Kontrollierte Mobilität

Für Bauingenieure, die hauptsächlich Auslandsprojekte betreuen, sind Flexibilität und Mobilität unerlässliche Voraussetzungen. Dies heißt jedoch nicht, dass man auf sein soziales Leben verzichten muss, wie das Beispiel von Jan Loosen zeigt. Von Christoph Berger

Selbst wenn das Gebäude im Süden von Katars Hauptstadt Doha schnurgerade verlaufen würde: Mit bloßem Auge wäre sein Ende wahrscheinlich nicht auszumachen. Über acht Kilometer lang ist der dort in den letzten fünf Jahren entstandene Gebäudekomplex, in dem sich Geschäfts-, Büro- und Wohneinheiten befinden. Seine Bruttogeschossfläche beträgt knapp 900.000 Quadratmeter – das entspricht etwa der Größe von 110 Fußballfeldern. Das Projekt trägt den Namen „Barwa Commercial Avenue“. Im Jahr 2009 war es mit einem Auftragsvolumen von 1,3 Milliarden Euro der bis dahin größte Einzelauftrag in der Unternehmensgeschichte von Hochtief. Der 33-jährige Bauingenieur Jan Loosen war von Beginn an in das Projekt involviert. 2006 hatte er sein Studium an der FH Biberach abgeschlossen und direkt bei dem Baukonzern seine erste Stelle begonnen. „Bereits während des Studiums hatte ich mir die für mich relevanten Einstiegsmöglichkeiten über Praktika angesehen: Ingenieurbüro und Bauunternehmen“, erzählt er. Die Wahl fiel auf Letzteres, da er dort einen umfassenderen Blick auf die Projekte bekomme, wie er sagt. Und: „Ich fühle mich auf der Baustelle wohl.“ Ihm gefällt außerdem, dass er sämtliche Phasen eines Projekts begleitet: die Angebotsvorbereitung, die Start-up-Phase, in der die Baustelle eingerichtet wird, sowie die Ausführungsphase. Nachdem er in den Bewerbungsgesprächen und einem ganztägigen Assessment Center überzeugt hatte, startete er direkt im Bereich Major International Projekts. Die Niederlassung bearbeitet weltweit Großprojekte. „Der Reiz liegt für mich dabei noch heute in den Projektgrößen“, sagt er. „Und dann ist da noch eine andere, allerdings schwer zu beschreibende Komponente, die fasziniert.“ Loosen meint ein gewisses Gefühl der Spannung, dass bei Auslandsprojekten immer mitschwingt – und das Leben in anderen Kulturen für bestimmte Zeit. Bereits im August 2007 flog er mit zehn Kollegen in den Golfstaat, um das dortige Umfeld zu erfassen und dem Auftraggeber ein Angebot zu unterbreiten. Später, in der Pre-Construction- Phase, wuchs das Team auf etwa 50 Kollegen an. „Zum Baustart folgten weitere 100 Kollegen aus Deutschland und 300 weitere lokale Angestellte. Dazu kamen etwa 15.000 Arbeiter auf der Baustelle“, schätzt er. Da gilt es, den Überblick zu wahren. Und die Arbeiten zu überwachen. Bauen im Ausland bedeutet besondere Rahmenbedingungen zu meistern: dazu zählen in Katar die klimatischen Bedingungen und die logistischen Voraussetzungen. „Bei dem Barwa- Commercial-Avenue-Komplex haben wir Produktionsunterschiede je nach Arbeitszeitraum in den Terminplan einkalkuliert“, sagt er. Nach drei Monaten folgte Loosens Familie nach Katar. Das war eine seiner Bedingungen, um bis Mitte 2012 dort zu bleiben. Der inzwischen zweifache Familienvater sagt: „Hochtief bietet einen Familienvertrag an. Der war mir enorm wichtig.“ Überhaupt versucht das Unternehmen, für die Mitarbeiter eine ausgewogene Balance zwischen Beruf und Privatleben zu organisieren, zum Beispiel unterstützte Hochtief maßgebend die Gründung einer deutschen Schule mit Kindergarten in Katar. Diesen Sommer schloss Loosen seine Arbeiten in Katar ab und kam mit seiner Familie zurück nach Deutschland. Doch an Stillstand ist nicht zu denken. Läuft alles nach Plan und gewinnt Hochtief den nächsten großen Auftrag, geht es für Jan Loosen, seine Familie und Kollegen wieder ins Ausland, voraussichtlich nach England. „Für Projekte ab einer Länge von zwei Jahren würden wir immer wieder ins Ausland gehen“, sagt er. Momentan steckt er mit seinem Team in der Angebotsphase für ein gewaltiges Brückenprojekt im Nordwesten der Insel – eines der Top-100-Infrastrukturprojekte weltweit. Es geht dabei nicht nur um den Bau einer sechsspurigen Brücke, sondern auch um deren anschließenden Betrieb. Und Loosen hat bereits wieder begonnen zu pendeln.

Interview mit Jörg Rösler und Lothar Schulz

Ein Interview, zwei Gesprächspartner: Jörg Rösler und Lothar Schulz sitzen im Vorstand der deutschen Strabag und berichten über ihre Branche und die Karrierewege eines Bauingenieurs. Ihr Rat an Nachwuchskräfte: das Grundlagenwissen nicht vergessen – und sich die Freude an einem Beruf bewahren, der sehr viel Glücksgefühle bietet. Die Fragen stellte André Boße.

Lothar Schulz

Lothar Schulz wurde 1964 in Staaken/ Berlin geboren. Nach Abitur und technischer Berufsausbildung studierte er an der Technischen Universität Magdeburg mit Abschluss Diplom-Ingenieur. Seine berufliche Laufbahn begann Schulz bei dem Berliner Bauunternehmen Reh & Co. Straßenbau. Im Jahr 1997 wechselte er in die Strabag-Gruppe, wo er zuletzt als technischer Direktionsleiter des Unternehmens für den Verkehrswegebau in Berlin und Brandenburg verantwortlich war. Als Mitglied des Vorstands ist Schulz zuständig für die technische Leitung des Unternehmensbereichs Nord, der die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg sowie einige angrenzende europäische Nachbarländer umfasst. Der Vater zweier Töchter ist Vizepräsident und Mitglied des Vorstands des Bauindustrieverbands NRW.
Herr Rösler, Herr Schulz, in der Bauwirtschaft ist derzeit viel vom Wandel und von Umbrüchen die Rede. Auf was für eine Branche trifft ein Bauingenieur, der jetzt einsteigt?
Schulz: Es findet derzeit eine erneute Konsolidierung statt. Viele Unternehmen, vor allem Großkonzerne, sind auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern, wobei sie vor der Entscheidung stehen, sich weiter auf den baulichen Sektor zu fokussieren oder stärker Felder wie Industriedienstleistungen, Projektmanagement oder Facility Management zu erobern. Wie hat sich Ihr Konzern entschieden? Schulz: Für beides. Die Strabag AG wird auch weiterhin vorrangig den reinen Bauleistungssektor bedienen. Aber innerhalb des Strabag SE Konzerns, unserer Muttergesellschaft in Wien, entwickeln wir auch die Geschäfte auf den eben genannten anderen Säulen weiter und sind somit in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette abzudecken. Wie hat der Energiewandel die Branche verändert? Rösler: Dieser Wandel beginnt ja jetzt erst, und er wird uns in den nächsten 10 bis 15 Jahren massiv beschäftigen, da hinter dem politischen Willen eine Vielzahl von Bauprojekten hängt. Da geht es zum Beispiel um die Fragen, wie wir den Strom aus Offshore-Projekten von Nord nach Süd transportieren oder welche Speicherkapazitäten für regenerative Energien gebaut werden. Das sind alles hochaktuelle Themen, wobei auch die Dauerbrenner nicht vernachlässigt werden dürfen. Bei der Verkehrsinfrastruktur in Deutschland zum Beispiel hat sich ein enormer Investitionsstau aufgebaut. Dazu fällt mir ein alter Werbespruch ein: Es gibt viel zu tun, packen wir’s an. Schulz: So einfach ist es aber leider nicht, weil zu jedem Projekt ein Budget gehört und die Bereitstellung von Geldern aus öffentlichen Haushalten sehr angespannt ist. Folgt daraus eine höhere Ausrichtung auf Privatkunden? Schulz: Durchaus. Daher ist das Baumarketing heute zum Schlüsselbegriff geworden. Die Frage ist also: Wie erreiche ich den Kunden? Welche Methoden helfen mir dabei, mich besser als der Wettbewerber zu positionieren? Rösler: Wobei es für uns darauf ankommt, bei der Ausrichtung sehr flexibel zu reagieren. Zieht die Konjunktur an, sind Privatkunden eher bereit, Bauvorhaben zu stemmen. Gibt es Anzeichen für geringes Wachstum, sinkt diese Bereitschaft häufig wieder.

Jörg Rösler

Jörg Rösler wurde 1964 in Gotha geboren. Nach Abitur und Armeedienst studierte er von 1984 bis 1987 an der Ingenieurschule für Bauwesen in Gotha mit Abschluss Diplom-Ingenieur. Sein Berufseinstieg als Ingenieur erfolgte 1987 in der Kommunalen Einrichtung für Straßenwesen der Stadt Gotha. Zur Strabag-Gruppe kam er 2001. Dort übte er bis zu seiner Berufung in den Vorstand der Kölner Strabag AG im Januar 2011 in verschiedenen Konzerngesellschaften Führungspositionen aus. Als Mitglied des Vorstands ist Rösler zuständig für die technische Leitung des Unternehmensbereichs Süd: Der Bereich umfasst die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen und Sachsen. Rösler ist Mitglied im Vorstand der Bundesfachabteilung Straßenbau des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie e. V. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.
Muss sich ein Bauingenieur, der jetzt einsteigt, Sorgen machen, wenn er auf die Konjunkturaussichten der kommenden Monate blickt? Rösler: Er muss flexibel sein. Aber Sorgen muss er sich nicht machen: Es hat in den vergangenen Jahren deutlich wildere Aufs und Abs gegeben, wobei sich gezeigt hat, dass sich in jeder Phase neue Dinge ergeben haben, die unsere Entwicklung gefördert haben. Das zeigt sich übrigens auch an der Zahl unserer Mitarbeiter, die seit Jahren und unabhängig von der Konjunktur stabil bleibt oder wächst. Es gibt also keinen Grund zur Sorge. Vor vier, fünf Jahren haben sich viele junge Leute verrückt machen lassen. Da hieß es: „Der Bau geht nach unten.“ Heute zeigt sich, dass der Bedarf an Bauingenieuren so massiv ist, dass wir vor der Aufgabe stehen, die neue Generation zu umwerben, wenn sie noch an den Hochschulen studiert. Wobei ich feststelle, dass in den letzten 20 Jahren zu jeder Zeit eher zu wenige als zu viele Bauingenieure auf dem Markt waren. Wie bewerten Sie die Qualifikationen der Absolventen? Schulz: Wir beobachten tendenziell einen leichten Rückgang von Grundlagenwissen. Dieses Grundlagenwissen ist jedoch die Voraussetzung einer guten Karriere in der Bauwirtschaft. Zwar kann die moderne Software viele Ergebnisse liefern, aber interpretieren muss diese der Bauingenieur selbst. Und das geht nicht ohne anwendungsbereites Wissen in Mathematik, Physik, technischer Mechanik, Statik, Baustofflehre oder Konstruktion. Um es auf den Punkt zu bringen: Unsere Branche lebt von der Fachkompetenz. Wer glaubt, alleine mit Skills wie sozialer Kompetenz, Kommunikation und Teamfähigkeit Karriere machen zu können, wird früher oder später Schwierigkeiten bekommen. Rösler: Das A und O ist heute ein möglichst optimales Bauprozessmanagement. Große Bauprojekte, besonders im Bereich der Infrastrukturmaßnahmen, sind heute deutlich komplexer als früher, das Zeitfenster ist dagegen wesentlich kleiner. Nehmen Sie den Ausbau der A9: Rund 35 Millionen Euro Leistung in 100 Tagen bei vollem Verkehr. Früher gab es Vollsperrungen, wenigstens halbseitige Sperrungen. Heute wird der Kunde Autofahrer geschont, sodass wir den Bau unter wesentlich schwierigeren Umständen durchführen müssen. Für Bauingenieure bedeutet das: Gebaut wird teilweise Tag und Nacht, 24 Stunden, sieben Tage die Woche – und besonders häufig in der Ferienzeit. Welches an der Hochschule erlernte Wissen erweist sich im Berufsalltag als besonders wichtig? Schulz: Der gesamte Kalkulationsund Planungsprozess hat sich in den vergangenen zehn Jahren komplett digitalisiert. Auch im Bauablauf gibt es heute eine Vielzahl an Methoden des Controllings, um den Bauprozess im Griff zu behalten. Absolventen, die an den Hochschulen hierzu erste Erfahrungen sammeln konnten, besitzen natürlich einen Vorteil. Der Einstieg in die Welt des realen Baualltags gelingt dadurch deutlich besser. Welche Optionen bieten sich jungen Bauingenieuren, die sich für eine Fachkarriere in der Forschung und Entwicklung interessieren? Rösler: Wir entwickeln neben Bautechnologien auch Baugeräte, zum Beispiel Betondeckenfertiger oder Asphaltdeckenfertiger, wobei wir die Prototypen für uns erarbeiten und diese Entwicklungen dann an die Maschinenbauindustrie weitergeben. Wir forschen aber auch an neuen Baustoffen oder arbeiten gemeinsam mit der Bundesanstalt für Straßenwesen an Innovationen wie zum Beispiel Datenchips in der Asphaltdecke, die uns unzählige nützliche Informationen über den Zustand einer Straße geben können. Sie sprachen gerade von der hohen Komplexität und dem Zeitdruck des Geschäfts. Wie wichtig ist es in Ihrer Branche, von Beginn an auf eine gute Balance aus Arbeit und Freizeit zu achten? Schulz: Das ist in der Tat ein wichtiges Thema, gerade mit Blick auf Projekte, die rund um die Uhr und mit kleinem Zeitfenster laufen. Ich denke, jeder sollte ein ausgewogenes Verhältnis aus Beruf und Freizeit finden. Es wird Zeiten geben, in denen das aktuelle Projekt im absoluten Fokus steht. Demgegenüber müssen verlässliche Bedingungen zum Freizeitausgleich vorliegen. Eine ist der verlässlich planbare Urlaub mit Familie und Freunden. Wir bieten aber auch im Unternehmen Fitnessprogramme an, zu denen auch Coachings für Stressbewältigung gehören. Wobei ich persönlich sagen muss, dass die Betätigung als Bauingenieur durch ihre Vielfältigkeit Auflockerung erfährt. Man ist in der Regel viel unterwegs, erlebt die Dynamik eines Teams und regelmäßig freudige Ereignisse, wenn ein Projekt abgeschlossen ist. Welche Bauprojekte haben Ihnen besonders viel Freude bereitet? Rösler: Das Bauprojekt A2 von Frankfurt/Oder nach Posen kurz vor der Europameisterschaft in Polen. Das waren 100 Kilometer Autobahn in zwei Jahren – da konnten wir als Konzern mal zeigen, was in uns steckt. Wobei wir sogar vor der Frist fertig geworden sind. Schulz: Meine Antwort wird Sie vielleicht überraschen: Aber es waren diverse Teilprojekte zum Aus- und Neubau zahlreicher Roll- und Vorfeldflächen am neuen Flughafen Berlin-Brandenburg. Wir haben dort unsere Pojekte erfolgreich beendet – und zwar pünktlich und zur Zufriedenheit des Kunden. Es ist zwar schade, dass das Projekt heute äußerst negativ bewertet wird, aber es gehört für einen Bauingenieur eben auch dazu, die verzerrte oder stark verkürzte öffentliche Meinung zu ertragen – was natürlich dann einfacher ist, wenn der Kunde mit der Arbeit zufrieden ist, wie es bei uns der Fall war. Zum Abschluss: Welche Themen werden Ihrer Meinung nach die Bauingenieure in Zukunft beschäftigen? Schulz: Mit Blick auf den weiteren Ausbau unserer Seehäfen wird es um die Erschließung des Hinterlandes gehen. Gewaltige Containerfrachten müssen abgewickelt werden, und dafür muss natürlich die Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung stehen. Mit Blick auf Nordrhein-Westfalen, unserem bevölkerungsreichsten Bundesland, muss der Ausbau des Infrastrukturnetzes deutlich vorangetrieben werden – wobei wir hier von einem Jahrzehnteprojekt reden. Ein wesentliches Thema ist dabei die dynamische Verkehrsführung, also die Frage, wie der Verkehr zu unterschiedlichen Tageszeiten optimal über die Hauptschlagadern unseres Verkehrsnetzes gesteuert wird. Rösler: Dabei geht es nicht nur darum, dass der Verkehr läuft, sondern auch, dass die Umwelt- und Lärmschutzbedingungen eingehalten werden. Die Schweiz ist da viel weiter und verlegt den Verkehr mehr und mehr auf unterirdische Straßen. In Deutschland ist in dieser Hinsicht noch sehr viel zu tun. Wir müssen die Verkehrsinfrastruktur so ausbauen, dass die Menschen künftig möglichst wenig von dem Verkehr mitbekommen.

Zum Unternehmen

Die Strabag AG, mit Hauptsitz in Köln, blickt als Marktführer im deutschen Verkehrswegebau auf eine fast 90-jährige Tradition zurück – das Unternehmen wurde 1923 gegründet. Im Konzernverbund der österreichischen Strabag SE, die heute zu den größten europäischen Baukonzernen zählt, bearbeitet die Strabag AG mit rund 12.000 Mitarbeitern und zahlreichen Tochter- und Beteiligungsgesellschaften vorwiegend die Fläche Deutschland. Das Leistungsspektrum des Unternehmens erstreckt sich vom Asphalt- und Betonstraßenbau, Gleisbau, Kanal- und Rohrleitungsbau sowie Sportstättenbau über Umwelttechnik bis hin zu Sonderbauweisen und Dienstleistungen im Bauwesen. Das Unternehmen verfügt zudem über ein flächendeckendes Netz von Asphaltmischanlagen, Steinbrüchen, Schotterwerken sowie Sand- und Kiesgruben.

„Es wird immer interdisziplinärer“

Dr. Rainer Schofer ist Präsident des Deutschen Verbands der Projektmanager in der Bau- und Immobilienwirtschaft (DVP). Seine Botschaft an Bauingenieure, die sich für eine Karriere im Projektmanagement interessieren: Nicht allein das Interesse gibt einen Startvorteil gegenüber anderen Absolventen, ohne vielfältiges Know-how geht es nicht. Die Fragen stellte André Boße

Dr. Rainer Schofer, Foto: SMV
Dr. Rainer Schofer, Foto: SMV
Dr. Rainer Schofer ist Gesellschafter des Berliner Bau-Projektmanagerunternehmens SMV und Präsident des Fachverbandes DVP. Sein Studium als Bauingenieur absolvierte er an der TU Berlin, wo er 1981 auch promovierte.
Herr Dr. Schofer, was sollten Bauingenieure mitbringen, wenn sie ins Projektmanagement einsteigen möchten? Ein gut absolviertes Grundlagenstudium ist die Voraussetzung. Wobei Bauingenieure gegenüber Wirtschaftsingenieuren und Betriebswirtschaftlern einen Vorteil haben, weil diese in ihrem Studium oft zu geringe technische Grundkenntnisse vermittelt bekommen haben. Danach wäre ein spezielles Projektmanagement-Aufbaustudium ideal. Wer Zeit sparen möchte, kann auch entsprechende Seminare belegen, die zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement oder der Berliner Akademie der Immobilienwirtschaft angeboten werden. Ein wesentliches Know-how besteht heute in interdisziplinären Fachkenntnissen. Dazu gehören das Bauordnungs- und Vertragsrecht, die Technische Gebäudeausrüstung oder Produktkenntnisse bei Baustoffen und ihren Zertifikaten. Wie hat sich das Projektmanagement großer Bauvorhaben gewandelt? Die Entwicklung geht hin zu interdisziplinären Ansätzen. Kein Gewerk ist mehr für sich abgrenzbar. Zum Beispiel umfassen energetische Optimierungen nicht nur alle Gebäudebestandteile und Anlagen, sondern gleichermaßen auch das kommunale Umfeld sowie die Versorgungs- und Anbindungsmöglichkeiten. Die Folge ist eine immer größere Komplexität: Wo wir vor 15 Jahren die Projektsteuerung weitgehend auf die konkrete Planungs- und Ausführungsphase beschränken konnten, müssen wir heute bereits in der Projektentwicklung damit beginnen, Lösungskonzepte zu prüfen und Ziele zu definieren. Mit Blick auf die Finanzkrise ist festzustellen, dass nach Maßgabe der Banken ein höherer Controlling- Bedarf entstanden ist – wobei das Controlling auch die Aufgabe des Projektmanagers ist. Welche Rolle spielt der Projektmanager nach der Übergabe des Objekts an den Bauherrn oder Entwickler? Früher war das Projekt damit abgeschlossen. Heute gibt es eine Vielzahl von Aufgaben, die zum Teil noch Monate nach der Abnahme anstehen, da das Projektmanagement fest in den Ablauf der Inbetriebnahme integriert ist. Zu den Aufgaben zählen zum Beispiel die Mängelbeseitigung und die Erfassung von Nutzungskosten, die Sanierung der Altstandorte und die Koordination von notwendigen Nachhaltigkeitszertifizierungen.

Elektronische Bauprozesse

Studierende der Fachhochschule Regensburg haben Kriterien für eine umfassende Prozessoptimierung evaluiert – auf Basis einer elektronischen Vergabeplattform. Von Verena Mikeleit

Die Consumer-Branche machte es vor, nun will die Baubranche bei der Digitalisierung von Prozessen nachziehen. Während der Handel schon voll auf das Internet setzt, hinken die Bauunternehmen noch hinterher. So hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln mit seiner Tochter, der IW Consult, in Kooperation mit dem Branchenverband BITKOM untersucht, wie bedeutsam das Internet für die deutsche Wirtschaft ist. Im IW-Zukunfts panel, einer für Deutschland repräsentativen Unternehmensbefragung, wurden Unternehmen erstmals dazu befragt, welche Bedeutung das Internet innerhalb ihres Geschäftsmodells innehat. In dem Bericht heißt es unter anderem: „Betrachtet man die Vorreiter im Baugewerbe in Deutschland, so zeigt sich, dass bei diesen Unternehmen im Vergleich zu den anderen Branchenvorreitern das Internet die am wenigsten dominante Rolle in den Geschäftsmodellen spielt. Insgesamt 15 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe haben Geschäftsmodelle, die nur sehr schwach internetabhängig sind, 23 Prozent sind schwach internetabhängig. Mit nur 20 Prozent ist die Gruppe der Unternehmen, in denen das Internet eine zentrale Rolle spielt, aus dem Baugewerbe, verglichen mit den anderen Branchen, am kleinsten.“ Dies scheint erst einmal nicht verwunderlich, ist das Geschäftsmodell der Unternehmen doch der Bau, also die Planung, Durchführung und das Betreiben von Bauprojekten. Gleichzeitig ist die Branche jedoch auch geprägt von multidimensionalen und komplexen Prozessen. Und genau hier liegen enorme Potenziale. Die Studie „ForBAU“ empfiehlt beispielsweise die Einführung von Projektplattformen, die alle projektrelevanten Informationen unabhängig von Zeit und Ort für alle verfügbar machen. Dazu zählt übrigens nicht der rege Austausch von E-Mails – der sei kein adäquater Ersatz für moderne IT-Systeme. Die Autoren der Studie haben festgestellt, dass ein unstrukturierter Datenaustausch per E-Mail zu Redundanz und Verwirrung statt zur Transparenz führt. An dem Beispiel der e-Vergabe haben Studierende der Fachhochschule nun unsere e-Vergabe-Plattform im Rahmen ihrer BA-Thesis tiefgehend untersucht. Ziel war es, die elektronische Vergabe speziell an die Anforderungen der privaten Bauwirtschaft zu adaptieren. Im März dieses Jahres wurde auf Initiative und unter Leitung der Firmengruppe Max Bögl die Abschlussarbeit fertiggestellt. „Die Studierenden haben die spezifischen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz einer e-Vergabe- Plattform in der Bauindustrie im Rahmen ihrer Bachelorthesis definiert, damit diese auch von Generalunternehmern möglichst effizient genutzt werden kann“, erklärt Mathias A. Bartl von der Unternehmensentwicklung bei Bögl. Hintergrund der Bachelorthesis ist eine umfassende Prozessoptimierung innerhalb der Bauwirtschaft. „Die Bauindustrie befindet sich aktuell in einem fortdauernden Veränderungsprozess hin zum digitalen Planen und Bauen mit modernsten IT-Systemen“, so Erik von Stebut von RIB Software. Innovative Vertreter der Branche zählen hier zu den Vorreitern, die ihre Wertschöpfungspotenziale mit BIMERP- Technologie (BIM=Building Information Modelling, ERP=Enterprise- Resource-Planning) in den Bereichen Kalkulation, Angebotswesen, Ausführung und Abrechnung bereits signifikant erhöhen konnten.

Enterprise-Resource-Planning

Mithilfe von Enterprise-Resource-Planning (ERP) sollen alle in einem Unternehmen vorhandenen Ressourcen möglichst effizient eingesetzt werden – auch mit dem Ziel, die Geschäftsprozesse zu optimieren.
So agieren Bauunternehmen gewöhnlich gleichzeitig als Auftraggeber und als Auftragnehmer. Daraus resultieren Preisanfragen bei mehreren Tausend Nachunternehmern innerhalb der Kalkulationsphase bei großen Baukonzernen sowie auch innerhalb des Mittelstands. Das stellt einen unglaublichen Aufwand dar – gerade dann, wenn dieser Prozess manuell erfolgt: beispielsweise per E-Mail, Fax oder Post. Da bei privaten Bauunternehmen in der Regel verschiedene Unternehmensbereiche und Abteilungen Nachunternehmerleistungen und in unterschiedlichen Projektphasen Preisanfragen bearbeiten, sind bei manuellen Arbeitsschritten außerdem Fehler bei der Eingabe nicht auszuschließen. Bei elektronischen Prozessen können diese Fehler vermieden werden. Zudem beschleunigt er das gesamte Verfahren. So bleibt mehr Zeit für die eigentlichen Aufgaben im Unternehmen. Die Studierenden der FH Regensburg evaluierten nun auf Basis von Befragungen einen branchenweiten Wunsch nach durchgängiger Prozessund damit Kostensicherheit, wie er durch den Einsatz einer e-Vergabe- Plattform möglich werden könnte. Der Wunsch der Befragten ist es, einen standardisierten, phasen- und divisionenübergreifenden Ausschreibungsprozess für Nachunternehmerleistungen auf der Plattform zu konzipieren, der eine enorme Zeit- und damit Kostenersparnis bei Bauunternehmen möglich machen soll. Mit Hilfe einer speziellen Schnittstelle zwischen der BIM-ERP-Lösung und der e-Vergabe-Plattform soll dieser möglichst digital generiert werden.

Building Information Modelling

Beim Building Information Modelling (BIM) werden Gebäude mithilfe von Computermodellen visualisiert. Dies ist in allen Phasen einer Immobilie sinnvoll: in der Bauplanung, der -ausführung und im späteren Betrieb. In den Modellen können zudem alle zum Gebäude relevanten Daten digital hinterlegt werden.

Garanten für Transparenz

Für Projektmanager am Bau sind der Zeit- und Kostendruck sowie die hohe Komplexität der Projekte keine Probleme, sondern der Ansporn für eine erfolgreiche Arbeit. Experten raten Nachwuchskräften, professionell zu kommunizieren, die digitale Technik zu nutzen und gar nicht erst zu versuchen, jedermanns Liebling zu sein. Stattdessen kommt es darauf an, unternehmerisch zu denken und klare Linie zu zeigen. Von André Boße

Der Fernsehfilm „Einmal im Leben“ ist schon ein wenig älter, aber die Botschaft ist top-aktuell: Erzählt wird die Geschichte der Familie Semmeling aus Hamburg, die ihren Traum vom Eigenheim wahr machen möchte. Familienvater Bruno ist zwar Diplom-Ingenieur, hat vom Bauwesen aber keine Ahnung. Also kommt, was kommen muss: Als Bauherr verstrickt er sich im Geflecht der Geschäftsinteressen der verschiedenen Beteiligten: Architekt und Bauunternehmer, Elektriker und Maurer, Anstreicher und Bankberater – sie alle setzen ihre eigenen Interessen durch. Und die Semmelings? Ziehen neun Monate später als geplant in ihr Eigenheim ein, das am Ende auch noch deutlich teurer gerät als gedacht. Was Bauherr Bruno fehlt, ist jemand, der die Fäden in der Hand hat: Den Semmelings fehlt ein Baumanager. Einer, der das Projekt lenkt und für Transparenz sorgt, und zwar im Sinne des Bauherrn. Heute sind solche Projektmanager bei großen Bauvorhaben nicht mehr wegzudenken. Sie sind Garanten für Transparenz, und damit auch für einen erfolgreichen Abschluss des Projekts. Immer häufiger nehmen Bauingenieure die Rolle eines Projektmanagers ein – entweder mit Verantwortung für das Gesamtprojekt oder für eines der vielen Subprojekte, in die große Bauvorhaben unterteilt werden. „Gesucht werden daher heute vor allem Generalisten, die auch ökonomisch denken und sich aufs Teamplay verstehen“, sagt Professor Bernhard Hort, der an der Hochschule Heidelberg den Masterstudiengang Projektmanagement Bau leitet.

Drei Herausforderungen

Wer ein Bauprojekt managt, bewegt sich immer in einem Spannungsfeld, das von drei großen Einflüssen erzeugt wird: erstens der Komplexität, zweitens dem Zeitdruck und drittens dem Kostendruck. Erfolgreiche Projektmanager im Bauwesen stellen sich der Herausforderung, diese drei Einflüsse anzunehmen und dafür zu sorgen, dass das Projektziel im Sinne des Bauherrn oder des Projektentwicklers erreicht wird. „Es ist Aufgabe eines Projektmanagers, die zahlreichen Anforderungen, die sich aus einem großen Bauvorhaben ergeben, in den Griff zu bekommen und zu organisieren“, sagt Dierk Mutschler, Vorstandsmitglied beim Ingenieurdienstleiter für Bau- und Immobilienprojekte Drees & Sommer aus Stuttgart und dort zuständig für das Projektmanagement. Aber wie kann das funktionieren? Und wo liegen die Vorteile von Bauingenieuren im direkten Vergleich mit Architekten oder Wirtschaftsingenieuren, die sich ebenfalls für Projektmanagementstellen in der Bauindustrie bewerben? 1. Komplexität Man hat den Eindruck, dass die Schilder mit den Firmen, die an einem großen Bauvorhaben beteiligt sind, immer größer werden. Doch nicht nur die unternehmerische Vielfalt steigt, auch die Zahl der beteiligten Behörden. Mal, weil die Bauprojekte über Public-Private-Partnership- Modelle (PPP) finanziert werden, mal, weil durch die hohen Anforderungen an nachhaltiges und ökologisches Bauen neue Vorgaben hinzugekommen sind. „Projektmanager müssen die vielen Disziplinen integrieren“, sagt Mutschler. Hierfür sind Kommunikationstalent und diplomatisches Geschick genauso gefragt wie die Fähigkeit, die Interessen von Architekten, Fassaden- und Haustechnikplanern oder Behörden zu verstehen. Doch ein Projektmanager ist mehr als ein Sprecher aller am Bauvorhaben beteiligten Unternehmen. „Ganz zentral ist, dass er die Anforderungen erfüllt, die Bauherren und Entwickler an ihr Bauprojekt stellen“, sagt Mutschler. Projektmanager denken und handeln im Grunde wie die Geschäftsführung des Auftraggebers. „Wichtig ist eine Empathie für Bauherren: Der Projektmanager muss sich in die Auftraggeber hineinversetzen können, um zu wissen, was ihre Ziele sind. Nur so lässt sich eine für den Kunden optimale Immobilie umsetzen.“ Der Vorteil von Bauingenieuren im Vergleich zu anderen Berufsgruppen liegt dabei darin, dass sie neben ihrem Grundlagenwissen aus dem Studium auch die praktischen Erfahrungen mitbringen, um zu wissen, wie es am Bau zugeht. Dennoch: Wer fachlich hochqualifiziert ist, darf nicht die Bedeutung von Projektmanagementkenntnissen unterschätzen, um in dem Job erfolgreich zu sein. 2. Zeitdruck Das Beispiel des Berliner Großflughafens zeigt: Kann der Zeitplan für ein Bauvorhaben nicht eingehalten werden, ist schnell die Öffentlichkeit alarmiert. Erfolgreiche Projektmanager sorgen dafür, dass es erst gar nicht so weit kommt. Dies gelingt einerseits mithilfe von schnellen Korrekturmaßnahmen, sobald Schieflagen erkennbar sind. Treten in einem Projekt Schwierigkeiten auf, ist es die Aufgabe des Projektmanagers, eine umfangreiche Projektanalyse durchzuführen und Alternativen aufzuzeigen. Wer jedoch schon einmal in einem Team gearbeitet hat, weiß, wie schwierig es sein kann, Änderungen durchzusetzen. Änderungen sind unbequem, häufig erzeugen sie Unsicherheit. „Deshalb ist es wichtig, Kenntnisse über die professionellen Werkzeuge des Change Managements mitzubringen“, sagt Professor Hort. Andererseits spielt der Projektmanager bei Bauvorhaben mit öffentlichen Auftraggebern auch die Rolle des Kommunikationsprofis: Wer frühzeitig über ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit verfügt, kann die Medien und die Bevölkerung transparent über die Entwicklungen informieren, ohne dabei falsche Hoffnungen zu schüren. Drees & Sommer-Vorstand Mutschler ist dabei wichtig, dass die Projektmanager in seinem Unternehmen nicht „jedermanns Lieblinge“ sind. Sein Rat an Einsteiger: „Man darf sich in diesem Job nie verbiegen lassen.“ Zeitdruck und Kommunikationsbedarf führen besonders bei großen Bauprojekten dazu, dass Management- und Kommunikationskompetenzen in den Vordergrund rücken. „In solchen Fällen“, so Hort, „kann eine Qualifikation in professionellem Projektmanagement durchaus wichtiger sein als vertiefte Fachkenntnisse.“ 3. Kostendruck „Baukosten explodieren“ – eine oft gelesene Schlagzeile, wenn Großbauten mit den Monaten immer teurer werden. Solche Kostenspiralen nach oben können nur verhindert werden, wenn sich Bauingenieure und Ökonomen von Beginn an gegenseitig mit ihrem fachlichen Know-how unterstützen. Im Masterstudium Projektmanagement an der Hochschule Heidelberg bilden sich schon früh gemischte Teams, in denen Bauingenieure und Betriebswirte kooperieren. „Nur so findet ein Lernen voneinander statt“, sagt Studienleiter Hort. Für Bauingenieure kommt es darauf an, sich möglichst schnell die Grundbegriffe und Prinzipien der Betriebswirtschaftslehre anzueignen. Dazu gehört zum Beispiel Grundwissen über das Rechnungswesen oder Know-how im Controlling, um im Auge zu behalten, ob das Projektziel auch weiterhin mit dem verfügbaren Budget zu realisieren ist.

Thema der Zukunft: Datenmanagement

Das Bauwesen ist ein komplexes Geschäft, bei dem Zeit- und Kostendruck an der Tagesordnung sind. Keine Frage: Die Rahmenbedingungen sind schwerer als in den meisten anderen Industrien. Hinzu kommt, dass die Bauindustrie nicht in wohltemperierten Hallen, sondern draußen tätig ist und damit vom Wetter abhängig. Zudem ist jedes Bauvorhaben ein Unikat mit jeweils ganz speziellen Herausforderungen und Eigenschaften. Serienproduktionen kennt die Baubranche kaum. Kurz: Es ist nicht einfach, den Prozess eines Bauvorhabens zu steuern. Exzellent sind daher die Karrierechancen für Bauingenieure, die sich auf das Lenken von Prozessen verstehen. Dazu gehört auch eine hohe Kompetenz in Sachen Datenmanagement: Hochschulen in München, Erlangen-Nürnberg und Regensburg haben im Rahmen des Projekts „ForBAU“ Methoden und Konzepte für das Bauen im 21. Jahrhundert erforscht und festgestellt, dass „vor allem in der Verbesserung des Datenflusses und damit der Weiterverwendung bestehender digitaler Daten erhebliches Potenzial für eine Effizienz- und Qualitätssteigerung im Bauwesen besteht“. Dabei gehe es vor allem darum, Bauvorhaben digital vorzuplanen und dafür zu sorgen, dass während der Bauphase ein durchgängiger Informationsfluss garantiert wird. So können unnötige Fehler vermieden werden, die Zeit und Geld kosten.

Change Management

Die Betriebswirtschaftslehre kennt diverse Change-Management-Instrumente. Dazu gehört zum Beispiel das Drei-Phasen-Modell nach Kurt Lewin: In der Auftauphase erfolgt die Einsicht, dass die Erwartungen nicht mehr der Realität entsprechen; in der Bewegungsphase werden neue Lösungen erarbeitet und neue Verhaltensweisen ausprobiert; in der Einfrierphase werden schließlich die neuen Lösungen implementiert.

Masterstudiengang Projektmanagement Bau

Der Masterstudiengang Projektmanagement Bau an der privaten SHR Hochschule Heidelberg wird in Teilzeit angeboten: Die meisten Studenten sind berufstätig und nutzen das Studium, um ins Projektmanagement zu wechseln. Das Studium betrachtet den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie – von der Entwicklung und Realisierung eines Projekts bis hin zum Facility Management. www.hochschule-heidelberg.de/master/projektmanagement-bau/

Gesund essen: Bloß kein Stress!

Das Motto für alle, die fit und leistungsfähig bleiben wollen, lautet: Gesund und mit Genuss essen. Aber wie geht das? Wir zeigen Ihnen in diesem Special-Artikel, wie man die Work-Life-Balance hält und was man dazu braucht – zum Beispiel ein wenig Zeit und Ruhe, aber auch gute Produkte, die viele Handelsunternehmen anbieten. Von Ulrike Gonder, Ernährungswissenschaftlerin und Autorin

Ulrike Gonder ist Diplom-Ökotrophologin. Sie arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin, Referentin und Dozentin und hat zahlreiche Bücher geschrieben. Eine Übersicht über ihre Veröffentlichungen sowie Infos und Artikel finden Sie auf ihrer Website und bei Facebook
„Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen“ heißt es in einem Opernlibretto von 1690 – mittlerweile ist daraus ein bekanntes Sprichwort geworden. Und die Ernährungswissenschaft bestätigt: Es stimmt. Essen entspannt. Die gütige Natur hat das Essen mit Lustgefühlen gekoppelt, die dafür sorgen, dass wir es immer wieder tun. Zur Entspannung kommt die Aktivierung der Belohnungszentren in unserem Hirn, die besonders auf süß und fettig stehen. Dass in stressigen und frustrierenden Zeiten vermehrt zur Schokolade gegriffen wird, erklärt sich damit von selbst. Doch wollten wir nicht auch gesund essen? Wer kleine Mengen Süßes oder Salziges knabbert, braucht sich nicht zu sorgen. Das ist völlig in Ordnung. Wer jedoch von Schokolade, Gummibärchen, Rosinenschnecken, Pizza oder Chips lebt, versorgt seinen Körper nicht gut. Selbst wenn die Kalorienbilanz stimmt, kommen damit zu wenige wichtige Nährstoffe rein: zu wenig Magnesium, ein Mineralstoff, der bei Stress vermehrt verbraucht wird. Zu wenig Eiweiß, das die nötigen Bausteine für stimmungsaufhellende und leistungsfördernde Botenstoffe liefert. Zu wenig hochwertige Fette, die unser Hirn zur Signalverarbeitung braucht. Um es kurz zu machen: Vor allem bei hoher Arbeitsbelastung sollte die Nährstoffversorgung exzellent sein. Lebensmittel, die besonders viele Nährstoffe enthalten, sind nicht etwa nur Gemüse, Salate und Obst, sondern auch Fisch, Fleisch, Nüsse, Eier, Milch und Milchprodukte, Butter und gute Öle. Ideal ist es, täglich drei Handvoll Gemüse und Salat, zubereitet mit gutem Öl, zwei Handvoll Obst und zu jeder Mahlzeit eine Portion Eiweiß in Form von Fisch, Fleisch, Eiern, Käse oder Nüssen zu essen. Das ist die Basis für nährstoffreiche Mahlzeiten. Alles, was dazu kommt, sind „Luxuskalorien“. Und bitte das Wassertrinken nicht vergessen, es ist die einfachste und billigste Maßnahme gegen Kopfschmerzen und Leistungseinbußen. Wer Glück hat, kann dort, wo er arbeitet, eine gute Kantine besuchen. Kommt nach dem Mittagessen die „Fressnarkose“, hat man zu üppig gegessen. Dann kann es hilfreich sein, weniger Nudeln, Kartoffeln, Reis, Knödel und Pudding zu essen und dafür mehr Gemüse, Milchprodukte oder Obst zu nehmen. Wem das Kantinenessen nicht schmeckt, der sollte sich etwas Leckeres von zu Hause oder unterwegs mitbringen und sich ein ruhiges Plätzchen zum Essen suchen. Denn vor dem PC Verschlungenes rauscht an den Geschmackspapillen fast unerkannt vorbei. Man merkt auch nicht richtig, wann und ob man satt ist. Für Notfälle sollten in irgendeiner Schublade Nüsse, Studentenfutter, Eiweißriegel oder Eiweißpulver für einen schnellen Drink liegen. Diese „Notlösungen“ sind allemal besser als Weingummis oder Kekse. Sie sind nahrhafter und nährstoffreicher, sättigen besser und länger und sind doch ebenso schnell gefuttert. Sein Gemüse kann man dann auch abends noch essen, denn es ist egal, ob abends oder mittags warm gegessen wird. Zum Abendessen passt dann auch ein Glas Wein oder Bier. Alkoholisches entspannt, die Kunst liegt jedoch gerade hier im Maßhalten. Viele Studien haben gezeigt, dass maßvoller Genuss mit einer besseren Herz- und Gefäßgesundheit einhergeht. Maßvoll bedeutet für Männer eine Alkoholmenge, wie sie etwa in 0,2 bis 0,4 Litern Wein steckt, und für Frauen entsprechend 0,1 bis 0,2 Liter Wein. Mehr ist schädlich, auch das ist gut untersucht. Und wem der Stress bereits den Blutdruck in die Höhe getrieben hat, muss ganz besonders aufpassen und weniger trinken. Übrigens ist Alkohol kein gutes Schlafmittel. Er mag beim Einschlafen helfen, stört aber das Durchschlafen und damit einen der besten Stresskiller, den wir haben: einen erholsamen Nachtschlaf. Wer morgens keinen Bissen runterbekommt, sollte wenigstens etwas Nahrhaftes trinken, also einen Kakao, ein Milchmixgetränk, ein paar Instanthaferflocken mit Saft oder einen Smoothie. Außerdem ist es wichtig, etwas Nahrhaftes zur Hand zu haben, wenn der Hunger dann zuschlägt, sonst wird man unleidlich. Womit wir beim Thema Planung wären: Wer weiß, dass stressige Zeiten kommen, sollte vorher einkaufen gehen und sich Kühl- und Tiefkühlschrank vollpacken: mit Gemüse, Obst und Fisch, Milchprodukten und Selbstgekochtem. Auch gute Fertigprodukte sind sinnvoll, wenn sie aus Grundnahrungsmitteln hergestellt sind und ohne Aromen und Geschmacksverstärker auskommen – und die eine oder andere Pizza ist auch in Ordnung. Übrigens ist Stress ein schlechter Begleiter bei Tisch: Ein gestresster Körper ist hormonell auf Flucht oder Kampf eingestellt, wie soll er da eine Mahlzeit verdauen? Stresshormone blockieren die Verdauung und sorgen dafür, dass die Muskeln gut mit Energie und Sauerstoff versorgt werden. Deswegen ist körperliche Bewegung ideal zum Stressabbau, es ist die effektivste und natürlichste Antistressmaßnahme. Also: Erst einmal eine Runde um den Block marschieren oder beim Sport abreagieren und dann in Ruhe essen – mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen.

Buchtipps

Sogenanntes „Functional Food“ tut nicht nur Gutes. Hans-Ulrich Grimm zeigt in seinem neuen Buch, wann Kalzium, Vitamine und andere Zusatzstoffe der Gesundheit wirklich nutzen und wann sie eher schaden. Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten: Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht. Droemer 2012. ISBN 978-3426275566. 18,00 Euro www.food-detektiv.de
Als Allgemeinarzt kennt Dr. Gunter Frank die Probleme, die viele Menschen mit ihrem Gewicht haben. In seinem Buch zeigt er: Am gesündesten und am besten für die Figur ist es, das zu essen, worauf man am meisten Appetit hat. Gunter Frank: Lizenz zum Essen. Stressfrei essen, Gewichtssorgen vergessen. Piper 2009. ISBN 978-3492253703. 9,99 Euro www.lizenz-zum-essen.de
Christian Rach ist Koch, Coach, Restauranttester und Buchautor. In seinem neuesten Kochbuch hat er Rezepte für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zusammengestellt. Auf www.christianrach.de und bei Facebook unter „Rach getestet“ leistet er zusammen mit dem SGS Institut Fresenius einen Beitrag zu gesünderer Ernährung und hilft Verbrauchern bei der Auswahl hochwertiger Lebensmittel. Christian Rach: Besser: besser essen. Edel 2011. ISBN 978-3841901354. 19,99 Euro

„Ein Vorreiter für Bio-Produkte“

Thomas Gutberlet führt in dritter Generation das Handelsunternehmen Tegut, das rund 300 Lebensmittelmärkte betreibt. Das Besondere: ein reichhaltiges Bio-Sortiment. Über die Tegut-Philosophie, die dahintersteckt, sprach mit ihm Christiane Siemann.

Zur Person

Der Enkel von Theo Gutberlet ist seit Ende August 2009 Vorstandsvorsitzender der Tegut Gutberlet Stiftung & Co. KG. Ins Unternehmen stieg er vor rund 15 Jahren mit der Leitung des Bereichs „Marketing & Merchandising“ ein, später verantwortete er „Finanzen & Rechnungswesen“ und seit November 2002 als Vorstand den Bereich Sortiment & Marketing. Thomas Gutberlet ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Herr Gutberlet, Sie führen die Handelsgruppe Tegut, die als erste Produkte aus der biologischdynamischen Landwirtschaft vertrieb. Wie kam es dazu?
In der Nachkriegszeit hat mein Großvater das Unternehmen gegründet, und seine christlich-katholischen Werte sind in die Unternehmenskultur eingegangen. Mein Vater hat 30 Jahre später diese Werte in moderner anthroposophischer Form interpretiert. Das heißt unter anderem: Ein denkender und handelnder Mensch ist auch für die Entwicklung von Körper und Geist verantwortlich. Auf der Suche nach Lebensmitteln, die den Lebensbedingungen der Menschen entsprechen, ist mein Vater dann auf das gestoßen, was man heute kurz als „Bio“ bezeichnet. Er begann, sich für die Grundlagen zu interessieren, und hat ein Bio-Sortiment etabliert. Auf diesem Weg wurden wir ein echter Vorreiter für Bio-Produkte. Haben die Verbraucher von damals „Bio“ akzeptiert? Obwohl die biologisch-dynamische Landwirtschaft bereits mehr als 100 Jahre alt ist, hat sie für den Verbraucher viele Jahrzehnte keine maßgebliche Rolle gespielt. Das Angebot von Tegut wurde als sehr exotisch empfunden. Das war die Zeit, als in Großstädten die ersten Müsli-Läden eröffneten, die häufig belächelt wurden. Damals wussten wenige Kunden Bio-Produkte zu schätzen, aber sie haben dann jedes Jahr mehr Freunde gefunden. Heute beträgt unser Umsatzanteil aus dem Bio-Sortiment rund 25 Prozent. Machen Ihnen die Bio-Sortimente anderer Supermärkte heute Konkurrenz? Nein, nicht wirklich. Uns unterscheidet von anderen, dass wir absolute Spezialisten beim Handel mit nachhaltigen Lebensmitteln sind. Von unseren 3000 Bio-Artikeln gibt es viele, die auch in den nächsten zehn Jahren in keinem Supermarkt, die in der Regel zehn Prozent davon führen, zu finden sein werden. Es ist jedoch nicht nur eine Frage der Menge: Zu unserer Philosophie gehört beispielsweise auch, dass wir Wert auf Saatgut aus biologischer Züchtung legen. Für uns bedeutet biologische Nachhaltigkeit überdies der Verzicht auf Gentechnik, die Förderung des ökologischen und traditionellen Landbaus und die Schonung natürlicher Ressourcen. Beispielsweise nutzen wir seit mehr als zehn Jahren FSCzertifiziertes Papier. Das Logo des Forest Stewardship Council – kurz FSC – signalisiert, dass es sich um Holzprodukte handelt, die aus nachhaltiger Waldnutzung stammen. Die Ressourcen werden geschont, und bei der Waldbewirtschaftung wird das soziale und ökonomische Wohlergehen der Waldarbeiter und der lokalen Bevölkerung langfristig erhalten und vergrößert. Bei der Herstellung von Recyclingpapier lassen sich im Vergleich zu Frischfaserpapier jeweils rund 60 Prozent Energie und Wasser einsparen. Durch die Verwendung von Recyclingpapier kann Tegut pro Jahr 359 Tonnen Frischholz einsparen. Müssen BWL-Absolventen, die bei Tegut arbeiten wollen, die Grundsätze der Nachhaltigkeit „inhaliert“ haben? Wir ziehen als Unternehmen Mitarbeitende an, die eine Affinität zum Thema Bio und Nachhaltigkeit haben. Es kommen natürlich auch andere, die erst bei uns darauf aufmerksam werden und sich in Schulungen und Weiterbildungen damit auseinandersetzen. Genauso wichtig wie die Anerkennung unserer Philosophie ist für uns als Handelsunternehmen generell Reaktionsschnelligkeit und Freude am selbstständigen Arbeiten mit der Lust, Ideen einzubringen, für die es auch den Freiraum zur Umsetzung gibt. Natürlich müssen unsere Mitarbeitenden den Kontakt mit Menschen lieben. Handel bedeutet nicht, im stillen Kämmerlein Analysen zu erstellen, sondern mit Kunden ebenso wie mit den Kolleginnen und Kollegen der zentralen Dienste, der Produktionsbetriebe und der Märkte zu arbeiten. Zeigt sich die Nachhaltigkeit auch in der Personalentwicklung? Mit dem Eintrittsdatum ins Unternehmen werden Absolventen in das Tegut-Förderprogramm aufgenommen. Der Förderzeitraum ist abhängig von der Funktion, die sie anstreben. Sie werden vor Ort von einem Ausbilder begleitet, und die Weiterbildung erfolgt in der Tegut-Akademie. Wer den Weg als Nachwuchsführungskraft gehen möchte, wird gründlich vorbereitet und qualifiziert. Beispielsweise lernen Berufseinsteiger in Seminaren Führungskultur, Mitarbeiterkoordination, betriebswirtschaftliche Kennziffern, Warensteuerung sowie Verantwortung für Warenfächer.

Über Tegut

Das Handelsunternehmen wurde 1947 von Theo Gutberlet unter dem Namen „Thegu“ gegründet. Sein Sohn Wolfgang erweiterte als einer der ersten Unternehmer im großen Stil die Warenpalette der Supermärkte um Bio-Produkte. Heute hat die Handelsgruppe rund 300 Märkte und ist in Hessen, Thüringen, Nordbayern sowie in Göttingen und Mainz zu finden. Derzeit sind 6353 Mitarbeitende für Tegut tätig. Das Unternehmen befindet sich in dritter Generation im Besitz der Familie Gutberlet sowie der Gutberlet-Familienstiftung. Im Oktober 2012 wurde vereinbart, dass die Migros Genossenschaft Zürich das Handelsgeschäft der Tegut Gutberlet Stiftung & Co. KG zum 1. Januar 2013 übernehmen wird. Tegut wird weiterhin mit seinem Namen und derselben strategischen Ausrichtung sowie unter der Leitung von Thomas Gutberlet weitergeführt werden.

Zwei Herzen

Claudia Vinke-Fehlauer, 33 Jahre, hat Betriebswirtschaft an der Universität Hamburg mit dem Schwerpunkt Marketing studiert. Heute arbeitet sie als Business Engineer CRM im Bereich Service & Operations beim multimedialen Versandhändler HSE24. Von Claudia Vinke-Fehlauer

Auch heute noch schlagen zwei Herzen in mir: Ich habe eine sehr pragmatische, analytische Seite, und gleichzeitig bin ich kommunikativ, kreativ und probiere gern Neues aus. Mit meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre und dem Schwerpunkt Marketing konnte ich genau diese beiden Seiten abdecken. Ich entschied mich nach dem Uni- Abschluss dann zunächst für ein Traineeprogramm bei einem Möbelhersteller. Besonders die Wochen in der Produktion und die Kundenbesuche mit den Vertrieblern waren unglaublich lehrreich. Hier habe ich gemerkt, dass mein persönliches Interesse an interdisziplinärem Arbeiten auch eine meiner Stärken ist. Eine Personalberatung hat mich damals angesprochen und mir eine Stelle bei HSE24 angeboten, einem multimedialen Handelshaus, das über TV, Internet und Mobile Devices ein breites Produktsortiment vertreibt. Die Stelle im Customer Relationship Management (CRM) war genau das, was ich gesucht hatte und bot gleichzeitig eine logische berufliche Weiterentwicklung. Denn CRM verbindet die Teildisziplinen Marketing, Vertrieb und Service miteinander und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, wirklich übergreifend und vernetzt zu arbeiten. Unter CRM verstehen wir eine Unternehmensstrategie, die auf den systematischen Aufbau und die Pflege dauerhafter und profitabler Kundenbeziehungen zielt. In unserer Abteilung entwickeln wir dazu kontinuierlich neue Konzepte, nehmen Prozessoptimierungen vor und setzen diese direkt in den Projekten um. Damit unterstützen wir aktiv die operativen Bereiche und schaffen auch neue Wachstumsmöglichkeiten. Ein Beispiel: Ein großer Erfolg der letzten Monate war die Einführung eines unternehmensweiten Kundenmanagements. Getreu der Aussage von Henry Ford „Der Verkauf eines Produktes ist nicht der Abschluss eines Geschäftes, sondern der Beginn einer Beziehung“ wurden Maßnahmen entwickelt, die eine abteilungsübergreifende Sicht auf den Kunden und anschließend den gezielten Aufbau nachhaltiger und wertorientierter Kundenbeziehungen ermöglichen. Schon der Projekttitel MARIA zeigt, dass hier der Kunde im Mittelpunkt steht, denn Maria ist der häufigste Kundenname bei uns. Insgesamt kommen bei meinem derzeitigen Aufgabenprofil auch meine Fähigkeiten als Wirtschaftswissenschaftlerin zum Einsatz. Zu sehen, wie sich aus einem ersten Gedanken eine Idee formt und diese Idee langsam, aber stetig konkrete Formen annimmt, auch andere Abteilungen überzeugt und schließlich in die Umsetzung geht, macht mir am meisten Spaß.

Drahtlos bezahlen

Bargeldloses Bezahlen ist auf dem Vormarsch. Gerade testet die Deutsche Kreditwirtschaft im Großraum Hannover ein neues kontaktloses Bezahlsystem: Girogo. Es soll den Bezahlprozess an der Kasse effizienter machen und bald bundesweit eingeführt werden. Von Christiane Martin

„Der langsamste Prozess beim Einkaufen ist der Bezahlvorgang“, sagt Matthias Hönisch vom Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR). „Dem ständigen Optimierungsbedarf in diesem Bereich begegnen wir jetzt mit unserem neuen System Girogo.“ Dahinter verbirgt sich eine sogenannte kontaktlose Bezahlfunktion, die von der Deutschen Kreditwirtschaft entwickelt wurde. „Der BVR gehört neben vier weiteren Spitzenverbänden zur Deutschen Kreditwirtschaft, und eine unserer Aufgaben ist es, im Zahlungsverkehr für einheitliche und immer bessere Infrastrukturen zu sorgen“, erklärt der Zahlungsverkehrsexperte. Girogo werde als neue Möglichkeit zurzeit in einem Pilotprojekt im Raum Hannover getestet. Funktechnologie im Einsatz Und so geht’s: Der Kunde lädt auf seine Girocard einen Geldbetrag von bis zu 200 Euro. Die teilnehmenden Handelsunternehmen sind mit speziellen Terminals ausgestattet. Der Kunde hält seine Girocard vor das Lesegerät des Terminals – ohne sie in ein Gerät einführen zu müssen, also kontaktlos –, und der zu zahlende Betrag im Wert von bis zu 20 Euro wird von seiner Karte abgebucht. Die dabei genutzte Technologie ist eine Kurzstreckenfunkübertragung, genauer gesagt eine Art RFID (Radio Frequency Identification). Das ist ein drahtloses Datenübertragungssystem, bei dem beliebige Objekte mit einem kleinen Chip versehen werden, auf dem Daten gespeichert sind. Mit speziellen Lesegeräten können diese ausgelesen werden. „Verwendet wird diese Technologie beispielswiese in Stadien für die Zutrittskontrolle, aber auch für den Getränkeverkauf“, erklärt Matthias Hönisch. Das System eigne sich hervorragend auch für Girogo und komme deshalb hier zum Einsatz. Seit April 2012 läuft nun das Pilotprojekt, um Girogo auf Praxistauglichkeit zu testen. Im Raum Hannover wurden dazu 1,3 Millionen Kunden von zehn Sparkassen und einigen Ortsbanken mit der richtigen Karte ausgerüstet. In bestimmten Filialen der teilnehmenden Unternehmen wie Edeka, dm oder Esso können sie nun kontakt- und bargeldlos Beträge bis zu 20 Euro bezahlen. Sicherheit gewährleistet „Die Terminals sind wenig störanfällig, und die Übertragung ist sicher,“ verspricht Matthias Hönisch. „Das kontaktlose Bezahlen mit Girogo entspricht den hohen Sicherheits- und Datenschutzstandards der Deutschen Kreditwirtschaft. Es ist eine Prepaid- Lösung, das heißt, dass beim Bezahlen lediglich auf das zuvor vom Kunden geladene Prepaid-Guthaben auf der elektronischen Geldbörse zugegriffen wird. Bei einer kontaktlosen Transaktion mit Girogo werden also keine Beträge vom Girokonto des Kunden gebucht.“ Sofern beim Bezahlen an der Kasse eine Karte versehentlich mehrmals hintereinander an das Bezahl- Terminal gehalten wird, löse nur das erste Signal eine Transaktion aus. Zum Bezahlen mit Girogo benötige der Händler außerdem ein Sicherheitsmodul, die sogenannte Händlerkarte. „Alle für die Transaktion benötigten Daten werden auf Basis internationaler Sicherheitsvorgaben verschlüsselt an das Händlerterminal übertragen“, so Matthias Hönisch weiter. Den wesentlichen Vorteil für den Kunden fasst er so zusammen: „Der Kunde kann schneller bezahlen und muss nicht warten.“ Wer also nur mal schnell ein Getränk oder einen Schokoriegel im Supermarkt um die Ecke holen will, dürfte mit dem neuen Bezahlsystem tatsächlich gut dran sein. Bargeldlos ist einfacher „Es geht aber auch darum, den bargeldlosen Zahlungsverkehr weiter auszudehnen“, erklärt Alexandra Antonatus von Edeka. Und da ist gerade bei den Einkäufen, deren Wert unter 20 Euro liegt, ein großes Potenzial – werden diese doch zu 98 Prozent bisher mit Münzen und Scheinen beglichen. Für die Handelsunternehmen ist das Be- und Entsorgen von Bargeld aber eine aufwändige Angelegenheit. „Da freut man sich über jeden, der mit Karte bezahlt. Mit Girogo kommt eine weitere Möglichkeit hinzu, die wir für sehr erfolgversprechend halten.“ Edeka nimmt deshalb auch am laufenden Pilotprojekt mit etwa 250 Filialen teil. „Nicht zuletzt natürlich auch, weil wir unseren Kunden mit der schnelleren Abfertigung an der Kasse mehr Service bieten wollen.“ Ein abschließendes Urteil über das Pilotprojekt möchte man noch nicht abgeben. „Da muss man erst einmal bis zum Ende im April 2013 warten“, sagt Alexandra Antonatus. Einen Verbesserungsvorschlag hat sie aber schon: „Der Betrag von 20 Euro, bis zu dem man mit Girogo bezahlen kann, sollte erhöht werden.“ Bald bundesweit Nach Auslaufen des Pilotprojekts ist der bundesweite Einsatz von Girogo geplant. Die Sparkassen in Deutschland rüsten dazu bereits jetzt ihre Girocards – die frühen EC-Karten – mit dem entsprechenden Chip aus. In den kommenden Jahren sollen sämtliche 45 Millionen Karten der Sparkassen- Finanzgruppe mit der neuen Funktion ausgestattet werden. Das entspricht der Hälfte aller im Markt befindlichen Girokarten.

Aufgestiegen zur Gebietsverkaufsleiterin

Während meiner Schulzeit habe ich bei einem Lebensmittelunternehmen gearbeitet, um nebenbei etwas dazuzuverdienen. Während viele Mitschüler ihre Nebenjobs häufig wechselten, hat mich die Arbeit rund um Lebensmittel direkt angesprochen und meinen Karriereweg bis heute geprägt. Von Katrin Krückhans

Ein Erfahrungsbericht von Katrin Krückhans, 31 Jahre duales Studium Wirtschaft eingestiegen 2004 als Trainee bei Netto Marken-Discount aufgestiegen 2009 zur Gebietsverkaufsleiterin
Nach dem Abitur entschied ich mich für eine betriebswirtschaftliche Ausbildung mit konkretem Praxisbezug: ein duales Studium Wirtschaft mit Schwerpunkt Handel an der Berufsakademie Mosbach und in einem Lebensmittelunternehmen in Heilbronn. Die Aussicht, neben den theoretischen Seminaren direkt in die Arbeitsabläufe eines Lebensmittelunternehmens eingebunden zu sein, hat mich gereizt. Begeisterung für den Vertrieb Während des Studiums habe ich meine Vorliebe für den Vertrieb entdeckt. Die gemeinsame Entwicklung von Konzepten, die Verantwortung für die Umsatzentwicklung und der Kontakt mit Kollegen haben mir große Freude bereitet. Besonders motivierend war es für mich, dass ich die erlernte Theorie aus dem Studium in den Praxisblöcken im Unternehmen direkt umsetzen konnte. Meine Kommilitonen haben ihre Praxisphasen bei Handelsunternehmen absolviert und mir viel von ihren Eindrücken erzählt. Auf diese Weise habe ich erstmals Einblicke in die Welt der Lebensmitteleinzelhandelsbranche bekommen – und war begeistert. Die Schnelligkeit der Entscheidungswege und die vertrieblichen Abläufe waren genau mein Ding, und mein Berufswunsch bekam immer stärkere Konturen. Nach einigen Recherchen und Gesprächen mit verschiedenen Personalern stand mein Entschluss fest, nach dem Studium bei Netto Marken-Discount zu arbeiten. Mein erster Impuls war, nach dem Abschluss den Direkteinstieg zu wählen. Aber nach einem Beratungsgespräch mit der Personalabteilung habe ich mich für ein Traineeprogramm entschieden. Im Nachhinein kann ich diesen Jobeinstieg jedem empfehlen. Karriereeinstieg als Trainee Während der Traineezeit habe ich viele Erfahrungen gesammelt, die mir noch heute hilfreich sind. Mein erster Einsatz war in den Märkten – verbunden mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen. In den ersten Wochen habe ich somit direkt an der Basis die Grundkenntnisse des Filialgeschäfts erlernt: von der Warenbestellung über Kundenkontakt bis hin zur Warensortierung. Diese Zeit war ganz schön herausfordernd, aber nach ein paar Wochen kannte ich die Abläufe aus dem Effeff. Vor meiner ersten Urlaubsvertretung als Marktleiterin war ich ziemlich aufgeregt: Plötzlich war ich als stellvertretende Chefin für über zehn Mitarbeiter und für den Umsatz verantwortlich. Aber an diesen neuen Aufgaben bin ich gewachsen. Nach einiger Zeit konnte ich schon den Verkaufsleitern zuarbeiten und habe sie dabei unterstützt, die Unternehmensziele umzusetzen. Unsere Verkaufsleiter sind für den Erfolg von mehreren Filialen einer Region verantwortlich. Durch die Zusammenarbeit mit den Vertriebskollegen habe ich immer mehr über die Abläufe im Unternehmen gelernt. Als ich das erste Mal einen Verkaufsleiter vertreten habe, war ich schon stolz, dass alles so gut geklappt hat. Gute Menschenkenntnis Besonders freut mich, dass ich durch den Kontakt mit vielen Kollegen und Kunden meine Menschenkenntnis verbessern konnte. In den Monaten als Trainee habe ich gemerkt, wie sehr mir die zwischenmenschliche Zusammenarbeit liegt. Insbesondere die Förderung und Entwicklung von Mitarbeitern machte mir bereits in dieser intensiven Einarbeitungsphase viel Spaß. Insgesamt war es ein spannendes Jahr, das meinen Blick für meine heutigen Aufgaben verbessert hat. Nach dem Traineeprogramm startet jeder Absolvent bei Netto Marken- Discount als Verkaufsleiter und ist für sechs bis acht Filialen verantwortlich. Ab dem ersten Tag stand ich meinen Filialteams beratend zur Seite und half bei Personalfragen und Umsatzentwicklung genauso wie bei Frischekontrollen, Revisionen und weiteren Fragen, die sich immer wieder aus dem Tagesgeschäft neu ergeben. Das Tolle an dem Job ist, dass jeder Tag neue Herausforderungen bringt. Als Verkaufsleiterin konnte ich schon sehr jung Verantwortung übernehmen. Gleichzeitig hatte ich durch den engen Kontakt mit dem Gebietsverkaufsleiter ein „Sicherheitsnetz“ bei Herausforderungen, die noch ein Stück zu groß für mich waren. Gemeinsam haben wir uns auch kreative Vertriebsideen ausgedacht und verschiedene Filialevents umgesetzt. Der gute Draht zu den eigenen Mitarbeitern ist als Vertriebler das A und O. Darum ist es aus meiner Sicht wichtig, eine gewisse Mobilität mitzubringen, um regelmäßig die Filialen zu besuchen. Ich schätze an meinem Arbeitgeber, dass jeder Mitarbeiter gefördert wird, der sich engagiert einsetzt. Diese Chance habe ich genutzt, und 2009 bin ich zur Gebietsverkaufsleiterin aufgestiegen. In dieser Führungsposition bin ich für über 60 Filialen und fast 650 Mitarbeiter verantwortlich. Heute betreue ich unter anderem die jungen Akademiker und Teilnehmer des dualen Studiums, die frisch nach der Uni bei uns anfangen oder ihre Ausbildung bei uns absolvieren, und vermittle ihnen das nötige Know-how für die täglichen vertrieblichen Aufgaben. Positives Arbeitsklima Mir macht mein Beruf große Freude und ich setze mich besonders gerne für die Ausbildung und Weiterentwicklung aller meiner Mitarbeiter ein. Mir ist wichtig, dass die Zusammenarbeit im Team partnerschaftlich ist. Zudem lege ich großen Wert auf einen engen Kontakt zu den Verkaufsleitern, Marktleitern und Filialmitarbeitern – nur so kann ich erfolgreich die Unternehmensziele mit meinem Team umsetzen. Gemeinsam mit weiteren Gebietsverkaufsleitern tausche ich mich regelmäßig aus, sodass wir uns gegenseitig mit unseren Erfahrungen unterstützen. Und wenn ich dann doch mal eine Frage habe, kann ich mich jederzeit an meinen Vorgesetzten wenden. Das gute Arbeitsklima und die Möglichkeit, in Eigenverantwortung ein so großes Team zu führen, bestätigen mich täglich aufs Neue, den richtigen Beruf gewählt zu haben.

Mehr als Schuhe

Raphael Koch, 25 Jahre, hat Betriebswirtschaftslehre in Münster mit dem Schwerpunkt Logistik studiert. Heute arbeitet er als Produktmanager im Technology Team beim Online-Händler Zalando. Von Raphael Koch

„Ich manage keine Schuhproduktion.“ Das ist wohl der häufigste Satz, den ich ehemaligen Kommilitonen entgegnen muss, wenn sie meine Berufsbezeichnung hören. Als Produktmanager spezifiziere ich fachliche Anforderungen für unsere Software-Entwickler, die ich zusammen mit den jeweiligen Abteilungen abspreche und auf technische Umsetzbarkeit prüfe. Das eigentliche Produkt sind dabei die verschiedenen Anwendungen, wie beispielsweise das Programm, dass der Customer Service nutzt, um Kundendaten abzufragen. Wie kommt ein BWL-Student in die Technologie-Abteilung? Nach meinem abgeschlossenen Bachelor-Studium habe ich recht klassisch Praktika bei einer Tochterfirma der Lufthansa und bei einer Versicherung gemacht. Ganz unerfahren in Sachen IT war ich jedoch nicht. Ich habe neben dem Studium mit einem Kommilitonen eine Sportcommunity im Web aufgebaut. Dabei reizte mich vor allem die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen. Zalando kannte ich bis dahin vor allem in Bezug auf vor Glück schreiende Frauen – aus der Werbung. Ich wusste aber auch, dass sie es als Start-Up in nur wenigen Jahren zu einem großen Anbieter für Schuhe und Fashion im Internet gebracht haben. Also habe ich mich einfach beworben – und war erfolgreich. Das Erste, was mir nach meinem Start auffiel, war, dass im Unternehmen die Start-up-Mentalität mit Blick auf die Hierarchien und die hohe Flexibilität nach wie vor vorhanden war. Ich wurde bereits nach den ersten Wochen in ein großes Projekt mit einbezogen, in dem es darum ging, nahezu alle Prozesse nach der Bestellung des Kunden auf neue IT-Komponenten umzustellen. Innerhalb des Projektes wurde mir frühzeitig Verantwortung übertragen, wodurch ich schnell viel Wissen aufbauen konnte, das mir noch heute in der täglichen Arbeit weiterhilft. Es macht mir großen Spaß, mit einem jungen Team zusammenzuarbeiten. Die Atmosphäre ist dadurch sehr locker. Das hilft oft weiter und kommt mir bei technischen Fragen zugute. Auch bis hoch zu den Abteilungsleitern und zum Management hat niemand Berührungsängste, mit einer guten Idee oder einer Frage auf einen Kollegen zuzugehen. Hier stehen nicht Hierarchien, sondern Pragmatismus im Vordergrund. Zur Lösung eines Problems werden dann auch mal bestehende Prozesse umgeworfen und neu aufgesetzt. Heute bin ich Produktmanager im Order-Team. Dabei kümmere ich mich in Absprache mit dem technischen Leiter um die kontinuierliche Verbesserung der Plattform, wobei mir mein BWL-Studium hilft, Prioritäten zu setzen und abzuwägen, welche Änderungen den größten Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben.

Jung und erfolgreich bei: Rewe

Wenn ich meinen Freunden von meinem Job bei Rewe als Projektassistentin der Geschäftsleitung erzähle, fangen meine Augen an zu leuchten und ich komme so richtig in Fahrt. Ich erzähle dann von neuen Produkten, deren Einführung ich mitbegleiten durfte, von Special-Promotion-Aktionen, für die ich Infomappen erstellt habe, von neuen Konzeptmärkten, die ich besuchen durfte, und von vielem mehr. Ich denke, dass das Geheimnis darin liegt, dass ich einen Arbeitgeber gefunden habe, mit dem ich mich gut identifizieren kann. Von Anne Lowitz

Name: Anne Lowitz Position: Projektassistentin der Geschäftsleitung Stadt: Köln Alter: 27 Jahre Studium: BWL an der Universität zu Köln Spezialisierungen: Controlling, Betriebliche Finanzierungslehre, Wirtschafts- und Sozialgeografie und Messewirtschaft Studienabschluss: Diplom 2010 Interessen: Sport, Backen, Südafrika berufliches Ziel: vertriebliche Führungskraft bei Rewe
Dass ich nach meinem BWL-Studium an der Universität zu Köln an einem Traineeprogramm teilnehmen wollte, war mir relativ schnell klar. Wo sonst hat man die Möglichkeit, in so viele Bereiche hineinzuschauen und ein Netzwerk an Kollegen und Wissen aufzubauen, das einen in der Zielposition weiterbringt? Aber die passende Branche musste ich erst noch finden. Hierbei halfen mir die Praktika in meiner Studentenzeit. Von den Spezialisierungen „Controlling und Finanzierung“ unterstützt, versuchte ich es zunächst in der Wirtschaftsprüfung. Die kreative Erarbeitung von Lösungsansätzen und die Nähe zum Menschen fehlten mir jedoch. Mit einem Praktikum in der Messebranche kam ich dem Ganzen schon näher. Die Messewelt war damit heißer Favorit für meinen Berufsweg. Das Praktikum bei einem mittelständischen Einzelhändler legte dann allerdings den Grundstein für meine Karriere im Handel. Vom Traineeprogramm bei Rewe erzählte mir ein Kommilitone. Der Blick in die Stellenbeschreibung zeigte mir, dass das Programm sehr generalistisch aufgebaut ist. Ich kann nahezu jede beliebige Abteilung aus jeder Vertriebslinie der Unternehmensgruppe wie Rewe, Pro Markt, Penny oder Toom Baumarkt als Station auswählen und verbringe drei Monate im Markt, um das Basisgeschäft kennenzulernen. Zusätzlich ist eine Station im Ausland geplant. Gelesen, beworben, Vertrag unterschrieben – die 18 Monate Traineezeit gingen schnell vorbei, und nun bin ich als Projektassistentin der Geschäftsleitung für den Vertrieb fest im Berufsleben angekommen. Besonders schön ist für mich, dass mir hier viele der Themen und Kollegen, mit denen ich in der Traineephase zu tun hatte, wieder begegnen. Und die Zeit, die ich im Supermarkt verbracht habe, ist Gold wert. Dank ihr habe ich einen viel besseren Blick auf das Geschehen im Markt und kann meine Projekte besser darauf abstimmen. In etwa zwei Jahren geht es für mich weiter in die nächste Position. Wo ich dann landen werde, weiß ich noch nicht. Aber ich bin mir sicher, dass die Erfahrungen, die ich bis dahin sammeln werde, der Austausch mit meinen Kollegen und die Motivation, die ich aus meinen Projekten ziehe, mich zur richtigen Zeit zum richtigen Platz führen werden.