IT-Security: Experten sind gefragt

Die Bedrohungslage für Cyber-Attacken steigt. Somit stehen die Unternehmen vor der Herausforderung, ihre IT zu sichern. Absolventinnen und Absolventen, die sich auf IT-Security spezialisiert haben, stehen die Türen offen. Von Christoph Berger

Die Zahlen sind alarmierend: Laut der vom eco – Verband der Internetwirtschaft in diesem Jahr veröffentlichten Studie „IT-Sicherheit 2019“ steigt die Bedrohungslage im Bereich IT-Sicherheit immer weiter an. Dies sagen 90 Prozent der für die Studie befragten Sicherheitsexperten. Daher brauche es Strategien zum Schutz, so ihr einhelliges Credo. Um gegenzusteuern, planen die Unternehmen in Schulungen von Mitarbeitern zu investieren und diese mit Informationen über Cyber-Gefahren zu sensibilisieren. Doch wird das ausreichen?

Wohl kaum, zieht man sich ein Studienergebnis des Capgemini Research Institute heran. Demnach sagen schon heute 56 Prozent der Führungskräfte weltweit sowie 46 Prozent in Deutschland, dass ihre Cybersicherheitsanalysten von der Vielzahl der Datenpunkte, die sie überwachen müssen, um Verletzungen zu erkennen oder zu verhindern, überfordert sind. Darüber hinaus hätten sich die Art der Cyberrisiken, die ein sofortiges Eingreifen erfordern oder von Cyberanalysten nicht schnell genug behoben werden können, deutlich erhöht. Helfen könnte hier künstliche Intelligenz, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung – alleine schon, um solche Bedrohungen identifizieren zu können. Allerdings ist ein solches Vorhaben sehr komplex und kompliziert: Laut den Beratern besteht die größte Herausforderung bei der Implementierung von KI für Cybersicherheit im mangelnden Verständnis dafür, wie Anwendungsfälle vom Proof of Concept bis zur flächendeckenden Umsetzung skaliert werden können.

Die Gehälter von IT-Sicherheitsexperten im Ranking mit Einkommen anderer Fachkräfte stehen ganz weit oben.

Da wundert es nicht, dass Security-Experten gefragt sind. Und, dass die Gehälter von IT-Sicherheitsexperten im Ranking mit Einkommen anderer Fachkräfte ganz weit oben stehen. So haben die Autoren der „Vergütungsstudie IT-Funktionen 2019“, erstellt von Compensation Partner in Zusammenarbeit mit dem Fachmagazin „Computerwoche“, herausgefunden, dass die Spezialisten für IT-Sicherheit durchschnittlich 75.577 Euro verdienen. Darüber liegen nur noch die Führungskräfte. „Seit einigen Jahren schon beobachten wir einen rasanten Anstieg bei den Gehältern von IT-Sicherheitsexperten. Es entstehen immer mehr Stellen für Cybersicherheit und viele bleiben unbesetzt, wodurch die Gehaltsangebote deutlich steigen“, sagt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner.

Um in diese Gehaltsklassen vorzustoßen, müssen IT-Sicherheitsexperten aber auch einiges mitbringen. Laut der DEKRA Akademie 2018 gehört neben der Entwicklung, Umsetzung und dem Überwachen von Konzepten, Richtlinien und Strategien das Suchen und Beheben von Schwachstellen, das Programmieren und Entwickeln sowie die Implementierung von Soft- und Hardware zu den häufigsten Aufgaben von IT-Security-Fachkräften. Aber auch die Beratung zu Sicherheitsthemen, das Schnittstellenmanagement und das Überwachen, die Umsetzung und Einhaltung von rechtlichen Rahmenbedingungen stehen auf ihrer Aufgabenliste. Es handelt sich demnach also um eine Funktion mit Schnittstellenkompetenz, die mehr als tiefgehendes IT-Wissen erfordert.

Wie gründen Frauen ein Unternehmen? „Tut es!“

Jana Tepe und Anna Kaiser gründeten Tandemploy, ein Unternehmen, dessen Software-Lösungen Antworten auf viele Herausforderungen der heutigen Arbeitswelt bieten. Und die mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht wurden. Der karriereführer sprach mit Jana über die Herausforderungen, die Gründerinnen und auch Gründer zu meistern haben. Die Fragen stellte Christoph Berger

Jana, mit eurer SaaS-Lösung sprecht ihr gleich einige große Herausforderungen an, vor denen Unternehmen heute stehen und nach Lösungen suchen: zum Beispiel Jobsharing, Mitarbeiterbindung, Wissenstransfer, Peer Learning etc. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die unterschiedlichen Aspekte vereint in eine Software zu packen?
Mit unserer Software lösen wir ein großes Problem, das eigentlich jede Organisation heute hat: Wir helfen dabei, alte Strukturen zu öffnen, vernetzter zu arbeiten, das Wissen in Unternehmen besser zu (ver-)teilen und in Zeiten großer Transformationen beweglicher und handlungsschneller zu werden. Dadurch, dass wir Kolleginnen und Kollegen für diverse flexible Arbeitsmodelle, Kollaborationsformen und Themen mit unseren Algorithmen matchen, unterstützen wir Firmen und deren Mitarbeitende ganz praktisch und alltäglich dabei, eine „Netzwerkorganisation“ zu werden oder sich zumindest auf den Weg dorthin zu begeben. Und weil es zum Netzwerken Anlässe und konkrete Use Cases braucht, bilden wir die ganze bunte Palette ab. Mittlerweile matchen wir für 18 Themen, da ist für jeden was dabei.

Welche Herausforderungen waren für euch bzgl. der IT mit der Gründung von Tandemploy verbunden?
Unsere größte Herausforderung zu Beginn war, einen ITler zu finden, der unsere Ideen und Konzepte in eine Software umsetzt und unser Gründerteam komplettiert. Anna und ich sind beide keine Programmiererinnen. Wir mussten also jemand finden, der wertemäßig zu uns passt, unsere Vision teilt – und ein exzellenter Programmierer ist. Das hat zum Glück geklappt.

Wie wir beide ja beweisen, muss man nicht selber Techie sein, um ein Tech-Unternehmen zu gründen. Man muss sich nur mit den richtigen, hochmotivierten Menschen umgeben.

Und welche Herausforderungen gab es darüber hinaus noch zu bewältigen?
Funding zu bekommen. Ebenfalls ganz zu Beginn haben wir uns für das EXIST-Gründerstipendium beworben, da uns klar war, dass wir eine komplexe Softwareidee kaum werden bootstrappen können. Auch das hat glücklicherweise funktioniert und nach einigen Monaten Warten und Bangen wussten wir: Wir bekommen durch das Stipendium ein Jahr Zeit geschenkt, um unsere Idee in einer Betaversion auf den Markt zu bringen. Das war 2013.

Ihr seid zwei Gründerinnen. Ist dies noch eine Seltenheit in der Start-up-Szene?
Leider ja, vor allem in der Tech-Szene sind wir oft noch allein auf weiter Flur, auf Bühnen, Konferenzen und bei Awards oftmals die einzigen Frauen.

Woran liegt das?
Das hat sicher ganz viele Gründe. Natürlich gibt es rein zahlenmäßig weniger Frauen, die Informatik studieren. Aber wie wir beide ja beweisen, muss man nicht selber Techie sein, um ein Tech-Unternehmen zu gründen. Man muss sich nur mit den richtigen, hochmotivierten Menschen umgeben.

Welche Tipps habt ihr für Frauen, die möglicherweise schon eine Start-up- Idee haben, dann aber vor der Frage stehen: Sollen wir die Idee tatsächlich umzusetzen?
Tut es! Denkt nicht zu lange nach, einfach machen! Hätten Anna und ich zu Beginn zu lange gegrübelt, hätten wir sicher nicht nach zwei Tagen unsere Jobs gekündigt und einfach angefangen. Ihr müsst nicht schon den großen perfekten Plan haben. Denn was ist das Schlimmste, was passieren kann? Meist ist das gar nicht so wild. Und auf dem Weg lernt man so viel wie an keiner Uni und in keinem anderen Job der Welt.

Spielen im Escape-Room

In einem Spiel Daten vor Hackern zu retten, darum ging es mehr als 130 Studierenden von vier Hochschulen, die in extra dafür aufgebauten Studentenappartements zusammenkamen. Von Christoph Berger

Teamarbeit stand im Mittelpunkt eines IT-Escape-Rooms, den Dynamic Commerce, ein Hersteller von Webshopsoftware, an den vier Hochschulen Amberg-Weiden, Coburg, Wiesau und Bayreuth initiiert hatte. Bei den Escape-Rooms, manchmal heißen sie auch Escape-Games, handelt es sich um ein Abenteuerspiel, dem eine Hintergrundstory als Basis dient, die mithilfe von Computern und vor allem im Team durchgespielt und gelöst wird. Das Szenario an den vier Hochschulen war folgendes: Vier Hochschulen, ein Hacker und die Gefahr, dass sämtliche Daten vom Hochschulrechner unwiederbringlich gelöscht werden. Das galt es zu verhindern. Dafür bauten die Veranstalter extra ein Studentenappartement auf, eine Holzbox, die wie ein Wohnheimzimmer eingerichtet war. Und in der auch Hinweise zum Lösen der Aufgabe zu finden waren.

Die teilnehmenden IT-Cracks und Tüftler führten SQL-Injections durch, also das Ausnutzen von Sicherheitslücken im Zusammenhang mit SQL-Datenbanken, und entschlüsselten Codes. So kamen sie dem Hacker auf die Spur und konnten schließlich die gefährdeten Daten retten. Alexander Badewitz, der an der Universität Bayreuth studiert, sagte zu der Veranstaltung: „Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht. Besonders gut haben mir die etwas ‚freakigen‘ Details gefallen.“

Mit Game-(Design)-Thinking spielerische Elemente der Informatik einbinden

Ziel erfüllt, kann man somit sagen. Denn das Spiele sinnvoll für den Kompetenzerwerb eingesetzt werden können, belegen auch Wissenschaftler der TH Köln mit vier neuen Lehrkonzepten, für die sie im September 2019 mit dem Lehrpreis der TH Köln ausgezeichnet wurden. „Beim spielenden Lernen tauchen die Studierenden in komplexe Situationen ein und übernehmen neue Rollen und Perspektiven, die sie anschließend reflektieren. Dadurch erleben sie den Stoff auf eine persönlichere Weise, als beim klassischen Lernen. Das erhöht die Motivation und damit auch den Lernerfolg“, sagt Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der TH Köln.

Escape-Games

Laut der Internetseite Escape Game gibt es in Deutschland (Stand 23.09.2019) 556 fertige Spielräume/Szenarien bei 239 registrierten Live Escape Game Anbietern in 94 Städten.

www.escape-game.org

So zielt beispielsweise das mit einem Sonderpreis ausgezeichnete Game-(Design)-Thinking- Konzept auf das Lernen durch Spielen und weniger auf das Lernen mit Spielen ab. Die Idee ist, mittels Game-(Design)-Thinking spielerische Elemente der Informatik einzubinden. Dazu wurden fünf Beispiele erarbeitet, bei denen beispielsweise die Gestaltung der Lernmedien selbst zu einer spielerischen Aufgabe für Lehrende werden kann. Auch die Ruhr-Universität Bochum (RUB) setzt auf diese Lern- oder auch Lehrmethode. Dort wurde im Juni 2019 der Think Space eröffnet, ein Lern- und Forschungslabor. In diesem Raum können sich Studierende beispielsweise spielerisch dem Thema Unternehmensgründung annähern und erfahren dabei, mit welchen Unsicherheiten Gründerinnen und Gründer zu tun haben. Wie gehe ich mit knappen finanziellen Ressourcen um? Wie löse ich Konflikte im Gründerteam? Und wie gehe ich mit Herausforderungen unter Zeitdruck um? In dem Simulationsraum lösen Studierende thematische Rätsel; das Spielkonzept lehnt sich dabei an das der Escape Rooms an.

InformierT Kultur-, Buch- und Linktipps

Überarbeitete Ausstellungseinheit „Neue Arbeitswelten“

Foto: Ulla Anne Giesen
Foto: Ulla Anne Giesen

Eine neue Zukunft taucht in der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund auf. Visionen, Megatrends und Avatare halten Einzug in den generalüberholten Bereich „Neue Arbeitswelten“. Ziel der neuen Präsentation ist es, sich über die Zukunft der Arbeitswelt und deren Gestaltung Gedanken zu machen. Wie wollen wir künftig arbeiten? Was ist und bleibt uns wichtig? Weil Prognosen immer nur Möglichkeiten sind, präsentiert die DASA eine Art Vorstellungsraum. Die DASA eröffnet damit einen offenen Diskurs, in dem die Besucher ihre Gedanken und Spuren hinterlassen können. Weitere Infos unter: www.dasa-dortmund.de

Offline

Cover OfflineFünf Tage ohne Internet. Raus aus dem digitalen Stress, einfach nicht erreichbar sein. einer aus der Gruppe und wird kurz darauf schwer misshandelt gefunden. Digital Detox. So das Vorhaben einer Gruppe junger Leute, die dazu in ein ehemaliges Bergsteigerhotel auf den Watzmann in 2000 Metern Höhe reist. So das Szenario im Buch „Offline“ des Bestseller-Autors Arno Strobel. Doch am zweiten Tag verschwindet Jetzt beginnt für alle ein Horrortrip ohne Ausweg. Denn sie sind offline, und niemand wird kommen, um ihnen zu helfen.
Arno Strobel: Offline. Fischer Taschenbuch 2019, 14 ,99 Euro (Werbelink)

Face_It!

Angeregt von dem „Pilotprojekt“ zur digitalen Gesichtserkennung am Berliner Bahnhof Südkreuz, spürt Gerd Conradt der Bedeutung des Gesichts im digitalen Zeitalter nach. Denn mit Hilfe des Facial Action Coding System (FACS) soll es möglich werden, die Geheimnisse des Gesichts zu entschlüsseln. In FACE_It! stellt Gerd Conradt Menschen vor, die sich mit der Überwachung durch digitale Gesichtserkennung kritisch auseinandersetzen – er trifft Datenschützer, Künstler, einen Medienrebellen, eine Kunsthistorikerin, die Staatsministerin für Digitalisierung. Er stellt einen Human Decoder vor, der das populäre FACS anwendet und stellt die Frage, ob diese Systematik die Gefahr birgt, dass der nicht endende mimische Austausch von Gesicht zu Gesicht zu ausdrucks- und geschichtslosen FACES reduziert wird, zu Wesen immerwährender alters- und geschlechtsloser Gegenwärtigkeit. Kinostart war Ende Juli 2019.

Discovery Dock

Im Discovery Dock in Hamburg kann der Hamburger Hafen virtuell entdeckt werden – multimedial und interaktiv. Die Macher haben das Hafengelände zu einer Mixed-Reality-Erlebniswelt werden lassen, in der auch bisher ungesehene Perspektiven gezeigt werden: Schiffsschrauben und Wollhandkrabben zum Beispiel. Oder Besucher*innen gehen mit dem Zoll auf die Suche nach geschmuggelter Ware. Auch das Löschen einer Schiffsladung ist möglich. Und wer die Erlebnisse aus der virtuellen Welt mit der Realität vergleichen will, dem sei die Kombination mit einer Hafenrundfahrt auf dem Wasser empfohlen. Weitere Infos unter: https://discovery-dock.de

Live-Digitalisierung an Insekten in der Ausstellung

Foto: Posterdesign Michael Scheuerl in Zusammenarbeit mit Mediasphere For Nature
Foto: Posterdesign Michael Scheuerl in
Zusammenarbeit mit Mediasphere For Nature

Das Museum für Naturkunde Berlin digitalisiert seine Sammlungen, um diese weltweit rund um die Uhr verfügbar zu machen. Derzeit erfolgt die Aufarbeitung und Erschließung der gesamten Hymenopterensammlung (Bienen, Wespen und Ameisen) im Ausstellungsbereich, wodurch die Besucherinnen und Besucher direkten Einblick in die Sammlungsarbeit am Museum für Naturkunde Berlin haben. Die Sammlung der Hautflügler Hymenoptera ist mit 2,3 Millionen Exemplaren eine der objektreichsten entomologischen Sammlungen des Museums für Naturkunde Berlin

It’s A Nerd’s World

Cover It’s A Nerd’s WorldSmartphone? Coole Sache. Internet? Wie kann man ohne überleben!? Zeit, die Menschen zu feiern, die das möglich gemacht haben. Tobias Schrödel, IT-Experte und Deutschlands erster Comedy-Hacker, erzählt die Geschichten rund um die Brains, deren Hardware, Software und Internet-Anwendungen das Leben von uns allen für immer verändert haben – und die teilweise niemand kennt. Denn: Ehre, wem Ehre gebührt!
Tobias Schrödel: It’s A Nerd’s World. Arena 2019, 13 Euro (Werbelink)

Die Welt, die ihr nicht mehr versteht – inside digitale Revolution

Cover Die Welt, die ihr nicht mehr verstehtSamuel Koch gründete nach einem Informatik-Studium ein Software-Unternehmen, das Unternehmen und deren Mitarbeitern digitale Kompetenzen vermittelt. Derzeit arbeitet er an der Entwicklung einer eigenen Universität. Und er hat ein Buch über die Welt von morgen geschrieben, die schon da ist, und darüber, was junge High Potentials über sie wissen, das wir nicht wissen: Die Welt, die ihr nicht mehr versteht – Inside digitale Revolution. Darin räumt er mit Missverständnissen über Beschleunigung, Fortschritt und Privatsphäre auf, entwirft eine Schule für Lehrer, an der Schüler unterrichten und präsentiert eine optimistische digitale Utopie.
Samuel Koch: Die Welt, die ihr nicht mehr versteht – Inside digitale Revolution. Edition a 2019, 20 Euro (Werbelink)

Spintronix

Ein neues Material könnte dabei helfen, extrem energiesparende Anwendungen in der Informationstechnologie zu entwickeln. Entdeckt wurde es von einem internationalen Forschungsteam unter Beteiligung der Martin- Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Die Elektronen an der Grenzfläche des Materials zeigen besondere Eigenschaften, die zu einer drastisch erhöhten Umwandlungrate eines Spinstroms in einen Ladungsstrom führen. Diese ist die Grundlage für zukünftige Anwendungen in der Spintronik – in ihr wird unter anderem untersucht, wie sich die Wärme nutzen lässt, die in technischen Geräten entsteht, wenn durch diese Strom fließt. Damit erweist sich das neue Material als effizienter als alle bisher untersuchten, wie das Team im Fachjournal „Nature Materials“ schreibt.
Weitere Infos unter: www.uni-halle.de

Das letzte Wort haben: Elke und Ralf Raml, Business Coaching, Training, Mediation

Vom Wirtschaftsinformatiker zum Coach: 30 Jahre lang war Ralf Raml im IT- und Wirtschaftsumfeld aktiv, unter anderem als Consultant für Banken. Dabei ging es ihm stets darum, wie Menschen gemeinsam gute Ergebnisse erzielen können. Dieses Wissen übertrug er dann als Coach auf Paar-Beziehungen. Zusammen mit seiner Frau Elke, einer studierten Musikerin und ehemaligen Inhaberin und Geschäftsführerin einer erfolgreichen Eventagentur, coacht er Paare, damit sie Wünsche und Träume in die Tat umsetzen können. Beide Coaches sind auch als Trainer und Mediatoren aktiv und bieten Kommunikation im Team sowie Führungskräfte und Team-Coaching an. Die Fragen stellte Christoph Berger

Frau Raml, Herr Raml, Sie beschäftigen sich seit Jahren mit beruflichen und privaten Beziehungen. Gibt es bei den beiden Beziehungsformen Gemeinsamkeiten?
Ralf Raml:
Ja, die gibt es. Wenn es mit der Kommunikation nicht klappt und es dadurch zu Störungen und schlechten Gefühlen kommt, dann kommt man zusammen nicht zu guten Ergebnissen. Und es fehlt sogar schon der Antrieb, mit dem anderen gute Ergebnisse erzielen zu wollen, weil die Beziehung vor allem auf Probleme statt auf Lösungen fokussiert ist.

Woran ist eine gute Kommunikation erkennbar?
Elke Raml:
Wichtig ist ein respektvoller Umgang untereinander und dass jeder das Gefühl hat, alles sagen zu können – unabhängig von Hierarchieebenen.
Ralf Raml: Zumal es so ist, dass sich eine schlechte Kommunikation im Berufs- oder Privatleben auf den jeweils anderen Bereich übertragen kann. Der Kopf kann die eine Welt nicht einfach ausblenden und umswitchen.

Für die Partnerschaft ist Liebe, also das Herz, eine Grundvoraussetzung, aus der viel entspringen kann. Welche Rolle spielt das Herz in beruflichen Beziehungen?
Elke Raml:
Es spielt eine entscheidende Rolle, alleine schon vor dem Hintergrund, dass viele Menschen einen Job ausüben, den sie überhaupt nicht lieben. Später im Leben merken dann einige, dass es nicht der Job ist, für den ihr Herz schlägt. Dann wollen sie sich verändern, weil ihnen bewusst wird, wie viel Zeit sie mit der Arbeit verbringen. Wenn sich etwas hingegen stimmig mit dem Herzen anfühlt, kann es sogar passieren, dass es sich überhaupt nicht mehr wie Arbeit anfühlt.

Wie wird man sich seines Herzens bewusst?
Elke Raml:
Es ist kein Fehler, einen Weg falsch einzuschlagen. Oft ist es so, dass wir erst wissen, was wir wollen, wenn wir erfahren haben, was wir nicht wollen.
Ralf Raml: Es hilft sehr, sich selbst gegenüber aufmerksam zu sein und immer wieder zu fragen: Macht mir das Spaß, was ich da mache? Und wenn es keinen Spaß macht, kann man nach Wegen – auch gemeinsam mit Kollegen – suchen, um dies zu ändern.

Es geht also auch darum, gemeinsam Ziele und Visionen zu entwickeln?
Ralf Raml:
Ja, Sie brauchen ein gemeinsames Thema, das Sie zusammen entwickeln. Dann erst wird das Glück greifbar. Wir reden allerdings nicht davon, etwas machen zu müssen, sondern davon, etwas machen zu wollen. Dazu ist es wichtig nicht zu formulieren, was ich nicht mehr will, sondern auszusprechen, was ich will. ‚Wo möchte ich hin?‘ ist die entscheidende Frage sowohl in Paar- als auch Berufsbeziehungen. So werden Gespräche angestoßen, um gemeinsame Ziele zu entwickeln.
Elke Raml: Genau. Mit gegenseitigen Vorwürfen kommt man nicht weiter. Wichtig ist es, in Ich-Botschaften zu sprechen. Dazu muss natürlich die Bereitschaft zur gemeinsamen Lösungsfindung bestehen. Allerdings fehlt in vielen Teams dieses Commitment.

Cover Immer stecke ich zurück

Immer stecke ich zurück, Neue Ergebnisse UG, Elke und Ralf Raml, 2016 (Werbelink)

https://neue-ergebnisse.de

Warum lohnt es sich für den eigenen Weg, sich coachen zu lassen und mit Mediation u.a. auseinanderzusetzen?
Elke Raml:
Durch Coaching kommt der Coachee wesentlich schneller zum gewünschten Ziel. Wir Menschen haben oft blinde Flecken auf dem Weg unserer Weiterentwicklung, die wir allein nicht gut erkennen können. Daher braucht es ein Gegenüber, einen Experten, der unterstützen kann, diesen Weg zu gehen, der die Fallstricke kennt und weiß, wie sie gemeistert werden können. Das kann man zwar oft auch alleine schaffen, aber es würde wesentlich länger dauern, weil man in der eigenen Sichtweise und oft auch durch entsprechende Gefühle „gefangen“ ist. Das Gute am Coaching ist, dass man die Erkenntnisse nicht nur im Job anwenden kann, sondern dass sie sich oft auch auf weitere Lebensbereiche auswirken und diese sowie das Leben allgemein erleichtern.

karriereführer ingenieure 2.2019 – Green Impact: Grüne Technik, die wirkt

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Cover karrierefuehrer ingenieure 2-2019

Green Impact – Grüne Technik, die wirkt

Das Thema GreenTech tritt in eine neue Phase. Ingenieure stehen vor der Herausforderung, umsetzbare Lösungen zu finden, die Außergewöhnliches leisten und nebenbei keine weiteren Schäden verursachen. Im Zusammenspiel mit Data-Spezialisten und Ökologen werden Ingenieure damit zu Garanten einer lebenswerten Zukunft – und dürfen dabei auf Unternehmen setzen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Von André Boße

Green Impact: Grüne Technik, die wirkt

Das Thema GreenTech tritt in eine neue Phase. Ingenieure stehen vor der Herausforderung, umsetzbare Lösungen zu finden, die Außergewöhnliches leisten und nebenbei keine weiteren Schäden verursachen. Im Zusammenspiel mit Data-Spezialisten und Ökologen werden Ingenieure damit zu Garanten einer lebenswerten Zukunft – und dürfen dabei auf Unternehmen setzen, die die Zeichen der Zeit erkannt haben. Von André Boße

Der blaue Planet leuchtet beachtlich grün. Zumindest tut er das auf einer besonderen Weltkarte, die das Crowther Lab auf seiner Website veröffentlicht hat. Tom Crowther ist Leiter dieser Denkfabrik, die an die ETH Zürich angedockt ist. Seit vielen Jahren denkt der 33 Jahre alte Ökologie-Professor darüber nach, wie es gelingen kann, die von Menschen verursachte Erderwärmung abzumildern – und zwar auf natürliche Art. „Inspiriert von der Natur. Angetrieben von der Wissenschaft“, lautet das Motto der Forschungsinstitution, in der unter anderem Agrar- oder Forstingenieure tätig sind. Im Juli 2019 ging das Crowther Lab mit einer Idee an die Öffentlichkeit, die für enorme Aufmerksamkeit sorgte: „Wie Bäume das Klima retten“ lautete die Überschrift der Zusammenfassung einer Studie, publiziert im Wissenschaftsmagazin „Science“. Der Ansatz: Fast eine Milliarde Hektar auf der Erdoberfläche bieten sich dafür an, sie neu oder wieder zu bewalden. Gelingt diese Aufforstung, würden die dort wachsenden Bäume zwei Drittel aller von Menschen verursachten Ausstöße an CO2 binden. Eigentlich ganz einfach. Denn Bäume zu pflanzen – das ist wirklich ein Kinderspiel.

Gute Ideen benötigen Ingenieure für die Umsetzung

Nun, ganz so simpel ist es natürlich nicht. Nicht jeder Baum an jedem Ort bindet gleich viel Treibhausgase. Zudem ist es illusorisch, dort aufzuforsten, wo Menschen leben, die Landwirtschaft betreiben oder in industriellen Betrieben arbeiten.

Crowther Lab

Auf der Website des Crowther Lab, einem Spin-off der ETH Zürich, findet sich die biografische Weltkarte der Erde, auf der sich einsehen lässt, wo und wie sinnvoll eine Aufforstung möglich ist. Die Homepage bietet darüber hinaus eine Reihe von Publikationen und Studien, die sich Lösungen widmen, die Erderwärmung mithilfe von Maßnahmen abzumildern, die Ökologie und Technik zusammendenken.

www.crowtherlab.com

All dies haben die Züricher Forscher bedacht. Auf der leuchtenden Karte auf ihrer Website weisen Crowther und sein Team Zonen aus, in denen die Aufforstung aufgrund diverser Faktoren besonders sinnvoll ist – diese Gebiete sind in ein besonders kräftiges Grün gefärbt. Grundlage für die Bewertung sind verschiedene Kategorien, die anhand von Daten erstellt werden: Wie warm oder kalt ist es in den Gebieten, wie oft friert es oder fällt Schnee, wie ist der Grad der Verdunstung? Und weiterführend: Wie ist es um die Fruchtbarkeit des Bodens bestellt, welche Rolle spielen Pilzkulturen, wie viel Stickstoff ist in den Mineralen gebunden? Alle diese Informationen spielen eine wichtige Rolle, um herauszufinden, wo das klimaregulierende Potenzial einer neuen Bewaldung besonders groß ist. Schnell zeigt sich dabei, dass die sinnvolle Wiederaufforstung der Erde alles andere als ein Kinderspiel ist. Dahinter steckt ein komplexer Ansatz, bei dem verschiedene Disziplinen kooperieren müssen: Ingenieure und Datenspezialisten, Ökologen und Biologen.

Die Wirtschaft steht vor der Aufgabe, Lösungen zu finden, um die ersten durch den Klimawandel verursachten und nicht mehr zu vermeidenden Schäden zu beheben.

Die Idee des Crowther Lab steht beispielhaft für Großprojekte, wie es sie in Zukunft einige geben wird: Gefragt sind Techniken mit möglichst großem „Green Impact“, die also positiven Einfluss auf Ökosysteme ausüben. Damit stehen wir vor einer neuen Phase von GreenTech: Bisher ging es bislang hauptsächlich darum, ökologisches Denken in Unternehmen und der Gesellschaft zu etablieren und an ersten Stellschrauben zu drehen – sei es bei der Energieeffizienz oder der Müllvermeidung. Nun steht die globale Wirtschaft vor der Aufgabe, Lösungen zu finden, um die ersten durch den Klimawandel verursachten und nicht mehr zu vermeidenden Schäden zu beheben sowie die Erderwärmung ab jetzt effektiv abzumildern. Wie man es dreht und wendet: Weder kommen dabei die Ingenieure ohne Data-Spezialisten und Ökologen aus, noch können diese auf das Know-how der Ingenieure verzichten. Die Disziplinen sind aufeinander angewiesen. Es beginnt ein neues Zeitalter der Kooperationen zwischen den Disziplinen. Und natürlich auch zwischen den Staaten.

Daten führen zu neuen Techniken

Die Herausforderung wird sein, anhand von vernetzten Daten gewonnene Informationen sowie die Kenntnisse der Ökosystem-Experten mit technischen Lösungsansätzen zu kombinieren. Mehr denn je werden Ingenieure dabei zu Akteuren, die mehr im Sinn haben, als im Unternehmen ihre Pflicht zu erfüllen. Der Einfluss von Ingenieuren auf das ökologische und soziale Wohlergehen der Welt wächst. Und zwar unabhängig davon, ob sie in der Forschung tätig sind oder in technischen Unternehmen. Gerade in diesen nimmt die soziale und ökologische Verantwortung zu – was die Unternehmen auch erkennen und die Weichen entsprechend stellen. Ein Beispiel dafür sind die Verpflichtungen zum Umweltschutz, die sich die Telekom mit ihrer „Environment Guideline“ selbst auferlegt hat. Klar, solche Richtlinien sind schnell geschrieben. Doch weil der Konzern nicht nur die Verantwortung für sein eigenes Geschäft übernimmt, sondern auch für das seiner Lieferanten, und weil er diese mit einem „Supplier Code of Conduct“ auf grüne Linie bringt, darf man durchaus erwarten, dass auf gut formulierte „Guidelines“ tatsächliche Handlungen folgen. Zumal die Telekom darüber hinaus konzernübergreifend ein Umwelt-Management-System implementiert hat und dieses von externen Auditoren zertifizieren lässt. Mit der Folge, dass für die Techniker und Ingenieure im Betrieb das ökologisch verantwortliche Vorausdenken genauso zur Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere wird wie ökonomisches Handeln.

Forscher von der Universität Birmingham haben herausgefunden, dass die immer wärmer werdende Welt in einen neuen Teufelskreis eintritt.

Die Vielfalt der Themen, mit denen es Ingenieure mit „Green Impact“-Fokus zu tun haben, ist enorm. Dabei geht es nicht alleine um die große Frage, wie es gelingen kann, den CO2-Ausstoß zu verringern. Viele Probleme sind sehr praktischer Natur, die Lösungen von großer Bedeutung. Forscher von der Universität Birmingham haben zum Beispiel herausgefunden, dass die immer wärmer werdende Welt in einen neuen Teufelskreis eintritt: Je heißer die Sommer werden (und zwar eben auch in bisher gemäßigten Klimazonen, zu denen auch Deutschland gehört), desto größer wird der globale Bedarf nach Kühltechnik. Wobei diese Geräte sehr viel Strom benötigen, damit das Energiesystem weiter belasten und für neue Emissionen sorgen – zumindest solange die Energiewende nicht komplett vollendet worden ist. Derzeit gibt es laut der Studie auf der Welt rund 3,6 Milliarden Kühlanlagen, bis 2050 könnte die Zahl auf 9,5 Milliarden Geräte angestiegen sein, schreiben die Forscher aus Birmingham und berufen sich dabei auf eine Prognose der Green Cooling Inititaive (GCI). Der globale Energiebedarf für Kühlung würde damit innerhalb weniger Jahre auf das Zweieinhalbfache anwachsen, von derzeit 3900 auf rund 9500 Terrawattstunden. Zum Vergleich: Die gesamte Bundesrepublik verbraucht aktuell pro Jahr rund 527 Terrawattstunden. Würde man die gesamte deutsche Autoflotte mit ihren 45 Millionen Fahrzeugen von jetzt auf gleich elektrifizieren, kämen rund 90 Terrawattstunden dazu, hat das Bundesumweltministerium kalkuliert. Bei diesen Größenordnungen zeigt sich, wie viel die Kühlanlagen in globaler Dimension an Energie fressen werden. Tendenz steigend – solange die Erderwärmung anhält.

Gefragt: Saubere Kühltechnik

Nicht alle diese Anlagen dienen jedoch dazu, uns Westeuropäern den Sommer erträglich zu machen. Überall auf der Welt hängt von der Kühlung das Überleben ab, weil sie dafür sorgt, dass Medikamente gelagert und Lebensmittel vorm Verderben geschützt werden können. Kritisch ist die Situation in besonders heißen und armen Regionen der Welt. „Noch kühlen wir verschwenderisch“, heißt es in der Studie. Um das zu ändern, bedürfe es eines „sozial-technischen Systems“, das nicht mehr fragt: Was ist technisch möglich? Sondern das sich daran orientiert, welche Technik für Umwelt und Gesellschaft überhaupt sinnvoll ist. „Wir benötigen dringend einen Zugang zu ‚Clean Cooling‘ für alle“, schließen die Forscher von der Uni Birmingham ihren Appell für „saubere Kühlung. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir aufhören, uns zu fragen: Wie viel Energie müssen wir generieren? Stattdessen müssen wir uns die Frage stellen: Welche Geräte benötigen wir wirklich – und wie können wir sie möglichst unschädlich ans Laufen bringen?

Initiative Klimaschutz-Unternehmen

Der Verband Klimaschutz-Unternehmen betrachtet sich als Vorreiter-Initiative von Unternehmen, die Techniken und Maßnahmen zum Klimaschutz vorleben und vorantreiben. „Uns verbinden eine gemeinsame Mission, ein wachsendes Know-how und ein kontinuierlicher Austausch“, heißt es auf der Homepage des noch recht neuen Vereins, der vom Bundesministerium für Umwelt gefördert wird. Für eine Mitgliedschaft müssen sich Unternehmen bewerben und von einem unabhängigen Expertenbeirat überprüfen lassen. Bislang haben 37 Unternehmen diese Hürde genommen.

www.klimaschutz-unternehmen.de

Paradigmenwechsel im Denken der Ingenieure

Für Ingenieure ergibt sich aus dieser Forderung ein neuer Ansatz. „Green Impact“ heißt hier auch: Nicht alles, was möglich ist, muss sinnvoll sein. Orientierungspunkt ist stattdessen der tatsächliche Bedarf einer Gesellschaft nach technischen Applikationen – verbunden mit dem Ansatz, die Kosten und Lasten mitzudenken, die diese mit Blick auf die ökologische und soziale Dimension verursachen. Das gilt übrigens im besonderen Maße für Ingenieure und Entwickler, die in grünen Branchen tätig sind. Die Nichtregierungsorganisation „Facing Finance“ engagiert sich für einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit Geld. Co-finanziert von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW hat sie Ende 2018 eine Studie vorgelegt, die grüne Technologien darauf untersucht, welche Rohstoffe für die Produktion verwendet werden. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass GreenTech-Lösungen häufig eine Vielzahl von Rohstoffen benötigen, deren Abbau mit sozialen und ökologischen Problemen einhergeht. „Beim Abbau und der Weiterverarbeitung fast aller für diese Technologien benötigten Rohstoffe sind Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung ein weit verbreitetes Phänomen“, heißt es in der Studie. Die Autoren fordern daher, dass sich Hersteller grüner Technologien stärker mit ihrer Zuliefer- und Wertschöpfungskette auseinandersetzen sollten, um damit „ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht entlang des gesamten Produktionsprozesses gerecht zu werden“.

Die Protonen-Batterie bietet ein großes Potenzial, um die enorme Nachfrage nach gespeicherter elektrischer Energie zu befriedigen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen.

Protonen-Batterie: Günstig und weniger schädlich

Gefragt seien dabei die Ingenieure in den Unternehmen: Die Hersteller grüner Technologien sollten sich bei technologischen Entwicklungen stärker auf die Nutzung umweltfreundlicher Materialien konzentrieren. Als Beispiel nennt die Studie Weiterentwicklung der Batterietechnik, ein bedeutsamer Baustein bei der Einführung von Elektromobilität. Lithium und Kobalt zählen zu kritischen Rohstoffen, die bei der Gewinnung soziale und ökologische Schäden anrichten. Eine auf Kohlenstoff und Wasser basierende Protonen- Batterie dagegen habe in dieser Hinsicht eine deutlich bessere Bilanz. Eine erste wiederaufladbare Protonen-Batterie ist übrigens vor gut einem Jahr von Elektroingenieuren an der Universität Melbourne in Australien entwickelt worden. „Die Protonen-Batterie bietet ein großes Potenzial, um die enorme Nachfrage nach gespeicherter elektrischer Energie zu befriedigen, ohne die Umwelt weiter zu schädigen. Denn der für die Batterie benötigte Kohlenstoff ist nicht nur günstig, sondern auch im Überfluss vorhanden“, sagt Professor John Andrews, der das Projekt leitet.

Eine Protonen-Batterie auf Basis von Kohlenstoff und Wasser – noch so eine vermeintlich einfache Idee mit großem Potenzial. Aber wie schon bei dem Ansatz mit den Bäumen gilt auch hier: Die eigentliche Arbeit, diesen innovativen Ansatz umzusetzen, beginnt erst noch. Junge Ingenieure können sich also über mangelnde Aufträge mit großer sozialer und ökologischer Relevanz nicht beklagen.

Der globale Green New Deal

Cover der globale Green New DealRund um den Globus kippt angesichts der drohenden Klimakatastrophe die Stimmung, und der Protest der Millennials gegen eine Politik, die ihre Zukunft zerstört, wird immer lauter. Gleichzeitig sitzt die Welt angesichts alternativer Technologien auf einer 100-Billionen- Dollar-Blase aus Investitionen in fossile Brennstoffe. Zukunftsforscher Jeremy Rifkin zeigt, wie aus dieser Konstellation die Chance auf einen Green New Deal entsteht. Er warnt vor einem unmittelbar bevorstehenden ökonomischen Kollaps unserer Zivilisation und glaubt, um das Jahr 2028 wird die Weltökonomie in eine „globale Betriebsstörung“ stürzen. Gelingt ein gemeinsamer radikaler Aufbruch in letzter Minute?

Jeremy Rifkin: Der globale Green New Deal. Campus Verlag 2019. 26,95 Euro (Werbelink)

Der Modellstadtbauer Prof. Dr. Achim Kampker im Interview

Als Universitätsprofessor und ehemaliger Geschäftsführer des Elektro- Nutzfahrzeugentwicklers Streetscooter beschäftigt sich Achim Kampker seit Jahren mit neuen Formen der Mobilität. Als er erkannte, dass noch immer zu viel geredet und zu wenig getan wird, gründete der Aachener einen Verein für Ingenieure. Das Ziel: nicht weniger als die Rettung der Welt. Dabei hilft Humanotop, das Modell einer Stadt, in der alle Ressourcen vor Ort hergestellt werden. Ein anspruchsvolles Projekt, das Ingenieuren aber auch viel Spaß an ihrer Arbeit bringen soll. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Achim Kampker ist seit April 2009 Universitätsprofessor für das Fach Produktionsmanagement in der Fakultät für Maschinenwesen der RWTH Aachen. Von 2009 bis 2013 leitete er den Lehrstuhl für Produktionsmanagement am Werkzeugmaschinenlabor WZL. Im Januar 2014 gründete er den neuen Lehrstuhl Production Engineering of E-Mobility Components (PEM). Der promovierte Maschinenbauer ist zudem Gründer und Vorsitzender des Vereins „Ingenieure retten die Erde“ sowie Mitgründer und bis April 2019 Geschäftsführer der Streetscooter GmbH. Der vierfache Vater lebt mit seiner Familie in Aachen.

Herr Prof. Kampker, steckt hinter Ihrem Verein „Ingenieure retten die Erde“ die Devise: Erst haben wir Ingenieure Techniken entwickelt, die der Welt den Schaden zugefügt haben, nun müssen wir auch dafür sorgen, diesen wieder zu beheben?
Nein, etwas differenzierter ist es schon. Es ist ja nicht so, dass die von Ingenieuren entwickelte Technik unserer Erde nur Schaden zugefügt hätte. Fest steht aber auch, dass wir Ingenieure – wie viele andere Gruppen auch – bislang unser Potenzial dessen, was wir für die Welt tun können, noch nicht eingelöst haben. Wir können mehr. Doch leider ist es bis heute so, dass wir mehr reden als handeln. Aber uns läuft die Zeit davon. Dennoch will ich eine positive Aufbruchsstimmung erreichen, denn es ist sicher klug, weder in Panik zu verfallen noch eine Anti-Stimmung zu verbreiten.

Wenn uns nun die Zeit davonläuft: Warum haben Ingenieure nicht früher auf diese Aufbruchsstimmung gedrängt?
Auch wir sind Teil des marktwirtschaftlichen Systems. Ingenieure arbeiten in Unternehmen, die technische Dinge produzieren, die sich bis heute gut verkaufen lassen. Dort sind aber auch viele andere Berufsgruppen tätig, von ihnen hat auch kaum jemand das System hinterfragt. Wenn ich meinen Appell an die Ingenieure richte, liegt es daran, dass ich selbst einer bin. Und ich möchte nicht mit dem Finger auf andere zeigen und sagen: Ihr seid schuld, ihr Konzernmanager oder Politiker. Ich versuche lieber, selbst anzupacken und die Ingenieure zu motivieren. Der Vorteil ist, dass wir Ingenieure an vielen Stellen sitzen, an denen wir die Dinge bewegen können. Wenn wir dort unseren Beitrag leisten, bin ich zuversichtlich, dass sich schnell andere anschließen.

Worauf es ankommt, ist die Entwicklung von Techniken, die dafür sorgen, dass wir weniger Ressourcen verbrauchen. Hier wird es wichtig sein, einige der Begriff e, die wir verwenden, neu zu denken.

Aufgabe der Ingenieure wird es also sein, neue Techniken zu entwickeln. Was sollte dabei im Fokus stehen: Lösungen zu finden, die die Erde retten und unsere Lebensqualität erhalten? Oder muss es einen drastischen Paradigmenwechsel geben, mit Techniken, die auch Verzicht bedeuten?
Sowohl als auch. Fest steht, dass es Änderungen geben wird – und diese fallen uns Menschen generell schwer. In der Summe sollten wir schon die Botschaft senden, dass es nicht heißen wird: Zurück in die Steinzeit. Das wäre Blödsinn. Worauf es ankommt, ist die Entwicklung von Techniken, die dafür sorgen, dass wir weniger Ressourcen verbrauchen. Hier wird es wichtig sein, einige der Begriffe, die wir verwenden, neu zu denken.

Welchen zum Beispiel?
Nehmen sie den Begriff der Freiheit in der Mobilität: Bedeutet es tatsächlich Freiheit, wenn ich in einer großen Stadt ein Auto besitze und dieses benutze, um von A nach B zu kommen? Wenn ich im innerstädtischen Stau stehe, ist mein Erleben von Freiheit in diesem Moment eher gering. Hier ist es sinnvoll, die Mobilität im urbanen Raum so zu gestalten, dass andere Verkehrsmittel wie das Fahrrad gefördert werden. Das wird der Besitzer eines noch recht neuen Dieselfahrzeugs vielleicht zunächst einmal als Rückschritt betrachten. Lässt er sich aber einmal darauf ein, wird auch er erkennen, dass er mit den ressourcenschonenden Alternativen zum Auto nicht nur gesünder und ökologischer lebt, sondern im Zweifel auch schneller unterwegs ist.

Worauf Automobilisten gerne erwidern: In der Stadt mag das funktionieren, aber für die Freiheit auf dem Land ist das Auto weiter unverzichtbar.
Auch hier sollte man sich überlegen, ob man weiter einfach vom Auto als Garanten der Mobilität ausgeht oder ob man nicht Alternativen andenkt. Zum Beispiel kann es ja auch eine Idee sein, die Dienstleistungen und Angebote so mobil zu machen, dass jemand, der auf dem Land lebt, nicht mehr so häufig in die Stadt fahren muss. Dieses neue Denken hat es aber recht schwer in diesem Land.

Warum?
Ich glaube, den Menschen fehlt es generell häufig an Fantasie. Es gibt diese Geschichte vom Ende des 19. Jahrhunderts, als den Leuten die Pferdekutschen zu langsam wurden. Auf die Frage, was sie sich denn wünschen würden, sagten sie: schnellere Pferde. Auf die Idee, dass es einmal ein Auto geben könnte, kamen sie nicht. So ist das auch heute noch. Umso wichtiger ist es, Räume zu schaffen, in denen neues Denken gefördert und die Fantasie angeregt wird, um dann neue Dinge auszuprobieren. Mit diesen Ideen mag man dann auch mal danebenliegen, aber ohne das Ausprobieren werden wir nicht auf die Lösungen kommen, die wir heute sehr dringend benötigen. Daher brauchen wir den Aufbruch – und müssen das Gefühl von Angst und den Drang, unseren Besitzstand zu sichern, aufbrechen.

Humanotop ist das Modell einer ressourcenneutralen Stadt, und zwar in allen Bereichen: Energie, Versorgung mit Lebensmitteln, Mobilität.

Sie haben mit Ihrer Modellstadt Humanotop einen solchen Ort erschaffen. Was zeichnet dieses Projekt aus?
Humanotop ist das Modell einer ressourcenneutralen Stadt, und zwar in allen Bereichen: Energie, Versorgung mit Lebensmitteln, Mobilität. Alles, was diese Stadt benötigt, wird in diesem geografischen Raum auch hergestellt. Und zwar nicht auf Kosten der Umwelt – im Gegenteil, auch eine möglichst hohe Artenvielfalt ist Ziel des Modells.

Humanotop ist also der Idealzustand. Wie lässt sich der Ansatz in Städten umsetzen, die heute noch weit von diesem Optimum entfernt sind?
Wir haben verschiedene Bausteine definiert, die dabei helfen, einzelne Bereiche in einer Stadt oder einem Viertel umzubauen. Man stülpt also nicht das ganze Modell über eine Stadt, sondern kon struiert einzelne Bereiche neu.

Welche Kompetenzen brauchen Ingenieure, um bei der Neugestaltung der Welt erfolgreich zu sein?
Vor allem müssen die Ingenieure die Veränderung wollen. Positive Emotionen sind wichtig. Dabei erreichen wir die junge Generation der Ingenieure sehr einfach, denn die müssen wir nicht lange davon überzeugen, wie wichtig es ist, den Hebel umzulegen. Die Sache ist nur: Die Zeit zu warten, bis diese Generation zum Zuge kommen wird, haben wir nicht. Daher müssen wir auch diejenigen erreichen, die mit 50 Jahren plus derzeit an den Schaltstellen sitzen.

„Ingenieure retten die Erde“

Der von Prof. Kampker gegründete Verein hat sich das Ziel gesetzt, nicht nur über die notwendigen Änderungen mit Blick auf die Erderwärmung und sonstige Umweltprobleme zu reden, sondern Taten folgen zu lassen. Offen ist er für alle, nicht nur Ingenieure. Kern der Arbeit ist die Erschaffung der Modellstadt Humanotop, in der alle benötigten Ressourcen auf dem gleichen geografischen Gebiet produziert werden. Dies betrifft insbesondere Energie Wasser und Lebensmittel, Mobilität und weitere dazu benötigte Infrastruktur, inklusive der Gebäude und Vegetation. Ein weiteres Ziel ist es, dass im Humanotop eine möglichst hohe Artenvielfalt vorkommt.

humanotop.earth

Wie können die Jungen dabei helfen, die Älteren zu begeistern?
Ich denke, es kommt auch hier auf eine positive Ansprache an. Es ist nicht sinnvoll, mit Begriffen wie Schuld zu arbeiten. Wichtiger ist es klarzumachen, dass die Erfahrungen der älteren Generation benötigt werden, um erfolgreich neu zu denken – und sich dabei weder zu verzetteln noch mit kopfloser Euphorie in die falsche Richtung zu rennen. Insofern sind gemischte Teams gut, in denen man miteinander über Lösungen nachdenkt. Und zwar nicht nur ältere und jüngere Ingenieure, sondern auch Leute aus anderen Fakultäten: Bau- und Wirtschaftsingenieure, natürlich IT-Experten, aber auch die Sozialwissenschaftler wie zum Beispiel Mobilitätsforscher, die uns davon erzählen, wie sich das Thema gesellschaftlich entwickelt.

Mit Blick auf das, was es für Ingenieure zu tun gibt: Ist die Art, wie das Fach gelehrt wird, noch zeitgemäß?
Die technischen Inhalte bleiben natürlich wichtig, aber es kommt verstärkt darauf an, dass Ingenieure eine Art Überbau beachten. So wie Ärzte den ethischen Konsens formulieren, das Leben eines Menschen zu retten, brauchen wir für Ingenieure ebenfalls eine übergeordnete Philosophie – nämlich den Erhalt der Erde. Darauf sollten wir mit allem, was wir tun, hinarbeiten.

Mehr Frauen in die Mobilitätsbranche

Die Mobilitätsbranche befindet sich im Umbruch: Die Digitalisierung lässt täglich neue Geschäftsmodelle entstehen, der Klimaschutz steht nicht nur dank der Fridays for Future- Bewegung im Fokus, und Themen wie E-Mobilität und autonomes Fahren bringen zahlreiche Herausforderungen und neue Player mit sich. Ohne hochqualifizierte, kreative und querdenkende Mitarbeiter und Führungskräfte ist dieser Wandel nicht zu bewältigen. Frauen sind dabei unverzichtbar und spielen bei der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität eine wichtige Rolle. Von Anke Erpenbeck, Mitgründerin des Netzwerks Women in Mobility

Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) weist der europäische Transportsektor aktuell einen durchschnittlichen Frauenanteil von lediglich 22 Prozent auf, in Führungspositionen liegt er noch niedriger. Vorherrschende Vorstellungen von Präsenz, Macht und gelebten Managementstrukturen mit den „richtigen“ Führungskompetenzen sind insbesondere für Frauen oft wenig attraktiv.

Dies zeigte sich auch auf einer Mobilitätsveranstaltung zum Thema Multimodalität, also Vielfalt und Vernetzung der Verkehrsträger im Jahre 2015. Im Publikum und auf dem Podium war aber keine Vielfalt zu sehen. Nur sechs Frauen zählte Sophia von Berg, Doktorandin an der TU Clausthal, im Raum. Die Männerdominanz auf dieser Veranstaltung fand sie frustrierend, eine Beobachtung, die sie mit Coco Heger-Mehnert, Projektmanagerin Digital bei der VRR AöR, und Anke Erpenbeck, Marketingexpertin bei der KVB, teilte. Die Frauen waren sich einig, dass der erfrischende Diskurs unter den Frauen fortgesetzt werden sollte. Allerdings fehlte eine Plattform dafür. Also beschlossen die drei, ein Netzwerk für Frauen zu gründen: Women in Mobility.

Gründung eines Frauennetzwerks

Sie starteten das Netzwerk mit Gruppen in den sozialen Medien, die schnell anwuchsen. Den Gruppen können alle Frauen beitreten, die einen Bezug zur Mobilitätsbranche haben. Nach der Beantwortung einer Frage können sie sich mit aktuell rund 1600 Frauen online vernetzen. Zudem etablierten die Gründerinnen einen Twitter-Kanal, der über wichtige Themen des Netzwerks und der Branche informiert.

Das Netzwerk Women in Mobility hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil in der Mobilitätsbranche zu steigern. Dafür ist eine bessere Sichtbarkeit von Frauen der Mobilitätsbranche wichtig: in Führungspositionen und Projektleitungen, als Speakerinnen auf Konferenzen oder als Expertinnen in Fachmedien. Die Mobilitäts-Netzwerkerinnen verfolgen klare Ziele: Sie möchten Vorbilder für eine Karriere in der Mobilitätsbranche sichtbar machen und mit Mentoring und Empfehlungen junge Kolleginnen bei ihrer Karriere unterstützen.

Gegenseitige Stärkung hilft den Frauen dabei, Kulturveränderungen in ihren Unternehmen anzustoßen, Führungspositionen und Projektleitungen anzustreben und wahrzunehmen. Als Speakerinnen auf Podien oder als Expertinnen in Fachmedien nehmen die Women in Mobility nicht nur Einfluss auf den Diskurs zur Zukunft der Mobilität, sondern zeigen auch jungen Frauen, die noch ganz am Anfang ihres beruflichen Lebenswegs stehen, die vielfältigen Perspektiven in der Mobilitätsbranche auf.

Wer kann dem Netzwerk beitreten?

Über alle Mobilitätssparten hinweg bietet das Netzwerk für Frauen aus Unternehmen und Start-ups, Organisationen und Verbänden, aus Medien, Wissenschaft und Politik eine Plattform zum Netzwerken, für gemeinsame Projekte, Kooperationen und Austausch mit dem Ziel, sich gegenseitig zu stärken und den Diskurs mit- und untereinander zu fördern. Besonders wichtig ist auch der Austausch und die Unterstützung von Studentinnen, zum Beispiel bei Marktforschungen im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten.

Großen Wert legt das Netzwerk auf den persönlichen Austausch. Daher organisieren die Women in Mobility regionale After Work Events, sogenannte #MoveUps, bei denen sich ein Unternehmen vorstellt und das Networking durch einen Impulsvortrag oder eine Paneldiskussion ergänzt wird. Auf Stammtischtreffen, den #DineUps beziehungsweise #DrinkUps kommen interessierte Frauen in lockerer Runde abends in einem Restaurant oder einer Kneipe zusammen.

Parallel dazu gibt es bei vielen Branchenveranstaltungen MeetUps und Workshops, zum Beispiel auf der New Mobility World im Rahmen der IAA, auf dem Railway Forum, der InnoTrans, der IT Trans und dem Future Mobility Summit. Mittlerweile gibt es fünf regionale Hubs in Köln, Berlin, Hamburg, München und Nürnberg, die die regionalen Treffen organisieren. Weitere Hubs in Stuttgart und Bern stehen in den Startlöchern.

Das Highlight dieses Jahr ist der am 14. und 15. November 2019 in Frankfurt am Main stattfindende Women in Mobility Summit. Die zweitägige Veranstaltung mixt die Bausteine einer Fachkonferenz mit den interaktiven Elementen eines Barcamps. #WiMstories von Frauen aus allen Bereichen der Mobilitätsbranche wollen inspirieren und Impulse setzen, die zur weiteren Diskussion in den Networking- Pausen und Workshops anregen. #WiMsessions, die die Teilnehmer* innen des Summits selbst gestalten, bereichern die Veranstaltung mit konstruktivem Diskurs. Im Rahmen dieser Workshops werden spannende Projekte vorgestellt, praktische Erfahrungen ausgetauscht und neue Fragestellungen diskutiert. Für Student*innen gibt es ein extra Ticket-Kontingent zu vergünstigten Preisen.

Das Netzwerk Women in Mobility ist auf zahlreichen Kanälen aktiv:

www.womeninmobility.de
facebook.com
xing.com
linkedin.com
twitter.com

SeeHamster, SeeKuh und SeeElefant gegen Plastikmüll

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Günter Bolin ist ein leidenschaftlicher Segler. Auf seinen Törns durch die Weltmeere stieß der Münchner IT-Unternehmer auf immer mehr Mengen Plastikmüll. Er beschloss, sein IT-Unternehmen ruhen zu lassen und sich intensiv mit der Lösung des globalen Plastikmüllproblems zu befassen. 2011 gründete er die Umweltorganisation One Earth – One Ocean mit Sitz in München. Vor eineinhalb Jahren ist ein Büro in Kiel hinzugekommen, das ich leite.

Unser Ziel ist es, ein Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ zu entwickeln, um die weltweiten Gewässer vom Plastikmüll zu reinigen. Das Team bestand am Anfang aus einem Mikrobiologen, einem Schiffbaukonstrukteur, einem Metallbauer und weiteren freiwilligen Helfern. Mittlerweile kann die Organisation, die sich aus Spenden- und Sponsorengeldern finanziert, 15 Mitarbeiter für ihre Arbeit bezahlen, darunter auch eine Agrarwissenschaftlerin und eine Meeresbiologin. Wir haben auch schon mit vielen Praktikanten zusammengearbeitet, und sobald wir in größere Büroräume umziehen, werden wir weitere bezahlte Mitarbeiter und Praktikanten beschäftigen können. Wir brauchen Leute mit Ingenieur- und Logistik-Know-how. Aber auch unsere Social-Media-Auftritte wollen wir weiter professionalisieren. Später benötigen wir auch noch mehr Nautiker für unsere Schiffe.

Wir arbeiten derzeit an drei konkreten Aspekten: der Aufklärung und Bildung zum Thema Plastikmüll in den Ozeanen, der Forschung sowie der Umsetzung von technischen Lösungen zur Problembeseitigung. Wir entwerfen Schiffe und Boote, die Müll aufsammeln und recyceln sollen. Es gibt mittlerweile drei verschiedene Bootstypen: den See- Hamster, die Seekuh und den SeeElefanten. Fünf SeeHamster sind derzeit im Einsatz. Sie sind rund fünf Meter lang und zwei Meter breit. Die SeeKuh ist zwölf Meter lang und zehn Meter breit. Beide Schiffstypen werden als Sammelboote eingesetzt: die See- Hamster in Flüssen und Hafengebieten, die SeeKuh im Küstenbereich und an Flussmündungen. Der SeeElefant ist hochseetauglich und soll den gesammelten Müll verarbeiten. Für dieses größte Schiffsmodell haben wir in den vergangenen Jahren eine Machbarkeitsstudie erstellt, das Pilotsystem soll 2021 starten.

Unsere Vision: Wir wollen so viele Systeme von Sammelfahrzeugen und Verarbeitungsschiffen wie möglich etablieren, am besten vor jeder Flussmündung.

Meine Aufgabe als Schiffbauingenieur war es bei dieser Studie, für einen gebrauchten Mehrzweckfrachter ein Konzept zu schreiben, wie man den Frachter zu einem Müllverarbeitungsschiff umbauen kann. Wie werden die Logistik und der Verarbeitungsprozess ablaufen? Welche Maschinen brauchen wir dafür? Wie viel Platz muss das Schiff haben? Welches Schiff kommt dafür überhaupt infrage? Entstanden ist ein kompletter Entwurf für solch ein Schiff, inklusive eines 3-D-Modells. Bevor der SeeElefant zum Einsatz kommt, müssen wir noch Erfahrungen zusammentragen. Dazu sammeln wir derzeit mit den SeeHamstern und der SeeKuh in Asien, aber auch vor Deutschlands Küsten und demnächst in Südamerika Müll ein. Dieser wird analysiert: Wie sieht das Material aus? Welche Art von Kunststoffen finden wir? Schwimmt in Südamerika anderer Plastikmüll im Meer als in Asien? Was kann man mit dem Material machen? Nur mit diesen Erfahrungen können wir die Maschinen richtig auslegen. Theoretische Daten reichen dazu nicht aus, wir müssen sie durch reale Fänge verifizieren. Gleichzeitig suchen wir natürlich nach Investoren für den SeeElefanten, um das Projekt wirklich bis 2021 umsetzen zu können.

Mit der zweiten Generation der See-Kuh, die derzeit im Bau ist, wird der Müll in recycelbare und nicht recycelbare Stoffe aufgeteilt. Organik, zum Beispiel Algen und Muscheln, werden aussortiert und ins Meer zurückgeführt. Bisher wird der Recycling-Müll noch unsortiert an lokale Recycling-Firmen gegeben. Künftig soll der SeeElefant die Funde zu sortenreinen Kunststoffballen pressen, die an Land zu neuen Produkten verarbeitet werden können. Geplant ist auch eine Verölung direkt auf dem SeeElefanten. Wir beobachten derzeit den Markt und forschen selber an Möglichkeiten, wie man auf dem Schiff den Kunststoff in Öl zurückverwandeln kann. Das Problem bislang: Der Prozess ist sehr energieaufwendig und störungsanfällig. Für den nicht-recycelbaren Anteil an Müll, etwa Kunststoffverbunde, Netze oder Sonderstoffe, sehen wir eine thermische Anlage an Bord vor. So kann aus der Reststoff- Fraktion immerhin wertvolle Energie gewonnen werden, mit der wir unsere Sammelfahrzeuge und die Bordsysteme des SeeElefanten antreiben können.

Mehr zur Umweltorganisation
One Earth – One Ocean:
www.oneearth-oneocean.com

Unsere Vision: Wir wollen so viele Systeme von Sammelfahrzeugen und Verarbeitungsschiffen wie möglich etablieren, am besten vor jeder Flussmündung. Denn wenn erst gar kein Müll mehr ins Meer gelangt, ist schon viel geholfen. Wir wissen, dass das Ganze im Grunde eine Symptombekämpfung ist. Eigentlich müsste man viel tiefer einsteigen, bei Bildung und beim Aufbau von Abfallwirtschaftssystemen, vor allem in asiatischen Ländern. Aber diese Prozesse dauern zu lange. Wir wollen heute schon verhindern, dass weiteres Plastik in die Meere gelangt. Wenn es erst einmal ins offen Meer getrieben ist, ist es eigentlich schon zu spät.

Als Maschinenbauingenieur bei der KEYOU GmbH

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Servus! Ich bin Daniel. Am liebsten halte ich mich in den Alpen auf, im Winter zum Skifahren und im Sommer zum Wandern. Durch die Gletscherschmelze ist der fortlaufende Klimawandel deutlich erkennbar. Darum liegt meine Motivation darin, als Maschinenbauingenieur meinen Beitrag zur nachhaltigen Verkehrswende zu leisten. Das schaffen wir nur gemeinsam – also packen wir es an!

Schon während meiner Schulzeit reifte in mir der Entschluss, dass ein Studium im Maschinenbau genau das Richtige für mich ist. Meine Stärken in der Schulzeit lagen immer in den technisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Da ich in der Nähe von Aachen aufgewachsen bin, lag es nahe, an der RWTH Aachen mein Studium zu beginnen. Im Jahr 2015 hielt ich erfolgreich meinen Abschluss als M.Sc. in den Händen. Nach dem Studium habe ich in Bayern über den externen Arbeitgeber Vispiron GmbH in der Motorenentwicklung bei BMW gearbeitet.

Der Einstieg in das Berufsleben verlief reibungslos. Hier kam mir sicherlich meine vierjährige Erfahrung als studentische Hilfskraft bei der FEV GmbH in Aachen zugute. Somit hatte ich ein Grundverständnis über die technischen Aufgabenstellungen. Mir hat die Arbeit an den Verbrennungsmotoren bei BMW viel Freude bereitet, aber durch den Abgasskandal von VW und die öffentliche Diskussion um Abgasemissionen und Klimaerwärmung wurde ich auf nachhaltigere Lösungen aufmerksam.

Zu dieser Zeit kontaktierte mich die Keyou GmbH via Xing. Hey, da ist ja ein Start-up in der Münchener Umgebung, das versucht, einen Verbrennungsmotor mit Wasserstoff am Markt zu etablieren. Für mich war das die perfekte Synergie: weiter am Verbrennungsmotor zu arbeiten, der auch noch umweltschonend ist, ohne Treibhausgasemissionen oder weitere kohlenstoffbasierte Emissionen. Somit war klar, in welche Richtung mein nächster Schritt gehen musste – the perfect match!

Der große Unterschied zwischen einem Start-up und einem Großkonzern ist, dass bei einem Start-up nicht sämtliche Experten für alle Themengebiete vorhanden sind, sondern man sich die Themengebiete selbst erarbeiten muss.

Mit dem Einstieg bei der Keyou hat für mich eine unfassbar spannende Zeit begonnen. Ich war der erste festangestellte Ingenieur. In einem kleinen Team entwickeln wir derzeit unseren ersten Wasserstoffverbrennungsmotor. Hierfür habe ich die Projektleitung und muss mich um alle Themen des Motors kümmern. Der große Unterschied zwischen einem Start-up und einem Großkonzern ist, dass bei einem Start-up nicht sämtliche Experten für alle Themengebiete vorhanden sind, sondern man sich die Themengebiete selbst erarbeiten muss. Dies ist extrem herausfordernd, aber im Umkehrschluss ist die Lernkurve extrem steil, was man so sicherlich niemals in einem Großunternehmen erleben würde.

Das spannendste Projekt ist ganz klar, unseren ersten Wasserstoffverbrennungsmotor zu entwickeln. Dass sich dieser in naher Zukunft auf der Straße etabliert und es ersten Fahrzeugen ermöglicht, klimaneutrale Mobilität auf Basis des in Verruf geratenem Verbrennungsmotors bereitzustellen, macht die Sache mehr als interessant. Der größte Spaßfaktor an meiner Arbeit liegt darin, die Zukunft mitgestalten zu können. Ebenso wie das Zusammenarbeiten mit vielen anderen Ingenieuren von Entwicklungspartnern, die uns bei der Arbeit unterstützen und unsere Vision mit Begeisterung teilen.

Ideen-Sharing Kultur-, Buch- und Linktipps

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Karte der erneuerbaren Energien

Neue Karten aus dem Verlag Diercke zeigen auf einen Blick die Energielandschaften Deutschlands: Wo konzentrieren sich in Deutschland welche erneuerbaren Energien? Es gibt Karten mit einzelnen erneuerbaren Energieträgern und den Raumstrukturen, die bei ihrer Nutzung entstehen, sowie eine Kombination und Überlagerung dieser Ebenen. Diese zeigen, dass in Abhängigkeit von den naturräumlichen und klimatischen Gegebenheiten sowie von der wirtschaftlichen Nutzung einer Region ganz unterschiedliche Energielandschaften entstanden sind. Die Karte ist online und als App erhältlich.

Erde als Modell

Foto: AdobeStock/ Brazhyk
Foto: AdobeStock/ Brazhyk

Weitere Infos: Beim Verständnis dafür, wie sich die Öko- und Klimasysteme auf der Welt gegenseitig beeinflussen, welche Folgen die Erderwärmung hat und welche technischen Lösungen wirklich nützlich sind, hilft es, die Erde als Modell zu betrachten. Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bietet auf seiner Homepage eine Gratis-Broschüre, die ein unkompliziertes Potsdam Earth Model (kurz: POEM) vorstellt. Unterschieden werden dabei die Bereiche Erdatmosphäre, Wasser, Erde und Eis.

www.pik-potsdam.de

Mit VR-Brille durch den Hamburger Hafen

Foto: Discovery Dock
Foto: Discovery Dock

Was passiert eigentlich alles im Hamburger Hafen? Im Discovery Dock können Besucher auf eine Mehr Infos: virtuelle Rundreise gehen und den Hafen aus ungewohnter Perspektive erleben. Das Angebot gilt als die weltweit einzige und erste Mixed-Reality-Erlebniswelt, die einen Hafen spielerisch und interaktiv erlebbar macht. Eine 50-minütige Tour führt hinter die Kulissen: Auf ein Modell wird mit modernster Multimediatechnologie alles projiziert, was der Hafen zu bieten hat: vom Containerterminal bis zum Alten Elbtunnel, Schiffsrouten, die Köhlandbrücke. Mithilfe einer VR-Brille schlüpfen die Besucher in die Rolle eines Containerbrückenfahrers und können selbst Hand anlegen. Auch ein Trockendock der Werft Blohm+Voss wird per Virtual Reality dargestellt. Dazu gibt es zahlreiche Hintergrundfakten, um die Abläufe im Hafen zu erklären. Ein Besuch ist sicherlich nicht nur für Schiffbauingenieure spannend.

www.discovery-dock.de

Werden Flugtaxis akzeptiert?

 

Foto: AdobeStock/chesky
Foto: AdobeStock/chesky

Wie stehen die Bundesbürger zum Thema Flugtaxi, an dem sowohl Start-ups als auch etablierte Luftfahrtkonzerne derzeit verstärkt arbeiten? Das wollte der Digitalverband Bitkom wissen und befragte rund 1000 Bundesbürger ab 16 Jahren. 49 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Flugtaxis in Zukunft alltäglich sein werden. Fast jeder zweite ist der Meinung, Flugtaxis seien eine gute Ergänzung zum öffentlichen Personen-Nahverkehr. 57 Prozent sind der Überzeugung, dass Flugtaxis vor allem auf sehr speziellen Routen eingesetzt werden, etwa vom Bahnhof zum Flughafen. Unter den Jüngeren zwischen 16 und 29 halten sogar 54 Prozent Flugtaxis für eine gute ÖPNV-Ergänzung, 61 Prozent sehen sie dabei auf sehr speziellen Routen. Allerdings geht rund jeder Zweite davon aus, dass Flugtaxis nur etwas für Reiche sein werden. 58 Prozent der über 65-Jährigen wollen, dass Flugtaxis verboten werden. Nur rund jeder dritte Befragte würde gern einmal solch ein Gefährt ausprobieren – Jüngere weit eher als Ältere.

Quelle: www.bitkom.org

Mit Digitalisierung die Welt retten

Cover Erde 5.0Wie können mithilfe der Digitalisierung die zentralen Probleme der Menschen und des Planeten – Hunger, Armut, Ungleichheit, Klimawandel und Ressourcenverschwendung – gelöst werden? Das zeigt Karl-Heinz Land, Autor, Speaker und Experte zum Thema Digitale Transformation, in seinem neuen Buch „Erde 5.0. Die Zukunft provozieren“. Er gibt Impulse für einen anderen Kapitalismus, für Sinn- und Zirkulärwirtschaft, für Bildung und ein bedingungsloses Grundeinkommen sowie eine solidarische Weltgesellschaft in der fünften industriellen Revolution. Seine Vision: Mithilfe von Technologie können wir die Welt zu einem besseren und lebenswerten Ort auf globaler Ebene umgestalten.

Karl-Heinz Land: Erde 5.0 Die Zukunft provozieren. Future Vision Press 2018. 19,80 Euro (Werbelink)

Mikrochips designen

Früh übt sich, wer ein guter Elektroingenieur werden will: Im Rahmen des Schülerwettbewerbs „Invent a Chip“ können die Schüler am Institut für Mikroelektronische Systeme (IMS) der Leibniz Universität Hannover aus erster Hand von Profis lernen, wie sie Mikrochips designen. Der Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und des Technologieverbands VDE findet bereits zum 18. Mal statt, 1600 Jugendliche nehmen teil. Bis Anfang September arbeiteten zehn Teams mit Unterstützung der Profis an ihren Ideen, zum Beispiel Mikrochips für die sichere Medikamentenausgabe, für schlaue Katzenklappen und intelligente Lampen. Die besten Anwendungen werden am 28. Oktober im Rahmen des Mikrosystemtechnik-Kongresses in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert und bei der Preisverleihung prämiert.

Mehr Infos: www.invent-a-chip.de