Operation an der Lebensader: Rheinbrücke Leverkusen

Der Ersatzneubau der Leverkusener Brücke ist ein Mega-Projekt. Nicht nur wegen der ungefähr 70.000 Quadratmeter Brückenfläche nach Fertigstellung, sondern auch weil der Bau sowie der Rückbau der alten Brücke unter laufendem Verkehr stattfinden – direkt an einem der meistbefahrenen Autobahnkreuze Deutschlands. Von Franziska Immel-Andrä

Am 5. September 2023 war es so weit: Der erste Teil des rund einen Kilometer langen Neubaus der Leverkusener A1-Brücke feierte Brückenhochzeit. Ein Kran setzte die letzten beiden 90 Tonnen schweren Hauptträger von einem Schiff aus direkt über dem Rhein in die fast 18 Meter breite Lücke, die noch zwischen den von den beiden Pylonen an den gegenüberliegenden Rheinufern aus frei vorgebauten Brückenträgern klaffte. Bei Schrägseilbrücken kann nämlich ein besonders schlanker Überbau ohne Lehrgerüst von gegenüberliegenden Pylonen aus abschnittsweise vorgebaut und Zug um Zug an Seilen aufgehängt werden, die am Pylon verankert sind. Am Folgetag wurden die fehlenden Teile der Fahrbahntafel zwischen den Brückenträgern ebenfalls von einem Schiff aus eingehoben und verschweißt. Das derzeit wichtigste Brückenbauprojekt Deutschlands, der Ersatzneubau der Rheinbrücke Leverkusen, besteht aus zwei einzelnen, parallelen Brückenüberbauten. Baubeginn für den bereits errichteten ersten Teil war Ende 2017. Im September und Oktober 2022 wurden die beiden Pylone aufgebaut, an denen die Brückenseile verankert sind. Jeder Pylon wiegt knapp über 1.000 Tonnen. Der höchste Punkt des Seilträgers befindet sich in rund 57 Metern Höhe über der Fahrbahn. Ein gesamter Tag der Brückenbautage am 14. und 15. November 2023 in Köln widmete sich gerade dem Projekt – inklusive Besichtigung.
Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Foto: Die Autobahn GmbH des Bundes
Ab Ende Januar 2024 soll der gesamte Pkw- und Lkw-Verkehr in beide Richtungen über den Neubau fließen. Dann wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut – in einem europaweit einmaligen Verfahren wird sie quasi rückwärts abgebaut wie sie einst aufgebaut wurde. Dann wird an gleicher Stelle das zweite neue Brückenbauwerk errichtet. Doch weshalb muss die alte Schrägseilbrücke überhaupt ersetzt werden? Bei ihrer Errichtung 1965 war sie mit zwei Fahrspuren und einem zusätzlichen Standstreifen in jeder Fahrtrichtung zukunftsweisend. Allerdings war sie für 40.000 Kraftfahrzeuge täglich und nicht für das heutige Verkehrsaufkommen konzipiert – im Laufe der Jahre überquerten sie jeden Tag dreimal so viele Fahrzeuge. Und nicht nur das: Unter den 120.000 Fahrzeugen waren immer mehr Schwerlastfahrzeuge, die zum Zeitpunkt der Errichtung der Brücke noch gar nicht für den Straßenverkehr zugelassen waren. Durch größeres Gewicht und immer engeren Fahrzeugabstand entstehen zyklische Beanspruchungsspitzen in der Stahlkonstruktion, die zu Rissen in den Schweißnähten in und an den Hohlkästen führten. Diese Schweißnahtverbindungen können an einem bestehenden Bauwerk nur mit sehr hohem Aufwand saniert werden. Die neue Rheinbrücke Leverkusen besteht aus zwei parallelen Geschwisterbrücken, die sich durch die Symmetrie im Endzustand zu einem Gesamtbauwerk zusammenfügen. Der zweite Teil soll 2027 fertig gestellt werden, sodass im Anschluss für jede Richtungsfahrbahn ein eigenes Brückenbauwerk zur Verfügung steht. Beide Brücken zusammen haben acht durchgängige Fahrstreifen und sind für 150.000 Fahrzeuge täglich ausgelegt. Weiterhin werden die Ein- und Ausfahrten auf beiden Rheinseiten, also sowohl im Kreuz Leverkusen-West als auch in Köln-Niehl, zweispurig auf die Brücke herauf- bzw. von der Brücke heruntergeführt. Durch diese Verflechtungsstrecken ergibt sich eine maximale Anzahl von 12 Spuren. Hinzu kommt ein je 3,25 Meter breiter Rad- und Fußweg auf beiden Seiten.

Die neue Rheinbrücke in Zahlen

Schrägseilbrücken mit Pylonen in A-Form Gesamtlänge (zwischen den Endauflagern): 1.068 Meter Größte Spannweite: 280 Meter Größte Nutzbreite der Brücke: 2 x 33 Meter Brückenfläche (beide Fahrtrichtungen): Ca. 70.000 Quadratmeter Pylonhöhe über der Fahrbahn: Rund 55 Meter Baustart: Dezember 2017 Fertigstellung des ersten Brückenbauwerks: 2023 Nach Vollendung der ersten Brücke wird die alte Rheinbrücke zurückgebaut. Fertigstellung des Gesamtbauwerks: 2027 Fahrstreifen nach Fertigstellung: 8 durchgängige sowie zum Teil zweistreifige Verflechtungsstrecken Mehr Informationen: www.a-bei-lev.de www.autobahn.de

The Sphere

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„The Sphere“ beeindruckt schon aus der Ferne als riesige Leinwand mit gigantischen Projektionen. In dem Gebäude, das unweit des berühmten „Strips“ zwischen Hotels und Casinos liegt, werden hochkarätige Konzerte gezeigt.

Der Bau, ein Gemeinschaftsprojekt der Madison Square Garden Company und der Las Vegas Sands Corporation, ist 112 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 157 Metern. Mit rund 54.000 Quadratmetern Außenfläche ist es die weltweit größte LED-Leinwand. Um die beeindruckenden Visualisierungen, beispielsweise von Planeten oder einem riesigen Basketball als Werbung für die NBA-Spiele, auf die dreidimensionale Fläche zu übertragen, bedurfte es wahrer Ingenieurskunst.

Über MSG

Die Madison Square Entertainment Corp., kurz MSG, ist ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich der Live-Unterhaltung und betreibt zahlreiche Veranstaltungsorte. Das Unternehmen plant bereits den Bau einer zweiten Sphere – in London. www.msgentertainment.com www.thespherevegas.com www.sphereentertainmentco.com
Als Basis für die Kugelform wurde zunächst ein Stahlrahmengerüst errichtet, darauf formdefinierende Metalltafeln inklusive Isolierung. Als regenführende Schicht kamen Aluminiumprofiltafeln von Kalzip zum Einsatz. Wir lieferten dazu fast 170 Tonnen Material sowie eine mobile Rollformanlage nach Las Vegas. Mit Rafael Fernandez kam zudem ein erfahrener Rollform Operator aus Deutschland auf die Baustelle, der die Produktion und Qualitätssicherung der Profiltafeln auf der Rollformanlage direkt vor Ort betreute. Für die Montage wurden an der Fassade horizontal Aluminiumrundrohre angebracht. Insgesamt rund 4.500 Profiltafeln, die passend für ihren Einsatzort gerundet und konisch geformt wurden, sind anschließend auf den Rundrohren in vertikaler Ausrichtung von Fachhandwerkern montiert worden. Aufgrund der immensen Dimensionen des runden Baukörpers, mussten die etwa fast 19 Meter langen Profiltafeln mit speziellen Kränen zum Einsatzort befördert und in die richtige Position gekippt werden. Nach etwa einem halben Jahr konnte der Bau der metallenen Fassadenhülle abgeschlossen werden. Neben der regenführenden Funktion dienten die Stehfalze der Aluminiumprofiltafeln auch als Basis für das Exoskelett. Auf dieser Konstruktion wurden 1,2 Millionen LED-Pucks verbaut, wobei jeder Puck 48 einzelne LED-Dioden hat. Um eine Reflektion der LEDs zu verhindern, sind die Profiltafeln werkseitig in einem matten Dunkelgrau beschichtet.

Über Kalzip

Kalzip produziert Dächer, Fassaden und Gebäudehüllen aus Aluminium und Metall. Die Profiltafeln des Koblenzer Unternehmen kommen weltweit in Gebäuden zum Einsatz, so beispielsweise auch beim Bau der Schutzhülle des Sarkophags des verunglückten Kernkraftwerks Tschernobyl.
So komplex die Montage auch erscheint, die eigentliche Herausforderung lag in der Planung: Dan Vinet, der als Sales Director Kalzip Inc. in den USA das Projekt betreute, erklärt das Vorgehen: „Um die Kugel-Geometrie in diesen Größenverhältnissen sauber und mit perfekten Rundungen abbilden zu können, haben wir gemeinsam mit den Kollegen in Deutschland zunächst eine Analyse und Machbarkeitsuntersuchung anhand eines 3D-Modells erstellt.“ Neben der geometrischen Betrachtung des Gebäudes wurden zusätzlich auch statische Berechnungen angefertigt. So konnten die Ingenieure sicherstellen, dass die Anforderungen an die Profiltafeln, wie Länge und Form, sowie die Lage der Stöße korrekt sind und eine effektive, wirtschaftliche Montage ermöglichen.

Skywalk Königsstuhl

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Rügen ist um eine Sehenswürdigkeit reicher: Auf den berühmten Kreidefelsen wurde eine freischwebende Aussichtsplattform gebaut. Von Franziska Immel-Andrä

Auf der Insel Rügen, nahe der Hafenstadt Sassnitz, befindet sich der Königsstuhl. Das Plateau der Kreidefelsformation liegt auf 118 Metern über Normalhöhennull; die Felsen fallen fast senkrecht zum Strand ab. Ungefähr 300.000 Besucher*innen kommen jährlich, um den einzigartigen Blick auf die weite Ostsee, die Kreideküste und die seltenen Kliffhangwälder zu genießen. Allerdings sind der Aussichtspunkt und die gesamte Steilküste des umliegenden Nationalparks durch ihre geologische Beschaffenheit, das Grund- und Oberflächenwasser sowie den Wellenschlag einer starken Küstendynamik unterworfen. Jährlich schwinden durchschnittlich 30 Zentimeter an Küste, und es kommt immer wieder zu Abbrüchen am gesamten Kliff. Um die Zugänglichkeit zu dem beliebten Aussichtspunkt auch weiterhin zu erhalten, wurde ein Rundweg geplant, der auf dem standsicheren Hochplateau beginnt und den Königsstuhl mit einer seilverspannten Brückenkonstruktion überspannt. Dabei galt es einiges zu beachten: Das Bauwerk sollte barrierefrei sein, möglichst zurückhaltend in den Landschaftsraum eingreifen, allen Natur- und Artenschutzanforderungen des zum UNESCO-Welterbe zählenden Buchenwaldbestands gerecht werden und natürlich trotz möglicher Steiluferabbrüche und Hangrutschungen geologisch und geotechnisch standsicher sein. Nach rund zwei Jahren Bauzeit konnte der Skywalk im April 2023 endlich eröffnet werden. Der 185 Meter lange ellipsenförmigen Rundweg ist als einhüftige Hängebrücke konstruiert. Sie wird einseitig zu einem 42 Meter hohen Mast am Widerlager abgespannt. Bis zu 48 Meter tief sind die Fundamente für den Mast und die Abspannseile in der Kreide gegründet worden. Insgesamt leiten sechs Bohrpfähle von jeweils anderthalb Metern Durchmesser die Bauwerkskräfte in den Baugrund. Das Brückendeck besteht aus einem verschweißten Stahlhohlkasten. Es wird über Hängeseile mit den Haupttragseilen verbunden, die die Vertikalkräfte des Überbaus zur Mastspitze hin abtragen. Die 13 stählernen Brückensegmente der Konstruktion wurden vor Ort zusammengefügt und verschweißt. Dafür wurde eigens eine Stahlunterkonstruktion angefertigt. Anschließend musste die 400 Tonnen schwere Brückenkonstruktion Zentimeter für Zentimeter Richtung Horizont geschoben werden. Verantwortlich für die insgesamt 70 Meter Vorschub war der 24-jährige Schweizer Hydraulikspezialist Sascha Leutwyler. Er arbeitete mit einem System aus Hydraulikpressen und dicken Tauen aus Stahlseil. Mit einem ähnlichen System senkte er das Brückendeck dann noch um 3,50 Meter ab, bevor es an das erste Baumodul, das bereits am Fundament befestigt war, angeschweißt wurde. Der Bau hat wegen der komplizierten Abläufe deutlich länger gedauert als ursprünglich geplant. Er wurde auch teurer als anfangs veranschlagt. Die Stadt Sassnitz als Bauherrin des Projektes ging von 7,6 Millionen Euro aus. Im Endeffekt beliefen sich die Kosten aber auf insgesamt 11,37 Millionen Euro.

Der Skywalk im Überblick:

Länge der gesamten Konstruktion 90 Meter Länge des begehbaren Rundwegs 185 Meter Breite der Ellipse 19 Meter Breite des Rundweges auf der Konstruktion 2,50 Meter (3,50 Meter vordere Spitze) Höhe des Abspannmastes 42 Meter Gründungstiefe (Bohrpfähle) 48 Meter Investition des Lands M-V. rund 11,37 Millionen Euro (reine Baukosten 8,8 Mio. Euro) Quelle: Nationalpark-Zentrum Königsstuhl   Vom Königsweg zum Skywalk Königsstuhl: Das Bau-Logbuch https://koenigsweg.koenigsstuhl.com/ bau-logbuch Sonderausstellung „Vom Königsweg zum Skywalk – eine Baugeschichte“ www.koenigsstuhl.com

Spektakuläre Megabauten

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Aktuell werden in Deutschland und in Europa zahlreiche Megaprojekte realisiert. Wir stellen die spannendsten Baustellen vor. Von Sabine Olschner

Brenner Basistunnel

H41 Tunnelbohrmaschine „Ida“, Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch
Am 15. April 2023 wird der Bohrkopf der zweiten Tunnelbohrmaschine (TBM), die auf den Namen „Ida“ getauft wurde aufgerichtet und montiert. (Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch)
Der Brenner Basistunnel ist ein 55 Kilometer langer, flach verlaufender Eisenbahntunnel, der Österreich und Italien miteinander verbindet. Zusammen mit dem schon bestehenden Inntaltunnel, der an den neuen Basistunnel angeschlossen wird, ensteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Der Brenner Basistunnel besteht aus zwei rund acht Meter breiten Tunnelröhren mit einem Abstand von 40 bis 70 Metern. Alle 333 Meter verbindet ein Stollen als Fluchtweg die zwei Röhren. Eine Besonderheit ist der Erkundungsstollen zwischen den zwei Haupttunnelröhren. Die hier stattfindenden Vortriebsarbeiten sollen Aufschluss über die Beschaffenheit des Gebirges geben und dadurch Baukosten und -zeiten minimieren. Wenn der Basistunnel in Betrieb ist, wird der Erkundungsstollen zur Entwässerung dienen. In erster Linie soll der Tunnel von Güterzügen genutzt werden, aber auch von Personenzügen.

Lichtkelche am Stuttgarter Tiefbahnhof

Foto: Achim Birnbaum
Foto: Achim Birnbaum
Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 entsteht am Hauptbahnhof Stuttgart ein unterirdischer Durchgangsbahnhof. Dessen rund 450 Meter langes und 80 Meter breites Dach wird von 28 Kelchstützen getragen, die jeweils rund 1000 Tonnen schwer und 8,5 bis 13 Meter hoch sind. Sie variieren in ihrer Form, Neigung und Länge. Für den Zugang zur Bahnhofshalle wurde ein Sonderkelch um 180 Grad gedreht, durch den künftig ein Aufzug sowie Treppen direkt zu den Gleisen führen. Die einzigartig geformten Betonkunstwerke sind eine bauingenieurtechnische Meisterleistung: Für den betonierten oberen Teil der Kelchstütze wurden rund 60 Schalelemente und jeweils zwischen 510 und 800 Kubikmeter Beton verbaut. Im letzten Stahlbetonkranz wird eine Lichtaugenkonstruktion aus Stahl und Glas eingefasst. In jedem Kelch befinden sich 350 Tonnen Bewehrungsstahl, die sich auf 22.000 Stahlstreben verteilen.

Cross-Rail London

Mit der Cross-Rail London wurde Ende 2022 eine 118 Kilometer lange, durchgängige Eisenbahnverbindung durch die Megastadt London eröffnet. Sie reicht von Maidenhead und Heathrow im Westen bis Shenfield und Abbey Wood im Osten der Stadt. Durch die Inbebriebnahme der neuen Elizabeth Line entfällt vielfach das Umsteigen auf andere Bahnstrecken oder auf Linien der London Underground. Die Herausforderung für die Tunnelbohrmaschinen: Sie mussten an Abwasserkanälen, GasPipelines, Fundamentpfeilern, U-Bahn-Trassen und -Schächten vorbeigeführt werden. An einigen Stellen beträgt der Abstand zu den Crossrail-Röhren weniger als einen halben Meter.

„Roots“

Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners
Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners
Das höchste Holzhochhaus Deutschlands In der Hamburger Hafencity wird derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands gebaut: Das 65 Meter hohe „Roots“ besteht aus 128 Eigentumswohnungen sowie Ausstellungsräumen, Verwaltung und Büros der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Eigentumswohnungen haben Blick auf das Hafenbecken, die Elbe und die Elbphilharmonie. Hinzu kommt ein Nebengebäude mit 53 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Die Obergeschosse beider Gebäude werden mit tragenden Außenwänden als Massivholzskeletten sowie Massivholzdecken und -innenwänden errichtet, nur Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne und Brandwände sind Stahlbetonkonstruktionen. Durch die Nutzung von 5.500 Kubikmetern Nadelholz konnten im Vergleich zu konventionellen Bauweisen rund 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Holzelemente fertigt eine Südtiroler Holzbaufirma in ihrem Werk vor, sodass sie auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen.

Schiffswerft Kiel

In der Kieler Förde wird derzeit eine neue Schiffbauhalle errichtet. Auf 15.000 Quadratmetern entsteht ein U-Boot-Produktionsgebäude und ein siebengeschossiges Verwaltungsgebäude. Das Industrie-Bauwerk ist 32 Meter hoch, rund 170 Meter lang und bis zu 70 Meter breit. Sieben Beton- und Brandwände trennen die sieben Hallen zur Fertigung von U-Boot-Sektionen vom Verwaltungstrakt. Verbaut werden 17.000 Kubikmeter Beton, 3.900 Tonnen Bewehrungsstahl und 2.500 Tonnen Stahl für Tragkonstruktionen im Inneren der Hallen. Herausfordernd sind vor allem die schweren Stahlbauarbeiten und die umfangreichen Mess-, Steuerungs- und Regelungssysteme für die Gebäudeautomation. Für zwei Portalkrane in jeder Halle mussten zudem schwere Stahlträger verankert werden.

Berliner Rechenzentren

Foto: maincubes
Foto: maincubes
Im Brandenburg Park, einem 24.000 Quadratmeter großen Campus südlich von Berlin, entstehen zwei hochmoderne Rechenzentren. Zusammen werden sie 32 Megawatt an kritischer IT-Last für Cloud und KI bieten. Der Virtus-Wustermark-Campus soll zu einem der größten grünen Rechenzentren in Deutschland und Europa werden: Die Serverfarm wird durch eine hocheffiziente Kälteanlage aktiv gekühlt. Die entstehende Abwärme soll als Fernwärme für die Gemeinde Wustermark genutzt werden. Eine Photovoltaikanlage wird zudem für nicht kritische Versorgungsbereiche im Einsatz sein. Der Campus wird mit einigen der größten zusammenhängenden Onshore- Windparks des Landes elektrisch gekoppelt.

Intelligentes Gebäude „The Terrace“

Foto: Christian Richters
Foto: Christian Richters
Am Spreeufer in Berlin-Charlottenburg wurde mit „The Terrace“ ein hochmodernes Neubauquartier fertiggestellt. Das Bürogebäude ist hoch digitalisiert: Sensoren erfassen Daten über Nutzung und Präsenz, mit denen die Gebäudesteuerung optimiert werden soll. Eine KI erfasst die Informationen, analysiert und bewertet sie. Zum Beispiel sucht sich das System eigenständig nicht genutzte Räume und setzt dort die Heizung in den Energiesparmodus. Ein intelligentes Beleuchtungssystem erkennt über Sensoren die Lichtverhältnisse und die Präsenz von Menschen im Gebäude und kann die Beleuchtung helligkeitsabhängig und bedarfsgerecht steuern. Über eine App können die Nutzer Räume buchen oder die Klimaanlage und die Beleuchtung steuern. Auch die Zugangskontrolle erfolgt über eine App: Mit dem Smartphone lässt sich die Eingangstür öffnen und schließen, der Fahrstuhl wird automatisch gerufen und wählt die Zieletage aus. Mit all diesen Features zählt „The Terrace“ zu den intelligentesten Gebäuden weltweit.

„Wir wollen lernen, wie weibliche Identität in der Bauwirtschaft beschaffen ist.“

Interview mit Jutta Beeke Vizepräsidentin des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Jutta Beeke ist geschäftsführende Gesellschafterin der Echterhoff Bau- Gruppe mit Sitz in Westerkappeln. Im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie ist sie Vizepräsidentin Sozialpolitik und an dieser Stelle Mit-Initiatorin des FrauenNetzwerks Bau. Die Diplom-Kauffrau studierte BWL in Passau, Parma sowie in München, bevor sie in fünfter Generation in das Bauunternehmen ihrer Familie einstieg.   Als Vizepräsidentin im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie verantwortet Jutta Beeke den Bereich Sozialpolitik. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Frage, wie sich junge Menschen und insbesondere Frauen für eine Karriere im Bauwesen begeistern lassen. Durch die Verbandsarbeit und ihre Tätigkeit als geschäftsführende Gesellschafterin des Bauunternehmens Echterhoff hat Jutta Beeke erfahren, dass es darum geht, junge Frauen sichtbar zu machen – mit ihren Skills, Zielen und Wünschen. Das neu gegründete FrauenNetzwerk- Bau wird dafür Plattformen bieten.
Frau Beeke, welches Ziel verfolgen Sie mit dem FrauenNetzwerk-Bau? Wir wollen die Frauen in unserer Branche sichtbar machen und ihnen gebündelt eine Stimme geben. Wer heute noch glaubt, die Baubranche sei eine reine Männerdomäne, der liegt falsch. Seit Jahrzehnten bestimmen Frauen vor allem in den Ingenieurberufen die Geschicke der Branche mit und steuern wichtige Innovationen bei. Diese Tatsache wollen wir nun sichtbarer machen. Mit dem Ziel, dass sich noch mehr Frauen für eine Karriere in der Baubranche interessieren, wenn sie sehen, was in unseren Unternehmen möglich ist. Was braucht es für diese Sichtbarkeit? Zum Beispiel Role-Models, also Frauen mit Vorbildfunktion, die von ihren Tätigkeiten und ihrem Werdegang berichten. Dafür braucht es ein Netzwerk, mit dessen Hilfe die Frauen, die in der gesamten Wertschöpfungskette Bau tätig sind, Ansprechpartnerinnen finden, die sie beim Einstieg sowie Aufstieg in der Branche unterstützen. Im besten Fall verhindern wir dadurch auch, dass Frauen irgendwann aus der Branche aussteigen. Das Netzwerk ist damit ein Weg, um gegen den Fachkräftemangel zu kämpfen, der uns als Branche vor große Herausforderungen stellt. Wie werden Sie den Austausch der Frauen untereinander organisieren? Es wird Plattformen und Veranstaltungen geben, die den Austausch zwischen den Frauen fördern. Das hat mit dem Kick-off im September in Berlin begonnen, nun sind verschiedene regionale Veranstaltungen angedacht. Geplant sind zudem Workshops und spezielle Fortbildungen sowie Webinare für Frauen. Ein Mentoring-Programm richtet sich gezielt an weibliche Nachwuchskräfte, die wir mit Frauen in Führungspositionen zusammenbringen. Wichtig ist uns, dass die konkreten Inhalte von den Frauen selbst mitbestimmt werden. Das ist ein zentraler Punkt des Netzwerks: Wir wollen zusammen mit den Frauen aus der Branche herausfinden: Was sind eure Themen, was wünscht ihr euch, wo erhofft ihr euch mehr Unterstützung? Haben Sie eine Vermutung, welche Themen dabei eine große Rolle spielen werden? Ein Thema, das ich persönlich sehe, ist die Frage der Führung. Klar, damit beschäftigen sich auch die Männer. Aber ich glaube, dass viele Frauen verstärkt darüber nachdenken, wie sie ihre Stärken „weiblich“ nutzen können und somit ihren eigenen Führungsstil entwickeln. Der Frauenanteil im Bauingenieurswesen liegt bei 30 Prozent, im Maschinenbau sind es nur 18 Prozent. Warum ist der Bau bei Ingenieurinnen vergleichsweise beliebt? Ein Vorteil ist, dass es im Bau zusätzlich zu Arbeitgebern in der freien Wirtschaft eine Reihe von Karriereoptionen im öffentlichen Sektor gibt. Und dieser öffentliche Sektor mit seinen planbareren Karrierewegen ist, gerade im Hinblick auf Familienplanung und Jobsicherheit, für Frauen attraktiv. Ein zweiter zentraler Aspekt ist das
Denn dort, wo viele Frauen sichtbar sind, entsteht eine Sogwirkung. Das ist an den Hochschulen so, später dann in den Unternehmen sowie in Führungspositionen.
„Gesetz der kritischen Masse“: Ich sprach eben schon von der Vorbildfunktion, die Frauen in der Branche auf andere ausüben. Dieser Effekt setzt schon an den Hochschulen ein. Wenn Sie dort einen höheren Frauenanteil im Bauingenieurwesen haben, dann erscheint diese Richtung für Studentinnen attraktiver. Denn dort, wo viele Frauen sichtbar sind, entsteht eine Sogwirkung. Das ist an den Hochschulen so, später dann in den Unternehmen sowie in Führungspositionen. Studien zeigen, dass für Frauen auch Berufe attraktiv sind, bei denen man die Umwelt nachhaltig mitgestalten kann. Beim Bau ist dies der Fall. Wie können Sie das Potenzial nutzen, um für Frauen noch attraktiver zu sein? Unsere Branche besitzt beim Kampf gegen den Klimawandel und für eine nachhaltig gebaute Umwelt eine große Innovationskraft. Wir plädieren daher für Gesetzesänderungen, die wirksamen Klima- und Ressourcenschutz vom Beginn an noch mehr in der Bauplanung berücksichtigen. Jedoch müssen wir immer wieder Rückschläge hinnehmen, zum Beispiel, wenn uns politische und gesetzliche Vorgaben ausbremsen. Ein Beispiel ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz, das für uns als Bauverband nicht konsequent genug formuliert ist. Es ist unsere Aufgabe, klarzustellen, dass bestimmte langsame Entwicklungen nicht an uns liegen, sondern dass unsere Innovationen für mehr Klimaschutz durch politische und gesetzliche Vorgaben blockiert werden. Hier ist die Politik gefragt – aber auch wir müssen noch besser kommunizieren, wie groß unser Beitrag beim Klimaschutz ist. Viele junge Menschen wünschen sich heute Jobs, die einen sinnvollen Beitrag für die Zukunft in unserer gebauten Umwelt leisten. Hier haben wir für die junge Generation viel zu bieten.

Info und Anmeldung

FrauenNetzwerk Bau
Welche Erkenntnisse erhoffen Sie sich für den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie von der Netzwerkarbeit und vom Austausch mit den Frauen? Der Erfolg unserer Branche beruht auf der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Diese ist abhängig von den Entscheidungen, die in den Unternehmen getroffen und umgesetzt werden – und zwar von Menschen. Wir benötigen daher hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in ihrer Tätigkeit nicht nur einen Broterwerb sehen, sondern die durch ihre Arbeit eine Identität finden. Im Frauennetzwerk wollen wir lernen, wie weibliche Identität in der Bauwirtschaft beschaffen ist. Sprich, welche Wege und Ziele Frauen in unserer Branche verfolgen, welche Hürden sie dabei überwinden müssen. Ausgehend von diesen Erzählungen und Erfahrungen wollen wir lernen, wie wir als Branche noch mehr Frauen dafür motivieren können, ihren beruflichen Weg bei uns zu finden und sich mit dem Bau zu identifizieren. Dieses Wissen ist wichtig für uns als Verband, wir geben es aber auch an unsere Unternehmen weiter.

Jobsharing in der Bauleitung

Eine Stelle, zwei Personen – so einfach ist die Formel fürs Jobsharing. Der Bedarf nach flexiblen Arbeitszeitmodellen wie diesem ist groß, auch auf den Baustellen. Es gibt viele Gründe, warum Mitarbeiter*innen zeitlich reduziert arbeiten und trotzdem nicht auf ihre bisherige Tätigkeit verzichten wollen. Attraktiv ist das Jobsharing beispielsweise für junge Eltern. Zwei Bauleiterinnen berichten, wie sie auch nach der Elternzeit in ihrem anspruchsvollen Job weiterarbeiten. Mit doppelter Kompetenz. Von Franziska Immel-Andrä

Nataša Banjac Studienort: Stuttgart Expertise: 7 Jahre Berufserfahrung im Spezialtiefbau Freizeit: Folklore tanzen Ein Kind, 1 Jahr alt, zweites Kind auf dem Weg   Ramona Becker Studienort: Karlsruhe Expertise: 6 Jahre Berufserfahrung im Spezialtiefbau Freizeit: Skitouren, Wandern, Freunde treffen Ein Kind, 1,5 Jahre alt
Die Bauleitung ist eine vielschichtige, abwechslungsreiche und verantwortungsvolle Tätigkeit. Von der Planung des Baustellenaufbaus bis zur Abnahme des finalen Projekts begleiten Bauleiter*innen sämtliche Prozesse. Sie erstellen Baupläne, führen Bauabrechnungen durch, verhandeln mit dem Träger, Zulieferern oder Behörden und gehen regelmäßig auf die Baustelle, um die einzelnen Gewerke zu koordinieren und die Bauarbeiten zu überwachen. Schwer vorstellbar, dass sich diese Führungsposition, die jeden Tag andere Aufgaben mit sich bringt und gleichzeitig einen guten Überblick erfordert, im Jobsharing teilen lässt. Dass das durchaus gut geht, beweisen Ramona Becker und Nataša Banjac bei der ZÜBLIN Spezialtiefbau GmbH. Die erfahrenen Bauleiterinnen sind im Herbst 2022 mit jeweils 30 Stunden aus der Elternzeit zurückgekehrt und haben gemeinsam die Baustelle für den Spezialtiefbau beim Neubau des Landratsamts in Esslingen geführt.

ZUM ANSCHAUEN: Der Neubau des Landratsamts in Esslingen ist ein Pilotprojekt für kreislaufgerechtes Planen und Bauen. Auch hinsichtlich der Arbeitszeitmodelle beschreitet ZÜBLIN neue Wege: Die beiden Bauleiterinnen Ramona Becker und Nataša Banjac erzählen, wie sie die Baustelle für den Spezialtiefbau im Jobsharing führen.

Ramona Becker arbeitete vormittags, Nataša Banjac am Nachmittag. Über Mittag haben sich die Arbeitszeiten für eine Stunde überschnitten. Diese Zeit nutzten die beiden, um sich abzustimmen und wichtige Themen zu besprechen. Mit digitalen Tools und einer gewissenhaften Ablage stellten sie sicher, dass keine Informationen verlorengehen. „Meine größte Sorge war, dass Informationen untergehen und das jemand ausnutzen könnte. Dass zum Beispiel ein Nachunternehmer behauptet: aber mit ihrer Kollegin habe ich das gestern anders ausgemacht“, sagt Nataša Banjac. „Diese Sorge war aber unbegründet, das kam nie vor.“
Auch wenn wir vorher noch nicht zusammengearbeitet hatten, konnten wir uns voll aufeinander verlassen.
Auch eine weitere Befürchtung bestätigte sich nicht: „Ich war nicht so sicher, ob ich, wenn ich in Teilzeit in der Bauleitung arbeite, nicht letztlich doch 100 Prozent mache. So war es tatsächlich aber nicht und darüber bin ich sehr glücklich“, schildert Ramona Becker. Neben den richtigen Rahmenbedingungen – Unterstützung innerhalb des Unternehmens, aber auch bei Auftraggeber, Lieferanten und Nachunternehmern – komme es, so die beiden Bauleiterinnen, vor allem auf drei Komponenten an: Erfahrung, Vertrauen ineinander und gute Abstimmung. „Auch wenn wir vorher noch nicht zusammengearbeitet hatten, konnten wir uns voll aufeinander verlassen“, berichten Nataša Banjac und Ramona Becker. Die persönliche Wellenlänge stimmte und auch was die Arbeitsauffassung angeht, waren sie sich einig: „Jede hat in ihrer Schicht selbstständig Entscheidungen getroffen, ohne es mit der anderen abstimmen zu müssen. Im Notfall oder wenn etwas unklar war, waren wir auch nach der jeweiligen regulären Arbeitszeit für die andere erreichbar beziehungsweise haben zurückgerufen. Das war aber die Ausnahme.“ Als sie die Baustelle übernahmen, hatte Nataša Banjac sieben Jahre Erfahrung in der Bauleitung, Ramona Becker sechs Jahre. „Da ist man mit den üblichen Abläufen vertraut, kennt gewisse wiederkehrende Stolperfallen“, sagt Nataša Banjac. Ramona Becker ergänzt: „Wenn beide Personen einen vergleichbaren Erfahrungsschatz haben und gewisse Anfängerfehler einfach nicht mehr passieren können, ist das sicher ein Vorteil. Ich hätte mir aber auch vorstellen können, mit einem Einsteiger oder einer Einsteigerin in Vollzeit gemeinsam die Baustelle zu leiten.“

Redaktionstipp

Im Tandem zu arbeiten ist die perfekte Lösung für einen anspruchsvollen Job mit vermindertem zeitlichen Aufwand. Von Elternzeit-Rückkehrer*innen über Menschen, die ihre Angehörigen pflegen bis hin zu Arbeitnehmer*innen, die mehr Zeit für Weiterbildungen und Hobbys haben wollen – Jobsharing ist ein zukunftsweisendes New Work-Modell für unsere Gesellschaft. Lydia Leipert und Rebecca Zöller erklären, wie es in der Praxis funktioniert. Lydia Leipert und Rebecca Zöller: Geteilte Arbeit, doppelt durchstarten! Komplett-Media GmbH 2022. 22,00 Euro

E-Mail für dich: In der Selbstständigkeit Karriere machen

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Von: Fabian Hesse, M.A. | bauingenieur24.de Gesendet: 12.10.2023 An: Bauingenieurinnen und Bauingenieure Betreff: In der Selbstständigkeit Karriere machen

Liebe Bauingenieurinnen und Bauingenieure, die Selbstständigkeit ist im Bauingenieurwesen eher die Ausnahme. Angesichts der unternehmerischen Aufgabenvielfalt, der beruflichen Freiheit und nicht zuletzt des Einkommens, kann sich das „Einzelkämpferdasein“ jedoch durchaus lohnen, nicht selten winkt ein äußerst attraktives Einkommen. Das Berufsportal bauingenieur24 hat in seiner jüngsten Gehaltsumfrage (2023) herausgefunden, dass selbstständige Bauingenieur*innen hierzulande zu den Bestverdienenden innerhalb ihrer Berufsgruppe gehören: Sie verdienen demnach häufig über 90.000 Euro brutto im Jahr. Dabei ist der erste Schritt in die Selbstständigkeit der schwerste. Grundvoraussetzung ist der Mut zur Entscheidung. Dies gelte generell, wenn man erfolgreich planen und bauen will, sagt Markus Wand, selbstständiger Planungsingenieur in Thüringen. Vor allem der finanzielle Aspekt war für seine Büroeröffnung entscheidend: „Da ich Alleinverdiener bin und mir mit meiner Frau eine Immobilie geleistet habe, bestehen entsprechende Verpflichtungen, die ich so aus meinem Angestelltenverhältnis leider nicht auf Dauer hätte begleichen können.“ Um nicht ganz allein vor sich hinzuarbeiten, nutzt Markus Wand einen Co-Working-Space, sodass sein Büroalltag dem früheren Alltag als Angestellter nahekommt. Grundsätzlich kann es ein guter Weg sein, nicht gleich ins ganz kalte Wasser zu springen, sondern mit einer selbstständigen Nebentätigkeit zu beginnen und sich dann langsam zu steigern. In diesem Fall muss auch nicht gleich am Anfang das komplette Büro mit eigener Ausstattung stehen. Zusätzlich zu den fachlichen und technischen Voraussetzungen, müssen selbstständige Bauingenieur*innen für die rechtmäßige Berufsausübung gemäß Bauordnung eine Bauvorlageberechtigung sowie eine Mitgliedschaft in der jeweiligen Landesingenieurkammer vorweisen können. Hinzu kommen steuer- und betriebswirtschaftliche Aufgaben, wie das Anmelden eines Gewerbes und die Bilanzbuchhaltung. Internetforen, wie zum Beispiel das Fachforum auf bauingenieur24, halten hierzu wertvolle und unabhängige Tipps von Berufserfahrenen bereit. Um in all diesen unternehmerischen Bereichen stets den Überblick zu behalten, braucht es eine kontinuierliche Fortbildung. Das muss nicht immer der Besuch eines Seminars sein. Viel wichtiger können persönliche Kontakte und der informelle Austausch mit anderen Unternehmer*innen und Expert*innen sein. Tatsächlich liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Kommunikationsfähigkeit. Ist man nicht der große Redner, kann diese Rolle auch einem Partner zufallen, mit dem man sowohl Aufgaben als auch Risiken teilt. Geschafft hat man es, wenn das Planungsbüro oder die Baufirma mit dem eigenen Namen ertragreich wirtschaftet. Um den oft doch einige Jahre andauernden Weg dorthin zu meistern, helfen klassische Tugenden. Dazu sei hier einmal aus dem oben genannten Fachforum zitiert: „Wenn man den nötigen Fleiß, Ehrgeiz und nicht zuletzt Qualität und Respekt vor seiner eigenen Arbeit mitbringt, sollte es nicht schwer sein, sich auf dem Markt zu platzieren.“ Mit herzlichen Grüßen Fabian Hesse M.A.

Aktuelle Absolvent*innenzahlen

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Die Zahl der Absolvent*innen eines Bauingenieurstudiums lag 2021 bei 10.718, 2022 ist sie leicht gesunken auf 10.266. Damit liegt sie aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie zum Tiefpunkt 2008 mit 4.680.
Von Kerstin Neurohr

Absolvent*innen

Anfänger*innen

Für die Konjunkturanalyse, Statistik und Datenbank ist beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Petra Kraus zuständig:
petra.kraus@bauindustrie.de
www.bauindustrie.de/zahlen-fakten

Das Leben ist eine Baustelle

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Film: Bye-bye Beton

Unsere Städte sind aus Stahl und Beton gebaut – doch der Alleskönner unter den Baustoffen wird zunehmend kritisch betrachtet, denn seine Klimabilanz ist verheerend. Der Film „Bye-bye Beton – Nachhaltiges Bauen fundamental neu denken“ fragt danach, welche Alternativen es gibt. Können Holz, Lehm und Fasern tatsächlich flächendeckend Stahlbeton ersetzen? Die spannende Wissenschaftsdoku von 3sat dauert 43 Minuten und ist noch bis 23.03.2028 in der Mediathek verfügbar

HSV-Fan baut Stadion im Mini-Format

Foto: Manuel Preißinger
Foto: Manuel Preißinger
Nach einer Bauzeit von acht Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen wurde im April 2023 das Hamburger Volksparkstadion fertiggestellt, in dem der HSV spielt. Moment … das Stadion wurde doch schon 1925 fertiggestellt?! Stimmt – aber der Nachbau im Verhältnis 1:100 von Manuel Preißinger wurde jetzt vollendet und steht im Allgäu, nicht in Hamburg. Der 36-jährige KfZ-Mechaniker hat unter anderem 250 Kilo Holz, 20 Liter Farbe, zehn Dosen Silberlack, 50 Dosen Klarlack und 30 Kilogramm Metall verbaut und unglaubliche 5000 Modellbau-Figuren bemalt. 600 Tuben Sekundenkleber und 30 Flaschen Leim waren im Einsatz, insgesamt hat der Modellbau über 10.200 Euro gekostet. Der fertige Bau misst 280 x 240 x 70 Zentimeter und ist beeindruckend detailgetreu. Erste Liga, finden wir!

Die große Beschleunigung

Cover Die große BeschleunigungAn drei Punkten entscheidet sich im 21. Jahrhundert unsere Zukunft: Weltbevölkerung, Klimawandel und Digitalisierung. Gemeinsam ist ihnen: Sie sind Phänomene des exponentiellen Wachstums und der großen Beschleunigung. Schon immer haben wir Menschen uns schwer damit getan, solche Entwicklungen zu Ende zu denken. Aber: Wir sind eine lernfähige Spezies. Wird es uns also gelingen, die mächtigen technologischen Entwicklungen so einzusetzen, dass sie uns und die Erde retten? Christian Stöckers Buch ist eine panikfreie und präzise Analyse des großen Experiments Menschheit und ein Aufruf, jetzt neues Wissen zu erschließen.Christian Stöcker: Die Große Beschleunigung. Pantheon 2023, 16 Euro

Ingenieurbaukunst 2024

Cover IngenieurbaukunstWichtige aktuelle Bauwerke „made in Germany“ – von Ingenieur*innen aus Deutschland – sowie Konstruktionen und Material mit geringem Klimafußabdruck: Das neue Jahrbuch der Bundesingenieurkammer dokumentiert die Leistungen des deutschen Bauingenieurwesens. Bundesingenieurkammer (Hrsg.): Ingenieurbaukunst 2024. Ernst & Sohn 2023. 49,90 Euro.

Ausgezeichnete Wohnbauten

Der Award „Wohnbauten des Jahres” ist die einzige Auszeichnung im Bereich Geschosswohnungsbau, die Bauherr*innen und Architekt*innen gemeinsam auszeichnet. Eine Fachjury hat in neun Kategorien – vom Ländlichen Raum bis zur Quartiersentwicklung – Wohnbauten aus dem internationalen Raum ausgewählt und die 50 besten prämiert. Sie werden in dem Buch mit Fotografien, Plänen und Projektdaten ausführlich vorgestellt. In ergänzenden Interviews erläutern Architekt*innen und Bauherr*innen, wie sie mit ihren Projekten auf die aktuellen Anforderungen und relevanten Themen reagieren. Stefan Carsten und Katharina Matzig: Ausgezeichneter Wohnungsbau 2023. Callwey 2023. 98,00 Euro.

Deutschlands Baustellen – was wir ändern müssen

Cover Baustellen der NationUm Baustellen geht’s hier nur im übertragenen Sinn: Philip Banse und Ulf Buermeyer, die Hosts von „Die Lage der Nation“, einem der größten Politik-Podcasts Deutschlands, haben jetzt in einem Buch aufgeschrieben, wo es an den Fundamenten unseres Staates bröckelt – und wie konkrete Lösungen aussehen könnten. Sie betrachten Deutschlands Infrastruktur, den Bildungssektor oder die Energiewende. Ihr Fazit: Deutschland hat Reformen und Investitionen jahrelang verschlafen und ausgebremst. Die Autoren wollen Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit geben und zu gesellschaftlichem Engagement ermutigen – das tun sie kompetent, meinungsstark und im lässigen Sound der „Lage“. Philip Banse, Ulf Buermeyer: Baustellen der Nation. Was wir jetzt in Deutschland ändern müssen. Ullstein 2023. 22,99 Euro.

Wir können auch anders!

Für die Serie „Wir können auch anders“, produziert vom Südwestdeutschen Rundfunk, haben sich Anke Engelke, Bjarne Mädel und weitere Promis auf die Suche nach einem konstruktiven Umgang mit der Klimakrise gemacht – und auch beim Thema Bauen sind sie auf gute Nachrichten gestoßen. In der zweiten Folge der ersten Staffel zeigen sie, wie leerstehende Büros in günstigen Wohnraum verwandelt werden, ein ganzes Fußballstadion recycelt wird und alte Häuser durch eine Fertig-Ummantelung saniert werden. Alle Folgen sind abrufbar in der ARD Mediathek, die Folge über das Bauen noch bis zum 16. März 2025.

Eintauchen: Biobasierte Baustoffe

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Weltweit wird intensiv an biobasierten Baustoffen geforscht, also an Baustoffen aus Materialien, die aus natürlichen, nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden. Sie sollen dazu beitragen, noch klima- und umweltfreundlicher zu bauen, außerdem das Raumklima verbessern. Wir tauchen ein in die facettenreiche Welt dieser zukunftsweisenden Baustoffe. Von Kerstin Neurohr

Smartes Baumaterial mit Popcorn

Aus zwei Basiskomponenten bestehen die Leichtbau-Paneele „ecohab“, die von dem Münchner Unternehmen Smarter Habitat produziert werden: Naturfaserlaminate als Deckschicht sowie ein Kernmaterial aus gepopptem Maisgranulat – beides regionale Rohstoffe. Die Herstellung ist kostengünstig und je nach Anwendung in unterschiedlichsten Abmessungen und Stärken möglich. Der Baustoff stellt eine skalierbare Alternative zu CO2-intensiven Baustoffen im Trockenbau dar. Zur Herstellung können gängige industrielle Verfahren genutzt werden. Nach ihrem Einsatz sind die Paneele wiederverwendbar, recyclebar und partiell auch kompostierbar. Im Sommer 2023 hat das Produkt einen Preis gewonnen, die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zeichnete die Paneele bei ihrer Sustainability Challenge in der Kategorie „Innovation“ aus.

Pilze

Forschende der Universität Newcastle haben ein Verfahren für umwelt- und klimafreundliche Baumaterialien entwickelt. Ihr nachhaltiger Baustoff besteht aus einem gestrickten Wollgewebe mit einem Pilzgeflecht. Das Ergebnis sei erheblich fester als gy“. Der Vorteil von Pilzandere Pilz-Zusammensetzungen, schreibt die Forschergruppe in der Fachzeitschrift „Frontiers in Bioengineering and Biotechnoloen„: Ihr Geflecht kann in jede beliebige Form hineinwachsen. Damit die Pilze genug Sauerstoff bekommen, um zu wachsen, experimentierten die Forschenden mit einem Strickgewebe aus Merinowolle. Eine Paste aus Nährstoffen, Stützstrukturen und Wasser fördert das Pilzwachstum.

Kokos

NaturLoop, ein Startup entstanden aus einem Forschungsprojekt an der Berner Fachhochschule, Institut für Werkstoffe und Holztechnologie, produziert „Cocoboards“, Paneele aus den Fasern von Kokosnussschalen. Die Anwendung ist vielseitig: Die Paneele eignen sich für Anwendungen in der Möbelproduktion, beispielsweise für Schränke und Tischplatten, sowie für die Innenarchitektur, beispielsweise für Trennwände und dekorative Paneele. Vor kurzem konnte die Produktion erstmals im Industriemaßstab getestet werden – ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Marktreife. Ab 2024 soll das Material im großen Stil produziert werden, hoffen die Gründer. Der Rohstoff, die Kokosnussschalen, werden derzeit von den Philippinen importiert, langfristig sollen dort Produktionsstätten errichtet werden, damit die Schalen direkt dort verarbeitet werden können, wo sie als Abfall anfallen.

Das letzte Wort hat: Anna Berger, Bauingenieurin und Geschäftsführerin des Start-ups Digitalwerk

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Anna Berger ist Bauingenieurin und Geschäftsführerin von Digitalwerk, einer Plattform für die Bau-, Planungs-, Handwerks-, und Immobilienbranche. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr.

Anna, warum treffen wir dich als Bauingenieurin nicht auf der Baustelle? Weil ich eine Mission habe! Ich habe 2018 mein Studium abgeschlossen und den Einstieg auf der Baustelle gewählt – das war spannend und eine wichtige Erfahrung, aber ich habe gemerkt, dass eine klassische Laufbahn im Konzern für mich nicht in Frage kommt. Ich brenne für das Thema Wissensvermittlung und möchte Unternehmen des Baugewerbes in eine digitale und effiziente Zukunft begleiten. Ich will, dass das vielfältige Wissen der Branche nicht länger nur in Büchern oder den Köpfen von Experten steckt, sondern leicht zugänglich gemacht wird. Also hast du ein Unternehmen gegründet… Richtig – das war 2020 und hieß Buildemy. Damals gab es noch kaum Bewusstsein für die Möglichkeiten des digitalen Lernens, das hat Corona zum Glück geändert. Mittlerweile wurde Buildemy durch eine Fusion mit dem Digitalwerk Podcast zu Digitalwerk – The Accelerate Company. Seitdem sind mehr Leute an Bord und das, was wir machen, hat sich extrem entwickelt: Da sind die E-Learning-Kurse, unser Podcast, wir machen Videoprojekte, kürzlich ist unsere Eventreihe gestartet und wir entwickeln gerade ein Jobportal. Du hast zwar nicht den klassischen Weg eingeschlagen, aber bist der Branche treu geblieben. Hast du auch mal überlegt, der Baubranche den Rücken zu kehren? Nein! Ich liebe diese Branche und die Menschen, die darin arbeiten. Die sind so bodenständig und herzlich. Klar, manchmal ist die Branche auch ganz schön verstaubt: Aber mit den steifsten Anzugträgern haben wir schon die besten, inspirierendsten Gespräche geführt. Außerdem ist die Welt des Baus so groß und vielfältig – ehrlich gesagt, das war mir kaum bewusst, als ich vom Studium kam. Da stecken so viele Möglichkeiten drin, es lässt sich so viel bewegen. Gerade der Impact aufs Klima ist riesig, da bieten sich tolle Chancen, etwas zu bewegen. Was wünschst du der Branche, was sollte sich ändern? Weg mit dem Staub! Wir brauchen mehr Offenheit für neue Techniken, neue Materialien, neue Denkweisen. Ob beim Themenkomplex Nachhaltigkeit oder bei digitalen Tools: Es gibt immer ein „Dagegen“. Aber wir brauchen Lust, Neues auszuprobieren und den Raum für Versuche. Außerdem: Baustellen sollen wieder Spaß machen. Ich wünsche mir weniger Gegeneinander und mehr Miteinander. Das brauchen wir auch, um junge Menschen anzuziehen, die Ideen und Lust auf Veränderungen mitbringen. Und wenn ich mit unseren E-Learning-Angeboten und anderen Ideen einen Teil dazu beitragen könnte, dass die Branche den Schritt in die Zukunft schafft, dann würde mich das sehr glücklich machen! www.digitalwerk.io

Duale Hochschule Baden-Württemberg – Center for Advanced Studies

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Stehen Sie nach Ihrem Bachelorstudium vor der Frage: „Im Berufsleben voll durchstarten oder doch noch ein Masterstudium absolvieren?“ Mit einem Masterstudium oder einer wissenschaftlich fundierten Weiterbildung am DHBW Center for Advanced Studies (DHBW CAS) können Sie beides gleichzeitig!

Wir bieten Ihnen 26 Studiengänge in den Bereichen Wirtschaft, Technik, Sozialwesen und Gesundheit an. Unsere Studiengänge sind inhaltlich sehr flexibel aufgebaut: Sie können in jedem Studiengang Ihre eigenen Schwerpunkte setzen.

Dadurch möchten wir erreichen, dass Sie Ihr Studium genau an Ihre beruflichen und persönlichen Ziele anpassen. Ein wesentlicher Teil des Studienkonzepts am DHBW CAS ist die Berufsintegration: Sie wenden im Studium erlernte theoretische Kenntnisse zeitnah in Ihrer beruflichen Praxis an. Fragestellungen aus Ihrem Berufsalltag und dem Ihrer Kommiliton*innen fließen in die Lehrveranstaltungen ein.

Als Studierende am DHBW CAS sind Sie während des gesamten Studiums bei Ihrem Arbeitgeber angestellt. Idealerweise stimmen Sie auch Ihre Studieninhalte mit Ihrem Arbeitgeber ab, so dass beide Seiten den größtmöglichen Nutzen haben. Um zeitliche Synergien zu nutzen, können Sie wissenschaftliche Arbeiten Projekten Ihres Arbeitgebers widmen.

Egal, an welcher Hochschule oder Universität Sie Ihren Bachelor erworben haben – das DHBW CAS steht Absolvent*innen aller Hochschularten offen. Auch wenn Sie sich im Masterstudium neu orientieren möchten, können Sie bei uns studieren.

Flexibilität wird im Dualen Master groß geschrieben. Da Sie und Ihre Kommiliton*innen berufstätig sind, ist eine gute und langfristige Planung wichtig. Deshalb geben wir alle Veranstaltungs- und Prüfungstermine lange im Voraus bekannt. Auch die Regelstudienzeit von vier Semestern kann bei Bedarf verlängert werden.

Wir freuen uns darauf, Ihnen die Vorteile des Dualen Masters und unserer Weiterbildungsangebote persönlich vorzustellen!

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