Trends im Handel

Nichts bleibt wie es war – das gilt auch für die Arbeit in der Handelsbranche. „Die Digitalisierung des Handels hat eine neue Entwicklungsstufe erreicht“, heißt es im Retail Report 2018, herausgegeben vom Zukunftsinstitut und dem Wirtschaftsmagazin Der Handel. Von Kerstin Neurohr.

Die Forscher benennen vier Trends, welche die Handelsbranche im nächsten Jahr entscheidend prägen werden:
  1. Retail Recruiting: Der Verkäufer hinter der Kasse ist ein Auslaufmodell – die Retail-Branche braucht in Zukunft Digital-Experten. Der Handel muss sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, um die Young Talents mit den benötigten Digital-Skills zu begeistern.
  2. Robo Retail: Die Automatisierung von Prozessen macht vor dem Handel nicht Halt: Vor allem in der Logistik und Lagerhaltung kommt Robotertechnologie verstärkt zum Einsatz. Am Pointof- Sale allerdings bleiben Roboter die Ausnahme.
  3. Dash Delivery: Durch den anhaltenden Boom des E-Commerce wird die Auslieferung auf der letzten Meile zur Herausforderung. Der Wettstreit zwischen Händlern und Logistikern um die besten Innovationen ist entbrannt. Convenience wird zum Trumpf.
  4. Voice Commerce wird zu einer intelligenten Erweiterung des E-Commerce. Digitale Sprachassistenten ermöglichen das Einkaufen per Sprachsteuerung unabhängig von Bildschirmen.
Die Digitalisierung schafft neue Jobprofile: Alte Berufsbilder wandeln sich, neue Jobprofile entstehen. Die Unternehmen suchen Spezialisten mit Digitalkompetenzen. Sie sollen dabei helfen, in einer Handelslandschaft voranzukommen, in der die digitale und die „echte“ Welt immer mehr miteinander verschmelzen. Hier können Hochschulabsolventen punkten: Gerade die jungen Generationen seien für die neuen Aufgaben prädestiniert, argumentieren die Autoren – weil sie nur die digitalisierte Welt kennen, also von Grund auf Digital Retailer sind. Janine Seitz, Theresa Schleicher: Retail Report 2018. www.derhandel.de/retailreport2018 Weitere Studie zum Thema: Für „Total Retail 2017“ hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC 25.000 Konsumenten in 29 Ländern online interviewt. Die Studie gibt Aufschluss über die aktuellsten Trends im Konsumentenverhalten und zeigt auf, was die Konsumenten vom Handel erwarten. Die Autoren analysieren diese disruptiven Faktoren im weltweiten Vergleich und geben Einblicke, wie sich Händler im dynamischen Umfeld aufstellen können. Die Studie steht zum kostenlosen Download zur Verfügung unter: www.pwc.de.

Jung und erfolgreich bei: METRO

15 Kilogramm Reis, 5 Liter Tomatensoße – das klingt für Privatpersonen viel, ist für die Kunden von METRO Deutschland seit mehr als 50 Jahren aber ganz normal. Seit einigen Jahren sind wir nicht mehr nur im stationären Großhandel, sondern auch im Belieferungsgeschäft (Food Service Distribution) erfolgreich aktiv. Genau das macht für mich die Handelsbranche so interessant: Sie ist ständig im Wandel, nutzt neue innovative Ideen und der Kunde steht im Fokus. Vor meiner Begeisterung für den Handel stand zunächst aber erst einmal mein Abitur. Im Anschluss daran folgte ein Bachelorstudium der Betriebswirtschaftslehre.

Zur Person

Name: Adina Ködel Studiengang: Betriebswirtschaftslehre und Business Administration Universitäten: Düsseldorf und Köln Abschlusszeitpunkt: 2017 Interessen: reisen, nähen Position: Trainee Berufliches Ziel: Führungsposition
Damals dachte ich, Controlling wäre mein Ding. Während eines Praktikums mit dieser Spezialisierung durfte ich bei METRO bereits die Welt des Handels kennenlernen und merkte: Handel ja, aber im Controlling fühlte ich mich noch nicht richtig wohl, es fehlten mir die kreative Erarbeitung von Lösungen und die Nähe zum Kunden. Für mein Masterstudium entschied ich mich daher für die zwei Schwerpunkte Supply Chain Management und Marketing. Für meinen Berufseinstieg erschien mir ein Traineeprogramm ideal, um möglichst viele Bereiche eines Unternehmens kennenzulernen und zudem ein Netzwerk an Kollegen und Wissen aufzubauen. Umso begeisterter war ich, als ich das Traineeprogramm im Bereich der Food Service Distribution bei METRO Deutschland entdeckte: Ich kannte das Unternehmen und wusste, dass mir die Branche und die Arbeitsatmosphäre dort gefielen. Seit Februar 2017 bin ich nun also Trainee im Bereich Food Service Distribution & Multichannel. Nach einer vierwöchigen Marktphase, in der ich den Arbeitsalltag im Großmarkt kennengelernt habe, habe ich in vielen verschiedenen Abteilungen mitgearbeitet und Teilprojekte eigenverantwortlich betreut. So habe ich zum Beispiel im Zentralen Kundenmanagement den Roll-Out einer Neukunden-Registrierungs- App für die Außendienstmitarbeiter geplant und durchgeführt, das Marketing bei der Neuauflage eines Sortimentskatalogs unterstützt und im Commercial-Intelligence-Bereich Reportings für den Einkauf aufbereitet. Im Januar kommenden Jahres steht zudem noch ein einmonatiger Austausch in eine der anderen METROLändergesellschaften an. Das Traineeprogramm hat mir geholfen herauszufinden, wo für mich die richtige Stelle im Unternehmen ist. Während der letzten Monate als Trainee habe ich erkannt, dass mir die Arbeit mit vielen verschiedenen Schnittstellen und ein abwechslungsreiches Aufgabengebiet am meisten Spaß machen. Daher freue ich mich besonders darüber, dass ich eine feste Stelle in der Sales-Abteilung im Bereich Food Service Distribution angeboten bekommen habe, die genau diese Aspekte beinhaltet. Dadurch besteht die Möglichkeit, das Traineeprogramm zu verkürzen. Ich bin gespannt auf meine neuen Aufgaben und blicke mit Vorfreude auf die kommenden Monate.

E-Mail für dich: Kloepfel Consulting

Von: Marcus Schilling Gesendet: 28. Oktober 2017 An: Studenten und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften Betreff: Einstieg in die Einkaufsberatung Liebe Leserrinnen, liebe Leser, bereits bei meinem Abitur stand fest, dass ich BWL studieren möchte – schon damals habe ich mich für den Bereich „Einkauf“ interessiert, aber das gab es damals noch nicht als eigens Fach. Nach dem Diplom-Studium an der Universität des Saarlandes habe ich fünf Jahre im Controlling eines Unternehmens klassisches BWL-Wissen anwenden können, um danach in fünf weiteren Jahren im Einkauf bzw. Category-Management desselben Unternehmens mein Profil zu erweitern. Zu Kloepfel Consulting bin ich dann im Jahr 2012 durch mein Interesse an der Einkaufsberatung gekommen. Ich hatte Lust auf Veränderung. Meine beruflichen Erfahrungen passten bestens in das praxisorientierte Beraten und waren eine ideale Brücke von der Arbeit in einem Konzern auf die Dienstleisterseite der Beratung. Nun bin ich bereits fünf Jahre in die verschiedensten Projekte eingebunden und viel unterwegs. Die Projekte dauern in der Regel etwa sechs Monate und umfassen die Optimierung von Warengruppen, Sortimenten oder auch Dienstleistungen, die von Unternehmen eingekauft werden. Vom Beschaffungsweg bis zum finalen Preis wird alles von uns verhandelt und prozessual begleitet oder optimiert. Während der fünf Jahre bei Kloepfel Consulting habe ich in verschiedensten Unternehmen von Warenhausketten, Kosmetikhersteller bis zu Versandapotheken Projekte betreut. Starke Markenhersteller wie Playmobil oder Carrera, Bekleidungsmarken wie Marco Polo, Diesel Jeans oder Ralph Lauren sind ebenso Gesprächspartner wie Verpackungshersteller für Cremes oder Reinigungsdienstleister aus dem Facility-Management. Die Vielseitigkeit und Abwechslung zeichnet die Projektarbeit in der Beratung aus. Viele unterschiedliche Kontakte und Arbeitsweisen bieten einem schnell ein breites Spektrum an Eindrücken. Zudem ist bei Kloepfel Consulting die Mannschaft sehr gemischt und vor allem jung und dynamisch. Feste Abteilungsstrukturen spielen keine große Rolle, vielmehr arbeiten wir mit reichlich Freiräumen und Gestaltungsmöglichkeiten.

Unternehmen

www.kloepfel-consulting.com
In der Beratung wird die Drehzahl an Erfahrungen und Eindrücken stark beschleunigt, alle paar Monate hat man Einblick in ein anderes Unternehmen. Der Querschnitt über viele Branchen zeigt am Ende ein Fazit: Alle kaufen ein. Viel Erfolg und Freude beim Berufseinstieg – vielleicht in der Einkaufsberatung – wünscht Marcus Schilling Kloepfel Consulting

Regionalverkaufsleiter bei ALDI SÜD: Jeder Tag ist anders

Murat Ertürk, 30 Jahre alt, ist Regionalverkaufsleiter bei ALDI SÜD und weiß die Abwechslung in seinem Job zu schätzen. Für den karriereführer handel beschreibt er seinen beruflichen Werdegang und seinen Arbeitsalltag.

Direkt nach meinem Studium „Management & Economics“ an der Ruhr-Universität Bochum bin ich 2014 bei ALDI SÜD eingestiegen und habe ein einjähriges Training on the Job zum Regionalverkaufsleiter absolviert. Vom ersten Tag an durfte ich Verantwortung als Führungskraft übernehmen und konnte als leitender Angestellter einsteigen. Das war zwar ein Sprung ins kalte Wasser, jedoch stand mir während des ersten Jahres ein erfahrener Mentor zur Seite. Auf einem detaillierten Einarbeitungsplan wurde festgehalten, was ich für die Position des Regionalverkaufsleiters lernen musste. Zunächst begleitete ich einen Regionalverkaufsleiter und lernte meine Regionalgesellschaft kennen. In den nächsten Wochen erfuhr ich alles über den täglichen Arbeitsablauf in einer Filiale und konnte im Anschluss das Erlernte als Filialleiter in die Praxis umsetzen und meine ersten Führungserfahrungen sammeln. Anschließend tauchte ich mithilfe von erfahrenen Regionalverkaufsleiterkollegen noch tiefer in die Welt des Handels ein und übernahm zum Abschluss meines Training on the Job die Urlaubsvertretungen meiner Regionalverkaufsleiterkollegen. Natürlich standen mir auch zu diesem Zeitpunkt erfahrene Kollegen zur Seite. Als Regionalverkaufsleiter verantworte ich nun sechs Filialen mit mindestens 50 Mitarbeitern in der Regionalgesellschaft Dormagen in der Nähe von Köln. Ich arbeite eng mit den Filialleitern zusammen und kümmere mich um die Personalangelegenheiten in meinem Bereich, aber auch um Zahlen, denn ich bin verantwortlich für das Controlling von Filialkennzahlen. Aktuell übernehme ich außerdem die Projektleitung für den Umbau aller 64 Filialen der Gesellschaft Dormagen, die nach neuem Filialkonzept umgestaltet werden. Hier koordiniere ich Handwerker und Mitarbeiter, außerdem bin ich Ansprechpartner für die Architekten. Was ich besonders schätze: Eigentlich ist jeder Tag anders – genau das macht den Job für mich so spannend. Meist bin ich noch vor den ersten Kunden in einer meiner Filialen und nutze die Zeit, mich mit den Mitarbeitern auszutauschen. Anschließend finden Rundgänge mit dem Filialleiter statt, dabei besprechen wir die Warenpräsentation, die Umsatzentwicklung, die Personalsituation oder sonstige aktuelle Themen. Die Zeit im Filialbüro nutze ich für administrative Aufgaben und Mitarbeitergespräche, die Fahrt zur nächsten Filiale für Telefonate.

Unternehmen

Firmenprofil ALDI SÜD
Als Regionalverkaufsleiter besuche ich zwei bis drei Filialen am Tag. Ich kann den Job eines Regionalverkaufsleiters bei ALDI SÜD nur empfehlen. Was man aber mitbringen sollte, ist ganz klar eine hohe soziale Kompetenz, da man viel mit Menschen zu tun hat. Wer gern Verantwortung übernimmt, ausgeprägte Entscheidungsstärke und hohe Einsatzbereitschaft zeigt, ist auf dieser Position richtig.

Warenkorb – Kultur-, Buch- und Linktipps

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FAIRE WOCHE

Fair TradeIm September jeden Jahres findet seit 2001 die Faire Woche statt: 2017 zum Beispiel unter dem Motto „Fairer Handel schafft Perspektiven“. Zu mehr als 2500 Veranstaltungen luden die Veranstalter, das Forum Fairer Handel e. V. in Kooperation mit dem Weltladen- Dachverband e.V. und TransFair e. V., ein. Zum Auftakt gab es eine Kaffeeplantage im Berliner Regierungsviertel. Die sollte dazu einladen, die Perspektive zu wechseln und sich mit den Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kaffeeproduzenten auseinanderzusetzen. www.faire-woche.de

DIE SCHÖNSTE NEBENSACHE DER WELT

Cover FoodreportDer jährlich vom Zukunftsinstitut in Kooperation mit der Lebensmittel Zeitung herausgegebene „Food Report“ ernennt das Gemüse zum Star der aktuellen Ausgabe. „Pflanzen erlangen eine neue Hauptrolle auf unserem Teller”, so die Autorin und Food-Trend-Expertin Hanni Rützler. Sie analysiert und reflektiert über die wichtigsten Trendphänomene der Food-Branche und liefert damit gleichermaßen Orientierung, Inspiration und Anschlussfähigkeit für Industriebetriebe, Gastronomen, Hospitality-Experten und die Game-Changer der Zukunft. Das Buch gleicht einer genussvollen Reise in die „Neue Küche der Levante“, in der Fusion kein Konzept ist, sondern natürlich gelebte Praxis. Hanni Rützler und Wolfgang Reiter: Food Report 2018. 2017. 125 Euro.

„DAS BUCH BEHAUPTET SICH“

Foto: Fotolia/Kara
Foto: Fotolia/Kara
Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse 2017 hat der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis, der Frankfurter Rundschau ein Interview gegeben, in dem er sagt, dass der Buchhandel zukunftsfähig ist. „Es gibt Veränderungen im Buchhandel, der Markt konsolidiert sich, die Vertriebswege differenzieren sich“, sagt er. Doch das Buch behaupte sich. „Immerhin 60 Millionen haben 2015 ein Buch pro Jahr gelesen und 30 Millionen haben zehn und mehr Bücher pro Jahr gelesen. In den zurückliegenden zehn Jahren sind die absoluten Nichtleser von 20 auf 25 Prozent gestiegen.“ Quelle: http://www.fr.de/kultur/buchmesse-frankfurt/literatur-trends/buchhandel-das-buchbehauptet-sich-a-1368132

FILMTIPP: „10 MILLIARDEN …“

Cover 10-MillardenBis 2050 wird die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Doch wo soll die Nahrung für alle herkommen? Kann man Fleisch künstlich herstellen? Sind Insekten die neue Proteinquelle? Oder baut jeder bald seine eigene Nahrung an? Regisseur, Bestseller-Autor und Food-Fighter Valentin Thurn sucht in seinem Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“weltweit nach Lösungen. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie wir verhindern können, dass die Menschheit durch die hemmungslose Ausbeutung knapper Ressourcen die Grundlage für ihre Ernährung zerstört, erkundet er die wichtigsten Grundlagen der Lebensmittelproduktion. Er spricht mit Machern aus den gegnerischen Lagern der industriellen und der bäuerlichen Landwirtschaft, trifft Biobauern und Nahrungsmittelspekulanten, besucht Laborgärten und Fleischfabriken. www.10milliarden-derfilm.de

WEISSBUCH FÜR DIGITALISIERUNG

Cover WeissbuchDer digitale Wandel erfordert Veränderungen von der gesamten Gesellschaft und der Wirtschaft. Gerade digitale Plattformen erweisen sich zunehmend als Treiber dieser vielfältigen Entwicklung. Was man da braucht, sind Leitplanken für eine digitale Ordnungspolitik. Anhand von zwölf Thesen und 52 Leitfragen hat das Bundeswirtschaftsministerium vier Monate lang mit Unternehmensvertretern, Verbänden und Interessierten aus allen Bereichen der Gesellschaft über die künftige Ausgestaltung eines Ordnungsrahmens für digitale Plattformen diskutiert. Das „Weißbuch Digitale Plattformen“ ist Ergebnis dieses Konsultationsprozesses und schlägt konkrete Maßnahmen für eine digitale Ordnungspolitik vor. Zentral sind dabei zwei Ziele: inklusives Wachstum durch Investitionen und Innovationen auf Grundlage eines fairen Wettbewerbs zu ermöglichen und individuelle Grundrechte und Datensouveränität zu gewährleisten. Download und Bestellung: www.bmwi.de

PLATTEN-HANDEL

Foto: Fotolia/paketesama
Foto: Fotolia/paketesama
Das japanische Unternehmen Sony will nach langer Pause wieder Schallplatten herstellen. Hintergrund sei die steigende Nachfrage der Verbraucher nach Tonträgern im Retro-Stil. Der Verband der britischen Musikindustrie (BPI) hatte bereits Anfang 2017 mitgeteilt, dass sich der Vinyl-Absatz im vergangenen Jahr um 53 Prozent auf mehr als 3,2 Millionen Schallplatten erhöht hat und auf dem höchsten Stand seit 1991 ist. Der Bundesverband Musikindustrie veröffentlichte ähnliche Zahlen auch für Deutschland. Mehr Infos: www.musikindustrie.de

GESETZE FÜR DEN VERTRIEB

Cover Limbeck-LawsIn seinem Buch „Limbeck Laws“ bringt Bestsellerautor Martin Limbeck sie glasklar auf den Punkt – die 111 wirksamsten Stellschrauben für den Vertriebserfolg. Der profilierte Verkaufsexperte verkörpert wie kein Zweiter die Denke, die Verkäufer zu Spitzenverkäufern macht. Seine Gesetze sind zugleich die Essenz seiner persönlichen Prinzipien: klare Werte, absolute Ehrlichkeit, faire Deals und nachhaltige Beziehungen sind seine Erfolgsgeheimnisse im Verkauf. Dieses Buch ist ein Garant für ein effizientes und gezieltes Tuning jedes Verkäufers. Martin Limbeck: Limbeck Laws. Das Gesetzbuch des Erfolgs in Vertrieb und Verkauf. GABAL 2016. 19,90 Euro.

ERZÄHLUNG ÜBER DEN SINN DES LEBENS

Cover Strelecky Das Cafe am Rande der WeltIn seinem Bestseller „Das Café am Rande der Welt“ erzählt John Strelecky eine humorvolle Geschichte über das, was im Leben wirklich zählt: Ein kleines Café mitten im Nirgendwo wird zum Wendepunkt im Leben von John, einem Werbemanager, der stets in Eile ist. Eigentlich will er nur kurz Rast machen, doch dann entdeckt er auf der Speisekarte neben dem Menü des Tages drei Fragen: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Wie seltsam – doch einmal neugierig geworden, will John mithilfe des Kochs, der Bedienung und eines Gastes dieses Geheimnis ergründen … John Strelecky lebt in Orlando, Florida. Regelmäßig veranstaltet er – in Deutschland organisiert von „John Strelecky and Friends“ – Seminare und Workshops, er hält Vorträge und berät führende Unternehmen. John Strelecky: Das Café am Rande der Welt. Dtv 2017, 35. Auflage. 8,95 Euro.

Das letzte Wort: THE GOOD FOOD

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Nicole Klaski, Start-up- Unternehmerin und Lebensmittelretterin Nicole Klaski ist 34 Jahre alt, von Hause aus Juristin – und Gründerin eines besonderen Start-ups: Seit mehr als einem Jahr verkauft sie Lebensmittel, die sie und ihr Team in Kooperation mit Bauern und Produzenten vor dem Müll gerettet haben. Die Philosophie ihres Ladens THE GOOD FOOD in Köln: „Zahl, was es dir wert ist“.

Nicole Klaski, Foto: Jana Dorn
Nicole Klaski, Foto: Jana Dorn
Laut Verbraucherzentrale landen jedes Jahr allein in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von circa 25 Milliarden Euro im Müll. Da liegt es nahe, etwas dagegen zu tun. Was genau hat Sie dazu gebracht, zur Lebensmittelretterin zu werden? Die Frage beinhaltet die Antwort: Es landen viel zu viel gute Lebensmittel im Müll. Dabei geht es mir nicht nur um den finanziellen Aspekt der 25 Milliarden Euro, sondern vielmehr, um die damit einhergehende Verschwendung von Ressourcen und einem etablierten Unsinn. Lebensmittel sollen gegessen werden und nicht in der Tonne landen oder als Tierfutter oder als Energielieferant dienen. Und wie kam es dann zur Gründung des Ladens? Ich wollte einen Ort schaffen, an dem sowohl Austausch über Vermeidung von Lebensmittelverschwendung als auch direkte Lebensmittelrettung stattfinden kann. Das ist uns mit THE GOOD FOOD gelungen. Wir bringen das Thema in die breite Masse und sorgen dafür, dass viele gute Lebensmittel auf dem Teller anstatt in der Tonne landen. In welchem Zustand sind denn die Lebensmittel, die Sie anbieten? Kann man sie wirklich noch essen? Ja, die kann man ganz prima noch essen! Aber am besten mal in Köln-Ehrenfeld vorbeigucken und selbst probieren oder Bilder auf Facebook oder unserer Webseite www.the-good-food.de anschauen. Tut auch nicht weh, versprochen! Wie funktioniert das: Jeder zahlt, was er will? Jeder Kunde ist selbst für die Preisgestaltung verantwortlich und das sieht so unterschiedlich wie die Kunden selbst aus. Bei uns kommen der sich bewusst ernährende Akademiker über Familien hin zur Oma, die in früheren Zeiten selbst noch Kartoffeln gestoppelt hat, vorbei und erfreuen sich des sich ständig ändernden Sortiments. Bei uns gibt es ja wirklich nur das, was andernorts aussortiert wurde. Ist das ein Modell, das man auch auf andere Läden übertragen kann? Rechtlich dürfte jeder Supermarkt Lebensmittel verkaufen, die das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, krummes Gemüse sowieso. Die Frage ist eher, ob anderen Läden die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung so wichtig ist, als dass sie auch die Haftung übernehmen würden? Als Inverkehrbringer tragen wir das Risiko. Ob das vom Gesetz so schlau gelöst ist oder Verschwendung eher fördert, würde ich gerne mal die Politiker fragen. Es klingt als würden Sie mit THE GOOD FOOD genau das tun, was Sie tun möchten. Wie findet man Ihrer Erfahrung nach seine Berufung?
Viele Infos und auch einen Blog gibt es auf der Webseite https://www.the-good-food.de/.
Wichtig ist wohl wirklich, im Alltag dem nachzugehen, was Freude bringt. Ich brenne einfach dafür verzehrfähige Lebensmittel zu retten und ein System zu schaffen, was für mich und viele andere sinnvoll ist. Ein Job, in dem ich nur im Büro sitzen müsste, wäre mein Alptraum. Ich bin froh, dass rausgefunden zu haben, denn mit THE GOOD FOOD kann ich meinen unterschiedlichen Fähigkeiten und Wünschen nachgehen.

E-Paper karriereführer handel 2017.2018

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„Aktuell ,brummt‘ der Bau“

Klar scheint: Absolventen des Bauingenieurwesens müssen sich um ihren Berufseinstieg keine Sorgen machen. Wird dieser Zustand lang anhalten? In der Tat müssen sich Berufseinsteiger keine Sorgen um ihre Zukunft machen. Aktuell „brummt“ der Bau sowohl im Hoch- als auch im Tiefbau. Die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Die Auftragsbestände erreichten zur Jahresmitte einen neuen Rekordwert von rund 43 Milliarden Euro. Diese gute Entwicklung wird unserer Einschätzung nach auch weiterhin Bestand haben, denn in unserem Land gibt es einen enormen Baubedarf. Unsere Straßen und Brücken müssen dringend erneuert werden, in den Ballungszentren fehlt kostengünstiger Wohnraum und auch das produzierende Gewerbe braucht mehr Kapazitäten. Für all diese Aufgaben werden dringend Bauingenieure gebraucht. Wer in diesen spannenden und abwechslungsreichen Beruf einsteigen will, rennt derzeit offene Türen ein. Experten gehen davon aus, dass die Digitalisierung die Baubranche komplett verändern und damit einen erheblichen Produktivitätsschub auslösen wird. Was bedeuten diese Entwicklungen für angehende Bauingenieure? Wir sehen in dieser Entwicklung die große Chance, Bauprozesse zu optimieren. Architekten, Bauingenieure, Bauzeichner, Tragwerksplaner, Haustechniker und Bauherrn werden in Zukunft mit Building Information Modeling, also BIM, disziplinübergreifend auf einer Plattform zusammenarbeiten. Damit werden Prozesse schneller und effizienter, Konflikte lassen sich leichter vermeiden, weil Fehler in der Planung früher erkannt werden. Erfahrungen werden gespeichert und sind für das nächste Projekt jederzeit abrufbar. Diese Transformation wird für einen gewaltigen Produktivitätsschub sorgen. Natürlich ändert sich damit auch das Aufgabenspektrum von Bauingenieuren. Ihnen fällt künftig eine Schlüsselrolle in diesem Prozess zu. Sie werden noch stärker als bisher Manager, Koordinatoren oder Berater sein – alles natürlich auf der Grundlage von BIM. Akademische Nachwuchskräfte werden künftig systematisch an diese neuen Aufgaben herangeführt. Wir arbeiten über den Akkreditierungsverbund für Studiengänge des Bauwesens (ASBau) eng mit den Hochschulen zusammen, um die praxisnahe Ausbildung künftiger Bauingenieure zu unterstützen und zu fördern. Wie kann das „Abarbeiten“ von Aufträgen und die Einarbeitung in neue Methoden in Einklang gebracht werden? Die große Herausforderung besteht wirklich darin, neben den hohen Beanspruchungen durch das laufende Baugeschäft das Zukunftsprojekt Bauen 4.0 voranzutreiben. Entwickelt werden die digitalen Methoden von IT-Spezialisten, aber der fachliche Input kommt von den Baufachleuten. Diese wiederum sind so fasziniert und überzeugt von den Möglichkeiten der Digitalisierung, dass sich viele unserer Mitarbeiter, ob jung oder älter, neben ihrem Tagesgeschäft in dem Zukunftsprojekt Bauen 4.0 engagieren. Je größer die Wissensbasis beim Bauen mit digitalen Methoden wird, desto mehr Erfahrungen können auch in jetzt kommende Aufträge einfließen und dabei helfen, Projekte effizienter abzuarbeiten.

Zukunftsgestalter gesucht!

Welche Herausforderungen ergeben sich für die Baubranche jetzt und in Zukunft? Wie sehen beispielsweise smarte Städte und Gemeinden aus, in denen nicht nur autonom fahrende, sondern auch fliegende Autos zum Alltagsbild gehören – und was leisten Bauingenieure in diesem Zusammenhang? Welche Bautrends gibt es, welche haben Bestand? Von Energie-Effizienz über 3-D-Druck und Nachhaltigkeit bis hin zu Barrierefreiheit – auch mit dem Blick auf die demografische Entwicklung. Von André Boße

Innovationen am Bau? Schwierig, sagen die einen, und verweisen auf das Vorurteil, die Bauindustrie sei konservativer als andere Branchen. Weil jede Baustelle halt anders und daher nicht standardisierbar sei. Und Staub und Dreck falle halt auch an, sodass sensible digitale Geräte dort nicht gut aufgehoben seien. Soweit das Klischee.
In der Haus-Druckerei Der Spruch, mit dem das russische Startup Apis Cor die Besucher auf der Homepage empfängt, könnte einfacher nicht sein, entfacht aber sogleich eine ungeheure Wirkung: „We print buildings.“ Im Februar druckte das Unternehmen eigenen Angaben zufolge das erste bewohnbare Haus mit einer Wohnfläche von 38 Quadratmetern. Lediglich 24 Stunden lang soll der 3-D-Drucker dafür im Einsatz gewesen sein, unter den Projektunterstützern war auch der deutsche Bauzulieferer Bitex, der einen speziellen Reibeputz zur Verfügung stellte. Konstruktionskosten des Hauses: Rund 9500 Dollar, was zeigt: Der 3-D-Drucker kann schnell und günstig sein. Eindrücke zum Bauvorgang gibt es auf der Homepage des Unternehmens: www.apis-cor.com
Ganz anderer Meinung sind die Forscher bei der Fraunhofer-Allianz Bau, ein Konsortium, das eng mit Unternehmen der Baubranche zusammenarbeitet. Für die Forscher ist der Bau von Häusern oder Straßen längst kein isoliertes Projekt mehr. Jedes Vorhaben müsse systematisch betrachtet werden – vom kleinsten eingesetzten Werkstoff bis hin zur komplexen Siedlung. Denn in Zukunft sollen auch Gebäude Teil der vernetzten Welt sein, in der sie Daten liefern und miteinander kommunizieren. So, wie es die Maschinen in den Fabriken der Industrie 4.0 tun.

Alles wird smart – der Bau auch

Die Allianz Bau gliedert ihre Arbeit in acht Forschungsbereiche, die zeigen, wie weit in der Baubranche das Panorama für Innovationen ist. In einem Segment geht es um die Digitalisierung des Bauvorhabens an sich – zentrale Methode ist hier das Building Information Modeling (BIM) als standardisierte Plattform für das Zusammenspiel aller an einem Bauprojekt beteiligten Akteure. Im Fokus der Zukunftsforschung des Bauens stehen aber auch die Materialien und Rohstoffe, die nicht nur günstig und nachhaltig, sondern auch digital aufrüstbar sein müssen, damit sie nach dem Verbauen im Idealfall als kommunizierende Teile ihren Beitrag zum digitalen Netzwerk leisten. Im Visier hat die Fraunhofer-Allianz Bau auch Kategorien wie Komfort, Gesundheit sowie Sicherheit mit Aspekten wie Brand- und Katastrophenschutz. Letztere sind zwei Themen, die nicht zuletzt durch die jüngsten Ereignisse wie dem Hochhausbrand in London und Schutzmaßnahmen in Dortmund, Überflutungen in Städten sowie der Terrorgefahr stetig an Bedeutung gewinnen. Viele dieser Aspekte laufen schließlich auf das große Zukunftsthema einer „Smart City“ hinaus, in der „Smart Homes“ und „Smart Grids“ gegenseitig Synergien erzeugen.
Foto: SC Freiburg/HPP Architekten GmbH
Mit dem Stadionbau in Freiburg wurde Ende August 2017 das Unternehmen Köster GmbH aus Osnabrück, welches bei diesem Projekt mit der HPP Architekten GmbH aus Düsseldorf kooperiert, beauftragt. Besonderheit: Die „steile Wand“ für die Fans in Nord- und Süd. Foto: SC Freiburg/HPP Architekten GmbH
Zukunftsmusik? Schon. Aber: Die Zukunft ist nah. Eine groß angelegte Untersuchung vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Kooperation mit der Unternehmensberatung PwC zum Thema Smart Cities zeigt, dass die lokale Wirtschaft und die Einwohner der Kommunen die Treiber der Veränderungen sind. „Eine entwickelte digitale Infrastruktur ist für Kommunen schon heute ein zentraler Standortfaktor. Die Attraktivität einer Kommune für Bürger und Unternehmen hängt entscheidend von ihrem Digitalisierungsfortschritt ab“, bewertet Michael Jahn, Leiter Kompetenzteam Smart Cities bei PwC, die Untersuchung. Die Baubranche wird hier liefern müssen. Sie wird Gebäude errichten, die sich als „Smart Buildings“ in die digitale Welt vernetzen lassen. Und sie wird an Planungs- und Beteiligungsprozessen teilnehmen, die auf digitalen Plattformen stattfinden.

Veränderungen nicht verhandelbar

Bauunternehmen, die nicht reagieren, werden den Anschluss verlieren. Dass das Nicht-Reagieren keine Option ist, zeigt auch eine Untersuchung der VDIGesellschaft Bauen und Gebäudetechnik: In ihrer Studie „Handlungsfelder: Bauen 2025“ hat die Fachabteilung sechs Entwicklungen festgestellt, die das Bauen in den kommenden Jahren prägen und verändern werden:
  1. Der Klimawandel – und zwar auf zwei Ebenen: Einmal sind nachhaltige Neubauten sowie Sanierungen bestehender Gebäude notwendig, damit Klimaschutzziele erreicht werden, zweitens müssen vielerorts schon heute Gebäude geplant werden, um sie vor Naturereignissen wie Stürmen und Fluten zu schützen.
  2. Die Urbanisierung, da es immer mehr Menschen in die Städte zieht, in denen in der Regel der Platz fehlt, weiter in der Fläche zu bauen. Also wird die Nachverdichtung zum großen Thema; hier kommen auch neue Konzepte des „Urban Gardenings“ ins Spiel, zum Bespiel vertikale Gärten, die in engbebauten Gebieten den Bewohnern nicht nur Grün bieten, sondern zudem Aufgaben bei der Klimatisierung übernehmen.
  3. Die Demografie, weil bei einer immer älter werdenden Bevölkerung das altersgerechte Bauen mit seinen Unterpunkten wie Barrierefreiheit sowie Assistenz-, Sicherheits- und Notfallsystemen an Bedeutung gewinnt.
  4. Die Ressourcenknappheit, die dazu führt, dass Energiethemen genauso im Fokus stehen wie sinkender Rohstoffbedarf und Aspekte wie Recycling oder der Urban-Mining-Ansatz.
  5. Die Digitalisierung, die der Baubranche neue Methoden wie BIM, Sensorik oder Drohnen an die Hand gibt, um effizienter zu bauen, Prozesse smarter zu planen oder, auch mit Blick auf sanierungsbedürftige Brücken, Schäden früher zu erkennen und sogar selbst zu regulieren. Hinzu kommen weitere Innovationen mit revolutionärem Potenzial wie Bau-Roboter und 3-D-Drucker, die in der Lage sind, Häuser zu errichten – und zwar konkurrenzlos schnell und günstig.
  6. Die Ansprüche an die Lebensqualität: Eine Straße bietet in Zukunft auch die Infrastruktur für autonom fahrende und miteinander kommunizierende Autos; selbst das Luft-Taxi, das durch Hochhäuserschluchten fliegt, ist nicht mehr Science-Ficition, sondern wird von führenden Autobauern wie Daimler vorangetrieben. Aus dem stabilen „Familienheim“ von früher werden flexible „Heimaten“, die sich im Einklang mit wechselnden Lebenssituationen ändern. „Eine Stadt der Zukunft braucht daher Gebäude mit flexiblem, intelligentem und bezahlbarem Wohnraum und Lebensmodelle in allen Größen und Wohnformen – energieeffizient und ressourcenschonend, altersgerecht und mit hohem Wohnstandard“, formulieren die Studienautoren.

Digitalisierung hilft

Der Bauingenieur steht vor der Aufgabe, diesen Trends gerecht zu werden; er wird damit zum Gestalter der Zukunft. Sein wichtigster Helfer ist die digitale Technik: Die Planungsmethode BIM, aber auch RFID-Chips in Bauteilen, das serielle oder modulare Bauen oder 3-D-Drucker, die voll automatisch Häuser errichten, bieten ihm neue Möglichkeiten. Mit Blick auf die Bauindustrie stellt sich jedoch die Frage: Kann und will die Branche bei dieser Dynamik mithalten? „Der digitale Wandel hat die Bauwirtschaft schon voll erfasst“, sagt Niklas Brandmann, Leiter Digitalisierung/BIM der Service- Einheit Unternehmensentwicklung Wolff & Müller. Wichtigster Baustein ist der Mensch Neben BIM mit seinem Grundsatz „zuerst virtuell und dann real zu bauen“, setzt das Unternehmen bereits Kamera-Drohnen und Laserscanning ein, um das Baugelände zu vermessen und digital abzubilden. Im Straßenbau habe sich zudem das mobile Planungs- und Echtzeitsystem BPO bewährt: „Unsere Bauteams nutzen BPO als App auf dem Smartphone, um die Bauarbeiten zu planen und zu steuern. Derzeit arbeiten wir daran, dieses System auch auf den Hochbau auszuweiten.“ Zwar werden, so Brandmann, auch Baumaschinen immer intelligenter, „doch darüber hinaus sind künstliche Intelligenz, Roboter und 3-D-Druck in der Baupraxis bei uns noch nicht angekommen“.
Foto: PERI GmbH
Bis zu 70.000 Besucher strömen täglich in Australiens größtes Einkaufszentrum, das Chadstone Shopping Center – das im Zuge einer Erweiterung mit einem gigantischen Glasdach überspannt wurde. Foto: PERI GmbH
Jedoch sei die Technik nur die eine Seite der Digitalisierung. „Der wichtigste Baustein aus unserer Sicht sind die Menschen“, sagt Niklas Brandmann. So sei zum Beispiel die Umstellung auf BIM ein „Change- Prozess, dessen Zielvorgabe ganz klar vom obersten Management kommen muss.“ Die Umsetzung im Berufsalltag sei dann Sache der Mitarbeiter. „Deshalb muss ein Unternehmen alle beteiligten Personen auf den neuen Weg mitnehmen.“

Mobiler 3-D-Baudruck

Behrokh Khoshnevis, Erfinder des mobilen 3-D-Baudrucks, startet Anfang 2018 mit der Auslieferung mobiler 3-D-Baudrucker. Die Bauzeit von Gebäuden reduziert sich damit auf Tage oder gar Stunden. http://contourcrafting.com

Curtain Wall Engineering

Kompaktes technisches Fachwissen für die Planung und Betreuung von Fassaden- Projekten im internationalen Umfeld vermittelt die Weiterbildung „Curtain Wall Engineering“, die die Hochschule Augsburg seit diesem Jahr anbietet. www.cwe-augsburg.de
Erkennbar sei aber schon jetzt, dass durch diesen Prozess in den Unternehmen neue Jobprofile entstehen – insbesondere für Bauingenieure mit IT-Know-how. Denn bei allen Szenarien des Bauens in der Zukunft zeigt sich immer wieder eine Gewissheit: Die Digitalisierung ist Kernbestandteil der Entwicklung. Sie wird das Bauen von morgen als Technologie bestimmen – und zwar als eine Technologie, die den Bauingenieuren dabei helfen wird, den vielfältigen Anforderungen überhaupt gerecht werden zu können. Für die Branche und insbesondere für die Einsteiger ist das ein Grund für Optimismus: Die Zukunft setzt die Branche unter Druck. Aber sie lässt auch eine Reihe von neuen Märkten entstehen, auf denen sich je nach Geschäftsmodell echte Erfolgsgeschichten schreiben lassen.

MAVO BauCycle:

Abbruchmaterial nutzbar machen Die deutsche Bauindustrie setzt jährlich rund 600 Millionen Tonnen mineralische Baurohstoffe ein. Ein Großteil wird über Primärrohstoffe abgedeckt, also abgebaute natürliche Rohstoffe. „Dagegen werden jährlich nur 81 Millionen Tonnen Bauschutt für Bauanwendungen recycelt“, schreiben die Experten des Forschungsprojekts MAVO BauCycle. Das Konsortium, bestehend aus verschiedenen Fraunhofer Instituten, hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, die Sortierung und Aufbereitung von anfallenden Abbruchmaterialien zu verbessern – und setzt auf digitale Unterstützung: Mithilfe von Hochleistungsrechnern und „Optical Computing“ soll Abbruchmaterial aufbereitet, analysiert und für den Sekundärverbrauch zertifiziert werden. Näheres zum MAVO BauCycle bietet die Homepage: www.baucycle.de
 

Comeback von Schafswolle und Lehm

Laut Info-Film des EU-Projekts Eco-See verbringt ein Europäer durchschnittlich pro Tag 90 Prozent seiner Zeit innerhalb von Gebäuden. Die Luft dort ist also die, die wir vornehmlich atmen. Doch diese ist nicht unbedingt gut, vor allem flüchtige organische Verbindungen (VOCs) treten aus und können die Gesundheit beeinträchtigen. Das Projekt Eco-See hat das Ziel, Forscher und Unternehmen zusammenzubringen, um neue Materialien zu entwickeln, die nicht nur Luftqualität in Gebäuden erhöhen, sondern auch die Isolierung verbessern. Die Forschung zeigte, dass zum Beispiel Schafswolle nicht zur Wärme speichert, sondern auch schädliche VOCs absorbiert. Lehm wiederum nimmt Feuchtigkeit aus dem Raum und verhindert damit Schimmel.

Weltneuheit: Myzelium und Bambus

Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und der ETH Zürich präsentierten unter dem Titel „Beyond Mining – Urban Growth“ bei der Seoul Biennale of Architecture and Urbanism 2017 ihre Vision, den sogenannten „MycoTree“: eine Struktur aus Pilzmyzelium und Bambus, deren Geometrie sie mit Methoden grafischer Statik in 3-D optimiert und tragfähig gemacht haben – in dieser Form eine Weltneuheit. Weitere Informationen unter: http://seoulbiennale.org
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Max Bögl: Vorstand Markus Richthammer im Interview

Der bayerische Baukonzern Max Bögl steht für innovative serielle Baukonzepte, man ist sich sicher: Neuen Ansätze wie der Digitalisierung und BIM sowie Lean Management gehört die Zukunft. Markus Richthammer ist als Vorstand Industrie in der Firmengruppe für viele dieser Zukunftsbereiche verantwortlich. Im Interview verdeutlicht er, warum diese Trends für die Branche so bedeutsam sind und welches revolutionäre Potenzial sich aus ihnen ergibt. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Markus Richthammer ist seit Juli 2017 als Mitglied im Vorstand der Firmengruppe Max Bögl tätig. Als Vorstand Industrie verantwortet er die Bereiche Modulbau, Stahl- und Anlagenbau, Roh- und Baustoffe sowie die Unternehmensentwicklung mit den Schwerpunkten Lean Management, Qualitätsmanagement, IT und Building Information Modeling (BIM). Nach seinem Maschinenbaustudium durchlief er bei der BMW-Group zahlreiche Bereiche wie Planung, Einkauf, Produktion und Strategie an verschiedenen Standorten im In- und Ausland. Innerhalb des Automobilkonzerns verantwortete er in den vergangenen Jahren in leitenden Managementpositionen Produktions-, Logistik-, Lean Management, Innovations- und Bereichssteuerungsaufgaben.
Herr Richthammer, Ihr Unternehmen setzt stark auf den seriellen Modulbau. Warum ist dieses Konzept zukunftsfähig? Die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist angespannt, bezahlbarer Wohnraum ist knapp. Der politische Druck, zügig in den Wohnungsneubau zu investieren, ist hoch. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum erfordert jedoch innovative Konzepte in der Bauwirtschaft – und genau das war unser Anspruch bei der Entwicklung unseres Systems „maxmodul“. Was ist die Besonderheit des Bausystems? Mit unserem Team aus Architekten, Ingenieuren und Entwicklern haben wir ein Fertigungswerk zur seriellen Produktion dieser Module für den Geschosswohnungsbau aufgebaut. Unser Ziel ist es, einen maximalen Vorfertigungsgrad zu erreichen. In dem Produktionssystem werden von der Betonage, Montage und Bearbeitung auch alle wesentlichen Ausstattungen verbaut: die technische Gebäudeausrüstung, Böden, Fenster, Elektrik oder auch komplette Bäder inklusive Armaturen. Durch die kurze Bauzeit ergibt sich für die Anwohner der entscheidende Vorteil, dass Bauabfälle sowie Emissionen und Immissionen vermieden werden. So können wir mit einem Kran auf der Baustelle an einem Tag bis zu zehn Module montieren. Sie sprachen bereits an: Bezahlbarer Wohnraum, gerade in Ballungsräumen, ist aktuell ein wichtiges Thema in der gesellschaftlichen und politischen Diskussion. Wie kann serieller Modulbau helfen, diese Herausforderung in Angriff zu nehmen? Bezahlbarer Wohnraum darf in der Materialauswahl und Anmutung nicht billig sein. Sonst sind wir schnell wieder im Bereich des Plattenbaus. Er muss gestalterisch ansprechend, funktional und qualitativ hochwertig konzipiert und ausgeführt sein. Und selbstverständlich müssen auch alle Vorschriften in Hinblick auf Wärmedämmung und Brandschutz erfüllt werden. Genau hier sehe ich die Vorteile einer seriellen Fertigung modularer Wohnräume sowie standardisierter Logistik- und Montageabläufe auf der Baustelle: Wir können den deutlichen Kostenvorteil mit gleichzeitig immer wiederkehrender hoher Qualitätsausführung erreichen. Es geht also auch darum, schlanker zu produzieren und zu bauen. Wie hoch ist das Potenzial des seriellen Bauens? Aus meiner Sicht ließe sich mindestens jedes dritte Gebäude, das in unseren Städten steht, ohne Probleme mit Modulbau realisieren. Wird das Erscheinungsbild dadurch eintönig? Nein, denn durch die Vielzahl von Fassadenvarianten und Gestaltungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Balkonen oder Dachterrassen werden Sie nach der Fertigstellung nicht mehr erkennen, ob ein Gebäude konventionell oder mit Hilfe unserer Module gebaut wurde. Noch immer hält sich der Mythos, jede Baustelle sei grundlegend anders. Haben es deshalb Innovationen wie das Serielle Bauen besonders schwer? Bauen ist in vielen Bereichen immer eine Wiederholung von Abläufen, Prozessen und Handgriffen. Das muss und darf man nicht jedes Mal anders machen. Die Lösung für die Bauindustrie ist daher die Standardisierung von Prozessen und Abläufen: Wir brauchen mehr standardisierte Projektabwicklung und geeignete Werkzeuge und Methoden wie zum Beispiel Lean oder BIM, um die Komplexität der Bauaufgaben beherrschbar zu machen. Modulares Bauen ist ein weiterer Schritt, um Planungs- und Freigabeprozesse zu beschleunigen, die Baukosten und Bauzeiten deutlich zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität zu erhöhen. Durch diese neue Art des Bauens möchten wir zum Imagewandel in der Bauindustrie beitragen – und damit eine kleine Baurevolution auslösen.
Wir brauchen mehr standardisierte Projektabwicklung und geeignete Werkzeuge und Methoden wie zum Beispiel Lean oder BIM, um die Komplexität der Bauaufgaben beherrschbar zu machen.
Wie gewährleisten Sie im Unternehmen die Transparenz sowie die Prozesssicherheit Ihrer Bauprojekte? Die Baubranche wird auch in Deutschland zunehmend von zwei Entwicklungen geprägt. Auf der organisatorischen Seite richten sich die Prozesse der Projektabwicklung verstärkt nach den Prinzipien des Lean Managements aus. Dies betrifft sowohl die interne Organisation der Bau- und Zuliefererunternehmen als auch die Projektorganisation – hier spricht man dann von Lean Construction. Lean Management bedingt klare Prozessvereinbarungen, eine auf die Wertschöpfung ausgerichtete Prozessoptimierung sowie eine entsprechende Fehlerkultur. Die zweite wichtige Entwicklung ist die Digitalisierung, im Zentrum steht hier BIM. Der Ansatz, die Bauaufgabe zunächst virtuell mit Computermodellen zu planen und Prozesse zu simulieren, ergänzt und erleichtert die Kommunikation durch anschauliche Visualisierungen und ein strukturiertes Datenmanagement. So können wir Risiken, die bei Bauprojekten häufig zu Kostensteigerungen führen, früher und zuverlässiger erkennen, als dies bei einer zeichnungsorientierten Arbeitsweise möglich ist. Digitale Zwillinge erlauben uns vor allem in der Vorfertigung und bei Bausystemen eine interdisziplinäre Optimierung. Auch hier können wir Kosten senken, ohne, dass dadurch die Qualität des Produkts negativ beeinflusst wird. Begriffe wie Industrie 4.0 oder Pharma 4.0 sind bereits geläufig. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand von Bauen 4.0: Inwieweit werden neue Methoden bereits eingesetzt? Bauen 4.0 oder auch die Synonyme wie Planen, Bauen und Betreiben 4.0 sind im Vergleich zu den anderen Branchen noch recht jung. Wir bei Max Bögl definieren die digitale und intelligente Vernetzung von Systemen und Prozessen als Fortschritt 4.0. Neben der Nutzung von BIM als Kernmethode geht es dabei meiner Meinung nach um die effiziente Verzahnung und Nutzung von industriellen Anwendungen mit modernsten Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Ziel muss sein, Qualität und Effizienz in unseren klassischen Bauprojekten schneller zu erhöhen. Die digitale Planung ist die Basis für die angesprochenen neuen Methoden. Jedoch arbeitet die Branche aktuell an grundlegenderen neuen Methoden. Ein Beispiel ist der Ansatz, die Asphaltierung von der Herstellung über den Transport bis zum Einbau des Asphaltguts mit einer lückenlosen Qualitätsdokumentation aller Prozessschritte zu verfolgen. Hier wird mit modernster Sensorik, smart Devices und smarten Systemen gearbeitet. Wie ist die Situation bei digitalen High- End-Themen wie Big Data oder Künstlicher Intelligenz? Diese Grenzen der Digitalisierung sind aktuell im Baubereich nicht im Blickfeld. Vielmehr müssen wir hier im Branchenvergleich aufholen und unsere eigenen Grenzen finden. Die Digitalisierung wird sich aus unserer Sicht schneller weiterentwickeln, als wir sie zu nutzen wissen. Umso wichtiger ist es, sich dann mit Hilfe von Forschung und Entwicklung sowie durch die Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen an dieser Grenzlinie zu bewegen. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist hier bereits jetzt zum einen die Einbindung der Mitarbeiter über alle Ebenen, zum anderen die entsprechende Ausbildung der Mitarbeiter im Umgang mit den Methoden der Digitalisierung. Wie wird sich dadurch die Arbeit der Bauingenieure verändern? Den Bauingenieur als reinen Techniker zu beschreiben, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Zusätzlich zu den klassischen Anforderungen an einen Ingenieur wird heute ebenso gefordert, sich mit Lean-Werkzeugen zu beschäftigen sowie die neuen Methoden der Digitalisierung aktiv voranzubringen. Es wird immer mehr von Bedeutung werden, dass sich Bauingenieure schnell in unterschiedlichen Firmenkulturen sowie im interkulturellen Umfeld bewegen – und hier auch schnell eigene Akzente setzen. Welche Skills nehmen dabei an Bedeutung zu? In der heutigen Zeit ist weniger Improvisationstalent entscheidend – sondern vielmehr Organisations- und Planungstalent. Wichtiger denn je wird dadurch eine Offenheit für neue Wege, aber auch ein gesteigertes Bewusstsein für Qualität.

Zum Unternehmen

Mit mehr als 6.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mehr 1,65 Mrd. Euro zählt Max Bögl mit Hauptsitz in der bayerischen Gemeinde Sengenthal bei Neumarkt i. d. OPf. zu den größten Bau-, Technologie- und Dienstleistungsunternehmen. Zum Leistungsspektrum und zur Wertschöpfungstiefe zählen eigener Stahlbau und eigene Fertigteilwerke sowie ein moderner Fuhr- und Gerätepark. Geschäftsmodell ist es, den Kunden der Firmengruppe von der ersten Konzeptidee bis zum fertigen Bauprodukt zu begleiten. Im Projektmanagement, in der Projektabwicklung sowie beim Thema Arbeitssicherheit setzt das Unternehmen neueste IT- und BIMTechnologien sowie Lean Management ein, um den Kunden reibungslos ineinandergreifende Produktions- und Logistikprozesse zu bieten.

Die Lennetalbrücke der A45

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Parallel zu der in die Jahre gekommenen Lennetalbrücke der Autobahn 45 bei Hagen baut Hochtief Infrastructure seit 2013 eine neue, fast 1.000 Meter lange Überquerung. Bis 2018 sollen über 33.000 Kubikmeter Beton und rund 5.300 Tonnen Betonstahl verbaut werden. Von Christoph Berger

Folgendes ist geplant: Die 1967 als monolithische Rahmenkonstruktion und über 22 Felder errichtete Lennetalbrücke wird abgerissen und durch zwei neue Brücken ersetzt – je eine pro Fahrtrichtung. „Eigentlich schade. Eine sehr schlanke Brücke, echte Ingenieurskunst. Aber am Abriss führt kein Weg vorbei“, sagt Projektleiter Jan Felgendreher von Hochtief über die abzureißende Brücke. Doch in den 1960er-Jahren hatte noch niemand die heutige Verkehrsbelastung erahnen können – zumal die A45 als „Urlaubsautobahn“ gedacht war, die Menschen aus dem Ruhrgebiet den Weg in den Süden erleichtern sollte. Doch inzwischen rollen täglich bis zu 80.000 Fahrzeuge über die Brücke. Der Anteil an Lkws beträgt 16 Prozent – 1956 lag deren zulässiges Gesamtgewicht noch bei 24 Tonnen, heute sind es 44 Tonnen. Die Folge: Die Belastungen führen dazu, dass sich bei vielen Brücken kleine Risse im Beton bilden. Durch diese dringt Salzwasser in die Konstruktion ein, das den Stahl angreift – bis die Bewehrungsstäbe durchrosten und der Beton abplatzt. Da laut dem Landesbetrieb Straßenbau NRW, Bauherr des Projekts, eine Verstärkung der alten Konstruktion nicht möglich ist, wurde der Neubau nötig. Die Bauarbeiten dazu begannen im September 2013. In einem ersten Schritt wurde eine Behelfsbrücke gebaut, die den Verkehr aufnimmt. Diese existiert bereits: Dazu wurde der spätere Überbau der West-Brücke auf eine zusätzliche provisorische Pfeilerreihe gestellt, über die jetzt der Verkehr in beide Richtungen rollt. Und: Es konnte mit dem Abriss der alten Brücke begonnen werden. Hierzu wurden die Fahrbahn zurückgebaut und die alten Pfeiler gesprengt. Nun wird die Brücke in Fahrtrichtung Dortmund, der Überbau Ost, gebaut. Ist diese fertiggestellt, wird der gesamte Verkehr auf diese zweite neue Brückenhälfte umgelegt. Die Behelfsbrücke ist damit verkehrsfrei. Daraufhin werden die Pfeiler für die West-Brücke gebaut, bei denen es dann zu einem spektakulären Ereignis kommen wird: Der etwa ein Kilometer lange Überbau der Behelfsbrücke – er ist dreimal so schwer wie der Eifelturm – wird um 15 Meter auf die neuen Pfeiler verrückt. Verschiebungen sind laut Felgendreher im Brückenbau an sich zwar nichts Besonderes, aber eine Seiteneinschiebung mit einer Länge von fast einem Kilometer einmalig. Wenn alles glatt laufe, dauere das Ganze laut dem Hochtief-Experten nur wenige Stunden. Ist das geschafft, werden am Ende wieder die provisorischen Pfeiler der einstigen Behelfsbrücke abgerissen und 3,5 Meter hohe Lärmschutzwände auf beiden Seiten der Fahrbahnen angebracht. 2018 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die gesamten Bauarbeiten – sowohl Rückbau der alten Brücke als auch Neubau der neuen Brücke mit ihren zwei Bauwerken – während des laufenden Verkehrs stattfinden können.

Der Pierre Boulez Saal

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Nach planmäßiger vierjähriger Bauzeit eröffnete am 4. März 2017 der Pierre Boulez Saal – ein „Salle modulable“ – mit einem Festkonzert in Berlin. Entworfen wurde der Saal vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry. Von Christoph Berger

Der Pierre Boulez Saal befindet sich im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden. Das Gebäude wurde zwischen 1951 und 1955 nach Entwürfen des Architekten Richard Paulick als Depot für die Kulissen der Staatsoper errichtet. Es steht zudem unter Denkmalschutz. Seit 2014 wurde der Saal nun nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry umgebaut: Grundsteinlegung und Baubeginn des Pierre Boulez Saals und der Barenboim-Said Akademie, die ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist, war im Mai 2014. Im Juni 2015 wurde Richtfest gefeiert, die Eröffnung fand dann im März 2017 statt.

Pierre Boulez

Pierre Boulez, 1925-2016, der eigentlich Mathematik und technische Wissenschaften studieren wollte, war ein französischer Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker. Er gehörte zu den herausragenden Vertretern der musikalischen Avantgarde, speziell der seriellen Musik. Weitere Infos zum Pierre Boulez Saal unter: https://boulezsaal.de
Entstanden ist ein modularer Raum, der durch wechselnde Konfigurationen der mobilen Sitzreihen verschiedene Gestalten annehmen kann – ein „Salle modulable“ im 360-Grad-Winkel sei verwirklicht worden, heißt es. Auch der Bühnenaufbau kann sehr flexibel gestaltet werden. Insgesamt ist der Saal 850 Quadratmeter groß und kann bis zu 682 Zuhörern Platz bieten. Dabei war ein essentieller Bestandteil der Idee, größtmögliche Nähe und Unmittelbarkeit zu schaffen: Kein Hörer ist mehr als nur wenige Meter von den Musikern entfernt. Geprägt wird die Perspektive des Saals von zwei Ellipsen, deren Achsen so miteinander verschoben sind, dass der Anblick des Rangs einen Eindruck von Schwerelosigkeit vermittelt. Zu dem Entwurf sagte Frank O. Gehry einst: „Tatsächlich brachte ich ein Modell nach Baden-Baden zu Pierre (Anm. d. Red.: gemeint ist Pierre Boulez). Am Tag, nachdem wir es ihm gegeben hatten, saß er stundenlang vor dem Modell und starrte hinein. Es war eine große Ehre und ein Geschenk für ihn. Ich kann es nicht erwarten, ihn fertig zu sehen. Es wird für mich – als Nicht-Musiker – etwas ganz Besonderes sein, einen so wichtigen Platz in der Geschichte der Berliner Musik und der ganzen Musik und der Musiker, die in den kommenden Jahren Teil dieses kleinen Gebäudes sein werden, einzunehmen.“ Für die Akustik des Saales ist der für seine Expertise bekannte japanische Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortlich. In Deutschland arbeitete er auch an der Elbphilharmonie in Hamburg und der Renovierung der Konzert- und Kongresshalle Bamberg mit, insgesamt und weltweit an über 50 Projekten. Die in Nürnberg geborene und in Berlin lebende Künstlerin Christine Meisner gewann mit ihrem Werk „Rivers and Rights“ die offizielle Ausschreibung für die sich im Foyer befindende Kunst am Bau. Dabei handelt es sich um einen handgeknüpften Bildteppich aus Wolle und Seide, der die Flüsse Nil, Jordan, Euphrat und Tigris darstellt. Der Pierre Boulez Saal ist Teil der Barenboim- Said Akademie, die von Daniel Barenboim ins Leben gerufen wurde und im Herbst 2016 ihren Lehrbetrieb aufnahm.

Eröffnung des Pierre-Boulez-Saals in der Berliner Staatsoper, ARD