Europas erstes Aktiv-Stadthaus

Foto: Barbara Staubach /ABG Frankfurt Holding
Foto: Barbara Staubach /ABG Frankfurt Holding

Nachhaltiges Bauen und Ästhetik müssen kein Widerspruch sein. Das belegt ein im Sommer 2015 eröffnetes Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main. Die Nachhaltigkeit zeigt sich vor allem in zwei Punkten: im geringen Energieverbrauch und in den bezahlbaren Mieten. Von Christoph Berger

Das Mehrfamilienhaus mit 74 Wohneinheiten in Frankfurts Speicherstraße ist eine Kombination aus gut gedämmter Gebäudehülle, effizienter Gebäudetechnik, regenerativen Energien und sparsamen Haushaltsgeräten im Standard A+++. Es ist zudem das erste Gebäude in dieser Immobilienkategorie in Europa, das nach dem Effizienzhaus Plus-Standard gebaut wurde.

330 Photovoltaikmodule an der Fassade und rund 1000 Hocheffizienzmodule auf dem Dach sorgen für die Energie zur Stromversorgung des Hauses. Gespeichert wird der Strom in einer Batterie im Keller, sodass auch nachts die Stromversorgung gesichert ist. Dabei handelt es sich um drei thermische Pufferspeicher und einen Lithium- Eisen-Phosphat-Stromspeicher. So sollen rund 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs direkt aus der lokal erzeugten Energie gedeckt werden. Auch Wärme und Warmwasser werden von dort mit Energie versorgt. Die Wärmepumpe hingegen nutzt als Wärmequelle einen nahegelegenen Abwasserkanal.

Doch es ist nicht nur die Haustechnik, die zur Energieeffizienz beiträgt. Auch die verwendeten Bauteile leisten mit ihrem Wärmeschutz einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs. Die Außenwände bestehen zu einem großen Teil aus einer Holzkonstruktion. Dieser ist eine Unterkonstruktion zur Aufnahme der fassadenintegrierten Photovoltaikmodule beziehungsweise der Plattenverkleidung vorgesetzt. Auch das eigentliche Dach wurde aus Holz hergestellt, einer Sparrenkonstruktion. Darunter liegt eine gutgedämmt Stahlbetondecke.

Allerdings: Ohne die Beteiligung der Nutzer und Bewohner der Immobilie würden die Technikvorteile nicht voll zum Tragen kommen. Daher verfügt jede Wohnung über ein Nutzerinterface, das den Bewohnern die Energieverbräuche anzeigt und zu energiesparendem Verhalten motiviert. Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks sagte bei der Eröffnung: „Damit übertrifft das Haus schon jetzt die hohen klima- und energiegerechten Anforderungen, die die Europäische Union ab 2021 für neue Wohngebäude vorsieht.“

Insgesamt fungiert das Aktiv-Stadthaus als Pilotprojekt. Es ist Teil des Netzwerks Effizienzhaus Plus der Forschungsinitiative Zukunft Bau. Gefördert und wissenschaftlich begleitet wird es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.