WEF-Studie zur Zukunft der Arbeit

Die vierte industrielle Revolution wird in den kommenden Jahren unsere Arbeitswelt verändern. „Die Zukunft der Arbeit“ lautet der Titel einer Studie, die das World Economic Forum (WEF) anlässlich des gerade stattfindenden Weltwirtschaftsgipfels in Davos vorstellt.

Filmfestival Futurale zur Arbeitswelt der Zukunft

Das Filmfestival Futurale zeigt Trends der Arbeitswelt der Zukunft, innovative Lebensentwürfe und traditionelle Unternehmen, die sich auf neue Wege begeben.

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Employer Branding – verschenken Unternehmen Millionen?

Eine gute Arbeitgebermarke spart Unternehmen Geld. Simone Janson hat auf ihrem Blog berufebilder.de die Studie „ROI einer Arbeitgebermarke“ des Business-Netzwerks LinkedIN ausgewertet. In ihrem Beitrag „Verschenken Unternehmen Millionen?“ erklärt sie, warum Employer Branding so wichtig ist.

 

karriereführer bauingenieure 2015.2016 – Bauen 4.0

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Cover bauingenieure 2015.2016

Bauen 4.0 – Die digitale Transformation des Bauwesens

Neue Dimension des Bauens. Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 kommen in der Bauwirtschaft an: Die Zukunft gehört Projekten, in denen sich die Beteiligten mithilfe digitaler Werkzeuge abstimmen. Selbst komplexe Bauvorhaben werden dadurch transparenter und besser steuerbar. Für den Nachwuchs kommt es darauf an, digitale Kompetenzen mit dem Know-how eines Bauingenieurs zu vereinen.

Im Gespräch mit Hubertus Meyer-Burckhardt

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Die Liebeskomödie „Halbe Wahrheiten“ des englischen Dramatikers Sir Alan Ayckbourn ist ein international erfolgreicher Klassiker, der frisch im Ernst Deutsch Theater in Hamburg ab 26.11.2015 aufgeführt wird. Regie führt Hubertus Meyer-Burckhardt, Filmproduzent, Schriftsteller und Gastgeber der NDR Talk Show. Erstmals seit seinem Studienbeginn an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), München, arbeitet Meyer-Burckhardt wieder als Theater-Regisseur. Vor dieser Zeit war er als Regie-Assistent bei Boy Gobert, Hans Hollmann und Klaus Emmerich tätig und inszenierte selbst am Berliner Renaissance-Theater „Spiel’s noch mal, Sam“ von Woody Allen und „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind.

Daten und Dialog

Keiner weiß, was der andere tut – das soll es bei Bauvorhaben nicht mehr geben. Durch Building Information Modeling und Projekte in 5-D entstehen digitale Plattformen, mit deren Hilfe sich der gesamte Prozess durchleuchten und planen lässt. Für IT-kundige Bauingenieure entsteht somit das neue Jobprofil des Datenmanagers. Gefragt sind dafür digitale und kommunikative Kompetenzen. Von André Boße

Die Ideen von Industrie 4.0 sind bereits in aller Munde. Kurz zusammengefasst: Bei der Produktion kommen „cyber-physische Systeme“ zum Einsatz. Das sind Roboter, die nicht nur automatisch Produktionsschritte übernehmen, sondern auch so intelligent sind, dass sie ihre Arbeitsschritte nach der Konfiguration selbst planen sowie mit anderen Robotern kommunizieren. Dies geschieht über ein Internet der Dinge, in dem die Interaktion von Maschinen mit künstlicher Intelligenz stattfindet. Der Ort, an dem dies geschieht, nennt sich SmartFactory. Dabei spielt der Mensch auch weiterhin eine wichtige Rolle. Er installiert und konfiguriert die digitalen Produktionsprozesse, füttert sie mit Daten und wertet diese aus. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Produktion in den intelligenten Fabriken der Industrie-4.0-Welt ist transparent und effizient. Durch die Daten werden Qualitätskontrollen entlang des gesamten Prozesses einfacher. Die Systeme der Industrie-4.0-Welt helfen der Industrie also dabei, die immer komplexer werdende Produktion zu meistern. Es überrascht nicht, dass die technischen Unternehmen diesen Wandel sehr begrüßen: In einigen Bereichen herrscht eine echte Pionierstimmung. Es gibt kaum eine Branche, die den Veränderungen nicht optimistisch entgegenblickt. Neben dem Begriff Industrie 4.0 hat der Aufbruch bereits weitere Bereiche erfasst: Es gibt Pharma 4.0 und die veränderten Tätigkeitsprofile werden als Arbeit 4.0 bezeichnet. Aber was ist mit Bauen 4.0?

Bauen 4.0 auf dem Vormarsch
Tatsächlich ist auch dieser Begriff auf dem Vormarsch. Gedacht wird er im Zusammenhang mit dem Einsatz des „Building Information Modeling“ (BIM), also der Planung und Durchführung eines Baus mithilfe von IT. Führende Verbände und Institutionen aus der Baubranche haben jetzt die Gesellschaft Planen-Bauen 4.0 gegründet. Das Ziel: Es soll mit der Idee von Bauen 4.0 schneller vorwärtsgehen, einige Akteure der Branche werden ein wenig ungeduldig. „Die Qualifikation unserer Bauingenieure sowie deutsche Bautechnik sind weltweit nach wie vor sehr gefragt. In Sachen Digitalisierung hinken wir allerdings hinterher“, beobachtet Helmut Bramann, Mitglied der Geschäftsführung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und seit März 2015 Geschäftsführer von Planen-Bauen 4.0. In vielen Ländern gehören digitale Arbeitsweisen schon zum Tagesgeschäft; entsprechendes Know-how werde dort vom Nachwuchs wie selbstverständlich erwartet. In Großbritannien müsse BIM ab 2016 bei allen staatlichen Bauprojekten angewendet werden – auch in der Instandhaltung, nicht nur im Neubau. „Es ist Zeit, dass wir uns in Deutschland mit den Möglichkeiten moderner Techniken nicht nur befassen, sondern sie in der Ausschreibung verlangen und entlang der Wertschöpfungskette durchgängig einsetzen “, fordert Bramann.

Bauen in 5-D

Bauen 4.0 – das funktioniert fünfdimensional. Wie, das erläutert das von Unternehmen der Baubranche gegründete Netzwerk „5Dinitiative“, das europaweit das Bauen der Zukunft gestalten will. 3-D stand für: Man sieht, was man baut. Also ein 3-D-Modell des geplanten Gebäudes. 4-D hieß: Man sieht, was man wann baut. Teil des Modells ist also der zusätzliche Zeitplan. 5-D bedeutet nun: Man sieht, wie man baut. Das Modell beinhaltet die kompletten Prozessdaten, von der Produktion bis zur Anlieferung, den Fortschritt und die Kosten sowie den späteren Betrieb mitsamt aller Kosten.
Quelle: www.5d-initiative.eu

Digital hilft am Bau
Ganz ähnlich wie bei der Industrie 4.0 geht es auch beim Bauen 4.0 darum, die Möglichkeiten der digitalen Technik für die konkrete Arbeit am Bau zu nutzen. Die Computer ersetzen dabei nicht das Know-how der Bauingenieure. Aber sie helfen, die Projekte deutlich effizienter und transparenter zu gestalten – und das ist mit Blick auf die steigende Komplexität heutiger Bauvorhaben von großer Bedeutung. „BIM verknüpft wichtige Produktoder Objektdaten in einem digitalen Modell, das zum effektiven Management von Informationen über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerks hinweg dient – von den ganz frühen Konzeptphasen bis hin zum Betrieb“, definiert Helmut Bramann die Stärken der Methode. Konkret könne BIM dabei helfen, Termin- und Kostenüberschreitungen bei Bauprojekten zu vermeiden. Bramanns Wunsch an die Branche: „Wir sollten in der deutschen Bau- und Immobilienwirtschaft lernen, mehr in Wertschöpfungsketten zu denken – und unsere Prozesse dann entlang dieser Ketten zu optimieren.“

Eine wichtige Rolle dabei spielt seiner Meinung nach die junge Generation. „Angehende Bauingenieure arbeiten heute nicht mehr am Zeichenbrett, sie müssen am Computer spezielle Software beherrschen.“ Von Führungskräften in der Bauwirtschaft werde daher immer stärker gefordert, eine Immobilie von der Projektentwicklung über die Projektrealisierung bis zum Facility Management professionell zu begleiten. „Der klassische Bauingenieurstudiengang befähigt Absolventen heute noch nicht per se für diese anspruchsvolle interdisziplinäre Tätigkeit“, schätzt Helmut Bramann. Dennoch ist er optimistisch: Die Hochschulen seien auf dem richtigen Weg, den Studierenden das passende Rüstzeug für Bauen 4.0 an die Hand zu geben.

Ungekannte Transparenz
Dieses Rüstzeug benötigen die Nachwuchskräfte unbedingt beim Einstieg in die Bauwirtschaft. Ob bei den Projektspezialisten oder den großen Konzernen: „Die Ideen von Industrie 4.0 sind in der Bauwelt angekommen“, sagt Dr. Hansgeorg Balthaus, Geschäftsführer Engineering bei Hochtief. Seit rund zehn Jahren etablieren sich international immer neue Konzepte von „Virtual Design & Construction“, also der virtuellen Modellierung von Bauprojekten. Die Hochtief-Tochter ViCon hat sich im Konzern auf dieses Geschäft fokussiert. „Die mit dem Modell verknüpften Merkmale wie Produkteigenschaften, Ausführungstermine und Baukosten werden in digitalen Datenbanken abgelegt und von dort für die Projektbeteiligten verfügbar gemacht“, erläutert Balthaus die Praxis. „Dadurch entsteht eine Transparenz, wie wir sie bisher bei der Realisierung von Projekten nicht kannten.“ Bei Hochtief bereitet man die jungen Bauingenieure daher auf eine Arbeit vor, die sich deutlich stärker am Dialog orientiert. Orte der Interaktion sind vorzugsweise bedienbare Großbildschirme, interaktive Whiteboards oder Smartboards.

Damit dort Dialog und Datenfluss funktionieren, ist es wichtig, einen für das Projekt verantwortlichen Datenmanager zu ernennen. „In unseren Projekten entstehen daher neue Schlüsselfunktionen, zum Beispiel die des BIM-Managers“, berichtet Balthaus. Auch der Top-Manager fordert daher eine Grundsatzausbildung im Digitalen Bauen an den Hochschulen, „aber auch ein projektnahes Training in den Unternehmen“. Ergänzend komme es auf die Schulung der kommunikativen Fähigkeiten an. Balthaus sagt: „Bauen 4.0 steht nicht für eine Arbeit, die im stillen Kämmerlein stattfindet. Der BIM-Bauingenieur kommuniziert mit Planern und Bauausführenden häufig über Web- oder Videokonferenzen, aber auch weiterhin in regelmäßigen persönlichen Projektmeetings.“ Die Interaktion über digitale Schnittstellen ist wichtig. Aber eines gilt auch weiterhin: Wer zusammen erfolgreich bauen will, muss auch miteinander reden.

Netzwerk Bauen 4.0

Jade Hochschule mit Sitz in Oldenburg und Wilhelmshaven hat ein Netzwerk „Bauen 4.0“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, angehende Bauingenieure und junge Bauingenieure in den Unternehmen zu vernetzen und bei Veranstaltungen an einen Tisch zu bringen. Bei Themen wie Wissensmanagement, der IT-Umsetzung einer „BauCloud“ oder dem BIM-Einsatz in verschiedenen Bauphasen, sollen Forschung und Praxiserfahrungen miteinander gekoppelt werden. Weitere Informationen gibt es beim Institut für Bau- und Immobilienwirtschaft der Jade Hochschule.

Interview mit Bernd Wagenbach, Geschäftsführer Schüßler-Plan

Die Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan plant komplexe Bauunternehmungen, von Flughäfen über Bahnhöfe bis zu Hochhäusern. Bei diesen Projekten gehören digitale Methoden längst zum Alltag. Die Idee von Bauen 4.0 ist hier Teil der Praxis. Bernd Wagenbach ist einer der Geschäftsführer des Unternehmens. Im Gespräch erzählt der studierte Bauingenieur, wie das Bauen 4.0 die Projektplanung verändern wird und welche Kompetenzen für den Nachwuchs wichtig sind. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Bernd Wagenbach wurde 1957 geboren und studierte an der Universität Wuppertal Bauingenieurwesen, Vertiefungsbereich konstruktiven Ingenieurbau. 1984 kam er zu Schüßler-Plan, wo er in Düsseldorf zunächst als Projektingenieur im Bereich Hoch-, Brücken- und Tunnelbau arbeitete. 1987 übernahm er die Leitung des Büros in Frankfurt am Main, seit 1991 ist er dort geschäftsführender Gesellschafter. Die Ingenieurgesellschaft hat ihren Hauptsitz in Düsseldorf. Im Sommer 2015 wurde das Unternehmen zum neuen Generalplaner für den neuen Flughafen in Berlin ernannt.

Herr Wagenbach, die Industrie 4.0 mit ihren Ideen und Veränderungen in Richtung digitaler Produktion ist in aller Munde. Wie sieht es mit der Adaption dieser Ideen für die Baubranche aus: Können wir analog von einem „Bauen 4.0“ sprechen?
Die Baubranche kann sich den Forderungen der zunehmenden Digitalisierung nicht verschließen. Das Planen und Bauen ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl an Beteiligten und eine kaum überschaubare Anzahl an Schnittstellen. Hinzu kommt: Auch das Bauen unterliegt zunehmend den Zwängen der Wirtschaftlichkeit, der Nachhaltigkeit und Effizienz. Da liegt es doch nahe, sich analog den Grundsätzen der Industrie 4.0 mit Wertschöpfungsketten und Prozessen zu beschäftigen, die das Planen und Bauen optimieren.

Welche Rolle spielt dabei das Building Information Modeling, kurz BIM?
Diese Managementmethode eröffnet erstmals die Möglichkeit, die relevanten Bauwerksinformationen über alle Gewerke, alle Planungs- und Ausführungsphasen bis hin zum Betrieb des Bauwerks zu vernetzen und in einem gemeinsamen Modell allen Beteiligten zur Verfügung zu stellen.

Einige kritisieren, es ginge mit BIM zu langsam voran. Sehen Sie das auch so?
Im Bereich der Planung und Realisierung von Hochbauten ist die BIM-Methode bereits etabliert, auch wenn wir in Deutschland tatsächlich noch etwas den Entwicklungen in den USA und denen einiger nordeuropäischer Länder hinterherlaufen. Im Bereich der Ingenieurbauwerke und Verkehrsanlagen befinden wir uns gemeinsam mit der Bauindustrie und den Systemanbietern noch in der Entwicklungsphase. Fest steht jedoch: Mit BIM hat die Digitalisierung Einzug gehalten. Sie wird die Arbeitsmethode der Zukunft sein.

Wie kann es gelingen, die Ideen von Bauen 4.0 in die Praxis zu bringen?
Wichtig ist das Training mit bereits vorhandenen neuen Planungswerkzeugen, die auf der BIM-Methode basieren. Wer diese Tools anwendet, schult nicht nur die Mitarbeiter, sondern prüft die Alltagstauglichkeit, die Nutzerfreundlichkeit und die Einhaltung der fachlichen Randbedingungen der neuen Systeme.

Wie werden diese Veränderungen konkret die Arbeit der Bauingenieure verändern?
Einer der Grundsätze von BIM ist das partnerschaftliche Miteinander in allen Planungs- und Ausführungsprozessen. Ziel ist es, an einem gemeinsamen Modell zu arbeiten. Alle Planungsleistungen der verschiedenen Gewerke werden in diesem gemeinsamen Modell zusammengeführt – und dabei automatisch auf Kollisionen und Unverträglichkeiten geprüft. Die Fehlerhäufigkeit im Planungsprozess wird damit minimiert. Der Einsatz der Methode bedingt bei allen Beteiligten ein Umdenken im Planungsprozess. Bisher bauten einzelne Gewerkeplanungen auf den Vorgaben und Vorleistungen anderer Beteiligter auf. Jetzt müssen alle bereits in frühen Planungsphasen konkret kooperieren. Hierdurch verschiebt sich der Planungsaufwand nach vorne in relativ frühe Projektphasen. Der Vorteil: Die späteren Planungsschritte, wie die Planung der Ausführung oder die Ausschreibung, kann man dann mit wesentlich weniger Aufwand betreiben.

Welche Fähigkeiten werden für den Bauingenieurnachwuchs besonders bedeutsam sein?
Die kommende Generation der Bauingenieure wächst ohnehin im Zeitalter der Digitalisierung auf, sie kennt also die Grundprinzipien. Darüber hinaus muss die Nachwuchskraft bereit sein, im Projekt offen und partnerschaftlich sowie über die Grenzen der eigenen Planungsdisziplin hinaus zu kommunizieren. Da Projekte früh konkret werden und das partnerschaftliche Miteinander wichtig ist, sind ein hohes Maß an fachlichem Know-how sowie ein breites Allgemeinwissen in allen beteiligten Fachgewerken wichtig. Die Bereitschaft zum Umgang mit neuen Medien und die Freude an Planungsprozessen mit einer Vielzahl Beteiligter setzen wir voraus – und fördern diese mit eigens darauf ausgerichteten persönlichen Weiterbildungsmaßnahmen in unserer Akademie.

Umdenken in Unternehmen

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Die Digitalisierung von Bauprozessen hat viele Vorteile: Transparenz, schnellere und automatisiertere Prozesse oder weniger Zeit- und Kostenaufwand. Doch der Weg dorthin ist für Unternehmen mit gravierenden Veränderungen verbunden, auf dem die Mitarbeiter mitgenommen werden müssen. Bauingenieure mit entsprechender Vorbildung haben dabei hervorragende Chancen, diesen Wandel mitzugestalten. Von Christoph Berger.

„Wenn wir von Building Information Modeling, kurz BIM, sprechen, dann meinen wir nicht nur eine Technik oder Software, sondern eine Methode“, sagt Frank Walter, der bei Arcadis, einem internationalen Planungs- und Beratungsunternehmen, für die BIM-Einführung in Deutschland verantwortlich ist. Natürlich habe die Methode auch eine ganz klare technische Dimension, immerhin geht es dabei um die Visualisierung von Bauprojekten in mehrdimensionalen Ebenen – sei es nun die 3-D-Darstellung oder unter Umständen mit den zusätzlichen Faktoren Zeit und Kosten sogar 5-D. In dem mit Datenbanken hinterlegten Modell sind sämtliche im Vorfeld definierten Informationen enthalten, die sowohl für das Entwerfen und Bauen des Bauwerks notwendig sind, als auch für dessen Betreiben. Diese Daten sind von allen nutzbar, die über den Lebenszyklus des Bauwerks betrachtet mit ihm zu tun haben. Das ist die Verknüpfung von Bauingenieur- mit IT-Know-how. Doch BIM betrifft nach Walters Definition nicht nur den Prozess hin zu einer gemeinsamen Nutzung digitaler Modelle. Neu ist auch die Nutzung der Daten und die Form der Zusammenarbeit. Das hat Einfluss auf die gesamte Firmenkultur von Unternehmen, die sich für die Arbeit mit der BIM-Methode entscheiden. „Das Arbeiten in einem BIM-Umfeld ist eher eine kulturelle als eine technische Herausforderung. Es erfordert die Neudefinition von Rollen und Verantwortlichkeiten und ist eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Optimierung von Prozessen, Verfahren und Standards.“

In der Zusammenarbeit machen sich die Veränderungen zum Beispiel folgendermaßen bemerkbar: Bei der herkömmlichen Arbeitsweise arbeiten Zeichner, Architekten, Konstrukteure oder Projektleiter getrennt voneinander an ihren Plänen. Jetzt, mit BIM, arbeiten alle in Echtzeit an einem digitalen Modell. „Das bedeutet, dass alle Projektbeteiligten sehen können, was jeder Einzelne macht“, sagt Dorit Hoth. Als erfahrene Bauingenieurin mit speziellen Kenntnissen der Planungssoftware Revit und anderer Tools betreut sie als BIM-Koordinatorin diverse Bauprojekte und unterstützt Frank Walter bei der BIM-Einführung. „Diese Transparenz kann bei Mitarbeitern natürlich zu Bedenken und manchmal auch zu Ängsten führen“, sagt sie weiter.

Redaktionstipp

André Borrmann, Markus König, Christian Beetz (Hrsg.):
Building Information Modeling.
Springer 2015. ISBN 978-3658056056, 77,75 Euro.

Mit Kommunikation zum Ziel
Laut Hoths Erfahrung komme der intensiven Kommunikation mit den Projektbeteiligten daher eine immense Bedeutung zu – sowohl vor dem Projektstart als auch während des Ablaufs. Man müsse die Mitarbeiter informieren, ihnen die Angst vor Veränderungen nehmen und die positiven Aspekte der neuen Arbeitsweise herausstellen. So werden vor dem Projektstart mit allen Projektbeteiligten Ziele definiert, die mit der BIM-Arbeitsweise erreicht werden sollen. Die Mitarbeiter erhalten Grundlagen- und Projektschulungen. Hoth organisiert für die Arcadis-Mitarbeiter zudem immer wieder Skype-Workshops, um sie für die neue Methode zu sensibilisieren. Auch die im Projekt zu verwendende Software wird bereits im Vorfeld festgelegt und die Mitarbeiter werden in deren Nutzung fit gemacht. Im späteren Projektverlauf wird die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Beteiligten intensiv koordiniert. „Natürlich erläutern wir den Mitarbeitern auch, dass es gut ist, möglichst früh in den Projekten Fehler zu erkennen und bereinigen zu können“, sagt Hoth. Immerhin ist genau dies einer der Vorteile der BIMMethode. Fehler, die bereits in der Planungsphase erkannt werden, führen zu einer präziseren Kosten- und Termineinhaltung.

„Von Mitarbeitern wird bei dieser Form der Zusammenarbeit Offenheit verlangt, Einzelkämpfer werden sich bei der Arbeitsweise schwer tun“, weiß Frank Walter. Wobei er festgestellt hat, dass es sich bei den Bedenken nicht unbedingt um eine Generationenfrage handelt: „Auch für junge Mitarbeiter ist diese Form der Zusammenarbeit oft neu.“

Offenheit gegenüber der IT
Offenheit ist jedoch nur eine Voraussetzung, die Mitarbeiter für die Zusammenarbeit in BIM-Projekten benötigen. Eine weitere sind Sprachkenntnisse. „Die Beteiligten sollten die DIN-Sprache, also die Normen, beherrschen“, sagt Hoth. Je nach Land und Projekt sind die Normen unterschiedlich. „Kennen sich Bauingenieure damit aus, haben sie gute Chancen, auch in international aufgesetzten BIM-Projekten mitzuarbeiten“, so Walter. Er hat zudem festgestellt, dass die Voraussetzungen der Bauingenieurabsolventen sehr unterschiedlich sind. „Das ist stark von den Hochschulen, von denen sie kommen, und den dortigen Lehrkräften abhängig“, sagt er. Prinzipiell erkennt er aber bei den Absolventen eine große Bereitschaft, sich mit Software und Datenbankmodellen auseinanderzusetzen. Daher haben die jungen Bauingenieure auch gute Chancen, den Wandel in den Unternehmen mitzugestalten. Trotz aller Innovationen sei die alleinige Fokussierung auf BIM jedoch nicht der Garant für erfolgreiche Projektsteuerung, so Walter weiter. „Nicht alle Projekte sind BIM-fähig. Die Beherrschung des Handwerkszeugs für die klassische Projektbearbeitung sind deswegen weiterhin wichtig.“

BIM-Anforderungen

Der buildingSMART e. V. in Berlin hat ein Wiki zum Thema „Allgemeine BIM-Anforderungen“ aufgesetzt. Die Inhalte dort beziehen sich auf die „Common BIM Requirements 2012“.
www.jade4d.de/bim-anforderungen/index.php/Hauptseite

BIM-Erklärungen

Auf dem Videochannel Youtube haben vor allem die Software-Unternehmen zahlreiche Erklärvideos zur Building Information Modeling-Methode veröffentlicht. Zu finden ist dort auch der kurze Film „BIM- Der Film“ der Rösch Unternehmensberatung, der die BIM-Bauweise mit dem Bauklötze-Prinzip erklärt:

Weltneuheit: Medienfassade

Das Klubhaus St. Pauli am Spielbudenplatz in Hamburg bietet als erstes Gebäude eine „Mediatektur“. Bauingenieure entwickelten gemeinsam mit Lichtkünstlern, Medientechnikern und Architekten attraktive Räumlichkeiten für Bars, Clubs und Büros sowie eine bespielbare Lichtfassade. Gezeigt werden dort Kunst, Filmclips und Werbefilme. Von André Boße.

Weil Udo Lindenberg nur seinen eigenen Regeln folgt, begann sein Countdown nicht bei der Zehn, sondern der Sieben. Bei Null angekommen, legte der Panikrocker den Schalter um – und die Fassade des Klubhaus St. Pauli leuchtete. „Die absolute Obersensation ist das hier“, sagte Lindenberg. Und tatsächlich: die neue architektonische Attraktion des Hamburger Stadtteils St. Pauli funktioniert – und bietet seit dem 23. September 2015 eine erstklassige Adresse für Bars, Musikclubs und Büros mitten auf dem Kiez. Doch das ist nicht alles, denn das Gebäude am Spielbudenplatz bietet eine echte Weltneuheit: eine bespielbare Medienfassade, die der Reeperbahn in den Abend- und Nachtstunden ein einzigartiges und innovatives Lichtschauspiel bietet, um die selbst Metropolen wie Paris, London oder Las Vegas die Hansestadt beneiden.

„Mediatektur“ nennen die Betreiber das enge Zusammenspiel aus Architektur und Medientechnik: Die multimedialen Flächen wurden nicht im Anschluss an die Bauarbeiten wie Bildschirme an die Fassade angebracht. Stattdessen arbeiteten von Beginn an Lichtkünstler, Medientechniker, Architekten und Bauingenieure zusammen, um die Medienfassade in das Gesamtprojekt zu integrieren. Wer jetzt bei Dunkelheit am Spielbudenplatz Station macht, sieht ein Gebäude, in dem das Licht zu leben scheint: Mal blinkt es verführerisch wie in einer Science- Fiction-Disco, mal sind kurze Clips zu sehen, künstlerische Filme, aber auch Werbeclips, die das aufwendige Projekt mitfinanzieren werden. Bis zu einem Drittel der Gesamtzeit darf Reklame gezeigt werden, der Rest gehört der Film- und Lichtkunst.

Was das komplexe Bauprojekt neben der Medienfassade so besonders macht, ist die Vielzahl der Projektbeteiligten. Neben den üblichen Fachplanern musste das Baumanagement vom Projektentwickler Becken Immobilien hochqualifizierte Spezialisten für Licht- und Medientechnik an Bord holen. Die Idee zur „Mediatektur“ entwickelten die Hamburger Kreativagentur Urban Screen sowie das Architekturbüro Akyol Kamps . Bauherr ist die Betreiberfirma, an der sich neben Gastronomen auch die Kiez-Legende Corny Littmann beteiligt hat. Littmann ist Theatermacher und Besitzer des Schmidt Theaters und des Schmidt Tivoli, beides beliebte Adressen am Spielbudenplatz. Damit ist der ehemalige Präsident des FC St. Pauli mit seinem attraktiven Kulturprogramm mitverantwortlich für die Aufwertung, die das Viertel in den vergangenen Jahren erfahren hat: Die Reeperbahn ist so „in“ wie seit langer Zeit nicht mehr. Alte Etablissements und moderne Gebäude stehen dicht nebeneinander, das Klubhaus St. Pauli als Neuzugang auf dem Kiez wird den Trend hin zu einem hippen St. Pauli noch verstärken. Es kommt eben nicht nur auf urige Typen an, sondern auch auf schillernde Gebäude.

Interview mit Joachim Schmidt-Mertens zum Klubhaus St. Pauli

Dass das Klubhaus St. Pauli mit seiner Medienfassade pünktlich fertig wurde und funktioniert, ist ein Verdienst des Baumanagements. Übernommen hat es als Dienstleister das Hamburger Unternehmen Becken Immobilien, das mit seiner Unternehmenstochter Becken Development in der Hansestadt bereits andere aufregende Gebäude wie zum Beispiel den „Berliner Bogen“ entwickelt hat. Joachim Schmidt-Mertens, Bauingenieur mit Abschluss an der TU Hamburg-Harburg, ist Prokurist von Becken Development und berichtet im Interview von den Besonderheiten des Projekts – und verrät auch, warum eine solche Medienfassade in Deutschland wohl einzigartig bleiben wird. Die Fragen stellte André Boße

Herr Schmidt-Mertens, was macht das Klubhaus St. Pauli so einzigartig?
Das Klubhaus ist kein gewöhnliches innerstädtisches Gebäude. Es ist die Lage, die Nutzung, die Gestaltung und insbesondere die medial bespielbare Fassade, die das Projekt so ganz besonders machen. Diese Medienfassade ist eine tatsächlich neue und weltweit bislang einzigartige Entwicklung aus mehreren unterschiedlich medial bespielbaren Systemen. Eine echte Innovation, die es nicht standardmäßig zu kaufen gab – und auch in Zukunft nicht von der Stange zu kaufen geben wird. Dieses Zusammenwirken von Architektur und Medien bezeichnen wir als „Mediatektur“.

Wie kam es zu der Idee?
Der Impuls kam von den Licht- und Medienkünstlern der Firma Urbanscreen und den Architekten des Hamburger Büros Akyol Kamps. Hier entstanden die Ideen und künstlerischen Konzepte.

Also eine künstlerische Vorstellung.
Genau. Und dann begann die Arbeit, herauszufinden, ob und wie es überhaupt funktionieren kann. Wir haben Sonderfachleute ins Projekt geholt, die sich um bestimmte Aspekte gekümmert haben: Lichtplaner und auch Medientechniker, denn die Lichtfläche soll ja tatsächlich als Medienfläche bespielbar sein. Da stellt sich die Frage: Wie funktioniert das? Mit welchen Hard- und Softwarelösungen arbeiten wir, welche Filmformate benötigen wir und – weil über die Fassade ja auch Werbung abgespielt wird – wie kann das abgerechnet werden? Besonders war, dass die beteiligten Firmen nicht einfach Aufträge abgearbeitet haben, sondern selbst an der Produktentwicklung beteiligt waren, immer unter Beachtung der künstlerischen und wirtschaftlichen Vorgaben. Das verlangt von allen Beteiligten nicht nur Kreativität, sondern auch eine echte Identifikation mit dem Projekt, die deutlich über die Pflichterfüllung hinausgeht. Wobei die Unternehmen natürlich weiterhin auch Geld verdienen möchten.

Besteht die Gefahr, dass man ein solches Projekt kaputtspart?
Die technischen und künstlerischen Ansprüche an dieses Projekt waren sehr hoch, daher war es wichtig, immer die Zielvorgabe im Kopf zu haben, sprich, sich die Frage zu stellen: Welchen qualitativen Anspruch soll das Objekt erfüllen? Die hohen Anforderungen haben ihren Preis, das war immer klar. Aber das Budget hierfür war begrenzt. Deshalb haben wir immer den Kostenrahmen im Blick behalten und das Preis-Leistungsverhältnis optimiert.

Was war Ihre Aufgabe bei dem Bauprojekt?
Wir waren als Projektmanager leitend verantwortlich für die Steuerung des gesamten Projekts. Also für die Planung und Ausführung, aber auch für die Bindung aller Beteiligten: die vielen verschiedenen Fachplaner, Sonderingenieure und Bauunternehmer, Architekten und Künstler. Kurz gesagt: Wir waren als Fremddienstleister die Vertreter der Bauherren. Unser Unternehmen entwickelt und realisiert häufig eigene Projekte, aber in diesem Fall kamen die Betreiber auf uns zu, weil sie selbst wenig bis gar keine Erfahrung mit der Baubranche gesammelt haben. Daher brauchten sie Profis an ihrer Seite.

Worauf kam es beim Projektmanagement an?
Man muss die Kosten und Termine, die Beteiligten und auch die Bauherren managen. Zudem müssen zunächst die Zielvorgaben herausgearbeitet und festgelegt werden – und zwar in enger Kommunikation mit den Bauherren, denn nur dann weiß man, was die späteren Betreiber überhaupt wollen. Generell wird ein solches Projektmanagement viel über Kommunikation geleitet. Die Grundlage der Meetings sind dann jeweils Rahmenterminpläne, Budgets und Zieldefinitionen zu den Qualitäten und Quantitäten, die man erst definiert und dann natürlich auch einhalten muss.

Sie sind studierter Bauingenieur. Ist dieser Abschluss wichtige Voraussetzung für den Job eines Projektmanagers?
Gut ist es, wenn man entweder Bauingenieur oder Architekt ist. Mittlerweile gibt es auch Studiengänge, die das Projektmanagement vertiefen. Hinzu kommen dann vielfältige Praxiserfahrungen und Zusatzqualifikationen in den Bereichen Projektführung und Baumanagement. Praktische Erfahrungen bei Bauunternehmungen oder in Planungsbüros sind ebenfalls hilfreich.

Was denken Sie als Hamburger heute, wenn Sie auf der Reeperbahn am Klubhaus St. Pauli vorbeigehen?
Ich bin schon ein wenig stolz, an so einer Weltneuheit mitgearbeitet zu haben und zu sehen, wie die Menschen jedes Mal begeistert stehen bleiben.

Wird das Klubhaus St. Pauli einzigartig bleiben?
Ja. Einerseits ist das Klubhaus einzigartig hinsichtlich des künstlerischen und gestalterischen Erscheinungsbildes sowie natürlich auch in der Nutzung. Außerdem gibt es außer der Reeperbahn auf St. Pauli in der Bundesrepublik keine so große Gebäudefläche, die man mit Licht in der gewählten Ausführung und Helligkeit bespielen darf: Auf der Reeperbahn gibt es eine besondere Lichtverordnung, die eine solche Medienfassade überhaupt erst möglich macht. An anderen Orten wäre die Realisierung aus bauordnungsrechtlichen Gründen nicht möglich, denn es gibt klare Regelungen zum Lichtemissionsschutz, was ja auch verständlich ist. Wenige wollen im Büro oder in der Wohnung dauerhaft das wechselnde Licht haben. Wir mussten daher sehr aufpassen, dass die beträchtliche Lichtmenge des Klubhauses tatsächlich auf dem Spielbudenplatz auf der Reeperbahn bleibt und nicht über die Häuser hinweg die angrenzende Wohnbebauung stört. Auch hier war eine neue Technik notwendig, die das Licht absolut zuverlässig abblendet und steuert.

Zum Gebäude

Das Klubhaus St. Pauli ist ein neues Gebäude für die Hamburger Musikszene, das mit seinem Gebäude- und Nutzungskonzept sowie einer imposanten Medienfassade international Beachtung findet. Direkt auf dem Spielbudenplatz 21/22 ist ein Neubau mit rund 5000 Quadratmetern Nutzfläche entstanden. Dort werden unter anderem mehrere Musikclubs, eine Bar auf dem Dach, das Theater Schmidtchen, das On Air mit einer Theatergastronomie und diverse Büroflächen beheimatet sein. Die innovative Medienfassade bietet den Besuchern des Spielbudenplatzes täglich ein Schauspiel aus künstlerischen Licht- und Videoinstallationen sowie Werbeclips.
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