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Interview mit Mathias Eckert
Vor 17 Jahren kam Mathias Eckert als Einsteiger zum Bekleidungshersteller und Franchise-Betreiber s.Oliver. Schritt für Schritt arbeitete er sich nach oben – und ist seit 2012 als Managing Director Teil der fünfköpfigen Geschäftsführung. Worauf es beim Aufstieg ankam und welche Trends die Textilbranche derzeit bestimmen, erzählte er im Interview mit André Boße.
Herr Eckert, Sie arbeiten schon seit Ihrem ersten Praktikum in der Einzelhandelsund Textilbranche. Wussten Sie schon als junger Mann, dass diese Branche die richtige für Sie ist? Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hat sich bei mir der Weg erst relativ spät gefestigt. Mit 16 wollte ich noch ganz sicher Architekt werden, und auch nach dem Abitur stand dieser Beruf für mich immer noch an absolut erster Stelle. In der Übergangsphase vor dem Antritt meiner Bundeswehrzeit habe ich dann neben meinem Aushilfsjob im Textileinzelhandel für einige Zeit bei einem renommierten Stricker in meiner schwäbischen Heimat gearbeitet. Hier habe ich die Branche kennen- und lieben gelernt. Vor allem das Thema Vertrieb war sofort meine große Leidenschaft. Nach der Bundeswehr stand also fest: Ich muss in die Textilbranche. Was war beim Einstieg das wichtigste Sprungbrett? Die Ausbildung zum Industriekaufmann – und ein Quäntchen Glück. Bei meinem Aushilfsjob im Einzelhandel hatte ich den damaligen Handelsvertreter für s.Oliver in Baden-Württemberg kennengelernt, der mich direkt nach der Ausbildung mit auf die Herrenmodewoche nach Köln genommen hat. Das war natürlich ein Traumstart. Erinnern Sie sich noch an Know-how, das Sie schon sehr früh in Ihrer Karriere gelernt haben – und das bis heute wichtig ist? Für mich waren die wichtigsten Aspekte: Offenheit für alles und alle. Sich für nichts zu schade sein. Kontakte knüpfen und pflegen – und sich Menschen suchen, an denen man sich orientieren kann, um damit seine eigene Leistungsfähigkeit auszuloten. Das ist wie im Sport: Wer stets mit einem Besseren spielt, lernt am meisten. Auch wenn sich das zunächst wie eine Niederlage anfühlt: Das sind die echten Gewinne – für den Job und für das Leben. Welche weiteren Talente und Eigenschaften benötigt man, um zielstrebig den Weg vom Praktikanten und Lehrling bis zum Managing Director eines Konzerns zu gehen? Abgesehen von dem eben schon erwähnten Quäntchen Glück, das man in so einer Entwicklung auch benötigt, ist es sicher wichtig, Zielstrebigkeit mitzubringen. Man muss an sich und seine Talente glauben – und wenn man die Chance bekommt, sich zu beweisen, dann sollte man sie auch ergreifen. Wichtig ist dabei jedoch, dass man sich nicht überschätzt. Die Folge ist dann oft, dass man einen zu schnellen Schritt macht, und die Gefahr, sich auf dem Weg nach oben zu verbrennen, ist täglich gegeben. Was ist denn Ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt? Wenn man in seiner aktuellen Position ausreichend bewiesen hat, dass man es kann. Für mich war immer wichtig, dass ich die aktuelle Position und Situation für mich beherrschbar gemacht habe. Nur dann hatte ich genügend eigene Ressourcen, um mich für neue Aufgaben vorzubereiten. Wie hat sich Ihrer Beobachtung nach die Einzelhandels- und Textilbranche seit Ihrem Einstieg Anfang der 90er-Jahre verändert? Der Handel hat sich in vielen Punkten wesentlich gewandelt. Es ist alles schneller geworden. Gerade die Entwicklung, pro Jahr zwölf Kollektionen zu präsentieren, hat eine unglaubliche Dynamik in unser Business gebracht. Ende der 90er-Jahre kamen dann die „Vertikalen“ wie Zara und Co. massiv auf den europäischen Markt … … also die Ketten, die sämtliche Geschäftsstufen kontrollieren, vom Design bis zum Verkauf … … und plötzlich schaute die ganze Branche auf diese Konkurrenz, die zugleich Feind- und Leitbild war. Die Industrie hat dann eigene „Retail Stores“ eröffnet und neue Franchise-Konzepte etabliert. Viele Fachhändler haben sich dagegen aus den großen Metropolen zurückgezogen. Es begann auch die Zeit stärkerer Kooperationen mit den Warenhäusern, um auf diesem Wege neue Verkaufsstellen zu erobern. Eine neue Herausforderung stellt heute das Online-Business dar. Hier liegt für uns die wesentliche Aufgabe darin, den noch vergleichsweise jungen Vertriebskanal harmonisch im Sinne eines Geschäfts mit vielen Kanälen in das heutige Vertriebsumfeld zu integrieren, um nutzbare Schnittstellen zum stationären Handel zu schaffen. Wie haben sich in diesem Zuge die Erwartungen an Hochschulabsolventen geändert, die in Ihrer Branche einsteigen? Die Anforderungen haben sich wesentlich im Bereich Internationalität geändert. Wir sind in der Branche mehr denn je gefordert, uns auch im internationalen Geschäft aufzustellen und uns dort zu Hause zu fühlen. Eines jedoch ist immer noch unschlagbar wichtig: Das ist die Praxiserfahrung. Man muss die Branche kennenlernen, und das erreicht man nur, indem man sich in ihr bewegt und in ihr lebt. Dafür ist es auch wichtig, gut vernetzt zu sein und viel zu kommunizieren. Gerade in Gesprächen erfährt man viele Dinge, die für den eigenen Weg sehr wichtig sind. Ich halte es da mit dem, was unser Inhaber Bernd Freier sagt: „Schlaue Freunde sind das Wichtigste.“ Angenommen, Sie hätten einen Tag lang Zeit, um Hochschulabsolventen die Arbeitsrealität Ihrer Branche vor Augen zu führen. Was würden Sie mit dieser Gruppe unternehmen? Das ist natürlich eine große Herausforderung an einem einzigen Tag. Ich würde die Absolventen morgens in unserem Hauptquartier in Rottendorf empfangen, würde sie durch die einzelnen Abteilungen führen und die einzelnen Abläufe erklären, wie wir unsere Mode vom Designentwurf bis zu den ersten Mustern gestalten. Für einen kleinen Einblick in das Vertriebswesen zum Zeitpunkt der Order, wenn also unsere Stores und Großhandelspartner die neue Kollektionsware bestellen, würden wir in die Showrooms fahren, in denen wir die Waren unseren Kunden präsentieren. Das ist eine wichtige Erfahrung, weil hier deutlich wird, wie die Kunden denken und handeln und wie wir Ware gemeinsam steuern. Am Nachmittag würde ich ein Shoppingcenter in einer Innenstadt besuchen. Die Absolventen sollen spüren, was dort, direkt am Point of Sale, passiert. Am Abend würde ich mit den Absolventen, zwei bis drei Mitarbeitern sowie dem einen oder anderen Kunden gemeinsam Essen gehen, viel erzählen und alle Fragen beantworten.Zur Person
Der heute 42-Jährige startete 1992 seine Ausbildung zum Industriekaufmann in der Textilbranche. Zuvor hatte er den Handel durch Aushilfsjobs zwischen Abitur und Bundeswehrzeit sowie durch ein Praktikum kennengelernt. 1995 kam er dann zu s.Oliver und durchlief im Rhythmus von rund zwei Jahren diverse Stationen im Unternehmen – vom Abteilungsleiter Casual und Selection Men über den Gebietsverkaufsleiter Baden-Württemberg und Vertriebsleiter Wholesale Deutschland bis zum Vertriebsdirektor Global Wholesale. Nach vier Jahren in dieser Position stieg der zweifache Familienvater 2012 zum Managing Director der gesamten Markenwelt des Unternehmens auf und verantwortet den Bereich International Wholesale & Franchise. Dieser umfasst unter anderem die Vertriebsleitung, International Sales Organisation, Koordination der Regional Heads sowie Key Account Wholesale und Key Account Mail Order Department.
Zum Unternehmen
Sein erstes Geschäft öffnete der Franke Bernd Freier unter dem Namen „Sir Oliver“ im Jahr 1969 in Würzburg. Aus markenrechtlichen Gründen folgte 1978 die Umbenennung in s.Oliver. Heute betreibt das Unternehmen mit Sitz in Rottendorf im Landkreis Würzburg 262 eigene Stores, die das Unternehmen auf eigene Rechnung führt, 323 Stores mit Partnern (also Franchise-Filialen) sowie im Großhandel 2724 Shops mit eigenem Ladenbau und 3394 Verkaufsflächen innerhalb von Warenhäusern. Der Bekleidungshersteller und Handelskettenbetreiber erwirtschaftete 2011 einen Rekordumsatz in Höhe von 1,48 Milliarden Euro. Der internationale Umsatzanteil liegt bei 27 Prozent. Produziert wird hauptsächlich in Asien sowie in West- und Osteuropa. Internationale Märkte für das Unternehmen sind unter anderem Indien, Frankreich, Italien, Russland oder Schweden. Für s.Oliver sind weltweit 7872 Mitarbeiter tätig, davon in Deutschland 5292 und alleine in der Unternehmenszentrale Rottendorf 1879. Die Geschäftsführung hat fünf Mitglieder, darunter der Gründer und heutige CEO Bernd Freier.
„Transparenz ist enorm wichtig“
Frank Wierlemann ist Gründer und Vorstand von Inverto, einem Consulting-Unternehmen, das seine Kunden aus dem Handel zu Themen wie Einkauf und Supply Chain berät. Ein Gespräch über die Bedeutung der Ethik im Handel und die Anforderungen an Nachwuchskräfte, die mit diesen Themen punkten möchten. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Frank Wierlemann, Jahrgang 1964, hat BWL in Köln und Wuppertal studiert. Nach dem Karriereeinstieg in einer Unternehmensberatung war er in einem Handelskonzern im Inhouse Consulting tätig, bevor er nach einem erfolgreichen Projekt zum Thema Einkauf und Supply Chain dort zum Einkaufsleiter aufstieg. Seine Erfahrungen als Unternehmensberater und im Einkauf hat er kombiniert und im Juli 2000 zusammen mit zwei Partnern die Kölner Unternehmensberatung Inverto gegründet. Dort ist Frank Wierlemann als Partner und Vorstand Spezialist für die Bereiche Handel, Konsumgüter und Pharmaindustrie. Er berät mittelständische Unternehmen und Konzerne in allen Fragen des Sourcing- und Supply-Management.
Wer, wie, was …
… wieso, weshalb, warum? Transparenter Handel lebt von kritischen Fragen und ehrlichen Antworten. Letztere erwarten nicht nur die Konsumenten von ihrem Händler: Wer es als Handelsmanager mit Transparenz und Ethik ernst meint, muss faire Angebote machen und seine Lieferanten kennen. Von André Boße
Im Handel ist der Kunde König. Das ist natürlich nicht neu. Aber doch immer wieder anders. Denn der Kunde wandelt sich – und damit auch seine Bedürfnisse und die Themen, die ihn beim Konsum beschäftigen und sein Kaufverhalten beeinflussen. Vor ein paar Jahren noch sollte alles möglichst günstig sein – und der Handel reagierte darauf. Er startete unzählige Billig-Kampagnen, von denen „Geiz ist geil“ die wohl bekannteste war. Wenn Markt- und Sozialforscher heute auf das schauen, was der Kunde möchte, ist von dieser Billig-Mentalität nicht mehr viel übrig geblieben. Klar, preisbewusst sind die Konsumenten noch immer. Aber die Frage, was ein Artikel kostet, ist längst nicht mehr der alleinbestimmende Faktor für die Kaufentscheidung. Seit einigen Jahren nimmt die Bedeutung des „ethischen Konsums“ zu. Sprich: Der Kunde möchte wissen, was er kauft. Ihn interessiert auch, woher die Rohstoffe für ein Produkt kommen, auf welchem Weg es zu ihm gekommen ist und wer es ihm verkauft. Auf den Preis schaut er auch. Aber eben nicht nur. Fast alle kaufen ethisch „Das Interesse an ethischem Konsum wächst“, hat das Trendbüro des Hamburger Zukunftsforschers Peter Wippermann 2011 in seiner 3. Studie zum ethischen Konsum festgestellt. Bereits 2009 war das Interesse daran beachtlich: „67 Prozent der Befragten gaben damals an, häufig oder gelegentlich Produkte zu kaufen, die nach sozialen und ökologischen Kriterien hergestellt werden“, heißt es in der Studie. In der Studie von 2011 zeigt sich ein noch bemerkenswerteres Bild: „Heute kaufen 84 Prozent mindestens gelegentlich ethische Produkte. Der Anteil derjenigen, die angeben, häufig solche Produkte zu kaufen, ist von 26 Prozent im Jahre 2009 auf 41 Prozent im Jahre 2011 gestiegen.“ Gleichzeitig habe sich die Zahl der Selten- oder Nichtkäufer von solchen „ethischen Produkten“ beinahe halbiert. Konsumierte 2009 noch knapp ein Drittel der Befragten kaum oder gar nicht ethisch, sind es heute nur noch 17 Prozent. Doch welche Faktoren bestimmen, ob die Kunden ein Produkt als „ethisch“ ansehen oder nicht? Auch hier hat das Trendbüro nachgefragt und herausgefunden, dass man ethischen Konsum differenziert betrachten muss: 92 Prozent der Befragten brachten menschenwürdige Arbeitsbedingungen mit Konsumethik in Verbindung. Auf hohe Werte kommen auch die Faktoren umweltfreundliche Herstellung (89 Prozent), fairer Handel (87 Prozent) sowie die soziale Verantwortung des Unternehmens (85 Prozent). Die biologische Erzeugung – die man durch die bekannten Bio-Siegel einfach auf den Produkten ausweisen kann – kommt dagegen auf vergleichsweise geringe 73 Prozent. Deutlich wird: Der „ethische Konsument“ gibt sich nicht mit Etiketten zufrieden. Ob ihn ein Produkt anspricht oder nicht, ist auch von Qualitäten abhängig, die für ihn unsichtbar bleiben. Denn noch gibt es kaum Siegel, die zweifelsfrei die ethische Qualität der gesamten Produktions- und Lieferkette bewerten. Umso wichtiger ist für den Handel heute das Thema Vertrauen: Es gewinnt, wer beim Konsumenten Glaubwürdigkeit genießt. Grüner Anstrich reicht nicht „Transparenz und Offenheit sind gefragt“, schließt Arne Herbst, Leiter Recruitment & Beratung Personal der Otto Group aus dieser Entwicklung. Der Einzelhandelskonzern ist Auftraggeber der Trendbüro-Studie und stellt sich der Aufgabe, ethischen Konsum für den Massenmarkt attraktiv zu gestalten. „Es ist wichtig, dem Kunden die Möglichkeit einer schnellen und einfachen Information zu dem jeweiligen Produkt und zum Engagement des Unternehmens zu geben“, sagt Herbst. Schließlich schauten die Kunden heute sehr genau hin, ob ein Unternehmen es wirklich ernst mit der Ethik meint – oder ob es sich nur einen grünen Anstrich verpasst. „Unternehmen, die bei diesem sogenannten Greenwashing erwischt werden, können in unserer Zeit, in der sich Informationen durch Internet und Social Media rasend schnell verbreiten, rasch ein Problem bekommen“, sagt der Personalverantwortliche. „Man muss daher als Unternehmen auch glaubhaft handeln. Tut man das nicht, verspielt man das Vertrauen der Kunden und sein Image als attraktiver Arbeitgeber.“ Wie man zusätzliches Vertrauen gewinnt? „Dabei gilt der Grundsatz, immer ein wenig mehr zu geben, als der Kunde erwartet.“ Damit dies gelingt, muss der Handel in vielen Bereichen neue Wege gehen. Er muss die Kunden noch besser kennen- und verstehen lernen – und muss differenzieren können, ob ein Konsument zum Beispiel eine besonders effiziente Waschmaschine ersteht, weil er möglichst reinen Gewissens waschen möchte, oder weil er sich von der Klasse A++ vor allem Einsparungen im Wasserverbrauch erhofft. Wer heute im Handel einsteigt, steht daher vor der Aufgabe, den Kunden genau dort abzuholen, wo er steht. „Neben fachlichem Know-how im jeweiligen Tätigkeitsbereich sind vor allem Selbstverantwortung, Eigenständigkeit, Einsatzbereitschaft sowie Mut und Motivation zum Beschreiten neuer Wege wichtig“, beschreibt Arne Herbst das Anforderungsprofil an Nachwuchskräfte – vergisst aber nicht zu erwähnen, dass auch die Handelskonzerne selbst in der Lieferpflicht stehen: „Absolventen sehen heute bei der Auswahl ihres Arbeitgebers genau hin. Sie informieren sich umfassend und studieren aufmerksam Arbeitgeber-Rankings, die ja auch die diversen Corporate-Responsibility- Themen aufführen.“ Orientiert am Kunden, stark in der Kommunikation Haben Nachwuchskraft und Unternehmen – gerade mit Blick auf die ethischen Haltungen –zusammengefunden, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche Karriere ausgezeichnet, wie Wilfried Malcher, Experte für die Themen Ausbildung und Karriere beim Handelsverband Deutschland (HDE), sagt: „Mehr als 80 Prozent ihrer Führungskräfte generieren Handelsunternehmen aus den eigenen Reihen.“ Doch ein Kinderspiel ist der Aufstieg nicht. „Der Handelsmanager von heute muss auch einen hohen Grad an Kundenorientierung und Kommunikationsfähigkeit mitbringen“, sagt Malcher. Besonders wichtig: Wer den Handel transparent gestalten möchte, muss in der Lage sein, Fragen an die Zulieferer und Lieferanten zu stellen. „Die Bereitschaft und die Fähigkeit, immer wieder dazuzulernen, ist deshalb ebenfalls entscheidend“, sagt Malcher.Mit Blick auf den Trend zum ethischen Konsum sieht der HDE-Experte zwei Entwicklungen, die für Nachwuchskräfte von besonderer Bedeutung sind: Zum einen stellen immer mehr große Handelsunternehmen Fachpersonal ein, das in den Konzernen für die Themen Ethik und Transparenz verantwortlich ist und dafür Sorge trägt, dass die hohen Ansprüche nicht im täglichen Geschäfte verloren gehen. „Der Handel hat sich hier gut positioniert“, sagt Malcher. Wer also als Einsteiger mit dem konkreten Schwerpunkt „Ethik“ einsteigen möchte, findet in den großen Konzernen Abteilungen und Jobs zu diesem Thema. Ein zweiter Trend, der vor allem der jungen Generation Vorteile verschafft: Transparenz hat auch etwas mit den Themen soziale Medien und Vernetzung zu tun. Längst haben die Konsumenten selbst die Möglichkeit, Preise zu vergleichen oder Recherchen über die Produktionsprozesse zu starten. „Viele Einzelhändler haben heute die Chancen, die diese Technologien bieten, erkannt und sind mit ausgefeilten Multichannel- Strategien off- und online erreichbar“, sagt Malcher. Eigene Überwachungsprogramme So ist es heute weder ethisch vertretbar noch aus Handelssicht sinnvoll, Prozesse zu verschleiern oder die Kunden im Dunkeln zu lassen. Das gilt auch für die Bekleidungsbranche: Beim Düsseldorfer Einzel- und Großhandelsunternehmen Peek & Cloppenburg heißt es, man kenne die Problematik der Arbeitsbedingungen in manchen Produktionsländern, nehme seine Verantwortung als Händler wahr und wirke partnerschaftlich an der Sicherstellung guter Arbeitsbedingungen mit. Um diesen eigenen Anspruch zu erfüllen, hat das Unternehmen 1997 ein Überwachungsprogramm geschaffen, in dem unabhängige Spezialisten die Produktionsbedingungen prüfen und – wenn Bedarf besteht – konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreiten. Zudem beteiligt sich das Modehaus seit 2003 an der Initiative BSCI (Business Social Compliance Initiative) – einer Plattform, eingerichtet von europäischen Einzelhändlern, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Standards der weltweiten Wertschöpfungskette zu überprüfen und zu verbessern. Bei Peek & Cloppenburg heißt es: Lieferant wird nur, wer vor der Zusammenarbeit den „Code of Conduct“ der Initiative unterzeichnet. Christina Kremer, im Düsseldorfer Unternehmen Leiterin Personalmarketing, setzt dabei auf den Input von neuen Mitarbeitern. „Dazu gehört selbstverständlich auch, dass Nachwuchskräfte bestehende Prozesse kritisch hinterfragen und neue Ideen austauschen.“ Von Einsteigern wird also nicht gewünscht, dass sie ihre ethischen Prinzipien mit dem Karrierestart beim Pförtner abgeben. Gefragt sind vielmehr Nachwuchskräfte, die ihr Unternehmen aktiv und ideenreich dabei unterstützen, das Kundenbedürfnis nach Fairness und Nachhaltigkeit im Handel zu erfüllen.Utopia – die Plattform für ethischen Konsum
Konsumenten mit Utopien? Kein Widerspruch, sondern Wesensmerkmal der Nutzer von utopia.de, der selbsternannten Plattform für strategischen Konsum und Nachhaltigkeit. Seit 2007 funktioniert das Internetportal als eine Mischung aus Online-Magazin, Ratgeber und Community für ethische Konsumenten. Wer in die Handelsbranche einsteigen möchte, findet in den Foren, Artikeln oder Themendossiers wertvolle Informationen über die Bedürfnisse und Wünsche der neuen Generation von Kunden, die sehr bewusst konsumiert, dabei sehr hohe Ansprüche stellt, jedoch – wenn sie zufrieden ist – sehr viel Vertrauen zurückzahlt. www.utopia.de
Sneep – Netzwerk für Wirtschaftsethik
Sneep steht für „Student Network for Ethics and Economics in Practice“ und versteht sich als Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik. Interessant ist das Angebot insbesondere auch für Absolventen, denn Sneep ist ein praxisnahes Netzwerk, das Einsteigern Tipps und Impulse für einen Karrierestart im Handel oder anderen Bereichen gibt, bei dem die Nachwuchskraft ökonomisches Denken mit Ethik und Nachhaltigkeit verbindet. In den diversen Sneep-Projekten knüpfen Absolventen Kontakte mit Unternehmen. Zudem gibt es eine Stellenbörse, die auch Einsteigerjobs vermittelt. www.sneep.info
karriereführer handel 2012.2013
Fair bleiben – Transparenz und Ethik im Handel
Zukunftsträchtig. Längst führen Produkte mit Bio- oder Fair-Trade-Siegel kein Nischendasein mehr. Studien zeigen: Immer mehr Konsumenten legen höchsten Wert darauf, ihr Geld für ethisch einwandfreie Produkte auszugeben. Für Nachwuchskräfte im Handel ergeben sich daraus Chancen: Die Branche sucht Leute, die den bewussten Konsumenten und seine Wünsche einschätzen können. Entscheidend für den Einstieg: Ohne den Willen zur Transparenz geht es nicht. Wer, wie, was… Wer es als Handelsmanager mit Transparenz und Ethik ernst meint, muss faire Angebote machen und seine Lieferanten kennen. „Transparenz ist enorm wichtig“ Interview mit Frank Wierlemann, dem Gründer und Vorstand des Consulting-Unternehmen Inverto.Top-Manager:
Interview mit Mathias Eckert, Mitglied der Geschäftsführung bei s.Oliver Im Interview erzählt er, worauf es beim Aufstieg ankam und welche Trends die Textilbranche derzeit bestimmen.Einsteigen
E-Mail für Dich Claudia Kreutel erzählt von ihrem dualem Studiengang zur Filialleiterin bei dm. Jung und erfolgreich bei: ReweProjekt
Mehr als Schuhe Raphael Koch, 25 Jahre, Produktmanager im Technology Team beim Online-Händler Zalando.Aufsteigen
Aufgestiegen zur Gebietsverkaufsleiterin Katrin Krückhans hat bei Netto Marken-Discount als Trainee angefangen und arbeitet dort jetzt als Gebietsverkaufsleiterin. Drahtlos bezahlen Bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Gerade testet die Deutsche Kreditwirtschaft ein neues kontaktloses Bezahlsystem: Girogo. Zwei Herzen Claudia Vinke-Fehlauer, 33 Jahre, Business Engineer CRM im Bereich Service & Operations beim multimedialen Versandhändler HSE24. „Ein Vorreiter für Bio-Produkte“ Interview mit Thomas Gutberlet, Vorstand des Handelsunternehmen Tegut. Gesund essen: Bloß kein Stress! Gesund und mit Genuss essen, um die Work-Life-Balance zu halten.Handzeichen
Valentin Thurn, DokumentationsfilmerService: Aktuelle Firmenporträts für Ihre Bewerbung
ALDI GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe ALDI SÜD Enterprise Autovermietung Deutschland GmbH Netto Marken-Discount AG & Co. KG Norma Lebensmittelfilialbetrieb Stiftung & Co. KG Peek&Cloppenburg KG Hamburg REWE Group Unilever Deutschland GmbHPartner
Entrepreneurs-Club IQB JOBWARE Career Venture Organisationsforum Wirtschaftskongress e.V. (OFW) TALENTS – Die JobmesseKomplette Ausgabe
E-Paper karriereführer handel 2012.2013 Download karriereführer handel 2012.2013 (ca. 17 MB) karriereführer handel 2012.2013 in der Kiosk-App für das iPad karriereführer handel 2012.2013 in der Kiosk-App für AndroidTop-Leute gesucht
Es gibt zu wenige Führungskräfte in Deutschland, die IT-bezogene Projekte und Ideen bewerten und aus ihnen die richtigen Schlüsse für ihre Unternehmen ziehen können. Zu dieser Ansicht kamen Forschungseinrichtungen und Wirtschaftsunternehmen. Gemeinsam mit der Bundesregierung schloss man sich daher auf dem IT-Gipfel 2010 zusammen und initiierte ein Qualifizierungsprogramm für zukünftige Top-Leute: den Software Campus. Von Christoph Berger
Leute wie Matthias Lange gibt es nach Ansicht des Managing Directors bei EIT ICT Labs Germany, Dr. Udo Bub, viel zu wenige: „Das exportorientierte Hightech-Land Deutschland hat zu wenige Führungskräfte mit technischem Hintergrund.“ Viele der Unternehmenslenker haben seiner Erfahrung nach einen betriebswirtschaftlichen oder juristischen Hintergrund, da fehlt es manchmal, technische Innovationen bewerten zu können. Geht es nach Bub, ist Matthias Lange jemand, der eines Tages dieses Manko überwindet. Der diplomierte Informatiker wurde für die Pilotphase des Qualifizierungsprogramms Software Campus ausgewählt und wird seitdem für zwei Jahre gefördert. Über die Höhe der Förderung wird noch entschieden, Lange hat 100.000 Euro beantragt – den Höchstsatz. Mit dem Geld will er nicht nur seine Doktorarbeit fertigstellen, sondern auch wissenschaftliche Mitarbeiter einstellen. Doch der finanzielle Anreiz war nicht der einzige Grund für den Informatiker, an dem Projekt teilzunehmen. Sämtliche Teilnehmer erhalten eine Vielzahl von Schulungen durch die einzelnen Projektpartner. In denen geht es um die Vermittlung von nötigem Management-Know-how, das schließlich auf die Übernahme von Führungsverantwortung vorbereiten soll: zum Beispiel interkulturelle Kommunikation, Change Management und Verhandlungsführung. Außerdem haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich ein Netzwerk an Kontakten aufzubauen. In Langes Doktorarbeit geht es um ein Thema im Bereich der Mobilfunksicherheit. Sein direkter Partner dafür ist die Deutsche Telekom. Der Software Campus ist ein Qualifizierungsprogramm, das von 17 Partnern aus Wirtschaft und Forschung ins Leben gerufen wurde. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Insgesamt stehen 10 Millionen Euro zur Verfügung – angedacht ist, es langfristig zu etablieren. Während Matthias Lange für die Pilotphase noch empfohlen und ausgewählt wurde, sind zukünftig Eigenbewerbungen von Doktoranden und Masterstudierenden möglich – entweder mit eigenem Projekt oder auf festgelegte Projekte der Projektpartner. Dass die Teilnahme am Software Campus zu einem Karrierebeschleuniger werden kann, belegt die Aussage von Dr. Norbert Lütke-Entrup, Head of Corporate Technology & Innovation Management bei Siemens: „Wir versprechen uns von der Teilnahme, dass wir potenzielle Führungskräfte kennenlernen und einschätzen können, die letztlich für eine Verstärkung unseres Managements in Frage kommen.“ Schon aus der Tradition heraus würden Studierende der Informatik und Ingenieurwissenschaften wenig auf Managementaufgaben in Unternehmen vorbereitet. Aufgrund der globalen Aufstellung des Konzerns kann dieser Mangel teilweise abgefedert werden. Lütke-Entrup fügt jedoch an: „Ein größeres Angebot an Kandidaten wäre wünschenswert.“ Ähnlich sieht es Ann Miller-Rauch, Head of Global Personnel & Organizational Development bei der Software AG. Zum Schulungsprogramm sagt sie: „In die Curricula fallen die Themen Software-Modellierung, -Architekturen, -Entwicklung, -Systemtechnik, Enterprise-Architekturen und Qualitätssicherung. Außerdem gehören die wichtigsten Kernkompetenzen für Führungskräfte im Bereich der Unternehmens- und Innovationsprozesse dazu sowie der Methoden- und Sozialkompetenzen, welches aus den ‚Best of Breed‘, also den erfolgreichsten Kursmodulen der Partnerunternehmen, angeboten wird.“ Schumacher aufgenommen. Sie hat an der Hochschule Mannheim Informatik studiert und dort als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Sie hat Praktika bei IBM gemacht und ihre Diplomarbeit unter anderem am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz geschrieben. Dort forscht und promoviert sie zum Thema der semantischen Suche. Ein Mikroprojekt der Promotion wurde in die Förderung im Rahmen des Software Campus aufgenommen. Ein erstes Treffen mit Vertretern der Forschungs- und Entwicklungsabteilung ihres Industriepartners, der Software AG, fand bereits statt. „Wir sprachen darüber, wie meine Arbeit mit der des Unternehmens verknüpft werden kann.“ Formen der Suche werden überall benötigt. Ihre Lösung soll der unternehmensinternen Kommunikation dienen. Dabei werden sowohl strukturierte als auch unstrukturierte Daten miteinander verbunden – also neben gut aufbereiteten Daten aus Datenbanken zum Beispiel auch Daten aus Blogs oder E-Mails. Ihre ersten Erfahrungen mit dem Sofware Campus: „Bisher fühle ich mich hier sehr gut aufgehoben.“Beteiligte am Software Campus
Robert Bosch GmbH, DATEV eG, Deutsche Post AG, Deutsche Telekom AG, SAP AG, Scheer Group GmbH, Siemens AG, Software AG, EIT ICT Labs Germany GmbH, TU Berlin, TU Darmstadt, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), TU München, Universität des Saarlandes, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), Fraunhofer-Verbund IuK-Technologie, Max-Planck-Institut für Informatik www.softwarecampus.de
Datenmassen verarbeiten
Die Zahlen liegen außerhalb des Vorstellungsbereichs: Täglich werden 2,5 Quintillionen Bytes an Daten produziert – das ist die 2,5 mit 29 Nullen. Die Daten liegen in unterschiedlichsten Formen und Formaten vor. Sie kommen aus Videos und Blogs, aus Fotos, GPS-Signalen von Handys sowie vielen anderen Quellen. Mit Big Data sollen sie miteinander verbunden und nutzbar gemacht werden. Von Stephan Reimann
Um das tägliche Verkehrschaos in Schwedens Hauptstadt Stockholm zu reduzieren, sammelt man in der Stadt ständig Daten aus vielen unterschiedlichen Quellen: zum Beispiel aus den GPS-Daten von Taxis, der Bewegung von Mobiltelefonen und von in der Stadt installierten Kameras. Diese werden in Echtzeit ausgewertet. Innerhalb von Sekunden und automatisch lösen sie Maßnahmen aus, die den Verkehr im Fluss halten. Sollte das System beispielsweise einen Stau erkennen, ändert es von sich aus Ampelschaltungen oder leitet den Verkehr über weniger frequentierte Straßen um. Und dies mit Erfolg: Der Verkehr in Stockholm nahm um 20 Prozent ab, es wurden 50 Prozent kürzere Fahrtzeiten festgestellt, und die Emissionen konnten um 20 Prozent gesenkt werden. Da es beim Thema Big Data um mehr als die im Begriff suggerierten Datenmassen geht, spricht man auch von den „4 Vs“: Volume (Masse) , Variety (Vielfalt), Veracity (Wahrhaftigkeit) und Velocity (Geschwindigkeit). Diese vier Aspekte laufen parallel und mit gleicher Wertigkeit in die jeweiligen Analysen ein. Bei der Masse an Daten – es geht um Größen, die im Tera-, Peta- oder Zettabytes-Bereich liegen – liegt die Herausforderung darin, diese zu analysieren. Die Vielfalt beschreibt die unterschiedlichen Quellen, aus denen die Daten kommen, und deren Analyse. Dabei wird zwischen strukturierten und unstrukturierten Daten unterschieden. Strukturierte Daten sind bereits aufbereitet und nach festgelegten Attributen geordnet. Sie liegen beispielsweise in Datenbanken vor. Unstrukturierte Daten hingegen beinhalten unterschiedlichste Informationen in ungeordneter Form. Zu finden sind sie zum Beispiel in Bildern und Videos. Um aus ihnen das jeweils Entscheidende herauszufiltern, werden intelligente Verfahren benötigt, die Relevantes von Unrelevantem trennen. Eng damit verbunden ist der Aspekt der Wahrhaftigkeit: Kann den gesammelten Daten vertraut werden, aus welchen Quellen stammen sie? Und schließlich geht es um die Geschwindigkeit der Datenauswertung. In Stockholm beispielsweise können in jeder Sekunde 120.000 GPS-Daten ausgewertet werden. Zusammengefasst führen die „4 Vs“ zu folgender Ereigniskette: Durch die Analyse einer Vielzahl von Daten kommt man zu einer besseren Informationsbasis. Daraus lassen sich bessere Entscheidungen treffen. Und die haben bekanntlich noch nie jemandem geschadet.Umwelt & IT …in eigener Sache
Die Informationstechnologie bietet hervorragende Instrumente, um auf die Umwelt einzuwirken. Sie hilft, Prozesse zu planen, Vorhersagen zu treffen und Maßnahmen aus der Vergangenheit zu bewerten. Um die beiden Welten gekonnt miteinander zu verknüpfen, bedarf es spezieller Experten: der Umweltinformatiker. Von Jan Hedemann
Die Umweltinformatik ist eine Spezialdisziplin der angewandten Informatik. Mit Hilfe von Software werden dabei die Folgen menschlichen Handelns untersucht und sichtbar gemacht – also die Interaktion der Lebewesen zueinander und zu ihrer Umwelt. Beispielsweise kann Software zu einem effizienteren, sparsameren und sichereren Einsatz von Ressourcen führen. Eine Fragestellung könnte in diesem Zusammenhang lauten: Wie ändert sich der Energieverbrauch durch den Bau einer neu geplanten Produktionsstrecke? Mit Software kann dies simuliert und berechnet werden. Dies führt nicht nur zu Effizienzsteigerungen und Kostenreduzierungen, sondern auch zu einem sich rechnenden Umweltschutz sowie einem positiven Unternehmensimage. Auch in der Produktentwicklung spielt Nachhaltigkeit eine immer wesentlichere Rolle. So lässt sich durch die Nutzung von Software die Umweltwirkung eines Produkts schon im Vorfeld der eigentlichen Produktion vollständig berechnen. Dabei spielen nicht nur die Umweltwirkungen des Produkts im Einsatz eine Rolle, sondern dessen gesamte Betrachtung, das Life Cycle Assessment. Dafür werden die Auswirkungen in den unterschiedlichsten Produktlebensphasen berechnet und dargestellt – von der Entwicklung bis hin zu dessen Entsorgung. Eine Fragestellung aus dem Ökologiebereich kann sein: Welche Auswirkungen hat der Bau eines Fischereibetriebs an einem See auf dessen Ökosystem? In der Umweltinformatik geht es also in großen Teilen um die Modellierung und Simulation von Prozessen aus der Realität. Das schafft Transparenz. Durch das Abändern einzelner Parameter in den Modellen können Auswirkungen sehr differenziert berechnet und vorhergesagt werden. Ziel ist es, negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Allerdings ist nicht nur der Blick in die Zukunft möglich, es können auch die Folgen bereits getätigten Handelns bewertet werden. Software hilft also, aus bereits getroffenen Entscheidungen und ausgeführten Maßnahmen zu lernen, Positives und Negatives zu erkennen, um Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Für den Umweltinformatiker bedeutet dies, dass er beide Systeme versteht – die Software- und die zu untersuchenden Umweltsysteme. Dafür benötigt er eine hohe Softwareentwicklungs- und Anwendungskompetenz. Er muss entweder Modelle bauen, analysieren und visualisieren oder aber Software entwickeln, mit denen andere dies tun können. Je nach Kunde oder Spezialisierung sind dafür betriebswirtschaftliche, chemische, biologische oder auch ökologische Kenntnisse notwendig. Das bedeutet: vielseitige Einsatzmöglichkeiten in einem Spezialbereich der IT, der sich immer weiter vergrößert, sowie die Chance gesellschaftliche Verantwortung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit mit der Freude an Informatik zu verbinden.Aufgestiegen zur Business Development Managerin
Die Bereiche Medien und Informationstechnologie sind eng miteinander verknüpft. Und genau an dieser Schnittstelle hat Karin Schweizer als Business Development Managerin ihre Aufgaben. Für Microsoft berät sie Medienunternehmen auf ihrem Weg ins digitale Zeitalter. Von Karin Schweizer
Ein Erfahrungsbericht von Karin Schweizer Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik und Medienmanagement; Master of Science in Communication eingestiegen 2005 als Trainee bei Microsoft aufgestiegen 2012 zur Business Development Managerin Media & Entertainment (Vertrieb)Sie arbeitet mit ihnen digitale Strategien aus, zeigt ihnen die Möglichkeiten der mobilen Entwicklung und beschreibt, welche Chancen hinter Cloud-Computing stehen – auch vor dem Hintergrund, die unternehmenseigenen Produkte zu verkaufen und auf dem Markt zu positionieren. Dabei hat sie nicht nur mit den Medienunternehmen selbst zu tun, sondern auch mit den IT-Partnern von Microsoft, die ebenfalls Unternehmen der Medienbranche beraten und die Produkte des IT-Riesen verkaufen. Der Weg zu dieser strategisch orientierten Vertriebsposition verlief über mehrere Stationen. Karin Schweizer startete nach ihrem Studium mit einem einjährigen Traineeprogramm. Als Praktikantin und Werkstudentin hatte sie bereits zahlreiche Erfahrungen in anderen namhaften IT-Konzernen sowie in der Medienbranche gesammelt. Während des Traineeprogramms durchlief sie Stationen in verschiedenen Marketing- und Sales-Teams und nahm an zahlreichen Trainings und Workshops teil, die im Rahmen des Einstiegs angeboten wurden: Schwerpunkte waren Soft Skills, Strategie, Marketing und Produkte. So wurde sie auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet, die früher als erwartet begannen. Noch in ihrer Traineezeit besetzte sie im Bereich Partner Strategy & Programs im Microsoft Partner Network Team eine gerade freigewordene Stelle. Damals war sie in Deutschland verantwortlich für den Aufbau der Partner-Programmatik für kleine und mittlere Unternehmen. Die Schulung und Unterstützung von Partnerunternehmen ist für das IT-Unternehmen eine wettbewerbsentscheidende Aufgabe, über 90 Prozent des Umsatzes wird über die Partner generiert. Schnell stieg sie auf. Zunächst übernahm sie die Verantwortung für das gesamte Microsoft Partner Programm in Deutschland, 2009 für dreieinhalb Jahre die Stabsstelle einer Business Managerin. In der Zeit steuerte sie zahlreiche interne Prozesse, verantwortete die Business-Planung für den Bereich und trieb Projekte im Bereich der Channel Strategie voran. Und sie übernahm erste Managementaufgaben. Im April dieses Jahres kam dann der Ruf auf ihre heutige Position. An der gefällt Karin Schweizer die Vielseitigkeit der Kundenprojekte und der Fokus auf die neuesten Technologien von Microsoft.
Mein Bewerbungsgespräch bei: Accenture
Den Kontakt zu Accenture und damit die Basis für meinen späteren Einstieg in das IT-Beratungsunternehmen hatte ich schon während meines Studiums gelegt. Ich absolvierte ein Praxissemester bei einem Kunden von Accenture mit Sitz in Frankfurt. Es lief so gut, dass ich gleich noch meine Bachelorarbeit dort schreiben konnte. Von Markus Hartmann
Thema war das IT-Projektmanagement unter interkulturellen Gesichtspunkten. Schon damals gefiel mir, dass selbst in Stressphasen alle ruhig blieben und mir bei allen Fragen geholfen wurde. Außerdem faszinierte mich die Motivation innerhalb der Teams. Obwohl deren Mitglieder immer wieder unterschiedlichste Ansichten vertreten und aus verschiedenen Fachrichtungen kommen, verhindert dies niemals die Fokussierung auf das gemeinsame Ziel. Die Unterschiedlichkeit bringt vielmehr neue Aspekte in die Analysen ein. Das war nicht nur für mein Abschlussthema interessant, auch ich selbst möchte so arbeiten. Last but not least wollte ich einen Job bei einem großen Player der Branche. Davon versprach ich mir spannende Projekte und die Möglichkeit, mich persönlich weiterzuentwickeln. Daher fragte ich zum Ende meiner Bachelorarbeit in der Personalabteilung, welche Möglichkeiten es für mich gäbe. Mir wurde ein für den Bereich „Business Intelligence“ neues Einstiegsprogramm empfohlen, das Jump-Start-Programm. Ich bewarb mich, musste dies trotz meiner bestehenden Kontakte aber wie die anderen Interessenten auf dem regulären Weg tun. Insgesamt lud Accenture 14 Bewerber zu einem Auswahltag ein. Wir mussten eine Aufgabe in der Gruppe lösen und mit den Recruitern Einzelrollenspiele durchlaufen. Ich wurde dabei anhand des sogenannten Talk- Konzepts getestet: Innerhalb von 20 Minuten habe ich mir einen mehrseitigen Text durchgelesen und eingeprägt. Später musste ich die Inhalte in einem Rollenspiel wiedergeben. Wichtig war dabei, auch auf die verborgenen Informationen einzugehen, die zwischen den Zeilen zu finden waren. Während ich zu Beginn des Tages noch ziemlich aufgeregt war, legte sich die Nervosität bereits in der Gruppenarbeit. Das lag vor allem an dem Spaß, den ich beim Finden von Lösungen und der Arbeit im Team hatte. Am Nachmittag wurden wir zudem noch fachlich getestet und schließlich zum Feedbackgespräch gebeten. Dies war sehr ehrlich. Die Personaler sagten uns ganz klar, wo sie unsere Stärken und Schwächen sehen. Ich hatte das Glück, dass mir noch am Ende des Gesprächs das Angebot gemacht wurde, in der kommenden Woche im Unternehmen zu starten. Ich glaube, dass ich die Recruiter vor allem durch meine Natürlichkeit überzeugen konnte, da ich keine Rolle spielte, sondern ich selbst blieb. Nun werde ich zwei Monate in die Arbeitsweise von Accenture-Beratern eingearbeitet, lerne die IT-Systeme kennen und besuche Schulungen. Und dann werde ich selbst Teil eines Teams und werde zusammen mit Kollegen IT-Projekte bei und für Kunden durchführen.Profildaten
Name: Geburtsjahr: 1988 Hochschulabschluss als: Bachelor of Science (Wirtschaftsinformatik) Warum Accenture? Weil Accenture in die Gruppe der größten IT-Dienstleister gehört Bewerbung: für das Jump-Start-Programm für Business Intelligence Bewerbungsweg: schriftlich Wann war das Vorstellungsgespräch? Juli 2012 Wann war Arbeitsbeginn? eine Woche nach dem Vorstellungsgespräch
Jung und erfolgreich bei: Otto
Gut laufende IT-Systeme: Das ist schon lange die Prämisse für Fabian Hoffmann – bereits während des Zivildienstes 2007. Damals machte sich der heute 24-Jährige mit einem eigenen IT-Service-Geschäft selbstständig. Er konfigurierte Rechner und bot Administrationsservices an. Stammkunden von damals kommen noch heute zu ihm. Das erledigt er nebenher.
Name: Fabian Hoffmann Position: Junior Softwareentwickler Stadt: Hamburg Alter: 24 Jahre Studium: Bachelor of Science (Informatik), momentan berufsbegleitend Master of Science – E-Commerce an der FH Wedel Abschlussjahr: 2012 (Bachelor), 2014 (Master) Fremdsprachen: Englisch, Spanisch (Grundkenntnisse), Französisch (Grundkenntnisse) Interessen: Tischtennis als Spieler und Trainer, neue Technologien Ziel: Immer eine Herausforderung zu habenDenn Hoffmann wollte mehr. Er begann, an der FH Wedel Informatik zu studieren, und wurde 2009 in ein Stipendienprogramm für Informationsstudiengänge der Otto Group aufgenommen. Das weltweit tätige Handelsunternehmen übernahm seine Studiengebühren, im Gegenzug arbeite er dort neben seinem Studium und schrieb eine unternehmensbezogene Bachelorarbeit. Diese wurde auch gleich sein erstes erfolgreiches Projekt und ebnete ihm den Einstieg. Seine Aufgabe bestand darin, eine E-Commerce-Internetshop-Lösung weiterzuentwickeln, indem diese mit einer Business Rules Engine bereichert wurde. Das Ziel der „Maschine“ ist eine Flexibilisierung von Webshops. Denn: Shops funktionieren nach gewissen Regeln. Dies sind normalerweise Wenn-Dann-Regeln, zum Beispiel: Wenn der User ein bestimmtes Alter hat, interessiert er sich wahrscheinlich für … Es geht um die effiziente Ausführung von Geschäftsregeln. Diese sollen von der Prozess- und Softwarelogik der Shops getrennt sein, aber möglichst einfach von ihr verwendet werden können – unabhängig von den Produkten, die über die jeweilige Plattform vertrieben werden. Da Otto Hunderte von Shops betreibt, ist die Trennung für den Konzern eine enorme Vereinfachung. Die Business Rules Engine muss nach der Implementierung nur dem Umfeld angepasst werden, zum Beispiel nach den Kundenwünschen oder Versandgegebenheiten in den jeweiligen Ländern. Hoffmann arbeitet dabei für den firmeninternen IT-Dienstleister, die Group Technology Partner, des Hamburger Unternehmens. Dessen Mandanten sind einzelne Konzernfirmen, für die nicht nur Software entwickelt wird, sondern die auch in allen anderen Belangen der IT-Technik beraten werden. Nach seiner erfolgreichen Bachelorarbeit stieg Hoffmann als Junior Softwareentwickler bei der Otto Group ein. Da er gleichzeitig in das Stipendienprogramm für einen Masterstudiengang aufgenommen wurde, studiert er nun neben dem Beruf. Im Masterstudium vertieft er sein Wissen im Bereich E-Commerce. Er lernt, IT-Projekte nicht nur aus technischer, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Sicht zu betrachten. Im Unternehmen ist er für Backoffice-Systeme von Webshops zuständig. Diese Systeme regeln für Mandanten die komplette Administration der Shops. Den Überblick bei all den Aufgaben behält er durch Visualisierungen: Über einzelne und abzuhakende Zwischenstationen geht der Weg zu den Gesamtzielen der einzelnen Aufgaben – wie in seiner Karriere.
Nie genug von Technik
Naturwissenschaft und Technik – das war schon immer meine Leidenschaft. Deshalb wollte ich eigentlich Biologie oder Chemie studieren. Doch als ich bei einer Informationsveranstaltung über IT-Berufe mehr über die Verknüpfung von Theorie und Praxis beim Dualen Studium erfuhr, wusste ich sofort: Das ist genau das Richtige für mich. Die Entscheidung hat sich ausgezahlt. Heute arbeite ich für einen der größten Technologiekonzerne und bekomme verantwortungsvolle Aufgaben übertragen. Von Stephanie Thomas
Stephanie Thomas Platform Architekt für Converged Server bei Hewlett-Packard Deutschland