Interview mit Benedikt Herles

Benedikt Herles hatte sich auf den Weg in die Elite gemacht. Er studierte an den besten Business Schools, absolvierte die richtigen Praktika, promovierte mit Summa cum Laude und stieg bei einer großen Unternehmensberatung ein. Doch dort hielt er es nicht viel länger als ein Jahr aus: Längst hatte Herles gemerkt, wie viel Schaden die Elite-Ausbildung anrichtet. Er schrieb das Buch „Die kaputte Elite“ – und stellt im Interview klar, was an den Business Schools falsch läuft, wie die Unternehmen darunter leiden und was die junge Generation tun kann, damit es besser wird. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Benedikt Herles, geboren am 7. März 1984 in Starnberg, studierte BWL und VWL an der Uni München sowie an der WHU Vallendar, einer privat finanzierten Wirtschaftshochschule bei Koblenz. Seine Promotion schrieb er an der privaten Hochschule EBS bei Wiesbaden. Mit besten Voraussetzungen für eine Management-Karriere ging er 2011 zunächst als Consultant zu einer großen Unternehmensberatung, bevor er 2012 kündigte um sich seinem Buch „Die kaputte Elite“ zu widmen. Seit 2013 arbeitet Herles, Sohn des Fernsehjournalisten und Moderators Wolfgang Herles, als Associate für den globalen Venture Capital Fonds e.Ventures. www.benediktherles.com
Herr Herles, können Sie sich noch daran erinnern, wann Ihnen zum ersten Mal klar wurde, was der eigentlich Sinn Ihrer Karriere als High Potential ist? Das ging sehr schnell. Schon am ersten Abend des ersten Semesters an der WHU ging es bei einer abendlichen Firmenpräsentation um die Optimierung des eigenen Erfolgs. Und Erfolg definiert sich an einer Business School ausschließlich in finanzieller Hinsicht. Es ging also direkt um Profitmaximierung. Absolut. Uns wurde nicht nur ein blinder Glaube an den Markt eingeschärft, sondern auch die Überzeugung, dass Eigennutz etwas Rationales ist. Was neben guten Kneipen und Cafés dagegen von Beginn an komplett fehlte, war ein Blick auf andere, geisteswissenschaftliche Disziplinen. Keine Philosophie, keine Soziologie, keine Psychologie – und schon gar keine übergreifenden Werte. Der Horizont an diesen Elite-Schulen ist sehr begrenzt. Stattdessen werden die Studenten zu perfekten Produkten für die Personalabteilungen ausgebildet. Wichtig ist nur, was benötigt wird, um den großen Unternehmen zu gefallen. Was sind denn das für Eigenschaften? Karriere macht, wer gefügig bleibt, sich darauf versteht, Fehler zu vermeiden, und am besten nicht allzu viel über alles nachdenkt. Klingt nicht nach einem großen Spaß. Nicht wirklich. Es handelt sich um eine Tretmühle, die mit Reflektion und Kreativität nichts zu tun hat. Und schlimmer noch: Sie macht die Menschen, die in ihr stecken, zum großen Teil sehr unglücklich. Wann haben Sie zum ersten Mal gespürt, dass Ihnen diese Dogmen gegen den Strich gehen? Mein Wunsch war es immer, einen Job zu machen, in dem ich unsere Gesellschaft gestalten und verändern kann. Ich ging fest davon aus, dass das im Management eines großen Unternehmens oder als Consultant sehr gut funktioniert. Ernste Zweifel kamen mir, als ich merkte, dass viele BWL-Professoren, Manager und Berater tatsächlich glauben, diese ungeheuer komplexe Welt mit Hilfe von Excel-Tabellen und Powerpoint-Folien in den Griff zu bekommen. Bei der Gestaltung dieser Folien sind sie innovativ. Was das wirtschaftliche Denken angeht, fehlt von Innovation aber oft jede Spur.

Buchtipp:

Die kaputte Elite: Ein Schadensbericht aus unseren Chefetagen von Benedikt Herles jetzt probelesen!
Sie waren rund zehn Jahre in dieser Tretmühle. Hat das Leben in diesen Kreisen auf Ihr Privatleben abgefärbt? Schwierige Frage. (überlegt) Ob man will oder nicht – die Ausbildung prägt. Es ist sicherlich schon so, dass ich auch im Privaten an einige Dinge zunehmend sehr rational und analytisch rangegangen bin. Nicht immer zum Vergnügen meines Umfeldes. Auch deshalb der Ausstieg? Moment, ich bin nicht ausgestiegen! Als Aussteiger würde ich jetzt eine Strandbar auf den Bahamas besitzen. Stattdessen sitze ich aktuell in einem Business-Hotel in Dublin. Was genau tun Sie – und wo liegt der Unterschied zu früher? Ich arbeite für einen globalen Venture Capital Fonds und bin auf der Suche nach jungen erfolgreichen Gründern. In der internationalen Start-up-Szene entdecke ich echten Unternehmergeist. Ich begegne einer kreativen Szene, in der viele junge Menschen ihre Ideen einbringen und bereit sind, Risiken einzugehen. Ist das die Zukunft? Na klar. Wobei man sagen muss: Die kaputte Elite ist hartnäckig. Das System ist von außen betrachtet sehr ineffizient. Die Managementelite ist zum großen Teil nicht mehr in der Lage, die ökonomischen Probleme unserer Zeit zu lösen. Nach innen funktioniert das System jedoch weiterhin gut: Viele große Unternehmen sind auch heute noch zufrieden mit den jungen High Potentials, die sie von den Business Schools und den Universitäten geliefert bekommen. Und sie sind auch zufrieden mit der Arbeit der Unternehmensberater, die ihnen für hohe Honorare die Entscheidungen abnehmen. Das System in Frage stellen jedoch nur sehr wenige. Warum scheitert die Elite an den Problemen der heutigen Zeit? Die Welt und ihre Wirtschaft haben sich in den vergangenen Jahrzehnten drastisch verändert. Globalisierung und Digitalisierung haben enorme Auswirkungen: Das Tempo der Veränderungen ist rasant. Alles geht heute immer schneller. Firmen müssen sich ständig neu erfinden. Gleichzeitig erlebt die freie Marktwirtschaft aktuell die größte Glaubwürdigkeits- und Stabilitätskrise seit der großen Depression des 20. Jahrhunderts. Unternehmen brauchen heute Leute, die anders denken. Manager müssen zunehmend bereit sein, Wagnisse einzugehen und sich ständig kritisch hinterfragen. Also müssen sich die Business Schools und Wiwi-Fakultäten auch anders aufstellen. Auf jeden Fall! Altgediente – man könnte sagen humanistische – Ideale jenseits vom ökonomischen Wert der Ausbildung sind die Lösung. Die Erziehung zur geistigen Freiheit muss wieder in das Zentrum der Lehrpläne rücken. Es wird dringend Zeit, dass sich die Eliteschulen anderen Disziplinen öffnen. Dass auch die Geistes- und Kulturwissenschaften gelehrt werden – und eben nicht nur die reine mathematische Analyse. Allgemeinbildung und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion müssen zentrale Teile der Ausbildung sein. Wir brauchen kreative Charaktere mit Ecken und Kanten als Absolventen, keine Produkte für die Personalabteilungen. Aber möchten das die kommenden Absolventen überhaupt? Oder studieren sie nicht gerade Wirtschaftswissenschaften, um herkömmliche Managementkarrieren zu machen? Die berühmte Generation Y denkt zum Glück immer weniger in klassischen Karriere-Dimensionen. Viele meiner Altersgenossen stellen Althergebrachtes in Frage – das stimmt mich optimistisch. Was halten Ihre Ex-Kollegen, die weiterhin in der Tretmühle stecken, von Ihrem Buch? Immerhin beschreiben Sie sie als „kaputt“… Ich habe auf jeden Fall in ein Wespennest gestochen und extrem viel Zuspruch, zum kleineren Teil aber auch recht emotionale Ablehnung erfahren. Was mich freut, sind die vielen Zuschriften von Studenten, aber auch von Unternehmern, die mir nicht nur Recht geben, sondern mich auch ermutigen, diese Dinge weiterhin offensiv anzusprechen. Wie schon erwähnt, Selbstreflexion gehört nicht zur Stärke der ökonomischen Elite. Und einige sind wohl froh, dass jemand anderes diesen Job für sie übernommen hat. Letzte Fragen: Haben Sie Powerpoint und Excel weiterhin auf Ihrem Laptop installiert? Installiert ja, aber ich nutze die Programme lange nicht mehr so viel. Wobei die Software an sich ja keine Schuld trägt. Der Fehler liegt bei den Leuten, die glauben, sie seien in der Lage, das komplizierte Leben da draußen mit Hilfe dieser Programme zu bewältigen.

karriereführer bauingenieure 2013.2014

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Der Star ist das Team – Zusammen bauen Kraftvoll. Experten sind sich sicher: Großprojekte profitieren von starken Teams. Wenn jedes Mitglied seine Kompetenzen einbringt und das Zusammenspiel sowie die Koordination funktionieren, können sie gemeinsam dafür sorgen, dass Kosten nicht explodieren und Termine eingehalten werden. Bauingenieure spielen dabei eine entscheidende Rolle… „Es gibt zu wenige Bauingenieure“ Ein Gespräch mit Dipl.-Ing. Klaus Pöllath, Vizepräsident Technik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Zusammen sind wir stark Das Repertoire an geforderten Fähigkeiten steigt ständig. Mit ihrem Know-how haben Bauingenieure eine gute Basis, entscheidende Positionen in Teams zu besetzen. „Fachlich und methodisch stark“ Baumediator Prof. Dr. Bernd Kochendörfer berichtet, was erfolgreiche Teams ausmacht und wie er Konflikte in Bauprojekten löst.

Top-Manager:

Interview mit Jan-Hendrik Goldbeck, Geschäftsführer der Goldbeck GmbH Im Interview erzählt er, wie wichtig für ihn praktische Erfahrungen in Transsilvanien waren und welche Rolle Psychologie auf der Baustelle spielt.

Special Einstieg

Start mit Verantwortung Über den Einstieg in eine spannende Branche.

Einsteigen

Wissen gepaart mit Kommunikation Zwei Bauingenieure berichten von ihren ersten Projekten. Jung und erfolgreich bei: DB Netz Olga Kubacki ist Bauherrenvertreterin für Großprojekte bei einem der größten Infrastrukturdienstleister Deutschlands. Mein Berufsweg bei: Hochtief Sven Gaebel arbeitet an internationalen Großprojekten mit.

Weiterbildung

Weiter durch Lernen Aufbaustudiengänge für Bauingenieure.

Aufsteigen

Aufgestiegen zum Bauleiter Andreas Jorsch begann als Praktikant und ist heute Bauleiter.

Ausland

Hallo Internationalität! Sarah McNeill kennt bei ihren Projekten keine Grenzen. Abenteuer zwischen Freiheit und Verantwortung In der Ferne warten spannende Projekte und allerhand Überraschungen auf Bauingenieure.

Projekt

Das Projekt des Zaren In Sankt Petersburg entsteht ein neues kulturelles Zentrum. Arbeiten am lebenden Organismus Ein Bericht von Bayerns größter Baustelle – einem PPP-Projekt. „Viel Potenzial nach oben“ Diplom-Ingenieurin Heike Böhmer erklärt, was Bauingenieure mit Barrierefreiheit zu tun haben. Martina bohrt sich durch Herrenknecht baute die größte Tunnelbohrmaschine der Welt.

Help!

„Gut, dass ich es versucht habe“ Toni Rüttimann baut Brücken in armen Ländern auf der ganzen Erde.

Bewerben

Bedarf an Fachkräften ungebrochen Hochschulabsolventen haben sehr gute Zukunftsperspektiven in der Bauwirtschaft.

Handzeichen

Der Bauingenieur und Romanautor Jens Wonneberger

Service: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung

ARCADIS Deutschland GmbH BALFOUR BEATTY RAIL BAM Deutschland AG BAUER AG BAUINGENIEUR24 BILFINGER ED. ZÜBLIN EUROVIA GOLDBECK HFH • HAMBURGER FERN-HOCHSCHULE KELLER GRUNDBAU KÖSTER-GRUPPE (KÖSTER GMBH, BARESEL GMBH) LEONHARD WEISS STRABAG W. MARKGRAF

Partner

HAUPTVERBAND DER DEUTSCHEN BAUINDUSTRIE E.V. IQB JOBWARE TALENTS – Die Jobmesse

Komplette Ausgabe

E-Paper karriereführer bauingenieure 2013.2014 Download karriereführer bauingenieure 2013.2014 (ca. 14 MB) karriereführer bauingenieure 2013.2014 in der Kiosk-App für das iPad karriereführer bauingenieure 2013.2014 in der Kiosk-App für Android

karriereführer handel 2013.2014

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Auf allen Kanälen – Vom Verkauf an der Theke bis zum Shoppen per Smartphone Zukunftsträchtig. Für immer mehr Kunden wird Shopping zu einem vielfältigen Erlebnis: Sie genießen die Angebote im Laden, stöbern auf der Couch im guten alten Katalog und prüfen – egal wo sie sind – mit dem Smartphone neue Angebote. Der Handel sollte sich über diese Multichannel-Kunden freuen. Sie garantieren der Branche nicht nur neue Umsätze… Auf die Strategie kommt es an Das Geschäft im Internet muss geschickt mit dem stationären Handel verknüpft werden. Dadurch entstehen auch neue Jobprofile. „Wir wollen Wünsche erfüllen“ Jörn Werner, Geschäftsführer des Elektronikhändlers Conrad, im Gespräch über die gegenwärtige Multichannel-Strategie seines Unternehmens.

Top-Manager:

Interview mit Christian Gries, Geschäftsführer der Gries Deco Company Im Interview erklärt Christian Gries, woher das Unternehmen seine Ideen nimmt und wie es gelingen kann, das Filialgeschäft mit Onlineshops zu verbinden.

Einsteigen

E-Mail für Dich Hanna Büermann schreibt an Studenten und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften und erklärt, wie ihr Einstieg und erste Karriereschritte bei Ikea verliefen. Jung und erfolgreich bei: Zalando Zwischen Eigenmarken und Sortimentsmanagement Nina Bock hat Betriebswirtschaft studiert und absolviert jetzt ein Traineeprogramm bei der Drogeriemarktkette Rossmann. Sie schildert ihren Arbeitsalltag und die vielen Stationen, die sie durchläuft.

Aufsteigen

Aufgestiegen zum District Manager Alexander Blang über seinen Weg nach oben bei s.Oliver

Projekt

Im richtigen Business-Outfit durchstarten Expertenratschläge für das perfekte Erscheinungsbild. „Sich selbst immer wieder herausfordern“ Der Coach und frühere Handelsexperte Hermann Scherer im Interview. Eigentum war gestern – heute wird geteilt Das neue Wirtschaftsmodell der Share Economy stellt infrage, ob man wirklich alles besitzen muss, was man benötigt.

Help!

Konzept gegen die Gier Ein cooles Produkt, mit dessen Kauf man Gutes tut: Der Kauf einer Jacke von I Wish U Sun finanziert eine Augenoperation in Bangladesch.

Handzeichen

Dr. Christoph Quarch, Philosoph aus Leidenschaft

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ALDI GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe ALDI SÜD Kaufland Lidl Netto Marken-Discount AG & Co. KG Peek&Cloppenburg KG Hamburg Unilever Deutschland GmbH

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Entrepreneurs-Club IQB JOBWARE Organisationsforum Wirtschaftskongress e.V. (OFW) TALENTS – Die Jobmesse

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E-Paper karriereführer handel 2013.2014 Download karriereführer handel 2013.2014 (ca. 12 MB) karriereführer handel 2013.2014 in der Kiosk-App für das iPad karriereführer handel 2013.2014 in der Kiosk-App für Android

Home-Office-Day

Dies ist eine Botschaft an alle Büroarbeiter da draußen an ihren Schreibtischen: Heute ist Home-Office-Day. Geht nach Hause! Arbeiten können vele von uns an fast jedem Ort dieser Welt. Handy, Laptop, Internet – die Dreifaltigkeit des Informationszeitalters macht uns unabhängig von einem festen Arbeitsplatz. Also werden Berichte im Kaffee geschrieben, Kundengespräche im Garten geführt und auf dem Nachhauseweg im ICE mit den Kollegen das nächste Meeting vorbereitet. Im Vergleich zu einem derart hektischen mobilen Arbeitsleben ist das gute alte Home Office fast schon rührend altbacken. Dass das Arbeiten in den eigenen vier Wänden dennoch eine Renaissance erlebt, ist Ausdruck der Sehnsucht nach flexiblem Arbeiten und der Suche nach der viel beschworenen Work-Life-Balance (zu der es – Mediaplaner aufgepasst – im April 2014 ein eigenes karriereführer-Themenheft geben wird). Vom arbeitsplatzunabhängigen Arbeiten versprechen sich Arbeitnehmer mehr Lebensqualität, die Arbeitgeber schauen derweil auf die höhere Produktivität, die durch heimisches Arbeiten gefördert werden soll. Eine win-win-Situation, die in vielen Unternehmen zu mehr Zufriedenheit auf allen Seiten führt. Bei Microsoft beispielsweise gehört Home-Office selbstverständlich ins Repertoire der Personaler. Dagegen rief die Yahoo-Chefin Anfangs des Jahres ihre Home-Worker zurück ins Büro – ich werte diesen Schritt mal nicht als grundsätzliche Absage an Homeworking, sondern mehr als korrigierende Maßnahme einer ausufernden Entwicklung, um die Ansprüche der Arbeitnehmer an Flexibilität und die Anforderungen des Unternehmens wieder in Balance zu  bekommen. Ohne Absprachen geht´s halt auch bei der Heimarbeit nicht, eine sehr schöne Übersicht zum Thema Home-Office ist heute auf computerwoche.de erschienen. Und nachdem meine KollegInnen jetzt aus ihrer Mittagspause gekommen sind, verschwinde ich nach Hause in mein Home Office – die zweite Bürotageshälfte verbringe ich mit meinem Laptop am heimischen Küchentisch. Apropos Heimarbeitsplatz: Auf spiegel.de gibt’s ein lustiges Ratespiel zum Thema „Wer hat welchen Schreibtisch“ – ordne die Porträtfotos den Arbeitsplätzen zu – viel Spaß!

Buchtipp: Grundkurs BGB

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„Grundkurs BGB – Eine Darstellung zur Vermittlung von Grundlagenwissen im bürgerlichen Recht mit Fällen und Fragen zur Lern- und Verständniskontrolle sowie mit Übungsklausuren“ von Hans-Joachim Musielak und Wolfgang Hau Wer sich im Studium mit dem Thema BGB – Zivilrecht auseinandersetzen muss, sollte sich dieses Werk einmal anschauen. Die Autoren behandeln die ersten drei Bücher des BGB in einem Buch und vermitteln von der Einführung in die juristische Arbeitsmethode über Vertragsfragen bis hin zu den einzelnen Schuldverhältnissen vertraglicher und gesetzlicher Art alle wichtigen Grundlagen. Didaktisch sauber und ohne umständliche Verklausulierungen wird in einfacher Sprache Klartext geschrieben. Um das Werk bei dem “trockenen” Thema Zivilrecht nicht monoton erscheinen zu lassen, sorgen die Herausgeber mit Skizzen und verschiedenen Schriftformatierungen für gelungene Abwechslung beim Durcharbeiten. Besonders hilfreich sind die Übungsklausuren (samt Musterlösung) und die Selbstüberprüfungstests am Ende der einzelnen Kapitel. So kann man abschnittsweise sehen, ob man alles verstanden hat oder ob man lieber das erneute Durcharbeiten des Kapitels in Betracht ziehen sollte. Ein für seinen Inhalt preiswertes Buch, das sowohl für Studienanfänger aber auch für Examenskandidaten geeignet ist. Nicht umsonst veröffentlichte C.H.BECK bereits die 13. Auflage dieses Werkes. „Grundkurs BGB“ jetzt kaufen!

Buchtipp: BGB Studienkommentar

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„Bürgerliches Gesetzbuch: Studienkommentar“ von Prof. Dr. Florian Jacoby und Dr. Michael von Hinden, Notar. Bis zur 11. Auflage bearbeitet von Prof. Dr. Jan Kropholler Inhalt Das Taschenbuch ist ein Studienkommentar zu den 5 Büchern des BGB (der Fokus liegt auf den ersten drei Büchern), die Bezeichnung Taschenbuch allerdings scheint auf den ersten Blick nicht unbedingt angebracht. Knapp 1000 Seiten (etwas größer als DIN A5) sind nicht gerade handlich. Allerdings hat das Ganze seinen Grund, dieses Buch soll nicht nur „gelesen“, sondern „durchgearbeitet“ werden, reichlich Platz für Notizen ist daher unabdingbar. Das BGB ist natürlich sehr umfassend, deshalb konzentrieren sich die Autoren auf die für das Examen massgeblichen Inhalte, um den Leser auf die bürgerlich-rechtlichen Klausuren und die mündliche Prüfung im Ersten Juristischen Staatsexamen vorzubereiten. Es empfiehlt sich jedoch, den Kropholler nicht erst kurz vor dem Examen zur Hand zu nehmen, vielmehr bietet der thematische Aufbau die Möglichkeit, schon in den ersten Semestern das „Gehörte“ in ein systematisches Verständnis umzuwandeln. Im Gegensatz zu anderen Kommentaren wirkt der Kropholler auch nicht wie ein abstraktes Lernbuch, sondern schlägt mit spezifischen Hinweisen zur Prüfungsreihenfolge und kleineren Fallbeispielen immer wieder eine Brücke zur Realität. Neu in Auflage 14 Wie gewohnt bietet die neue Auflage Anpassungen an die neue (examensrelevante) Rechtsprechung und auch die Lesbarkeit wurde weiter verbessert. Änderungen des BGB wie z.B. das Mietrechtsänderungsgesetz, das Patientenrechtegesetz usw. wurden natürlich auch eingearbeitet, die Aktualität ist insgesamt gegeben. Fakten Taschenbuch: 937 Seiten Verlag: C.H.Beck; Auflage: 14., neubearbeitete Auflage (30. Oktober 2013) Sprache: Deutsch ISBN-10: 3406652476 ISBN-13: 978-3406652479

Autisten gesucht

Software-Tests, Programmierung oder Datenerfassung – die Specialist People Foundation des Dänen Thorkil Sonne bringt autistische menschen mit ihren oftmals außergewöhnlichen Talenten in den IT-Arbeitsmarkt. Der ehemalige IBM-Manager Matthias Prössl führt die Stiftung in Deutschland an. Aufgezeichnet von Stefan Trees

Matthias Prössl, Foto: Privat
Matthias Prössl, Foto: Privat
Matthias Prössl, 53 Jahre, Geschäftsführer Projekt: Specialisterne Deutschland gemeinnützige UG Ort: Deutschlandweit Web: http://specialisterne.com/
Wie alles begann Als mein Sohn im Kindergarten war, wurde bei ihm ADS diagnostiziert. Für uns war diese Diagnose nie so ganz stimmig. Vor sechs Jahren, mit Eintritt ins Gymnasium, lautete die Diagnose dann: Asperger-Autismus. Für uns eine sehr viel stimmigere Aussage, die uns geholfen hat, anders mit ihm umzugehen, ihn an bestimmten Stellen gewähren zu lassen, weil es nicht anders geht, und an anderen Stellen zu unterstützen, wo es ihm nützt. Über meine familiären Beziehungen nach Dänemark bin ich damals auf den Dänen Thorkil Sonne und sein Projekt „Specialisterne“ aufmerksam geworden. Auch bei dessen Sohn wurde eine Form von Autismus diagnostiziert, und Thorkil erkannte bald, dass autistische Menschen oft mit überdurchschnittlichen intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet sind, allerdings im Zusammenspiel mit unterdurchschnittlichen Fähigkeiten im Bereich der Sozialkompetenzen. Ich habe mit Thorkil Kontakt aufgenommen, um mich über seine Idee auszutauschen. Vor zweieinhalb Jahren bekam ich seine Einladung zur Specialisterne- Konferenz in Kopenhagen. Thorkil hatte viele Anfragen für sein Konzept erhalten, nun war für ihn die Zeit gekommen, es zu verbreiten. 40 Teilnehmer aus 25 Nationen kamen dort zusammen. Seit Februar 2013 bin ich nun Geschäftsführer der Specialisterne Deutschland gUG. Warum ich das mache Ich habe meinen beruflichen Weg Anfang der 80er-Jahre in der IT-Branche begonnen. Mein damaliger Mentor war im Dialog brillant, aber er ging nie mit zum Essen. Bei der Begegnung auf dem Flur schaute er mich nicht an, stattdessen lief er mit dem Finger an der Wand entlang und schaute auf den Boden. Heute habe ich einen Namen für sein Verhalten – damals war es einfach nur ein schräger Vogel. Ich habe erlebt, dass diese Menschen im Laufe der Zeit ihre Daseinsberechtigung in Teilen der IT-Branche verloren haben. Auf einmal war der junge, dynamische, eloquente Entwickler gefragt, der auch gut präsentieren kann und teamfähig ist. Viele autistische Menschen sind genau das nicht – sie reden zu viel, sie reden zu wenig, sie sagen für unser Empfinden unpassende Dinge. Weil unsere sozialen Leitplanken immer enger werden, fallen diese Menschen oft aus den Unternehmen heraus, obwohl sie in einer Nische brillant sind und dort wertvolle Arbeit leisten. Autismus ist keine Behinderung – die Behinderung findet durch die Umwelt statt. Wenn man erkennt, dass hinter den Schwierigkeiten im Umgang eine spezielle Fähigkeit oder spezielles Nischenwissen liegt, fällt es leichter, tolerant zu sein. Was es bislang gebracht hat Menschen mit diesen speziellen Fähigkeiten verhelfe ich ins Berufsleben – gut achtzig Prozent sind arbeitslos –, allerdings sind nicht alle in unserem Markt arbeitsfähig. Aber wenn wir nur wenige Prozent erreichen und ihnen einen Job anbieten können, der ihren intellektuellen Fähigkeiten und Neigungen entspricht, ist schon viel gewonnen. Unser Modell sieht vor, dass diese Spezialisten bei uns in der Stiftung angestellt sind und wir sie als Consultant in ein Unternehmen vermitteln. Das ist in vielen Fällen schwierig, denn Arbeitsplätze für Autisten stehen in keinem Personalplan. Die Arbeitsumgebung ist für meine Mitarbeiter dann ideal, wenn sie hochindividuell ist. Wir schaffen diese Arbeitsplätze, indem wir die Unternehmen ausführlich beraten. Meine Consultants haben im Laufe der Zeit gelernt, sich anzupassen. Doch das ist anstrengend für sie. Arbeitsplätze, an denen sie sich nicht mehr verstellen müssen, sondern so sein können, wie sie sind, sind deshalb sehr wertvoll. Erst dann hat mein Mitarbeiter Ressourcen zur Verfügung, die er sonst nicht hat. Das ist der Gewinn.

Redaktions-Tipp: Die Autismus-App

LetMeTalk – die erste, internationale, professionelle, kostenfreie Applikation für Android für Special Needs, inbesondere für Menschen mit Autismus zur unterstützten Kommunikation. Pro Bono, Non Profit. Entwickelt von einem Team um Doreen Kröber, Mutter eines autistischen Sohnes. Let me Talk-App  

Wirtschaftlich teilen

Shareconomy verändert derzeit ganze Branchen. Die Musikund die Filmindustrie sind gute Beispiele. Doch auch andere Wirtschaftsbereiche sind von dem Sog der neuen Möglichkeiten erfasst, beispielsweise die industrielle Fertigung und der Energiesektor. Und überall entstehen unter dem Begriff des Teilens neue Geschäftsmodelle. Doch was bedeutet Teilen? Von Christoph Berger

„Wir teilen nicht, weil wir uns plötzlich alle lieb haben. Wir teilen, weil die IT und die Telekommunikation das Tor aufstoßen in diese neue Welt“, sagte der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Professor Dieter Kempf, in seiner Rede im Rahmen der CeBIT-Eröffnung dieses Jahr in Hannover. In dieser neuen Welt geht es ums Nutzen statt ums Besitzen: um die gemeinsame Nutzung von Techniken, Infrastruktur und Wissen. Dieses Prinzip nennt sich Share Economy – oder auch verkürzt Shareconomy. Bemühen wir das gern genutzte Beispiel des Car-Sharings: Wieso ein Auto kaufen, wenn es nur hin und wieder zum Einkaufen gebraucht wird? Billiger, profitabler und ressourcenschonender ist es, sich einen Wagen mit anderen zu teilen. Diese Idee ist auf vieles übertragbar – und der Gedanke, dass mit Teilen kein Geld verdient werden kann, ist falsch, wie Beispiele zeigen: Beim Car-Sharing betreiben Unternehmen Autoflotten, auf die Nutzer bei Bedarf zugreifen und dafür zahlen. Die Musik- und Filmindustrie hat nach schweren Zeiten mit Umsatzrückgängen aus dem Prinzip des Teilens ein erfolgreiches Vertriebsmodell gemacht. Bitkom-Präsident Kempf prophezeite in seiner Rede sogar das Verschwinden der Grenze zwischen Produzenten und Konsumenten. Der zentrale Akteur der Shareconomy werde der Prosumer. Der Kunde ist derjenige, „der sich an der Entwicklung des neuen Autos beteiligt, es später auch fährt, bewertet und gemeinsam mit dem Hersteller weiterentwickelt“.
Filmtipp BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf sprach auf der CeBIT 2013 über die Chancen der Shareconomy!
Der Begriff Shareconomy mag neu sein – laut dem US-Unternehmen Salesforce tauchte er erstmals im Dezember 2012 auf. Für Jan Stötzel, bei Fujitsu aus München für Services und Cloud Marketing zuständig, ist das Modell jedoch schon uralt: „Denken Sie nur an Flugzeuge. Viele Menschen teilen sich ein Verkehrsmittel, um an einen anderen Ort zu kommen. Oder an Energie: Kraftwerke versorgen ganze Regionen mit Strom.“ Er verbindet mit Shareconomy eher einen Wandel vom Produkt- hin zu einem Servicezentrismus. „Viele teilen sich einen Service, nicht jeder muss sich eine eigene Infrastruktur aufbauen“, erklärt er. Gezahlt wird jeweils, wie etwa im Car-Sharing-Modell, nach Bedarf. So entstehen nicht nur ganz neue Geschäftsmodelle, auch die Eintrittsbarrieren für junge Unternehmen sinken. Stötzel ist sich sicher, dass Unternehmen entstehen werden, an die man heute noch überhaupt nicht denkt. Wer hätte je daran geglaubt, dass ein Service, der das Teilen von Handtaschen organisiert, erfolgreich sein kann?

IT teilen

Auch die Cloud-Technologie ist ein Geschäftsmodell der Shareconomy: Unternehmen können sich bei Cloud- Anbietern den für sie geeignetsten Service suchen und konfigurieren ihn dann, bis er die für das jeweilige Geschäft nötigen Anforderungen erfüllt. Start-ups stehen Rechenleistungen zur Verfügung, die früher nur Großunternehmen betreiben konnten, sodass die jungen Firmen sich die IT-Infrastrukturen nicht mehr selbst aufbauen müssen. Sie brauchen kaum noch Hard- und Software, ausgegliedert wird bis zur IT-Adminstration. Die Unternehmen konzentrieren sich auf ihr Kerngeschäft. Was für Kunden und Unternehmen wie ein Segen klingen und einer Revolution gleichkommen mag – Kempf sprach von der „4. industriellen Revolution“ –, ist für die Anbieter der IT-Infrastrukturen eine enorme Herausforderung. Sie müssen eine Zugriffsgarantie und Ausfallsicherheit für ihre Services abgeben. Hochspezialisierte Mitarbeiter für Datenbankmodelle und Backend- Lösungen werden benötigt. Und auch die Themen Datenschutz, Verbraucherschutz, gewerblicher Rechtsschutz und Arbeitsrecht stehen jetzt auf der Agenda. „Denn unter dem Aspekt des Teilens spielt die Sicherheit der unternehmenseigenen Daten eine wichtige Rolle“, sagt Stötzel. Diese Vielfalt an neuen Möglichkeiten bietet auch IT-Absolventen eine riesige Spielwiese: Entweder teilen sie ihr Wissen mit einem Unternehmen – oder sie bringen gleich ihre eigene Idee auf den Markt. Das Prinzip der Shareconomy eröffnet für Einsteiger ganz neue Welten.
Professor Dieter Kempf nannte in seiner CeBIT-Eröffnungrede fünf Auswirkungen des Teilens auf die Wirtschaft: 1. In der Shareconomy entsteht eine neue Macht der Verbraucher. 2. In der Shareconomy werden die Grenzen zwischen Produzenten und Konsumenten nach und nach verschwinden. 3. In der Shareconomy spielt Unternehmensgröße nur noch eine kleine Rolle. 4. In der Shareconomy lösen sich die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem weiter auf. 5. In der Shareconomy funktioniert der alte Rechtsrahmen nicht mehr so richtig.

Start mit Scrum

Der Weg in die Projektverantwortung kann schnell gehen. Der Wirtschaftsinformatiker Marco Nürnberger wurde nach seinem Abschluss direkt in ein neues Projektteam integriert und übernahm dort die Rolle des Organisators, des sogenannten Scrum-Masters. Von Till Stueve, Datev

Im Jahr 2011 wurde bei Datev in Nürnberg ein neues Entwicklungsprojekt ins Leben gerufen. Im Rahmen der unternehmensweiten Bestrebungen zur Digitalisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen stand die Entwicklung einer automatisierten Schriftgutbearbeitung für „Datev pro“ auf dem Plan – der Posteingangsassistent. Ein Mitarbeiter der ersten Stunde ist Marco Nürnberger, der als Absolvent direkt von der Hochschule in das Projekt eingestiegen ist. Die Rahmenbedingungen für einen spannenden Karriereeinstieg konnten besser nicht sein: Das neu gegründete Team hatte – im Rahmen der unternehmensweit gültigen Entwicklungsstandards – freie Hand, sich zu organisieren und die Entwicklungsprozesse zu gestalten. Nachdem einige Teammitglieder eine Fortbildung über agile Softwareentwicklung besucht hatten, fiel die Entscheidung für Scrum. Dies ist ein Vorgehensmodell in der Entwicklung, das auf drei Prinzipien beruht: Die Methodik soll Transparenz schaffen, regelmäßig überprüfbare Funktionalität liefern und eine hohe Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gewährleisten.
Filmtipp In diesem Youtube-Video wird Scrum noch einmal im Schnelldurchlauf erklärt!
Die Initiative wurde von den Führungskräften wohlwollend unterstützt, auch mit Blick auf die positiven Erfahrungen aus anderen Teams. Es folgten einige Wochen mit vielen Diskussionen, teilweise auch schmerzhafter Natur. Hintergrund war die Adaption der Scrum-Methodik an die eigenen Bedürfnisse. Ein markantes Beispiel einer solchen Diskussion war die durch Scrum vorgegebene Fokussierung auf die Anwendersicht. „Scrum denkt den Entwicklungsprozess in sogenannten ‚User Stories‘“, erläutert Nürnberger. „Wichtig ist nur, was die Anwender brauchen und wollen. Dabei ist die Gefahr groß, dass wesentliche Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die hohen Sicherheitsanforderungen unseres Hauses, aus dem Blick geraten.“ Dementsprechend hat das Team schließlich bewusst die Vorgaben der reinen Lehre von Scrum durchbrochen. Neben dem Anwender sind nun auch andere Perspektiven, insbesondere aus Entwicklersicht, für User Stories zugelassen. Notwendige Entscheidungen über Architektur, Qualitätssicherung und Einbindung in die übergeordnete Anwendungsumgebung konnten so effektiver getroffen werden. Sehr gut kam dagegen die Erfahrung an, dass sich mit Scrum sehr schnell ein sicheres Gefühl für den Entwicklungsfortschritt einstellt. Durch die dreiwöchigen Entwicklungszyklen – Sprints genannt – kann das Team regelmäßig Zwischenbilanz ziehen, den Status quo prüfen und gegebenenfalls kurzfristig auf neue Anforderungen reagieren. Dreh- und Angelpunkt ist dabei die Retrospektive: Zum Ende eines Sprints kommt das Team immer zusammen, um den letzten Sprint zu analysieren. In erster Linie geht es dabei um Qualität und Verbesserungsmöglichkeiten der Arbeit und Prozesse. Der Termin wird vom „Scrum-Master“ vorbereitet und moderiert – für Nürnberger war es eine Überraschung, dass gerade er als Berufsneuling diese Rolle übernehmen sollte. „Das war natürlich schon eine besondere Ehre, dass die Kollegen mir das zugetraut haben – und am Anfang auch eine echte Herausforderung“, erinnert er sich zurück. „Bis dahin hatte ich kaum ein Meeting leiten müssen. Aber es hat mir viel Spaß gemacht, mich da reinzuknien und verschiedene Moderationsmethoden auszuprobieren.“ Allerdings warnt er davor, des Guten zu viel zu tun: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Einsatz von Kreativitätstechniken sorgfältig ausgewählt werden muss. Wenn man dem Team zu viele neue Methoden zumutet, gerät schnell das eigentliche Anliegen des Termins aus den Augen.“ Dennoch zeigt er sich überzeugt, dass es sehr sinnvoll ist, das von der Scrum-Community etablierte Muster hin und wieder zu durchbrechen. „Es geht ja nicht darum, die reine Lehre zu befolgen, sondern zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen.“ Für Nürnberger liegen die Vorteile von Scrum nicht nur in der höheren Reaktionsgeschwindigkeit und größeren Transparenz im Entwicklungsprozess. Vor allem bietet es den einzelnen Teammitgliedern viel Gestaltungsspielraum. „Ich bin als Scrum-Master natürlich direkt in die Organisation der Scrum-Prozesse involviert. Aber auch die anderen Teammitglieder können sich vielfältig einbringen.“ Die Verantwortung als Scrum-Master war für Nürnberger ein perfekter Einstieg ins Berufsleben: „Auch wenn es auf den ersten Blick überraschen mag: Ich habe meine mangelnde Berufserfahrung eher als positives Element erlebt. Für mich gab es keine Scheren im Kopf.“

Scrum

Scrum ist eine Vorgehensweise für Teams, die gemeinsam an komplexen Produkten arbeiten. Im Mittelpunkt steht dabei die Anwendersicht. Um für die späteren Nutzer eine bestmögliche Lösung zu entwickeln, wird in kleinen Schritten vorgegangen, das Projekt beziehungsweise das Produkt wird zerlegt. So kann nach jedem Schritt das Geschaffene diskutiert und unter Umständen mit Veränderungen reagiert werden. Scrum hat zwar einige Regeln für die Vorgehensweise und für die jeweiligen Projektakteure Aufgaben definiert, allerdings lässt die Struktur ausreichend Raum für innovative und kreative Ideen. Es heißt: Scrum nutzt die angeborenen Eigenschaften und Fähigkeiten des Menschen, um große Dinge gemeinsam zu tun.

Gezielt gegen den Krebs

In der Medizin wird seit Jahrzehnten an Therapiemethoden zur Bekämpfung von Krebs geforscht. Für einen führenden Medizingerätehersteller hat Brunel ein spezielles Embedded System entwickelt, das Medizinern neue Möglichkeiten bei der Behandlung bietet. Von Robert Uhde, für Brunel

Ziel jeder Strahlentherapie ist es, mit energiereicher Strahlung die Tumorzellen im Körper zu zerstören. Doch obwohl dabei versucht wird, ausschließlich den Krebs zu treffen, ist es letztlich nicht vermeidbar, dass auch gesundes Gewebe oder Organe angegriffen werden. Die Protonentherapie ist dazu eine Alternative, da sie diese Bereiche ausspart und Tumore gezielter mit positiv geladenen Wasserstoffkernen behandelt. Dadurch lassen sich Nebenwirkungen reduzieren. Für einen führenden Hersteller medizinischer Geräte und Software für die Strahlentherapie hat Brunel Communications, ein Entwicklungszentrum für Embedded Systems mit Sitz am Standort Hildesheim, ein Auswertungssystem zur Erfassung der exakten Position des Protonenstrahls entwickelt: „Mit unserer Messwertverarbeitung werden die vorliegenden Daten unmittelbar vor der Anwendung noch einmal überprüft, um die verschiedenen Parameter über eine zentrale Steuerung gegebenenfalls noch einmal nachjustieren zu können“, beschreibt Francisco Matesanz, Leiter von Brunel Communications, das grundlegende Prinzip des eingebetteten Systems. Für eine optimierte Ausrichtung wird der Protonenstrahl zunächst durch eine Ionisationskammer geleitet, in der zwei um neunzig Grad versetzte Goldfolien angeordnet sind. „Dabei werden kleinste Ströme mit maximal 500 Nanoampere erzeugt, um so die genauen X- und Y-Koordinaten des Protonenstrahls erfassen und anschließend digitalisieren zu können“, erklärt Matesanz. „Zur Filterung der Ströme haben wir eine spezielle Hardware basierend auf einem Xilinx Virtex-6-FPGA entwickelt, in dem eine System-on-Chip-Plattform mit drei eingebetteten Prozessoren implementiert wurde.“ Diese integrierten Schaltkreise, in die logische Schaltungen programmiert werden können, erlauben neben einem geringeren Kosten- und Energieverbrauch vor allem die Miniaturisierung des eingebetteten Systems. Das anspruchsvolle Projekt wurde 2011 gestartet und ist inzwischen formal abgeschlossen. Zu der eigentlichen Softwareprogrammierung kamen dabei noch weitere Arbeitsschritte: „In enger Absprache mit der Elektronikentwicklung haben wir zunächst den genauen Funktionsumfang der Software definiert und eine entsprechende Architektur entwickelt“, berichtet Matesanz. Erst dann erfolgte die eigentliche Implementierung in der vorgesehenen Programmiersprache. „Parallel dazu haben wir mit der Hardware-Entwicklung sowie der Umsetzung der Schaltungen in ein Layout begonnen. Nach ausführlichen Tests konnte die Software schließlich in die Elektronik integriert und beides im Zusammenspiel unter realitätsnahen Situationen ausführlich getestet werden.“ Eine Aufgabe für Spezialisten Die Ausgliederung der Entwicklungsarbeit an einen externen Dienstleister bot dem Hersteller den Vorteil, kurzfristig und für eine befristete Zeit auf eine komplette Entwicklungsorganisation inklusive der dazu erforderlichen technischen Infrastruktur zurückgreifen zu können. Seitens Brunel waren dabei rund zwanzig Mitarbeiter beteiligt, darunter Hardware- und Software- Entwickler, Test- und Verifikationsingenieure sowie Projektleiter. Zu den größten Herausforderungen für das Team zählten insbesondere das Messen von sehr kleinen Strömen in einem stark gestörten EMV-(Elektromagnetische Verträglichkeit)Umfeld sowie die Verarbeitung der Datenströme in Echtzeit. „Darüber hinaus mussten die verschiedenen digitalen Funktionen in einem komplexen System-on-Chip integriert werden“, erklärt Matesanz. Ein weiterer Baustein war die ausführliche Dokumentation sämtlicher Entwicklungsschritte. „Damit ist sichergestellt, dass die Maßnahmen jederzeit nachvollziehbar sind und unser Auswertesystem den hohen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen zur Entwicklung von medizinischen Produkten genügt.“ Um die verschiedenen Aufgaben zu bewältigen, sollten die Mitarbeiter neben konzeptionellem Denken insbesondere ein hohes Bewusstsein für sicherheitsrelevante Projekte sowie die Fähigkeit zum prozessgeführten Arbeiten mitbringen. Zudem war ein umfangreiches Know-how bei der Entwicklung von hochkomplexen Designs der Hardwarebeschreibungssprache VHDL und bei echtzeitfähigen Software- Applikationen sowie beim Design von aufwendigen analogen Schaltungen und bei der normenbasierten Dokumentenerstellung gefordert. Nicht zu vergessen die Teamfähigkeit: „Bei einer Projektgröße von 20 Mitarbeitern sind regelmäßige Projektmeetings und gemeinsame Besprechungen der weiteren Entwicklungsschritte an der Tagesordnung“, erklärt Matesanz. Um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können, achtete Brunel darauf, dass die Teams sowohl mit erfahrenen Mitarbeitern als auch mit hochmotivierten Hochschulabsolventen besetzt waren. Die Absolventen sollten dabei ähnliche Voraussetzungen wie die langjährigen Mitarbeiter mitbringen und gute technische Kenntnisse in den geforderten Fachrichtungen haben. Matesanz fügt aber auch an: „Fehlende Berufserfahrung kann bei uns in vielen Fällen durch Fachpraktika oder andere Qualifikationen ersetzt werden.“ Das Endprodukt hat bereits das Marketing- Approval. Die Zulassung der behördlichen Lebensmittelüberwachung und der Arzneimittelzulassungsbehörde der USA zur Betreibung der Anlage wird noch für dieses Jahr erwartet.
Filmtipp Medizininformatiker und Biochemiker Thomas Kühne ist Experte für Informationstechnologie in der Medizin. Er erklärt, was er sich unter der Medizin der Zukunft vorstellt!

Das liebe Geld

Seit 1999 untersucht die IG Metall die Gehaltsentwicklung in 16 typischen Jobfamilien der ITK-(Informatik und Telekommunikations-)Branche mit insgesamt 74 Jobs. In diesem Jahr stellte die Gewerkschaft ihre Ergebnisse auf der IT-Messe CeBIT in Hannover vor. Die Zahlen weisen zum Teil starke Unterschiede zwischen den einzelnen Jobfamilien auf. Von Christoph Berger

Die Zeichen stehen auf Wachstum. Das ist ein Ergebnis der 15. Entgeltanalyse „Verdienstmöglichkeiten in der ITKBranche“ der IG Metall. Die Gewerkschaft hat dazu Daten aus 146 Betrieben der Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche mit insgesamt über 170.000 Beschäftigten zusammengetragen. Knapp 32.000 Nennungen von effektiven Jahresbruttogehältern hat sie dabei erhalten. Insgesamt weist die Branche ein Wachstum von 2,8 Prozent aus. Das spiegelt sich zum Teil auch in den Gehältern wider. Die Entgelterhöhungen über alle Stufen hinweg legten um zwei Prozent zu – sie liegen im Vergleich zu anderen Branchen sowieso schon auf einem hohen Niveau. Auch die Zahl der ITK-Beschäftigten stieg an: Etwa 886.300 Menschen arbeiten in der Branche. Die Umfrage zeigt zudem, dass der Bedarf an IT-Fachkräften deutlich gestiegen ist. Diese Entwicklung wird sich laut der IG Metall auch in diesem Jahr fortsetzen. Es wird ein Umsatzplus von 1,6 Prozent auf 154,3 Milliarden Euro erwartet. Die höchsten Einkommenszuwächse hatten Mitarbeiter in Callcentern sowie kaufmännische Angestellte. Mitarbeiter in Vertrieb und Verwaltung profitierten ebenfalls von einem Anstieg. Ihr Plus ist größer als das von Beratern, Softwareentwicklern und Projektmanagern. Allerdings starten die einzelnen Berufe von ganz unterschiedlichen Niveaus: Während Junior-Berater mit durchschnittlich 42.614 Euro vergütet werden, Junior-Entwickler im Hardware-Bereich 43.521 Euro erhalten und Projekt- Manager auf der ersten Stufe 49.528 Euro bekommen, haben Junior-Kundenbetreuer von Callcentern nur 34.132 Euro auf ihrem jährlichen Gehaltszettel stehen. Mit einem höheren Einkommen steigen nur noch Trainingsfachkräfte ein. Sie verdienen im Mittelwert 49.960 Euro. Junior-Marketing-Spezialisten liegen mit 47.969 Euro an dritter Position der Rangliste. Wer sich langfristig ein hohes Gehalt wünscht, sollte im Vertrieb ein- und aufsteigen. Vertriebsleiter verdienen durchschnittlich 111.725 Euro im Jahr und führen die Liste an. An zweiter Stelle folgen Leiter in der Beratung mit 98.801 Euro, Marketingleiter haben 97.701 Euro zur Verfügung, Leiter von Rechenzentren 96.369 Euro, Leiter im Bereich Software- Engineering 95.836 Euro und deren Kollegen im Hardwarebereich immerhin noch 95.766 Euro. Langfristig gesehen schneiden am schlechtesten Senior- Kundenbetreuer ab: Sie verdienen 63.472 Euro im Jahr. Basis aller Daten ist eine 35-Stunden-Woche.

Mein Bewerbungsgespräch bei: Google

Ein Kollege von der Universität hatte einige Zeit vor mir bei Google begonnen und erzählte mir von den spannenden und interessanten Projekten des Unternehmens. Schließlich fragte ich ihn, ob er mich intern empfehlen könne, und er willigte ein. Ich erhielt eine Mail, in der mir mitgeteilt wurde, dass jemand denkt, ich würde gut in das Unternehmen passen. Und kurze Zeit später rief mich schon eine Recruiterin an. Von Thomas Jörg

Profildaten Name: Thomas Jörg Geburtsjahr: 1980 Hochschulabschluss als: Diplom-Informatiker mit anschließender Promotion Warum Google? wegen der Qualität der Produkte Bewerbung als: New Grad Software Engineer Bewerbungsweg: Empfehlung Wann war das Vorstellungsgespräch: Im Februar 2012 Wann war Arbeitsbeginn: Im April 2012
Sie informierte mich über den Bewerbungsprozess, erzählte mir einiges zu Google als Arbeitgeber und gab mir Tipps zu den später folgenden Interviews. Sie sagte mir, dass ich die Gespräche ausschließlich mit Engineers führen werde und der Anteil technischer Fragen daher sehr hoch sei. Also beschäftigte ich mich zur Vorbereitung noch einmal intensiv mit Algorithmen und Datenstrukturen und übte das Präsentieren kleiner Programme am Whiteboard. So kam es dann zum ersten Telefoninterview. Dabei hatte ich über ein geteiltes Google-Drive-Dokument eine kleine Aufgabe zu lösen. Bei Google konnte man während der Lösungszeit sehen, was ich in das Dokument tippte, wie ich also bei der Problemlösung vorging. Außerdem ging es bei den Fragen um meine Erfahrungen mit Bugs, also mit Programmierfehlern, und inwieweit ich mich damit schon beschäftigt habe. Auf das Telefoninterview folgte ein gut organisierter Interviewtag im Münchener Büro des Unternehmens, an dem ich fünf intensive Gespräche zu führen hatte. Dabei musste ich unter anderem das Systemdesign eines größeren Systems skizzieren und in Coding-Interviews detaillierte Probleme lösen. Meine Vorbereitung zahlte sich aus. Natürlich war ich zu Beginn des Tages ein wenig aufgeregt, aber ich hatte in sämtlichen Gesprächen keinen Hänger, konnte die meisten Fragen schnell beantworten und hatte so am Abend ein gutes Gefühl. Die von anderen Unternehmen gern gestellten Stärke-Schwäche-Fragen blieben mir erspart. Insgesamt gefiel mir, dass ich den gesamten Tag über nie alleine gelassen wurde – selbst in der Mittagszeit wurde ich zum Essen mitgenommen und fühlte mich daher gut aufgehoben und betreut. Ein direktes Feedback bekommt man an diesem Tag noch nicht. Das folgte nach etwa einer Woche in schriftlicher Form. Daraus erfuhr ich dann, dass tatsächlich alles gut gelaufen war, und in einem weiteren Telefonat erhielt ich ein Jobangebot. Da Google mein Favorit unter den laufenden Bewerbungen und das Angebot sehr gut war, sagte ich schnell zu. Interessant finde ich, dass jede Einstellung von unterschiedlichen Komitees abgesegnet wird. Selbst Larry Page, der CEO des Unternehmens, wird darüber informiert. Der Job ist perfekt, denn ich lerne sehr viele unterschiedliche Projekte kennen. Zu Beginn arbeitete ich an einer internen Anwendung zur Steuerung von Produkt-Launches. Anfang des Jahres habe ich das Team gewechselt und arbeite nun an einer internen Suchmaschine.