„Es wird immer interdisziplinärer“

Dr. Rainer Schofer ist Präsident des Deutschen Verbands der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP). Seine Botschaft an Bauingenieure, die sich für eine Karriere im Projektmanagement interessieren: Nicht allein das Interesse gibt einen Startvorteil gegenüber anderen Absolventen, ohne vielfältiges Know-how geht es nicht. Die Fragen stellte André Boße

Dr. Rainer Schofer, Foto: SMV
Dr. Rainer Schofer, Foto: SMV
Dr. Rainer Schofer ist Gesellschafter des Berliner Bau-Projektmanagerunternehmens SMV und Präsident des Fachverbandes DVP. Sein Studium als Bauingenieur absolvierte er an der TU Berlin, wo er 1981 auch promovierte.
Herr Dr. Schofer, was sollten Bauingenieure mitbringen, wenn sie ins Projektmanagement einsteigen möchten? Ein gut absolviertes Grundlagenstudium ist die Voraussetzung. Wobei Bauingenieure gegenüber Wirtschaftsingenieuren und Betriebswirtschaftlern einen Vorteil haben, weil diese in ihrem Studium oft zu geringe technische Grundkenntnisse vermittelt bekommen haben. Danach wäre ein spezielles Projektmanagement-Aufbaustudium ideal. Wer Zeit sparen möchte, kann auch entsprechende Seminare belegen, die zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement oder der Berliner Akademie der Immobilienwirtschaft angeboten werden. Ein wesentliches Know-how besteht heute in interdisziplinären Fachkenntnissen. Dazu gehören das Bauordnungs- und Vertragsrecht, die Technische Gebäudeausrüstung oder Produktkenntnisse bei Baustoffen und ihren Zertifikaten. Wie hat sich das Projektmanagement großer Bauvorhaben gewandelt? Die Entwicklung geht hin zu interdisziplinären Ansätzen. Kein Gewerk ist mehr für sich abgrenzbar. Zum Beispiel umfassen energetische Optimierungen nicht nur alle Gebäudebestandteile und Anlagen, sondern gleichermaßen auch das kommunale Umfeld sowie die Versorgungs- und Anbindungsmöglichkeiten. Die Folge ist eine immer größere Komplexität: Wo wir vor 15 Jahren die Projektsteuerung weitgehend auf die konkrete Planungs- und Ausführungsphase beschränken konnten, müssen wir heute bereits in der Projektentwicklung damit beginnen, Lösungskonzepte zu prüfen und Ziele zu definieren. Mit Blick auf die Finanzkrise ist festzustellen, dass nach Maßgabe der Banken ein höherer Controlling- Bedarf entstanden ist – wobei das Controlling auch die Aufgabe des Projektmanagers ist. Welche Rolle spielt der Projektmanager nach der Übergabe des Objekts an den Bauherrn oder Entwickler? Früher war das Projekt damit abgeschlossen. Heute gibt es eine Vielzahl von Aufgaben, die zum Teil noch Monate nach der Abnahme anstehen, da das Projektmanagement fest in den Ablauf der Inbetriebnahme integriert ist. Zu den Aufgaben zählen zum Beispiel die Mängelbeseitigung und die Erfassung von Nutzungskosten, die Sanierung der Altstandorte und die Koordination von notwendigen Nachhaltigkeitszertifizierungen.

Elektronische Bauprozesse

Studierende der Fachhochschule Regensburg haben Kriterien für eine umfassende Prozessoptimierung evaluiert – auf Basis einer elektronischen Vergabeplattform. Von Verena Mikeleit

Die Consumer-Branche machte es vor, nun will die Baubranche bei der Digitalisierung von Prozessen nachziehen. Während der Handel schon voll auf das Internet setzt, hinken die Bauunternehmen noch hinterher. So hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln mit seiner Tochter, der IW Consult, in Kooperation mit dem Branchenverband BITKOM untersucht, wie bedeutsam das Internet für die deutsche Wirtschaft ist. Im IW-Zukunfts panel, einer für Deutschland repräsentativen Unternehmensbefragung, wurden Unternehmen erstmals dazu befragt, welche Bedeutung das Internet innerhalb ihres Geschäftsmodells innehat. In dem Bericht heißt es unter anderem: „Betrachtet man die Vorreiter im Baugewerbe in Deutschland, so zeigt sich, dass bei diesen Unternehmen im Vergleich zu den anderen Branchenvorreitern das Internet die am wenigsten dominante Rolle in den Geschäftsmodellen spielt. Insgesamt 15 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe haben Geschäftsmodelle, die nur sehr schwach internetabhängig sind, 23 Prozent sind schwach internetabhängig. Mit nur 20 Prozent ist die Gruppe der Unternehmen, in denen das Internet eine zentrale Rolle spielt, aus dem Baugewerbe, verglichen mit den anderen Branchen, am kleinsten.“ Dies scheint erst einmal nicht verwunderlich, ist das Geschäftsmodell der Unternehmen doch der Bau, also die Planung, Durchführung und das Betreiben von Bauprojekten. Gleichzeitig ist die Branche jedoch auch geprägt von multidimensionalen und komplexen Prozessen. Und genau hier liegen enorme Potenziale. Die Studie „ForBAU“ empfiehlt beispielsweise die Einführung von Projektplattformen, die alle projektrelevanten Informationen unabhängig von Zeit und Ort für alle verfügbar machen. Dazu zählt übrigens nicht der rege Austausch von E-Mails – der sei kein adäquater Ersatz für moderne IT-Systeme. Die Autoren der Studie haben festgestellt, dass ein unstrukturierter Datenaustausch per E-Mail zu Redundanz und Verwirrung statt zur Transparenz führt. An dem Beispiel der e-Vergabe haben Studierende der Fachhochschule nun unsere e-Vergabe-Plattform im Rahmen ihrer BA-Thesis tiefgehend untersucht. Ziel war es, die elektronische Vergabe speziell an die Anforderungen der privaten Bauwirtschaft zu adaptieren. Im März dieses Jahres wurde auf Initiative und unter Leitung der Firmengruppe Max Bögl die Abschlussarbeit fertiggestellt. „Die Studierenden haben die spezifischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz einer e-Vergabe- Plattform in der Bauindustrie im Rahmen ihrer Bachelorthesis definiert, damit diese auch von Generalunternehmern möglichst effizient genutzt werden kann“, erklärt Mathias A. Bartl von der Unternehmensentwicklung bei Bögl. Hintergrund der Bachelorthesis ist eine umfassende Prozessoptimierung innerhalb der Bauwirtschaft. „Die Bauindustrie befindet sich aktuell in einem fortdauernden Veränderungsprozess hin zum digitalen Planen und Bauen mit modernsten IT-Systemen“, so Erik von Stebut von RIB Software. Innovative Vertreter der Branche zählen hier zu den Vorreitern, die ihre Wertschöpfungspotenziale mit BIMERP- Technologie (BIM=Building Information Modelling, ERP=Enterprise- Resource-Planning) in den Bereichen Kalkulation, Angebotswesen, Ausführung und Abrechnung bereits signifikant erhöhen konnten.

Enterprise-Resource-Planning

Mithilfe von Enterprise-Resource-Planning (ERP) sollen alle in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden – auch mit dem Ziel, die Geschäftsprozesse zu optimieren.
So agieren Bauunternehmen gewöhnlich gleichzeitig als Auftraggeber und als Auftragnehmer. Daraus resultieren Preisanfragen bei mehreren Tausend Nachunternehmern innerhalb der Kalkulationsphase bei großen Baukonzernen sowie auch innerhalb des Mittelstands. Das stellt einen unglaublichen Aufwand dar – gerade dann, wenn dieser Prozess manuell erfolgt: beispielsweise per E-Mail, Fax oder Post. Da bei privaten Bauunternehmen in der Regel verschiedene Unternehmensbereiche und Abteilungen Nachunternehmerleistungen und in unterschiedlichen Projektphasen Preisanfragen bearbeiten, sind bei manuellen Arbeitsschritten außerdem Fehler bei der Eingabe nicht auszuschließen. Bei elektronischen Prozessen können diese Fehler vermieden werden. Zudem beschleunigt er das gesamte Verfahren. So bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben im Unternehmen. Die Studierenden der FH Regensburg evaluierten nun auf Basis von Befragungen einen branchenweiten Wunsch nach durchgängiger Prozessund damit Kostensicherheit, wie er durch den Einsatz einer e-Vergabe- Plattform möglich werden könnte. Der Wunsch der Befragten ist es, einen standardisierten, phasen- und divisionenübergreifenden Ausschreibungsprozess für Nachunternehmerleistungen auf der Plattform zu konzipieren, der eine enorme Zeit- und damit Kostenersparnis bei Bauunternehmen möglich machen soll. Mit Hilfe einer speziellen Schnittstelle zwischen der BIM-ERP-Lösung und der e-Vergabe-Plattform soll dieser möglichst digital generiert werden.

Building Information Modelling

Beim Building Information Modelling (BIM) werden Gebäude mithilfe von Computermodellen visualisiert. Dies ist in allen Phasen einer Immobilie sinnvoll: in der Bauplanung, der -ausführung und im späteren Betrieb. In den Modellen können zudem alle zum Gebäude relevanten Daten digital hinterlegt werden.

Garanten für Transparenz

Für Projektmanager am Bau sind der Zeit- und Kostendruck sowie die hohe Komplexität der Projekte keine Probleme, sondern der Ansporn für eine erfolgreiche Arbeit. Experten raten Nachwuchskräften, professionell zu kommunizieren, die digitale Technik zu nutzen und gar nicht erst zu versuchen, jedermanns Liebling zu sein. Stattdessen kommt es darauf an, unternehmerisch zu denken und klare Linie zu zeigen. Von André Boße

Der Fernsehfilm „Einmal im Leben“ ist schon ein wenig älter, aber die Botschaft ist top-aktuell: Erzählt wird die Geschichte der Familie Semmeling aus Hamburg, die ihren Traum vom Eigenheim wahr machen möchte. Familienvater Bruno ist zwar Diplom-Ingenieur, hat vom Bauwesen aber keine Ahnung. Also kommt, was kommen muss: Als Bauherr verstrickt er sich im Geflecht der Geschäftsinteressen der verschiedenen Beteiligten: Architekt und Bauunternehmer, Elektriker und Maurer, Anstreicher und Bankberater – sie alle setzen ihre eigenen Interessen durch. Und die Semmelings? Ziehen neun Monate später als geplant in ihr Eigenheim ein, das am Ende auch noch deutlich teurer gerät als gedacht. Was Bauherr Bruno fehlt, ist jemand, der die Fäden in der Hand hat: Den Semmelings fehlt ein Baumanager. Einer, der das Projekt lenkt und für Transparenz sorgt, und zwar im Sinne des Bauherrn. Heute sind solche Projektmanager bei großen Bauvorhaben nicht mehr wegzudenken. Sie sind Garanten für Transparenz, und damit auch für einen erfolgreichen Abschluss des Projekts. Immer häufiger nehmen Bauingenieure die Rolle eines Projektmanagers ein – entweder mit Verantwortung für das Gesamtprojekt oder für eines der vielen Subprojekte, in die große Bauvorhaben unterteilt werden. „Gesucht werden daher heute vor allem Generalisten, die auch ökonomisch denken und sich aufs Teamplay verstehen“, sagt Professor Bernhard Hort, der an der Hochschule Heidelberg den Masterstudiengang Projektmanagement Bau leitet.

Drei Herausforderungen

Wer ein Bauprojekt managt, bewegt sich immer in einem Spannungsfeld, das von drei großen Einflüssen erzeugt wird: erstens der Komplexität, zweitens dem Zeitdruck und drittens dem Kostendruck. Erfolgreiche Projektmanager im Bauwesen stellen sich der Herausforderung, diese drei Einflüsse anzunehmen und dafür zu sorgen, dass das Projektziel im Sinne des Bauherrn oder des Projektentwicklers erreicht wird. „Es ist Aufgabe eines Projektmanagers, die zahlreichen Anforderungen, die sich aus einem großen Bauvorhaben ergeben, in den Griff zu bekommen und zu organisieren“, sagt Dierk Mutschler, Vorstandsmitglied beim Ingenieurdienstleiter für Bau- und Immobilienprojekte Drees & Sommer aus Stuttgart und dort zuständig für das Projektmanagement. Aber wie kann das funktionieren? Und wo liegen die Vorteile von Bauingenieuren im direkten Vergleich mit Architekten oder Wirtschaftsingenieuren, die sich ebenfalls für Projektmanagementstellen in der Bauindustrie bewerben? 1. Komplexität Man hat den Eindruck, dass die Schilder mit den Firmen, die an einem großen Bauvorhaben beteiligt sind, immer größer werden. Doch nicht nur die unternehmerische Vielfalt steigt, auch die Zahl der beteiligten Behörden. Mal, weil die Bauprojekte über Public-Private-Partnership- Modelle (PPP) finanziert werden, mal, weil durch die hohen Anforderungen an nachhaltiges und ökologisches Bauen neue Vorgaben hinzugekommen sind. „Projektmanager müssen die vielen Disziplinen integrieren“, sagt Mutschler. Hierfür sind Kommunikationstalent und diplomatisches Geschick genauso gefragt wie die Fähigkeit, die Interessen von Architekten, Fassaden- und Haustechnikplanern oder Behörden zu verstehen. Doch ein Projektmanager ist mehr als ein Sprecher aller am Bauvorhaben beteiligten Unternehmen. „Ganz zentral ist, dass er die Anforderungen erfüllt, die Bauherren und Entwickler an ihr Bauprojekt stellen“, sagt Mutschler. Projektmanager denken und handeln im Grunde wie die Geschäftsführung des Auftraggebers. „Wichtig ist eine Empathie für Bauherren: Der Projektmanager muss sich in die Auftraggeber hineinversetzen können, um zu wissen, was ihre Ziele sind. Nur so lässt sich eine für den Kunden optimale Immobilie umsetzen.“ Der Vorteil von Bauingenieuren im Vergleich zu anderen Berufsgruppen liegt dabei darin, dass sie neben ihrem Grundlagenwissen aus dem Studium auch die praktischen Erfahrungen mitbringen, um zu wissen, wie es am Bau zugeht. Dennoch: Wer fachlich hochqualifiziert ist, darf nicht die Bedeutung von Projektmanagementkenntnissen unterschätzen, um in dem Job erfolgreich zu sein. 2. Zeitdruck Das Beispiel des Berliner Großflughafens zeigt: Kann der Zeitplan für ein Bauvorhaben nicht eingehalten werden, ist schnell die Öffentlichkeit alarmiert. Erfolgreiche Projektmanager sorgen dafür, dass es erst gar nicht so weit kommt. Dies gelingt einerseits mithilfe von schnellen Korrekturmaßnahmen, sobald Schieflagen erkennbar sind. Treten in einem Projekt Schwierigkeiten auf, ist es die Aufgabe des Projektmanagers, eine umfangreiche Projektanalyse durchzuführen und Alternativen aufzuzeigen. Wer jedoch schon einmal in einem Team gearbeitet hat, weiß, wie schwierig es sein kann, Änderungen durchzusetzen. Änderungen sind unbequem, häufig erzeugen sie Unsicherheit. „Deshalb ist es wichtig, Kenntnisse über die professionellen Werkzeuge des Change Managements mitzubringen“, sagt Professor Hort. Andererseits spielt der Projektmanager bei Bauvorhaben mit öffentlichen Auftraggebern auch die Rolle des Kommunikationsprofis: Wer frühzeitig über ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit verfügt, kann die Medien und die Bevölkerung transparent über die Entwicklungen informieren, ohne dabei falsche Hoffnungen zu schüren. Drees & Sommer-Vorstand Mutschler ist dabei wichtig, dass die Projektmanager in seinem Unternehmen nicht „jedermanns Lieblinge“ sind. Sein Rat an Einsteiger: „Man darf sich in diesem Job nie verbiegen lassen.“ Zeitdruck und Kommunikationsbedarf führen besonders bei großen Bauprojekten dazu, dass Management- und Kommunikationskompetenzen in den Vordergrund rücken. „In solchen Fällen“, so Hort, „kann eine Qualifikation in professionellem Projektmanagement durchaus wichtiger sein als vertiefte Fachkenntnisse.“ 3. Kostendruck „Baukosten explodieren“ – eine oft gelesene Schlagzeile, wenn Großbauten mit den Monaten immer teurer werden. Solche Kostenspiralen nach oben können nur verhindert werden, wenn sich Bauingenieure und Ökonomen von Beginn an gegenseitig mit ihrem fachlichen Know-how unterstützen. Im Masterstudium Projektmanagement an der Hochschule Heidelberg bilden sich schon früh gemischte Teams, in denen Bauingenieure und Betriebswirte kooperieren. „Nur so findet ein Lernen voneinander statt“, sagt Studienleiter Hort. Für Bauingenieure kommt es darauf an, sich möglichst schnell die Grundbegriffe und Prinzipien der Betriebswirtschaftslehre anzueignen. Dazu gehört zum Beispiel Grundwissen über das Rechnungswesen oder Know-how im Controlling, um im Auge zu behalten, ob das Projektziel auch weiterhin mit dem verfügbaren Budget zu realisieren ist.

Thema der Zukunft: Datenmanagement

Das Bauwesen ist ein komplexes Geschäft, bei dem Zeit- und Kostendruck an der Tagesordnung sind. Keine Frage: Die Rahmenbedingungen sind schwerer als in den meisten anderen Industrien. Hinzu kommt, dass die Bauindustrie nicht in wohltemperierten Hallen, sondern draußen tätig ist und damit vom Wetter abhängig. Zudem ist jedes Bauvorhaben ein Unikat mit jeweils ganz speziellen Herausforderungen und Eigenschaften. Serienproduktionen kennt die Baubranche kaum. Kurz: Es ist nicht einfach, den Prozess eines Bauvorhabens zu steuern. Exzellent sind daher die Karrierechancen für Bauingenieure, die sich auf das Lenken von Prozessen verstehen. Dazu gehört auch eine hohe Kompetenz in Sachen Datenmanagement: Hochschulen in München, Erlangen-Nürnberg und Regensburg haben im Rahmen des Projekts „ForBAU“ Methoden und Konzepte für das Bauen im 21. Jahrhundert erforscht und festgestellt, dass „vor allem in der Verbesserung des Datenflusses und damit der Weiterverwendung bestehender digitaler Daten erhebliches Potenzial für eine Effizienz- und Qualitätssteigerung im Bauwesen besteht“. Dabei gehe es vor allem darum, Bauvorhaben digital vorzuplanen und dafür zu sorgen, dass während der Bauphase ein durchgängiger Informationsfluss garantiert wird. So können unnötige Fehler vermieden werden, die Zeit und Geld kosten.

Change Management

Die Betriebswirtschaftslehre kennt diverse Change-Management-Instrumente. Dazu gehört zum Beispiel das Drei-Phasen-Modell nach Kurt Lewin: In der Auftauphase erfolgt die Einsicht, dass die Erwartungen nicht mehr der Realität entsprechen; in der Bewegungsphase werden neue Lösungen erarbeitet und neue Verhaltensweisen ausprobiert; in der Einfrierphase werden schließlich die neuen Lösungen implementiert.

Masterstudiengang Projektmanagement Bau

Der Masterstudiengang Projektmanagement Bau an der privaten SHR Hochschule Heidelberg wird in Teilzeit angeboten: Die meisten Studenten sind berufstätig und nutzen das Studium, um ins Projektmanagement zu wechseln. Das Studium betrachtet den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – von der Entwicklung und Realisierung eines Projekts bis hin zum Facility Management. www.hochschule-heidelberg.de/master/projektmanagement-bau/

Gesund essen: Bloß kein Stress!

Das Motto für alle, die fit und leistungsfähig bleiben wollen, lautet: Gesund und mit Genuss essen. Aber wie geht das? Wir zeigen Ihnen in diesem Special-Artikel, wie man die Work-Life-Balance hält und was man dazu braucht – zum Beispiel ein wenig Zeit und Ruhe, aber auch gute Produkte, die viele Handelsunternehmen anbieten. Von Ulrike Gonder, Ernährungswissenschaftlerin und Autorin

Ulrike Gonder ist Diplom-Ökotrophologin. Sie arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin, Referentin und Dozentin und hat zahlreiche Bücher geschrieben. Eine Übersicht über ihre Veröffentlichungen sowie Infos und Artikel finden Sie auf ihrer Website und bei Facebook
„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ heißt es in einem Opernlibretto von 1690 – mittlerweile ist daraus ein bekanntes Sprichwort geworden. Und die Ernährungswissenschaft bestätigt: Es stimmt. Essen entspannt. Die gütige Natur hat das Essen mit Lustgefühlen gekoppelt, die dafür sorgen, dass wir es immer wieder tun. Zur Entspannung kommt die Aktivierung der Belohnungszentren in unserem Hirn, die besonders auf süß und fettig stehen. Dass in stressigen und frustrierenden Zeiten vermehrt zur Schokolade gegriffen wird, erklärt sich damit von selbst. Doch wollten wir nicht auch gesund essen? Wer kleine Mengen Süßes oder Salziges knabbert, braucht sich nicht zu sorgen. Das ist völlig in Ordnung. Wer jedoch von Schokolade, Gummibärchen, Rosinenschnecken, Pizza oder Chips lebt, versorgt seinen Körper nicht gut. Selbst wenn die Kalorienbilanz stimmt, kommen damit zu wenige wichtige Nährstoffe rein: zu wenig Magnesium, ein Mineralstoff, der bei Stress vermehrt verbraucht wird. Zu wenig Eiweiß, das die nötigen Bausteine für stimmungsaufhellende und leistungsfördernde Botenstoffe liefert. Zu wenig hochwertige Fette, die unser Hirn zur Signalverarbeitung braucht. Um es kurz zu machen: Vor allem bei hoher Arbeitsbelastung sollte die Nährstoffversorgung exzellent sein. Lebensmittel, die besonders viele Nährstoffe enthalten, sind nicht etwa nur Gemüse, Salate und Obst, sondern auch Fisch, Fleisch, Nüsse, Eier, Milch und Milchprodukte, Butter und gute Öle. Ideal ist es, täglich drei Handvoll Gemüse und Salat, zubereitet mit gutem Öl, zwei Handvoll Obst und zu jeder Mahlzeit eine Portion Eiweiß in Form von Fisch, Fleisch, Eiern, Käse oder Nüssen zu essen. Das ist die Basis für nährstoffreiche Mahlzeiten. Alles, was dazu kommt, sind „Luxuskalorien“. Und bitte das Wassertrinken nicht vergessen, es ist die einfachste und billigste Maßnahme gegen Kopfschmerzen und Leistungseinbußen. Wer Glück hat, kann dort, wo er arbeitet, eine gute Kantine besuchen. Kommt nach dem Mittagessen die „Fressnarkose“, hat man zu üppig gegessen. Dann kann es hilfreich sein, weniger Nudeln, Kartoffeln, Reis, Knödel und Pudding zu essen und dafür mehr Gemüse, Milchprodukte oder Obst zu nehmen. Wem das Kantinenessen nicht schmeckt, der sollte sich etwas Leckeres von zu Hause oder unterwegs mitbringen und sich ein ruhiges Plätzchen zum Essen suchen. Denn vor dem PC Verschlungenes rauscht an den Geschmackspapillen fast unerkannt vorbei. Man merkt auch nicht richtig, wann und ob man satt ist. Für Notfälle sollten in irgendeiner Schublade Nüsse, Studentenfutter, Eiweißriegel oder Eiweißpulver für einen schnellen Drink liegen. Diese „Notlösungen“ sind allemal besser als Weingummis oder Kekse. Sie sind nahrhafter und nährstoffreicher, sättigen besser und länger und sind doch ebenso schnell gefuttert. Sein Gemüse kann man dann auch abends noch essen, denn es ist egal, ob abends oder mittags warm gegessen wird. Zum Abendessen passt dann auch ein Glas Wein oder Bier. Alkoholisches entspannt, die Kunst liegt jedoch gerade hier im Maßhalten. Viele Studien haben gezeigt, dass maßvoller Genuss mit einer besseren Herz- und Gefäßgesundheit einhergeht. Maßvoll bedeutet für Männer eine Alkoholmenge, wie sie etwa in 0,2 bis 0,4 Litern Wein steckt, und für Frauen entsprechend 0,1 bis 0,2 Liter Wein. Mehr ist schädlich, auch das ist gut untersucht. Und wem der Stress bereits den Blutdruck in die Höhe getrieben hat, muss ganz besonders aufpassen und weniger trinken. Übrigens ist Alkohol kein gutes Schlafmittel. Er mag beim Einschlafen helfen, stört aber das Durchschlafen und damit einen der besten Stresskiller, den wir haben: einen erholsamen Nachtschlaf. Wer morgens keinen Bissen runterbekommt, sollte wenigstens etwas Nahrhaftes trinken, also einen Kakao, ein Milchmixgetränk, ein paar Instanthaferflocken mit Saft oder einen Smoothie. Außerdem ist es wichtig, etwas Nahrhaftes zur Hand zu haben, wenn der Hunger dann zuschlägt, sonst wird man unleidlich. Womit wir beim Thema Planung wären: Wer weiß, dass stressige Zeiten kommen, sollte vorher einkaufen gehen und sich Kühl- und Tiefkühlschrank vollpacken: mit Gemüse, Obst und Fisch, Milchprodukten und Selbstgekochtem. Auch gute Fertigprodukte sind sinnvoll, wenn sie aus Grundnahrungsmitteln hergestellt sind und ohne Aromen und Geschmacksverstärker auskommen – und die eine oder andere Pizza ist auch in Ordnung. Übrigens ist Stress ein schlechter Begleiter bei Tisch: Ein gestresster Körper ist hormonell auf Flucht oder Kampf eingestellt, wie soll er da eine Mahlzeit verdauen? Stresshormone blockieren die Verdauung und sorgen dafür, dass die Muskeln gut mit Energie und Sauerstoff versorgt werden. Deswegen ist körperliche Bewegung ideal zum Stressabbau, es ist die effektivste und natürlichste Antistressmaßnahme. Also: Erst einmal eine Runde um den Block marschieren oder beim Sport abreagieren und dann in Ruhe essen – mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen.

Buchtipps

Sogenanntes „Functional Food“ tut nicht nur Gutes. Hans-Ulrich Grimm zeigt in seinem neuen Buch, wann Kalzium, Vitamine und andere Zusatzstoffe der Gesundheit wirklich nutzen und wann sie eher schaden. Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten: Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht. Droemer 2012. ISBN 978-3426275566. 18,00 Euro www.food-detektiv.de
Als Allgemeinarzt kennt Dr. Gunter Frank die Probleme, die viele Menschen mit ihrem Gewicht haben. In seinem Buch zeigt er: Am gesündesten und am besten für die Figur ist es, das zu essen, worauf man am meisten Appetit hat. Gunter Frank: Lizenz zum Essen. Stressfrei essen, Gewichtssorgen vergessen. Piper 2009. ISBN 978-3492253703. 9,99 Euro www.lizenz-zum-essen.de
Christian Rach ist Koch, Coach, Restauranttester und Buchautor. In seinem neuesten Kochbuch hat er Rezepte für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zusammengestellt. Auf www.christianrach.de und bei Facebook unter „Rach getestet“ leistet er zusammen mit dem SGS Institut Fresenius einen Beitrag zu gesünderer Ernährung und hilft Verbrauchern bei der Auswahl hochwertiger Lebensmittel. Christian Rach: Besser: besser essen. Edel 2011. ISBN 978-3841901354. 19,99 Euro

„Ein Vorreiter für Bio-Produkte“

Thomas Gutberlet führt in dritter Generation das Handelsunternehmen Tegut, das rund 300 Lebensmittelmärkte betreibt. Das Besondere: ein reichhaltiges Bio-Sortiment. Über die Tegut-Philosophie, die dahintersteckt, sprach mit ihm Christiane Siemann.

Zur Person

Der Enkel von Theo Gutberlet ist seit Ende August 2009 Vorstandsvorsitzender der Tegut Gutberlet Stiftung & Co. KG. Ins Unternehmen stieg er vor rund 15 Jahren mit der Leitung des Bereichs „Marketing & Merchandising“ ein, später verantwortete er „Finanzen & Rechnungswesen“ und seit November 2002 als Vorstand den Bereich Sortiment & Marketing. Thomas Gutberlet ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Herr Gutberlet, Sie führen die Handelsgruppe Tegut, die als erste Produkte aus der biologischdynamischen Landwirtschaft vertrieb. Wie kam es dazu?
In der Nachkriegszeit hat mein Großvater das Unternehmen gegründet, und seine christlich-katholischen Werte sind in die Unternehmenskultur eingegangen. Mein Vater hat 30 Jahre später diese Werte in moderner anthroposophischer Form interpretiert. Das heißt unter anderem: Ein denkender und handelnder Mensch ist auch für die Entwicklung von Körper und Geist verantwortlich. Auf der Suche nach Lebensmitteln, die den Lebensbedingungen der Menschen entsprechen, ist mein Vater dann auf das gestoßen, was man heute kurz als „Bio“ bezeichnet. Er begann, sich für die Grundlagen zu interessieren, und hat ein Bio-Sortiment etabliert. Auf diesem Weg wurden wir ein echter Vorreiter für Bio-Produkte. Haben die Verbraucher von damals „Bio“ akzeptiert? Obwohl die biologisch-dynamische Landwirtschaft bereits mehr als 100 Jahre alt ist, hat sie für den Verbraucher viele Jahrzehnte keine maßgebliche Rolle gespielt. Das Angebot von Tegut wurde als sehr exotisch empfunden. Das war die Zeit, als in Großstädten die ersten Müsli-Läden eröffneten, die häufig belächelt wurden. Damals wussten wenige Kunden Bio-Produkte zu schätzen, aber sie haben dann jedes Jahr mehr Freunde gefunden. Heute beträgt unser Umsatzanteil aus dem Bio-Sortiment rund 25 Prozent. Machen Ihnen die Bio-Sortimente anderer Supermärkte heute Konkurrenz? Nein, nicht wirklich. Uns unterscheidet von anderen, dass wir absolute Spezialisten beim Handel mit nachhaltigen Lebensmitteln sind. Von unseren 3000 Bio-Artikeln gibt es viele, die auch in den nächsten zehn Jahren in keinem Supermarkt, die in der Regel zehn Prozent davon führen, zu finden sein werden. Es ist jedoch nicht nur eine Frage der Menge: Zu unserer Philosophie gehört beispielsweise auch, dass wir Wert auf Saatgut aus biologischer Züchtung legen. Für uns bedeutet biologische Nachhaltigkeit überdies der Verzicht auf Gentechnik, die Förderung des ökologischen und traditionellen Landbaus und die Schonung natürlicher Ressourcen. Beispielsweise nutzen wir seit mehr als zehn Jahren FSCzertifiziertes Papier. Das Logo des Forest Stewardship Council – kurz FSC – signalisiert, dass es sich um Holzprodukte handelt, die aus nachhaltiger Waldnutzung stammen. Die Ressourcen werden geschont, und bei der Waldbewirtschaftung wird das soziale und ökonomische Wohlergehen der Waldarbeiter und der lokalen Bevölkerung langfristig erhalten und vergrößert. Bei der Herstellung von Recyclingpapier lassen sich im Vergleich zu Frischfaserpapier jeweils rund 60 Prozent Energie und Wasser einsparen. Durch die Verwendung von Recyclingpapier kann Tegut pro Jahr 359 Tonnen Frischholz einsparen. Müssen BWL-Absolventen, die bei Tegut arbeiten wollen, die Grundsätze der Nachhaltigkeit „inhaliert“ haben? Wir ziehen als Unternehmen Mitarbeitende an, die eine Affinität zum Thema Bio und Nachhaltigkeit haben. Es kommen natürlich auch andere, die erst bei uns darauf aufmerksam werden und sich in Schulungen und Weiterbildungen damit auseinandersetzen. Genauso wichtig wie die Anerkennung unserer Philosophie ist für uns als Handelsunternehmen generell Reaktionsschnelligkeit und Freude am selbstständigen Arbeiten mit der Lust, Ideen einzubringen, für die es auch den Freiraum zur Umsetzung gibt. Natürlich müssen unsere Mitarbeitenden den Kontakt mit Menschen lieben. Handel bedeutet nicht, im stillen Kämmerlein Analysen zu erstellen, sondern mit Kunden ebenso wie mit den Kolleginnen und Kollegen der zentralen Dienste, der Produktionsbetriebe und der Märkte zu arbeiten. Zeigt sich die Nachhaltigkeit auch in der Personalentwicklung? Mit dem Eintrittsdatum ins Unternehmen werden Absolventen in das Tegut-Förderprogramm aufgenommen. Der Förderzeitraum ist abhängig von der Funktion, die sie anstreben. Sie werden vor Ort von einem Ausbilder begleitet, und die Weiterbildung erfolgt in der Tegut-Akademie. Wer den Weg als Nachwuchsführungskraft gehen möchte, wird gründlich vorbereitet und qualifiziert. Beispielsweise lernen Berufseinsteiger in Seminaren Führungskultur, Mitarbeiterkoordination, betriebswirtschaftliche Kennziffern, Warensteuerung sowie Verantwortung für Warenfächer.

Über Tegut

Das Handelsunternehmen wurde 1947 von Theo Gutberlet unter dem Namen „Thegu“ gegründet. Sein Sohn Wolfgang erweiterte als einer der ersten Unternehmer im großen Stil die Warenpalette der Supermärkte um Bio-Produkte. Heute hat die Handelsgruppe rund 300 Märkte und ist in Hessen, Thüringen, Nordbayern sowie in Göttingen und Mainz zu finden. Derzeit sind 6353 Mitarbeitende für Tegut tätig. Das Unternehmen befindet sich in dritter Generation im Besitz der Familie Gutberlet sowie der Gutberlet-Familienstiftung. Im Oktober 2012 wurde vereinbart, dass die Migros Genossenschaft Zürich das Handelsgeschäft der Tegut Gutberlet Stiftung & Co. KG zum 1. Januar 2013 übernehmen wird. Tegut wird weiterhin mit seinem Namen und derselben strategischen Ausrichtung sowie unter der Leitung von Thomas Gutberlet weitergeführt werden.

Zwei Herzen

Claudia Vinke-Fehlauer, 33 Jahre, hat Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg mit dem Schwerpunkt Marketing studiert. Heute arbeitet sie als Business Engineer CRM im Bereich Service & Operations beim multimedialen Versandhändler HSE24. Von Claudia Vinke-Fehlauer

Auch heute noch schlagen zwei Herzen in mir: Ich habe eine sehr pragmatische, analytische Seite, und gleichzeitig bin ich kommunikativ, kreativ und probiere gern Neues aus. Mit meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und dem Schwerpunkt Marketing konnte ich genau diese beiden Seiten abdecken. Ich entschied mich nach dem Uni- Abschluss dann zunächst für ein Traineeprogramm bei einem Möbelhersteller. Besonders die Wochen in der Produktion und die Kundenbesuche mit den Vertrieblern waren unglaublich lehrreich. Hier habe ich gemerkt, dass mein persönliches Interesse an interdisziplinärem Arbeiten auch eine meiner Stärken ist. Eine Personalberatung hat mich damals angesprochen und mir eine Stelle bei HSE24 angeboten, einem multimedialen Handelshaus, das über TV, Internet und Mobile Devices ein breites Produktsortiment vertreibt. Die Stelle im Customer Relationship Management (CRM) war genau das, was ich gesucht hatte und bot gleichzeitig eine logische berufliche Weiterentwicklung. Denn CRM verbindet die Teildisziplinen Marketing, Vertrieb und Service miteinander und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, wirklich übergreifend und vernetzt zu arbeiten. Unter CRM verstehen wir eine Unternehmensstrategie, die auf den systematischen Aufbau und die Pflege dauerhafter und profitabler Kundenbeziehungen zielt. In unserer Abteilung entwickeln wir dazu kontinuierlich neue Konzepte, nehmen Prozessoptimierungen vor und setzen diese direkt in den Projekten um. Damit unterstützen wir aktiv die operativen Bereiche und schaffen auch neue Wachstumsmöglichkeiten. Ein Beispiel: Ein großer Erfolg der letzten Monate war die Einführung eines unternehmensweiten Kundenmanagements. Getreu der Aussage von Henry Ford „Der Verkauf eines Produktes ist nicht der Abschluss eines Geschäftes, sondern der Beginn einer Beziehung“ wurden Maßnahmen entwickelt, die eine abteilungsübergreifende Sicht auf den Kunden und anschließend den gezielten Aufbau nachhaltiger und wertorientierter Kundenbeziehungen ermöglichen. Schon der Projekttitel MARIA zeigt, dass hier der Kunde im Mittelpunkt steht, denn Maria ist der häufigste Kundenname bei uns. Insgesamt kommen bei meinem derzeitigen Aufgabenprofil auch meine Fähigkeiten als Wirtschaftswissenschaftlerin zum Einsatz. Zu sehen, wie sich aus einem ersten Gedanken eine Idee formt und diese Idee langsam, aber stetig konkrete Formen annimmt, auch andere Abteilungen überzeugt und schließlich in die Umsetzung geht, macht mir am meisten Spaß.

Drahtlos bezahlen

Bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Gerade testet die Deutsche Kreditwirtschaft im Großraum Hannover ein neues kontaktloses Bezahlsystem: Girogo. Es soll den Bezahlprozess an der Kasse effizienter machen und bald bundesweit eingeführt werden. Von Christiane Martin

„Der langsamste Prozess beim Einkaufen ist der Bezahlvorgang“, sagt Matthias Hönisch vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). „Dem ständigen Optimierungsbedarf in diesem Bereich begegnen wir jetzt mit unserem neuen System Girogo.“ Dahinter verbirgt sich eine sogenannte kontaktlose Bezahlfunktion, die von der Deutschen Kreditwirtschaft entwickelt wurde. „Der BVR gehört neben vier weiteren Spitzenverbänden zur Deutschen Kreditwirtschaft, und eine unserer Aufgaben ist es, im Zahlungsverkehr für einheitliche und immer bessere Infrastrukturen zu sorgen“, erklärt der Zahlungsverkehrsexperte. Girogo werde als neue Möglichkeit zurzeit in einem Pilotprojekt im Raum Hannover getestet. Funktechnologie im Einsatz Und so geht’s: Der Kunde lädt auf seine Girocard einen Geldbetrag von bis zu 200 Euro. Die teilnehmenden Handelsunternehmen sind mit speziellen Terminals ausgestattet. Der Kunde hält seine Girocard vor das Lesegerät des Terminals – ohne sie in ein Gerät einführen zu müssen, also kontaktlos –, und der zu zahlende Betrag im Wert von bis zu 20 Euro wird von seiner Karte abgebucht. Die dabei genutzte Technologie ist eine Kurzstreckenfunkübertragung, genauer gesagt eine Art RFID (Radio Frequency Identification). Das ist ein drahtloses Datenübertragungssystem, bei dem beliebige Objekte mit einem kleinen Chip versehen werden, auf dem Daten gespeichert sind. Mit speziellen Lesegeräten können diese ausgelesen werden. „Verwendet wird diese Technologie beispielswiese in Stadien für die Zutrittskontrolle, aber auch für den Getränkeverkauf“, erklärt Matthias Hönisch. Das System eigne sich hervorragend auch für Girogo und komme deshalb hier zum Einsatz. Seit April 2012 läuft nun das Pilotprojekt, um Girogo auf Praxistauglichkeit zu testen. Im Raum Hannover wurden dazu 1,3 Millionen Kunden von zehn Sparkassen und einigen Ortsbanken mit der richtigen Karte ausgerüstet. In bestimmten Filialen der teilnehmenden Unternehmen wie Edeka, dm oder Esso können sie nun kontakt- und bargeldlos Beträge bis zu 20 Euro bezahlen. Sicherheit gewährleistet „Die Terminals sind wenig störanfällig, und die Übertragung ist sicher,“ verspricht Matthias Hönisch. „Das kontaktlose Bezahlen mit Girogo entspricht den hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards der Deutschen Kreditwirtschaft. Es ist eine Prepaid- Lösung, das heißt, dass beim Bezahlen lediglich auf das zuvor vom Kunden geladene Prepaid-Guthaben auf der elektronischen Geldbörse zugegriffen wird. Bei einer kontaktlosen Transaktion mit Girogo werden also keine Beträge vom Girokonto des Kunden gebucht.“ Sofern beim Bezahlen an der Kasse eine Karte versehentlich mehrmals hintereinander an das Bezahl- Terminal gehalten wird, löse nur das erste Signal eine Transaktion aus. Zum Bezahlen mit Girogo benötige der Händler außerdem ein Sicherheitsmodul, die sogenannte Händlerkarte. „Alle für die Transaktion benötigten Daten werden auf Basis internationaler Sicherheitsvorgaben verschlüsselt an das Händlerterminal übertragen“, so Matthias Hönisch weiter. Den wesentlichen Vorteil für den Kunden fasst er so zusammen: „Der Kunde kann schneller bezahlen und muss nicht warten.“ Wer also nur mal schnell ein Getränk oder einen Schokoriegel im Supermarkt um die Ecke holen will, dürfte mit dem neuen Bezahlsystem tatsächlich gut dran sein. Bargeldlos ist einfacher „Es geht aber auch darum, den bargeldlosen Zahlungsverkehr weiter auszudehnen“, erklärt Alexandra Antonatus von Edeka. Und da ist gerade bei den Einkäufen, deren Wert unter 20 Euro liegt, ein großes Potenzial – werden diese doch zu 98 Prozent bisher mit Münzen und Scheinen beglichen. Für die Handelsunternehmen ist das Be- und Entsorgen von Bargeld aber eine aufwändige Angelegenheit. „Da freut man sich über jeden, der mit Karte bezahlt. Mit Girogo kommt eine weitere Möglichkeit hinzu, die wir für sehr erfolgversprechend halten.“ Edeka nimmt deshalb auch am laufenden Pilotprojekt mit etwa 250 Filialen teil. „Nicht zuletzt natürlich auch, weil wir unseren Kunden mit der schnelleren Abfertigung an der Kasse mehr Service bieten wollen.“ Ein abschließendes Urteil über das Pilotprojekt möchte man noch nicht abgeben. „Da muss man erst einmal bis zum Ende im April 2013 warten“, sagt Alexandra Antonatus. Einen Verbesserungsvorschlag hat sie aber schon: „Der Betrag von 20 Euro, bis zu dem man mit Girogo bezahlen kann, sollte erhöht werden.“ Bald bundesweit Nach Auslaufen des Pilotprojekts ist der bundesweite Einsatz von Girogo geplant. Die Sparkassen in Deutschland rüsten dazu bereits jetzt ihre Girocards – die frühen EC-Karten – mit dem entsprechenden Chip aus. In den kommenden Jahren sollen sämtliche 45 Millionen Karten der Sparkassen- Finanzgruppe mit der neuen Funktion ausgestattet werden. Das entspricht der Hälfte aller im Markt befindlichen Girokarten.

Aufgestiegen zur Gebietsverkaufsleiterin

Während meiner Schulzeit habe ich bei einem Lebensmittelunternehmen gearbeitet, um nebenbei etwas dazuzuverdienen. Während viele Mitschüler ihre Nebenjobs häufig wechselten, hat mich die Arbeit rund um Lebensmittel direkt angesprochen und meinen Karriereweg bis heute geprägt. Von Katrin Krückhans

Ein Erfahrungsbericht von Katrin Krückhans, 31 Jahre duales Studium Wirtschaft eingestiegen 2004 als Trainee bei Netto Marken-Discount aufgestiegen 2009 zur Gebietsverkaufsleiterin
Nach dem Abitur entschied ich mich für eine betriebswirtschaftliche Ausbildung mit konkretem Praxisbezug: ein duales Studium Wirtschaft mit Schwerpunkt Handel an der Berufsakademie Mosbach und in einem Lebensmittelunternehmen in Heilbronn. Die Aussicht, neben den theoretischen Seminaren direkt in die Arbeitsabläufe eines Lebensmittelunternehmens eingebunden zu sein, hat mich gereizt. Begeisterung für den Vertrieb Während des Studiums habe ich meine Vorliebe für den Vertrieb entdeckt. Die gemeinsame Entwicklung von Konzepten, die Verantwortung für die Umsatzentwicklung und der Kontakt mit Kollegen haben mir große Freude bereitet. Besonders motivierend war es für mich, dass ich die erlernte Theorie aus dem Studium in den Praxisblöcken im Unternehmen direkt umsetzen konnte. Meine Kommilitonen haben ihre Praxisphasen bei Handelsunternehmen absolviert und mir viel von ihren Eindrücken erzählt. Auf diese Weise habe ich erstmals Einblicke in die Welt der Lebensmitteleinzelhandelsbranche bekommen – und war begeistert. Die Schnelligkeit der Entscheidungswege und die vertrieblichen Abläufe waren genau mein Ding, und mein Berufswunsch bekam immer stärkere Konturen. Nach einigen Recherchen und Gesprächen mit verschiedenen Personalern stand mein Entschluss fest, nach dem Studium bei Netto Marken-Discount zu arbeiten. Mein erster Impuls war, nach dem Abschluss den Direkteinstieg zu wählen. Aber nach einem Beratungsgespräch mit der Personalabteilung habe ich mich für ein Traineeprogramm entschieden. Im Nachhinein kann ich diesen Jobeinstieg jedem empfehlen. Karriereeinstieg als Trainee Während der Traineezeit habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die mir noch heute hilfreich sind. Mein erster Einsatz war in den Märkten – verbunden mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen. In den ersten Wochen habe ich somit direkt an der Basis die Grundkenntnisse des Filialgeschäfts erlernt: von der Warenbestellung über Kundenkontakt bis hin zur Warensortierung. Diese Zeit war ganz schön herausfordernd, aber nach ein paar Wochen kannte ich die Abläufe aus dem Effeff. Vor meiner ersten Urlaubsvertretung als Marktleiterin war ich ziemlich aufgeregt: Plötzlich war ich als stellvertretende Chefin für über zehn Mitarbeiter und für den Umsatz verantwortlich. Aber an diesen neuen Aufgaben bin ich gewachsen. Nach einiger Zeit konnte ich schon den Verkaufsleitern zuarbeiten und habe sie dabei unterstützt, die Unternehmensziele umzusetzen. Unsere Verkaufsleiter sind für den Erfolg von mehreren Filialen einer Region verantwortlich. Durch die Zusammenarbeit mit den Vertriebskollegen habe ich immer mehr über die Abläufe im Unternehmen gelernt. Als ich das erste Mal einen Verkaufsleiter vertreten habe, war ich schon stolz, dass alles so gut geklappt hat. Gute Menschenkenntnis Besonders freut mich, dass ich durch den Kontakt mit vielen Kollegen und Kunden meine Menschenkenntnis verbessern konnte. In den Monaten als Trainee habe ich gemerkt, wie sehr mir die zwischenmenschliche Zusammenarbeit liegt. Insbesondere die Förderung und Entwicklung von Mitarbeitern machte mir bereits in dieser intensiven Einarbeitungsphase viel Spaß. Insgesamt war es ein spannendes Jahr, das meinen Blick für meine heutigen Aufgaben verbessert hat. Nach dem Traineeprogramm startet jeder Absolvent bei Netto Marken- Discount als Verkaufsleiter und ist für sechs bis acht Filialen verantwortlich. Ab dem ersten Tag stand ich meinen Filialteams beratend zur Seite und half bei Personalfragen und Umsatzentwicklung genauso wie bei Frischekontrollen, Revisionen und weiteren Fragen, die sich immer wieder aus dem Tagesgeschäft neu ergeben. Das Tolle an dem Job ist, dass jeder Tag neue Herausforderungen bringt. Als Verkaufsleiterin konnte ich schon sehr jung Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig hatte ich durch den engen Kontakt mit dem Gebietsverkaufsleiter ein „Sicherheitsnetz“ bei Herausforderungen, die noch ein Stück zu groß für mich waren. Gemeinsam haben wir uns auch kreative Vertriebsideen ausgedacht und verschiedene Filialevents umgesetzt. Der gute Draht zu den eigenen Mitarbeitern ist als Vertriebler das A und O. Darum ist es aus meiner Sicht wichtig, eine gewisse Mobilität mitzubringen, um regelmäßig die Filialen zu besuchen. Ich schätze an meinem Arbeitgeber, dass jeder Mitarbeiter gefördert wird, der sich engagiert einsetzt. Diese Chance habe ich genutzt, und 2009 bin ich zur Gebietsverkaufsleiterin aufgestiegen. In dieser Führungsposition bin ich für über 60 Filialen und fast 650 Mitarbeiter verantwortlich. Heute betreue ich unter anderem die jungen Akademiker und Teilnehmer des dualen Studiums, die frisch nach der Uni bei uns anfangen oder ihre Ausbildung bei uns absolvieren, und vermittle ihnen das nötige Know-how für die täglichen vertrieblichen Aufgaben. Positives Arbeitsklima Mir macht mein Beruf große Freude und ich setze mich besonders gerne für die Ausbildung und Weiterentwicklung aller meiner Mitarbeiter ein. Mir ist wichtig, dass die Zusammenarbeit im Team partnerschaftlich ist. Zudem lege ich großen Wert auf einen engen Kontakt zu den Verkaufsleitern, Marktleitern und Filialmitarbeitern – nur so kann ich erfolgreich die Unternehmensziele mit meinem Team umsetzen. Gemeinsam mit weiteren Gebietsverkaufsleitern tausche ich mich regelmäßig aus, sodass wir uns gegenseitig mit unseren Erfahrungen unterstützen. Und wenn ich dann doch mal eine Frage habe, kann ich mich jederzeit an meinen Vorgesetzten wenden. Das gute Arbeitsklima und die Möglichkeit, in Eigenverantwortung ein so großes Team zu führen, bestätigen mich täglich aufs Neue, den richtigen Beruf gewählt zu haben.

Mehr als Schuhe

Raphael Koch, 25 Jahre, hat Betriebswirtschaftslehre in Münster mit dem Schwerpunkt Logistik studiert. Heute arbeitet er als Produktmanager im Technology Team beim Online-Händler Zalando. Von Raphael Koch

„Ich manage keine Schuhproduktion.“ Das ist wohl der häufigste Satz, den ich ehemaligen Kommilitonen entgegnen muss, wenn sie meine Berufsbezeichnung hören. Als Produktmanager spezifiziere ich fachliche Anforderungen für unsere Software-Entwickler, die ich zusammen mit den jeweiligen Abteilungen abspreche und auf technische Umsetzbarkeit prüfe. Das eigentliche Produkt sind dabei die verschiedenen Anwendungen, wie beispielsweise das Programm, dass der Customer Service nutzt, um Kundendaten abzufragen. Wie kommt ein BWL-Student in die Technologie-Abteilung? Nach meinem abgeschlossenen Bachelor-Studium habe ich recht klassisch Praktika bei einer Tochterfirma der Lufthansa und bei einer Versicherung gemacht. Ganz unerfahren in Sachen IT war ich jedoch nicht. Ich habe neben dem Studium mit einem Kommilitonen eine Sportcommunity im Web aufgebaut. Dabei reizte mich vor allem die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Zalando kannte ich bis dahin vor allem in Bezug auf vor Glück schreiende Frauen – aus der Werbung. Ich wusste aber auch, dass sie es als Start-Up in nur wenigen Jahren zu einem großen Anbieter für Schuhe und Fashion im Internet gebracht haben. Also habe ich mich einfach beworben – und war erfolgreich. Das Erste, was mir nach meinem Start auffiel, war, dass im Unternehmen die Start-up-Mentalität mit Blick auf die Hierarchien und die hohe Flexibilität nach wie vor vorhanden war. Ich wurde bereits nach den ersten Wochen in ein großes Projekt mit einbezogen, in dem es darum ging, nahezu alle Prozesse nach der Bestellung des Kunden auf neue IT-Komponenten umzustellen. Innerhalb des Projektes wurde mir frühzeitig Verantwortung übertragen, wodurch ich schnell viel Wissen aufbauen konnte, das mir noch heute in der täglichen Arbeit weiterhilft. Es macht mir großen Spaß, mit einem jungen Team zusammenzuarbeiten. Die Atmosphäre ist dadurch sehr locker. Das hilft oft weiter und kommt mir bei technischen Fragen zugute. Auch bis hoch zu den Abteilungsleitern und zum Management hat niemand Berührungsängste, mit einer guten Idee oder einer Frage auf einen Kollegen zuzugehen. Hier stehen nicht Hierarchien, sondern Pragmatismus im Vordergrund. Zur Lösung eines Problems werden dann auch mal bestehende Prozesse umgeworfen und neu aufgesetzt. Heute bin ich Produktmanager im Order-Team. Dabei kümmere ich mich in Absprache mit dem technischen Leiter um die kontinuierliche Verbesserung der Plattform, wobei mir mein BWL-Studium hilft, Prioritäten zu setzen und abzuwägen, welche Änderungen den größten Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben.

Jung und erfolgreich bei: Rewe

Wenn ich meinen Freunden von meinem Job bei Rewe als Projektassistentin der Geschäftsleitung erzähle, fangen meine Augen an zu leuchten und ich komme so richtig in Fahrt. Ich erzähle dann von neuen Produkten, deren Einführung ich mitbegleiten durfte, von Special-Promotion-Aktionen, für die ich Infomappen erstellt habe, von neuen Konzeptmärkten, die ich besuchen durfte, und von vielem mehr. Ich denke, dass das Geheimnis darin liegt, dass ich einen Arbeitgeber gefunden habe, mit dem ich mich gut identifizieren kann. Von Anne Lowitz

Name: Anne Lowitz Position: Projektassistentin der Geschäftsleitung Stadt: Köln Alter: 27 Jahre Studium: BWL an der Universität zu Köln Spezialisierungen: Controlling, Betriebliche Finanzierungslehre, Wirtschafts- und Sozialgeografie und Messewirtschaft Studienabschluss: Diplom 2010 Interessen: Sport, Backen, Südafrika berufliches Ziel: vertriebliche Führungskraft bei Rewe
Dass ich nach meinem BWL-Studium an der Universität zu Köln an einem Traineeprogramm teilnehmen wollte, war mir relativ schnell klar. Wo sonst hat man die Möglichkeit, in so viele Bereiche hineinzuschauen und ein Netzwerk an Kollegen und Wissen aufzubauen, das einen in der Zielposition weiterbringt? Aber die passende Branche musste ich erst noch finden. Hierbei halfen mir die Praktika in meiner Studentenzeit. Von den Spezialisierungen „Controlling und Finanzierung“ unterstützt, versuchte ich es zunächst in der Wirtschaftsprüfung. Die kreative Erarbeitung von Lösungsansätzen und die Nähe zum Menschen fehlten mir jedoch. Mit einem Praktikum in der Messebranche kam ich dem Ganzen schon näher. Die Messewelt war damit heißer Favorit für meinen Berufsweg. Das Praktikum bei einem mittelständischen Einzelhändler legte dann allerdings den Grundstein für meine Karriere im Handel. Vom Traineeprogramm bei Rewe erzählte mir ein Kommilitone. Der Blick in die Stellenbeschreibung zeigte mir, dass das Programm sehr generalistisch aufgebaut ist. Ich kann nahezu jede beliebige Abteilung aus jeder Vertriebslinie der Unternehmensgruppe wie Rewe, Pro Markt, Penny oder Toom Baumarkt als Station auswählen und verbringe drei Monate im Markt, um das Basisgeschäft kennenzulernen. Zusätzlich ist eine Station im Ausland geplant. Gelesen, beworben, Vertrag unterschrieben – die 18 Monate Traineezeit gingen schnell vorbei, und nun bin ich als Projektassistentin der Geschäftsleitung für den Vertrieb fest im Berufsleben angekommen. Besonders schön ist für mich, dass mir hier viele der Themen und Kollegen, mit denen ich in der Traineephase zu tun hatte, wieder begegnen. Und die Zeit, die ich im Supermarkt verbracht habe, ist Gold wert. Dank ihr habe ich einen viel besseren Blick auf das Geschehen im Markt und kann meine Projekte besser darauf abstimmen. In etwa zwei Jahren geht es für mich weiter in die nächste Position. Wo ich dann landen werde, weiß ich noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass die Erfahrungen, die ich bis dahin sammeln werde, der Austausch mit meinen Kollegen und die Motivation, die ich aus meinen Projekten ziehe, mich zur richtigen Zeit zum richtigen Platz führen werden.

E-Mail für Dich

Von: Claudia Kreutel Gesendet: Mittwoch, den 15. November 2012 An: Studenten und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften Betreff: Mit dualem Studiengang zur Filialleiterin bei dm Liebe Leserinnen und Leser, ich habe vor vier Jahren Abitur gemacht. Was danach kommen sollte, musste ich mir nicht lange überlegen: Ich wollte im Handel arbeiten, genauer gesagt in der Drogeriemarktbranche. Warum ich mir da so sicher war? Meine Eltern haben ein eigenes Geschäft, das auch Drogeriewaren führt. Die Leidenschaft für dieses Sortiment wurde mir also schon in die Wiege gelegt. Ich wollte aber mehr als „nur im Laden stehen“, sondern auch viele Hintergründe erfahren und mir ein breites Fachwissen aneignen – am besten durch ein Studium. Das Studienangebot von dm-drogerie markt mit Theoriephasen an der Dualen Hochschule in Karlsruhe war deshalb die perfekte Lösung für mich. Betriebswirtschaftslehre in der Fachrichtung Handel mit dem Schwerpunkt Filiale hieß der Studiengang, für den ich mich mit 19 Jahren entschied. Heute bin ich 23 und als Filialleiterin für ein Team von zwölf Kollegen verantwortlich. Was dazwischen liegt? Vier Jahre Herausforderung – anstrengende, aber vor allem wahnsinnig spannende Zeiten. Unsere Studieninhalte waren vielfältig: Sie reichten von BWL-Fächern über VWL, Marketing und Wirtschaftsrecht bis hin zur Mitarbeiterführung. Wenn man das Studium beginnt, muss man sich bewusst sein, dass man von mehreren Seiten gefordert wird. Auf der einen Seite gibt es die theoretischen Phasen an der Dualen Hochschule mit Projektarbeiten, Bachelorarbeit und intensiven Blockphasen. Auf der anderen Seite habe ich in einem dm-Markt gearbeitet und mich auf die Aufgaben einer Filialleiterin vorbereitet. Da bin ich auch schon mal an meine Grenzen gestoßen. Ich habe aber schnell gelernt, selbstständig zu arbeiten und durfte viel Verantwortung übernehmen. In den Praxisphasen habe ich unterschiedliche Märkte, aber auch Unternehmensbereiche außerhalb der Filiale kennengelernt. Dass man einen ganzheitlichen Einblick bekommt, ist wichtig. Nur dann kann man Zusammenhänge verstehen. Noch während meines Studiums an der Dualen Hochschule habe ich die Leitung des Marktes im baden-württembergischen Meßkirch übernommen. Das ist nun ein halbes Jahr her. Oft werde ich gefragt, wie mein typischer Arbeitsalltag aussieht. Dazu kann ich nur sagen: Es gibt keinen. Und genau das liebe ich an meinem Beruf. Wenn ich morgens in den Markt komme, weiß ich manchmal nicht, was mich erwartet. Vielleicht hat mein Lehrling eine neue Idee, vielleicht ist ein Mitarbeiter krank, oder eine große Aktion für unsere Kunden steht an. Für mich heißt es jeden Tag, meinen eigenen Weg zu finden und schnell auf Situationen zu reagieren. Denn als Filialleiter gibt es kein Schema F, nach dem man sich in allen Fällen richten kann. Die größte Herausforderung ist es, Verantwortung für Mitarbeiter zu tragen. Man muss sich in andere hineindenken können, Fingerspitzengefühl entwickeln und immer wieder individuell auf sie eingehen können. Dann bekommt man auch was zurück: Wir sind einfach ein tolles Team. Viel Erfolg und Spaß beim Berufseinstieg wünscht Claudia Kreutel Filialleiterin dm-drogerie markt www.dm.de

Interview mit Mathias Eckert

Vor 17 Jahren kam Mathias Eckert als Einsteiger zum Bekleidungshersteller und Franchise-Betreiber s.Oliver. Schritt für Schritt arbeitete er sich nach oben – und ist seit 2012 als Managing Director Teil der fünfköpfigen Geschäftsführung. Worauf es beim Aufstieg ankam und welche Trends die Textilbranche derzeit bestimmen, erzählte er im Interview mit André Boße.

Zur Person

Der heute 42-Jährige startete 1992 seine Ausbildung zum Industriekaufmann in der Textilbranche. Zuvor hatte er den Handel durch Aushilfsjobs zwischen Abitur und Bundeswehrzeit sowie durch ein Praktikum kennengelernt. 1995 kam er dann zu s.Oliver und durchlief im Rhythmus von rund zwei Jahren diverse Stationen im Unternehmen – vom Abteilungsleiter Casual und Selection Men über den Gebietsverkaufsleiter Baden-Württemberg und Vertriebsleiter Wholesale Deutschland bis zum Vertriebsdirektor Global Wholesale. Nach vier Jahren in dieser Position stieg der zweifache Familienvater 2012 zum Managing Director der gesamten Markenwelt des Unternehmens auf und verantwortet den Bereich International Wholesale & Franchise. Dieser umfasst unter anderem die Vertriebsleitung, International Sales Organisation, Koordination der Regional Heads sowie Key Account Wholesale und Key Account Mail Order Department.
Herr Eckert, Sie arbeiten schon seit Ihrem ersten Praktikum in der Einzelhandelsund Textilbranche. Wussten Sie schon als junger Mann, dass diese Branche die richtige für Sie ist? Wenn ich ganz ehrlich bin, dann hat sich bei mir der Weg erst relativ spät gefestigt. Mit 16 wollte ich noch ganz sicher Architekt werden, und auch nach dem Abitur stand dieser Beruf für mich immer noch an absolut erster Stelle. In der Übergangsphase vor dem Antritt meiner Bundeswehrzeit habe ich dann neben meinem Aushilfsjob im Textileinzelhandel für einige Zeit bei einem renommierten Stricker in meiner schwäbischen Heimat gearbeitet. Hier habe ich die Branche kennen- und lieben gelernt. Vor allem das Thema Vertrieb war sofort meine große Leidenschaft. Nach der Bundeswehr stand also fest: Ich muss in die Textilbranche. Was war beim Einstieg das wichtigste Sprungbrett? Die Ausbildung zum Industriekaufmann – und ein Quäntchen Glück. Bei meinem Aushilfsjob im Einzelhandel hatte ich den damaligen Handelsvertreter für s.Oliver in Baden-Württemberg kennengelernt, der mich direkt nach der Ausbildung mit auf die Herrenmodewoche nach Köln genommen hat. Das war natürlich ein Traumstart. Erinnern Sie sich noch an Know-how, das Sie schon sehr früh in Ihrer Karriere gelernt haben – und das bis heute wichtig ist? Für mich waren die wichtigsten Aspekte: Offenheit für alles und alle. Sich für nichts zu schade sein. Kontakte knüpfen und pflegen – und sich Menschen suchen, an denen man sich orientieren kann, um damit seine eigene Leistungsfähigkeit auszuloten. Das ist wie im Sport: Wer stets mit einem Besseren spielt, lernt am meisten. Auch wenn sich das zunächst wie eine Niederlage anfühlt: Das sind die echten Gewinne – für den Job und für das Leben. Welche weiteren Talente und Eigenschaften benötigt man, um zielstrebig den Weg vom Praktikanten und Lehrling bis zum Managing Director eines Konzerns zu gehen? Abgesehen von dem eben schon erwähnten Quäntchen Glück, das man in so einer Entwicklung auch benötigt, ist es sicher wichtig, Zielstrebigkeit mitzubringen. Man muss an sich und seine Talente glauben – und wenn man die Chance bekommt, sich zu beweisen, dann sollte man sie auch ergreifen. Wichtig ist dabei jedoch, dass man sich nicht überschätzt. Die Folge ist dann oft, dass man einen zu schnellen Schritt macht, und die Gefahr, sich auf dem Weg nach oben zu verbrennen, ist täglich gegeben. Was ist denn Ihrer Meinung nach der richtige Zeitpunkt für den nächsten Schritt? Wenn man in seiner aktuellen Position ausreichend bewiesen hat, dass man es kann. Für mich war immer wichtig, dass ich die aktuelle Position und Situation für mich beherrschbar gemacht habe. Nur dann hatte ich genügend eigene Ressourcen, um mich für neue Aufgaben vorzubereiten. Wie hat sich Ihrer Beobachtung nach die Einzelhandels- und Textilbranche seit Ihrem Einstieg Anfang der 90er-Jahre verändert? Der Handel hat sich in vielen Punkten wesentlich gewandelt. Es ist alles schneller geworden. Gerade die Entwicklung, pro Jahr zwölf Kollektionen zu präsentieren, hat eine unglaubliche Dynamik in unser Business gebracht. Ende der 90er-Jahre kamen dann die „Vertikalen“ wie Zara und Co. massiv auf den europäischen Markt … … also die Ketten, die sämtliche Geschäftsstufen kontrollieren, vom Design bis zum Verkauf … … und plötzlich schaute die ganze Branche auf diese Konkurrenz, die zugleich Feind- und Leitbild war. Die Industrie hat dann eigene „Retail Stores“ eröffnet und neue Franchise-Konzepte etabliert. Viele Fachhändler haben sich dagegen aus den großen Metropolen zurückgezogen. Es begann auch die Zeit stärkerer Kooperationen mit den Warenhäusern, um auf diesem Wege neue Verkaufsstellen zu erobern. Eine neue Herausforderung stellt heute das Online-Business dar. Hier liegt für uns die wesentliche Aufgabe darin, den noch vergleichsweise jungen Vertriebskanal harmonisch im Sinne eines Geschäfts mit vielen Kanälen in das heutige Vertriebsumfeld zu integrieren, um nutzbare Schnittstellen zum stationären Handel zu schaffen. Wie haben sich in diesem Zuge die Erwartungen an Hochschulabsolventen geändert, die in Ihrer Branche einsteigen? Die Anforderungen haben sich wesentlich im Bereich Internationalität geändert. Wir sind in der Branche mehr denn je gefordert, uns auch im internationalen Geschäft aufzustellen und uns dort zu Hause zu fühlen. Eines jedoch ist immer noch unschlagbar wichtig: Das ist die Praxiserfahrung. Man muss die Branche kennenlernen, und das erreicht man nur, indem man sich in ihr bewegt und in ihr lebt. Dafür ist es auch wichtig, gut vernetzt zu sein und viel zu kommunizieren. Gerade in Gesprächen erfährt man viele Dinge, die für den eigenen Weg sehr wichtig sind. Ich halte es da mit dem, was unser Inhaber Bernd Freier sagt: „Schlaue Freunde sind das Wichtigste.“ Angenommen, Sie hätten einen Tag lang Zeit, um Hochschulabsolventen die Arbeitsrealität Ihrer Branche vor Augen zu führen. Was würden Sie mit dieser Gruppe unternehmen? Das ist natürlich eine große Herausforderung an einem einzigen Tag. Ich würde die Absolventen morgens in unserem Hauptquartier in Rottendorf empfangen, würde sie durch die einzelnen Abteilungen führen und die einzelnen Abläufe erklären, wie wir unsere Mode vom Designentwurf bis zu den ersten Mustern gestalten. Für einen kleinen Einblick in das Vertriebswesen zum Zeitpunkt der Order, wenn also unsere Stores und Großhandelspartner die neue Kollektionsware bestellen, würden wir in die Showrooms fahren, in denen wir die Waren unseren Kunden präsentieren. Das ist eine wichtige Erfahrung, weil hier deutlich wird, wie die Kunden denken und handeln und wie wir Ware gemeinsam steuern. Am Nachmittag würde ich ein Shoppingcenter in einer Innenstadt besuchen. Die Absolventen sollen spüren, was dort, direkt am Point of Sale, passiert. Am Abend würde ich mit den Absolventen, zwei bis drei Mitarbeitern sowie dem einen oder anderen Kunden gemeinsam Essen gehen, viel erzählen und alle Fragen beantworten.

Zum Unternehmen

Sein erstes Geschäft öffnete der Franke Bernd Freier unter dem Namen „Sir Oliver“ im Jahr 1969 in Würzburg. Aus markenrechtlichen Gründen folgte 1978 die Umbenennung in s.Oliver. Heute betreibt das Unternehmen mit Sitz in Rottendorf im Landkreis Würzburg 262 eigene Stores, die das Unternehmen auf eigene Rechnung führt, 323 Stores mit Partnern (also Franchise-Filialen) sowie im Großhandel 2724 Shops mit eigenem Ladenbau und 3394 Verkaufsflächen innerhalb von Warenhäusern. Der Bekleidungshersteller und Handelskettenbetreiber erwirtschaftete 2011 einen Rekordumsatz in Höhe von 1,48 Milliarden Euro. Der internationale Umsatzanteil liegt bei 27 Prozent. Produziert wird hauptsächlich in Asien sowie in West- und Osteuropa. Internationale Märkte für das Unternehmen sind unter anderem Indien, Frankreich, Italien, Russland oder Schweden. Für s.Oliver sind weltweit 7872 Mitarbeiter tätig, davon in Deutschland 5292 und alleine in der Unternehmenszentrale Rottendorf 1879. Die Geschäftsführung hat fünf Mitglieder, darunter der Gründer und heutige CEO Bernd Freier.