Mit speziellen Zertifikaten gibt man sich als Experte für ein bestimmtes IT-Know-how zu erkennen. Microsoft-Recruiterin Stefanie Nather verrät im Interview, welche Vorteile die Zertifizierungen ihres Unternehmens bieten. Die Fragen stellte André Boße
Zur Person
Stefanie Nather, Jahrgang 1984, ist University Staffing Manager bei Microsoft und verantwortet dort unter anderem das Einstiegsprogramm „MACH“.
Zuvor war sie als Recruiterin des Spezialisten-Personaldienstleisters Hays tätig.
Frau Nather, welche Rolle spielen Zertifizierungen in der IT-Branche?
Studien zeigen, dass 64 Prozent der Personalmanager der Meinung sind, dass Zertifizierungen einen äußerst hohen Nutzen in der Überprüfung der Fachkenntnisse von Bewerbern haben. In einer weiteren Studie gaben 60 Prozent der IT-Netzwerkexperten an, dass eine Zertifizierung zu einem neuen Job führte.
Sie bieten die Zertifizierung als „Microsoft Certified IT Professional“ (MCITP) an. An wen richtet sich das Angebot?
An Berufserfahrene aus der IT-Branche die eine technische Rolle ausüben. Wir bieten jedoch im Rahmen unseres Einsteigerprogramms „MACH – Microsoft Academy for College Hires“ die Möglichkeit zur Zertifizierung als Microsoft Certified Technology Specialist (MCTS) an. Und diese Zertifizierung ist wiederum eine der Voraussetzungen für die spätere MCITP-Zertifizierung.
Warum ist die MCITP-Zertifizierung wichtig für die Karriere?
Den MCITP gibt es in verschiedenen fachlichen Ausrichtungen. Mithilfe dieser Zertifizierung kann überprüft und bestätigt werden, dass jemand über die notwendigen umfassenden Kenntnisse verfügt, um eine bestimmte berufliche Rolle zu erfüllen – beispielsweise die eines Datenbank-Administrators oder Unternehmens-Messaging-Administrators. Mit der Microsoft-Zertifizierung erhält man zudem Zugang zu einzigartigen Ressourcen und Leistungen unseres Unternehmens – einschließlich der Möglichkeit, Teil des weltweiten Netzwerks von zertifizierten Personen zu werden.
Hält ein solches Zertifikat ein ganzes Berufsleben lang?
Nein, die Zertifizierung ist nur gültig, solange Unternehmen die Technologien, für die man zertifiziert ist, nutzen. Deshalb sind in regelmäßigen Abständen Neuzertifizierungen erforderlich, um wirklich auf dem neuesten Stand der Technologien zu bleiben. Doch auch aktuelle Zertifizierungen sind kein „Allheilmittel“, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Hilfreich sind hier Blogs wie beispielsweise unser TechNet oder auch Learning Communities wie unsere „Born-to-Learn“-Community. Interesse an den neusten Technologien und die damit verbundene Motivation, sich auf vielfältigen Quellen über Neuerungen zu informieren, sorgen automatisch dafür, dass man am Ball bleibt.
Da viele Unternehmen ihre IT-Prozesse ausgliedern, sind externe Dienstleistungen gefragter denn je. Für Einsteiger in die Branche bedeutet das: Erfolg hat, wer die neuesten Techniken kennt und für diverse Bedürfnisse adaptieren kann. An einem Beispiel ist schön zu erkennen, wie schnell neue Entwicklungen den Markt erobern – und wie sehr es sich auszahlt, sich schnell in diese Innovationen einzuarbeiten. Von André Boße
Viele Jahre lang versuchten die Unternehmen, auf eigene Faust die IT-Prozesse zu steuern und nach Lösungen zu suchen. Der Kerngedanke lautete: „Wir wissen am ehesten, was gut für uns ist, und halten die IT daher intern.“ Nun hat die Studie „IT-Trends 2013“ der Unternehmensberatung Capgemini einen Sinneswandel festgestellt: Mit Blick auf die kommenden zehn Jahre bauen die CIOs der Unternehmen, also die Verantwortlichen für die IT, auf ein Modell, „das von einer kleinen IT-Abteilung ausgeht, die viele Services von externen Dienstleistern bezieht“, wie es Thomas Heimann, Fachlicher Projektleiter IT-Trends bei Capgemini und Co-Autor der Studie formuliert. Damit ändern sich die Jobperspektiven der gesamten Branche: Die internen IT-Abteilungen kümmern sich weniger um die Administration als um den Einkauf von Dienstleistungen. Dadurch entstehen bei spezialisierten Dienstleistern weiterhin neue Jobs. Der Weg zum Erfolg dieser IT-Unternehmen: den Kunden sowie seine Wünsche stets im Blick zu haben und ihm Lösungen anzubieten, die den Trends nicht hinterherjagen, sondern neue setzen. Denn das ist auch klar: Businesskunden erwarten von ihrem externen Dienstleister, dass er die neuesten Techniken und Prozesse erfolgreich und unkompliziert in die IT-Architektur des Kunden einbetten kann.
Lernen geht im Beruf weiter
IT-Einsteiger sollten daher den Begriff Studienabschluss nicht zu ernst nehmen, denn abgeschlossen ist das Lernen nach der letzten Prüfung nicht. In keiner anderen Branche kommt es auch im Berufsalltag so sehr darauf an, bereit zu sein, immer wieder neue Entwicklungen aufzunehmen und anzuwenden. „Unsere Branche ist im Vergleich zur Automobilindustrie und zum Maschinenbau anders getaktet“, bringt es die Chefin von IBM-Deutschland, Martina Koederitz auf den Punkt. Eine Aussage, die Jürgen Bockholdt, Inhaber der IT-Beratung Perit-Consulting bestätigt: „Der technische Wandel in der IT ist extrem schnell, deshalb müssen sich auch Top-Kandidaten permanent fortbilden. Nur wer vom ersten Tag an daran arbeitet, hat eine Chance, attraktive Stellenangebote in dieser Branche zu bekommen.“ Bockholdt begründet diesen Fortbildungsdruck vor allem mit der internationalen Konkurrenzsituation: „Wir alle dürfen die Konkurrenz von neuen Mitarbeitern aus anderen Ländern nicht unterschätzen.“
Verweise auf Wissenslücken
Foto: Fotolia/aldorado
Wie wichtig die großen IT-Dienstleister das Thema Fort- und Weiterbildung nehmen, zeigt das Beispiel Accenture. Der Beratungs-, Technologie- und Outsourcing-Spezialist mit Deutschlandsitz in Kronberg im Taunus bietet seinen Mitarbeitern in einem globalen Schulungsportal die stolze Zahl von 25.000 Online-Kursen und virtuellen Trainings an. „Im Schnitt absolvierten unsere Mitarbeiter im Jahr 2012 rund 47 Trainingsstunden“, sagt Simone Wamsteker, Leiterin Recruiting. Bei der Frage, welche Kurse und Trainings wann sinnvoll sind, helfen Mentoren, die ihren Schützlingen mit Blick auf die Karriere und das vorhandene Wissen spezielle Weiterbildungen empfehlen. „Schließlich erkennt der Mentor die Stärken und Schwächen einer Nachwuchskraft“, sagt Wamsteker. Regelmäßige Feedbackgespräche sorgen dafür, dass sich aus diesen Stärken und Schwächen sowie den persönlichen Vorstellungen des Einsteigers recht zügig ein Karriereprofil entwickelt – wobei die geplante Laufbahn wiederum die folgenden Weiterbildungsinhalte beeinflusst. „Strebt man eine Führungskarriere an, so liegen neben den fachlichen Trainings die Weiterbildungsschwerpunkte im Managementbereich: Wie koordiniere ich Projekte? Was kann ich tun, um meine Mitarbeiter zu motivieren?“ Option zwei ist die Fachkarriere. Wamsteker sagt: „Möchte sich der Mitarbeiter weiter spezialisieren, liegt die Priorität ganz klar auf fachlichen Weiterbildungen. Allerdings sollte sich der Mitarbeiter auch ein Grundinstrumentarium an Führungstechniken aneignen – schon für die Zusammenarbeit mit Kunden.“
Große Chancen bei Big Data
Fragt man die Personalexperten in den Unternehmen, welche Themen sich besonders rasant entwickeln, fällt neben den Aspekten Cloud Computing, App-Entwicklung, Mobile Computing, IT-Security sowie Analytik besonders häufig der Begriff Big Data. „Experten in diesem Bereich sind Datenspezialisten, die durch ihre Datenanalysen neue Erkenntnisse über ein Unternehmen gewinnen und diese in den Business- Kontext übersetzen“, beschreibt Simone Wamsteker das Job-Profil. In diesem Zusammenhang wird auch die Datenauswertung in Echtzeit immer wichtiger, beispielsweise mittels der In-Memory-Technologie SAP Hana. Das baden-württembergische Softwareunternehmen SAP hat diese Technologie 2010 vorgestellt, und schon drei Jahre später hat sich ein sehr großer Bedarf an Hana-Spezialisten entwickelt – ein Beleg dafür, wie schnell neue Technologien die Anforderungsprofile an die IT-Spezialisten verändern können.
Woran erkenne ich gute Arbeitgeber?
Wer als Einsteiger wissen möchte, ob ein IT-Unternehmen in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung
seiner Nachwuchskräfte investiert, sollte im Laufe des Bewerbungsprozesses folgende Fragen stellen:
>> Verfügt das Unternehmen über eine eigene HR-Abteilung, die sich mit dem Thema Weiterbildung der Mitarbeiter beschäftigt?
>> Wie viele Tage im Jahr sind für innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung geplant?
>> Gibt es Rahmenabkommen mit externen Weiterbildungsinstituten?
Im Vergleich zu einer traditionellen Datenbank erfolgt die Analyse der Daten bei Hana mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit. Ein Beispiel aus der Humanbiologie: Laut Angaben von SAP lässt sich eine IT-Analyse der menschlichen DNA von bisherigen fast drei Wochen mit der Hana-Technologie auf weniger als drei Minuten verringern. Dieses Tempo bringt den Unternehmen enorme Vorteile: Geschäftsvorgänge können im laufenden Betrieb analysiert, Entscheidungen schneller getroffen werden. „Durch den Einsatz dieser Technologie ergeben sich also für Unternehmen aus verschiedensten Branchen vielfältige Möglichkeiten“, sagt Susanne Thoma, HR Senior TLOD Consultant (Talent, Learning and Organization Development) bei SAP. Da die Technologie noch jung ist und zeitgleich stark nachgefragt wird, entwickelt sie sich ständig weiter. In vielen Foren und Fachbeiträgen diskutieren Experten über neue Anwendungsbereiche und technische Herausforderungen. Für Hana-Experten gehört es zum Handwerkszeug, diese Diskussionen und alle Neuerungen ständig zu begleiten.
Soziale Medien als Lernorte
SAP bietet seinen Mitarbeitern für das Thema Hana und andere Bereiche diverse Möglichkeiten der Weiterbildung an – von eLearning-Kursen über Online-Bücher, Videos und virtuelle Klassenzimmer bis hin zur traditionellen persönlichen Weiterbildung in Kursen und Seminaren. „Thematisch umfassen die Angebote sowohl Soft Skills als auch SAP-spezifisches Wissen“, sagt Thoma. „Die Angebote helfen unseren Mitarbeitern, diejenigen funktionalen und unternehmensspezifischen Fähigkeiten aufzubauen und zu erweitern, die sie für ihren individuellen Aufgabenbereich benötigen.“ Dabei wird auch Social Media in die Weiterbildung integriert: Über die sozialen Netzwerke verbinden sich die Mitarbeiter und tauschen sich über eine Vielzahl von Themen aus. Auf die interne Kommunikation setzt auch das sogenannte Peer Learning: „Unserer Erfahrung nach lernen Mitarbeiter am besten durch das Gespräch mit anderen Mitarbeitern“, so Thoma. So hat das Unternehmen eine „Peer Learning Community“ geschaffen, in der Mitarbeiter ihre Ideen mit einer Gruppe von Gleichgesinnten austauschen. „Das umfasst beispielsweise ,Lunch ’n‘ Learn Sessions’ oder auch formelle Lerngruppen, wobei die Angebote jedem Mitarbeiter frei zur Verfügung stehen.“
Fitness gegen Überforderung
Mit Blick auf diese diversen Weiterbildungsangebote wundert es nicht, dass IT-Personalexperten davor warnen, die Spezialisten nicht zu überfordern. Schließlich müssen sie neben der Lernerei auch ihren Kernjob erledigen: die Kunden zufriedenstellen. Und das bei häufig knappen Personalschlüsseln, denn IT-Experten sind weiterhin so sehr gefragt, dass viele Unternehmen Probleme haben, freie Stellen zu besetzen – ein Phänomen, das sich durch den demografischen Wandel noch verstärken wird. Daher versuchen die großen Akteure der IT-Branche, ihre Mitarbeiter in den knappen freien Zeiten zum Wohle der Work-Life-Balance zu verwöhnen. Microsoft bietet Lounges und einen Café-Bereich mit Sonnenterasse, dazu Spielecken für Erwachsene mit Kickern und Xbox-Konsolen sowie ein hauseigenes Fitnessstudio. Auch bei SAP weiß man, dass die rasanten Entwicklungen in der IT-Welt für die Mitarbeiter sehr fordernd sind. Das Unternehmen bietet Sport- und Entspannungskurse, kulturelle Veranstaltungen, Beratungsmöglichkeiten zu verschiedenen Fragestellungen sowie ebenfalls ein Fitnessstudio. Accenture wiederum setzt als Beratungsunternehmen verstärkt auf das Teamwork und bietet seinen Mitarbeitern gemeinschaftliche Aktionen wie zum Beispiel Segel-Törns an.
Einig sind sich die großen Arbeitgeber der IT-Branche auch darin, dass die flexible Organisation der Arbeit und des Lernens eine Grundvoraussetzung für Erfolg ist: Ort und Zeiten sind für IT-Experten häufig bis zu einem gewissen Maß mitgestaltbar. Die Unternehmen wissen: Die Leute leisten viel, ihre Leistung ist gefragt – daher ist es wichtig, ihnen einen gewissen Gestaltungsfreiraum zu lassen.
Outsourcing immer wichtiger
Laut Umfrage der Unternehmensberatung Capgemini ist das Outsourcing aus dem Alltag der IT-Abteilungen deutscher Unternehmen verschiedenster Branchen nicht mehr wegzudenken. Der Anteil der von externen IT-Dienstleistern erledigten Arbeiten ist von durchschnittlich knapp 17 Prozent (2012) auf knapp 20 Prozent gestiegen. Aufgestockt haben vor allem Unternehmen, die bereits mehr als 30 Prozent ihrer Leistungen mit festen freien Mitarbeitern erbringen – und daher gute Erfahrungen mit dem Outsourcing
von IT-Prozessen gemacht haben. Gute Karten haben laut Studie IT-Dienstleister aus Deutschland: Da die Wahl des Dienstleisters von rechtlichen Rahmenbedingungen bestimmt wird, bevorzugen viele IT-Verantwortliche Outsourcing-Anbieter aus dem eigenen Land. Quelle: www.capgemini.com
Nur Mut, Sie schaffen das! – Gut beraten durchs Studium und in den Beruf
Unterstützend. Immer mehr Studierende leiden unter psychischen Problemen: Im Rahmen einer neuen Studie im Auftrag des Deutschen Studentenwerks gaben rund 59 Prozent der befragten Bachelor-Studenten an, in den vergangenen Wochen nervös oder gestresst gewesen zu sein. 47 Prozent berichteten von Erschöpfung oder Überforderung. Die Besucherzahlen der psychosozialen Beratungsstellen steigen. Dort gibt es Methoden, um der leidenden Seele zu helfen und sich selber wieder im besseren Licht zu sehen.
Nichts geht mehr
Beratungsstellen der Hochschulen helfen im Studium und auf dem weiteren Berufsweg.
Das Jurastudium gilt als eines der schwierigsten überhaupt und sollte dementsprechend von Anfang an mit dem nötigen Ernst und Respekt angegangen werden. Wer seine Erfolgschancen schon vor Beginn des Studiums steigern will, sollte sich vernünftig vorbereiten und dafür haben wir das richtige Buch gefunden.
Die Autorin zeigt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um sich juristisches Wissen systematisch anzueignen, dabei geht es vom Erlernen komplexer Rechtsgebiete über die gezielte Verwaltung des angeeigneten Wissens bis zu Taktiktipps für Klausuren. Das alles wird um konkrete Tipps ergänzt und die sehr detaillierten Anleitungen für sämtliche Stationen des Studiums sollten einen nachhaltigen Nutzen bewirken.
Auch die nicht-thematischen Fallstricke des Studiums sind in diesem Werk berücksichtigt, so werden Tipps aufgeführt, wie man die Motivation während des Studiums aufrechterhalten kann. Eine Anleitung zum richtigen und effektiven Lesen ist ein weiteres Beispiel für die Unterstützungsvielfalt, die Frau Lange anbietet.
Dieses Buch ist für alle geeignet, die Ihr Jura-Studium systematisch und mit einer vernünftigen Strategie durchziehen wollen. Und zwar unabhängig vom Studienort, die Autorin geht auf die unterschiedlichen Bedingungen und Voraussetzungen der Standorte ausführlich ein.
Fakten
Taschenbuch: 405 Seiten
Verlag: Vahlen; Auflage: 7., neu bearbeitete Auflage (19. Dezember 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3800638827
ISBN-13: 978-3800638826
Waldarbeiter, Agraringenieur, Weinhändler, Umweltminister: Die Karriere des Diplom-Ingenieurs Stefan Wenzel mutet auf den ersten Blick kurios an. Auf den zweiten folgt sie einer stringenten Haltung. Von Martin Häusler
Man hätte es ahnen können. Schon damals in der Schule. Dieser Stefan Wenzel wird kein Jurist. Er wird kein Pfarrer und auch kein Manager. Was ein richtiger Öko ist, einer, der es ernst meint mit seiner Empörung um den Raubbau an der Erde und der Sorge um die Menschheit – und Stefan Wenzel war genau das –, der kann über kurz oder lang nur in der Politik landen. Und wenn einer wie Wenzel erst einmal in der Politik gelandet ist, dann kann er sich nicht mit einer Rolle im Fußvolk begnügen, dann muss er in den Landtag. Und ist einer wie Wenzel erst einmal im Landtag, dann reicht es ihm nicht, Anführer der Opposition zu sein, dann muss er irgendwann Minister werden. Umweltminister natürlich. Denn die Umwelt ist sein Lebensthema.
Stefan Wenzel wächst Anfang der Sechzigerjahre in dem von Mooren umgebenen 2500-Seelen-Dorf Resse zehn Kilometer nördlich von Hannover auf. Sein Vater ist Maschinenbauingenieur, überall liegen Fachzeitschriften herum und entsprechende Bücher, in denen der junge Stefan Wenzel ständig blättert. So etwas könnte prägen. Doch weder wird er durch sein Elternhaus beeinflusst, noch wird er gezwungen, den Pfad des Vaters zu beschreiten. Im Gegenteil. Um Einblicke in verschiedene Berufe zu erhalten, sammelt er schon als Schüler in den Ferien Praktika. Was heute selbstverständlich ist, war in den Siebzigern völlig unüblich. Unüblich auch sein erster Job nach dem Abitur: Waldarbeiter. Unüblich auch sein Berufswunsch: Entwicklungshelfer.
Den besten Weg dorthin vermutete Stefan Wenzel im Studium der Agrarökonomie. Die eine Hälfte seiner Kommilitonen an der Georg-August-Universität in Göttingen war in der Tat von der Vision getrieben, mit dem Diplom eines Agraringenieurs in einem Entwicklungsland Aufbauarbeit zu leisten. Die andere Hälfte jedoch bestand aus Hoferben, die nach dem Studium die elterlichen Ställe und Äcker übernehmen wollten. Globale Mission gegen private Tradition also. Wenzel war – längst klar – einer der Missionare.
Doch während seines Studiums veränderte sich die Welt. Nicht nur, dass sich die Politik 1981 das nahe Gorleben als atomares Zwischenlager ausguckte und damit ungeahnte Bürgerproteste provozierte. Am 26. April 1986 explodierte Block 4 im Kernkraftwerk von Tschernobyl. „Politisiert wurde ich durch die Anti-AKW-Bewegung und die ungeklärte Frage der atomaren Endlagerung“, erinnert sich Stefan Wenzel. „Das hat mich als Jugendlicher stark beschäftigt. Dazu kamen die Welternährungslage und die Nutzung der Gentechnik. Aber erst nach der Reaktorkatastrophe bin ich den Grünen beigetreten.“
Als Mitglied des niedersächsischen- Landtages und Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz hat Stefan Wenzel eine eigene Internetseite: www.stefan-wenzel.de
Von 1986 an saß Wenzel 15 Jahre im Göttinger Kreistag, stieg dort auf zum Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. Sein Geld verdiente er als Gesellschafter eines Groß- und Einzelhandels für ökologisch angebaute Weine. 1998 wählte man ihn in den Landtag, wo er neun Jahre lang die Grünen-Fraktion führte – bis er nach dem diesjährigen Sieg von Rot-Grün in Niedersachsen zum Umweltminister ernannt wurde.
„Als absolute Bedingung würde ich es nicht ansehen, dass nur derjenige glaubwürdig Umweltpolitik machen kann, der Ahnung vom Fach hat“, sagt Stefan Wenzel. „Aber ich denke, dass es sehr hilfreich ist, weil man die Argumente, die man auf den Tisch bekommt, selber auch überprüfen können muss.“ Und das schaffen Abgeordnete wie Minister im immer schneller werdenden politischen Alltag längst nicht mehr bei jedem Thema. „Ich habe oft erlebt, dass ich etwas erst verstanden habe, wenn ich tief eingestiegen bin, mir selber ein Bild davon gemacht habe und mich dann fragte, was dafür spricht, die Sache so oder so zu entscheiden. Wenn man nur auf Dritte angewiesen ist, neigt man auch schneller zu Fehlentscheidungen.“
Wenzels eigene Expertise ist das wertvolle Relikt aus Studienzeiten, als er tief in die Physik, in die Chemie, in die Mathematik, in die Volks- und die Betriebswirtschaftslehre eintauchen musste und zweifelte, wofür er das ganze Zeug wohl noch wird brauchen können. „Ich habe aber im Nachhinein die Erfahrung gemacht, dass ich sehr viel dieses Wissens in meinem beruflichen Alltag nutzen konnte“, erklärt Wenzel. „Ich habe viel davon profitiert. Viele wirtschaftliche und technische Zusammenhänge verstehe ich nur deshalb besser. Und gerade in der Umweltund Energiepolitik ist es wichtig, sowohl die ökologischen als auch die ökonomischen Zusammenhänge zu verstehen. Für einen Umweltminister ist es absolut hilfreich, ein solches Grundrüstzeug zu haben.“
Doch fachsichere Quereinsteiger haben es schwer, in der Politik Fuß zu fassen. Wer nicht wie Stefan Wenzel von der Pike auf und über viele Jahre zuerst Kommunal- und dann Landespolitik gemacht hat, kommt gegen die alten Bande nur mit äußerster Zähigkeit an. Was? Ein Ingenieur setzt sich so einfach in unsere Ortsverbandssitzung? Das Misstrauen muss man erst einmal mit viel Menschenkenntnis und Überzeugungsgabe zerstreuen.
In 20 Jahren harter Basisarbeit lernte Stefan Wenzel, wie gesellschaftliche Mechanismen funktionieren, worauf die Medien anspringen, was man tun muss, um im Kreistag Mehrheiten zu bekommen, mit welchen Leuten man wie sprechen muss, um Unterstützung für seine umweltpolitischen Ziele zu finden. An dieser Ochsentour führt selten ein Weg vorbei. Dennoch plädiert Wenzel nicht für den Berufspolitiker, der nie etwas anderes gemacht hat, als an seiner politischen Karriere zu basteln. „Man sollte es über den Weg eines Fachthemas in der Politik versuchen“, betont er. „Man darf nicht glauben, man könne ein guter Politiker werden, nur weil man Politik studiert hat oder schon als Teenager in der Jugendorganisation einer Partei gewesen ist. Oft ist es besser, sich für sein Herzensthema zu entscheiden, also Physik, Chemie oder eben Ingenieurwissenschaften zu studieren, um damit in die Politik zu gehen.“
Die Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg und die science2public – Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation knüpften mit ihrer gemeinsamen Initiative nanospots an das erfolgreiche 1. Nano-Kurzfilm- Festival 2012 an und verwandelten Nano-Technologie unter dem Motto „Gefühlt Nano! Wie fühlt sich Nano an?“ zu einem emotionalen Ereignis. Von Ilka Bickmann, science2public, Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation e. V.
Nur Milliardstel Meter sind Nano-Partikel groß und bleiben damit verborgen für unser menschliches Auge. Dennoch sind sie in unserem Leben allgegenwärtig und begleiten unseren Alltag beispielsweise als Rußpartikel zur Stabilisierung von Autoreifen oder als Silberpartikel in Schuheinlagen und Outdoor-Bekleidung. Elektronenoptische und nahfeldoptische mikroskopische Methoden der Nano-Forschung liefern faszinierende Bilder einer einzigartigen Umgebung, die über das Medium Film in bewegte Bilder umgesetzt werden können. Um eine breite Öffentlichkeit in die Nano-Welt einzuführen, hat es sich die Initiative nanospots zur Aufgabe gemacht, innovative Zugänge zur Nano-Wissenschaft mittels kreativer und origineller Kurzfilme zu schaffen.
Für das Nanospots-Festival 2013, das am 27. Juni 2013 stattfand, suchte eine hochklassig besetzte Jury von Vertretern aus Politik, Medien und Wissenschaft in einer Vorauswahl die zehn besten Spots aus allen Einsendungen aus. Teilnehmen konnten dabei interessierte Filmschaffende und Naturwissenschaftler, die im Bereich der Nanotechnologie tätig sind. Die Filmformate durften aus Liveaufnahmen, über Animationen bis hin zu 3-D-Filmen bestehen. Der Gewinner-Spot „Dr. Pfiffig“, der von den Zuschauern live beim Festival ausgewählt wurde, überzeugte durch seinen authentischen und spielerischen Bezug auf die Nano-Technologie. Darin stellten die beiden realen Nano-Physiker Benjamin Gesemann und Peter Nolte auf witzige Weise den – fiktiven – Wissenschaftler Dr. Pfiffig bei seiner Arbeit vor und zeigten dabei mit viel Augenzwinkern die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Nano-Technologie. Im Anschluss an das Live-Festival wurde über die Internetplattform der Internet-Publikumsliebling gesucht. Dabei gewann der Spot „Nano-Star“ von Felix Wenning, Mitarbeiter am IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik/Sessions of Media, der die meisten positiven Kommentare erhielt. Der Spot personalisiert mit viel Gefühl Nano-Technologie als einen vergangenen Star und nunmehr unsichtbaren Freund eines kleinen Jungen, der ihn wieder zum Leben erwecken möchte. Das Team gewann einen Workshop für Wissenschaftskommunikation.
Neben den Kurzfilmen nimmt beim Nanospots-Festival auch der Diskurs zwischen Gesellschaft und Wissenschaft über Vorteile und Risiken der Nanotechnologie eine zentrale Rolle ein. Dieser Austausch wird durch wettbewerbsbegleitende Interaktionen über die Internetplattform und die Medien öffentlich fortgeführt, um so das Verständnis für den Nano-Kosmos zu vergrößern.
Tagesordnungspunkt: Effizient speichern Verteiler: Angehende Ingenieure CC: Naturwissenschaftler Ort: Hamburg Datum: im September 2013 Aufgezeichnet von: Simon Ressel, Koordinator des Forschungsprojekts tubulAir± an der HAW Hamburg
Die zunehmende Einbindung der erneuerbaren Energien erfordert die Entwicklung und den Einsatz von Energiespeichern in großem Maßstab, um ein fluktuierendes Energieangebot auf eine zeitlich nur bedingt variable Abnahme abzustimmen. Unter den verschiedenen Optionen nehmen elektrochemische Speicher eine vielversprechende Position ein, da sie in der Lage sind, ohne die Zwischenschaltung zum Beispiel thermischer Prozesse elektrische Energie und chemische Energie direkt ineinander zu wandeln. Redox-Flow-Batterien besitzen dabei vielversprechende Potenziale, hinsichtlich der Anforderung große Mengen von Energie über längere Zeiträume effizient zu speichern. Die derzeit am weitesten verbreitete Redox-Flow-Batterie ist die All Vanadium Redox Flow Battery (VRB), welche bereits seit einigen Jahrzehnten entwickelt und in Demonstrationsanlagen erfolgreich getestet wurde. Die Energiedichte, also die Menge an Energie pro Volumen dieser Speichersysteme, liegt im Bereich von herkömmlichen Bleiakkus und ist somit zu niedrig. Auch die Kosten müssen zukünftig noch gesenkt werden, um eine wirtschaftliche Speicherung des überschüssigen Stroms aus volatilen Stromquellen zu ermöglichen. Im Rahmen meiner Dissertation arbeite ich seit September 2012 an der HAW Hamburg im Forschungsvorhaben tubulAir±, welches die Entwicklung einer neuen Redox- Flow-Batterie zum Ziel hat. Durch die Verwendung lediglich eines flüssigen Elektrolyten in der negativen Halbzelle und feuchter Luft aus der Umgebung in der positiven Halbzelle ist nur noch ein Tank notwendig. Somit soll eine Verdoppelung der Energiedichte gegenüber der VRB erreicht werden. Die tubuläre (röhrenförmige) Bauform soll neben einer Steigerung der Leistungsdichte auch eine kostengünstigere Herstellung dieser sogenannten Vanadium-/Luft-Redox- Flow-Batterie ermöglichen.
Als Maschinenbauingenieur mit der Vertiefung Energietechnik befasse ich mich sowohl mit der Auslegung der Prozessparameter und Zellgeometrie als auch mit dem Stofftransport in der Zelle selbst. Außerdem entwickle und baue ich aus den Batteriekomponenten der Forschungspartner Zellprototypen im Labormaßstab, welche später durch die beteiligten Unternehmen und die Entwicklung geeigneter Fertigungstechnologien umgesetzt werden sollen. Besonders interessant ist für mich dabei die Komplexität und Vielfältigkeit der Themengebiete, die hier aufeinandertreffen. Meine Forschungs- und Entwicklungstätigkeit als Ingenieur erfordert die Zusammenarbeit mit Forschern der Chemie, Elektrochemie und chemischen Verfahrenstechnik auf der einen Seite und Entwicklern aus dem Bereich der Material- und Fertigungstechnologien auf der anderen. Viele der Schnittstellen im Projekt befinden sich in meinem Arbeitsgebiet, weshalb ich auch mit der Koordination des Forschungsprojekts betraut bin. Gerade dieses Zusammentreffen von Experten mit teilweise sehr unterschiedlichen fachlichen Hintergründen ist dabei besonders spannend und immer wieder eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.
Kunden wünschen sich ein möglichst sicheres, effizient angetriebenes und gut funktionierendes Automobil. Damit sie das auch bekommen, muss nicht nur die Hardware, sondern auch die immer weiter zunehmende Software in der Bordelektronik funktionieren. Dazu sind im Vorfeld der Produktion zahlreiche Softwaretests notwendig. Von Christoph Berger
Nach seinem Einstieg bei Bosch im letzten Jahr machte sich Mike Schoeps-Bunke zügig ein Bild von der vorhandenen Software: Der heute 29-jährige Diplom- Informatiker wollte wissen, was die Testsoftware, für deren Entwicklung er zuständig ist, mit der Hardware im Kraftfahrzeug macht. Schoeps-Bunke ist mit seinem Team auf die Motorsteuerung von Autos spezialisiert. Dabei geht es beispielsweise um die Steuerung der Zündung oder der Einspritzung, also um den optimalen Zündzeitpunkt, der eine optimale Krafterzeugung bei möglichst geringem Einsatz von Kraftstoff garantiert. Anders gefragt: Wann muss wie viel Kraftstoff über eine Einspritzdüse in den Brennraum eingespritzt werden? Diese Mechanismen werden über IT, sogenannte Embedded Software, gesteuert. Dabei kommt auf jeden einzelnen Vorgang an. Die Testsoftware- Entwickler sind der eigentlichen Produktion vorangestellt. Sie simulieren mit ihrer Software die spätere Funktion der Geräte und prüfen diese dann in einem betriebsähnlichen Umfeld auf Fehlerfreiheit.
Der Job bei Bosch ist Schoepe-Bunkes zweite Stelle nach seinem Studienabschluss 2009. Zunächst hatte er sich mit der IT von Mikrofonen beschäftigt. „Kenntnisse über Autos waren für den Start auf meiner neuen Stelle nicht unbedingt notwendig“, sagt er zu seinem vorgenommenen Branchenwechsel. „Allerdings musste ich mich seitdem intensiv mit der Kraftfahrzeugtechnik beschäftigen, da es im Automobil um sehr viele Einzelaufgaben geht, die sich im späteren Verlauf zunehmend vernetzen. IT und Automobiltechnik verschmelzen mehr und mehr.“
Schoeps-Bunkes Studienschwerpunkt waren eingebettete Systeme, also die Einbindung von Informationstechnologie in technische Umwelten. „Die klassische Anwendungsprogrammierung hat mich weniger interessiert, ich suchte die hardwarenahe Programmierung“, beschreibt er seine Präferenz. Bei der von ihm heute programmierten Software handelt es sich meist um kleine Programme, die am Rechner entstehen. Manchmal macht er aber auch Testaufbauten mit Laborcharakter. Als Programmiersprache kommt vor allem C zum Einsatz, einer für die Programmierung der Embedded Systems üblichen Sprache. Darüber hinaus benötigt er ein Grundverständnis der Programmierung von Mikrocontrollern mittels Assembler. „Und die Hardware-Programmierung von Schnittstellen sollte man beherrschen“, fügt Schoeps-Bunke an. Um auf dem Stand der Technik zu bleiben, besuchen die Entwickler immer wieder Weiterbildungen. In denen geht es mal um ganz spezifische Abläufe in den Autos, mal um die dazugehörigen IT-Anwendungen.
Rein bildlich vorgestellt liegt der Vergleich nahe, dass das Verkehrswegenetz sich nicht allzu sehr von Computernetzen unterscheidet: Straßen sind wie Kabel und Autos sind wie Daten, die von Ort zu Ort fließen. Organisiert wird der Verkehr in beiden Welten nach festen Regeln. Doch handelt es sich überhaupt noch um unterschiedliche, voneinander getrennte Welten? Von Christoph Berger
Das Auto fährt. Und demnächst auch ohne einen Menschen am Steuer – wie es in Science-Fiction-Filmen schon häufiger zu sehen war. Im August sickerten Gerüchte durch, dass ein großer amerikanischer Internet- und Technologiekonzern an einem „Robo-Taxi“ für Großstädte tüftelt: ein selbstfahrendes Auto, das autonom Fahrgäste einsammelt und zu ihrem Ziel bringt. Auch in Deutschland gibt es Forschungen in diesem Bereich: Die FU Berlin stellte 2012 ein selbstfahrendes Auto vor, das unter anderem Ampelschaltungen erkennt. Die Forscher des Berliner Innovationslabors AutoNOMOS schreiben: „Das ‚Gehirn‘ des fahrenden Roboters ist eine Software, die die Daten der Sensoren auswertet, Regeln beachtet und Entscheidungen für die Navigation und das Verhalten des Fahrzeugs trifft.“
„IT wird produktrelevant“, sagt Dr. Juergen Reiner. Der studierte Informatiker ist Partner des globalen Automotive- Bereichs sowie der Information Technology & Operations Practice des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. Für die Logistik, Entwicklung und Produktion ist IT schon lange wichtig. Doch jetzt ist sie Teil des Produkts. Oder anders formuliert: Das Auto wird zum Endgerät und zu einem Teil des Internets. Diese Entwicklung hat nicht nur Folgen für das Auto selbst. Rund um seine Nutzung entstehen zahlreiche neue Geschäftsmodelle: zum Beispiel im Bereich des Flottenmanagements oder bei Versicherungen. Auch diese Geschäftsfelder sind wiederum eng mit der IT verbunden.
Wie die Symbiose von Auto und Software vorangeschritten ist, zeigt das Beispiel Audi. „Wir bieten im neuen Audi A3 schon heute 18 Online-Dienste an – damit ist das Fahrzeug Teil des digitalen Lebens unserer Kunden“, sagt Mattias Ulbrich, Leiter IT und Organisation (CIO) der Ingolstädter Aktiengesellschaft. Das Unternehmen strebt die umfassende Vernetzung des Autos mit dem Fahrer, dem Internet, der Infrastruktur und anderen Fahrzeugen auf der Straße an. „Außerdem könnte ohne IT bei uns kein einziges Fahrzeug vom Band laufen, sie steckt in so gut wie jedem Prozess“, sagt der IT-Leiter. In Fertigung und Logistik beispielsweise wachsen mit der Modellvielfalt auch die Teilevarianz und damit die Komplexität in den Prozessen. Um diese zu beherrschen, müssen die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter optimal unterstützt werden. „Auch die IT-Systemlandschaft verändert sich: weg von vielen Einzellösungen hin zu integrierten Lösungen, bei denen die Prozesse durchgängig mit möglichst wenigen Schnittstellen laufen. Die Maßgabe lautet ‚IT folgt Prozess‘“, sagt Ulbrich.
Übergreifendes Verständnis
Bei der Entwicklung der Digitalisierung ist kein Ende abzusehen. Juergen Reiner sagt: „Alle Services rund um das Auto haben einen kurzen Lebenszyklus.“ Immer wieder müssen die Lösungen den neuen technischen Entwicklungen angepasst werden. Dafür werden nicht nur Entwickler gebraucht, sondern auch Experten mit Beurteilungskompetenz. Sie sollten technische Innovationen einschätzen und deren möglichen Einfluss auf das Auto beurteilen können. „Das gilt gleichermaßen für Experten bei den Automobilherstellern und bei den Zulieferunternehmen“, sagt Reiner. Funktionalität ist die Prämisse.
Bei Audi steht an erster Stelle die Persönlichkeit der einzelnen Bewerber. „Wir prüfen, wer zu uns passt und umgekehrt“, sagt Mattias Ulbrich. Bewerber sollten einen guten Hochschulabschluss vorweisen und erste Erfahrungen im Projektmanagement sowie Kenntnisse der IT-Architektur, ITSicherheit und der gängigen IT-Standrads mitbringen. Ausgehend von der jeweiligen Aufgabenstellung brauchen sie außerdem Kenntnisse der SAP-Standardsystemsoftware, im Systemdesign oder technische beziehungsweise fachliche Prozesskenntnisse. „Neben den fachlichen Fähigkeiten sollten sie zudem über ausgeprägte Kommunikations- und Teamfähigkeiten verfügen“, so Ulbrich. Wer diese Fertigkeiten hat, kann schnell Verantwortung übernehmen.
So stellt sich schließlich die Frage: Handelt es sich bei den Autos der Zukunft noch um Autos oder schon um Roboter, wie das „Robo-Taxi“? Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) heißt es: „Durch den Einbau von Sensoren und Kameras hat das Auto inzwischen fühlen und sehen gelernt. Diese Intelligenz ist die Voraussetzung für die Vernetzung der Fahrzeuge. Das Auto empfängt in Zukunft nicht nur Daten aus verschiedenen Kanälen, sondern tauscht die eigenen mit der gesamten Umwelt aus.“ Das kommt der Roboter- Definition des Duden schon ziemlich nahe: Nach der ist ein Roboter sowohl eine Apparatur, die bestimmte Funktionen eines Menschen ausführen kann, als auch ein Automat, der ferngesteuert oder nach Sensorsignalen beziehungsweise einprogrammierten Befehlsfolgen anstelle eines Menschen bestimmte mechanische Tätigkeiten verrichtet. Bestimmt lässt sich über die Vereinigung der beiden Begriffe streiten – klar ist aber: Heutige Informatik- Absolventen werden die Entwicklung maßgeblich mit beeinflussen.
Redaktionstipp
Der VDA hat im August 2012 eine Informationsbroschüre mit dem Titel „Vernetzung. Die digitale Revolution im Automobil“ herausgegeben. Darin werden unter anderem die Themen Mobilität, Vernetzung, Sicherheit, Infotainment und Komfort behandelt.
Trekkies kennen das Prinzip längst: Man bestellt seine Pizza bei einem in der Wand versteckten Automaten, und innerhalb kürzester Zeit bekommt man genau das, was man bestellt hat. Mit der richtigen Temperatur, in der richtigen Größe und Menge – aus dem sogenannten Replikator. Dass es nur wenige Jahrzehnte dauerte, bis ein 3-D-Drucker auf ähnlich erstaunliche Weise Gegenstände und sogar Knorpel und Haut produzieren kann, hätte wohl selbst Gene Roddenberry, der Erfinder der amerikanischen Science-Fiction-Serie Star Trek, nicht gedacht. Aufgezeichnet von Meike Nachtwey
Es fing mit ersten Gehversuchen im Bereich Stereolithografie an. Bei diesem Verfahren wurde eine spezielle Flüssigkeit mit ultraviolettem Licht belichtet, wodurch dann ein 3-D-Objekt wuchs. Der amerikanische Erfinder Charles Hull meldete bereits im Jahr 1986 den ersten 3-D-Printer zum Patent an. Technisch hatte das zwar noch nicht viel mit dem zu tun, was zum Beispiel im sogenannten FabLab (Fabrication Laboratory) in Aachen heute mit einem 3-D-Drucker produziert wird, aber es war das erste Mal, dass man gesehen hat, dass ein PC einen 3-D-Datensatz in ein dreidimensionales Objekt verwandelt. FabLabs gibt es weltweit, das erste in Deutschland eröffnete Professor Jan Borchers vom Lehrstuhl für Medieninformatik und Mensch-Computer-Interaktion 2009 an der RWTH Aachen.
Mittlerweile gibt es verschiedene Verfahren, 3-D-Objekte auszudrucken. Zunächst müssen aber Ingenieure, Architekten oder Produktgestalter mit speziellen Zeichenprogrammen am Computer ihre gewünschten Objekte dreidimensional entwerfen. Der Rechner liefert dem Drucker dann sogenannte CAD (Computer Aided Design)- Daten. Damit die Informationen vom 3-D-Drucker verarbeitet werden können, ist aber ein Trick nötig: Das virtuelle 3-D-Objekt wird im Computer wie ein teurer Schinken in hauchdünne Scheiben geschnitten. Diese mikroskopisch schmalen Lagen werden vom 3-D-Printer aufgetürmt, das nennt sich Additive Manufacturing. Wie mit einer Heißklebepistole wird geschmolzener Kunststoff als Faden durch eine wenige Millimeter große Düse auf eine Platte gepresst. Dabei fährt die Düse hin und her und legt dadurch Schicht für Schicht dünne Kunststofffäden nebenund übereinander, bis ein dreidimensionales Objekt entsteht. In einem anderen Verfahren wird Metallpulver geschmolzen und wieder gehärtet. Das hängt vom Druckverfahren ab. Ein 3-D-Ausdruck kann Minuten, aber auch Stunden dauern – je nachdem, wie groß und komplex das jeweilige Stück ist. Am Ende steht ein fertiges Produkt, das man sofort nutzen oder als Teil einer größeren Struktur, etwa einem Motor, weiterverarbeiten kann. Obwohl aus Pulver oder Kunststofffaden hergestellt, kann das Endergebnis genauso stabil und belastbar sein wie ein traditionell gefertigter Gegenstand.
Anstatt mit Hilfe unterschiedlicher Zeichensoftware dreidimensionale Zeichnungen zu erstellen, ist es auch möglich, ein bereits vorhandenes Teil mit Hilfe eines 3-D-Scanners zu scannen, so dass ein entsprechender virtueller 3-D-Datensatz im PC entsteht, der dann wiederum ausgedruckt werden kann.
Hilfreich ist dies aber nicht nur für Ingenieure oder Architekten, auch Otto Normalbürger kann diese Technik gut gebrauchen. Zum Beispiel, wenn Ersatzteile, wie ein kaputter Kühlschrankgriff oder eine zerbrochene Rucksackschnalle, nicht lieferbar sind. Sogar bewegliche Teile wie Kugellager aus Kunststoff können in einem Druckvorgang hergestellt werden. Da (noch) nicht jedermann einen solchen Drucker zu Hause stehen hat, gibt es die Möglichkeit, in eines der FabLabs zu gehen. Diese stellen ihr Know-how und die benötigten Werkzeuge und Software – meist kostenlos – zur Verfügung und zeigen Interessierten, wie sie Gegenstände entwerfen und drucken können. Auch für die Dritte Welt könnte die neuartige Technik ein Segen sein. Es gibt bereits einen 3-D-Drucker, der Sonnenenergie nutzt, um Sand zu verarbeiten. Er kann zum Beispiel Ess-Schalen und Töpfe drucken. Und dann ist der Schritt zum Replikator aus Star Trek nicht mehr weit.
FabLab
Urgedanke des 3-D-Druckers ist der Replikator aus Star Trek. Die FabLab-Bewegung geht auf Professor Neil Gershenfeld vom MIT Media Lab in den USA zurück. Der Physiker und Informatiker hat das erste FabLab gegründet, nachdem er den Kurs „How to make almost everything?“ angeboten hatte. Physikstudenten wurden eingeladen, etwas zu bauen, anstatt sich nur mit der Theorie zu befassen. fablab.rwth-aachen.de
Im FabLab Aachen forscht man daran, die Bedienbarkeit des 3-D-Druckers zu vereinfachen und eine neue Benutzerschnittstelle zu entwickeln, so dass auch Laien ihn benutzen können: Wie kann man ohne Kenntnis von Zeichenprogrammen wie AutoCAD schnell und einfach einen Kugelschreiber designen oder Kühlschrankgriffe ersetzen? Hierfür sind sogenannte Apps die Schlüsseltechnologie. Denn heute wird kein kompliziertes Programm mehr entwickelt, das eine Vielzahl von Problemen lösen soll, sondern es gibt spezielle Apps, die klar umrissene Probleme lösen. „Seit es die Smartphones und den App-Store gibt, geht das Denken immer mehr in die Richtung: Ein Problem hat eine App. Und so wird es auch mit Designproblemen zukünftig gehen. Ich möchte eine Tasse designen, dann starte ich die App, die Tassen designen kann. Mit der App kann ich aber keinen Kühlschrankgriff designen. Dafür brauche ich dann die App für Kühlschrankgriffe. Dadurch nimmt man die Komplexität aus den Designs, und jeder Laie kann seine eigenen Produkte unkompliziert herstellen“, erklärt René Bohne, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medieninformatik und Mensch-Computer-Interaktion der RWTH Aachen und Leiter des FabLabs.
Man kann sich das Herstellen von 3-D-Objekten aber auch ganz anders vorstellen, zum Beispiel in Würfeln. „Aus Würfeln kann man die verrücktesten Sachen bauen, wie bei dem Spiel Minecraft, in dem Landschaften und ganze Städte aus Würfeln zusammengesetzt werden“, sagt Bohne. Darin liegt seiner Meinung nach das Potenzial: „Wir nutzen bisher CAD-Programme, aber eigentlich kann man es auch völlig anders angehen, als die Ingenieure es seit Jahrzehnten tun. Kinder von heute denken ganz anders, beispielsweise eher in Würfeln, wie Legosteine. Sie kennen kein Zeichenprogramm und entwerfen spielerisch ganze Welten aus Würfeln.“ Er ist sich sicher, dass zukünftige Ingenieure und Informatiker jede Menge Ideen verwirklichen werden, die heute noch nach Science Fiction klingen.
Denkbare Anwendungsgebiete von 3-D-Druck
Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Rolls-Royce will Flugzeugturbinen drucken.
Der Hausbau soll mit gedruckten Komponenten beschleunigt werden, wobei der Kunststoff für die entsprechend großen Drucker durch einen speziellen Beton ersetzt wird.
Die ESA untersucht, inwiefern der Druck einer Mondbasis mit dieser Technologie umsetzbar ist.
In der Medizin werden bereits Prothesen und Exoskelette (bewegungserleichternde „Gerüste“ für den menschlichen Körper) gedruckt.
Auch organisches Material ist druckbar: So ist es beispielsweise schon gelungen, Knorpel und Haut zu produzieren.
Hinter freiwilligem sozialen Engagement, Corporate Social Responsibility oder Corporate Volunteering stehen Menschen, die sich engagieren – der karriereführer stellt sie vor. Aufgezeichnet von Stefan Trees
Murat Vural,
37 Jahre, Elektro-Ingenieur Projekt: Chancenwerk e. V. Ort: deutschlandweit Web: www.chancenwerk.org
Im Chancenwerk e. V. helfen Studenten älteren Schülern bei schulischen Problemen, die wiederum jüngeren Schülern der eigenen Schule Nachhilfe geben. Lernkaskade nennt das Gründer und geschäftsführender Vorsitzender Murat Vural, der für sein soziales Bildungsprojekt 2009 als „Bürger des Ruhrgebiets“ und 2010 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet wurde.
Wie alles begann
Als Kind konnte ich nicht besonders gut Deutsch sprechen – ich habe keinen Kindergarten besucht, und zu Hause sprachen meine Eltern Türkisch mit mir. So habe ich in der Grundschule die Mathematik für mich entdeckt. Mit elf Jahren ging ich mit meinen Eltern in die Türkei und besuchte eine naturwissenschaftliche Schule. Mit 14 Jahren wusste ich, dass ich Ingenieur werden wollte. Zwei Jahre später kehrte ich nach Deutschland zurück und wurde wegen meiner schlechten Deutschkenntnisse auf die Hauptschule geschickt. Dort begann mein Abenteuer, trotzdem Ingenieur zu werden. Nach 18 Monaten habe ich dort einen der besten Abschlüsse gemacht und wechselte auf das Gymnasium. Nur wenige Lehrer hier haben an mich und meinen Traum vom Ingenieurtitel geglaubt. Ich habe es trotzdem geschafft, 1996 mit meinem Studium der Elektrotechnik begonnen und es 2002 abgeschlossen.
Warum ich das mache
Diese Erfahrung hat mich bewogen, 2004 als Doktorand zusammen mit Kommilitonen und meiner Schwester das Chancenwerk, zunächst als „Interkultureller Bildungs- und Förderverein für Schüler und Studenten e. V.“, zu gründen. Zu Beginn waren wir ein Migrantenprojekt – Migranten helfen Migranten –, doch schon nach einem Jahr haben wir unser Angebot allen Kindern mit Bedarf an Bildungsunterstützung zugänglich gemacht. Seitdem sind wir ein soziales Bildungsprojekt. Zwei Jahre später wurde der Verein von Ashoka in das weltweite Netzwerk führender Social Entrepreneurs aufgenommen. Als Ashoka-Fellow wurde ich von Unternehmensberatern und Anwälten pro bono unterstützt. So wurden wir immer professioneller.
Das Besondere an Chancenwerk ist die von uns entwickelte Lernkaskade: Ein Student unterstützt bis zu sechs ältere Schüler in einem Problemfach, als Gegenleistung helfen die Älteren jeweils zwei jüngeren Mitschülern bei schulischen Aufgaben. Für die älteren Schüler ist die Unterstützung kostenlos, allerdings bekommen sie auch für ihre Nachhilfe kein Geld. Das Tauschmittel sind Wissen und Zeit – nicht Geld. Das kommt gut an bei den Jugendlichen, weil sie wertgeschätzt und für ihr Engagement anerkannt werden. Die jüngeren zahlen für die erhaltene Nachhilfe eine geringe Summe, mit der die Studenten bezahlt werden können. Dabei nutzen wir die bestehende Infrastruktur, das heißt, wir kooperieren ausschließlich mit Schulen, in deren Räumlichkeiten wir unterrichten, sobald die Schule geschlossen ist.
Was es bislang gebracht hat
Meine Ingenieurtätigkeit macht mir unglaublich viel Spaß, aber ich glaube nicht, dass ich in Zukunft als Ingenieur aktiv sein werde. Ich habe meine Berufung mit Chancenwerk gefunden, und wir sind sehr erfolgreich damit: Wir haben über 210 Studenten, acht Vollzeitbeschäftigte, sind bundesweit in 16 Städten an 33 Kooperationsschulen aktiv und erreichen mit unserer Arbeit 1800 Kinder und Jugendliche.
Das Wichtigste an Chancenwerk ist allerdings nicht die Idee, sondern die Umsetzung. Wir sind sehr hartnäckig drangeblieben, obwohl viele Schulen zu Anfang nicht an das Projekt geglaubt haben. Wir optimieren operativ alles, bis es klappt: Wir schreiben Handbücher für neue Schulen und neue Mitarbeiter und erarbeiten Prozessbeschreibungen, damit neue Lehrer einer Schule nicht die gleichen Fehler machen müssen, die wir bereits vor zehn Jahren gemacht haben. Die Idee ist also sehr einfach, die Umsetzung dagegen etwas Besonderes. Das Projekt hat nach oben keine Grenzen und kann an allen Schulen, die es wollen, umgesetzt werden, auch im Ausland. In Österreich gab es bereits ein Pilotprojekt in sechs Schulen, wir haben Anfragen aus der Türkei und der Schweiz und von weiteren Schulen in Österreich. Ich sage gerne: Wir bereiten uns für eine große Expansion vor, und diese Vorbereitung hat zehn Jahre gedauert.
Der Weiterbildungsstudiengang Wasser und Umwelt, den die Leibniz Universität Hannover in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar anbietet, richtet sich an Menschen aus der Praxis. Wer über einen Abschluss in Natur- oder Ingenieurwissenschaften verfügt, kann sich hier im Fernstudium weiterqualifizieren. Voraussetzung sind mindestens ein Jahr Berufserfahrung und Lust auf interdisziplinäres Lernen. Von Ilka Mönkemeyer, Leibniz Universität Hannover
Seit mehr als 30 Jahren bietet die Leibniz Universität den Weiterbildungsstudiengang Wasser und Umwelt an, seit fast zehn Jahren mit der Möglichkeit, einen Masterabschluss zu erlangen. Zahlreiche Studierende haben bereits per Fernstudium ihre beruflichen Chancen verbessert. Die Teilnehmer kommen dabei aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen. „Einige arbeiten für Behörden, andere für Ingenieurbüros oder auch für Unternehmen“, berichtet Dr.- Ing. habil. Christine Helmer-Madhok, die sowohl als Dozentin arbeitet als auch gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr.-Ing. Katrin Kayser den Studiengang koordiniert. Insgesamt sind vier Institute der Fakultät für Bauingenieurwesen und Geodäsie beteiligt. Fünf Professoren teilen sich die wissenschaftliche Leitung.
Christine Helmer-Madhok ist dabei mit ihrer Kollegin Katrin Kayser die erste Anlaufstelle für Studieninteressierte. „Wir haben den direkten Kontakt zu den Studierenden und sind fürs Inhaltliche wie fürs Organisatorische zuständig“, erklärt die Ingenieurin. „Außerdem entwickeln wir den Studiengang weiter, konzipieren Lehrveranstaltungen und laden externe Experten ein.“
Der interdisziplinäre Ingenieurstudiengang ist theoriebasiert, an der Praxis orientiert und fußt auf einer breiten Basis von wasserwirtschaftlichem und naturwissenschaftlichem Know-how. Neben der fachlichen Weiterqualifikation vermitteln die Dozenten praktische Schlüsselqualifikationen für das Berufsleben. Das Masterstudium gliedert sich in ein Pflichtstudium sowie ein anschließendes Schwerpunktstudium in der Richtung „Naturräumliches Wassermanagement“ oder der Richtung „Wasser- und Stoffstrommanagement im urbanen Raum“, im Anschluss folgt die Masterarbeit. Wenn kein Abschluss angestrebt wird, können einzelne Kurse beliebig aus dem aktuellen Angebot belegt werden. Die Kurswahl ist dann nicht an die Struktur des Masterstudiengangs gebunden.
Aktuell gibt es etwa 70 Studierende. Bedingung für die Zulassung ist ein abgeschlossenes Studium in den Naturoder Ingenieurwissenschaften. Die Regelstudienzeit des berufsbegleitenden Masterstudiums beträgt sechs Semester. Bei Vollzeitstudium kann der Abschluss Master of Science in zwei Jahren erreicht werden. Durch die Kooperationen der beiden Universitäten Hannover und Weimar steht den Studierenden eine große Auswahl an Kursen aus einem breiten fachlichen Spektrum zur Verfügung. Gleichzeitig werden einige Pflichtkurse an beiden Standorten zeitlich versetzt angeboten. „Das hat den Vorteil, dass die Studierenden ihre Studienpläne zeitlich flexibler gestalten können“, sagt Helmer-Madhok. „Wir sind allerdings beide eigenständig, das heißt, man kann auch nur in Hannover oder nur in Weimar studieren.“
Pro Semester werden etwa fünf Kurse angeboten, von denen die Studierenden einen bis zwei belegen. Inhaltlich reicht die Bandbreite der Themen von „Ökologie der Gewässer“ über „Wasserbauund Küsteningenieurwesen“ bis hin zu „Flussgebietsmanagement“ oder „Bioenergie“. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtung soll der Weiterbildungsstudiengang Ingenieuren helfen, ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse zu verbessern; gleichzeitig können Naturwissenschaftler sich im technischen Bereich weiterqualifizieren. „Viele erhalten durch das Studium noch einmal einen anderen Blickwinkel auf ihre Arbeit“, erklärt Helmer-Madhok.
Jeder Kurs besteht aus einer Fernstudienphase sowie einer Präsenzphase und wird innerhalb eines Semesters abgeschlossen. In der Fernstudienphase erhalten die Teilnehmer in regelmäßigen Abständen Studienmaterialien. Eine Internetplattform schafft die Voraussetzungen dafür, dass Studierende sich die Arbeitsinhalte von zu Hause aus herunterladen können. Die Studieneinheiten bestehen aus Textmaterial und semesterbegleitenden Aufgaben. Die Dozenten betreuen die Studierenden in dieser Zeit telefonisch und per Internet. Untereinander können die Studierenden ebenfalls über die Internetplattform Kontakt aufnehmen.
„Im Anschluss folgt eine drei- bis fünftägige Präsenzphase“, berichtet Christine Helmer-Madhok weiter. „Auf dem Plan stehen dann Laborarbeit, praktische Aspekte und Exkursionen.“ Neben den Studierenden kommen das Betreuungsteam, eine Auswahl an Autoren und andere Referenten dazu, um die Kursinhalte zu vertiefen. Zum Ende jedes Kurses gibt es eine schriftliche oder mündliche Prüfung. Die Präsenzphase dient aber auch dem gegenseitigen Kennenlernen. „Wir starten mit einem gemeinsamen Abend“, sagt die Dozentin. „Dadurch wird der Kontakt der Studierenden untereinander gefördert.“
Die Absolventen des Studiengangs sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt, können sie doch in allen Bereichen, die mit Gewässer und Umwelt zu tun haben, arbeiten. Der Weiterbildungsstudiengang startet sowohl zum Winter- als auch zum Sommersemester.