M&A-Experte Julian Riedlbauer im Interview

Als Partner des weltweit aktiven Tech-Investmentunternehmens GP Bullhound ist Julian Riedlbauer ein herausragender Experte des IT-Markts. Wie kaum ein anderer kann der M&A-Experte einschätzen, wie sich innovative Start-ups und Konzerne verhalten, wonach sie suchen, was sie verlangen. Im Interview beschreibt Riedlbauer den Siegeszug der „Unicorns“ – also von Start-up-Unternehmen, die mittlerweile die Grenze eines Firmenwerts von einer Milliarde Dollar übersprungen haben. Für IT-Experten bieten diese Firmen ganz besondere Chancen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Julian Riedlbauer ist seit August 2012 Partner von GP Bullhound, nachdem seine M&A-Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors in die britische Technologie-Investmentbank integriert wurde. Vor seiner Gründung von Pure Equity Advisors war Julian Riedlbauer dreieinhalb Jahre lang als Geschäftsführer bei Corporate Finance Partners tätig. Insgesamt war er an mehr als 50 M&A-Prozessen von Technologie-Unternehmen beteiligt, sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite. Schon als Schüler sammelte er erste Erfahrungen mit eigenen IT- und Network- Unternehmen.

Herr Riedlbauer, können Sie kurz erläutern, was Unicorn-Unternehmen auszeichnet?
Unicorns sind Unternehmen mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar. In unserem zuletzt veröffentlichten Tech-Titans-Report haben wir Unicorn-Unternehmen untersucht, die im Jahr 2000 oder später gegründet wurden und die ab 2014 Wachstumskapital in Höhe von 20 Millionen US-Dollar oder mehr eingesammelt haben. Insbesondere die Kapitalbeschaffung, aber auch der schnelle Umsatz- und Personalzuwachs sind Merkmale, die Unicorns auszeichnen und von anderen Unternehmen unterscheiden.

Wie schneidet Europa bei den Unicorn-Unternehmen ab?
Die Entwicklung der Unicorns abseits der Vorreiter China und den USA ist spannend, denn zuletzt hat auch Europa einige prominente Milliarden- Unternehmen hervorgebracht. Dazu zählen unter anderem Spotify, Zalando oder auch der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen. In Europa beheimatet Großbritannien mit 25 Unternehmen die meisten dieser Unternehmen. Schweden ist mit sieben Vertretern und einer Gesamtbewertung von 54 Milliarden US-Dollar auf Platz zwei und Deutschland folgt auf Platz drei – mit acht Unicorns, die insgesamt aber nur auf eine Bewertung von 36 Milliarden US-Dollar kommen.

Sind diese Unicorns noch Start-ups oder schon Konzerne?
So pauschal lässt sich das nicht sagen. Nur weil die Unternehmensbewertung über einer Milliarde US-Dollar liegt, kann es sich von der Dynamik und Führung her trotzdem noch um ein Startup handeln. Da spielen andere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel das Gründungsjahr, der Innovationsgrad, die Mitarbeiteranzahl, Organisationsstruktur oder ihr Skalierungspotenzial – eine Rolle, die ausschlaggebend für die Kategorisierung Start-up oder bereits Konzern sind. Neben harten Fakten wie Umsatz und Personalwachstum sind auch die kulturellen Aspekte wichtig in der Differenzierung zu Konzernen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Celonis, ein Spezialist für Big Data-Technologien. Das Start-up ist erst im Juni in die Riege der Einhörner aufgestiegen, beschäftigt inzwischen insgesamt 400 Mitarbeiter. Dieses Software-Unternehmen ist bereits ein Unicorn, aber mit dieser vergleichsweise kleinen Zahl an Mitarbeitern ganz klar ein Start-up und noch kein Konzern.

Welche Arbeits- und Führungskultur finden Einsteiger bei diesen Unicorns vor und wer oder was prägt die jeweilige Unternehmenskultur?
Das ist natürlich sehr individuell und von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Aber gerade in vielen Start-ups und auch größeren Digitalunternehmen gibt es flache Hierarchien, agile Teams, neue Managementund Arbeitsansätze – Stichwort: „New Work” – und dadurch dementsprechend schnellere Entscheidungswege und eine hohe Dynamik. Flexible Arbeitszeiten, inklusive Home-Office- Regelungen oder Remote Work sowie die Arbeit aus Coworking-Spaces gehören zum Alltag.

Welcher Gründer träumt nicht davon, dass sein Unternehmen irgendwann einmal eine Milliarde wert ist?

Mit Blick auf noch junge Start-ups, die noch keine Unicorns sind: Ist der Weg in diese Klasse heute für viele Startups das große Ziel?
Das große Ziel ist es für sehr viele Start-ups auf jeden Fall. Welcher Gründer träumt nicht davon, dass sein Unternehmen irgendwann einmal eine Milliarde wert ist? Inwiefern das in vielen Fällen tatsächlich realistisch ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Hier können sich viele deutsche und europäische Unternehmen doch noch eine gehörige Scheibe von den großen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley abschneiden, die von Anfang an mit Pioniergeist, großen Finanzierungsrunden und Innovationskraft überzeugt haben. Gleichzeitig gilt aber auch: Die Politik muss mehr tun, um bürokratische Hürden abzubauen und das Gründen und die Finanzierung von Unternehmen leichter zu machen.

Auf der anderen Seite, wie beurteilen Sie aktuell die Kooperation von Konzernen, die auf das Know-how und die Innovationskraft von Start-ups zurückgreifen wollen?
Solche Kooperationen sind wichtig und richtig. Ich bin froh, dass viele Konzerne mittlerweile dazu übergegangen sind, auch den eigenen Mehrwert zu erkennen. Früher sprach man dann doch zu allererst vor allem davon, welche Vorteile die Start-ups hätten, wenn sie sich mit den großen Marktplayern zusammentun. Dabei sind die Formen dieser Zusammenarbeit extrem vielfältig. Es gibt diverse Inkubatoren, über die Unternehmen wie Metro, Deutsche Bahn, Microsoft oder Lufthansa einerseits Start-ups fördern, andererseits aber auch auf den Austausch von Know-how setzen. Gleichzeitig haben sich neue und tiefergehende Formen der Kooperation entwickelt: So setzt die BMW Startup Garage zum Beispiel auf das sogenannte Venture-Client- Modell: Start-ups, die für BMW spannend sind, werden mit Geld gefördert und im besten Falle irgendwann zu wirklichen Zulieferern des Münchener Autobauers. Eine Win-win-Situation für beide Seiten.

Beobachten Sie weiterhin den Trend, dass Konzerne selbst digitale Start-ups ausgründen, um dann – gerne in Tech- Hubs wie zum Beispiel Berlin – innovative Labore zu errichten?
Auf jeden Fall, wir beobachten diesen Trend in vielen klassischen Branchen. Konzerne wie VW oder auch Daimler haben Start-ups aus dem Unternehmen heraus gegründet: Heycar und MOIA bei VW, Turo bei Daimler. VW betreibt zusätzlich auch ein Digital Lab in Berlin. Hier steht besonders die Umsetzung agiler Arbeitsmethoden und Pair Programming im Vordergrund.

Das heißt, es sitzen zwei Entwickler an einem Rechner: Einer schreibt den Code, der andere kontrolliert und spricht direkt kritische Punkt an?
Genau. Es gibt aber auch externe Dienstleister wie den US-Konzern Pivotal, die VW zum Beispiel bei der Software-Entwicklung unterstützen. Weitere Beispiele sind die Digitalisierungseinheit des Lufthansa-Konzerns – der Lufthansa Innovation Hub – sowie der Bosch IoT-Campus in Berlin, der Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten für vernetzte Lösungen unterstützt.

Sehr gut qualifizierte Kandidaten können sich den Arbeitgeber aussuchen. Für diese geht es vielmehr darum, welcher Arbeitgeber das beste Angebot macht.

Es scheint, als dürften sich IT-Einsteiger auf eine sehr bunte und dynamische Arbeitswelt freuen.
Ja. Und die Angebote für Arbeitskräfte mit Fokus auf Software-Entwicklung und Digitalthemen werden weiter massiv zunehmen – der Bedarf an solchen Experten ist enorm: Digitalisierung ist die Top-Priorität sowohl bei Beratungsunternehmen, dem klassischen Mittelstand als auch bei Großkonzernen. Zusätzlich suchen auch Start-ups, große Digitalunternehmen wie Zalando oder Delivery Hero, aber auch internationale Start-ups, die ihre Büros in Deutschland öffnen, nach Fachkräften.

Die Nachfrage ist groß, aber welche Herausforderungen werden an Einsteiger gestellt?
Ich bin mir sicher: Es bleiben auch weiterhin Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Belastbarkeit gefragt. Sehr gut qualifizierte Kandidaten können sich den Arbeitgeber aussuchen. Für diese geht es vielmehr darum, welcher Arbeitgeber das beste Angebot macht: Wie sieht es mit flexiblen Arbeitszeiten oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus? Gleichzeitig müssen Unternehmen darauf achten, ihre Recruitment-Prozesse zu verbessern und auch mal neue, innovative Wege zu beschreiten. Darüber hinaus ist für sehr gute Software-Entwickler und Digitalexperten eine rein projektbezogene Arbeit als Freelancer zu einer echten Alternative geworden.

Zum Unternehmen

Das weltweit agierende M&A-Beratungs- und Tech- Investitionsunternehmen GP Bullhound mit Stammsitz in London berät sowohl Unternehmen als auch Gründer und Investoren in den Bereichen Mergers & Acquisitions (M&A) und Wachstumsfinanzierungen. Seit seiner Gründung 1999 hat GP Bullhound mehr als 240 erfolgreiche M&A- und Privat-Placement-Transaktionen mit führenden Industrieunternehmen abgeschlossen und hat mittlerweile neben Standorten wie San Francisco, Hongkong und New York auch einen Sitz in Berlin.

Berufseinstieg als Informatiker: Freie Wahl und heiß begehrt

Informatiker können sich derzeit die Hände reiben. Sie sind heißbegehrt, die offenen Stellen übertreffen bei weitem die dem Markt zur Verfügung stehenden Experten. Somit stehen ihnen die beruflichen Türen offen, denn die Digitalisierung mit ihrer Durchdringung von Gesellschaft und Wirtschaft verlangt vor allem eines: IT-Know-how. Von Christoph Berger

Mitte September 2018 wurde die Brisanz des Fachkräftemangels bei den IT-Berufen erst wieder durch eine Studie belegt: Laut dem Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt, bilden die Informatikberufe im zweiten Quartal 2018 mit monatsdurchschnittlich 43.590 offenen Stellen die größte Kategorie des Stellenangebots in den Ingenieurberufen.

Gesucht werden für die Digitalisierungstechnologien wie das automatisierte Fahren, IT-Sicherheit und die Entwicklungen von Lösungen für das Smart Home demnach insbesondere Schnittstellenkompetenzen von IT und Elektrotechnik. Bereits auf der CeBIT in Hannover hatte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft beim VDI, gesagt: „Die derzeitige Verfügbarkeit von IT-Fachkräften in Deutschland wird von 46 Prozent der Befragten als äußerst schlecht eingeschätzt.“

Das IW hatte zudem im „MINT-Frühjahrsreport 2018“ festgestellt, dass die Arbeitskräftelücke in den MINT-Berufen insgesamt IT-lastiger geworden ist. Dies werde vor allem bei den MINT-Expertenberufen deutlich, schreiben die Wissenschaftler: „So hat sich die Lücke bei den IT-Experten in den letzten vier Jahren von 16.000 im April 2014 auf 39.600 im April 2018 mehr als verdoppelt

Auch der Branchenverband Bitkom fragte in diesem Jahr Unternehmen, welche IT-Fachkräfte besonders gefragt seien. Ihm gegenüber äußerten sich 61 Prozent der Unternehmen dahingehend, dass die Rekrutierung von Datenschutzexperten sehr schwierig sei. Dazu sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom- Geschäftsleitung: „Die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung hat den Bedarf an qualifiziertem Personal rapide ansteigen lassen.“ Und mit der kommenden E-Privacy-Verordnung schließe sich für die Unternehmen die nächste regulatorische Datenschutzherausforderung direkt an.

Überhaupt sei die Rolle des IT-Standorts Deutschlands aufgrund der fehlenden IT-Fachkräfte stark gefährdet, so das Ergebnis einer wiederum vom VDI durchgeführten Umfrage mit dem Titel „Wie schaffen wir die Digitale Transformation?“, nach der vor allem Softwareentwickler und IT-Sicherheitsexperten rar sind. Aufgrund der Engpasssituationen in den Unternehmen, werden notwendige Arbeiten zunehmend nach außen gegeben – wichtiges Know-how also ausgegliedert, anstehende Investitionen und Projekte zeitlich verschoben oder gestreckt. Ob dies der richtige Weg ist, darf bezweifelt werden, wird sich die Mangelsituation doch eher noch verstärken als entspannen. Doch vor dem derzeitigen Hintergrund an fehlenden IT-Experten, scheint dies oftmals noch die einzig mögliche Alternative zu sein.

Taktiles Internet

Echtzeitkommunikation im Industrie-4.0-Zeitalter – das steckt hinter dem Begriff taktiles Internet: Kommunikation zwischen dem Menschen und Maschinen oder Robotern beispielsweise. Von Christoph Berger

In Dresden, am „Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion“ der dortigen Technischen Universität, arbeiten im Exzellenzcluster CeTI Wissenschaftler der TU Dresden aus den Fachgebieten Elektro- und Kommunikationstechnik, Informatik, Psychologie, Neurowissenschaften und Medizin mit Forschern der TU München, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Fraunhofer- Gesellschaft sowie internationalen Wissenschaftseinrichtungen gemeinsam daran, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine auf eine neue Stufe zu heben:

Menschen sollen künftig in der Lage sein, in Echtzeit mit vernetzten automatisierten Systemen in der realen oder virtuellen Welt zu interagieren. Erforscht werden Schlüsselbereiche der menschlichen Kontrolle in der Mensch-Maschine-Kooperation, im Soft- und Hardware-Design, bei Sensor- und Aktuatortechnologien sowie bei den Kommunikationsnetzen. Die Forschungen sind Grundlage für neuartige Anwendungen in der Medizin, der Industrie und dem Internet der Kompetenzen, wozu Bildung und Rehabilitation gehören.

CeTI

Das Exzellenzcluster CeTI im Internet
www.ceti.one

Doch entscheidend für eine funktionierende Echtzeit-Kommunikation sind sogenannte intelligente Netze und adaptive Systeme. Sie funktionieren unabhängig vom benutzten Gerät und können sich an verändernde Umgebungen anpassen. Davon ausgehend hat CeTI sechs Zielstellungen für seine Forschungen formuliert:

  • Entwicklung eines intelligenten Netzwerks, das Menschen durch kontinuierliches Anpassen und Lernen verbindet und darüber hinaus eine kaum spürbare zeitliche Verzögerung sowie eine hohe Ausfallsicherheit gewährleistet.
  • Übertragung von psychologischen und medizinischen Erkenntnissen aus dem Prozess des menschlichen Lernens auf Maschinen.
  • Schaffung von Erweiterungen für den menschlichen Geist und Körper über neuartige Sensor- und Aktuatortechnologien.
  • Entwicklung von haptischen Kodierverfahren zur Bewältigung der Informationsflut aufgrund der großen Anzahl von Sensoren.
  • Aufbau einer flexiblen, schnellen und rekonfigurierbaren Elektronik.
  • Übertragung der Neuentwicklungen auf Anwendungen in der durch Roboter unterstützten Medizin, der Mensch-Maschine-Kooperation sowie den Bereich des innovativen Lehrens und Lernens.

TACNET 4.0

14 deutsche Unternehmen und Organisationen haben sich im Projekt TACNET 4.0 zusammengeschlossen, um ein einheitliches System für die industrielle Kommunikation in Echtzeit zu entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Grundlage des Systems soll der ab 2020 erwartete Mobilfunk der fünften Generation werden (5G). Im Zentrum stehen Verfahren für die Digitalisierung von Produktion und Robotik.

www.tacnet40.de

Jivka Ovtcharova: „Aus dem ‚Internet der Dinge‘ wird nun das ‚Internet der Talente‘“

Die Digitalisierung verändert all unsere Lebensbereiche und sie hat Einfluss auf unsere Gesellschaftsformen, die Technologie, Ökonomie und Wertesysteme. Und sie bietet Frauen ganz neue Karrieremöglichkeiten, wie Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova im Interview erklärt. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova zeichnet sich als Diplom-Ingenieurin mit zweifacher Promotion in Maschinenbau und Informatik durch ihre Expertise im Informations- und Datenmanagement in der Fertigungsindustrie aus. Sie ist Leiterin des Instituts für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI), Direktorin im Forschungszentrum für Informatik Karlsruhe (FZI) und Gründerin und Leiterin des Lifecycle Engineering Solutions Centers (LESC). In ihrem Spezialgebiet „Virtual Engineering“ bietet sie eine integrierte Prozess-System-Sicht auf den gesamten Produktlebenszyklus hinsichtlich Abstimmung, Bewertung und Mensch-Produkt- Interaktion in Echtzeit sowie in virtuellen Gestaltungsräumen an. Dies ermöglicht es unter anderem Entwicklern, Lieferanten, Herstellern und Kunden gleichermaßen, das zukünftige Produkt von der Spezifikation bis hin zu Service und Recycling virtuell zu handhaben und hinsichtlich seiner Eigenschaften und Funktionen realitätsnah zu beurteilen.

Frau Ovtcharova, Sie sind Halterin zweier Doktortitel: einen im Maschinenbau und einen in Informatik. Eine bessere Symbiose ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung derzeit wohl nur schwer denkbar – geht es doch in jeder Branche derzeit um die Transformation, also eine jeweilige Branche plus Informatik. Oder?
Ja, die Informatik ist eine Basis- und Querschnittsdisziplin. Im Mittelpunkt der Informatik steht nicht der Computer, wie üblich gemeint, sondern der Digitalcode. Und der ist universell. Anders als in der Analogwelt, in der wir leben und produzieren, geht es in der digitalen Welt um völlig neue Gestaltungs- und Organisationsformen. Aus dem ursprünglichen Kommunikationsmittel für Menschen via Computer hat sich ein digitales „Allesnetz“, das Internet of Things (IoT), entwickelt. Dieses unterstützt allgegenwärtig und uneingeschränkt den Menschen bei seinen Tätigkeiten. Zu allererst drückt sich das in einem natürlichen Kommunikationsstil „Mensch-Computer“ oder „Mensch-Maschine“ aus, der auf Verständnis, Dialog und Assistenz basiert und die Vernetzung von mehreren Kommunikationskanälen voraussetzt. Der digitale Wandel ist im vollen Gang und birgt weitgehende Transformationen in allen menschlichen Lebensbereichen, Gesellschaftsformen, Technologie, Ökonomie und Wertesysteme in sich.

Wie verändert die Informationstechnologie derzeit die Arbeit der Ingenieure?
Die Arbeit der Ingenieure ist stark durch das Denken in Funktionen und Systemen geprägt, sowohl aus Produkt- als auch aus Prozesssicht. So prägt der Begriff „Systems Engineering“ (SE) seit Jahren die Arbeit der Ingenieure hinsichtlich des Zusammenwirkens der Domänen Mechanik, Elektrik, Elektronik und Softwaretechnik – was auch durch den Begriff Mechatronik zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um fachdisziplinübergreifende Ingenieurmethoden für die Integration von Systemen, deren Gesamtfunktionalitäten im Voraus festgelegt werden. Im Zeitalter der Industrie 4.0 erlangt jedoch die dynamische Vernetzung und die selbständige Kommunikation der einzelnen Systeme über das Internet eine wachsende Bedeutung. Eine Weiterentwicklung des Systems Engineering stellen die ssogenannten „Cyber Physical Systems“ (CPS) dar. Diese bezeichnen den Verbund mechanischer, elektrischer und elektronischer Softwaresysteme, die über eine gemeinsame IoT-Dateninfrastruktur kommunizieren. Die CPS sind durch einen sehr hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet. Deren Anwendung setzen solide Mathematik- und Informatikkenntnisse voraus, genauso praktische Fähigkeiten im Umgang mit Internettechnologien.

Immer wieder ist davon die Rede, dass Menschen mit dem digitalen Mindset benötigt würden. Sehen Sie das auch so?
Ja. Der Begriff „Digitales Mindset“ hört sich noch wie ein Buzzword an, aber wir verbinden damit schon unsere persönliche Einstellung zu der Digitalisierung, die Art wie wir denken, handeln oder fühlen. Dabei geht es auch um unsere Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen im Umgang mit der Digitalisierung, die wechselseitig zusammengehören. Im Ingenieurbereich richten sich die Digitalisierungsansätze immer noch an Maschinen oder Computer aus und nicht an uns Menschen als Mittelpunkt der Betrachtung. Doch durch die rasante Entwicklung der Internetplattformen, sozialen Netzwerke und Online-Dienste wächst entsprechend die Rolle der Menschen in direkter Kommunikation mit anderen Menschen, aber auch mit Maschinen und Computern. Der Schwerpunkt der Betrachtung geht vom „Objekt“ (Maschine, Computer) zum „Subjekt“ (Mensch). Neueste Trends weisen darauf hin, dass sich die Grenze zwischen „Online- und Offline-Sein“ für Menschen auflöst. Dadurch verändert sich die Vorstellung der Menschen von Realität im Raum und in der Zeit. Materielle und immaterielle Welten verschmelzen. Echtzeitfähige Anwendungen, unterstützt durch realitätsnahe Visualisierungstechnologien ermöglichen es, unsichtbare Phänomene sichtbar und frühzeitig validierbar für die Menschen zu machen um dadurch zum Beispiel neue Produkteigenschaften und -funktionen zu verwirklichen.

Doch wie ist es um das „digitale Denken“ der Informatiker bestellt – ist es dort an sich vorhanden oder sind Informatiker vor allem erst einmal die Ausführer von den Ideen der „Kreativen“?
Unsere Einstellung zu der Digitalisierung und dadurch auch unser digitales Denken hängen sehr stark vom konkreten Tätigkeitsfeld ab. Das digitale Denken der Informatiker ist sicherlich stärker durch die Entwicklung von IT-Werkzeugen bestimmt, das heißt durch Grundlagen und Formalismen der theoretischen, technischen und praktischen Informatik. Dabei geht es auch um Kreativität, um ideenreich und gestalterisch Soft- und Hardware zu entwickeln. Bei der „Kreativität“ in den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst geht es um das „Was“, bei den Informatikern um das „Wie“ der Digitalisierung. Wenn ein Schriftsteller den Roman schreibt, schreibt der Informatiker das Drehbuch.

Agilität ist ursprünglich eine Methode der Informationstechnologie, inzwischen aber ein Synonym für die Veränderung ganzer Unternehmenskulturen. Welche Rolle spielen heute agile Methoden, beispielsweise Design Thinking, für Unternehmen?
Bei den agilen Methoden geht es in erster Linie um zwei wichtige Aspekte: flexible Organisations- und Kommunikationsstrukturen sowie Mechanismen der Unsicherheits- oder Ungewissheitstoleranz (Ambiguitätsmanagement, Ambiguitätstoleranz). Ohne den Einsatz von Netzwerken, Graphen und den entsprechenden Algorithmen wäre unser Internet-Alltag undenkbar. Unternehmensstrategien bauen traditionell auf Hierarchien. Hierarchische Strukturen sind, wie man aus der Informatik weiß, gut für den Aufbau und den Test von Systemen, deren Funktionalität im Voraus festgesetzt sind. Hierarchien sind auch gut für das Controlling. Sie sind aber nicht gut für den Change. In Bezug auf hohe Priorität, schnelle Reaktionsfähigkeit und Best Practices sind Design Thinking Labs, Makerspaces oder Sandboxes – wie wie in unserem Industrie 4.0 Collaboration Lab praktiziert – einzurichten. Dort lassen sich zum Beispiel neue Ideen leicht testen und durch weitreichende Durchführungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen untermauern.

Die Umsetzung von Ideen im Sandkasten symbolisiert dabei einen Ort des Zusammenkommens zum spielerischen Denken, Kommunizieren und Handeln. Ein Sandkasten wird als Think Tank gesehen, in dem die Menschen über Disziplinen und Organisationen hinweg eine gemeinsame Infrastruktur nutzen, um Lösungen zu kreieren, diese umzusetzen und zu vermarkten. Ganz nach dem Motto: „Face it!“ – auf den Punkt kommen, begreifen, pragmatisch und handlungsschnell vorgehen. Dabei geht es insbesondere um die Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten, Unterschieden oder mehrdeutigen Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, umzugehen.

Jivka Ovtcharova: Drei Tipps aus meinem Berufsleben

  • Vorne ist wo sich noch keiner auskennt und dafür gibt es keine Roadmap. Unternimm alles, um deine Ideen zu verwirklichen – ganz gleich, was in einer Stellenbeschreibung steht.
  • Überholen geht nur, wenn man die Spur wechselt. Bleibe deinen Zielen treu, aber auch realistisch im Hinblick auf die Wege zu ihrer Erreichung.
  • Folge deiner Intuition bei den Menschen, die du dir aussuchst- und arbeite nur mit den besten.

Und wie steht es um die Veränderungen in der Gesellschaft: Können beispielsweise Frauen von diesen Veränderungen im Hinblick auf ihre Karrierewünsche profitieren?
Ja, denn der Digitalcode hat kein Geschlecht, Alter oder keine Nationalität. Anders als bei den „klassischen“ Analogberufen geht es in der digitalen Welt um völlig neue Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, unabhängig davon, ob es um Frauen oder Männer geht. ‚Die Ideen sind nicht verantwortlich für das, was die Menschen aus ihnen machen‘ hat einmal Werner Heisenberg, Physiker und Nobelpreisträger gesagt. So vielversprechend die Ideen und leistungsfähig die digitalen Technologien auch sein können, von jetzt ab stehen die Menschen und die Rückgewinnung derer unterschiedlichsten Fähigkeiten im Mittelpunkt der Betrachtung. Aus dem ‚Internet der Dinge‘ wird nun das ‚Internet der Talente‘. Durch digitale Bildung und Qualifikation verlieren Vorurteile, Traditionen und physische Randbedingungen – unter anderem die Verfügbarkeit und Präsenz vor Ort – an Bedeutung. Fähigkeiten des vernetzten Denkens, mit dem Blick für das große Ganze, sind wie nie zuvor gefragt.

Und was sind Ihre Tipps für Frauen, die in der doch noch sehr von Männern geprägten Welt der Informatik Karriere machen wollen?
Das Leben ist analog, die Kommunikation dagegen mehr und mehr digital. Dieser Trend entwickelt sich exponentiell und bietet ungeahntes Potenzial für neue Berufe und Qualifikationen. Das allerwichtigste ist, die alten Stereotype abzuschaffen und nach vorne zu blicken. Für ein erfülltes Berufslebens zählen persönliche Leidenschaft und Visionen, nicht irgendein Erfolgsmodell.

InformierT

SCHMETTERLINGS-MONITORING

In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe konzipierten Studierende der Wirtschaftsinformatik der DHBW Stuttgart im Rahmen eines lehrintegrierten Forschungsprojekts eine App zur einfachen Erfassung und Erkennung von Schmetterlingen. Mit dieser App können Naturinteressierte in einfacher Art und Weise Fotos von Faltern aufnehmen, vorklassifizieren und direkt an eine zentrale Datensammelstelle schicken. In dieser Sammelstelle, wie beispielsweise dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, werten Experten die Funde aus und können somit bessere Aussagen über die Veränderung von Schmetterlingsbeständen treffen.

IT FÜR SOZIALE INKLUSION

Cover IT für soziale InklusionSoziale Inklusion ist ein Thema mit wachsender Bedeutung in allen Gesellschaftsbereichen. Deren Durchsetzung ist ohne Informationstechnologie oftmals nicht möglich. Das Buch beschreibt den Stand der Forschung. Schwerpunkt sind aber Tools und Anwendungen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Mobilität, Migration u.a. Themen und Autoren stammen aus dem gleichnamigen Workshop, den das DFKI im Rahmen des VISION SUMMIT 2016 gestaltet hat.

Aljoscha Burchardt, Hans Uszkoreit (Hrsg.): IT für soziale Inklusion. De Gruyter 2018.

KARTIERUNG DES GEHIRNS

Foto: MPI für Neurobiologie, Julia Kuhl
Rekonstruktion von Nervenzellen aus einem Elektronenmikroskopie-Datensatz mit Hilfe der flood-filling networks (FFN). Foto: MPI für Neurobiologie, Julia Kuhl

Um das Konnektom,, den „Schaltplan“ eines Gehirns, zu erstellen, erfassen Neurobiologen das Gehirn mit Hilfe dreidimensionaler Elektronenmikroskopie-Aufnahmen. Die Bildanalyse größerer Bereiche durch den Menschen würde jedoch trotz erheblicher Computer- Unterstützung Jahrzehnte dauern. Nun stellten Wissenschaftler von Google AI und dem MPI für Neurobiologie ein auf künstlichen neuronalen Netzen basierendes Verfahren vor, das ganze Nervenzellen mit allen Bestandteilen und Verbindungen nahezu fehlerfrei aus einem Bilderstapel herausarbeiten kann. Dieser Meilenstein in der automatischen Datenanalyse könnte die Kartierung ganzer Gehirne, und damit langfristig auch deren Verständnis, näher bringen, so die Wissenschaftler. Weitere Infos unter: www.mpg.de/155136/neurobiologie

AUTONOM

Cover AutonomAnnalee Newitz ist eine amerikanische Journalistin und Autorin. Ihre Artikel erschienen u.a. in „Popular Science“ und „Wired“ und brachten ihr ein Stipendium des Massachusetts Institute of Technology ein. „Autonom“ ist ihr erster Roman. Darin geht es um Jack, eine Patentpiratin, die Medikamente der Pharmaunternehmen kopiert und auf dem Schwarzmarkt verkauft. So auch Zacuity, eine neue Droge, die Arbeit zu einer wahren Freude werden lässt. Allerdings auch eine Nebenwirkung hat: Man will nicht mehr aufhören zu arbeiten. Doch dann tauchen erste Opfer auf und Jack macht sich mit Mitstreitern an die weitere Erforschung des Medikaments.

Annalee Newitz: Autonom. Fischer Tor, 14,99 Euro.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
Was passiert als nächstes? Prof. Dr. Jürgen Gall (rechts)
und Yazan Abu Farha vom Institut für Informatik der Universität
Bonn, Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn

Informatiker der Universität Bonn haben eine Software entwickelt, die ein paar Minuten in die Zukunft blicken kann: Das Programm lernt zunächst aus Videosequenzen die typische Abfolge von Aktionen, etwa beim Kochen. Basierend auf diesem Wissen kann es dann auch in neuen Situationen treffsicher vorhersagen, wann der Küchenchef was machen wird. Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse auf der weltgrößten Konferenz für digitales Sehen und Mustererkennung im Juni 2018 in Salt Lake City, USA. „Wir wollen Zeitpunkt und Dauer von Handlungen vorhersagen – und zwar Minuten oder sogar Stunden, bevor sie stattfinden“, sagt Prof. Dr. Jürgen Gall, Leiter der Arbeitsgruppe. Ein Küchenroboter könnte dann zum Beispiel die Zutaten reichen, sobald sie gebraucht werden, rechtzeitig den Backofen vorheizen – und zwischendurch den Küchenchef warnen, wenn der einen Zubereitungsschritt zu vergessen droht. Weitere Infos unter:
http://pages.iai.uni-bonn.de/gall_juergen/download/jgall_anticipation_cvpr18.pdf

GRUNDFRAGEN DER MASCHINENETHIK

Cover Grundfragen der MaschinenethikMaschinen werden immer selbständiger, autonomer, intelligenter – ihr Vormarsch ist kaum mehr zu stoppen. Dabei geraten sie in Situationen, die moralische Entscheidungen verlangen. Doch können Maschinen überhaupt moralisch handeln, sind sie moralische Akteure? Und dürfen sie das? Catrin Misselhorn, Direktorin des Instituts für Philosophie und Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie an der Universität Stuttgart, beschäftigt sich in ihrem Buch „Grundfragen der Maschinenethik“ genau mit diesen und ähnlichen Fragen. Sie erläutert die Grundlagen dieser neuen Disziplin an der Schnittstelle von Philosophie, Informatik und Robotik, am Beispiel von autonomen Waffensystemen, Pflegerobotern und autonomem Fahren.

Catrin Misselhorn: Grundfragen der Maschinenethik. Reclam, 9,80 Euro.

EMOTIONALE VERBINDUNGEN MIT TECHNOLOGIE

Cover Emotionally Intelligent-DesignPamela Pavliscak studiert die konfliktgeladene emotionale Beziehung des Menschen mit Technologie. Zudem ist sie Gründerin von Change Sciences, einem Design-Forschungsunternehmen. Als Forscherin kreiert sie Experimente, die uns herausfordern, Technologie – und uns selbst – auf neue Weise zu sehen. Im November 2018 wird dazu ihr Buch „Designing for Happiness: Rethinking How We Create Products“ erscheinen. Darin geht sie unter anderem der Frage nach: Wie können wir anfangen, auf langfristiges Wohlergehen zu zielen anstatt auf kurzfristige Ziele der Aufmerksamkeit und Konversion?

Pamela Pavliscak: Designing for Happiness: Rethinking How We Create Products. O‘Reilly UK 2018, 21,99 Euro.

SOUL MACHINES

Soul Machines ist ein High-Tech-Unternehmen von KI-Forschern, Neurowissenschaftlern, Psychologen, Künstlern und innovativen Denkern, die neue Vorstellungen darüber kreieren, wie sich Menschen mit Maschinen verbinden. Die dahintersteckende Vision ist, künstliche Intelligenz zu humanisieren, um die Menschheit zu verbessern. Weitere Infos unter: www.soulmachines.com

Das letzte Wort: Christoph Bornschein, Geschäftsführer der Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH

Christoph Bornschein, Geschäftsführer der Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH, brach sein Studium der Rechtswissenschaften ab und gründete 2008 zusammen mit Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi eine Agentur für das digitale Business: die Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH, kurz TLGG. 2015 verkauften die drei TLGG an das Kommunikations- Netzwerk Omnicom, leiten die Agentur aber weiterhin als Geschäftsführer. Inzwischen ist die Agentur auf über 180 Köpfe angewachsen und hat neben dem Berliner Standort ein erstes Auslandsbüro in New York eröffnet. Die Fragen stellte Christoph Berger

Christoph Bornschein, Foto: Max Threlfall Photo
Christoph Bornschein, Foto: Max Threlfall Photo

Herr Bornschein, was war Ihr erstes digitales Aha-Erlebnis?
Ich bin eher der Typ für sich graduell entfaltende Erkenntnisse. Als Grundbaustein für unsere frühe Arbeit mit TLGG war es sicher elementar zu erkennen, dass die Community-Dynamiken, mit denen wir bei Frogster im Gaming-Bereich arbeiteten, mitnichten gamingspezifisch waren. Sie waren einfach logisch für „Menschen online“. Und würden in Verbindung mit dem Aufkommen sozialer Netzwerke spannende Folgen für Kommunikation und Dialoge haben.

Woran erkannten Sie, dass Sie es können, andere auf dem Weg in die Digitalisierung zu begleiten und diesbezüglich zu beraten?
Das wurde schon bei frühen Vorträgen deutlich, bei denen ich im Grunde nichts anderes als diese Erkenntnis ausformulierte. Die jedoch war für fast alle neu und augenöffnend, was dann schnell zu gemeinsamen Projekten und Erfolgen führte. Und seitdem entwickeln sich Kunden und Marken, die digitale Welt an sich und schließlich ich selbst einfach kontinuierlich weiter.

Was bedeutet für Sie eigentlich „Digitalisierung“?
Als globales Phänomen ist die Digitalisierung auf jeden Fall mehr als die Abbildung bis dato analoger Prozesse und Leistungen in Algorithmen und Programmen. Im Grunde ist Digitalisierung auch heute noch das Zusammenspiel der Trends und Entwicklungen, die Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee bereits 2014 als kennzeichnend für das „2nd Machine Age“ sahen. Die Digitalisierung im engeren Sinne, also die Softwarewerdung der Welt, wirkt dabei zusammen mit dem exponentiellen technologischen Fortschritt und der explodierenden Varianz immer neu kombinierbarer Innovationen und Entwicklungen. Das klingt vielleicht noch halbwegs überschaubar, aber im Wechselspiel dieser drei Elemente liegt das Potenzial, die Welt komplett auf den Kopf zu stellen.

Sie arbeiten mit namhaften Unternehmen, die es oft schon seit Jahrzehnten gibt und die von ihren Produkten, Dienstleistungen etc. leben. Welche Rolle spielt das Produkt in der Zeit der Digitalisierung?
Es ist vor allem der Produktbegriff selbst, der sich ändert und erweitert. Einst als Bonus wahrgenommene Zusatzleistungen, der Support, die Marken- und Unternehmenskommunikation, Präsenz und Auftritt an den vielen möglichen Kunden- und Nutzerschnittstellen, Wechselwirkungen mit anderen Produkten und Leistungen – all das und mehr darf als Teil des Produktes verstanden werden. Gerade an Kunden, deren Produkte traditionell als sehr simpel verstanden wurden – die Airline bringt mich sicher von A nach B – ist das sehr gut zu sehen. Da hat das Kernprodukt seine Differenzierungskraft längst verloren.

Wie reagieren Sie, wenn Kunden mit Ihren Vorschlägen nicht mitziehen wollen?
Ich versuche, die Gründe dafür herauszufinden. Dann setze ich entweder dort neu an oder gewinne durch die Gegenargumentation neue Erkenntnisse, die wiederum meine und unsere Vorschläge beeinflussen. Wir sind noch nie das Team Holzhammer gewesen, das sein Zukunftsbild beim Kunden durchdrücken will.

Viele Unternehmen suchen heute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit „digitalem Mindset“. TLGG auch?
Man kann es vielleicht so zusammenfassen, aber wir gehen das differenzierter an – schon allein deshalb, weil unter „digital mindset“ zwischen „hat 7 Startups gegründet“ und „trägt eine Applewatch“ viel Verschiedenes verstanden wird. Verständnis für den digitalen Wandel und seine Konsequenzen, ausgeprägte strategische und/oder kreative Fähigkeiten, Mut zum Experiment, Interesse an neuen Methoden, spannende Projekte und Ideen im Portfolio – darauf achten wir.

Mit was sind Sie zuletzt gescheitert?
Als Agentur haben wir kürzlich eine wichtige und spannende Kundin verloren, bei der wir sehr überzeugt davon waren, mit dem Know-how aus unserer bisherigen Arbeit einen gewaltigen Mehrwert zu bieten. Am Ende war es wahrscheinlich genau dieser Wissensvorsprung, der der Kundin nicht geheuer war.

Geknickt deswegen?
Bin ich betrübt? Klar. Bin ich am Boden? Nein. Geht’s an anderen Stellen mindestens genauso spannend weiter? Aber hallo.

Welche App verschafft Ihnen persönlich derzeit den größten Mehrwert?
Das Konzept Christoph Bornschein würde kaum funktionieren ohne E-Mail, Kalender und Netflix.

In welchem Ihrer Lebensbereiche haben Technik und Digitalisierung nichts zu suchen?
Beim Minigolf.

LL.M.-Messe: Amerikanische Universitäten zu Gast in München

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Eine Delegation namhafter amerikanischer Law Schools reist durch Europa und macht auch Station im Amerikahaus München, dem einzigen Tour-Ort in Deutschland. Dies ist für Sie die Gelegenheit, sich über unterschiedliche amerikanische LL.M.-Angebote in einem persönlichen Gespräch zu informieren. Vertreter*innen 16 amerikanischer Hochschulen, darunter Cornell University, UC Berkeley und Vanderbilt University, freuen sich darauf Sie kennenzulernen.

Zuvor erhalten Sie in einem Infovortrag Einblicke in ein amerikanisches LL.M.-Studium. Herr Dr. Markus Nauheim hat seinen LL.M. an der Duke University erworben und wird über seine Erfahrungen berichten.

Eintritt frei. Mehr Informationen unter www.amerikahaus.de
#llmfair2018

Kontakt:

Stiftung Bayerisches Amerikahaus gGmbH ● Austausch- und Studienberatung ● Barer Str. 19 a ● 80333 München ● Tel: 089-55 25 37-17 ● austausch@amerikahaus.de

Vitos Rheingau gGmbH

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Gesundheitswesen

Produkte/Dienstleistungen
Vitos Rheingau begreift sich als ein moderner Psychiatrie-Dienstleister mit einem differenzierten und vielseitigen Angebot für akut und chronisch psychisch kranke Menschen. Neben dem Vitos Klinikum Rheingau mit den Fachkliniken für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie gibt es deshalb mit den Institutsambulanzen und Tagesklinken weitere teilstationäre und ambulante Angebote für Kinder und Jugendliche und für Erwachsene. Dazu kommt ein differenziertes psychiatrisches Dienstleistungsangebot für Menschen mit chronischen Erkrankungen im Rheingau und in Wiesbaden, die zusätzlich zur medizinischen Betreuung individuelle Angebote zur Alltagsbewältigung, speziell zu den Aspekten Wohnen und Arbeiten benötigen. Im Auftrag des Landes Hessen nimmt das Unternehmen auch Aufgaben des Maßregelvollzugs in einer eigenständigen Klinik – der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie – wahr.

Anzahl der Standorte
Mit acht psychiatrischen Ambulanzen und sechs Tageskliniken versorgt das Klinikum psychisch erkrankte Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis, Hochtaunuskreis, Wiesbaden und im Rhein-Lahn-Kreis.

Anzahl der MitarbeiterInnen
Ca. 800

Gesuchte Fachrichtungen
Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik

Einsatzmöglichkeiten
Facharztausbildung

Einstiegsprogramme
Facharztausbildung und Famulatur

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Interview und Hospitation

Einstiegsgehalt
Nach TVöD-Ärzte VKA

Angebote für StudentInnen
Hospitation möglich
Möglichkeit eines Stipendiums in den letzten 4 Semestern

Logo Vitos Rheingau

Ansprechpartner
Referentin der Ärztlichen Direktion,
Frau Melanie Back

Anschrift
Kloster-Eberbach-Straße 4
65346 Eltville

Fon
06123-602-230

Fax
06123-602-666

E-Mail
melanie.back@vitos-rheingau.de

Internet
www.vitos-rheingau.de

karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2018 – Arbeitswelt ohne Hierarchie

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„Reporting to God“: Arbeitswelt ohne Hierarchie

Kreativ soll man sein, eigenverantwortlich und abenteuerlustig. Aber wie kann das funktionieren in einem Unternehmen mit formalen Hierarchien und strikten Aufgabenfeldern, gerade in Bereichen wie Wirtschaftsprüfung oder Steuerberatung? Damit die Transformation gelingt, rückt das Individuum zunehmend in den Mittelpunkt. „Reporting to God“ statt an den Chef ist die Erfolgsphilosophie. Das Credo: Die klassische Führungskraft existiert nicht mehr.

Wenn schon Chef, dann alle

Kreativ soll man sein, eigenverantwortlich und abenteuerlustig. Aber wie kann das funktionieren in einem Unternehmen mit formalen Hierarchien und strikten Aufgabenfeldern, gerade in Bereichen wie Wirtschaftsprüfung oder Steuerberatung? Damit die Transformation gelingt, rückt das Individuum zunehmend in den Mittelpunkt. „Reporting to God“ statt an den Chef ist die Erfolgsphilosophie. Das Credo: Die klassische Führungskraft existiert nicht mehr. Von André Boße.

Als Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater tätig sein und für die Arbeit den Begriff der Kreativität in Anspruch nehmen? Auf den ersten Blick äußerst unklug. Da reicht ein Blick in die gängigen Wirtschaftslexika, in jenem des Anbieters Onpulson wird zum Beispiel die „kreative Buchführung“ wie folgt definiert: „Eine kreative Buchführung ist die Schönung von Bilanzen mit buchhalterischen Tricks, Verschleiern der Finanzlage des Unternehmens, um es besser oder schlechter als in Wirklichkeit dastehen zu lassen.“ Kurzum: Wer es beruflich mit der Prüfung oder dem Controlling von Zahlen zu tun hat, sollte von der Kreativität lieber die Finger lassen. Sonst ist die Karriere schnell vorbei. Aber ist das noch so?

Im Top-Interview dieser Ausgabe fordert Bernd Heusinger, einer der erfolgreichsten Werber Deutschlands, eine „Kreativitätswende“ auch für diese prüfenden und kontrollierenden Berufe. „Spielerisch und kreativ“ sollten auch Wirtschaftsprüfer, Controller oder Steuerberater nach Lösungen suchen, sagt Heusinger. Nur dann gelinge es ihnen, die Vorteile von neuen digitalen Techniken wie Big Data und Künstlicher Intelligenz nutzbar zu machen.

Jobs ohne Beschreibung

Work Report 2019 von Ali Mahlodji

In seinem „Work Report“ für das Zukunftsinstitut definiert Ali Mahlodji vier Trends, die die Arbeitswelt in naher Zukunft prägen werden:

  1. „Social Entrainment“:
    Die Aufgabe lautet, einen gemeinsamen Groove zu finden.
  2. „Pro-Aging Goes Real“:
    Die Weisheit der erfahrenen Kollegen muss genutzt werden.
  3. „Inside the Box Revolution“:
    Unternehmen ändern sich von innen heraus, Treiber sind die Ideen der Mitarbeiter.
  4. „Playful Work“:
    Unternehmen müssen eine spielerische Kultur etablieren, die Grenzen zwischen ernsthafter Arbeit und freudvollem Spiel lösen sich auf.

www.zukunftsinstitut.de/artikel/work-report-2019

Was also nun, kreativ oder wie gehabt akkurat? Ergänzt sich das – oder schließt es sich aus? Und woher weiß ich als Einsteiger, worauf es meiner Führungskraft und dem Unternehmen wirklich ankommt? Die Sache ist kompliziert. Und das wird sich auch nicht mehr ändern. Für Ali Mahlodji ist das Zeitalter der klaren Berufsbezeichnungen gänzlich vorbei:

„Sichere Jobtitel für die Zukunft zu planen, gleicht dem Reiben der Wunderlampe, in der Hoffnung, dass ein genialer Flaschengeist die Antwort auf die Frage weiß, welche Ausbildung uns in den Hafen der Sicherheit bringt“, schreibt er in seinem „Work Report 2019“, den er für das Frankfurter Zukunftsinstitut verfasst hat. Für ihn seien Jobtitel „Schall und Rauch“, Job-Beschreibungen ein „verzweifelter Versuch, strukturelle Sicherheit zu erhalten“: „Die fortschreitende Automatisierung verlangt Einschnitte und fordert ohne Kompromisse den Wandel des Mitarbeiters vom Träger der Job-Description hin zum Schöpfer einer selbst definierten und wandelbaren Tätigkeit mit allen ihren wunderbaren und verantwortungsvollen Seiten.“

Ali Mahlodji, Co-Founder von Internet- Startups und Business-Speaker für Top-Manager, hat eine Biografie, die sich jeglicher einfachen Beschreibung entzieht. Sein erstes Buch trägt den Titel „Und was machst du so?“. Für die Antwort benötigt er mehr als 300 Seiten. Und die lesen sich alle spannend.

Ganz kurz die Eckdaten: Geboren wurde Mahlodji 1981 in Teheran. Als er zwei Jahre alt war, floh seine Familie aus dem Iran nach Österreich. In seiner Kindheit und Jugend war er verunsichert, er brach die Schule kurz vor der Matura ab, weil er Panik vor der mündlichen Prüfung hatte. Über Nebenjobs sammelte er Selbstbewusstsein, holte die Matura nach, studierte an der Fachhochschule Technikum in Wien. Er arbeitete rund um die Uhr, dann die Diagnose: Burnout.

Danach lud er sein Leben mit Sinn auf, er arbeitete in der Bildung, war Co-Gründer des Portals whatchado, das Nutzern hilft, ihre Berufung zu finden. 2015 gab er dort den CEO-Posten ab, nun ist er als Botschafter in Sachen Berufung unterwegs – als EU-Jugendbotschafter auf Lebenszeit, als Business- Speaker, der den Top-Managern der großen Konzerne erklärt, wie die Generationen Y und Z ticken, wie die digitale Transformation gelingen kann.

„Reporting to God“ – nicht an einen Chef

Für Ali Mahlodji ist der entscheidende Faktor nicht, wie gut die digitale Technik ist, mit der sich ein Unternehmen aufrüstet, oder wie detailgenau die Abteilungen durchstrukturiert sind, mit den richtigen Posten und Bezeichnungen an jeder Glastür. In seinem „Work Report“ schreibt er, welcher Faktor wirklich darüber entscheidet, ob die Transformation gelingt: „die Entwicklung der Mitarbeiter hin zu selbstwirksamen Individuen, die unabhängig von einer Entscheidungsinstanz, die über ihnen thront, agieren.“

Fragt man Führungskräfte, was für einen Typus von Mitarbeitern sie sich wünschen, die meisten würden sich darauf einigen, dass es gut ist, eine Belegschaft zu haben, die eigeninitiativ tätig ist, die Lust auf Wandel hat und selbstbewusst zu Werke geht – gerade weil sie sich klarmacht, dass die Antworten auf die Herausforderungen noch nicht feststehen. Nur eines ist sicher: Die Lösung kann heute nicht mehr lauten, es so zu machen, wie man es schon immer getan hat.

Jobs selbst definieren

Mahlodji arbeitet heraus, dass es ein Widerspruch ist, das berufliche Abenteurer in ein strukturelles Korsett stecken zu wollen. Er zitiert eine Studie, nach der 58 Prozent der Manager sagen, die „Verteidigung der Strukturen“ durch die Mitarbeiter stelle das größte Hindernis bei der Transformation der Arbeitswelt dar. Kurzum: Die Leute sind nicht kreativ, sondern verteidigen ihre Posten.

Emotionale Intelligenz: Der Abschied von der Sachlichkeit

Eingeführt wurde der Begriff der Emotionalen Intelligenz (EQ) bereits Mitte der 1990er-Jahre durch den gleichnamigen Bestseller von Daniel Goleman. Doch während sich die Neuro- und Geisteswissenschaften schon lange intensiv mit der Auswirkung der Emotionen auf unser Handeln beschäftigen, „finden sie in der Wirtschaft nur dann statt, wenn sie nicht stören“, schreibt Markus Hornung im Vorwort seines Buches „Der Abschied von der Sachlichkeit“. Das führe dazu, „dass wir die letzte Bastion der Selbstverantwortung – die eigenen Werte und Emotionen – in fremde Hände legen.“ Das Buch zeigt, wie sehr tragfähige Entscheidungen und Emotionen zusammenhängen. Cover Der Abschied von der SachlichkeitMarkus Hornung: Der Abschied von der Sachlichkeit. Wie Sie mit Emotionen tatsächlich für Bewegung sorgen. Business Village, 2018. 24,80 Euro. Jetzt kaufen bei Amazon

Mahlodji gibt zu bedenken: „Was jedoch übersehen wird, ist, dass dieselbe Belegschaft die letzten Jahre dafür eingesetzt wurde, Strukturen zu bauen und diese zu verteidigen.“ Die Mitarbeiter machen also nur ihren Job. So wie beschrieben. Aber genau das ist eben nicht mehr zeitgemäß: Mahlodji fordert einen Wandel von beschriebenen Jobs hin zu selbstdefi nierten Jobs.

Und er denkt das konsequent zu Ende: Die Verantwortung, wie Arbeit gestaltet sein müsse, sei nicht mehr Sache des Managements, das aus der Vogelperspektive beobachte und bewerte. Vielmehr entspringe diese dem innersten Verständnis des Mitarbeiters, der mit Hilfe eigener Kompetenz wie Emotionaler Intelligenz für sich entscheidet, was das Unternehmen braucht, wie er ihm helfen kann.

„Jeder Mitarbeiter in einem Unternehmen muss nicht mehr dem Chef reporten, sondern Gott als letzter Instanz“, schreibt Mahlodji. „Reporting to God“ – so nennt er dieses Kapitel. „Das bedeutet im Umkehrschluss, man ist nur noch sich selbst für das, was man tut, Rechenschaft schuldig und keiner anderen Instanz.“ Nehmen die Unternehmen dieses Prinzip ernst, müssen sie jedem Individuum in ihrer Organisation Vertrauen entgegenbringen. „Wo früher wenige Personen für die Stabilität der Organisation gesorgt haben, entsteht ein Netz, in welchem jeder einzelne Mensch als Knoten für Stabilität sorgt“, schreibt Mahlodji. Er nennt das „Field Of Stars“, eine Art Sternenbild, charakterisiert durch die Leuchtkraft jedes Einzelnen. Wobei hier jeder Stern eben gleich leuchtet. „Die klassische Führungskraft existiert nicht mehr. Personen, die heute noch die Rolle der Führungskraft innehaben, müssen sich in Zukunft daran gewöhnen, Teil des Gesamten zu sein, oder das Unternehmen verlassen.“

Hierarchie und Machtmissbrauch

Das ist konsequent. Und auch ein bisschen romantisch. Ist es auch naiv? Kann eine Arbeitswelt ohne hierarchische Strukturen funktionieren, in der man nicht mehr für den Chef arbeitet, sondern das, was man tut, vor sich selbst rechtfertigt – nicht mehr vor einer strukturell verordneten Instanz? Markus Fischer ist Coach und Experte für die zwischenmenschliche Ebene in Unternehmen, er leitet die Agentur „Kultur wandeln“. Das Ziel: Mensch und Wirtschaft in Einklang zu bringen. Üblich war, genau dies über eine Hierarchie zu versuchen. Lagen die Unternehmen jahrelang falsch?

Oberflächlich wird Hierarchie oft als langsam und nicht agil genug gesehen. Das hat in den meisten Fällen aber nichts mit Hierarchie an sich, sondern mit einem falschen Machtverständnis zu tun“, sagt Fischer. Man dürfe Hierarchie und Machtmissbrauch nicht verwechseln: „Denn das schafft Probleme, weil man häufig denkt, man verhindert Machtmissbrauch indem man Hierarchie abschafft. Ein großer Irrtum. Denn in Organisationen ohne formale Rangordnung gibt es oft sehr viel Machtmissbrauch.“

Aus der Praxis: Holokratie im Umternehmen

Als weltweit größtes Unternehmen ohne Chef gilt der US-Online-Händler Zappos. Organsiert hat sich die Firma laut Eigenbeschreibung unter dem Prinzip einer Holokratie: Die Macht wird auf jeden Einzelnen verteilt, das Top-Down- Paradigma wird aufgelöst. Gründer Tony Hsieh wird wie folgt zitiert: „Studien zeigen: Jedes Mal, wenn sich die Größe einer Stadt verdoppelt, steigen die Innovationskraft und die Produktivität pro Bewohner um 15 Prozent. Wenn dagegen Unternehmen wachsen, sinken Innovationskraft und Produktivität der Mitarbeiter. Wir versuchen daher, Zappos wie eine Stadt zu strukturieren – und weniger wie eine bürokratische Firma.“

www.zapposinsights.com/about/holacracy

Hinzu komme, dass der Umgang mit dem Machtmissbrauch schwieriger sei, weil es keine klaren Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten mehr gebe. Markus Fischer plädiert daher für einen Mittelweg – oder besser: für Unternehmen, die das Bedürfnis eines jeden Mitarbeiters respektieren: „Organisationen müssen sich so strukturieren, dass sie den Menschen so akzeptieren und integrieren wie er ist. Viele Menschen sind heute bereit und fähig, mehr Selbstverantwortung zu übernehmen. Dann kann mehr Selbstorganisation funktionieren.“

Aber es gebe eben auch viele Mitarbeiter, die nicht dazu bereit oder fähig sind. „Die möchten klare Anweisungen und sind zufrieden, wenn sie diese gut ausführen. Auch das muss im Unternehmen möglich sein.“

Emotionale Intelligenz

An dieser Stelle bleiben die Führungskräfte wichtig: Nimmt eine Unternehmenskultur Rücksicht auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter, stehen sie an der Schaltstelle, um die richtigen Einstellungen vorzunehmen. Im Idealfall betrachten sie jedes Team immer neu, analysieren, wie hoch der Grad an Selbstverantwortung ist – und entscheiden auf dieser Basis, wie sie ihre Führungsrolle wahrnehmen. Um diese Analyse treffen zu können, benötigen Führungskräfte ein hohes Maß an Emotionaler Intelligenz.

Sie müssen nämlich nicht nur den fachlichen Output eines Teams betrachten, sondern eben auch erkennen, aus was für Typen und Charakteren dieses Team zusammengesetzt ist. Handelt es sich um eigenverantwortliche Abenteurer, kann die Führungskraft das Team sich selbst überlassen – hier funktioniert Mahlodjis Ansatz „Reporting to God“. Zeigt sich aber, dass die Gruppe dann besser funktioniert, wenn Strukturen und eine formale Hierarchie erkennbar sind, sollte die Führungskraft diesen Job übernehmen – und vielleicht auch nur so lange, bis das Team seine Abenteuerlust entdeckt hat. Dann kann sich die Führungskraft auch hier zurückziehen: So viel Agilität und Flexibilität muss sein.

„Kreativiert euch!“: ein Plädoyer für mehr Schöpfungskraft

Als Co-Gründer der hochdekorierten Werbeagentur Zum goldenen Hirschen zählt Bernd Heusinger (54) zu den kreativen Köpfen des Landes. Sein Buch „Kreativiert euch!“ ist ein Plädoyer für mehr Schöpfungskraft in vielen Bereichen. Der Ansatz: Kreativität bringt Deutschland nach vorne. Im Interview erzählt Bernd Heusinger, warum Kreativität auch in der Wirtschaftsprüfung oder Steuerberatung nicht nur möglich, sondern in Zukunft sogar essentiell ist. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Bernd Heusinger wurde 1964 in Fürth geboren und studierte Publizistik, Theaterwissenschaften und Germanistik in Berlin. Zunächst arbeitete er als Journalist und Konzeptionist unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, das Lifestyle- Magazin Tempo, SAT.1 und RTL. Anfang der 1990er Jahre begann er als Werbetexter bei der Agentur Springer & Jacoby, wo er Marken wie Mercedes- Benz betreute. 1995 gründete er gemeinsam mit Marcel Loko die Werbeund Ideenagentur „Zum goldenen Hirschen“, aus der 2005 die Hirschen Group GmbH hervorging. Diese besteht mittlerweile aus den Agenturen Zum goldenen Hirschen, Ressourcenmangel und Freunde des Hauses sowie aus den Consulting-Firmen 365 Sherpas (Public Affairs & Policy Advice), VORN Strategy Consulting (Marken- und Digitalisierungs-Beratung) und Health Angels (Healthcare Consulting). Bernd Heusinger führt die 700-köpfige Agenturgruppe als Co-CEO.

www.hirschen.de

Herr Heusinger, viele betrachten den digitalen Wandel der Arbeitswelt weiterhin skeptisch. Zurecht?
Bei der Digitalisierung geht es mehr und mehr um Techniken wie Automatisierung und Roboterisierung, einhergehend mit dem Siegeszug der Künstlichen Intelligenz. Das heißt konkret: Viele menschliche Tätigkeiten, die keinerlei Kreativität voraussetzen, werden in den nächsten Jahren von Maschinen übernommen. Klar, das erscheint zunächst einmal eine negative Folge des Wandels zu sein, denn diese Jobs werden früher oder später verschwinden. Was aber nicht heißt, dass der Mensch nicht mehr gebraucht wird. Im Gegenteil, seine Kreativität wird mehr gefragt sein denn je.

Ist dieser kreative Blick auf die Arbeit für Deutschland ungewohnt?
Nein, überhaupt nicht, er hat eine lange Tradition. Mit Kreativität meine ich dabei nicht etwa die Kreativität der Werbebranche, also bunte Bilder zu entwerfen oder gute Sprüche zu texten. Ich meine die Kreativität des schwäbischen Erfinders, der eine neue Maschine entwickelt. Ich meine aber auch die Kreativität eines Softwareentwicklers, der eine App erfindet, die eine Tätigkeit übernimmt, die vorher große Mühe gemacht hat. Oder die Kreativität eines Uni-Dozenten, der sich Gedanken dazu macht, wie er seine Seminare so gestaltet, dass die Studenten auch wirklich proaktiv mitdenken. Kreativität ist für die Entwicklung der deutschen Schaffenskraft und der Wirtschaft schon immer wichtig gewesen. In den kommenden Jahren wird sie noch mehr Bedeutung gewinnen, und dazu werden erfolgreiche Unternehmen mehr denn je in die „Kreativierung“ ihrer Mitarbeiter investieren.

Welche Strukturen sind in dieser neuen kreativen Arbeitswelt wichtig?
Erstens muss das Unternehmen kreative Freiräume schaffen, also Strukturen bieten und Arbeitsweisen etablieren, die sich von den hierarchischen und schematischen Strukturen unterscheiden, die in den 1960er-Jahren eingeführt worden sind.

Es muss eine Freude an neuem Denken spürbar sein, Sprüche wie: „Das haben wir doch schon immer so gemacht“, die darf es nicht mehr geben.

Heißt konkret?
Es muss eine Freude an neuem Denken spürbar sein, Sprüche wie: „Das haben wir doch schon immer so gemacht“, die darf es nicht mehr geben. Tatsächlich sind auch freie Räume bedeutsam. Man schmunzelt vielleicht mittlerweile über gemeinsame Räume zum Kickern oder Tischtennisspielen, wie man sie im Silicon Valley findet, aber da ist schon was dran: Räume zu bieten, in denen eben nicht die klassische Arbeitsroutine im Vordergrund steht, sondern in denen man sich in einem anderen Kontext begegnet. Ob man da jetzt Tischtennis spielt, sich gemeinsam einen Kaffee zieht oder was anderes macht, spielt keine Rolle. Hauptsache es gibt einen Ort, an dem sich kreative Köpfe tatsächlich frei austauschen können.

Und welche Kompetenzen muss der kreative Kopf mitbringen?
Ich glaube, dass Empathie eine sehr wichtige Qualifikation ist. Stellen Sie sich ein Hotel vor, in dem ein neues Buchungs- und Check-in-System eingeführt wird, das geht jetzt alles automatisch. Was macht also der Hotelangestellte? Im besten Fall fühlt er sich wegen des neuen Systems nicht überflüssig, sondern versucht Ideen zu entwickeln, die das positive Erlebnis der Gäste noch steigern können. Dafür muss man sich in die Gäste hineindenken können, man braucht auch eine kreative Problemlösungskompetenz, die über die Fähigkeit eines Computers hinausgeht – weil dieser eben nicht mit einem Blick erkennt, dass sich der eine Gast über eine kostenlose Zeitung freut und der andere über Tipps, wo er am Abend eine gute Pizza bekommt. Auf andere Unternehmen übertragen: Es wird immens wichtig werden, die Bedürfnisse der Kunden und Mitarbeiter erstens zu erkennen und zweitens Lösungen zu entwickeln, diese zufriedenzustellen. Dafür benötigt man Empathie und Kreativität. Und daher sind diese beiden Faktoren entscheidend, um in den kommenden Jahren eine gute Karriere zu machen.

Gilt das auch für Jobs in Wirtschaftsprüfungs- oder Steuerberatungsgesellschaften? Oder fürs Controlling?
Ja, klar. Auch hier erhält die Arbeit eine zusätzliche kreative Dimension, wenn der Mitarbeiter die Zahlen nicht nur einlesen und auswerten lässt und dann an den Kunden oder den Kollegen weitergibt. Interessant wird es doch in dem Moment, wenn ich die Big Data-Kompetenzen des Systems nutze und spielerisch sowie kreativ nach Möglichkeiten suche, wie sich zum Beispiel ein Problem mit der Liquidität anders lösen lässt, als es bislang üblich war. Zum Beispiel eine Alternative zur Aufnahme eines Kredits entwickeln, vielleicht eine Ausgründung andenken oder eine Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen. Um es kurz zu sagen: Die Daten sind die Grundlage, die Lösung ist kreativ. Und weil es schon bald so sein wird, dass alle Unternehmen nahezu über die gleiche Datengrundlage verfügen, wird das, was ich kreativ daraus mache, zum Erfolgsfaktor. Was auch dazu führt, dass Kreativität nicht mehr so sehr von Hierarchien abhängt: Jeder soll und kann Ideen einbringen.

Empathie und Kreativität sind die beiden entscheidenden Faktoren, um in den kommenden Jahren eine gute Karriere zu machen.

Schließen sich Hierarchie und Kreativität aus?
Nicht unbedingt, denn wenn eine Idee im Raum ist, also Kreativität stattgefunden hat, dann braucht es einen Weg, um die besten Ideen herauszufiltern und diese anschließend nutzbar zu machen. Um es konkret zu machen: Angenommen, wir arbeiten an einer Strategie für einen großen Autohersteller, für die vier Teams parallel Ideen entwickeln. Da liegen dann 20 Entwürfe auf dem Tisch, und nun benötigen wir schon eine hierarchische Ebene, die entscheidet, welche fünf weiterverfolgt werden und welche eine Idee dann dem Kunden vorgeschlagen wird. Gut, man kann darüber auch abstimmen, aber auch ein kluger Chef, der die Entscheidung trifft, macht damit nicht die Kreativität zunichte. Der Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder hat am Ende auch alle künstlerischen Entscheidungen gefällt – und das Ergebnis war dennoch durchaus kreativ. (lacht)

Wobei Unternehmen schon anders funktionieren sollten als Filmsets in den 1970er-Jahren.
Auf jeden Fall. Entscheidend ist, dass jeder für sich erkennt, dass seine Kreativität gefragt ist. Und dass man diesen Freiraum nutzt. Ein Beispiel, vor vielen Jahren ist ein kreativer Mensch in einem Bahnhof unterwegs gewesen und hat gesehen, wie sich die Reisenden an ihren Koffern abgeschleppt haben. Beim fünften schwitzenden Mann, der ihm entgegenkam, dachte er sich vielleicht: Muss das wirklich sein, dass alle diese schweren Koffer tragen? Kurz danach erfand er den Trolley, also einen Koffer mit Rollen, den man ziehen kann und nicht mehr schleppen muss. Was ich damit sagen will: Jeder, der etwas sieht, das nach Änderung schreit, kann diese anstoßen.

Wie können Unternehmen Ihre Mitarbeiter dazu bringen?
Es muss eine Kultur der Ermunterung geben. In unserer Agenturgruppe sagen wir ganz klar, dass die Ideen nicht nur von den Kreativdirektoren kommen sollen und dass es keinen Bereich gibt, in dem man nicht auch kreativ arbeiten kann, sei es im Office-Management, in der Markenerlebnis- Agentur, bei den Healthcare- Spezialisten oder eben auch in der Finanz-Abteilung. Wichtig ist dabei, dass Ideen auch dann in den Raum geworfen werden, wenn sie noch nicht von allen Ecken beleuchtet worden sind. Oft zeigt das direkte Feedback den Wert einer Idee, deshalb sollte man sich nicht scheuen, sie zu teilen. Oft entsteht dann eine Art Pingpong- Spiel: Jemand wirft die Idee rein, jemand anders reagiert darauf und sagt, prinzipiell super – aber nicht so. Dann geht es hin und her, man spinnt weiter herum, prüft, rechnet durch, stachelt sich gegenseitig an – und bringt die Lösung am Ende auf ein ganz neues Level – genau das ist Kreativität, die am Ende wirtschaftliche Erfolge bringt!

Cover Kreativiert Euch„Kreativiert euch! Damit Deutschland wieder genial wird“

Zusammen mit seinen Hirschen- Kompagnons Marcel Loko und Martin Blach fordert Bernd Heusinger in dem Buch „Kreativiert euch!“ eine Kreativitätswende für die gesamte Gesellschaft. Die Autoren zeigen auf, dass Kreativität die beste Antwort auf den Siegeszug der Künstlichen Intelligenz ist. Eine der Kernforderungen des Buches: die Einführung von Kreativitätsunterricht an den Schulen und eines Kreativministeriums in der Regierung.

Bernd Heusinger, Marcel Loko, Martin Blach: Kreativiert euch! Damit Deutschland wieder genial wird. Europaverlag 2018. 20 Euro Jetzt kaufen bei Amazon

Digitalisierung gestalten

Die Branche des Wirtschaftsprüfers ist dynamisch und vielseitig, dabei bietet sie ein attraktives Arbeitsfeld für Berufseinsteiger. Wirtschaftswissenschaftlern eröffnen sich gute Chancen: Das gilt besonders für diejenigen, die das Potential der Digitalisierung erkennen und die Trends überblicken. Elisa Maifeld

Digitalisierung ist für die Handelsbranche von entscheidender Bedeutung. Damit die Transformation gelingt, braucht es kreative Köpfe. Eine Studie des Digitalverbands Bitkom zeigt: 66 Prozent der Handelsunternehmen betrachten die Digitalisierung als große Herausforderung, 55 Prozent haben Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. Das bedeutet konkret: Hochschulabsolventen, die digitales Knowhow mitbringen, werden dringend gesucht. Besonders hilfreich ist es für Berufseinsteiger, die wichtigsten Trends zu kennen. In der Studie „The top retail technology investments in 2018“ zeigt das US-Marktforschungsunternehmen Forrester diese auf und analysiert, in welche Technologien die Handelsunternehmen investieren.

Drängende Kernthemen – das ist „hot“:

Der Schlüssel zum Erfolg, so Forrester, liegt neben der Künstlichen Intelligenz und Machine Learning sowie Analytics vor allem auf Omni-Channel, Digitale Stores und Personalisierung. Wer diese Prioritäten identifiziert, verbindet und kontextualisiert, kann eine erfolgreiche Strategie entwickeln, um die einzelnen Schritte der digitalen Interaktion genussvoll zu gestalten. Das E-Commerce- Versandhaus für Möbel und Accesoires Wayfair punktet beispielsweise mit einer App, die die Produkte maßstabgetreu in den eigenen vier Wänden abbildet.

Wichtige Themen und Nischen – das ist „auf dem Radar“:

Die befragten Unternehmen nehmen Kundenwünsche wie etwa Lieferung am gleichen Tag, Personalisierung und digitale Ansprache ernst und sind nach ihrer Einschätzung auch gut aufgestellt. Auf dem Radar sind darüber hinaus auch Themenfelder rund um automatisierte Kassen, Chatbots, Abo-Services und erfahrbare (physische) Schauplätze. In Zukunft könnten sie noch wichtiger werden, so die Einschätzung.

Interessante Themen, die aber noch nicht beim Kunden angekommen sind – das ist „Hype“:

Dem Internet of Things (IoT) und Virtual/ Augmented Reality wird weniger Gewicht beigemessen. Zwar sind die Macher bereit, herausstellen muss sich aber noch der Wert für die Konsumenten beziehungsweise was eher als Spielerei durchgeht. Weniger Investitionen sind darüber hinaus eingeplant für Marktplätze, progressive Web-Apps und Conversational Commerce, also die Verwendung von Messaging-Diensten und Chats.