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Startfrauen in führungspositionenDas letzte Wort hat: Sinah Schlemmer, Gründerin von Amaran Creative

Das letzte Wort hat: Sinah Schlemmer, Gründerin von Amaran Creative

Sinah Schlemmer ist Gründerin und CEO von Amaran Creative. Sie war Bühnentänzerin in London, hat in Kapstadt Modeschauen choreografiert, war in Los Angeles Marketingleiterin eines Fernsehsenders – dort hat sie außerdem ein Label für Skibekleidung gegründet. Im Interview erzählt sie von diesen Stationen und vom Glück, das sie jetzt im Westerwald gefunden hat: Mit dem Upcycling gebrauchter Kleidung schafft sie nachhaltige Kollektionen, die Fashion Statements setzen. Die Fragen stellte Kerstin Neurohr

Frau Schlemmer, Sie waren Tänzerin und Choreografin, dann haben Sie Marketing studiert, und heute entwerfen Sie Kleider aus recycelten Stoffe – wie kam’s dazu?
Ja, manchmal geht man im Leben Umwege, und in meinem Fall war das auch gut so. Wobei Mode mich schon immer fasziniert hat: Als Kind habe ich gerne die verrücktesten Outfits zusammengestellt, mit 14 habe ich mir meine eigene Nähmaschine gewünscht. Die Idee, aus alten Sachen neue zu machen, kam vor fünf oder sechs Jahren, während meines Modedesign-Studiums. Ich wollte für die ganzen Probestücke keinen neuen Stoff kaufen und griff zu einem alten rosa Bettlaken. Aus dem verwaschenen Stoff habe ich eine Bluse genäht, das sah super aus! Die kreative Herausforderung, aus alten Sachen etwas Tolles und Einzigartiges zu machen, ist das, was mich antreibt. Abgesehen davon schont Upcycling die Umwelt. Die Modeindustrie gehört zu den dreckigsten Industrien der Welt. Es ist höchste Zeit, hier etwas zu verbessern und die Ressourcen zu nutzen, die bereits vorhanden sind.

Foto: Sinah Schlemmer
Foto: Sinah Schlemmer

Für Ihre Kollektion verwenden Sie alte Gardinen, Kopfkissenbezüge, Ballkleider und Tischdecken – wo finden Sie all diese Vintage-Schätzchen?
Ich habe zuerst meinen Kleiderschrank aussortiert, dann ging es weiter auf den Dachboden, und schließlich habe ich bei meinen Eltern alte Sachen mitgenommen. Nachbarn und Freunde kamen mit ihren Altkleidern, und mittlerweile bieten mir auch Leute, die ich nicht persönlich kenne, ihre wohlbehüteten Kleider und Stoffe an. Viele sind richtig froh, dass ihre Sachen ein zweites Leben bekommen. Seit Juli 2021 habe ich eine Kooperation mit Oxfam. Ich bekomme Altkleider, die sich in den Second-Hand Läden nicht verkaufen lassen, und nähe daraus Upcycling-Unikate, die dann wiederum in den Oxfam-Läden für den guten Zweck verkauft werden.

Wie ist, es nach Stationen in London, Kapstadt, Miami und Los Angeles wieder im Westerwald zu leben, wo sie aufgewachsen sind?
Manchmal vermisse ich die Großstadt, auf jeden Fall! Allerdings genieße ich die Ruhe und Geborgenheit auf dem Land. Für mich es ist der perfekte Ort um kreativ zu sein. Ich sehe es als eine Art kreative Homebase, von der aus ich immer wieder in die Welt starten kann. Frankfurt und Köln sind ja nicht weit weg, also eigentlich die perfekte Lage.

Dass Fast Fashion nicht nachhaltig ist, wissen die meisten – und kaufen sie trotzdem. Ihr Tipp, wie wird der Kleiderschrank fairer?
Da bin ich ganz radikal: Einfach keine neuen Kleider und Stoffe mehr kaufen, sondern nur noch Second Hand oder Upcycling-Kleidung. Oder, für alle mit kleinem oder ganz ohne Budget: Kleider mit Freunden und Familie tauschen. Tauschparties mit Freunden machen wirklich Spaß, und es können tolle Outfits dabei entstehen! In Berlin findet man immer wieder auf der Straße Kisten mit Altkleidern, mit Wahnsinnsteilen und Schätzen aus vergangenen Jahrzehnten. Tatsächlich kann man sich so viel interessanter und kreativer kleiden, als wenn man sich bei einem großen Konzern eine Bluse kauft, mit der noch tausend andere rumlaufen. Ein individuelles Outfit als Markenzeichen des persönlichen Stils gibt es nicht in Fast-Fashion-Läden.

www.amarancreative.com

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