Spielen im Escape-Room

Foto: AdobeStock/ ohishiftl
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In einem Spiel Daten vor Hackern zu retten, darum ging es mehr als 130 Studierenden von vier Hochschulen, die in extra dafür aufgebauten Studentenappartements zusammenkamen. Von Christoph Berger

Teamarbeit stand im Mittelpunkt eines IT-Escape-Rooms, den Dynamic Commerce, ein Hersteller von Webshopsoftware, an den vier Hochschulen Amberg-Weiden, Coburg, Wiesau und Bayreuth initiiert hatte. Bei den Escape-Rooms, manchmal heißen sie auch Escape-Games, handelt es sich um ein Abenteuerspiel, dem eine Hintergrundstory als Basis dient, die mithilfe von Computern und vor allem im Team durchgespielt und gelöst wird. Das Szenario an den vier Hochschulen war folgendes: Vier Hochschulen, ein Hacker und die Gefahr, dass sämtliche Daten vom Hochschulrechner unwiederbringlich gelöscht werden. Das galt es zu verhindern. Dafür bauten die Veranstalter extra ein Studentenappartement auf, eine Holzbox, die wie ein Wohnheimzimmer eingerichtet war. Und in der auch Hinweise zum Lösen der Aufgabe zu finden waren.

Die teilnehmenden IT-Cracks und Tüftler führten SQL-Injections durch, also das Ausnutzen von Sicherheitslücken im Zusammenhang mit SQL-Datenbanken, und entschlüsselten Codes. So kamen sie dem Hacker auf die Spur und konnten schließlich die gefährdeten Daten retten. Alexander Badewitz, der an der Universität Bayreuth studiert, sagte zu der Veranstaltung: „Mir hat es unheimlich viel Spaß gemacht. Besonders gut haben mir die etwas ‚freakigen‘ Details gefallen.“

Mit Game-(Design)-Thinking spielerische Elemente der Informatik einbinden

Ziel erfüllt, kann man somit sagen. Denn das Spiele sinnvoll für den Kompetenzerwerb eingesetzt werden können, belegen auch Wissenschaftler der TH Köln mit vier neuen Lehrkonzepten, für die sie im September 2019 mit dem Lehrpreis der TH Köln ausgezeichnet wurden. „Beim spielenden Lernen tauchen die Studierenden in komplexe Situationen ein und übernehmen neue Rollen und Perspektiven, die sie anschließend reflektieren. Dadurch erleben sie den Stoff auf eine persönlichere Weise, als beim klassischen Lernen. Das erhöht die Motivation und damit auch den Lernerfolg“, sagt Prof. Dr. Sylvia Heuchemer, Vizepräsidentin für Studium und Lehre der TH Köln.

Escape-Games

Laut der Internetseite Escape Game gibt es in Deutschland (Stand 23.09.2019) 556 fertige Spielräume/Szenarien bei 239 registrierten Live Escape Game Anbietern in 94 Städten.

www.escape-game.org

So zielt beispielsweise das mit einem Sonderpreis ausgezeichnete Game-(Design)-Thinking- Konzept auf das Lernen durch Spielen und weniger auf das Lernen mit Spielen ab. Die Idee ist, mittels Game-(Design)-Thinking spielerische Elemente der Informatik einzubinden. Dazu wurden fünf Beispiele erarbeitet, bei denen beispielsweise die Gestaltung der Lernmedien selbst zu einer spielerischen Aufgabe für Lehrende werden kann. Auch die Ruhr-Universität Bochum (RUB) setzt auf diese Lern- oder auch Lehrmethode. Dort wurde im Juni 2019 der Think Space eröffnet, ein Lern- und Forschungslabor. In diesem Raum können sich Studierende beispielsweise spielerisch dem Thema Unternehmensgründung annähern und erfahren dabei, mit welchen Unsicherheiten Gründerinnen und Gründer zu tun haben. Wie gehe ich mit knappen finanziellen Ressourcen um? Wie löse ich Konflikte im Gründerteam? Und wie gehe ich mit Herausforderungen unter Zeitdruck um? In dem Simulationsraum lösen Studierende thematische Rätsel; das Spielkonzept lehnt sich dabei an das der Escape Rooms an.