Die Stabilität des Geldes sichern, das ist die Hauptaufgabe der Bundesbank. Das unterscheidet sie von den anderen Finanzinstitutionen. Für den Personalvorstand Dr. Johannes Beermann liegt hierin die Faszination seiner Arbeit, wie er im Interview erklärt. Die Fragen stellten Christoph Berger und André Boße.
Zur Person
Dr. Johannes Beermann, Foto: Deutsche Bundesbank
Dr. Johannes Beermann, 1960 in Emsdetten geboren, studierte in München Rechtswissenschaften. Bis zu seiner Promotion in Münster zum Dr. jur. im Jahr 1990 war er zwei Jahre Referent im damaligen Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Dann übernahm er bis 1992 eine Tätigkeit im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und in der Sächsischen Staatskanzlei, bevor er Leiter des Büros des Generalsekretärs der CDU Deutschland, Peter Hintze, wurde.
Es folgten Positionen als Staatsrat beim Senator der Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund sowie als Rechtsanwalt. 2008 wurde er Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und ein Jahr später Staatsminister und Chef der Staatskanzlei des Freistaats Sachsen. Zum Januar 2015 wurde Beermann in den Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen. Dort ist er für die Bereiche Personal sowie Verwaltung und Bau und das Beschaffungszentrum zuständig.
Herr Dr. Beermann, seit Anfang 2015 sind Sie Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Geht für Sie damit ein Jugendtraum in Erfüllung, oder hat sich dieses Karriereziel erst in den letzten Jahren herauskristallisiert?
Als junger Mensch fasst man das Karriereziel „Vorstand bei der Bundesbank“ sicher nicht ins Auge – zumal es in meiner Jugend auch noch keinen Bundesbank-Vorstand gab, sondern noch die Landeszentralbanken und ein Direktorium. Hinzu kommt, dass man sich auf die Stelle nicht bewerben kann, man wird vom Bundespräsidenten entweder auf Vorschlag der Bundesregierung oder des Bundesrates für diese Aufgabe bestellt.
Was aber richtig ist: Ich wollte schon immer an entscheidender Stelle Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen. Das habe ich auch in meinen vorherigen Funktionen, unter anderem als Staatsminister in Sachsen, getan. In gewisser Hinsicht ist die Position also auch die Erfüllung eines Jugendtraums.
Sie sind selbst Einsteiger bei der Bundesbank. Wie ist Ihr Eindruck der ersten Monate?
Ich finde hier ein riesiges Erfahrungswissen vor. Wir haben ein hervorragendes Daten- und Wissensmanagement. Und es besteht eine Unternehmenskultur, in der erfahrene Fach- und Führungskräfte ihr Wissen an Nachwuchskräfte und Einsteiger weitergeben. Dies ist deshalb so wichtig, weil wir als Zentralbank in weiten Teilen ein exklusives Geschäft betreiben.
Wir müssen also vielfach unsere eigene Expertise entwickeln. Diese muss dann aber auch weitergegeben werden. Gepaart ist das Erfahrungswissen mit Innovationskraft. Vor allem unsere Einsteiger, die mit frischem Wissen kommen und die etablierten Prozesse hinterfragen, treiben diese voran. An dieser Mischung aus Erfahrung und Innovation arbeiten wir jeden Tag neu. Gerade deswegen ist es uns so wichtig, regelmäßig Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Die etwa 100 Hochschulabsolventen jährlich sorgen für frischen Wind.
Nicht nur die Einstiegsphase, auch Ihr Job an sich ist sehr zeitintensiv. Was unternehmen Sie, um selbst eine gesunde Balance aus Arbeit und Freizeit hinzubekommen?
Ich gehöre zur Generation der Babyboomer, uns wurde das Thema Work-Life-Balance nicht in die Wiege gelegt. Wir haben von unseren Vorgängern noch einen anderen Arbeitsethos übernommen – was sicher auch mit einer gewissen Konkurrenzsituation zu tun hatte. Ich weiß aber natürlich, dass die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben gerade für die Generation Y ein besonderes Gewicht hat. Das muss man im Management auch leben. Neben meinen zeitintensiven Aufgaben versuche ich daher, ein Privatleben zu führen, ein bisschen Sport zu treiben und mit den Menschen, die mir wichtig sind, etwas zu unternehmen.
Sie stehen als Arbeitgeber in direkter Konkurrenz zu den Privatbanken und zur Europäischen Zentralbank (EZB). Wie gelingt es Ihnen trotzdem, die besten Leute zur Bundesbank zu holen?
Wir haben eine andere Grundvoraussetzung. Wir sind eine verfassungsrechtlich garantierte Institution, der zentrale Aufgaben für ein demokratisches Gemeinwesen übertragen wurden. Dabei geht es bei uns nicht nur um Geld und Verdienst. Wir gestalten zum Beispiel die Geldpolitik im Euroraum mit, engagieren uns für ein stabiles Finanzsystem und sorgen für einen reibungslosen Zahlungsverkehr. Wir sind für die Stabilität des Geldes verantwortlich und begreifen uns sowohl als Bank der Banken wie auch als Hausbank des Staates. Damit unterscheiden wir uns von Privatbanken.
Und trotzdem sind wir eben eine Bank, nicht eine gewöhnliche Behörde. Mit diesem einzigartigen Aufgabenprofil sind wir interessant für alle, die eine anspruchsvolle, spannende und gleichzeitig dem Gemeinwohl verpflichtete Tätigkeit suchen. Die Elemente des Bankings werden bei uns mit Elementen staatlicher Verantwortung verknüpft. Die EZB begreifen wir dabei nicht als Konkurrenten. Im Gegenteil: Wir sind Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken, arbeiten eng mit der EZB und den anderen Nationalen Zentralbanken zusammen, haben ein gemeinsames Leitbild und institutionalisierte Personalaustauschprogramme.
Die Arbeit der Bundesbank findet dabei auch immer im Spannungsfeld mit der Politik statt. Wo liegen hier die Vorteile, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?
Wir sind nach dem Gesetz von tagespolitischen Entscheidungen unabhängig. Die Politik stellt uns lediglich den Ordnungsrahmen, innerhalb dessen wir uns unabhängig und selbstständig bewegen. Wir müssen uns also keiner politischen Doktrin unterordnen, das ist ein Privileg. Wir können Fragestellungen aufwerfen, sie diskutieren und unsere Meinung äußern. Natürlich ist das auch eine große Herausforderung, die uns vor den Anspruch stellt, unsere Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit gut zu begründen. Das Sachargument steht also im Vordergrund. Für uns gilt es dann, diese sachliche Komponente in einem politischen Umfeld so zu platzieren und zu präzisieren, dass sie die entsprechende Wirkung entfaltet.
Trotz aller Sachlichkeit und Präzision in den Entscheidungen: Müssen sich Einsteiger bei aller Komplexität des Systems darüber Gedanken machen, den Durchblick zu verlieren?
Nein, mit Sicherheit nicht. Der – auch kontroverse – Diskurs über Inhalte ist grundsätzlich positiv zu sehen. Er hilft dabei, neue Ideen zu entwickeln und die Tragfähigkeit der eigenen Argumente zu erkennen. Unseren Beschäftigten dient die klare Fokussierung der Bank als Anker in dieser immer komplexer werdenden Welt. Alle Aktivitäten sind am Stabilitätsziel ausgerichtet. Damit ist in erster Linie die Preisniveaustabilität gemeint, aber auch die Stabilität des gesamten Finanz- und Währungssystems. Darauf bereiten wir unsere Nachwuchskräfte gut vor. Wir bieten unter anderem einen eigenen Bachelorstudiengang im „Central Banking“ an sowie Einstiegsprogramme für Masterabsolventinnen und -absolventen. Wer bei uns anfängt, wird nicht alleingelassen, sondern kommt in eine Wissens- und Erfahrungsgemeinschaft, die sich über viele Jahrzehnte entwickelt hat und in der man sehr schnell lernt.
Zum Unternehmen
Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Damit ist sie die „Bank der Banken“. Juristisch betrachtet ist sie eine bundesunmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Zusammen mit anderen nationalen Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank ist sie für den Euro verantwortlich. Ihr oberstes Ziel ist es, die Stabilität des Preisniveaus zu sichern. Um dem Zusammenwachsen der internationalen Finanzmärkte und den Innovationen im Zahlungsverkehr- und Finanzbereich Rechnung zu tragen, hat die Bundesbank fünf Kerngeschäftsfelder identifiziert: Sie sorgt für stabiles Geld und für ein stabiles Finanz- und Währungssystem, sie ist maßgeblich an der Bankenaufsicht beteiligt, sie kümmert sich um einen reibungslosen Zahlungsverkehr und auch darum, dass immer Bargeld in ausreichender Menge und guter Qualität vorhanden ist.
Die Bundesbank beschäftigt in ihrer Zentrale in Frankfurt am Main, in neun Hauptverwaltungen und bundesweit in 38 Filialen rund 10.000 Menschen (Stand April 2015).
Weltraumrechtler sind vielseitige Berater nicht nur bei rechtlichen Fragen. Idealerweise verfügen sie auch über ausgeprägte Fähigkeiten für die Kommunikation mit Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Lenkern aus der Privatwirtschaft wie der Politik gleichermaßen – und das alles auf internationalem Parkett. Von Dr. Oliver Heinrich, Rechtsanwalt und Partner, BHO Legal, Köln
Wem gehört der Mond? Diese Frage wird häufig als erstes mit dem Thema Weltraumrecht verbunden. Bis es aber Niederlassungen auf dem Erdtrabanten gibt, können Juristen hiermit kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten. Die Haupttätigkeit des Weltraumrechtlers liegt in „bodenständigeren“ Rechtsgebieten, ähnlich anderen Wirtschaftsbereichen. Auch der Weltraumrechtler entwirft Verträge und begleitet Vertragsverhandlungen. Immer wieder geht es um Haftungsfragen und Lizenzvereinbarungen zur Nutzung geistigen Eigentums. Aber selbst bei regelmäßigen und viel beachteten Flügen, wie zum Beispiel von Alexander Gerst zur ISS, gilt: Raumfahrt ist nie Routine. Sie ist riskant, extrem teuer, erfordert enormes Fachwissen und ist sprichwörtlich brandgefährlich. Misslingt der Start einer Rakete zur Platzierung von Satelliten, summiert sich der finanzielle Verlust schnell auf mehrere hundert Millionen Euro. Die Haftungsfrage hat damit enorme Bedeutung.
Daneben ist Raumfahrt vor allem Wissenschaft und Forschung. Damit sind Fragen zur Übertragung geistiger Eigentumsrechte besonders kritisch. All diese Fragen können meist nicht allein auf juristischer Ebene entschieden werden. Vielmehr ist ein intensiver Austausch mit den jeweiligen Wissenschaftlern, Ingenieuren und Versicherungsexperten nötig. Auch spielen Fragen der Unternehmensentwicklung eine Rolle, denn geistiges Eigentum kann leicht einen Großteil des Unternehmenswertes ausmachen und die Haftung für den Satellitenverlust ein Unternehmen ruinieren. Umfassende juristische Beratung zu Weltraumprojekten betrifft daneben auch haushaltsrechtliche Fragestellungen, zum Beispiel, ob ein Projekt durch einen Auftrag oder eine Förderung realisiert wird. Dies wiederum wirft Fragen des Wettbewerbs-, Beihilfe- und Vergaberechts auf. Spätestens seit dem Einzug der Raumfahrtpolitik in den Vertrag von Lissabon sind auch vertiefte Kenntnisse des Europarechts für Weltraumrechtler unerlässlich. Wie die Raumfahrt selbst wird auch der Bereich des Weltraumrechts nie zur Routine.
Mit neuen Technologien ergeben sich immer wieder neue Herausforderungen. Vor allem in den USA läuft die Privatisierung der bemannten Raumfahrt seit einigen Jahren auf Hochtouren – aber auch Europa erkennt die Relevanz des Weltraums für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Damit erschließen sich neue Anwendungsfelder, es kommt zur Überschneidung von Technologiebereichen, und gänzlich neue, innovative Unternehmen betreten den Bereich der Raumfahrt. Der Konkurrenzdruck und der Wettbewerb steigen. Mit neuen Unternehmen und neuen Tätigkeiten ergeben sich neue Rechtsfragen – Fragen des Weltraumtourismus bekommen praktische Relevanz. Und mit Überlegungen zur Rohstoffsuche auf Himmelskörpern könnte die Frage zum Eigentum am Mond dann vielleicht doch früher als erwartet von großer wirtschaftlicher und rechtlicher Bedeutung sein.
Seerecht ist nicht nur ein vielfältiges, sondern auch ein bedeutsames Arbeits- und Rechtsgebiet. Ob es um die Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens oder die Freiheit und Sicherheit der Meere geht: Juristen müssen sich den unterschiedlichsten Problemen und Fragen stellen. Jedoch fehlen jetzt schon kundige Anwälte – für den Nachwuchs also beste Aussichten auf eine spannende Karriere. Von Thomas Wanckel
Gern wird darauf verwiesen, dass die Meere rund 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken und für den Warentransport von erheblicher Bedeutung sind. Man denke nur an die immer größer werdenden Containerschiffe, die inzwischen bei einer Länge von fast 400 Metern mehr als 13.000 Standardcontainer transportieren können. Auch als Nahrungs- und Rohstofflieferanten sowie für die Windenergie werden die Ozeane immer wichtiger. Besonders in Deutschland, das die Energiewende auch mit Hilfe der Windenergie schaffen will und 80 Prozent seiner Exporte über See abwickelt, werden schon heute mehr Seerechtsjuristen gebraucht, als derzeit an den Universitäten die knappen Vorlesungsangebote nutzen.
Daher bietet die Universität Hamburg nach einigen Testläufen zum Wintersemester 2012/13 endlich einen neuen Schwerpunktbereich „Maritimes Wirtschaftsrecht“ an. Der als Wahlschwerpunkt angebotene einjährige Studiengang ist Bestandteil der Ausbildung zur juristischen Staatsprüfung und umfasst die ganze für Kenner spannende Materie. Danach wird sich der Jurist entscheiden müssen, ob er sich dem öffentlichen Seerecht, also insbesondere dem Seevölkerrecht, zuwenden möchte oder eher dem privaten Seehandelsrecht. Stichwörter für den Regelungsbereich des öffentlichen Seerechts sind zum einen die schon erwähnte Nutzung und Ausbeutung des Meeresbodens, aber auch der Meeresoberfläche durch Offshore- oder Windenergieanlagen, insbesondere die Freiheit und Sicherheit der Meere, die durch die ansteigende Piraterie derzeit massiv gefährdet sind.
Juristen werden sich dem Problem nicht nur im Strafrecht, sondern auch etwa bei Fragen der Bewaffnung von Schiffsbesatzungen oder der Marineeinsätze stellen müssen. Das privatrechtliche Seerecht gerät immer wieder bei Schiffskatastrophen in den Fokus der Öffentlichkeit. Zuletzt im Rahmen der Havarie des deutschen Containerschiffes „MSC Flaminia“, das auf dem Nordatlantik Feuer fing, nahezu ausbrannte und nur mit Mühe in den neuen Tiefseehafen Wilhelmshaven geschleppt werden konnte. Seerechtler werden zu klären haben, wer für die erheblichen Schäden an Schiff und Ladung und für die Kosten der Bergung des Schiffes aufkommen muss.
Da das Seerecht immer auch einen internationalen Bezug hat, werden sich angehende Seerechtler nicht nur sprachlich – sehr gute Englisch-Kenntnisse sind ein absolutes Muss –, sondern auch fachlich im anglo-amerikanischen Raum weiterbilden müssen.
[quote_center]DVIS Deutscher Verein für Internationales Seerecht: www.seerecht.de[/quote_center]
Welche besonderen Anforderungen werden an die anwaltliche Beratung gestellt, wenn in den Printmedien oder im Internet Persönlichkeitsrechte verletzt werden, und wie können solche Rechte bei der Vertragsgestaltung im Zusammenhang mit Filmen oder Werbeverträgen geschützt werden? Solche Fragen zu klären ist die Aufgabe von Juristen, die sich auf Persönlichkeitsrecht spezialisiert haben. Von Prof. Dr. Ralf Kitzberger LL.M., Partner der Kanzlei Grub Frank Bahmann Schickhardt Englert in Ludwigsburg
Der Schutz der Persönlichkeitsrechte in der anwaltlichen Praxis ist äußerst vielfältig. Er umfasst Anfragen von Unternehmern, die sich gegen die Berichterstattung einer regionalen Zeitung wenden, Darstellungen in Bewertungsportalen, bei denen sich die Bewerteten zu Unrecht schlecht bewertet fühlen, die Verwendung von Fotografien eines Musikstars beim Badeurlaub in der Boulevardpresse, die nicht erlaubte Verwendung von Fotografien zu Werbezwecken bis hin zur Eintragung von Marken und Vertragsverhandlungen bei Testimonialverträgen, bei denen bekannte Persönlichkeiten sich als sogenannte Werbebotschafter zur Verfügung stellen.
Insgesamt lässt sich die Tätigkeit in zwei Bereiche einteilen. Zum einen die beratende und die gestaltende Tätigkeit, insbesondere im Zusammenhang mit Vertragsabschlüssen, zum anderem die Geltendmachung von Ansprüchen wie beispielsweise Unterlassungs- und Schadensersatzansprüchen bei negativer Darstellung in der Öffentlichkeit. Bei unliebsamer Berichterstattung hat in den letzten Jahren insbesondere das Internet die bis zu diesem Zeitpunkt bekannten Strategien ad absurdum geführt, da durch das Internet anders als bei den ursprünglichen Medien, wie zum Beispiel im Printbereich, eine weltweite, dauerhafte Verbreitung in kürzester Zeit möglich ist. Gerade soziale Netzwerke haben eine große Öffentlichkeit und können zu einem Prangereffekt beitragen, der einer Person oder einem Unternehmen nachhaltig schadet. Nicht zuletzt deshalb stellt sich daher hier immer wieder die Frage „Bin ich diesem ‚Mob‘ schutzlos ausgesetzt?“. Grundsätzlich ist dies nicht der Fall. Was offline gilt, gilt regelmäßig auch online. Dabei ist notwendig, dass in einem möglichst frühen Stadium, wenn möglich mit dem Entstehen der kritischen Informationen und vor der Verbreitung im Internet, Maßnahmen ergriffen werden müssen. Dies setzt ein Frühwarnsystem voraus und ein regelmäßiges Monitoring. Dabei ist eine Abwägung vorzunehmen zwischen den juristischen Maßnahmen, die ergriffen werden können, und der Schädigung der Reputation durch juristische Maßnahmen.
Die Tätigkeit im Bereich der Persönlichkeitsrechte erfordert detaillierte Kenntnisse über das Recht am eigenen Bild, Markenrecht, Presserecht, Namensrecht, aber auch über das Urheberrecht. Es empfiehlt sich frühzeitig, bereits während des Studiums oder des Referendariats, Praxiserfahrung in einschlägigen Kanzleien zu sammeln. Nicht blenden lassen sollte man sich durch den „Promi-Faktor“. Die Tätigkeit im Bereich des Persönlichkeitsrechts findet sehr häufig im Hintergrund statt und erfordert aufgrund der häufig nur geringen Reaktionszeit, die zur Verfügung steht, eine ständige Erreichbarkeit auch an Wochenenden. Wer sich davon nicht abschrecken lässt und über fundierte Rechtskenntnisse und Einsatzwille verfügt, kann für sich ein interessantes Tätigkeitsfeld entwickeln.
Zukunft. Pharma 4.0 ist keine neue App für Patienten, sondern steht für die Zukunft der pharmazeutischen Industrie. Mithilfe von intelligenten Fabriken, dem Internet der Dinge und Big Data ist es schon heute möglich, die Produktion transparent zu machen und zu optimieren. Die Forscher stehen vor der Herausforderung, sich intensiv in Themen wie Digitalisierung und Sensorik hineinzudenken. Im Gegenzug hört die Forschung nicht mehr auf, wenn die Produktion beginnt.
Amanda Palmer, 39, ist nicht nur eine beliebte Sängerin und Musikern, sondern auch Pionierin des Crowdfundings. Nun hat Palmer ein Buch darüber geschrieben, wie hilfreich es ist, mit guten Fragen um Hilfe zu bitten: „The Art of Asking“. Amanda Palmer ist mit dem Autor Neil Gaiman verheiratet, das Interview gab sie uns nur wenige Tage vor der Geburt ihres ersten Kindes. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Amanda Palmer, geboren 1976 in New York, studierte Theaterwissenschaften und gründete 2000 ihre erste Band, das Duo The Dresden Dolls. Nach der Trennung startete sie eine Solokarriere, zudem ging sie zurück an die Uni, um mit ihrem alten Professor an einem Theaterstück zu arbeiten. Ihre Lieder nimmt sie häufig alleine mit der Ukulele auf. 2012 finanzierte sie eine neue Platte mit Hilfe der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“; sie sammelte auf diesem Weg die Rekordsumme von fast 1,2 Millionen Euro.
Mrs. Palmer, warum fällt es eigentlich vielen so schwer, andere um Hilfe zu bitten?
Die meisten haben Angst. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, vor anderen Menschen Angst zu haben, dass uns dieses Gefühl daran hindert, mit anderen in Kontakt zu treten und sie zu fragen.
Wie gehen Sie mit dieser Angst um?
Ich konfrontiere mich direkt mit der Angst. Und: Ich akzeptiere die Möglichkeit, dass meine Bitte nach Hilfe nicht erhört wird. Die Strategie ist: Man fragt ganz ehrlich und möglichst offen, man ist damit einverstanden, wenn die Antwort „Nein“ heißt, und man versucht, wenn nötig, anders ans Ziel zu kommen. Viele erfolgreiche Manager handeln auf diese Art und Weise.
Wie haben Sie denn die Kunst des Fragens gelernt?
Oh, ich musste ein 300 Seiten dickes Buch schreiben, um das zu lernen.
Okay, dann bitte ein kurzer Ratschlag für alle, die diese Kunst noch nicht beherrschen.
Eine wichtige Voraussetzung ist Neugier. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine geschäftlichen Angelegenheiten als Musikerin und meine Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, Hand in Hand mit ganz anderen, nämlich seelischen Themen gingen. Mein Weg in die Meditation und meine Neugier für meine Persönlichkeitszüge und das Miteinander der Menschen haben mein Business geprägt. Ich denke, man kann diese Dinge nicht trennen.
Kann Ihre Methode des um Hilfe Fragens auch in großen Unternehmen funktionieren?
Absolut. Unternehmen, die authentisch mit ihren Kunden in Kontakt kommen, wirklich zuhören und nach Feedback fragen, werden erfolgreich sein. Wir Menschen mögen es, wenn man uns ernst nimmt und wir echte Beziehungen zu anderen aufnehmen können. Wer fragt, ist nach der Frage sehr häufig weniger allein. Das gilt in einer Ehe, in der Familie – und natürlich auch im Geschäfts- und Arbeitsleben.
Was raten Sie einer Nachwuchskraft, die ihren eigenen Weg gehen möchte, aber immer wieder auf skeptische Stimmen trifft?
Wenn Menschen einem jungen Menschen niemals skeptisch gegenüberstehen, dann befindet dieser sich wahrscheinlich auf einem sehr langweiligen Weg. Wer es lieber spannend und interessant mag, sollte sich also an den Umstand gewöhnen, skeptische Stimmen zu hören. Wichtig ist aber, zu wissen, dass sich die Dinge in der Regel dann bestens fügen, wenn man seinen eigenen Weg findet – und eben nicht immer den vermeintlich goldenen Mittelweg wählt.
Amanda Palmer:
The Art of Asking: Wie ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und lernte, mir helfen zu lassen.
Eichborn 2015.
ISBN 978-3847905974.
16,99 Euro
Gewerbliches Mietrecht ist wirtschaftlich wesentlich bedeutsamer als viele vermuten. Vermieten und Mieten sind nicht nur die armen Geschwister von Kaufen und Verkaufen, sondern repräsentieren im Gegenteil einen Wirtschaftszweig von elementarer Bedeutung. Von Dr. Detlef Schmidt, Partner, und Dr. Philip Huperz, Assoziierter Partner, Gleiss Lutz Berlin
„Das eigene Dach behütet vor Ungemach“ belehrt ein althergebrachtes Sprichwort. Doch ist dazu Eigentum am „eigenen“ Dach nötig? Die Praxis lehrt: Die meisten Betriebsflächen in Deutschland sind angemietet. Die Gründe sind praktischer, finanzieller und wirtschaftlicher Natur. Vielfach können Büro- und Handelsflächen zum Beispiel in sehr guten Lagen nur angemietet werden, oder der Kauf ist dem Nutzer zu teuer oder belastet die Liquidität zu stark. Große Mietverträge repräsentieren erhebliche wirtschaftliche Werte: Ein Büromietvertrag mit 10.000 Quadratmetern Fläche, zehn Jahren Festlaufzeit und einer Monatsmiete von 20 Euro pro Quadratmeter regelt einen Mietzins von 24 Millionen Euro, ohne Berücksichtigung der Indexierung der Miete.
Der auf Gewerbemietrecht spezialisierte Rechtsanwalt hat mithin ein vielfältiges Betätigungsfeld. Seine Tätigkeit lässt sich in laufende Beratung und in Transaktionsberatung teilen. Als laufende Beratung unterstützt der Rechtsanwalt Mieter und Vermieter bei Verhandlung und Abschluss von Mietverträgen sowie bei späteren Rechtsfragen, zum Beispiel Kündigung. So ist die Laufzeit des Mietverhältnisses bei einer sogenannten Sale-and-lease-back-Transaktion, bei der das Grundstück zur Finanzierung von Investitionen veräußert und angemietet wird, für beide Parteien wirtschaftlich entscheidend. Wird das Schriftformerfordernis nach § 550 BGB aber nicht eingehalten, ist der Mietvertrag kurzfristig jederzeit kündbar. Die Transaktionsberatung wird beim Unternehmenskauf relevant. Der Erwerber tritt rechtlich – sogenannter asset deal – beziehungsweise wirtschaftlich – sogenannter share deal – in laufende Mietverträge ein. Zu prüfen sind die vertragliche Regelung der Nutzung, die restliche Mietlaufzeit und die Bonität des Mieters. Primäres Ziel ist, dem Mandanten eine Bewertung des Mietverhältnisses zu ermöglichen. Bei Immobilientransaktionen wird der Kaufpreis oft nach Höhe der nachhaltig generierbaren Mieten berechnet. Unwirksame Klauseln, die sich zum Nachteil des Vermieters auswirken, müssen im Rahmen der due diligence identifiziert und eingepreist werden. Der Immobilien-Investmentmarkt in Deutschland ist mit einem Transaktionsvolumen von 52,7 Milliarden Euro in 2014 gewaltig.
Gewerbliches Mietrecht ist spannend. Die juristische Ausbildung gewährleistet eine gute Grundlage. Man bekommt Einblicke in die Immobilienbranche, in wirtschaftliche Zusammenhänge sowie in die zu beratenden Unternehmen. Die Verfasser dieses Beitrags wollen auf die Beratung im gewerblichen Mietrecht nicht mehr verzichten, dafür macht sie einfach zu viel Spaß.
Die Möglichkeiten der Industrie 4.0 schenken der Pharma-Branche neue Visionen in der Produktion. So soll es schon bald möglich sein, effizient individuelle Medikamente herzustellen. Für Naturwissenschaftler entstehen damit ganz neue Möglichkeiten. Nötig ist es jedoch, zusammen mit IT-Experten und Ingenieuren schlagkräftige Teams zu bilden. Von André Boße
Jeder Patient ist anders. Jedes gesundheitliche Problem hat eine eigene Geschichte, jeder Körper reagiert unterschiedlich auf ein Präparat. Es wäre daher ein Traum der pharmazeutischen Forschung, wenn jedes Medikament individuell hergestellt werden könnte, jeweils genau abgepasst auf die persönlichen Bedürfnisse eines Patienten. Noch ist das Zukunftsmusik. Die handelsüblichen Tabletten, die man in der Apotheke gegen Rezept erhält oder kauft, sind für jeden gleich. Passgenau auf den Patienten zugeschnittene Präparate sind heute die Ausnahme – und dementsprechend teuer, was damit zu tun hat, dass es umständlich ist, sie zu produzieren. Doch das soll sich ändern. Die Vision: Forscher entwickeln für Patienten individuelle Medikamente und beauftragen die Produktion, diese schnell und effizient herzustellen. Um das hinzubekommen, setzt die Pharma- Industrie verstärkt auf technische Innovationen, die sich unter dem Begriff Industrie 4.0 zusammenfassen lassen.
Im Fokus stehen dabei intelligente Fabriken, in denen die Produktion deutlich flexibler, effizienter und interaktiver Abläuft. Das funktioniert mithilfe sogenannter cyber-physischer Systeme: Elektronische und mechanische Teile werden mit Sensoren sowie IT-Komponenten aufgerüstet, die dann dafür sorgen, dass alle diese Produktionswerkzeuge miteinander über ein „Internet der Dinge“ kommunizieren. Kurz: In der Produktion weiß dann ein Teil, was das andere tut. Und mehr noch: Es kann Befehle ausführen und Parameter verändern. Und das zu jedem Zeitpunkt sowie einzeln bei jedem Medikament. Pharma 4.0 – das ist der Weg zum effizient hergestellten personalisierten Präparat. „Für unsere Branche besitzt Industrie 4.0 daher ein hohes Potenzial“, sagt Steve Hydzik, globaler Head of Manufacturing IT, Architecture & New Technology beim internationalen Pharma-Konzern Merck. „Durch die Digitalisierung werden Produktion und Lieferkette von Anfang bis Ende transparent. Dadurch können wir zu jeder Zeit Entscheidungen analysieren und optimieren. Es wird damit eben auch möglich sein, jedes Produkt anhand des Bedürfnisses eines Kunden zu verändern, um es individuell zu optimieren.“
RFID-Technik gibt die Infos
Funktionieren wird das zum Beispiel mit der RFID-Technik, die man vor allem bei Chipkarten oder aus Bibliotheken kennt: Elektromagnetische Wellen informieren die Produktionsgeräte über die individuelle Zusammensetzung eines Präparats; die Maschinen konfigurieren sich automatisch anhand der erhaltenden Daten, stimmen sich über das „Internet der Dinge“ gegenseitig ab und übernehmen sogar die Qualitätskontrolle. „Es wird dann möglich sein, eine große Menge an personalisierten Pharmaprodukten, die genau den Bedürfnissen des Kunden entsprechen, herzustellen – und zwar mit hoher Geschwindigkeit und Effizienz“, stellt Steve Hydzik von Merck in Aussicht. Das Szenario beim Besuch eines Arztes ist dann nicht mehr, dass dieser dem Patienten ein Medikament verschreibt. Vielmehr kann der Arzt das Präparat – in Kooperation mit dem Patienten und mit Blick auf dessen Daten – individuell zusammensetzen.
Industrie 4.0: kurze Revolutionsgeschichte
Die Zahl 4 steht für die vierte industrielle Revolution, die durch die Digitalisierung und Vernetzung von Maschinen in einem „Internet der Dinge“ gekennzeichnet ist. Für die erste industrielle Revolution sorgten Ende des 18. Jahrhunderts die ersten mechanischen Produktionsanlagen. Die Einführung der Elektrizität stand für die zweite industrielle Revolution, der Einzug von Elektronik und IT sorgten für die Automatisierung der dritten industriellen Revolution.
Reale und virtuelle Prozesse
Noch ist die Pharma 4.0 ein Szenario der Zukunft. Ein Verfahren, das bereits heute bei ausgewählten pharmazeutischen Produktionen zum Einsatz kommt, nennt sich Process Analytical Technology (PAT) und nimmt bereits einige der Ideen von Industrie 4.0 auf. „Dieser Ansatz wird von der Perspektive der Zulassung aus gedacht“, erklärt Dr. Reinhard Baumfalk von Sartorius, einem der führenden Anbieter von Labor- und Bioprozesstechnologie mit Sitz in Göttingen. Ziel ist es, den Produktionsprozess genauer zu verstehen und bereits während des Prozesses zu interagieren. „Dies gelingt mit einem Modellprozess, um den tatsächlichen Produktionsprozess virtuell und online zu steuern“, so Baumfalk. „Es gibt also eine Wechselwirkung zwischen realem und virtuellem Produktionsprozess – was ja auch ein zentraler Ansatz der Industrie 4.0 ist.“ Damit geht die Pharma- Industrie schon heute einen Schritt weiter als bei den herkömmlichen Strategien: Hier war die Produktion eine Art „Black Box“, bei der man erst nach Ablauf überprüfen konnte, ob das Produkt tatsächlich die Qualitäts- und Zulassungsstandards erfüllt. Stimmte etwas nicht, musste die Produktion zwangsläufig verworfen werden, was Zeit und Geld kostete. „Diese neuen Ansätze helfen, das zu verhindern, weil wir online und in Echtzeit Parameter verändern können “, sagt Baumfalk.
Es steht außer Frage, dass die neuen Möglichkeiten die pharmazeutische Produktion entscheidend verändern werden – und zwar gerade auch für die Naturwissenschaftler, die zusammen mit IT-Experten und Ingenieuren neue Teams bilden. „Wenn wir die Grundsätze der Industrie 4.0 mit den neuen Technologien zum Umgang mit großen Mengen an Daten kombinieren, erhalten Naturwissenschaftler weitergehende und schnellere Einblicke in die pharmazeutischen Prozesse“, sagt Steve Hydzik von Merck. „Wir stehen daher vor einem Zeitalter, in dem Naturwissenschaften und Technik gemeinsam etwas früher Unmögliches möglich machen können.“ Dabei werden seiner Meinung nach zwei Kompetenzen für Naturwissenschaftler besonders wichtig: zukunftsorientierte Analyseverfahren (häufig wird der englische Begriff Advanced Analytics benutzt) sowie Data Science. „Mithilfe der Advanced Analytics wird dafür gesorgt, dass Informationen zur richtigen Zeit und im richtigen Kontext an die richtigen Leute gelangen.“ Hier arbeiten IT-Experten und Naturwissenschaftler sehr eng zusammen: Die einen sorgen für den richtigen Datenfluss, die anderen für die Auswertung. Noch enger gehen beide Disziplinen bei der Data Science zusammen. Hydzik: „In einer bislang nicht möglichen Geschwindigkeit werden Naturwissenschaftler aus Daten neues Wissen generieren.“
Auch bei Sartorius ist mit Blick auf die Produktionsverfahren der Zukunft die Balance aus Ingenieurwissen und dem Know-how der Naturwissenschaftler entscheidend. „Wer sich für die neuen Produktionsprozesse der Pharmaindustrie interessiert, sollte zum Beispiel Kompetenzen in der Sensorik mitbringen, die ihn in die Lage versetzen, die wirklich entscheidenden Parameter zu messen“, sagt Dr. Reinhard Baumfalk. Um die gesammelten Informationen in Relation zu setzen und zu bewerten, sei Know-how im Datenmanagement wichtig.
Rahmenbedingungen schaffen
Eine Besonderheit der Pharmabranche: Veränderungen in der Produktion setzen sich in der Regel langsamer durch als in anderen Branchen. Während besonders die Autoindustrie bereits heute visionäre Bilder der Industrie 4.0 an die Wand wirft, sind viele Experten aus der Pharmabranche deutlich vorsichtiger. „Mit Blick auf die Industrie 4.0 sind stark regulierte Branchen, zu denen natürlich vor allem die pharmazeutische Industrie zählt, naturbedingt etwas langsamer, weil zunächst erst einmal Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, damit neue Ansätze anwendbar sind“, begründet Dr. Reinhard Baumfalk von Sartorius. Über die Ansätze der Process Analytical Technology (PAT) zum Beispiel werde in der Branche schon lange diskutiert; bis sie erstmals Anwendung gefunden hat, seien mehrere Jahre vergangen.
Wer als Naturwissenschaftler Freude daran hat, die Idee von Pharma 4.0 mitzugestalten, benötigt daher etwas mehr Geduld als der visionäre Kollege in einer anderen Branche. Die Unternehmen erwarten dennoch vom Nachwuchs, dass er schon heute die Kompetenzen von morgen mitbringt. „In der Produktion, aber auch in Forschung und Entwicklung, bewegt sich durch die neuen technischen Möglichkeiten derzeit viel. Es gehört in den naturwissenschaftlichen Disziplinen dazu, dass man sich mit den Chancen der Digitalisierung auseinandersetzt und schaut, wie man dieses Wissen in die Unternehmen einbringen kann“, sagt Mathias Finkele, Personalleiter bei Pfizer Deutschland. Im Zuge dieser Veränderungen gestalten viele pharmazeutische Unternehmen zudem ihre Arbeitsstrukturen neu. „Wir beobachten bereits heute, dass Forschung und Entwicklung bei uns anders organisiert wird“, so Finkele. So kooperiere Pfizer häufig mit externen Partnern, was bei den Naturwissenschaftlern auf beiden Seiten eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, unternehmerisches Handeln, Eigeninitiative sowie die Bereitschaft erfordere, Wissen zu teilen.
Die neue Technik verändert also nicht nur die Art, wie produziert, sondern auch, wie geforscht und entwickelt wird. Damit ist Pharma 4.0 weit mehr als nur ein ingenieur- und IT-getriebenes Thema. Es bestimmt in großem Maße die Arbeit der Naturwissenschaftler und schenkt ihnen eine sehr faszinierende Perspektive: Die Produktion als „Black Box“, das war einmal. In naher Zukunft ist sie für Naturwissenschaftler ein Prozess mit Einblick – sowie der Möglichkeit zum Eingriff.
Fit für die Industrie 4.0
Die vielfältigen Möglichkeiten ändern auch die Art und Weise, wie die Menschen in der Produktion arbeiten. Das gilt besonders in der Pharma-Industrie, wo die Themen Qualitätsprüfung und Zulassung hohe Ansprüche an die Produktion stellen. Derzeit arbeiten Experten an Fort- und Weiterbildungskonzepten, um Fachkräfte aller Bereiche fit für die Industrie 4.0 zu machen. Noch ist das Thema jung, etablierte Bildungswege für Naturwissenschaftler gibt es noch nicht. Den neuesten Stand und viele weiterführende Infos zum Thema bietet das im April 2015 gestartete Portal „Plattform Industrie 4.0“. www.plattform-i40.de
Dong-Seon Chang vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik gewann mit seinem Vortrag über Wahrnehmungen von Menschen und deren Handlungen beim FameLab- Wettbewerb in Deutschland den ersten Preis. Von Christiane Martin
Chang, seinen Zuhörern zu erklären, woran er forscht. Und er schafft es mit Bravour. Nach seinem Kurzvortrag beim FameLab, einem internationalen Wettbewerb für Wissenschaftskommunikation, gewinnt er in Deutschland den ersten Preis der Jury und des Publikums. Der 35-jährige Neurowissenschaftler vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik beschreibt äußerst unterhaltsam und verständlich, was uns Menschen ganz grundlegend von Tieren unterscheidet, nämlich zum einen die Fähigkeit, Dinge durch die Augen anderer wahrzunehmen.
Lob als Belohnung
„Wie unsere Mitmenschen die Welt sehen, verändert unsere eigene Wahrnehmung und somit auch die Welt, so wie wir sie sehen. Ein spannender Vorgang, den ich versuche im menschlichen Gehirn zu untersuchen, zum Beispiel mit einer Methodologie, die man neuronale Adaptation nennt“, erklärt Dong-Seon Chang. Zum anderen sieht Chang die Menschen aber auch als etwas Besonderes, weil sie die Fähigkeit haben, sozial und im Miteinander glücklich zu sein. „Soziale Interaktion mit anderen Menschen aktiviert die Belohnungszentren im Gehirn. In anderen Worten: Ich bin glücklich, wenn ich andere glücklich mache – und das scheint mir mit meinem Vortrag gelungen zu sein. Der Publikumspreis hat mich deshalb ganz besonders gefreut“, sagt Chang und zeigt ein strahlendes Lächeln. FameLab macht ihm augenscheinlich Spaß.
Junge Wissenschaftstalente wie Dong- Seon Chang bekommen hier ein Forum in der Öffentlichkeit und können ein breites Publikum für wissenschaftliche Themen begeistern. Die Regeln sind einfach: In drei Minuten präsentieren die Teilnehmer aus den Bereichen der Natur- und Technikwissenschaften ihr Forschungsthema wissenschaftlich korrekt, leicht verständlich und mitreißend. Bewertet werden die Präsentationen von einer hochkarätig besetzten Jury nach den Kriterien Inhalt, Verständlichkeit und Ausstrahlung. Der Sieger des nationalen Finales „FameLab Germany“ nimmt am „FameLab International“ in Cheltenham teil und tritt gegen die Finalistinnen und Finalisten der anderen Länder an.
Einzug ins Finale
Für Dong-Seon Chang war es im Juni 2015 so weit. Er reiste als Deutschlandsieger nach England und zog hier sogar ins Finale ein. Die besten Kandidaten aus den 27 teilnehmenden Ländern traten dabei gegeneinander an. Vertreten waren Australien, Zypern, die Schweiz, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Deutschland und Kroatien. „Eine wunderbare Erfahrung“, resümiert Dong-Seon Chang.
Linktipp
Hier finden sich alle Informationen rund um den FameLab-Wettbewerb
www.famelab.org
Die Arbeitsrechtlerin Iris Riffelt ist spezialisiert auf das Thema Burnout und hat dazu ein Buch aus arbeitsrechtlicher Perspektive verfasst.
In meiner täglichen Praxis als Anwältin erlebe ich, wie Burnout und die Fragen dazu zunehmen und welche Informationen die Betroffenen dringend benötigen. Sie befinden sich in einer für sie völlig aussichtslosen Situation. Die Erschöpften benötigen in erster Linie Verständnis und jemanden, der ihnen eine Lösung und einen Weg aus der Krise aufzeigt. Ich zeige ihnen, wie sie sich geordnet aus dem Berufsleben zurückziehen können, welche arbeitsrechtlichen Fragen dabei im Hinblick auf Versicherungen, Krankenkassen und Finanzen geklärt werden müssen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist der Weg aus dem Burnout heraus und der berufliche Wiedereinstieg: Kündigt der Arbeitnehmer selbst das Arbeitsverhältnis oder verbleibt er, zunächst krank, dort? Verbleiben die Arbeitnehmer in einem Beschäftigungsverhältnis, kommt auf sie die Problematik des Betrieblichen Wiedereingliederungsmanagements (BEM) zu. Dazu können während der Erkrankung Gespräche mit dem Arbeitgeber stattfinden. Es muss genau überlegt werden, ob das ratsam für den Betroffenen ist – und hierfür ist allein der Gesundheitszustand des Betroffenen ausschlaggebend – oder ob diese Gespräche abgelehnt werden.
Aber es geht nicht nur um die erkrankten Arbeitnehmer, sondern auch um den Arbeitgeber. Hin und wieder führe ich in Firmen oder für Betriebsräte Schulungen durch, um die Problematiken im Hinblick auf die Erkrankung und die Auswirkungen auf das Arbeitsleben zu erörtern. Um in dieser kleinen Nische im Arbeitsrecht tätig zu sein, sind Geduld erforderlich, Mitmenschlichkeit und Kenntnisse im Arbeits- und Sozialrecht sowie über das Krankheitsbild Burnout. Ebenso benötigt man Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Betroffenen bei der Vermittlung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch Kenntnis über psychologische Gesprächsführung ist von großer Hilfe.
Nicht jedes Burnout-Mandat endet in einer Kündigung, und nicht jeder Burnout- Betroffene hat eine Rechtschutzversicherung, die die Kosten übernimmt. Man muss als Rechtsanwalt in dieser Sparte unbedingt seine Grenzen wahren können. Erfolgreich sind solche Mandate verlaufen, wenn der Betroffene sinnvoll aus dem Arbeitsverhältnis möglichst noch mit Abfindung herausgeholt wird oder aber in den Berufsalltag zurückfindet. Dies ist auch regelmäßig mit einer persönlichen Freude verbunden.
Lesetipp
Iris Riffelt: Zwischenstopp Burnout.
Praktische Hilfe für den geordneten Aus- und Wiedereinstieg: Rechte, Finanzen, Versicherungen.
Wiley-VCH, Weinheim 2012. ISBN 978-3527506620. 16,90 Euro
Zahlen, bitte! Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung
Wertvoll. Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn die Zahlen stimmen. Diese zu prüfen – das ist die Aufgabe von Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern. Für Unternehmen sind sie unersetzliche Instanzen und Berater. Wer sein Fach beherrscht, darf auf eine große Karriere hoffen. Unser Top-Thema zeigt die Wege in den Job und die vielen Facetten eines anspruchsvollen beruflichen Alltags.
Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater, Bilanzbuchhalter oder Steuerfachwirt: Die Vielfalt der prüfenden und beratenden Aufgaben für Unternehmen ist beachtlich. Wie wird man was, wo findet man Tätigkeiten, welche Alternativen bieten sich? Hier gibt es die Antworten. Von André Boße
Wo sind Wirtschaftsprüfer überhaupt tätig?
In Deutschland sind alle mittelgroßen und großen Kapitalgesellschaften verpflichtet, sich jährlich einer gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtprüfung zu unterziehen. Zudem sind Unternehmen einer gewissen Größe sowie Unternehmen bestimmter Wirtschaftszweige wie zum Beispiel Banken und Versicherungen oder auch Betriebe der öffentlichen Hand verpflichtet, jährlich ihre Abschlüsse prüfen zu lassen. Diese Aufgaben werden von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften übernommen. Es gibt aber auch Unternehmen, die sich ohne Prüfungspflicht freiwillig prüfen lassen. Sie tun das unter anderem, weil ein von Wirtschaftsprüfern testierter Jahresabschluss ihnen Sicherheit gibt sowie Vorteile beim Umgang mit Kreditinstituten und anderen Unternehmen verschafft.
Der deutsche Markt
Unter den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gibt es große und mittelständische. In der Regel beauftragen die großen kapitalmarktorientierten Unternehmen auch die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Branche spricht von den „Big 4“ als den vier mit Abstand größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Laut 2014er-Liste des Marktanalysten Lünendonk liegt beim Umsatz in Deutschland PwC auf Platz eins, dahinter KPMG, EY (früher Ernst & Young) sowie Deloitte. Für den Nachwuchs sind aber längst nicht nur diese Großen interessant: „In der stark vom Mittelstand geprägten deutschen Wirtschaft sind mittelständische und kleine Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ebenso gefragt“, sagt Gerhard Ziegler, Präsident der Wirtschaftsprüferkammer (WPK).
Wie wird man Wirtschaftsprüfer?
Wirtschaftsprüfer zu sein ist nicht nur ein Beruf, sondern auch ein öffentliches Amt. Mit der Tätigkeit erfüllen Wirtschaftsprüfer einen öffentlichen Auftrag: Sie sorgen mit dafür, dass die deutsche Wirtschaft zuverlässig funktioniert und auf gesunden Beinen steht. Um als Wirtschaftsprüfer tätig sein zu dürfen, muss man daher ein Staatsexamen ablegen. Eine gute Grundlage für den Beruf ist ein wirtschaftswissenschaftliches Studium. Lauf WPK haben heute rund 85 Prozent aller praktizierenden Wirtschaftsprüfer ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert. Als Studienschwerpunkte empfehlen Experten besonders die Fächer Wirtschaftsprüfung, Betriebliche Steuerlehre sowie Steuerrecht. Der Karrierestart gelingt aber auch immer mehr Seiteneinsteigern:
„Auch Mathematiker, Naturwissenschaftler und Juristen haben sehr gute Chancen, Karriere als Wirtschaftsprüfer zu machen“, stellt Jörg Hossenfelder vom Branchenexperten Lünendonk fest. Um für die Prüfung zugelassen zu werden, muss der Bewerber in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits genügend praktische Erfahrungen gesammelt haben. Voraussetzung ist zum Beispiel eine mindestens zwei Jahre lange Assistenz-Tätigkeit bei Prüfungen.
Masterstudiengang zum Wirtschaftsprüfer
Wer sich schon früh auf den Beruf des Wirtschaftsprüfers festlegt, für den bieten spezialisierte Masterstudiengänge für den Beruf des Wirtschaftsprüfers einige Vorteile. „Das Studium bereitet umfassend auf die Übernahme einer Führungsposition und gezielt auf das Wirtschaftsprüferexamen vor“, sagt Prof. Dr. Edgar Löw, Programmdirektor für den Studiengang „Master in Auditing“ an der Frankfurt School of Finance & Management. „Zudem haben Absolventen, die das Examen zum Wirtschaftsprüfer anstreben, nur noch vier anstelle von sieben schriftlichen Prüfungen abzulegen, da ihre während des Studiums in den Gebieten Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsrecht erbrachten Leistungen auf das Examen angerechnet werden.“ Die Frankfurt School Of Finance & Management bietet das Studium zusammen mit der Hochschule Mainz an, Partner sind die vier großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, sodass der Studiengang direkt an die Praxis angebunden ist. Ziel ist es, die kommenden Absolventen in die Lage zu versetzen, praxisbezogene und interdisziplinäre Probleme zu lösen – und zwar stets mit Blick auf gewissenhaftes und eigenverantwortliches Handeln. Löw: „Für angehende Wirtschaftsprüfer ist eine kritische Grundhaltung unverzichtbar.“ Eine Besonderheit dieser Masterstudiengänge ist, dass sich Interessierte durch die Spezialisierung schon früher bei ihrer Berufswahl festlegen. „Natürlich bedeutet die Wahl des spezifischen Studiengangs nicht, dass man zwingend als Wirtschaftsprüfer tätig sein muss. Aber sie legt diesen Schluss nahe“, sagt WPK-Präsident Gerhard Ziegler. In jedem Fall lohne es sich, frühzeitig ein Praktikum zu absolvieren, um bei der Wahl des Masterstudiums die Weichen auch tatsächlich richtig zu stellen.
Alternative eins: Steuerberater
Für Unternehmen sind Steuerberater nicht nur in Steuerfragen tätig. Häufig übernehmen sie zudem – frei oder fest angestellt – die Erstellung von Jahresabschlüssen oder Aufgaben in der Buchhaltung. Jedoch darf ein Steuerberater ohne zusätzlichen Abschluss als Wirtschaftsprüfer nicht die Jahresabschlüsse von Unternehmen prüfen. „Viele Berufsangehörige sind sowohl Wirtschaftsprüfer als auch Steuerberater“, sagt Gerhard Ziegler. In der Regel nehmen diese Personen zunächst an der Prüfung als Steuerberater teil, was den Vorteil hat, dass das Examen zum Wirtschaftsprüfer dann um den steuerrechtlichen Teil verkürzt werden kann. „Kandidaten, die als erstes das Wirtschaftsprüferexamen absolvieren, legen in der Regel das Steuerberaterexamen nicht mehr ab“, so Ziegler. „Wirtschaftsprüfer besitzen auch die Befugnis, in steuerlichen Angelegenheiten zu beraten.“ Wer sich schwer zwischen den beiden Berufsbildern entscheiden kann, sollte Praktika in einer Prüfungsgesellschaft und in einer Steuerberatung absolvieren, rät Jörg Hossenfelder vom Branchenbeobachter Lünendonk. „So erhalten Anwärter bereits ein sehr gutes Bild von der Arbeit in der jeweiligen Branche.“ Wer dann in den Beruf einsteigt, sollte seine Wahl bereits getroffen haben, rät der Experte. Seine Einschätzung: „In der Regel wird bei den Big 4 schneller eine Spezialisierung angestrebt. Viele mittelgroße Wirtschaftsprüfungsgesellschaften fördern dagegen die Generalisten.“
Alternative zwei: Steuerfachwirte und Bilanzbuchhalter
Steuerfachwirte unterstützt den Steuerberater in seiner Tätigkeit. „Sie sind dabei sehr wichtige Mitarbeiter, da sie im großen Umfang an der Buchhaltung, am Jahresabschluss sowie an der Steuererklärung der Mandanten beteiligt sind“, sagt Jörg Hossenfelder. Je komplexer die Steuerberatung ist, desto größer und weitreichender ist der Tätigkeitsbereich des Steuerfachwirts. Zudem kann er nach einer siebenjährigen Tätigkeit ebenfalls am Steuerberaterexamen teilnehmen. Die Weiterbildung zum Steuerfachwirt nehmen häufig Steuerfachangestellte in Angriff, aber auch ausgebildete Bank-, Industrie- sowie Groß- und Außenhandelskaufleute sind zugelassen. Ein Vollzeitlehrgang dauert zwei Monate. Als Teilzeit- oder Fernlehrgang müssen zwölf bis 18 Monate eingeplant werden. Bilanzbuchhalter sind, was die Ausbildung betrifft, mit Steuerfachwirten gleichgestellt. Sie finden gute Karrierechancen in Unternehmen, wobei sich das Klischee vom unscheinbaren Sachbearbeiter längst erledigt hat: Die Prozesse in den Unternehmen sind heute so komplex, dass Spezialisten im Rechnungswesen als Experten und Berater häufig sehr eng mit der Unternehmensleitung zusammenarbeiten.
Gute Chancen für Inhouse-Karrieren
Wer sich eher für eine Karriere in einem Konzern und großen Unternehmen interessiert als für eine Tätigkeit in einer der Wirtschaftsprüfungs- oder Steuerberatergesellschaften hat ebenfalls gute Aussichten. „Wirtschaftsprüfer und Steuerberater sind für Großunternehmen und Konzerne besonders attraktive Mitarbeiter, da sie examiniertes Fachwissen mitbringen, wodurch eine hohe Qualität der internen Arbeit sichergestellt wird“, sagt Jörg Hossenfelder. Vor allem Inhouse- Mitarbeiter mit viel Projekterfahrung bringen eine breite Expertise in die Unternehmen ein, zum Beispiel bei wichtigen Themen wie Risikomanagement oder Mergers & Acquisitions. In Deutschland, so Jörg Hossenfelder, finden sich besonders viele Wirtschaftsprüfer unter den Finanzchefs der Unternehmen, also den CFOs und kaufmännischen Geschäftsführern. „Aber auch Karrieren als Leiter des Finanz- und Rechnungswesens oder in den Grundsatzabteilungen wie Rechnungslegung oder Reporting sind möglich.“
Immer nur Zahlen, oder was?
Klar, ganz ohne eine Affinität zu Zahlen geht es nicht. Aber vor allem die Wirtschaftsprüfer arbeiten für die Unternehmen heute vielseitig. Im Berufsalltag tauchen regelmäßig Fragen auf, die umfangreiche Spezialkenntnisse in verschiedenen Gebieten erfordern. IT-Kenntnisse sind wichtig, um digitale Buchhaltungssysteme zu beurteilen, auch in den Bereichen der Steuergesetzgebung und Compliance ist Knowhow gefragt. „Auf der anderen Seite verfügt der Wirtschaftsprüfer durch die Jahresabschlussprüfungen über exzellente Kenntnisse der internen Organisationsabläufe und Unternehmensstrukturen“, sagt WPK-Präsident Gerhard Ziegler. „Er kennt branchentypische Risiken – und er weiß, welche Geschäftsmodelle funktionieren und welche nicht.“ Das sind natürlich perfekte Voraussetzungen, um die vielfältigen Aufgaben zu meistern.
Linktipps
Weg zum Wirtschaftsprüfer
Die Wirtschaftsprüferkammer hat für spezielle Studiengänge eine Liste der anbietenden Unis und Fachhochschulen zusammengestellt. www.wpk.de/nachwuchs/examen/hochschulen
Praxis-Erfahrungen sammeln
Die im Sommer 2015 freigeschaltete Praktikumsbörse der Wirtschaftsprüferkammer vermittelt Praktikumsplätze bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. www.wpk.de/nachwuchs/praktikumsboerse