Digitalisierung lernen

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Im Digital Capability Center (DCC) in Aachen lernen Fach- und Führungskräfte produzierender Unternehmen sowie angehende Ingenieure, wie sie die digitale Transformation in ihren Unternehmen vorantreiben können. Von Sabine Olschner

Das DCC ist eine Kooperation der Unternehmensberatung McKinsey & Company, der ITA Academy GmbH, also dem Bildungsdienstleister des Instituts für Textiltechnik der RWTH Aachen, sowie führenden Technologieunternehmen wie etwa dem international tätigen Softwareanbieter PTC. Die Lernfabrik mit dem Schwerpunkt Industrie 4.0. bildet eine realitätsgetreue Fabrikumgebung nach.

In praxisnahen Workshops nähern sich die Teilnehmer dem Thema Industrie 4.0 und lernen dabei, wo und wie sie neueste Technologien entlang der gesamten Wertschöpfungskette einsetzen können. Sie erhalten Einblick in digitale Lösungen und Technologien wie Echtzeit-Diagnosewerkzeuge, Big Data Analytics, prädiktive Instandhaltung, digitales Performancemanagement, 3-D-Druck oder kollaborative Roboter.

Der Softwareanbieter PTC hat dazu seine Expertise im Bereich Internet der Dinge sowie Augmented Reality eingebracht. „Unsere Technologien befähigen Unternehmen, die Brücke zwischen physischer und digitaler Welt zu schlagen“, sagte Kathleen Milford, Executive Vice President von PTC. „Das DCC bietet Unternehmen das perfekte Setting, um ihre eigene digitale Transformation zu beginnen.“

In der Lernfabrik wird ein smartes Armband produziert, das die Workshop-Teilnehmer individuell konfigurieren können. Die Produktionslinie besteht aus einem Mix aus älteren und moderneren Maschinen mit jeweils unterschiedlichen Steuerungen und Schnittstellen. Die Erkenntnisse, die die Teilnehmer in den Workshops gewinnen, lassen sich auf fast alle Praxisfälle in den unterschiedlichen Branchen übertragen. Es werden konkrete Lösungen für individuelle Problemstellungen im Unternehmen erarbeitet – von der ersten Kundenanfrage über die Entwicklung, Produktion und Auslieferung bis zum Servicegeschäft.

Dem weltweit ersten DCC in Aachen sollen weitere folgen: McKinsey plant mit anderen Kooperationspartnern noch in diesem Jahr Neueröffnungen in Singapur, Chicago, Peking und Venedig. McKinsey-Seniorpartner Christoph Schmitz ist überzeugt: „Durch den Einsatz von Industrie-4.0-Technologien können Unternehmen ihre Instandhaltungskosten und Ausfallzeiten von Maschinen um bis zu 50 Prozent reduzieren und ihre Produktivität um bis zu 55 Prozent erhöhen.“

Intelligente Europaletten

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Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML haben gemeinsam mit der European Pallet Association e.V. (EPAL) die klassische Europalette zu einem automatisch verfolgbaren und steuerbaren Ladungsträger gemacht. Daraus sollen in Zukunft intelligente Logistiknetzwerke werden. Von Sabine Olschner

Ziel der gemeinsamen Entwicklung ist die Digitalisierung des weltweit größten offenen Palettenpools: Die EPAL hat allein in Europa rund 500 Millionen Paletten im Umlauf. Die Standard-Europalette ist der wichtigste Ladungsträger in der Logistik. Zahlreiche Systeme in der Förder- und Lagertechnik sowie viele Transportmittel und Verpackungen sind auf EPAL-Europaletten ausgelegt.

Die neuen intelligenten Paletten kommunizieren mithilfe der Funktechnologie NarrowBand IoT der Deutschen Telekom und sind in der Lage, über Smart Devices in einem dezentralen Netzwerk zu kommunizieren. Damit sind die Paletten nicht mehr nur Ladungsträger, sondern künftig auch Informationsträger. Das noch junge Narrowband IoT wurde speziell für das Internet der Dinge entwickelt und ist auf Massennutzung ausgelegt. Die Technologie ist deshalb nahezu beliebig skalierbar. Die Forscher haben diese Lösung im erst kürzlich gegründeten Telekom Open IoT Lab entworfen.

„Die Logistik steht auf Paletten. Diese intelligent zu machen, heißt, die Logistik intelligent zu machen“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML. „Intelligente Palettennetzwerke sind ein Meilenstein auf dem Weg zum Internet der Dinge, mit dem sich der wahre Datenschatz in der Logistik heben lässt.“ Die Wissenschaftler hoffen, dass die neuen Paletten auch dem Mittelstand den überfälligen IoT-Anstoß geben. Bislang nutzen nur sehr wenige mittelständische Industrieunternehmen die Vorteile einer digitalisierten Supply Chain.

Auf der LogiMAT 2018 in Stuttgart, der internationalen Fachmesse für Intralogistik- Lösungen und Prozessmanagement, hat das Fraunhofer IML als Weltpremiere eine Anwendung der kommunizierenden Paletten demonstriert. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach automatisch verfolgbaren und steuerbaren Ladungsträgern im Zuge von Industrie 4.0 rasant ansteigen wird. Das Start-up Ahrma hat mit dem Chemiekonzern BASF eine vergleichbare Lösung entwickelt. Diese arbeitet standardmäßig mit Bluetooth Low Energy, lässt sich aber ebenfalls mit IoT-tauglichen Standards wie LoRa, Sigfox oder LTE-M verwenden. Bei dieser Lösung wird die Mehrwegpalette mit einem Polyurethan-Sprühsystem beschichtet und hat einen aktiven drahtlosen RFID-Transponder.

„Wir dürfen nicht mehr so viel Müll produzieren“

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Verena Krebs ist Vorstandsmitglied des Vereins Pacific Garbage Screening, der eine schwimmende Plattform entwickeln will, die Plastik und Plastikpartikel aus dem Wasser filtert. Die Bauingenieurin mit Schwerpunkt Konstruktiver Wasserbau erläutert im Interview, wie sie und ihr Team die Meere von Plastik befreien wollen. Die Fragen stellte Sabine Olschner

Wie entstand die Idee zu der Meeresplattform?
Die Idee entwickelte Marcella Hansch während ihrer Masterarbeit im Fach Architektur. Sie entwarf die Architektur für die Plattform und suchte anschließend Experten aus den verschiedenen Fachbereichen, um die Idee weiterzudenken. Als Doktorandin im Bereich Wasserbau kam ich nach einem Vortrag an unserem Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft mit ihr in Kontakt. Gemeinsam mit anderen überlegten wir, ob und wie das Konzept tatsächlich umgesetzt werden kann.

Wie setzt sich das Team zusammen?
Unser interdisziplinäres Team ist seit der Gründung des Vereins vor zwei Jahren stark gewachsen. Es besteht aus Studenten, Doktoranden und Absolventen unter anderem verschiedener Ingenieurbereiche wie Entsorgungsingenieurwesen, Werkstofftechnik und Maschinenbau, aber auch aus Vertretern der Biotechnologie, der Meeresbiologie und der Geographie. Die meisten sind wie ich an der RWTH Aachen tätig. Wir bekommen viele Anfragen, derzeit sind wir aber erst einmal genug Leute – außer es melden sich Experten aus dem Schiffsbau und der Meerestechnik.

Wie soll Ihre schwimmende Plattform funktionieren?
Die meisten Plastikarten, die in das Meer gelangen, sind leichter als Wasser, sodass die Plastikpartikel bei ruhiger Strömung aufschwimmen. Mit der Architektur der Plattform soll das Wasser im Meer so weit beruhigt werden, dass die Plastikpartikel an die Oberfläche kommen und dort gesammelt und entfernt werden können. Darüber hinaus wollen wir Ideen entwickeln, wie der Plastikmüll wiederverwertet werden könnte.

Problem Plastikmüll

Derzeit gelangen pro Jahr schätzungsweise zwischen 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll in die Meere, ist auf der Website des WWF zu lesen. Das entspricht einer Lastwagenladung pro Minute. Wird die Entwicklung nicht gestoppt, wird sich im Jahr 2050 genau so viel Plastikmüll wie Fisch in den Meeren befinden. Ein Großteil des Plastikmülls landet im tieferen Gewässer oder auf dem Meeresboden und ist daher schwer einzusammeln. Schätzungen zufolge haben sich bislang dort etwa 80 Millionen Tonnen angesammelt. Über 800 Tierarten in Meeren oder im Küstenbereich sind vom Plastikmüll beeinträchtigt – also fast die Hälfte aller Meeressäuger- und Seevogelarten.

Wie weit sind Sie technisch mit dem Konzept?
Das Projekt steckt noch immer in den Kinderschuhen. Wir haben sehr viele Ideen, die weiter untersucht werden müssen. Wir bereiten derzeit Modelle im kleinen Maßstab vor, mit denen wir Versuche vornehmen können. Da wir alle nur ehrenamtlich arbeiten, versuchen wir Sponsoren zu gewinnen, die uns eine Machbarkeitsstudie ermöglichen. Ein Schwerpunkt in letzter Zeit lag daher auf dem Marketing, das unsere Idee erst richtig bekannt gemacht hat. Dadurch konnten wir erfolgreich eine Crowdfunding-Kampagne durchführen. Mit dem Geld, das wir hier gesammelt haben, können wir schon mal ein paar halbe Stellen finanzieren. Dann geht es hoffentlich mit mehr Tempo voran.

Wann wird Ihre Plattform tatsächlich für die Meere einsatzbereit sein?
Ob unser Konzept es wirklich auf die Meere schaffen wird, wissen wir derzeit noch gar nicht. Momentan konzentrieren wir uns darauf, einen Weg zu finden, die Plattform an Flussmündungen einzusetzen. Denn 80 Prozent des Plastiks gelangt über die Flüsse in die Meere. Es ist für uns einfacher, das Ganze erst einmal auf einer kleineren Skala umzusetzen. Wenn es dort funktioniert, können wir uns weitere Lösungen für das Meer überlegen.

Pacific Garbage Screening Mehr zur Meeresplattform, die Müll sammeln soll, unter www.pacific-garbage-screening.de

Was glauben Sie: Werden wir in der Lage sein, die Meere jemals plastikfrei zu bekommen?
Zum jetzigen Zeitpunkt denke ich, das ist unmöglich. Aber wir sollten alles dafür tun, dass sich die Situation verbessert und es vielleicht doch möglich wird. Zum Glück passiert momentan wahnsinnig viel auf diesem Gebiet: Man diskutiert über Plastik- beziehungsweise Müllvermeidung, und es gibt zahlreiche Projekte für die Reduzierung der Müllmengen, die sich bereits in der Umwelt befinden. Immer mehr Leuten wird bewusst, dass wir künftig nicht mehr so viel Müll produzieren dürfen wie bisher. Ich hoffe, dass viele der Projekte, die derzeit angegangen werden, Wirkung zeigen. Denn am Ende muss die Quelle, also der Plastikeintrag in die Umwelt, versiegen, nur so können wir mit technischen Lösungen wie unseren das Problem wirklich in den Griff bekommen.

The Ocean Cleanup

Auch der 23-jährige Boyan Slat, ehemaliger Student der Luft- und Raumfahrttechnik aus den Niederlanden, will die Weltmeere von Plastikmüll säubern. Er möchte riesige schwimmende Filter im Meer platzieren, in die der Müll hineintreibt. Bis zu sieben Millionen Tonnen Plastik könnten so aus dem Wasser geholt werden. Der junge Holländer führte mit seinem Unternehmen The Ocean Cleanup eine Machbarkeitsstudie durch und ist überzeugt, „dass das Konzept eine machbare Methode ist, um fast die Hälfte des gesamten Plastiks der Großen Pazifischen Müllhalde zu entfernen“. Seit September werden die ersten Anlagen in Kalifornien getestet. www.theoceancleanup.com

Cleanriverproject.de

Stephan Horch, Fotodesigner, -künstler und Freizeitpaddler, macht mit Fotokunst auf den zunehmenden Plastikmüll in Flüssen aufmerksam: Er sammelt auf seinen Kajaktouren Müll ein und fotografiert ihn vor der Entsorgung. Dafür erhielt er den Ehrensache-Preis vom SWR Fernsehen. www.cleanriverproject.de

 

 

Engpass auf dem Ingenieurarbeitsmarkt

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Der Fachkräftemangel auf dem Ingenieurarbeitsmarkt ist aktuell hoch. Insgesamt waren im ersten Quartal 2018 monatsdurchschnittlich 124.930 offene Stellen zu besetzen. Damit festigt sich die Arbeitskräftenachfrage in den Ingenieurberufen auf einem konstant hohen Niveau. Von Hanna Büddicker, VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V.

Zu diesem Ergebnis kommt der neue Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt. Im Vergleich zum Vorjahresquartal legte die Arbeitskräftenachfrage um 14,3 Prozent zu. Die äußerst stabile Wirtschaftslage und positive Konjunkturerwartungen geben Grund zur Annahme, dass die Nachfrage nach Ingenieuren in den kommenden Quartalen nicht abebben wird. Besonders gesucht sind Informatiker.

Seit 2016 ordnet die Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamts die Informatik der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften zu. „Die Informatikberufe bilden im ersten Quartal 2018 mit monatsdurchschnittlich 41.350 offenen Stellen die größte Kategorie des Stellenangebots in den Ingenieurberufen und setzen sich damit an die Spitze“, erklärt VDI-Direktor Ralph Appel.

Die Zahl der Arbeitslosen in Ingenieurberufen hatte bereits Ende 2017 ein Rekordtief seit Beginn der Aufzeichnungen 2010 erreicht. Im ersten Quartal 2018 setzt sich der Trend der sinkenden Arbeitslosenzahlen weiter fort. Monatsdurchschnittlich suchten 32.391 Personen eine Beschäftigung in einem Ingenieurberuf, wovon 24.500 auf die bis dato berichteten acht Ingenieurberufskategorien und 7.891 auf Informatikberufe entfielen. Verglichen zum Vorjahresquartal sank die Zahl der arbeitslos Gemeldeten damit um 7,3 Prozent.

Die Informatikberufe bilden mit monatsdurchschnittlich 7.891 Arbeitslosen die größte Kategorie des Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen. Gemeinsam mit der Berufskategorie Technische Forschung und Produktionssteuerung, in der 6.231 Personen arbeitslos gemeldet waren, vereint diese Ingenieurkategorie rund 47 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots in den Ingenieurberufen auf sich. In den Bauberufen, die rund 26 Prozent des Stellenangebots ausmachen, suchten 6.321 Personen eine Beschäftigung, was 20 Prozent des gesamten Arbeitskräfteangebots entspricht.

Verglichen zum Vorjahresquartal hat die Zahl der Arbeitslosen mit Ausnahme der Metallverarbeitung in allen Berufskategorien abgenommen. Den stärksten Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal verzeichnete die Energieund Elektrotechnik (-13,2 Prozent).

Ingenieurmonitor

Der vollständige VDI-/ IW-Ingenieurmonitor steht kostenfrei zum Download unter www.vdi.de/ingenieurmonitor

„Die anhaltend rückläufige Entwicklung der Arbeitslosenzahlen verdeutlicht die zunehmenden Schwierigkeiten für Arbeitgeber, offene Stellen zu besetzen. In der Folge gewinnt das Thema Arbeitskräfteengpass auch im deutschen Mittelstand zunehmend an Bedeutung“, so Appel. Die Arbeitskräftenachfrage zieht weiter kräftig an und hat ein Niveau von nahezu 125.000 zu besetzenden Stellen erreicht. Diese Entwicklungen spiegeln sich auch in der Engpasskennziffer wider, die bundesweit und über alle Ingenieurberufskategorien hinweg im ersten Quartal 2018 bei 386 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen lag.

In sämtlichen regionalen Arbeitsmärkten lag im ersten Quartal 2018 ein Ingenieurengpass vor. In acht von zehn dieser Arbeitsmarktregionen lag er sogar bei einer Relation von über 300 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen. In Bayern entfielen sogar jeweils rund 580 offene Stellen auf 100 Arbeitslose. Lediglich in der Region Berlin/Brandenburg (151) zeigte sich die Lage weiterhin weitgehend entspannt.

Verglichen zum Vorjahresquartal legte die Engpasskennziffer in jeder einzelnen betrachteten Arbeitsmarktregion im zweistelligen Bereich zu. In Sachsen betrug der Anstieg der Engpassrelation über 60 Prozent, in der Region Sachsen-Anhalt/ Thüringen knapp 35 Prozent. Auch wenn in den ostdeutschen Regionen die Engpässe noch nicht so gravierend ausfallen wie in den süddeutschen Bundesländern, stehen auch ostdeutsche Arbeitgeber bei der Rekrutierung von Ingenieur- und IT-Experten zunehmend vor besonderen Herausforderungen.

Die Informatikberufe bilden den größten Engpass unter den Ingenieurberufen, gefolgt von den Bauingenieurberufen.

Die Informatikberufe bilden mit monatsdurchschnittlich 524 offenen Stellen je 100 Arbeitslosen den größten Engpass unter den Ingenieurberufen, gefolgt von den Bauingenieurberufen mit einer Relation von 505 je 100. Die Baubranche boomt und hat einen erhöhten Bedarf an Fachkräften. Ein Ende ist kaum absehbar. In sämtlichen Ingenieurberufskategorien lag ein spürbarer Engpass vor, der sich mit Ausnahme der Ingenieurberufe in der Metallverarbeitung in sämtlichen Kategorien im Vergleich zum Vorjahresquartal nochmals deutlich verschärft hat.

In Zeiten der digitalen Transformation sind bei Ingenieuren insbesondere IT- und BWL-Kenntnisse gefragt. „Die Digitalisierung ist ein Versprechen für neue Technologien, Produkte und Dienstleistungen, innovative digitale Geschäftsmodelle und neue Märkte. Das birgt nicht nur einen technologischen, sondern vor allem auch qualifikatorischen Wandel, der Ingenieure branchenweit vor Herausforderungen stellt“, sagt Appel. Ingenieure müssten neue Fähigkeiten hinzulernen und Kenntnisse erweitern. Dazu zählen Business-Knowhow, Kreativitäts- und Szenariotechniken, Innovationsmethodiken, Technologie- und Innovationsmanagement sowie die Expertise, Kundenbedürfnisse noch besser zu verstehen und sogar zu antizipieren.

Trendthema Future Mobility

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Was tut sich beim Thema Mobilität der Zukunft? Der karriereführer hat ein paar spannende Neuerungen gefunden. Einen Blick auf das Thema Mobillity wirft Sabine Olschner

Autofahren über VR-Brille

Auf der diesjährigen Digital Lifestyle Preview in München und Hamburg präsentierten Unternehmen und Startups im Vorfeld der IFA und der games.com Journalisten ihre neuesten digitalen Produkte. Eines davon: eine VR-Brille, mit der man sich virtuell auf dem Fahrersitz eines Autos befindet. Das Besondere daran: Auf die virtuelle Windschutzscheibe werden reale Bilder aus einer Onboard-Kamera eines tatsächlich existierenden Fahrzeuges übertragen. Mit Handbewegungen lässt sich das Auto in der Ferne in Echtzeit lenken, bremsen und beschleunigen. Der eigene reale Avatar oder Stellvertreter, den man auf diese Weise in der Ferne kontrolliert, kann ein Modellauto, ein echter Pkw, eine Maschine oder ein Roboter sein. Die nächsten Preview-Termine finden sich unter www.preview-event.de

Volocopter werden kommen

Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsforscher an der Uni Duisburg Essen, zeigte sich im ARD Morgenmagazin davon überzeugt, dass kleine Personenfluggeräte wie der Volocopter das Fortbewegungsmittel der Zukunft sind – wenn die Bedingungen dafür geschaffen wurden. Offen sei derzeit, wie es mit den Zulassungen der Flugtaxis ausschaut: Wer darf sie fliegen, welche Lizenzen werden benötigt, wo dürfen sie landen? Auch die Frage, ob die Volocopter autonom oder nur mit einem Piloten in der Luft sein dürfen, müsse geklärt werden. In Dubai fanden erste Testflüge mit den Personenfluggeräten statt. Und auf der diesjährigen CEBIT in Hannover präsentierte das Start-up Volocopter GmbH den ersten bemannten, vollelektrischen Senkrechtstarter der Welt, der eine vorläufige Verkehrszulassung für bemannte Flüge erhalten hat. Unterstützt wurde das Start-up dabei von Intel. Die technische Umsetzbarkeit des futuristischen Hubschrauberkonzepts hat Volocopter beim erfolgreichen Jungfernflug im September 2017 unter Beweis gestellt.

Future Mobility Summit

Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften diskutieren beim zweitägigen Future Mobility Summit die wichtigsten Fragen zur Zukunft der Mobilität. Im April 2018 präsentierten die Tageszeitung Tagesspiegel, die Berliner Landesagentur für Elektromobilität eMO und das Forschungscampus Mobility2Grid den 1200 Teilnehmern auf dem EUREFCampus in Berlin-Schöneberg 75 Sprecher und Technologien zum Anfassen. Der nächste Future Mobility Summit findet vom 8. bis 9. April 2019 auf dem EUREF-Campus statt. Weitere Infos unter www.futuremobilitysummit.de

Mobilität weiter gedacht

Auf dem MQ! Innovation Summit versammelt Audi zahlreiche Sprecher und Keynote Speaker, die sich zum Thema Mobilität der Zukunft äußern. MQ steht für The Mobility Quotient. Die Mobilität auf den Straßen ist dabei nur ein Thema, das die Veranstaltung beleuchten will. Weitere sind die räumliche Mobilität, die soziale Mobilität, die zeitliche Mobilität und die nachhaltige Mobilität. Der nächste Summit findet am 8. und 9. November 2018 in Ingolstadt statt. Für Tickets kann man sich bewerben unter www.the-mobility-quotient.com

Sommerakademie Elektromobilität

Die Sommerakademie DRIVE-E vermittelt Studierenden seit 2010 mit Vorträgen und Exkursionen Einblicke in die Vielfalt der Elektromobilität. 5 der 50 Teilnehmer wurden im September mit dem DRIVE-E-Studienpreis 2018 ausgezeichnet. Der erste Platz in der Kategorie Masterarbeiten ging an Julian Hölzen von der Leibniz Universität Hannover, der sich mit der technologischen Modellierung und wirtschaftlichen Analyse von hybrid-elektrischen Antriebssystemen beschäftigte. Den ersten Platz bei den Projekt- beziehungsweise Bachelorarbeiten sicherte sich Adrian Candussio von der Technischen Universität München: In seiner Arbeit zum Thema Energiespeicher analysierte er die Alterung von Lithium-Ionen-Zellen. Bewerbung zum nächsten DRIVE-E unter: www.drive-e.org

Lufttaxi für die Olympischen Spiele

Der kleine Flughafen Merzbrück bei Aachen soll zu einem Forschungsflughafen umgebaut werden. Dort will die RWTH Aachen ein Lufttaxi entwickeln, das besonders leise unterwegs ist. Es soll 100 Kilometer weit fliegen können und von zwei Elektromotoren und zwei kleinen Verbrennungsmotoren angetrieben werden. Geschäftsführer der RWTH Campus Aachen GmbH ist Prof. Günther Schuh, Inhaber des Lehrstuhls für Produktionssystematik. Er kennt sich aus mit der Mobilität der Zukunft: Er hat bereits den elektrischen Kleinwagen e.Go sowie den elektrischen Transporter Streetscooter entwickelt, mit dem die Post ihre Pakete ausliefert. Das neue Lufttaxi könnte bei den Olympischen Spiele 2032 als Zubringer für die Sportstätten zum Einsatz kommen, falls die Rhein-Ruhr City GmbH bei ihrer Bewerbung für die Austragung der Olympischen Spiele zum Zuge kommt.

Von der Work-Life-Balance zur Full-Life-Dynamik

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Work-Life-Balance, das große Zauberwort der modernen Unternehmenskultur, ist fast immer ein Frust. Das liegt nicht am Angebot der Unternehmen, sondern am Prinzip. Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts, plädiert stattdessen für Full-Life-Dynamik.

Was haben wir an die Work-Life-Balance geglaubt: privat, politisch, in den Organisationen, in denen man schon vor 20 Jahren erkannte, dass der Rollenwechsel zwischen Mann und Frau einen neuen Umgang mit Zeit- und Genderthemen nötig machte. Wenn Männer UND Frauen berufstätig sind, müssen Arbeitszeiten flexibler werden.

Viele Firmen schufen eine ganze Palette von Ausgleichsformen: Elternzeiten, Betriebskindergärten, Notbetreuung für den Krankheitsfall. Um ihre High Performer zu halten, waren den Unternehmen Investitionen in die Flexibilität von Arbeit und Leben – in Arbeitszeit und Familienzeit – recht und teuer. Die Ergebnisse von 20 Jahren Work-Life- Balance sind jedoch bescheiden.

Nach wie vor dringen wenige Frauen in den Führungsbereich vor, obwohl sich die Bedingungen verändert haben. Teilzeit und Familie sind inzwischen auch für Männer Fallen. Noch immer regieren die heroischen 14-Stunden-am-Tag-Männer die Führungsetagen. Woran liegt das?

Die Idee der Work-Life-Balance geht von der naiven Vorstellung aus, dass zwei deutlich voneinander geschiedene, aber aneinander gekoppelte Sphären harmonisiert werden können: Familie hier, Beruf da. In den letzten zwanzig Jahren ist aber die Anzahl der „ungewöhnlichen Familien“ – Patchwork, Single, Alleinerziehende – ebenso gestiegen wie die „Flüssigkeit“ der Arbeitszeiten selbst. Komplexitätsfaktoren haben sich in das Balance-Spiel geschlichen, etwa die ständige Erreichbarkeit durch das Handy, das es gar nicht mehr möglich macht, Beruf und Privat zu trennen.

Es muss keine Restauration der alten Rollen geben.

Zudem ist der Identifikationsfaktor der Arbeit generell gestiegen. Viele Menschen erleben ihre Arbeit nicht mehr als „Lohnarbeit“, und damit als Zeitkontingent, das man dem Unternehmen zur Verfügung stellt, sondern als Selbstverwirklichung. Arbeit ist heute (oft) der Ort, an dem wir soziale Fülle und Wirksamkeit erleben, während die Familie einen Kontrollverlust bedeutet. Die Folge ist, dass Menschen, die eine Balance versuchen, sich in beiden Sphären frustriert und gestresst fühlen. Was also tun?

Die Arbeits-Lebens-Balance-Modelle müssen in Phasen-Modelle verwandelt werden. Alles hat seine Zeit, seine Phase, sein eigenes Gesetz. Eine echte Führungsposition erfordert nun einmal das ganze Leben – aber das heißt nicht, dass man lebenslang darin bleiben muss. Familie macht eine späte Karriere nicht unmöglich. Es wird in Zukunft mehr Familien geben, in denen sich der Mann oder die Frau für eine volle Berufskarriere entscheiden wird – vielleicht, um danach konsequent die Rollen zu tauschen. Es muss also keine Restauration der alten Rollen geben. Familien fordern den vollen Einsatz. Die Arbeit aber auch, wenn sie erfüllend ist.

Ich nenne diese Entwicklung Full-Life- Dynamik: das Eingeständnis, dass sich das Leben nicht immer regeln und kontrollieren lässt. Durchwursteln und Chaos-Organisation gehören dazu. Wenn wir es richtig machen, könnte aus dieser Erkenntnis Befreiung entstehen. Befreiung vom Stress des ewigen Sowohl-als-auch und vom Terror des doppelten schlechten Gewissens. Stürzen wir uns hinein in die Herausforderungen, die das Leben uns anbietet. Und finden wir eine neue Sprache, eine neue Balance, in der sich mehr und mehr die Bedingungen dem Leben anpassen, und nicht umgekehrt.

Ideen-Sharing Kultur-, Buch- und Linktipps

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KÜNSTLICHE INTELLIGENZ FÜR BIENENVÖLKER

Foto: Fotolia/Ias
Foto: Fotolia/Ias

Das Unternehmen apic.ai rettet Bienen mit künstlicher Intelligenz. Hinter dem Gründungsvorhaben stehen Katharina Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Gründerlabors „G-Lab“ der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, Matthias Diehl, der am FZI Forschungszentrum Informatik im Bereich Elektrotechnik promoviert, und Informatikstudent Frederic Tausch vom Karlsruher Institut für Technologie. Das Team nutzt intelligente Software und neuronale Netze, um Imkern die Arbeit zu erleichtern und damit Bienenvölkern zu helfen. Dazu haben die Gründer ein System entwickelt, mit dem Bienen bei der Ankunft und beim Verlassen ihrer Bienenstöcke visuell erfasst werden. Mit Hilfe lernender Algorithmen werden die generierten Bilddaten anschließend ausgewertet. Mit dieser Idee haben die drei den regionalen Vorentscheid für den Wettbewerb Start-up BW ElevatorPitch gewonnen und qualifizieren sich nun für das Landesfinale. Infos zum Wettbewerb: www.gruendung-bw.de/service/wettbewerbe/elevator-pitch-bw

HOLZINGENIEURSTUDENTIN BAUT EIN HOLZSAXOPHON

Theresa Jensch studiert an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) Holzingenieurwesen und baut ein Tenorsaxophon aus Holz. In ihrem Forschungsprojekt möchte sie ergründen, wie das Saxophon aus Holz physikalisch funktioniert. Zwei hölzerne Prototypen hat sie bereits gefertigt, und auf einem von ihnen kann sie zwei Töne im Abstand einer Oktave erzeugen. Im nächsten Schritt will sie nun mit dem Fräsen von passenden Löchern die Mechanik integrieren. Derzeit sucht sie jemanden, der ihr beim Anbau der Mechanik behilflich ist. Ihr Ziel ist es, das Holzsaxophon so zu fertigen, dass die Intonation der ursprünglichen Bauweise aus Metall entspricht und das Instrument im selben Maße wie das Original musikalisch einsetzbar ist. Derzeit gibt es auf dem deutschen Markt noch kein Holztenorsaxophon, das diesem Qualitätsanspruch entspricht.

PLANSPIELÜBUNG IM LABOR FÜR GROSSSCHADENSEREIGNISSE

Foto: Fotolia/ Björn Wylezich
Foto: Fotolia/ Björn Wylezich

Eine Gasexplosion in einem Mehrfamilienhaus mit mehreren Verschütteten – was ist in solch einem Fall zu tun? 44 erfahrene Einsatz- und Führungskräfte verschiedener Feuerwehren, Hilfsorganisationen sowie des Technischen Hilfswerks absolvierten eine Planspielübung, die das Institut für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr (IRG) der TH Köln entwickelt hatte. Im Labor für Großschadensereignisse spielten sie das Einsatzszenario durch. Dabei wurden sie von Studierenden des Studiengangs Rettungsingenieurwesen als Darsteller und Beobachter unterstützt. Das IRG hat das FOUNT-System entwickelt, das aus einer Drohne, einem Bioradar zur Suche nach Verschütteten und einem User Interface für die Einsatzplanung besteht. Die Planspielübung ist Bestandteil des Evaluationsprozesses für das FOUNT-System. Ziel ist es, eine hohe Praxistauglichkeit zu gewährleisten und damit zur Verbesserung der Gefahrenabwehr bei Gebäudeeinstürzen beizutragen.

APP: STRASSENLATERNEN SELBER AUS- UND EINSCHALTEN

Simon Hansen kommt aus Löwenstedt in Schleswig-Holstein, einem kleinen Dorf rund 30 Kilometer südwestlich von Flensburg. Dort werden nachts die Straßenlaternen ausgeschaltet. Was aber, wenn man zu später Stunde noch nach Hause laufen will? In anderen Orten brennt die Straßenbeleuchtung die ganze Nacht durch, obwohl kein Mensch mehr auf der Straße ist. Um dieses Problem zu lösen, hat der 26-jährige Informatiker nun eine App erfunden, mit der Bewohner selbst die Straßenlaternen ihres Ortes an- und ausschalten können: „Knoop“ (das ist das plattdeutsche Wort für „Knopf“) heißt seine App, die er zusammen mit Kollegen aus seiner Firma Sourceboat entwickelt hat. Mittlerweile sind die 104 Laternen in seiner Heimatstadt vernetzt. Weitere Gemeinden lassen sich derzeit zu dem Konzept beraten. Mehr Infos: www.knoop.sh

TOILETTENPAPIER AUS GRAS

Foto: Fotolia/ sandsun
Foto: Fotolia/ sandsun

Noch nicht mal im Studium und schon Unternehmensgründer: Jedes Jahr sucht die Unternehmensberatung Boston Consulting Group die Schülergruppe mit der besten Geschäftsidee. Mit Hilfe von Lehrern und Coaches arbeiten die Schüler über ein Jahr lang an ihrer Idee, inklusive Geschäftsplan, Finanzierung, Produktion und Verkauf. In diesem Jahr gewann die Firma „GrasSwipe“, die vier 17-jährige Schüler aus Bad Honnef „gegründet“ haben. Ihre Geschäftsidee: Klopapier aus Gras. Grundlage sind Graspellets, die den herkömmlichen Zellstoff aus Holz ersetzen sollen. Damit ließen sich pro Jahr Dutzende von Bäumen retten. Erste Bioläden haben ihr Interesse bekundet, und mit 70.000 Euro Startkapital könnten die Schüler loslegen. Aber bevor sie ihre Idee wirklich umsetzen, wollen die vier erst einmal ihr Abitur machen.

HERAUSFORDERUNG ZUKUNFTSETHIK

Cover Was schulden wir GenerationenWas wir heute tun oder unterlassen, hat erheblichen Einfluss auf das Leben kommender Generationen. Sind wir deshalb nicht verpflichtet, in unserem Handeln auf die Interessen unserer Nachfahren Rücksicht zu nehmen? Kirsten Meyer, Philosophie-Professorin an der Humboldt-Universität zu Berlin, stellt in ihrem aktuellen Buch elementare Fragen: Welchen Wert hat Existenz als solche? Was sind grundlegende menschliche Bedürfnisse? Und kann man diese gegeneinander aufrechnen? Kann man Glück berechnen – und wenn ja: wie? Was bedeuten Fairness und Menschlichkeit? Und welche Rechte und Ansprüche können zukünftige Generationen überhaupt haben? Das Fazit der Autorin: Wenn sich gute, überzeugende Gründe finden lassen, warum wir auch uns ferner stehenden Menschen moralisch etwas schuldig sind, dann beeinflusst das unser Handeln.

Kirsten Meyer: Was schulden wir künftigen Generationen? Reclam 2018. 20 EuroJetzt kaufen bei Amazon

DER ROCKENDE PILOT

Cover Bruce DickinsonDer Sänger der Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist weit mehr als ein Rockmusiker: Bruce Dickinson ist ausgebildeter Pilot und Inhaber der Firma Cardiff Aviation in Wales, die Flugzeuge verschiedener Arten wartet. Schon seit den frühen 1990er-Jahren besitzt Bruce Dickinson einen Pilotenschein und war lange Zeit hauptberuflich Pilot einer britischen Charterfluglinie. Während der Iron-Maiden-Tour „Flight 666“ flog er selber das Tourflugzeug, eine umgebaute Boeing 757. Im Jahr 2016 wechselte die Band auf eine Boeing 747-400 als neue „Ed Force One“, so der inoffizielle Funk-Rufname der beiden Maschinen. Dickinson erweiterte daraufhin seine Flugberechtigung auf die Boeing 747, die Umschulung machte er zwischen den Proben für die Welttournee. Nun hat Bruce Dickinson über seine ungewöhnliche Biografie ein Buch geschrieben.

Bruce Dickinson: What Does This Button Do? Die Autobiografie. Heyne Verlag 2018. 22 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

Das letzte Wort: „Die richtige Balance zwischen analog und digital“

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David Sax im Gespräch David Sax lebt in Toronto in Kanada. Er ist freier Journalist unter anderem für die New York Times und Bloomberg Businessweek, und er hat zahlreiche Sachbücher geschrieben. Weil ihm auffiel, dass die Menschen wieder mehr und mehr altmodisch erscheinende Angebote nutzen – von der Schallplatte bis zum Notizbuch –, befasste er sich mit dem Analogen in digitalen Zeiten. Das Interview führte Sabine Olschner.

Besitzen Sie ein Handy?
Ja, natürlich.

Und wie oft benutzen Sie es?
Viel zu oft (lacht).

Wenn Sie offenbar selber so abhängig sind von digitalen Geräten, warum denken Sie, dass das Analoge immer wichtiger wird in unserem Leben?
Gerade weil digitale Geräte unser Leben so stark bestimmen, wird das Analoge wieder mehr zum Gegengewicht, das wir uns wünschen und wertschätzen. Das Analoge, von dem wir glaubten, dass es doch nur physisch und deshalb per se begrenzt sei, zeigt plötzlich wieder seine Vorteile.

Denken so auch junge Leute, die das Analoge ja niemals so richtig kannten, weil sie mit dem Digitalen aufgewachsen sind?
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass bei allen analogen Unternehmungen, die derzeit neu entstehen – seien es Papierprodukte, analoge Fotografie oder Bücher – junge Menschen die Gründer sind. Sie sehen das Analoge nicht als etwas Nostalgisches, sondern als etwas Neues, etwas Cooles. Digitales hingegen ist für sie etwas völlig Normales, das zu ihrem Leben gehört und immer da war.

Der Titel Ihres Buches „Die Rache des Analogen“ klingt, als ob das Analoge das Digitale verdrängen wolle.
Ich glaube nicht, dass das Auferstehen des Analogen den Tod des Digitalen bedeutet. Aber Fakt ist: Analoge Unternehmen, denen keine Zukunft vorhergesagt wurde, wie etwa dem Buchmarkt, machen vielfach mehr Gewinn als die digitalen. Schauen Sie sich Unternehmen wie Spotify oder Amazon an, die seit Jahren Verluste in Kauf nehmen, nur weil sie marktbeherrschend sein wollen. Das meinte ich mit „Rache“: Das Analoge, das von vielen totgesagt worden war, ist auferstanden – und kann gut parallel zum Digitalen existieren. Menschen müssen einfach die richtige Balance im Umgang mit analogen und digitalen Dingen finden.

Buchtipp

Cover Die Rache des AnalogenDavid Sax: Die Rache des Analogen. Warum wir uns nach realen Dingen sehnen. Residenz Verlag 2017. 24 EuroJetzt kaufen bei Amazon

Was könnte dies für die Zukunft von Ingenieuren bedeuten, die vor der Herausforderung der Digitalisierung stehen?
Der Fokus von Ingenieuren liegt darauf, technologische Lösungen für ein Problem zu entwickeln. In Wahrheit gibt es aber oft nicht die eine Lösung für ein Problem. Denn Problemlösungen führen oft zu weiteren Problemen, die wiederum gelöst werden wollen. Was also hilft, ist ein Mix aus verschiedenen Technologien, die die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit, Kosten, Stabilität etc. herstellen. Um diese Balance zu erreichen, sollte man auch analoge Ideen einbeziehen. Diese Ideen müssen übrigens nicht alle am Computer entstehen, sondern können genauso in analogen Notizbüchern oder mit analogen Stiften für das Whiteboard entworfen werden.

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Branche
IT/Softwareentwicklung & Beratung

Produkte/Dienstleistungen
Als internationale Unternehmensgruppe bieten wir intelligente, nachhaltig wertschöpfende IT- und Branchenlösungen sowie fachlich fundierte strategische Beratung. Als Wegbereiter in die digitale Zukunft begleiten wir Unternehmen der Branchen Automotive, Banking, Food, Insurance, Life Science & Healthcare, Manufacturing, Public Sector, Telecommunications, Travel & Logistics sowie Utilities.

Anzahl der Standorte
21 Standorte in Deutschland, weltweit in 32 Ländern vertreten

Jahresumsatz
1,2 Mrd. Euro (2021)

Anzahl der MitarbeiterInnen
Über 10.000 Mitarbeitende weltweit

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Wir bieten laufend offene Positionen zum Direkteinstieg oder in PROFESSIONAL START

Gesuchte Fachrichtungen
Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik, Physik, Wirtschaftswissenschaften und andere Studiengänge mit IT-Bezug

Einsatzmöglichkeiten
Einstieg z.B. als Software Engineer, IT- oder Business Consultant mit verschiedenen Schwerpunkten wie Software-Entwicklung, KI, Digitalisierung, IT- oder SAP-Beratung, IT-Security, Business Intelligence, Data Science, Projektmanagement.

Einstiegsprogramme
Wir bieten sowohl unser Programm PROFESSIONAL START in den Branchen Automotive, Banking, Insurance, Public Sector und Test Consulting an als auch die Möglichkeit zum Direkteinstieg in allen Bereichen und Branchen.

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karriereführer informationstechnologie 2018.2019 – IT braucht Ethik

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Cover karriereführer informationsstechnologie 2018-2019_218

IT braucht Ethik –Verantwortung ist Voraussetzung für Innovationen

Die Dynamik von Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data befeuert die Notwendigkeit einer Debatte über eine digitale Ethik. Diese betrifft auch die Unternehmen und ihre IT-Experten: Sie stehen in der Verantwortung und damit vor der Aufgabe, ein Gespür für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft zu entwickeln. Denn klar ist: Eine ethische Schieflage bremst die Innovationskraft ab.

KI und Big Data: Den Wandel ethisch gestalten

Die Dynamik von Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data befeuert die Notwendigkeit einer Debatte über eine digitale Ethik. Diese betrifft auch die Unternehmen und ihre IT-Experten: Sie stehen in der Verantwortung und damit vor der Aufgabe, ein Gespür für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft zu entwickeln. Denn klar ist: Eine ethische Schieflage bremst die Innovationskraft ab. Von André Boße.

Anfang September nahm eine Gruppe ihre Arbeit auf, die einen komplizierten Namen trägt: Datenethikkommission. Man braucht ein paar Anläufe, um diesen Begriff richtig zu schreiben, doch dahinter steckt eine bedeutsame Mission: 16 Expertinnen und Experten aus den Fachrichtungen Medizin, Recht, Informatik, Statistik, Volks- und Betriebswirtschaft, Theologie, Ethik und Journalismus beraten in diesem Gremium, wie es gelingen kann, Digitalisierung und Ethik zusammenzubringen.

Dass dies nötig ist, hat auch die Politik erkannt: Eingesetzt wurde die Kommission von der Bundesregierung, bei der ersten Sitzung waren Innenminister Horst Seehofer und Justizministein Katharina Barley dabei. Worum es bei der Arbeit dieses Gremiums gehen soll, erklärt die Kölner Medizin-Ethikerin Prof. Dr. Christiane Woppen, eine der Sprecherinnen der Kommission:

„Algorithmen und künstliche Intelligenz durchformen alle Bereiche unseres Lebens. Es liegt in unserer Verantwortung, diesen technologischen Wandel zu gestalten.“ Dabei werde der Umgang mit Daten eine Schlüsselfrage auf dem Weg zu einer digitalen Ethik werden, wie die die Wiener Juristin Prof. Dr. Christiane Wendehorst verdeutlicht, auch sie ist Sprecherin des Gremiums: „Daten geben Aufschluss über das Innerste einer Person und über jede soziale Interaktion. Zugleich stehen Daten am Ausgangspunkt ganz neuer Wertschöpfungsketten und Technologien, deren Kontrolle über die Welt- und Wirtschaftsordnung dieses Jahrhunderts entscheiden wird. Deutschland und Europa stehen hier in der Verantwortung, ethische Maßstäbe zu formulieren, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.“

KI in der Medizin

Die AG Ethik der Initiative D21 hat einen Denkimpuls zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin veröffentlicht. Darin beschreiben die Autoren einen Konflikt, der auch in anderen Bereichen wichtig werden kann: „Die Behandlung durch Ärzte darf nicht zu einem Luxusgut werden, während der Mehrheit lediglich die Interaktion mit KI und Maschine zur Verfügung gestellt wird.“ Sprich: Es darf nicht soweit kommen, dass KI-Lösungen zur Massenabfertigung dienen, während der menschliche Mehrwert der medizinischen oder sonstigen (auch behördlichen oder öffentlichrechtlichen) Dienstleistung nur noch gegen Aufpreis möglich ist.
Quelle: https://initiatived21.de/arbeitsgruppen/ag-ethik

Schon zuvor hatte die Bundesregierung drei Leitfragen gestellt, deren Beantwortung nun Aufgabe der Datenethikkommission sein soll: Erstens, welche ethischen Grundsätze gelten für auf Algorithmen basierende Prognose- und Entscheidungsprozesse? Zweitens, wo verlaufen die ethischen Grenzen bei der Entwicklung, Nutzung und Programmierung von künstlicher Intelligenz? Drittens, welche Grenzen gelten bei der ökonomischen Nutzung von Daten?

Konzernleitlinie: Verantwortung und Transparenz

Nicht nur die Politik stellt sich diese Fragen. Auch in den Unternehmen spielen diese Aspekte eine große Rolle. Spät – aber noch nicht zu spät – entdeckt der Prozess der digitalen Transformation das Thema Ethik, angetrieben von offensichtlichen Fällen von Datenmissbrauch. Aber auch davon, dass die Nutzung künstlicher Intelligenz kein Zukunftsszenario ist, sondern kurz bevorsteht. Interessant sind hier die Leitlinien zur Nutzung von künstlicher Intelligenz, die der Telekom-Konzern im April dieses Jahres veröffentlicht hat. Dort heißt es an zentraler Stelle: „Der Mensch bleibt immer in der Verantwortung.

Für unsere Lösungen ist klar definiert, wer für welches KI-System und welche KI-Funktion verantwortlich ist. Wir tragen die Verantwortung für unsere Produkte und Dienste – und wir wissen, wer seitens unserer Partner und Dienstleister die Verantwortung für die KI-Systeme trägt.“ Heißt: Sätze wie „Die KI war’s“ oder „Da hat die KI eines Kollegen gesponnen“ soll es bei der Telekom nicht geben – ein Umstand, der schon jetzt darauf hindeutet, dass technische Unternehmen eine Art Verantwortungsmanagement etablieren, damit zu jeder Zeit klar ist, welcher Mitarbeiter für welchen Prozess die Verantwortung trägt. Denn künstliche Intelligenz nimmt dem Menschen zwar Arbeit ab, sie entlässt ihn aber nicht aus der Verantwortung.

Auch erklärt die Telekom in diesen Leitlinien ihren Willen „zu teilen und zu erklären“: „Wir leben unsere digitale Verantwortung, indem wir unser Wissen teilen und die Möglichkeiten der neuen Technologie aufzeigen, ohne ihre Risiken zu vernachlässigen. Daher wollen wir Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen und unser Know-how politischen Entscheidungsträgern und Bildungsanbietern zur Verfügung stellen, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.“

Auch das ist interessant, weil die digitalen Konzerne bislang nicht durchgängig dafür bekannt sind, besonders transparent zu sein. Das Papier zeigt also durchaus die Bereitschaft, einen Paradigmenwechsel einzuleiten: Schluss mit der Geheimniskrämerei und dem Sammeln von Daten im Dunkeln. Mit dem Schritt in Richtung KI und damit der wirklichen Arbeit mit Big Data soll die Digitalisierung öffentlicher und kooperativer vonstattengehen.

Humanismus ist der Maßstab

Für Nicolai Andersen wird es höchste Zeit, dass die ethische Debatte endlich mit der Entwicklung digitaler Techniken Schritt hält. Der Partner bei der Unternehmensberatung Deloitte ist Präsidiumsmitglied der Initiative D21, einem gemeinnützigen Netzwerk, das die digitale Transformation kritisch begleitet und durchleuchtet. Mitglieder bei D21 sind Akteure aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Zivilcourage gefordert: Leitlinien der Gesellschaft für Informatik

Die Gesellschaft für Informatik mit ihren rund 20.000 Mitgliedern hat im Sommer 2018 neue ethische Leitlinien verabschiedet. Unter den zwölf Punkten findet sich unter anderem der Aspekt „Zivilcourage“: „Das GI-Mitglied tritt mit Mut für den Schutz und die Wahrung der Menschenwürde ein, selbst wenn Gesetze, Verträge oder andere Normen dies nicht explizit fordern oder dem gar entgegenstehen.“ Unter dem Punkt „Soziale Verantwortung“ heißt es: „Das GI-Mitglied soll mit Entwurf, Herstellung, Betrieb und Verwendung von IT-Systemen zur Verbesserung der lokalen und globalen Lebensbedingungen beitragen. Das GI-Mitglied trägt Verantwortung für die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen seiner Arbeit.“

Quelle: https://gi.de/ueber-uns/organisation/unsere-ethischen-leitlinien

Andersen ist innerhalb der Initiative Leiter der AG Ethik, in der sich Mitglieder Gedanken darüber machen, wie sich ethische Grundsätze in die digitalisierte Welt übersetzen lassen. Aber gilt in der analogen Welt überhaupt die gleiche Ethik wie in der digitalen? „Der Kern der ethischen Fragen und Antworten unterscheidet sich in der digitalen Gesellschaft nicht von der analogen“, sagt Andersen. Es sei nicht so, dass durch die künstliche Intelligenz der Humanismus auf dem Prüfstand stehe. „Der Humanismus ist der Prüfstand. Und wenn wir künstliche Intelligenz so einsetzen, dass wir Verantwortung für die Gesellschaft tragen, dann müssen wir uns auch keine Sorgen vor KI machen.“

Was sich jedoch verändere und die ethische Debatte herausfordere, sei die hohe Frequenz, in der man sich diese Fragen stellen müsse. „Der digitale Fortschritt bietet uns Handlungsoptionen, die es vorher nicht gab. Somit entstehen Situation, die wir vorher nicht kannten.“ Zudem habe sich das Tempo erhöht: Während sich der technische Fortschritt früher über viele Jahre hinzog und man entsprechend viel Zeit hatte, sich die Entwicklungen anzuschauen und zu bewerten, sind die Innovationszyklen in der vernetzten, digitalen Welt sehr viel kürzer.

Andersen sagt: „Sie können heute eine App entwickeln, die innerhalb weniger Wochen oder Monate weltweit von Millionen Menschen genutzt wird und eine bislang noch nicht geführte ethische Debatte öffnet.“ Das Problem ist nur: Die Technik ist schon da, wird bereits genutzt, stellt – wie beim Beispiel Uber – vielleicht ganze Branchen auf den Kopf. Da hinkt die ethische Diskussion beinahe zwangsläufig hinterher.

Wer Ethik ignoriert, bremst die Innovation

Der Leiter der AG Ethik stellt daher in vielen Bereichen eine Ungleichheit in der Debatte fest. „Wir diskutieren in einigen Bereichen Fragestellungen, die in anderen Bereichen bereits Standard sind. Man denke nur an das Thema ‚Diskriminierung durch Algorithmen’: Dieses taucht beispielsweise im Bereich Human Ressources auf, als wäre es etwas komplett Neues – dabei gibt es das gleiche etwa mit dem Credit Scoring bei der Kreditvergabe schon seit Jahrzehnten.“ Zudem stellt Andersen eine starke Diskrepanz zwischen „Ergebnis-Wissen“ und „Ursachen-Wissen“ fest: „Die Menschen entwickeln viel Fantasie, welche Auswirkungen der Einsatz digitaler Techniken haben könnte und wie diese ihr Leben beeinflussen könnten. Gleichzeitig aber ist das Fachwissen wenig verbreitet, wie diese Techniken funktionieren.“ So komme es, dass Vorschläge zur Regulierung entstünden, die in der Realität nicht sinnvoll oder nicht umsetzbar seien. „Das wiederum kann zu Innovationsbremsen führen, wenn seitens der Innovationstreiber Unsicherheiten entstehen und sie nicht abschätzen können, ob oder wie eine Regulierung auf ihre Entwicklungen Einfluss haben könnte“, so Andersen.

Er setzt daher beim Thema der digitalen Ethik auf die Fort- und Weiterbildung – auch in den Unternehmen. „Wir neigen dazu, das zu fürchten, was wir nicht kennen. Technologie bringt eine neue Dynamik und Geschwindigkeit in eine Entwicklung. Aber erst mit Wissen und Verständnis, können wir deren Entwicklungen steuern. Daher brauchen wir Verständnis und Know-how, um die Weichen richtig zu stellen.“ Sonst sei es, als würde man nachts sehr schnell in einem Auto fahren, ohne etwas zu sehen. „Natürlich entsteht da Panik und es wird auf die Bremse gedrückt.“ Umso wichtiger seien Entscheidungsträger und Führungskräfte, die die Weitsicht besitzen, das Auto auch in dieser Nacht- und Nebelaktion Digitalisierung sicher zu steuern. Entscheidend seien hier Digitalkompetenzen, die aber weit über fachliches IT-Know-how hinausgehen.

Für Andersen geht es darum, „Situationen im Kontext ihrer allgemeinen Lebenserfahrung einordnen zu können.“ Also um eine Art „digitales Bauchgefühl“. Dieses hat natürlich mit Fachwissen zu tun. Aber es bedingt auch eine gewisse emotionale Intelligenz, um abseits der IT-Expertenzirkel einschätzen zu können, welche Auswirkungen eine digitale Entwicklung auf die Mitarbeiter im Unternehmen, die Kunden und die gesamte Gesellschaft hat.

Bei ihren Leitfragen an die Datenethikkommission verweist die Bundesregierung auf eine wichtige Prämisse der Menschenwürde, die auch Teil von Artikel 1 des Grundgesetzes ist: „Ein Mensch darf nicht zum bloßen Objekt werden.“ Etwas weiter gedacht: Ein Mensch ist immer mehr als die Daten, die man über ihn gesammelt hat. Eine künstliche Intelligenz – also eine Maschine – kann mit dieser normativen Bedingung nur wenig anfangen. Es wird daher eine der Kernaufgaben der IT-Experten sein, diesen ethischen Anspruch zu jeder Zeit mitzudenken.

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