Boom bei den IT Beratungen

Foto: Fotolia/MH
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Einhergehend mit der technologischen Entwicklung, verändert sich auch die IT-Beratung kontinuierlich. Doch die IT-Beratungs- Unternehmen suchen nicht nur Absolventen mit technischem Know-how – IT-Beratung braucht mehr. Von Christoph Berger

„Für Unternehmen ist die größte Herausforderung, den digitalen Wandel erfolgreich zu realisieren – nur so haben sie am Markt weiterhin eine Chance“, sagt Cornelia Eberhard, Managing Consultant zentrales Hochschul-Marketing & Recruiting bei NTT Data Deutschland. Ganz oben auf der Liste der nachgefragten Technologien stehen dabei Cloud Computing, Agile IT und DevOps, ein Kunstwort bestehend aus den Begriffen Development und IT-Operations, sowie die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen. Und auch der Trend weg von Legacy – oder geschlossenen Systemen hin zu Open Source-Lösungen setze sich weiter fort. „Selbst Einsteiger sollten schon die Fachbegriffe kennen und wissen, was beispielsweise Scrum oder DevOps sind“, so Eberhard.

Wie stark die Nachfrage nach IT-Beratung ist, zeigt ein Blick auf die Geschäftsentwicklung der Berater. Laut einer Geschäftsklima-Befragung für das 2. Quartal 2017 durch den Bundesverband Deutscher Unternehmensberater bewerten 71 Prozent der ITBerater ihre aktuelle Geschäftslage als gut. Und es sind nicht nur die großen IT-Beratungshäuser, die von der Entwicklung profitieren. So hat eine Sonderanalyse des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens Lünendonk & Hossenfelder über den mittelständischen IT-Beratungsmarkt in Deutschland ergeben, dass die analysierten 20 Mittelstandsanbieter im Jahr 2016 eine um knapp vier Prozentpunkte höhere Wachstumsrate erzielt haben als der gesamte IT-Beratungsmarkt – dessen Wachstum auch bei immerhin neun Prozent lag.

ie Analyse hat weiterhin ergeben, dass die Unternehmen hohe Investitionen vor allem in die Themen Data Analytics und den Aufbau von Plattformen für Entwicklung und Betrieb digitaler Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Internet der Dinge, Mobile Payment und Industrie 4.0 sehen. Mario Zillmann, Partner bei Lünendonk, sagt: „Aber auch IT-Security, Automatisierung von Prozessen oder die Integration digitaler Lösungen in die bestehenden IT-Systeme werden als Umsatztreiber gesehen.“ Was den erwähnten Bereich der ITSecurity betrifft, so geht Herbert Blaauw, Senior Manager Security bei Atos Deutschland, davon aus, dass es den IT Beratern auch in den kommenden Jahren nicht langweilig werden wird. Schon heute sei der Bedarf an IT-Sicherheitsberatern nicht zu decken. Und die Situation werde sich noch verschärfen.

Buchtipp

Cover DevOps-HandbuchGene Kim, Jez Humble, Patrick Debois, John Willis: Das DevOps-Handbuch. O’Reilly 2017. 39,90 Euro.

Blaauw sagt: „Denn die IT muss immer mehr regulatorische Anforderungen erfüllen und berücksichtigen – wie beispielsweise das IT-Sicherheitsgesetz oder die EU-Datenschutzgrundverordnung. Dazu kommen die technischen Entwicklungen in Richtung Cloud, IoT und Big Data, die neue und zusätzliche Fragestellungen im Bereich IT-Sicherheit aufwerfen.“ Damit sind die Beratungs-Projekte ebenso vielseitig wie die Herausforderungen. Atos-Experte Blaauw beschreibt zwei typische Szenarien. Im ersten muss ein Kunde regulatorische Anforderungen in seiner Applikationslandschaft umsetzen und benötigt dafür ein IT-Sicherheitskonzept.

Die Berater ermitteln dazu im ersten Schritt den Schutzbedarf der relevanten Applikationen. Die Hauptfrage lautet: Welche Anforderungen haben die relevanten Applikationen an die drei Grundwerte Verfügbarkeit, Vertraulichkeit und Integrität? Darauf basierend wird eine entsprechende IT-Risikoanalyse durchgeführt in der die vorhandenen Risiken auf Basis der bestehenden Schwachstellen, Bedrohungen und bereits implementierten IT-Sicherheitsmaßnahmen bewertet werden. Dann werden die entsprechende IT-Sicherheitsmaßnahmen, die diese Risiken senken sollen, erarbeitet.

„Die Schritte werden in Zusammenarbeit und kontinuierlicher Abstimmung mit dem Kunden durchgeführt, abschließend dokumentiert und dem Kunden meist auf unterschiedlichen Ebenen präsentiert“, beschreibt Blaauw die Zusammenarbeit. Im zweiten Szenario möchte der Kunde eine Aussage darüber haben, wie verwundbar sein Internetzugang ist und ob es möglich ist, diesen aus dem Internet zu überwinden. „Dafür setzen wir zertifizierte Penetration-Tester ein, die nun auf vielen unterschiedlichen Wegen versuchen, in das Unternehmen einzudringen“, erklärt Blaauw. Dieses Vorgehen sowie die identifizierten Schwachstellen werden dokumentiert und im Rahmen eines Ergebnisberichtes, zusammen mit den geeigneten Gegenmaßnahmen, dem Kunden in einer Abschlusspräsentation vorgestellt.

Atos setzt für solche Aufgaben bei Absolventen vor allem Neugierde voraus, täglich neue Dinge kennenlernen zu wollen. Die fachlichen Voraussetzungen hängen in erster Linie von der angestrebten Zielrolle ab: Dazu können dann zum Beispiel die gängigen Programmiersprachen, Kryptografie oder die grundlegenden Netzwerksicherheitsthemen gehören. Neugierde und Motivation sowie sich schnell in Themen einarbeiten zu können, nennt auch Cornelia Eberhard von NTT Data als ein Plus bei der Auswahl geeigneter Einsteiger. Noch höher sei allerdings Teamfähigkeit angesiedelt: „Wir arbeiten nicht nur intern in Teams, sondern häufig bei unseren Kunden vor Ort.“ Überhaupt sei die Tätigkeit eines IT Consultants mehr als der Umgang mit Bits und Bytes: „Es geht um die technische und technologische Beratung eines Unternehmens, die nachhaltige Entwicklung der Kundenbeziehung und schließlich die IT-Systemlandschaft des Kunden“, so Eberhard.

Videotipp

In der Vodcast-Reihe „Techniken und Methoden der agilen Softwareentwicklung“ des IUBH Fernstudiums erklärt Dr. Tobias Brückmann „Agilität in kleinen Teams mit Scrum“: