Von bösen Jungs und weißen Hüten
Ein bisschen Thrill ist immer dabei: Die besten Sicherheitsspezialisten wissen, worauf es Angreifer abgesehen haben und wie man sich gegen Übergriffe schützen kann. Doch wer im Bereich IT-Sicherheit Karriere machen möchte, ist nicht nur Spion und Spürnase, sondern auch Architekt. Sein Werk: der Bau einer flexiblen und intelligenten IT-Sicherheitsstruktur, die Freiheiten fürs Business lässt und trotzdem größtmögliche Sicherheit garantiert. Von André Boße
Wenn Martin Kuppinger die Abendnachrichten im Fernsehen sieht, erfährt er immer wieder, wie rasant sich sein Themenfeld entwickelt. Sicherheit und IT? Das war bis vor einigen Jahren lediglich ein Thema für absolute Experten, das in Fachzeitschriften oder speziellen Web-Foren diskutiert wurde. Jetzt aber hat es das Thema in die beste Sendezeit geschafft: Immer wieder berichten die Nachrichten von Cyber-Attacken im großen Stil. Mal trifft es Ministerien, mal Unternehmen. Kuppingers Festellung: „IT-Sicherheit ist heute ein Thema, das sowohl Privatanwender als auch Unternehmen und Behörden beschäftigt – und zwar über die Sicherheits- und IT-Experten hinaus.“ Daher ist es kein Wunder, dass die von ihm mitgegründete und auf Security spezialisierte Analystenfirma Kuppinger- Cole auf Wachstumskurs ist: „Es gibt wohl keinen Bereich der IT, in dem die Lücke zwischen hoher Nachfrage und schmalem Angebot so groß ist wie im Bereich der IT-Sicherheit.“ Strukturierte Annäherung an das Thema Einsteiger können die Gunst der Stunde nutzen und diese Lücke füllen. Gefragt sind Security-Talente mit Problemlösungskompetenz. „Dass eine Bedrohung besteht, ist fast allen klar“, sagt Kuppinger. „Aber wie man damit richtig umgeht, das wissen nur wenige. Hier gibt es enormen Handlungsbedarf.“ Das Credo des Düsseldorfer Analysten lautet daher: „Es geht nicht darum, sich bei der IT-Sicherheit auf die Installation von rein technischen Lösungen zu verlassen.“ Dafür ist das Feld zu komplex, die Bedrohungen zu ausdifferenziert. Entscheidend ist, dass man sich dem Thema Sicherheit strukturiert nähert. Daher dockt Kuppinger das Thema Security an GRC an. Die Abkürzung steht für Governance, Risk Management und Compliance, also die drei wichtigsten Handlungsebenen des Managements. Hier geht es um die Fragen: Wie wird das Unternehmen geführt? Wie ist das Risikomanagement aufgestellt? Welche Regeln und Normen gelten im Unternehmen? Kuppinger sagt: „Diese Schnittstelle zwischen IT-Sicherheit und Business dominiert zusammen mit dem technischen Aspekt den gesamten Security- Bereich.“ Wer als Sicherheitsexperte punkten möchte, muss also auch die Business-Seite kennen. Das macht den Bereich komplexer – eröffnet aber auch Chancen: Wer sich darauf versteht, steht vor glänzenden Karrieren. Experten raten zur Spezialisierung Da sich das Thema Security immer weiter ausdifferenziert, geben Experten Nachwuchskräften die Empfehlung, sich nicht als Generalist zu probieren, sondern sich auf einen Teilbereich zu fokussieren. „Im Bereich IT-Sicherheit gibt es viel zu wissen. Deshalb neigen Sicherheitsexperten dazu, sich zu spezialisieren“, sagt Christian Patrascu, Senior Manager und Sicherheitsexperte beim Softwarehersteller Oracle. Es gibt Experten, die sich besonders auf die Absicherung von Internetprotokollen verstehen, andere sind auf Authentifizierungsverfahren oder den Einsatz von Verzeichnisdiensten oder Zertifikaten spezialisiert. Besonders gefragt sind Spezialisten für IT-Lösungen, die intelligent Zugänge zu Daten erteilen oder entziehen. Bei diesem Identity- und Access-Management (IAM) geht es erstens um die Frage, welcher Mitarbeiter mit welchem Gerät Zugriff auf welche Daten hat – eine komplizierte Angelegenheit, da viele Mitarbeiter ihre eigenen Laptops, Tablets oder Smartphones an die Unternehmensnetzwerke anschließen. Der zweite Aspekt beschäftigt sich mit der Frage: Wie tief dürfen externe Nutzer, also die Kunden, in die Datenstruktur des Unternehmens eindringen? Das dritte IAM-Thema ist das „Privilege Management“, also die Frage, in welchem Umfang privilegierte Benutzer erhöhte Zugriffsrechte erhalten sollen – mit Blick auf die hohe Fluktuation im Top-Management einiger Branchen ein spannendes Thema. Sicherheit darf nicht hinterherhinken Eindeutige Antworten gibt es auf keine dieser Fragen. IT-Sicherheitsexperten stehen daher vor der Aufgabe, in jedem Fall nach flexiblen und intelligenten Lösungen zu suchen, die dem Bedürfnis des Unternehmens nach beschleunigten und effizienten Prozessen genauso gerecht werden wie dem Bedürfnis nach Sicherheit. „Unternehmen erweitern laufend ihre IT-Infrastruktur“, sagt der Oracle-Security- Experte Christian Patrascu. Die Datenmengen wachsen. Das Tempo, in dem sie bearbeitet werden, steigt. Entscheidend dabei: Die IT-Sicherheit darf bei dieser rasanten Entwicklung nicht den Anschluss verlieren. „Security bedeutet heute nicht mehr nur, ein Unternehmen vor den ,bösen Jungs’ zu schützen“, sagt Patrascu. „Es geht vielmehr darum, dafür zu sorgen, dass die Sicherheitsinfrastruktur mitwächst.“ Die Bedeutung des Themas Sicherheit ist heute fast allen Unternehmen bewusst. Wächst eine Firma jedoch, hat es das vermeintliche „Bremserthema“ schwer. Es gehört zur Kernkompetenz eines Sicherheitsexperten, die Unternehmen davon zu überzeugen, dass Security-Themen gerade dann bedeutsam sind, wenn es schnell vorangeht. Dazu benötigen sie rhetorisches Geschick und kreative Ansätze. „Schließlich ist Sicherheit für viele noch immer eine nachgelagerte Eigenschaft, da man im besten Fall nichts von ihr merkt“, stellt Professor Jörn Müller-Quade fest. Für den Leiter des Instituts für Kryptografie und Sicherheit am Karlsruher Institute of Technology (KIT) ist ITSicherheit daher ein Wachstumsmarkt mit sehr guten Karrierechancen. „Man denke nur an die komplexe IT, die unsere zukünftigen Energienetze steuern soll.“ Hier werde Sicherheit eine immens große Rolle spielen: „Gesellschaft und Wirtschaft werden in hohem Maße von der Sicherheit und Verlässlichkeit dieser Systeme abhängen.“ Wer als Einsteiger vom Wachstumsmarkt profitieren möchte, muss nicht nur tiefgehendes IT-Know-how haben, sondern auch in der Lage sein, Sicherheit ganzheitlich zu denken. „Wir benötigen mehr Kommunikation sowie gemeinsame Schnittstellen zwischen den IT-Disziplinen, damit sich die unterschiedlichen Methoden ergänzen, statt nebeneinander zu stehen“, fordert Müller-Quade. Voraussetzung für die bessere Kommunikation ist allerdings, dass die unterschiedlichen Sicherheitsspezialisten an einer gemeinsamen Sprache arbeiten. „Zurzeit “, so Müller-Quade, „sind alleine die Definitionen von dem, was Sicherheit auszeichnet, in den jeweiligen Fachdisziplinen unterschiedlich.“ Worauf es ankommt, wenn man als externer IT-Dienstleister in ein Unternehmen kommt, weiß Wieland Alge, für das Europageschäft verantwortlicher General Manager beim Sicherheitsspezialisten Barracuda Networks. „Die Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Arbeit in den einzelnen Abteilungen der Unternehmen nicht durch unflexible Security-Mechanismen behindert wird“, sagt Alge. Um das hinzubekommen, müsse ein externer Sicherheitsexperte neben fachlichem Know-how unbedingt ein Verständnis für die Arbeitsabläufe in einer Firma mitbringen. Weißer Hut hilft Ein echtes Vabanquespiel – zumal sich Security-Spezialisten nicht nur in den zu schützenden Kunden, sondern auch in den potenziellen Angreifer hineindenken müssen. „Man benötigt viel Kreativität, um mögliche Angriffsstrategien vorherzusehen und zu verhindern“, sagt Alge – und denkt dabei nicht nur an Industriespionage im großen Stil, sondern auch an kleinere Attacken, um an Daten über die wirtschaftliche Situation oder die Auftragslage eines Konkurrenten zu kommen. Im Vorteil ist, wer von Beginn an einen weißen Hut dabei hat: „White Hat“, so nennt man in der Szene Security-Experten, die in der Lage sind, wie Hacker zu denken – dieses Talent jedoch ausschließlich in den Dienst der guten Sache stellen. Es geht auch darum, gedankliche Abenteuer zu wagen. Nur so ist es möglich, durch Stresstests oder Warnsysteme Sicherheitslücken zu entdecken, bevor etwas passiert. Dennoch: Auch die beste „White Hat“- Mentalität schützt nicht vor bösen Überraschungen. „Ist der Angriff erkannt, müssen Sicherheitsexperten schnell reagieren und in Zusammenarbeit mit einer weltweiten Community Gegenstrategien entwickeln“, sagt der Barracuda-Manager. Der Austausch mit Spezialisten in weltweiten Netzwerken ist für Sicherheitsexperten besonders wichtig – schließlich macht die Bedrohung nicht vor Landesgrenzen halt. Hier können Einsteiger punkten: Sie besitzen zwar noch nicht die Erfahrung von Senior-Experten, sind aber durch ihr Netzwerk-Knowhow in der Lage, besonders schnell neue Bedrohungen zu erkennen und gemeinsam mit anderen Strategien zu entwickeln.IT-Sicherheit und -Recht
Sicherheitsspezialisten bekommen es bei ihrer Arbeit auch mit juristischen Aspekten zu tun. Oft treffen sie dabei gerade bei neuen Entwicklungen auf Rechtsunsicherheiten. Aber auch Fragen zur Dokumentationspflicht von digitalen Daten, das Bundesdatenschutzgesetz und die neue EU-Datenschutzverordnung sowie die Typen von Lizensierungsverträgen sind wichtige Themen, bei denen sich der IT-Sicherheitsexperte in juristisches Fahrwasser begibt. Seminare zum Thema IT-Sicherheitsrecht (speziell für Nicht-Juristen) bieten zum Beispiel das Spezialunternehmen für betrieblichen Datenschutz Filges in Meerbusch (www.filges.de) oder das Weiterbildungsinstitut Management Circle in Kooperation mit der Wirtschaftsrechtskanzlei Luther an (www.managementcircle.de).
IT-Security 2030
Was sind die Sicherheitsthemen der kommenden Jahre? >> Managing Trust: Über den Erfolg eines Unternehmens in der digitalen Welt entscheidet mehr und mehr, ob die Kunden ihm vertrauen. >> Vorgelagerte Authentifizierungen für interne Netzwerke über die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter – inklusive Entwicklung neuer Vertrauensmodelle. >> Selbstlernende Algorithmen, die auffälliges Verhalten in sozialen Netzwerken und nach Riskscores bewerten und gegebenenfalls für interne Netzwerke sanktionieren. >> Stark wachsende Verletzbarkeit von Versorgungsinfrastrukturen, von der Energieversorgung (inklusive Kernkraftwerken) über die Verkehrssteuerung bis hin zu Fabrikanlagen. >> „Internet der Dinge“, also die Vernetzung von Objekten in einer dem Internet ähnlichen Struktur mit Hilfe integrierter Funkmodule. >> „Augmented Reality“, also die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
karriereführer informationstechnologie 2012.2013
IT’s safe – Mit Sicherheit Karrieren machen
Mit Sicherheit nach vorne. Die IT entwickelt sich rasant. Immer neue Bereiche des Lebens werden von ihr bestimmt. Das Problem: Keine IT-Lösung ist unangreifbar – und schon gar nicht, wenn sie auf immer höheres Tempo und Effizienz getrimmt ist. In der Folge entwickelt sich der Bereich IT-Sicherheit zum Wachstumsmarkt der Stunde. Wer als Einsteiger davon profitieren möchte, muss nicht nur die Materie, sondern auch das Business kennen. Schließlich soll IT-Sicherheit schützen, ohne ein Klotz am Bein zu sein. Von bösen Jungs und weißen Hüten Wer im Bereich IT-Sicherheit Karriere machen möchte, ist nicht nur Spion und Spürnase, sondern auch Architekt. „Deutsches IT-Know-how ist weltweit gefragt“ Simone Wamsteker leitet das Recruiting bei der Management- und Technologieberatung Accenture für Deutschland.Top-Managerin:
Beate Bruelheide, kaufmännische Geschäftsführerin von arvato Systems Im Interview erklärt die Branchenkennerin, warum für IT-Experten auch kaufmännisches und juristisches Know-how wichtig ist.Special IT für Banken & Versicherungen
IT-Experten gesucht Sämtliche Institute der Finanzdienstleistungsbranche sind auf der Suche nach IT-Experten. Auf Kunden orientiert Die Deutsche Bank arbeitet an einem IT-Megaprojekt. Schnelle Verantwortung IT-Lösungen für Banken und Versicherungen werden nicht nur von den Instituten der Branche sondern auch von spezialisierten IT-Unternehmen entwickelt. IT-Beratung gesucht Wer die Abwechslung in immer wieder neuen Projekten und die damit verbundenen Herausforderungen sucht, ist in einem IT-Beratungsunternehmen gut aufgehoben.Einsteigen
Nie genug von Technik Erfahrungsbericht: Stephanie Thomas, 29 Jahre, Platform Architekt für Converged Server bei Hewlett-Packard Deutschland. Jung und erfolgreich bei: Otto Mein Bewerbungsgespräch bei: AccentureAufsteigen
Aufgestiegen zur Business Development Managerin Die Bereiche Medien und Informationstechnologie sind eng miteinander verknüpft.Projekt
Umwelt & IT …in eigener Sache Die Informationstechnologie bietet hervorragende Instrumente, um auf die Umwelt einzuwirken. Datenmassen verarbeiten Die Zahlen liegen außerhalb des Vorstellungsbereichs: Täglich werden 2,5 Quintillionen Bytes an Daten produziert – das ist die 2,5 mit 29 Nullen. Top-Leute gesucht Es gibt zu wenige Führungskräfte in Deutschland, die IT-bezogene Projekte und Ideen bewerten und aus ihnen die richtigen Schlüsse für ihre Unternehmen ziehen können.Handzeichen
Benjamin Stein, Schriftsteller und IT-BeraterService: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung
adesso AG ALDI Einkauf GmbH & Co. oHG Allianz Bayer Brunel GmbH Daimler AG Deloitte ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH FERCHAU Engineering GmbH Isban DE GmbH Microsoft Deutschland GmbH Platinion GmbH ProSiebenSat.1 Media AG R+V Versicherung Steria Mummert Consulting AGPartner
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Kraftstoff für den Start ins Berufsleben – Gesundheitsförderung in Unternehmen
Gesundheit! Für viele Unternehmen ein großer Wunsch. Doch besonders Einsteiger stehen vor der Gefahr, schnell die Gesundheit und damit die Leistungsfähigkeit zu verlieren. Weil sie sich im Job früh überfordern und nicht abschalten. Oder weil sie auf Unternehmen treffen, in denen Work-Life-Balance nur ein Schlagwort ist, jedoch nicht gelebt wird… Erfolgsfaktor Gesundheit „Behalten Sie sich selbst im Auge“ „Dauerbetrieb macht krank“Top-Manager:
Interview mit Prof. Dr. Niko Paech, Wirtschaftswissenschaftler und WachstumskritikerAufsteigen
Was macht eigentlich eine Feelgood-Managerin, Frau Bethge? Aufgestiegen zum DemografieberaterProjekt
Herausforderung VielfaltWeiterbilden
Betrieblicher GesundheitsmanagerAusland
Olá São Paulo – Hallo São Paulo!Handzeichen
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Die erste Hälfte seines Lebens stand im Zeichen geschäftlichen Erfolgs. Dann wollte Ingenieur Hermann Ricker im Geistigen expandieren, verschenkte seine millionenschwere Firma und wurde buddhistischer Bettelmönch. Heute lehrt er Manager unter dem Namen Han Shan ethisches Wirtschaften. Von Martin Häusler
Han Shan stammt aus einem konservativen Offenbacher Haushalt. Seine Eltern, so sagt er, hätten ihm nicht viel mitgeben können. Er war auf sich allein gestellt. Das Wesen des Einzelgängers begleitet ihn bis heute. Obwohl sich immer mehr Fans um ihn scharen. „Auch meine Identität als Ingenieur habe ich nie abgelegt“, versichert er. „Mein Fachwissen ist sogar schärfer und fundierter geworden.“ Ein Ingenieur, so Han Shan, habe immer mit den vier Grundelementen des Universums zu tun – Temperatur, Bewegung, Materie, Luft. „Im Zusammenspiel halten sie das ganze Universum, uns eingeschlossen, in Gang.“ Darunter liege eine Logik, der er auch im Buddhismus begegnete. Infos zum Nava Disa Retreat Center: www.navadisa.comHermann Ricker hätte tot sein können, tot sein müssen. Mit seinem roten Jaguar wird der deutsche Ingenieur und Selfmade-Millionär nachts auf dem Weg von der Firmenzentrale in Singapur nach Penang im Nordosten Malaysias von einem Holztransporter abgedrängt. Der Wagen überschlägt sich mehrfach, bleibt völlig demoliert auf dem Dach liegen. Doch Ricker lebt, ist sogar in der Lage, aus dem zerborstenen Heckfenster herauszukriechen. Nichts weiter als einen kleinen Kratzer am Ohr hat er abbekommen. Das alles passiert 1995, als Rickers Unternehmen in der Blüte steht. Mitte der 70er-Jahre war er ausgewandert, um als Hersteller von Plastikteilen von Thailand aus die Welt zu erobern. Er expandierte in einem Mordstempo. Wäre der Unfall nicht gewesen, wäre Hermann Ricker heute womöglich einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer. Doch der Beinahetod verändert sein Leben fundamental. Kurz nach dem Crash, als Ricker im Hotel sitzt und es ruhiger wird, wird ihm klar, wie schnell es mit uns zu Ende gehen kann. Plötzlich wird der Ingenieur, der sich seit seiner Zeit in Asien intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt, von den großen Lebensfragen heimgesucht: Warum sind wir hier? Was soll das Ganze? „Ich war in einem ganz seltsamen Zustand“, erinnert er sich. „Es war eine Art Schwebezustand. Ich wusste nicht mehr, wohin ich gehöre.“ Er trifft eine radikale Entscheidung: All das, was er sich sein Leben lang aufgebaut hat, will er hinter sich lassen. Nur um diese Fragen zu klären. Aber wie er das tut! Er verschenkt die Firma an seine Mitarbeiter, legt sein Luxusapartement, seine Autos und die Yacht noch obendrauf. Selbst Freunde halten Ricker für irre. Er aber meint es ernst. Ja, er will sein neues Leben als Bettelmönch in den thailändischen Wäldern verbringen, meditierend, suchend nach dem Sinn des Lebens. Dort wird der Deutsche seinen Namen ändern. Von Hermann Ricker zu Han Shan.
Hermann Ricker wurde 1951 in Offenbach geboren. Früh entwickelte er ein Interesse für technische Abläufe, ging in den Ferien freiwillig in die Betriebe seiner Heimat und bat die Meister darum, ihm Produktionsprozesse zu erklären. Diese Passion überträgt er auf sein soziales Umfeld. Schon als Schüler sind ihm die unlogischen Verhaltensweisen seiner Mitmenschen ein Rätsel. „Ich habe sie beobachtet und gemerkt, dass sie hirnlos irgendwohin rannten, ohne zu wissen, was sie eigentlich tun. Ich selber aber war es gewohnt, Dinge ganz bewusst zu tun. Ich habe mir schon früh meine eigene Logik aufgebaut.“ Die Logik. Sie wird zu einem Schlüsselwort in Rickers Leben. Als Ingenieur, als Unternehmer, als Mönch und heute als Lehrmeister. Master Han Shan ist sich sicher: Allem wohnt eine Logik inne. Durchschauen wir diese, wird vieles einfacher. Damals in Hessen sind ihm diese verborgenen Gesetze noch relativ egal. Er studiert an der Frankfurter Goethe-Universität Ingenieurwissenschaften, spezialisiert sich auf Maschinenbau und Präzisionstechnik – ohne konkretes Berufsziel. Mit 22 macht er sein Diplom. Über seinen ersten Arbeitgeber kommt er das erste Mal nach Thailand, wo Ricker aus kultureller Faszination hängenbleibt. Er wechselt als Produktionsleiter zum Kamerahersteller Rollei, der ein neues Werk in Singapur eröffnet. Danach die Selbstständigkeit, die mit dem Erwerb zweier Plastikspritzgussmaschinen beginnt. Die Geschäftsidee: die Einzelteile, die der Westen für seine Produkte benötigt, nicht mehr bloß in Asien zusammenbauen zu lassen, sondern diese direkt dort zu produzieren. Der Plan geht auf. Rickers Unternehmen wächst und wächst. Erst im fernen Osten, später in der ganzen Welt. Dann der Unfall. „Ich bin dem Ingenieurstudium dankbar, da es mich lehrte, das logische Denken anzuwenden“, erklärt Han Shan heute. „Ich habe verstanden, dass das eine immer das andere nach sich zieht. Diese Logik habe ich im Buddhismus wiedergefunden. Alles ist im energetischen Austausch. Das hat mir sehr imponiert. Durch die Ingenieurwissenschaften erfährt man die Basis, die Logik der Dinge. Deshalb kann ein Ingenieur eigentlich alles tun. Bringt man noch kommerzielles Wissen mit und eine gewisse Spiritualität, durch die der Beruf nicht bloß zum Eigennutz ausgelebt wird, ist man eigentlich unschlagbar.“ Längst trägt der Aussteiger das „Dipl. Ing.“ nicht mehr vor seinem Namen. Stattdessen ein „Master“, zu dem er aufgestiegen ist. Den Titel erarbeitete er sich durch beharrliches Trainieren seiner geistigen Fähigkeiten in der Kargheit Thailands und durch das strenge Befolgen der 227 buddhistischen Mönchsregeln. Mit orangefarbener Kleidung, Bettelschale, Bastmatte, Moskitonetz und einem Gaskocher verabschiedete er sich für zehn Jahre ins Outback, bevor er die Erlaubnis erhielt, als Lehrer sein Wissen und seine Weisheit denen zu vermitteln, mit denen er früher so viel zu tun hatte – den Managern. Heute betreibt Han Shan das Refugium Nava Disa im Nordosten Thailands, in dem er Suchenden den Buddhismus, das Meditieren und ethisches Wirtschaften beizubringen versucht. Mehrmals im Jahr reist er zurück nach Deutschland, um seine Erkenntnisse in Seminaren, Vorträgen und Workshops weiterzugeben. Gerade veröffentlichte er sein Buch „Achtsamkeit – Die höchste Form des Selbstmanagements“. „Die Achtsamkeit ist der Schlüssel zu allem“, sagt Han Shan, „auch im Hinblick auf eine nachhaltige Firmenkultur. Würde ich noch einmal ein Unternehmen führen, würde ich jedem einzelnen Mitarbeiter die Möglichkeit geben, bei sich selbst die Achtsamkeit zu etablieren, also die Fähigkeit, immer und zu jeder Zeit im Hier und Jetzt zu sein.“ Firmen, die die Achtsamkeit zu einem zentralen Prinzip machten, so Han Shan, kämen in eine ganz neue Energie. „Wird achtsam gearbeitet, passieren weniger Fehler, weniger Betriebsunfälle, die Mitarbeiter sind ausgeglichener, sind seltener krank, der Burnout wird vermieden.“ Dabei, versichert er, ginge es nicht nur darum, die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig werde etwas viel Größeres spürbar: eine Form von Frieden.Buchtipp
Han Shan: Achtsamkeit: Die höchste Form des Selbstmanagements. Trinity Verlag 2012. ISBN 978-3941837751. 14,95 Euro
Dass ein Ingenieur seine Firma verschenkt und Bettelmönch wird, ist eine beispiellose Geschichte. Dass sich Manager, Firmenbosse oder Vertreter klassischer technischer Berufe plötzlich in Seminaren, Workshops und Lektüre der Spiritualität hingeben, ist hingegen längst kein Einzelfall mehr. Scheinen viele Entscheider doch zu realisieren, dass die jahrzehntelange Abwesenheit geistiger Elemente ihre Unternehmen in die Sackgasse geführt hat. Beispiele für diese Erkenntnis sind der Düsseldorfer Firmengründer Paul Kothes, der auf Zen-Meditation schwört und 2012 „Das Buch vom Nichts“ veröffentlichte, oder der Wirtschaftsberater Dr. Kai Romhardt, der – wie Han Shan – unter anderem Achtsamkeitsseminare anbietet. Nach einer TNSInfratest-Studie von 2009 praktizieren inzwischen knapp 20 Prozent der deutschen Manager spirituelle Techniken.
Beim Spritsparen die Nase vorn
Jedes Jahr treffen sich 3000 Schüler und Studenten zum weltgrößten Effizienzwettbewerb. Die Idee des Shell Eco-Marathon ist es, ein Fahrzeug zu konstruieren, das mit einem Liter Sprit die größtmögliche Strecke zurücklegt. Von Cornelia Wolber, Shell Deutschland
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb. Entsprechend sind auch die Münchner schon wieder eifrig dabei, ihr batteriebetriebenes Fahrzeug „H TU 012“ weiter zu optimieren. „Wir müssen uns noch besser auf die neuen Bedingungen einstellen“, sagt Andreas Löckler von der TU München. Die Bayern waren eines von 24 deutschen Teams, die sich beim diesjährigen Shell Eco-Marathon im Wettbewerb um den geringsten Energieverbrauch der Konkurrenz aus Europa und Afrika stellten. Der weltweit größte Energieeffizienzwettbewerb wurde nach Amerika (Houston/Texas) und Asien (Malaysia/Kuala Lumpur) erstmals auch in Europa mitten in der Stadt ausgetragen. Das stellte die Teilnehmer vor neue Herausforderungen: Die Rennstrecke rund um die „Ahoy Arena“ im Herzen von Rotterdam war dichter an städtische Bedingungen angepasst und somit schwieriger. „Wir mussten die komplette Hinterachse umkonstruieren, um mit neuem Lenksystem die kurvenreiche Strecke besser meistern zu können“, erinnert sich Löckler. Ziel der Wettbewerbsteilnehmer ist es, ein Fahrzeug zu konstruieren, das mit einem Liter Kraftstoff so weit wie möglich fährt und dabei so wenig CO2 wie möglich ausstößt. Dr. Peter Blauwhoff, Geschäftsführer der Deutschen Shell Holding, sagt: „Der Eco-Marathon bietet Schülern und Studenten die Möglichkeit, nachhaltige Konzepte für eine zukünftige Mobilität zu entwickeln und zu erproben.“ Der Gedanke des Wettbewerbs ist seit seiner Gründung vor 28 Jahren relevanter denn je: „Heute gibt es rund 900 Millionen Autos. 2035 werden es laut Internationaler Energieagentur voraussichtlich bereits 1,7 Milliarden sein. Um den steigenden Bedarf zu decken, müssen unsere Mobilitätskonzepte sparsamer und nachhaltiger werden. Shell setzt dabei sowohl auf Effizienzsteigerung konventioneller als auch auf die Entwicklung alternativer Kraftstoffe“, so Blauwhoff. Gestartet wird in zwei Kategorien: Während in der Konstruktion der Prototypen der Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, ist bei den UrbanConcepts Straßentauglichkeit Pflicht. Beim ersten europäischen Wettbewerb 1985 in Frankreich wurden noch alle teilnehmenden Fahrzeuge mit Benzin angetrieben. Beim diesjährigen Wettbewerb starteten bereits mehr als die Hälfte der Fahrzeuge mit alternativen Energien, bei den deutschen Teams waren es sogar mehr als zwei Drittel. Die Teilnehmer fahren zehn Runden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 25 Stundenkilometern. Dann wird anhand des Verbrauchs hochgerechnet, wie weit das Fahrzeug gekommen wäre, wenn es den ganzen Liter verbraucht hätte. Löckler und sein Team wollen auch im kommenden Jahr wieder dabei sein und ihren persönlichen Rekord brechen.Sonnenkälte
Es ist Sommer, im Passivhaus ist es warm, die Bewohner könnten eine Klimatisierung vertragen. Auf dem Dach ist eine thermische Solaranlage installiert. Könnten wir die Sonnenenergie nicht auch zur Kühlung nutzen? Von Volker Bergholter
Vor gut 15 Jahren hat Jürgen Schukey eine Maschine erfunden, mit deren Hilfe man Sonnenenergie zur Kühlung nutzen kann. Dieses „Schukey-Maschine“ genannte Aggregat ist eine sogenannte Verdrängermaschine. In ihrem Inneren drehen sich in einem gemeinsamen Gehäuse zwei Flügelkreuze, zwischen denen sich insgesamt acht Kammern abwechselnd öffnen und schließen. Ein in den Kammern befindliches gasförmiges Medium kann also expandiert oder komprimiert werden. Möglich ist auch, ein und dasselbe Medium in einer Kammer zu expandieren und in einer anderen Kammer zu komprimieren.Mit der Schukey-Technologie ist Volker Bergholter von Anfang an bestens vertraut. Nachdem diese Technologie fast vergessen war, hat er das Team zusammengestellt, das jetzt die Herbeiführung der Marktreife betreibt. Seine derzeitige Funktion: Projektleiter.Das Kühlprinzip der Schukey-Technik funktioniert folgendermaßen: Umgebungsluft wird zunächst komprimiert und dabei erwärmt. Die erwärmte und unter Druck befindliche Luft wird anschließend in einem Wärmetauscher abgekühlt und in eine weitere Kammer derselben Maschine zurückgeleitet. Dort wird sie dann auf Umgebungsdruck expandiert und dabei abgekühlt. Dann verlässt sie die Maschine. Die Umgebungsluft wird in diesem Prozess direkt gekühlt, ohne chemische Kältemittel. Mithilfe einer zweiten Schukey- Maschine als Expansionsmaschine, angetrieben von Heißdampf, wird die solare Kühlung komplett. Vakuumröhrenkollektoren erzeugen Dampf, der die Expansionsmaschine antreibt. Diese bewegt die zweite Schukey-Maschine, die Kältemaschine. Elektrischer Strom wird nicht benötigt. Jürgen Schukey hat diese Idee gemeinsam mit Ingenieuren des Maschinenbaus und der Verfahrenstechnik umgesetzt. Die Markteinführung hat er nicht erlebt, schwer erkrankt ist er 1999 ausgeschieden, seine Technologie geriet vorübergehend in Vergessenheit. Seit zwei Jahren arbeitet nun ein neues Team an der Herbeiführung der Marktreife. Beteiligt sind Professoren und Ingenieure des Maschinenbaus und der Verfahrenstechnik, Wirtschaftsingenieure sowie ein Kaufmann. Besonders erfreulich ist es, dass wir einen jungen Verfahrenstechniker im Team haben, der schon während seines Studiums an Projekten zur Schukey-Technologie mitgearbeitet hat und bis heute dabei ist. Ein junger Maschinenbauingenieur würde das Team komplettieren. Wir arbeiten als virtuelles Unternehmen: Bis auf den Geschäftsführer ist kein Mitwirkender Angestellter. Für die Kommunikation und die Dokumentation nutzen wir internetbasierte IT-Systeme. Die Zusammenarbeit erfolgt auf kurzen Wegen, die Bürokratie ist auf das absolut Notwendige beschränkt. Dank mehrerer Entwicklungs- und Lieferaufträge stehen wir jetzt kurz vor der Markteinführung der Schukey-Technologie. Die Pilotanlage wird eine Klimaanlage sein, die ausgelegt ist für die Klimatisierung von beispielsweise Tankstellenshops. Die Markteinführung ist für 2013 vorgesehen.
Art of Engineering
Kunst und Technik haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Schaut man aber genauer auf die Geschichte des menschlichen Fortschritts, zeigt sich, dass beide großen Einfluss aufeinander hatten. Der „Art of Engineering“ von Ferchau Engineering verbindet sie auf kreative Weise. Von Martina Gebhardt
Das Universalgenie Leonardo da Vinci war Künstler und Ingenieur zugleich; die Erfindungen eines Nikola Tesla können als Kunstwerke betrachtet werden. Seit der Renaissance bis einschließlich Ende des vergangenen Jahrhunderts waren Kunst und Technik Verbündete im fortschrittlichen und kreativen Denken. Diese Tatsache möchte der interdisziplinäre Kunstwettbewerb „Art of Engineering“ (AoE) von Ferchau in Erinnerung rufen. Seit 2008 schafft der AoE eine künstlerische Verbindung zwischen Technik und Ästhetik. Geschäftsführer Frank Ferchau zur Philosophie: „Technik und Kunst sind zwar ursprünglich nicht artverwandt, haben aber dennoch eine Gemeinsamkeit: die Veränderung des Status quo. Wir wollen Begeisterung für Technik und Ingenieurwissenschaften wecken und neue Perspektiven aufzeigen.“ Teilnahmeberechtigt sind Studenten, Absolventen und (Young) Professionals aus dem technischen Bereich mit künstlerischer Affinität beziehungsweise Künstler, deren Werke technischen Bezug haben, aber auch Unternehmen. Thematisch steht die künstlerischtechnische Auseinandersetzung mit aktuellen Phänomenen im Vordergrund. Das Motto in diesem Jahr war „Swarming – Kollektive Mobilität“, mit der Aufgabe, eigene „Schwärme“ zu entwickeln oder Schwarmverhalten in sozialen Netzwerken in Kunst und Technik neu zu integrieren und darzustellen. Jurymitglied Prof. Dr. Patrick Hoyer von der Fraunhofer Gesellschaft: „Für die Kunstwerke sollten technische Grundlagen für die Darstellung interaktiver und rückkoppelnder Prozesse genutzt werden, die für das Swarming typisch sind. Für uns als Jury waren die maßgeblichen Kriterien technische Finesse und Qualität, die Originalität und Aktualität der künstlerischen Aussage sowie Interaktivität und Einfallsreichtum der Konzeption.“ Der diesjährige Gewinner, der Student Christoph Kilian, erfüllt diese Maßstäbe eindrucksvoll mit seinem Kunstwerk „Tuchfühler“. Bei dieser Rauminstallation hängt ein riesiges Seidentuch von der Decke bis zum Boden, das auf die Bewegungen von Anwesenden und der Luft mittels elektromechanischer Einheiten reagiert. Dies führt zu einem fortwährenden Wechselspiel zwischen dem Betrachter im Raum und dem Tuch, was durch die wechselseitigen Reaktionen Schwarmverhalten simuliert. So ist „Tuchfühler“ ein Beweis dafür, wie sich Kunst und Technik wirkungsvoll verbinden lassen. Ganz im Sinne des Art Of Engineering. Weitere Informationen: artofengineering.ferchau.deWasser unter der Wüste
Pionier: Denis Papin
Hätte es damals einen europaweiten Innovations-Award gegeben, wäre Denis Papin ein würdiger Preisträger gewesen. Die Liste seiner Erfindungen ist lang: Ein Unterwasserfahrzeug, ein mit Dampfzylinder betriebenes Schaufelradboot, eine Schießpulvermaschine und der erste Dampfdruckkochtopf der Welt gehen auf sein Konto. Allerdings nur im übertragenen Sinne, denn er starb verarmt. Von Christiane Siemann
Würde man Denis Papin heute interviewen, würde er wahrscheinlich bedauernd feststellen, dass das Material 1706 noch nicht reif für seine Erfindung war. Der Mediziner, Physiker, Mathematiker und bekannteste Forscher seiner Zeit experimentierte unermüdlich und legt die Grundlagen für viele technische Entwicklungen. Denis Papin, Sohn einer wohlhabenden calvinistischen Familie in Blois/Frankreich, studierte zunächst Medizin an der Universität Angers. Er promovierte auch, aber wandte sich dann von der Medizin ab. Seine Leidenschaft galt der Mathematik und der Physik. Erstes Ansehen erwarb er sich an der Akademie der Wissenschaften in Paris und ab 1675 an der Royal Society in London. In diese Zeit fällt seine Erfindung des Dampfdruckkochtopfes. Es wird erzählt, dass die erste Vorführung vor den Mitgliedern der Royal Society in einer Explosion mündete – er musste erst noch ein Sicherheitsventil entwickeln, bevor seine Erfindung Gebrauchswert erhielt. Dann aber stand sie Pate für die modernen Dampfdrucktöpfe. Der Wissenschaft bleibt er in Erinnerung, weil seine Ideen einen Meilenstein auf dem Weg zur funktionierenden Dampfmaschine darstellen. Als Professor für Mathematik an der Universität Marburg lehrte er Hydraulik, Sonnenuhrkunde und Astronomie. Vor allem aber baute er 1690 die erste Versuchsdampfmaschine, bei der es sich um die erste funktionierende Wärmekraftmaschine handelte – 80 Jahre vor James Watt, der als ihr Erfinder gelten sollte.Der Pionier und die Stadt Kassel In der Stadt Kassel hat er die bedeutendsten technologischen Spuren hinterlassen. Landgraf Karl holte Papin 1696 an den Hof, weil er sich von ihm Hilfe bei der Entwicklung einer großen Wasserpumpe versprach. Diese sollte die hessischen Bergwerkstollen entwässern, aber zugleich auch den neu angelegten Lustgarten in der Karlsaue trockenlegen. Wie viele andere Barockfürsten wollte Karl in einer Parkanlage mit hoher Fontäne seinen Glanz krönen. Dabei setzte er auf Papin. Der widmete sich vor allem der Frage, wie man Dampf in Energie umwandeln kann. Er entwarf verschiedene Pumpen, ein U-Boot und eine Hochdruckdampfmaschine, in der zum ersten Mal die Kraft von Wasserdampf auf einen Kolben übertragen wurde. In der Kurhessischen Eisenhütte Veckerhagen baute Papin den ersten Dampfzylinder und entwickelte daraus eine Hochdruck- Dampfpumpe, die Wasser 24 Meter hoch fördern konnte. Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit wurde diese Konstruktion im Jahre 1706 vor dem Ottoneum – dem ältesten und ersten feststehenden Theaterbau Europas – vorgeführt. Dort erinnert heute der Papin-Brunnen an den genialen Physiker. Die Konstruktion, die dann im heutigen Schlosspark Wilhelmshöhe zum Einsatz kam, war allerdings nur kurz in Betrieb. Die Metallverarbeitung war noch nicht so weit: Das Wasser sprudelte, und dann brachen Rohre und die Dichtungsringe. Nach zwölf Jahren verließ Papin Kassel. Seine letzte Erfindung in Hessen war 1707 ein Schaufelradboot, das mit einem Dampfzylinder betrieben wurde. Damit wollte er nach London zurückkehren. Doch die Expedition endete bereits in Hannoversch Münden, wo die örtliche Fischergilde das Boot im Streit um Passierrechte zerstörte. Der Forscher kehrte nach London zurück. Dort gelang es ihm aber nicht mehr, Fuß zu fassen. Er starb verarmt vermutlich im Jahre 1712. Weltkulturerbe Heute erinnert nicht nur der Papin- Brunnen vor dem Ottoneum an den Physiker und Erfinder, sondern auch das Technik-Museum Kassel. Hier befindet sich der funktionsfähige Nachbau der Papinschen Pumpe mit der Erläuterung, dass sich Denis Papin erfolgreich der „Kunst, das Wasser zu heben“ widmete und die erste Hochdruckdampfpumpe der Welt baute. Möglicherweise wird Papin mit der Stadt Kassel jedoch noch zu späten Ehren kommen. Denn die Stadt hat den Antrag zur Aufnahme des Kasseler Bergparks und seiner Wasserspiele in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO gestellt. Unter anderem wegen des Dreiklangs „Technik-Kunst- Natur“. Und daran hat Papin seinen Anteil. Auch wenn seine Maschine in Kassel nicht zum Einsatz kam, war sie der direkte Vorläufer der Dampfmaschine, die wenig später die Welt revolutionierte. „Technische Innovationen am Hofe der Kasseler Fürsten im Kontext der Wasserspiele haben damit Einfluss auf die Technikgeschichte der Welt gehabt. Die Notwendigkeit, für die Wasserspiele druckfeste Rohre zu bauen, führte in den landgräflichen Gießereien zu wegweisenden Fortschritten, ein Teil der 300 Jahre alten Rohrleitungen ist (…) bis heute in Gebrauch“, heißt es im Aufnahmeantrag der Stadt. Über die Aufnahme Kassels in die „Champions League“ der bedeutendsten Kulturstätten der Welt wird die UNESCO voraussichtlich im Sommer 2013 entscheiden.Buchtipp
Karsten Gaulke et al.: Denis Papin: Erfinder und Naturforscher in Hessen-Kassel. Euregio Verlag 2009. ISBN 978-3933617361. 20,00 Euro.
Lebenslauf Denis Papin
- Geboren am 22.08.1647 in Chitenay (Frankreich), gestorben 1712 (genaues Datum unbekannt)
- Er besucht die Jesuitenschule, 1661 beginnt er sein Studium an der französischen Universität Angers, das er mit der medizinischen Prüfung abschließt
- Von 1671 bis 1674 lebt Papin in Paris, 1675 geht er nach London, um bei dem Chemiker Robert Boyle zu arbeiten. 1679 wird er Assistent bei dem Physiker Robert Hooke und 1680 Mitglied der Royal Society. 1681 geht er nach Italien, wo er bis 1684 Leiter der experimentellen Abteilung der accademia publicca di science in Venedig ist. Von 1684 bis 1687 ist er wieder in London tätig
- 1687 bis 1696 lehrt er als Professor für Mathematik in Marburg. Papin erfindet die Zentrifugalpumpe und veröffentlicht erste Arbeiten zur Kolbendampfmaschine
- Landgraf Karl ruft ihn 1696 an den Hof nach Kassel, wo er nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit eine Hochdruckdampfpumpe baut
- Nach zwölf Jahren kehrt Papin nach London zurück und stirbt dort unbekannt und in Armut
Spitzentechnologie für Senioren
Ältere Menschen und moderne Technologie: Lange ging das nicht zusammen. Nachlassende Fähigkeiten und Angst vor Komplexität erschwerten Senioren den Zugang zur Technik. Inzwischen findet ein Paradigmenwechsel statt: Gerade die Anpassung an die Bedürfnisse alter Menschen führt zu guter Bedienbarkeit für alle. Die Ingenieure der Uni Stuttgart arbeiten im Studiengang „Integrierte Gerontologie“ mit Sozial-, Sport- und Wirtschaftswissenschaftlern zusammen und wissen: Ästhetik ist für Senioren genauso wichtig wie Ergonomie. Von der Redaktion Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitswissenschaften I, Universität Stuttgart
Am Anfang waren es riesige Handy-Tasten. Sie sollten älteren Menschen, deren Seh- und Tastsinn nachlässt, eine Hilfe sein. Doch als sie Mitte der 90er-Jahre auf den Markt kamen, wollte sich kaum jemand damit sehen lassen. Denn schon von Weitem war sichtbar: Hier ist jemand nicht mehr ganz auf der Höhe. Weil sich keiner das Etikett „Technik- Opa“ anheften wollte, verschwanden die gut gemeinten Senioren-Telefone bald vom Markt. Den Leiter des Forschungs- und Lehrgebiets Technisches Design am Institut für Konstruktionstechnik und Technisches Design (IKTD) der Uni Stuttgart, Prof. Thomas Maier, wundert das überhaupt nicht. „Man hat gedacht, dass man das Handy einfach größer machen muss“, sagt er. „Dabei hat man die Stigmatisierung nicht beachtet.“ Das hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend gewandelt. „Wir versuchen Ergonomie, also die gute Handhabung, und ästhetische Aspekte zusammenzubringen“, beschreibt Maier den Paradigmenwechsel, den die Entwickler vom IKTD verinnerlicht haben. Auch ältere Menschen wollen schöne Dinge ansehen und anfassen. Diese Einsicht liegt dem „Universal Design“ zu Grunde, das aus den USA kommt. Das Prinzip: Wenn ein Gerät für ältere Menschen gut geeignet ist, dann bedienen es auch jüngere gerne. Idealtypisch für diese Entwicklung stehen die Smartphones und Tablet Computer, denen die Firma Apple den Weg in den Massenmarkt geebnet hat. Tasten gibt es nur wenige, die Symbole und Schriften können leicht im Display vergrößert werden, ohne dass der Sitznachbar etwas merkt. In Deutschland folgt man diesem Mega- Trend bisher zögerlich. Thomas Maier sieht den Grund dafür auch in der mangelnden Wertschätzung gegenüber den Älteren in der Gesellschaft. In Japan etwa, dem Industrieland mit dem höchsten Anteil älterer Menschen, sind die Senioren auch bei der Produktentwicklung viel stärker im Blick. In Deutschland wird die Alterspyramide in 10 bis 15 Jahren ähnlich aussehen. Maier setzt deshalb auf die Öffnung der technischen Disziplin für andere Fächer. „Wir sind auf die Gesellschafts-, Sozial- und Sportwissenschaftler angewiesen“, sagt er. Seit zwei Jahren kooperiert das IKTD deshalb eng mit diesen Fächern im Rahmen des Studiengangs „Integrierte Gerontologie“. Welche Synergien dabei entstehen, zeigt das Beispiel von Attila Holder. Der technikbegeisterte Sozialwissenschaftler gehört zum Management des Master-Online-Studiengangs „Integrierte Gerontologie“. Im Auftrag des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart bringt er Patienten zwischen 60 und 80 Jahren den Umgang mit Tablet-Computern bei. Auch er hat festgestellt, dass der Touchscreen und die intuitive Steuerung prinzipiell gut ankommen bei Senioren. Sie spielen, recherchieren, lesen Bücher und hören Radio mit den flachen Rechnern. Holder sieht aber auch Verbesserungspotenzial: „Optimal wäre es, wenn es ein Betriebssystem gäbe, das noch übersichtlicher ist“, sagt er. Dafür wäre wohl auch mancher junge User dankbar. Seine Erkenntnisse aus der praktischen Arbeit im Krankenhaus tauscht Holder bei monatlichen Treffen des Studiengangs mit den Kollegen aus – so entstehen produktive Wechselwirkungen. Für die Ingenieure mit Designausbildung vom IKTD sind Telefone und Tablet- Computer nur ein Teil ihrer Arbeit. Sie prüfen und verbessern viele Produkte aus gerontologischer Perspektive: Bankautomaten, Fernbedienungen oder auch DVD-Spieler. Eine ganz entscheidende Erkenntnis über das Bedienverhalten von Senioren: Ihr Seh- und Hörvermögen lässt oft stark nach, aber ihr Tastsinn bleibt länger erhalten. Senioren wollen sich die Geräte durch Ertasten erschließen. Außerdem ist es wichtig, dass sie vom Gerät Rückmeldung erhalten. „Deshalb arbeiten wir am haptischen Feedback“, so Maier. Inzwischen gibt es erste Exemplare von Displays, die dem Benutzer fühlbar Rückmeldung geben. Neben modernster Kommunikationstechnologie entwickeln die Stuttgarter Ingenieure auch klassische Hilfsmittel, bei denen ebenso die Erkenntnisse der Integrierten Gerontologie zum Tragen kommen. In enger Zusammenarbeit mit einem mittelständischen Betrieb wurde ein „Treppensteiger“ für Rollstühle ergonomisch optimiert. Nach eingehenden Gebrauchsanalysen auf den Treppen des Instituts entstand ein Prototyp, der die Prinzipien von Einfachheit und Eleganz verband. Inzwischen ist der Treppensteiger erfolgreich in Serie gegangen. Nicht nur Spezialbetriebe, sondern auch die großen Technologiekonzerne haben erkannt, wie wichtig es für Ingenieure ist, sich in Ältere einfühlen zu können. Autohersteller wie BMW und Audi arbeiten schon lange an Lösungen für ältere Fahrer, immer mehr Firmen setzen gezielt auf „Senior-Entwickler“. Denn junge Ingenieure können sich nur bedingt vorstellen, wie Ältere mit Technik umgehen. Maier ist überzeugt, dass die Entwicklungsabteilungen in Zukunft verstärkt Ingenieure mit gerontologischer Kompetenz suchen werden. „In fünf bis zehn Jahren sind diese Spezialisten heiß begehrt“, sagt er.Holztechnik-Ingenieur
Das Berufsziel Ingenieur verbinden viele mit einem Maschinenbau- oder Elektrotechnikstudium. Doch nicht nur die klassischen Ingenieurdisziplinen bieten Absolventen gute Einstiegsmöglichkeiten in den Arbeitsmarkt. Gerade im Hinblick auf global aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind andere Ingenieurdisziplinen im Aufwind: zum Beispiel der Bereich Holztechnik. Von Prof. Frieder Scholz, Studiendekan Master Holztechnik an der Hochschule Rosenheim
Holz war schon immer ein natürlicher, nachhaltiger und flexibel einsetzbarer Werkstoff. In den letzten Jahren profitiert die Branche vom allgemeinen Umdenken: Allen voran bei alternativen Baukonzepten wird Holz als innovativer Werkstoff herangezogen. Entsprechend ausgebildete Ingenieure, die sich mit den spezifischen Materialeigenschaften von Holz auskennen, sind für die Industrie unerlässlich. Doch nicht nur im Bereich Bau, sondern entlang der gesamten Prozesskette der Holzbe- und -verarbeitungsindustrie bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Holztechnik-Ingenieure. In Deutschland wird die spezialisierte Ausbildung zum Ingenieur im Bereich Holz nur an einer Handvoll Hochschulen angeboten. In Teilen decken weitere Hochschulen und Universitäten in Studiengängen wie zum Beispiel Bauingenieurwesen einen kleinen Bereich des Themenfeldes ab. Was viele nicht wissen: Gemeinsam mit der Forstwirtschaft zählt die Holzbranche zu den Leitbranchen Deutschlands. Der Wirtschaftszweig hat laut einer Studie der Universität Münster mehr Beschäftigte als die Automobil- oder die Elektroindustrie: fast eine Million Menschen. Im Bereich der Holzbearbeitungsmaschinen beispielsweise sind die deutschen Unternehmen weltweit Markt- und Technologieführer. Ganz der Ausbildung von Führungskräften im internationalen Umfeld der Holzbranche hat sich die Hochschule Rosenheim mit ihrem englischsprachigen Masterstudiengang Holztechnik mit dem Abschluss Master of Science verschrieben. Die Wurzeln der Hochschule liegen in einer der ersten Ingenieurschulen für Holztechnik des Landes – heute ist die Einrichtung eine der europaweit führenden Ausbildungsstätten der Branche. Gemeinsam mit der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau in der Schweiz führen die Rosenheimer den Masterstudiengang als sogenannten „Joint Master“ durch: Die Absolventen erhalten ein Abschlusszeugnis beider Hochschulen. Im Zentrum des Studiums stehen die Kompetenzerweiterung im Umgang mit den neuesten Technologien der Holzwirtschaft sowie die aktive Mitarbeit in aktuellen Forschungs- und Industrieprojekten der Hochschulen. Praxisnahe Ausbildung auf hohem wissenschaftlichen Niveau ist eine der Stärken des europaweit einzigartigen Studiengangs. Dabei wird durch eine interdisziplinäre Betrachtungsweise das Verständnis von Systemzusammenhängen ebenso geschult wie verantwortungsbewusstes Handeln in technischen Projekten. Der Weg zum Masterstudium im Bereich Holztechnik führt über einen ersten fachlich einschlägigen Studienabschluss (Bachelor oder Diplom). Für den Rosenheimer Master werden Abschlüsse in den Studienrichtungen Holztechnik, Holzbau und Ausbau, Innenausbau oder verwandter Gebiete anerkannt. Bei vielen Studierenden geht dem Holztechnikstudium zudem oft eine handwerkliche Ausbildung voraus, wie die Statistik der Rosenheimer zeigt. Eine Tätigkeit als Tischler, Zimmerer oder Schreiner sensibilisiert im Umgang mit dem Werkstoff Holz – ist jedoch keine Voraussetzung für die Aufnahme des Studiums. Eine gewisse Faszination für den Werkstoff mit seinen Rundungen, Ecken und Kanten ist aber von Vorteil. Ein Blick auf die Lebensläufe der aktuellen Studierenden und Absolventen des Rosenheimer Holztechnik-Masters zeigt: Die Beweggründe für das Masterstudium sind so vielseitig wie die späteren Beschäftigungsmöglichkeiten. Alumni Johann Betz nutzte den Master, um nach erster Berufstätigkeit mit Diplomabschluss seine Einstiegschancen im englischsprachigen Ausland zu erhöhen. Mit Erfolg: Heute ist er als selbstständiger Ingenieur und Berater für neuartige Holzprodukte im Großraum Australien und Neuseeland tätig. Andere entscheiden sich gleich nach dem Bachelor für das Masterstudium, um ihre Kenntnisse in anwendungsorientierten Gebieten zu intensivieren. Absolvent Frank Hoffmann beispielsweise stieg mit dem Mastertitel direkt als Projektleiter in einer Innenausbau-Firma ein, wo er nun die operative Unternehmensentwicklung leitet. Ein Karriereschritt, auf den ihn der Master gut vorbereitet hat. Wiederum andere wollen nach längerer Berufstätigkeit im Masterstudium die aktuellen Hintergründe ihrer beruflichen Praxis erforschen – weit mehr als in beruflichen Fortbildungsseminaren. Durch die Möglichkeit zur Aufnahme des Studiums in Teilzeit muss dabei nicht auf den Job verzichtet werden: Weiterqualifikation und Berufstätigkeit lassen sich in Rosenheim verbinden. Der modular aufgebaute Studiengang erlaubt ein individuell abgestimmtes, an unterschiedlichste Bedürfnisse angepasstes Studium. Die Studierenden wählen zwischen den Vertiefungsrichtungen „Products and Processes“ und „Timber Engineering“ und legen damit den Grundstein für ihre Spezialisierung. Im Bereich Products and Processes werden Fragestellungen der Produktion und der Produktentwicklung behandelt: Produktmanagement und -entwicklung, Werkstofftechnologie, Automatisierung und Logistik. Die Vertiefung im Bereich Timber Engineering beinhaltet alle Aspekte des Entwurfs und der Konstruktion von Holzbauten und angrenzender Bereiche wie der Bauphysik im Innenausbau, Bauen im Bestand oder Gebäudetechnik. Je nach gewähltem Studienschwerpunkt umfassen spätere Aufgaben der Holztechnik- Master beispielsweise Planung, Aufbau, Nutzung und Betreuung von Fertigungsanlagen der Möbel-, Fenster-, Türenindustrie, der Treppen- oder der Bauelementeherstellung. Auch die Entwicklung von Maschinen und Anlagen, von Produkten und Verfahren, wirtschaftliche Abschätzung von Produktionsprozessen, Produktionsorganisation und Personalführung gehören zu den Tätigkeiten des Holztechnik-Ingenieurs. Als Spezialist erkennt er Marktforderungen und setzt diese in Ideen und Entwicklungen um – im Einklang mit ökologischen Erfordernissen. Darüber hinaus bieten sich Arbeitsmöglichkeiten in den Bereichen Vertrieb, Kundendienst und Beratung von Abnehmern. Mit dem großen internationalen Rosenheimer Netzwerk im Hintergrund sind die Absolventen bestens für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft gerüstet.Holztechnik (M. Sc.) an der Hochschule Rosenheim (Joint Master mit Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau)
AusbildungVoraussetzungen für Masterstudium
- modular aufgebauter, englischsprachiger Masterstudiengang
- Studienziel: Master of Science
- Regelstudienzeit: 3 Semester (Vollzeit)/6 Semester (Teilzeit), 90 ECTS
- Akkreditierung durch ASIIN
Weitere Informationen unter www.fh-rosenheim.de/holztechnik_master.html
- Bachelor- oder Diplomstudium der Studienrichtungen Holztechnik, Holzbau und Ausbau oder Innenausbau oder verwandter Gebiete mit einem Studienabschluss der Gesamtnote „gut“ (also besser als 2,5)
- Nachweis von Englischkenntnissen
- Motivationsschreiben
- Persönliche Voraussetzungen: zielorientiertes Arbeiten und Fähigkeit zur Selbstorganisation