Je diverser, desto resonanter

Doris Märtin; Foto: Marcus Merk
Doris Märtin; Foto: Marcus Merk

Im Zeitalter der Digitalisierung und Globalisierung schöpfen wir immer weniger aus uns allein. Konzepte entstehen in interdisziplinären Projekten. Wissenschaftliche Aufsätze werden in Teams geschrieben. Künstler wie Ai Weiwei oder Olafur Eliasson schaff en ihre Installationen in Factories. Wie nie zuvor setzen kreative Prozesse voraus, dass wir unsere Ideen durch Resonanz potenzieren. In ihrem Gastbeitrag gibt Dr. Doris Märtin fünf Impulse, wie wir Resonanz schaff en können.

Zur Person

Dr. Doris Märtin hat Sprach- und Literaturwissenschaften studiert und über Shakespeare und dessen Frauenfiguren promoviert. Als Autorin, Beraterin und Coach gibt sie Orientierung in einer Welt des Wandels. Mit ihren Büchern Exzellenz. Wissen Sie eigentlich, was in Ihnen steckt? und Habitus. Sind Sie bereit für den Sprung nach ganz oben? zählt sie zu den bekanntesten Impulsgeber*innen erfolgsorientierter Menschen.

Resonanzbeziehungen zu anderen Menschen berühren und bewegen uns. Gemeinsam kommt man ins Gespräch, greift Ideen auf, spinnt Gedanken, Worte klingen nach. Energie und Widerhall stellen sich ein, Sie fühlen sich lebendig und betrachten Dinge mit neuen Augen. Wenn sich Resonanz ereignet, läuft vieles wie von Zauberhand. Allerdings können Sie Resonanz nicht wie eine Superfood- Bowl bestellen. Aber wenn Sie ideale Bedingungen für sie schaffen möchten, können Sie das ganz bewusst beeinflussen:

  1. Suchen Sie sich die richtigen Leute Natürlich entfaltet sich Resonanz auch in Beziehungen, die Sie schon haben. Selbstverständlich klingen und schwingen wir mit dem Partner oder der Partnerin, der Familie, Freundinnen und Freunden. Gleichklang und Harmonie katapultieren Sie aber nicht in neue Welten. Nur ungewohnte Perspektiven bringen Sie auf außergewöhnliche Gedanken. Deshalb gilt: Je diverser, desto resonanter. Resonanz lebt auch von der Differenz. Kein Orchester besteht aus lauter Geigen!
  2. Schaffen Sie eine produktive Stimmung „Ich versuche, mich nur in wohltuenden Umgebungen aufzuhalten,“ sagte der Modedesigner Yves Saint Laurent. Dahinter steht die Erkenntnis: Menschen teilen ihre besten Ideen nur, wenn sie sich wohl und sicher fühlen. Am meisten Resonanz kommt auf, wenn alle in der Runde Anklang finden. Auch dann, wenn ein Beitrag im ersten Moment unausgegoren oder unwesentlich klingt.
  3. Entfalten Sie Ihre eigene Stimme Resonanz bedeutet nicht Konsens. Unterschiedliche Meinungen sind essenziell und bringen interessantere Lösungen hervor. Bringen Sie deshalb Ihre eigenen Perspektiven klar und souverän in die Runde ein. Zielen Sie aber nicht auf Dominanz. Die Kunst besteht darin, Gehör zu finden, ohne andere Stimmen zu übertönen.
  4. Lassen Sie Dinge in der Schwebe Ein unsensibler Spruch, das Herumreiten auf Details oder Termindruck stören die Stimmung. Sprechen Sie notwendige Eckdaten an, aber erwarten Sie keine sofortige Klärung. Lassen Sie unterschiedliche Sichtweisen im Raum stehen. So können andere sie aufnehmen, ohne sich bedrängt zu fühlen.
  5. Schwingen Sie im Takt

Der Kampf ums Wort zerstört Resonanz. Einander ausreden zu lassen und zu bestätigen ist deshalb mehr als eine Stilfrage. Kultivieren Sie Pausen. Vermeiden Sie Monologe. Ideal ist es, wenn alle ungefähr gleich lang sprechen. Stellt sich Resonanz ein, äußert sich dies oft in einer gelösten, angeregten Stimmung. Ein Gefühl der Nähe stellt sich ein. Alle schwingen auf der gleichen Wellenlänge.

Buchtipp

Cover ExzellenzDoris Märtin: Exzellenz. Wissen Sie eigentlich, was in Ihnen steckt? Campus 2021. 24,95 Euro