Digitale Gesundheitstechnologien

Digitale Gesundheitstechnologien, Foto: Fotolia/chin yong teh
Foto: Fotolia/chin yong teh

Durch den Einsatz digitaler Technologien könnten im deutschen Gesundheitswesen bis zu 34 Milliarden Euro jährlich eingespart werden. Das ist das Ergebnis der McKinsey-Studie „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland“. Die Analysten haben für ihre Untersuchung 26 Technologien untersucht. Von Christoph Berger

Die digitalen Technologien mit dem größten Nutzenpotenzial sind laut der Untersuchung und nach Auswertung von mehr als 500 internationalen Forschungsdokumenten die elektronische Patientenakte, elektronische Rezepte sowie webbasierte Interaktionen zwischen Arzt und Patient. „Das Potenzial von 34 Milliarden Euro setzt sich einerseits aus Effizienzsteigerungen, andererseits aus Reduzierung unnötiger Nachfrage zusammen“, erläutert McKinsey-Partner Stefan Biesdorf die Studienergebnisse.

Die geringere Nachfrage ergebe sich, wenn beispielsweise Doppeluntersuchungen vermieden, unnötige Krankenhauseinweisungen verhindert und durch bessere Qualität der Folgebehandlungen minimiert würden. Alleine eine einheitliche elektronische Gesundheitsakte (EHR, Electronic Health Record) würde aufgrund schnellerer und reibungsloserer Abläufe zu einer Einsparung von 6,4 Milliarden Euro führen – Rang 1 unter den untersuchten Technologien. Doch Biesdorf nennt die Grundvoraussetzung für deren Akzeptanz: „Patienten werden die elektronische Gesundheitsakte aber nur akzeptieren, wenn sie die Kontrolle über ihre Daten behalten, also selber entscheiden, welcher Arzt oder welches Krankenhaus darauf Zugriff bekommt.“

Mit digitalen Gesundheitsdiensten sind aber nicht nur Kostensenkungen verbunden. Zwar hätten Teleberatungen auch ein Nutzenpotenzial von bis zu 4,4 Milliarden Euro, wie es in der Studie heißt, gleichzeitig könnten sie aber auch den Personalmangel – insbesondere in ländlichen Regionen – abmildern. Ganz abgesehen vom Zeitaufwand für Arzt- und Facharztbesuche. Und auch das Pflegepersonal könne über die mobile Anbindung an Patienteninformationen besser in die Versorgung eingebunden werden.

Studie

„Digitalisierung im Gesundheitswesen: die Chancen für Deutschland“:
https://bit.ly/2ODzduL

Nutzer vom Gebrauch digitaler Gesundheitstechnologien sind vor allem die Leistungserbringer: Zu 70 Prozent würden Ärzte und Krankenhäuser von dem Einsatz profitieren. Die restlichen 30 Prozent werden den Krankenversicherungen zugeordnet. Doch: „Im europäischen Vergleich ist Deutschland bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen abgehängt“, stellt Volker Amelung fest, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Managed Care (BMC). BMC ist Kooperationspartner für die Studie gewesen. An finanziellen Mitteln und technologischen Voraussetzungen fehle es seiner Meinung nicht. Dann schon eher an der Haltung: „Im deutschen Gesundheitswesen gibt es viele Akteure, für die der Status-quo besser ist als die Veränderung durch die Digitalisierung.“