligungen, wo die Vorteile einer höheren Motivation der Mitspieler genutzt werden, um möglichst viele Bürger an Entscheidungen teilhaben zu lassen. Es wird aber gerade intensiv über weitere Einsatzfelder nachgedacht. So wurden im Rahmen einer BBSR-Studie ganz unterschiedliche mögliche Anwendungsfälle erarbeitet. Dabei geht es zum Beispiel um neue Wege des Mitplanens, um das Öffnen von Expertenaufgaben, um Impulse für die Daseinsvorsorge oder die Dezentralisierung kommunaler Dienstleistungen oder um ein Meldesystem für kommunale Dienstleistungen und Infrastruktur.

Welche Vorteile haben Serious Games gegenüber anderen Methoden?
Zum einen macht Gamification schwierige Inhalte auch für Fachfremde greifbar. Man kann die Konsequenzen von Entscheidungen unmittelbar darstellen und so auch für Laien komplexe Aufgaben bearbeitbar machen. Deswegen ist Gamification zum Beispiel bei Bürgerhaushalten sinnvoll, weil man dann sofort sehen kann, welche Konsequenzen Mehrausgaben in einem Bereich auf andere Felder haben. Außerdem entsteht eine andere Haltung zur eigenen Aufgabe, von der einzigen Lösung hin zu einem Strauß an Möglichkeiten.

Können auch Bauingenieure für ihre Projekte Gamification nutzen?
Jetzt komme ich nochmal auf mein weites Verständnis von „spielerischen Methoden“ und das Ziel, unsere Routinen des linearen Handelns aufzubrechen. Städte, Quartiere und Bauwerke befinden sich in einer fortschreitenden Digitalisierung. Wertschöpfungsprozesse, Alltagsorganisation, Verwaltungsabläufe und viele weitere Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens verändern sich. Lösungen sind in einer solchen Situation immer öfter Zwischenlösungen. Nicht alles wird sofort perfekt sein. Deswegen müssen wir alle lernen, unsere Systeme flexibler und fehlerfreundlicher zu machen, in einem spielerischen Modus.

BBSR-Studie „Smart Cities – Gamification, Prognosemärkte, Wikis & Co: Neues Wissen für die Stadt“

Auf welche Fragestellungen können die Bauingenieure durch Spielen beispielweise Antworten finden?
Für einen schlauen Umgang mit Unsicherheit müssen überall neue – teils experimentelle – Allianzen mit anderen Disziplinen eingegangen werden. Dadurch ändern sich auch die Rollen: Wer ist hier eigentlich der Experte für was? Wer hat neue Ideen, die mir bei der Lösung meiner Probleme helfen können? Spielerische Methoden können Kommunikation öffnen, bei der gemeinsamen Erzeugung von Ideen helfen und mögliche Partner sichtbar machen. Im Kern geht es um die Fähigkeit, in Alternativen zu denken und den Möglichkeitsraum zu erweitern. Spielen enthält einen Moment des Umgangs mit dem Ungewissen, der heutzutage immer wichtiger wird. Arbeit – auch von Ingenieuren – wird deshalb in Zukunft nicht nur auf Genauigkeit und technische Vollkommenheit ausgerichtet sein.

karriereführer handel 2018.2019 – Retail

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Cover karrierefuehrer handel 2018-2019_218

Die neue Retail-Welt

Offline? Für die Digital Natives gibt es diesen Zustand gar nicht mehr. Und für den modernen Handel sollte es ihn auch nicht geben. Digitalisierung und stationäre Präsenz stehen nicht mehr für gegenteilige Konzepte: Es profitiert, wer beides nutzt – und dadurch den Service verbessert, Vertrauen schafft, das Konsumerlebnis vergrößert. Wir zeigen vier Trends aus der Retail- Welt, bei denen es für den Nachwuchs einiges zu gewinnen gibt – vom Plattform- Sharing über „Gastrotail“ bis zum Local Commerce.

Die neue Retail-Welt

Offline? Für die Digital Natives gibt es diesen Zustand gar nicht mehr. Und für den modernen Handel sollte es ihn auch nicht geben. Digitalisierung und stationäre Präsenz stehen nicht mehr für gegenteilige Konzepte: Es profitiert, wer beides nutzt – und dadurch den Service verbessert, Vertrauen schafft, das Konsumerlebnis vergrößert. Wir zeigen vier Trends aus der Retail- Welt, bei denen es für den Nachwuchs einiges zu gewinnen gibt – vom Plattform- Sharing über „Gastrotail“ bis zum Local Commerce. Von André Boße

1. Kooperationen auf Plattformen

Vorbei die Shopping-Welt, in der das Geschäft um die Ecke ausschließlich als Konkurrenz wahrgenommen wird. „Partnerschaften sind en vogue“, formuliert Tobias Wachinger es mit Blick auf den Handel. Der Retail- Experte ist bei der Unternehmensberatung McKinsey Senior Partner und Leiter des Consumer-Sektors im deutschsprachigen Raum. Seine Beobachtung, die er im Editorial des McKinsey-Retail-Reports „Akzente“ beschreibt*: „Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein großes Handelsunternehmen eine neue Partnerschaft vermeldet, sei es mit einem Spezialisten, einer Onlineplattform oder einem anderen Händler. Aus gutem Grund, denn Handelsbeziehungen sind meist kein Nullsummenspiel.“

Der McKinsey-Report „State of Fashion“ aus dem Jahr2018 zeigt, wie sehr zum Beispiel die Modebranche diesem Kooperationsgedanken bereits folgt. „Platforms first“ laute die Devise, heißt es in der Studie. Dahinter steckt der Gedanke, dass die Digitalisierung in hohem Maße eine Plattformökonomie ist, wobei diese Plattformen wie Marktplätze funktionieren. Nur, dass sie nicht – wie in Städten und Dörfern – der Kommune gehören, sondern dass diese „digitalen Marktplätze“ von Konzernen betrieben werden.

Das führt bei vielen Händlern – insbesondere bei denen, die selbst eine eigene digitale Plattform anbieten – zu einem Unbehagen, auch bei den größten digitalen Marktplätzen dabei zu sein. „Jedoch erwarten wir für 2018, dass für die Akteure aus der Modebranche die Frage nicht mehr lauten wird: Sollen wir? Sondern: Wie sollen wir?“, heißt es im Report „State of Fashion“. Die Herausforderung liege also nicht mehr darin, zu entscheiden, ob man überhaupt kooperiert. Sondern sich der Frage zu stellen, wie eine solche Kooperation aussehen kann.

Frisch und Online:

Food-Branche im Wandel Zwar ist der Non-Food-Bereich im E-Commerce weiter deutlich führend, doch holen die Lebensmittel langsam aber sicher auf. Das ist das Ergebnis einer Retail-Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (ifo) von Anfang 2018. Derzeit sei der Onlineumsatz bei Lebensmitteln in Deutschland mit knapp 2 Prozent zwar noch sehr gering, er könnte jedoch Prognosen zufolge in Kürze auf über 5 Prozent steigen. In Großbritannien liege er bereits jetzt bei über 7 Prozent. Das größte Wachstumspotenzial liege dabei in den Städten. „Und obwohl die logistischen Anforderungen an die Lieferungen im Frischebereich noch größer sind als bei Non-Food und auch die Kosten den Aufwand bisher nicht rechtfertigen, investieren die großen Lebensmittelketten derzeit massiv in den Lieferbereich“, schreibt die Studienautorin Sabine Rumscheidt. Quelle: https://www.cesifo-group.de/DocDL/sd-2018-01-rumscheidt-branchen-dialog-2018-01-11.pdf

Diese Strategie sei für die Zukunft unabdingbar: „Denn diese Plattformen gewinnen so sehr an Größe und Marktmacht, dass das Risiko, dort nicht gegenwärtig zu sein, größer wird als der Nachteil, dort nicht die volle Kontrolle über diesen Channel zu besitzen“, glauben die Autoren der Studie.

Für den Nachwuchs heißt das: Neue und ungewohnte Kooperationspartner finden, Bedenken ausräumen, Win-win- Situationen definieren.

2. Retail als attraktiver Arbeitgeber

Mit der Generation Z trifft der Handel ab jetzt und in den kommenden Jahren auf junge Menschen, die generell nicht mehr zwischen on- und offline entscheiden. „Sie sind in einer digitalen Welt aufgewachsen, für sie ist digital gleich real“, sagt Janine Seitz, Expertin für den Bereich Retail bei den Trendforschern des Zukunftsinstituts und Autorin des „Retail Reports“ 2018. Als Arbeitgeber für diese Generation muss die Branche auf diese neue Kultur reagieren. „Er darf sich künftig nicht mehr über diese Kategorien definieren oder abgrenzen, wenn der für junge Talente als Arbeitgeber attraktiv sein will.“

Wichtig sei es der Generation Z zudem, einen Sinn in ihrer Arbeit zu sehen. „Sie wollen mit dem, was sie tun, etwas bewirken, einen Beitrag leisten oder etwas verändern“, so Janine Seitz. Wichtig sei daher, dass die Handelsunternehmen den jungen Mitarbeitern Verantwortung übertragen – zum Beispiel, indem sie sich mit eigenen Ideen einbringen und dann auch daran in einem Projekt arbeiten können. Als Positivbeispiel nennt Janine Seitz das Projekt eines „Pop-up- Rewe-Marktes“ in den Räumlichkeiten des Staatstheaters zur Biennale in Wiesbaden: „Diese außergewöhnliche Filiale wurde von jungen Mitarbeitern eigenständig betrieben.“

Für den Nachwuchs heißt das: Arbeitgeber dahingehend zu prüfen, wie selbstverständlich Digitalisierung gedacht wird, wie die Chancen stehen, eigene Projekte zu realisieren.

Retail Report des Zukunftsinstituts

Janine Seitz, Trendforscherin und Expertin für Retail, stellt in ihrem ausführlichen Report für das Zukunftsinstitut vier Trends vor, die den Handel künftig bestimmen werden:

  1. „Retail Recruiting“: Der Einzelhandel muss von der jungen Generation als „sexy Arbeitgeber“ wahrgenommen werden.
  2. „Dash Delivery“: Lieferung auf Knopfdruck, im besten Fall schon dann, wenn der Konsument gerade selbst erst weiß, dass er Bedarf hat.
  3. „Robo Retail“: Roboter werden in der Logistik und in den Stores zu digitalen Helfern, die suchen, liefern und tragen.
  4. „Voice Commerce“: Konsum auf Zuruf – aus dem bisherigen Idealfall einer One-Klick-Order werden Bestellungen via Spracherkennung, die immer und überall möglich sind.

Quelle: www.zukunftsinstitut.de/artikel/retail-report-2018/

3. Stationärer Store als Marketingtool

Das Marktforschungsinstitut IFH zeigt mit seiner Studie „Status Quo – Handel in Deutschland“, dass die Kauflust der deutschen Konsumenten weiterhin steigt: 595 Milliarden Euro wurden 2017 ungesetzt – im achten Jahr in Folge stieg diese Zahl an.** Gewinner ist der Online-Handel: Der Anteil liegt bei 58 Milliarden Euro, das sind 5,5 Milliarden mehr als im Vorjahr. Treiber sind dabei nicht nur die bislang besonders erfolgreichen Bereiche wie Bücher, Mode oder kleine Elektronikgeräte: „Der Online-Handel wird sich zunehmend auf weitere Branchen ausbreiten, in besonderem Maße auch auf den Fachhandel“, so der Report.

Doch dieser Trend ist keine Einbahnstraße: Wieder stärker bestehe der Kundenwunsch nach emotionalen Shoppingerfahrungen direkt am „Point of Sale“ – und hier liegt die Stärke des stationären Handels, der für seine Inspiration, seinen persönlichen Service und das echte haptische Produkterlebnis geschätzt werde. „Daher ist das eigene Geschäft zweifelsohne das wichtigste Marketingtool des stationären Einzelhändlers.

Mithilfe ausgefeilter Store Designs und Ladeneinrichtungen gelingt es, Begehrlichkeiten zu wecken und Kaufanreize zu setzen“, heißt es in der IFH-Studie. Was aber bringt dieses Modell, wenn die Kunden im Shop zwar schauen, dann aber bei einem Online-Anbieter kaufen, weil die Ware dort günstiger zu haben ist? Tatsächlich sei der Trend, dass aus Geschäften „Showrooms“ werden, in denen nur noch geschaut, aber nichts mehr gekauft werde, mit der Befürchtung verbunden gewesen, diese Interessierten als tatsächliche Kunden schließlich reihenweise ans Netz zu verlieren. Diese Entwicklung sei aber nicht eingetreten, sagt die Trendforscherin Janine Seitz. „Auch, weil viele stationäre Händler ihre Chancen genutzt und begriffen haben: Wenn die Leute künftig eher zum Gucken und weniger zum Kaufen kommen, muss man ihnen mehr bieten.“

Ein Beispiel: „Gastrotail“ sind Hybridkonzepte, bei denen Gastronomie und Retail verschmelzen. „Das stärkt den Treffpunktcharakter, es wird eine Community aufgebaut“, sagt Seitz. Ein Ansatz sei dabei der Blick auf die Lebenswelten der Kunden: Wer zum Beispiel gesundheitsorientierte Menschen anspricht, kann mit Services wie Gesundheitsberatung, Wellness- oder Kochkursen punkten. Seitz: „Kaufen ist dann dort eine von vielen Optionen.“

Für den Nachwuchs heißt das: Die Lebenswelt der Kunden analysieren – und dann innovative Konzepte entwickeln, die neben dem eigentlichen Handel eine „Erlebniswelt“ bieten.

4. Vertrauen auf der letzten Meile

So klug sich der Online-Handel auch positioniert und so sehr er bei der Kundenbindung und Erschließung neuer Konsumentengruppen auf digitale Techniken wie Künstliche Intelligenz und Big Data setzt: Am Ende müssen auch diese E-Commerce-Champions das begehrte Gut anliefern: durch volle Städte, bis hin zum Kunden, der dann vielleicht gar nicht anwesend ist, dennoch das Produkt sofort bekommen möchte. Entsprechend wichtig ist der Service auf der „letzten Meile“: Gesucht werden neue Wege und Ideen, wobei es hier auf andere Punkte ankommt, als auf günstige Preise und ein breites Angebot.

Status Quo Shopping-Center?

Laut IFH-Studie „Status Quo – Handel Deutschland“ stecken die Shopping- Center am Stadtrand in einer Krise: „In den 1990er- und 2000er-Jahren noch stärkster Wettbewerber des Fachhandels um die Gunst des Käufers, führt der Strukturwandel im Handel bei den Shopping-Centern zu einem spürbaren Rückgang von Besuchern und Umsatz, damit einhergehend zu Ladenschließungen und Leerständen“, heißt es im Report. Die Konsumenten wanderten ab in attraktivere Innenstadtbereiche der Großstädte und Metropolen. „Dortige inhabergeführte Läden und Fachhändler bieten neben Individualität, Service und Ambiente, vor allem mehr Erlebnis.“ Quelle: https://tendence.messefrankfurt.com/frankfurt/de/presse/pressemeldungen/tendence/ifh-studie-presse.html

Online-Händler geht offline

Der umsatzstärkste deutsche Onlineshop für Elektronik, notebooksbilliger.de, gründet mit MEDIMAX, einem der größten stationären Fachmarktketten, eine Holding und wird so seine Ware demnächst auch in stationären Filialen anbieten. „Uns treibt die Vision an, das Beste aus zwei Welten zu erschaffen“, sagt Oliver Ahrens, Vorstandsvorsitzender von notebooksbilliger.de auf der Webseite des Unternehmens.

Die Kategorien lauten stattdessen: Vertrauen und Kundennähe. „Local Commerce ist ein großes Thema“, bestätigt Janine Seitz vom Zukunftsinstitut. Im besten Falle verbindet dieser Trend digitales und lokales Denken. „Es gibt verschiedene Online-Plattformen wie ,Online City Wuppertal‘ oder Projekte wie ,Mönchengladbach bei Ebay‘, bei denen sich lokale Händler präsentieren“, so Seitz.

Zudem bewegt sich eine Menge im Bereich Lieferservice: „Online bestellen, die Ware schnell vom Händler um die Ecke geliefert bekommen – oder sie beim Händler um die Ecke abholen“ – das sei der Weg der Zukunft, sagt Janine Seitz. Was zeigt, dass sich die Rolle des Händlers ändert: Er verkauft nicht mehr, sondern organisiert die Lieferung eines anderen Anbieters. Auch hier wird die Bedeutung von Kooperationen deutlich: Konzerne haben kein Interesse, den kleinen Laden zu verdrängen.

Im Gegenteil: Sie brauchen diese in den Stadtvierteln gut vernetzten Stores, um ihren Lieferservice lokal zu optimieren. Zumal die Konsumenten diesen kleinen Läden Vertrauen entgegenbringen, das die großen Konzerne nur schwer gewinnen können – ganz einfach, weil ihnen die lokale Nähe zum Kunden fehlt. „Kundenpsychologie ist und bleibt daher ein wichtiges Thema“, sagt Janine Seitz.

Seine Kunden zu kennen und zu wissen, welche Bedürfnisse und Wünsche sie haben, sei für den stationären Händler entscheidend. „Zwar kann man über die Kaufhistorie mithilfe von Algorithmen berechnen, wofür sich ein Kunde zudem noch interessieren könnte, doch das ersetzt nicht das persönliche Gespräch“, sagt die Retail- Expertin des Zukunftsinstituts. Gerade die emotionale, zwischenmenschliche Ebene sei der absolute Wettbewerbsvorteil eines Händlers: „Das Gespräch von Mensch zu Mensch, bei dem man erkennt, ob es der andere eilig hat, vielleicht nur auf einen Plausch vorbeischaut, ob er fröhlich oder gelangweilt ist – das kann durch keine Technologie ersetzt werden.“

Für den Nachwuchs heißt das: Trend zu Local Commerce bietet die Chance auf Innovationen und spannende Jobs direkt in den Stadtvierteln; Suche nach lokalen Partnern für große Handelsunternehmen gewinnt an Bedeutung.

*Quelle: www.mckinsey.de/branchen/konsumguter-handel/akzente/akzente-2-2018
**Quelle: https://tendence.messefrankfurt.com/frankfurt/de/presse/pressemeldungen/tendence/ifh-studie-presse.html

Media-Markt-Gründer Walter Gunz im Interview

Zusammen mit Geschäftsfreunden gründete Walter Gunz 1979 den Media Markt, für den legendären Spruch „Ich bin doch nicht blöd“ gab er den entscheidenden Impuls. Was aber muss kluger Handel leisten? Welche Qualitäten sind wichtig – und was hat das mit einem Basar in Marrakesch oder einer kleinen Buchhandlung auf Sylt zu tun? Das Gespräch mit einem der erfolgreichsten deutschen Handelsunternehmer aller Zeiten führte André Boße.

Zur Person

Walter Gunz (geboren 1946) studierte in seiner Geburtsstadt München Philosophie. Schon während der Studienzeit bewarb er sich bei Karstadt, wo er sich Schritt für Schritt bis zum Abteilungsleiter hocharbeitete. 1979 war er Co-Gründer der Elektromarkt-Kette Media Markt, zu der später auch Saturn gehörte. Der legendäre Slogan „Ich bin doch nicht blöd“ basiert auf einem Impuls von ihm. 2000 schied er aus der Unternehmensgruppe aus, seitdem ist er als Berater und Business-Angel tätig, zudem saß er im Vorstand von Bild.T-Online und war Geschäftsführer der Axel Springer E-Commerce GmbH. Walter Gunz lebt abwechselnd am Tegernsee und in Marrakesch in Marokko.

Herr Gunz, Sie waren – so haben Sie es mal gesagt – kein guter Schüler. Glauben Sie daran, dass die Schulbildung eine Aussage hat?
Ich denke, dass die Schulbildung schon eine Aussage besitzt. Allerdings keine sehr hohe. In der Schule werden wichtige Elemente für das spätere Leben nicht oder kaum vermittelt. Vor allem wird Kreativität vernachlässigt. Auch Werte werden nicht oder in zu geringem Umfang vermittelt. Der Pflichtstoff ist oft zu umfangreich, vieles wird für Prüfungen auswendig gelernt, aber nicht wirklich verstanden und verinnerlicht. Der Unterricht ist zudem häufig praxisfern und bereitet nicht auf das reale Leben vor. Kurz gesagt: zu viel Leistung, zu wenig Freude.

Als junger Mann haben Sie bei Karstadt angefangen, wie haben Sie diese Kaufhauswelt damals wahrgenommen, was hat Sie fasziniert?
Fasziniert haben mich die vielen Menschen und das riesige Sortiment. Ich stand schon als kleiner Junge vor dem Münchner Kaufhaus Oberpollinger und bestaunte das Menschengewühl am Eingang.

Schritt für Schritt sind Sie auf der Karriereleiter nach oben geklettert, was haben Sie damals richtiggemacht?
Ich hatte Freude an der Arbeit und verstand sehr schnell, dass Führen auch Dienen heißt. Ich war von neuen Ideen und Produkten begeistert und konnte diese Begeisterung auf mein Team übertragen. Ich habe den Menschen vertraut, ihnen Freiheit, aber auch Verantwortung übergeben.

Waren Sie eher ein angepasster Mitarbeiter? Oder sind Sie früh Ihren eigenen Weg gegangen?
Sowohl als auch. Sinnvolle Strukturen und Vorgaben habe ich gewissenhaft erledigt. Allerdings habe ich schon früh ganz eigene Ideen verfolgt. Für viele, auch für meine Vorgesetzten, war ich ein verrückter Kerl, den man nur weitermachen ließ, weil ich eben Erfolg mit meiner Art der Arbeit hatte. Zentrales Wirtschaften sowie die starken Hierarchien haben mich nicht überzeugt, bisweilen auch bedrückt. Kreativität war innerhalb dieser Strukturen weniger gefragt, es ging vor allem um Funktionalität. Der Mensch war nicht Mittelpunkt des Seins, sondern mehr Mittel zum Zweck. Das hat mir damals nicht gefallen.

Wenn Sie heute ein Kaufhaus betreten, haben Sie da noch das Gefühl von damals?
Tja, leider nicht so richtig. Ich erschrecke mich häufig, wenn ich die Kaufhäuser und Abteilungen meines früheren Wirkens betrete. Man hat viele Entwicklungen verschlafen, wenig erneuert. Kurz: Man hat den Erfolg verspielt. Der Ruin begann schon bald nach meinem Ausscheiden 1978. Man sagt, der Fisch stinke vom Kopf her – mein Gott, die Vorstände und sonstigen Leader haben in kurzer Zeit den langjährigen Erfolg vergeigt. Durch mangelnde Empathie, fehlende Visionen und Ziele. Auch eine Fülle von Eitelkeiten und wenig Sachverstand waren Gründe.

Der Konsument stellt heute andere Ansprüche, zum Beispiel in Sachen Umweltbewusstsein, Schnelligkeit, Sortimentsvielfalt und Lieferung per Mausklick.

Wo gehen Sie heute am liebsten einkaufen?
Ich gehe immer noch gerne bummeln und einkaufen, und da freue ich mich, dass es noch Läden mit richtigen Menschen gibt. Ich hoffe, dass der stationäre Handel nicht eines Tages ausstirbt. Besonders gerne einkaufen gehe ich, wenn ich in anderen Ländern und Städten unterwegs bin, zum Beispiel im Souk von Marrakesch …

… das ist ein riesiger Basar, der größte in Afrika. Was könnte der Handel in Deutschland von der Art, wie dort Handel betrieben wird, lernen?
In erster Linie das Bemühen um den Kunden plus Flexibilität und Freundlichkeit.

Was ist für Sie ein wirklich gutes Kauferlebnis, woran machen Sie das fest?
Neulich war ich in einer kleinen Buchhandlung in Keitum auf Sylt. Der Besitzerin, einer feinen, klugen älteren Dame war eine Tüte mit Hundleckerlies umgefallen. Ich habe beim Einsammeln geholfen und kam so mit der Inhaberin ins Gespräch. Ein so netter Laden, eine tolle Frau, wir haben über die Wichtigkeit der Liebe gesprochen. Dann habe ich in ihrem Geschäft ein Buch von Sartre und ein Märchenbuch mit einer Eselsgeschichte gekauft. Das war ein herrliches Einkaufserlebnis. Für mich gehören Begegnungen mit Menschen zu den wichtigsten Ereignissen im Leben, und das kann sich gerade im Alltäglichen mit dem Einkaufen verbinden: der Ort, der Mensch, das Produkt – wenn das alles stimmig ist, ist es perfekt.

Und was muss in Ihren Augen eine Fachkraft im Handel leisten?
Wichtig ist, dass man die Arbeit gerne und mit Freude macht. Man muss sich frei machen vom „Leisten-Müssen“, sonst droht Burnout! Das heißt nicht, dass man sich nicht voll und ganz einbringen soll. Wie in der Liebe, soll auch hier der andere, hier also der Kunde, im Mittelpunkt stehen. Verkaufen als ein Akt der Hingabe, das wäre das Ideal. Der wahre Meister ist der, der seinen Alltag liebend annimmt und meistert. Die Hingabe zu dem, was wir tun, befreit uns vom Ego.

Der Mensch wird im Handel immer eine wichtige Rolle spielen. Handeln kommt von Hand – eine solche hat nur der Mensch.

„Der Kunde ist König“, ein Spruch so alt wie der Handel selbst. Regiert König Kunde heute anders als vor 10 oder 20 Jahren?
Wir haben alle menschliche Schwächen. Auch der König Kunde. Im Prinzip reagiert der Kunde heute noch genau so, wie vor 10 oder 20 Jahren. Aber alles ist im Wandel. Der Konsument stellt heute andere Ansprüche, zum Beispiel in Sachen Umweltbewusstsein, Schnelligkeit, Sortimentsvielfalt und Lieferung per Mausklick. Letzten Endes haben sich zwar die Strukturen, aber nicht der Mensch geändert. Damals wie heute will er spüren, dass man sich um ihn als Kunden kümmert. Spürt er das, ist er dankbar.

Experten der Digitalisierung prognostizieren, dass sich der Handel in den kommenden Jahren komplett verändern wird. Glauben Sie daran?
Der Handel hat sich schon immer verändert, so lange ich denken kann. Angst ist generell ein schlechter Berater, jede Veränderung bringt auch neue Chancen. Lasst uns doch einfach auf das Gute hoffen! Zum Beispiel, dass der Mensch im Zuge der Digitalisierung von stupiden Arbeiten erlöst wird und sich wertvolleren und kreativeren Tätigkeiten zuwenden kann. Der Mensch wird im Handel immer eine wichtige Rolle spielen. Handeln kommt von Hand – eine solche hat nur der Mensch.

Zum Unternehmen

Begonnen hat die Geschichte des Unternehmens im Jahr 1979 in einem Münchner Gewerbegebiet. Die im Prinzip bis heute gültige Grundidee der Unternehmensgründer Helga und Erich Kellerhals, Leopold Stiefel und Walter Gunz war die eines großflächigen Elektrofachmarkts, der außerhalb der Innenstadt gelegen ausreichend Parkplätze für Selbstabholer bietet. Ein Novum war die breite Auswahl aktueller und vorführbereiter Markenprodukte, da es damals nur kleinere Fachgeschäfte und Warenhausabteilungen mit eingeschränktem Sortiment gab. Heute wird Media Markt unter dem Dach der Media-Saturn-Holding GmbH als eigenständige Vertriebsmarke geführt. In Deutschland ist das Unternehmen derzeit mit mehr als 260 Märkten vertreten; Ende 2015 beschäftigte Media Markt hier mehr als 14.100 Mitarbeiter. Insgesamt findet man europaweit in 14 Ländern mehr als 800 Media Märkte mit rund 46.000 Mitarbeitern.

Nah am Kunden und am Produkt

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Janina Schüle hat Management und Vertrieb mit dem Schwerpunkt Handel an der  Hochschule Heilbronn studiert, ist Trainee bei METRO Deutschland und hat das Ziel, Betriebsleiterin im Großmarkt zu werden.

Nach meinem Abitur habe ich mich für ein betriebswirtschaftliches Studium mit der Fachrichtung Handel entschieden. Währenddessen habe ich nebenher im Einzelhandel gearbeitet und gemerkt, dass mir die direkte Kundenund Produktnähe viel Spaß macht. Der Lebensmittelhandel ist besonders dynamisch und war meine Wunschbranche nach dem Studium. Im Handball- und Tennisverein hatte ich bereits einige Erfahrungen als Mannschaftsführerin gemacht und hatte eine große Leidenschaft dafür entwickelt, mit Menschen zu arbeiten, Dinge zu koordinieren und zu bewegen. Das brachte mich dazu, ein Einstiegsprogramm mit Ziel einer Führungsposition zu absolvieren.

METRO Deutschland hatte ich bis zum Zeitpunkt meines Abschlusses tatsächlich nicht auf dem Schirm. Im Internet stieß ich über ein Bewerbungsportal auf die Stelle des Vertriebstrainees. Es klang interessant und entsprach meinen Wunschanforderungen. Beim Gespräch mit den Regionalverantwortlichen wurde mir klar: Das ist es! Eine Führungsausbildung im Großhandel mit starkem Kundenfokus, unterteilt in spannende Phasen, die dich fit als Führungskraft im Markt machen.

Begonnen hat mein Traineeship mit einer sechsmonatigen Marktphase, in der ich jede Abteilung, wie die Fisch-, die Feinkost-, die Elektroabteilung oder die Warenannahme, durchlaufen habe. An der Seite der Abteilungsleiter und Mitarbeiter, sorgte ich für die Warenverräumung und -präsentation, für die Bestellungen sowie für die Bestandsführung.

Es machte einen Riesenspaß, wobei ich gemerkt habe, dass die Arbeit und Atmosphäre im Markt genau mein Ding sind. Daraufhin folgte die zweimonatige Phase im Headquarter in Düsseldorf, wo ich einige Schnittstellen durchlaufen habe. Die Vertriebsorganisation von der strategischen Seite kennenzulernen, war hochinteressant. Inzwischen bin ich zurück im Großmarkt.

Derzeit befinde ich mich in meiner Einarbeitung zur Betriebsleiterin. Dabei lerne ich, was mein zukünftiger Aufgabenbereich sein wird: die operative Führung des Foodund Non-Food-Bereichs im Großmarkt. Ein Betriebsleiter braucht ein ausgeprägtes Zahlenverständnis, das Interesse an Lebensmitteln, ein Gefühl für saisonale Trends, eine hohe soziale Kompetenz und Freude an der Arbeit mit Mitarbeitern und Kunden. Darüber hinaus ist es wichtig, die Dynamik im Handel zu leben und immer einen Schritt weiter zu denken.

Das Traineeprogramm dauert insgesamt 18 Monate, davon habe ich rund ein halbes Jahr noch vor mir. Anfang des Jahres 2019 folgt noch ein einmonatiger Auslandsaufenthalt. Ich bin gespannt, was ich innerhalb meines Traineeships noch alles erleben darf und freue mich auf meine Zukunft bei METRO Deutschland.

Jung und erfolgreich bei: ALDI SÜD

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Wie viele andere bin ich über Umwege zu ALDI SÜD und meinem heutigen Job als Regionalverkaufsleiterin gekommen. Einer meiner Verwandten hat als Bereichsleiter für ein ähnliches Unternehmen gearbeitet, da habe ich die Tagesabläufe mitbekommen und festgestellt, dass das ganz gut zu mir passen würde. Also habe ich mich nach meinem Studium der Internationalen Wirtschaft und Entwicklung bei ALDI SÜD beworben.

Zur Person

Name: Christine Mauer
Position: Regionalverkaufsleiterin
Regionalgesellschaft: Bous (Saarland)
Schulabschluss: Abitur
Studiengang: Internationale Wirtschaft und Entwicklung, Universität Bayreuth
Interessen: Sport (Yoga, Jogging, Wandern, Skifahren), Kochen, Lesen
Berufliches Ziel: für ALDI SÜD als Regionalverkaufsleiterin im Ausland arbeiten und im Anschluss eine Tätigkeit im Projektmanagement oder einer Regionalgesellschaft aufnehmen

Der ganze Bewerbungsprozess verlief sehr schnell und unkompliziert. Ich wurde zu einem persönlichen Gespräch und einem kleinen Auswahltest eingeladen. Anschließend durfte ich mit einer Regionalverkaufsleiterin in eine Filiale fahren, Fragen stellen und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Danach hatte ich nochmal ein Gespräch mit dem Geschäftsführer, der mir direkt mitteilte, dass ich eingestellt werde. Meine Einarbeitung hat dann die Kollegin übernommen, mit der ich davor schon unterwegs gewesen war. Das war toll, weil ich sie ja schon kannte.

Vielschichtige Herausforderungen

Recht schnell habe ich dann gemerkt: ALDI SÜD ist der richtige Arbeitgeber für Leute, die gerne die Lorbeeren für das ernten, was sie gut gemacht haben, aber auch Kritik einstecken können, wenn ihnen ein Fehler unterlaufen ist. Die Anforderungen sind hoch. Gleichzeitig darf man aber auch immer der bleiben, der man ist und muss sich nicht verstellen oder sich etwas aneignen, das einem nicht entspricht.

Es gibt immer wieder neue Themen und Projekte, die ich unterschiedlich angehen und bei denen ich herausfinden muss, welche Vorgehensweise sich am besten eignet. Die Aufgaben und Herausforderungen sind vielschichtig.

Ich bin seit drei Jahren Regionalverkaufsleiterin und identifiziere mich mit allem, was unser Unternehmen betrifft – mit unseren Produkten, den Filialen und besonders den Menschen, die bei uns arbeiten. Ich denke, das ist wichtig, um das Unternehmen nach vorne zu bringen.

Austausch mit Filialleitern

Momentan betreue ich fünf Filialen. Im engen Austausch mit den Filialleitern kümmere ich mich um Personalfragen, überprüfe die Verkaufszahlen und bin die erste Ansprechpartnerin, wenn es Probleme gibt. Ich versuche, mindestens zweimal in der Woche in jede Filiale zu fahren. Ladenrundgänge sind eine typische Tätigkeit für einen Regionalverkaufsleiter. Ich gehe durch die Filiale, sehe nach, ob im Verkauf alles richtig läuft und achte darauf, ob irgendetwas nachgearbeitet, repariert oder modernisiert werden muss. Es macht Spaß, Teil des Schaffensprozesses zu sein und immer etwas Spannendes zu tun zu haben. Dadurch kommt nie Langeweile auf.

Erfahrungsbericht: Aufgestiegen zum Verkaufsleiter

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Ein Erfahrungsbericht von André Kohröber, duales Studium Handel/Konsumgüterhandel in Ravensburg an der DHBW, eingestiegen 2006 als Auszubildender bei Lidl, aufgestiegen 2011 zum Verkaufsleiter in der Lidl-Regionalgesellschaft Wasbek.

Im Handel habe ich eine großartige Entwicklung erlebt: So spannend und dynamisch wie der Lebensmitteleinzelhandel ist, verlief auch bisher meine Karriere. Vor 12 Jahren fing ich als Azubi bei Lidl an, jetzt habe ich die Verantwortung für zehn Filialen und 200 Mitarbeiter.

Nach dem Abitur habe ich zuerst Wirtschaftsingenieurwesen in Dortmund studiert. Um mir mein Studium zu finanzieren, jobbte ich in einer Lidl-Filiale. Kassieren, Ware auffüllen, die Filiale aufräumen, das machte mir Spaß. Das sind aber nur die für den Kunden sichtbaren Aufgaben. Im Hintergrund passiert noch viel mehr: Disposition, Personalmanagement, Kennzahlensteuerung. Die Arbeit und der Teamgeist überzeugten mich: Ich entschied mich gegen das Studium und begann eine verkürzte Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel bei Lidl in der Filiale.

Für mich war in den zwei Lehrjahren schnell klar, dass ich im Unternehmen bleiben und mich weiterentwickeln möchte. Ich sprach das bei meinem damaligen Vorgesetzten offen an. Er beschrieb mir die Entwicklungsmöglichkeiten und welches Profil verlangt wird. Der Job des Verkaufsleiters reizte mich besonders, weil ich in dieser Position Verantwortung übernehmen und mich aktiv ins Tagesgeschäft einbringen kann. Die Voraussetzung ist allerdings ein handelsrelevantes Studium.

Duales Studium

Ich erhielt direkt im Anschluss an meine Ausbildung die Gelegenheit, an einem Auswahltag teilzunehmen. Der Tag war herausfordernd und bestand aus Aufgaben, die die Tätigkeiten eines Verkaufsleiters darstellten. Ich war erfolgreich und konnte direkt nach meinem Abschluss den dualen Studiengang Handel/Konsumgüterhandel in Ravensburg beginnen. Ich hatte kurz Bedenken, dass mir das Studium wie mein erster Studiengang zu theoretisch sein könnte, aber das Gegenteil war der Fall. Insgesamt habe ich drei Jahre studiert, in den letzten beiden Semestern wurde ich bereits in der Lidl-Regionalgesellschaft Wasbek intensiv auf meine zukünftigen Aufgaben als Verkaufsleiter vorbereitet und in alle Abläufe und Aufgaben eingearbeitet.

Ich erlebte eine spannende und schnelllebige Zeit. Ich bin immer zwischen Nord- und Süddeutschland gependelt, lernte viele Leute im Unternehmen kennen. Der Wechsel von Theorie und Praxis war optimal: Ich habe einen Einstieg ins Berufsleben erhalten und konnte gleichzeitig im Unterricht mein Wissen vertiefen. Den Abbruch meines ersten Studiums bereute ich nie. Die Studienzeit ist eine gute Möglichkeit, um herauszufinden, was einen wirklich interessiert und glücklich macht. Die Umorientierung war kein Nachteil, sondern ich ging meinen neuen Weg überlegter und mit mehr Erfahrungen an.

Jobeinstieg mit Verantwortung

Durch die vielen Praxiserfahrungen während des Studiums und die enge Betreuung meines Arbeitgebers habe ich bereits einen Monat nach meinem Abschluss als Verkaufsleiter begonnen. Ich bin in dieser Position vom ersten Tag an für mehrere Filialen und die jeweiligen Teams verantwortlich gewesen. Das von meinen Vorgesetzten entgegengebrachte Vertrauen schätze ich sehr. Es ist super, dass ich von Beginn an eigenverantwortlich arbeiten konnte und früh Führungsverantwortung übernehmen durfte.

Schon während meines Studiums war mir bewusst, dass ich als Verkaufsleiter ein hohes Maß an Eigenorganisation und Fachwissen mitbringen muss.

Zu meinen Aufgaben gehören beispielsweise die Entwicklung und Förderung meiner Mitarbeiter sowie die Betreuung der Filialen von der Planung und Kontrolle der Kennzahlen bis hin zur Sicherstellung, dass genügend Ware verfügbar ist. Schon während meines Studiums war mir bewusst, dass ich als Verkaufsleiter ein hohes Maß an Eigenorganisation und Fachwissen mitbringen muss. Und natürlich ist in meinem Beruf Kundenorientierung sehr wichtig.

Was das Studium in der Theorie allerdings nicht gänzlich beibringen kann, ist der Umgang mit Menschen und eine Führungsrolle verantwortungsvoll zu übernehmen. Da kommt es eben auch auf Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl an. Zum einen ist das eine Typfrage, zum anderen die gute Vorbereitung eines Vorgesetzten, der unterstützend und beratend zur Seite steht. Schließlich trage ich die Verantwortung für 200 Kollegen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, muss sie motivieren und individuell fördern.

Neben meiner Tätigkeit als Verkaufsleiter übernehme ich in der Regionalgesellschaft auch regelmäßig eigenverantwortlich Projekte. Zuletzt habe ich mich mit der Verbesserung der abteilungsübergreifenden Kommunikation innerhalb unserer Regionalgesellschaft befasst. Daneben bin ich noch in verschiedene Arbeitsgruppen involviert, die sich unter anderem mit der Optimierung des Warengeschäfts oder der Weiterentwicklung von Gruppenleitern beschäftigen.

Mitarbeiter fordern und fördern

Jeden Tag merke ich, wie leistungsstark und dynamisch das Unternehmen, in dem ich beschäftigt bin, ist. In meinem Job kann ich ein Teil davon sein, mich mit neuen Ideen einbringen und Veränderungen vorantreiben. Diese Dynamik spiegelt sich bei Lidl in der Förderung und Weiterbildung der Mitarbeiter wieder. Für jedes Berufsbild und in jeder Position werden verschiedene Aufstiegsmöglichkeiten und damit verbundene Weiterbildungsprogramme angeboten.

Die Unterstützung, die ich erhalten habe und immer noch bekomme, gebe ich weiter. Meine Mitarbeiter stehen bei meiner Arbeit im Mittelpunkt. Mir ist wichtig, sie so zu fördern, dass jeder sich wohl fühlt und sich optimal in seinen Job einbringt. Denn nur gemeinsam können wir jeden Tag unser Bestes fürs Unternehmen leisten. Ich begegne ihnen auf Augenhöhe und möchte von ihnen als Coach wahrgenommen werden. Durch meine Erfahrungen weiß ich genau, welche Herausforderungen die Mitarbeiter tagtäglich in den Filialen haben und wie viel sie leisten. Die Arbeit jedes Einzelnen zu schätzen, ein Lob auszusprechen und danke zu sagen, sind für mich eine Selbstverständlichkeit.

Davon abgesehen bespreche ich in den jährlichen Feedback-Gesprächen mit meinen Mitarbeitern ihren aktuellen Entwicklungsstand. Gemeinsam definieren wir bei Bedarf individuell entsprechende Weiterentwicklungsmaßnahmen. Aber natürlich müssen Mitarbeiter auch mit Qualität und Engagement überzeugen.

Wirtschaftswissenschaftler im Job

Absolventen der Wirtschaftswissenschaften können in unterschiedliche Branchen einsteigen oder innerhalb eines Unternehmens in verschiedenen Bereichen arbeiten. Vor dem Studienbeginn habe ich mich bereits festgelegt, dass ich später als Verkaufsleiter anfange. Darauf war mein Studium ausgerichtet. Es gibt aber auch weitere duale Studiengänge bei Lidl, die einen wirtschaftlichen Bezug haben, beispielsweise Warenwirtschaft und Logistik oder International Business. Ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler können direkt bei Lidl in Unternehmensbereiche wie beispielsweise in den Einkauf, in die Vertriebssteuerung oder die Logistik einsteigen.

Warenkorb – Kultur-, Buch- und Linktipps

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VON AUFSTIEG, MUT UND WANDEL

Cover RossmannDirk Roßmann, Erfinder und Pionier des modernen Drogeriemarktes, zeigte bereits im Alter von 12 Jahren Unternehmergeist: Er lieferte Drogerieartikel mit dem Fahrrad aus und verkaufte sie 10 Prozent billiger. Mit gerade mal 25 Jahren eröffnete er in Hannover den „Markt für Drogeriewaren“ und legte damit den Grundstein für sein Firmenimperium. Doch die Erfolgsgeschichte kennt auch Brüche: 1996 stand das Unternehmen vor dem Konkurs, privat hatte sich Dirk Roßmann an der Börse verspekuliert. Durch diese Krise veränderte Dirk Roßmann sein Leben. Das sieht er heute als Grund für seinen Erfolg an. Gleichermaßen bewegend und mitreißend erzählt er in seinem neuen Buch von seinem ungewöhnlichen Lebensweg.

Dirk Rossmann, Peter Käfferlein, Olaf Köhne: „… dann bin ich auf den Baum geklettert!“. Ariston 2018. ISBN: 978-3-424-20192-5. 20,00 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

APP-TI PP: „ESSBARE WILDPFLANZEN“

App Tipp Essbare WildpflanzenEssbare Pflanzen finden sich überall in der freien Natur. Sie sind besonders gesund und bereichern den Speiseplan. Die App „Essbare Wildpflanzen“ zeigt Porträts und Fotos essbarer heimischer Pflanzen, nennt Erntezeiten und beschreibt die richtige Verwendung. Außerdem weist sie giftige Pflanzen aus, die essbaren ähnlich sehen. Ein unerlässlicher Begleiter auf kulinarischen Entdeckungstouren durch Feld und Wald!

FAIRE WOCHE

Foto: Ian 2010/Fotolia.com
Foto: Ian 2010/Fotolia.com

Im September jeden Jahres findet seit 2001 die Faire Woche statt: 2018 unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima“. Veranstalter sind das Forum Fairer Handel e. V. in Kooperation mit dem Weltladen-Dachverband e. V. und TransFair e. V. Mit dabei sind waren dieses Jahr außerdem Handelspartner aus Peru, Nicaragua, Bolivien und Ecuador. Ein Highlight war der Banana-Fairday am 28. September, der sich an Verbraucher sowie Akteure aus Politik, Handel und Zivilgesellschaft richtete und darauf aufmerksam machen wollte, dass bisher in Deutschland nur jede zehnte Banane fair gehandelt ist. www.faire-woche.de

ESSEN UND TRINKEN MAL ANDERS

Cover Food and DrinkWeil nichts komplexe Zusammenhänge besser veranschaulicht als eine informative Grafik, kommt auch die Küchenliteratur nicht ohne aus. Das fast 500-seitige Buch „Food & Drink Infographics“ zeigt die besten und originellsten Infografiken zum Essen, Trinken und Kochen und beantwortet auf witzige Weise so ziemlich jede Frage, die man sich je zu Essen und Trinken gestellt haben mag, und viele, auf die man nie gekommen wäre. Was hier nicht drinsteht, ist zum Verzehr auch nicht geeignet.

Simone Klabin, Julius Wiedemann: Food & Drink Infographics. Ein visueller Guide kulinarischer Genüsse. Taschen 2018. ISBN: 978-3-8365-6848-7. 50 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

MODERNES NAGELBRETT

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„MIT FRAGEN GEWINNEN“

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„WILLKOMMEN IM REAL LIFE“

Cover LeFloidFlorian Mundt, alias LeFloid, ist seit über neun Jahren einer der erfolgreichsten und einflussreichsten YouTuber im deutschsprachigen Raum. Jetzt ist sein neues Buch erschienen, in dem er diesen Fragen auf den Grund geht: Wird die Welt wirklich schlimmer – oder wird sie nur lauter? Werden Erwachsene immer kindischer – oder eigentlich nur normaler? Wie fühlt es sich an, wenn 4 Millionen Menschen die größten Fans und Kritiker zugleich sind? Wie sehr haben ihn die Reisen für seine YouTube-Premium Doku-Serie „LeFloid VS The World“ geprägt? Er beschreibt, wie das Netz sein Leben verändert hat und was er seinem 15-jährigen Ich heute gerne mitgeben würde.

LeFloid mit Tommy Krappweiß: Willkommen im Real Life. Piper 2018. ISBN: 978-3-492-06134-6. 15 EuroJetzt kaufen bei Amazon

„PFÄLZER EISFEUER“

Cover Pfälzer EisfeuerKleine Hofläden – zumindest für Großstädter der Inbegriff des entschleunigten Einkaufens – werden im neuen Kriminalroman von Harald Schneider zum Tatort und bieten Stoff für pure Spannungsliteratur. Harald Schneider ist Betriebswirt und begann seine Schriftstellerkarriere schon während des Studiums. Seit 2008 hat er den skurrilen Kommissar Reiner Palzki etabliert, der auch in seinem mittlerweile sechzehnten Fall „Pfälzer Eisfeuer“ in der Metropolregion Rhein-Neckar-Pfalz ermittelt. Harald Schneider gehört zu den meist gelesenen regionalen Krimiautoren Deutschlands.

Harald Schneider: Pfälzer Eisfeuer. Gmeiner 2018. ISBN 978-3-8392-2328-4. 12 EuroJetzt kaufen bei Amazon

WEITERHIN IM TREND: HYGGE

Cover HyggeWas ist das Geheimrezept der glücklichen Dänen? Hygge. Ein Wort, das für Gemütlichkeit steht, für schönes Wohnen und Kerzenschein, Zusammensein mit Freunden und Familie, für Picknick im Sommer und Glögg trinken im Winter. Und natürlich Weihnachten mit seinem Gebäck, Kerzenschein und geliebten Menschen – das ist hygge pur! Das Buch von Meik Wiking ist ein Klassiker, das Thema mehr en vogue denn je!

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