Wie können durch innovative Arbeitsgestaltung Impulse für die Zukunftsfähigkeit industrieller Unternehmen und für die Entwicklung strukturschwacher Regionen gewonnen werden? Können Beschäftigte von digitalen Technologien und virtualisierten Arbeitsprozessen profitieren? Ist Homeoffice auch für Fachkräfte in Industrie und Handwerk denkbar? Diese Fragen sind vor allem für Regionen im Strukturwandel von zunehmender Bedeutung, denn die Leistungs-, Anpassungs- und Innovationsfähigkeit in industriellen und produktionsnahen Betrieben ist eng verbunden mit der Attraktivität der Region als Wirtschaftsstandort und als Lebensumfeld. Von Dr. Volker Hielscher, Geschäftsführer des Instituts für Sozialforschung und Sozialwirtschaft (iso) e.V.
Die genannten Herausforderungen geht das Projekt „Virtuelle Arbeitsgestaltung & Technologien für Innovationen im Strukturwandel“ (ViSAAR) an, das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Im Rahmen des Vorhabens arbeiten vier Institute aus dem Bereich der Wirtschaftsinformatik, der Produktionstechnik, der Unternehmensförderung und der Arbeitsforschung und sieben mittelständische Unternehmen des Saarlands zusammen.
Ziel des Projekts ViSAAR ist es, kleine und mittelständische Unternehmen in strukturschwachen Regionen des Saarlands durch innovative organisatorische und digitale Lösungen im Bereich des ortsunabhängigen Arbeitens zukunftsfähig aufzustellen. Auch jenseits der Corona-Krise ist dieses Thema für viele Unternehmen und Beschäftigte von einer strategischen Bedeutung. Die virtuelle Steuerung, die digitale Abwicklung der Prozesse und die Integration virtueller Aktivitäten in reguläre ortsgebundene Tätigkeiten erfordern einen Wandel in den Unternehmen, bei den Führungskräften und den Belegschaften. Besonders kommt es darauf an, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Handhabung neuer Geräte und digitaler Anwendungen sowie bei der Entwicklung neuer Arbeitsroutinen zu unterstützen. Deshalb werden die Belegschaften bereits frühzeitig bei der Konzi-pierung der betrieblichen Maßnahmen und Projekte beteiligt.
Welche Maßnahmen in den einzelnen Verbundunternehmen durchgeführt werden, hängt vom betriebsindividuellen Bedarf ab und könne sich dabei auf unterschiedliche Handlungsfelder beziehen:
Virtuelle Führung: z. B. ortsunabhängige Interaktionsunterstützung für Mitarbeitende, dashboard-basiertes Management, Steuerung am Digitalen Zwilling
Virtuelle Kollaboration: z. B. wissensintensive Zusammenarbeit von Mensch zu Mensch und von Mensch zu Technik über Distanzen hinweg
Virtuelle Mobilität: z. B. mobiles Arbeiten für jeden Einzelnen, Flexibilisierung des Arbeitsortes, Klimaschutz durch Reduzierung von Reisetätigkeiten
Virtuelle Produktion: z. B. Produktionsassistenz während der Arbeitsdurchführung, Optimierung automatisierter Prozesse
Virtuelles Coaching: z. B. orts- und zeitunabhängige Aus- und Weiterbildung, Remote-Schulungen am Arbeitsplatz.
Mit den Unternehmen werden Modelle entwickelt, erprobt und in einen Regelbetrieb überführt. Hierbei werden einerseits eher bodenständige Lösungen realisiert, etwa die virtuelle Unterstützung bei der Einrichtung von Baustellen und der Einhaltung der Arbeitssicherheit oder die Remote-Assistenz von Servicetechnikern. Andererseits kommen auch komplexe Technologiekonzepte zum Tragen, zum Beispiel die weltweite technische Inspektion von Kraftwerksanlagen, die von Deutschland aus gesteuert wird.
Die Umsetzung in den Unternehmen erfolgt unter intensiver Mitwirkung von technischen Fach- und Führungskräften. Die beteiligten Ingenieurinnen und Ingenieure bringen dabei nicht nur ihre Kompetenzen für die technische Realisierung ein, sondern auch ihre Fähigkeiten, die vielfältigen Bedarfe im Betrieb zu erkennen und in nachhaltige Lösungen einfließen zu lassen. Die Konzeption dieser Lösungen erfolgt gemeinsam mit den Unternehmen in einem interdisziplinären Team von Ingenieur*innen aus der Produktionstechnik, von IT-Experten*innen, Sozialwissenschaftler*innen und Unternehmensberater*innen.
Als Ergebnis entstehen betriebliche Leuchtturmprojekte, die in die Region ausstrahlen sollen. Dies geschieht zum einen über Veranstaltungen mit regionalen Multiplikatoren wie Wirtschaftsförderern, Verbänden und Kammern. Zum anderen werden zu bestimmten Themen und Fragestellungen Expert-Groups eingerichtet, in denen die ViSAAR-Unternehmen, technische Expert*innen und Arbeitsforscher*innen zusammenwirken. So wurde in der Startphase eine Expert- Group zum Thema Changemanagement aufgelegt, um das „Anschieben“ der betrieblichen Projekte und die Beteiligung der Belegschaften zu unterstützen. Für Fragen der technischen und organisatorischen Gestaltung virtueller Arbeit sollen weitere dieser themenbezogenen Treffen folgen. Perspektivisch sollen die Expert-Groups auch für andere Unternehmen der Region geöffnet und somit Lernprozesse von den Vorgehensweisen und Lösungsansätzen des ViSAAR-Projekts ermöglicht werden. Die Ergebnisse des Projekts werden unter dem Blickwinkel der möglichen Innovationsimpulse für Unternehmen und Region sowie mit Blick auf die Arbeitsqualität der technischen Fachkräfte evaluiert.
Gutgekleidete Avatare
Wenn künftig immer mehr Menschen als Avatare zusammenarbeiten sollen, will auch die Mode- und Konsumgüterindustrie ihren Anteil daran haben. Verschiedene Unternehmen machen sich bereits Gedanken dazu, wie sie Avatare mit virtuellen Produkten bestücken können. Laut dem amerikanischen Sender CNBC hat Nike bereits Markenanmeldungen für virtuelle Turnschuhe und Kleidungsstücke eingereicht. Das Unternehmen gründete dafür ein Start-up, das digitale Sneaker und weitere Sammlerstücke entwirft. Zusammen mit einem Künstler wurden bereits drei Sneakermodelle für 3.000, 5.000 und 10.000 Dollar herausgegeben, die schon von über 600 Personen für ihre Avatare gekauft wurden. Der Showroom für die Kleidung befindet sich bei Nikeland auf der Online-Spieleplattform Roblox.
Im Oktober 2021 wurde in Berlin der KI Park gegründet. Dieser will bis 2030 Deutschlands und Europas Rolle als globaler KI-Technologieführer sichern. Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Sabina Jeschke erklärt, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Die Fragen stellte Sabine Olschner
Wann wurden die Grundlagen für den KI Park gelegt? 2019 war Deutschland in vielen der aufstrebenden technologischen Bereiche, etwa bei der Batterietechnik, beim autonomen Fahren und auch bei der künstlichen Intelligenz, nicht mehr führend. Es gab zu wenige Start-ups, die sich mit dem Thema befassten, zu wenige Treffpunkte, an denen KI-Expert*innen zusammenkommen konnten, und zu wenig Risikokapital für neue Gründungen. So entstand bei Deloitte und Investa Real Estate der Wunsch, einen „Campus für KI“, den KI Park, ins Leben zu rufen. Die Berater*innen von Deloitte wollten das Thema Künstliche Intelligenz in Deutschland mit einem ganz neuen Schwung nach vorn bringen. Und der Immobilienentwickler Investa hatte mit dem Marienpark in Berlin die passende Immobilie, aus der man einen Campus machen konnte. Zusammen wollten sie ein Ökosystem für Menschen aus der KI-Szene schaffen.
Welche großen Themen in der künstlichen Intelligenz müssen wir heute bearbeiten, wenn wir in den nächsten Jahren weltweit vorne mit dabei sein wollen?
Was hat sich seit 2019 getan? Im Jahr 2021, als ich den Vorsitz für den KI Park übernahm, sah es mit der Entwicklung der künstlichen Intelligenz in Deutschland bereits anders aus. Inzwischen gibt es in vielen Universitäten und größeren Städten Acceleratoren mit dem Schwerpunkt Künstliche Intelligenz, die Start-ups unterstützen und fördern. Daher stehen jetzt andere Fragen im Mittelpunkt: Welche großen Themen in der künstlichen Intelligenz müssen wir heute bearbeiten, wenn wir in den nächsten Jahren weltweit vorne mit dabei sein wollen? In welchen Bereichen wird der Technologiekampf wirklich entscheidend? Dazu gehören zum Beispiel die Felder Quantencomputing, Mobilfunkstandards 5G und 6G oder Explainable AI. Diese Themen wollen wir mit dem KI Park pushen. Wir streben einen großen Wurf an, einen wirklich bedeutenden Schritt nach vorn.
Wie soll das konkret funktionieren? Fast alle Start-ups stehen vor den gleichen Problemen: Sie benötigen vernünftige und finanzierbare Flächen für ihre Geschäftsräume, die bei Bedarf schnell und unkompliziert vergrößert werden können. Sie brauchen Rechtsbeistand, Steuerberater, eine Infrastruktur für die Telekommunikation, Zugang zu Bibliotheken, zu Software, zu Clouds und High Perfomance Computing. Weil jedes Start-up bei all diesen Fragen wieder von vorn beginnen muss, geht viel Kraft und Zeit nicht in die Produktentwicklung – da aber gehört sie hin. Unsere erweiterten Services unterstützen die Start-ups dabei, dass sie fokussiert an ihrem Produkt arbeiten und es weiterentwickeln können. Dadurch werden sie schneller, weil sie weniger administrativen Aufwand haben, um ihr Unternehmen überhaupt erst einmal ans Laufen zu bekommen. Künftig wollen wir auch bei der Finanzierung helfen, indem wir einen Pool an Investoren schaffen, mit denen sich unsere Start-ups in einem effizienten Prozess verknüpfen können. Darüber hinaus bieten wir Weiterbildungen, Schulungen und Netzwerkveranstaltungen an. Die Startfinanzierung ist durch die zwölf Gründungsmitglieder gesichert. Derzeit bauen wir weitere Partnerschaften auf, insbesondere auch für die Finanzierung der Start-ups.
Der Einfluss künstlicher Intelligenz auf die Gesellschaft
Die Volkswagenstiftung fördert sieben Projektkonsortien aus den Gesellschafts- und Technikwissenschaften mit insgesamt 9,8 Mio. Euro. In Projekten wie „Towards Responsible AI in Local Journalism“, „The Answering Machine“ oder „From Machine Learning to Machine Teaching (ML2MT) – Making Machines AND Humans Smarter“ antizipieren die Forschenden die Auswirkungen der KI auf die Gesellschaft und wie man diese positiv gestalten könnte.
Was muss ein Start-up tun, um dieser Unterstützung profitieren zu können? Wichtig ist uns, dass es sich um ein wirkliches KI-Start-up handelt, mit einem ambitionierten Programm im Bereich KI. Solche Start-ups können sich einfach informell über unsere Website melden, und wir laden sie zu einem Kennenlerngespräch ein. Da der KI Park erst im Oktober 2021 an den Start gegangen ist, sind wir noch aufnahmefähig und können unser Gelände in Berlin oder auch weitere Satellitenflächen noch ausbauen. Der erste Satellit wird derzeit in Nürnberg-Erlangen gebaut, und wir planen einen weiteren in Norddeutschland. Denn es gibt auch außerhalb von Berlin interessante Start-ups, die es wert sind, gefördert zu werden. Wir wollen perspektivisch viele Plätze in Europa finden, an denen sich Universitäten und Forschungseinrichtungen befinden, die weniger im Fokus stehen wie bekannte Einrichtungen etwa in Berlin, Frankfurt oder München. Wir wollen uns nicht nur auf große Ballungsgebiete konzentrieren, sondern auch KI-Expert*innen aus anderen Orten für die KI-Community gewinnen.
Was glauben Sie, wo wird Deutschland in fünf oder zehn Jahren beim Thema KI stehen? Ich glaube, dass wir in den vergangenen Jahren gelernt haben, wieder schneller zu sein und kritischer auf uns selbst zu schauen. Zu oft und in zu vielen Feldern haben wir den technologischen Vorsprung, für den wir in Deutschland und Europa bekannt waren, verloren. Mittlerweile ist es aber wieder besser geworden, weil wir gemerkt haben, dass wir anderen Ländern das Feld überlassen haben. Die vorherige Bundesregierung hat bereits damit begonnen, das Thema Quantencomputing – eins der wichtigsten Felder überhaupt – mit hohen Summen zu fördern. Schon jetzt gibt es Förderungen für den 6G-Standard, der voraussichtlich im Jahre 2027/28 zur Anwendung kommt. Es haben sich mehr KI-Start-ups gegründet, die Großunternehmen setzen auf KI. Langsam kommen wir wieder vor die Welle. Wenn wir die Luft nicht wieder rauslassen, haben wir als Deutschland und Europa die Chance, auf diesem Gebiet perspektivisch ganz vorne mitzuspielen.
Wie nachhaltig ist künstliche Intelligenz?
Erstmals ist ein Forschungsteam von AlgorithmWatch, dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und dem Distributed Artificial Intelligence Laboratory der Technischen Universität Berlin mit Förderung durch das Bundesumweltministerium der Frage nachgegangen, wie soziale, ökologische und ökonomische Wirkungen von KI-Systemen systematisch und vergleichbar analysiert werden können . Darauf aufbauend hat das Team einen Kriterien- und Indikatorenset für nachhaltige KI entwickelt.
Die Arbeit von Engineering-Dienstleistern verändert sich im Zuge der Digitalisierung. Worauf müssen sich die externen Entwicklungsexpert*innen künftig einstellen? Von Sabine Olschner
Die Digitalisierung von Prozessen in Produktion, Forschung und Entwicklung sowie im gesamten Produktlebenszyklus verändert die Anforderungen, die Kunden an Engineering-Dienstleister stellen. Dies geht aus der Studie „Der Markt für Engineering Services in Deutschland“ hervor, die das Marktforschungsunternehmen Lünendonk in Zusammenarbeit mit den Engineering-Dienstleistern Brunel, Capgemini Engineering, EDAG und Modis durchgeführt hat. Demnach beobachten 83 Prozent der befragten Engineering- Dienstleister, dass insbesondere die Kombination aus Engineering- und IT-Services ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Engineering-Dienstleisters ist. 72 Prozent geben an, dass ihre Kunden sogar explizit eine hohe Softwareentwicklungskompetenz erwarten. Die Grenzen zwischen Engineering und IT werden also immer mehr verschwimmen, weil sich die Projektinhalte selbst sowie die für deren Umsetzung erforderlichen Kompetenzen zunehmend überschneiden.
Absolvent*innen, die sowohl Ingenieur- als auch IT-Kenntnisse mitbringen, sind besonders gefragt.
Der Anteil von Software in den Produkten steigt immer mehr und damit auch der Bedarf an Systemintegration, Datenanalysen und IT-Betriebsleistungen. Derzeit erzielen laut Lünendonk die Engineering-Dienstleister im Durchschnitt bereits 16,3 Prozent ihrer Umsätze mit IT-Services wie IT-Consulting, Softwareentwicklung und Systemintegration. Das Marktforschungsunternehmen erwartet, dass dieser Anteil in den kommenden Jahren infolge der sich durch die Digitalisierung verändernden Kundenanforderungen stark ansteigen wird. Aber auch der Umsatzanteil mit Embedded Systems, einem klassischen Tätigkeitsfeld von Engineering-Dienstleistern, steigt: Im Corona-Krisenjahr 2020 konnten die befragten Engineering-Dienstleister ihre Umsatzanteile mit der Entwicklung und Einführung von Embedded Systems deutlich erhöhen – in einem Jahr von 10,5 Prozent auf 11,3 Prozent. Als Gründe nennt Lünendonk die im Jahr 2020 getätigten Investitionen in die digitale Transformation, vor allem im Wandel zur Industrie 4.0.
Die Lünendonk-Studie zeigt auch, dass die ebenfalls befragten Industrieunternehmen vor allem in der Produktentwicklung, in der Digitalisierung der Steuerung von Industrieanlagen (Operational Technology – kurz OT) und der damit verbundenen OT/IT-Integration große Zukunftsaufgaben und Herausforderungen sehen. Allerdings fehlen ihnen Digital-Expertinnen und -Experten für die Umsetzung dieser Aufgaben, so dass sie von steigenden Ausgaben für externe Dienstleister ausgehen. Absolvent*innen, die sowohl Ingenieur- als auch IT-Kenntnisse mitbringen, sind also besonders gefragt. Ein überwiegender Teil der Engineering- Dienstleister erwartet durch die Themen „Digital Engineering“, „Cloud-native Softwareentwicklung“ und „Agile Softwareentwicklung“ einen hohen bis sehr hohen Einfluss auf den zukünftigen Geschäftserfolg. Kenntnisse über digitale Technologien gewinnen also für Engineering-Dienstleister deutlich an Relevanz. Besonders gefragt sind Mitarbeitende mit interdisziplinären Kompetenzen aus Engineering und IT.
Was machen Engineering-Dienstleister?
Engineering-Dienstleister, auch Entwicklungsdienstleister genannt, unterstützen Industrieunternehmen bei deren Entwicklungsaufgaben. Sie übernehmen für die verschiedensten Branchen die Entwicklung von Gesamt- oder Teilsystemen, von Software, Hardware oder IT-Services. Zudem beraten sie beim Projektmanagement. Die externen Spezialisten leisten einen wichtigen Beitrag zur Innovationstätigkeit der Industrieunternehmen und sind beliebte Arbeitgeber bei Jungingenieur*innen.
Die Ingenieurkammer Niedersachsen bietet am 22. Juni 2022 von 9 bis 16:30 Uhr für Ingenieur*innen das Online-Seminar „Life Cycle Engineering für (junge) Ingenieure“ an. Dozent ist Prof. Dr. Martin Pfeiffer aus der Abteilung Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik an der Hochschule Hannover. Es geht um Nachhaltigkeit im gesamten Lebenszyklus von Bauwerken. Angesprochen sind Ingenieur*innen aller Fachrichtungen. Das Seminar kostet 160 Euro für Mitglieder der Ingenieurkammer, 260 Euro für Gäste.
Geringes Interesse an Elektrotechnik
Die Lücke zwischen Absolvent*innenzahlen und dem steigenden Bedarf an Elektroingenieur*innen nimmt dramatische Ausmaße an. Zu diesem Ergebnis kommt die neue VDE Studie „Arbeitsmarkt 2022 – Elektroingenieurinnen und Elektroingenieure: Zahlen, Fakten, Schlussfolgerungen“. Treiber für den hohen Bedarf an Elektroingenieur*innen sind die Energiewende, die Digitalisierung, die E-Mobilität, autonomes Fahren und Industrie 4.0. Auf der anderen Seite beobachtet der VDE seit Jahren mangelndes Interesse am Elektrotechnik-Studium, während Informatik immer größeren Zulauf hat. Ein Grund dafür könnte sein, dass Informatik stärker mit modernen Themen wie Künstliche Intelligenz, Big Data oder Embedded Systems assoziiert wird. Der Verband arbeitet derzeit an einer groß angelegten Imagestudie zur Elektro- und Informationstechnik. Quelle: www.vde.com
Qualitätsstandards für KI-Testdaten
Der Verband der Elektrotechnik (VDE) entwickelt zusammen mit Partnern Qualitätsstandards für KI-Test- und Trainingsdaten. Bisher erfüllen diese Daten zur Entwicklung von KI-Anwendungen keine einheitlichen Vorgaben. Das Forschungsprojekt KITQAR schafft nun als Grundlage für die europäische Standardisierung ein Framework für die Datenqualität, das technische, rechtliche, ethische und soziale Aspekte enthält. „KI-Anwendungen lernen auf Basis von Daten. Diese Daten müssen nicht nur technisch einwandfrei sein, sie müssen auch dafür sorgen, dass die Anwendung diskriminierungsfrei arbeitet. Es geht um die Herkunft der Daten, Transparenz, Datenschutz, Haftung und viele weitere Fragen“, erklärt der VDE. Das Forschungsprojekt soll diese Fragen auf Basis von Datensätzen aus der Praxis und synthetischen Daten beantworten. Ein teilautomatisiertes Testkit soll Anwender*innen künftig die Bewertung der Datenqualität erleichtern. Quelle: www.vde.com
Auf der einen Seite freuen sich Unternehmen etwa aus den Branchen Chemie, Pharma, Maschinenbau und Bauindustrie über eine zum Teil hervorragende Geschäftslage und volle Auftrags- bücher. Auf der anderen Seite leidet die Autobranche unter der Halbleiterkrise und Produktionsausfällen und verzeichnet massive Umsatzrückgänge.
Laut dem EY Mittelstandsbarometer, einer repräsentativen Befragung von 800 mittelständischen Unternehmen in Deutschland, bezeichnen über alle Branchen hinweg derzeit 52 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut. Die Spanne reicht dabei von 72 Prozent in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, 61 Prozent bei Bauunternehmen, 51 Prozent im Maschinenbau bis zu 29 Prozent in der Automobilbranche. Nur neun Prozent der befragten Mittelständler bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht oder eher schlecht. Jedes neunte Unternehmen aus der Metallindustrie sieht sich in einer eher oder gar sehr kritischen Verfassung.
Vor allem strukturelle Themen treiben die Unternehmen um: Als große Gefahr für das eigene Unternehmen bezeichnen derzeit 67 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel – im Vorjahr lag der Anteil noch bei 54 Prozent. Und hohe Rohstoffpreise bereiten 63 Prozent (Vorjahr: 38 Prozent) der Unternehmen Sorgen, während Hackerangriffe aus Sicht von 61 Prozent eine Gefahr darstellen – vor einem Jahr waren erst 50 Prozent dieser Meinung. Die Pandemie stellt „nur“ für 54 Prozent der Mittelständler eine Gefahr dar, eine schwache Konjunkturentwicklung für 51 Prozent.
Als große Gefahr für das eigene Unternehmen bezeichnen derzeit 67 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel.
In den kommenden Monaten wollen die Unternehmen ihre Investitionen unterm Strich spürbar erhöhen: Knapp jeder dritte Betrieb will die Investitionen hochfahren, nur fünf Prozent wollen weniger investieren als im Vorjahr. Die größten Herausforderungen dabei sind die aktuellen Lieferengpässe sowie hohe Rohstoff- und Energiepreise.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Neueinstellungen: 34 Prozent planen, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen, nur bei sechs Prozent soll die Zahl der Mitarbeitenden sinken. Der bereits bestehende Fachkräftemangel wird sich jedoch noch weiter verschärfen. Bereits heute beklagen 80 Prozent der Unternehmen, dass es ihnen schwerfalle, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Besonders hoch ist der Anteil bei Mittelständlern aus der Elektrotechnikbranche (94 Prozent), der chemisch-pharmazeutischen Industrie (90 Prozent) sowie der Metallerzeugung und -verarbeitung (88 Prozent). Deutlich entspannter ist die Lage im Kfz-Bau (66 Prozent).
Carlos Kuchkovsky, Gründer der Firma Remotefulness, rechnet damit, dass viele Unternehmen langfristig gar keine eigenen Arbeitsplätze mehr vorhalten werden und die Mitarbeitenden stattdessen dauerhaft von zu Hause arbeiten. Seine Lösung für die neue Arbeitswelt: Pop-Offices. Von Sabine Olschner
Eine der wenigen guten Dinge der Corona-Pandemie ist die zunehmende Anzahl von Homeoffice-Arbeitsplätzen. Viele Beschäftigte haben es zu schätzen gelernt, ihre Arbeit von zu Hause erledigen zu können. Das hat Folgen für die Unternehmen: „In dem Maße, wie sich Telearbeit durchsetzt, wird es für immer mehr Unternehmen absurd, weiterhin für Büros zu bezahlen, die praktisch leer stehen“, sagt Kuchkovsky.
Er stützt seine Annahme unter anderem auf die eine Umfrage der US-amerikanischen Freiberufler-Plattform Upwork unter mehr als 1000 Personalverantwortlichen. Die Studie hat ergeben, dass 40,7 Millionen Amerikaner damit rechnen, ab 2026 remote zu arbeiten – das sind fast 28 Prozent der Befragten. „Es ist eine neue Epoche angebrochen, die auch eine neue Art des Arbeitens mit sich bringt“, ist Kuchkovsky überzeugt.
Fernarbeit hat auf jeden Fall die Art und Weise, wie Teams zusammenarbeiten, verändert. „Es ist nicht dasselbe, ob man von Angesicht zu Angesicht arbeitet oder von unterschiedlichen Orten aus“, so der Unternehmensgründer. „Beschäftigte müssen sich an diese neue Realität anpassen – was nicht immer leicht ist.“ Nach zwei Jahren Pandemie, in denen sich die Fernarbeit konsolidiert hat, gehören seiner Ansicht nach zu den häufigsten Defiziten in Fernarbeitsteams die Erosion der Unternehmenskultur und der Beziehungen, Burnout und psychische Gesundheitsprobleme, mangelnder Teamzusammenhalt, schlechtes Onboarding-, Entwicklungs- und Leistungsmanagement, Schwierigkeiten bei der Anpassung an die Unternehmenskultur, die Visionen und die Ziele des Unternehmens sowie der Verlust von Talenten.
Der Vorteil für die Unternehmen: Sie verbessern die Produktivität ihrer Beschäftigten sowie die Unternehmenskultur und sparen gleichzeitig Kosten ein.
Hier kommt die Firma Remotefulness ins Spiel: „Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass es in den Teams wichtig ist, sich von Zeit zu Zeit physisch zu treffen“, erklärt Kuchkovsky. Das verbessere den Teamzusammenhalt, die Produktivität, die Motivation und das Vertrauen der Mitarbeitenden. Doch wo treffen, wenn Büros, wie wir sie kennen, im Begriff sind zu verschwinden? Für diese Zwecke bietet das Start-up seinen Kunden Pop-Offices an: Orte, an denen die Teams für einige Zeit zusammen arbeiten und lernen können. Neben den Arbeitsplätzen will Remotefulness auch Weiterbildungen zu Wissensgebieten anbieten, die die Welt verändern: etwa zur Zukunft der Arbeit, nachhaltigem Wandel oder neuen 4.0-Technologien.
„Der Vorteil für die Unternehmen: Sie verbessern die Produktivität ihrer Beschäftigten sowie die Unternehmenskultur und sparen gleichzeitig Kosten ein. Zwei oder drei Retreats pro Jahr sind günstiger als die Kosten für Büros in verschiedenen Ländern der Welt“, sagt Kuchkovsky. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Deep Tech, Fintech und Nachhaltigkeit spricht er mit seinem Angebot an sowie andere, die für neue Ansätze offen sind. Der Gründer ist überzeugt: Fernarbeit ist nicht mehr rückgängig zu machen. Und die Arbeitgeber erkennen, dass sie ihren Mitarbeitenden mehr Flexibilität bieten müssen, wenn sie sie an sich binden wollen. „Mehr Freiheiten bei der Wahl der Arbeitszeit und des Arbeitsortes, weniger Emissionen, Einsparen von Zeit und Geld – es gibt aus unserer Sicht viele Argumente, die für ein dauerhaftes Remote-Modell sprechen“, so Kuchkovsky.
Ein Forschungsteam am Institut für Allgemeinen Maschinenbau der TH Köln entwickelt derzeit ein innovatives rohstoffliches Verwertungskonzept für Fahrrad-Altreifen im Sinne einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft. Ihr Ziel: aus Altreifen neue Fahrradreifen machen. Alte Fahrradreifen landen derzeit in Deutschland in Müllverbrennungsanlagen und werden in Form von Verbrennungsasche deponiert. Im Recycling-Prozess soll die sogenannte Pyrolyse zum Einsatz kommen. Durch Hitzebehandlung werden dabei chemische Verbindungen unter Luftausschluss in die Bestandteile Pyrolysegas, -öl und -koks zerlegt. Das Öl lässt sich zu wertvollen Feinchemikalien für die chemische Industrie weiterverarbeiten. Das Koks soll in die neuen Fahrradreifenmischungen eingebracht werden und fossil hergestellten Industrieruß ersetzen.
Gummireifen aus Löwenzahn
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Gummireifen für Lastwagen, Motorräder, Fahrräder und Pkw werden bislang aus Kautschuk gefertigt. Doch der hochwertige Rohstoff ist rar. Und seine Gewinnung in tropischen Regionen belastet oft die Umwelt. Wie sich die Nutzung der Vorzüge von Naturkautschuk auch künftig gewährleisten und zugleich auf eine nachhaltige Basis stellen lässt, erforschen derzeit die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie. Ihre Lösung: Mit Kautschuk aus Russischem Löwenzahn lassen sich auf ökologisch verträgliche Weise Produkte herstellen, die denen mit Kautschuk aus herkömmlicher Fertigung ebenbürtig sind. Die Forscher*innen wurden dafür für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.
Kohlendioxid begraben
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Zwei deutsche Ingenieure, Jan Wurzbacher und Christoph Gebald, haben ein Gerät entwickelt, mit dem Kohlendioxid aus der Luft gefiltert wird. Die Ventilatoren ihrer Firma Climeworks saugen Luft an, Filter fangen das Co2 auf. Mit einer Temperatur von über 80 Grad Celsius löst sich das Kohlendioxid aus den Filtern und kann eingesammelt werden. In Island sollen jährlich 4000 Tonnen Kohlendioxid in einer Speicherfabrik tief im Erdboden versteinert werden. Die Fabrik bezieht ihre Energie aus einem geothermischen Kraftwerk und ist die weltweit größte ihrer Art. Mittlerweile beschäftigen sich 150 Mitarbeitende in vier Ländern mit den Co2-Saugern. Ihr Ziel ist es, die Technik noch effizienter zu machen. Dafür konnten sie bereits mehr als 65 Millionen Euro Kapital einsammeln.
Das Textilunternehmen Like a Bird aus dem ostwestfälischen Löhne hat ressourcenschonende Materialien für seine Stoffe entwickelt. Sie bestehen zum Beispiel aus Ingwerfasern, Rosen oder recyceltem Plastikmüll aus dem Meer. Damit will die Firma einen neuen Trend in der Textilbranche setzen, die traditionell einen sehr hohen Wasserverbrauch hat und viele Emissionen verursacht. Ihre Rosenviskose aus recycelter Baumwolle und Viskosefasern aus ökologisch angebauten Rosen erhielt den „Green Product Award“, der seit 2013 Produkte und Dienstleistungen auszeichnet, die sich in den Bereichen Nachhaltigkeit, Innovation und Design hervortun. Der Rosenstoff spart bei der Herstellung Wasser und Energie und ist komplett kompostierbar.
Unschmilzbares Eis
Wissenschaftler des Department of Biological and Agricultural Engineering an der University of California in Davis haben ein wiederverwendbares Eis entwickelt, das nicht schmilzt. 90 Prozent der Eismasse besteht aus Wasser, die restlichen 10 Prozent aus einer gelartigen Substanz. Das umweltfreundliche Eis lässt sich in beliebige Formen schneiden und kann mehr als zehn Kilo schwere Lasten vertragen, ohne die Form zu verändern. Es bleibt 13 Stunden lang kühl, danach kann man es mit Wasser oder Desinfektionsmittel abspülen und erneut in den Kühlschrank geben. Das Eis ist biologisch abbaubar und enthält, im Gegensatz zu Kühlakkus, kein Plastik. Wenn die Kühlwirkung nachlässt, verändert es die Farbe und kann erneut gekühlt werden.
Kompostierbare Verpackungen
Das Hamburger Start-up Bio-Lutions entwickelt biologisch abbaubare Verpackungen für Lebensmittel. Bei dem Verfahren werden Pflanzenreste wie Bananenstämme, Tomatenpflanzen, Reis- und Weizenstroh oder Ananassträucher getrocknet und zu Mikro- und Nanofasern zerkleinert. Zusammen mit Wasser bildet sich ein selbstbindender Faserbrei, der sich ohne chemische Bindemittel in verschiedene Formen pressen lässt. Das 2018 gegründete Unternehmen hat bereits Niederlassungen in Indien, China, Hongkong und Thailand, denn gerade in diesen aufstrebenden Märkten wächst das Interesse an umweltfreundlichen Verpackungen für Lebensmittel. Neben der Basisversion für Trockengüter hat das Start-up auch eine öl- und wasserbeständige Variante sowie eine Verpackung mit Bio-Kunststofffolie entwickelt für Waren, die wasserdicht verpackt werden müssen.
Kundenkarten ohne Papier
Zwei Gründer aus Köln haben eine App entwickelt, die als digitale Stempelkarte benutzt werden kann. Händler und Geschäfte setzen die Karten zum Beispiel für Belohnungen für ihre Kunden ein – etwa nach dem Motto: zehn Mal einkaufen, beim elften Mal gibt es etwas gratis. Das Kölner Start-up bliks will mit seiner App dabei helfen, Papier und Pappe einzusparen. Rund 20 Geschäftspartner in Köln und Bonn haben sie bereits als Kunden gewinnen können. 400 digitale Stempelkarten sparen ein Kilogramm an Papiermüll ein. Das Start-up rechnet mit vielen weiteren Kunden. Ihr digitales Produkt wird beständig weiterentwickelt.
In einem Seminar des Hasso-Plattner- Instituts für Digital Engineering (HPI) und der Handelshochschule Leipzig (HHL) sollen Studierende nachhaltige Geschäftsideen entwickeln.
Das Institut aus Potsdam und die Hochschule in Leipzig haben ein gemeinsames studentisches Seminar mit dem Titel „Future Builder“ entwickelt. Es startete am 24. März 2022 mit rund 40 Studierenden beider Institutionen sowie Praxispartnern in Potsdam und läuft über 13 Wochen. Ziel der Partnerschaft ist eine verstärkte interdisziplinäre Vernetzung beider Hochschulen, um dringende Probleme der aktuellen Zeit auf nachhaltigen und digitalen Wegen zu lösen.
Neue Geschäftsideen sollen dafür sorgen, dass die 17 Ziele der Vereinten Nationen (siehe unten) für nachhaltige Entwicklung erreicht werden. In dem Seminar sollen junge Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen gemeinsam neue Geschäftsmodelle für eine bessere Zukunft entwickeln.
Die HHL und ihr Tech-Inkubator Digital Space bringen dabei über 20 Jahre Erfahrung in der Gründerausbildung und ein großes Netzwerk von Unternehmern mit ein. Die digitalen Geschäftsideen der Studierenden werden von Praxispartnern wie ZF, SAP und der LFGruppe aus Leipzig unterstützt. Sie reichen von Lösungen für nachhaltigere Firmenfahrzeugflotten und autonomes Fahren über eine digitale Plattform zur Erreichung von Energiesparpotenzialen für Unternehmen bis zu Vorschlägen für nachhaltige Produktentwicklung, digitale Lernportale, Permakultur und Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz. Die Ergebnisse werden am 23. Juni in Potsdam vorgestellt.
Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UNO
Armut in jeder Form und überall beenden
Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen
Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen
Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen
Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.
Der Zugang zu Mobilität hat nachweislich einen großen Einfluss auf den individuellen wirtschaftlichen Erfolg: Wer mobil ist, findet leichter einen Arbeitsplatz, verdient mehr und ist zufriedener. Unser aktuelles Mobilitätsverhalten führt allerdings zu großen Belastungen von Umwelt und Infrastruktur mit negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität. Die Autoren Andreas Herrmann, Professor an der Universität St. Gallen, Frank Huber, Professor an der Universität Mainz, und Johann Jungwirth, Ingenieur und Manager in der Automobilindustrie, entwickeln in ihrem Buch praktikable Wege, Mobilität klimagerecht umzugestalten. Sie berichten von revolutionären Geschäftsmodellen neuer Player auf dem Mobilitätsmarkt. Sie vermuten: Das Auto als Lieblingsspielzeug der Deutschen wird bald zum Auslaufmodell. Stattdessen wird Mobilität in Zukunft mehr und mehr zu einem Service, der sich bei Bedarf auf Knopfdruck buchen lässt. Andreas Herrmann, Frank Huber, Johann Jungwirth: Mobilität für alle … auf Knopfdruck. Campus Verlag 2022. 32 Euro
Hintergründe des Klimawandels
Die Fridays-for-Future-Bewegung hat es geschafft, was jahrzehntelange Forschung nicht vermocht hat: Am Thema Klimawandel führt in kaum einer gesellschaftlichen Debatte noch ein Weg vorbei. Wie man mit der Klimakrise umgehen kann, darüber herrscht jedoch keine Einigkeit. Das Phänomen ist sehr komplex, und die möglichen Lösungen für die Krise stellen unsere Lebensweise grundlegend in Frage. Der Oekom Verlag stellt Bücher über die Hintergründe des Klimawandels vor, die zeigen, wie Politik, Wissenschaft und Gesellschaft ihm begegnen können.
Museum of the Future
Foto: MOTF Fatma AlMheiri
Im Februar 2022 öffnete das Museum of the Future in Dubai seine Türen für Besucher. Die Ausstellungen drehen sich um neueste Entwicklungen aus Technik, Wissenschaft und Gesellschaft und stellen innovative Projekte von Talenten, Erfindern und Kreativschaffenden vor. Außerdem gehen sie der Frage nach, wie den großen Herausforderungen für die Menschheit, etwa dem Klimawandel, in Zukunft begegnet werden kann. Das siebenstöckige futuristische Gebäude mit einer 17.000 Quadratmeter großen Edelstahlfassade kommt ganz ohne Säulen aus. Der ovale Bau soll an ein Auge erinnern, durch das Besucher zukünftig sinnbildlich einen Blick in die Zukunft wagen.
Zug mit digitalen Kupplungen
Die Deutsche Bahn hat für einen Zug mit neuartigen digitalen automatischen Kupplungen (DAK) einen mehrmonatigen Praxistest durch Deutschland und die Nachbarländer gestartet. Steigungen, Kurven oder verschiedene klimatische Bedingungen werden getestet. Die DAK ermöglichen es, Güterwagen automatisch, also ohne Handarbeit, zu kuppeln. Damit steigt die Kapazität von Umschlagbahnhöfen. Güterzüge können mit der neuen Kupplungstechnik länger und schwerer werden und mit höherem Tempo als bisher unterwegs sein, wodurch das Schienennetz besser ausgenutzt werden kann. Erstmals werden Güterwagen durch die DAK mit durchgehenden Strom- und Datenleitungen ausgerüstet sein, berichtet die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung.
Fliegendes Auto aus der Slowakei
Foto: TASR
Das AirCar ist ein Auto, das sich in wenigen Minuten in ein Flugzeug verwandeln kann. Es wurde im Januar vom slowakischen Verkehrsministerium zugelassen. Der slowakische Hersteller Klein Vision aus der Stadt Nitra hat bereits 200 Starts und Landungen sowie insgesamt 70 Flugstunden absolviert. Für die Strecke zwischen Nitra und der 75 Kilometer entfernten slowakischen Hauptstadt Bratislava brauchte das AirCar eine halbe Stunde. In naher Zukunft sollen Direktflüge zwischen Paris und London angeboten werden.
Wiederentdeckung des Analogen
Im Dokumentarfilm „An Impossible Project“ von Jens Meurer kommen Menschen zu Wort, die das Analoge suchen. Dazu gehört Florian „Doc“ Kaps, der 2008 mit einer kleinen Gruppe von Idealisten die letzte Polaroid-Fabrik der Welt vor dem Aus rettete. Auch von der Rückkehr zu Vinylplatten und zur analogen Fotografie, zu Handgeschriebenem und Selbstgemachtem ist die Rede. Der Dokumentarfilm, gedreht auf 35mm, läuft seit Februar 2022 in ausgewählten Kinos.
Plastikmüll im Ozean
Foto: AdobeStock/Romolo Tavani
Die Plastikverschmutzung des Ozeans wächst exponentiell und wird weiter zunehmen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten Meeresgebiete von der zweieinhalbfachen Fläche Grönlands ökologisch riskante Schwellenwerte der Mikroplastikkonzentration überschreiten, da die Menge des marinen Mikroplastiks bis dahin um das 50-fache zuzunehmen droht. Das ist ein Ergebnis einer Studie der Umweltstiftung WWF und des Alfred-Wegener-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Ihre Prognose beruht auf der Annahme, dass sich die Kunststoffproduktion bis 2040 voraussichtlich mehr als verdoppeln und sich als Makro-, Mikro- und Nanoplastik im Ozean wiederfinden wird. Nur wenn Regierungen, Industrie und Gesellschaft jetzt geschlossen handeln, können sie die Plastikkrise noch eindämmen, so der WWF.
Lukas Hoffmeier studierte Umweltingenieurwesen an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe sowie als Master Erneuerbare Energien an der Technischen Hochschule Köln. Gemeinsam mit seinem Bruder Niklas Hoffmeier und Kay Theuer gründete er 2020 priwatt und machte sich mit dem Green- Energy-Start-up selbstständig. Die Firma vertreibt Stecker- Solaranlagen, die sich ganz einfach selbst aufbauen lassen, für den Einsatz auf dem Balkon oder im Garten.
Lukas Hoffmeister, Foto: Julius Eifrig
Welchen Bezug haben Sie zum Thema Erneuerbare Energien? Als Sohn eines Bio-Landwirts bin ich schon früh mit dem Thema Erneuerbare Energien in Kontakt gekommen. Als Student habe ich mich dann intensiver damit auseinandergesetzt, wie wir diese effektiv für uns nutzen können. Nach dem Studienabschluss habe ich bei einem großen Energieversorger gearbeitet, der Photovoltaik-Mieterstromanlagen baut, die auf Mietshäusern installiert werden. Die Idee, auch Mietern die Möglichkeit zu öffnen, lokal produzierten Solarstrom zu nutzen, hat mich schon damals fasziniert. In meinem Job bei den Stadtwerken Bielefeld habe ich mich dann mit der Produktentwicklung neuer nachhaltiger Energielieferanten beschäftigt. Auf Basis all dieser Erfahrungen ist die Idee für priwatt entstanden.
Wie kamen Sie auf die Idee für den Vertrieb von Stecker-Solaranlagen? Die Energiewende ist meist mit hohen Kosten verbunden und für den Einzelnen nur schwer umsetzbar. Bei der Vermittlung von Solarstrom wurde mir schnell bewusst, dass Mieter meist nicht nennenswert von der nachhaltigen Energiegewinnung profitieren können, zumindest nicht monetär. Viele wollen sich jedoch an der Energiewende beteiligen. So sind wir auf die Idee mit den Stecker- Solaranlagen für den eigenen Balkon oder den Garten gekommen. Durch neue gesetzliche Normen sind diese nun auch in Deutschland zugelassen. Ihr Vorteil: Die einzelnen Komponenten der Stecker-Solaranlage können ganz einfach miteinander verbunden und die Anlage installiert werden, ganz ohne die Hilfe von Handwerkern. Diese werden aufgrund des Mangels an Fachkräften in Zukunft ohnehin schwer zu bekommen sein. Wir möchten uns mit einer Do-it-yourself- Energiewende-Lösung im Markt etablieren.
Wie verlief die Gründungsphase? Ich hatte das Glück, dass mein Bruder eine Marketingagentur besitzt, sodass er sich mit Themen rund um die Gründung, etwa der Gewerbeanmeldung oder der Wahl der Rechtsform des Unternehmens, auskannte. Wir haben zusammen mit seinem Geschäftspartner unser Vertriebskonzept entwickelt und die Website mit einem Onlineshop aufgesetzt. Die Logistik haben wir ausgelagert, damit wir uns auf Vertrieb und Marketing konzentrieren können. Wir mussten uns zudem Hersteller suchen, von denen wir die Solarmodule und die Wechselrichter beziehen, die wir für unser Stecker-Solaranlagen-Produkt benötigen. Mittlerweile sind wir ein Team von 18 Leuten und wachsen stetig. Demnächst soll unter anderem der Kundensupport aufgestockt werden.
Ihr Tipp für andere, die gern gründen wollen: Wie kommt man an eine gute Geschäftsidee? Man sollte immer die Augen offenhalten, um mitzubekommen, was sich gerade Neues entwickelt und wo sich neue Märkte auftun. Man kann gute Ideen nicht erzwingen, aber über Gründernetzwerke oder zum Beispiel auch Hackathons lassen sich oft kreative Ideen erarbeiten, die sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickeln lassen.
Ein Recht auf Zukunft: Der Nachwuchs fordert nachhaltiges Handeln
Geht es um das Thema Nachhaltigkeit, nehmen Kanzleien eine Doppelrolle ein: Einerseits beraten sie Unternehmen hinsichtlich geltender Verordnungen und Gesetze. Anderseits sind sie als Dienstleister selbst gefordert, die Regularien zu erfüllen. Wie wichtig gerade Letzteres mit Blick auf den eigenen Nachwuchs ist, hat unser Autor im Top-Thema herausgearbeitet. Demnach organisieren sich juristische Bewegungen, in denen Jurist*innen das Thema Klimaschutz explizit auch abseits des Marktes als zentrales Ziel ihrer Arbeit betrachten. Wie etwa die Mitglieder des Vereins Lawyers for Future. Und wie eine Kanzlei konkret die Herausforderungen angeht, beschreibt Dr. Annika Bleier in unserer „Aufgestiegen zur Head of ESG & Sustainability“-Story.