Gleichberechtigung durch Digitalisierung?

Kollaboration und Vernetzung, Agilität und Flexibilität, mehr Souveränität und mehr Gestaltungsspielräume: Die Argumente, warum die Digitalisierung zu mehr Gleichberechtigung führen kann, sind vielfältig. Ein Blick auf BIM und die Baubranche zeigt, wie es gelingen kann. Von Christoph Berger

Frauen könnten die großen Gewinnerinnen des kommenden digitalen Zeitalters sein, weil sie häufig über eine höhere Sozialkompetenz verfügen als Männer. Soziale Fähigkeiten wie Empathie oder Führungskompetenzen werden künftig auf dem Arbeitsmarkt entscheidend sein, da sie auf absehbare Zeit nicht durch künstliche Intelligenz ersetzt werden können. Zu diesem Schluss kommen Alina Sorgner, Christiane Krieger-Boden und Eckhardt Bode, die am Institut für Weltwirtschaft (IfW) im Bereich Internationale Arbeitsteilung forschen, in einer 2017 veröffentlichten Studie für die G20-Engagement- Group Women 20. Entscheidend bei dieser Feststellung ist allerdings der verwendete Konjunktiv. Denn nicht nur die Wissenschaftler des IfW kommen zu dem Schluss, dass die G20 jetzt die richtigen Weichenstellungen vornehmen müssen, damit Frauen die Chancen, die ihnen die Digitalisierung bietet, auch nutzen können. „Andernfalls droht sogar der umgekehrte Effekt, dass Geschlechterungleichheiten durch die Digitalisierung noch weiter zunehmen“, sagte Sorgner. Auch Christiane Schildmann, Leiterin der Forschungsstelle „Arbeit der Zukunft“ in der Hans- Böckler-Stiftung, sagt zu einem im Jahr 2017 veröffentlichten Arbeitspapier mit dem Titel „Genderaspekte der Digitalisierung der Arbeitswelt“, dass trotz der riesigen Potenziale, der Automatismus genau in die andere Richtung gehe. Sie kommt zu dem Schluss, dass wenn wir die Digitalisierung nicht gestalten, Frauen die Verliererinnen werden könnten. Denn: „Dabei geht es nicht nur um mobiles Arbeiten, sondern um geschlechtergerechte Arbeitsplatzbewertung, um eine Weiterbildungsrevolution und Spielregeln für die Arbeit auf digitalen Plattformen.“ Wie wichtig das Thema Weiterbildung beispielsweise ist, zeigen die Forscherinnen der Hans-Böckler-Stiftung auch anhand eines Exkurses in die Welt des Bauens. So weisen sie darauf hin, dass sich durch den Einsatz der BIM-Methode ganze Berufsbilder ändern und auch die Bewertung von Tätigkeiten angepasst werden müssten – neue Qualifikationen seien gefordert und insbesondere einfachere Aufgaben würden wegfallen. Daher ihr Fazit: „Für Frauen (und Männer) in diesen Arbeitsbereichen, für Architektinnen, Ingenieurinnen, Bautechnikerinnen oder Bauleiterinnen, ist es wichtig, durch Schulungen und Weiterbildung in diese Entwicklungsprozesse von Anfang an einbezogen zu werden.“ Doch prinzipiell, so hat Schildmann mit ihren Kollegen festgestellt, müsse zur Erreichung der Geschlechtergerechtigkeit der digitale Wandel auch als ein sozialer Prozess betrachtet und gestaltet werden, der politischer Unterstützung bedürfe: Dazu zählen nicht nur die Qualifizierungsnotwendigkeiten, sondern zum Beispiel auch die Verbesserung der Work-Life Balance durch flexibles Arbeiten und Veränderungen der Tätigkeiten mit Personenbezug. Bei sämtlichen Maßnahmen müsse allerdings darauf geachtet werden, dass nicht wieder neue Barrieren bei der Gleichberechtigung entstünden.

BIM up!

Das Bauwesen steht vor den Herausforderungen der Digitalisierung. Eng damit verknüpft ist die Einführung der Building Information Modeling-Methode, die weit mehr als die Installation neuer Software ist. Es geht um einen radikalen Kulturwandel. Von Christoph Berger

Beim Klinikum Sindelfingen-Böblingen handelt es sich um ein Haus an zwei Standorten. Diese Trennung führt zu erheblichen Nachteilen für das Personal und die Patienten. Hinzu kommt, dass die beiden Gebäude über 50 Jahre alt sind, Sanierungen und Modernisierungen unerlässlich geworden sind. Ein Gutachten kam somit zu dem Ergebnis, dass die Zusammenlegung der beiden Gebäude in einen Neubau die wirtschaftlich einzig sinnvolle Variante ist. Entstehen wird das Flugfeldklinikum – als eines der ersten Krankenhäuser bundesweit von Anfang an mit der Methode des Building Information Modeling, kurz BIM, geplant und gebaut. Bereits in den Auswahlverfahren wurden bei allen Planern Erfahrungen im Umgang mit BIM abgefragt: vom Architekten über den Tragwerkplaner bis zum Medizintechnikplaner – alle Beteiligten sollen zukünftig ihre Planungen digital zur Verfügung stellen. Ein BIM-Manager wird eingesetzt, um die einzelnen Teilmodelle der Objekt- und Fachplaner zu kontrollieren und diese in einem gemeinsamen Modell zusammenzuführen. Die Fertigstellung der Klinik ist für Dezember 2023 geplant, in Betrieb genommen werden soll sie dann im September 2024. Bei BIM handelt es sich um eine digitale Planungsmethode. Das bedeutet, dass Bauwerke im Optimalfall vom Entwurf bis hinein in die Inbetriebnahme und Bewirtschaftung digital beschrieben werden – ein virtueller Zwilling des eigentlichen Bauwerks sozusagen. Erfasst werden dazu alle baurelevanten Daten, die mithilfe von Software verknüpft werden. So erwächst das digitale Modell. Darstellbar sind dabei inzwischen bis zu sieben Dimensionen: Zu der dreidimensionalen Darstellung eines Bauwerks kann als vierte Ebene die Zeit hinzugefügt werden. Das 5-D-Modell beinhaltet Kosten, in der 6-D-Darstellung wird das virtuelle Bauwerk zudem mit Lebenszyklusaspekten bestückt. Und im 7-D-Modell werden schließlich noch Aspekte der Gebäudenutzung berücksichtigt. Noch mangelnde Nutzung trotz vieler Vorteile Die Vorteile bei Anwendung der BIM-Methode liegen dabei klar auf der Hand – Ergebnisse in zahlreichen Studien haben bereits darauf hingewiesen. Bauprojekte lassen sich schneller und effizienter steuern, sodass Firmen Kosten sparen können ist beispielsweise ein Ergebnis der Roland Berger-Studie „Turning point for the construction industry – The disruptive impact of Building Information Modeling (BIM)“. PwC hat in der Kurzstudie 2018 „Baubranche aktuell: Wachstum 2020 – Digitalisierung und BIM“ festgestellt, dass die Zeitersparnis aufgrund reduzierter Koordinations- und Abstimmungstätigkeiten sowie eine generell effizientere Zeitplanung unter den befragten Unternehmen als die größten Vorteile im BIM-Einsatz bewertet werden. Weitere Vorteile sind eine höhere Flexibilität sowie mögliche Kostenersparnisse. Würde das neue Verfahren auf breiter Flur eingesetzt, könnte die deutsche Baubranche laut Einschätzung der Befragten sogar mit einem zusätzlichen Wachstumsimpuls von rund drei Prozentpunkten pro Jahr rechnen. Doch, auch dies haben die Wirtschaftsprüfer und Berater festgestellt: Bislang nutzt nur knapp jedes zehnte deutsche Bauunternehmen BIM. „Obwohl die Vorteile von Building Information Modeling auf der Hand liegen, schrecken viele Unternehmen vor Investitionen in ihre digitalen Fähigkeiten zurück. Damit verzichten sie nicht nur auf ein erhebliches Wachstumspotenzial, sondern drohen mittelfristig auch ihre digitale Zukunft aufs Spiel zu setzten“, sagt Ralph Niederdrenk, Partner und Leiter der Deals Strategy Group bei PwC in Deutschland. Denn wer in der digitalen Arena nicht mitspielen könne, werde es in Zukunft schwer haben – gerade bei öffentlichen Aufträgen. Niederdrenk spricht damit indirekt beispielsweise den Stufenplan zur Einführung von BIM an. Nach dem soll ab 2020 bei allen neu zu planenden Projekten, die im Zuständigkeitsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur liegen, BIM regelmäßig angewendet werden. Und auch die Bahn gab im Mai 2017 bekannt, dass bis zum Jahr 2020 sämtliche Bauprojekte mit BIM umgesetzt werden sollen. Dort verbindet man, ebenso wie in den aufgeführten Studien, mit der Methode eine bessere Planungsqualität, eine höhere Terminsicherheit, Kostensicherheit und Effizienzsteigerungen. Ebenso soll BIM zu Akzeptanzsteigerungen für die Projekte sowie bessere Lebenszyklusbetrachtungen führen. Neue Branchenkultur Allerdings darf man auch beim digitalen Bauen nicht vergessen, dass es mit der Einführung entsprechender Software alleine längst nicht getan ist. Vielmehr ist unter BIM eine neue Arbeitsmethode zu verstehen, „bei der die ganzheitliche Betrachtung des Planens, Bauens und Bewirtschaftens im Fokus steht“, wie es beim BIM Institut der Bergischen Universität Wuppertal heißt. Es kommt zu einem Kulturwandel im Bauwesen, alle Beteiligten arbeiten an demselben Datenmodell. So erfolgt eine Reduzierung der Schnittstellen – mit Folgen für die Geschäftsprozesse sowie die Gewohnheiten der einzelnen Projektbeteiligten. Und mit der Einführung neuer Rollen: beispielsweise der des BIM-Managers, BIM-Koordinators oder BIM-Modellierers. ///////

BIM-Wissen

Weiterlesen: Fach- und Expertenartikel sowie Interviews und Weiterbildungsangebote gibt es unter: www.karrierefuehrer.de/bim

Webchannel:

Der karriereführer bauingenieure informiert umfassend über den Einstieg in die Baubranche: www.karrierefuehrer.de/bauingenieure

Schwerpunktthema Digitalisierung

Auch der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat die Digitalisierung zu einem seiner Schwerpunktthemen erhoben und informiert über Trends auf: www.bauindustrie.de/themen/innovation-und-digitalisierung

Weiter mit Digitalem

0

Alles wird digital, fast jede Branche und jedes Unternehmen steht vor der Herausforderung, sich mit der digitalen Transformation auseinanderzusetzen. Das gilt auch für Mitarbeiter. Master- und Aufbaustudiengänge können da ein geeignetes Mittel sein, um sich optimal auf die Zukunft vorzubereiten. Der karriereführer digital stellt hier eine Auswahl von Studiengängen in einem im größer werdenden Angebot vor, mit denen dies gelingen kann. Von Christoph Berger

Digital Life! Kultur-, Buch- und Linktipps

0

BUSINESS ETHICS 3.0

Cover Business EthicsDer deutsche Chemiker und einstige Industriemanager Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow beschäftigt sich in seinem neuen Buch „Business Ethics 3.0“ mit den Herausforderungen für Wirtschaftsstudierende nach ihrem Studienabschluss. Ihnen werde während des Studiums nur technisches Wissen beigebracht, doch mit dem Eintritt in die Wirtschaft hätten sie schwierige, persönliche und herausfordernde Entscheidungen zu treffen, für die das erworbene Wissen nicht ausreiche. Erhard Meyer-Galow: Business Ethics 3.0. De Gruyter Oldenbourg 2018, 23,99 Euro.

VIDEO MINING

ProSiebenSat.1 arbeitet zusammen mit der Technischen Universität München an Lösungen zum sogenannten Video-Mining. Dabei werden Videos in Daten aufgeschlüsselt, sodass sie schließlich wie Text durchsucht werden können – zum Beispiel nach Schauspielern, wie Johannes Wechsler, CIO des Konzerns gegenüber einer Informations plattform der IDG Business Media GmbH erklärte. Der Medienkonzern wolle so den Nutzern unter anderem gezielter Filme vorschlagen können.

INTELLIGENTE EUROPALETTEN

Forscher am Fraunhofer Institut für Materialwirtschaft und Logistik haben eine Palette entwickelt, die nicht nur als Ladungs-, sondern als Informationsträger dient. Die Paletten kommunizieren mithilfe von NarrowBand IoT der Deutschen Telekom über Smart Devices in einem dezentralen Netzwerk. Weitere Infos unter: www.iml.fraunhofer.de

ZUKUNFTSPROJEKT „HOMO DIGITALIS“

Foto: BR
Foto: BR
Moderatorin Helen Fares macht sich in dem Transmedia-Projekt „Homo Digitalis“ von BR, ARTE und ORF seit Herbst 2017 auf eine Reise durch die Technologien der Zukunft. Sie trifft virtuelle Freunde, lernt eine Drohne mit ihrem Gehirn zu steuern und ihre eigene DNA zu hacken. Zugleich ist Homo Digitalis aber auch ein wissenschaftliches Experiment: Denn gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO haben die beteiligten Sender einen spielerischen Zukunftstest mit Echtzeitanalyse entwickelt. User können dabei individuell für sich die Frage beantworten: Wie wird die Digitalisierung mich verändern? Und: Wie lange bin ich eigentlich noch Mensch? Weitere Informationen unter: www.br.de/br-fernsehen/sendungen/homo-digitalis/index.html

KI IM KLASSENZIMMER

An einem Beispiel aus den USA zeigt sich, worin die Potenziale von künstlicher Intelligenz im Schul- beziehungsweise Studienalltag unter anderem liegen können. So wird eine Vorlesung von Sandra Connelly, Assistant Professor an der Thomas H. Gosnell School of Life Sciences in Rochester, direkt in eine PowerPoint-Präsentation umgewandelt, sodass gehörlose und stark schwerhörige Studierende problemlos den Ausführungen folgen können. Möglich macht das der Microsoft Translator, eine KI-gestützte Kommunikationstechnologie, die gesprochene Sprache in einen geschriebenen Text umwandelt oder eine direkte Übersetzung in eine andere Sprache möglich macht. Weitere Informationen unter: https://translator.microsoft.com

WARUM UNSERE CHEFS PLÖTZLICH SO NETT ZU UNS SIND

Cover Warum Chefs nettWer immer noch auf Anweisungen, Kontrolle und Effizienz setzt, sollte schleunigst in sich gehen. Denn: Wer führen will, muss Menschen mögen, sagt Wolfgang Jenewein, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Seine Forschungsschwerpunkte sind „Transaktionale und Transformationale Führung“, „Positive Leadership“ sowie die „Führung von Change“. Seine Erkenntnisse verknüpft er mit Einsichten aus Hochleistungsteams im Sport. Auf dieser einzigartigen Grundlage coacht und trainiert er unter anderem viele Großkonzerne auf Vorstandsebene. Wolfgang Jenewein: Warum unsere Chefs plötzlich so nett zu uns sind. Ecowin 2018, 20 Euro.

MASTERSTUDIENGANG VERBINDET KUNST UND TECHNOLOGIE

Foto: cemfi
Foto: cemfi
In Kooperation mit der Hochschule für Musik Detmold und dem Zentrum für Musik- und Filminformatik (ZeMFI) bietet die Hochschule Ostwestfalen-Lippe den neuen Masterstudiengang „Audiovisual Arts Computing“ an. Der Studiengang lotet die Möglichkeiten der Informatik und der Mensch-Maschine-Interaktion im Anwendungsfeld der audiovisuellen Künste aus, sowohl auf technologischer als auch auf künstlerischer Ebene. Er richtet sich an Studierende mit Bachelorabschluss in den Bereichen Informatik, audiovisuelle Künste, Medien- oder Musikproduktion. Weitere Informationen unter: www.cemfi.de/aac

BEWERBEN 4.0

Cover Bewerben 4.0Karriere-Coach Vincent G. A. Zeylmans van Emmichoven zeigt, wie Bewerben 4.0 funktioniert und man sich im digitalen Dickicht sichtbar macht. Er leitet bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen sowie Jobprofilen an und weist den Weg in ein erfülltes und gesundes Arbeitsleben. Denn in einer Zukunft, in der wir länger arbeiten und lebenslang lernen müssen, werden Netzwerke und Resilienz zu Erfolgsfaktoren. Vincent G. A. Zeylmans van Emmichoven: Bewerben 4.0. Metropolitan 2018, 29,95 Euro. www.metropolitan.de

WETTBEWERB „DIGITAL SHAPERS“

Foto: McKinsey & Company
Foto: McKinsey & Company
Die Studenten Auryn Engel, Stefan Faistenauer, Christian Pfeifer, Marc Schneider und die Absolventin und Gründerin Estelle Zanga haben Ende April 2018 das Finale des Talentwettbewerbs „Digital Shapers“ gewonnen. Sie hatten für BMG/Bertelsmann ein Tool entwickelt, das Künstlern hilft, mehr über ihre Fans zu erfahren, ihre Konzerttouren besser zu planen und nebenbei der Plattenfirma einen Datenvorsprung beschert. Bei „Digital Shapers“ nehmen sich junge Talente die digitalen Herausforderungen von Unternehmenslenkern vor. Weitere Informationen unter: www.digital-shapers.com

WAS IM LEBEN WICHTIG IST

Cover was im Leben wichtig istDavid Attenborough, Annie Lennox, Jude Law, Marina Abramović, Andy Murray, Bill Gates, Judi Dench, Stephen Fry, Margaret Atwood, , Patrisse Khan-Cullors – das sind nur einige von über sechzig faszinierenden Persönlichkeiten, die Richard Reed für sein Buch „Was im Leben wichtig ist“ getroffen hat. Reed hat sie gebeten, ihren wertvollsten Ratschlag fürs Leben mit seinen Lesern zu teilen. Richard Reed: Was im Leben wichtig ist. Random House 2018, 22 Euro.

Das letzte Wort hat: Susanne Mitschke, MindMate

0

Susanne Mitschke hat einen Bachelor-Abschluss in „Business, Economics and Social Sciences“ (Wirtschaftsuniversität Wien) erworben und das Master-Studium „International Management, Leadership & Business Growth“ abgeschlossen – mit Auszeichnung. Sie arbeitete für mehrere Unternehmensberatungen und gründete 2015 das Start-up MindMate, eine App, die in 17 Ländern kontinuierlich auf Rang 1 der Gesundheits-Apps gelistet wird. 2018 wurde die heute 28-Jährige, die in Kaiserslautern geboren wurde und heute in Los Angeles, USA, lebt, in die Liste „30 zukunftsweisende Menschen unter 30“des US-Magazins „Forbes“ aufgenommen. Die Fragen stellte Christoph Berger

Frau Mitschke, herzlichen Glückwunsch – Sie wurden von Forbes in die Liste „30 Under 30“ in der Kategorie „Soziales Unternehmen“ aufgenommen! Was bedeutet es für Sie, in dieser Liste aufgeführt zu werden? Vielen Dank für die Glückwünsche. Von einem Magazin wie Forbes ausgezeichnet zu werden, ist natürlich ein super Gefühl. Als ich von der Nominierung erfuhr, habe ich mir nur gedacht: ‚Wow – Forbes weiß, was MindMate ist und was wir machen?!‘ Als ich mich dann mit meinen zwei Mitgründern auf der Liste gefunden habe, war das natürlich ein sehr großer Moment für uns, da Forbes international das Wirtschaftsmagazin Nummer 1 ist! Beflügelt so eine Auszeichnung den geschäftlichen Erfolg Ihres Start-ups MindMate, einer App für ältere Menschen und Menschen mit Gedächtnisschwierigkeiten? Eine solche Auszeichnung hilft natürlich bei der Glaubwürdigkeit. Leider gibt es einige Menschen, vor allem in Europa, die neuen Technologien erst einmal sehr skeptisch gegenüberstehen und nach Gründen suchen, warum eine Idee nicht funktioniert. Wenn man dann beiläufig bei einem ersten Gespräch erwähnt, dass man eine Auszeichnung vom Forbes Magazin bekommen hat, hilft das natürlich. Abgesehen davon, finden es unsere derzeitigen Firmenkunden natürlich auch super, mit „young potentials“ zusammenzuarbeiten. Und es hilft auch dabei, neue Kunden zu gewinnen. Was können Nutzer mit der App alles machen? Die App ist dazu designed, die Gehirnfitness von älteren Menschen zu unterstützen und im besten Fall zu fördern. Unsere Nutzer haben Zugriff auf einen Aktivitätenplan, der sich jeden Tag ändert und verschiedene Übungen für Körper und Geist beinhaltet, sowie Tipps und Tricks und Rezepte rund um das Thema gesunde Ernährung bereitstellt. Die Nutzer können dann auch ihren Fortschritt sehen, zum Beispiel, wie viele Minuten oder gar Stunden sie körperlich aktiv waren. Oder, wie sich ihre geistigen Fähigkeiten entwickeln. Sie haben in Schottland studiert und leben derzeit im US-Bundesstaat Kalifornien. Ist es im angelsächsischen Bereich leichter, ein Unternehmen zu gründen oder hätten Sie sich eine Gründung auch in Deutschland vorstellen können? Die Unternehmensgründung in Großbritannien beziehungsweise in den USA ist um einiges einfacher als in Deutschland. Vor allem der bürokratische Aufwand und die Kosten der Unternehmensgründung sind viel geringer. Was noch dazu kommt: Leute einzustellen und wieder gehen zu lassen, ist ebenfalls wesentlich einfacher im angelsächsischen Bereich. Sehr viele Dinge, bei denen in Deutschland noch Stift, Papier und Amtsgänge benötigt werden, sind in UK und den USA automatisiert und online verfügbar – ohne großen Aufwand. Ältere Menschen sind nicht gerade die bevorzugte Zielgruppe von App-Entwicklern – so scheint es zumindest auf den ersten Blick. Was veranlasste Sie dazu, trotzdem in dem Bereich eine App zu entwickeln? Ältere Menschen sind die am stärksten wachsende Gruppe, wenn es um Technologie geht. Die American Association of Retired People hat neulich eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass 70 Prozent aller Leute über 50 und 55 Prozent der über 70-Jährigen in den USA ein Smartphone besitzen und nutzen. Zudem sind ältere Menschen sehr loyal. Wir haben sogar mitbekommen, dass MindMate häufig die einzige App ist, die die Menschen benutzen – abgesehen von den vorinstallierten Apps natürlich. Und, zumindest in den USA, ist „Grey Tech“ gerade sehr im Kommen, gerade weil die Verbreitung von Technologie in der Generation 50+ oder sogar 60+ sehr stark zunimmt. Wie wichtig war für die MindMate-Gründung der private Hintergrund eines Ihrer Mit-Gründer, Roger Arellano, dessen Großvater an Alzheimer erkrankt war und von ihm gepflegt wurde? Roger war quasi unsere Inspiration und der Grund, warum wir in diesem Bereich angefangen haben. Allerdings hat sich die App in den drei Jahren sehr geändert und verfolgt inzwischen eher die proaktive Herangehensweise an Demenz oder Alzheimer. Wir wissen, dass viele Menschen MindMate zusammen mit ihren Angehörigen, die an Demenz erkrankt sind, benutzen. Allerdings ist Demenz sehr komplex. Menschen in frühen Stadien haben oft gar kein Problem, unsere App zu benutzen, sofern sie vorher schon einmal Technologie benutzt haben. Bei Menschen in späteren Stadien ist das eher schwieriger. Hierfür haben wir Musik eingeführt, die den Zweck einer sogenannten Remeniszenztherapie hat. Damit lassen sich längst vergessene Erinnerungen wiederentdecken. Die Mehrheit unsere Nutzer ist jedoch gesund oder habt leichte Gedächtnisprobleme. Sehen Sie Ihre App somit auch als einen Beitrag zur Kommunikation zwischen „Jung“ und „Alt“ – und kommt die Kommunikation zwischen Generationen Ihrer Meinung nach oftmals zu kurz? Ich erwische mich selbst dabei, dass ich mit meiner Familie hauptsächlich „Texte“ – also SMS schreibe, statt anzurufen. Wenn man dann keine „Technik“ benutzt oder benutzen kann, ist das natürlich ein großer Nachteil in der Kommunikation. Meiner Meinung nach fördert MindMate absolut die Kommunikation zwischen Jung und Alt. Wir hören oft von Nutzern, dass die App ihnen dabei geholfen hat, einen besseren Draht zu ihren Enkelkindern aufzubauen. Wenn Oma und Opa jetzt auch ein Tablet oder Smartphone benutzen können und man gemeinsam Spiele spielen kann, oder sich durch ein technisches Gerät austauschen kann, fördert das natürlich die Beziehung, da die Großeltern doch nicht so „uncool“ sind wie gedacht. Welchen Beitrag können digitale Lösungen hier beitragen? Vor allem in der globalisierten Welt, in der man nicht mehr in der gleichen Stadt wohnt wie die Familie, sind digitale Lösungen nicht zu unterschätzen. Ein Telefonat ist toll. Aber ist es nicht besser, wenn man sich dabei noch sehen kann? Vor allem auch, um gemeinsame Themen zu finden mit der „Jungen Generation“, den „Digital Natives“. Und es ist natürlich super, wenn man sich ein bisschen auskennt und mitreden kann. Auf was kommt es im stark zunehmenden Markt der Gesundheits- und Trainings-Apps vor allem an, was braucht es, um mit einer App erfolgreich zu sein? Erst einmal ist es wichtig die Entwicklung einer App nicht zu unterschätzen. Viele Leuten denken, dass es sehr einfach ist, eine App zu entwickeln und damit schnell reich zu werden. Genau das Gegenteil ist der Fall. Wir haben in drei Jahren viele Apps gesehen, die uns kopiert haben oder etwas sehr Ähnliches gemacht haben, die es nun aber alle nicht mehr gibt. Oft wenden sich auch Menschen an mich, die mich um Rat fragen bezüglich ihres Technologieunternehmens. Wenn dann keiner der Gründer programmieren kann, ist das immer schwierig. Im Markt der Gesundheits- und Trainings-Apps ist es wichtig, die Nutzer regelmäßig zu motivieren, sie zu erinnern, warum sie die App überhaupt erst runtergeladen haben, was ihr Ziel ist. Ein benutzerfreundliches und intuitives Design ist dabei genauso wichtig wie das richtige Branding. Und um ehrlich zu sein, gehört wie überall, natürlich auch eine Portion Glück dazu, erfolgreich zu sein. Weitere Infos unter: www.mindmate-app.com

karriereführer consulting 2018.2019 – Transformation, Kollaboration, Innovation

0

Transformation, Kollaboration, Innovation: Wie die Generation Z das Consulting prägen wird

Neue Leute aus der Generation Z, neue Techniken wie Big Data und Künstliche Intelligenz: Das Consulting stellt sich neu auf. Gefragt sind einerseits operative IT-Lösungen für mehr Effizienz und Transparenz. Doch danach kommt es mehr denn je auf die persönliche Beraterleistung an.

Generation Z wie Zukunft

0

Neue Leute aus der Generation Z, neue Techniken wie Big Data und Künstliche Intelligenz: Das Consulting stellt sich neu auf. Gefragt sind einerseits operative IT-Lösungen für mehr Effizienz und Transparenz. Doch danach kommt es mehr denn je auf die persönliche Beraterleistung an. Übrigens gerade bei den Führungskräften der Zukunft, die auf Gespräche großen Wert legen. Von André Boße

Die Generation Z kommt! Dazu zählen Absolventen und Einsteiger, die ab Ende der Mitte der 1990er-Jahre geboren wurden. Nun sind die ersten Mitglieder dieser Generation Mitte 20, haben ihre akademischen Abschlüsse in der Tasche oder sind kurz davor und starten ihre Berufskarrieren. Wie jede andere Generation zuvor bringt die Generation Z Eigenarten und Merkmale mit. Diese werden die Unternehmen verändern, in denen sie tätig sein werden – was wiederum auch den Anspruch an die Beratung der nahen Zukunft beeinflusst: Consultants müssen schon jetzt die Besonderheiten der Generation Z mitdenken.

X bis Z: So unterscheiden sich die Generationen

Aber was genau steht hinter der Z – und wie unterscheidet sie sich von ihren Vorgänger-Generationen X und Y? Der Ökonom Prof. Dr. Christian Scholz hat die verschiedenen Generationen analysiert, angefangen bei den Baby-Boomern, also den Menschen aus den besonders geburtenstarken Jahrgängen zwischen 1955 und 1969. Diese Generation sitzt heute vielfach in den Chefetagen. Doch ihr Ruhestand rückt näher.

„Die Baby-Boomer waren in mancher Hinsicht idealistisch und wollten eine bessere Welt, sie agierten aber zunehmend opportunistisch und nutzten ihre Karrierechancen“, formuliert Scholz. Auf sie folgte die pragmatische Generation X: „Anders als ihre Vorgängergeneration machte sie sich keine Illusionen über die Gesellschaft oder die eigene Zukunft. Visionen und Utopien spielten keine Rolle, es gab auch kaum eigene Aufstiegserwartungen.“ Die Generation Y – geboren in den 1980er- und bis Mitte der 1990er- Jahre – bestimmte zuletzt den Wandel in vielen Unternehmen. Scholz: „Sie besinnt sich auf Begriffe wie Sinn und Werte, strebt auch in der Arbeitswelt die persönliche Weiterentwicklung und Selbstentfaltung an, wird geprägt von Chancen und Gefahren, von Globalisierung und Digitalisierung.“

Nun rückt die Generation Z nach – „eine Generation, die erkennt, dass der Plan der Generation Y nach Sinnhaftigkeit und persönlicher Entfaltung nicht immer aufgegangen ist“, so Scholz. Daher trenne die Generation Z wieder klar zwischen Arbeits- und Privatleben, lege Wert auf Harmonie. Wandel hingegen wolle sie nur begrenzt, weshalb er eher mit einer „Optimierung von Strukturen und Sicherheit“ begründet werden sollte, um die Generation Z zu motivieren, wie Christian Scholz sagt.

Lust auf Menschen und große Unternehmen

Doch was heißt das konkret für die Karriereplanung der Generation Z? Welche Typen von Einsteigern gehen nun in die Unternehmen – und wie muss die Consultingbranche darauf reagieren? Die Unternehmensberatung Accenture hat mit der Studie „Gen Z Rising“ ein umfassendes Profil der neuen Kräfte vorgelegt. Für Unternehmensberater sind die Erkenntnisse besonders wertvoll, denn sie zeigen auf, worauf es dem Nachwuchs im Unternehmen ankommt – und wie es gelingen kann, sein beträchtliches Potenzial in den Unternehmen zur Entfaltung zu bringen. Eine Kernaussage der Studie lautet: „Obwohl die diesjährigen Hochschulabsolventen in Deutschland mit digitaler Kommunikation groß geworden sind, halten sie die zwischenmenschliche Interaktion im Beruf für besonders wichtig.“

Generation Z

Bloss nicht unterfordern Häufig stellt sich in den Unternehmen die Frage, wie sehr man die Einsteiger in die Arbeit einbeziehen darf, wie viel Verantwortung man ihnen gibt. Auch für Consultants ist das ein Thema. Die Accenture-Studie „Gen Z Rising“ zeigt nun, dass für die Einsteiger selbst nicht die Über-, sondern die Unterforderung das größte Problem darstellt: Mehr als zwei Drittel aller Berufseinsteiger fühlen sich im Job nicht genügend ausgelastet. Hier gibt es also noch Potenzial, das es zu nutzen gilt.

Die Digital Natives der Generation Z stehen also keineswegs aufs Dauer-Display, persönliche Kontakte bleiben bedeutsam: „30 Prozent der befragten Berufseinsteiger präferieren persönliche Meetings, während Tools zur Online-Kommunikation mit 20 Prozent deutlich dahinter an zweiter Stelle rangieren“, heißt es in der Studie. Besonderen Wert legten Absolventen auf eine gute Beziehung zu ihren Führungskräften: „Ein potenziell schlechtes Verhältnis zum Chef ergab sich bei unserer Umfrage als eine ihrer größten Sorgen.“

Interessant in dieser Hinsicht ist der Hang der neuen Absolventen und Einsteiger zu größeren Arbeitgebern: „Der Wunsch, für ein Großunternehmen zu arbeiten, nimmt immer mehr zu“, heißt es in der Accenture-Studie. „25 Prozent der Absolventen, die dieses Jahr den Abschluss machten, möchten demnach für ein großes Unternehmen arbeiten. 23 Prozent bevorzugen dagegen eine mittelständische Firma, und 15 Prozent könnten sich vorstellen, bei einem Start-up anzufangen.“ Haben die Einsteiger erste Berufserfahrungen gesammelt, steige der Wunsch, bei einem großen Unternehmen tätig zu sein, sogar noch, so die Studie. „Berufseinsteiger kehren damit zu den traditionellen Werten des Berufslebens zurück: ein klarer Karriereweg, Stabilität, Weiterbildungen und Mentoring sowie ein angemessenes Gehalt.“

Also genauso, wie es Christian Scholz in seinem 2014 veröffetlichten Buch „Generation Z: Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt“ prognostizierte.

Foto: Fotolia/chombosan
Foto: Fotolia/chombosan

Digital Natives an der Seite der Top-Berater

Die Frage ist nur, ob es diese Klarheit und Stabilität heute überhaupt noch geben kann. Beinahe alle großen Unternehmen stehen weiterhin vor der immensen Aufgabe, sich der digitalen Transformation zu stellen und die Digitalisierung umzusetzen – Veränderungen in der Art der Arbeit und der Unternehmenskultur inklusive. Entwicklungen wie künstliche Intelligenz und Deep Learning, 3-D-Druck und Big Data stehen für grundlegende Veränderungen der gesamten Arbeitsprozesse, und zwar über alle Abteilungen hinweg. Gerade bei diesen Transformationen ist die gegenwärtige Absolventen-Generation besonders gefragt: Schließlich ist sie es gewohnt, digitale Tools sowie vor allem digitale Denkmuster in ihre Lebenswelt zu integrieren.

„Für digitale Exzellenz benötigen Unternehmen Menschen mit digitaler, fachlicher und persönlicher Kompetenz“, bringt es Hanna Kranz, Human Resources Recruit ing & Development bei Sopra Steria Consulting, auf den Punkt. Die Sichtweise und Denke der Digital Natives sei daher für das Top-Management eine wertvolle Quelle. Um beides zu nutzen, hat das Beratungsunternehmen ein „Consultant Advisory Council eingerichtet“: „Zehn Mitarbeiter aus allen Unternehmensbereichen, alle jünger als 30 Jahre, diskutieren hier mit der Unternehmensführung über Zukunftsthemen und Bedürfnisse der jungen Generation.“

Sopra Steria hat sich auf Consultant- Projekte zum Thema Digitale Transformation spezialisiert, zu tun haben es die Consultants dabei zum Beispiel mit Kunden, die auf oberster Ebene an der richtigen Strategie feilen. „Die Unternehmen wollen Entscheidungshilfen, wie sie den Umbau in Richtung eines digitalen Unternehmens stemmen sollen, beispielsweise wer im Management die Digitalisierung vorantreibt, welche kulturellen und organisatorischen Veränderungen nötig sind und wie ein funktionierender Fahrplan für die Transformation aussieht.“ Demgegenüber gebe es Unternehmen, die sich mit konkreten Projekten beschäftigen. „Diese Kunden wollen Antworten, wie sie mit der Blockchain-Technologie ihr Geschäft sicherer und komfortabler für ihre Kunden abwickeln. Oder sie arbeiten an praktischen Anwendungsfällen für Automatisierungen und künstlicher Intelligenz, damit ihre Mitarbeiter mehr wertschöpfende Aufgaben übernehmen können.“

An der Vielfalt der Themen zeigt sich, worauf es in der Beratung heute ankommt: Einerseits muss der digitale Wandel gestaltet und mit Inhalt gefüllt werden, andererseits gilt es, die Mitarbeiter mitzunehmen, sie zu motivieren. Und das gelingt mit Blick auf die Generation Z eben am besten, wenn der Wandel nicht als Abenteuer bezeichnet wird, sondern als notwenige Veränderung, die Strukturen stärkt und Sicherheit gibt.

KI, erweiterte Realität, Vertrauen

Im Research-Report „Eng verbunden mit dem Kunden“ hat die Beratung Accenture große Technikthemen identifiziert, die auf alle Branchen große Auswirkungen haben werden. Zum einen ist das die künstliche Intelligenz mit ihrer Auswirkung auf alle Teile von Wirtschaft und Gesellschaft. Die erweiterte Realität, versetzt die Menschen an andere Orte und minimiert Distanz nicht nur, sondern schafft sie ganz ab. Große Bedeutung besitzen auch die Datenkorrektheit, also das Vertrauen in die Sicherheit, sowie die Grenzenlosigkeit des Geschäfts, denn die Digitalisierung befähige die Unternehmen, „schneller und in mehr Ökosysteme zu expandieren als je zuvor“, heißt es in der Studie. Da die alten Geschäftssysteme für diese Grenzenlosigkeit nicht gemacht seien, komme es darauf an, neue Partnerschaften zu schließen.

KI ersetzt Beratung nicht

Dies gelingt zum Beispiel durch eine höhere Transparenz. Und genau hier setzen Projekte von Beratungsunternehmen an, die ihren Kunden dabei helfen, mit Hilfe von Big Data-Analysen ihr eigenes Unternehmen ganz neu kennenzulernen. „Das Entscheidende ist, in der Unmenge an Daten jene zu finden, auf die es tatsächlich ankommt“, sagt Bastian Nominacher, Co-CEO und Mitgründer des Beratungsunternehmens Celonis, das eine eigene Methode für diese Arbeit anbietet: Das Tool „Process Mining“ legt den Fokus der Analyse auf transaktionale Prozessdaten, die sowieso schon in den IT-Systemen vorhanden sind. „Für einen frei auswählbaren Unternehmensbereich zeigt die Software in Echtzeit auf, welche Prozesse wie ablaufen und eröffnet damit einen Röntgenblick auf alle Unternehmensaktivitäten – beispielsweise auf einen Einkaufsprozess von der Vorarbeit über die Bestellung bis hin zur Zahlung“, so Nominacher.

Dabei begreifen die Machine-Learning-Algorithmen hinter der künstlichen Intelligenz auch, wie dieser Prozess idealerweise ablaufen sollte – und warum Abweichungen von diesem Idealzustand auftreten. „Die Software kann so direkte Handlungsempfehlungen geben: Welche Maßnahmen hätten bei ähnlichen Problemen welchen Effekt? Und was verspricht heute Erfolg?“ Hier gibt die Software also Impulse für den Berater. Da stellt sich natürlich die Frage: Übernimmt hier die künstliche Intelligenz irgendwann ganz die Arbeit des Consultants, weil sie Ist-Zustände analysiert, Soll-Zustände entwickelt und dabei genau die notwendigen Arbeitsschritte vorgibt? Nein, sagt Nominacher, zwar werde der Beratungsprozess mit Hilfe solcher Digital-Tools beschleunigt, doch verbessere sich damit vor allem die Entscheidungsgrundlage für die spätere persönliche Beratung. „Die Software ersetzt keine Berater, sie hilft Consultants, ihren Job schneller und effizienter zu machen. Sie gibt ihnen somit den Freiraum, ihre Kompetenz einzusetzen, und befreit sie von der aufwändigen Spuren- und Ursachensuche. Damit hat der Berater die Zeit, das zu tun, was seine Kernkompetenz ist: beraten.“

Und genau hier treffen neue Consulting-Methoden den Nerv der Generation Z, die eben besonders großen Wert auf persönliche Kontakte legt. Digitale Berateransätze sind mit Blick auf den Nachwuchs in den Unternehmen also vor allem dann Erfolg versprechend, wenn die Software technische Leistungen automatisiert und Raum gibt für Beratergespräche. Klar ist aber auch, dass in auf Software-Lösungen spezialisierten Unternehmensberatungen wie Celonis die Kompetenzen von IT-Kräften und Consultants miteinander verschmelzen: Die Berater benötigen Einblicke in die digitalen IT-Operationen und Security-Architekturen, müssen aber auch strategische Anwendungsszenarien aufstellen und Erfolge beziffern. „Dann sind sie in der Lage, die Vorteile der Technologie in Pilotprojekten aufzuzeigen und Empfehlungen für weitere Optimierungen zu geben“, sagt der CEO Bastian Nominacher. Und genau diese Optimierungen sind es eben, die der Generation Z ein besonders gutes Gefühl geben.

Buchtipps

Cover_Leben3_0

Leben 3.0

Es ist ein Charakteristikum der ZukLeben 3.0unft, dass sie ungewiss ist. So wundert es auch nicht, dass Physikprofessor Max Tegmark in seinem Buch „Leben 3.0“ unterschiedlichste Szenarien über das aufzeigt, was die Menschheit erwartet – obwohl er mit den weltweit führenden Entwicklern künstlicher Intelligenz zusammenarbeitet, die ihm exklusive Einblicke in ihre Labors gewähren.

Max Tegmark: Leben 3.0. Ullstein 2017, E-Book 19,99 Euro. Jetzt kaufen Jetzt kaufen bei Amazon

Cover Emotionale Intelligenz

Emotionale Intelligenz

Seit Daniel Golemans Bestseller „Emotionale Intelligenz“ vor 20 Jahren sind Emotionen in aller Munde. Trotzdem scheint es, dass wir keinesfalls emotional intelligenter geworden sind – obwohl es gerade jetzt, in Zeiten der Transformation, so dringend notwendig wäre, wie Dr. Willms Buhse und Nicole Brandes erklären.

EQ. Emotionale Intelligenz. dtv 27. Auflage 2017, 9,90 Euro. Jetzt kaufen Jetzt kaufen bei Amazon
Markus Hornung: Der Abschied von der Sachlichkeit. Business Village 2018, 24,80 Euro. Jetzt kaufen Jetzt kaufen bei Amazon

Cover Generation Z

Das Buch zur Generation Z

Früh erforschte Prof. Dr. Christian Scholz die Gen Z. Christian Scholz: Generation Z: Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt. Wiley 2014, 19,99 Euro.

Jetzt kaufen Jetzt kaufen bei Amazon

Cover D.Quarks

d.quarksX

Digitalisierung ist für Unternehmen und Manager eine zentrale Herausforderung. Aber wie können kleine und mittlere Unternehmen (KMU) digital werden? Mit den d.quarks, die die Digitalexperten Carsten Hentrich und Michael Pachmajer von PwC entwickelt haben; sie sind Bausteine für den digitalen Wandel. Ein d.quark beschreibt eine Fähigkeit, die ein Unternehmen bei der Realisierung digitaler Geschäftsmodelle organisieren, beschaffen und entwickeln muss. Es sind Teilchen, die jedes für sich dazu beitragen, die digitale Transformation in Unternehmen zu beschleunigen.

Michael Pachmajer, Carsten Hentrich: d.quarksX – Auf den Punkt zum digitalen Unternehmen. Murmann 2017, 10 Euro.

Jetzt kaufen Jetzt kaufen bei Amazon

Der Transformationsberater Dr. Willms Buhse

Wie bringt man die Innovationskraft des Silicon Valley in das deutsche Top-Management? Dieser Frage widmet sich Dr. Willms Buhse in seinen Vorträgen, Büchern und Coachings zum Thema Digitale Transformation. Im Interview erklärt er, warum das Veränderungstempo gefährlich langsam ist und wie es Consultants gelingen kann, es zu verschärfen. Nicht, um Kasse zu machen. Sondern um den Unternehmen wirklich zu helfen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Willms Buhse, 1970 in Langenhagen geboren, besitzt ein Diplom in Maschinenbau sowie in Wirtschaftswissenschaften. 1994 wird er an der Uni Hannover Leiter eines der ersten internationalen Internetprojekte. Seine Doktorarbeit verfasste er über das Musikgeschäft im digitalen Zeitalter. Für den Bertelsmann- Konzern gründete er in New York ein Tochter-Start-up. Und er war an der Entwicklung und Vermarktung von globalen Standards für Mobiltelefone beteiligt. Als Autor bloggt er für die Wirtschaftswoche und schreibt Bücher. Als Trainer coachte er nicht nur Top-Manager, sondern auch ein Basketballteam in Deutschland und ein Soccer-Team in New York. Willms Buhse lebt in Hamburg.
Herr Dr. Buhse, Themen wie 3-D-Druck oder Künstliche Intelligenz führen dazu, dass die Dynamik der digitalen Transformation weiter steigen wird. Sind die deutschen Unternehmen in der Mehrzahl darauf vorbereitet? Stimmt, diese Themen sind Verstärker. Die digitale Transformation von Unternehmen ist aber mehr eine ganzheitliche Geisteshaltung. Und genau hier sehe ich den größten Nachholbedarf für Unternehmen. Erst kürzlich veröffentlichte die Gesellschaft für Konsumforschung eine Studie unter deutschen Großunternehmen. Darin sagt jeder zweite Unternehmer, dass die eigene Branche massiv transformiert werde. Beim jeweils eigenen Geschäftsmodell hingegen sehen nur 21 Prozent einen solchen starken Wandel. Hier spiegelt sich eine bedenkliche Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung wider, die wir auch selbst vor zwei Jahren in einer Studie erhoben haben. Und die Herausforderungen an das eigene Unternehmen so zu unterschätzen, ist ökonomisch hochgradig gefährlich. Welche Rolle spielen hier die Unternehmensberater? Sollten sie aufs Tempo drücken, weil der Wandel jetzt vorangetrieben werden muss? Unternehmensberater werden jetzt und in Zukunft hauptsächlich für zwei Dinge gebraucht: Zum einen für ihr Expertenwissen, zum anderen als Lotse und Begleiter im Transformationsprozess. Natürlich muss der Unternehmensberater wissen, wovon er redet. Aber vorrangig muss er Lust auf Veränderung machen. Er muss diesen Wandel moderieren und das dafür notwendige Handwerk vermitteln. Zur Not kann er auch mal als verlängerte Werkbank herhalten, klar. Aber ich halte nichts davon, wenn Berater mit einem Bus an Leuten vorfahren, einen Konferenzraum besetzen und am Ende mit einem Fertigrezept für den Wandel des Unternehmens wieder herauskommen.
Viel wichtiger als die künstliche Intelligenz wird aber die emotionale Intelligenz sein, also die Fähigkeit, die Menschen im Wandel mitzunehmen.
Es ist viel über Digital Leadership geschrieben worden, jedoch verändern sich die Voraussetzungen dafür ja auch mit jeder Innovation und jeder Zukunftsvision. Wie definieren Sie Digital Leadership heute? Was mir an den meisten Definitionen fehlt, die man aus dem Markt so hört, ist die Einbettung in das große Ganze: in die digitale Transformation. Diese besitzt nämlich in jedem Unternehmen viele Dimensionen. Wir haben dafür das „Rad der Transformation“ entwickelt, das die acht typischen Dimensionen dieses Wandels beinhaltet: Digital Strategy, Digital Customer Relationships, Digital Products & Services, Digitale Prozesse, Social Collaboration, das Digitale Mindset, das Digital-Transformationsmanagement sowie – im Kern des Ganzen, alles zusammenhaltend – Digital Leadership. Es handelt sich hier also um eine neue Führungskultur, in der Führungskräfte von heute sich die Erfolgsmodelle der Digitalisierung in ihrer täglichen Führung zu Eigen machen. Was erfordert dieses Führungsmodell? Maximale Transparenz sowie Führen unter Unsicherheit, die sich durch die Vernetzung digital gesteuerter Entwicklungen ergibt. Dann: Offenheit für neue Produkte, Herangehensweisen, Werkzeuge und Werthaltungen sowie Partizipation der Mitarbeiter an relevanten Entscheidungsprozessen. Und Agilität in der Planung ihrer Prozesse. Zusammengefasst also: Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität – ich nenne es das VOPA-Prinzip. Und ohne dieses ist Führung nicht mehr denkbar. Dieses Prinzip bedeutet nicht, dass klassische, hierarchische, langfristige und auf Kontrolle basierende Prozesse grundsätzlich unbrauchbar sind. Aber es erfordert, dass jede Führungskraft auswählen können muss zwischen „alter“ und „neuer“ Führung. Das ist Digital Leadership. Denken Sie, dass die Consultants heute mehrheitlich fit genug sind für bahnbrechende und hochinnovative Themen wie Künstliche Intelligenz oder Big Data? Manche ja, viele nein. Aus meiner Sicht jedoch ein wesentlich größeres Problem ist, dass die meisten Beratungen sich nur allzu bereitwillig auf diese Hype-Themen stürzen. Weil sie aufgrund ihrer Komplexität prädestiniert für den großen Beraterbus und den extragroßen Retainer sind.
Natürlich muss der Unternehmensberater wissen, wovon er redet. Aber vorrangig muss er Lust auf Veränderung machen.
Sprich: Sie sind gut fürs Beratergeschäft? Ja, aber die oben skizzierten Themen, die sie zuerst angehen müssten, weil in ihnen ein echtes Potenzial für die Weiterentwicklung eines Geschäfts steckt, treten in den Hintergrund. Einfach, weil sie weniger attraktiv für die Beratungen sind. Wie kann es den Consultants gelingen, die Themen der digitalen Transformation in die Unternehmen zu tragen? Indem sie sich in die Rolle des Lotsen begeben statt in die des allwissenden Optimierers. Mit dem Klemmbrett durch den Laden zu gehen und zu schauen, wer wie noch effizienter werden und mit Technologie noch ein wenig mehr aus sich herausholen kann – ein solches Vorgehen holt die Leute nicht ab. Mir geht es immer darum, die Unternehmen zu inspirieren, ihnen Lust zu machen auf die Veränderung sowie die Partizipation der Mitarbeiter. Und diese Energie im Unternehmen, diese Aufbruchstimmung dann zu nutzen, um sie bei der Veränderung zu begleiten. Dafür braucht es Berater und auch Trainer, die Lust haben, neue Methoden anhand individueller Beispiele zu vermitteln. Welchen Stellenwert werden neue Methoden wie Künstliche Intelligenz oder Big Data in der Beratung selbst haben, wird die digitale Technik dafür sorgen, dass Beratung nicht nur effizienter, sondern auch zielgenauer und qualitativ besser wird? Diese Technologien werden hier und da sicher auch zum Tragen kommen. Für uns Berater ist es ein Muss, mit modernen Werkzeugen und Methoden den angestrebten Wandel vorzuleben. Viel wichtiger als die künstliche Intelligenz wird aber die emotionale Intelligenz sein, also die Fähigkeit, die Menschen im Wandel mitzunehmen. Für alles andere wird es Tools geben. Diese emotionale Intelligenz fördern wir bei den Consultants in unserem Unternehmen. Wir setzen bei „DoubleYUU“ auf ein selbstorganisiertes Beraternetzwerk mit festen und freien Beratern, in dem jeder selbstbestimmt, flexibel und eigenverantwortlich arbeitet. Denn von Hierarchien und Berater-Sidekicks, die nur zusätzliche Stühle füllen, halte ich nichts. Viel cooler ist es doch, wenn ein Berater mit seiner Begeisterung für einen Kunden so einsteigt, dass er diesen auch überzeugen kann. Da kann es schon passieren, dass der Juniorberater dann auch im Vorstandstermin landet.

Zum Unternehmen

Willms Buhses Beratungsunternehmen Doubleyuu mit Sitz in Hamburg wurde 2009 gegründet und sieht sich als Begleiter von Unternehmen in allen Phasen der digitalen Transformation. Ziel ist dabei ein Wandel in der Unternehmenskultur, der sich nur bewerkstelligen lässt, wenn alle Bereiche vom digitalen Wandel erfasst werden. Die rund 20 festen und freien Consultants arbeiten für viele große DAX-Unternehmen, geben Leadership-Impulse oder bringen Digital-Leadership in die verschiedenen Managementebenen.

Herausforderung digitale Transformation

0

Die Umsätze der Consultingbranche wachsen – inzwischen eine Erfolgsgeschichte im achten Jahr. Und sie könnten noch höher ausfallen. Allein der Mangel an qualifizierten Beratertalenten begrenzt einen noch stärken Kurvenverlauf nach oben. Haupttreiber der Entwicklung ist die Digitalisierung. Von Christoph Berger

Es ist fast schon egal, welche Internetseite von welcher Unternehmensberatung man derzeit aufruft: Fast immer springt einem das Thema Digitalisierung entgegen. „Die ‚Digitale Transformation‘ ist das Buzzword der Stunde“, heißt es dann auch auf einer der Seiten. Allerdings hat diese Fokussierung auch ihre Gründe: Laut der aktuellen McKinsey- Studie „Disruptive forces in the industrial sector – a global executive survey“ erwarten Vorstände und Unternehmensentscheider aus der Industrie, dass sich ihre Branchen in den nächsten fünf Jahren stärker verändern als in allen vergangenen Jahrzehnten. 85 Prozent der Verantwortlichen aus der Automobilindustrie, dem Maschinenbau sowie der Luftfahrt- und Verteidigungsbranche gehen davon aus, dass technologische Durchbrüche wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und datenbasierte Geschäftsmodelle ihr Unternehmen komplett verändern werden. Auch das Marktforschungsunternehmen Gartner hat sich auf die Suche nach technologischen Trends für 2018 gemacht. Folgende zehn, strategisch bedeutsamen Technologie-Trends wurden dabei von den Analysten identifiziert – unter Berücksichtigung der bereits erwähnten: intelligente Apps und Analytik, digitale Zwillinge, EDGE-Computing aus der Cloud, Konversations- Plattformen, erweiterte und virtuelle Realität, Blockchain, Reaktionsschnelligkeit sowie ein anpassungsfähiges Risiko- und Vertrauensmanagement. Das Besondere bei alldem, auch dies wurde über die McKinsey-Studie noch einmal bestätigt: Fast jeder Zweite hält das Ausmaß der Veränderung für noch nie dagewesen. Gleichzeitig fühlen sich die traditionellen Unternehmen schlecht auf den Wandel vorbereitet. Vor allem gehe es darum, neue digitale Geschäftsmodelle aufzubauen und die dafür notwendigen Talente zu gewinnen. Und: „Natürlich gab es auch früher Entwicklungssprünge in der Industrie. Doch diesmal verändert sich nicht nur die Technologie, sondern für alle Unternehmen auch das fundamentale Geschäftsmodell“, sagt Thomas Baumgartner, Leiter der europäischen Beratung für Industrieunternehmen bei McKinsey. Da wundert es nicht, dass sowohl die deutsche Wirtschaft als auch der Öffentliche Sektor vermehrt nach Consultingleistungen fragen. Taktgeber ist, so die BDU-Studie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2018“, die laufende digitale Transformation. In der gaben 93 Prozent der Befragten auch an, dass Beratungsprojekte mit Digitalisierungshintergrund ein wesentlicher Wachstumstreiber bleiben werden.

Die Beratung mit Daten

0

Business Intelligence, Advanced Analytics und Big Data – der Umgang mit Daten ist zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen geworden. In Beratungs-Projekten geht es für Consulting-Unternehmen darum, zusammen mit den Kunden individuelle Lösungen zu finden und diese zu operationalisieren. Von Astrid Muhs, Senior Personalreferentin der Sieger Consulting GmbH

Die Themen Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz (KI) beschäftigen zurzeit viele Unternehmen. Eine der größten Herausforderung besteht darin, ein Verständnis dafür zu entwickeln, was maschinelles Lernen ist und welche Probleme dadurch gelöst werden können. Oftmals sind auch irrationale Ängste in Bezug auf dieses Thema abzubauen und ein Verständnis dafür zu schaffen, dass maschinelles Lernen als ein unterstützender Prozess zu verstehen ist. Unternehmen müssen sich bewusst werden, dass es nicht ausreicht, einen KI-Spezialisten einzustellen, der ausnahmslos Algorithmen entwickelt, die dabei helfen sollen, die gewünschten Antworten zu finden. Lernsysteme stehen und fallen mit den Daten, die das Unternehmen dem Spezialisten zur Verfügung stellen kann. Was gebraucht wird, sind Datenexperten und Data Scientists. Diese entscheiden, welche Datensätze dabei helfen, die Unternehmensziele zu erreichen und wie diese Daten aufzubereiten sind, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Ein Teil der Herausforderung der Beratung ist es dabei, die Unternehmen auch auf Unvorbereitetes einzustellen. Denn: Nicht immer erhält man die erwarteten Ergebnisse. Lernsysteme können mitunter ganz andere und völlig neue Erkenntnisse generieren, die von den bereitgestellten Daten nicht erwartet wurden. Daher können Unternehmen nicht mit einem vorgefassten Begriff die Selektion beginnen, um die gewünschten Ergebnisse zu generieren. Unter Umständen werden neue und interessante Dinge herausgefunden, die viele andere Möglichkeiten eröffnen. Maschinelles Lernen entwickelt sich ständig durch innovative Ideen und Plattformen weiter. Schon alleine aus diesem Grund sind Fortbildungen unerlässlich: Umzusetzende Projekte mit Googles Cloud Machine Learning Platform, Microsofts Azure Machine Learning Studio und Amazon Machine Learning sind da nur drei Beispiele, die eine intensive Beschäftigung mit der Thematik erfordern. Auch die Anwendung immer wieder neuer Lernstrategien und -ansätze versetzt einen in die Lage, leistungsstarke und skalierbare Lernsysteme auf jedes Kundenproblem individuell zuschneiden zu können. Falls die cloudbasierten Systeme nicht sämtliche Anforderungswünsche erfüllen, sind wir darüber hinaus in der Lage, unseren Kunden selbstentwickelte und leistungsstarke Lernsysteme anzubieten. Je nach Anwendungsfall kann flexibel zwischen diversen Programmiersprachen wie zum Beispiel Java, Python oder R gewählt werden. Auf jeden Fall helfen Einsteigern, die sich für die Beratung in den Bereichen KI und Maschinellem Lernen interessieren neben einem Studienabschluss in den Fächern Informatik, Betriebswirtschaftslehre oder Naturwissenschaften erste Kenntnisse in der Analyse von Daten und im Bereich Datenbanken – beispielsweise erworben durch ein Praktikum.

Blockchain – Eine Chance auch für junge Berater

0

Sie war eine der großen Überraschungen der letzten Jahre und doch steht sie mit ihrer Karriere noch ganz am Anfang. Die Rede ist von der Blockchain, einer der spannendsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit. Auf Einsteiger übt die Technologie ihren ganz eigenen Reiz aus und bietet vielfache Chancen. Von Christian Drevenstedt, Senior Business Analyst bei Capgemini

Die Blockchain hat viele Akteure bewegt im letzten Jahr: Entwickler in Hunderten von Start-ups rund um den gesamten Globus basteln motiviert vom disruptiven Potenzial an neuen, immer besseren Blockchain-Lösungen. Regulatoren erarbeiten Richtlinien für den rechtmäßigen Umgang und die öffentliche Verwaltung sowie etablierte Unternehmen quer über alle Branchen folgen dem Ruf der Visionäre und prüfen Chancen und Risiken des neuen Sterns am Firmament. Wir als Beratungsunternehmen sind bei dieser Entwicklung von der Pike auf dabei und unterstützen Organisationen, sich mit der neuen Technologie zurechtzufinden. Ging es in den Anfangsjahren noch primär um Wissensvermittlung und die richtige Einordnung der Thematik, drehen sich unsere heutigen Leistungen bereits um die Ausarbeitung der richtigen Strategie, um die Identifizierung von besonders geeigneten Use Cases, die Erstellung von Proof-of-Concepts und letztlich auch um die Produktivsetzung von Piloten. Dabei ist die gesamte Bandbreite unserer Expertise gefragt. Als Berater müssen wir das Geschäft und die Prozesse unserer Kunden kennen und in der Lage sein, ausgearbeitete Strategien in agile Projekte zu überführen. Außerdem benötigen wir jede Menge technisches Verständnis und Know-how, um unsere Visionen auch konkret umzusetzen. Unsere Teams sind folglich oft ein gesunder Mix aus Strategieberatern, Architekten und Entwicklern. Gerade Berufseinsteiger oder Young Professionals fühlen sich vom Thema Blockchain angezogen. Es ist eine vergleichsweise junge Technologie, die sich fortlaufend weiterentwickelt. Welche Auswirkungen sie tatsächlich auf unser gesellschaftliches und wirtschaftliches Verständnis haben wird, lässt sich bislang nur erahnen. Nicht wenige ziehen die Vergleiche zum Durchbruch des Internets in den 1990er-Jahren. Wiederum andere reden sie runter. Dieses Spannungsfeld und die Möglichkeit, die Zukunft der Blockchain-Technologie aktiv mitzugestalten, hat für viele Nachwuchsberater ihren Reiz. Eine Karriere in dem Bereich erfordert vor allem Folgendes: • ein hohes technisches Verständnis, • die Fähigkeit, Potenziale zu erkennen, • Spaß an der permanenten Veränderung sowie • Kreativität in der Umgestaltung. Im Gegenzug bietet die Technologie die Chance, hautnah an einer der aufregendsten Entwicklungen des 21sten Jahrhunderts mitzuwirken.