Marleen Thüringer hat sich in ihrem Medizintechnikstudium auf IT-Technik und Softwareentwicklung spezialisiert. Doch erste praktische Erfahrungen im Gesundheitswesen ließen sie an der Branche zweifeln. Sie orientierte sich neu. Heute arbeitet sie für das Beratungs- und IT-Dienstleistungsunternehmen Capgemini und entwickelt Lösungen für die Automobilindustrie. Aufgezeichnet von Christoph Berger
Es war vor allem der Kundenkontakt, der mir bei einem Job als Werkstudentin für ein Klinikum fehlte. Und ich wollte nach München. Als leidenschaftliche Surferin hatte ich in der bayerischen Landeshauptstadt den Eisbach kennengelernt – dort wollte ich mehr Zeit verbringen. Mit meinem Job bei Capgemini kann ich nun beides miteinander verbinden. Im Oktober letzten Jahres startete ich in dem Unternehmen direkt im Bereich Automotive. In meinem ersten Projekt ging es um ein Anzeigesystem für Managementkennzahlen für ein Automobilunternehmen: Ziel war es, dass die Verantwortlichen die Effizienz in der Produktion nicht mehr mühsam in Excel auszurechnen brauchten, sondern diese schnell und übersichtlich auf einen Blick verfügbar hatten. In persönlichen Meetings fragten wir bei unserem Kunden die genauen Bedarfe an ein solches System ab. Aus den dabei gewonnen Informationen machten wir dann erste konkrete Vorschläge für die Umsetzung. Eine besondere Herausforderung lag dabei darin, Schnittstellen zu Randsystemen zu programmieren.
Im nächsten Projekt drehte es sich um eine Java-Anwendung, eine sehr komplexe Computing-Verrechnungslogik. Mein Faible für Knobeleien half mir hierbei unter anderem, das Problem zu lösen. Ich wühle mich gerne durch Programmiercodes und liebe es, Probleme auf kreative Art zu lösen. Zudem kommen in der Informationstechnik ständig neue Tools und Techniken hinzu, um Anwendungen schneller zu machen – da muss man ständig sein Wissen auf den neuesten Stand bringen.
Dabei wird unser gesamtes Team von unserem Arbeitgeber unterstützt. Direkt mit dem Einstieg bekam ich sowohl fachliche Schulungen als auch Weiterbildungen in Soft Skills. Ein Thema war beispielsweise, wie ich am besten den Kundenkontakt halte. Zudem bekam ich einen Paten zur Seite gestellt, der mich bei den ersten Schritten im Arbeitsalltag unterstützte. Ein weiterer Mentor hilft mir bei meiner persönlichen Weiterentwicklung, bei der Planung meiner Karriere und den jeweils nächsten dafür notwendigen und möglichen Schritten.
Genauso habe ich mir meinen Berufseinstieg vorgestellt – auch wenn ich zugeben muss, dass es als junge Frau in der Automobilbranche nicht immer ganz einfach ist. Ich hatte schon den Eindruck, dass ich bei Kundenmeetings etwas mehr auf die Probe gestellt wurde als meine männlichen Kollegen. Doch bisher konnte ich mit Fachwissen und etwas Schlagfertigkeit die Zweifel, oder manchmal auch Vorurteile, schnell ausräumen.
Produkte/Dienstleistungen
Bei DEKRA stehen Zukunftsthemen in allen Arbeitsbereichen im Mittelpunkt: von der Fahrzeugprüfung bis zur Cybersicherheit, von der Produktprüfung bis zu sauberen Energien oder vom automatisierten Fahren bis zur künstlichen Intelligenz.
Wir stellen uns frühzeitig auf neue technische Entwicklungen ein und sorgen branchenübergreifend in 60 Ländern mit rund 49.000 Mitarbeitenden für Sicherheit. Wollen auch Sie unsere Zukunft sicherer und nachhaltiger machen?
Frauen an die Spitze! – Mehr Ingenieurinnen in Führungspositionen gesucht
Frauenpower. Noch sind Ingenieurinnen in den Führungsetagen technischer Unternehmen die Ausnahme: Lediglich gut elf Prozent aller Ingenieure mit Führungs- und Aufsichtsfunktion sind weiblich. Doch alle sind sich einig: Das muss sich ändern. Nicht nur, um die Lücke an Fachkräften zu schließen. Sondern auch, damit die Unternehmen von den Qualitäten der top-qualifizierten Frauen profitieren.
Ing., weiblich, jung, sucht Weg nach oben
Zwei Geschichten von Aufsteigerinnen in technischen Berufen.
„Viele Mädchen kommen nicht auf die Idee“
Interview mit Dr. Liane Koker, Bertha- Benz-Preisträgerin.
„Relativieren Sie Ihre Leistung nicht“
Interview mit Gabriele Rauße, Geschäftsführerin des TÜV Rheinland Cert.
Produkte/Dienstleistungen
Automation: Zylinder, Ventile und Ventilinseln, elektrische und pneumatische Antriebe, Greifer, Handling-Systeme, Motoren, Controller
Didactic: E-Learnings, Teachware, Beratung, Trainings, Lernsysteme und -fabriken
Anzahl der Standorte
2 Inlandsstandorte: Unternehmenszentrale in Esslingen bei Stuttgart mit Forschung- und Entwicklung sowie Produktion
Produktions- und Logistikstandort in St. Ingbert im Saarland
61 eigenständige Landesgesellschaften
Jahresumsatz
2,24 Mrd. Euro im Jahr 2012
Anzahl der MitarbeiterInnen
Inland: rund 7700
Weltweit: ca. 16.200
Bedarf an HochschulabsolventInnen
Bedarfsorientiert in allen Unternehmensbereichen (Schwerpunkt: technische Studiengänge)
Produkte/Dienstleistungen
Die Daimler AG ist eines der erfolgreichsten Automobilunternehmen der Welt. Mit den Geschäftsfeldern Mercedes-Benz Cars, Daimler Trucks, Mercedes-Benz Vans, Daimler Buses und Daimler Financial Services gehört der Fahrzeughersteller zu den größten Anbietern von Premium-Pkw und ist der größte weltweit aufgestellte Nutzfahrzeug-Hersteller.
Anzahl der Standorte
Konzernzentrale in Stuttgart, Deutschland.
Standorte und Geschäftsbereiche weltweit.
Jahresumsatz
114,3 Mrd. Euro im Jahr 2012
Anzahl der MitarbeiterInnen
275.100 weltweit, rund 166.400 in Deutschland (31.12.2012)
Bedarf an HochschulabsolventInnen
Im Jahr 2013 planen wir allein für unser konzernweites Traineeprogramm CAReer erneut die Einstellung von mehreren Hundert qualifizierten Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie Berufseinsteigern
Rein bildlich vorgestellt liegt der Vergleich nahe, dass das Verkehrswegenetz sich nicht allzu sehr von Computernetzen unterscheidet: Straßen sind wie Kabel und Autos sind wie Daten, die von Ort zu Ort fließen. Organisiert wird der Verkehr in beiden Welten nach festen Regeln. Doch handelt es sich überhaupt noch um unterschiedliche, voneinander getrennte Welten? Von Christoph Berger
Das Auto fährt. Und demnächst auch ohne einen Menschen am Steuer – wie es in Science-Fiction-Filmen schon häufiger zu sehen war. Im August sickerten Gerüchte durch, dass ein großer amerikanischer Internet- und Technologiekonzern an einem „Robo-Taxi“ für Großstädte tüftelt: ein selbstfahrendes Auto, das autonom Fahrgäste einsammelt und zu ihrem Ziel bringt. Auch in Deutschland gibt es Forschungen in diesem Bereich: Die FU Berlin stellte 2012 ein selbstfahrendes Auto vor, das unter anderem Ampelschaltungen erkennt. Die Forscher des Berliner Innovationslabors AutoNOMOS schreiben: „Das ‚Gehirn‘ des fahrenden Roboters ist eine Software, die die Daten der Sensoren auswertet, Regeln beachtet und Entscheidungen für die Navigation und das Verhalten des Fahrzeugs trifft.“
„IT wird produktrelevant“, sagt Dr. Juergen Reiner. Der studierte Informatiker ist Partner des globalen Automotive- Bereichs sowie der Information Technology & Operations Practice des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Für die Logistik, Entwicklung und Produktion ist IT schon lange wichtig. Doch jetzt ist sie Teil des Produkts. Oder anders formuliert: Das Auto wird zum Endgerät und zu einem Teil des Internets. Diese Entwicklung hat nicht nur Folgen für das Auto selbst. Rund um seine Nutzung entstehen zahlreiche neue Geschäftsmodelle: zum Beispiel im Bereich des Flottenmanagements oder bei Versicherungen. Auch diese Geschäftsfelder sind wiederum eng mit der IT verbunden.
Wie die Symbiose von Auto und Software vorangeschritten ist, zeigt das Beispiel Audi. „Wir bieten im neuen Audi A3 schon heute 18 Online-Dienste an – damit ist das Fahrzeug Teil des digitalen Lebens unserer Kunden“, sagt Mattias Ulbrich, Leiter IT und Organisation (CIO) der Ingolstädter Aktiengesellschaft. Das Unternehmen strebt die umfassende Vernetzung des Autos mit dem Fahrer, dem Internet, der Infrastruktur und anderen Fahrzeugen auf der Straße an. „Außerdem könnte ohne IT bei uns kein einziges Fahrzeug vom Band laufen, sie steckt in so gut wie jedem Prozess“, sagt der IT-Leiter. In Fertigung und Logistik beispielsweise wachsen mit der Modellvielfalt auch die Teilevarianz und damit die Komplexität in den Prozessen. Um diese zu beherrschen, müssen die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter optimal unterstützt werden. „Auch die IT-Systemlandschaft verändert sich: weg von vielen Einzellösungen hin zu integrierten Lösungen, bei denen die Prozesse durchgängig mit möglichst wenigen Schnittstellen laufen. Die Maßgabe lautet ‚IT folgt Prozess‘“, sagt Ulbrich.
Übergreifendes Verständnis
Bei der Entwicklung der Digitalisierung ist kein Ende abzusehen. Juergen Reiner sagt: „Alle Services rund um das Auto haben einen kurzen Lebenszyklus.“ Immer wieder müssen die Lösungen den neuen technischen Entwicklungen angepasst werden. Dafür werden nicht nur Entwickler gebraucht, sondern auch Experten mit Beurteilungskompetenz. Sie sollten technische Innovationen einschätzen und deren möglichen Einfluss auf das Auto beurteilen können. „Das gilt gleichermaßen für Experten bei den Automobilherstellern und bei den Zulieferunternehmen“, sagt Reiner. Funktionalität ist die Prämisse.
Bei Audi steht an erster Stelle die Persönlichkeit der einzelnen Bewerber. „Wir prüfen, wer zu uns passt und umgekehrt“, sagt Mattias Ulbrich. Bewerber sollten einen guten Hochschulabschluss vorweisen und erste Erfahrungen im Projektmanagement sowie Kenntnisse der IT-Architektur, IT-Sicherheit und der gängigen ITStandrads mitbringen. Ausgehend von der jeweiligen Aufgabenstellung brauchen sie außerdem Kenntnisse der SAP-Standardsystemsoftware, im Systemdesign oder technische beziehungsweise fachliche Prozesskenntnisse. „Neben den fachlichen Fähigkeiten sollten sie zudem über ausgeprägte Kommunikations- und Teamfähigkeiten verfügen“, so Ulbrich. Wer diese Fertigkeiten hat, kann schnell Verantwortung übernehmen.
So stellt sich schließlich die Frage: Handelt es sich bei den Autos der Zukunft noch um Autos oder schon um Roboter, wie das „Robo-Taxi“? Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) heißt es: „Durch den Einbau von Sensoren und Kameras hat das Auto inzwischen fühlen und sehen gelernt. Diese Intelligenz ist die Voraussetzung für die Vernetzung der Fahrzeuge. Das Auto empfängt in Zukunft nicht nur Daten aus verschiedenen Kanälen, sondern tauscht die eigenen mit der gesamten Umwelt aus.“ Das kommt der Roboter- Definition des Duden schon ziemlich nahe: Nach der ist ein Roboter sowohl eine Apparatur, die bestimmte Funktionen eines Menschen ausführen kann, als auch ein Automat, der ferngesteuert oder nach Sensorsignalen beziehungsweise einprogrammierten Befehlsfolgen anstelle eines Menschen bestimmte mechanische Tätigkeiten verrichtet. Bestimmt lässt sich über die Vereinigung der beiden Begriffe streiten – klar ist aber: Heutige Informatik- Absolventen werden die Entwicklung maßgeblich mit beeinflussen.
Redaktionstipp
Der VDA hat im August 2012 eine Informationsbroschüre mit dem Titel „Vernetzung. Die digitale Revolution im Automobil“ herausgegeben. Darin werden unter anderem die Themen Mobilität, Vernetzung, Sicherheit, Infotainment und Komfort behandelt. Die Broschüre steht auf www.vernetzung-vda.de zum freien Download zur Verfügung.
Dr. Alexander Vollert ist im Vorstand von Allianz verantwortlich für eine der größten IT-Infrastrukturen Deutschlands: Er und sein Team organisieren die 45 Millionen Verträge des Versicherungskonzerns. Worauf es dabei ankommt und welche Eigenschaften er bei Einsteigern hoch schätzt, erklärt der 44-Jährige im Interview. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Dr. Alexander Vollert, geboren 1969 in Heilbronn, studierte Wirtschaftsingenieurwissenschaften an der Uni Karlsruhe, wo er 1999 auch seine Dissertation verfasste. Schon während der Promotionszeit arbeitete er als freier Unternehmensberater. 2000 stieg er dann als Berater bei McKinsey & Co. ein, einer seiner Schwerpunkte war das Versicherungswesen. 2006 stieg er in der Unternehmensberatung zum Partner auf. 2009 wechselte er schließlich zur Allianz, wo er zunächst die Betriebsorganisation leitete. Seit 2011 ist der 44-Jährige Mitglied des Vorstandes der Allianz Deutschland und verantwortet das Ressort Betriebsorganisation/IT.
Herr Dr. Vollert, wie groß ist die IT-Struktur, die Sie als Vorstand für Ihren Bereich verantworten?
Wir sprechen von 60.000 Computern, 1300 Servern und einem Datenvolumen von 20 Petabyte – das ist eine Zwei mit 16 Nullen. Wir haben circa eine Milliarde Dokumente im Archiv und beschäftigen in der Abteilung Betriebsorganisation und IT rund 1400 Mitarbeiter.
Verfügen die diversen Bereiche der Allianz über jeweils eigene IT-Architekturen?
Nein, unsere Philosophie ist es, für alle Versicherungen die gleiche Prozessund Systemlogik anzuwenden. Von der Lebens- über die Kranken- bis zur klassischen Sachversicherung arbeiten alle Bereiche mit unserem „Allianz Business System“.
Wie lange hat es gedauert, eine solche große IT-Architektur aufzubauen?
Das ist durchaus kompliziert. Wir haben damit schon 2007 begonnen und sind mit unserer Reise noch immer nicht am Ende. Dabei haben wir unser System selber entwickelt. Es handelt sich also um keine Software von der Stange. Wir verwalten 45 Millionen Versicherungsverträge – ein solches System kann man nicht einfach irgendwo kaufen. Für IT-Spezialisten ist das natürlich spannend, weil sie bei uns wirklich etwas Eigenes gestalten können.
Wie organisiert man die Entwicklung eines so großen Systems?
Wir haben das Gesamtsystem zunächst auf sogenannte Features heruntergebrochen, das sind im Wesentlichen unsere Produkte wie zum Beispiel eine Renten- oder eine Hausratsversicherung. Diese Features haben diverse Komponenten wie das Verkaufs- und das Provisionssystem oder das Workflow- System, die dann zusammengreifen müssen. So entsteht eine sehr komplexe Matrix, an der sich das Gesamtsystem schließlich orientiert.
An welchen Stellen müssen mobile Lösungen in das System integriert werden?
Da ist zunächst der Kunde, der sich auf verschiedenen Portalen und Plattformen bewegt. Zweitens der Vertrieb: Wir vertreiben unsere Produkte über eigene Agenturen, aber auch andere Kanäle wie Maklerhäuser oder Banken – und auch diesen Partnern stellen wir unser System zur Verfügung. Die dritte Schnittstelle sind unsere Mitarbeiter, die sich beispielsweise auch von zu Hause aus ins System einloggen oder unser eigenes soziales Netzwerk nutzen. Gerade die jüngeren Mitarbeiter setzen auf diese Möglichkeiten – etwa, um sich innerhalb von Projektteams auszutauschen, deren Mitglieder manchmal weit verstreut sind.
Wie sorgen Sie dafür, dass dieses große IT-System auch sicher ist?
Alle unsere Rechenzentren liegen in Private Clouds, also nicht auf Servern in anderen Ländern mit anderen Datenschutzbestimmungen, sondern hinter unserer Firewall hier vor Ort an unserem Stammsitz in Unterföhring. Zudem teilen wir unsere Daten nach bestimmten Risikoclustern ein und schützen sie dementsprechend. Das lassen wir auch regelmäßig von externen Firmen überprüfen. Wichtig ist zudem, unsere Mitarbeiter für das Thema Sicherheit zu sensibilisieren und die IT-Security tief in unserem System zu verankern. Sprich: Jedes neue Teil des Systems muss von unserem Sicherheits-Officer abgenickt werden.
Sind daher Nachwuchskräfte im Bereich der IT-Sicherheit besonders gefragt?
Auch – aber nicht nur. Erheblichen Bedarf haben wir im gesamten Bereich der Portale sowie bei der Entwicklung mobiler App-Lösungen für unseren Vertrieb. Gute Chancen haben hier Leute, die fit in den mobilen Sprachen wie JAVA oder HTML5 sind, die aber auch verstehen, worauf es bei der Entwicklung mobiler Lösungen ankommt – und zwar sowohl im Design als auch in der Umsetzung.
Was sind weitere wichtige Eigenschaften, die man als IT-Nachwuchskraft mitbringen sollte?
Wir suchen keine Techniker, sondern Leute, die immer im Blick haben, wie die Nutzer ticken, was ihre Ansprüche sind und wo ihre Belastungsgrenzen liegen – wobei wir bei der Allianz immer von drei Nutzergruppen sprechen, nämlich dem Endkunden, dem Vertrieb und dem internen Sachbearbeiter. Häufig sitzen Praktiker aus dem Vertrieb oder aus der Sachbearbeitung mit in den Teams, damit die Lösungen später deren Bedürfnissen entsprechen. Generell gilt, das alle Lösungen heute leicht zu bedienen und nachvollziehbar sein müssen. Hinzu kommt der Anspruch, dass die Bedienung in gewisser Weise Spaß bereiten soll, sodass neben der Effektivität und Effizienz der Software auch spielerische Elemente eine Rolle spielen. Das sind alles Aspekte, die weit über das hinausgehen, was man früher in der Programmierung verlangte. Die jungen Leute können hier jedoch schnell punkten, weil sie ihre eigenen Erfahrungen als Kunden und Nutzer von interaktiven Portalen mitbringen und einfließen lassen.
Sie sprachen gerade schon über das, was früher anders war: Würde es Sie reizen, 40 Jahre zurück in die Zeit zu reisen, um sich anzuschauen, wie der Versicherungskonzern Allianz organisiert war, als die IT noch in den Kinderschuhen steckte?
Unser erster Arbeitsplatz mit Computer wurde schon vor mehr als 40 Jahren eingerichtet, so ganz steinzeitlich tickte das Unternehmen damals also nicht. Aber natürlich bewegen wir uns in einem sehr dynamischen Umfeld. Die Entwicklung von den Lochkarten der 1950er-Jahre über Mikrofiche und graue Desktop-Computer am Arbeitsplatz bis in das heutige Zeitalter der Clouds und Mobile Devices ist rasant. Das Entwicklungstempo ist extrem hoch – entsprechend groß muss die Änderungsbereitschaft unserer Mitarbeiter sein. Das Wissen, das sich ein Absolvent gerade eben an der Uni angeeignet hat, kann morgen schon wieder irrelevant sein. Entsprechend stark gefordert ist die Bereitschaft, sich durch permanentes Lernen weiterzuentwickeln. Und wenn ich die IT-Experten des Konzerns richtig einschätze, liegt für sie genau hier der Reiz ihres Berufes.
Sie haben nur elf Jahre benötigt, um es vom Einsteiger bei McKinsey in den Vorstand der Allianz zu schaffen. Wie haben Sie das so schnell hinbekommen?
Man sollte jeden Schritt nicht nur mit viel Energie und klarem Kopf gehen, sondern auch mit großer Leidenschaft. Nur dann hat man Spaß an der Weiterentwicklung – wobei ich mich den Veränderungen, die diese Branche bestimmen, nicht nur stelle, sondern sie sogar suche. Wissend, dass man mit jeder Änderung die Chance erhält, neues dazuzulernen.
Zum Unternehmen
Die Allianz Deutschland ist in der Schaden- und Unfallversicherung, der Lebensversicherung und der Krankenversicherung tätig. Der Versicherer hat in Deutschland rund 20 Millionen Kunden. Technisches Rückgrat des Konzerns ist das Ressort Betriebsorganisation/IT, in dem 1400 Mitarbeiter dafür sorgen, dass die Daten vom Privatkunden über den Vertrieb bis zum internen Sachbearbeiter sicher sind und effizient bearbeitet werden.
Mit speziellen Zertifikaten gibt man sich als Experte für ein bestimmtes IT-Know-how zu erkennen. Microsoft-Recruiterin Stefanie Nather verrät im Interview, welche Vorteile die Zertifizierungen ihres Unternehmens bieten. Die Fragen stellte André Boße
Zur Person
Stefanie Nather, Jahrgang 1984, ist University Staffing Manager bei Microsoft und verantwortet dort unter anderem das Einstiegsprogramm „MACH“.
Zuvor war sie als Recruiterin des Spezialisten-Personaldienstleisters Hays tätig.
Frau Nather, welche Rolle spielen Zertifizierungen in der IT-Branche?
Studien zeigen, dass 64 Prozent der Personalmanager der Meinung sind, dass Zertifizierungen einen äußerst hohen Nutzen in der Überprüfung der Fachkenntnisse von Bewerbern haben. In einer weiteren Studie gaben 60 Prozent der IT-Netzwerkexperten an, dass eine Zertifizierung zu einem neuen Job führte.
Sie bieten die Zertifizierung als „Microsoft Certified IT Professional“ (MCITP) an. An wen richtet sich das Angebot?
An Berufserfahrene aus der IT-Branche die eine technische Rolle ausüben. Wir bieten jedoch im Rahmen unseres Einsteigerprogramms „MACH – Microsoft Academy for College Hires“ die Möglichkeit zur Zertifizierung als Microsoft Certified Technology Specialist (MCTS) an. Und diese Zertifizierung ist wiederum eine der Voraussetzungen für die spätere MCITP-Zertifizierung.
Warum ist die MCITP-Zertifizierung wichtig für die Karriere?
Den MCITP gibt es in verschiedenen fachlichen Ausrichtungen. Mithilfe dieser Zertifizierung kann überprüft und bestätigt werden, dass jemand über die notwendigen umfassenden Kenntnisse verfügt, um eine bestimmte berufliche Rolle zu erfüllen – beispielsweise die eines Datenbank-Administrators oder Unternehmens-Messaging-Administrators. Mit der Microsoft-Zertifizierung erhält man zudem Zugang zu einzigartigen Ressourcen und Leistungen unseres Unternehmens – einschließlich der Möglichkeit, Teil des weltweiten Netzwerks von zertifizierten Personen zu werden.
Hält ein solches Zertifikat ein ganzes Berufsleben lang?
Nein, die Zertifizierung ist nur gültig, solange Unternehmen die Technologien, für die man zertifiziert ist, nutzen. Deshalb sind in regelmäßigen Abständen Neuzertifizierungen erforderlich, um wirklich auf dem neuesten Stand der Technologien zu bleiben. Doch auch aktuelle Zertifizierungen sind kein „Allheilmittel“, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Hilfreich sind hier Blogs wie beispielsweise unser TechNet oder auch Learning Communities wie unsere „Born-to-Learn“-Community. Interesse an den neusten Technologien und die damit verbundene Motivation, sich auf vielfältigen Quellen über Neuerungen zu informieren, sorgen automatisch dafür, dass man am Ball bleibt.
Da viele Unternehmen ihre IT-Prozesse ausgliedern, sind externe Dienstleistungen gefragter denn je. Für Einsteiger in die Branche bedeutet das: Erfolg hat, wer die neuesten Techniken kennt und für diverse Bedürfnisse adaptieren kann. An einem Beispiel ist schön zu erkennen, wie schnell neue Entwicklungen den Markt erobern – und wie sehr es sich auszahlt, sich schnell in diese Innovationen einzuarbeiten. Von André Boße
Viele Jahre lang versuchten die Unternehmen, auf eigene Faust die IT-Prozesse zu steuern und nach Lösungen zu suchen. Der Kerngedanke lautete: „Wir wissen am ehesten, was gut für uns ist, und halten die IT daher intern.“ Nun hat die Studie „IT-Trends 2013“ der Unternehmensberatung Capgemini einen Sinneswandel festgestellt: Mit Blick auf die kommenden zehn Jahre bauen die CIOs der Unternehmen, also die Verantwortlichen für die IT, auf ein Modell, „das von einer kleinen IT-Abteilung ausgeht, die viele Services von externen Dienstleistern bezieht“, wie es Thomas Heimann, Fachlicher Projektleiter IT-Trends bei Capgemini und Co-Autor der Studie formuliert. Damit ändern sich die Jobperspektiven der gesamten Branche: Die internen IT-Abteilungen kümmern sich weniger um die Administration als um den Einkauf von Dienstleistungen. Dadurch entstehen bei spezialisierten Dienstleistern weiterhin neue Jobs. Der Weg zum Erfolg dieser IT-Unternehmen: den Kunden sowie seine Wünsche stets im Blick zu haben und ihm Lösungen anzubieten, die den Trends nicht hinterherjagen, sondern neue setzen. Denn das ist auch klar: Businesskunden erwarten von ihrem externen Dienstleister, dass er die neuesten Techniken und Prozesse erfolgreich und unkompliziert in die IT-Architektur des Kunden einbetten kann.
Lernen geht im Beruf weiter
IT-Einsteiger sollten daher den Begriff Studienabschluss nicht zu ernst nehmen, denn abgeschlossen ist das Lernen nach der letzten Prüfung nicht. In keiner anderen Branche kommt es auch im Berufsalltag so sehr darauf an, bereit zu sein, immer wieder neue Entwicklungen aufzunehmen und anzuwenden. „Unsere Branche ist im Vergleich zur Automobilindustrie und zum Maschinenbau anders getaktet“, bringt es die Chefin von IBM-Deutschland, Martina Koederitz auf den Punkt. Eine Aussage, die Jürgen Bockholdt, Inhaber der IT-Beratung Perit-Consulting bestätigt: „Der technische Wandel in der IT ist extrem schnell, deshalb müssen sich auch Top-Kandidaten permanent fortbilden. Nur wer vom ersten Tag an daran arbeitet, hat eine Chance, attraktive Stellenangebote in dieser Branche zu bekommen.“ Bockholdt begründet diesen Fortbildungsdruck vor allem mit der internationalen Konkurrenzsituation: „Wir alle dürfen die Konkurrenz von neuen Mitarbeitern aus anderen Ländern nicht unterschätzen.“
Verweise auf WissenslückenFoto: Fotolia/aldorado
Wie wichtig die großen IT-Dienstleister das Thema Fort- und Weiterbildung nehmen, zeigt das Beispiel Accenture. Der Beratungs-, Technologie- und Outsourcing-Spezialist mit Deutschlandsitz in Kronberg im Taunus bietet seinen Mitarbeitern in einem globalen Schulungsportal die stolze Zahl von 25.000 Online-Kursen und virtuellen Trainings an. „Im Schnitt absolvierten unsere Mitarbeiter im Jahr 2012 rund 47 Trainingsstunden“, sagt Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting. Bei der Frage, welche Kurse und Trainings wann sinnvoll sind, helfen Mentoren, die ihren Schützlingen mit Blick auf die Karriere und das vorhandene Wissen spezielle Weiterbildungen empfehlen. „Schließlich erkennt der Mentor die Stärken und Schwächen einer Nachwuchskraft“, sagt Wamsteker. Regelmäßige Feedbackgespräche sorgen dafür, dass sich aus diesen Stärken und Schwächen sowie den persönlichen Vorstellungen des Einsteigers recht zügig ein Karriereprofil entwickelt – wobei die geplante Laufbahn wiederum die folgenden Weiterbildungsinhalte beeinflusst. „Strebt man eine Führungskarriere an, so liegen neben den fachlichen Trainings die Weiterbildungsschwerpunkte im Managementbereich: Wie koordiniere ich Projekte? Was kann ich tun, um meine Mitarbeiter zu motivieren?“ Option zwei ist die Fachkarriere. Wamsteker sagt: „Möchte sich der Mitarbeiter weiter spezialisieren, liegt die Priorität ganz klar auf fachlichen Weiterbildungen. Allerdings sollte sich der Mitarbeiter auch ein Grundinstrumentarium an Führungstechniken aneignen – schon für die Zusammenarbeit mit Kunden.“
Große Chancen bei Big Data
Fragt man die Personalexperten in den Unternehmen, welche Themen sich besonders rasant entwickeln, fällt neben den Aspekten Cloud Computing, App-Entwicklung, Mobile Computing, IT-Security sowie Analytik besonders häufig der Begriff Big Data. „Experten in diesem Bereich sind Datenspezialisten, die durch ihre Datenanalysen neue Erkenntnisse über ein Unternehmen gewinnen und diese in den Business- Kontext übersetzen“, beschreibt Simone Wamsteker das Job-Profil. In diesem Zusammenhang wird auch die Datenauswertung in Echtzeit immer wichtiger, beispielsweise mittels der In-Memory-Technologie SAP Hana. Das baden-württembergische Softwareunternehmen SAP hat diese Technologie 2010 vorgestellt, und schon drei Jahre später hat sich ein sehr großer Bedarf an Hana-Spezialisten entwickelt – ein Beleg dafür, wie schnell neue Technologien die Anforderungsprofile an die IT-Spezialisten verändern können.
Woran erkenne ich gute Arbeitgeber?
Wer als Einsteiger wissen möchte, ob ein IT-Unternehmen in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung
seiner Nachwuchskräfte investiert, sollte im Laufe des Bewerbungsprozesses folgende Fragen stellen:
>> Verfügt das Unternehmen über eine eigene HR-Abteilung, die sich mit dem Thema Weiterbildung der Mitarbeiter beschäftigt?
>> Wie viele Tage im Jahr sind für innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung geplant?
>> Gibt es Rahmenabkommen mit externen Weiterbildungsinstituten?
Im Vergleich zu einer traditionellen Datenbank erfolgt die Analyse der Daten bei Hana mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit. Ein Beispiel aus der Humanbiologie: Laut Angaben von SAP lässt sich eine IT-Analyse der menschlichen DNA von bisherigen fast drei Wochen mit der Hana-Technologie auf weniger als drei Minuten verringern. Dieses Tempo bringt den Unternehmen enorme Vorteile: Geschäftsvorgänge können im laufenden Betrieb analysiert, Entscheidungen schneller getroffen werden. „Durch den Einsatz dieser Technologie ergeben sich also für Unternehmen aus verschiedensten Branchen vielfältige Möglichkeiten“, sagt Susanne Thoma, HR Senior TLOD Consultant (Talent, Learning and Organization Development) bei SAP. Da die Technologie noch jung ist und zeitgleich stark nachgefragt wird, entwickelt sie sich ständig weiter. In vielen Foren und Fachbeiträgen diskutieren Experten über neue Anwendungsbereiche und technische Herausforderungen. Für Hana-Experten gehört es zum Handwerkszeug, diese Diskussionen und alle Neuerungen ständig zu begleiten.
Soziale Medien als Lernorte
SAP bietet seinen Mitarbeitern für das Thema Hana und andere Bereiche diverse Möglichkeiten der Weiterbildung an – von eLearning-Kursen über Online-Bücher, Videos und virtuelle Klassenzimmer bis hin zur traditionellen persönlichen Weiterbildung in Kursen und Seminaren. „Thematisch umfassen die Angebote sowohl Soft Skills als auch SAP-spezifisches Wissen“, sagt Thoma. „Die Angebote helfen unseren Mitarbeitern, diejenigen funktionalen und unternehmensspezifischen Fähigkeiten aufzubauen und zu erweitern, die sie für ihren individuellen Aufgabenbereich benötigen.“ Dabei wird auch Social Media in die Weiterbildung integriert: Über die sozialen Netzwerke verbinden sich die Mitarbeiter und tauschen sich über eine Vielzahl von Themen aus. Auf die interne Kommunikation setzt auch das sogenannte Peer Learning: „Unserer Erfahrung nach lernen Mitarbeiter am besten durch das Gespräch mit anderen Mitarbeitern“, so Thoma. So hat das Unternehmen eine „Peer Learning Community“ geschaffen, in der Mitarbeiter ihre Ideen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten austauschen. „Das umfasst beispielsweise ,Lunch ’n‘ Learn Sessions’ oder auch formelle Lerngruppen, wobei die Angebote jedem Mitarbeiter frei zur Verfügung stehen.“
Fitness gegen Überforderung
Mit Blick auf diese diversen Weiterbildungsangebote wundert es nicht, dass IT-Personalexperten davor warnen, die Spezialisten nicht zu überfordern. Schließlich müssen sie neben der Lernerei auch ihren Kernjob erledigen: die Kunden zufriedenstellen. Und das bei häufig knappen Personalschlüsseln, denn IT-Experten sind weiterhin so sehr gefragt, dass viele Unternehmen Probleme haben, freie Stellen zu besetzen – ein Phänomen, das sich durch den demografischen Wandel noch verstärken wird. Daher versuchen die großen Akteure der IT-Branche, ihre Mitarbeiter in den knappen freien Zeiten zum Wohle der Work-Life-Balance zu verwöhnen. Microsoft bietet Lounges und einen Café-Bereich mit Sonnenterasse, dazu Spielecken für Erwachsene mit Kickern und Xbox-Konsolen sowie ein hauseigenes Fitnessstudio. Auch bei SAP weiß man, dass die rasanten Entwicklungen in der IT-Welt für die Mitarbeiter sehr fordernd sind. Das Unternehmen bietet Sport- und Entspannungskurse, kulturelle Veranstaltungen, Beratungsmöglichkeiten zu verschiedenen Fragestellungen sowie ebenfalls ein Fitnessstudio. Accenture wiederum setzt als Beratungsunternehmen verstärkt auf das Teamwork und bietet seinen Mitarbeitern gemeinschaftliche Aktionen wie zum Beispiel Segel-Törns an.
Einig sind sich die großen Arbeitgeber der IT-Branche auch darin, dass die flexible Organisation der Arbeit und des Lernens eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist: Ort und Zeiten sind für IT-Experten häufig bis zu einem gewissen Maß mitgestaltbar. Die Unternehmen wissen: Die Leute leisten viel, ihre Leistung ist gefragt – daher ist es wichtig, ihnen einen gewissen Gestaltungsfreiraum zu lassen.
Outsourcing immer wichtiger
Laut Umfrage der Unternehmensberatung Capgemini ist das Outsourcing aus dem Alltag der IT-Abteilungen deutscher Unternehmen verschiedenster Branchen nicht mehr wegzudenken. Der Anteil der von externen IT-Dienstleistern erledigten Arbeiten ist von durchschnittlich knapp 17 Prozent (2012) auf knapp 20 Prozent gestiegen. Aufgestockt haben vor allem Unternehmen, die bereits mehr als 30 Prozent ihrer Leistungen mit festen freien Mitarbeitern erbringen – und daher gute Erfahrungen mit dem Outsourcing
von IT-Prozessen gemacht haben. Gute Karten haben laut Studie IT-Dienstleister aus Deutschland: Da die Wahl des Dienstleisters von rechtlichen Rahmenbedingungen bestimmt wird, bevorzugen viele IT-Verantwortliche Outsourcing-Anbieter aus dem eigenen Land.
Quelle: www.capgemini.com
Nur Mut, Sie schaffen das! – Gut beraten durchs Studium und in den Beruf
Unterstützend. Immer mehr Studierende leiden unter psychischen Problemen: Im Rahmen einer neuen Studie im Auftrag des Deutschen Studentenwerks gaben rund 59 Prozent der befragten Bachelor-Studenten an, in den vergangenen Wochen nervös oder gestresst gewesen zu sein. 47 Prozent berichteten von Erschöpfung oder Überforderung. Die Besucherzahlen der psychosozialen Beratungsstellen steigen. Dort gibt es Methoden, um der leidenden Seele zu helfen und sich selber wieder im besseren Licht zu sehen.
Nichts geht mehr
Beratungsstellen der Hochschulen helfen im Studium und auf dem weiteren Berufsweg.
„Produktivität und Kreativität gehören zusammen“
Interview mit Prof. Dr. Rainer Holm-Hadulla, Leiter der psychosozialen Studierendenberatung in Heidelberg.
Top-Interview
Interview mit Dr. Till Bastian
Im Interview: Dr. Till Bastian, Mediziner, Psychotherapeut, Schriftsteller – und Kenner der menschlichen Seele.
Coaching
Schaffe ich das?
Diplom-Psychologin Angelika Gulder und Selbstbewusstseinstrainerin Claudia Wissemann über die Hürden im ersten Job.
Emotionale Kompetenz gefragt
Robert Betz über Gefühle am Arbeitsplatz.
Herzschmerz am Schreibtisch
Elena Sohn, die „Liebeskümmerin“ über gebrochene Herzen zum Berufseinstieg.
Projekt
„Ein Stück Berufung wäre schön“
Interview mit Walter Kohl, Mentor für Menschen, die vor großen biografischen Brüchen stehen.
Weiterbilden
Die Kraft der Worte
Persönlichkeitsentwicklung und Selbsterfahrung – Die heilende Wirkung der Literatur.
Help!
Krisengespräche
Projekt: Psychologen über Grenzen.
„Jurastudium erfolgreich“ von Barbara Lange
Das Jurastudium gilt als eines der schwierigsten überhaupt und sollte dementsprechend von Anfang an mit dem nötigen Ernst und Respekt angegangen werden. Wer seine Erfolgschancen schon vor Beginn des Studiums steigern will, sollte sich vernünftig vorbereiten und dafür haben wir das richtige Buch gefunden.
Die Autorin zeigt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um sich juristisches Wissen systematisch anzueignen, dabei geht es vom Erlernen komplexer Rechtsgebiete über die gezielte Verwaltung des angeeigneten Wissens bis zu Taktiktipps für Klausuren. Das alles wird um konkrete Tipps ergänzt und die sehr detaillierten Anleitungen für sämtliche Stationen des Studiums sollten einen nachhaltigen Nutzen bewirken.
Auch die nicht-thematischen Fallstricke des Studiums sind in diesem Werk berücksichtigt, so werden Tipps aufgeführt, wie man die Motivation während des Studiums aufrechterhalten kann. Eine Anleitung zum richtigen und effektiven Lesen ist ein weiteres Beispiel für die Unterstützungsvielfalt, die Frau Lange anbietet.
Dieses Buch ist für alle geeignet, die Ihr Jura-Studium systematisch und mit einer vernünftigen Strategie durchziehen wollen. Und zwar unabhängig vom Studienort, die Autorin geht auf die unterschiedlichen Bedingungen und Voraussetzungen der Standorte ausführlich ein.
Fakten
Taschenbuch: 405 Seiten
Verlag: Vahlen; Auflage: 7., neu bearbeitete Auflage (19. Dezember 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3800638827
ISBN-13: 978-3800638826
Waldarbeiter, Agraringenieur, Weinhändler, Umweltminister: Die Karriere des Diplom-Ingenieurs Stefan Wenzel mutet auf den ersten Blick kurios an. Auf den zweiten folgt sie einer stringenten Haltung. Von Martin Häusler
Man hätte es ahnen können. Schon damals in der Schule. Dieser Stefan Wenzel wird kein Jurist. Er wird kein Pfarrer und auch kein Manager. Was ein richtiger Öko ist, einer, der es ernst meint mit seiner Empörung um den Raubbau an der Erde und der Sorge um die Menschheit – und Stefan Wenzel war genau das –, der kann über kurz oder lang nur in der Politik landen. Und wenn einer wie Wenzel erst einmal in der Politik gelandet ist, dann kann er sich nicht mit einer Rolle im Fußvolk begnügen, dann muss er in den Landtag. Und ist einer wie Wenzel erst einmal im Landtag, dann reicht es ihm nicht, Anführer der Opposition zu sein, dann muss er irgendwann Minister werden. Umweltminister natürlich. Denn die Umwelt ist sein Lebensthema.
Stefan Wenzel wächst Anfang der Sechzigerjahre in dem von Mooren umgebenen 2500-Seelen-Dorf Resse zehn Kilometer nördlich von Hannover auf. Sein Vater ist Maschinenbauingenieur, überall liegen Fachzeitschriften herum und entsprechende Bücher, in denen der junge Stefan Wenzel ständig blättert. So etwas könnte prägen. Doch weder wird er durch sein Elternhaus beeinflusst, noch wird er gezwungen, den Pfad des Vaters zu beschreiten. Im Gegenteil. Um Einblicke in verschiedene Berufe zu erhalten, sammelt er schon als Schüler in den Ferien Praktika. Was heute selbstverständlich ist, war in den Siebzigern völlig unüblich. Unüblich auch sein erster Job nach dem Abitur: Waldarbeiter. Unüblich auch sein Berufswunsch: Entwicklungshelfer.
Den besten Weg dorthin vermutete Stefan Wenzel im Studium der Agrarökonomie. Die eine Hälfte seiner Kommilitonen an der Georg-August-Universität in Göttingen war in der Tat von der Vision getrieben, mit dem Diplom eines Agraringenieurs in einem Entwicklungsland Aufbauarbeit zu leisten. Die andere Hälfte jedoch bestand aus Hoferben, die nach dem Studium die elterlichen Ställe und Äcker übernehmen wollten. Globale Mission gegen private Tradition also. Wenzel war – längst klar – einer der Missionare.
Doch während seines Studiums veränderte sich die Welt. Nicht nur, dass sich die Politik 1981 das nahe Gorleben als atomares Zwischenlager ausguckte und damit ungeahnte Bürgerproteste provozierte. Am 26. April 1986 explodierte Block 4 im Kernkraftwerk von Tschernobyl. „Politisiert wurde ich durch die Anti-AKW-Bewegung und die ungeklärte Frage der atomaren Endlagerung“, erinnert sich Stefan Wenzel. „Das hat mich als Jugendlicher stark beschäftigt. Dazu kamen die Welternährungslage und die Nutzung der Gentechnik. Aber erst nach der Reaktorkatastrophe bin ich den Grünen beigetreten.“
Als Mitglied des niedersächsischen- Landtages und Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat Stefan Wenzel eine eigene Internetseite: www.stefan-wenzel.de
Von 1986 an saß Wenzel 15 Jahre im Göttinger Kreistag, stieg dort auf zum Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. Sein Geld verdiente er als Gesellschafter eines Groß- und Einzelhandels für ökologisch angebaute Weine. 1998 wählte man ihn in den Landtag, wo er neun Jahre lang die Grünen-Fraktion führte – bis er nach dem diesjährigen Sieg von Rot-Grün in Niedersachsen zum Umweltminister ernannt wurde.
„Als absolute Bedingung würde ich es nicht ansehen, dass nur derjenige glaubwürdig Umweltpolitik machen kann, der Ahnung vom Fach hat“, sagt Stefan Wenzel. „Aber ich denke, dass es sehr hilfreich ist, weil man die Argumente, die man auf den Tisch bekommt, selber auch überprüfen können muss.“ Und das schaffen Abgeordnete wie Minister im immer schneller werdenden politischen Alltag längst nicht mehr bei jedem Thema. „Ich habe oft erlebt, dass ich etwas erst verstanden habe, wenn ich tief eingestiegen bin, mir selber ein Bild davon gemacht habe und mich dann fragte, was dafür spricht, die Sache so oder so zu entscheiden. Wenn man nur auf Dritte angewiesen ist, neigt man auch schneller zu Fehlentscheidungen.“
Wenzels eigene Expertise ist das wertvolle Relikt aus Studienzeiten, als er tief in die Physik, in die Chemie, in die Mathematik, in die Volks- und die Betriebswirtschaftslehre eintauchen musste und zweifelte, wofür er das ganze Zeug wohl noch wird brauchen können. „Ich habe aber im Nachhinein die Erfahrung gemacht, dass ich sehr viel dieses Wissens in meinem beruflichen Alltag nutzen konnte“, erklärt Wenzel. „Ich habe viel davon profitiert. Viele wirtschaftliche und technische Zusammenhänge verstehe ich nur deshalb besser. Und gerade in der Umweltund Energiepolitik ist es wichtig, sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Zusammenhänge zu verstehen. Für einen Umweltminister ist es absolut hilfreich, ein solches Grundrüstzeug zu haben.“
Doch fachsichere Quereinsteiger haben es schwer, in der Politik Fuß zu fassen. Wer nicht wie Stefan Wenzel von der Pike auf und über viele Jahre zuerst Kommunal- und dann Landespolitik gemacht hat, kommt gegen die alten Bande nur mit äußerster Zähigkeit an. Was? Ein Ingenieur setzt sich so einfach in unsere Ortsverbandssitzung? Das Misstrauen muss man erst einmal mit viel Menschenkenntnis und Überzeugungsgabe zerstreuen.
In 20 Jahren harter Basisarbeit lernte Stefan Wenzel, wie gesellschaftliche Mechanismen funktionieren, worauf die Medien anspringen, was man tun muss, um im Kreistag Mehrheiten zu bekommen, mit welchen Leuten man wie sprechen muss, um Unterstützung für seine umweltpolitischen Ziele zu finden. An dieser Ochsentour führt selten ein Weg vorbei. Dennoch plädiert Wenzel nicht für den Berufspolitiker, der nie etwas anderes gemacht hat, als an seiner politischen Karriere zu basteln. „Man sollte es über den Weg eines Fachthemas in der Politik versuchen“, betont er. „Man darf nicht glauben, man könne ein guter Politiker werden, nur weil man Politik studiert hat oder schon als Teenager in der Jugendorganisation einer Partei gewesen ist. Oft ist es besser, sich für sein Herzensthema zu entscheiden, also Physik, Chemie oder eben Ingenieurwissenschaften zu studieren, um damit in die Politik zu gehen.“