Das letzte Wort: „Die richtige Balance zwischen analog und digital“

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David Sax im Gespräch David Sax lebt in Toronto in Kanada. Er ist freier Journalist unter anderem für die New York Times und Bloomberg Businessweek, und er hat zahlreiche Sachbücher geschrieben. Weil ihm auffiel, dass die Menschen wieder mehr und mehr altmodisch erscheinende Angebote nutzen – von der Schallplatte bis zum Notizbuch –, befasste er sich mit dem Analogen in digitalen Zeiten. Das Interview führte Sabine Olschner.

Besitzen Sie ein Handy?
Ja, natürlich.

Und wie oft benutzen Sie es?
Viel zu oft (lacht).

Wenn Sie offenbar selber so abhängig sind von digitalen Geräten, warum denken Sie, dass das Analoge immer wichtiger wird in unserem Leben?
Gerade weil digitale Geräte unser Leben so stark bestimmen, wird das Analoge wieder mehr zum Gegengewicht, das wir uns wünschen und wertschätzen. Das Analoge, von dem wir glaubten, dass es doch nur physisch und deshalb per se begrenzt sei, zeigt plötzlich wieder seine Vorteile.

Denken so auch junge Leute, die das Analoge ja niemals so richtig kannten, weil sie mit dem Digitalen aufgewachsen sind?
Bei meinen Recherchen ist mir aufgefallen, dass bei allen analogen Unternehmungen, die derzeit neu entstehen – seien es Papierprodukte, analoge Fotografie oder Bücher – junge Menschen die Gründer sind. Sie sehen das Analoge nicht als etwas Nostalgisches, sondern als etwas Neues, etwas Cooles. Digitales hingegen ist für sie etwas völlig Normales, das zu ihrem Leben gehört und immer da war.

Der Titel Ihres Buches „Die Rache des Analogen“ klingt, als ob das Analoge das Digitale verdrängen wolle.
Ich glaube nicht, dass das Auferstehen des Analogen den Tod des Digitalen bedeutet. Aber Fakt ist: Analoge Unternehmen, denen keine Zukunft vorhergesagt wurde, wie etwa dem Buchmarkt, machen vielfach mehr Gewinn als die digitalen. Schauen Sie sich Unternehmen wie Spotify oder Amazon an, die seit Jahren Verluste in Kauf nehmen, nur weil sie marktbeherrschend sein wollen. Das meinte ich mit „Rache“: Das Analoge, das von vielen totgesagt worden war, ist auferstanden – und kann gut parallel zum Digitalen existieren. Menschen müssen einfach die richtige Balance im Umgang mit analogen und digitalen Dingen finden.

Buchtipp

Cover Die Rache des AnalogenDavid Sax: Die Rache des Analogen. Warum wir uns nach realen Dingen sehnen. Residenz Verlag 2017. 24 EuroJetzt kaufen bei Amazon

Was könnte dies für die Zukunft von Ingenieuren bedeuten, die vor der Herausforderung der Digitalisierung stehen?
Der Fokus von Ingenieuren liegt darauf, technologische Lösungen für ein Problem zu entwickeln. In Wahrheit gibt es aber oft nicht die eine Lösung für ein Problem. Denn Problemlösungen führen oft zu weiteren Problemen, die wiederum gelöst werden wollen. Was also hilft, ist ein Mix aus verschiedenen Technologien, die die richtige Balance zwischen Geschwindigkeit, Kosten, Stabilität etc. herstellen. Um diese Balance zu erreichen, sollte man auch analoge Ideen einbeziehen. Diese Ideen müssen übrigens nicht alle am Computer entstehen, sondern können genauso in analogen Notizbüchern oder mit analogen Stiften für das Whiteboard entworfen werden.

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Branche
IT/Softwareentwicklung & Beratung

Produkte/Dienstleistungen
Als internationale Unternehmensgruppe bieten wir intelligente, nachhaltig wertschöpfende IT- und Branchenlösungen sowie fachlich fundierte strategische Beratung. Als Wegbereiter in die digitale Zukunft begleiten wir Unternehmen der Branchen Automotive, Banking, Food, Insurance, Life Science & Healthcare, Manufacturing, Public Sector, Telecommunications, Travel & Logistics sowie Utilities.

Anzahl der Standorte
21 Standorte in Deutschland, weltweit in 32 Ländern vertreten

Jahresumsatz
1,2 Mrd. Euro (2021)

Anzahl der MitarbeiterInnen
Über 10.000 Mitarbeitende weltweit

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Wir bieten laufend offene Positionen zum Direkteinstieg oder in PROFESSIONAL START

Gesuchte Fachrichtungen
Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik, Physik, Wirtschaftswissenschaften und andere Studiengänge mit IT-Bezug

Einsatzmöglichkeiten
Einstieg z.B. als Software Engineer, IT- oder Business Consultant mit verschiedenen Schwerpunkten wie Software-Entwicklung, KI, Digitalisierung, IT- oder SAP-Beratung, IT-Security, Business Intelligence, Data Science, Projektmanagement.

Einstiegsprogramme
Wir bieten sowohl unser Programm PROFESSIONAL START in den Branchen Automotive, Banking, Insurance, Public Sector und Test Consulting an als auch die Möglichkeit zum Direkteinstieg in allen Bereichen und Branchen.

Mögliche Einstiegstermine
Der Einstieg ist laufend möglich.

Auswahlverfahren
Interviews (persönlich, per Telefon oder Video)

Angebote für StudentInnen
Wir bieten laufend Praktika, Werkstudententätigkeiten sowie Studien- und Abschlussarbeiten an.

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karriereführer informationstechnologie 2018.2019 – IT braucht Ethik

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Cover karriereführer informationsstechnologie 2018-2019_218

IT braucht Ethik –Verantwortung ist Voraussetzung für Innovationen

Die Dynamik von Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data befeuert die Notwendigkeit einer Debatte über eine digitale Ethik. Diese betrifft auch die Unternehmen und ihre IT-Experten: Sie stehen in der Verantwortung und damit vor der Aufgabe, ein Gespür für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft zu entwickeln. Denn klar ist: Eine ethische Schieflage bremst die Innovationskraft ab.

KI und Big Data: Den Wandel ethisch gestalten

Die Dynamik von Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data befeuert die Notwendigkeit einer Debatte über eine digitale Ethik. Diese betrifft auch die Unternehmen und ihre IT-Experten: Sie stehen in der Verantwortung und damit vor der Aufgabe, ein Gespür für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft zu entwickeln. Denn klar ist: Eine ethische Schieflage bremst die Innovationskraft ab. Von André Boße.

Anfang September nahm eine Gruppe ihre Arbeit auf, die einen komplizierten Namen trägt: Datenethikkommission. Man braucht ein paar Anläufe, um diesen Begriff richtig zu schreiben, doch dahinter steckt eine bedeutsame Mission: 16 Expertinnen und Experten aus den Fachrichtungen Medizin, Recht, Informatik, Statistik, Volks- und Betriebswirtschaft, Theologie, Ethik und Journalismus beraten in diesem Gremium, wie es gelingen kann, Digitalisierung und Ethik zusammenzubringen.

Dass dies nötig ist, hat auch die Politik erkannt: Eingesetzt wurde die Kommission von der Bundesregierung, bei der ersten Sitzung waren Innenminister Horst Seehofer und Justizministein Katharina Barley dabei. Worum es bei der Arbeit dieses Gremiums gehen soll, erklärt die Kölner Medizin-Ethikerin Prof. Dr. Christiane Woppen, eine der Sprecherinnen der Kommission:

„Algorithmen und künstliche Intelligenz durchformen alle Bereiche unseres Lebens. Es liegt in unserer Verantwortung, diesen technologischen Wandel zu gestalten.“ Dabei werde der Umgang mit Daten eine Schlüsselfrage auf dem Weg zu einer digitalen Ethik werden, wie die die Wiener Juristin Prof. Dr. Christiane Wendehorst verdeutlicht, auch sie ist Sprecherin des Gremiums: „Daten geben Aufschluss über das Innerste einer Person und über jede soziale Interaktion. Zugleich stehen Daten am Ausgangspunkt ganz neuer Wertschöpfungsketten und Technologien, deren Kontrolle über die Welt- und Wirtschaftsordnung dieses Jahrhunderts entscheiden wird. Deutschland und Europa stehen hier in der Verantwortung, ethische Maßstäbe zu formulieren, die den Menschen in den Mittelpunkt stellen.“

KI in der Medizin

Die AG Ethik der Initiative D21 hat einen Denkimpuls zum Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Medizin veröffentlicht. Darin beschreiben die Autoren einen Konflikt, der auch in anderen Bereichen wichtig werden kann: „Die Behandlung durch Ärzte darf nicht zu einem Luxusgut werden, während der Mehrheit lediglich die Interaktion mit KI und Maschine zur Verfügung gestellt wird.“ Sprich: Es darf nicht soweit kommen, dass KI-Lösungen zur Massenabfertigung dienen, während der menschliche Mehrwert der medizinischen oder sonstigen (auch behördlichen oder öffentlichrechtlichen) Dienstleistung nur noch gegen Aufpreis möglich ist.
Quelle: https://initiatived21.de/arbeitsgruppen/ag-ethik

Schon zuvor hatte die Bundesregierung drei Leitfragen gestellt, deren Beantwortung nun Aufgabe der Datenethikkommission sein soll: Erstens, welche ethischen Grundsätze gelten für auf Algorithmen basierende Prognose- und Entscheidungsprozesse? Zweitens, wo verlaufen die ethischen Grenzen bei der Entwicklung, Nutzung und Programmierung von künstlicher Intelligenz? Drittens, welche Grenzen gelten bei der ökonomischen Nutzung von Daten?

Konzernleitlinie: Verantwortung und Transparenz

Nicht nur die Politik stellt sich diese Fragen. Auch in den Unternehmen spielen diese Aspekte eine große Rolle. Spät – aber noch nicht zu spät – entdeckt der Prozess der digitalen Transformation das Thema Ethik, angetrieben von offensichtlichen Fällen von Datenmissbrauch. Aber auch davon, dass die Nutzung künstlicher Intelligenz kein Zukunftsszenario ist, sondern kurz bevorsteht. Interessant sind hier die Leitlinien zur Nutzung von künstlicher Intelligenz, die der Telekom-Konzern im April dieses Jahres veröffentlicht hat. Dort heißt es an zentraler Stelle: „Der Mensch bleibt immer in der Verantwortung.

Für unsere Lösungen ist klar definiert, wer für welches KI-System und welche KI-Funktion verantwortlich ist. Wir tragen die Verantwortung für unsere Produkte und Dienste – und wir wissen, wer seitens unserer Partner und Dienstleister die Verantwortung für die KI-Systeme trägt.“ Heißt: Sätze wie „Die KI war’s“ oder „Da hat die KI eines Kollegen gesponnen“ soll es bei der Telekom nicht geben – ein Umstand, der schon jetzt darauf hindeutet, dass technische Unternehmen eine Art Verantwortungsmanagement etablieren, damit zu jeder Zeit klar ist, welcher Mitarbeiter für welchen Prozess die Verantwortung trägt. Denn künstliche Intelligenz nimmt dem Menschen zwar Arbeit ab, sie entlässt ihn aber nicht aus der Verantwortung.

Auch erklärt die Telekom in diesen Leitlinien ihren Willen „zu teilen und zu erklären“: „Wir leben unsere digitale Verantwortung, indem wir unser Wissen teilen und die Möglichkeiten der neuen Technologie aufzeigen, ohne ihre Risiken zu vernachlässigen. Daher wollen wir Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen und unser Know-how politischen Entscheidungsträgern und Bildungsanbietern zur Verfügung stellen, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.“

Auch das ist interessant, weil die digitalen Konzerne bislang nicht durchgängig dafür bekannt sind, besonders transparent zu sein. Das Papier zeigt also durchaus die Bereitschaft, einen Paradigmenwechsel einzuleiten: Schluss mit der Geheimniskrämerei und dem Sammeln von Daten im Dunkeln. Mit dem Schritt in Richtung KI und damit der wirklichen Arbeit mit Big Data soll die Digitalisierung öffentlicher und kooperativer vonstattengehen.

Humanismus ist der Maßstab

Für Nicolai Andersen wird es höchste Zeit, dass die ethische Debatte endlich mit der Entwicklung digitaler Techniken Schritt hält. Der Partner bei der Unternehmensberatung Deloitte ist Präsidiumsmitglied der Initiative D21, einem gemeinnützigen Netzwerk, das die digitale Transformation kritisch begleitet und durchleuchtet. Mitglieder bei D21 sind Akteure aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.

Zivilcourage gefordert: Leitlinien der Gesellschaft für Informatik

Die Gesellschaft für Informatik mit ihren rund 20.000 Mitgliedern hat im Sommer 2018 neue ethische Leitlinien verabschiedet. Unter den zwölf Punkten findet sich unter anderem der Aspekt „Zivilcourage“: „Das GI-Mitglied tritt mit Mut für den Schutz und die Wahrung der Menschenwürde ein, selbst wenn Gesetze, Verträge oder andere Normen dies nicht explizit fordern oder dem gar entgegenstehen.“ Unter dem Punkt „Soziale Verantwortung“ heißt es: „Das GI-Mitglied soll mit Entwurf, Herstellung, Betrieb und Verwendung von IT-Systemen zur Verbesserung der lokalen und globalen Lebensbedingungen beitragen. Das GI-Mitglied trägt Verantwortung für die sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen seiner Arbeit.“

Quelle: https://gi.de/ueber-uns/organisation/unsere-ethischen-leitlinien

Andersen ist innerhalb der Initiative Leiter der AG Ethik, in der sich Mitglieder Gedanken darüber machen, wie sich ethische Grundsätze in die digitalisierte Welt übersetzen lassen. Aber gilt in der analogen Welt überhaupt die gleiche Ethik wie in der digitalen? „Der Kern der ethischen Fragen und Antworten unterscheidet sich in der digitalen Gesellschaft nicht von der analogen“, sagt Andersen. Es sei nicht so, dass durch die künstliche Intelligenz der Humanismus auf dem Prüfstand stehe. „Der Humanismus ist der Prüfstand. Und wenn wir künstliche Intelligenz so einsetzen, dass wir Verantwortung für die Gesellschaft tragen, dann müssen wir uns auch keine Sorgen vor KI machen.“

Was sich jedoch verändere und die ethische Debatte herausfordere, sei die hohe Frequenz, in der man sich diese Fragen stellen müsse. „Der digitale Fortschritt bietet uns Handlungsoptionen, die es vorher nicht gab. Somit entstehen Situation, die wir vorher nicht kannten.“ Zudem habe sich das Tempo erhöht: Während sich der technische Fortschritt früher über viele Jahre hinzog und man entsprechend viel Zeit hatte, sich die Entwicklungen anzuschauen und zu bewerten, sind die Innovationszyklen in der vernetzten, digitalen Welt sehr viel kürzer.

Andersen sagt: „Sie können heute eine App entwickeln, die innerhalb weniger Wochen oder Monate weltweit von Millionen Menschen genutzt wird und eine bislang noch nicht geführte ethische Debatte öffnet.“ Das Problem ist nur: Die Technik ist schon da, wird bereits genutzt, stellt – wie beim Beispiel Uber – vielleicht ganze Branchen auf den Kopf. Da hinkt die ethische Diskussion beinahe zwangsläufig hinterher.

Wer Ethik ignoriert, bremst die Innovation

Der Leiter der AG Ethik stellt daher in vielen Bereichen eine Ungleichheit in der Debatte fest. „Wir diskutieren in einigen Bereichen Fragestellungen, die in anderen Bereichen bereits Standard sind. Man denke nur an das Thema ‚Diskriminierung durch Algorithmen’: Dieses taucht beispielsweise im Bereich Human Ressources auf, als wäre es etwas komplett Neues – dabei gibt es das gleiche etwa mit dem Credit Scoring bei der Kreditvergabe schon seit Jahrzehnten.“ Zudem stellt Andersen eine starke Diskrepanz zwischen „Ergebnis-Wissen“ und „Ursachen-Wissen“ fest: „Die Menschen entwickeln viel Fantasie, welche Auswirkungen der Einsatz digitaler Techniken haben könnte und wie diese ihr Leben beeinflussen könnten. Gleichzeitig aber ist das Fachwissen wenig verbreitet, wie diese Techniken funktionieren.“ So komme es, dass Vorschläge zur Regulierung entstünden, die in der Realität nicht sinnvoll oder nicht umsetzbar seien. „Das wiederum kann zu Innovationsbremsen führen, wenn seitens der Innovationstreiber Unsicherheiten entstehen und sie nicht abschätzen können, ob oder wie eine Regulierung auf ihre Entwicklungen Einfluss haben könnte“, so Andersen.

Er setzt daher beim Thema der digitalen Ethik auf die Fort- und Weiterbildung – auch in den Unternehmen. „Wir neigen dazu, das zu fürchten, was wir nicht kennen. Technologie bringt eine neue Dynamik und Geschwindigkeit in eine Entwicklung. Aber erst mit Wissen und Verständnis, können wir deren Entwicklungen steuern. Daher brauchen wir Verständnis und Know-how, um die Weichen richtig zu stellen.“ Sonst sei es, als würde man nachts sehr schnell in einem Auto fahren, ohne etwas zu sehen. „Natürlich entsteht da Panik und es wird auf die Bremse gedrückt.“ Umso wichtiger seien Entscheidungsträger und Führungskräfte, die die Weitsicht besitzen, das Auto auch in dieser Nacht- und Nebelaktion Digitalisierung sicher zu steuern. Entscheidend seien hier Digitalkompetenzen, die aber weit über fachliches IT-Know-how hinausgehen.

Für Andersen geht es darum, „Situationen im Kontext ihrer allgemeinen Lebenserfahrung einordnen zu können.“ Also um eine Art „digitales Bauchgefühl“. Dieses hat natürlich mit Fachwissen zu tun. Aber es bedingt auch eine gewisse emotionale Intelligenz, um abseits der IT-Expertenzirkel einschätzen zu können, welche Auswirkungen eine digitale Entwicklung auf die Mitarbeiter im Unternehmen, die Kunden und die gesamte Gesellschaft hat.

Bei ihren Leitfragen an die Datenethikkommission verweist die Bundesregierung auf eine wichtige Prämisse der Menschenwürde, die auch Teil von Artikel 1 des Grundgesetzes ist: „Ein Mensch darf nicht zum bloßen Objekt werden.“ Etwas weiter gedacht: Ein Mensch ist immer mehr als die Daten, die man über ihn gesammelt hat. Eine künstliche Intelligenz – also eine Maschine – kann mit dieser normativen Bedingung nur wenig anfangen. Es wird daher eine der Kernaufgaben der IT-Experten sein, diesen ethischen Anspruch zu jeder Zeit mitzudenken.

Buchtipps

3TH1CS

Cover EthicsDie digitale Transformation stellt unsere Moralvorstellungen auf die Probe und führt zu neuen Fragen in allen Bereichen des Lebens: Politik, Wirtschaft, soziales Zusammenleben, Kommunikation, Unterhaltung. In zwanzig Beiträgen stellen sich Expertinnen und Experten aus Europa, Amerika und Asien der Herausforderung, Antworten auf die Fragen zu finden, die auf uns zukommen.

Philipp Otto und Eike Gräf (Hrsg.): 3TH1CS – Die Ethik der digitalen Zeit. iRights 2017, 29,99 Euro.Jetzt kaufen bei Amazon

 

 

Digitaler Humanismus

Cover Digitaler HumanismusDie Bestseller-Autorin Dr. Nathalie Weidenfeld und ihr Mann, der Philosoph und ehemalige Staatsminister Prof. Dr. Julian Nida- Rümelin, zeigen mit dem Buch „Digitaler Humanismus“ eine, so der Untertitel, „Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“. Mit einem Brückenschlag zwischen philosophischen Gedanken und Zukunftsszenarien legen die beiden Autoren einen Gegenentwurf zur Ideologie im Silicon Valley vor, wo die Künstliche Intelligenz zu einem Manna der Fortschrittsgläubigen zu werden droht – zumal bei einem reinen Blick auf die Nutzbarkeit fürs Business. Ingenieuren bietet das Buch Impulse, wie es gelingen kann, den technischen Fortschritt im ethischen Kontext zu betrachten.

Julian Nida-Rümelin/Nathalie Weidenfeld: Digitaler Humanismus: Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz. Piper Verlag 2018. 24 EuroJetzt kaufen bei Amazon

M&A-Experte Julian Riedlbauer im Interview

Als Partner des weltweit aktiven Tech-Investmentunternehmens GP Bullhound ist Julian Riedlbauer ein herausragender Experte des IT-Markts. Wie kaum ein anderer kann der M&A-Experte einschätzen, wie sich innovative Start-ups und Konzerne verhalten, wonach sie suchen, was sie verlangen. Im Interview beschreibt Riedlbauer den Siegeszug der „Unicorns“ – also von Start-up-Unternehmen, die mittlerweile die Grenze eines Firmenwerts von einer Milliarde Dollar übersprungen haben. Für IT-Experten bieten diese Firmen ganz besondere Chancen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Julian Riedlbauer ist seit August 2012 Partner von GP Bullhound, nachdem seine M&A-Beratungsgesellschaft Pure Equity Advisors in die britische Technologie-Investmentbank integriert wurde. Vor seiner Gründung von Pure Equity Advisors war Julian Riedlbauer dreieinhalb Jahre lang als Geschäftsführer bei Corporate Finance Partners tätig. Insgesamt war er an mehr als 50 M&A-Prozessen von Technologie-Unternehmen beteiligt, sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite. Schon als Schüler sammelte er erste Erfahrungen mit eigenen IT- und Network- Unternehmen.

Herr Riedlbauer, können Sie kurz erläutern, was Unicorn-Unternehmen auszeichnet?
Unicorns sind Unternehmen mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar. In unserem zuletzt veröffentlichten Tech-Titans-Report haben wir Unicorn-Unternehmen untersucht, die im Jahr 2000 oder später gegründet wurden und die ab 2014 Wachstumskapital in Höhe von 20 Millionen US-Dollar oder mehr eingesammelt haben. Insbesondere die Kapitalbeschaffung, aber auch der schnelle Umsatz- und Personalzuwachs sind Merkmale, die Unicorns auszeichnen und von anderen Unternehmen unterscheiden.

Wie schneidet Europa bei den Unicorn-Unternehmen ab?
Die Entwicklung der Unicorns abseits der Vorreiter China und den USA ist spannend, denn zuletzt hat auch Europa einige prominente Milliarden- Unternehmen hervorgebracht. Dazu zählen unter anderem Spotify, Zalando oder auch der niederländische Zahlungsdienstleister Adyen. In Europa beheimatet Großbritannien mit 25 Unternehmen die meisten dieser Unternehmen. Schweden ist mit sieben Vertretern und einer Gesamtbewertung von 54 Milliarden US-Dollar auf Platz zwei und Deutschland folgt auf Platz drei – mit acht Unicorns, die insgesamt aber nur auf eine Bewertung von 36 Milliarden US-Dollar kommen.

Sind diese Unicorns noch Start-ups oder schon Konzerne?
So pauschal lässt sich das nicht sagen. Nur weil die Unternehmensbewertung über einer Milliarde US-Dollar liegt, kann es sich von der Dynamik und Führung her trotzdem noch um ein Startup handeln. Da spielen andere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel das Gründungsjahr, der Innovationsgrad, die Mitarbeiteranzahl, Organisationsstruktur oder ihr Skalierungspotenzial – eine Rolle, die ausschlaggebend für die Kategorisierung Start-up oder bereits Konzern sind. Neben harten Fakten wie Umsatz und Personalwachstum sind auch die kulturellen Aspekte wichtig in der Differenzierung zu Konzernen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Celonis, ein Spezialist für Big Data-Technologien. Das Start-up ist erst im Juni in die Riege der Einhörner aufgestiegen, beschäftigt inzwischen insgesamt 400 Mitarbeiter. Dieses Software-Unternehmen ist bereits ein Unicorn, aber mit dieser vergleichsweise kleinen Zahl an Mitarbeitern ganz klar ein Start-up und noch kein Konzern.

Welche Arbeits- und Führungskultur finden Einsteiger bei diesen Unicorns vor und wer oder was prägt die jeweilige Unternehmenskultur?
Das ist natürlich sehr individuell und von Unternehmen zu Unternehmen verschieden. Aber gerade in vielen Start-ups und auch größeren Digitalunternehmen gibt es flache Hierarchien, agile Teams, neue Managementund Arbeitsansätze – Stichwort: „New Work” – und dadurch dementsprechend schnellere Entscheidungswege und eine hohe Dynamik. Flexible Arbeitszeiten, inklusive Home-Office- Regelungen oder Remote Work sowie die Arbeit aus Coworking-Spaces gehören zum Alltag.

Welcher Gründer träumt nicht davon, dass sein Unternehmen irgendwann einmal eine Milliarde wert ist?

Mit Blick auf noch junge Start-ups, die noch keine Unicorns sind: Ist der Weg in diese Klasse heute für viele Startups das große Ziel?
Das große Ziel ist es für sehr viele Start-ups auf jeden Fall. Welcher Gründer träumt nicht davon, dass sein Unternehmen irgendwann einmal eine Milliarde wert ist? Inwiefern das in vielen Fällen tatsächlich realistisch ist, steht wiederum auf einem anderen Blatt. Hier können sich viele deutsche und europäische Unternehmen doch noch eine gehörige Scheibe von den großen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley abschneiden, die von Anfang an mit Pioniergeist, großen Finanzierungsrunden und Innovationskraft überzeugt haben. Gleichzeitig gilt aber auch: Die Politik muss mehr tun, um bürokratische Hürden abzubauen und das Gründen und die Finanzierung von Unternehmen leichter zu machen.

Auf der anderen Seite, wie beurteilen Sie aktuell die Kooperation von Konzernen, die auf das Know-how und die Innovationskraft von Start-ups zurückgreifen wollen?
Solche Kooperationen sind wichtig und richtig. Ich bin froh, dass viele Konzerne mittlerweile dazu übergegangen sind, auch den eigenen Mehrwert zu erkennen. Früher sprach man dann doch zu allererst vor allem davon, welche Vorteile die Start-ups hätten, wenn sie sich mit den großen Marktplayern zusammentun. Dabei sind die Formen dieser Zusammenarbeit extrem vielfältig. Es gibt diverse Inkubatoren, über die Unternehmen wie Metro, Deutsche Bahn, Microsoft oder Lufthansa einerseits Start-ups fördern, andererseits aber auch auf den Austausch von Know-how setzen. Gleichzeitig haben sich neue und tiefergehende Formen der Kooperation entwickelt: So setzt die BMW Startup Garage zum Beispiel auf das sogenannte Venture-Client- Modell: Start-ups, die für BMW spannend sind, werden mit Geld gefördert und im besten Falle irgendwann zu wirklichen Zulieferern des Münchener Autobauers. Eine Win-win-Situation für beide Seiten.

Beobachten Sie weiterhin den Trend, dass Konzerne selbst digitale Start-ups ausgründen, um dann – gerne in Tech- Hubs wie zum Beispiel Berlin – innovative Labore zu errichten?
Auf jeden Fall, wir beobachten diesen Trend in vielen klassischen Branchen. Konzerne wie VW oder auch Daimler haben Start-ups aus dem Unternehmen heraus gegründet: Heycar und MOIA bei VW, Turo bei Daimler. VW betreibt zusätzlich auch ein Digital Lab in Berlin. Hier steht besonders die Umsetzung agiler Arbeitsmethoden und Pair Programming im Vordergrund.

Das heißt, es sitzen zwei Entwickler an einem Rechner: Einer schreibt den Code, der andere kontrolliert und spricht direkt kritische Punkt an?
Genau. Es gibt aber auch externe Dienstleister wie den US-Konzern Pivotal, die VW zum Beispiel bei der Software-Entwicklung unterstützen. Weitere Beispiele sind die Digitalisierungseinheit des Lufthansa-Konzerns – der Lufthansa Innovation Hub – sowie der Bosch IoT-Campus in Berlin, der Unternehmen bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten für vernetzte Lösungen unterstützt.

Sehr gut qualifizierte Kandidaten können sich den Arbeitgeber aussuchen. Für diese geht es vielmehr darum, welcher Arbeitgeber das beste Angebot macht.

Es scheint, als dürften sich IT-Einsteiger auf eine sehr bunte und dynamische Arbeitswelt freuen.
Ja. Und die Angebote für Arbeitskräfte mit Fokus auf Software-Entwicklung und Digitalthemen werden weiter massiv zunehmen – der Bedarf an solchen Experten ist enorm: Digitalisierung ist die Top-Priorität sowohl bei Beratungsunternehmen, dem klassischen Mittelstand als auch bei Großkonzernen. Zusätzlich suchen auch Start-ups, große Digitalunternehmen wie Zalando oder Delivery Hero, aber auch internationale Start-ups, die ihre Büros in Deutschland öffnen, nach Fachkräften.

Die Nachfrage ist groß, aber welche Herausforderungen werden an Einsteiger gestellt?
Ich bin mir sicher: Es bleiben auch weiterhin Kompetenzen wie Teamfähigkeit und Belastbarkeit gefragt. Sehr gut qualifizierte Kandidaten können sich den Arbeitgeber aussuchen. Für diese geht es vielmehr darum, welcher Arbeitgeber das beste Angebot macht: Wie sieht es mit flexiblen Arbeitszeiten oder der Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus? Gleichzeitig müssen Unternehmen darauf achten, ihre Recruitment-Prozesse zu verbessern und auch mal neue, innovative Wege zu beschreiten. Darüber hinaus ist für sehr gute Software-Entwickler und Digitalexperten eine rein projektbezogene Arbeit als Freelancer zu einer echten Alternative geworden.

Zum Unternehmen

Das weltweit agierende M&A-Beratungs- und Tech- Investitionsunternehmen GP Bullhound mit Stammsitz in London berät sowohl Unternehmen als auch Gründer und Investoren in den Bereichen Mergers & Acquisitions (M&A) und Wachstumsfinanzierungen. Seit seiner Gründung 1999 hat GP Bullhound mehr als 240 erfolgreiche M&A- und Privat-Placement-Transaktionen mit führenden Industrieunternehmen abgeschlossen und hat mittlerweile neben Standorten wie San Francisco, Hongkong und New York auch einen Sitz in Berlin.

Berufseinstieg als Informatiker: Freie Wahl und heiß begehrt

Informatiker können sich derzeit die Hände reiben. Sie sind heißbegehrt, die offenen Stellen übertreffen bei weitem die dem Markt zur Verfügung stehenden Experten. Somit stehen ihnen die beruflichen Türen offen, denn die Digitalisierung mit ihrer Durchdringung von Gesellschaft und Wirtschaft verlangt vor allem eines: IT-Know-how. Von Christoph Berger

Mitte September 2018 wurde die Brisanz des Fachkräftemangels bei den IT-Berufen erst wieder durch eine Studie belegt: Laut dem Ingenieurmonitor, den das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des VDI vierteljährlich erstellt, bilden die Informatikberufe im zweiten Quartal 2018 mit monatsdurchschnittlich 43.590 offenen Stellen die größte Kategorie des Stellenangebots in den Ingenieurberufen.

Gesucht werden für die Digitalisierungstechnologien wie das automatisierte Fahren, IT-Sicherheit und die Entwicklungen von Lösungen für das Smart Home demnach insbesondere Schnittstellenkompetenzen von IT und Elektrotechnik. Bereits auf der CeBIT in Hannover hatte Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft beim VDI, gesagt: „Die derzeitige Verfügbarkeit von IT-Fachkräften in Deutschland wird von 46 Prozent der Befragten als äußerst schlecht eingeschätzt.“

Das IW hatte zudem im „MINT-Frühjahrsreport 2018“ festgestellt, dass die Arbeitskräftelücke in den MINT-Berufen insgesamt IT-lastiger geworden ist. Dies werde vor allem bei den MINT-Expertenberufen deutlich, schreiben die Wissenschaftler: „So hat sich die Lücke bei den IT-Experten in den letzten vier Jahren von 16.000 im April 2014 auf 39.600 im April 2018 mehr als verdoppelt

Auch der Branchenverband Bitkom fragte in diesem Jahr Unternehmen, welche IT-Fachkräfte besonders gefragt seien. Ihm gegenüber äußerten sich 61 Prozent der Unternehmen dahingehend, dass die Rekrutierung von Datenschutzexperten sehr schwierig sei. Dazu sagte Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom- Geschäftsleitung: „Die Umsetzung der Datenschutz-Grundverordnung hat den Bedarf an qualifiziertem Personal rapide ansteigen lassen.“ Und mit der kommenden E-Privacy-Verordnung schließe sich für die Unternehmen die nächste regulatorische Datenschutzherausforderung direkt an.

Überhaupt sei die Rolle des IT-Standorts Deutschlands aufgrund der fehlenden IT-Fachkräfte stark gefährdet, so das Ergebnis einer wiederum vom VDI durchgeführten Umfrage mit dem Titel „Wie schaffen wir die Digitale Transformation?“, nach der vor allem Softwareentwickler und IT-Sicherheitsexperten rar sind. Aufgrund der Engpasssituationen in den Unternehmen, werden notwendige Arbeiten zunehmend nach außen gegeben – wichtiges Know-how also ausgegliedert, anstehende Investitionen und Projekte zeitlich verschoben oder gestreckt. Ob dies der richtige Weg ist, darf bezweifelt werden, wird sich die Mangelsituation doch eher noch verstärken als entspannen. Doch vor dem derzeitigen Hintergrund an fehlenden IT-Experten, scheint dies oftmals noch die einzig mögliche Alternative zu sein.

Taktiles Internet

Echtzeitkommunikation im Industrie-4.0-Zeitalter – das steckt hinter dem Begriff taktiles Internet: Kommunikation zwischen dem Menschen und Maschinen oder Robotern beispielsweise. Von Christoph Berger

In Dresden, am „Zentrum für taktiles Internet mit Mensch-Maschine-Interaktion“ der dortigen Technischen Universität, arbeiten im Exzellenzcluster CeTI Wissenschaftler der TU Dresden aus den Fachgebieten Elektro- und Kommunikationstechnik, Informatik, Psychologie, Neurowissenschaften und Medizin mit Forschern der TU München, des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und der Fraunhofer- Gesellschaft sowie internationalen Wissenschaftseinrichtungen gemeinsam daran, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine auf eine neue Stufe zu heben:

Menschen sollen künftig in der Lage sein, in Echtzeit mit vernetzten automatisierten Systemen in der realen oder virtuellen Welt zu interagieren. Erforscht werden Schlüsselbereiche der menschlichen Kontrolle in der Mensch-Maschine-Kooperation, im Soft- und Hardware-Design, bei Sensor- und Aktuatortechnologien sowie bei den Kommunikationsnetzen. Die Forschungen sind Grundlage für neuartige Anwendungen in der Medizin, der Industrie und dem Internet der Kompetenzen, wozu Bildung und Rehabilitation gehören.

CeTI

Das Exzellenzcluster CeTI im Internet
www.ceti.one

Doch entscheidend für eine funktionierende Echtzeit-Kommunikation sind sogenannte intelligente Netze und adaptive Systeme. Sie funktionieren unabhängig vom benutzten Gerät und können sich an verändernde Umgebungen anpassen. Davon ausgehend hat CeTI sechs Zielstellungen für seine Forschungen formuliert:

  • Entwicklung eines intelligenten Netzwerks, das Menschen durch kontinuierliches Anpassen und Lernen verbindet und darüber hinaus eine kaum spürbare zeitliche Verzögerung sowie eine hohe Ausfallsicherheit gewährleistet.
  • Übertragung von psychologischen und medizinischen Erkenntnissen aus dem Prozess des menschlichen Lernens auf Maschinen.
  • Schaffung von Erweiterungen für den menschlichen Geist und Körper über neuartige Sensor- und Aktuatortechnologien.
  • Entwicklung von haptischen Kodierverfahren zur Bewältigung der Informationsflut aufgrund der großen Anzahl von Sensoren.
  • Aufbau einer flexiblen, schnellen und rekonfigurierbaren Elektronik.
  • Übertragung der Neuentwicklungen auf Anwendungen in der durch Roboter unterstützten Medizin, der Mensch-Maschine-Kooperation sowie den Bereich des innovativen Lehrens und Lernens.

TACNET 4.0

14 deutsche Unternehmen und Organisationen haben sich im Projekt TACNET 4.0 zusammengeschlossen, um ein einheitliches System für die industrielle Kommunikation in Echtzeit zu entwickeln. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Grundlage des Systems soll der ab 2020 erwartete Mobilfunk der fünften Generation werden (5G). Im Zentrum stehen Verfahren für die Digitalisierung von Produktion und Robotik.

www.tacnet40.de

Jivka Ovtcharova: „Aus dem ‚Internet der Dinge‘ wird nun das ‚Internet der Talente‘“

Die Digitalisierung verändert all unsere Lebensbereiche und sie hat Einfluss auf unsere Gesellschaftsformen, die Technologie, Ökonomie und Wertesysteme. Und sie bietet Frauen ganz neue Karrieremöglichkeiten, wie Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova im Interview erklärt. Die Fragen stellte Christoph Berger

Zur Person

Prof. Dr. Dr.-Ing. Dr. h. c. Jivka Ovtcharova zeichnet sich als Diplom-Ingenieurin mit zweifacher Promotion in Maschinenbau und Informatik durch ihre Expertise im Informations- und Datenmanagement in der Fertigungsindustrie aus. Sie ist Leiterin des Instituts für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI), Direktorin im Forschungszentrum für Informatik Karlsruhe (FZI) und Gründerin und Leiterin des Lifecycle Engineering Solutions Centers (LESC). In ihrem Spezialgebiet „Virtual Engineering“ bietet sie eine integrierte Prozess-System-Sicht auf den gesamten Produktlebenszyklus hinsichtlich Abstimmung, Bewertung und Mensch-Produkt- Interaktion in Echtzeit sowie in virtuellen Gestaltungsräumen an. Dies ermöglicht es unter anderem Entwicklern, Lieferanten, Herstellern und Kunden gleichermaßen, das zukünftige Produkt von der Spezifikation bis hin zu Service und Recycling virtuell zu handhaben und hinsichtlich seiner Eigenschaften und Funktionen realitätsnah zu beurteilen.

Frau Ovtcharova, Sie sind Halterin zweier Doktortitel: einen im Maschinenbau und einen in Informatik. Eine bessere Symbiose ist vor dem Hintergrund der Digitalisierung derzeit wohl nur schwer denkbar – geht es doch in jeder Branche derzeit um die Transformation, also eine jeweilige Branche plus Informatik. Oder?
Ja, die Informatik ist eine Basis- und Querschnittsdisziplin. Im Mittelpunkt der Informatik steht nicht der Computer, wie üblich gemeint, sondern der Digitalcode. Und der ist universell. Anders als in der Analogwelt, in der wir leben und produzieren, geht es in der digitalen Welt um völlig neue Gestaltungs- und Organisationsformen. Aus dem ursprünglichen Kommunikationsmittel für Menschen via Computer hat sich ein digitales „Allesnetz“, das Internet of Things (IoT), entwickelt. Dieses unterstützt allgegenwärtig und uneingeschränkt den Menschen bei seinen Tätigkeiten. Zu allererst drückt sich das in einem natürlichen Kommunikationsstil „Mensch-Computer“ oder „Mensch-Maschine“ aus, der auf Verständnis, Dialog und Assistenz basiert und die Vernetzung von mehreren Kommunikationskanälen voraussetzt. Der digitale Wandel ist im vollen Gang und birgt weitgehende Transformationen in allen menschlichen Lebensbereichen, Gesellschaftsformen, Technologie, Ökonomie und Wertesysteme in sich.

Wie verändert die Informationstechnologie derzeit die Arbeit der Ingenieure?
Die Arbeit der Ingenieure ist stark durch das Denken in Funktionen und Systemen geprägt, sowohl aus Produkt- als auch aus Prozesssicht. So prägt der Begriff „Systems Engineering“ (SE) seit Jahren die Arbeit der Ingenieure hinsichtlich des Zusammenwirkens der Domänen Mechanik, Elektrik, Elektronik und Softwaretechnik – was auch durch den Begriff Mechatronik zum Ausdruck kommt. Dabei handelt es sich um fachdisziplinübergreifende Ingenieurmethoden für die Integration von Systemen, deren Gesamtfunktionalitäten im Voraus festgelegt werden. Im Zeitalter der Industrie 4.0 erlangt jedoch die dynamische Vernetzung und die selbständige Kommunikation der einzelnen Systeme über das Internet eine wachsende Bedeutung. Eine Weiterentwicklung des Systems Engineering stellen die ssogenannten „Cyber Physical Systems“ (CPS) dar. Diese bezeichnen den Verbund mechanischer, elektrischer und elektronischer Softwaresysteme, die über eine gemeinsame IoT-Dateninfrastruktur kommunizieren. Die CPS sind durch einen sehr hohen Grad an Komplexität gekennzeichnet. Deren Anwendung setzen solide Mathematik- und Informatikkenntnisse voraus, genauso praktische Fähigkeiten im Umgang mit Internettechnologien.

Immer wieder ist davon die Rede, dass Menschen mit dem digitalen Mindset benötigt würden. Sehen Sie das auch so?
Ja. Der Begriff „Digitales Mindset“ hört sich noch wie ein Buzzword an, aber wir verbinden damit schon unsere persönliche Einstellung zu der Digitalisierung, die Art wie wir denken, handeln oder fühlen. Dabei geht es auch um unsere Fähigkeiten, Kompetenzen und Erfahrungen im Umgang mit der Digitalisierung, die wechselseitig zusammengehören. Im Ingenieurbereich richten sich die Digitalisierungsansätze immer noch an Maschinen oder Computer aus und nicht an uns Menschen als Mittelpunkt der Betrachtung. Doch durch die rasante Entwicklung der Internetplattformen, sozialen Netzwerke und Online-Dienste wächst entsprechend die Rolle der Menschen in direkter Kommunikation mit anderen Menschen, aber auch mit Maschinen und Computern. Der Schwerpunkt der Betrachtung geht vom „Objekt“ (Maschine, Computer) zum „Subjekt“ (Mensch). Neueste Trends weisen darauf hin, dass sich die Grenze zwischen „Online- und Offline-Sein“ für Menschen auflöst. Dadurch verändert sich die Vorstellung der Menschen von Realität im Raum und in der Zeit. Materielle und immaterielle Welten verschmelzen. Echtzeitfähige Anwendungen, unterstützt durch realitätsnahe Visualisierungstechnologien ermöglichen es, unsichtbare Phänomene sichtbar und frühzeitig validierbar für die Menschen zu machen um dadurch zum Beispiel neue Produkteigenschaften und -funktionen zu verwirklichen.

Doch wie ist es um das „digitale Denken“ der Informatiker bestellt – ist es dort an sich vorhanden oder sind Informatiker vor allem erst einmal die Ausführer von den Ideen der „Kreativen“?
Unsere Einstellung zu der Digitalisierung und dadurch auch unser digitales Denken hängen sehr stark vom konkreten Tätigkeitsfeld ab. Das digitale Denken der Informatiker ist sicherlich stärker durch die Entwicklung von IT-Werkzeugen bestimmt, das heißt durch Grundlagen und Formalismen der theoretischen, technischen und praktischen Informatik. Dabei geht es auch um Kreativität, um ideenreich und gestalterisch Soft- und Hardware zu entwickeln. Bei der „Kreativität“ in den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst geht es um das „Was“, bei den Informatikern um das „Wie“ der Digitalisierung. Wenn ein Schriftsteller den Roman schreibt, schreibt der Informatiker das Drehbuch.

Agilität ist ursprünglich eine Methode der Informationstechnologie, inzwischen aber ein Synonym für die Veränderung ganzer Unternehmenskulturen. Welche Rolle spielen heute agile Methoden, beispielsweise Design Thinking, für Unternehmen?
Bei den agilen Methoden geht es in erster Linie um zwei wichtige Aspekte: flexible Organisations- und Kommunikationsstrukturen sowie Mechanismen der Unsicherheits- oder Ungewissheitstoleranz (Ambiguitätsmanagement, Ambiguitätstoleranz). Ohne den Einsatz von Netzwerken, Graphen und den entsprechenden Algorithmen wäre unser Internet-Alltag undenkbar. Unternehmensstrategien bauen traditionell auf Hierarchien. Hierarchische Strukturen sind, wie man aus der Informatik weiß, gut für den Aufbau und den Test von Systemen, deren Funktionalität im Voraus festgesetzt sind. Hierarchien sind auch gut für das Controlling. Sie sind aber nicht gut für den Change. In Bezug auf hohe Priorität, schnelle Reaktionsfähigkeit und Best Practices sind Design Thinking Labs, Makerspaces oder Sandboxes – wie wie in unserem Industrie 4.0 Collaboration Lab praktiziert – einzurichten. Dort lassen sich zum Beispiel neue Ideen leicht testen und durch weitreichende Durchführungs- und Öffentlichkeitsmaßnahmen untermauern.

Die Umsetzung von Ideen im Sandkasten symbolisiert dabei einen Ort des Zusammenkommens zum spielerischen Denken, Kommunizieren und Handeln. Ein Sandkasten wird als Think Tank gesehen, in dem die Menschen über Disziplinen und Organisationen hinweg eine gemeinsame Infrastruktur nutzen, um Lösungen zu kreieren, diese umzusetzen und zu vermarkten. Ganz nach dem Motto: „Face it!“ – auf den Punkt kommen, begreifen, pragmatisch und handlungsschnell vorgehen. Dabei geht es insbesondere um die Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten, Unterschieden oder mehrdeutigen Informationen, die schwer verständlich oder sogar inakzeptabel erscheinen, umzugehen.

Jivka Ovtcharova: Drei Tipps aus meinem Berufsleben

  • Vorne ist wo sich noch keiner auskennt und dafür gibt es keine Roadmap. Unternimm alles, um deine Ideen zu verwirklichen – ganz gleich, was in einer Stellenbeschreibung steht.
  • Überholen geht nur, wenn man die Spur wechselt. Bleibe deinen Zielen treu, aber auch realistisch im Hinblick auf die Wege zu ihrer Erreichung.
  • Folge deiner Intuition bei den Menschen, die du dir aussuchst- und arbeite nur mit den besten.

Und wie steht es um die Veränderungen in der Gesellschaft: Können beispielsweise Frauen von diesen Veränderungen im Hinblick auf ihre Karrierewünsche profitieren?
Ja, denn der Digitalcode hat kein Geschlecht, Alter oder keine Nationalität. Anders als bei den „klassischen“ Analogberufen geht es in der digitalen Welt um völlig neue Bildungs- und Entfaltungsmöglichkeiten, unabhängig davon, ob es um Frauen oder Männer geht. ‚Die Ideen sind nicht verantwortlich für das, was die Menschen aus ihnen machen‘ hat einmal Werner Heisenberg, Physiker und Nobelpreisträger gesagt. So vielversprechend die Ideen und leistungsfähig die digitalen Technologien auch sein können, von jetzt ab stehen die Menschen und die Rückgewinnung derer unterschiedlichsten Fähigkeiten im Mittelpunkt der Betrachtung. Aus dem ‚Internet der Dinge‘ wird nun das ‚Internet der Talente‘. Durch digitale Bildung und Qualifikation verlieren Vorurteile, Traditionen und physische Randbedingungen – unter anderem die Verfügbarkeit und Präsenz vor Ort – an Bedeutung. Fähigkeiten des vernetzten Denkens, mit dem Blick für das große Ganze, sind wie nie zuvor gefragt.

Und was sind Ihre Tipps für Frauen, die in der doch noch sehr von Männern geprägten Welt der Informatik Karriere machen wollen?
Das Leben ist analog, die Kommunikation dagegen mehr und mehr digital. Dieser Trend entwickelt sich exponentiell und bietet ungeahntes Potenzial für neue Berufe und Qualifikationen. Das allerwichtigste ist, die alten Stereotype abzuschaffen und nach vorne zu blicken. Für ein erfülltes Berufslebens zählen persönliche Leidenschaft und Visionen, nicht irgendein Erfolgsmodell.

InformierT

SCHMETTERLINGS-MONITORING

In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe konzipierten Studierende der Wirtschaftsinformatik der DHBW Stuttgart im Rahmen eines lehrintegrierten Forschungsprojekts eine App zur einfachen Erfassung und Erkennung von Schmetterlingen. Mit dieser App können Naturinteressierte in einfacher Art und Weise Fotos von Faltern aufnehmen, vorklassifizieren und direkt an eine zentrale Datensammelstelle schicken. In dieser Sammelstelle, wie beispielsweise dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, werten Experten die Funde aus und können somit bessere Aussagen über die Veränderung von Schmetterlingsbeständen treffen.

IT FÜR SOZIALE INKLUSION

Cover IT für soziale InklusionSoziale Inklusion ist ein Thema mit wachsender Bedeutung in allen Gesellschaftsbereichen. Deren Durchsetzung ist ohne Informationstechnologie oftmals nicht möglich. Das Buch beschreibt den Stand der Forschung. Schwerpunkt sind aber Tools und Anwendungen aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Mobilität, Migration u.a. Themen und Autoren stammen aus dem gleichnamigen Workshop, den das DFKI im Rahmen des VISION SUMMIT 2016 gestaltet hat.

Aljoscha Burchardt, Hans Uszkoreit (Hrsg.): IT für soziale Inklusion. De Gruyter 2018.

KARTIERUNG DES GEHIRNS

Foto: MPI für Neurobiologie, Julia Kuhl
Rekonstruktion von Nervenzellen aus einem Elektronenmikroskopie-Datensatz mit Hilfe der flood-filling networks (FFN). Foto: MPI für Neurobiologie, Julia Kuhl

Um das Konnektom,, den „Schaltplan“ eines Gehirns, zu erstellen, erfassen Neurobiologen das Gehirn mit Hilfe dreidimensionaler Elektronenmikroskopie-Aufnahmen. Die Bildanalyse größerer Bereiche durch den Menschen würde jedoch trotz erheblicher Computer- Unterstützung Jahrzehnte dauern. Nun stellten Wissenschaftler von Google AI und dem MPI für Neurobiologie ein auf künstlichen neuronalen Netzen basierendes Verfahren vor, das ganze Nervenzellen mit allen Bestandteilen und Verbindungen nahezu fehlerfrei aus einem Bilderstapel herausarbeiten kann. Dieser Meilenstein in der automatischen Datenanalyse könnte die Kartierung ganzer Gehirne, und damit langfristig auch deren Verständnis, näher bringen, so die Wissenschaftler. Weitere Infos unter: www.mpg.de/155136/neurobiologie

AUTONOM

Cover AutonomAnnalee Newitz ist eine amerikanische Journalistin und Autorin. Ihre Artikel erschienen u.a. in „Popular Science“ und „Wired“ und brachten ihr ein Stipendium des Massachusetts Institute of Technology ein. „Autonom“ ist ihr erster Roman. Darin geht es um Jack, eine Patentpiratin, die Medikamente der Pharmaunternehmen kopiert und auf dem Schwarzmarkt verkauft. So auch Zacuity, eine neue Droge, die Arbeit zu einer wahren Freude werden lässt. Allerdings auch eine Nebenwirkung hat: Man will nicht mehr aufhören zu arbeiten. Doch dann tauchen erste Opfer auf und Jack macht sich mit Mitstreitern an die weitere Erforschung des Medikaments.

Annalee Newitz: Autonom. Fischer Tor, 14,99 Euro.

BLICK IN DIE ZUKUNFT

Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn
Was passiert als nächstes? Prof. Dr. Jürgen Gall (rechts)
und Yazan Abu Farha vom Institut für Informatik der Universität
Bonn, Foto: Barbara Frommann/Uni Bonn

Informatiker der Universität Bonn haben eine Software entwickelt, die ein paar Minuten in die Zukunft blicken kann: Das Programm lernt zunächst aus Videosequenzen die typische Abfolge von Aktionen, etwa beim Kochen. Basierend auf diesem Wissen kann es dann auch in neuen Situationen treffsicher vorhersagen, wann der Küchenchef was machen wird. Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse auf der weltgrößten Konferenz für digitales Sehen und Mustererkennung im Juni 2018 in Salt Lake City, USA. „Wir wollen Zeitpunkt und Dauer von Handlungen vorhersagen – und zwar Minuten oder sogar Stunden, bevor sie stattfinden“, sagt Prof. Dr. Jürgen Gall, Leiter der Arbeitsgruppe. Ein Küchenroboter könnte dann zum Beispiel die Zutaten reichen, sobald sie gebraucht werden, rechtzeitig den Backofen vorheizen – und zwischendurch den Küchenchef warnen, wenn der einen Zubereitungsschritt zu vergessen droht. Weitere Infos unter:
http://pages.iai.uni-bonn.de/gall_juergen/download/jgall_anticipation_cvpr18.pdf

GRUNDFRAGEN DER MASCHINENETHIK

Cover Grundfragen der MaschinenethikMaschinen werden immer selbständiger, autonomer, intelligenter – ihr Vormarsch ist kaum mehr zu stoppen. Dabei geraten sie in Situationen, die moralische Entscheidungen verlangen. Doch können Maschinen überhaupt moralisch handeln, sind sie moralische Akteure? Und dürfen sie das? Catrin Misselhorn, Direktorin des Instituts für Philosophie und Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie an der Universität Stuttgart, beschäftigt sich in ihrem Buch „Grundfragen der Maschinenethik“ genau mit diesen und ähnlichen Fragen. Sie erläutert die Grundlagen dieser neuen Disziplin an der Schnittstelle von Philosophie, Informatik und Robotik, am Beispiel von autonomen Waffensystemen, Pflegerobotern und autonomem Fahren.

Catrin Misselhorn: Grundfragen der Maschinenethik. Reclam, 9,80 Euro.

EMOTIONALE VERBINDUNGEN MIT TECHNOLOGIE

Cover Emotionally Intelligent-DesignPamela Pavliscak studiert die konfliktgeladene emotionale Beziehung des Menschen mit Technologie. Zudem ist sie Gründerin von Change Sciences, einem Design-Forschungsunternehmen. Als Forscherin kreiert sie Experimente, die uns herausfordern, Technologie – und uns selbst – auf neue Weise zu sehen. Im November 2018 wird dazu ihr Buch „Designing for Happiness: Rethinking How We Create Products“ erscheinen. Darin geht sie unter anderem der Frage nach: Wie können wir anfangen, auf langfristiges Wohlergehen zu zielen anstatt auf kurzfristige Ziele der Aufmerksamkeit und Konversion?

Pamela Pavliscak: Designing for Happiness: Rethinking How We Create Products. O‘Reilly UK 2018, 21,99 Euro.

SOUL MACHINES

Soul Machines ist ein High-Tech-Unternehmen von KI-Forschern, Neurowissenschaftlern, Psychologen, Künstlern und innovativen Denkern, die neue Vorstellungen darüber kreieren, wie sich Menschen mit Maschinen verbinden. Die dahintersteckende Vision ist, künstliche Intelligenz zu humanisieren, um die Menschheit zu verbessern. Weitere Infos unter: www.soulmachines.com

Das letzte Wort: Christoph Bornschein, Geschäftsführer der Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH

Christoph Bornschein, Geschäftsführer der Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH, brach sein Studium der Rechtswissenschaften ab und gründete 2008 zusammen mit Fränzi Kühne und Boontham Temaismithi eine Agentur für das digitale Business: die Torben, Lucie und die gelbe Gefahr GmbH, kurz TLGG. 2015 verkauften die drei TLGG an das Kommunikations- Netzwerk Omnicom, leiten die Agentur aber weiterhin als Geschäftsführer. Inzwischen ist die Agentur auf über 180 Köpfe angewachsen und hat neben dem Berliner Standort ein erstes Auslandsbüro in New York eröffnet. Die Fragen stellte Christoph Berger

Christoph Bornschein, Foto: Max Threlfall Photo
Christoph Bornschein, Foto: Max Threlfall Photo

Herr Bornschein, was war Ihr erstes digitales Aha-Erlebnis?
Ich bin eher der Typ für sich graduell entfaltende Erkenntnisse. Als Grundbaustein für unsere frühe Arbeit mit TLGG war es sicher elementar zu erkennen, dass die Community-Dynamiken, mit denen wir bei Frogster im Gaming-Bereich arbeiteten, mitnichten gamingspezifisch waren. Sie waren einfach logisch für „Menschen online“. Und würden in Verbindung mit dem Aufkommen sozialer Netzwerke spannende Folgen für Kommunikation und Dialoge haben.

Woran erkannten Sie, dass Sie es können, andere auf dem Weg in die Digitalisierung zu begleiten und diesbezüglich zu beraten?
Das wurde schon bei frühen Vorträgen deutlich, bei denen ich im Grunde nichts anderes als diese Erkenntnis ausformulierte. Die jedoch war für fast alle neu und augenöffnend, was dann schnell zu gemeinsamen Projekten und Erfolgen führte. Und seitdem entwickeln sich Kunden und Marken, die digitale Welt an sich und schließlich ich selbst einfach kontinuierlich weiter.

Was bedeutet für Sie eigentlich „Digitalisierung“?
Als globales Phänomen ist die Digitalisierung auf jeden Fall mehr als die Abbildung bis dato analoger Prozesse und Leistungen in Algorithmen und Programmen. Im Grunde ist Digitalisierung auch heute noch das Zusammenspiel der Trends und Entwicklungen, die Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee bereits 2014 als kennzeichnend für das „2nd Machine Age“ sahen. Die Digitalisierung im engeren Sinne, also die Softwarewerdung der Welt, wirkt dabei zusammen mit dem exponentiellen technologischen Fortschritt und der explodierenden Varianz immer neu kombinierbarer Innovationen und Entwicklungen. Das klingt vielleicht noch halbwegs überschaubar, aber im Wechselspiel dieser drei Elemente liegt das Potenzial, die Welt komplett auf den Kopf zu stellen.

Sie arbeiten mit namhaften Unternehmen, die es oft schon seit Jahrzehnten gibt und die von ihren Produkten, Dienstleistungen etc. leben. Welche Rolle spielt das Produkt in der Zeit der Digitalisierung?
Es ist vor allem der Produktbegriff selbst, der sich ändert und erweitert. Einst als Bonus wahrgenommene Zusatzleistungen, der Support, die Marken- und Unternehmenskommunikation, Präsenz und Auftritt an den vielen möglichen Kunden- und Nutzerschnittstellen, Wechselwirkungen mit anderen Produkten und Leistungen – all das und mehr darf als Teil des Produktes verstanden werden. Gerade an Kunden, deren Produkte traditionell als sehr simpel verstanden wurden – die Airline bringt mich sicher von A nach B – ist das sehr gut zu sehen. Da hat das Kernprodukt seine Differenzierungskraft längst verloren.

Wie reagieren Sie, wenn Kunden mit Ihren Vorschlägen nicht mitziehen wollen?
Ich versuche, die Gründe dafür herauszufinden. Dann setze ich entweder dort neu an oder gewinne durch die Gegenargumentation neue Erkenntnisse, die wiederum meine und unsere Vorschläge beeinflussen. Wir sind noch nie das Team Holzhammer gewesen, das sein Zukunftsbild beim Kunden durchdrücken will.

Viele Unternehmen suchen heute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit „digitalem Mindset“. TLGG auch?
Man kann es vielleicht so zusammenfassen, aber wir gehen das differenzierter an – schon allein deshalb, weil unter „digital mindset“ zwischen „hat 7 Startups gegründet“ und „trägt eine Applewatch“ viel Verschiedenes verstanden wird. Verständnis für den digitalen Wandel und seine Konsequenzen, ausgeprägte strategische und/oder kreative Fähigkeiten, Mut zum Experiment, Interesse an neuen Methoden, spannende Projekte und Ideen im Portfolio – darauf achten wir.

Mit was sind Sie zuletzt gescheitert?
Als Agentur haben wir kürzlich eine wichtige und spannende Kundin verloren, bei der wir sehr überzeugt davon waren, mit dem Know-how aus unserer bisherigen Arbeit einen gewaltigen Mehrwert zu bieten. Am Ende war es wahrscheinlich genau dieser Wissensvorsprung, der der Kundin nicht geheuer war.

Geknickt deswegen?
Bin ich betrübt? Klar. Bin ich am Boden? Nein. Geht’s an anderen Stellen mindestens genauso spannend weiter? Aber hallo.

Welche App verschafft Ihnen persönlich derzeit den größten Mehrwert?
Das Konzept Christoph Bornschein würde kaum funktionieren ohne E-Mail, Kalender und Netflix.

In welchem Ihrer Lebensbereiche haben Technik und Digitalisierung nichts zu suchen?
Beim Minigolf.

LL.M.-Messe: Amerikanische Universitäten zu Gast in München

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Eine Delegation namhafter amerikanischer Law Schools reist durch Europa und macht auch Station im Amerikahaus München, dem einzigen Tour-Ort in Deutschland. Dies ist für Sie die Gelegenheit, sich über unterschiedliche amerikanische LL.M.-Angebote in einem persönlichen Gespräch zu informieren. Vertreter*innen 16 amerikanischer Hochschulen, darunter Cornell University, UC Berkeley und Vanderbilt University, freuen sich darauf Sie kennenzulernen.

Zuvor erhalten Sie in einem Infovortrag Einblicke in ein amerikanisches LL.M.-Studium. Herr Dr. Markus Nauheim hat seinen LL.M. an der Duke University erworben und wird über seine Erfahrungen berichten.

Eintritt frei. Mehr Informationen unter www.amerikahaus.de
#llmfair2018

Kontakt:

Stiftung Bayerisches Amerikahaus gGmbH ● Austausch- und Studienberatung ● Barer Str. 19 a ● 80333 München ● Tel: 089-55 25 37-17 ● austausch@amerikahaus.de