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Interview mit Michael Heinz, BASF-Vorstand

Michael Heinz ist seit 31 Jahren für die BASF tätig. Seit 2011 sitzt er im Vorstand des Chemiekonzerns. Im Interview mit André Boße erklärt er, wie es für ihn im Unternehmen nach oben ging, und warum er sich von der jüngeren Generation etwas mehr Verbindlichkeit wünscht.

Zur Person

Michael Heinz wurde 1964 in Mannheim geboren. Von 1984 bis 1987 absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann und Wirtschaftsassistenten an der FH Ludwigshafen. Im Jahr 2000 schloss er ein MBA-Studium an der Duke University, North Carolina, USA ab. Bei der BASF ist er seit 1984 tätig, dabei absolvierte er internationale Stationen in den USA, Mexiko, Ecuador und der Schweiz. Seit 2011 sitzt er im Vorstand des Konzerns und ist dort unter anderem für das Segment Performance Products zuständig.

Herr Heinz, viele Nachwuchskräfte träumen davon, es bis in den Vorstand eines Konzerns zu schaffen. Was genau ein Vorstand eigentlich macht, davon haben aber die wenigsten eine genaue Vorstellung. Wie sieht Ihr Jobprofil aus?
Ganz einfach gesagt: Als Vorstand muss man eine Vielzahl von Entscheidungen so treffen, dass das Unternehmen langfristig erfolgreich ist. Dafür muss man alle verfügbaren Informationen sammeln, bewerten und abwägen. Wir im Vorstand verstehen diese Aufgabe als Teamarbeit. Wer also meint, er könne ein Unternehmen dieser Größe im Alleingang steuern, befindet sich auf dem Holzweg.

Und der typische Arbeitsalltag?
Ist wahrscheinlich weniger spektakulär, als mancher Berufseinsteiger glaubt: E-Mails schreiben, Dokumente lesen, telefonieren und viele Besprechungen. Dafür ist meine Aufgabe inhaltlich sehr abwechslungsreich und umfasst verschiedenste Themen. Regelmäßig bin ich im In- und Ausland unterwegs, um Mitarbeiter und vor allem Kunden zu treffen. Denn persönlich Kontakt zu Kunden zu halten, ist Teil der Aufgabe.

Bei Chemie-Konzernen ist oft nicht ganz einfach zu erkennen, welche Bereiche es gibt. Sie sind für das Segment der „Performance Products“ verantwortlich. Können Sie Ihren Vorstandsbereich genauer erläutern?
BASF hat ein breites Portfolio, das von Chemikalien und Kunststoffen über Veredelungsprodukte und Pflanzenschutzmittel bis hin zu Öl und Gas reicht. Ich verantworte den Bereich der Veredelungsprodukte. Wir nennen sie Performance Products, weil sie viele Produkte des alltäglichen Lebens verbessern, beispielsweise die Stabilität oder Farbe. Zu den Performance Products gehören Inhaltsstoffe für Pharmazeutika, Körperpflege und Kosmetik sowie für Hygieneartikel und Waschmittel, aber auch Vitamine, Farbpigmente, Kraftstoffzusätze oder auch Papierchemikalien. Weil sie in so vielen Endprodukten enthalten sind, kommen die meisten Menschen mehrmals am Tag mit unseren Erzeugnissen in Berührung, ohne sie direkt wahrzunehmen.

Sie sind seit Mitte der 1980er-Jahre bei BASF an Bord. Was haben Sie damals unter Karriere verstanden?
Ich bin jedenfalls nicht mit dem Ziel angetreten, Vorstand zu werden. Aber sicherlich hatte ich von Anfang an den sportlichen Ehrgeiz, meine Aufgaben zu 125 Prozent zu erledigen. Das sollte man jedoch nicht gleichsetzen mit 25 Prozent mehr Arbeitszeit, sondern mit der Begeisterung für das, was man tut. Das hat dazu geführt, dass man mir immer wieder neue Aufgaben anvertraut hat. Ich war in Südamerika, später dann für Pflanzenschutz zuständig, danach habe ich die Integration akquirierter Unternehmen geleitet. Ich habe mich dabei immer voll auf die aktuelle Aufgabe konzentriert und weniger darüber nachgedacht, welcher Karriereschritt als nächstes folgen könnte. Im Übrigen: Ich denke, dass jeder genau dann in einem Unternehmen Karriere gemacht hat, wenn er das erreicht hat, was er gerne erreichen möchte. Das sollte man weniger an Hierarchien und Positionen, sondern an der inhaltlichen Arbeit festmachen.

Sie sind von Haus aus Ökonom und Kaufmann. Wie hat sich Ihr Chemie- Know-how im Laufe der Jahre entwickelt? Müssen Sie ein so guter Chemiker wie Manager sein?
Wir haben so viele exzellente Chemiker, dass ich guten Gewissens sagen kann, dass es im Unternehmen viele Menschen gibt, die weit mehr über Chemie wissen als ich. Heute machen Vielseitigkeit und ein gutes Team den Unterschied. Es geht nicht mehr primär um chemische Prozesse, sondern auch um Verfahrenstechnik, Energiemanagement, Logistik und nicht zuletzt darum, Erfindungen in Innovationen umzuwandeln. Das geht nur mit einem ganzheitlichen Ansatz sowie mit neuen Geschäftsmodellen. Um damit erfolgreich zu sein, müssen wir immer stärker interdisziplinär arbeiten. Auch hier zählt für mich wieder die Zusammenarbeit im Team, denn niemand kann in allen Disziplinen gleichzeitig auf Ballhöhe sein.

Der Konzern ist groß und von Vielfalt geprägt. Wie wichtig ist diese Diversity für einen international agierenden Konzern?
Vielfalt ist für uns schon deshalb wichtig, damit wir auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Kunden und Märkte eingehen können. Ein hohes Maß an Vielfalt von fachlichen und kulturellen Kompetenzen unserer Mitarbeiter ist deshalb einer der wichtigen Schlüssel für unternehmerischen Erfolg.

Die Chemie-Branche steckt wie viele andere der großen deutschen Branchen in einem Umbruch. Vor welchen besonderen unternehmerischen Herausforderungen stehen Sie?
Wir stehen weltweit in einem sehr harten Wettbewerb. Trotzdem ist die Chemie eine der wenigen Branchen, in denen Deutschland Weltmarktführer ist. Damit das so bleibt, müssen wir darauf achten, dass die Rahmenbedingungen für unsere Industrie nicht permanent schlechter werden. Ein Punkt sind hier die hohen Energiekosten, insbesondere in Deutschland. Eine weitere Herausforderung ist die oft technologie- und innovationsskeptische Grundhaltung großer Teile der Bevölkerung in diesem Land. Wir müssen aufpassen, dass wir uns in Europa nicht bei Zukunftstechnologien Chancen verbauen. Beispiele sind hier die Nanotechnologie oder auch die Biotechnologie.

Welche Eigenschaften von Nachwuchskräften sind heute besonders wichtig?
Eine fundierte Ausbildung und Leistungsbereitschaft sind sicherlich die Basis. Zusätzliche Schlüsselqualifikationen sind meiner Ansicht nach Kreativität, Offenheit, Kommunikationsfähigkeit, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, sowie die Flexibilität, international und interdisziplinär eingesetzt zu werden. Nur wer sich während seines Berufslebens aus seiner Komfortzone herausbewegt und Veränderungen offen gegenübersteht, ist für die Zukunft gewappnet.

Wie erleben Sie die junge Generation, die derzeit bei Ihnen im Konzern einsteigt? Wo sehen Sie besondere Stärken, wo Defizite?
Die heutigen Jobeinsteiger haben häufig gute Fremdsprachenkenntnisse, sind selbstbewusst und stehen mit beiden Beinen im Leben. Zu den Schwächen der jüngeren Generation gehört sicherlich ein gewisses Maß an Ungeduld. Anders gesagt: Die großen Wahlmöglichkeiten bei vielen Aspekten des Berufslebens gehen oft zu Lasten einer langfristigen Verbindlichkeit für das Unternehmen, für das man tätig ist.

Zum Unternehmen

Die BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik) wurde vor 150 Jahren in Mannheim gegründet. Heute hat das Unternehmen weltweit 350 Standorte in 80 Ländern und beschäftigt rund 113.000 Mitarbeiter. Nach wie vor ist das Stammwerk in Ludwigshafen der wichtigste Standort für Produktion und Forschung, wo Menschen aus mehr als 90 verschiedenen Nationen tätig sind. Das Portfolio des Konzerns reicht von Chemikalien, Kunststoffen, Veredlungsprodukten und Pflanzenschutzmitteln bis hin zu Öl und Gas.

Jung und erfolgreich bei: Heuking

Als ich, noch als Studentin, eine juristische Karrieremesse betrat, um Einblicke in die Kanzleiwelt zu erhaschen, wusste ich noch nicht, dass sich an diesem Tage mein weiterer Berufsweg abzeichnen würde. Von Dr. Bianca Walther

Name: Dr. Bianca Walther
Position: Anwältin
Stadt: Düsseldorf
Alter: 29 Jahre
Studium: Rechtswissenschaften in Düsseldorf
Referendariat: Düsseldorf und Barcelona
Abschlussjahr Promotion: 2012
Engagements: AG-Leiterin am Landgericht Düsseldorf; Freundeskreis TrebeCafé Düsseldorf e.V.

Im Vorfeld hatte ich auch mit Heuking Kühn Lüer Wojtek einen Gesprächstermin vereinbart. Ich traf am Messestand der Kanzlei eine junge Anwältin, sie plauderte locker und sprach offen über ihre Tätigkeit im Handels- und Gesellschaftsrecht im Düsseldorfer Büro der Kanzlei. Was mir besonders gefiel: Sie war ebenfalls für den erbrechtlichen Bereich zuständig. Ich selbst promovierte zu dieser Zeit zum internationalen Erbscheinsverfahren. Nicht überraschend war, dass ich nach dem Gespräch dachte: „Das passt.“ Auch die Kanzlei schien das damals so empfunden zu haben, denn die sympathische Anwältin rief wenige Tage später an, um mir eine Nebentätigkeit anzubieten. Ich sagte sofort zu.

Seitdem arbeite ich im Dezernat von Dr. Andreas Urban in Düsseldorf – zunächst als wissenschaftliche Mitarbeiterin, dann als Referendarin und seit Dezember 2014 als Anwältin. Zu meinen Tätigkeitsschwerpunkten gehören das Handels- und Gesellschaftsrecht sowie das Erbrecht. Daneben bearbeite ich aber auch viele Fälle im international-privatrechtlichen Bereich sowie im Familienrecht, im allgemeinen Schuldrecht und Prozessrecht. Die bunte Mischung bereitet mir viel Freude und resultiert daraus, dass wir nicht nur große Firmen, sondern oft auch vermögende Privatpersonen beraten. Sicherlich einer unserer berühmtesten Fälle derzeit ist die Auseinandersetzung zwischen den Erben eines Sohnes des Gründers einer großen Discounter-Kette und dem Kunstberater Helge Achenbach. Wegen dieser Vielzahl an abzudeckenden Bereichen ist es nicht ungewöhnlich, dass wir uns in Gerichtssälen wiederfinden. In meiner kurzen Zeit als Anwältin habe ich bereits mehrfach alleine Termine wahrnehmen dürfen. Sogar bei einer mehrtätigen Schiedsverhandlung war ich mit an Bord.

Um mit den zahlreichen Rechtsgebieten sicher umgehen zu können, empfiehlt es sich, den Überblick über alle Zivilrechtsbereiche schon im Studium nicht aus den Augen zu verlieren. Ich habe mich im Studium zwar auf das Internationale Privatrecht konzentriert, mich jedoch nie darauf versteift. Da wir zudem viel vor Gericht gehen, sind ein überzeugendes Auftreten und sprachliches Geschick hilfreich. Rhetorikseminare haben mir hier sehr geholfen.

Ich habe nie bereut, auf meinen Bauch gehört zu haben, als ich die junge Anwältin traf – die mittlerweile eine sehr gute Freundin ist. Gute Kanzleien mit hervorragendem Ruf gibt es viele. Aber um in einem Team erfolgreich zu arbeiten, muss es einfach passen.

heartleaders – Das Business-Netzwerk für Menschen mit Herz und Haltung

Von: heartleaders – Das Business-Netzwerk für Menschen mit Herz und Haltung
Gesendet: Donnerstag, 6. August 2015, 16:21
Dringlichkeit: hoch
An: Studenten, die ihre Zukunft mitgestalten wollen
Betreff: In welcher Welt willst DU arbeiten?

Hallo liebe Karrierestarter,

wir, die heartleaders, haben die Vision einer Unternehmenskultur, die geprägt ist von Anerkennung, Respekt und Wertschätzung. Nicht anstelle von guter Bezahlung, Karrierechancen und Erfolg, sondern ergänzend dazu. Denn wir sind überzeugt, dass Mitarbeiter nur in einem wertschätzenden Arbeitsumfeld dauerhaft leistungsstark und erfolgreich sein können. Und dass dies in Unternehmen die Basis für nachhaltigen ökonomischen Erfolg ist. Daher haben wir, ein buntes Team aus „alten Berufshasen“ und Einsteigern, das Business-Netzwerk heartleaders gegründet. Wir vernetzen Menschen, die alle eins verbindet: Herz und Haltung und der Wunsch, in der deutschen Unternehmenskultur etwas zu bewegen.

Was Ihr damit zu tun habt? IHR seid die Zukunft! Es liegt an Euch, diese zu gestalten. Jeder Einzelne, der zu seinen Überzeugungen steht und der mit Freude und Leidenschaft arbeiten möchte, kann etwas bewegen! Bei uns könnt Ihr Eure Ideen und Vorstellungen loswerden. Ihr könnt Unternehmen helfen zu verstehen, was sie für Euch in Zukunft tun können, welche Erwartungen Ihr an sie habt, was Ihr einbringen möchtet. Besucht dazu unsere FutureCamps Career. Dies sind Tagesveranstaltungen im Barcamp-Format, die wir heartleaders in Kooperation mit Hochschulen durchführen und bei denen Studierende und Berufseinsteiger auf Unternehmer und Führungskräfte treffen. Barcamps sind lebendige Sessions, in denen die unterschiedlichen Menschen, Wissensbereiche und Impulse sich gegenseitig inspirieren, alle gemeinsam auf Augenhöhe.

Ist das alles, was wir bieten? Nein, dies ist nur ein Mosaikbaustein all unserer Aktivitäten. Ein weiterer ist der Tag der Wertschätzung, der auf unsere Initiative hin am 3. eines jeden Monats stattfindet. Alles Weitere erfahrt Ihr auf www.am-dritten.de oder auf unserer Facebook-Seite. Vielleicht habt Ihr auch Lust, mitzumachen? Dann werdet doch Mitglied und zeigt damit, wie wichtig Ihr Wertschätzung auch und gerade in der Berufswelt findet. Wir freuen uns auf Euch!

Kraftvolle Grüße
Euer heartleaders-Team
heartleaders: Das Business-Netzwerk für Menschen mit Herz und Haltung
Alfred-Wegener-Str. 6
35039 Marburg
Tel. 06421 40795 77
www.heartleaders.de
https://heartleaders.de/newsletter

„Alleinstellungsmerkmale sind wichtig“

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Ina Steidl ist Teilhaberin und Geschäftsführerin der juristischen Personalberatung Schollmeyer & Steidl. Im Interview bewertet sie die Relevanz der juristischen Zusatzausbildungen und erklärt, warum Karrieren auf Basis von zwei nur ausreichenden Examina möglich, aber schwierig sind. Von André Boße

Zur Person

Ina Steidl, Foto: Ina Steidl
Ina Steidl, Foto: Ina Steidl

Ina Steidl studierte Jura in Berlin, London und St. Andrews. Ihr Referendariat absolvierte sie in Berlin und Los Angeles. Nach dem zweiten Staatsexamen war sie für ein Jahr in einer Berliner Kanzlei als Rechtsanwältin im Bereich Gesellschafts-, Bau- und Zivilprozessrecht tätig. Im Herbst 2000 ging sie zum LL.M.-Studium nach Bristol, Großbritannien. Sie begann eine Tätigkeit als Rechtsanwältin bei Linklaters, arbeitete als Beraterin bei Hays Legal und ist seit 2006 Teilhaberin und Geschäftsführerin der Legal-Recruitment-Agentur Schollmeyer & Steidl.

Frau Steidl, wann sollte man sich als angehender Jurist sinnigerweise Gedanken über eine juristische Zusatzausbildung machen: Möglichst früh? Oder erst nach den Examen?
Das kommt individuell auf den Kandidaten an. Einen Idealzeitpunkt gibt es nicht, jeder muss für sich entscheiden, wann er sich einer Zusatzausbildung widmet. Ich würde aber empfehlen, während des Studiums schon einmal ins Ausland zu gehen, zunächst das erste Examen abzuschließen. Mit Blick auf das zweite Examen ergibt sich gegebenenfalls eine Wartezeit, die sich sinnvoll mit einer ersten Zusatzausbildung überbrücken lässt. Ob man parallel oder später noch eine zweite Zusatzausbildung drauflegen will, hängt dann wiederum von den Karrierevorstellungen und Optionen des Juristen ab.

Die beruflichen Möglichkeiten für Juristen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich ausdifferenziert. Vor allem die Wirtschaft bietet immer mehr Karriereoptionen. Welche Weiterbildungen haben dadurch an Gewicht gewonnen – und welche verloren?
Sicher haben die Masterabschlüsse aus dem englischsprachigen Ausland an Bedeutung gewonnen. Man zeigt damit unter anderem, dass man über gute Sprachkenntnisse verfügt sowie die Fähigkeit besitzt, sich in einer anderen Kultur zurechtzufinden. Die Promotion nimmt dagegen unserer Beobachtung nach an Bedeutung etwas ab.

Gibt es dennoch weiterhin Karrierewege, für die die Promotion zwingend notwendig ist?
Für den Einstieg in einige größere und kleinere deutsche Anwaltskanzleien, die einen hohen Wert auf akademische Exzellenz legen, ist die Promotion weiterhin quasi zwingende Voraussetzung. Die internationalen Großkanzleien hingegen sehen den Dr. jur. zwar weiterhin gern, er ist aber schon lange kein Muss mehr.

Ist ein Fachanwaltstitel eine optimale Zusatzausbildung, um in einem bestimmten Metier erfolgreich zu sein?
Bei der Masse an deutschen Juristen ist es tatsächlich erstrebenswert, sich gewisse Alleinstellungsmerkmale zu verschaffen. Dies kann ein Fachanwaltstitel sein.

Gibt es einen Trend im Bereich der Zusatzausbildungen, den Sie mit Ihrer Erfahrung im Legal Recruitment kritisch betrachten?
Inzwischen bieten auch viele deutsche Universitäten LL.M.-Seminare an. Es macht meines Erachtens für deutsche Juristen wenig Sinn, diese in Deutschland zu belegen. Man sollte dies im Ausland tun, um zugleich Erfahrungen mit einer anderen Sprache und in einem anderen kulturellen Umfeld zu sammeln.

Wenn man mit Partnern und Personalverantwortlichen der großen Kanzleien spricht, heißt es häufig, es komme vor allem auf die praktischen Erfahrungen an. Zugespitzt gefragt: Kommt ein exzellenter Praktiker auch ohne Zusatzausbildung bis nach ganz oben?
Es gibt in der Generation der Juristen 45plus recht viele, die ohne Zusatzausbildung sehr erfolgreich sind – sowohl als Anwalt in der Kanzlei als auch in Unternehmen. Überspitzt darf man feststellen: Selbst mit zwei ausreichenden Examina kann man es weit bringen, wenn man sein Metier und seine Mandanten gut versteht und sich als Berater gut verkaufen kann. Weil generell Zusatzausbildungen an Gewicht gewinnen, werden diese Karrierewege allerdings immer schwieriger.

Rechtschrittmacher

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Die Law Clinic ist eine Kooperation der Bucerius Law School und der Diakonie Hamburg. Ehrenamtlich beraten 18 Hamburger Rechtsanwälte gemeinsam mit etwa 40 Studierenden der Law School Hilfesuchende von verschiedenen Beratungseinrichtungen der Diakonie in Rechtsangelegenheiten. Das Angebot richtet sich an Menschen, die aufgrund ihrer finanziellen und persönlichen Situation nur einen eingeschränkten Zugang zu qualifizierter Rechtsberatung haben und ihre Rechte ohne die Law Clinic nicht wahrnehmen könnten. Aufgezeichnet von Stefan Trees

 

Judith Büschleb, Foto: Judith Büschleb
Judith Büschleb, Foto: Judith Büschleb

Judith Büschleb, 31 Jahre
Jura-Studentin im ersten Staatsexamen an der Bucerius Law SchoolProjekt: Law Clinic
Ort: Hamburg
Web: https://www.law-school.de/services/law-clinic

Wie es dazu kam
Ich habe ehrenamtlich in einer interkulturellen Beratungsstelle der Diakonie in Hamburg gearbeitet. In den Beratungsgesprächen tauchten immer wieder Menschen mit rechtlichen Problemen auf. Mit dem Wissen aus meinem Jura- Studium war mir klar, dass viele bei entsprechender anwaltlicher Beratung und Vertretung ihren Fall hätten gewinnen können. Sie waren offensichtlich im Recht, aber es fehlte an passenden Beratungsangeboten, mit denen sie ihr Recht hätten durchsetzen können. Diese Beobachtung machten auch die Sozialarbeiter der Diakonie.

Weil mich dieser Umstand so bewegte, habe ich an der Uni davon erzählt und bei vielen Kommilitonen offene Türen eingerannt, die sich mit ihrem Wissen unentgeltlich für andere Menschen einsetzen und damit nicht bis zum Berufseinstieg warten wollten. So ist die Idee zur Law Clinic entstanden: Sie bringt Menschen zusammen, die einerseits Hilfe benötigen, andererseits helfen wollen. Die Ratsuchenden werden von Teams aus einem Fachanwalt und zwei Studierenden beraten – vom ersten Beratungsgespräch bis zur Lösung des Problems. Die Studierenden beraten also nicht nur, sondern vertreten die Mandaten auch gegenüber der gegnerischen Partei und vor Gericht, immer unter intensiver Anleitung und Aufsicht durch den Team-Fachanwalt und natürlich nur soweit dies rechtlich zulässig ist. Die Reaktion der Anwälte, die wir auf ihre Mitarbeit angesprochen haben, war übrigens einhellig: Endlich gibt es eine Organisation, die es ermöglicht, sich pro bono auf anwaltliche Beratung zu konzentrieren, ohne sich um die vielfältigen und oft zeitaufwändigen organisatorischen Belange kümmern zu müssen.

Warum ich das mache
Die Law Clinic ist ein Beitrag für mehr Chancengleichheit. Als ich an der Uni von meinen Erfahrungen aus den Beratungen an der Diakonie erzählte, brannten die Studierenden darauf mitzumachen – wie junge Menschen nun mal sind, wollen wir mit unserem Engagement die Welt ein Stück gerechter machen.

In der Law Clinic engagieren sich zurzeit rund 40 Studierende und 18 Anwälte. Darüber hinaus gibt es ein zehnköpfiges Leitungs- und Organisationsteam, bestehend aus Studierenden, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Alumni. Und es gibt noch viel mehr, die mitmachen würden. Wer nach seiner erfolgreichen Bewerbung bei der Law Clinic einsteigt, wird geschult und vorbereitet und durch Lehrveranstaltungen, Workshops, Kolloquien und Feedback-Veranstaltungen begleitet. Somit sind wir mittendrin in der Praxis, und es ist alles andere als trocken.

Was es bislang gebracht hat
Im Oktober 2012 haben wir die erste Beratung durchgeführt. Seitdem läuft es genial: Innerhalb eines Dreivierteljahres konnten hundert Menschen professionell beraten werden, die ohne die Law Clinic wahrscheinlich nie einen anwaltlichen Rat erhalten hätten. Von den Studierenden und den Anwälten wurden rund 70 Mandate übernommen, vier Fälle sind gerichtlich anhängig. So hat beispielweise eine Familie unrechtmäßig ein Jahr lang kein Kindergeld erhalten und nun von der Behörde eine Nachzahlung bekommen. Und kurz vor Weihnachten hatten wir eine sechsköpfige Familie, die schon die Räumungsankündigung bekommen hatte. Innerhalb einer Woche hat das Beratungsteam mit dem Vermieter eine einvernehmliche Lösung gefunden. Die Familie wohnt nun immer noch dort.

Wir finden die Kombination der Zusammenarbeit von Sozialarbeitern und Anwälten und der Zuarbeit der Studierenden eine tolle Möglichkeit, sich pro bono einzusetzen. Wir haben den Traum, dass dieses Modell auch an anderen Universitäten eingeführt wird und die Idee der Law Clinic auf lange Sicht in Deutschland einen Unterschied für den Zugang zum Recht machen wird.

jur inspiration: Die Wahrheit [und nichts als die Wahrheit]

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Peter Høeg: Der Susan-Effekt.
Peter Høeg: Der Susan-Effekt.

Wahrheit dank Susan

Die Titelheldin in Peter Høegs neuem Roman hat eine außergewöhnliche Gabe: Jeder, der mit der Experimentalphysikerin spricht, wird absolut aufrichtig. Jetzt soll sie einem hochrangigen Justizbeamten ein geheimes Protokoll beschaffen.
Zum Buch gibt es eine Website mit Trailer, Verhören, Autoreninfos
Peter Høeg: Der Susan-Effekt. Hanser Verlag 2015. ISBN 978-3446249042. 21,90 Euro


Sag die Wahrheit

Drei Menschen behaupten, ein und dieselbe Person zu sein. Zwei lügen, einer sagt die Wahrheit. Zu den Spürnasen im Rateteam gehören unter anderem Smudo und Pierre M. Krause. Seit vielen Jahren erfolgreiche TV-Sendung, seit Mitte September mit neuen Folgen. Montags, 22:00 Uhr, im SWR Fernsehen.
www.swr.de


Ein Riecher für die Wahrheit?

Ob ein Duft die Wahrheit offenbaren kann oder aber bei der Wahrheits findung hilfreich ist? „Truth“ für die Damen und „Truth for men“, beide von Calvin Klein. Ausprobieren?
www.calvinklein.com


Prof. Dr. Jack Nasher M. Sc., Foto: Campus Verlag
Prof. Dr. Jack Nasher M. Sc., Foto: Campus Verlag

Der Wahrheit auf der Spur

Prof. Dr. Jack Nasher M. Sc. (Oxford) studierte Jura in Frankfurt am Main, dazu Philosophie und Psychologie sowie Management an der Universität in Oxford. In der Frühjahrsausgabe des karriereführer recht sprach er mit uns darüber, wie man Lügner durchschaut. In seinen Seminaren vermittelt er auch, wie Sie in Gesprächen der Wahrheit auf die Spur kommen. Seminartermine für Herbst 2015 unter: https://nasher.de/
Sein aktuelles Buch: Entlarvt! Wie Sie in jedem Gespräch an die ganze Wahrheit
kommen. Campus 2015. ISBN 978-3593501260. 19,99 Euro
Zu unserem Interview mit Jack Nasher


Hubertus Meyer-Burckhardt, Foto: Gerald von Foris
Hubertus Meyer-Burckhardt, Foto: Gerald von Foris

Halbe Wahrheiten im Theater

Das junge Glück von Ginny und Greg scheint getrübt, als Greg unter dem Bett seiner Geliebten Pantoffeln findet, die nicht ihm gehören. Die Liebeskomödie des englischen Dramatikers Sir Alan Ayckbourn ist ein international erfolgreicher Klassiker, der frisch im Ernst Deutsch Theater in Hamburg aufgeführt wird. Regie führt Hubertus Meyer-Burckhardt, Filmproduzent, Schriftsteller und Gastgeber der NDR Talk Show. Erstmals seit seinem Studienbeginn an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), München, arbeitet Meyer-Burckhardt wieder als Theater-Regisseur.

Vor dieser Zeit war er als Regie-Assistent bei Boy Gobert, Hans Hollmann und Klaus Emmerich tätig und inszenierte selbst am Berliner Renaissance-Theater „Spiel’s noch mal, Sam“ von Woody Allen und „Der Kontrabass“ von Patrick Süskind. Auf dem Weg zu den Proben zur Inszenierung von „Halbe Wahrheiten“ an der Elbe fragten wir ihn schnell …
… Herr Meyer-Burckhardt, Ihr Lieblingszitat über die Wahrheit?
Stammt von Nietzsche: „Der Besitz der Wahrheit ist nicht schrecklich, sondern langweilig wie jeder Besitz.“ Insofern kann eine amüsante Lüge sehr viel unterhaltsamer sein als die Wahrheit.

Welche Attraktivität geht denn von Lügnern aus?
Lügner sind immer attraktiv, vor allen Dingen für die Literatur und den Film. Selten stehen ehrhafte Moralpinsel im Zentrum der Fiktion.

Zu guter Letzt: Woran erkennen Sie, ob jemand nichts als die Wahrheit sagt – oder eben nicht?
Ich möchte meist gar nicht wissen, ob ich gerade einen Schwindler oder einen Wahrhaftigen vor mir habe, denn, und damit schließe ich mit einem Zitat meines Helden Georg Wilhelm Friedrich Hegel: „Die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat.“

Halbe Wahrheiten, Ernst Deutsch Theater, Hamburg.
Regie: Hubertus Meyer-Burckhardt.
Ensemble: Peter Bongartz, Tobias van Dieken, Katharina Pütter, Gila von Weitershausen.
Spielzeit: 26.11.2015 (Premiere) bis 9.1.2016.
Info und Tickets: www.ernst-deutsch-theater.de
Zu unseren Interviews mit Hubertus Meyer-Burckhardt


Uwe Böschemeyer: Weil ich es dir nicht sagen konnte.
Uwe Böschemeyer: Weil ich es dir nicht sagen konnte.

Befreiende Wahrheit

Warum belastet uns Unausgeprochenes so schwer? Wo finden wir den Mut, offen und damit angreifbar zu sein? Aus seiner langjährigen Erfahrung als Therapeut erklärt der Bestsellerautor Dr. Uwe Böschemeyer, wo Stillsein guttut und wo man gerade dann, wenn die Worte fehlen, etwas sagen sollte.
Uwe Böschemeyer: Weil ich es dir nicht sagen konnte. Vom Schatten des Schweigens zur befreienden Wahrheit.
Ecowin Verlag 2015, erhältlich ab 5.10.2015. ISBN 978-3711000798. 19,95 Euro


Dan Ariely: Unerklärlich ehrlich. Warum wir weniger lügen, als wir eigentlich könnten.
Dan Ariely: Unerklärlich ehrlich.

Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge

Wie wir andere täuschen und uns selbst am meisten, beschreibt Dan Ariely, Verhaltensökonom und Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT), auf originelle Weise samt theoretischem Überbau. Seit Sommer 2015 ist sein bekanntes Buch „Die halbe Wahrheit ist die beste Lüge“ als Taschenbuch erhältlich unter dem neuen Titel: Dan Ariely: Unerklärlich ehrlich. Warum wir weniger lügen, als wir eigentlich könnten.
Droemer Verlag 2015. ISBN 978-3426300626. 9,99 Euro

Interview mit Dr. Bertold Ulsamer

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Weil er sich lieber mit Menschen als mit Paragrafen beschäftigte, starte der promovierte Jurist und Diplom-Psychologe Bertold Ulsamer eine Karriere als Therapeut. Doch Themen wie Schuld und Gerechtigkeit beschäftigen ihn auch weiter: Sein neues Buch behandelt die „Acht Gesichter der Schuld“. Interview: André Boße

Zur Person

Dr. Bertold Ulsamer, geboren 1948 in Haßfurt, studierte in Würzburg, Genf und Freiburg von 1969 bis 1978 Jura und Psychologie. Er beendete das Jurastudium mit der Promotion zum Dr. jur. und dem Zweiten Staatsexamen, das Psychologiestudium mit dem Diplom in Klinischer Psychologie. Er gründete 1984 ein Institut für Managementtraining, seit Mitte der 1990er-Jahre ist er hauptsächlich als Psycho- und Familientherapeut tätig. Zudem ist er Autor mehrerer Fachbücher, zuletzt erschien von ihm „Acht Gesichter der Schuld. Ansätze zur Überwindung“ (Scorpio Verlag 2015. ISBN 978-3958030022. 17,99 Euro).

Herr Ulsamer, warum sind Sie als promovierter Jurist Psychologe geworden?
Ich habe in der zweiten Hälfte meines Studiums sowie in meiner Zeit als Referendar gemerkt, dass ich lieber mit Menschen arbeiten möchte als mit Paragrafen. Ich war damals zum Beispiel im Verwaltungsrecht nicht so gut wie im Strafrecht. Ich habe mich dann gefragt, woran das liegt, und gemerkt, dass ich bei verwaltungsrechtlichen Fragen grundsätzlich auf der Seite der Bürger stand. Ich habe menschlich argumentiert, jedoch aus juristischer Sicht nicht sehr überzeugend. Vollblutjuristen müssen besser abstrahieren können. Daher bin ich schließlich lieber ganz in die Psychologie gegangen.

Gibt es Inhalte aus Ihrem Jura-Studium, die Sie für Ihre Arbeit bis heute gut gebrauchen können? Ist etwas hängengeblieben?
Ich glaube, dass ich deshalb strukturierter denke und argumentiere. Ich kann meine Begründungen gut vermitteln, so dass sie nachvollziehbar sind. Scheinbar hat mir das strukturierte Arbeiten während des Jurastudiums also gut getan. (lacht)

Ihr neues Buch behandelt den psychologisch und juristisch sehr komplexen Begriff der Schuld. Welche Arten der Schuld gibt es?
Es gibt viele Formen, in meinem Buch unterscheide ich acht. Da ist zunächst einmal das Schuldgefühl, wenn ein Mensch tief in sich drinnen weiß, dass er einem anderen Leid zugefügt hat. Da geht es auch um die klassische juristische Schuld eines Täters. Eine zweite Form von Schuld entsteht im Kopf eines Menschen, wo eine eigene Instanz das Verhalten verurteilt. Das führt zum schlechten Gewissen. Das kann mit einer juristischen Schuld zusammenhängen, muss es aber nicht, denn das schlechte Gewissen entsteht auch, wenn ich mir vornehme, abends keine Schokolade mehr zu essen, dies aber doch tue. Oder wenn ich zu viel oder zu wenig arbeite. Eine dritte Form von Schuld ist eine Gegenreaktion zur Hilflosigkeit bei schlimmen Ereignissen. Man glaubt, die Geschehnisse in den Griff zu bekommen, wenn man einen Schuldigen findet. Zum Beispiel bei Unglücksfällen, Katastrophen oder auch schrecklichen Verbrechen.

Hat ein Schuldgefühl etwas mit Empathie zu tun?
Man kann es Empathie nennen, ja. Die Forschung hat aber auch die Spiegelneuronen entdeckt, die einen Menschen erfahren lassen, wie es dem anderen gerade geht. Menschen mit Empathie möchten nicht, dass es dem anderen schlecht geht. Also rechtfertigen sie ihr Handeln, suchen nach Ausreden, versuchen, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Oder das Handeln, das den anderen verletzt hat, rational zu erklären. Das passiert in der Erziehung ganz häufig: Eltern entschuldigen ihre Strenge damit, dass sie es ja nur gut fürs Kind meinen. Im beruflichen Alltag erleben wir häufig, dass Menschen behaupten, sie hätten diese oder jene Entscheidung zum Wohle des Unternehmens getroffen. Das stimmt sicherlich. Und trotzdem – gleichzeitig – ist ihr Handeln mit Schuld verbunden. Schuld ist so im menschlichen Leben oft unvermeidbar. Es ist daher schon ein großer Schritt, wenn jemand zugibt: Ja, ich habe den anderen verletzt. Ich schaue ihm tief in die Augen und kann dann erkennen, wie es ihm gerade geht.

Ist es für Juristen eine wichtige Aufgabe, den anderen dazu zu bringen, empathisch zu sein? Seine Schuld zu erkennen?
Nicht für alle Bereiche, aber im Strafvollzug ist das ein großes Thema. Wer mit Inhaftierten spricht und ihnen helfen will, sollte versuchen, bei diesen Menschen das Gefühl zu wecken, zu erkennen, wie es den Menschen geht, denen sie durch ihre Tat Leid zugefügt haben. Es ist wichtig, dass der Verurteilte zu seiner Tat steht.

Gibt es Tricks, diese Empathie bei anderen zu wecken?
Wichtig ist, dass ich selbst Empathie mitbringe. Ich muss zum Beispiel erkennen, wie es dem Täter geht, was er gerade durchmacht. Wenn ich ihn moralisch verurteile, macht er natürlich dicht. Je weniger ich einen Schuldigen angreife, desto mehr Möglichkeiten gebe ich ihm, seine eigene Schuld nachzuvollziehen. Das ist ein Prozess, den man von außen anstoßen kann. Erzwingen kann man ihn nicht.

Kann der Gerichtssaal der Ort sein, an dem Schuld nicht nur festgestellt wird, sondern auch tatsächlich vergeben werden kann?
Nein, das passiert nur in Ausnahmefällen. Vor Gericht geht es um Gerechtigkeit und Bestrafung – nicht um Versöhnung. Daher dreht sich in einem normalen Strafprozess alles um den Angeklagten, also den mutmaßlichen Täter. Um die Opfer kümmert sich das Gericht nur am Rande. Ich halte daher den Täter-Opfer-Ausgleich für ein sinnvolles und wertvolles Instrument, um sich wirklich mit den Themen Schuld und Vergebung zu beschäftigen. Hier wird das Opfer viel stärker einbezogen. Es kommt zu einer Interaktion zwischen Täter und Opfer – und damit zu einer viel intensiveren Auseinandersetzung mit der Schuldfrage.

Aber ein Schuldspruch mit einer knackigen Geld- oder Gefängnisstrafe hilft dem Opfer doch auch, oder?
Vielleicht kurzfristig. Befriedigt wird hier aber nur das Rachegefühl. Das ist eine Genugtuung, ohne Frage. Aber diese Befriedigung geht schnell vorbei, weil das Opfer merkt, dass es persönlich nicht davon profitiert, wenn der andere hart bestraft wird.

Zum Abschluss: Ist es für einen jungen Juristen wichtig, psychologisches Wissen mitzubringen?
Es ist wichtig. Doch die Psychologie ist zweischneidig. Es gibt das theoretische, akademische Wissen, das einem Juristen eher wenig bringt. Die Themen sind einfach zu abstrakt, um sie in den beruflichen Alltag auf den konkreten Menschen zu transferieren. Es gibt allerdings eine Alltagspsychologie, man könnte sie auch mit dem Begriff der Menschenkenntnis beschreiben. Zu wissen, wie ich mit Menschen umgehen sollte und wie ich mich selbst als Mensch erfahre, ist auch für Juristen sehr wichtig. Dafür muss ich aber nicht unbedingt Psychologie studieren. Der Weg führt dahin, wenn ich achtsam gegenüber anderen bin, mich immer wieder austausche und selbst reflektiere.

Checkliste E-Mail-Bewerbung

Bevor Sie unsere Kanzlei- und Firmenporträts für Ihre Bewerbungen nutzen, lesen Sie die Checkliste zur Erstellung einer E-Mail-Bewerbung.

Allgemeines

  • Bewerben Sie sich entweder auf dem Postweg oder über E-Mail/Onlineformular – nicht auf mehreren Wegen.
  • Senden Sie nur eine E-Mail-Bewerbung, wenn Sie die Adresse der Personalabteilung oder einer konkreten Person kennen. Keine Mails an allgemeine Adressen wie info@unternehmen.de.
  • Achten Sie auf eine eigene seriöse Mailadresse (z. B. vorname.nachname@provider.de) und vollständige Kontaktdaten in der Signatur.
  • Nutzen Sie für die Bewerbung Ihre private, keine geschäftliche E-Mail-Adresse.
  • Verwenden Sie keine Emoticons, Sonderzeichen oder Abkürzungen wie MFG.
  • Senden Sie die E-Mail zur Überprüfung erst einmal an sich selbst.

Internet-Bewerbungen setzen sich durch

58 % der Unternehmen in Deutschland wollen Bewerbungen per Internet, (38 % per E-Mail, 20 % über Online-Formulare auf ihren Webseiten). 27 % der befragten Personalchefs bevorzugen eine Bewerbung auf Papier. 15 % haben keine Präferenz.
Quelle: Bitkom-Umfrage 2015

 

Anschreiben

Das Anschreiben wird als Text in der Mail sowie zusätzlich als Anhang gesendet.

  • Stellen Sie sicher, dass der Vor- und Nachname Ihres Ansprechpartners richtig geschrieben ist.
  • Haben Sie die Quelle der Stellenausschreibung in der Betreffzeile genannt?
  • Ist Ihr Anschreiben lesefreundlich aufbereitet (Absätze)?
  • Sind Sie auf das Anforderungsprofil der Stelle eingegangen?
  • Falls verlangt, haben Sie Angaben zu Eintrittstermin und Gehaltswünschen gemacht?
  • Haben Sie Soft Skills mit aussagekräftigen Praxisbeispielen belegt?
  • Entspricht das Anschreiben trotz aller formalen Empfehlungen Ihrem Stil?
  • Haben Sie eine Endkontrolle durchführen lassen?

Lebenslauf

Der Lebenslauf wird als Anhang in der Mail mitgesendet.

  • Integrieren Sie Ihr Bild in den Lebenslauf, statt es als Anhang mitzusenden.
  • Ist die Reihenfolge des Lebenslaufes korrekt?
  • Sind die Zeiträume mit Monat und Jahr aufgeführt?
  • Ist der Schwerpunkt des Studiums herausgearbeitet, und passt er zur Stellenausschreibung?
  • Sind Unternehmen korrekt mit ihrer Firmierung benannt?
  • Sind zu Praktika und anderen Tätigkeiten erklärende Unterpunkte eingebaut?
  • Außeruniversitäres Engagement: Sind die Tätigkeiten schlüssig und gut beschrieben?
  • Weiterbildungen: Passen sie zur ausgeschriebenen Stelle?
  • Wurden Fachkenntnisse und Soft Skills herausgearbeitet?
  • Haben Sie Sprach- und EDV-Kenntnisse bewertet?
  • Ist das aktuelle Datum angegeben, und haben Sie den Lebenslauf unterschrieben?

Anhänge

  • Versenden Sie Anhänge als PDF oder JPG – alles andere kann die Formatierung verlieren.
    Die Dateien sollten zusammen eine Größe von 3 MB nicht überschreiten.
  • Soweit möglich fassen Sie die Anhänge in einer PDF-Datei zusammen.
  • Benennen Sie Anhänge eindeutig.
  • Schicken Sie Ihr Anschreiben aus der Mail auch als Anhang – dann kann es besser verarbeitet werden.
  • Senden Sie zunächst nur Anschreiben, Lebenslauf und wichtige Unterlagen wie Hochschulzeugnis, Praktikumsbescheinigungen und Ausbildungszeugnis als Anhang und bieten Sie an, weitere Informationen auf Wunsch nachzuliefern.

ARD Themenwoche Heimat

Die zehnte ARD-Themenwoche vom 4. bis 10. Oktober 2015 widmet sich ganz dem Thema „Heimat“.

Im Fernsehen und Radio werden die Sendeplätze gefüllt mit Filmen, Reportagen, Dokumentationen, Diskussionsrunden und Hörspiele – von der Heimat-Geschichte des Südwestens über Heimat im digitalen Raum und das Heimatgefühl beim Urban Gardening bis zu Spielfilmen wie dem „Leberkäseland“ über eine türkische Akademikerfamilie in Moers zwischen Tradition und Moderne. Heimat also in vielen Facetten: Kulturell, politisch, geografisch, geschichtlich u.v.m.

Als Paten der Themenwoche haben sich Schauspielerin Natalia Wörner, Musiker Herbert Grönemeyer und Fußballer Mesut Özil zur Verfügung gestellt. Was für Grönemeyer Heimat bedeutet, darüber spricht er in diesem Video:

Heimat: Vom Auswandern und Wiederkommen

Eine Studie belegt: Deutsche Auswanderer sind oftmals jung und hoch qualifiziert. Ihr Know-how fehlt auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Experten fordern daher, hochqualifizierte Abwanderer mit Rückkehrprogrammen wieder nach Deutschland zu holen.

Zwischen 2009 und 2013 sind rund 710.000 Menschen mit deutschem Pass in die Ferne gezogen. Zumeist weil sie neue Erfahrungen machen und ihren Horizont erweitern (72 Prozent) wollen. Berufliche Gründe kommen an zweiter Stelle (66,9 Prozent), gefolgt von familiären Gründen (50,9 Prozent). Dies geht aus einer Studie zur Migration deutscher Staatsbürger hervor, vorgelegt von Forschern des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR).

Rückkehr aus Unzufriedenheit – und weil die Familie fehlt

„Ich bin dann mal weg“ bedeutet bei vielen aber nicht für immer. Rund 580.000 Zuzüge im oben genannten Zeitraum haben die Behörden registriert. Die Gründe für die Rückkehr sind partnerschaftsbezogen und familiär (63,9 Prozent) sowie beruflich bedingt (56,5 Prozent). Rund 40 Prozent waren mit ihrem Leben im Ausland unzufrieden. Und 41 Prozent der im Ausland lebenden deutschen Auswanderer können sich sowieso vorstellen, wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Bei der Rückkehr von Fachkräften unterstützt das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Rückkehrer mit einem eigens entwickelten Programm. Auch speziell für Wissenschaftler gibt es Hilfestellung, das Karriereportal für Wissenschaft und Forschung academics hat eine Liste von Rückkehrprogrammen erstellt.

UN-Studie: Migration weltweit so hoch wie noch nie zuvor           

Das Glück, die Rückkehr in die Heimat frei wählen zu können, hat nicht jeder Migrant. Die weltweite Migration hat nach Angaben der Vereinten Nationen einen neuen Höchststand erreicht. Wie der UN-Bevölkerungsfonds in New York mitteilte, leben derzeit 232 Millionen Menschen freiwillig oder gezwungenermaßen außerhalb ihrer Heimat. Die weltweiten Ströme der Menschen, die nationale Grenzen passieren, visualisiert sehr anschaulich eine Grafik auf faz.net.

Umfrage: Was ist Heimat?

Ist Heimat der Wohnort? Die Familie oder der Geburtsort? Wir haben uns Umfragen und ihre Ergebnisse für euch angesehen.

Was ist Heimat – die Frage scheint auf den ersten Blick ganz einfach zu beantworten zu sein. Doch schnell wird klar: Heimat kann ganz viel sein. Ein Gefühl der Geborgenheit oder ein physischer Ort beispielsweise. Die folgende Statistik bildet die Ergebnisse einer Umfrage in Deutschland zu der persönlichen Bedeutung des Begriffs der Heimat für die Befragten ab. Im März 2012 gaben 31 Prozent der Befragten an, dass sie mit dem Heimatbegriff vor allem die Familie verbinden.

Auch die Frage nach dem (inter-)nationalen Zugehörigkeitsgefühl ist spannend, denn sie verdeutlicht, dass der Heimatbegriff je nach individuellem Empfinden skalierbar ist auf Weltbürger, Europäer oder Deutscher.

Die unten stehende Grafik zeigt das Ergebnis einer Umfrage zum Verständnis von Heimat und dem entsprechenden Zugehörigkeitsgefühl. 43 Prozent der befragten Personen gaben an, dass sie sich am ehesten als Deutscher fühlen bzw. bezeichnen würden.

Statistik: Weltbürger, Europäer oder Deutscher - wie würden Sie sich bezeichnen, als was fühlen Sie sich? | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Fortsetzung des Filmprojekts „Augenhöhe“

Kann man die Arbeitswelt so gestalten, dass Menschen ihre Potentiale entfalten und ihre Fähigkeiten einbringen können – zu ihrem eigenen Wohl und dem der Unternehmen, für die sie tätig sind? Ja, antwortete der erfolgreiche Film „Augenhöhe“. Nun soll eine Fortsetzung gedreht werden.

Auch im zweiten Teil wollen die Filmemacher den für sie notwendigen Wandel der Arbeitswelt dokumentieren und Antworten finden auf die Fragen: Wie wollen wir in Zukunft arbeiten? Wie macht man sich auf den Weg zu einer neuen Kultur der Zusammenarbeit? Wohin soll die Reise gehen?

Die Sehnsucht nach sinnstiftender Arbeit sei mindestens so groß, wie die Notwendigkeit Wertschöpfungsprozesse agil zu gestalten, sind die Filmemacher überzeugt. Mit ihrem neuen Projekt „AUGENHÖHEwege“ wollen sie mutige Firmen zeigen, die sich auf den Weg gemacht haben, die Arbeitswelt neu zu erfinden.

Augenhöhe – der Film

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