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Wissen aufbauen

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Die Ärztliche Weiterbildung unter anderem zum Facharzt erfolgt in Deutschland nach den Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern. Die wiederum basieren auf der (Muster-)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer. Der karriereführer ärzte bietet hier eine Auflistung der möglichen Spezialisierungen.

Fachgebiete, Facharzt- und Schwerpunktkompetenzen

  1. Gebiet Allgemeinmedizin
  2. Gebiet Anästhesiologie
  3. Gebiet Anatomie
  4. Gebiet Arbeitsmedizin
  5. Gebiet Augenheilkunde
  6. Gebiet Biochemie
  7. Gebiet Chirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Allgemeinchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Gefäßchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Herzchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Kinderchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Thoraxchirurgie
    Facharzt/Fachärztin für Viszeralchirurgie
  1. Gebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
    Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie
    Schwerpunkt Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin
  1. Gebiet Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
    Facharzt/Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
    Facharzt/Fachärztin für Sprach-, Stimm- und kindliche Hörstörungen
  1. Gebiet Haut- und Geschlechtskrankheiten
  2. Gebiet Humangenetik
  3. Gebiet Hygiene und Umweltmedizin
  4. Gebiet Innere Medizin
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Angiologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie
    Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Rheumatologie
  1. Gebiet Kinder- und Jugendmedizin
    Schwerpunkt Kinder-Hämatologie und -Onkologie
    Schwerpunkt Kinder-Kardiologie
    Schwerpunkt Neonatologie
    Schwerpunkt Neuropädiatrie
  1. Gebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
  2. Gebiet Laboratoriumsmedizin
  3. Gebiet Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
  4. Gebiet Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
  5. Gebiet Neurochirurgie
  6. Gebiet Neurologie
  7. Gebiet Nuklearmedizin
  8. Gebiet Öffentliches Gesundheitswesen
  9. Gebiet Pathologie
    Facharzt/Fachärztin für Neuropathologie
    Facharzt/Fachärztin für Pathologie
  1. Gebiet Pharmakologie
    Facharzt/Fachärztin für Klinische Pharmakologie
    Facharzt/Fachärztin für Pharmakologie und Toxikologie
  1. Gebiet Physikalische und Rehabilitative Medizin
  2. Gebiet Physiologie
  3. Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie
    Schwerpunkt Forensische Psychiatrie
  1. Gebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  2. Gebiet Radiologie
    Schwerpunkt Kinderradiologie
    Schwerpunkt Neuroradiologie
  1. Gebiet Rechtsmedizin
  2. Gebiet Strahlentherapie
  3. Gebiet Transfusionsmedizin
  4. Gebiet Urologie

Neben den aufgelisteten Fachgebieten, Facharzt- und Schwerpunktkompetenzen gibt es noch zahlreiche Zusatz-Weiterbildungen von Akupunktur bis Tropenmedizin (PDF).

Das letzte Wort: „Doc Esser“ Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser

Bekannt als „Doc Esser“ gibt Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser in der WDR-Servicezeit Gesundheitstipps und moderiert das WDR-Magazin #Gesund. Esser ist Oberarzt für Innere Medizin und Pneumologie am Sana-Klinikum Remscheid und leitet hier die Pneumologie-Abteilung. Doch das Multi-Talent kann noch mehr: Nebenbei entwickelt der Kölner Medizin-Apps, ist dreifacher Familienvater, Musiker mit eigener Band und Inhaber eines Tonstudios.

Was zeichnet für Sie einen guten Arzt aus?
Ein guter Arzt ist nicht nur ein guter Differentialdiagnostiker und Interventionist/Operateur, sondern begleitet den Patienten in seinem Sinne durch den stationären Aufenthalt, erklärt das Krankheitsbild in der Sprache des Patienten und versteckt sich nicht hinter dem „MedizinerLatein“.

Welche kritischen Fragen sollte sich ein Jung-Mediziner selbst immer wieder stellen?
Bin ich bereit, die Verantwortung über das Leben wildfremder Menschen dauerhaft zu übernehmen? Bin ich bereit, Tragödien und Schicksale über Jahrzehnte zu ertragen? Wo möchte ich in 10 Jahren beruflich stehen und inwieweit verträgt sich das mit meinen privaten/familiären Wünschen?

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser, Foto: WDR
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser, Foto: WDR

Die Künstliche Intelligenz ist auch in der Medizin auf dem Vormarsch. Was wird sie Ihrer Meinung nach bringen, was wird auf der Strecke bleiben?
Aktuelle Studien geben ja Anlass zur Hoffnung, dass der Arzt durch den Einsatz von KI entlastet wird und Fehldiagnosen seltener erfolgen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist die KI in der Medizin sinnvoll und notwendig. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Studienlage einfach noch zu dünn, um schon Schlüsse zu ziehen. Meine Hoffnung besteht darin, dass ein Arzt durch Unterstützung der KI deutlich mehr Zeit für die direkte Betreuung des Patienten gewinnt. Und in diesem Falle hätte die KI ihren Zweck bereits erfüllt.

Was ist Ihrer Meinung nach das größte Manko, das in deutschen Krankenhäusern herrscht und wie könnte man es abstellen?
Nach wie vor ist die Einbindung der Familie in den Beruf (oder je nach Blickwinkel der Beruf in die Familie) schwierig, da es zu wenig Kitas und Tagesmütter gibt und die Arbeitszeiten miteinander kollidieren. Hier könnten krankenhausinterne Kitas mit Betreuungszeiten zwischen 7 Uhr morgens und 18 Uhr abends den ärztlichen Arbeitsalltag deutlich erleichtern.

Sie sagen, dass Sie mit 4 bis 5 Stunden Schlaf pro Nacht auskommen. Ist das gesund? Würden Sie das auch anderen empfehlen?
Mein Schlafverhalten hat sich tatsächlich (mit zunehmenden Alter ) verändert. Ich benötige mittlerweile eher 5 bis 6 Stunden Schlaf. Da ich mich aber frisch und ausgeruht fühle, sehe ich auch keine Notwendigkeit, länger im Bett zu bleiben. Und so sollte das jeder für sich handhaben. Manche brauchen halt 7 bis 8, andere nur 4 bis 5 Stunden. Wichtig ist, das der Schlaf erholsam ist. Dann reichen auch wenige Stunden.

Was heilt Ihrer Auffassung nach einen Menschen letztlich wirklich?
Generell gilt: Wer heilt, hat Recht. Neben der Schulmedizin gibt es viele Therapieverfahren, die auch zur Heilung führen können. Oft ist es ja der Geist, der über das Anschlagen oder Versagen einer Therapie entscheidet und deswegen können auch Therapien zur Heilung führen, über die wir Schulmediziner nur verwundert den Kopf schütteln.

Was können Medizin-Apps wirklich? Und was nicht? Welche ist Ihre Lieblings-App?
Meine Lieblings-App ist natürlich meine eigene App: EasyOncology. Mittlerweile gibt es auf dem Markt viele richtig tolle Applikationen, die den ärztlichen Alltag erleichtern. Sei es interaktive Nachschlagewerke von Medikamenten, Leitlinien oder eben eine App, die dem Arzt bei der Diagnostik und Behandlung diverser Tumorerkrankungen unterstützt.

Es wird heute viel über Placebo, Nocebo, Alternativheilkunde geschrieben und in der Schweiz etwa ist die Homöopathie Teil der Kassenleistung. Warum tut man sich hier so schwer mit unterschiedlichen Ansätzen?
Alternativen zur Schulmedizin haben oft das Problem, dass sie nicht gut evaluiert sind. Die Studienlage ist eher dünn und dementsprechend ist es schwierig, die Wirksamkeit einer Alternativtherapie zu bewerten. Hier fehlt es an großen Untersuchungen und Zahlen, die dieses Feld transparenter machen würde.

 

E-Paper karriereführer informationstechnologie 2017.2018

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karriereführer informationstechnologie 2017.2018 – IT-Security

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IT-Security – Innovative Absolventen gesucht

Die Verteidiger. Es steht viel auf dem Spiel: Je vernetzer Menschen, Unternehmen und Maschinen miteinander kommunizieren und arbeiten, desto mehr Verbindungen existieren, die anfällig für den bedrohlichen und gefährlichen Zugriff von außen sind. Denn oftmals handelt es sich um hochsensible Informationen, die da durch die Leitungen und den Äther transportiert werden und optimalen Schutz benötigen. Somit geht es um nichts weniger als Vertrauen, Integrität und Verfügbarkeit. Um dies bestmöglich zu gewährleisten, werden Absolventen mit Know-how, Neugierde und Flexibilität benötigt.

Mit Sicherheit erfolgreich

Die Cyberkriminalität wird zum kritischen Faktor für die digitale Transformation. Die Methoden der Hacker werden immer gerissener, die IT-Architekturen von Unternehmen und Behörden stehen auf dem Prüfstand und die Regularien werden strenger. Daher boomt der IT-Security-Markt: Gefragt sind interne Spezialisten und externe Dienstleister, die innovative Sicherheitskonzepte entwickeln und umsetzen. Besonders gefragt sind Lösungen, die eigenständig Bedrohungen erkennen, analysieren und kommunizieren. Von André Boße

Wie so vieles im Leben hat auch die digitale Transformation zwei Seiten. Die Chancen für die Unternehmen sind offensichtlich, Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz und des Internet der Dinge eröffnen eine nie geahnte Effizienz und neue Geschäftsmodelle. Ermöglicht werden diese Potenziale mit Hilfe komplexer IT-Architekturen. Doch genau hier zeigt sich die zweite und deutlich schattigere Seite: Diese digitalen Architekturen müssen gesichert werden, denn digitale Plattformen, die nicht vor Angriffen von außen geschützt sind, sind so fahrlässig wie ein unverschlossener Tresor. Neu ist das Thema IT-Sicherheit natürlich nicht, doch es hat in den vergangenen Monaten eine neue Dynamik angenommen: Die Cyberkriminalität ist aggressiver geworden, die Anforderungen an die Security sind gestiegen. Aus dem diffusen Gefühl heraus, etwas für die Sicherheit der IT-Struktur tun zu müssen, ist ein echter Zugzwang geworden.

Und die Bedrohung ist real: Der Verband der Internetwirtschaft Eco hat für eine Studie fast 600 Security- Experten aus großen Unternehmen befragt, im Sommer 2017 legte der Verband die Ergebnisse vor: Fast ein Drittel der Befragten gab an, in jüngster Zeit mindestens einen „Ransomware-Sicherheitsvorfall“ im Unternehmen erlebt zu haben – also den Angriff eines Erpressungstrojaners, der Rechner sperrt, Daten verschlüsselt und erst gegen Zahlung wieder freigibt. Der Angriff der Ransomware WannaCry war im Mai 2017 auch ein großes Thema in der Öffentlichkeit. „Diese Vorfälle tragen dazu bei, dass viele Unternehmen die Sicherheitslage als immer bedrohlicher empfinden“, sagt Oliver Dehning, Leiter der Eco-Kompetenzgruppe Sicherheit. Das Resümee der Studie: 95 Prozent der IT-Sicherheitsexperten sehen die Bedrohungslage durch Cyberkriminelle als wachsend an, jeder zweite sogar als stark wachsend. „Dieses gesteigerte Bedrohungs- Empfinden der Experten entspricht der Realität, das zeigt die Zahl der tatsächlichen Cyber-Sicherheitsvorfälle“, sagt Dehning. Nur rund 54 Prozent der Unternehmen hatten laut der Studie in letzter Zeit keine nennenswerten Sicherheitsvorfälle zu beklagen; 2016 hatten sich mit 69 Prozent noch deutlich mehr schadlos gehalten. „Zudem werden viele Unternehmen Opfer einer Cyberattacke, ohne es tatsächlich zu merken. Die Dunkelziffer der angegriffenen Unternehmen liegt also deutlich höher“, so der Eco- Sicherheits-Experte.

Sicherheitslücke: Mobile Devices

Das beste Sicherheitskonzept nützt wenig, wenn die mobilen Endgeräte der Mitarbeiter für Angriffe leicht zu knacken sind. Zwar haben nach einer Studie der Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting 95 Prozent der Unternehmen in Deutschland Sicherheitsvorkehrungen für die Nutzung mobiler Endgeräte ihrer Mitarbeiter getroffen. „Nicht alle schöpfen allerdings die Möglichkeiten zur wirksamen und effizienten Abwehr von Cyberattacken und Datenklau aus“, heißt es darin auch. Jedes dritte Unternehmen verzichte beispielsweise auf ein professionelles Mobile Device Management (MDM) für Smartphone und Tablet. „Unternehmen wollen heute, dass ihre Mitarbeiter möglichst frei mit Smartphone und Tablet umgehen“, sagt Dr. Gerald Spiegel von Sopra Steria Consulting. Umso wichtiger sei es, dass die Spezialisten im IT-Management den Überblick über Geräte und benutzte Apps behalten.

Schäden durch Attacken verfünffacht

Jeder Angriff kostet nicht nur Nerven und Kundenvertrauen, sondern auch Geld: Laut dem Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) haben sich die wirtschaftlichen Schäden durch Cyberattacken in den vergangenen vier Jahren verfünffacht. „Cybersicherheit ist der Anschnallgurt der digitalen Gesellschaft”, formuliert IW-Expertin Barbara Engels. Mit Blick auf den Verbraucherschutz verweist sie auf die politischen Maßnahmen der EU-Kommission, die von Unternehmen und Behörden verlange, vernetzte Produkte mit einem hohen Sicherheitsstandard auszustatten sowie schneller und offener über Cyber-Risiken zu informieren. Dafür, so Engels, müssten in den Unternehmen und Behörden „zeitnah Verantwortlichkeiten und Ressourcen verteilt und klare Deadlines für die Umsetzung gesetzt werden – ansonsten könnte sich die Strategie erneut als zu schwach erweisen“.

Besonders heikel ist diese Schwäche in Branchen mit sensiblen Daten. So wird es zum Beispiel für die Banken in Deutschland immer herausfordernder, die gewohnten Standards an IT-Sicherheit zu gewährleisten. „Sechs von zehn Instituten sprechen von komplexeren Angriffsszenarien und neuen Anforderungen an den Umgang mit ITRisiken“, heißt es im Branchenkompass „Banking 2017“ der Unternehmensberatung Sopra Steria Consulting. Viele Unternehmen der Finanzbranche nutzen Datenbanken und Plattformen, um an Informationen zu bekommen und dem Kunden digitale Services zu bieten. Jedoch erhöhnen diese digitalen Lösungen und Kooperationen die Angriffsfläche – es entwickelt sich eine Art „Digital Supply Chain“, wobei die Banken sicherstellen müssten, „dass auch diese Partner und ihre Lösungen die hohen Standards der Banken erfüllen”, wie Dr. Gerald Spiegel sagt, Leiter Information Security Solutions bei Sopra Steria Consulting. „Das zu kontrollieren, wird bei einer wachsenden Zahl an Partnern immer aufwändiger.“

Studie: Defizit bei der Schulung der Mitarbeiter

Nicht einmal jedes zweite Unternehmen in Deutschland, nämlich gerade mal 46 Prozent, schult laut einer Studie seine Mitarbeiter regelmäßig zur IT-Sicherheit. Das ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr, 2016 waren es noch 55 Prozent. „Regelmäßige Schulungen zur IT-Sicherheit sind jedoch die Basis eines ganzheitlichen Sicherheitskonzepts, ohne entsprechendes IT-Sicherheitswissen und -bewusstsein aller Mitarbeiter nutzen auch Investitionen in modernste Sicherheitstechnologien nur wenig“, warnt Ulrich Hamann, Vorsitzender der Bundesdruckerei GmbH, die diese Studie in Auftrag gegeben hat.

Hinzu kommt, dass die Sektoren Transport, Gesundheit, Verkehr, Finanzen und Versicherungen seit Sommer 2017 zu den kritischen Infrastrukturen (KRITIS) zählen, also zu den für das Funktionieren der Gesellschaft bedeutsamen Versorgungssystemen. Dadurch steigen die Anforderungen, die das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik an Unternehmen aus diesen Branchen stellt: „Diese Betriebe unterliegen dem IT-Sicherheitsgesetz, sodass das Management grundlegende Entscheidungen im Bereich der IT-Sicherheit treffen muss“, sagt Tatjana Brozat, Security-Prüferin beim TÜV Nord. Dazu gehöre unter anderem, ein IT-Sicherheits-Management-System zu implementieren sowie dafür zu sorgen, den IT-Sicherheitsstandard stets technisch aktuell zu halten – und, dies auch belegen zu können.

Security: Schnell und effizient

Die Unternehmen und Behörden sind gefordert – die Zeichen in der IT-Security- Branche stehen auf Wachstum. Das amerikanische IT-Beratungsunternehmen Gartner stellt in einer Marktstudie in Aussicht, dass die Ausgaben für Produkte und Dienstleistungen der IT-Sicherheit im Jahr 2017 weltweit um sieben Prozent steigen werden, auf dann 86,4 Milliarden Dollar. Die Prognose für 2018: 93 Milliarden Dollar.  Über mangelnde Aufträge können sich die Unternehmen der IT-Sicherheitsbranche also nicht beklagen, die Bedürfnisse der Kunden sind vielfältig – und häufig dringend. „Um modernen Bedrohungen wie Ransomware zu begegnen, müssen Unternehmen zum einen zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen einsetzen“, sagt Jörg Schindler, Sprecher für den Sicherheitssoftware-Anbieter Sophos.

Beispiele für diese Schutztechnologien sind das „Sandboxing“, also die Separation sensibler Programme von der angreifbaren IT-Architektur, oder „Next-Gen-Endpoint“-Lösungen, die den „Endpoint“, also die sensible Schnittstelle zwischen Anwender und IT-Architektur, schützen, indem sie zum Beispiel pro-aktiv Schwachstellen und verdächtige Aktivitäten erkennen. Neben diesem reinen Sicherheitseffekt werde auch das zentrale Management der kompletten IT-Security immer bedeutsamer, sagt der Sophos-Experte. Das Ziel sei es, „Hacker-Aktivitäten besser zu erkennen und die Automatisierung von Prozessen umzusetzen“. Bei Bedrohungen reagiere das System also automatisch, ohne dass menschliches Eingreifen notwendig sei. „Denn Schnelligkeit und Effizienz werden auch in der IT-Security immer wichtiger“, sagt Jörg Schindler.

Sicherheit braucht Schwarmintelligenz

Was den Job im Bereich der IT-Security herausfordernd macht, ist die Unmöglichkeit einer hundertprozentigen Sicherheit. „Selbst Systeme, bei denen man getrost davon ausgehen darf, dass State-of-the-Art-Lösungen im Einsatz sind, lassen Lücken zu“, sagt Jörg Schindler mit Blick auf Hackerangriffe auf Unternehmen oder den Deutschen Bundestag. Top-Erkennungsraten, eine perfekt eingerichtete Firewall, neue Technologien wie Advanced Threat Protection waren installiert – „und dennoch gab es Einbrüche über den Onlinekanal“. Wie das sein kann? „Die Cyberkriminalität hat sich weiterentwickelt, sie ist sehr viel flexibler geworden“, sagt der Sophos- Experte. Das bereite den traditionellen Sicherheitssystemen Probleme, da diesen häufig der Faktor Schwarmintelligenz fehle. „Sie funktionieren für sich gesehen einwandfrei, entscheidend ist heute jedoch, dass diese Systeme intelligent verknüpft sind und miteinander kommunizieren.“

„Synchronized Security“ nennt sich ein Ansatz, der dieses Dilemma beheben soll – eine Technologie, die eine Kommunikation zwischen Fireweall und Endpoint ermöglicht. Hier zeigt sich, wie wichtig es für Einsteiger in diesem Bereich ist, offen für neue Ideen zu sein und schnell auf neue Gegebenheiten zu reagieren. „Die Welt des Cyberkriminalismus entwickelt sich rasend schnell“, sagt Jörg Schindler, „entsprechend flexibel muss auch die IT-Security-Branche reagieren und mit Innovationen gegenhalten.“

 

Buchtipp: IT-Sicherheitsanalysen

Die etablierten Verfahren zur Durchführung von IT-Sicherheitsanalysen beziehen sich im Regelfall auf technische Systeme. Dieses Vorgehen ist mit einem vertretbaren Aufwand möglich, solange es sich hierbei nur um wenige beziehungsweise eindeutig abzugrenzende IT-Systeme handelt. Herausforderungen treten jedoch dann auf, wenn eine Organisation beziehungsweise die unterstützenden ITSysteme in ihrer Komplexität zunehmen. Daniela Simic: IT-Sicherheitsanalysen – Ein prozessorientiertes Vorgehensmodell. De Gruyter Oldenbourg 2017. 99,95 Euro.

Prof. Dr. Tobias Kollmann im Interview

Dr. Tobias Kollmann ist Professor für BWL und Wirtschaftsinformatik an der Uni Duisburg-Essen. Seine Spezialgebiete sind E-Business, E-Entrepreneurship und die digitale Transformation. Hier hat Deutschland im Vergleich zu Asien und Amerika einiges aufzuholen. Im Interview erzählt der 47-Jährige, wie das gelingen kann und welche Rolle dabei junge IT-Abenteurer spielen. Die Fragen stellte André Boße.

Herr Prof. Dr. Kollmann, vor rund einem halben Jahr haben Sie gesagt, die deutsche Wirtschaft habe die erste Halbzeit der Digitalisierung verpasst. Angenommen, die zweite Halbzeit hat gerade angefangen, beginnt nun die Aufholjagd?
Sagen wir so, wir sind zwar motiviert zur zweiten Hälfte angetreten, haben aber noch kein Tor geschossen. Was zum Beispiel weiterhin fehlt, sind relevante digitale Plattformen, die aus Deutschland heraus entwickelt wurden und zu einer zentralen Anlaufstelle im weltweiten Online-Wettbewerb geworden sind. Diese wurden in der ersten Halbzeit im B2C-Bereich, mit Blick auf die Privatkunden, hauptsächlich von amerikanischen Start-ups wie Facebook, Amazon oder Airbnb aufgebaut. Im Hinblick auf die zweite Halbzeit rund um Geschäftskunden im B2B-Bereich ist das Spiel aber noch nicht entschieden.

Zur Person

Prof. Dr. Tobias Kollmann, geboren 1970 in Bonn, studierte an den Universitäten Bonn und Trier Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Marketing. Seit Mitte der 1990er-Jahre beschäftigt er sich mit Fragen des E-Business, E-Commerce und dem Phänomen der „virtuellen Marktplätze“ und war damit einer der Pioniere auf diesem Gebiet. 2001 folgte er dem Ruf an die Uni Kiel, wo er Inhaber einer C4-Professur für E-Business wurde. Mit knapp 31 Jahren war er zu diesem Zeitpunkt der jüngste Professor auf diesem Gebiet in Deutschland. Seit April 2005 ist er Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik, insbesondere E-Business und E-Entrepreneurship, an der Universität Duisburg-Essen.

An welche Plattformen denken Sie?
Es wäre gut, wenn wir in Deutschland oder Europa eine führende Plattform für das Thema „Home Automation“ entwickeln würden. Auch eine Plattform für den digitalen Handel mit industriellen Rohstoffen im Netz halte ich für erstrebenswert. Ebenfalls von zentraler Bedeutung ist die Entwicklung des zentralen Betriebssystems für das autonome Fahren, welches dann eine starke Plattform für die Mobilität der Zukunft sein könnte. Diese Liste ließe sich fortsetzen, und um im Bild zu bleiben: Wir wissen schon, wo das Tor steht. Jetzt müssen wir den Ball nur auch dort mal unterbringen.

Was ist denn der Grund für die deutsche Abschlussschwäche?
Noch kochen die meisten Unternehmen ihr eigenes Süppchen. Was im Netz jedoch zählt, ist die Reichweite und somit kritische Masse im Markt. Gerade im B2B-Bereich brauchen wir aber ein Aufbrechen von klassischen Branchenstrukturen. Das zugehörige Silo-Denken muss endlich weg! Digitale Innovationen und elektronische Geschäftsmodelle lassen sich gerade zwischen den einzelnen Branchenakteuren finden und nur gemeinsam ist man in der Lage, die zugehörigen Plattformen schnell und durchschlagend genug im Netz aufzubauen. Im Netz gilt: Lieber in einer Partnerschaft wachsen, als mit einer Einzelkämpfer- Mentalität klein zu bleiben.

Sprich: Eine Plattform gehört dann mehreren Unternehmen, die eigentlich in Konkurrenz zueinanderstehen.
Genau, denn im Internet kommt die Konkurrenz nicht aus der Nachbarschaft, sondern aus Amerika und Asien. Und gerade Amazon-B2B und Alibaba haben sich schon auf den Weg gemacht, auch die Online-Welt der Geschäftskunden an sich zu reißen. Deswegen brauchen wir hier neue Allianzen zwischen den Industrie-Unternehmen aus Deutschland und Europa. Noch haben wir im B2B-Bereich den Zugang zu den Märkten und die vorhandenen Strukturen der Geschäftsbeziehungen bieten uns die Chance, diese auf eigene Plattformen im Netz zu transformieren.

Es fehlen sowohl das digitale Mindset als auch die digitalen Skills.

Was hält uns davon ab?
Es fehlen sowohl das digitale Mindset als auch die digitalen Skills. Weder hat sich bislang ein Digital Leadership in den meisten Führungsetagen durchgesetzt noch beobachten wir, dass die Mitarbeiter auf allen Ebenen eines Unternehmens über digitale Kompetenzen verfügen. Hinzu kommt, dass nur zehn von 468 Aufsichtsräten der DAX30-Unternehmen im Jahr 2016 auf ein eigenes digitales Fachwissen aufgrund von Ausbildung oder Erfahrung zurückgreifen konnten. Woher sollen also die Impulse einerseits und die Rückendeckung andererseits für risikoreiche Digitalprojekte kommen? Das führt oftmals zum Stillstand und Abwarten und das ist auf kurze und lange Sicht fatal, denn das Internet wartet auf niemanden.

Was können junge Mitarbeiter mit viel digitalem Know-how in den Unternehmen erreichen?
Wenn oben die digitalen Köpfe fehlen, dann können sie die digitale Revolution von unten sein. Dafür brauchen wir aber junge Leute, die neben einem digitalen Mindset auch mit den notwendigen digitalen Skills über unsere Ausbildungssysteme in Verbindung gekommen sind. In der Kombination haben sie dann hervorragende Karrieremöglichkeiten, die in der Spitze bis hin zum Chief Digital Officer auf Vorstandsebene gehen können. Dabei geht es nicht nur um IT wie beim Chief Information Officer, sondern um einen ganzheitlichen Management-Ansatz für die digitale Transformation der Unternehmensstrategie und den Aufbau neuer digitaler Geschäftsmodelle und -prozesse.

Was raten Sie einem Absolventen mit großer digitaler Abenteuerlust: Sollte er diesen Kampf in einem der großen Konzerne antreten oder es bei oder sogar mit einem eigenen Start-up-Unternehmen versuchen?
Beides ist lohnenswert und kann sogar miteinander verbunden werden. Die Grundlagen dafür, mit einem eigenen Start-up im Internet etwas auf die Beine zu stellen, sind so gut wie nie. Man kann hier mit einer guten Geschäftsidee und der zugehörigen Umsetzung im Rahmen der Programmierung in kurzer Zeit wirklich viel erreichen. Und die Konzerne suchen seit einiger Zeit bewusst den Kontakt und die Zusammenarbeit mit Start-ups, weil diese viel schneller die digitalen Innovationen entwickeln können als sie in ihren starren Strukturen selbst. Dadurch ergeben sich viele gute Anschlussmöglichkeiten zwischen der Start-up-Szene und der Welt der Konzerne.

Und wenn das eigene Start-up krachend scheitert?
Dann ist das heute und gerade in der digitalen Branche schon längst kein Beinbruch mehr. Scheitern gehört hier zum Geschäft und dient am Ende dem Erfahrungsaufbau. Da wir immer noch nicht sicher wissen, was wie und wann im Netz funktioniert, muss man keine Angst mehr haben, mit einem lebenslangen Makel rumzulaufen, wenn man sein Start-up gegen die Wand fährt. Das haben auch Konzerne längst erkannt und schielen sogar auf die Gründer dieser Start-ups, um ihnen einen Anschluss in die eigenen Digital- Strukturen zu ermöglichen.

„Deutschland 4.0 – Wie die Digitale Transformation gelingt“

Zusammen mit dem Journalisten Holger Schmidt zeigt Tobias Kollmann in diesem Buch auf, wie Deutschland als führende Industrienation auch in der digitalen Wirtschaft ein starker Akteur werden kann. Deutschland verfügt über unzählige Weltmarktführer in den klassischen Wirtschaftsbranchen, bisher aber über keinen digitalen Champion. Die großen Player aus dem Internet wie Google, Facebook & Co. dringen zunehmend auch in die realen Wirtschaftsbranchen ein und wollen hier die Spielregeln verändern. Vor diesem Hintergrund analysieren die Autoren die Rahmenbedingungen eines digitalen Wandels für unsere Wirtschaft und Gesellschaft, beleuchten die aktuellen Entwicklungen und geben Hinweise auf die notwendigen Änderungen für die Zukunft.

Wie beurteilen Sie die Kooperationen zwischen Konzernen und Start-ups?
Für mich liegt hier der wesentliche Schlüssel für den Erfolg unserer digitalen Wirtschaft. Die einen haben noch den Zugang zu den Märkten, die anderen haben die digitalen Innovationen und den Mut, diese umzusetzen. Daraus ergibt sich eine Win-win-Situation: Die Konzerne erhalten genau die Portion „digitale Abenteuerlust“, die ihnen fehlt; die Start-ups bekommen ein „reales Trampolin“, um durchzustarten. Achten müssen beide Seiten aber darauf, sich nicht gegenseitig die eigene Kultur aufzuzwingen. Ein Start-up muss flexibel, schnell und ohne große Genehmigungsstrukturen agieren können – und umgekehrt kann ein Konzern nur ein planungssicheres und ausgereiftes digitales Angebot seinen Kunden offerieren. Es geht darum, diese Eigenständigkeit zu bewahren und das Beste aus beiden Welten zusammenzubringen.

Alle suchen aktuell die dringend benötigten IT-Fachkräfte. Wie beurteilen Sie in dieser Hinsicht die Ausbildung an den Hochschulen?
Zunächst muss man einmal festhalten, dass die digitale Transformation nicht durch einen Knopf im EDV-System realisiert werden kann. Ich glaube deswegen nicht, dass exzellente Programmierer alleine in der Lage sein werden, die deutsche Wettbewerbsstärke in der digitalen Wirtschaft zu erhalten. Was wir neben den IT-Kräften also auch brauchen, ist ein umfassendes Digital Management – also Mitarbeiter und Führungskräfte, die nicht nur die digitale Technik verstehen, sondern auch erkennen, welche neuen digitalen Geschäftsmodelle und -prozesse daraus entstehen können. Ich würde mir daher wünschen, dass unsere Hochschulen über neue integrative Studiengänge an der Schnittstelle von Informatik, Wirtschaftsinformatik und BWL nachdenken würden. Das würde zu mehr digitalen Köpfen führen, die ganzheitlich und wertschöpfend unsere Unternehmen ins digitale Zeitalter führen. Davon gibt es im Moment nämlich noch viel weniger als reine IT-Spezialisten.

Boom bei den IT Beratungen

Einhergehend mit der technologischen Entwicklung, verändert sich auch die IT-Beratung kontinuierlich. Doch die IT-Beratungs- Unternehmen suchen nicht nur Absolventen mit technischem Know-how – IT-Beratung braucht mehr. Von Christoph Berger

„Für Unternehmen ist die größte Herausforderung, den digitalen Wandel erfolgreich zu realisieren – nur so haben sie am Markt weiterhin eine Chance“, sagt Cornelia Eberhard, Managing Consultant zentrales Hochschul-Marketing & Recruiting bei NTT Data Deutschland. Ganz oben auf der Liste der nachgefragten Technologien stehen dabei Cloud Computing, Agile IT und DevOps, ein Kunstwort bestehend aus den Begriffen Development und IT-Operations, sowie die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Und auch der Trend weg von Legacy – oder geschlossenen Systemen hin zu Open Source-Lösungen setze sich weiter fort. „Selbst Einsteiger sollten schon die Fachbegriffe kennen und wissen, was beispielsweise Scrum oder DevOps sind“, so Eberhard.

Wie stark die Nachfrage nach IT-Beratung ist, zeigt ein Blick auf die Geschäftsentwicklung der Berater. Laut einer Geschäftsklima-Befragung für das 2. Quartal 2017 durch den Bundesverband Deutscher Unternehmensberater bewerten 71 Prozent der ITBerater ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Und es sind nicht nur die großen IT-Beratungshäuser, die von der Entwicklung profitieren. So hat eine Sonderanalyse des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder über den mittelständischen IT-Beratungsmarkt in Deutschland ergeben, dass die analysierten 20 Mittelstandsanbieter im Jahr 2016 eine um knapp vier Prozentpunkte höhere Wachstumsrate erzielt haben als der gesamte IT-Beratungsmarkt – dessen Wachstum auch bei immerhin neun Prozent lag.

ie Analyse hat weiterhin ergeben, dass die Unternehmen hohe Investitionen vor allem in die Themen Data Analytics und den Aufbau von Plattformen für Entwicklung und Betrieb digitaler Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Internet der Dinge, Mobile Payment und Industrie 4.0 sehen. Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk, sagt: „Aber auch IT-Security, Automatisierung von Prozessen oder die Integration digitaler Lösungen in die bestehenden IT-Systeme werden als Umsatztreiber gesehen.“ Was den erwähnten Bereich der ITSecurity betrifft, so geht Herbert Blaauw, Senior Manager Security bei Atos Deutschland, davon aus, dass es den IT Beratern auch in den kommenden Jahren nicht langweilig werden wird. Schon heute sei der Bedarf an IT-Sicherheitsberatern nicht zu decken. Und die Situation werde sich noch verschärfen.

Buchtipp

Cover DevOps-HandbuchGene Kim, Jez Humble, Patrick Debois, John Willis: Das DevOps-Handbuch. O’Reilly 2017. 39,90 Euro.

Blaauw sagt: „Denn die IT muss immer mehr regulatorische Anforderungen erfüllen und berücksichtigen – wie beispielsweise das IT-Sicherheitsgesetz oder die EU-Datenschutzgrundverordnung. Dazu kommen die technischen Entwicklungen in Richtung Cloud, IoT und Big Data, die neue und zusätzliche Fragestellungen im Bereich IT-Sicherheit aufwerfen.“ Damit sind die Beratungs-Projekte ebenso vielseitig wie die Herausforderungen. Atos-Experte Blaauw beschreibt zwei typische Szenarien. Im ersten muss ein Kunde regulatorische Anforderungen in seiner Applikationslandschaft umsetzen und benötigt dafür ein IT-Sicherheitskonzept.

Die Berater ermitteln dazu im ersten Schritt den Schutzbedarf der relevanten Applikationen. Die Hauptfrage lautet: Welche Anforderungen haben die relevanten Applikationen an die drei Grundwerte Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität? Darauf basierend wird eine entsprechende IT-Risikoanalyse durchgeführt in der die vorhandenen Risiken auf Basis der bestehenden Schwachstellen, Bedrohungen und bereits implementierten IT-Sicherheitsmaßnahmen bewertet werden. Dann werden die entsprechende IT-Sicherheitsmaßnahmen, die diese Risiken senken sollen, erarbeitet.

„Die Schritte werden in Zusammenarbeit und kontinuierlicher Abstimmung mit dem Kunden durchgeführt, abschließend dokumentiert und dem Kunden meist auf unterschiedlichen Ebenen präsentiert“, beschreibt Blaauw die Zusammenarbeit. Im zweiten Szenario möchte der Kunde eine Aussage darüber haben, wie verwundbar sein Internetzugang ist und ob es möglich ist, diesen aus dem Internet zu überwinden. „Dafür setzen wir zertifizierte Penetration-Tester ein, die nun auf vielen unterschiedlichen Wegen versuchen, in das Unternehmen einzudringen“, erklärt Blaauw. Dieses Vorgehen sowie die identifizierten Schwachstellen werden dokumentiert und im Rahmen eines Ergebnisberichtes, zusammen mit den geeigneten Gegenmaßnahmen, dem Kunden in einer Abschlusspräsentation vorgestellt.

Atos setzt für solche Aufgaben bei Absolventen vor allem Neugierde voraus, täglich neue Dinge kennenlernen zu wollen. Die fachlichen Voraussetzungen hängen in erster Linie von der angestrebten Zielrolle ab: Dazu können dann zum Beispiel die gängigen Programmiersprachen, Kryptografie oder die grundlegenden Netzwerksicherheitsthemen gehören. Neugierde und Motivation sowie sich schnell in Themen einarbeiten zu können, nennt auch Cornelia Eberhard von NTT Data als ein Plus bei der Auswahl geeigneter Einsteiger. Noch höher sei allerdings Teamfähigkeit angesiedelt: „Wir arbeiten nicht nur intern in Teams, sondern häufig bei unseren Kunden vor Ort.“ Überhaupt sei die Tätigkeit eines IT Consultants mehr als der Umgang mit Bits und Bytes: „Es geht um die technische und technologische Beratung eines Unternehmens, die nachhaltige Entwicklung der Kundenbeziehung und schließlich die IT-Systemlandschaft des Kunden“, so Eberhard.

Videotipp

In der Vodcast-Reihe „Techniken und Methoden der agilen Softwareentwicklung“ des IUBH Fernstudiums erklärt Dr. Tobias Brückmann „Agilität in kleinen Teams mit Scrum“:

Java, Angular, Agile & Co.

Die Unternehmen suchen dringend Softwareentwickler – die Experten gehören zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren auf dem Weg in eine digitalisierte Welt. Von Christoph Berger

Seit dem Sommer 2016 arbeitet der Wirtschaftsinformatiker Dominik Engelmann als Software- und Oberflächenentwickler beim Nürnberger Unternehmen Datev eG, das IT-Dienstleistungen für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte sowie deren zumeist mittelständische Mandanten anbietet. Zu seinen Aufgaben gehört es, eine bestehende interne Administrationsoberfläche inklusive ihrer Anbindung an sämtliche Services und Daten auf neueste Technologien zu migrieren. Die Einbindung von Cloud- und Big Data- Technologien sind dabei unerlässlich. Die Oberfläche wird mit TypeScript, HTML5 und CSS programmiert, clientseitig wird das Javascript-Webframework Angular verwendet.

Zum Einsatz kommen unter anderem aber auch das Buildsystem Jenkins, die Kooperationsplattform GitLab, die zur verteilten Versionsverwaltung von Dateien freie Software Git und das Log-, Monitoring- und Reporting-Tool Splunk. Visual Studio Code fungiert als Entwicklungsumgebung. Gearbeitet wird in dem Projekt nach der agilen Projektmanagement- Methode Scrum. „Von Beginn an hat mir hier gefallen, dass mit sehr modernen Technologien und Methoden gearbeitet wird“, sagt Engelmann. „Und genauso, dass ich mit meinem Einstieg direkt als gleichwertiges Teammitglied in die Projekte eingebunden wurde.“

Menschen wie Dominik Engelmann sind gefragte Experten. So hat die aktuelle IT-Recruiter-Studie 2017 der Entwickler- Community Stack Overflow ergeben, dass vor allem Full-Stack Webentwickler Java, Webentwickler Backend und Webentwickler Frontend von den Unternehmen gesucht werden. Bringen Absolventen neben dem Entwicklerwissen noch digitale Kompetenzen, das sogenannte Digital Mindset, mit, so gehören sie laut Holger Koch, Geschäftsführer von Trendence – Herausgeber des regelmäßig erscheinenden Trendence Graduate Barometers, „zu den Highflyern unter den Bewerbern. Sie haben mehr Erfahrung mit Kanban, Scrum, Big Data oder Design Thinking als die Non- Digitals, sie sprechen besser Englisch, können mehr praktische Erfahrungen vorweisen, engagieren sich häufiger im sozialen und politischen Bereich und sie sind belastbarer und leistungsbereiter“.

Gewünschte Fähigkeiten, von denen auch Dominik Engelmann überzeugt ist, dass sie für den Job eines Softwareentwicklers benötigt werden. In seiner jetzt über ein Jahr dauernden Tätigkeit bei Datev hat er Kommunikationsstärke, die Bereitschaft zu stetigem Lernen, Team-, Zuverlässig- und Durchsetzungsfähigkeit als notwendige Voraussetzungen für die Arbeit eines Softwareentwicklers ausgemacht – gepaart mit Flexibilität und der Bereitschaft, agil zu arbeiten.

„Zeigen von Vorbildern“

Im Bereich der reinen Informatik liegt der Frauenanteil unter den Studierenden bei 17 Prozent, im Bereich Ingenieurinformatik/Technische Informatik sogar nur bei 13 Prozent. Dr. Isabel Roessler vom CHE Centrum für Hochschulentwicklung nennt Gründe für dieses unausgeglichene Verhältnis. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Frau Dr. Roessler, anders als in der Mathematik oder Biologie ist der Frauenanteil in der Informatik beziehungsweise IT-Branche weiterhin sehr gering. Woran liegt das: Ist es die Technik, die Frauen abschreckt, ein solches Studium zu beginnen oder die von Männern dominierte Branche?
Bei der Informatik gibt es einen ganz spannenden Aspekt: In den 1940er- Jahren war der Informatikbereich noch ein Frauenbereich – damals ging es zum Beispiel um Bomber-Zielberechnungen. Diese wurden vor allem von Frauen durchgeführt. Doch das Verhältnis von damals zu heute hat sich grundlegend gedreht. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen: Vor allem ist es eine Frage der Sozialisation, die Vermittlung von gesellschaftlichen Geschlechterrollen. Frauen gehören in der gesellschaftlichen Sicht noch immer in die sozialen, kommunikativen und kreativen Bereiche. Dabei wird jedoch übersehen, dass der IT-Bereich durchaus auch kreativ und kommunikativ sein kann. Das wird allerdings nicht in den Vordergrund gestellt. Hinzu kommt, dass zwar junge Mädchen etwas im MINT-Bereich machen wollen, dieser Wunsch bis zum Alter von 15 oder 16 Jahren aber meist verlorengegangen ist – wegen der bereits genannten Gründe.

Zur Person

Dr. Isabel Roessler, Foto: CHE Centrum für Hochschulentwicklung
Dr. Isabel Roessler, Foto: CHE Centrum für Hochschulentwicklung

Dr. Isabel Roessler arbeitet am CHE Centrum für Hochschulentwicklung als Senior Projektmanagerin. Im Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „FRUIT: Frauen in IT“ ist sie für das Gesamtprojekt verantwortlich sowie für die Auswertungen der Befragungsergebnisse. Als promovierte Sozialwissenschaftlerin bringt sie ihre Expertise in qualitativer sowie quantitativer Forschung in das Projekt ein. Weitere Informationen zum Projekt: www.che.de/fruit

Demnach scheinen auch die Initiativen und Projekte, die mehr Frauen in das Informatik-Studium bringen sollen, nicht zu greifen?
Es stimmt, der Übergang in das Studium gelingt nicht. Es bräuchte mehr Initiativen wie die Baden-Württembergische Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen. Unter anderem gibt es dort eine Reportagereihe, in der „MINT-Frauen berichten“. Die Initiative zeigt damit Vorbilder. Es werden Informationen zu Studium und Beruf gezielt aufbereitet, ein MINT-Schnelltest hilft bei der Wahl des passenden MINT Faches. Das Portal betreibt auch eine sehr aktive Facebookseite und erreicht damit Zielgruppen, die andernfalls möglicherweise nicht auf die Angebote und Informationen aufmerksam würden.

Welche Signale setzt die IT-Branche nach ihren Beobachtungen selbst ab, um das Geschlechterverhältnis ausgewogener zu machen?
Deutlich ist, dass die IT-Unternehmen von einem steigenden Bedarf an IT-Fachkräften ausgehen. Sie fordern da auch einen Anstieg der Studierendenzahlen, allerdings nicht speziell bezogen auf Frauen. Aufgefallen ist ihnen aber trotzdem, dass der Akademikerinnen-Anteil in der IT bei konstant 17 Prozent liegt, insgesamt betrachtet aber fast 40 Prozent erreicht hat. Trotzdem ist noch nicht erkennbar, dass die Branche das Rekrutierungspotenzial bei Frauen erkannt hat – anders als in Irland, wo der Frauenanteil in der IT bei 40 Prozent liegt.

In Ihrem Projekt „Fruit“ zur Studiengestaltung setzen Sie auf Flexibilität, Interdisziplinarität und einen Praxisbezug – allesamt Begriffe, die mit IT-Projekten immer wieder in Verbindung gebracht werden. Haben die IT-Unternehmen diese Projekt-Eigenschaften auch in ihren Unternehmenskulturen verankert?
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ist ein ganz großes Thema. Dabei bedeutet Flexibilisierung nicht nur in Teilzeit zu arbeiten, sondern tatsächlich flexibel zu sein: beispielsweise eher morgens oder abends zu arbeiten. Dazu gehört aber auch die Ermöglichung der Elternzeit für Männer. Diese Themen sind sehr en vogue und ich glaube, dass die IT-Branche das mitnimmt.

Was könnten Unternehmen noch machen, um zu mehr Ausgeglichenheit zu kommen?
Neben der Flexibilisierung geht es ganz stark um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, was zum Beispiel auch den Ruf nach Betreuungsangeboten nach sich zieht. Hierbei liegt eine Schwierigkeit darin, dass viele Unternehmen der Branche relativ klein oder mittelständig sind. Da ein hausinternes Betreuungsangebot zu integrieren, ist kompliziert. Eine weitere, immer gern gesehene Maßnahme, sind das bereits erwähnte Zeigen von Vorbildern, die Vorstellung von Frauen, die im IT-Bereich tätig und erfolgreich sind und die vielleicht auch Unternehmen leiten.

InformierT – Kultur-, Buch- und Linktipps

SNOT BOT INITIATIVE

Foto: Parley for the Oceans
Foto: Parley for the Oceans

Wie künstliche Intelligenz, kurz KI, einen Beitrag zum Schutz von Umwelt und Meeren leisten kann – es geht um die Gesundheit von Walen, zeigt Intel im Rahmen der Snot Bot Initiative. Durch den Einsatz von Drohnen werden aus dem Wasserausstoß der Tiere zahlreiche Daten gewonnen, so etwa Informationen zur DNA eines Wals, über Viren- und Bakterienbefall, Toxinbelastungen oder den Stresslevel. Mittels KI-Berechnungen lassen sich die erfassten Gesundheitsdaten schneller analysieren und die Bewegungen von Walen im Meer vorhersagen. Weitere Infos unter: https://goo.gl/x1NaXv

DIE NÄCHSTE GENERATION VON FÜHRUNGSKRÄFTEN

Entscheidungsbefugnis, ein hohes Gehalt, Teammanagement, Einflussmöglichkeiten auf Geschäftsentscheidungen und mehr Flexibilität: Dies sind laut einer Arbeitsmarktstudie des Personalvermittlers Robert Half die Top 5-Antworten von 500 Managern auf die Frage „Was sind die attraktivsten Aspekte Ihrer Führungsposition?“. Allerdings kommt die Untersuchung auch zu dem Ergebnis, dass der Nachwuchs in Deutschlands Unternehmen Vorbehalte dagegen hat, selbst das Ruder in die Hand zu nehmen: So würden Mitarbeiter zögern, Verantwortung zu übernehmen (67 %), eine ausgeglichene Work-Life-Balance werde höher bewertet als zusätzliches Gehalt oder eine gehobene Position (64 %) und für 53 Prozent der Befragten schrickt der Nachwuchs vor dem hohen Geschäftstempo zurück. Weitere Infos unter: www.roberthalf.de

DER UNGESCHÖNTE WEG ZUM ERFOLG

Cover-Palmen-in-Castrop-RauxelOb man davon träumt, ein Start-up zu gründen, als Star gefeiert zu werden oder die Welt ein bisschen zu verbessern – das Buch „Palmen in Castrop-Rauxel zeigt anhand von 14 Geschichten, wie Träume ganz nebenbei realisierst werden können, ohne großes Startkapital und ohne gleich zu kündigen. Aufgezeigt wird auch, mit was man auf diesem Weg rechnen sollte und wie man trotz aller Rückschläge und Hindernisse ans Ziel kommt. Dennis Betzholz, Felix Plötz: Palmen in Castrop-Rauxel. Redline 2017. 14,99 Euro.

SCRATCH UND DIE ELEKTRONISCHE WELT

Cover ScratchMit der visuellen Programmiersprache Scratch lässt sich spielerisch das Programmieren lernen. Dabei werden Puzzlestücke im Browser so miteinander kombiniert, dass Befehle an den Computer übertragen werden, die dieser dann ausführt. Mit auf diese Weise erstellten Programmen kann nicht nur ein Computer, sondern auch Mikrocontroller wie der Arduino oder der Calliope mini gesteuert werden. Erik Bartmann: Mit Scratch die elektronische Welt entdecken. Bombini 2017. 34,95 Euro.

BRAIN COMPOSER – EINE BRAIN-COMPUTER-INTERFACE-ANWENDUNG

Foto: Lunghammer /TU-Graz
Foto: Lunghammer /TU-Graz

Forschende der TU Graz rund um den Gehirn-Computer-Schnittstellen-Experten Gernot Müller-Putz vom Institut für Neurotechnologie haben unter dem Titel „Brain Composer“ eine Anwendung entwickelt, mit der sich Musik rein durch Gedankenkraft komponieren und aufs Notenblatt übertragen lässt. Alles, was es dazu braucht, ist eine spezielle Haube, die die Gehirnströme misst, das adaptierte BCI – BCI ist die Abkürzung für Gehirn-Computer- Schnittstelle – eine Kompositionssoftware und freilich ein bisschen musikalisches Vorwissen. Weitere Infos unter: www.tugraz.at

VERFILMT: THE CIRCLE

2013 erschien der von Dave Eggers geschriebene Roman „The Circle“. Darin bietet ein Riesenkonzern die Dienstleistungen zahlreicher heute großer Internetfirmen aus einer Hand an und sammelt so riesige Datenmengen seiner Kunden. Der US-Regisseur James Ponsoldt hat das Buch als Vorlage für einen Science-Fiction-Thriller genommen, der ebenfalls den Titel „The Circle“ trägt. Emma Watson hat die Hauptrolle in dem Film übernommen, Tom Hanks spielt den Chef des Konzerns. Im Kino und ab 26. Januar 2018 auch auf DVD erhältlich. Weitere Infos unter: http://wearethecircle.de

KÄRCHER SETZT AUF DATENANALYSEN IN ECHTZEIT

Das auf Reinigungstechnik spezialisierte Unternehmen Kärcher hat zusammen mit DXC Technology die SAP-Infrastruktur in seinem Rechenzentrum umgebaut. So soll es künftig möglich sein, große Mengen betriebswirtschaftlicher Kennzahlen mit Marktdaten in der Cloud abzugleichen und daraus Zukunftsanalysen zu erstellen. „In die Zukunft gerichtete Analysen werden in unseren Geschäftsbereichen immer wichtiger“, sagt Prof. Dr. Matthias Mehrtens, Vice President Information Systems bei Kärcher. „Mit unserer alten IT-Plattform konnten wir nur Daten aus der Vergangenheit auswerten – heute geht das in Echtzeit.“

GOOD NIGHT STORIES FOR REBEL GIRLS

Die unter anderem im Digital-Bereich tätige Journalistin Elena Favilli und die Schriftstellerin und Theaterregisseurin Francesca Cavallo stellen zusammen in ihrem Buch „Good Night Stories for Rebel Girls“ 100 beeindruckende Frauen vor, die die Welt bewegen. Illustriert wurden die Geschichten von über 60 Künstlerinnen aus aller Welt. Elena Favilli, Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls. Hanser 2017. 24 Euro.

„BIG POOP DATA“

Robert Miller, Nico Rameder, Daniel Wetzelhütter und Max Wolschlager haben das „stille Örtchen“ des Wiener Metalab mit zahlreichen Sensoren versehen und auf diese Weise Informationen rund um den Verbrauch von Klopapier und Wasser bis zur durchschnittlichen Verweildauer der Toilettenbenutzer gesammelt. Das Projekt „Big Poop Data“ versteht sich als kritischer Kommentar zur um sich greifenden Sammelwut hinsichtlich digitaler Daten und als ein Plädoyer für den Schutz unserer digitalen Privatsphäre. Die Künstler erhielten dafür den „netidee SPECIAL PRIZE 2017“ auf der Ars Elec tronica. Weitere Infos unter: www.aec.at und https://bigpoopdata.com

Die Optimierer: Autorin Theresa Hannig im Gespräch

Theresa Hannig wurde 1984 in München geboren. Sie studierte Politikwissenschaft, Philosophie und VWL an der Ludwig- Maximilians-Universität München. Sie arbeitete als Softwareentwicklerin, Beraterin für IT-Sicherheit, als Projektmanagerin von Solaranlagen und als Lichtdesignerin. Mit ihrem Debütroman „Die Optimierer“ gewann sie den Stefan-Lübbe-Preis 2016. Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt sie in der Nähe von München. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Frau Hannig, in Ihrem Roman „Die Optimierer“ sorgen Roboter für Wohlstand und Sicherheit. Eigentlich eine ganz nette Vorstellung oder nicht?
Wir leben heute schon in einer Symbiose mit den Maschinen und der Software, die unser Leben erleichtern. Das fängt mit der Waschmaschine an und hört beim Smartphone auf. Aber die zunehmende Automatisierung gefährdet auch viele Berufe. Durch das autonome Fahren werden in absehbarer Zukunft viele Arbeitsplätze wegfallen. Und beim Thema Sicherheit bin ich sehr skeptisch. Polizisten, die für die öffentliche Ordnung sorgen, sollten aus dem gleichen „Material“ sein wie die Bürger, die sie beschützen und verhaften – aus Fleisch und Blut.

Wie stehen Sie dem technischen Fortschritt gegenüber: Ist er Fluch oder Segen?
Fortschritt ist das, was wir daraus machen. Der Verbrennungsmotor hat das Leben der Menschen revolutioniert. Heute verpesten Millionen von Autos die Luft, die wir atmen. Jede Idee hat ihre Zeit und es liegt an den Menschen, die Ideen umzusetzen und in sichere Bahnen zu lenken.

In der sich schnell verändernden Welt fühlen sich viele Menschen abgehängt, nicht mitgenommen und schlicht überfordert. Bräuchte es da nicht tatsächlich so etwas wie eine Lebensberatung?
Die Lebensberatung in meinem Buch ist ein staatlicher Service, der den Bürgern durch die Analyse ihrer Daten den für sie optimalen Beruf zuweist. Im wahren Leben wäre es für manche sicher angenehm, wenn ihnen jemand diese Verantwortung abnehmen würde. Richtig fände ich aber, dass die Leute ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Dazu gehören natürlich auch mögliche Fehlentscheidungen, die aber wichtig sind in einem lebenslangen Entwicklungs- und Lernprozess, der uns Menschen letztendlich ausmacht.

Buchtipp

Cover OptimiererTheresa Hannig: Die Optimierer. Bastei Lübbe 2017. 10 Euro. Weitere Informationen zu Theresa Hannig unter: www.theresahannig.de

Sie selbst arbeiteten auch in der IT-Branche. Welchen Eindruck bekamen Sie von der Branche?
Ich kann natürlich nicht die ganze IT Branche beurteilen. Aber ich empfand es als sehr positiv, dass ich als Quereinsteigerin gute Chancen hatte, mich einzuarbeiten und weiterzuentwickeln. Und besonders in der SAP-Beratung habe ich eine große Kollegialität und Hilfsbereitschaft erlebt.

Gäbe es da auch noch Dinge, Abläufe oder anderes zu optimieren?
Es gibt immer Dinge, die man noch optimieren könnte. Innovation und Verbesserungen sind der Motor unseres Wirtschaftswachstums. Aber man muss kritisch bleiben und hinterfragen, welche Optimierungen noch sinnvoll sind. Die Grenze ist dann erreicht, wenn sich der Mensch über Gebühr an das System anpassen muss. Was ein Übermaß an Optimierungswahn anrichten kann, ist eine der Fragen, mit denen ich mich in meinem Roman beschäftigt habe.

Was haben Sie zuletzt in Ihrem Leben optimiert?
Ich gehe seit einiger Zeit ins Fitnessstudio. Mein Geist findet das super, mein Körper würde den Abend lieber auf der Couch verbringen. Optimierung kann auch ein Kampf sein.

E-Paper karriereführer ingenieure 2.2017

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