Personalnotstand. 88.300 Stellen für Ingenieure können die deutschen Unternehmen derzeit nicht besetzen. Und es ist nicht damit zu rechnen, dass sich diese Lücke schnell schließen wird: Die Generation der Babyboomer verabschiedet sich nach und nach in den Ruhestand. Was bedeutet der Fachkräftemangel für Unternehmen und Absolventen? Und wie positioniert man sich als Nachwuchskraft auf dem Bewerbermarkt?
Es gibt ihn – aber nicht überall
Der Fachkräftemangel hat Vorteile für Absolventen, trotzdem müssen sie bei ihrer Jobsuche offen sein.
„Beliebter Bachelor“
Ina Kayser analysiert beim VDI den Arbeitsmarkt für Ingenieure.
Top-Interview:
Samantha Cristoforetti, Ingenieurin und Astronautin
Die Ingenieurin erzählt, wie sie sich im Auswahlverfahren gegen 8500 Mitbewerber durchsetzte und warum ihr Ingenieurwissen ihr auch im Weltraum weiterhelfen wird.
Gesunde Karriere
Die Medizintechnik lockt mit spannenden Aufgabenfeldern für Ingenieure.
Form follows Function
Immer kleiner, leichter, komplexer – medizinische Geräte unterliegen hohen Anforderungen.
Technologie für Menschen
Karriere in der Medizintechnik – eine rasant wachsende Branche mit Zukunft.
Kaum sichtbare Spuren
Warum ein Entwicklungsingenieur in der Endoskopie auch reale Operationen betrachten muss.
Weiterbilden
Holztechnik-Ingenieur
Ingenieure, die sich mit den spezifischen Materialeigenschaften von Holz auskennen, sind für die Industrie unerlässlich.
Spitzentechnologie für Senioren
Gerade die Anpassung an die Bedürfnisse alter Menschen führt zu guter Bedienbarkeit für alle.
Projekt
Pionier: Denis Papin
Der Mediziner, Physiker, Mathematiker und bekannteste Forscher seiner Zeit experimentierte unermüdlich und legt die Grundlagen für viele technische Entwicklungen.
Wasser unter der Wüste
Deutsche Hydrogeologen finden in 200 Metern Tiefe im Norden Namibias ein riesiges Süßwasservorkommen von fünf Milliarden Kubikmetern.
Art of Engineering
Die Geschichte des menschlichen Fortschritts zeigt, dass Kunst und Technik großen Einfluss aufeinander
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Sonnenkälte
Könnten wir die Sonnenenergie nicht auch zur Kühlung nutzen?
Beim Spritsparen die Nase vorn
Beim Shell Eco-Marathon sollen Fahrzeuge mit nur einem Liter Sprit die größtmögliche Strecke zurücklegen.
Anders erfolgreich
Han Shan
Hermann Ricker verschenkte seine millionenschwere Firma und wurde buddhistischer Bettelmönch.
Wer die Abwechslung in immer wieder neuen Projekten und die damit verbundenen Herausforderungen sucht, ist in einem IT-Beratungsunternehmen gut aufgehoben. Genau dies waren auch die Gründe von Pirmin Schäfer, den Job zu wechseln. Heute arbeitet er bei dem IT-Dienstleistungsunternehmen CSC. Von Christoph Berger
Der 25-jährige Pirmin Schäfer hat schon einige Zeit mit IT-Systemen von Banken und Versicherungen zu tun. Bei einer Krankenversicherung hat er ein duales Wirtschaftsinformatikstudium absolviert. „Dort habe ich das Handwerkszeug gelernt“, erzählt er rückblickend. Doch Schäfer wollte mehr. Nach anderthalb Jahren als Anwendungsentwickler in der Versicherung wünschte er sich neue Herausforderungen. Und was noch entscheidender für ihn war: Er wollte im Arbeitsalltag mehr Kontakt zu Menschen.
Im Frühjahr dieses Jahres stieg er bei dem IT-Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen CSC als Trainee ein. „Hier finde ich bisher all das, was ich mir gewünscht habe: einen starken Kundenbezug und Projektarbeiten, die immer wieder neue Herausforderungen versprechen“, sagt er. Angestellt ist er im Bereich Enterprise System Integration & Transformation: Dort berät und begleitet man fusionierende Unternehmen bei der Zusammenführung ihrer IT-Systeme. „Das ist für mich die Königsdisziplin der IT-Beratung“, meint er.
Ein typisches Projekt des Bereichs, in das Pirmin Schäfer Einblick bekam, war die Fusion zweier Großbanken. „Es geht darum, Datenbankfelder von A nach B zu transferieren. Das Schwierige ist, dabei keine Daten zu verlieren“, erklärt er. Mit Hilfe von Schnittstellen werden die einzelnen Systeme miteinander verbunden, über die sogenannte Migration Factory von CSC werden die Daten zusammengeführt. Seine Arbeit erledigt Schäfer in der Regel bei den Kunden vor Ort, dort sitzen deren Fachleute, mit denen er und seine Kollegen sich abstimmen. Entscheidend dabei ist, die Kundenwünsche zu erfüllen. Dazu durchlief er nach seinem Einstieg eine dreimonatige Theoriephase: Er besuchte Schulungen, in denen es um Business-, Anforderungs- und Geschäftsprozessanalysen ging. Er lernte, wie Banken arbeiten, und wurde in Kommunikationstechniken geschult. Die Schulungen finden in der CSC-eigenen Akademie statt oder werden durch externe Dienstleister organisiert – zum Beispiel die Frankfurt School of Finance. „Entscheidend bei meiner Arbeit ist: Wie stelle ich sicher, dass wir über das Gleiche reden?“, sagt Schäfer. Bei ihm funktioniert die Kommunikation bisher bestens: sowohl in seinen Projekten als auch in der Zusammenarbeit mit seinen neuen Kollegen.
IT-Lösungen für Banken und Versicherungen werden nicht nur von den Instituten der Branche selbst entwickelt. Oft werden dazu spezialisierte IT-Unternehmen mit ins Boot geholt. In genau solch einem arbeitet Björn Eli. Von Christoph Berger
Björn Eli ist noch ganz neu im Job. Ende April startete er bei msg systems, einem IT-Beratungs- und Systemintegrationsunternehmen aus Ismaning bei München. Bei der Vertragsunterzeichnung hatte der 24-Jährige noch nicht einmal die Abschlussurkunde der Fachhochschule Hannover in der Tasche. Studiert hat er dort Angewandte Informatik. Dabei beschäftigte er sich vor allem mit der Programmiersprache Java, mit Softwarearchitektur und -entwicklung. Für ein Unternehmen der Logistikbranche hatte er zudem zwei Semester lang in der App-Entwicklung gearbeitet. Außerdem war er neben seinem Studium als freiberuflicher Web-Entwickler tätig.
Nun ist er im Geschäftsbereich Service Consulting für Versicherungen bei msg systems am Standort Köln beschäftigt. Er sagt: „Auf das Unternehmen bin ich eher über ein Jobportal zufällig gestoßen.“ Er bewarb sich und wurde zu zwei Bewerbertagen eingeladen, wo er potenzielle Vorgesetzte kennenlernte und einige Tests absolvierte. Nachdem er dies erfolgreich hinter sich gebracht hatte, stieg er direkt in den Job ein: „Zu Beginn wurden alle Einsteiger zum gegenseitigen Kennenlernen nach Ismaning eingeladen. Dort wurden wir mit den Abläufen im Unternehmen vertraut gemacht und trafen weitere Kollegen.“ Darauf folgte eine mehrwöchige Oracle-Schulung, die mit einem Zertifikat abschloss.
Seitdem ist Björn Eli an drei von fünf Wochentagen unterwegs, derzeit bei Kunden in München, wo er für Berufsgenossenschaften ein großes Softwareprojekt realisiert. Er programmiert an Back-Office-Systemen für die Kundenpflege mit. Seine Bereiche sind die Themen Mitglieder und Beiträge. Er erklärt: „Das Projekt ist sehr komplex, wir unterscheiden etwa 40.000 Klassen.“ Klassen sind Baupläne für Objekte, die in der Software beschrieben werden müssen und miteinander interagieren. Die Anforderungen an das System – zum Beispiel veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, die in die Software eingearbeitet werden müssen – übermitteln die Kunden an Eli und seine Kollegen. Damit alles reibungslos funktioniert, ist die Zusammenarbeit zwischen Kunden und den IT-Beratern eng. Eli beschreibt den Reiz solcher Projekte: „Mir gefällt es mitzubekommen, wie ein so großes Projekt noch weiter wächst. So kann ich mich auch über einen längeren Zeitraum intensiv mit einem Thema beschäftigen.“ Außerdem haben IT-Projekte meist noch einen weiteren Vorteil: Sie können von überall bearbeitet werden. So kann Eli an zwei Tagen in der Woche von Köln aus arbeiten.
Die Deutsche Bank arbeitet an einem IT-Megaprojekt. Für zusammen 24 Millionen Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank und der Postbank soll eine gemeinsame Plattform entstehen. Anita Stuhldreier arbeitet an dem Projekt in verantwortungsvoller Position mit. Von Christoph Berger
Die Überraschung für Anita Stuhldreier war groß: Bis in ihr Studium hinein sah sie in einer Bank immer nur die Filiale vorne an der Ecke, in der sie sich am Schalter beraten ließ und am Geldautomaten Bargeld abhob. Erst in einem Gespräch mit einem Bekannten wurde sie sich zum ersten Mal der Prozesse bewusst, die im Hintergrund jeder Bankdienstleistung ablaufen und die den Kundenkontakt so selbstverständlich aussehen lassen. Diese funktionieren fast alle durch den Einsatz von IT. „So kam ich auf die Deutsche Bank, bei der ich ein Traineeprogramm durchlief“, erzählt die 29-jährige Wirtschaftsinformatikerin.
Drei Jahre sind seit dieser Zeit vergangen. Inzwischen ist Stuhldreier für einen Teilbereich einer neuen Hochleistungsplattform für das Privatkundengeschäft der Bank als ITProjektmanagerin tätig. Bis 2015 will die Bank in mehreren Schritten sämtliche Konten und Geschäftsprozesse umstellen. Die Plattform wird dann die mehr als 2000 Filialen von Deutscher Bank und Postbank mit zusammen 24 Millionen Privat- und Geschäftskunden in Deutschland unterstützen. Stuhldreier koordiniert in diesem Projekt mehrere Teams, die in Spitzenzeiten bis zu 200 Mitarbeiter umfassen – interne und externe. Die Teammitglieder durfte sie selbst auswählen.
Teamfähigkeit, Leistungsbreitschaft und die Fokussierung auf das gemeinsame Ziel waren neben dem fachlichen Know-how ihre Hauptkriterien bei der Auswahl. „Wer hier Verantwortung übernehmen will, darf dies auch“, sagt sie. Sie selbst hat diese Möglichkeit genutzt. Viele Voraussetzungen dafür brachte sie mit, andere erlernte sie in der Traineezeit, die vielfältige Weiterbildungen beinhaltete. Außerdem konnte sie sich in dieser Zeit unterschiedlichste Bereiche anschauen, um schließlich das für sie passende Gebiet zu finden: die Projektarbeit. „Gerade in den ersten Jahren hat es mir sehr geholfen, dass mir ein Mentor zur Seite gestellt wurde. Der konnte mir bei allen auftretenden Problemen helfen“, sagt sie.
Als Projektmanagerin hat Anita Stuhldreier eine sehr verantwortungsvolle Position übertragen bekommen. Denn die Bank erhofft sich durch die Vereinfachung und Standardisierung der IT und Abwicklungsprozesse erhebliche Kostensynergien: „Und bei den geschäftskritischen Anwendungen muss natürlich alles reibungslos funktionieren.“
Nichts geht mehr ohne IT – auch nicht bei Banken und Versicherungen. Daher sind sämtliche Institute der Finanzdienstleistungsbranche auf der Suche nach IT-Experten, und ihr Bedarf steigt. Die Aufgaben sind anspruchsvoll, die Herausforderungen groß und die Anforderungen hoch. Doch die Chancen für IT-Absolventen sahen selten besser aus – sowohl bei den Instituten selber als auch bei den auf die Branche spezialisierten IT-Beratern. Von Christoph Berger
Gute Noten beim Studienabschluss, verhandlungssicheres Englisch, ausgeprägte Soft Skills – vor allem Teamund Kommunikationsfähigkeit – und betriebswirtschaftliche beziehungsweise branchenspezifische Kenntnisse: Das sind die Voraussetzungen, die IT-Absolventen erfüllen müssen, wenn sie in Unternehmen arbeiten wollen, die sich mit Banken- und Versicherungs-IT beschäftigen.
Im Detail nennen die Unternehmen jedoch Unterschiede bei der Bewerberauswahl: „Wir stellen bevorzugt Masterabsolventen ein. Beim Bachelor schauen wir genau auf die Vorkenntnisse und die Hochschule, an der der Abschluss erworben wurde“, erklärt etwa Volker Reichenbach. Der Diplom-Informatiker ist im Vorstand von msg systems zuständig für das Personalwesen sowie für die versicherungsspezifischen Geschäftsbereiche Service- und Business-Consulting sowie die Stabstelle Internal Services Insurance. Er erwartet von Bewerbern Kenntnisse über neue Technologien und nennt die Themen mobile Prozesse, Analytics und Internettechnologien. Ausschlaggebend für eine Einstellung ist für ihn auch das Potenzial der Kandidaten: „Wir wollen wissen, was Bewerber noch lernen können und lernen wollen.“
Lydia Hennig, Mitarbeiterin im Recruiting für den Technologiebereich der Deutschen Bank, legt andere Schwerpunkte: „Wir suchen sowohl Generalisten als auch Spezialisten. Dazu gehören technische Spezialisten, Infrastrukturexperten, Projektmanager und Fachleute, die an den Schnittstellen IT zu Business arbeiten.“ Für Annette Gemeinder, bei CSC Managerin im Financial Service Bereich, ist neben der Symbiose von technischem Wissen mit betriebswirtschaftlichem Know-how besonders ein Aspekt wichtig: „Wir schauen auf das Auftreten der Bewerber. Denn bei einem IT-Berater kommt es auch darauf an, Standpunkte vertreten und Konzepte präsentieren zu können.“
Auch wenn die Anforderungen an ITAbsolventen hoch sind: Immer mehr Unternehmen sind auf der Suche nach den Spezialisten. Der Einstieg findet in der Regel über ein Traineeprogramm statt. Danach sind der weiteren Entwicklung keine Grenzen gesetzt: ob Fach-, Projekt- oder Führungskräftelaufbahn – alles ist möglich, inklusive des Wechsels zwischen den drei Bereichen.
Beate Bruelheide ist eine von drei Geschäftsführern von arvato Systems, einem IT-Systemintegrator, der zum Bertelsmann-Konzern gehört. Im Interview erklärt die 59-Jährige, warum für IT-Experten auch kaufmännisches und juristisches Know-how wichtig ist. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Beate Bruelheide, geboren am 26. Juli 1953 in Einbeck, absolvierte eine Ausbildung zur Industriekauffrau und studierte BWL in Münster und Bielefeld. Von 1979 bis 1987 verantwortete sie den Bereich Controlling, Reporting und Budgeting in einem deutschen Tochterunternehmen des Parker Hannifin Konzerns, einem weltweit führenden Hersteller von Antriebs- und Steuertechnologien. 1987 wechselte sie in den Bertelsmann-Konzern, wo sie bis 1998 in verschiedenen Unternehmensbereichen in kaufmännischer Funktion tätig war. Seit 1998 ist Beate Bruelheide kaufmännische Leiterin und Mitglied der Geschäftsführung von arvato Systems und für die Bereiche Finanzen, Controlling, Personal und Legal verantwortlich.
Frau Bruelheide, wie schätzen Sie die Branche, in der Ihr Unternehmen tätig ist, ein, und was macht sie für Einsteiger spannend?
Die Branche bietet ein extrem hohes Wachstum. Gerade was unseren Bereich betrifft, also die Systemintegration und das Outsourcing von IT-Prozessen. Unternehmen aus den Branchen Medien, Logistik, Manufacturing und Handel sowie verstärkt aus der Versorgungswirtschaft kommen zu uns, damit wir zum Beispiel passgenaue Lösungen im Bereich des E-Commerce entwickeln oder die gesamte IT übernehmen.
Um den Begriff Outsourcing näher zu beleuchten: Wo beginnt dieser Prozess?
Wir bieten die gesamte Wertschöpfungskette an. Es beginnt beim Consulting, geht über die Einführung der Lösungen direkt beim Kunden und betrifft auch den späteren Betrieb. Um es auf Englisch zu sagen: Plan, build, run. Für IT-Spezialisten in der Anwendungsentwicklung geht es hierbei zum Beispiel darum, aus Standardlösungen individuell angepasste zu entwickeln.
Sind denn die IT-Experten auch Teil der Beratung?
Ja, auf jeden Fall. Unsere Kunden wollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Wir beobachten, dass die Branche gar nicht so global und ortsungebunden funktioniert, wie man das manchmal glaubt. Darum haben wir auch Niederlassungen und Geschäftsstellen in diversen Ländern – es ist schlichtweg wichtig, immer nah am Kunden zu sein. Diese Kunden möchten für ihre IT-Projekte Partner finden, die erstens die Branche kennen und zweitens ihre Sprache sprechen. So bieten wir IT-Nachwuchskräften Arbeitsmöglichkeiten sowohl an verschiedenen Standorten in Deutschland als auch beispielsweise in Asien oder Nordamerika an.
Was muss denn ein Einsteiger zusätzlich zu seinem IT-Fachwissen mitbringen, um im Zusammenspiel mit Consultants im Beratungsbereich erfolgreich zu sein?
Dieses Zusammenspiel funktioniert nur, wenn alle Mitarbeiter Spaß daran haben, im Team zu arbeiten und in Prozessen zu denken. Zudem müssen die IT-Spezialisten Kenntnisse entwickeln, die über ihr Expertenwissen hinausgehen. Dass man als Informatikstudent eine gewisse Affinität zu Zahlen mitbringt, sollte selbstverständlich sein. Aber Fähigkeiten im Projektmanagement oder Wissen über den kaufmännischen oder juristischen Hintergrund unserer Arbeit sind genauso wichtige Qualifikationen. In jedem Team sind neben Informatikern auch Juristen und BWLer. Der IT-Experte entwickelt Anwendungen, der Jurist setzt die Verträge auf, der Kaufmann ist für die Zahlen verantwortlich. Schlagkräftig ist dieses Team nur dann, wenn man sich untereinander versteht und eine gemeinsame Sprache findet.
Der IT-Experte muss sich also für andere Bereiche öffnen?
Genau. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als IT-Experten hauptsächlich ihre Zeit vor den Rechnern verbrachten und so sehr in ihre Arbeit vertieft waren, dass schon mal der Blick für Effizienz und Wirtschaftlichkeit verloren ging. So etwas wird man heute in der Branche kaum noch finden. Zielorientiertheit wird zur Kernkompetenz. Zeit ist Geld – das dürfen auch Anwendungsentwickler nicht vergessen.
Heißt das im Umkehrschluss auch, dass die Kunden vor allem kostengünstige Lösungen verlangen?
Nein, es gewinnt nicht immer derjenige den Kunden, der die billigste Lösung liefert. Es geht vielmehr um Qualität und Nachhaltigkeit sowie technische Neuerungen. Wichtig ist, dass man heute als IT-Experte Flexibilität mitbringt. Dass man einerseits Freude daran hat, sein Handwerkszeug zu benutzen, es andererseits aber auch versteht, gewinnbringend beim Kunden aufzutreten und unternehmerisch zu denken. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Zeit der „Hacker im Hinterzimmer“ in den IT-Abteilungen ist vorbei.
Viele IT-Unternehmen klagen, dass es ihnen zunehmend schwer fällt, genügend High Potentials für die komplexen Aufgaben zu finden. Was muss ein Unternehmen Ihrer Meinung nach bieten, um für den top-qualifizierten Nachwuchs der Arbeitgeber der Wahl zu werden?
Bei der jungen Generation steht Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung ganz oben auf der Agenda. Zudem legt der IT-Nachwuchs großen Wert darauf, dass er im Job Hard- und Software auf dem neuesten technischen Stand vorfindet. Es ist nicht verlockend, wenn seine eigenen, privat genutzten Devices den Geräten am Arbeitsplatz meilenweit überlegen sind. Wer als Unternehmen von seinen Leuten innovative Lösungen verlangt, muss also dafür sorgen, dass für diese Arbeit auch die technischen Rahmenbedingungen stimmen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Transparenz – und zwar auch bei Gehaltsfragen. Wir haben aktuell ein neues Vergütungsmodell eingeführt: Jeder weiß, auf welcher Stufe der Leiter er gerade steht – und was er tun muss, um die nächste Stufe zu erreichen.
Warum dieser Schritt?
Wir glauben, dass die gerade erläuterte Transparanz, das Vergütungsund das Laufbahnmodell wichtige Elemente sind, die die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber erhöhen. Und da es uns wichtig ist, dass wir unseren Mitarbeitern langfristig attraktive Arbeitsplätze bieten können, entwickeln wir solche Konzepte. Natürlich gehören zu einem starken Arbeitgeber noch weitere Elemente – von der Arbeitsplatzausstattung über die Flexibilität der Arbeitszeiten bis hin zu großen Entscheidungsfreiräumen im Arbeitsalltag.
Zum Unternehmen
Das Unternehmen arvato Systems mit Hauptsitz in Gütersloh gehört zum Outsourcing-Dienstleister arvato und ist Teil des Bertelsmann- Konzerns. arvato Systems versteht sich als IT-Systemintegrator und bietet seinen Kunden – häufig Unternehmen aus dem Mittelstand und aus den Branchen Handel, Logistik, Medien, Versorgungswirtschaft oder Manufacturing – Dienstleistungen im IT-Bereich entlang der gesamten Wertschöpfungskette an. Neben der Implementierung von Standardsoftware – beispielsweise auf Basis von SAP und Microsoft – entwickelt die Firma auch individuelle Lösungen. Zudem betreibt das Unternehmen Rechenzentren und bietet IT-Outsourcing- Lösungen an. Aktuell hat arvato Systems rund 2000 Mitarbeiter an 25 Standorten eingestellt.
Simone Wamsteker leitet das Recruiting bei der Managementund Technologieberatung Accenture für Deutschland. Im Interview erzählt sie, warum deutsche IT-Lösungen weltweit als besonders sicher gelten und welche Perspektiven die Boombranche Gesundheit bietet. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Simone Wamsteker, Foto: accenture
Simone Wamsteker ist Leiterin des Recruitings bei Accenture und dort auch für das Personalmarketing zuständig. Das Unternehmen versteht sich als ein weltweit agierender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing- Dienstleister. Ein Fokus von Accenture ist die Beratung seiner Kunden bei komplexen IT-Prozessen.
Frau Wamsteker, welche Rolle spielt die deutsche IT-Branche beim Thema Sicherheit im internationalen Wettbewerb?
Zunächst einmal ist heute für die Jobwahl die Herkunft des Unternehmens nicht entscheidend: Auch Microsoft und Oracle sind hierzulande präsent. IT-Beratungsunternehmen wie Accenture sind weltweit gut aufgestellt. Aus unserer Erfahrung kann ich aber sagen, dass deutsches IT-Know-how im Zusammenhang mit ausgezeichnetem Projektmanagement in der ganzen Welt gefragt ist. Dazu ist Deutschland durch die strengen staatlichen Datenschutzvorgaben auch bei der IT-Sicherheit Vorreiter. Fast schon kann man sagen, das IT aus Deutschland eine Art Datenschutz-Gütesiegel trägt.
Ein Wachstumsbereich für neue ITLösungen ist das Gesundheitswesen. Wie gelingt hier der Spagat, die Vorteile der modernen IT zu nutzen, ohne bei der Sicherheit Abstriche zu machen?
Bei unseren Projekten mit Krankenhäusern oder Krankenkassen sind zwei Faktoren besonders wichtig: Vernetzung und Sicherheit. Wir haben in einer Studie festgestellt, dass 65 Prozent der deutschen Ärzte annehmen, dass durch die Vernetzung von Daten Behandlungsfehler reduziert werden können. Doch natürlich müssen diese sensiblen medizinischen Daten auf den zentralen Servern durch Zugriffe von außen geschützt werden. Auch sollten die einzelnen Akteure im Gesundheitsmarkt – wie die Forschung, Ärzte, Krankenhäuser oder Krankenkassen – jeweils nur auf den für ihre Arbeit notwendigen Teil der Daten zugreifen können. Daher ist es wichtig, dass es ein funktionierendes, abgestuftes Rechtesystem gibt.
Wenn Sicherheit ein so wichtiges Thema ist: Raten Sie dem IT-Berater-Nachwuchs, sich darauf zu spezialisieren?
Fachlich spielen Kenntnisse über die IT-Sicherheit in vielen Beratungsfällen eine Rolle. Bei der konkreten Umsetzung sind aber echte Spezialisten gesucht, denn Bedrohungen entstehen heute nicht durch Einzeltäter, sondern durch organisierte, multinationale Organisationen, die in Schach gehalten werden müssen. Ich empfehle angehenden Beratern, in ihrem Studium mindestens zwei Themenbereiche zu kombinieren, zum Beispiel Informatik und Wirtschaft oder Maschinenbau und Wirtschaft. So gewinnen sie einen guten Überblick.
Großprojekte managen – Bauingenieure behalten den Überblick
Alle Fäden in der Hand. Erfolgreiche Projektmanager durchschauen ein Bauvorhaben – egal wie komplex es ist. Diese Fähigkeit ist begehrt, weshalb Talente exzellente Karrierechancen haben. Gefragt sind Bauingenieure mit Überblick und Durchsetzungsvermögen, technischem Know-how und diplomatischem Geschick.
Garanten für Transparenz
Projektmanager am Bau sollten professionell kommunizieren, die digitale Technik nutzen und gar nicht erst versuchen, jedermanns Liebling zu sein.
Elektronische Bauprozesse
Studierende der FH Regensburg haben Kriterien für eine umfassende Prozessoptimierung evaluiert – auf Basis einer elektronischen Vergabeplattform.
„Es wird immer interdisziplinärer“
Interview mit Dr. Rainer Schofer, Präsident des Deutschen Verbands der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP).
Kontrollierte Mobilität
Für Bauingenieure, die hauptsächlich Auslandsprojekte betreuen, sind Flexibilität und Mobilität unerlässliche Voraussetzungen. Man muss aber nicht auf sein soziales Leben verzichten.
Gezielte Vorbereitung
Christian Qualmann leitete für den Baukonzern Eurovia schon zahlreiche Baustellen im Ausland. Sein Spezialgebiet ist die Herstellung von Schutzeinrichtungen an Straßen in ganz Deutschland und Europa.
Technik plus Abenteuer
Wer als Bauingenieur bei dem in Nürnberg ansässigen Unternehmen Gauff Engineering einsteigt, für den ist Projektarbeit im Ausland früher oder später obligatorisch.
Einsteigen
Mein Bewerbungsgespräch bei: ArcadisEventmanagement für Baggerballett
Matthias Wolf strebte schon zu Beginn seines Studiums eine gewisse Flexibilität an: Durch die Verbindung von kaufmännischem mit technischem Wissen lernte er gleich zwei Ebenen kennen, was ihm in seiner heutigen Funktion als Bauleiter sehr hilfreich ist.
Aufsteigen
Aufgestiegen zum Bauleiter
Stefan Kretzler hat bei Goldbeck als Werkstudent angefangen und arbeitet dort jetzt als Bauleiter.
Projekt
Herausforderung Energiewende
Die angestrebte Energiewende ist eine der größten Herausforderungen für Deutschland in den kommenden Jahren.
„Sparen fängt beim Ausgeben an“
Interview mit Moritz Zielke („Momo“ aus der „Lindenstraße“), zusammen mit Wibke Schaeffer bietet er ökologische Umbauten und Renovierungen an.
Bauen im Bestand
Zu der großen gesellschaftlichen Herausforderung der Energiewende gehört auch die Sanierung oder Modernisierung von Bestandsgebäuden.
Zur Kenntnis
Neubau eines Blocks für ein Großkraftwerk
2015 soll er ans Netz gehen, der neue Block 9 des Großkraftwerks Mannheim. 911 Megawatt brutto soll es dann produzieren. Aber mit Steinkohle…
Weiterbildung
Karriereturbo MBA
Bauingenieure benötigen nicht nur technisches, sondern auch betriebswirtschaftliches Wissen sowie Kenntnisse in Recht, in Projekt- und Prozessmanagement.
Bewerben
Ein Hoch auf Absolventen
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat in dem Bericht „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ die Entwicklung der Branche von 2000 bis 2011 untersuchen lassen.
Paradiesische Zeiten
Der Hochschulabschluss ist geschafft – die Arbeitswelt ruft. Was erwartet Absolventen auf dem Arbeitsmarkt, mit welchen Einstiegsgehältern können Bauingenieure rechnen?
Handzeichen
Franziska Weber, Olympia-Siegerin im Kanu und angehende Bauingenieurin
Service: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung
Ein bisschen Thrill ist immer dabei: Die besten Sicherheitsspezialisten wissen, worauf es Angreifer abgesehen haben und wie man sich gegen Übergriffe schützen kann. Doch wer im Bereich IT-Sicherheit Karriere machen möchte, ist nicht nur Spion und Spürnase, sondern auch Architekt. Sein Werk: der Bau einer flexiblen und intelligenten IT-Sicherheitsstruktur, die Freiheiten fürs Business lässt und trotzdem größtmögliche Sicherheit garantiert. Von André Boße
Wenn Martin Kuppinger die Abendnachrichten im Fernsehen sieht, erfährt er immer wieder, wie rasant sich sein Themenfeld entwickelt. Sicherheit und IT? Das war bis vor einigen Jahren lediglich ein Thema für absolute Experten, das in Fachzeitschriften oder speziellen Web-Foren diskutiert wurde. Jetzt aber hat es das Thema in die beste Sendezeit geschafft: Immer wieder berichten die Nachrichten von Cyber-Attacken im großen Stil. Mal trifft es Ministerien, mal Unternehmen. Kuppingers Festellung: „IT-Sicherheit ist heute ein Thema, das sowohl Privatanwender als auch Unternehmen und Behörden beschäftigt – und zwar über die Sicherheits- und IT-Experten hinaus.“ Daher ist es kein Wunder, dass die von ihm mitgegründete und auf Security spezialisierte Analystenfirma Kuppinger- Cole auf Wachstumskurs ist: „Es gibt wohl keinen Bereich der IT, in dem die Lücke zwischen hoher Nachfrage und schmalem Angebot so groß ist wie im Bereich der IT-Sicherheit.“
Strukturierte Annäherung an das Thema
Einsteiger können die Gunst der Stunde nutzen und diese Lücke füllen. Gefragt sind Security-Talente mit Problemlösungskompetenz. „Dass eine Bedrohung besteht, ist fast allen klar“, sagt Kuppinger. „Aber wie man damit richtig umgeht, das wissen nur wenige. Hier gibt es enormen Handlungsbedarf.“ Das Credo des Düsseldorfer Analysten lautet daher: „Es geht nicht darum, sich bei der IT-Sicherheit auf die Installation von rein technischen Lösungen zu verlassen.“ Dafür ist das Feld zu komplex, die Bedrohungen zu ausdifferenziert. Entscheidend ist, dass man sich dem Thema Sicherheit strukturiert nähert. Daher dockt Kuppinger das Thema Security an GRC an. Die Abkürzung steht für Governance, Risk Management und Compliance, also die drei wichtigsten Handlungsebenen des Managements. Hier geht es um die Fragen: Wie wird das Unternehmen geführt? Wie ist das Risikomanagement aufgestellt? Welche Regeln und Normen gelten im Unternehmen? Kuppinger sagt: „Diese Schnittstelle zwischen IT-Sicherheit und Business dominiert zusammen mit dem technischen Aspekt den gesamten Security- Bereich.“ Wer als Sicherheitsexperte punkten möchte, muss also auch die Business-Seite kennen. Das macht den Bereich komplexer – eröffnet aber auch Chancen: Wer sich darauf versteht, steht vor glänzenden Karrieren.
Experten raten zur Spezialisierung
Da sich das Thema Security immer weiter ausdifferenziert, geben Experten Nachwuchskräften die Empfehlung, sich nicht als Generalist zu probieren, sondern sich auf einen Teilbereich zu fokussieren. „Im Bereich IT-Sicherheit gibt es viel zu wissen. Deshalb neigen Sicherheitsexperten dazu, sich zu spezialisieren“, sagt Christian Patrascu, Senior Manager und Sicherheitsexperte beim Softwarehersteller Oracle. Es gibt Experten, die sich besonders auf die Absicherung von Internetprotokollen verstehen, andere sind auf Authentifizierungsverfahren oder den Einsatz von Verzeichnisdiensten oder Zertifikaten spezialisiert. Besonders gefragt sind Spezialisten für IT-Lösungen, die intelligent Zugänge zu Daten erteilen oder entziehen. Bei diesem Identity- und Access-Management (IAM) geht es erstens um die Frage, welcher Mitarbeiter mit welchem Gerät Zugriff auf welche Daten hat – eine komplizierte Angelegenheit, da viele Mitarbeiter ihre eigenen Laptops, Tablets oder Smartphones an die Unternehmensnetzwerke anschließen. Der zweite Aspekt beschäftigt sich mit der Frage: Wie tief dürfen externe Nutzer, also die Kunden, in die Datenstruktur des Unternehmens eindringen? Das dritte IAM-Thema ist das „Privilege Management“, also die Frage, in welchem Umfang privilegierte Benutzer erhöhte Zugriffsrechte erhalten sollen – mit Blick auf die hohe Fluktuation im Top-Management einiger Branchen ein spannendes Thema.
Sicherheit darf nicht hinterherhinken
Eindeutige Antworten gibt es auf keine dieser Fragen. IT-Sicherheitsexperten stehen daher vor der Aufgabe, in jedem Fall nach flexiblen und intelligenten Lösungen zu suchen, die dem Bedürfnis des Unternehmens nach beschleunigten und effizienten Prozessen genauso gerecht werden wie dem Bedürfnis nach Sicherheit. „Unternehmen erweitern laufend ihre IT-Infrastruktur“, sagt der Oracle-Security- Experte Christian Patrascu. Die Datenmengen wachsen. Das Tempo, in dem sie bearbeitet werden, steigt. Entscheidend dabei: Die IT-Sicherheit darf bei dieser rasanten Entwicklung nicht den Anschluss verlieren. „Security bedeutet heute nicht mehr nur, ein Unternehmen vor den ,bösen Jungs’ zu schützen“, sagt Patrascu. „Es geht vielmehr darum, dafür zu sorgen, dass die Sicherheitsinfrastruktur mitwächst.“
Die Bedeutung des Themas Sicherheit ist heute fast allen Unternehmen bewusst. Wächst eine Firma jedoch, hat es das vermeintliche „Bremserthema“ schwer. Es gehört zur Kernkompetenz eines Sicherheitsexperten, die Unternehmen davon zu überzeugen, dass Security-Themen gerade dann bedeutsam sind, wenn es schnell vorangeht. Dazu benötigen sie rhetorisches Geschick und kreative Ansätze. „Schließlich ist Sicherheit für viele noch immer eine nachgelagerte Eigenschaft, da man im besten Fall nichts von ihr merkt“, stellt Professor Jörn Müller-Quade fest. Für den Leiter des Instituts für Kryptografie und Sicherheit am Karlsruher Institute of Technology (KIT) ist ITSicherheit daher ein Wachstumsmarkt mit sehr guten Karrierechancen. „Man denke nur an die komplexe IT, die unsere zukünftigen Energienetze steuern soll.“ Hier werde Sicherheit eine immens große Rolle spielen: „Gesellschaft und Wirtschaft werden in hohem Maße von der Sicherheit und Verlässlichkeit dieser Systeme abhängen.“
Wer als Einsteiger vom Wachstumsmarkt profitieren möchte, muss nicht nur tiefgehendes IT-Know-how haben, sondern auch in der Lage sein, Sicherheit ganzheitlich zu denken. „Wir benötigen mehr Kommunikation sowie gemeinsame Schnittstellen zwischen den IT-Disziplinen, damit sich die unterschiedlichen Methoden ergänzen, statt nebeneinander zu stehen“, fordert Müller-Quade. Voraussetzung für die bessere Kommunikation ist allerdings, dass die unterschiedlichen Sicherheitsspezialisten an einer gemeinsamen Sprache arbeiten. „Zurzeit “, so Müller-Quade, „sind alleine die Definitionen von dem, was Sicherheit auszeichnet, in den jeweiligen Fachdisziplinen unterschiedlich.“
Worauf es ankommt, wenn man als externer IT-Dienstleister in ein Unternehmen kommt, weiß Wieland Alge, für das Europageschäft verantwortlicher General Manager beim Sicherheitsspezialisten Barracuda Networks. „Die Herausforderung besteht darin, dafür zu sorgen, dass die Arbeit in den einzelnen Abteilungen der Unternehmen nicht durch unflexible Security-Mechanismen behindert wird“, sagt Alge. Um das hinzubekommen, müsse ein externer Sicherheitsexperte neben fachlichem Know-how unbedingt ein Verständnis für die Arbeitsabläufe in einer Firma mitbringen.
Weißer Hut hilft
Ein echtes Vabanquespiel – zumal sich Security-Spezialisten nicht nur in den zu schützenden Kunden, sondern auch in den potenziellen Angreifer hineindenken müssen. „Man benötigt viel Kreativität, um mögliche Angriffsstrategien vorherzusehen und zu verhindern“, sagt Alge – und denkt dabei nicht nur an Industriespionage im großen Stil, sondern auch an kleinere Attacken, um an Daten über die wirtschaftliche Situation oder die Auftragslage eines Konkurrenten zu kommen. Im Vorteil ist, wer von Beginn an einen weißen Hut dabei hat: „White Hat“, so nennt man in der Szene Security-Experten, die in der Lage sind, wie Hacker zu denken – dieses Talent jedoch ausschließlich in den Dienst der guten Sache stellen. Es geht auch darum, gedankliche Abenteuer zu wagen. Nur so ist es möglich, durch Stresstests oder Warnsysteme Sicherheitslücken zu entdecken, bevor etwas passiert.
Dennoch: Auch die beste „White Hat“- Mentalität schützt nicht vor bösen Überraschungen. „Ist der Angriff erkannt, müssen Sicherheitsexperten schnell reagieren und in Zusammenarbeit mit einer weltweiten Community Gegenstrategien entwickeln“, sagt der Barracuda-Manager. Der Austausch mit Spezialisten in weltweiten Netzwerken ist für Sicherheitsexperten besonders wichtig – schließlich macht die Bedrohung nicht vor Landesgrenzen halt. Hier können Einsteiger punkten: Sie besitzen zwar noch nicht die Erfahrung von Senior-Experten, sind aber durch ihr Netzwerk-Knowhow in der Lage, besonders schnell neue Bedrohungen zu erkennen und gemeinsam mit anderen Strategien zu entwickeln.
IT-Sicherheit und -Recht
Sicherheitsspezialisten bekommen es bei ihrer Arbeit auch mit juristischen Aspekten zu tun. Oft treffen sie dabei gerade bei neuen Entwicklungen auf Rechtsunsicherheiten. Aber auch Fragen zur Dokumentationspflicht von digitalen Daten, das Bundesdatenschutzgesetz und die neue EU-Datenschutzverordnung sowie die Typen von Lizensierungsverträgen sind wichtige Themen, bei denen sich der IT-Sicherheitsexperte in juristisches Fahrwasser begibt. Seminare zum Thema IT-Sicherheitsrecht (speziell für Nicht-Juristen) bieten zum Beispiel das Spezialunternehmen für betrieblichen Datenschutz Filges in Meerbusch (www.filges.de) oder das Weiterbildungsinstitut Management Circle in Kooperation mit der Wirtschaftsrechtskanzlei Luther an (www.managementcircle.de).
IT-Security 2030
Was sind die Sicherheitsthemen der kommenden Jahre?
>> Managing Trust: Über den Erfolg eines Unternehmens in der digitalen Welt entscheidet mehr und mehr, ob die Kunden ihm vertrauen.
>> Vorgelagerte Authentifizierungen für interne Netzwerke über die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter – inklusive Entwicklung neuer Vertrauensmodelle.
>> Selbstlernende Algorithmen, die auffälliges Verhalten in sozialen Netzwerken und nach Riskscores bewerten und gegebenenfalls für interne Netzwerke sanktionieren.
>> Stark wachsende Verletzbarkeit von Versorgungsinfrastrukturen, von der Energieversorgung (inklusive Kernkraftwerken) über die Verkehrssteuerung bis hin zu Fabrikanlagen.
>> „Internet der Dinge“, also die Vernetzung von Objekten in einer dem Internet ähnlichen Struktur mit Hilfe integrierter Funkmodule.
>> „Augmented Reality“, also die computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung.
Mit Sicherheit nach vorne. Die IT entwickelt sich rasant. Immer neue Bereiche des Lebens werden von ihr bestimmt. Das Problem: Keine IT-Lösung ist unangreifbar – und schon gar nicht, wenn sie auf immer höheres Tempo und Effizienz getrimmt ist. In der Folge entwickelt sich der Bereich IT-Sicherheit zum Wachstumsmarkt der Stunde. Wer als Einsteiger davon profitieren möchte, muss nicht nur die Materie, sondern auch das Business kennen. Schließlich soll IT-Sicherheit schützen, ohne ein Klotz am Bein zu sein.
Von bösen Jungs und weißen Hüten
Wer im Bereich IT-Sicherheit Karriere machen möchte, ist nicht nur Spion und Spürnase, sondern auch Architekt.
„Deutsches IT-Know-how ist weltweit gefragt“
Simone Wamsteker leitet das Recruiting bei der Management- und Technologieberatung Accenture für Deutschland.
IT-Experten gesucht
Sämtliche Institute der Finanzdienstleistungsbranche sind auf der Suche nach IT-Experten.
Auf Kunden orientiert
Die Deutsche Bank arbeitet an einem IT-Megaprojekt.
Schnelle Verantwortung
IT-Lösungen für Banken und Versicherungen werden nicht nur von den Instituten der Branche sondern auch von spezialisierten IT-Unternehmen entwickelt.
IT-Beratung gesucht
Wer die Abwechslung in immer wieder neuen Projekten und die damit verbundenen Herausforderungen sucht, ist in einem IT-Beratungsunternehmen gut aufgehoben.
Umwelt & IT …in eigener Sache
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Erfolgsfaktor Gesundheit„Behalten Sie sich selbst im Auge“„Dauerbetrieb macht krank“
Die erste Hälfte seines Lebens stand im Zeichen geschäftlichen Erfolgs. Dann wollte Ingenieur Hermann Ricker im Geistigen expandieren, verschenkte seine millionenschwere Firma und wurde buddhistischer Bettelmönch. Heute lehrt er Manager unter dem Namen Han Shan ethisches Wirtschaften. Von Martin Häusler
Han Shan stammt aus einem konservativen Offenbacher Haushalt. Seine Eltern, so sagt er, hätten ihm nicht viel mitgeben können. Er war auf sich allein gestellt. Das Wesen des Einzelgängers begleitet ihn bis heute. Obwohl sich immer mehr Fans um ihn scharen. „Auch meine Identität als Ingenieur habe ich nie abgelegt“, versichert er. „Mein Fachwissen ist sogar schärfer und fundierter geworden.“ Ein Ingenieur, so Han Shan, habe immer mit den vier Grundelementen des Universums zu tun – Temperatur, Bewegung, Materie, Luft. „Im Zusammenspiel halten sie das ganze Universum, uns eingeschlossen, in Gang.“ Darunter liege eine Logik, der er auch im Buddhismus begegnete.
Infos zum Nava Disa Retreat Center: www.navadisa.com
Hermann Ricker hätte tot sein können, tot sein müssen. Mit seinem roten Jaguar wird der deutsche Ingenieur und Selfmade-Millionär nachts auf dem Weg von der Firmenzentrale in Singapur nach Penang im Nordosten Malaysias von einem Holztransporter abgedrängt. Der Wagen überschlägt sich mehrfach, bleibt völlig demoliert auf dem Dach liegen. Doch Ricker lebt, ist sogar in der Lage, aus dem zerborstenen Heckfenster herauszukriechen. Nichts weiter als einen kleinen Kratzer am Ohr hat er abbekommen. Das alles passiert 1995, als Rickers Unternehmen in der Blüte steht. Mitte der 70er-Jahre war er ausgewandert, um als Hersteller von Plastikteilen von Thailand aus die Welt zu erobern. Er expandierte in einem Mordstempo. Wäre der Unfall nicht gewesen, wäre Hermann Ricker heute womöglich einer der erfolgreichsten deutschen Unternehmer.
Doch der Beinahetod verändert sein Leben fundamental. Kurz nach dem Crash, als Ricker im Hotel sitzt und es ruhiger wird, wird ihm klar, wie schnell es mit uns zu Ende gehen kann. Plötzlich wird der Ingenieur, der sich seit seiner Zeit in Asien intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt, von den großen Lebensfragen heimgesucht: Warum sind wir hier? Was soll das Ganze? „Ich war in einem ganz seltsamen Zustand“, erinnert er sich. „Es war eine Art Schwebezustand. Ich wusste nicht mehr, wohin ich gehöre.“
Er trifft eine radikale Entscheidung: All das, was er sich sein Leben lang aufgebaut hat, will er hinter sich lassen. Nur um diese Fragen zu klären. Aber wie er das tut! Er verschenkt die Firma an seine Mitarbeiter, legt sein Luxusapartement, seine Autos und die Yacht noch obendrauf. Selbst Freunde halten Ricker für irre. Er aber meint es ernst. Ja, er will sein neues Leben als Bettelmönch in den thailändischen Wäldern verbringen, meditierend, suchend nach dem Sinn des Lebens. Dort wird der Deutsche seinen Namen ändern. Von Hermann Ricker zu Han Shan.
Hermann Ricker wurde 1951 in Offenbach geboren. Früh entwickelte er ein Interesse für technische Abläufe, ging in den Ferien freiwillig in die Betriebe seiner Heimat und bat die Meister darum, ihm Produktionsprozesse zu erklären. Diese Passion überträgt er auf sein soziales Umfeld. Schon als Schüler sind ihm die unlogischen Verhaltensweisen seiner Mitmenschen ein Rätsel. „Ich habe sie beobachtet und gemerkt, dass sie hirnlos irgendwohin rannten, ohne zu wissen, was sie eigentlich tun. Ich selber aber war es gewohnt, Dinge ganz bewusst zu tun. Ich habe mir schon früh meine eigene Logik aufgebaut.“
Die Logik. Sie wird zu einem Schlüsselwort in Rickers Leben. Als Ingenieur, als Unternehmer, als Mönch und heute als Lehrmeister. Master Han Shan ist sich sicher: Allem wohnt eine Logik inne. Durchschauen wir diese, wird vieles einfacher. Damals in Hessen sind ihm diese verborgenen Gesetze noch relativ egal. Er studiert an der Frankfurter Goethe-Universität Ingenieurwissenschaften, spezialisiert sich auf Maschinenbau und Präzisionstechnik – ohne konkretes Berufsziel. Mit 22 macht er sein Diplom. Über seinen ersten Arbeitgeber kommt er das erste Mal nach Thailand, wo Ricker aus kultureller Faszination hängenbleibt. Er wechselt als Produktionsleiter zum Kamerahersteller Rollei, der ein neues Werk in Singapur eröffnet. Danach die Selbstständigkeit, die mit dem Erwerb zweier Plastikspritzgussmaschinen beginnt. Die Geschäftsidee: die Einzelteile, die der Westen für seine Produkte benötigt, nicht mehr bloß in Asien zusammenbauen zu lassen, sondern diese direkt dort zu produzieren.
Der Plan geht auf. Rickers Unternehmen wächst und wächst. Erst im fernen Osten, später in der ganzen Welt. Dann der Unfall. „Ich bin dem Ingenieurstudium dankbar, da es mich lehrte, das logische Denken anzuwenden“, erklärt Han Shan heute. „Ich habe verstanden, dass das eine immer das andere nach sich zieht. Diese Logik habe ich im Buddhismus wiedergefunden. Alles ist im energetischen Austausch. Das hat mir sehr imponiert. Durch die Ingenieurwissenschaften erfährt man die Basis, die Logik der Dinge. Deshalb kann ein Ingenieur eigentlich alles tun. Bringt man noch kommerzielles Wissen mit und eine gewisse Spiritualität, durch die der Beruf nicht bloß zum Eigennutz ausgelebt wird, ist man eigentlich unschlagbar.“
Längst trägt der Aussteiger das „Dipl. Ing.“ nicht mehr vor seinem Namen. Stattdessen ein „Master“, zu dem er aufgestiegen ist. Den Titel erarbeitete er sich durch beharrliches Trainieren seiner geistigen Fähigkeiten in der Kargheit Thailands und durch das strenge Befolgen der 227 buddhistischen Mönchsregeln. Mit orangefarbener Kleidung, Bettelschale, Bastmatte, Moskitonetz und einem Gaskocher verabschiedete er sich für zehn Jahre ins Outback, bevor er die Erlaubnis erhielt, als Lehrer sein Wissen und seine Weisheit denen zu vermitteln, mit denen er früher so viel zu tun hatte – den Managern.
Heute betreibt Han Shan das Refugium Nava Disa im Nordosten Thailands, in dem er Suchenden den Buddhismus, das Meditieren und ethisches Wirtschaften beizubringen versucht. Mehrmals im Jahr reist er zurück nach Deutschland, um seine Erkenntnisse in Seminaren, Vorträgen und Workshops weiterzugeben. Gerade veröffentlichte er sein Buch „Achtsamkeit – Die höchste Form des Selbstmanagements“. „Die Achtsamkeit ist der Schlüssel zu allem“, sagt Han Shan, „auch im Hinblick auf eine nachhaltige Firmenkultur. Würde ich noch einmal ein Unternehmen führen, würde ich jedem einzelnen Mitarbeiter die Möglichkeit geben, bei sich selbst die Achtsamkeit zu etablieren, also die Fähigkeit, immer und zu jeder Zeit im Hier und Jetzt zu sein.“ Firmen, die die Achtsamkeit zu einem zentralen Prinzip machten, so Han Shan, kämen in eine ganz neue Energie. „Wird achtsam gearbeitet, passieren weniger Fehler, weniger Betriebsunfälle, die Mitarbeiter sind ausgeglichener, sind seltener krank, der Burnout wird vermieden.“ Dabei, versichert er, ginge es nicht nur darum, die Effizienz zu steigern. Gleichzeitig werde etwas viel Größeres spürbar: eine Form von Frieden.
Dass ein Ingenieur seine Firma verschenkt und Bettelmönch wird, ist eine beispiellose Geschichte. Dass sich Manager, Firmenbosse oder Vertreter klassischer technischer Berufe plötzlich in Seminaren, Workshops und Lektüre der Spiritualität hingeben, ist hingegen längst kein Einzelfall mehr. Scheinen viele Entscheider doch zu realisieren, dass die jahrzehntelange Abwesenheit geistiger Elemente ihre Unternehmen in die Sackgasse geführt hat. Beispiele für diese Erkenntnis sind der Düsseldorfer Firmengründer Paul Kothes, der auf Zen-Meditation schwört und 2012 „Das Buch vom Nichts“ veröffentlichte, oder der Wirtschaftsberater Dr. Kai Romhardt, der – wie Han Shan – unter anderem Achtsamkeitsseminare anbietet. Nach einer TNSInfratest-Studie von 2009 praktizieren inzwischen knapp 20 Prozent der deutschen Manager spirituelle Techniken.