Unterm Bosporus hindurch

Am 22. August 2015 war es soweit: Der Durchbruch unter dem Bosporus zwischen Asien und Europa war vollzogen. 16 Monate hatte der Vortrieb für die insgesamt 3340 Meter lange Strecke gedauert. Die Macher bewerten das Projekt als eine der kühnsten Tunnelmissionen überhaupt. Von Christoph Berger

16 Monate lang hatte sich ein 120 Meter langer Tunnelbohrer unter dem Bosporus für das Projekt mit dem Namen „Eurasia-Autotunnel“ hindurchgebohrt. Dabei handelt es sich um einen zweistöckigen Tunnel. Sein Bau soll in der fast 15-Millionen-Metropole Istanbul zu einer gravierenden Verkehrsentlastung beim Passieren der Meerenge führen: 100.000 Fahrzeuge täglich sollen ab Ende 2016 durch ihn die Kontinente wechseln können. Zudem soll die Fahrtzeit von heute 100 auf nur noch 15 Minuten reduziert werden.

Im April 2014 war am südöstlichen Ende des Bosporus auf asiatischer Seite gestartet worden. Am 22. August dieses Jahres durchstach ein Mixschild mit einem Bohrdurchmesser von 13,7 Metern plangenau die Zielschachtwand auf der europäischen Seite der Mega-City. Für die Bauausführung zeichnet ein türkisch-südkoreanisches Joint-Venture verantwortlich. Doch auch das auf Tunnelbohrer spezialisierte Unternehmen Herrenknecht mit Sitz im baden-württembergischen Schwanau hatte einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Projekterfolg. Denn noch niemals war ein so großer und leistungsfähiger Tunnel unter so vielschichtigen und extremen Bedingungen unterirdisch gebaut worden.

Bei der Tunnelbohrmaschine handelt es sich um ein 3300 Tonnen schweres Unikat, das speziell für die Anforderungen des Projekts entwickelt worden war. Zu Beginn tunnelte sich der großformatige Mixschild bei einem Gefälle von fünf Prozent bis zum tiefsten Punkt. Der liegt bei 106 Meter unter dem Bosporus. Es herrschen dort elf Bar Wasserdruck. Ständig wechselte bei der Tunnelung auch der Untergrund. Das hatte einen intensiven Verschleiß an den Abbauwerkzeugen am Schneidrad zur Folge. „Die besondere Herausforderung bestand darin, ein Schneidrad zu entwickeln, das den Wechsel der Abbauwerkzeuge auch bei dem enormen Außendruck sicher von innen ermöglicht“, erklärt Werner Burger, Konstruktionsleiter bei Herrenknecht. Das Problem löste man mithilfe eines Schneidrads, das durch schmale Arbeitskammern von der Rückseite aus begehbar ist. So können die Werkzeuge durch spezielle Schleusensysteme vom Personal unter atmosphärischen Druckverhältnissen sicher ausgetauscht werden. Zu Bestzeiten legte man mit der Technik 92 Meter in der Woche unterirdisch zurück.

Nach dem erfolgreichen Durchbruch sagten die Verantwortlichen, das Projekt habe Signalwirkung im weltweiten Tunnelbau, denn mit ihm würden neue Machbarkeitsstandards beim Herstellen von Tunneln unter extremen Baugrundbedingungen einhergehen.

Europas erstes Aktiv-Stadthaus

Nachhaltiges Bauen und Ästhetik müssen kein Widerspruch sein. Das belegt ein im Sommer 2015 eröffnetes Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main. Die Nachhaltigkeit zeigt sich vor allem in zwei Punkten: im geringen Energieverbrauch und in den bezahlbaren Mieten. Von Christoph Berger

Das Mehrfamilienhaus mit 74 Wohneinheiten in Frankfurts Speicherstraße ist eine Kombination aus gut gedämmter Gebäudehülle, effizienter Gebäudetechnik, regenerativen Energien und sparsamen Haushaltsgeräten im Standard A+++. Es ist zudem das erste Gebäude in dieser Immobilienkategorie in Europa, das nach dem Effizienzhaus Plus-Standard gebaut wurde.

330 Photovoltaikmodule an der Fassade und rund 1000 Hocheffizienzmodule auf dem Dach sorgen für die Energie zur Stromversorgung des Hauses. Gespeichert wird der Strom in einer Batterie im Keller, sodass auch nachts die Stromversorgung gesichert ist. Dabei handelt es sich um drei thermische Pufferspeicher und einen Lithium- Eisen-Phosphat-Stromspeicher. So sollen rund 50 Prozent des gesamten Energiebedarfs direkt aus der lokal erzeugten Energie gedeckt werden. Auch Wärme und Warmwasser werden von dort mit Energie versorgt. Die Wärmepumpe hingegen nutzt als Wärmequelle einen nahegelegenen Abwasserkanal.

Doch es ist nicht nur die Haustechnik, die zur Energieeffizienz beiträgt. Auch die verwendeten Bauteile leisten mit ihrem Wärmeschutz einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs. Die Außenwände bestehen zu einem großen Teil aus einer Holzkonstruktion. Dieser ist eine Unterkonstruktion zur Aufnahme der fassadenintegrierten Photovoltaikmodule beziehungsweise der Plattenverkleidung vorgesetzt. Auch das eigentliche Dach wurde aus Holz hergestellt, einer Sparrenkonstruktion. Darunter liegt eine gutgedämmt Stahlbetondecke.

Allerdings: Ohne die Beteiligung der Nutzer und Bewohner der Immobilie würden die Technikvorteile nicht voll zum Tragen kommen. Daher verfügt jede Wohnung über ein Nutzerinterface, das den Bewohnern die Energieverbräuche anzeigt und zu energiesparendem Verhalten motiviert. Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks sagte bei der Eröffnung: „Damit übertrifft das Haus schon jetzt die hohen klima- und energiegerechten Anforderungen, die die Europäische Union ab 2021 für neue Wohngebäude vorsieht.“

Insgesamt fungiert das Aktiv-Stadthaus als Pilotprojekt. Es ist Teil des Netzwerks Effizienzhaus Plus der Forschungsinitiative Zukunft Bau. Gefördert und wissenschaftlich begleitet wird es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.

Pläne schmieden: Das Leben ist eine Baustelle

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Till Hoheneder, Mike Krüger: Mein Gott, Walther.
Till Hoheneder, Mike Krüger: Mein Gott, Walther.
„DAS LEBEN IST OFT PLAN B“
Die Idee zu seinem größten Hit, „Mein Gott, Walther“, kam Mike Krüger am Baggersee. Da war er gerade mal 15 Jahre alt. Der Song ist über Generationen hinweg bekannt. Doch dies ist nicht seine einzige Verbindung zum Bau – er war dort auch selbst einst als gelernter Betonmischer tätig. Anlässlich seines 40. Bühnenjubiläums wirft er nun einen Blick zurück und erzählt von seinem Leben. Dabei wird deutlich: Das Leben ist oft Plan B.
Till Hoheneder, Mike Krüger: Mein Gott, Walther. Piper Oktober 2015.
ISBN 978-3492056953. 19,99 Euro

Vor einigen Jahren beantwortete Mike Krüger unsere Fragen handschriftlich.


DIY = DO IT YOURSELF
Im Internet sind allerhand Bauanleitungen zum Selberbauen zu finden. Der Naturschutzbund Deutschland erklärt, wie man einen Höhlenbrüterkasten baut:
www.nabu.de/vogelschutz/nisthilfen/hoehlenbrueter_kasten.pdf

Die Baumarktkette Obi hat eine Anleitung zum Bau einer Seifenkiste veröffentlicht:
www.obi.de/de/rat-und-tat/inspiration-und-ideen/selbstbauanleitungen/seifenkiste/index.html

Und Anleitungen für Haus und Garten gibt es bei Festool:
www.festool.de/Aktionen/Mehr-Festool/Bauplan-Selberbauen-Holz


Foto: Troika Germany GmbH, Müschenbach
Foto: Troika Germany GmbH, Müschenbach
DER TISCH-BAGGER
Für die Ordnung auf dem Schreibtisch: Büroklammern haften magnetisch in der Schaufel, der Bleistift steckt in der Halterung vor der Motorhaube und Haftetiketten liegen auf dem Fahrersitz. Und mit einem Rückziehmotor ist der Bagger auch ausgestattet. Schaufelbagger „Digger“ gesehen bei www.troika.de


Ralf Schmitz: Schmitz‘ Häuschen.
Ralf Schmitz: Schmitz‘ Häuschen.
DER UMBAU DER EIGENEN VIER WÄNDE
Comedian Ralf Schmitz baut um – doch nichts läuft nach Plan: Maurer ziehen Wände auf der falschen Etage hoch, Maler verputzen abgeklebte Fenster, und Elektriker montieren Lichtschalter, bei deren Betätigung die Dachluke aufgeht. Doch das Letzte, was Schmitz verliert, ist seinen Humor. Auf seine ganz besondere Weise erkundet er die Welt der Heim- und Handwerker. Ralf Schmitz: Schmitz‘ Häuschen. Lübbe Audio 2014. ISBN 978-3785750131. 14,99 Euro. (Auch als Taschenbuch und E-Book erhältlich.)


Die Böhms – Architektur einer Familie.
Die Böhms – Architektur einer Familie.
DOKUMENTATION ÜBER DIE BÖHMS
Maurizius Staerkle Drux zeichnet in seiner Dokumentation das Porträt der Familie Böhm, die für das Baugewerbe lebt. Mehr als 50 Kirchen hat Gottfried Böhm nach dem Krieg gebaut. Neben vielen weiteren Auszeichnungen wurde die Dokumentation Anfang Oktober 2015 auch beim Arquiteturas Film Festival in Lissabon mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Die Böhms – Architektur einer Familie. Indigo Oktober 2015. EAN 401569800129. DVD 17,95 Euro.


AB AUF DEN BAGGERPLATZ
Nach einer 15-minütigen Einweisung kann es losgehen: Auf dem Wiwa Baggerplatz in Hamburg ist es möglich, selbst einen Hydraulik-Bagger zu bedienen. Diese sind auf dem neuesten Stand der Technik und natürlich gewartet und sicherheitsgeprüft.
Weitere Infos unter: www.wiwa-baggerplatz.de


LEGO-STEINE ZUM AUSLEIHEN
Egal ob kleine oder mittlere, große oder riesige Lego-Sets: Das Start-up Bauduu aus Castrop-Rauxel hat sich auf den Verleih der beliebten Bausteine spezialisiert. Nutzer des Angebots können sich eine persönliche Ausleihliste erstellen und die Baukästen so lange behalten, wie sie möchten. Nach dem Zurückschicken erhält man das nächste Paket.
Weitere Infos unter: www.bauduu.de


Foto: Axpo
Foto: Axpo
EUROPAS HÖCHSTE BAUSTELLE
Auf bis zu 2500 Metern über dem Meeresspiegel erstreckt sich die derzeit größte hochalpine Baustelle Europas: Linthal 2015. Im Schweizer Kanton Glarus entsteht ein unterirdisch angelegtes Pumpspeicherkraftwerk, das Wasser aus dem Limmernsee in den 630 Meter höher gelegenen Muttsee zurückpumpen soll. Von dort soll es dann erneut zur Stromgewinnung genutzt werden. Die Investitionskosten für dieses Projekt betragen rund 2,1 Milliarden Franken.
Weitere Infos unter: www.axpo.com/linthal2015


Foto: Miniatur Wunderland
Foto: Miniatur Wunderland
GROSSES IN GANZ KLEIN
In Hamburg steht im Miniatur Wunderland die weltweit größte Modelleisenbahn. Die gesamte Anlage erstreckt sich über acht Abschnitte und ist über 1300 Quadratmeter groß. 300 Mitarbeiter bauen an ihr, pflegen sie und kümmern sich um die Besucher. Über 580.000 Arbeitsstunden wurden bisher in das Projekt gesteckt, die Baukosten betrugen 14 Millionen Euro.
Weitere Infos unter: www.miniatur-wunderland.de

Als Bauingenieur im öffentlichen Dienst

Nicht nur Bauunternehmen und Ingenieurbüros bieten Absolventen des Bauingenieurwesens attraktive Einstiegsmöglichkeiten. Auch die öffentliche Hand, einer der größten Auftraggeber für Bauprojekte, benötigt dringend qualifiziertes Fachpersonal. Ein Gastbeitrag von Fabian Hesse, bauingenieur24 Informationsdienst

Die öffentliche Hand bietet für Bauingenieure zahlreiche Tätigkeitsfelder. Neben Bund, Ländern und Kommunen mit ihren angegliederten Einrichtungen und Unternehmen – darunter Stadtwerke, Straßenbau- und sonstige Verkehrsämter – beschäftigen auch viele Verbände und Stiftungen Bauingenieure nach den Bedingungen des öffentlichen Rechts.

Kompetentes Fachpersonal ist naturgemäß besonders in den Ballungsgebieten und großen Städten gefragt, wie das Beispiel Hamburg zeigt. Auf Anfrage des Berufsportals bauingenieur24 gab Thomas Wolff vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) der Freien Hansestadt Hamburg Auskunft: „Bis 2020 müssen im öffentlichen Dienst, den Unternehmen der Bauwirtschaft und den Ingenieurbüros mehrere Hundert frei werdende Stellen für Bauingenieure neu besetzt werden.“ Für das städtische Unternehmen planen, bauen, unterhalten und betreiben Bauingenieure unter anderem konstruktive Bauwerke, wie Brücken, Tunnel oder Schleusen. Darüber hinaus zeichnen sie für Erschließungsmaßnahmen und den Küsten- und Binnenhochwasserschutz verantwortlich.

Bereits 2013 wurde die Initiative „Bauingenieure für Hamburg e. V.“ gegründet, um, wie es heißt, „die Metropolregion Hamburg als zukunftsträchtigen, attraktiven Ausbildungs- und Arbeitsort für Bauingenieure zu positionieren“. Der Verein unterstützt Absolventen gezielt bei der Arbeits- und Wohnungssuche.

Ähnlich wie in Hamburg bemüht man sich in der Wissenschaftsstadt Darmstadt um Bewerber im Fach Bauingenieurwesen. Zur Bewältigung der vielfältigen Arbeiten in den Bereichen Hoch- und Tiefbau, Garten- und Landschaftsbau, der Bauaufsicht sowie der Stadtplanung und dem Vermessungswesen beschäftigt die Stadt aktuell etwa 120 Bauingenieure und anderes Fachpersonal. Wie die Verantwortlichen in Darmstadt mitteilten, ist aktuell ein Talentpool für Initiativbewerbungen zur Sicherung des Personalnachwuchses im Gespräch. Für die Berücksichtigung bei der Besetzung freier Leitungs-, Referenten- beziehungsweise Sachbearbeiterstellen seien neben Fach- und Methodenkompetenz ein wirtschaftliches Denken sowie Verhandlungsgeschick und Durchsetzungsvermögen nötig.

Wer sich als Bauingenieur gezielt für eine höhere Laufbahn im öffentlichen Dienst qualifizieren will, dem steht das sogenannte technische Referendariat zum Bauassessor offen.

Jung und erfolgreich bei: Lindner Group

Mein Interesse an der Lindner Group wurde durch eine Stellenausschreibung geweckt. Zugegebenermaßen waren neben Lindner anfangs noch andere Arbeitgeber im Rennen, das änderte sich allerdings beim Vorstellungsgespräch. Von Florian Gruber

Name: Florian Gruber
Alter: 25 Jahre
Hochschulabschluss: 2014
Studium: Allgemeines Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Deggendorf
Fremdsprachen: Englisch, Französisch
Interessen: Sport
Berufliches Ziel: Erfahrungen sammeln im Komplettausbau, Projektleitertätigkeit

Danach wusste ich sofort, hier will ich arbeiten: Nicht nur die Projekte und die damit verbundenen Aufgaben entsprachen meinen Vorstellungen, auch die Vorzüge eines großen Familienunternehmens überzeugten mich. Während des Studiums sammelte ich bereits Erfahrungen in kleineren Firmen. Dort musste ich immer wieder feststellen, dass es Situationen gibt, in denen ich auf mich allein gestellt war. Hier bei Lindner haben wir einen breit aufgestellten Dienstleistungsbereich, in dem ich für sämtliche Fragen die nötigen Ansprechpartner finde – zum Beispiel in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Bei meinem Einstieg im April 2014 wusste ich bereits, an welchem Projekt ich mitarbeiten würde: der Elbphilharmonie Hamburg. Doch bevor es für mich in die Hansestadt ging, bekam ich an unserem Hauptsitz im bayerischen Arnstorf eine intensive Unternehmensund Projekteinführung. Dabei lernte ich unter anderem das Leistungsspektrum des Unternehmens und die verwendete Software kennen. Außerdem erfuhr ich, wie Lindner das Projektgeschäft über die Planung, die Kalkulation, die Projektabwicklung und das Rechnungswesen steuert.

Seit Mai 2014 bin ich nun an der Elbphilharmonie tätig. Dabei muss man wissen, dass das Gesamtprojekt in drei große Gebäudebereiche unterteilt ist: die Philharmonie, ein Hotel und Wohnungen. Wir sind für den Komplettausbau im Foyer und im Backstage-Bereich der Philharmonie verantwortlich. Im Foyer gibt es zum Beispiel große Treppenanlagen, Gänge und Flure sowie die öffentlichen WC-Anlagen. Im Backstage-Bereich geht es um den Bau der Räumlichkeiten für die Musiker und den Dirigenten.

Mit zwei Kollegen betreue ich die Teilgewerke Boden und Trockenbau. Wir organisieren und überwachen die Arbeiten der hauseigenen Monteure im Bereich Trockenbau sowie die Nachunternehmer für den Boden und haben die Kosten, Qualität und Termine im Blick. Insbesondere bei Großprojekten mit einer langen Laufzeit ist Mitarbeiterführung und -motivation ein entscheidender Baustein im Aufgabenbereich der Fachbau- und Projektleiter. Dabei bereitet mir gerade die Vielfalt der Anforderungen – die zwischenmenschlichen Beziehungen, das technische Verständnis, die gesamte Organisation, das Kostenbewusstsein – viel Spaß an meiner Arbeit. Wobei einem klar sein muss, dass auch Entscheidungen zu treffen sind, die direkt Auswirkungen auf den Erfolg der Arbeit des Teams oder gegebenenfalls auf das Gesamtprojekt haben. Somit sind meine Kollegen und ich immer gefordert, mitund vorauszudenken. Bisher hat das sehr gut geklappt, und wir sind zuversichtlich, dass das auch bis zur Fertigstellung so bleibt.

Ideen verwirklichen

Unternehmensgründungen in der Baubranche finden derzeit vor allem im Bereich der Visualisierung von Bauprojekten statt. Doch es gibt auch andere innovative Ideen, von denen nicht nur die Gründer selbst begeistert sind – wie drei Beispiele zeigen. Von Christoph Berger

Auf Satellitentechnologie und Big Data setzt das Münchener Unternehmen Building Radar. Bei ihrem Produkt handelt es sich um eine Suchmaschine für Bauprojekte, wobei die Datenrecherche unter anderem mittels satellitengestützter Suchalgorithmen erfolgt. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank für die Kunden des Startups nach Regionen und Projektstand sortiert aufgelistet. Ab Start der Wettbewerbsphase können somit Bauvorhaben sowie die daran beteiligten Unternehmen recherchiert werden. Der Mehrwert besteht für die Kunden des Unternehmens darin, frühzeitig von Bauprojekten zu erfahren, um sich dann mit eigenen Produkten oder Services um eine Projektteilnahme zu bewerben oder an Ausschreibungen teilzunehmen – oft schon vor anderen Mitbewerbern. Aus tagesaktuellen Sattelitenbildern werden außerdem die Bauphase, die Bauaktivität sowie die Grundstücks- und Gebäudeflächen abgeleitet, um den aktuellen Projektstand visualisiert zu erleben. Über eine verwirklichen Ideen Von Christoph Berger Einsteigen Million Bauprojekte weltweit waren im September 2015 in der Datenbank zu finden. Einige Großunternehmen nutzen bereits den Service. Im Juni wurde das Unternehmen in das Förderprogramm des Silicon-Valley-Investors Michael Baum aufgenommen und erhielt ein Preisgeld von 100.000 Dollar zur finanziellen Unterstützung.

Auf einen neuen Lichtfaserbeton setzt das aus der Technischen Universität Berlin hervorgegangene Unternehmen Siut. „Die Innovation unserer Entwicklung besteht darin, die Lichtfasern im Beton an exakt gewünschten Stellen anzuordnen“, sagt Vincent Genz, der das Unternehmen zusammen mit dem Wirtschaftsingenieur Benjamin Westerheide und dem promovierten Bauingenieur und Betonexperten Dr. Mohamed Abd Elrahman gegründet hat. „Unsere Technologie führt zu ganz neuen Einsatzmöglichkeiten.“ Ein Beispiel sind intelligente Sicherheitskonzepte. „Für diesen Bereich lassen sich unterschiedliche Symbole, Muster und Piktogramme in der Betonoberfläche darstellen, um beispielsweise bei kritischen Lichtverhältnissen Personen- oder Verkehrsströme zu leiten oder Gefahrenpunkte zu markieren“, erklärt Genz. Dies sei beispielsweise für den Straßenbau interessant – oder für Bahnhöfe und Stadien. Derzeit befindet sich das junge Unternehmen noch im Exist-Gründerprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Doch die ersten Kunden sind bereits gewonnen und von dem Material begeistert. Entgegen einiger Vorwarnungen zum Bausektor bemerkt Genz: „Die Branche ist überhaupt nicht so konservativ, wie von vielen angenommen. Unsere Kunden sind bisher sehr aufgeschlossen und befürworten innovative Lösungen .“

Im dritten Beispiel geht es um das Berliner Unternehmen Sablono. Gegründet wurde es von den beiden Bauingenieuren Sven Richter und Lukas Olbrich. Die beiden haben mit ihrem Team eine Software entwickelt, mit der über Tablet und Smartphone der Baufortschritt dokumentiert wird – in Echtzeit. So haben Nutzer im Blick, welche Arbeiten begonnen werden, welche noch ausstehen und welche bereits abgeschlossen wurden. Auch Mängel und Behinderungen können inklusive Bildern mit der Technik festgehalten werden.

Buchtipp

Eva Vogelsang, Prof. Dr. Christian Fink, Matthias Baumann:
Existenzgründung und Businessplan: Ein Leitfaden für erfolgreiche Start-ups.
Erich Schmidt 2015. ISBN 978-3503158799. 34,95 Euro.

Rau und herzlich

Carina Neeland wusste schon während ihres Studiums, dass Baustellen die Orte sind, an denen sie arbeiten möchte. Sie beschreibt, was sie daran mag und warum sie sich dort so wohlfühlt.

Bauleiter kontrollieren und regeln Kosten, Termine und die Qualität auf den Baustellen. Sie überwachen die Bauabläufe und schaffen die Voraussetzungen dafür, dass Vorgänge reibungslos ineinander übergehen können. Damit dies funktioniert, darf die Person nicht scheu und zurückhaltend sein – man sollte sich auch nicht leicht (v)erschrecken lassen. Denn: Überraschungen treten auf der Baustelle regelmäßig auf. Nicht alles kann in der Planungsphase exakt festgelegt werden. Daher gilt es, auf Unvorhergesehenes einerseits mit Ruhe und Bedacht, andererseits aber auch mit Entschlossenheit und Klarheit zu reagieren. Dann läuft das Tagesgeschäft rund.

Genau diese unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen sind es, die den Job für mich so attraktiv machen. Das habe ich bereits während meiner Ausbildung zur Tischlergesellin und später während meines Studiums festgestellt, als ich als Bauleitungsassistentin für Goldbeck in Hamburg arbeitete. Zwar ist der Ton auf den Baustellen rauer als im Büro, gleichzeitig aber auch herzlicher. Ich habe das Gefühl, jeder kann hier sein, wie er ist. Diese Authentizität, gepaart mit den technischen Aufgabenstellungen, hat mich meine Berufswahl nie bereuen lassen.

Damit ich meine Aufgaben erfolgreich meistern und die Projekte entsprechend begleiten kann, bekomme ich von meinem Arbeitgeber jede nur erdenkliche Unterstützung. Seit ich im April 2015 als Bauleiterin bei Goldbeck eingestiegen bin, habe ich an vielen Schulungen und Seminaren teilgenommen. Überhaupt habe ich das Gefühl, an 1000 Hände genommen zu werden und zu jeder Uhrzeit Kollegen anrufen zu können, um nach Rat zu fragen. Trotz der Unternehmensgröße sind wir im Zusammenhalt noch immer ein Familienunternehmen. Bei meinem ersten Projekt habe ich einen sehr erfahrenen Kollegen zur Seite gestellt bekommen. Von ihm kann ich unheimlich viel lernen. Zusammen leiten wir die Baustelle „Lessingpark“ in Wolfsburg, hier entsteht eine Büroimmobilie mit Tiefgarage.

Nach den ersten acht Monaten lautet mein Fazit: Ich hatte im Vorfeld schon viel Gutes über Goldbeck gehört, mit dem jetzigen Insiderwissen kann ich sagen, es ist noch besser als gedacht. Ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Projekte und Überraschungen.

Interview mit Prof. Beate Wiemann

Frauen sind in der Baubranche noch immer unterrepräsentiert. Aber es zeigen sich Veränderungen, sagt Prof. Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrieverbands NRW e. V. Sie gibt einen Ausblick, wie sich die Atmosphäre in einer Belegschaft mit mehr Frauen ändern würde. Die Fragen stellte Sabine Olschner

Zur Person

Beate Wiemann, geboren 1961 in Hildesheim, studierte Rechtswissenschaften an der Julius-Maximilians- Universität Würzburg und der Albert- Ludwigs-Universität Freiburg. 1992 stieg sie als Referentin der Abteilung Sozialpolitik in den Bauindustrieverband NRW in Düsseldorf ein, seit 2009 ist sie Hauptgeschäftsführerin des Verbands. Die Rechtsanwältin hat seit 2011 eine Honorarprofessur an der Fachhochschule Münster und lehrt dort im Fachbereich Baubetrieb Arbeitsrecht.

Wie kamen Sie als Juristin in die Baubranche?
Im Referendariat hatte ich mich bei einem Arbeitgeberverband mit dem Arbeitsrecht angefreundet und wollte gern in diesem Bereich bleiben. So bin ich nach dem Zweiten Staatsexamen 1992 beim Bauindustrieverband in Nordrhein-Westfalen gelandet und habe als erste Frau eine Referententätigkeit im Bauverband begonnen.

Wie war es für Sie, in einer männerdominierten Branche zu arbeiten?
Für mich war es nicht besonders gewöhnungsbedürftig – die Unternehmen, die bei uns juristischen Rat suchten, waren allerdings ein bisschen verwundert. Aber sie haben sich schnell daran gewöhnt, dass im Verband nun auch eine Juristin arbeitet, und alles hat sich nach kurzer Zeit wunderbar eingespielt. Auch bei meinen weiteren Stationen im Verband war ich immer die erste Frau, aber damit konnte ich stets gut umgehen.

Ist die Branche heute noch immer so männerlastig wie in den 90er-Jahren?
Es hat sich mittlerweile einiges geändert. In den Unternehmen sind heute viele Positionen unterhalb der Geschäftsleitungsebene mit vielen kompetenten Frauen besetzt. Vor allem in den familiengeführten Unternehmen gibt es zunehmend Frauen an der Spitze. Aber wir dürfen uns natürlich nichts vormachen: Die Bauindustrie ist weiterhin eine Branche mit einem hohen Männeranteil. Ich bin jedoch sicher, dass in Zukunft noch mehr Frauen dort arbeiten werden.

Sie sind Professorin an der FH Münster. Haben Sie in Ihrer Lehrtätigkeit schon einen Anstieg des Frauenanteils unter den Studierenden bemerkt?
Ich bin jetzt seit fast 15 Jahren an der Hochschule tätig und sehe, dass der Anteil der Studentinnen zugenommen hat, was ich sehr erfreulich finde. Auch in den Unternehmen sehe ich immer mehr Bestrebungen, junge Ingenieurinnen zu beschäftigen – nicht zuletzt aufgrund des demografisch bedingt steigenden Fachkräftemangels.

Wie würden sich die Unternehmen durch einen steigenden Frauenanteil denn verändern?
Frauen haben einen positiven Effekt auf die Kommunikation innerhalb von Teams – egal ob auf der Baustelle oder im Büro. Es herrscht eine andere Atmosphäre und ein freundlicherer Umgang miteinander, und das hat positive Auswirkungen auf das Projekt. Das höre ich immer wieder von den Unternehmen. Außerdem gehen Bauingenieurinnen in Konfliktsituationen lösungsorientiert an das Problem heran. Frauen, die sich für einen Beruf in der Baubranche entscheiden, wissen, dass es auf der Baustelle mal im Ton härter werden kann. Sie müssen durchsetzungsstark sein – nicht durch Lautstärke, sondern durch ihr Auftreten und durch gute Argumente. Ich glaube, das können die Ingenieurinnen sehr gut.

Ist die Baubranche eine familienfreundliche Branche?
Neben der Familie voll berufstätig zu sein, ist für Frauen sicherlich in jeder Branche eine Herausforderung. In der Baubranche wird das in Einzelfällen erschwert, wenn man auf Baustellen tätig ist, die weiter vom Wohnort entfernt sind. Aber auch das ist eine Frage der Motivation und des Willens. Man muss halt ein sehr gutes Organisationstalent haben – dann schafft man es auch. Darüber hinaus gibt es für Ingenieurinnen viele spannende Aufgaben in Ingenieurbüros oder in der Bauverwaltung. Hier muss sich jede Ingenieurin den Arbeitgeber suchen, der am besten zu ihren Zielen und ihrer Lebenssituation passt. Die Bauwirtschaft bietet hier viele Möglichkeiten.

Wie finden Absolventinnen denn einen frauenfreundlichen Arbeitgeber?
Auf den Internetseiten stehen oft gezielte Informationen dazu, wie wichtig dem Unternehmen die Themen Familie und Frauenförderung sind. Wenn in den Führungspositionen Frauen tätig sind, ist das meist schon ein gutes Zeichen.

Was sind Ihre Tipps für einen erfolgreichen Einstieg von Frauen in die Baubranche?
Frauen sollten sich beim Einstieg in die Bauwirtschaft klarmachen, was auf sie zukommt. Als Bauleiterin wird man halt auf wechselnden Baustellen eingesetzt werden. Es ist immer eine Frage, was man möchte und wozu man bereit ist. Wenn Frauen die Rahmenbedingungen für sich geklärt haben, sollte es auch keine großen Überraschungen geben.

Zur Kenntnis: Work-Life-Balance

Die klassische Rollenverteilung – der Mann verdient das Geld, die Frau kümmert sich um die Familie – löst sich immer weiter auf. Heute haben immer mehr Frauen den Wunsch, sich beruflich zu verwirklichen und finanziell unabhängig zu sein. Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Väter mehr Zeit für ihre Kinder. Auf diese gesellschaftliche Entwicklung reagieren auch die Bauunternehmen. Work-Life-Balance oder die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind nicht einfach nur Phrasen, sondern mit Leben gefüllte Themen.

Deutschlands zweitgrößtes Bauunternehmen, Bilfinger, bietet zum Beispiel Arbeitszeitmodelle und Home-Office- Regelungen an, die über die gesetzlich definierten Lösungen hinausgehen. Auch Konzepte für die Betreuung von Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen wurden entwickelt. Seit 2012 bietet das Unternehmen außerdem mit einem externen Familienservice Betreuungsmöglichkeiten für Kinder an. Dieses Engagement entlastet nicht nur die Mitarbeiter in Notsituationen und reagiert auf deren Bedürfnisse, sondern verfolgt noch ein anderes Ziel. Der Konzern will den Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft erhöhen, auch im Bereich der Führungspositionen: Bis 2020 soll der Anteil weiblicher Führungskräfte in den oberen Fürungskreisen eins bis drei auf 15 bis 20 Prozent steigen.

Doch es sind nicht nur die Großunternehmen, die Programme entwickeln. Am Standort Achim hat die Unternehmensgruppe Wiebe im Januar 2015 ein Eltern-Kind-Büro eröffnet. „Wir haben festgestellt, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Familie im Hintergrund haben, von der sie unterstützt werden“, sagt Sandra Wiebe-Legenhausen, Gesellschafterin der Unternehmensgruppe. „Doch es gibt immer wieder Notfallsituationen, gerade in der Ferienzeit, in denen die Eltern plötzlich alleine dastehen.“ Das eingerichtete Büro ist mit Wickeltisch, Flaschenwärmer und Spielzeug ausgestattet. PC und Telefon gibt es natürlich auch. Darüber hinaus bietet Wiebe seinen Mitarbeitern flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zur Halbtagsarbeit an.

Das Bauunternehmen Leonhard Weiss hat sich für seine Familienstrategie sogar testen und auditieren lassen. Dabei wurde bestätigt, dass das Unternehmen seinen Mitarbeitern unter anderem Mittagessen in der Kantine – auch für Kinder – mit Essenskostenzuschuss, die Möglichkeit zur Teilzeit oder bezahlten Sonderurlaub für familiäre Ereignisse anbietet. Geplant ist eine Bedarfserhebung zur Kinderbetreuung.

Allerdings, auch das gilt für die projektbezogene Baubranche: Es gibt Einsatzgebiete für Bauingenieure, die ein besonderes Maß an räumlicher und zeitlicher Flexibilität erfordern. Dazu gehört beispielsweise die Bauleitung von Großprojekten. Während solcher Bauprojekte dürfte es schwierig werden, alle Lebensbereiche gleichwertig zu bedienen.

Berufsbegleitend zum Master

2012 habe ich am Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule München meinen Bachelorabschluss gemacht. Eigentlich war mein Plan, direkt daran ein Masterstudium anzuschließen. Doch dann kam es anders, und ich fing erst einmal an, in einem Architekturbüro zu arbeiten. Von Simone Igerl, 25 Jahre, Bauingenieurin.

Dort gehört weniger die Entwurfsarbeit zu meinen Aufgaben, vielmehr bin ich für die Bauleitung und Projektüberwachung auf unseren Baustellen mitverantwortlich. Doch der Wunsch, mein Wissen zu vertiefen, verflog niemals. Über dieses Vorhaben hatte ich auch schon direkt bei meiner Einstellung mit meinem Chef gesprochen. So war er nicht wirklich überrascht, als ich vor anderthalb Jahren mit dem Anliegen erneut auf ihn zukam. Vielmehr freute er sich, dass ich mich für den berufsbegleitenden Masterstudiengang „Project Management“ an der Hochschule Augsburg entschieden hatte. So blieb ich dem Büro immerhin erhalten.

Mit dem Masterstudium will ich zum einen mein Wissen vertiefen und zum anderen meinen derzeitigen Wissensstand überprüfen. Ich habe die Möglichkeit, das Gelernte direkt anzuwenden und zu testen. Dabei beinhaltet der Studienplan aber nicht nur technische Fächer, wir beschäftigen uns unter anderem auch mit rechtlichen Kompetenzen und internationalem Projektmanagement. Doch neben den inhaltlichen Studienschwerpunkten war mir bei der Auswahl auch eine gewisse Nähe zu meinem Lebensmittelpunkt wichtig. Ich lebe und arbeite nicht weit von München entfernt. Die Strecke nach Augsburg ist daher für die einmal im Monat stattfindenden Präsenzphasen gut zu bewältigen. Zudem ist das Studium sehr gut auf die Bedürfnisse von Berufstätigen abgestimmt. Überzeugt haben mich außerdem die persönliche Atmosphäre in den kleinen Studiengruppen sowie die Dozenten, die direkt aus der Praxis kommen. Gegen einen Vollzeitstudiengang sprach nach zwei Jahren Beruf auch der Lebensstandard, an den ich mich gewöhnt hatte. Auf meine Wohnung und das Gehalt wollte ich nicht mehr verzichten. Mit meinem Chef konnte ich eine Reduzierung meiner Arbeitszeiten vereinbaren. Doch trotz dieser Vereinbarungen ist die Zweifachbelastung nicht immer ganz einfach. Und auch die Wochenenden sind in der Regel etwas reduziert. Über diesen zeitlichen Aufwand sollte sich jeder im Klaren sein, der sich für ein berufsbegleitendes Studium entscheidet. Außerdem sollte man sich nicht nur über die Studienschwerpunkte informieren, sondern auch über die nebenbei anfallenden Kosten. Außer den Studiengebühren kommen regelmäßige Reise- und Übernachtungskosten zu Seminaren hinzu.

Doch ich bin mir sicher, dass sich all die Anstrengungen lohnen: Nach den fünf Semestern und mit dem Master of Engineering in Project Management in der Tasche, werde ich die nächsten Karriereschritte angehen können.

Infos zum Studiengang

Studiengang: Berufsbegleitender Master Project-Management an der Hochschule Augsburg
Dauer: 5 Semester
Abschluss: Master of Engineering in Project Management
Vertiefungen: Bau und Immobilie, Fassade, Ausbau
Webseite

Großer Bedarf für große Herausforderungen

Die Unternehmen suchen händeringend nach Fachkräften – gerade auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen. Die Berufsaussichten für Bauingenieure bleiben damit gut. Von Christoph Berger.

Nachdem es in den Jahren 2006 bis 2011 mit den Studienanfängerzahlen im Studiengang Bauingenieurwesen kontinuierlich bergauf ging – von 5835 im Jahr 2006 auf 12.848 im Jahr 2011 – erlebte das Fach im Jahr 2012 einen leichten Dämpfer. Die Erstsemesterzahlen fielen um mehr als elf Prozent auf 11.400. 2013 konnte wieder ein leichter Anstieg auf 11.900 Studienanfänger verzeichnet werden. Im Jahr 2014 fiel die Kurve wieder minimal auf 11.630 Erstsemester. Doch da das Hoch 2011 auch auf das Aussetzen der Wehrpflicht und die Doppelabiturjahrgänge zurückgeführt werden kann, scheinen sich die Studienanfängerzahlen nun auf einem konstant hohen Niveau einzupendeln. Betrachtet man die Entwicklung der Kurve in den letzten acht Jahren, so kann fast von einer Verdopplung der Zahlen gesprochen werden.

Wie attraktiv das Fach ist, zeigt auch eine weitere Statistik des Statistischen Bundesamts: Demnach zählt das Fach Bauingenieurwesen/Ingenieurbau zu den 20 am stärksten besetzten Studienfächern unter deutschen und ausländischen Studierenden in Deutschland – es liegt mit Platz 13 direkt hinter der Mathematik und vor der Wirtschaftsinformatik. Der Anteil der männlichen Studierenden beträgt etwa 72 Prozent. Im Wintersemester 2014/2015 waren 28 Prozent Frauen in das Fach eingeschrieben. Im Wintersemester 2006/2007 lag ihr Anteil lediglich bei 23 Prozent.

Das Statistische Bundesamt gibt zudem an, dass von den cirka 57.470 in das Fach Bauingenieurwesen Eingeschriebenen 43.400 im Erststudium studieren, 1200 im Zweitstudium und 804 einen Aufbaustudiengang belegen. Etwa 150 Studierende befinden sich in einem Ergänzungs-, Erweiterungs- oder Zusatzstudium und 1270 in einem Promotionsstudiengang. Darunter streben 40.810 Studierende den Bachelor, 11.210 einen Masterabschluss und 1270 eine Promotion an.

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen , Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. | Kraus | Stand: 09/2015
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen , Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. | Kraus | Stand: 09/2015

Absolventenzahlen legen kontinuierlich zu
Eine nur ansteigende Kurve ohne jegliches Zwischentief ist bei den Absolventenzahlen in dem Fach seit dem Jahr 2008 zu beobachten. Schlossen vor sieben Jahren 4677 Studierende ihr Bauingenieurstudium ab, waren es im letzten Jahr 8626 – ein Wert, der seit 1993 noch nicht erreicht wurde. Dabei kam es allein vom Jahr 2013 auf 2014 zu einem Plus von knapp zehn Prozent.

Laut dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie wird diese Anzahl von Absolventen auch dringend benötigt. Zum einen würden der deutschen Bauwirtschaft nicht sämtliche Absolventen auch tatsächlich zur Verfügung stehen – manche steigen in Ingenieurbüros ein, andere in die öffentliche Verwaltung –, zum anderen sei der hohe Bedarf aufgrund der großen Bauvorhaben in Deutschland durchaus zu rechtfertigen. Als Beispiele sind hier unter anderem der Wohnungsbau, der Ausbau und die Instandhaltung der Infrastruktur sowie die Energiewende zu nennen. Und nicht zuletzt hätten selbst die großen Baukonzerne in der letzten Zeit sinkende Bewerberzahlen verzeichnen müssen.

Angeklickt

Branchenbericht: „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ unter www.bauindustrie.de/downloads

Informationen zum Beruf Bauingenieur unter www.werde-bauingenieur.de

Orientierungshilfen Bachelor/Master Bauingenieurwesen und Studienstandards Bauingenieurwesen unter www.asbau.org

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