Die Angriffe auf die IT-Sicherheit kommen. Und sie sind in der Ära der Generativen KI intensiver, umfassender und schneller als je zuvor. Was Unternehmen daher brauchen, ist Cyberresilienz. Sprich eine große Widerstandskraft, um Attacken auf die Security nicht nur abzuwehren, sondern durch sie zu wachsen. Das funktioniert durch Investitionen und Allianzen. Ein Essay von André Boße.
Wenn der TÜV Alarm schlägt, ist das nie ein gutes Zeichen. Der Technische Überwachungsverein gilt in Deutschland nicht grundlos als echte Instanz. Was TÜV-geprüft ist, ist gut. Hält. Rollt. Stellt der TÜV dagegen Mängel fest, sollte man etwas dagegen tun. Als Autofahrer*in ist man sogar gesetzlich dazu verpflichtet. Das ist bei einem Unternehmen und seiner IT-Architekturen zwar nicht der Fall. Auf die leichte Schulter sollte man das, was der TÜV im Sommer 2025 bei seiner neuen Cybersecurity-Studie festgestellt hat, jedoch auf keinen Fall: Viele Unternehmen überschätzten ihren Status an Sicherheit, heißt es in der Untersuchung. 91 Prozent der befragten Unternehmen hielten sich für „gut geschützt“ – trotz steigender Angriffszahlen und in vielen Fällen nur unzureichender technischer Abwehr.
TÜV schlägt Alarm: Trügerische Sicherheit in deutschen Unternehmen
Dass diese Verteidigungslinie von großer Bedeutung ist, zeigt die konkrete Zahl von IT-Sicherheitsvorfällen. So seien im Jahr 2024 rund 15 Prozent der befragten Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs geworden, also knapp jedes sechste. Zum Vergleich: Der TÜV führt die Studie alle zwei Jahre durch, bei der Untersuchung im Jahr 2022 gaben nur elf Prozent der Unternehmen an, angegriffen worden zu sein. Das ist innerhalb von zwei Jahren ein Anstieg von vier Prozentpunkten.
IT-Security ist Thema für gesamte Führungsebene
Dass es sich hier um ein internationales Phänomen handelt, zeigen die Wachstumsraten der globalen Cybersecurity- Branche. Unternehmen beginnen, in ihre Sicherheit zu investieren. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert, dass der Markt bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 12,63 Prozent aufweisen wird. Laut eines Berichts des Branchen-Informationsdienstes Security Insider sei das Thema Sicherheit durch die wachsenden Investitionen häufig nicht mehr nur beim Chief Information Security Officers (CISOs) angesiedelt, sondern habe sich zu einem „Prioritätsthema für die gesamte Führungsebene entwickelt“, heißt es in einem Branchenreport für das Jahr 2025.
KI-Prophylaxe gegen Phishing
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Woran erkennt man eine Mail, die es aufs Phishing angelegt hat, also Böses im Schilde führt? Es gibt eine Reihe von Indikatoren: nichtexistierende Absender, falsche Domainnamen oder Schreibweisen. Schon hier helfen KI-Tools, in dem sie genau hinschauen. Noch interessanter wird die KI als Verteidigung gegen so genanntes Spear-Fishing: Hier stimmen die persönlichen Daten einer vertraulich formulierten Message mit krimineller Absicht. Die KI ist in der Lage, anhand von Sprach- oder Verhaltensmustern Anomalien zu erkennen – und einzugreifen. KI-Lösungen wie das System Trusteer von IBM versprechen, anhand des Nutzungsverhalten akkurat zwischen legitimen und potenziell böswilligen Akteuren zu unterschieden.
Das Ziel dieser Investitionen ist der Aufbau einer Cyberresilienz. Der Begriff Resilienz wird eigentlich auf Menschen angewendet und kennzeichnet die Widerstandskraft. Im Kern geht es dabei nicht um die Vermeidung von Krisen, sondern um die Fähigkeit, mit ihnen so umzugehen, dass man nicht dauerhaft beeinträchtigt oder langfristig sogar gestärkt aus ihnen herausgeht. Der Begriff der Cyberresilienz passt deshalb sehr gut, weil auch die Angriffe auf die IT-Strukturen in Zukunft nicht vermieden werden können. Für Unternehmen rückt daher die Fähigkeit ins Zentrum, sich erfolgreich gegen diese Angriffe zu wehren und dadurch im besten Fall noch an Stärke zu gewinnen. Dabei müsse der Aufbau der Cyberresilienz bei Unternehmen aller Größenordnungen oberste Priorität genießen, wie es im Beitrag des Security Insider heißt: „Auch kleine und mittelständische Unternehmen sind längst im Fadenkreuz der Hacker“.
Noch ist KI Waffe, keine Verteidigung
Blickt man auf die konkreten Angriffe, denen sich Unternehmen erwehren müssen, zeigen sich interessante Entwicklungen. Zum einen stellt laut TÜV-Untersuchung die Lieferkette eine zusätzlich Schwachstelle in der Sicherheitsarchitektur dar: Mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen schätzt das Risiko als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein, Opfer von Cyberangriffen über Kunden oder Zulieferer zu werden. „Jedes zehnte Unternehmen hat bereits Angriffe festgestellt, die über diese Wege erfolgt sind“, heißt es in der TÜV-Studie. Als Mittel dagegen helfen höhere Sicherheitsforderungen an alle Elemente der Lieferkette. Zwar mache jedes dritte Unternehmen entsprechende Vorgaben, „aber nur sehr wenige überprüfen diese mit entsprechenden Audits“. Sprich: Cybersecurity bleibt zu häufig in der Theorie stecken. Angriffe werden so nicht verhindert.
Cybersecurity bleibt zu häufig in der Theorie stecken. Angriffe werden so nicht verhindert.
Zudem zeichnet sich eine Entwicklung ab, die das Sicherheitsthema in naher Zukunft deutlich verschärfen und erweitern wird: die Generative Künstliche Intelligenz. Der TÜVReport bringt das Problem wie folgt auf den Punkt. „KI wird zur Waffe – aber nicht zur Verteidigung.“ Was es damit auf sich hat, zeigen die Studienergebnisse: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen vermutet KI-gestützte Angriffe, doch nur zehn Prozent nutzen selbst KI zur Abwehr. Dabei gebe es hier laut TÜV-Report technische Möglichkeiten: KI-Systeme als Teil der Sicherheitsarchitektur sind in der Lage, Anomalien zu identifizieren, die menschliche Nutzer gar nicht oder erst zu spät erkennen. Zudem sind schnelle, automatisierte Reaktionen auf erkannte Bedrohungen möglich. Genutzt werden diese KI-Tools zur Verteidigung jedoch nur von einem von zehn Unternehmen.
Wie man Online-Shops clont, die Bank täuscht
Wie selbstverständlich Hacker bereits KI nutzen, zeigen Berichte über mögliche Bedrohungsszenarien. Der Business Insider berichtete im Juli 2025 von einem erfolgreichen Testlauf, mit Hilfe eines Tools für Generative KI, sehr schnell und niedrigschwellig den „perfekten Klon eines Online-Shops“ zu erstellen. Zum Einsatz kam das KI-System Llama Press. Im gleichen Artikel berichtete eine Redakteurin des Business Insider, es sei ihr relativ einfach gefallen, ihre Bank hinters Licht zu führen: „Alles, was sie dazu brauchte, waren ein KI-Stimmengenerator und ein Telefonanruf“, heißt es im Report.
Fahrendes Risiko
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Wie alle Digital- und Online-Architekturen, ist auch das vernetzte Auto potenziell von Hacker-Angriffen bedroht. Der ADAC machte sich für eine neue Studie auf die Suche nach Wegen der Hacker in die IT-Struktur des Autos. Möglich sei dies über banale Anwendungen wie die USB-Schnittstelle, die Diagnose-Schnittstelle (OBD) oder das Bluetooth-Modul. Selbst über die Reifendruckkontrolle via Funk könnte auf die Software zugegriffen werden, heißt es im ADAC-Report. Und auch die RFID-Karten sowie die NFC-Funktion des Smartphones zum Öffnen der Türen scheinen anfällig. Dabei tun sich die Autohersteller schwer, die smarten Autos im Sinne der Kunden besser zu rüsten. Eine der häufigsten Begründungen laut ADAC: „Systeme gegen Cyberkriminalität kosten Geld. Allerdings lassen sich diese Kosten kaum auf den Kunden abwälzen, weil der für den Mehrpreis kein sichtbares Extra erhält.“
Eine weitere Gefahr liege laut Business Insider in der Nutzung von Video-Call-Plattformen wie Teams und Zoom: Diese würden zwar immer besser, wenn es darum geht, Deepfakes zu erkennen. Aber genau diese Fähigkeit könnte zu einem Problem führen, wenn die „von diesen Plattformen gesammelten Daten darüber, was gefälscht ist, letztendlich dazu verwendet werden, anspruchsvollere Generative KI-Modelle zu trainieren“. Diese Geschichte aus der Welt der Generativen KI erinnert an die uralte Fabel vom Hasen und dem Igel: Egal, wie schnell der Hase auch rennt – der Igel ist schon da, weil er ein doppeltes Spiel spielt. Ganz ähnlich, wie die Generative KI, die beides sein kann: Verteidigerin und Angreiferin. Und (noch) muss man ihr mit Moral nicht kommen.
Was Generative KI im Bereich der Cybersecurity so riskant macht: Durch ihre Tools sinken die Einstiegshürden. War ein Hacker-Angriff zuvor eine Sache für echte Spezialist:innen, sind diese mit Hilfe der Generativen KI auch von Personen durchführbar, die nur wenig Expertenwissen mitbringen. Genau hier liegt ja gerade die Stärke von Generativen KI-Tools: Sie ermöglichen Anwendungen in der Breite. Und zwar potenziell auch im Alleingang: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik veröffentlichte 2024 das Paper „Einfluss von KI auf die Cyberbedrohungslandschaft“, in dem es diese Gefahr skizzierte. „Das interessanteste Tool für cyberkriminelle Aktivitäten wäre eine KI, die (…) alle Schritte eines Cyberangriffs völlig selbstständig durchführt“, heißt es in dem Papier. Noch gebe es ein solches Tool nicht, „aber es werden Anstrengungen unternommen, ein solches zu entwickeln“. Somit – und hier sind wir wieder bei der Fabel vom Hasen und dem Igel – beginnt auch hier ein Rennen gegen die Zeit, denn die Generative KI kann eben auch bei der automatischen Erkennung von Sicherheitslücken eingesetzt werden. Auch hieran werde mit Open-Source-Projekten geforscht. „In Zukunft wird es von entscheidender Bedeutung sein, diese Art von Tools proaktiv zu nutzen, bevor böswillige Akteure dies tun.“
Nachwuchs muss Allianzen einfordern
Für viele Unternehmen wirken diese Bedrohungsszenarien verwirrend. Nicht wenige fühlen sich davon überfordert. Vor allem dann, wenn intern die Expertise fehlt. Aber den Kopf in den Sand stecken und hoffen, die Hacker-Angriffe würden über sie hinwegziehen? Oder sich in falscher Sicherheit wägen? Beides sind für den TÜV keine ratsamen Optionen. Die Autor:innen der Cybersecurity-Studie geben den Unternehmen daher dringende Empfehlungen mit auf den Weg. Die erste lautet, die Risiken unbedingt ernst zu nehmen. „Unternehmen sollten eine qualifizierte Risikoanalyse durchführen und diese angesichts des dynamischen technologischen und geopolitischen Umfelds regelmäßig aktualisieren.“
Steigende Angst vor Cyber-Angriffen
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Lange Zeit handelte es sich bei Cyber-Security um einen abstrakten Begriff. Das ändert sich nun: Eine aktuelle Studie des digitalen Branchenverbands Bitkom sagt aus, dass in Deutschland die Angst vor Cyberangriffen und sogar einem Cyberkrieg um sich greife: „70 Prozent der Menschen in Deutschland schätzen die Gefahr durch Cybercrime insgesamt als hoch ein und ebenso viele halten Deutschland für schlecht vorbereitet. 61 Prozent haben Angst vor einem Cyberkrieg und für rund zwei Drittel (64 Prozent) ist Deutschland dafür nicht gut gewappnet“, heißt es in einer Pressemitteilung zur Vorstellung der Untersuchung. „Deutschland wird täglich digital angegriffen. Die Grenzen zwischen Cybercrime und hybrider Kriegsführung, zwischen privaten und staatlichen Akteuren sind inzwischen fließend“, wird Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst in der Pressemitteilung zitiert. „Die Bedrohungslage wird sich verschärfen, wir müssen deshalb unsere nationale Sicherheit sowohl klassisch als auch im digitalen Raum stärken – in Behörden und der Verwaltung, aber auch in kritischer Infrastruktur und in den Unternehmen.
Fragen, die dabei im Zentrum stehen sollten: Welche Bereiche und Daten sind besonders zu schützen? Welche Bedrohungen gibt es? Wo liegen potenzielle Schwachstellen im Unternehmen? Im Anschluss an die Analyse gehe es darum, eine Cybersecurity-Strategie zu entwickeln, mit dem Ziel, ein angemessenes Sicherheitslevel für das jeweilige Unternehmen zu definieren. „Bestandteil dessen sollte eine IT-Sicherheitsrichtlinie sein. In dieser werden messbare Ziele definiert, konkrete Sicherheitsanforderungen festgelegt und klare Verantwortlichkeiten geschaffen. Sie ist die Basis für die Maßnahmenplanung“, heißt es im TÜV-Report. Im letzten Schritt gelte es nun, diesen Plan auszuarbeiten, sprich auf Grundlage der Risikoanalyse und strategischer Überlegungen konkrete Maßnahmen festzulegen. Dazu gehört etwa, alte Geräte auszumustern und durch neue zu ersetzen. Ebenso könnte man neue Software installieren, besonders für Maschinen, die mit dem Internet verbunden sind.
Notwendig sind dafür Investitionen, und zwar nicht nur in die Hard- oder Software, sondern auch ins Know-how. Laut TÜV-Studie holen sich fast 60 Prozent der Unternehmen externe Fachexpertise ins Haus. Mehr als jedes zweite Unternehmen schult Mitarbeitende außerhalb der IT-Abteilungen. In Fortbildungen innerhalb dieser Abteilungen investieren dagegen nur 35 Prozent der befragten Unternehmen. Auch interessant: Nur gut jedes fünfte Unternehmen gibt an, bei Kampf für mehr Cybersecurity auf „strategische Allianzen und Partnernetzwerke“ zu setzen. Dabei liegt genau hier eine große Chance: Ein „Verteidigungsnetzwerk“ ist in der Lage, zusätzliche Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Zum Beispiel, indem man hier aus den Erfahrungen anderer lernt, daraufhin gemeinsame Strategien und Maßnahmen entwickelt. Dabei kommt es auch auf die junge Generation an: Besonders bei IT-Themen neigen Unternehmen dazu, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Auch aus der Befürchtung heraus, Allianzen könnten die Bedrohung noch erhöhen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Ein Netzwerk aus Unternehmen ist viel eher in Lage, genügend Know-how aufzubauen, um die Angriffe abzuwehren. Was klar ist: Diese werden kommen – und sie werden im Zeitalter der Generativen KI an Tempo und Intensität zulegen. Daher ist es so wichtig, sich zu wappnen. Im Sinne einer möglichst hohen Cyberresilienz.
Professorin Stephanie Wehner erhält Körber-Preis für Europäische Wissenschaft
Die mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung der Körber-Stiftung würdigt die wegweisende Arbeit der deutschen Informatikerin und Quantenphysikerin Stephanie Wehner zum Quanteninternet – einem ultraschnellen und extrem sicheren Computernetzwerk, das ganz neue Anwendungen und Rechenleistungen ermöglicht. Künftig könnten damit Daten abhörsicher übertragen werden und Anwender in Rekordzeit vernetzt gemeinsam Probleme lösen, die weit über die Grenzen des heutigen Internets hinausgehen.
Buddiz AI: Persönlicher digitaler Buddy für Studierende in Dubai
Während deutsche Hochschulen noch diskutieren, wie sie mit ChatGPT und ähnlichen Tools umgehen sollen, hat die University of Europe for Applied Sciences (UE) an ihrem Campus in Dubai ein einzigartiges Projekt gestartet: Buddiz AI – ein speziell entwickelter, akademischer KI-Assistent. Erstmals erhält jede*r Studierende einen persönlichen digitalen „Buddy“, der nicht nur mit kursspezifischen Materialien trainiert wurde, sondern sich auch mit jeder Interaktion weiterentwickelt. Im Unterschied zu gängigen Chatbots basiert Buddiz AI auf einer eigens zusammengestellten akademischen Datenbasis – darunter Lehrpläne, Aufgaben und Prüfungsanforderungen – bevor er in die Hände der Studierenden übergeht.
Welt TV startet KI-Sendung mit Avatar Moderator
Im Juli 2025 sendete Welt TV erstmals „KI Welt“, ein innovatives Wochenformat, das vollständig von Künstlicher Intelligenz produziert und moderiert wird. Der Avatar, modelliert nach Reporter Paul Klinzing, eröffnet die erste Ausgabe mit den Worten: „Ich bin zwar nicht echt, sondern ein Avatar. Aber die Nachrichten, die ich Ihnen zeige, sind absolut real.“ Axel Springer betont, alle redaktionellen Schritte – von Themenfindung über Recherche bis zur Moderation – erfolgen per KI, jedoch unter menschlicher Aufsicht. Chefredakteur Jan Philipp Burgard bezeichnet das Projekt als ein Experiment, das zeigen soll, „was bereits möglich ist“ in der KI-basierten Medienproduktion.
DeepL startet KI-Agent – deutsche Übersetzungsfirma setzt auf Automatisierung
Das Kölner Unternehmen DeepL, bekannt für hochpräzise KI-Übersetzungen, erweitert erstmals sein Angebot: Mit dem neuen „DeepL Agent“ sollen künftig auch wiederkehrende Aufgaben automatisiert werden. Bisher war DeepLs Erfolg eng mit seiner Spezialisierung auf Sprachverarbeitung verbunden – und reichte aus, um sich gegen Tech-Riesen wie Google Translate zu behaupten. Nun wagt die mit zwei Milliarden Dollar bewertete Firma den Schritt in eine breitere KI-Zukunft.
Kuratiert von Sonja Theile-Ochel
Das Bauwesen steht vor einem Umbruch. Mit der Digitalisierung entstehen neue Rollen, Kompetenzen und Chancen – vom Data Engineer bis zum Sustainability Designer. Das Projekt Construct-X zeigt, wie die Zukunft der Branche aussieht. Von Jana Tschitschke und Christoph Berger
Kaum eine Branche ist so stark arbeitsteilig wie das Bauwesen: Architekten, Bauunternehmen, Behörden, Handwerk und Betreiber müssen über Jahre hinweg effizient zusammenarbeiten. Dafür braucht es eine verlässliche, sichere und standardisierte Dateninfrastruktur – genau hier setzt Construct-X an. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt entwickelt offene, vertrauenswürdige Datenräume, auf denen Unternehmen Informationen sicher austauschen und neue digitale Prozesse aufsetzen können. Ziel ist eine vernetzte, transparente und resiliente Bauwirtschaft.
Doch die digitale Transformation bringt mehr als neue Tools – sie verändert die Arbeitswelt selbst. Mit der Technologie entstehen völlig neue Berufsbilder, Rollen und Anforderungen.
Neue Rollen auf der digitalen Baustelle
Der Digital Construction Strategist denkt Plattformen statt Pläne: Er verbindet bautechnisches Wissen mit digitalen Architekturen wie Gaia-X und entwickelt datengetriebene Ökosysteme. Ziel ist die Integration von Prozessen, Diensten und Akteuren auf einer gemeinsamen, sicheren Infrastruktur.
Im Betrieb übernimmt der BIM & Twin Intelligence Manager das Kommando über den digitalen Zwilling – ein virtuelles Abbild des realen Gebäudes. Er speichert alle relevanten Informationen: Materialien, Energieverbrauch, Wartungsintervalle. So lassen sich KI-gestützt etwa Umbauten simulieren oder Wartungen planen.
Echtzeit auf der Baustelle
Der Construction Data Engineer wertet Sensordaten direkt von der Baustelle aus – etwa Temperatur, Materialbewegungen oder Maschinendaten. In IoT-Plattformen werden diese mit Planungsdaten verknüpft, um Abläufe effizienter zu steuern: ob bei Wetterum schwüngen, Maschinenausfällen oder der Betonreifung.
Sicherheit im Datenraum
Mit der Digitalisierung wird Cybersicherheit zur zentralen Aufgabe: Cybersecurity-Spezialistinnen sichern Plattformen, Identitäten und Nachweissysteme. Technologien wie Self-Sovereign Identity oder das Gaia-X Trust Framework schützen sensible Informationen und schaffen Vertrauen.
Nachhaltigkeit wird planbar
Der Sustainability & Impact Designer bringt ökologische Intelligenz in die Planung. Er analysiert mit KI den CO₂- Fußabdruck eines Bauwerks über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg und schlägt ressourcenschonende Alternativen vor – datenbasiert und nachvollziehbar.
Was ist Construct-X?
Construct-X entwickelt Open-Source-basierte Datenräume, Referenzarchitekturen und Anwendungen für den Bau. Das Projekt ist Teil der europäischen Cloud-Initiative IPCEI-CIS und bündelt Kompetenzen von über 30 Partnern. Ziel ist die digitale Souveränität der Bauwirtschaft in Europa. Das Gesamtvolumen: 42,8 Mio. Euro.
Wenn Maschinen und Menschen enger zusammenarbeiten, braucht es Vermittler: Collaboration Engineers gestalten die Schnittstellen – technisch, ergonomisch und psychologisch. Sie sorgen dafür, dass etwa Kranführer mit KI-Systemen intuitiv interagieren können, ohne überfordert zu sein.
Nicht jede Innovation setzt sich durch – es braucht Menschen, die Veränderung begleiten. Change-Navigatoren helfen, digitale Tools zu implementieren, Mitarbeitende zu schulen und eine neue Fehlerkultur zu etablieren. Sie sind die Übersetzer zwischen Strategie und Praxis.
Fazit: Neue Chancen statt Jobverlust
Die Bauwende ist auch ein Berufswandel. Statt klassischer Karrieren entstehen hybride Rollen mit interdisziplinären Anforderungen. Technik, Nachhaltigkeit und Daten verschmelzen zu einer neuen Bauidentität – menschlich, digital, zukunftsfähig. Die zentrale Frage lautet daher nicht: Was verschwindet? Sondern: Was entsteht gerade neu?
Wie ProTecBird mit smarter Technologie die Energiewende und den Artenschutz verbindet. Von Sonja Theile-Ochel
Ein Sturm beendete einst Thorsten Heinzens Traum von der Weltumsegelung. Der ehemalige Manager aus der Rüstungsindustrie fand jedoch im Wind einen neuen Anfang. Beim Anblick eines Windparks in der Nähe seines Wohnorts kam ihm die Idee: Warum nicht Kollisionen von Vögeln mit Windrädern verhindern, ähnlich wie man Drohnen oder Raketen abwehrt? Aus dieser Eingebung entstand 2021 die Husumer Firma ProTecBird, die Künstliche Intelligenz (KI) zum Schutz von Vögeln einsetzt.
Heinzens Idee gilt heute als vielversprechende Verbindung zwischen Klimaschutz und Artenschutz. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigen die Konflikte zwischen Windkraft und Naturschutz. Besonders Greif- und Großvögel wie Rotmilan, Seeadler und Bussarde sind gefährdet. Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen 15 Arten besonders geschützt werden. Hier setzt ProTecBird an.
Kameras, KI und Käseglocke
Das Antikollisionssystem AVES Wind® steht im Zentrum der Technologie. Bewegliche Kameras an den Windenergieanlagen erkennen mittels Trackingsoftware und KI Vögel bereits aus einem Kilometer Entfernung. Nähert sich ein geschütztes Tier, schaltet das System die Anlage automatisch in den Trudelmodus und fährt sie wieder hoch, sobald die Gefahr vorüber ist. „Wir bilden eine Art Käseglocke über jedem Windpark“, erklärt Heinzen. Für einen Park mit 15 Anlagen werden etwa 20 Kameras benötigt. Aber das ist von Windpark zu Windpark verschieden und z.B. abhängig vom Vogelaufkommen. Die Kosten betragen etwa 700.000 Euro. Betreiber vermeiden so Zwangsabschaltungen, die von Behörden etwa während der Mäharbeiten oder der Brutzeit gefordert werden und oft Wochen oder Monate dauern können.
ProtectBird AG
Gründung: 2021 in Husum
Mitarbeitende: 32 Festangestellte
Geschäftsführer: Thorsten Heinzen
Mission: Schutz windsensibler Vogelarten durch KI-Systeme
Produkte: AVES Wind® Antikollisionssystem, AVES Monitoring, AVES High Precision Counter, AVES Analytics, Lösungen für Flughäfen, Industrie und Stadien
In Schleswig-Holstein ist das System seit 2024 offiziell zugelassen. Ein zweijähriger Test bei Neumünster lieferte überzeugende Ergebnisse: In 25 Tagen erfasste die KI 237 Rotmilanflüge und identifizierte sie zu 95 Prozent korrekt. Auch in Litauen, Italien und Lettland sind bereits Anlagen im Einsatz. Besonders Offshore-Windparks profitieren: Mit AVES Monitoring und dem High Precision Counter lassen sich Vogelzüge präzise erfassen und behördliche Auflagen erfüllen.
Wachstum aus Husum
ProTecBird begann als Start-up und ist heute ein Scale-up mit internationalem Anspruch. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile 32 Mitarbeitende und das Team soll weiter anwachsen. 2023 lag der Umsatz bei 1,4 Millionen Euro, für 2025 sind sieben Millionen prognostiziert. Neben Windparks werden auch Flughäfen, Industrieanlagen und sogar Fußballstadien mit KI-gestütztem Vogelschutz ausgerüstet.
Konkurrenz aus den USA
Der Markt ist jung und die Konkurrenz überschaubar. Hauptwettbewerber ist das US-Unternehmen Identiflight. Pro- TecBird setzt auf ein Alleinstellungsmerkmal: Das Training der KI erfolgt mit selbst erhobenen Daten direkt an jedem Standort. Ein Jahr lang filmen Mitarbeiter die relevanten Vogelarten, um alle Jahreszeiten und Landschaften zu berücksichtigen. Damit wird die Fehlerquote, etwa durch Blätter im Wind, minimiert.
Für Absolventen der Informationstechnologie bietet ProTecBird ein Beispiel dafür, wie sich Hightech und Naturschutz verbinden lassen. KI, maschinelles Sehen und Big Data kommen hier in einer gesellschaftlich relevanten Anwendung zusammen. Windkraft, oft Symbol für Konflikte, wird so zum Schauplatz für Innovation.
Marcus Helds Karriere begann früh: Mit zwölf programmierte er seine erste Website, mit 17 gründete er eine Agentur. Der Weg führte ihn über die Spieleindustrie und verschiedene IT-Führungspositionen schließlich in die Selbstständigkeit. Heute arbeitet Held als freier Software-Architekt und berät Unternehmen mit überkomplexen Strukturen. Im Gespräch erzählt er, wie er in die Branche kam, warum er Java lieben lernte – und weshalb er aus dem Management zurück in die Technik wollte. Außerdem erklärt er, warum KI die Softwareentwicklung verändern wird – und was das für Berufseinsteiger bedeutet. Von Sonja Theile-Ochel
Zur Person
Jahrgang 1992, Informatiker. Sieben Jahre in der Hamburger Spieleindustrie, später Teamleiter und Abteilungsleiter in einem IoT-Unternehmen in Köln. Seit 2022 freier Software-Architekt. Held hält regelmäßig Vorträge auf Konferenzen, schreibt Fachartikel und engagiert sich im Verein „ADEPT“ für unabhängige IT-Beratung.
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Herr Held, wie hat bei Ihnen alles angefangen?
Ich war schon immer ein Technik-Typ. Mit zwölf habe ich meine erste Website gebaut – damals brauchten plötzlich auch Friseure oder kleine Läden eine Online-Präsenz. Schnell sprach es sich herum, und ich baute für Bekannte und deren Bekannte Seiten. Mit 17 war das so groß geworden, dass ich zusammen mit einem Freund eine Agentur gründete. Eigentlich wollte ich aber in die Spieleindustrie: Der Mix aus Logik, Technik und visueller Gestaltung hat mich total fasziniert.
Und dieser Traum hat sich erfüllt?
Ja, nach meinem Informatikstudium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bin ich nach Hamburg gezogen. Dort habe ich sieben Jahre in der Spieleindustrie gearbeitet, vor allem an Browser- und Mobile-Games. Das größte Projekt war „Goodgame Empire“ – ein Strategiespiel mit damals 220 Millionen registrierten Usern weltweit. Das war unglaublich spannend, sowohl technisch als auch organisatorisch.
Wie haben Sie den Übergang vom Studium in die Praxis erlebt?
Interessanterweise ganz anders, als ich es erwartet hatte. Im Studium hatte mich Computergrafik begeistert, ich wollte unbedingt am Client arbeiten. Aber mein erster Job war in der Serverentwicklung – mit Java, einer Sprache, die ich im Studium schrecklich fand. Ausgerechnet das Fach, in dem ich am schlechtesten war – Netzwerke – wurde später zur Grundlage meiner Arbeit. Eigentlich wollte ich den Wechsel Richtung Grafik noch mal probieren, aber es blieb beim Backend. Heute bin ich froh darüber, weil sich daraus meine ganze Laufbahn entwickelt hat.
Sie haben später auch Führungsverantwortung übernommen. Wie kam es dazu?
Relativ schnell. Erst leitender Entwickler, später Teamleiter, Produktmanager, Software-Architekt. Schließlich habe ich in Köln die Abteilungsleitung für rund 30 Entwickler übernommen. Das war spannend, aber irgendwann merkte ich: Ich bin fast nur noch „Mutti für alles“. Das People Management war nicht mehr das, was mich erfüllte.
War das der Punkt, an dem Sie beschlossen haben, sich selbstständig zu machen?
Ja, vor zweieinhalb Jahren. Es gab mehrere Gründe: Zum einen hatte ich das Gefühl, die großen technischen Herausforderungen in meinem damaligen Unternehmen waren gelöst. Zum anderen wollte ich zurück zur Technik. Und drittens hatte ich die Idee, ein eigenes Produkt aufzubauen. Die Selbstständigkeit war für mich eine logische Konsequenz.
Was machen Sie heute genau?
Ich helfe Mittelständlern, ihre Softwareprojekte einfacher und effizienter zu gestalten. Viele Firmen bauen zu komplexe Systeme und verlieren dadurch ihren eigentlichen Business-Mehrwert. Meine Aufgabe ist oft, Komplexität herauszunehmen statt neue Technik einzuführen. Dabei bin ich eine Brücke zwischen Management und Entwicklern.
Haben Sie Ihren heutigen Job also selbst erfunden?
Am Anfang habe ich den Fehler gemacht, alles anzubieten – der klassische Bauchladen. Später habe ich mich auf Performance- Optimierung spezialisiert, weil ich dachte, meine Erfahrung aus der Spieleindustrie sei dafür perfekt. Aber der Markt wollte das nicht. Stattdessen entwickelte sich Schritt für Schritt meine heutige Rolle: Software-Architektur-Reviews, Prozessbegleitung, Beratung. Das ist ein Bedarf, den es tatsächlich gibt – und der für mich passt.
Wir stehen vor einer Umwälzung, die mindestens so tiefgreifend sein wird wie das Internet oder das Smartphone.
Wenn Sie auf die aktuelle Entwicklung blicken: Wie verändert KI die Softwarebranche?
Massiv. Ich glaube, wir stehen vor einer Umwälzung, die mindestens so tiefgreifend sein wird wie das Internet oder das Smartphone. Heute kann ein KI-Agent Fehler im Code finden, reproduzieren und sogar beheben – ohne dass der Entwickler selbst eine Zeile schreibt. Das ist eine völlig neue Arbeitsweise. Für Berufseinsteiger bedeutet das: Viele klassische Einstiegsaufgaben, die früher zum Lernen dienten, erledigt heute die KI.
Das klingt nach einem Problem für junge Entwicklerinnen und Entwickler.
Ja, und das sehen wir bereits: Junior-Positionen sind schwerer zu bekommen, weil Unternehmen weniger Bedarf haben. Gleichzeitig werden erfahrene Entwickler nach wie vor dringend gebraucht – nur: Wenn keine Nachwuchskräfte einsteigen können, fehlt langfristig die Basis. Wir müssen deshalb neue Wege finden, wie Berufseinsteiger lernen können. Vielleicht mehr über Projektarbeit, vielleicht durch gezieltes Mentoring. Aber klar ist: Der alte Weg, über Routinetätigkeiten ins Handwerk hineinzuwachsen, funktioniert so nicht mehr.
Und wie gehen Sie persönlich mit KI um?
Ich teste viel aus. Kürzlich habe ich eine iOS-App von einer KI entwickeln lassen – obwohl ich selbst keine Erfahrung mit iOS hatte. Für mich war das Experiment spannend: Es zeigt, dass mein Job als Architekt sich ändern wird. Künftig schreibe ich nicht nur für Menschen Dokumentationen und Konzepte, sondern auch für Maschinen, die damit arbeiten.
Wenn Sie zurückschauen: Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Eigentlich keinen großen. Ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist. Vielleicht nur: Sei offener, auch Dinge zu machen, die du dir nicht vorgenommen hast. Java war nie mein Ziel, aber es hat mich bis heute begleitet. Leidenschaft entsteht oft dadurch, dass man in etwas richtig gut wird – nicht durch die Ideale, die man sich am Anfang setzt.
Am 22. Januar 2026 findet im RheinEnergieStadion Köln der KI Day statt – eine praxisnahe Konferenz zur Anwendung Generativer KI im Berufsalltag. Expert*innen zeigen, wie KI Content-Erstellung, Projektmanagement und andere Bereiche verändert. Mit Impulsen, Tools und Networking richtet sich das Event auch an Berufseinsteiger*innen, die frühzeitig Kompetenzen im Umgang mit KI aufbauen möchten. Tickets ab 199 €.
Der Chip, der die Welt veränderte
Vom Gaming-Zubehör zum Motor der künstlichen Intelligenz: In The Thinking Machine erzählt Stephen Witt die packende Geschichte von Nvidia und seinem visionären CEO Jensen Huang. Mit exklusivem Zugang beleuchtet er, wie ein Team kompromissloser Ingenieure den leistungsstärksten Mikrochip der Welt entwickelte – und damit unsere digitale Zukunft formte. Witts Reportage ist nicht nur Technikgeschichte, sondern auch Porträt eines charismatischen Unternehmers, der die Regeln der Branche neu schrieb – und vielleicht bald die Welt. Stephen Witt: The Thinking Machine. Jensen Huang, Nvidia und der begehrteste Mikrochip der Welt. Suhrkamp, 320 Seiten, 2025, 32 €.
Homo Sapiens, neu gedacht
Was uns ausmacht – und wohin wir steuern könnten Biologe Josef H. Reichholf erzählt die Geschichte des Menschen mit weitem Blick: Zwischen Natur und Kultur, Gewalt und Empathie fragt er, warum wir trotz aller Intelligenz so oft gegen unsere Zukunft handeln. Seine verständliche, zugleich tiefgründige Analyse verbindet neueste Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz – und stellt drängende Fragen zur Zukunft unserer Spezies. Josef H. Reichholf: Mensch. Evolution einer besonderen Spezies. Hanser, 352 Seiten, 2025, 27,00 €.
Gehirn an, Welt aus: Mit „Brainhacks“ zum Fokus-Flow
Weniger Stress, mehr Output – Henry Hildebrandt zeigt, wie wir unser Gehirn mit neurowissenschaftlich fundierten Methoden gezielt auf Produktivität trimmen. Mit Storys, Infografiken und sofort umsetzbaren Tools wird das Buch zum Gamechanger für alle, die mehr erreichen wollen, ohne sich auszubrennen. Henry Hildebrandt: Brainhacks. Wie du mit minimalem Aufwand produktiver, effizienter und erfolgreicher wirst. Yes Publishing, 272 Seiten, 2025, 17 €.
Jülich: Europas schnellster Supercomputer „Jupiter“ eingeweiht
Foto: Forschungszentrum Jülich, Sascha Kreklau
Im September hat Bundeskanzler Friedrich Merz im Forschungszentrum Jülich den Supercomputer JUPITER offiziell eingeweiht. Das System rangiert bereits auf Platz 4 der TOP 500-Liste weltweit. Es soll vor allem Fortschritte in Klimaforschung und Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglichen. JUPITER kann pro Sekunde mehr als eine Trillion Rechenoperationen ausführen und erlaubt das Training riesiger KI-Modelle. Das 500-Millionen-Euro-Projekt wurde von Bund, Land NRW und EuroHPC J U finanziert. Auch Nachhaltigkeit steht im Fokus: Abwärme des Systems wird zum Heizen genutzt.
Forum für künstliche Intelligenz im Deutschen Museum Bonn
Deutsches Museum, Foto: Lichtenscheidt
Künstliche Intelligenz ist die bedeutendste Technologie unserer Zeit – deshalb widmet das Deutsche Museum Bonn dem Thema bunt gestaltete Erlebnisräume, in denen das vielseitige und komplexe Thema KI sehr zugänglich vermittelt wird: Interaktive und unterhaltsame Exponate und Demonstrationen machen Grundlagen und aktuelle Entwicklungen der KI verständlich. Da gibt es interaktive Stationen zum Ausprobieren und Anfassen statt trockener Texte und Erläuterungen. Für ein aktives Museumserlebnis sorgen die Museotainer*innen, die den Besucher*innen zur Seite stehen und das abstrakte Thema KI mit Leben füllen. Ihre „KI:ckstarts“ – kurze dialogische Rundgänge – eröffnen den Museumsgästen einen verständlichen Zugang zur Welt der Künstlichen Intelligenz.
Lernen von den Coding Buddies
Coden lernen, Karriere boosten und bei echten Entwickler-Geschichten lachen? Willkommen bei den Coding Buddies! Im Podcast sprechen Fabi & Tino jede Woche locker und humorvoll über Softwareentwicklung, Tech- Trends, Coding Fails, Architektur, AI und praktische Karriere-Tipps. Für alle, die Softwareentwicklung lieben – vom Einsteiger bis zum Senior.
Prof. Alke Martens ist Lehrstuhlinhaberin für Praktische Informatik und Didaktik der Informatik an der Uni Rostock und zählt zu den profiliertesten Stimmen zu digitaler Bildung, KI und Ethik. Neben ihrer Forschung erreicht sie mit ihrem erfolgreichen Instagram-Account über 47.000 Follower und verbindet so Wissenschaft, Teilhabe und Verantwortung. Die Fragen stellte Sonja Theile-Ochel.
Sie haben Informatik mit dem Nebenfach Medizin studiert und später interdisziplinär gearbeitet. Wie hat der Wechsel zwischen diesen Disziplinen Ihre Arbeit beeinflusst?
Ich hatte zwei entscheidende Vorteile: Zum einen bot der Studiengang Informatik mit Anwendungsgebiet Medizin an der Universität Hildesheim Ende der 1980er Jahre eine damals noch seltene Kombination. Zum anderen prägten mich die Diskussionen mit meinem Vater, einem Psychologen, die meinen Blick für andere Perspektiven schärften und mir die kulturellen Wurzeln der Informatik bewusst machten. In meiner Laufbahn war es oft herausfordernd, zwischen Medizin, Informatik und Psychologie den eigenen Platz zu finden. Die Freiheit in Lehre und Forschung wurde dabei ein wichtiger Anker – und die Interdisziplinarität zum Schlüssel, um viele Menschen zu erreichen.
Welche Hürden sehen Sie in der digitalen Lehre – und welche Kompetenzen brauchen Studierende?
Der größte Stolperstein ist die Fähigkeit, Informationen kritisch zu bewerten. Aus der Flut seriöser und unseriöser Quellen eine fundierte Auswahl zu treffen und daraus eigene Kompetenzen zu entwickeln, statt blind einer KI zu vertrauen, ist anspruchsvoll. Absolvent:innen sollten vor allem Lese-, Schreib- und Informationskompetenz mitbringen.
Wie vermitteln Sie ethische Reflexion in Ihren Kursen?
Wir bieten u. a. die Lehrveranstaltung „Ethik und Digitalität“ an. Eine zentrale Haltung ist, ethische Bedenken ernst zu nehmen: Es geht um den Schutz von Daten, das Bewusstsein für Bias – etwa durch unausgewogene Datensätze – und dessen Vermeidung sowie um das Problem des Dual-Use. Wer Softwareprojekte leitet, muss kulturelle, gesellschaftliche und ökologische Folgen von Technik wie KI kennen.
Wie machen Sie komplexe Themen wie KI und Ethik auf Instagram verständlich?
Wissenschaft kann im Elfenbeinturm bleiben oder verständlich in den öffentlichen Raum treten. Fachsprache schreckt ab – daher „übersetze“ ich Inhalte. Social Media zwingt zur didaktischen Reduktion: Ein Reel mit drei Minuten kann ein guter Einstieg sein, um Themen prägnant zu vermitteln.
Gab es prägende Entscheidungen oder Wendepunkte in Ihrer Karriere?
Ich bin alleinerziehende Mutter zweier Schulkinder. Die Entscheidung, Kinder und Unikarriere zu verbinden, war für mich zentral – und sie hat sich bewährt. Witzigerweise war ich bei meiner ersten und letzten Professur während des Bewerbungsverfahrens schwanger und trat die Stellen als frischgebackene Mutter an. Es kostet Kraft, aber es funktioniert. Ein anderer Wendepunkt war die Entwicklung der KI. 2004 promovierte ich in diesem Bereich, doch damals galt das Fach als „tot“. Mir wurde geraten, das Forschungsfeld zu wechseln, da es kaum KI-Professuren gab. Heute, knapp 20 Jahre später, boomt die KI – für mich zu spät, um eine Professur in diesem Bereich zu bekommen. KI begleitet mich trotzdem getarnt als „Kognitive Systeme“.
Welche drei Dinge sollten IT-Studierende unbedingt aus dem Studium mitnehmen?
Entscheidend sind Selbstvertrauen und die Suche nach der eigenen Nische. Informatik ist breit und interdisziplinär. Wichtig sind:
Für Ingenieur*innen ist der Weltraum ein Wachstumsmarkt und ein großes Forschungslabor, eine Aussichtsplattform für die Geschehnisse auf der Erde und eine kosmische Müllhalde. Ingenieur*innen finden im Orbit viele interessante Experimentierfelder. Weil dort die Schwerkraft nicht stört. Oder Effekte auftreten, die sich terrestrisch nutzbar machen lassen. Was man für eine Karriere in der Raumfahrttechnik benötigt? Geduld, Kreativität – und die Bereitschaft, den eigenen Kosmos zu sprengen. Ein Essay von André Boße
Zugegeben, wenn mal wieder eine Politikerin oder ein Politiker davon spricht, die Raumfahrt müsse endlich Top-Priorität besitzen, weil sie ein wesentlicher Garant für Innovation sei, denkt man: Bitte nicht abheben! Was man dabei schnell vergisst: Die Ökonomie der modernen Raumfahrt hat wenig mit Raketenträumen, Weltraumtourismus und Mars-Besiedlungen zu tun. Viel wichtiger sind technische Forschungen, die im Weltraum betrieben werden, um mit ihren Ergebnissen sehr irdische Probleme zu lösen.
Eine Materie, die dabei helfen kann: Plasma. Ein Aggregatzustand, den man sich wie unfassbar heißes, leuchtendes Gas vorstellen kann. Auf der Erde sieht man es in der Natur nur in Ausnahmefällen. Zum Beispiel, wenn es blitzt oder Polarlichter auftauchen. Im Weltraum ist es omnipräsent: 99 Prozent der sichtbaren Materie im All befindet sich im Plasmazustand. „Dazu zählen Sterne, darunter die Sonne, oder die Ionosphäre von Planeten“, heißt es in einem Informationsbeitrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).
Plasmaforschung in der Schwerelosigkeit
Betrieben wird Plasmaforschung seit mehr als 20 Jahren auch rund 400 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt, nämlich an Bord der Internationalen Raumstation (ISS). „Für die Forschung zu komplexen Plasmen bietet die Schwerelosigkeit die einzige Möglichkeit, den gesamten, wissenschaftlich interessanten Parameterraum zu untersuchen“, wird Dr. Hubertus Thomas vom DLR-Institut für Materialphysik im Weltraum zitiert. Das Ziel der Experimente: eine Form von Plasma zu entwickeln, die von Ingenieur*innen auf der Erde leicht einsetzbar ist, in Geräten oder Anlagen. Bezeichnet wird diese Variante als Kaltplasma – weil sie anders als das kosmische Plasma nicht unfassbar heiß ist. Man kann sich das ionisierte Gas wie einen vielfältig einsetzbaren Wunderstoff vorstellen. In ihm finden sich Sauerstoff, Stickstoff, freie Elektronen, UV-Strahlung, elektrische Felder. Im Zusammenspiel erzeugen diese Elemente sehr nützliche Wirkungen.
Kreative Start-ups mit Ambitionen
Immer mehr deutschen Start-ups gelingen erstaunliche Erfolge mit innovativen Ansätzen, um auf dem Wachstumsmarkt Weltraum mitzuspielen. Das Unternehmen The Exploration Company (TEC) aus München brachte laut einer Meldung im Handelsblatt bei einem Erstflug die eigene Raumkapsel „Mission Possible“ auf 600 Kilometer Höhe und dann zurück in die Erdatmosphäre. Erst danach ging die Kapsel verloren. Dennoch wertete das Unternehmen die Premiere als Erfolg. Eine Meldung auf der Tagesschau-Homepage berichtet vom Start-up SuperVision Earth aus Darmstadt. Es hat die Geschäftsidee entwickelt, die von den EU-Satelliten gesammelten Daten für industrielle Zwecke zu nutzen. Ihr erstes Produkt ist die Überwachung von Pipelines. Bislang mussten diese kostenintensiv mit Hubschraubern abgeflogen werden. Das Start-up entwickelte ein KI-System, das auf Satellitenbildern nach Änderungen rund um die Pipeline sucht. Fällt dem System etwas auf, schickt es eine Drohne auf Kontrollflug.
Kaltplasma, das in technischen Anlangen oder Geräten nutzbar gemacht werden kann, setzt sofort die kreative Energie von Ingenieur*innen in Gang. Denn damit lassen sich auch viele Probleme lösen, die wir auf der Erde haben. Klaffende Wunden zum Beispiel. Ein großer Gefahrenherd bei einer solchen Verletzung sind Keime und Bakterien, die dafür sorgen, dass sich Wunden entzünden. Ist die Verwundung groß und chronisch, ist es schwierig, sie mit konventionellen Mitteln zu desinfizieren. Zumal viele dieser Mittel das verletzte menschliche Gewebe zusätzlich reizen oder sogar weiter verletzten. Kaltplasma tut dies nicht. Im Gegenteil, es fördert das Wachstum gesunder Zellen – und tötet gleichzeitig Viren und Bakterien.
Bereits heute kommt Kaltplasma in vielen Kliniken zum Einsatz, die sich auf chronische Wunden spezialisieren. Zum Beispiel im Christlichen Klinikum Soest, wo Kaltplasma mit Hilfe eines Druckstifts kontaktlos an die Wunde gehalten wird, wie das Klinikum es auf der Homepage beschreibt. Das Besondere an dieser medizintechnischen Innovation: Kaltplasma basiert auf physikalischen Prozessen, nicht auf Chemikalien. „Die im Kaltplasma enthaltenen geladenen, angeregten Teilchen, reaktiven Spezies, UV-Strahlen, elektromagnetischen Felder und Wärme werden eingesetzt, um den schädlichen Keimen, Pilzen und Viren in Wunden entgegenzuwirken“, schreiben die Mediziner*innen der Klinik.
Entwickelt wurden diese Kaltplasma-Druckstifte zum Beispiel vom Start-up- Unternehmen Terraplasma, einer Ausgründung der Max- Planck-Gesellschaft mit Sitz in Garching bei München. Auf seiner Homepage nennt das Unternehmen weitere Anwendungsgebiete von Kaltplasma. Seine desinfizierende Wirkung kommt auch in einem speziellen Reinigungsroboter zum Einsatz, den das Unternehmen aktuell konzipiert. Das Wischrobotersystem mit integrierter Kaltplasmaquelle eigne sich für den Einsatz in „hochsensiblen Umgebungen wie Kliniken, Lebensmittelverarbeitung, Pharma- und Kosmetikindustrie sowie öffentlichen Einrichtungen“ – sprich überall dort, wo es wirklich sauber sein muss. Auch liege der Vorteil darin, dass dabei keine Chemie benutzt werden müsse.
Auch besitze Kaltplasma laut dem Unternehmen „das Potenzial, die Wasseraufbereitung zu revolutionieren“. Die Technologie biete dabei große Vorteile gegenüber herkömmlichen Desinfektionsmethoden wie UV, Chlor, Ozon oder Umkehrosmose, weil es „direkt am Wasser“ wirke. Laut Beschreibung auf der Terraplasma-Homepage eliminieren die Anlagen auf Basis von Kaltplasma energieeffizient Bakterien, Viren, organische Verunreinigungen, Schad- und Spurenstoffe. Pilotprojekte zeigen laut Unternehmen erste Erfolge in der Trinkwasseraufbereitung und der Abwasserbehandlung. Nun gehe es darum, Systeme zu entwickeln, die den industriellen Maßstäben gerecht werden und dadurch Marktreife erlangen. Beim Prozess, diese Anlagen skalierbar zu machen, ist Ingenieurwissen gefragt. Damit aus einer wissenschaftlichen Idee eine technische Innovation erwächst.
Schmelz-Experimente auf der ISS
Kaltplasma ist nur ein Beispiel für potenzielle Zukunftstechniken, an denen in der Raumfahrt geforscht und entwickelt wird, um sie terrestrisch zu nutzen. In einem Beitrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt nennen die DLR-Expert*innen weitere Anwendungsfälle. Geforscht werde zum Beispiel, wie sich ein Granulat wie zum Beispiel Sand in der Schwerelosigkeit verhält. Die Erkenntnisse können helfen, den Umgang mit dem Stoff zu vereinfachen. Ein weiterer Schwerpunkt sind Experimente mit Beton: „Um diesen Baustoff auf der Erde zukünftig klimaneutraler herzustellen, sind CO2-Einsparungen an vielen Stellen der Prozesskette nötig“, heißt es im DLR-Beitrag. Gelingen könne dies, wenn man die komplexen Mechanismen der Aushärtung verschiedener Zusammensetzungen untersucht – „ohne störende Schwerkrafteinflüsse“.
Mehr Geld für extraterrestrisches Wachstum
Um auf dem globalen Raumfahrtmarkt bestehen zu können, verlangten 80 deutsche Raumfahrtunternehmen des Bundesverbands der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) mehr Fördergelder vom Bund. „Die Forderungen summieren sich auf sechs Milliarden Euro. (…) Das wäre eine deutliche Steigerung gegenüber dem letzten Vergleichszeitraum, in dem Deutschland vier Milliarden Euro zahlte“, meldete das Handelsblatt im Juni 2025. Zitiert wird Marie-Christine von Hahn, Hauptgeschäftsführerin des BDLI: „Bei der Raumfahrt geht es um unsere Existenzsicherung, damit wir unser Leben so weiterführen können wie bisher. Daher erledigt sich die Frage, ob wir mehr Geld dafür ausgeben müssen.“ Unter den 80 Unternehmen gebe es eine große Vielfalt, sagt sie: „Wir brauchen in der Raumfahrt sowohl Hersteller mit langjähriger Erfahrung als auch junge Firmen mit neuen Ideen und Innovationen.“
Noch spezieller sind die Vorgänge im elektromagnetischen Levitator auf der ISS, auf dem Schmelz-Experimente durchgeführt werden, um industrielle Guss- und Produktionsverfahren bei Metallen und Legierungen zu optimieren, nutzbar für neuartige Flugzeugturbinenschaufeln oder Motorgehäuse. „Dies macht Flugzeuge und Autos leichter und hilft auf diese Weise, Treibstoff und Energie einzusparen“, heißt es im Beitrag. Warum die Schwerkraft bei diesen Untersuchungen stört? Weil es zu „Auftrieb und Ablagerung von Komponenten unterschiedlicher Dichte kommt“, wie die DLR-Expert*innen schreiben. Sind diese in der Schwerelosigkeit ausgeschaltet, ließen sich die Wechselbeziehungen deutlich einfacher erforschen.
Energie aus dem All
Die besonderen Laborbedingungen im Weltraum werden für weitere Forschungsfelder genutzt. Zum Beispiel für die Bestimmung der Brenn- und Entflammbarkeit von Materialien ohne den Einfluss der Schwerkraft. Oder bei Versuchen, die schädlichen Effekte der für den Menschen gefährlichen Weltraumstrahlung auszuschalten – und diese im besten Fall sogar in eine Energiequelle umzuwandeln. An der Verwirklichung dieses bislang noch theoretischen Coups arbeitet ein Forschungsteam der Universität Bremen.
Im ersten Schritt suchen die Forschenden nach Materialien, die Schutz vor der Weltraumstrahlung bieten, berichten sie in einem Beitrag eines NDR-Nachrichtenportals: Sie fahnden nach Stoffen, die weder altern noch brechen, wenn sie Weltraumstrahlung ausgesetzt sind. „Wenn es klappen sollte, dann hätten wir ein Material, das man in der Raumfahrt einsetzen könnte, um Strahlendosis zu messen. Um Materialien und auch Menschen in den Raumstationen in Raumanzügen zu schützen“, wird Tim Neudecker aus dem Forschungsteam zitiert. Und auch eine terrestrische Nutzung habe man im Sinn: Auf der Erde sei ein solches Material zum Beispiel in Atommüll-Endlagern einsetzbar. „Da sucht man auch immer neue Materialien, die widerstandsfähig gegenüber Strahlung sind“, so Neudecker. Auch sei ein solches Material in der Lage, medizinisches Personal bei der Strahlentherapie zu schützen.
Vom Nischenthema zu wirtschaftlicher Bedeutung
Dank der vielfältigen Perspektiven entwickelt sich der Weltraum zu einem umkämpften Markt mit Wachstumspotenzial. In einem Papier für das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat Prof. Dr. Hubertus Bardt Ende 2024 den Status quo der extraterrestrischen Ökonomie festgestellt. So liege der Umsatz der privaten und unbemannten Weltraumwirtschaft bei rund 285 Milliarden US-Dollar, ein Wachstum von 23 Prozent über die vergangenen zehn Jahre. „Besonders stark war das Wachstum der Fernerkundungsdienste. Satellitentechnologie ist bedeutend für zahlreiche Anwendungen wie Landwirtschaft, Logistik und GPS“, schreibt Bardt. Für die Zukunft werde weiteres deutliches Wachstum erwartet. Bardt: „Die Raumfahrt hat sich von einem Nischenthema zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor entwickelt.“
Die Raumfahrt hat sich von einem Nischenthema zu einem wirtschaftlich bedeutenden Sektor entwickelt.
Zu den wissenschaftlichen Aufgaben der Missionen und der geostrategischen beziehungsweise militärischen Funktion habe sich zunehmend eine ökonomische Dimension gesellt. Ein unschöner Nebeneffekt des Raumfahrtwachstums: Müll im All. Die Frankfurter Rundschau schrieb im April 2025 in einem Artikel von einer „monströsen Müllhalde im Erdorbit“. Dazu zählten verbrauchte Raketenoberstufen, abgeschaltete Satelliten, verloren gegangenes Werkzeug von der ISS oder Trümmerteile. „In fast 70 Jahren Weltraumaktivität hat sich Einiges angehäuft. Seit Sputnik 1957 als erster Satellit in den Orbit geschossen wurde, folgten ihm rund 60.000 weitere“, schreibt die Zeitung. Aktuell kreisten rund 40.000 kategorisierte Objekte mit einer Größe von mindestens zehn Zentimetern um die Erde. Nur bei etwas mehr als einem Drittel handle es sich um Satelliten, die noch ihre Dienste tun, etwa für die Wettervorhersage, die Navigation, die Kommunikation oder zur Erdbeobachtung. Der Rest bestehe aus Schrott, heißt es im Beitrag in der Frankfurter Rundschau. Hinzu kommen unzählige Kleinteile und Partikel.
Weil es den Aufräumroboter WALL-E nur in der Animationswelt von Pixar gibt, trafen sich im April dieses Jahres rund 400 Wissenschaftler*innen und Ingenieur*innen auf der „Europäischen Space Debris Konferenz“, um nach Konzepten und Techniken zu suchen, die das Problem in den Griff bekommen. Angedacht ist, ausgediente Satelliten kontrolliert zurückzuholen oder zumindest aus besonders mit Schrott belasteten Regionen zu bugsieren – das wäre dann die Aufgabe einer Weltraum-Müllabfuhr. Mit angegliedertem Wertstoffhof: Auch für die Idee, Objekte im Orbit zu recyclen, gibt es erste technische Konzepte.
Von oben schauen, was unten passiert
Dennoch stellt sich abschließend die Frage: Wären Ingenieur* innen nicht besser beraten, ihre Problemlösungskompetenz für irdische Fragestellungen zur Verfügung zu stellen? Davon gibt es schließlich genug. Nein, sagt Thomas Zurbuchen, Leiter von ETH Zürich Space, der Weltraumforschungseinrichtung der renommierten, technisch geprägten Hochschule. In einem Interview auf der Homepage der ETH stellt er klar, dass seiner Meinung nach aktuell noch viel zu wenig Geld in die Weltraumforschung investiert werde, „denn viele der Lösungen kommen aus dem Weltraum“. Zum Beispiel Lösungen, um die Menschheitsaufgabe des Klimawandels in den Griff zu bekommen. „Satellitendaten können dazu verwendet werden, heftige Sturmereignisse vorherzusagen. Mittels Daten aus dem Weltall können wir aber auch Bergrutsche besser verstehen, Wälder besser schützen und die Verschmutzung der Ozeane besser erkennen. Diese Daten sind heute für die Erd- und Klimabeobachtung unerlässlich“, wird Thomas Zurbuchen in dem Interview zitiert. Der Weltraum, unendliche Weiten – die uns sehr viel über das erzählen, was auf der Erde passiert.
Wie ist es, zum Mars zu fliegen?
60 Tage liegen, gut bezahlt werden, und das Ganze im Sinne der Raumfahrt? Ein Nebenjob macht’s möglich. Erstmals 2024 suchte das Deutsche Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR) Freiwillige, die als „irdische Astronauten“ die lange Reise in der Schwerelosigkeit zu einem anderen Himmelskörper simulieren – und zwar, indem sie 60 Tage in einem Bett mit abgesenktem Kopfteil liegen. Die Betten der Studienteilnehmer seien um sechs Grad geneigt, sodass der Kopf niedriger liegt als die Füße. Bei dieser Neigung verschieben sich die Flüssigkeiten im Körper ähnlich wie bei Astronaut*innen im Weltall. Gemeinsam mit der US-Raumfahrtbehörde NASA wollen die Forschenden in Köln mehr über Effekte möglicher Gegenmaßnahmen herausfinden. Dafür werden etwa die Füße der Probanden mit Gurten an ein Brett gepresst, um dem Körper das Gefühl zu geben, er würde stehen. Eine weitere Gruppe macht zusätzlich Kraft- und Ausdauertraining. Bei einer dritten Gruppe werden die Muskeln mit elektrischen Impulsen (EMS) stimuliert.
Prof. Dr. Jörg Mehlhorn ist Mitgründer und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Kreativität. Ihre Mission: Dafür zu sorgen, dass die Kreativität als wohl wichtigste Begabung eines Menschen bestmöglich in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft zum Einsatz kommt. Was dafür nötig ist und wie er selbst vom kreativen Denken infiziert wurde, erklärt Mehlhorn im Interview. Die Fragen stellte André Boße
Zur Person
Jörg Mehlhorn, geboren 1949, ist promovierter Betriebswirt und lehrte 30 Jahre lang Marketing und BWL an der Fachhochschule in Mainz. Der geistigen Ressource Kreativität begegnete er als Juniorberater in der Denkfabrik Battelle-Institut in Frankfurt am Main im Rahmen von Innovationsprojekten. Dieses Erlebnis faszinierte ihn dermaßen, dass er gemeinsam mit seinem ehemaligen Chef Prof. Dr. Horst Geschka und weiteren Weggefährten 1998 einen gemeinnützigen Verein gründete. Seit 2002 leitet er die Deutsche Gesellschaft für Kreativität e.V. Mehlhorn ist Initiator des „Tages der Kreativität“ am 5. September sowie Wortpate des Begriffs Innovationskraft. Er lebt in Kronberg im Taunus.
Herr Prof. Mehlhorn, wann sind Sie in Ihrem beruflichen Leben von Kreativität angesteckt worden?
Angesteckt ist das richtige Wort, ich spreche tatsächlich gerne von einem Virus, den ich mir eingefangen habe und der mich seitdem nicht wieder losgelassen hat. Das war Anfang der Achtzigerjahre, ich war bei einer Denkfabrik in Frankfurt angestellt, wo in einem Workshop Methoden zum kreativen Denken angewendet wurden. Ich war damals in diesem Feld ein kompletter Neuling, hatte BWL studiert und promoviert. Ich wusste natürlich, dass Künstler kreativ arbeiten. Aber Kreativität im Business oder in technischen Berufen? Das war neu für mich.
Wie haben Sie die Kreativität dort erlebt?
Ich traf auf Naturwissenschaftler und Ingenieure aus verschiedenen Fachbereichen – und erlebte dort zum ersten Mal Teamwork unter professioneller Moderation. Zuvor hatte ich als Solist in einem kleinen Büro an der Uni Gießen meine Doktorarbeit geschrieben. Jetzt saß ich mit sechs bis acht gestandenen Erfindern zusammen und durfte als Laie mitspinnen.
Was war Ihre Rolle?
Ich war quasi der Lehrling, der aufmerksam zuhörte, dumme Fragen stellte und Verbindungen herstellte, die diese Experten, die jeweils in ihren Domänen zu Hause waren, vielleicht nicht gesehen haben. Das war für mich ein Ur- Erlebnis. Ein Kulturschock der positiven Art. Und es hat mich so sehr geprägt, dass ich 40 Jahre später das Thema Kreativität noch immer mit großer Leidenschaft propagiere, als die wohl wichtigste Begabung des Mensch-Seins.
Warum war es Ihr Auftrag, vermeintlich dumme Fragen zu stellen?
Die dumme Frage wird ja üblicherweise mit Kindern assoziiert: „Ach, was stellst du Fragen? Warum ist die Banane krumm?“ Aber genau das ist der Punkt. Kinder sind hochgradig kreativ, im Spielerischen, im Fantastischen. Das geschieht bei Kindern genau in dem Bereich des Gehirns, in dem die Form von Kreativität entsteht, die später bei Erfindungen oder Innovationen eine Rolle spielt. Kinder stellen ständig neue Verbindungen her, artikulieren ohne Scham neue Dinge, meist sogar sehr spontan.
Erfinden ohne Kreativität?
Erfinder Dietmar Zobel geht der Frage nach, ob KI-Algorithmen in Zukunft selbstständig erfinden können. Können Maschinen wirklich kreativ sein, oder erkennen sie lediglich statistische Muster, ohne echte Innovationskraft? Der Autor unterscheidet dabei zwischen Intelligenz und Kreativität: Während intelligente Systeme Probleme analysieren, bleibt wahre Kreativität die Fähigkeit, unkonventionelle Verbindungen herzustellen – etwas, das heutige KI-Systeme nur imitieren. Dietmar Zobel: Ersetzt KI den Erfinder? Künstliche Kreativität und Methodisches Erfinden. Drei Kastanien Verlag 2025. 38 Euro
Kindermund tut Wahrheit kund.
Richtig. Diese Fähigkeit verlieren wir Menschen vielfach im Laufe der Jahre. Psychologen sagen, ab der Einschulung geht es bergab. Man lernt zwar immer mehr, aber das Faktenwissen und das Befolgen von Regeln verdrängt dabei das Spielerische im Denken. Die Sache gerät aus der Balance, weshalb die Innovationskraft der Erwachsenen oft verschütt geht. Wichtig ist: Sie wird nicht zerstört, nur verschüttet. Sie ist also wieder herstellbar. So wie es bei mir damals passiert ist.
Ist wirklich jeder Mensch kreativ?
Absolut, wobei diese Erkenntnis erst seit den Fünfzigerjahren unstrittig ist. Die Studie des amerikanischen Psychologen Joy Paul Guilford hat das damals ans Licht gebracht, auf Basis empirischer Untersuchungen bei US-Soldaten. Die Frage ist nun: Wie hebt man diesen Schatz bei Menschen, bei denen das kreative Denken durch Schule und Studium verloren gegangen ist? Eine Methode, die ganz sicher nicht funktioniert, ist Kreativität auf Knopfdruck: „Sei kreativ!“ So einfach ist es nicht. Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.
Welche sind das?
Zum Beispiel eine Atmosphäre und ein Umfeld, die Kreativität fördern. Der zentrale Schlüssel dabei ist die Abwesenheit von Angst. Denn Angst ist der Todfeind der Kreativität. Kreativ zu sein bedeutet ja, aus den Normen ausbrechen, etwas Neues zu denken, mit dem man unbekanntes Terrain betritt. Das auszusprechen, zu artikulieren, benötigt vielfach Mut. Wir Erwachsene neigen jedoch zu einer Art Selbstzensur. Oft unbewusst haben wir eine Schere im Kopf, mit der wir Gedanken abschneiden, die uns als riskant erscheinen. Aber genau diese sind es, die wir im innovativen Prozess wollen. Also brauchen wir eine Atmosphäre, die jede Form von Angst vermeidet. Aus einer Idee kann nur dann eine Innovation werden, wenn sie aus der Welt des Denkens in die Welt der Sprache übertragen wird. Und da darf es keine Blockaden geben. Keine Angst vor Blamage. Kein Schamgefühl. Hier sind dann auch die jungen Ingenieure selbst gefragt: Sie müssen sich klarmachen, dass sie in kreativen Umfeldern nicht weiterkommen, wenn sie sich zu sehr anpassen. Sie müssen ihre Scheu verlieren. So, wie mir es damals beim Kreativitätsworkshop gelungen ist. Das funktioniert sicher nicht gleich am ersten Tag.
Wie lange hat es bei Ihnen gedauert?
Es dauerte eine Woche, bis ich mich zunehmend ins Brainstorming sowie in andere Formen einbrachte, die in völlig kritikfreien Räumen stattfinden. Bewertet wird immer erst im nächsten Schritt, meistens sogar von ganz anderen Personen mit anderer fachlicher Expertise.
Kreativ zu sein bedeutet, aus den Normen ausbrechen, etwas Neues zu denken, mit dem man unbekanntes Terrain betritt.
Warum ist Kreativitätsförderung auch eine Führungsaufgabe?
Weil Erwachsene ihr Verhalten meist daran anpassen, was Ranghöhere vorgeben oder erwarten. Das ist auch ein Grund, warum es klug sein kann, als Führungskraft bei einem kreativen Meeting gar nicht dabei zu sein. Die Leute werden in der Regel förmlicher, vorsichtiger, abwägender, wenn Ranghöhere anwesend sind. Es findet also eine gedankliche Verkrampfung statt, und wir wollen in einer konstruktiven und kreativen Gruppe ja unbedingt jede Art von potenzieller Barriere verhindern. Mit dem Ziel, dass das Team einen Flow-Zustand erreicht. Dass sich die kreative Stimmung immer weiter hochschaukelt. Das hat tatsächlich etwas mit einem kleinen Rausch zu tun. Ein Zustand, der ohne Drogen auskommt, denn das Rauschhafte erzeugen wir aus unserem Gehirn heraus. Wenn Sie das einmal in einem Team erlebt haben, dann vergessen Sie das nie wieder. Das ist wie Schwimmen lernen: Plötzlich wissen Sie, dass Sie nicht mehr untergehen. Sie gewinnen Selbstvertrauen, gehen mit einem ganz anderen Level von Lust und Motivation in das nächste Meeting.
Klingt fast wie eine Band, die sich beim gemeinsamem Proben in einen kreativen Rausch spielt.
Ganz genau. Der US-Autor John Kao hat darüber schon in den Neunzigerjahren ein ganzes Buch geschrieben: „Jamming: Art and Discipline of Business Creativity“. Kao ist Managementberater, Dozent in Harvard und Jazz-Pianist, er hat das Prinzip des gemeinsamen Jammens ohne Notenblatt aufs Business übertragen: Aus der gemeinsamen Improvisation heraus entsteht ein neues Produkt oder Konzept.
Warum ist die Vielfalt von Teams wichtig für kreatives Arbeiten?
Angenommen, Sie sind ein Konstruktionsingenieur – und sitzen in einem Team mit lauter anderen Ingenieuren aus der Abteilung. Nicht selten denken alle in eine ähnliche Richtung, kommen vielleicht sogar vom gleichen Lehrstuhl von der gleichen Uni. Die Aufgabe der Führungskraft ist es daher, die Teams so zu besetzen, dass es möglichst viele verschiedene Denk-Ansätze gibt. Das ist eine schwierige Aufgabe, dabei muss man ein paar Dinge ausprobieren, muss experimentieren. Kreative Teams stellen sich meistens nicht von allein auf.
Welcher Fehler wird dabei häufig gemacht?
Zu glauben, dass Teams dann kreativ sind, wenn sich die Leute super verstehen und sie schnell auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Klar, acht männliche Ingenieure um die 30 einigen sich gern rasch darauf, dass es so und so am besten ist. Aber ist das innovativ? Man muss es zumindest bezweifeln. Wobei wir festhalten müssen: Im kreativen Prozess der Innovation arbeiten wir immer nur im Ungefähren. Es gibt keine Garantie für eine originelle und zudem leicht umsetzbare Lösung unseres Problems. Was es allerdings gibt: Wege, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, einen Hit zu landen, im Idealfall eine sogenannte Sprung-Innovation, die alle bisherigen Regeln außer Kraft setzt – und damit zum Game-Changer wird.
Deutsche Gesellschaft für Kreativität e.V.
Der gemeinnützige Verein versteht sich als Plattform für den fachlichen Austausch aller Berufszweige und aller Altersschichten zum Thema Kreativität. Die Gesellschaft hat rund 100 Mitglieder und wurde 1998 gegründet, der informelle Vorläufer entstand bereits im Jahr 1993 im Anschluss an eine Europäische Tagung in Darmstadt, bei der kaum deutsche Teilnehmer anwesend waren. Kooperationen bestehen mit thematisch verwandten Organisationen wie DABEI e.V. und IDEE-SUISSE. Innerhalb Europas ist der Verein eng verbunden mit der EACI, der European Association for Creativity & Innovation. Vom 23. bis 25. September 2026 plant der Verein eine gemeinsame Konferenz an der BTU Cottbus unter dem Motto „Age of Creativity“. Auf der Homepage des Vereins gibt es neben Kreativitätstechniken und einem Lexikon der Kreativität auch Tipps zu Literatur, unter anderem zum Verhältnis zwischen menschlicher Kreativität und künstlicher Intelligenz. https://kreativ-sein.org/
Der Wettbewerb COSIMA (Competition of Students in Microsystems Applications) richtet sich an Studierende technischer Fachrichtungen aus ganz Deutschland. Teams entwickeln eigene anwendungsnahe Projekte, in denen Sensoren, Aktoren und Mikrocontroller zum Einsatz kommen – etwa für Umweltschutz, Gesundheit oder Mobilität. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen mit gesellschaftlichem Mehrwert zu gestalten, ein Marketingkonzept dafür zu entwickeln und Sponsoren für die Finanzierung des Projekts zu suchen. Organisiert wird der Wettbewerb vom VDE mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
GDA Förderpreis für Ideen rund um Rechenzentren
Seit 2022 zeichnet die German Datacenter Association (GDA) mit dem GDA Förderpreis Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten aus dem Bereich Rechenzentren und digitale Infrastrukturen aus. Neben Nachwuchstalenten werden auch innovative Projekte, Unternehmen und interdisziplinäre Kooperationen gewürdigt, die die Zukunft der Rechenzentrumsbranche mitgestalten. Die Gewinner*innen können ihre Arbeiten auf der jährlichen German Datacenter Conference präsentieren. Für die besten Abschlussarbeiten gibt es ein Preisgeld.
Projekte fürs Gemeinwohl
Die internationale Organisation Enactus will Studierende aus aller Welt dazu motivieren, ihr theoretisches Wissen in praxisorientierte Projekte umzusetzen, die dem Gemeinwohl dienen. Der Name Enactus steht für „entrepreneurial“ (unternehmerisch), „action“ (Handeln) und „us“ (Gemeinschaft). Enactus ist an über 1.800 Universitäten in 47 Ländern aktiv und damit eine der größten studentischen Initiativen weltweit. Jedes Jahr im Juni findet ein Landeswettbewerb statt, im Herbst folgt der Global Cup.
Ideen für die Entwicklungszusammenarbeit
Ingenieure ohne Grenzen e.V. veranstaltet regelmäßig die „Ingenieure ohne Grenzen Challenge“. Studierendenteams suchen Ideen zu einer bestimmten Aufgabenstellung. An der Challenge 2024/2025 beteiligten sich 445 Studierende in 52 Teams von acht Hochschulen und Universitäten. Dieses Jahr lautet die Aufgabe, eine möglichst einfache und robuste Lösung für die Wasserversorgung in ländlichen Regionen zu entwickeln, die es den Gemeinden ermöglicht, Wasser zu speichern und bedarfsgerecht verfügbar zu machen. Die Siegerteams werden auf einer Abschlussveranstaltung geehrt.
Von Sabine Olschner