Digitalisierung der Finanzbranche – Die Zukunft steht Kopf

Die Finanzbranche erkennt mehr als früher, dass Veränderungen ihr guttun. Vor allem die Möglichkeiten der Digitalisierung sollen in Zukunft neue Geschäftsfelder eröffnen. Damit das gelingt, sucht die Branche mit Blick auf das Jahr 2020 nach jungen Leuten, die digital denken und sich weiterhin auf das klassische Finanzgeschäft verstehen. Von André Boße

Wer in der Finanzwelt danach fragt, welcher Megatrend die Branche bis 2020 in Atem halten wird, erhält in der Regel eine Antwort. Diese ist übrigens komplett unabhängig von tagesaktuellen Aktienkursen oder finanzpolitischen Entscheidungen. Und auch der Begriff der „Krise“ spielt keine Rolle. Der Megatrend der Zukunft – das ist die Digitalisierung. Diese wird, da sind sich die Experten einig, die Banken und auch Versicherungen in den kommenden fünf Jahren noch weiter durchrütteln. Dabei geht es einerseits um die Allgegenwart des Online-Bankings. „Die Kunden möchten ihre Bankgeschäfte überall und jederzeit erledigen. Durch das Smartphone trägt schon heute jeder seine Filiale in der Hosentasche“, sagt Stefan Döppes, Recruiter im Bereich Personal bei der ING-DiBa. Der Kunde hat sich längst an den Komfort digitaler Lösungen gewöhnt. Viele möchten mehr: Noch smartere Apps, die noch mehr Möglichkeiten bieten. Und das bei größtmöglicher Sicherheit. Doch hier hören die Entwicklungen der Digitalisierung noch lange nicht auf. Das Privatkundengeschäft ist wichtig. Und insbesondere mit Blick auf Firmenkunden ergeben sich durch die Digitalisierung weitere neue Handlungsoptionen und Geschäftsfelder. Im Zuge der Industrie 4.0 zum Beispiel werden Lieferketten und Produktionsprozesse immer transparenter. Für die Banken ergeben sich auf diese Weise neue Einblicke in das, was ihre Firmenkunden mit dem Geld tun, das sie von ihrer Bank erhalten haben. Je nach Einzelfall kann Liquidität somit passgenau ermöglicht oder das Risiko einer Transaktion besser eingeschätzt werden. Kurz, die Banken und auch die Versicherungen nehmen deutlich direkter an den Prozessen teil.
Der Megatrend der Zukunft – das ist die Digitalisierung. Diese wird, da sind sich die Experten einig, die Banken und auch Versicherungen in den kommenden fünf Jahren noch weiter durchrütteln.
Hier können die Unternehmen der Finanzbranche also punkten. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch das Verständnis, dass die Digitalisierung nicht im Vorbeigehen erledigt und in die eigene Unternehmenskultur integriert werden kann. „Die digitale Transformation im Banksektor führt zu einer immens hohen Zahl an Veränderungs-und Anpassungsprojekten, bei denen die bisherigen Strukturen quasi auf den Kopf gestellt werden“, sagt Mario Zillmann, Experte für das Finanzwesen beim Branchen-Analyse-Unternehmen Lünendonk. Die Bank, das war für Unternehmen und Privatkunden viele Jahre lang eine Welt mit klar definierten Feldern. Da gab es das eigene Konto, den eigenen Kredit, das eigene Depot. „Diese Dinge stehen immer weniger im Fokus“, sagt Zillmann. „An die Stelle tritt das Kundenerlebnis. Oder auf neudeutsch: die customer journey.“ Und dieser werde zunehmend digital. „Den Banken muss es demnach endlich gelingen, ihre traditionellen Geschäftsprozesse, die aus dem Filialgeschäft sowie einzelnen Segmenten wie Wertpapier, Zahlungsverkehr und Privat- sowie Geschäftskunden bestehen, miteinander zu verzahnen“, so der Experte. Ferner arbeiteten viele Banken massiv daran, digitale Bankingplattformen aufzubauen. Zillmann: „Das Ziel ist es, die Kunden über verschiedene Kommunikationskanäle wie E-Mail, Social Media, Webseite oder Call Center zu betreuen – und zwar durchgängig.“ Um diese Interaktion aufzubauen und reibungslos zu ermöglichen, stehen digitale Themen wie Clouds, Big Data und IT-Security besonders im Fokus. Als ein weiteres Megathema mit Digitalisierungshintergrund nennt Mario Zillmann die Automatisierung von Geschäftsprozessen. „Der Wertpapierhandel erfolgt bereits heute stark automatisiert“, sagt der Finanzbranchen-Kenner von Lünendonk. Viele Banken und auch Versicherungen setzten zudem seit einiger Zeit Big Data Analytics ein – also digitale Methoden, um die Vielzahl von gesammelten Daten über Kunden und ihr Verhalten so zu bearbeiten, dass sie wertvolle Informationen hergeben, die sich für die Finanzunternehmen nutzen lassen. Zum Einsatz kommen diese Tools in erster Linie, um die Kreditprüfung zu automatisieren oder Kundengruppen sinnvoll zu segmentieren und damit passgenauer anzusprechen. Hier zeigt sich dann, dass Datenanalyse und Kundenkommunikation nur dann sinnvoll sind, wenn sie tatsächlich eng miteinander verzahnt sind. Als Executive Director für das international agierende IT-Unternehmen GFT Technologies SE begleitet Bernd-Josef Kohl viele Unternehmen der Finanzbranche auf ihrem Weg. Seine Einschätzung zum Status Quo der Digitalisierung: „Es geht voran. Jedoch langsam.“ Viele Akteure der Finanzbranche intensivieren aktuell ihre Überlegungen und fragen sich, was die Digitalisierung für sie konkret bedeutet. „Hier sind die Ansätze natürlich sehr verschiedenen, je nach Geschäftsmodell.“ Vor allem mit Blick auf die organisatorischen Aspekte wird diese Entwicklung für viele Banken und Versicherungen ein echter Prüfstein.
Viele Banken und Versicherungen versuchen zunächst einmal, die digitale Transformation zentral und über die herkömmliche Struktur zu organisieren
Die Unternehmen der Finanzwelt sind traditionell sehr hierarchisch aufgestellt. Es gibt viele festzementierte Strukturen, in denen es sich über so einige Jahre angenehm und erfolgreich arbeiten ließ. Die Digitalisierung jedoch stellt branchenübergreifend neue Anforderungen. Weil es hierbei eben nicht nur darum geht, ein neues Geschäftsfeld zu implementieren, sondern weil es eine Veränderung ist, die alle Bereiche in hohem Maße beeinflusst. „Viele Banken und Versicherungen versuchen zunächst einmal, die digitale Transformation zentral und über die herkömmliche Struktur zu organisieren“, sagt Kohl. Dabei ergibt sich oft das Problem, dass die zur Umsetzung definierten Mitarbeiter sehr leidenschaftlich an das Thema herangehen, diese Personen jedoch in der Hierarchie nicht weit genug oben angesiedelt sind, um die notwendigen Entscheidungen zu treffen. „Wir empfehlen daher gerade den Banken, innovative Ideen außerhalb der hierarchischen Organisation zu entwickeln. Diese Innovationen müssen dann jedoch konsequent – von „oben“ – als Teil der digitalen Transformation des Unternehmens in die Linie eingebettet werden“, sagt Kohl. Immer mehr Unternehmen verstehen dies, und finden neue Wege, um Transformations-Teams zu bilden. „Entscheidend ist es, die Mitarbeiter in den Filialen oder die Kundenbetreuer einzubinden. Das gibt insbesondere den jungen Leuten, die dort tätig sind, die Chance, sich stärker einzubringen.“ Hier wird deutlich, dass die digitale Transformation bei den Banken einen Prozess in Gang setzt, der die Unternehmenskultur der Firmen nachhaltig verändern wird. Die Trendstudie „Bank und Zukunft 2015“ des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation(IAO) zeigt, dass die Banken selber sehr daran interessiert sind, wandelbarer zu werden. Als bedeutsamen Treiber für die Veränderungen betrachten die Unternehmen dabei ihre eigenen Mitarbeiter. Gesucht werden explizit junge und dynamische Leute, die aus anderen Motiven bei einem Unternehmen der Finanzbranche einsteigen, als dies noch vor einigen Jahren der Fall war. „Früher fingen junge Leute bei der Bank an, weil das Geschäft und die Karrierelaufbahn stabil und vorhersehbar waren“, sagt Bernd-Josef Kohl von GFT. „Das ist heute anders. Es gibt keine klassischen Karrieregarantien mehr. Mitarbeiter – gerade Berufseinsteiger – müssen sich darauf einstellen, dass sie sich bewegen und digital vom Kunden her denken müssen, um voran zu kommen.“ Was diese Beweglichkeit bedeutet, beschreibt Rainer Konder, Bereichsleiter Human Ressources Products bei der Postbank. Da schon heute alle Abläufe und Prozesse digitalisiert sind, dürfen Einsteiger im Umgang mit neuen Technologien und Anwendungsmöglichkeiten keine Berührungsängste haben. „Die Möglichkeiten der Digitalisierung eröffnen Banken komplett neue Möglichkeiten – vom Kundenerlebnis und dem Vertrieb bis hin zur Ausgestaltung interner Prozesse und Datenmanagement.“ Das alles seien Themen, die nur mit digitalem Spezialwissen weiterentwickelt werden können. „Daher sind Einsteiger mit Kenntnissen in Programmiersprachen, Online-Marketing oder Webdesign sehr gesucht“, so der Personalverantwortliche.
Gefragt sind sowohl Bankfachleute mit hoher Digitalkompetenz als auch IT-Experten, die die Grundzüge des Bankgeschäfts kennen.
Eine Einschätzung, die der Lünendonk-Experte Mario Zillmann unterstreicht: „Jüngere Leute sind begehrt, denn die meisten Banken kämpfen mit dem demografischen Wandel.“ Durch die Digitalisierung haben sich die Stellenanforderungen gewandelt. „Gefragt sind sowohl Bankfachleute mit hoher Digitalkompetenz als auch IT-Experten, die die Grundzüge des Bankgeschäfts kennen.“ Auch bei der ING-DiBa vertritt man die Ansicht, dass IT-Know-how zu einem immer wichtigeren Punkt im Bewerberprofil wird. „Generell lässt sich zudem feststellen, dass zur Bewältigung der ste tig steigenden Komplexität Praxiserfahrungen immer bedeutsamer werden“, sagt der Recruiter Stefan Döppes. Hier äußert sich der Wunsch der Banken, mit den jungen Digital Natives frischen Wind in das Finanzwesen zu bringen. Die Fraunhofer-Studie zeigt, dass viele Banken das strategische Ziel verfolgen, „aus dem bestehenden Kundenstamm mehr Geschäft zu generieren.“ Im Fokus steht nicht mehr unbedingt die Jagd nach immer neuen Kunden, sondern der Ansporn, diese erfolgreich zu binden, mit Serviceleistungen zu begeistern und das eigene Business so zu erweitern. Hier ist unternehmerisches und strategisches Denken gefragt. „Banken könnten sich zum Beispiel Gedanken darüber machen, wie es schneller und flexibler möglich sein kann, bislang bankfremde, innovative Dienstleistungen zu entwickeln“, sagt Bernd-Josef Kohl von GFT. Ein Thema seien hier zum Beispiel so genannte White-Label-Dienstleistungen: Die Bank bietet eine Lösung an, zum Beispiel für eine neue Finanz-App oder zur Adressverifikation, wird dabei für den Kunden als Dienstleister jedoch überhaupt nicht sichtbar. Das ist eher ungewöhnlich, weil Banken es bislang gewohnt sind, ihre Tätigkeiten nach außen hin sehr deutlich sichtbar zu kommunizieren. Dass Geld auch auf andere, stillere Art verdient werden kann, ist für viele der neueren Player der Finanzbranche – insbesondere die Start-Ups – völlig normal. Die großen Institute müssen das in vielen Fällen erst noch lernen und umsetzen. Wobei sie auch hier auf das Know-how innovativ denkender junger Mitarbeiter angewiesen sind.
Je komplexer und wichtiger das Thema für den Kunden ist, umso wichtiger wird dabei das Gespräch mit dem Berater.
Wobei eines nicht passieren wird: Die Banken mögen zwar digitaler werden – aber sie bleiben in den allermeisten Fällen weiterhin eine Bank. Eine Voll-Digitalisierung wie im Handel, wo ein persönlicher Kontakt selbst bei größeren Anschaffungen immer seltener wird, wird die Finanzbranche wohl nicht erleben. Schließlich dreht sich das Geschäft um etwas, das dem Kunden besonders nahegeht – das Geld. Mit Blick auf die Möglichkeiten des Online- und Smartphone-Bankings zeigten die Kunden ein hybrides Verhalten, sagt Bereichsleiter Human Ressources Products Rainer Konder. „Sie informieren sich vorab online. Danach suchen sie jedoch das persönliche Beratungsgespräch, um den Entscheidungsprozess abzuschließen. Je komplexer und wichtiger das Thema für den Kunden ist, umso wichtiger wird dabei das Gespräch mit dem Berater.“ Einsteiger, die sich für eine Vertriebskarriere entscheiden, sollten daher weiterhin unbedingt gute Kenntnisse in Bereichen wie Aufgeschlossenheit, Flexibilität und emotionale Intelligenz mitbringen. „Der Berater sollte sich auf Augenhöhe mit dem Kunden über Foren und Websites austauschen können und die sich daraus ergebenden Anknüpfungspunkte für das Beratungsgespräch nutzen.“ Alles digital? Eben nicht. Das Gespräch übers Geld und unter vier Augen wird es auch weiterhin geben.

Der Finanzmarkt-Experte Prof. Otte im Interview

Der Finanzmarkt-Experte. Seit Prof. Max Otte bereits im Jahr 2006 die Finanzkrise vorhersagte, gilt der deutsch-amerikanische BWL-Professor als einer der bedeutsamsten Analytiker des Finanzwesens. Im karriereführer-Interview begründet er, warum die Branche mehr Intellekt benötigt und er lieber laute Rockmusik als Golf spielt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Max Otte (geboren als Matthias Otte am 7. Oktober 1964 in Plettenberg) studierte zunächst BWL, VWL und Politik an der Uni Köln. In Washington und Princeton setzte er seine Studien mit dem Schwerpunkt Finanzwesen fort. Nach Tätigkeiten als Assistant Professor in Boston oder wissenschaftlicher Mitarbeiter an deutschen Hochschulen ist er seit 2001 BWL-Professor an der Hochschule Worms. Als Publizist sorgte Max Otte 2006 mit seinem Buch „Der Crash kommt. Die neue Weltwirtschaftskrise und wie sie sich darauf vorbereiten“ für Aufsehen, in dem er den Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts und die folgende Bankenkrise vorhersagte. 2008 legte Otte mit seinem Institut für Vermögensentwicklung einen ersten eigenen Investmentfonds auf. Seit 2011 besitzt er eine Professur am Institut für Unternehmensführung der Uni Graz. Er ist Börsianer der Jahre 2009, 2010 und 2011. In seiner Freizeit spielt Max Otte leidenschaftlich E-Gitarre – am liebsten Blues-Rock im Stil von ZZ Top.
Herr Prof. Otte, Sie haben bei einem Vortrag im vergangenen Jahr mit Blick auf die Finanzbranche die Begriffe „Krise 2.0“ und „Endspiel“ benutzt. Sollten diese Zustände einen Einsteiger entmutigen – oder die Lust auf den Karrierestart noch erhöhen? Gute Leute werden immer gebraucht. Hinzu kommt: In heißen Phasen wird generell viel durcheinandergewirbelt. Passiert das, bin ich lieber jung als alt, denn gerade, wenn viel passiert, eröffnen sich spannende und außergewöhnliche Karrierewege. Um diese zu nutzen, muss man jedoch zu den höchstens 20 Prozent der Absolventen gehören, die beweglich sind, sich auf Netzwerken verstehen und Chancen nicht nur erkennen, sondern auch annehmen. Was ist mit den anderen 80 Prozent? Die wollen Sicherheit und suchen von Beginn an nach ihr. Und zwar auch dann noch, wenn sie bereits ahnen, dass es diese nicht mehr gibt. Bereiten die Hochschulen die Absolventen auf die heiße Phase der Finanzbranche vor? Leider nicht. Es wird den jungen Menschen immer weniger breites Denken, weniger Reflexion nahe gebracht. Stattdessen geht es darum, Fachwissen einzutrichtern, Lehrpläne abzuarbeiten. So sind Wissensfabriken entstanden, in denen die so wichtige Meta-Ebene vollkommen vergessen wird. Was meinen Sie damit konkret? Zum einen fehlt die Interdiszplinarität. Zum anderen wird versucht, Dinge, die eigentlich nur qualitativ zu messen sind, quantitativ zu bewerten. Forschung konnte früher bedeuten, dass jemand vier Jahre lang scheinbar nichts tut – und dann eine große Entdeckung macht. Das funktioniert heute nicht mehr. Die Studierenden müssen produzieren, das Denken wird dadurch abgeschafft. In der Folge ist ein großer Anteil der BWL-Abgänger genormt. Was raten Sie jungen Menschen, wie kann man in dieser Hinsicht eigenverantwortlich aufrüsten? Ich empfehle, zwischen Uni und Job-Einstieg oder in einer frühen Phase der Karriere ein Jahr lang mal etwas ganz Anderes zu machen. Das kann zum Beispiel eine intensive lange Reise sein – aber bitte auf eigene Faust und nicht nur im Rahmen eines fachlichen Austauschprogramms, bei dem dann doch wieder alles vorgedacht ist. Es geht darum, selber etwas zu organisieren und eine Aufgabe zu identifizieren. Die Chancen stehen gut, dass sich irgendwann ein Arbeitgeber findet, der diese Erfahrungen honoriert. Denn wer sich mit künstlerischen, sozialen, politischen oder historischen Themen beschäftigt, lernt eine andere Art des Denkens. Diese benötigt man später, wenn man im Beruf in der Finanzwelt nicht nur vorankommen, sondern auch einen Unterschied machen möchte. Einsteiger können auch das Glück haben, im Unternehmen einen Mentor zu treffen, der ihnen dieses Denken beibringt. Aber dass man einem solchen Menschen begegnet, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Auch in den Unternehmen haben es Menschen, die sich als Unternehmer, Innovatoren und Hinterfrager betrachten und so handeln, nicht leicht.
Forschung konnte früher bedeuten, dass jemand vier Jahre lang scheinbar nichts tut – und dann  eine große Entdeckung macht.
Interessant ist dabei, dass Personaler gerne behaupten, genau solche Leute zu suchen. Na ja, häufig heißt die Devise: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Ja, die Leute sollen unternehmerisch denken. Aber sich an das Unternehmen anpassen sollen sie sich eben auch. Das ist nun wirklich nicht einfach unter einen Hut zu bekommen. Hinzu kommt, dass besonders in der Finanzbranche der Spielraum für eigenes und freies Handeln sehr eng begrenzt ist. Die Unternehmen der Finanzbranche sind in der Bürokratie gefesselt. Das widerspricht der Idee der freien Wirtschaft, nach der ein Unternehmen machen kann, was es will, solange es keine Gesetze bricht. Heute ist es so, dass die Akteure in einem Finanz-Unternehmen persönlich dafür haftbar gemacht werden können, wenn sie ökonomische Entscheidungen getroffen haben, die sich rückblickend als falsch erweisen. In der Folge handeln diese Akteure nicht mehr unternehmerisch, sondern denken die Regularien immer schon mit. Nun bietet die Finanzbranche Einsteigern einige Optionen. Welcher Bereich ist dabei für welchen Typ geeignet? Es gibt vier bedeutsame Felder mit tatsächlich sehr verschiedenen Schwerpunkten. Da ist auf der einen Seite das Kreditgeschäft, das derzeit ein wenig an Attraktivität eingebüßt hat, weil hier die Regulierungen die Mitarbeiter besonders einengen. Zweitens das Investment-Management, also Fonds- und Asset-Management – ein spannendes Feld, in dem man auch seine intellektuelle Ader ausleben kann. Drittens das Investment-Banking, das mit dem vorher erwähnten Investment-Management nur wenig zu tun hat. Investment-Banking, das sind die schnellen Deals. Für viele Einsteiger ist das die Königsdisziplin, gefragt sind messerscharfe Analytiker und Draufgänger. Für Menschen, die über viel Fachwissen verfügen und den direkten Umgang mit Kunden schätzen, ist neben dem Kreditgeschäft viertens das Private-Banking ein passender Bereich. Ihnen liegt als unabhängiger Fondsmanager das Investment-Management besonders am Herzen. Warum kommt es hier eben auch auf intellektuelle Fähigkeiten an? Die moderne Ökonomie behauptet gerne, die modernen Märkte seien effizient. Das ist grundfalsch. Die Ansicht hält sich dennoch weiter dogmatisch. Wäre sie richtig, könnten Sie sich das Investment-Management sparen. Denn hier geht es schließlich darum, zu entschlüsseln, wo das Verhältnis zwischen Chance und Risiko gut ist – und wo es eher weniger gut ist. Um das herauszufinden, muss ich konträr denken. Ich muss wissen, wo die Märkte eben nicht effizient sind, und was daraus folgt. Sprich: Ich bin immer mindestens einen Schritt weiter, erkenne Widersprüche – und das verlangt nach intellektuellen Fähigkeiten. Wie wichtig sind in diesem Sinne psychologische Fähigkeiten? Gerade im Asset-Management ist Psychologie wichtig. Man darf sich aber nie von der Psychologie dominieren lassen. An den Märkten ist die Psychologie nämlich zwar kurzfristig sehr mächtig. Mittel- und langfristig jedoch setzt sich die Mechanik durch, sprich: die tatsächlichen Fakten. Daraus folgt, dass man nicht versuchen sollte, aus dem Bauch heraus psychologische Faktoren zu erraten. Das kann schon deshalb nicht funktionieren, weil die psychologischen Effekte sehr flüchtig ist. Grundlage müssen daher die ökonomischen Realitäten bleiben. Erfolgreich ist, wer sich von der Psychologie frei machen kann. Was wiederum nur geht, wenn man sich hier sehr gut auskennt. Dazu zählt übrigens auch, den Einfluss der eigenen Psyche zu erkennen und aus der Analyse herauszulassen. Damit haben viele junge Asset-Mananger zu Beginn ihrer Laufbahn Probleme – ich übrigens zu Beginn auch. Sie haben ein lautes Hobby: Sie verfügen über eine große Sammlung elektrischer Gitarren und spielen in einer Rockband. Was gibt es Ihnen, es am Feierabend mal krachen zu lassen? Andere spielen Golf, ich spiele E-Gitarre. Es gibt ein Buch des Journalisten Moritz von Uslar, „Deutschboden“, in dem er eine drei Monate lange Auszeit in der Provinz von Brandenburg beschreibt. Darin beschreibt er den Besuch bei einer Band und berichtet dabei von der Urgewalt, die einen trifft, wenn vier Menschen an ihren Rockinstrumenten loslegen. Hier entsteht eine unglaubliche Energie – und ich gebe von Uslar Recht, es handelt sich um eine Ur-Erfahrung. Ich kann nur jeden bedauern, der das noch nicht erleben durfte. Weil er lieber Golf spielen geht. Wenn es um Job-Talk geht, ist Golf vielleicht besser. Aber mit der kathartischen Erfahrung einer Bandprobe kann es diese Beschäftigung in keiner Weise aufnehmen. Nachdem Sie 2006 als einer der ersten die Finanzkrise vorausgesagt haben, gelten Sie als eine Art Orakel. Verändert der EU-Austritt Großbritanniens die Finanzbranche? Ob der Brexit kommt oder mit aller Konsequenz umgesetzt wird, sei dahingestellt. Das britische Volk wollte es, aber die Eliten wollen etwas anderes. Sollte er aber weitgehend umgesetzt werden, würde sich Großbritannien selbst schaden. Gleichzeitig wäre es eine Riesenchance für den Finanzplatz Frankfurt.

Fintech – Finanzen neu denken

Junge Finanzunter nehmen wirbeln seit einigen Jahren die Finanzbranche auf. Zugute kam ihnen dabei sowohl die Finanzkrise als auch die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung. Doch so ganz kommen sie ohne die etablierten Geld- und Versicherungshäuser nicht aus. Von Christoph Berger

Das hinter dem deutschen Fintech Auxmoney stehende Prinzip ist denkbar einfach: Einer braucht Geld, viele geben es. Das Düsseldorfer Unternehmen bringt private Kreditnehmer mit privaten Anlegern zusammen. Die Abwicklung erfolgt auch hierbei über eine Bank, allerdings einfacher als über den klassischen Bankprozess. Kreditnehmer geben ihren Wunschbetrag und ihr Investitionsziel in einer Online-Anfrage an. Nach kurzer Zeit erhalten sie bereits eine Zu- oder Absage. Da die hohen Bearbeitungskosten der traditionellen Banken wegfallen, profitiert der Kreditnehmer von besseren Kreditchancen, die Anleger von hohen Renditen. Und auch hierbei wird die Bonität der Antragsteller überprüft. Derzeit werden etwa 20 Prozent der Kreditanfragen angenommen. Auxmoney ist nicht das einzige Start-up, ein sogenanntes Fintech beziehungsweise Finanztechnologieunternehmen, das sich rein auf die Kreditvergabe spezialisiert hat. Auch Kreditech oder Smava sind Beispiele aus Deutschland, die ihr Geschäftsmodell nach dem US-Vorbild Lending Club aufgebaut haben und in diesem Banksegment in Wettbewerb zu den traditionellen Geldhäusern getreten sind. „Fintechs sind Monoliner, die auf ein Produkt fokussiert sind“, erklärt Dr. Ingo Kipker, Partner beim Beratungsunternehmen Horváth & Partners und Spezialist für die jungen Finanzunternehmen, das Geschäftsmodell der neuen Marktteilnehmer. Diese Konzentration führe bei den Anbietern zu innovativen Ansätzen und straffen Prozessen – auch mithilfe der Möglichkeiten, die der Digitalisierung entspringen. So werde das Produkt dann schließlich bestmöglich auf die Kunden ausgerichtet – mit großem IT-Know-how und über unterschiedlichste Vertriebskanäle. Die Nutzer würden so mit einem prinzipiell bekannten Produkt ganz neue Erfahrungen sammeln, die sogenannte customer experience.

Buchtipp

Cover Finanzdienstleister der naechsten Generation Oliver Everling/Robert Lempka (Hg.): Finanzdienstleister der nächsten Generation Megatrend Digitalisierung: Strategien und Geschäftsmodelle. Frankfurt School 2016. ISBN 978-3956470431. 69,90 Euro
„In Deutschland ist den Fintechs der große Durchbruch vor drei bis vier Jahren gelungen. In Amerika gelang das den neugegründeten Firmen schon etwa drei Jahre früher“, sagt Kipker. Der Börsengang des Lending Club wurde zum Beispiel 2014 erfolgreich realisiert. Was die Investitionen in die Fintech-Industrie betrifft, liegt Deutschland im internationalen Vergleich laut Kipkers Analysen auf Rang 3. Die USA führen die Rangliste an, Großbritannien liegt auf Platz 2. 300 Millionen US-Dollar flossen in Deutschland 2014 in die Start-ups. Außer im Kreditwesen hat der Experte sechs weitere Bereiche identifiziert, in denen die Fintechs mit den klassischen Finanzunternehmen in Konkurrenz treten: Investments, Asset Management, Factoring, Payment, Kontodienstleistungen und Insurance. Die Gründungen im Bereich Investments und Asset Management führen jedoch die Liste an. Etwa ein Fünftel der Fintechs sind in diesen Bereichen aktiv. Am schwierigsten bewertet Kipker den Einstieg im Bereich Payment. In diesem Segment ist das Scheitern der Gründer besonders hoch. Die Herausforderung der innovativen Finanzunternehmen liegt darin, die kritische Masse an Nutzern zu erreichen. Da dies nicht einfach ist, haben die Start-ups bereits begonnen, Kooperationen mit Banken und Versicherungen aufzubauen. Dies ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, erklärt Kipker: „Die Fintechs kommen an den großen Kundenstamm der Finanzinstitute, die Banken können ihren Kunden zeitgemäße und einfach abzuschließende Produkte anbieten.“ Zudem würden die Banken und Versicherungen auch selbst von den Fintechs lernen, wenn auch nicht ganz freiwillig. Doch sie haben begonnen, selbst in die Digitalisierung ihrer Unternehmen zu investieren. Auf Kooperationen und die Zusammenarbeit setzt beispielsweise das in Berlin ansässige Fintech-Unternehmen Savedo, ein auf die Anlage von Festgeldern spezialisiertes Start-up – als Vermittler. „Wir arbeiten mit Banken zusammen und präsentieren ihre Produkte in unserem virtuellen Online-Finanzmarktplatz“, erklärt Bettina Blees, Sprecherin des Unternehmens. Auf der Plattform befinden sich neben ausländischen Finanzprodukten aus europäischen Nachbarländern auch deutsche Festgelder. Sämtliche Angebote können jedoch über ein einziges Savedo-Konto, das quasi als Girokonto fungiert, abgeschlossen und verwaltet werden. Das alles ist für den Kunden kostenlos. Die Kontoeröffnung ist in drei Schritten zu bewältigen und kann von zu Hause aus ausgeführt werden. Und auch wenn Savedo, wie alle der Fin-techs, sehr technologiegetrieben ist, werden nicht nur Mitarbeiter mit IT-Wissen gesucht. Bettina Blees sagt: „Unsere Mitarbeiter besitzen eine ausgeprägte Affinität für Technologie, ein gutes Verständnis für Finanzen und eine besondere Vorliebe für das Start-up-Leben, das jedem Mitarbeiter stets ein hohes Maß an Eigeninitiative und Leidenschaft abverlangt.“ Experimentierfreude, Mut und Wissbegierde sind weitere Eigenschaften, die sie sich von Einsteigern wünscht. Die Unternehmenskultur beschreibt sie als bunt. Das Team sei eine Ansammlung von diversen Weltanschauungen, Traditionen und Ambitionen.

Fintechs und Investoren

Laut des Start-up-Barometers der  Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY liegt die Branche Finanzdienstleistungen/Fintech im Bereich der Risikokapital-investitionen auf Rang 2 – hinter dem Bereich Konsumentendienstleistungen/Handel. Demnach wurden im Bereich  der Finanz-Start-ups in 45 Finanzierungs-runden gut 600 Millionen Euro an  Risikokapitalinvestitionen eingeworben. Anbieter von Unternehmenssoftware  und Big-Data-Lösungen erhielten in 95 Fällen frisches Kapital – insgesamt 283 Millionen Euro kamen dabei zusammen. Quelle: www.ey.com
Eine ähnliche Beschreibung gibt auch die ebenfalls in Berlin ansässige Alecto GmbH mit der Plattform friendsurance.de von sich ab. „Die Bewerber sollten vor allem eigenverantwortlich, pragmatisch, humorvoll und teamfähig sein sowie eine positive Denkweise mitbringen“, sagt Geschäftsführer und Mitgründer Tim Kunde. Niemand habe bisher das getan, was man nun gemeinsam mache. Das Fintech hat ein alternatives Versicherungsprodukt erarbeitet, ein peer-to-peer-Versicherungsmodell. Dabei werden kleine Gruppen von Versicherungsnehmern innerhalb der großen Versicherungsgemeinschaften eingeführt und Schadensfreiheit innerhalb dieser Gruppen mit jährlichen Beitragsrückzahlungen belohnt. Statt Beiträge für Policen zu bezahlen, die selten oder nie genutzt werden, fließen nun Versicherungsbeiträge in einen Rückzahltopf. „Wenn kein Schaden passiert, bekommt jeder einen Teil aus dem Topf wieder. Bislang erhielten über 80 Prozent der Nutzer eine Beitragsrückzahlung – im Sachversicherungsbereich durchschnittlich ein Drittel der eingezahlten Beiträge“, erklärt Kunde. Allerdings sind es nicht nur die jungen Fintechs, die die Banken und Versicherungen derzeit herausfordern. Auch die großen IT-Konzerne betreten zunehmend den Markt der seit Jahrzehnten etablierten Finanzunternehmen. So hat Google bereits seit 2007 eine Banklizenz für Europa. Und auch Facebook, Amazon und Apple werden Bestrebungen nachgesagt, in das Finanzgeschäft einzusteigen – bereits etablierte und funktionierende Bezahlsysteme sowie umfangreiche Datenpoole liegen den Unternehmen bereits vor. Da ist der Weg zu traditionellen Bankaktivitäten nicht mehr weit. Eine Entwicklung, die auch Ingo Kipker aufzeigt. Er merkt an, dass sich mit Apple, Google, Intuit und Paypal vier große IT-Unternehmen in einer Banking-Kooperation vereint haben. Gemeinsam will der Verbund unter anderem neue Technologien fördern, um Hindernisse für Finanzdienstleistungen zu reduzieren und moderne Finanzanwendungen voranbringen. Die Finanzwelt wird also in jeglicher Hinsicht spannend bleiben und auch für diejenigen optimale Ein-stiegsmöglichkeiten bieten, die bereit sind, neue Wege zu denken – einhergehend mit profundem Finanz-Know-how.  

Jung und erfolgreich bei: EY

Nach meinem Studienabschluss hatte ich den Wunsch, bei der Prüfung von nationalen und internationalen Unternehmen mitzuwirken, praktisches Know-how aufzubauen sowie schnell Verantwortung in einem dynamischen Umfeld zu übernehmen.

Diese Rahmenbedingungen habe ich während eines Praktikums bei EY im Bereich Assurance vorgefunden und bin vor diesem Hintergrund nach meinem Studium direkt in diesem Bereich eingestiegen. Die Weiterbildung zum Steuerberater und Wirtschaftsprüfer hat mich schon damals gereizt. Das Berufsexamen zum Steuerberater interessierte mich bereits während meines Studiums. Bei dem Wirtschaftsprüfungsexamen fand ich die inhaltliche Vielseitigkeit aus den Bereichen Wirtschaftswissenschaften und Recht sehr interessant. Vor dem Hintergrund, dass ich im Vorfeld bereits das Steuerberaterexamen mit Erfolg absolviert habe, konnte ich mir diesen Part anrechnen lassen. Im Februar diesen Jahres schloss ich das schriftliche und im Mai sodann das mündliche Wirtschaftsprüferexamen erfolgreich ab.

Zur Person

Name: Markus Schnabel Position: Manager Transaction Advisory Services im Fachbereich Transaction Support Stadt: München Studienabschluss: 2009 Studium: Wirtschaftswissenschaftenan der Hochschule Neu-Ulm, mit dem Abschluss Diplom-Betriebswirt (FH), Auslandsstudium in Leeds, England, mit Bachelor-Abschluss Fremdsprachen: Englisch, Spanisch Interessen:Segeln, Joggen, Schwimmen Ziel: Vertiefung von sektorspezifischem Know-how sowie Ausbau meines beruflichen Netzwerks
Mit dem Titel hat sich die Wertschätzung bei Kunden und auch intern noch einmal erhöht. Aussagen werden auf andere Weise wahrgenommen – durch das Wissen bin ich nun in der Lage, Risiken besser beurteilen und finanzielle Strukturen besser analysieren und bewerten zu können. Bereits vor dem Wirtschaftsprüferexamen habe ich intern die Abteilung gewechselt und bin nun in der Transaktionsberatung von EY tätig. Hier betrachten wir bei Unternehmensverkäufen und -käufen die finanziellen Strukturen. Neben potentiellen Synergien zwischen Käufer- und Verkäuferunternehmen analysieren wir insbesondere die einzelnen Komponenten bei der Kaufpreisfindung, betrachten finanzielle Risiken und hinterfragen Annahmen über die künftige Unternehmensentwicklung. Die dafür notwendigen Informationen werden in virtuellen Datenräumen zur Verfügung gestellt. Des Weiteren werden tiefergehende Informationen in sogenannten Management Sessions gewonnen. Hierbei werden bei einem Unternehmenskauf im Rahmen einer Buy Side Due Diligence Fachexperten des Zielunternehmens befragt. Um die finanziellen Aspekte hierbei würdigen zu können, ist das Wirtschaftsprüferexamen sehr hilfreich. Neben Private Equity-Unternehmen zählen zu unseren Kunden Industrieunternehmen, die Beteiligungen erwerben oder veräußern möchten. Abgesehen von dem fachlichen Wissen, sollte man in diesem Berufsbild vor allem Teamfähigkeit mitbringen, da wir stets eng in einem jungen Team zusammenarbeiten. Zudem sollte man Freude an der Arbeit mit Zahlen haben und bereit sein, Neues zu lernen sowie sich fachlich wie auch persönlich weiterzuentwickeln. Auch Präsentationsfreude gehört zu den notwendigen Anforderungen, um Ergebnisse erfolgreich unseren Kunden vorstellen zu können. Da ein Großteil unserer Auftraggeber aus dem Ausland kommt, sind sehr gute Englischkenntnisse unerlässlich.

Einwurf!

ZEIT IST GELD, ODER?

Cover Im Club der ZeitmillionaireIst Zeit wirklich Geld? Fühlt man sich reich, wenn man unbegrenzt Zeit hat? Und kann ein anderer Umgang mit Zeit die Gesellschaft verändern? Greta Taubert will wissen, was Zeitwohlstand ist und besucht Menschen, die ihn leben. Im Club der Zeitmillionäre lernt sie neue Lebensentwürfe kennen und wird vor Herausforderungen gestellt, mit denen sie nichtgerechnet hat. Ein lebensveränderndes und erhellendes Buch. Greta Taubert: Im Club der Zeitmillionäre. Wie ich mich auf die Suche nach einem anderen Reichtum machte. Eichborn 2016. 18 EuroGreta Taubert: Im Club der Zeitmillionäre. Wie ich mich auf die Suche nach einem anderen Reichtum machte. Eichborn 2016. 18 Euro

WAS WIR VOM FUSSBALL LERNEN KÖNNEN

Cover One TouchIm Fußball stehen Trainer täglich unter Hochdruck. Sie müssen Sportlehrer und Strategen des Spielssein, aber auch Motivationskünstler, Konfliktmanager und Energiegeber. Dieses Buch verrät, wieman Managementqualitäten entwickeln, Kommunikation verbessern, Beziehungen knüpfen, undExpertenwissen steigern kann. Von der Magie des Fußballs und von Topentscheidern lernen –auf und neben dem Platz! Erscheinungstermin September 2016. Claus-Peter Niem, Karin Helle: One touch. Was Führungskräfte vom Profifußball lernen können. Mit Einwürfen von Jürgen Klinsmann, Joachim Löw & Co. Campus 2016. 19.95 Euro

AUFSTIEGS-BAFÖG

Cover Finanzielle Hilfen zur beruflichen FortbildungAm 1. August 2016 wurden die Leistungen der Aufstiegsförderung erhöht und der Kreis der Berechtigten ausgeweitet: Aus dem Meister-BAföG wird das Aufstiegs-BAföG. So erhalten jetzt beispielsweise auch Bachelor-Absolventen eine finanzielle Förderung, wenn sie dem Studium eine Meisterausbildung anschließen. Dieser Ratgeber erläutert, welche Voraussetzungen für eine Fortbildung nach dem Aufstiegsfortbildungsgesetz, kurz AFBG, vorliegen müssen. Horst Marburger: Finanzielle Hilfen zur beruflichen Fortbildung. Walhalla 2016. 12,95 Euro. https://www.walhalla.de/service/schnellbestellung

RICHTIG ZITIEREN 2.0

Cover Zitieren 2.0In Abschlussarbeiten wird heute längst nicht mehr nur aus Büchern und Zeitschriftartikeln zitiert. Zur Verfügung stehen auch Blog- und Intranet-Beiträge, E-Mails oder Powerpoint-Präsentationen. Doch wie werden Zitate aus solchen Medien korrekt verwendet? Prof. Dr.Thomas Träger hilft mit seinem Buch „Zitieren 2.0“ Studierenden wirtschaftswissenschaftlicher und technischer Studiengänge dabei, nicht nur richtig zu zitieren, sondern auch, die Güte elektronischer Quellen zu bewerten und Auswahlentscheidungen hinsichtlich der Nutzung in einer zu erstellenden wissenschaftlichen (Abschluss-) Arbeit zu treffen. Prof. Dr.Thomas Träger: Zitieren 2.0. Vahlen 2016. 14,90 Euro

CHARISMA REISST MIT

Cover Unschlagbar positivSie ist gelernte Bankkauffrau, Diplom-Betriebswirtin und eine der prominentesten Wettermoderatorinnen: Claudia Kleinert. Menschen mit einer besonderen Ausstrahlung gelingt es, andere mitzureißen. Doch was kann man tun, wenn man ein solches Charisma nicht besitzt? Kann man es lernen? Diesen Fragen ging Claudia Kleinert in ihrem frisch erschienenen Buch nach. Sie kommt dabei zu der Antwort: Jeder kann Charisma lernen – durch eine gezielte Arbeit an der Sprache, Gestik, Mimik, Stimme, Stimmlage sowie der Art und Weise, wie kommuniziert wird. Claudia Kleinert: Unschlagbar positiv – Die Charisma-Formel. Ariston 2016. 19,99 Euro

FÜHRUNG ROCKT!

Cover Führung rockt!
Cover Führung rockt!
Führung ist vor allem von den Geführten abhängig. Daher gilt es, die Kreativität der Mitarbeiter und deren Lust am eigenen Wirken zu wecken und ihnen Freiräume zum Wachsen zu geben. Klappt das, macht Führung Spaß. – Sie rockt! In seinem Buch verbindet Lutz W. Eichler seine jahrzehntelange Erfahrung als Psychologe,Trainer, Berater und Führungs-kraft mit den Anforderungen, die eine sich schnell wandelnde Businesswelt unter den Bedingungen des Internets und der Industrialisierung 4.0 an moderne Führung stellt: mit Impulsen zum Aufstehen, Anfangen und Anpacken. .Lutz W. Eichler: Führung rockt! – Wie Sie bei Ihren Mitarbeitern ein Klima für freies Denken und Innovationen schaffen.Wiley-VCH 2016. 19,99 Euro

Traumjob Modistenmacherin

Sie studierte einst BWL, nahm den Hut und verdient heute Kopfgeld. Mit ihrem Faible für Handwerk und Hüte fertigt Ulrike Strelow seit 15 Jahren als Modistenmeisterin mit ihrem kleinen Team im Essener Stadtteil Rüttenscheid Kopfbedeckungen aller Art. Form und Materialien sind dabei kaum Grenzen gesetzt Mit ihrem Werdegang macht sie auch Studierenden Mut, den eigenen Träumen in einem anderen Fach zu folgen. Die Fragen stellte Christoph Berger.

Ulrike Strelow, Foto: Wiebke Rübel / www.flickr.com/photos/a_la_rue
Ulrike Strelow, Foto: Wiebke Rübel / www.flickr.com/photos/a_la_rue
Frau Strelow, sie studierten einst BWL. Haben Sie vor dem Fach den Hut gezogen? Es stimmt, ich habe mal BWL studiert, das Studium aber nicht beendet. Irgendwann habe ich gemerkt, dass das Studium nichts für mich ist, und dass da kein Beruf für mich hervorgeht, in dem ich mein Leben lang arbeiten kann. Das Faible für das Handwerkliche hatte ich hingegen schon immer. Wie kamen Sie dann zu Hüten? Zu Hüten hatte ich überhaupt keine Verbindung. Eher zum Handwerk allgemein. Allerdings hatte mir meine Mutter irgendwann nach dem Abitur mal einen Artikel über eine Hutmacherin in Hamburg gegeben. Sie meinte damals, dies sei ein Beruf für mich. Nachdem ich mich etwas über den Beruf informiert hatte und gesehen habe, was man damit verdienen kann, habe ich den Vorschlag erst einmal wieder verworfen. Während des Studiums reifte dann in mir die Erkenntnis: Lieber ein bisschen weniger Geld verdienen … Kann man Assoziationen zwischen einem Hut und seinem Träger ziehen? Ein Hut kann natürlich sehr stark die Persönlichkeit verändern. Oder unterstreichen. Das hängt auch mit der jeweiligen Stimmung des Trägers zusammen. Es kann ein Hut sein, mit und unter dem man sich gut behütet fühlt, unter dem man sich vielleicht so ein bisschen versteckt. Es kann aber auch ein Hut sein, der einen herausstellt, mit dem man die Blicke auf sich zieht. In der Kunst-, Mode- und Kulturwelt hat der Hut in den letzten Jahren eine Renaissance erfahren. Woran liegt das? Es ist generell ja so, dass es die eine Mode nicht mehr gibt. Es gibt nicht mehr die Rocklänge oder Linie, die von allen getragen wird. Vielleicht gibt es noch Richtungen, aber im Prinzip ist heute alles möglich. Derzeit gehört der Hut auf jeden Fall zu so einer Richtung. Die Zeiten, in denen dem Hut etwas Altmodisches und Altbackenes anhaftete und in denen er verpönt war, sind vorbei. Gerade auch, weil viele junge Leute Hüte tragen. Und welche Stellung hat der Hut in der Business-Welt? Man sieht nicht besonders viele Menschen mit Hut, aber es werden mehr. Es kommt ja wieder der Trend, sich schicker anzuziehen. Und da kann ein Hut dazugehören: Er komplettiert dann die Garderobe. Und prinzipiell ist ein Hut ja nicht nur schick. Er schützt vor Sonne, Regen und Kälte. Es gibt unterschiedlichste Ansätze, einen Hut zu tragen. Aus der von Ihnen gemachten Erfahrung: Was ist Ihr Tipp für Absolventinnen und Absolventen, die nach dem Studium überlegen, noch einmal einen ganz neuen Karrierepfad einzuschlagen? Man muss sich darauf einstellen und damit zurechtkommen, einen Beruf von Grund auf zu erlernen. Man lässt sich mit einem solchen Schritt nicht auf etwas ein, was man mal in einem Workshop oder Praktikum lernt. Der Weg ist echt hartes Brot. Aber wenn man es nicht von der Pike auf lernt, um dann viel machen zu können, dann findet man nicht die Kunden dafür. Am Anfang meiner Ausbildung, ich war 24 Jahre alt, war ich wieder das Lehrmädchen, das die Werkstatt gefegt hat. Da ist es völlig egal, was man davor alles gemacht hat.

Dr. Oetker

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Branche
Nahrungsmittel

Produkte/Dienstleistungen
Backartikel, Backmischungen, Dessertpulver, Süße Mahlzeiten, Einmachprodukte, Müsliprodukte, Pizzen und Snacks, Fertigdesserts und Sahneprodukte, Großverbrauchergeschäft

Anzahl der Standorte
6 Standorte im Inland, international in 43 Ländern

Jahresumsatz
2,9 Mrd. Euro im Jahr 2019

Anzahl der MitarbeiterInnen
Weltweit über 13.000, davon ca. 4.000 in Deutschland

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Ca. 10 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
BWL, Wirtschaftswissenschaften, (Wirtschafts-)Ingenieurwesen, (Wirtschafts-)-Informatik, Lebensmitteltechnologie, Oecotrophologie

Einsatzmöglichkeiten
Controlling, Einkauf, Forschung und Entwicklung, IT, Logistik, Supply Chain Management, Marketing, Vertrieb, Personal, Produktion und Technik u.a.

Einstiegsprogramme
Internationales Trainee-Programm, Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Internationales Trainee-Programm: Recruiting-Day, Vorstellungsgespräche

Einstiegsgehalt
Internationales Trainee-Programm: ca. 52.000,- €/Jahr

Auslandstätigkeit
6 Monate im Rahmen des internationalen Trainee-Programms, ansonsten abhängig vom jeweiligen Aufgabengebiet

Angebote für StudentInnen
Praktika und Abschlussarbeiten, über die Oetker-Gruppe bieten wir ebenfalls ein Gap Year Programm an (www.oetker-gruppe.de)

Logo Dr. Oetker

Ansprechpartner
Vera Kemper

Anschrift
Lutterstraße 14
33617 Bielefeld

Fon
0521-155-3272

E-Mail
talents@oetker.de

Internet
www.oetker.de/karriere

karriereführer recht 2.2016 – Jura 4.0 und die digitale Transformation

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Cover recht 2.2016

Jura 4.0 – Juristen in der digitalen Transformation

IT-Juristen. Die Digitalisierung erfasst auch die Welt des Rechts. Gerichts- und Behördenakten liegen zunehmend in elektronischer Form vor.  Die Kanzleien reagieren darauf: vor allem im Hinblick auf ihre kanzleiinternen Arbeitsprozesse. Und auch durch die Möglichkeiten der Standardisierung kommt es zu effektiveren Fallbearbeitungen – zumindest teilweise. Denn bei  all diesen Entwicklungen bleibt klar: Viele Fälle haben weiterhin ihren individuellen Charakter. Und auch Vertraulichkeit hat noch immer höchste Priorität.

Jura 4.0 – Juristen an der Schnittstelle

Der automatische Anwalt? Soweit wird es nicht kommen. Dennoch: Die Digitalisierung erobert die Kanzleien und den Rechtsmarkt. Software übernimmt Standardaufgaben. So entstehen neue Geschäftsmodelle und die Effizienz wird erhöht. Junge Juristen kennen die Vorteile der Digitalisierung. Sie sind nun gefragt, das Update der Arbeitskultur in den Kanzleien mitzugestalten.Von André Boße

London, Flughafen in Stansted, kurz nach 22 Uhr. Gerade kommt die Durchsage, dass der letzte Abendflug nach Düsseldorf gestrichen wird. Über den Tag haben sich so viele Verspätungen angehäuft, dass der Jet den Flug nicht mehr antreten kann, ohne das Nachtflugverbot zu verletzen. Für die rund 150 Passagiere bedeutet das: Keine späte Ankunft in Deutschland, sondern eine Nacht in einer Absteige am Flughafen. Klar, das Hotel zahlt die Airline. Aber mehr auch nicht. Es sei denn, man fordert seine Rechte als Fluggast ein. Hier gibt es ein klares EU-Gesetz, das genau regelt, welche Summen die Fluggesellschaft bei selbstverschuldeten Ausfällen auszahlen muss. Nur tut sie das nicht freiwillig, sondern erst dann, wenn man als Passagier sein Recht einklagt. Das wiederum haben früher nur die wenigsten gemacht. Weil man es dann doch vergessen hat – oder zu viel Respekt davor hatte, einen Anwalt einzuschalten. So war das früher. Heute gibt es eine Reihe von Online-Portalen, die den Fluggästen einen angenehmen Service bieten. Die Geschäftsidee: Der Dienstleister prüft den Fall anhand der zugänglichen Flugdaten. Wenn gute Aussichten auf eine Entschädigung bestehen, startet das Portal den Entschädigungsprozess. Der Kunde zahlt eine Gebühr – aber nur dann, wenn auch die Airline zahlt. Es gibt für ihn also kein Risiko. Natürlich sitzen in den Büros der Dienstleister wie Flightright, EUclaim oder Fairplane keine Dutzenden Anwälte, die sich mit jedem einzelnen Fall beschäftigen. Der Service funktioniert nur, weil er von Anfang bis Ende durchdigitalisiert ist, von der Antwort auf die erste Anfrage des potenziellen Mandanten bis zur Erfolgsmeldung am Ende.

Jura und IT: Studiengänge nähern sich an

Die deutschen Hochschulen erkennen zunehmend den Bedarf an Kenntnissen in Jura und IT und bieten dementsprechende Studiengänge an, wie Rechtsanwalt Stefan Rau von Warth & Klein Grant Thornton feststellt. So gibt es Studiengänge im IT-Recht, die mit einem Diplom abgeschlossen werden können sowie Fachanwaltslehrgänge Informationstechnologie. Zudem ist zu erkennen, dass sich das Informatikstudium verstärkt um rechtliche Aspekte kümmert, insbesondere ums Datenschutzrecht.
„Mandatsanbahnung und Mandatsabwicklung laufen komplett online ab und sind daher ein gutes Beispiel für digital standardisierte Prozessabläufe“, sagt Peter Huppertz, Partner in der Düsseldorfer Kanzlei Hoffmann Liebs Fritsch & Partner. Für ihn sind die Services für Fluggäste nur der Anfang einer Entwicklung, die den Rechtsmarkt in naher Zukunft stark verändern wird. „Jede juristische Sachbearbeitung, die sich standardisieren lässt, wird zukünftig durch die Möglichkeiten der Digitalisierung zu einem digitalen Beratungsprodukt werden.“ Der Fachanwalt für IT-Recht spricht in diesem Sinne von einer „Commodity“ – sprich: Ware. „Dies wird zwangsläufig auch zu einer Änderung der Vergütungsparameter führen, das heißt: weniger Vergütung nach Aufwand und häufiger Festpreise für bestimmte juristische Produkte.“

Automatische Prozesse

Die Automatisierung von bestimmten standardisierbaren Abläufen ist ein Beispiel für den großen Einfluss der IT auf den Arbeitsmarkt der Juristen. „Auch im Anwaltsmarkt ist die Digitalisierung angekommen“, sagt Martin Schweinoch, Partner der Kanzlei SKW Schwarz in München. „Von der Recherche in Datenbanken bis zur digitalen Akte ist vieles heute online verfügbar. Dieser Trend wird weiter zunehmen, etwa mit elektronischen Gerichts- und Behördenakten.“

Student gründet Start-Up für Fluggastrechte

Fluglinien drücken sich gerne um Entschädigungen ihrer Kunden bei Flugverspätungen, Flugannullierungen oder Nichtbeförderungen. Und Kunden scheuen meist den aufwendigen Weg, sie einzufordern. Diesen Umstand machte sich Bernhard Schulz, Jurastudent an der Bucerius Law School, zunutze. Bis zu 400 Euro bietet er für die Übernahme von Ansprüchen – nach deren Prüfung. Doch die erfolgt schnell und ist unverbindlich. Kunden können schließlich wählen, ob sie die angebotene Entschädigung annehmen oder nicht. Machen sie es, wird die Entschädigungszahlung nach der Erledigung einiger Formalien innerhalb eines Werktags angewiesen. Weitere Infos unter www.compensation2go.com.
Dass die Digitalisierung den Job eines Anwalts längst prägt, davon ist auch Dr. Eren Basar, Partner der auf Wirtschafts- und Steuerstrafrecht spezialisierten Kanzlei Wessing & Partner, überzeugt. „Die Digitalisierung des Alltags hat dazu geführt, dass die Beweisführung in formellen Verfahren und in internen Ermittlungen ohne den Einsatz moderner Technik heutzutage kaum mehr geführt werden kann.“ Wer digital unterwegs ist, hinterlässt Datenspuren – ob mit seinem Smartphone oder Tablet, in der Cloud oder in den Sozialen Netzwerken. „Ohne die Nutzung spezieller Software tappt der Jurist hier schnell im Dunkeln“, erläutert Basar, Experte für IT-gestützte Ermittlungsmethoden. „Durch den Einsatz der Technik können wir heute gelöschte Daten wiederherstellen. Wir können nach speziellen Datentypen suchen oder die Auswertung auf Dateien bestimmter Größen, nach dem Datum der Erzeugung und dem Datum des letzten Zugriffs sowie nach Datenstrukturen suchen. Das wäre früher nicht oder zumindest nicht so einfach möglich gewesen“, erklärt der Partner die Möglichkeiten der digitalen juristischen Arbeit. Von der Digitalisierung betroffen ist auch der interne Büroalltag in den Kanzleien. „Es gibt kaum einen Arbeitsprozess, für den heute noch keine softwarebasierten Lösungen angeboten werden“, sagt Eren Basar. Viele dieser Tools eröffnen neue Möglichkeiten – vor allem, in dem sie Arbeitsprozesse verschlanken. Doch natürlich hat IT im Recht ihre Grenzen. „Die zunehmende Digitalisierung wird zumindest im Strafrecht nicht dazu führen, dass man nur auf einen Knopf drücken muss und der Autopilot die Arbeit des Anwalts übernimmt. Diese ist immer noch davon gekennzeichnet,Überzeugungsarbeit gegenüber Mandanten und Behörden zu leisten, sodass die Persönlichkeit des Anwalts immense Bedeutung hat.“

Hohes Tempo – trotzdem vertraulich

Die Digitalisierung der Businesswelt führt dazu, dass die Mandanten heute ihren Anwalt mit ganz anderen Anforderungen konfrontieren. Für Juristen ergeben sich dadurch neue Herausforderungen, wie Birgit Maneth sagt, Partnerin in der Kanzlei Lutz Abel. „Mandanten erwarten von ihren Anwälten ein hohes Maß an zeitlicher und örtlicher Flexibilität sowie zeitnahe und effektive Lösungen. Gleichzeitig müssen Vertraulichkeit, IT-Sicherheit und Datenschutz gewährleistet bleiben.“

Pokémon Go: Recht hinkt hinterher

IT und Recht ist ein etwas ungleiches Duell. Das Recht kann mit dem technischen Fortschritt bei vielen aktuellen Entwicklungen nicht mithalten, da der Gesetzgeber aufgrund der Innovationsgeschwindigkeit in den meisten Fällen nur reagieren, nicht aber proaktiv agieren kann. Gutes Beispiel hierfür ist die Hit-App „Pokémon Go“, sagt Peter Huppertz von der Kanzlei Hoffmann Liebs Fritsch & Partner:“Allein die Nutzung dieser App wirft eine ganze Reihe von datenschutzrechtlichen, zivilrechtlichen, straßenverkehrsrechtlichen und telekommunikationsrechtlichen Fragen auf, dies sich mit den bestehenden Gesetzen nur schwer lösen lassen.“
Für Juristen komme es daher darauf an, mithilfe organisatorischer und technischer Maßnahmen in diesem Spannungsfeld zu bestehen. Die neuen technologischen Trends können dabei helfen – wenn man sie denn als Chance erkennt und die Möglichkeiten nutzt. „Dies“, so Birgit Maneth, „ist in dem konservativen Umfeld eines traditionell denkenden Anwalts nicht immer leicht.“ Einige Traditionalisten sähen in einer Software zur automatischen Vertragsprüfung eine Art Vorläufer der Apokalypse für das Anwaltsleben. „Ich sehe darin aber die Chance, den Mandanten noch bessere Leistungen in kürzerer Zeit anzubieten und damit ein für alle Seiten produktiveres und profitableres Ergebnis zu erzielen“, sagt die Fachanwältin für IT-Recht und Gewerblichen Rechtsschutz.

Digitalisierung steigert Produktivität

Abseits der Arbeitsabläufe in den Kanzleien bestimmen IT-Themen die Tätigkeiten in den Kanzleien und anderen Arbeitsbereichen für Juristen natürlich auch inhaltlich. Das gilt insbesondere für Fachanwälte im IT-Recht wie Birgit Maneth. „Ich berate und begleite Start-ups aus der IT-Branche bei der Gestaltung ihres Lizenz-und Vermarktungskonzepts sowie mittelständische Unternehmen bei der Verhandlung und Gestaltung von IT-Projekten aller Art – sei es bei der Einführung einer neuen Software, eines IT-Systems oder bei einem Outsourcing-Projekt.“ Daneben spielt aber auch das klassische Internetrecht eine Rolle – „also alle Rechtsfragen rund um Gestaltung und Inhalte einer Website“. Aus Mandantensicht hätten in den vergangenen Jahren vor allem die Themen Datenschutz und IT-Security – zum Beispiel im Zusammenhang mit Verschlüsselungssystemen – erheblich an Bedeutung gewonnen, sagt Birgit Maneth. Einen großen Bedarf an Juristen haben die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften; dort ist die Digitalisierung der Themen und Arbeitsschritte mittlerweile zentral. Juristen sind dort nicht nur in der Rechtsanwaltsgesellschaft tätig, so nennt man insbesondere bei den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die Teile des Unternehmens, die sich im Rahmen der Prüfungsverfahren hauptsächlich um die juristische Beratung kümmern. „Rechtsanwälte können die Gesellschaften auch in der Steuerberatung, der Wirtschaftsprüfung, bei der Unternehmensfinanzierung oder im Private Finance-Bereich beraten und unterstützen“, sagt Stefan Rau, Rechtsanwalt und Partner der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein GrantThornton, wo er die Geschäfte der Rechtsanwaltsgesellschaft führt.

Legal Tech: In den USA ist man weiter

Legal Technology ist das Arbeitsfeld, in dem sich IT und Recht überschneiden. Es geht hier sowohl um die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mithilfe automatisierter Online-Verfahren als auch um die Standardisierung bestimmter Prozesse in den Kanzleien, um dort die Effizienz zu erhöhen. In einigen US-Universitäten hat das Thema Legal Tech bereits Einzug in das Ausbildungscurriculum gefunden. In Deutschland wird man nun ebenfalls langsam darauf aufmerksam. So bietet die Bucerius Law School seit Anfang 2016 erstmals eine „Legal Technology Lecture Series“ an. Mehr dazu im Blog: www.legal-tech-blog.de
Lesetipp: BCG-Studie
Legal Technology-Studie von der Boston Consulting Group: www.bcg.de/documents/file204646.pdf
In all diesen Bereichen, in denen Juristen tätig sind, spiele der Einsatz neuer Technologien eine wichtige Rolle. “Unsere Mandanten, aber auch die Geschäftsbereiche unserer Gesellschaften, setzen diese Technologien ganz selbstverständlich ein“, sagt Rau. “Als Juristen sind wir daher gefordert, diese Technologien und ihren Einsatz zu verstehen.“ Im Rahmen einer Due Diligence-Prüfung, also einer sorgfältigen Risikoabwägung vor der Unternehmenstransaktion, sei es heute Standard, auch die bestehenden IT-Verträge zu bewerten. „Auch in das Arbeitsrecht strahlt das IT-Recht aus“, sagt Stefan Rau. “Hier geht es um den Datenschutz für Mitarbeiter und Bewerber, aber auch um Richtlinien für Mitarbeiter, etwa im Zusammenhang mit der privaten Internetnutzung am Arbeitsplatz.“ Der Jurist und Partner in einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft rät jungen Juristen, den digitalen Wandel positiv zu betrachten: “Der Arbeitsalltag beschleunigt sich stetig. Die Digitalisierung sorgt für neue Aufgaben, und sie macht uns Juristen aber auch produktiver.“

Legal Tech? Meinungen gehen auseinander

Mit Blick auf die digitale Transformation in den Kanzleien: Wäre es nicht sinnvoll, ein neues Job-Profil zu fördern? Gibt es Bedarf für Experten als Bindeglied zwischen juristischer und IT-Welt? Einen Namen für diese Tätigkeit gibt es bereits: Legal Tech-Engineer. Ob man ihn in den Kanzleien benötigt, da gehen die Meinungen der Experten auseinander. “Ich denke nicht, dass dies in naher Zukunft notwendig sein wird“, sagt Stefan Rau. „Dennoch bin ich davon überzeugt, dass sich die Studiengänge – ob nun die technischen oder die juristischen – darauf immer stärker einlassen und einstellen werden.“ Eren Basar von Wessing & Partner ist zwar der Ansicht, dass IT und Jura in Zukunft noch enger zusammenwachsen. Dass sich aber Legal Tech-Engineers als Bindeglied zwischen Recht und Technik durchsetzen, sieht der Anwalt auf mittlere Sicht noch nicht: “Jura ist Jura und IT ist IT. Beide Seiten können stark voneinander profitieren, wenn auf beiden Seiten Spezialisten mit Neugier für ihr Gegenüber vorhanden sind.“ Auch Martin Schweinoch, Partner der Kanzlei SKW Schwarz in München, sagt: “Die Doppelqualifikation Jurist und Ingenieur braucht man wohl nicht als eigenes Jobprofil.“ Birgit Maneth von Lutz Abel dagegen findet: „Um die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz im Bereich Recht voranzutreiben wäre ein solches Job-Profil sicher hilfreich.“ Das gilt insbesondere auch für die Entwicklung weiterer neuer Geschäftsmodelle, wobei hier besonders junge Juristen gefragt sind: Als Digital Natives sind sie Experten für digitales Business – und können den Kanzleien dabei helfen, echte Innovationen zu entwickeln.

Digitalisierung in Kanzleien – IT-Jurist Gernot Halbleib im Interview

Der promovierte Jurist Dr. Gernot Halbleib hat sich als Berater und Gründer von Start-ups einen Namen gemacht, die rechtliche Prozesse automatisieren. Derzeit berät er Kanzleien, wie es gelingen kann, die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen. Im Interview erklärt er, warum sich Juristen mit IT-Lösungen schwertun und wie der Nachwuchs davon profitieren kann. Die Fragen stellte André Boße.

Herr Dr. Halbleib, Juristen sagen gerne, sie seien Großmeister darin, neue Themen zu adaptieren. Beim Thema IT haben Sie bei Juristen ein Defizit festgestellt. Woran liegt das? Vorweg, natürlich gibt es Ausnahmen, also Juristen, die sich sehr stark für Tech-Themen interessieren. Aber es sind tatsächlich eher weniger. Das liegt im ersten Schritt daran, dass die juristische Ausbildung überhaupt keine Bezüge zur IT aufweist. Hausarbeiten mit Office-Programmen schreiben und Online recherchieren – das war es dann meistens auch schon. Und die Kanzleien sind größtenteils nicht viel weiter. Die eine oder andere hat vielleicht eine bestimmte Kanzleisoftware, mehr findet sich auch dort nicht. Sprich: Die Arbeitswelt der Juristen fordert IT-Kenntnisse noch nicht ein.

Zur Person

Dr. Gernot Halbleib studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School in Hamburg. Dort promovierte er 2010. Nach seinem Referendariat beim Kammergericht und mit diversen Stationen in internationalen Großkanzleien startete er seine berufliche Laufbahn in der Start-up-Branche, unter anderem als IT-Produktmanager beim Online-Möbelhaus Home24 und als Entrepreneur in Residence bei Project A Ventures. Danach machte er sich als Start-up-Gründer und Unternehmensberater selbstständig. Unter anderem launchte er 2015 das Rechts-Portal „Recht ohne Risiko“. Seit Sommer 2016 ist er als Legal Tech-Berater am Bucerius Center on the Legal Profession tätig und berät Juristen bei der Frage, wie die Digitalisierung die Arbeit in Kanzleien und Rechtsabteilungen verändert.
Das überrascht, weil doch die Mandanten insbesondere der Wirtschaftskanzleien immer mehr juristischen Beratungsbedarf bei digitalen Themen anmelden. Das stimmt. Ich kenne Anwälte, die sich auf IT-Recht spezialisiert haben, von sich jedoch frank und frei behaupten, sie hätten selber kaum Ahnung von der Technologie. Auch hier gibt es Ausnahmen, und ich denke auch, dass eine Tech-Affinität bei der Beratung des Mandanten hilfreich ist. Aber: Sie ist, zumindest derzeit, noch nicht zwingend notwendig. Es geht auch ohne, denn, Sie haben es eingangs ja bereits gesagt: Eine Stärke der Juristen liegt darin, Sachverhalte schnell zu adaptieren. Sprich: Der Anwalt kann sich in die juristischen Problemstellungen von Software-Lizenzen oder Datenschutz hineindenken, ohne selbst IT-Experte zu sein. Wird IT-Know-how für junge Juristen daher vom Muss- zum Kann-Thema? Die Geschäftsmodelle der Kanzleien öffnen sich langsam aber sicher in Richtung Digitalisierung. Die Partner realisieren dabei vor allem, dass man mit IT-Lösungen die Arbeit in den Kanzleien deutlich effizienter gestalten kann. Hier liegt ein großes Einsparpotenzial. Wie wird der Einzug von IT-Lösungen in den Kanzleien konkret aussehen? Zum einen werden Nischen entstehen, in denen man als Legal Engineer tätig sein kann. Hier werden gezielt Spezialisten mit einer Doppelqualifikation in Jura und IT gesucht, die mithilfe der digitalen Technik ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln, indem sie versuchen, möglichst viele Arbeitsabläufe zu automatisieren. Die Arbeit dieser Spezialisten betrifft im zweiten Schritt natürlich auch die Tätigkeiten der beratenden Anwälte einer Kanzlei. Diese werden in ihrem Arbeitsalltag immer häufiger mit Softwarelösungen konfrontiert werden, um bestimmte Arbeitsschritte zu standardisieren. Es kann zum Beispiel die strategische Entscheidung einer Sozietät sein, die Erstellung bestimmter Dokumente mithilfe eines digitalen Vorlagesystems zu automatisieren. Das funktioniert zum Beispiel in Wirtschaftskanzleien bei der Erstellung von komplexen Verträgen bei Business-Transaktionen. Steht die IT, wird der Anwalt zum aktiven Anwender – und das setzt dann schon etwas mehr Tech-Verständnis voraus, als den Computer nur zum  Schreiben zu benutzen.
Das juristische Geschäft wird also nie komplett standardisierbar sein, wie es zum Beispiel heute schon mit Bestellungen bei Online-Versandhäusern funktioniert.
Welche ganz neuen Geschäftsmodelle kann ein Legal Engineer entwickeln? Interessant sind hier alle Rechtsbereiche, in denen sich erstens die Abläufe relativ leicht standardisieren lassen und zweitens sehr viele Menschen betroffen sind, diese jedoch eine Hemmschwelle besitzen, zum Anwalt zu gehen – vor allem, weil ihnen das Risiko als zu hoch erscheint. Kanzleien werben gerne mit dem Satz, jeden Mandanten individuell zu betrachten. Wie geht das mit Standardisierungen und Automatisierungen zusammen? Es gibt nur sehr selten Fälle, die zu einhundert Prozent individuell sind. Das würde ja bedeuten, dass ein Jurist das Rad bei jedem Fall neu erfinden müsste. Auf der anderen Seite lässt sich auch kaum ein Fall komplett automatisieren. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Es gibt aber Fälle, die sehr gut standardisierbar sind. Dazu zählen zum Beispiel die Fluggastrechte oder bis zuletzt auch Rechte bei Kreditwiderrufen. Genau darauf hatte sich Ihr Portal „Recht ohne Risiko“ spezialisiert. Ja, wobei seit Ende Juni eben ein neues Gesetz zu Ungunsten der Kreditnehmer gilt. Aber es gibt schon noch weitere Felder, in denen die Rechtsfolgen klar geregelt und daher günstig für Automatisierungen sind. Dann wiederum gibt es Fälle, die zwar häufig vorkommen, aber doch sehr verschieden sind. Zum Beispiel Verkehrsunfälle. Aber auch hier kann man die Effizienz deutlich steigern, wenn man die Prozessabläufe automatisiert. Das heißt in diesem Zusammenhang nicht: Jeder Fall ist gleich. Sondern: Jeder Fall wird nach einem einheitlichen Standard bearbeitet.
Der Anwalt kann sich in die juristischen Problemstellungen von Software-Lizenzen oder Datenschutz hineindenken, ohne selbst IT-Experte zu sein.
Das geht dann soweit, bis an einer gewissen Stelle klar wird, dass der Fall nun die Standardroute verlässt und individuell wird. Zum Beispiel, wenn eine Seite ein Vergleichsangebot einreicht. Dann muss der automatische Prozess gestoppt werden – und der Anwalt greift wieder ein und ruft seinen Mandanten an, um ihn individuell zu beraten. Das juristische Geschäft wird also nie komplett standardisierbar sein, wie es zum Beispiel heute schon mit Bestellungen bei Online-Versandhäusern funktioniert. Die Arbeitsschritte dort sind prinzipiell komplett automatisierbar. Soweit wird es beim Recht nicht kommen, was aber nicht heißt, dass Standardisierungen generell unmöglich seien. Wie können diese digitalen Prozesse die Arbeitswelt in den Kanzleien verändern? Eine wirklich umfassende Kanzleisoftware kann den Kundenservice deutlich erhöhen. Wenn ich als Mandant eine Frage zu meinem Fall habe, muss ich bislang auf einen Termin mit meinem Anwalt warten. Sind die Fälle gut aufbereitet und transparent im System dargelegt, ist es auch möglich, dass dem Mandanten jemand anderes die gewünschte Auskunft gibt. Das muss noch nicht einmal ein anwaltlicher Mitarbeiter sein. Generell entsteht hier an der Schnittstelle zwischen IT und anwaltlicher Beratung ein neues Job-Profil. Gefragt sind Leute mit guten kommunikativen Skills, die schnell und präzise juristische Sachverhalte beurteilen und vermitteln können. Das ist allemal ein guter Nebenjob für Studenten oder Referendare, aber auch für Leute, die sich eine Auszeit vom Büro nehmen und trotzdem etwas verdienen möchten. Denn das ist ja das Schöne an der digitalen Arbeit: Man kann sie, wenn man mag, auch von einer Strandbar in der Karibik aus verrichten.

Vergaberechtler

Vergaberecht – das Recht der öffentlichen Auftragsvergabe fristet an den Universitäten eher ein „Schattendasein“, bildet aber allein in Deutschland mit einem Jahresauftragsvolumen in dreistelliger Milliardenhöhe einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor. Das noch relativ junge und stark europarechtlich geprägte Vergaberecht bietet für Anwälte ein breites Beratungsspektrum. Im vergangenen Jahr wurde auch der Fachanwalt für Vergaberecht eingeführt. Von Nina Kristin Scheumann, Senior Associate bei Graf von Westphalen München

Mein Weg zum Vergaberecht verlief über das Öffentliche Recht. In diesem Bereich absolvierte ich eine Station im Referendariat bei GvW am Hamburger Standort und kam auf diesem Weg schließlich zum Vergaberecht. In Deutschland besteht weiterhin eine Zweiteilung des Vergaberechts: das europarechtlich geprägte sogenannte Kartell- oder EU-Vergaberecht, das für binnenmarktrelevante öffentliche Auftragsvergaben oberhalb bestimmter Schwellenwerte Anwendung findet, und das weiterhin haushaltsrechtlich geprägte nationale Vergaberecht im sogenannten Unterschwellenbereich. Die maßgeblichen gesetzlichen Regelungen des EU-Vergaberechts finden sich im vierten Teil des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (§§ 97 ff. GWB). Auf untergesetzlicher Ebene enthalten die sogenannten Vergabeverordnungen (Vergabeverordnung – VgV; Sektorenverordnung – SektVO; Vergabeverordnung Verteidigung und Sicherheit – VSVgV und die neue Konzessionsvergabeverordnung – KonzVgV) sowie die für den Baubereich weiterhin bestehende Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen Teil A (VOB/A) weitere konkretisierende Regelungen für die einzelnen Auftragsarten (sog. Kaskadenprinzip). Die Tätigkeit eines auf das Vergaberecht spezialisierten Anwalts ist sehr vielseitig und bietet häufig die Möglichkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit, zum Beispiel bei der Beschaffung umfassender Bau- und Planungsleistungen oder bei IT-Projekten. Neben der Beratung und Unterstützung der öffentlichen Auftraggeber im Rahmen der Leistungsbeschaffung ist die Beratung der privaten Unternehmen sowie die Vertretung vor den Vergabenachprüfungsinstanzen ein wichtiger Tätigkeitsbereich. Zuständig für die Nachprüfungsverfahren sind bei binnenmarktrelevanten europaweiten Vergaben die Vergabekammern des Bundes und der Länder sowie in der Beschwerdeinstanz die Vergabesenate der Oberlandesgerichte. Die Rechtsprechung trägt im Vergaberecht maßgeblich zur Rechtsfortbildung bei, sodass die Kenntnis und die Verfolgung der aktuellen Entscheidungen wichtig ist. Wegen des europarechtlichen Bezugs spielt daneben auch regelmäßig die Frage der Europarechtskonformität der nationalen Regelungen eine bedeutende Rolle. Kenntnisse im Europa- oder auch Beihilfenrecht sind daher ebenfalls von Vorteil. Gerade aufgrund seiner Vielseitigkeit im Hinblick auf die zu beschaffenden Leistungen, ist das Vergaberecht ein äußerst interessantes Rechtsgebiet für Berufseinsteiger.

Gesellschaftsrechtler

Spezialisten im Gesellschaftsrecht begleiten ihre Mandanten oftmals vom Anfang bis zum Ende ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit und haben dabei Gelegenheit, mit zahlreichen verschiedenen Branchen in Berührung zu kommen. Von Dr. Martin Wittmann, Senior Manager bei PwC Legal in Düsseldorf im Bereich Corporate/M&A, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht.

Gesellschaftsrechtliche Beratung beginnt vielfach mit der Wahl der richtigen Gesellschaftsform. Neben Haftungsfragen sind insbesondere auch Einflussnahmemöglichkeiten auf die Geschäftsleitung, Kosten sowie aufkommender administrativer Aufwand, etwa für Beschlussfassungen und Gesellschafterversammlungen, relevant. Auch öffentlich-rechtliche Vorgaben können Einfluss auf die Rechtsformwahl haben. Vom Start-up bis hin zu international tätigen Konzernen spielen diese Fragen immer wieder eine Rolle. Auch die laufende gesellschaftsrechtliche Beratung, das sogenannte „Corporate Housekeeping“, gehört zum Arbeitsalltag des Gesellschaftsrechtlers. Hierzu zählen etwa die Beratung zu Gesellschafterversammlungen oder Gremiensitzungen und – mit steigender Tendenz – Fragen der Haftungsvermeidung der Organe der Gesellschaft. Der anwaltliche Berater wird oftmals schon frühzeitig in den Entscheidungsfindungsprozess eingebunden, um pflichtgemäßes Handeln sicherzustellen. Spezialisten im Gesellschaftsrecht begleiten darüber hinaus auch Restrukturierungen von Unternehmen. Neben rein wirtschaftlichen Organisationsaspekten sind derartige Reorganisationen oftmals auch steuerlich oder regulatorisch getrieben, wobei in diesen Fällen eine enge Zusammenarbeit mit Steuerberatern oder Anwaltskollegen aus dem jeweiligen regulatorischen Umfeld erforderlich wird. Weiterhin gehören Unternehmenstransaktionen (M&A) zur Arbeit eines Gesellschaftsrechtlers. Transaktionen beginnen in der Regel mit der Prüfung und Analyse der Zielgesellschaft, die sogenannte „Due Diligence“. Neben zahlreichen Eindrücken von verschiedensten Gesellschaften ist diese Tätigkeit auch aufgrund ihrer engen interdisziplinären Zusammenarbeit mit Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und manchmal auch Unternehmensberatern vielfältig. Die Koordination der Due Diligence übernimmt vielfach der Gesellschaftsrechtler, um die „Findings“ aus der Due Diligence angemessen im Unternehmenskaufvertrag, dem sogenannten „SPA“ – den er verhandelt –, berücksichtigen zu können. Und schließlich werden Gesellschaftsrechtler auch mit kapitalmarktbezogenen Fragen konfrontiert, etwa der Einhaltung des Corporate Governance Kodex, der Einrichtung von Compliance-Systemen, der Durchführung von Hauptversammlungen oder kapitalmarktrechtlichen Publizitätspflichten bei gesellschaftsrechtlichen Maßnahmen.