Wie Prof. Dr. Mandy Mangler eine Generation von Medizinerinnen prägt und für echte Chancengleichheit im Gesundheitswesen kämpft.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 77 Prozent der Fachkräfte in der Gynäkologie sind Frauen, aber nur 17 Prozent der Führungspositionen in Berlin werden von ihnen besetzt. „Das ist enttäuschend“, sagt Prof. Dr. Mandy Mangler mit der Direktheit, die ihre Kolleginnen und Studierenden an ihr schätzen. Die Chefärztin hat sich einen Namen gemacht – nicht nur durch ihre medizinische Expertise, sondern vor allem durch ihren unermüdlichen Kampf für feministische Gendermedizin. Von Sonja Theile-Ochel
Der Blick für das Fehlende
Manglers Weg begann mit einer Beobachtung, die andere übersehen hätten. „Mir fiel im Studium auf, wie viel Wissen über Frauen fehlte“, erinnert sie sich. Gynäkologie war ein kleines Fach, weibliche Anatomie und Menopause kamen kaum vor. Was sie zunächst für normal hielt, entpuppte sich als systematisches Problem: „Es fehlt nicht nur in der Gynäkologie, sondern generell an Medizin, die den weiblichen Körper ernst nimmt.“ Die Beispiele, die Mangler anführt, sind bezeichnend für eine Forschungslandschaft, die lange Zeit von „patriarchalen Prioritäten“ geprägt war. Statt die Diagnostik der Endometriose zu verbessern, untersuchte eine Studie, ob betroffene Frauen attraktiver seien als andere. „Statt Diagnostik zu verbessern, verschwendete man Energie auf solche Fragen“, kritisiert sie.
Führung ohne Vorbilder
Auf ihrem Weg in Führungspositionen erlebte Mangler ein System, das wenig Raum für ihre Vorstellungen von Work-Life-Balance ließ. Die wenigen Frauen in Führungspositionen waren oft „verlängerte Arme“ der Männer, ihre Kinder „die ersten in der Kita und die letzten, die abgeholt wurden“. Solche Lebenskonzepte fand sie wenig attraktiv. Das hierarchische, oft von militärischen Strukturen geprägte Umfeld mit autoritärem Umgangston bot kaum Orientierung. „Vorbilder fehlten oder waren abschreckend“, beschreibt Mangler ihre Erfahrungen. Doch auch Anti-Vorbilder können lehrreich sein: „Sie zeigen, wie man es nicht machen will.“
Der erschreckende Unterschied
Die Auswirkungen dieser Strukturen zeigen sich in den Karrierevorstellungen: Nur 3,6 Prozent der Ärztinnen können sich eine Chefarztposition vorstellen, im Vergleich zu 28 Prozent der Männer. „Das ist erschreckend“, kommentiert Mangler. Frauen seien 50 Prozent der Bevölkerung, aber nur 14 Prozent der Führungspositionen an Universitäten seien weiblich besetzt.
Der doppelte Drain
Mangler diagnostiziert ein doppeltes Problem: Neben dem bekannten „Brain Drain“ – 20.000 Ärzte und 36.000 Pflegekräfte arbeiten im Ausland – erlebe die Medizin einen „Woman Drain“. Viele Medizinerinnen arbeiten in Teilzeit oder scheuen Führungspositionen, obwohl sie enormes Potenzial hätten. Sie seien oft überlastet durch Care-Arbeit und Mehrfachbelastungen. „Angesichts des demografischen Wandels müssen wir die Arbeitswelt neu denken“, fordert Mangler. Krankenhäuser sollten so organisiert sein, dass sie effizient arbeiten, Menschen gut behandeln und gleichzeitig Freude am Beruf ermöglichen.
Digitale Aufklärung
Ihre Antwort auf diese Herausforderungen ist vielfältig. In den sozialen Medien nutzt Mangler ihre Reichweite, um evidenzbasierte Informationen zugänglich zu machen. „Das ist wichtig, denn sonst übernehmen weniger kompetente Stimmen die Gesundheitskommunikation“, erklärt sie ihren Ansatz. Für sie sind die Plattformen auch eine Art Selbsthilfegruppe: „Man sieht, dass andere Frauen ähnliche Probleme haben.“
Ihre Botschaft an junge Medizinerinnen und Mediziner ist klar: „Engagiert euch politisch – in Parteien, Berufsverbänden oder Fachgesellschaften.“ Das sei oft frustrierend, aber wichtig.
Drei Antriebe für Veränderung
Was treibt eine erfolgreiche Ärztin dazu, sich über ihr Fachgebiet hinaus zu engagieren? Mangler nennt drei Gründe: „Erstens sind die Strukturen für Frauen nicht optimal. Ich sehe viele Frauen, die enorm viel leisten, aber nicht gesehen werden.“ Zweitens motivierten sie patriarchale Strukturen, die Veränderungen bräuchten. Und drittens fühle sie sich den Generationen vor uns verpflichtet: „Ich möchte meinen Töchtern eine bessere Welt hinterlassen.“
Politischer Auftrag
Ihre Botschaft an junge Medizinerinnen und Mediziner ist klar: „Engagiert euch politisch – in Parteien, Berufsverbänden oder Fachgesellschaften.“ Das sei oft frustrierend, aber wichtig. Vernetzung und gegenseitige Unterstützung seien ebenso entscheidend wie Sichtbarkeit. Besonders eindringlich wird Mangler beim Thema Care-Arbeit: „Hinterfragt die Verteilung der Care-Arbeit in euren Beziehungen.“ Studien zeigten, dass Frauen in Paarbeziehungen mehr Care-Arbeit übernehmen. Ihre provokante Frage: „Warum sollte ich öfter die Spülmaschine ausräumen als mein Partner?“ Ihr Fazit: „Liebe ist keine Währung, die unbezahlte Arbeit rechtfertigt.“
Ein Wandel in Sicht
Prof. Dr. Mandy Mangler verkörpert einen Wandel, der in der Medizin längst überfällig ist. Mit ihrer Kombination aus fachlicher Exzellenz, gesellschaftlichem Engagement und der Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu vermitteln, prägt sie eine Generation von Medizinerinnen, die das System von innen heraus verändern will.
Ihr Beispiel zeigt: Veränderung beginnt mit dem Mut, die richtigen Fragen zu stellen – auch wenn die Antworten unbequem sind. In einer Zeit, in der das Gesundheitswesen vor großen Herausforderungen steht, braucht es mehr Führungskräfte wie sie, die bereit sind, etablierte Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.
Das große Gynbuch
Ein einfühlsames und umfassendes Buch zu allen Themen der Frauengesundheit, von der ersten Menstruation über die Wechseljahre bis ins Alter. Prof. Dr. Mandy Mangler: Das große Gynbuch. Verlag Suhrkamp 2024. 496 Seiten. 30 Euro.
Von Aderlass bis K I – was Körper und Seele wirklich verbindet, eine lebendige Reise durch die Medizingeschichte. Mythos Viersäftelehre, Schneewittchens Glassarg, Werner Forßmanns Selbstversuch am Herzen – mit Witz und Wissen zeigt er, wie sich Medizin entwickelt und unser Verständnis von Gesundheit geprägt hat. Ein Buch nicht nur für Mediziner*innen, sondern alle, die wissen wollen, wie unsere Körper–Seele-Geschichten verlaufen.
Werner Bartens: Leib und Seele. Eine Reise durch die Geschichte der Medizin. Rowohlt Berlin, 528 Seiten, 2025, 32 Euro.
ÜBER LEBEN UND TOD
Florian Klenks neues Buch „Über Leben und Tod“ eröffnet tiefe Einblicke in die Arbeit des Gerichtsmediziners Christian Reiter. Mit spannenden Fällen wie dem Lauda-Air-Absturz beleuchtet es die Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft. Ein fesselndes Sachbuch mit neuem Blick auf Sterben und Leben.
Florian Klenk: Über Leben und Tod. In der Gerichtsmedizin. Zsolnay, 192 Seiten, 23 Euro.
POLIO: DIE FORMEL DER HOFFNUNG
Vanderbilt-Hospital, Nashville 1940: Dr. Dorothy Horstmann fällt auf unter den Ärzten der Klinik. Sie ist 1,85 m groß. Und sie ist eine Frau – meistens die einzige im Raum. Dorothy hat Großes vor: Sie will die Kinderlähmung bezwingen, die so viel Leid im ganzen Land verursacht. Zu viele Patienten hat sie in der Eisernen Lunge um Luft ringen und sterben sehen. Dorothy kennt nur ein Ziel: das Polio-Virus auszulöschen, durch Heilung oder einen Impfstoff. Die berühmten Forscher in ihrem Umfeld zweifeln an ihrer These zur Ausbreitung des Virus im Körper, aber sie wird ihnen beweisen, dass sie recht hat. Im Rennen gegen die Zeit wird sie zur Pionierin, die ihr privates Glück und ihr eigenes Leben aufs Spiel setzt.
Lynn Cullen: Die Formel der Hoffnung. Fischer Verlag 2023. 464 Seiten. 14 Euro
SCHMERZHAFT UNTERSCHÄTZT
Warum wir weiblichem Schmerz endlich zuhören sollten. Frauen leiden häufiger, aber ihre Schmerzen werden oft kleingeredet – von der Medizin wie der Gesellschaft. Eva Biringers feministisches Sachbuch prangert diese Ignoranz an, verbindet autobiografische Erfahrung mit Analyse und ruft dazu auf, Schmerz als Kraftquelle zu begreifen.
Eva Biringer: Unversehrt. Frauen und Schmerz. HarperCollins, 256 Seiten, 2024, 20 Euro.
VIREN: UNERBITTLICH EFFIZIENT
Sie sind mikroskopisch klein, vermehren sich rasend schnell, sind überaus opportunistisch und unerbittlich effizient. Viren kommen praktisch überall vor, bewegen sich in uns und um uns herum und haben die Macht, ganze Systeme lahmzulegen. Doch Viren sind weit mehr als tod- und unheilbringende Krankheitserreger. In diesem reich bebilderten Buch führt Marilyn Roossinck in die vielfältige Welt der Viren ein. Sie zeigt auf, was Viren sind und woher sie kommen, wie sie sich übertragen und entwickeln, aber auch, welch großen Einfluss sie auf uns und unsere Umwelt, auf Tiere, Pflanzen und das Gleichgewicht der Ökosysteme haben – im negativen wie auch im positiven Sinn.
Marilyn Roossinck: Viren. Haupt Verlag 2025. 288 Seiten. 36 Euro.
FÜHREN WIE IN DER NOTAUFNAHME
Was tun, wenn jede Entscheidung zählt? Chefarzt Sebastian Casu übertr.gt die Prinzipien der Notfallmedizin auf Business-Leadership. Sein Buch zeigt, wie Klarheit, Kommunikation und Krisenkompetenz Teams stärken – auch fernab von Blaulicht und Intensivstation.
Sebastian Casu: Wenn jede Entscheidung zählt. Campus Verlag, 240 Seiten, 2025, 28 Euro.
DEIN GEHIRN KANN VIEL MEHR, ALS DU GLAUBST
Steuern wir unser Gehirn oder steuert unser Gehirn uns? Die Antwort hängt davon ab, ob wir eine Bedienungsanleitung für unsere grauen Zellen besitzen. Wie oft scheitern wir daran, unser Leben zu verbessern – trotz unseres festen Willens? Der Grund liegt nicht bei uns selbst, sondern in der Funktionsweise unseres Gehirns. Doch das Gehirn kann lernen, mit uns statt gegen uns zu arbeiten. Mit ihrer wissenschaftlich fundierten REMIND®-Methode zeigt Yvonne Diewald Wege auf, wie sich hartnäckige Probleme wie Depressionen, Ängste, Beziehungsschwierigkeiten oder der Umgang mit Finanzen auflösen lassen.
Yvonne Diewald: Remind – Dein Gehirn kann viel mehr, als du glaubst. Allegria Verlag, 320 Seiten, 21,99 Euro.
Die Medizin steht nie still. Neue Krankheiten, innovative Behandlungsmethoden und digitale Werkzeuge fordern von Ärzten ständige Anpassung. Wer als Mediziner erfolgreich sein will, muss sich weiterbilden – und das nicht nur, weil es vorgeschrieben ist. Weiterbildung ist die Eintrittskarte in eine spannende und zukunftsorientierte Karriere.
Warum Weiterbildung so wichtig ist
Durch regelmäßige Fortbildungen können Ärzte ihre Patienten noch besser behandeln. Präzisere Diagnosen, effektivere Therapien und eine höhere Patientenzufriedenheit sind das Ergebnis. Weiterbildung eröffnet außerdem Türen zu spannenden Spezialisierungen und Führungspositionen. Ein spezialisierter Arzt ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt und kann sich seine Stelle oft selbst aussuchen. Weiterbildungsveranstaltungen sind hierbei der ideale Ort, um Kontakte zu knüpfen und sein berufliches Netzwerk auszubauen.
Wie kann ich mich weiterbilden?
Die Möglichkeiten sind vielfältig: Der klassische Weg zur Spezialisierung ist die mehrjährige Facharztweiterbildung. Weiteres Fachwissen vermitteln Seminare, Kongresse und Workshops zu aktuellen Themen. Wer sich flexibel und zeitlich unabhängig vom eigenen Arbeitsplatz weiterbilden möchte, wählt aus einer wachsenden Zahl an Online-Kursen.
Anerkennung und Zertifizierung: Das Gütesiegel für Weiterbildungen
Damit Weiterbildungen beruflich auch wirklich etwas bringen, gibt es Zertifizierungen. Diese garantieren, dass die Inhalte aktuell und hochwertig und international vergleichbar sind. Zertifikate öffnen Türen zu neuen Karrierechancen, denn oft sind spezifische Weiterbildungen Voraussetzung für den beruflichen Aufstieg und die Übernahme von Leitungsfunktionen.
Offizielle Stellen und Fachverbände:
Bundesärztekammer: Die Bundesärztekammer bietet umfassende Informationen zu ärztlicher Weiterbildung, einschließlich einer Übersicht über anerkannte Weiterbildungsstätten und -programme.
Ärztekammern der Länder: Die jeweiligen Ärztekammern der Bundesländer informieren über regionale Weiterbildungsmöglichkeiten und spezifische Anforderungen.
Fachgesellschaften:Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) oder die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) bieten ihren Mitgliedern oft spezielle Weiterbildungsprogramme an.
Krankenhäuser und Kliniken: Viele Krankenhäuser und Kliniken bieten eigene Weiterbildungsprogramme an.
Berufsverbände wie der Marburger Bund oder der Hartmannbund bieten qualifizierte Weiterbildungsseminare.
Warum ist die Zertifizierung so wichtig?
Zertifizierte Weiterbildungen unterliegen strengen Qualitätsstandards. Die Inhalte sind aktuell, wissenschaftlich fundiert und entsprechen den neuesten medizinischen Erkenntnissen. Durch die Zertifizierung wird deutlich, welche Weiterbildungen anerkannt sind und welchen Qualitätsansprüchen sie genügen. Patienten können sich demzufolge auf die Kompetenz von Ärzten verlassen, die eine zertifizierte Weiterbildung absolviert haben. Darüber hinaus sind Zertifikate ein wichtiger Nachweis für die eigene Qualifikation und können den beruflichen Aufstieg erleichtern. Zuständig für die Zertifizierung sind die Ärztekammern, Fachgesellschaften und unabhängige Zertifizierungsstellen.
Wie finanziere ich meine Weiterbildung?
Die Weiterbildung ist ein wichtiger Schritt in der medizinischen Karriere, aber sie kostet auch Geld. Keine Sorge, es gibt viele Möglichkeiten, deine Weiterbildung zu finanzieren. So unterstützen viele Krankenhäuser und Arztpraxen ihre Mitarbeiter bei der Weiterbildung. Das kann bedeuten, dass sie einen Teil der Kosten übernehmen, bezahlten Urlaub gewähren oder sogar Weiterbildungsangebote speziell für ihre Mitarbeiter anbieten.
Bildungskredite sind eine Möglichkeit, die Kosten für deine Weiterbildung vorzufinanzieren. In der Regel gewähren diese längere Rückzahlungsfristen. Die Konditionen der Anbieter können sich allerdings sehr unterscheiden, eine intensive Prüfung der jeweiligen Angebote ist daher unerlässlich, um den günstigsten Kredit zu finden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Förderprogramme und Stipendien, die speziell für Mediziner aufgelegt sind.
Informiere dich bei Ärztekammern und Fachgesellschaften sowie der Bundesagentur für Arbeit. Hier bekommst du auch Informationen über zahlreiche Stiftungen, die sich für die Förderung der medizinischen Weiterbildung engagieren.
Weiterbildung und Beruf: Wie schaffe ich das?
Beruf und Weiterbildung unter einen Hut zu bekommen, ist eine Herausforderung. Flexible Lernformate, gute Planung und Unterstützung aus dem Umfeld helfen dabei. Weiterbildung ist ein lebenslanger Prozess, der auch für Ärzte von heute bereits von zentraler Bedeutung ist. Sie ermöglicht es, die eigene Kompetenz zu erweitern, die Patientenversorgung zu verbessern und die beruflichen Ziele zu erreichen. Dies wird in Zukunft immer individueller und digitaler vonstatten gehen: Künstliche Intelligenz und Datenanalyse werden den Lernprozess revolutionieren.
Deine Weiterbildung – so triffst du die richtige Entscheidung
Neben der Finanzierung spielen noch weitere Aspekte eine wichtige Rolle bei der Wahl deiner Weiterbildung. Sprich mit erfahrenen Kollegen, Mentoren oder ehemaligen Kommilitonen. Sie können dir aus eigener Erfahrung wertvolle Tipps und Empfehlungen geben. Besuche Kongresse und Fachtagungen. Hier erfährst du nicht nur von aktuellen Entwicklungen, sondern kannst auch direkt mit Weiterbildungsanbietern ins Gespräch kommen. Wähle eine Weiterbildung, die zu deinen persönlichen Interessen und Karriereplänen passt. Achte darauf, dass die Weiterbildung von deiner zuständigen Ärztekammer anerkannt wird. Nur so sicherst du dir, dass sie auch für deinen beruflichen Werdegang zählt. Überprüfe sorgfältig, ob die Inhalte der Weiterbildung zu deinen persönlichen Lernzielen passen.
Informiere dich genau über die Dauer und den zeitlichen Aufwand der Weiterbildung. Plane sie so, dass sie sich gut in deinen Alltag integrieren lässt. Kläre die Kosten im Voraus ab und prüfe alle möglichen Finanzierungsoptionen. Indem du diese Aspekte berücksichtigst, triffst du eine fundierte Entscheidung für deine Weiterbildung und legst damit den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft in deinem Beruf.
Online-Plattformen und Datenbanken:
Ärzte-Netzwerke: Plattformen wie LinkedIn oder Xing bieten Gruppen und Foren, in denen sich Ärzte über Weiterbildungsmöglichkeiten austauschen.
Weiterbildungsdatenbanken: Es gibt spezialisierte Datenbanken, die Weiterbildungsangebote für Ärzte zusammenfassen.
Online-Lernplattformen: Plattformen wie Coursera edX oder Udemy bieten eine Vielzahl von Online-Kursen zu medizinischen Themen an
Dr. Eva Mirasol, geboren 1981, ist Ärztin und Autorin. Sie hat Kolumnen für die taz und die Zeitschrift der Berliner Ärztekammer geschrieben. Sie schreibt über Liebe in der Rettungsstelle und Nachtdienste. Mit „Staying Alive“ hat sie jetzt ihren ersten Roman verfasst. Die Fragen stellte Sonja Theile-Ochel
In „Staying Alive“ schildern Sie den Klinikalltag mit viel Humor und Ironie – was war Ihr persönlich lustigstes Erlebnis auf Station?
Eine Geschichte hat es in meinen Roman geschafft: Ein Patient kam mit unklaren neurologischen Beschwerden in die Rettungsstelle. Nach vielen ergebnislosen Untersuchungen stellte sich heraus, dass er versehentlich einen selbst gebackenen Haschischkeks seines Sohnes gegessen hatte. Er war also nicht krank, sondern schlicht bekifft.
Sie schreiben über Nicki, die sich in ihren Oberarzt verliebt. Spiegelt das ihre eigene Erfahrung wider?
Ich habe mich nie in einen Oberarzt verliebt, aber ich halte das Szenario für realistisch. Ob es der Oberarzt oder ein anderer Kollege ist, hängt von den Umständen ab. Wenn man eng im Team arbeitet, entstehen oft Verbindungen, die über den Job hinausgehen. In der Medizin schweißen die besonderen Arbeitszeiten zusätzlich zusammen – da kann es praktisch sein, die Beziehung gleich in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Ihr Debüt steht unter dem Motto ‚Kein Arztroman‘ – was unterscheidet Ihren Roman von klassischen Arztromanen?
In klassischen Arztromanen verliebt sich meist eine Schwester in den Chef- oder Oberarzt, während nebenbei ein, zweimal Blutdruck gemessen wird. Bei mir ist es umgekehrt: Die Protagonistin verliebt sich zwar – klischeegerecht in den Oberarzt –, aber es wird nicht nur viel Blutdruck gemessen, sondern auch viel gearbeitet.
Ich bin Ärztin. Das ist so etwas Ähnliches wie Arzt. Das Debüt von Eva Mirasol ist „Staying alive – kein Arztroman“. Verlag: Ullstein, 2025, 14,99 €
Sie setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen ein – welche Veränderung ist aus Ihrer Sicht am dringendsten?
Das ambulante System muss gestärkt werden. Menschen sollten ohne monatelange Wartezeiten Fachärzte aufsuchen können. Das würde die Notaufnahmen entlasten und in den Kliniken Kapazitäten schaffen, damit dort nur die Behandlungen stattfinden, die ambulant nicht möglich sind. Bis dahin – und auch darüber hinaus – braucht es mehr Personal. Die Pflegenden und Ärzt*innen arbeiten schon lange am Limit.
Ihre Leser:innen loben den realistischen und ‚messerscharfen‘ Blick – wie wichtig ist Ihnen Authentizität in der Darstellung des Klinikalltags?
Authentizität ist mir sehr wichtig. Medizinische Arbeit wird oft unnötig romantisiert. Dabei sind Ärzt*innen trotz aller Professionalität auch nur Menschen, die ihren Job machen und anderen helfen. Um medizinische Begriffe und Abkürzungen zu erklären, habe ich Fußnoten eingefügt. So bleibt die Sprache der Figuren authentisch, ohne Leser:innen auszuschließen.
„In „Staying Alive“ zeigen Sie, wie belastend, aber auch komisch der Klinikalltag sein kann – wie bleiben Sie in diesem Spannungsfeld psychisch gesund?“
Für mich waren die zwischenmenschlichen Begegnungen im Team immer entscheidend. Eine gute Stimmung half, auch schwierige Zeiten zu überstehen. Außerdem habe ich mich viel mit Freund*innen und Familie ausgetauscht und mir alle paar Jahre eine kurze Auszeit genommen.
Die Angriffe auf die IT-Sicherheit kommen. Und sie sind in der Ära der Generativen KI intensiver, umfassender und schneller als je zuvor. Was Unternehmen daher brauchen, ist Cyberresilienz. Sprich eine große Widerstandskraft, um Attacken auf die Security nicht nur abzuwehren, sondern durch sie zu wachsen. Das funktioniert durch Investitionen und Allianzen. Ein Essay von André Boße.
Wenn der TÜV Alarm schlägt, ist das nie ein gutes Zeichen. Der Technische Überwachungsverein gilt in Deutschland nicht grundlos als echte Instanz. Was TÜV-geprüft ist, ist gut. Hält. Rollt. Stellt der TÜV dagegen Mängel fest, sollte man etwas dagegen tun. Als Autofahrer*in ist man sogar gesetzlich dazu verpflichtet. Das ist bei einem Unternehmen und seiner IT-Architekturen zwar nicht der Fall. Auf die leichte Schulter sollte man das, was der TÜV im Sommer 2025 bei seiner neuen Cybersecurity-Studie festgestellt hat, jedoch auf keinen Fall: Viele Unternehmen überschätzten ihren Status an Sicherheit, heißt es in der Untersuchung. 91 Prozent der befragten Unternehmen hielten sich für „gut geschützt“ – trotz steigender Angriffszahlen und in vielen Fällen nur unzureichender technischer Abwehr.
TÜV schlägt Alarm: Trügerische Sicherheit in deutschen Unternehmen
Dass diese Verteidigungslinie von großer Bedeutung ist, zeigt die konkrete Zahl von IT-Sicherheitsvorfällen. So seien im Jahr 2024 rund 15 Prozent der befragten Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs geworden, also knapp jedes sechste. Zum Vergleich: Der TÜV führt die Studie alle zwei Jahre durch, bei der Untersuchung im Jahr 2022 gaben nur elf Prozent der Unternehmen an, angegriffen worden zu sein. Das ist innerhalb von zwei Jahren ein Anstieg von vier Prozentpunkten.
IT-Security ist Thema für gesamte Führungsebene
Dass es sich hier um ein internationales Phänomen handelt, zeigen die Wachstumsraten der globalen Cybersecurity- Branche. Unternehmen beginnen, in ihre Sicherheit zu investieren. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostiziert, dass der Markt bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von durchschnittlich 12,63 Prozent aufweisen wird. Laut eines Berichts des Branchen-Informationsdienstes Security Insider sei das Thema Sicherheit durch die wachsenden Investitionen häufig nicht mehr nur beim Chief Information Security Officers (CISOs) angesiedelt, sondern habe sich zu einem „Prioritätsthema für die gesamte Führungsebene entwickelt“, heißt es in einem Branchenreport für das Jahr 2025.
KI-Prophylaxe gegen Phishing
AdobeStock/notivestudios
Woran erkennt man eine Mail, die es aufs Phishing angelegt hat, also Böses im Schilde führt? Es gibt eine Reihe von Indikatoren: nichtexistierende Absender, falsche Domainnamen oder Schreibweisen. Schon hier helfen KI-Tools, in dem sie genau hinschauen. Noch interessanter wird die KI als Verteidigung gegen so genanntes Spear-Fishing: Hier stimmen die persönlichen Daten einer vertraulich formulierten Message mit krimineller Absicht. Die KI ist in der Lage, anhand von Sprach- oder Verhaltensmustern Anomalien zu erkennen – und einzugreifen. KI-Lösungen wie das System Trusteer von IBM versprechen, anhand des Nutzungsverhalten akkurat zwischen legitimen und potenziell böswilligen Akteuren zu unterschieden.
Das Ziel dieser Investitionen ist der Aufbau einer Cyberresilienz. Der Begriff Resilienz wird eigentlich auf Menschen angewendet und kennzeichnet die Widerstandskraft. Im Kern geht es dabei nicht um die Vermeidung von Krisen, sondern um die Fähigkeit, mit ihnen so umzugehen, dass man nicht dauerhaft beeinträchtigt oder langfristig sogar gestärkt aus ihnen herausgeht. Der Begriff der Cyberresilienz passt deshalb sehr gut, weil auch die Angriffe auf die IT-Strukturen in Zukunft nicht vermieden werden können. Für Unternehmen rückt daher die Fähigkeit ins Zentrum, sich erfolgreich gegen diese Angriffe zu wehren und dadurch im besten Fall noch an Stärke zu gewinnen. Dabei müsse der Aufbau der Cyberresilienz bei Unternehmen aller Größenordnungen oberste Priorität genießen, wie es im Beitrag des Security Insider heißt: „Auch kleine und mittelständische Unternehmen sind längst im Fadenkreuz der Hacker“.
Noch ist KI Waffe, keine Verteidigung
Blickt man auf die konkreten Angriffe, denen sich Unternehmen erwehren müssen, zeigen sich interessante Entwicklungen. Zum einen stellt laut TÜV-Untersuchung die Lieferkette eine zusätzlich Schwachstelle in der Sicherheitsarchitektur dar: Mehr als ein Fünftel der befragten Unternehmen schätzt das Risiko als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein, Opfer von Cyberangriffen über Kunden oder Zulieferer zu werden. „Jedes zehnte Unternehmen hat bereits Angriffe festgestellt, die über diese Wege erfolgt sind“, heißt es in der TÜV-Studie. Als Mittel dagegen helfen höhere Sicherheitsforderungen an alle Elemente der Lieferkette. Zwar mache jedes dritte Unternehmen entsprechende Vorgaben, „aber nur sehr wenige überprüfen diese mit entsprechenden Audits“. Sprich: Cybersecurity bleibt zu häufig in der Theorie stecken. Angriffe werden so nicht verhindert.
Cybersecurity bleibt zu häufig in der Theorie stecken. Angriffe werden so nicht verhindert.
Zudem zeichnet sich eine Entwicklung ab, die das Sicherheitsthema in naher Zukunft deutlich verschärfen und erweitern wird: die Generative Künstliche Intelligenz. Der TÜVReport bringt das Problem wie folgt auf den Punkt. „KI wird zur Waffe – aber nicht zur Verteidigung.“ Was es damit auf sich hat, zeigen die Studienergebnisse: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen vermutet KI-gestützte Angriffe, doch nur zehn Prozent nutzen selbst KI zur Abwehr. Dabei gebe es hier laut TÜV-Report technische Möglichkeiten: KI-Systeme als Teil der Sicherheitsarchitektur sind in der Lage, Anomalien zu identifizieren, die menschliche Nutzer gar nicht oder erst zu spät erkennen. Zudem sind schnelle, automatisierte Reaktionen auf erkannte Bedrohungen möglich. Genutzt werden diese KI-Tools zur Verteidigung jedoch nur von einem von zehn Unternehmen.
Wie man Online-Shops clont, die Bank täuscht
Wie selbstverständlich Hacker bereits KI nutzen, zeigen Berichte über mögliche Bedrohungsszenarien. Der Business Insider berichtete im Juli 2025 von einem erfolgreichen Testlauf, mit Hilfe eines Tools für Generative KI, sehr schnell und niedrigschwellig den „perfekten Klon eines Online-Shops“ zu erstellen. Zum Einsatz kam das KI-System Llama Press. Im gleichen Artikel berichtete eine Redakteurin des Business Insider, es sei ihr relativ einfach gefallen, ihre Bank hinters Licht zu führen: „Alles, was sie dazu brauchte, waren ein KI-Stimmengenerator und ein Telefonanruf“, heißt es im Report.
Fahrendes Risiko
AdobeStock/Puckung
Wie alle Digital- und Online-Architekturen, ist auch das vernetzte Auto potenziell von Hacker-Angriffen bedroht. Der ADAC machte sich für eine neue Studie auf die Suche nach Wegen der Hacker in die IT-Struktur des Autos. Möglich sei dies über banale Anwendungen wie die USB-Schnittstelle, die Diagnose-Schnittstelle (OBD) oder das Bluetooth-Modul. Selbst über die Reifendruckkontrolle via Funk könnte auf die Software zugegriffen werden, heißt es im ADAC-Report. Und auch die RFID-Karten sowie die NFC-Funktion des Smartphones zum Öffnen der Türen scheinen anfällig. Dabei tun sich die Autohersteller schwer, die smarten Autos im Sinne der Kunden besser zu rüsten. Eine der häufigsten Begründungen laut ADAC: „Systeme gegen Cyberkriminalität kosten Geld. Allerdings lassen sich diese Kosten kaum auf den Kunden abwälzen, weil der für den Mehrpreis kein sichtbares Extra erhält.“
Eine weitere Gefahr liege laut Business Insider in der Nutzung von Video-Call-Plattformen wie Teams und Zoom: Diese würden zwar immer besser, wenn es darum geht, Deepfakes zu erkennen. Aber genau diese Fähigkeit könnte zu einem Problem führen, wenn die „von diesen Plattformen gesammelten Daten darüber, was gefälscht ist, letztendlich dazu verwendet werden, anspruchsvollere Generative KI-Modelle zu trainieren“. Diese Geschichte aus der Welt der Generativen KI erinnert an die uralte Fabel vom Hasen und dem Igel: Egal, wie schnell der Hase auch rennt – der Igel ist schon da, weil er ein doppeltes Spiel spielt. Ganz ähnlich, wie die Generative KI, die beides sein kann: Verteidigerin und Angreiferin. Und (noch) muss man ihr mit Moral nicht kommen.
Was Generative KI im Bereich der Cybersecurity so riskant macht: Durch ihre Tools sinken die Einstiegshürden. War ein Hacker-Angriff zuvor eine Sache für echte Spezialist:innen, sind diese mit Hilfe der Generativen KI auch von Personen durchführbar, die nur wenig Expertenwissen mitbringen. Genau hier liegt ja gerade die Stärke von Generativen KI-Tools: Sie ermöglichen Anwendungen in der Breite. Und zwar potenziell auch im Alleingang: Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik veröffentlichte 2024 das Paper „Einfluss von KI auf die Cyberbedrohungslandschaft“, in dem es diese Gefahr skizzierte. „Das interessanteste Tool für cyberkriminelle Aktivitäten wäre eine KI, die (…) alle Schritte eines Cyberangriffs völlig selbstständig durchführt“, heißt es in dem Papier. Noch gebe es ein solches Tool nicht, „aber es werden Anstrengungen unternommen, ein solches zu entwickeln“. Somit – und hier sind wir wieder bei der Fabel vom Hasen und dem Igel – beginnt auch hier ein Rennen gegen die Zeit, denn die Generative KI kann eben auch bei der automatischen Erkennung von Sicherheitslücken eingesetzt werden. Auch hieran werde mit Open-Source-Projekten geforscht. „In Zukunft wird es von entscheidender Bedeutung sein, diese Art von Tools proaktiv zu nutzen, bevor böswillige Akteure dies tun.“
Nachwuchs muss Allianzen einfordern
Für viele Unternehmen wirken diese Bedrohungsszenarien verwirrend. Nicht wenige fühlen sich davon überfordert. Vor allem dann, wenn intern die Expertise fehlt. Aber den Kopf in den Sand stecken und hoffen, die Hacker-Angriffe würden über sie hinwegziehen? Oder sich in falscher Sicherheit wägen? Beides sind für den TÜV keine ratsamen Optionen. Die Autor:innen der Cybersecurity-Studie geben den Unternehmen daher dringende Empfehlungen mit auf den Weg. Die erste lautet, die Risiken unbedingt ernst zu nehmen. „Unternehmen sollten eine qualifizierte Risikoanalyse durchführen und diese angesichts des dynamischen technologischen und geopolitischen Umfelds regelmäßig aktualisieren.“
Steigende Angst vor Cyber-Angriffen
AdobeStock/ Vilogsign
Lange Zeit handelte es sich bei Cyber-Security um einen abstrakten Begriff. Das ändert sich nun: Eine aktuelle Studie des digitalen Branchenverbands Bitkom sagt aus, dass in Deutschland die Angst vor Cyberangriffen und sogar einem Cyberkrieg um sich greife: „70 Prozent der Menschen in Deutschland schätzen die Gefahr durch Cybercrime insgesamt als hoch ein und ebenso viele halten Deutschland für schlecht vorbereitet. 61 Prozent haben Angst vor einem Cyberkrieg und für rund zwei Drittel (64 Prozent) ist Deutschland dafür nicht gut gewappnet“, heißt es in einer Pressemitteilung zur Vorstellung der Untersuchung. „Deutschland wird täglich digital angegriffen. Die Grenzen zwischen Cybercrime und hybrider Kriegsführung, zwischen privaten und staatlichen Akteuren sind inzwischen fließend“, wird Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst in der Pressemitteilung zitiert. „Die Bedrohungslage wird sich verschärfen, wir müssen deshalb unsere nationale Sicherheit sowohl klassisch als auch im digitalen Raum stärken – in Behörden und der Verwaltung, aber auch in kritischer Infrastruktur und in den Unternehmen.
Fragen, die dabei im Zentrum stehen sollten: Welche Bereiche und Daten sind besonders zu schützen? Welche Bedrohungen gibt es? Wo liegen potenzielle Schwachstellen im Unternehmen? Im Anschluss an die Analyse gehe es darum, eine Cybersecurity-Strategie zu entwickeln, mit dem Ziel, ein angemessenes Sicherheitslevel für das jeweilige Unternehmen zu definieren. „Bestandteil dessen sollte eine IT-Sicherheitsrichtlinie sein. In dieser werden messbare Ziele definiert, konkrete Sicherheitsanforderungen festgelegt und klare Verantwortlichkeiten geschaffen. Sie ist die Basis für die Maßnahmenplanung“, heißt es im TÜV-Report. Im letzten Schritt gelte es nun, diesen Plan auszuarbeiten, sprich auf Grundlage der Risikoanalyse und strategischer Überlegungen konkrete Maßnahmen festzulegen. Dazu gehört etwa, alte Geräte auszumustern und durch neue zu ersetzen. Ebenso könnte man neue Software installieren, besonders für Maschinen, die mit dem Internet verbunden sind.
Notwendig sind dafür Investitionen, und zwar nicht nur in die Hard- oder Software, sondern auch ins Know-how. Laut TÜV-Studie holen sich fast 60 Prozent der Unternehmen externe Fachexpertise ins Haus. Mehr als jedes zweite Unternehmen schult Mitarbeitende außerhalb der IT-Abteilungen. In Fortbildungen innerhalb dieser Abteilungen investieren dagegen nur 35 Prozent der befragten Unternehmen. Auch interessant: Nur gut jedes fünfte Unternehmen gibt an, bei Kampf für mehr Cybersecurity auf „strategische Allianzen und Partnernetzwerke“ zu setzen. Dabei liegt genau hier eine große Chance: Ein „Verteidigungsnetzwerk“ ist in der Lage, zusätzliche Widerstandsfähigkeit aufzubauen. Zum Beispiel, indem man hier aus den Erfahrungen anderer lernt, daraufhin gemeinsame Strategien und Maßnahmen entwickelt. Dabei kommt es auch auf die junge Generation an: Besonders bei IT-Themen neigen Unternehmen dazu, ihr eigenes Süppchen zu kochen. Auch aus der Befürchtung heraus, Allianzen könnten die Bedrohung noch erhöhen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Ein Netzwerk aus Unternehmen ist viel eher in Lage, genügend Know-how aufzubauen, um die Angriffe abzuwehren. Was klar ist: Diese werden kommen – und sie werden im Zeitalter der Generativen KI an Tempo und Intensität zulegen. Daher ist es so wichtig, sich zu wappnen. Im Sinne einer möglichst hohen Cyberresilienz.
Professorin Stephanie Wehner erhält Körber-Preis für Europäische Wissenschaft
Die mit einer Million Euro dotierte Auszeichnung der Körber-Stiftung würdigt die wegweisende Arbeit der deutschen Informatikerin und Quantenphysikerin Stephanie Wehner zum Quanteninternet – einem ultraschnellen und extrem sicheren Computernetzwerk, das ganz neue Anwendungen und Rechenleistungen ermöglicht. Künftig könnten damit Daten abhörsicher übertragen werden und Anwender in Rekordzeit vernetzt gemeinsam Probleme lösen, die weit über die Grenzen des heutigen Internets hinausgehen.
Buddiz AI: Persönlicher digitaler Buddy für Studierende in Dubai
Während deutsche Hochschulen noch diskutieren, wie sie mit ChatGPT und ähnlichen Tools umgehen sollen, hat die University of Europe for Applied Sciences (UE) an ihrem Campus in Dubai ein einzigartiges Projekt gestartet: Buddiz AI – ein speziell entwickelter, akademischer KI-Assistent. Erstmals erhält jede*r Studierende einen persönlichen digitalen „Buddy“, der nicht nur mit kursspezifischen Materialien trainiert wurde, sondern sich auch mit jeder Interaktion weiterentwickelt. Im Unterschied zu gängigen Chatbots basiert Buddiz AI auf einer eigens zusammengestellten akademischen Datenbasis – darunter Lehrpläne, Aufgaben und Prüfungsanforderungen – bevor er in die Hände der Studierenden übergeht.
Welt TV startet KI-Sendung mit Avatar Moderator
Im Juli 2025 sendete Welt TV erstmals „KI Welt“, ein innovatives Wochenformat, das vollständig von Künstlicher Intelligenz produziert und moderiert wird. Der Avatar, modelliert nach Reporter Paul Klinzing, eröffnet die erste Ausgabe mit den Worten: „Ich bin zwar nicht echt, sondern ein Avatar. Aber die Nachrichten, die ich Ihnen zeige, sind absolut real.“ Axel Springer betont, alle redaktionellen Schritte – von Themenfindung über Recherche bis zur Moderation – erfolgen per KI, jedoch unter menschlicher Aufsicht. Chefredakteur Jan Philipp Burgard bezeichnet das Projekt als ein Experiment, das zeigen soll, „was bereits möglich ist“ in der KI-basierten Medienproduktion.
DeepL startet KI-Agent – deutsche Übersetzungsfirma setzt auf Automatisierung
Das Kölner Unternehmen DeepL, bekannt für hochpräzise KI-Übersetzungen, erweitert erstmals sein Angebot: Mit dem neuen „DeepL Agent“ sollen künftig auch wiederkehrende Aufgaben automatisiert werden. Bisher war DeepLs Erfolg eng mit seiner Spezialisierung auf Sprachverarbeitung verbunden – und reichte aus, um sich gegen Tech-Riesen wie Google Translate zu behaupten. Nun wagt die mit zwei Milliarden Dollar bewertete Firma den Schritt in eine breitere KI-Zukunft.
Kuratiert von Sonja Theile-Ochel
Das Bauwesen steht vor einem Umbruch. Mit der Digitalisierung entstehen neue Rollen, Kompetenzen und Chancen – vom Data Engineer bis zum Sustainability Designer. Das Projekt Construct-X zeigt, wie die Zukunft der Branche aussieht. Von Jana Tschitschke und Christoph Berger
Kaum eine Branche ist so stark arbeitsteilig wie das Bauwesen: Architekten, Bauunternehmen, Behörden, Handwerk und Betreiber müssen über Jahre hinweg effizient zusammenarbeiten. Dafür braucht es eine verlässliche, sichere und standardisierte Dateninfrastruktur – genau hier setzt Construct-X an. Das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Projekt entwickelt offene, vertrauenswürdige Datenräume, auf denen Unternehmen Informationen sicher austauschen und neue digitale Prozesse aufsetzen können. Ziel ist eine vernetzte, transparente und resiliente Bauwirtschaft.
Doch die digitale Transformation bringt mehr als neue Tools – sie verändert die Arbeitswelt selbst. Mit der Technologie entstehen völlig neue Berufsbilder, Rollen und Anforderungen.
Neue Rollen auf der digitalen Baustelle
Der Digital Construction Strategist denkt Plattformen statt Pläne: Er verbindet bautechnisches Wissen mit digitalen Architekturen wie Gaia-X und entwickelt datengetriebene Ökosysteme. Ziel ist die Integration von Prozessen, Diensten und Akteuren auf einer gemeinsamen, sicheren Infrastruktur.
Im Betrieb übernimmt der BIM & Twin Intelligence Manager das Kommando über den digitalen Zwilling – ein virtuelles Abbild des realen Gebäudes. Er speichert alle relevanten Informationen: Materialien, Energieverbrauch, Wartungsintervalle. So lassen sich KI-gestützt etwa Umbauten simulieren oder Wartungen planen.
Echtzeit auf der Baustelle
Der Construction Data Engineer wertet Sensordaten direkt von der Baustelle aus – etwa Temperatur, Materialbewegungen oder Maschinendaten. In IoT-Plattformen werden diese mit Planungsdaten verknüpft, um Abläufe effizienter zu steuern: ob bei Wetterum schwüngen, Maschinenausfällen oder der Betonreifung.
Sicherheit im Datenraum
Mit der Digitalisierung wird Cybersicherheit zur zentralen Aufgabe: Cybersecurity-Spezialistinnen sichern Plattformen, Identitäten und Nachweissysteme. Technologien wie Self-Sovereign Identity oder das Gaia-X Trust Framework schützen sensible Informationen und schaffen Vertrauen.
Nachhaltigkeit wird planbar
Der Sustainability & Impact Designer bringt ökologische Intelligenz in die Planung. Er analysiert mit KI den CO₂- Fußabdruck eines Bauwerks über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg und schlägt ressourcenschonende Alternativen vor – datenbasiert und nachvollziehbar.
Was ist Construct-X?
Construct-X entwickelt Open-Source-basierte Datenräume, Referenzarchitekturen und Anwendungen für den Bau. Das Projekt ist Teil der europäischen Cloud-Initiative IPCEI-CIS und bündelt Kompetenzen von über 30 Partnern. Ziel ist die digitale Souveränität der Bauwirtschaft in Europa. Das Gesamtvolumen: 42,8 Mio. Euro.
Wenn Maschinen und Menschen enger zusammenarbeiten, braucht es Vermittler: Collaboration Engineers gestalten die Schnittstellen – technisch, ergonomisch und psychologisch. Sie sorgen dafür, dass etwa Kranführer mit KI-Systemen intuitiv interagieren können, ohne überfordert zu sein.
Nicht jede Innovation setzt sich durch – es braucht Menschen, die Veränderung begleiten. Change-Navigatoren helfen, digitale Tools zu implementieren, Mitarbeitende zu schulen und eine neue Fehlerkultur zu etablieren. Sie sind die Übersetzer zwischen Strategie und Praxis.
Fazit: Neue Chancen statt Jobverlust
Die Bauwende ist auch ein Berufswandel. Statt klassischer Karrieren entstehen hybride Rollen mit interdisziplinären Anforderungen. Technik, Nachhaltigkeit und Daten verschmelzen zu einer neuen Bauidentität – menschlich, digital, zukunftsfähig. Die zentrale Frage lautet daher nicht: Was verschwindet? Sondern: Was entsteht gerade neu?
Wie ProTecBird mit smarter Technologie die Energiewende und den Artenschutz verbindet. Von Sonja Theile-Ochel
Ein Sturm beendete einst Thorsten Heinzens Traum von der Weltumsegelung. Der ehemalige Manager aus der Rüstungsindustrie fand jedoch im Wind einen neuen Anfang. Beim Anblick eines Windparks in der Nähe seines Wohnorts kam ihm die Idee: Warum nicht Kollisionen von Vögeln mit Windrädern verhindern, ähnlich wie man Drohnen oder Raketen abwehrt? Aus dieser Eingebung entstand 2021 die Husumer Firma ProTecBird, die Künstliche Intelligenz (KI) zum Schutz von Vögeln einsetzt.
Heinzens Idee gilt heute als vielversprechende Verbindung zwischen Klimaschutz und Artenschutz. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien steigen die Konflikte zwischen Windkraft und Naturschutz. Besonders Greif- und Großvögel wie Rotmilan, Seeadler und Bussarde sind gefährdet. Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen 15 Arten besonders geschützt werden. Hier setzt ProTecBird an.
Kameras, KI und Käseglocke
Das Antikollisionssystem AVES Wind® steht im Zentrum der Technologie. Bewegliche Kameras an den Windenergieanlagen erkennen mittels Trackingsoftware und KI Vögel bereits aus einem Kilometer Entfernung. Nähert sich ein geschütztes Tier, schaltet das System die Anlage automatisch in den Trudelmodus und fährt sie wieder hoch, sobald die Gefahr vorüber ist. „Wir bilden eine Art Käseglocke über jedem Windpark“, erklärt Heinzen. Für einen Park mit 15 Anlagen werden etwa 20 Kameras benötigt. Aber das ist von Windpark zu Windpark verschieden und z.B. abhängig vom Vogelaufkommen. Die Kosten betragen etwa 700.000 Euro. Betreiber vermeiden so Zwangsabschaltungen, die von Behörden etwa während der Mäharbeiten oder der Brutzeit gefordert werden und oft Wochen oder Monate dauern können.
ProtectBird AG
Gründung: 2021 in Husum
Mitarbeitende: 32 Festangestellte
Geschäftsführer: Thorsten Heinzen
Mission: Schutz windsensibler Vogelarten durch KI-Systeme
Produkte: AVES Wind® Antikollisionssystem, AVES Monitoring, AVES High Precision Counter, AVES Analytics, Lösungen für Flughäfen, Industrie und Stadien
In Schleswig-Holstein ist das System seit 2024 offiziell zugelassen. Ein zweijähriger Test bei Neumünster lieferte überzeugende Ergebnisse: In 25 Tagen erfasste die KI 237 Rotmilanflüge und identifizierte sie zu 95 Prozent korrekt. Auch in Litauen, Italien und Lettland sind bereits Anlagen im Einsatz. Besonders Offshore-Windparks profitieren: Mit AVES Monitoring und dem High Precision Counter lassen sich Vogelzüge präzise erfassen und behördliche Auflagen erfüllen.
Wachstum aus Husum
ProTecBird begann als Start-up und ist heute ein Scale-up mit internationalem Anspruch. Das Unternehmen beschäftigt mittlerweile 32 Mitarbeitende und das Team soll weiter anwachsen. 2023 lag der Umsatz bei 1,4 Millionen Euro, für 2025 sind sieben Millionen prognostiziert. Neben Windparks werden auch Flughäfen, Industrieanlagen und sogar Fußballstadien mit KI-gestütztem Vogelschutz ausgerüstet.
Konkurrenz aus den USA
Der Markt ist jung und die Konkurrenz überschaubar. Hauptwettbewerber ist das US-Unternehmen Identiflight. Pro- TecBird setzt auf ein Alleinstellungsmerkmal: Das Training der KI erfolgt mit selbst erhobenen Daten direkt an jedem Standort. Ein Jahr lang filmen Mitarbeiter die relevanten Vogelarten, um alle Jahreszeiten und Landschaften zu berücksichtigen. Damit wird die Fehlerquote, etwa durch Blätter im Wind, minimiert.
Für Absolventen der Informationstechnologie bietet ProTecBird ein Beispiel dafür, wie sich Hightech und Naturschutz verbinden lassen. KI, maschinelles Sehen und Big Data kommen hier in einer gesellschaftlich relevanten Anwendung zusammen. Windkraft, oft Symbol für Konflikte, wird so zum Schauplatz für Innovation.
Marcus Helds Karriere begann früh: Mit zwölf programmierte er seine erste Website, mit 17 gründete er eine Agentur. Der Weg führte ihn über die Spieleindustrie und verschiedene IT-Führungspositionen schließlich in die Selbstständigkeit. Heute arbeitet Held als freier Software-Architekt und berät Unternehmen mit überkomplexen Strukturen. Im Gespräch erzählt er, wie er in die Branche kam, warum er Java lieben lernte – und weshalb er aus dem Management zurück in die Technik wollte. Außerdem erklärt er, warum KI die Softwareentwicklung verändern wird – und was das für Berufseinsteiger bedeutet. Von Sonja Theile-Ochel
Zur Person
Jahrgang 1992, Informatiker. Sieben Jahre in der Hamburger Spieleindustrie, später Teamleiter und Abteilungsleiter in einem IoT-Unternehmen in Köln. Seit 2022 freier Software-Architekt. Held hält regelmäßig Vorträge auf Konferenzen, schreibt Fachartikel und engagiert sich im Verein „ADEPT“ für unabhängige IT-Beratung.
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Herr Held, wie hat bei Ihnen alles angefangen?
Ich war schon immer ein Technik-Typ. Mit zwölf habe ich meine erste Website gebaut – damals brauchten plötzlich auch Friseure oder kleine Läden eine Online-Präsenz. Schnell sprach es sich herum, und ich baute für Bekannte und deren Bekannte Seiten. Mit 17 war das so groß geworden, dass ich zusammen mit einem Freund eine Agentur gründete. Eigentlich wollte ich aber in die Spieleindustrie: Der Mix aus Logik, Technik und visueller Gestaltung hat mich total fasziniert.
Und dieser Traum hat sich erfüllt?
Ja, nach meinem Informatikstudium an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg bin ich nach Hamburg gezogen. Dort habe ich sieben Jahre in der Spieleindustrie gearbeitet, vor allem an Browser- und Mobile-Games. Das größte Projekt war „Goodgame Empire“ – ein Strategiespiel mit damals 220 Millionen registrierten Usern weltweit. Das war unglaublich spannend, sowohl technisch als auch organisatorisch.
Wie haben Sie den Übergang vom Studium in die Praxis erlebt?
Interessanterweise ganz anders, als ich es erwartet hatte. Im Studium hatte mich Computergrafik begeistert, ich wollte unbedingt am Client arbeiten. Aber mein erster Job war in der Serverentwicklung – mit Java, einer Sprache, die ich im Studium schrecklich fand. Ausgerechnet das Fach, in dem ich am schlechtesten war – Netzwerke – wurde später zur Grundlage meiner Arbeit. Eigentlich wollte ich den Wechsel Richtung Grafik noch mal probieren, aber es blieb beim Backend. Heute bin ich froh darüber, weil sich daraus meine ganze Laufbahn entwickelt hat.
Sie haben später auch Führungsverantwortung übernommen. Wie kam es dazu?
Relativ schnell. Erst leitender Entwickler, später Teamleiter, Produktmanager, Software-Architekt. Schließlich habe ich in Köln die Abteilungsleitung für rund 30 Entwickler übernommen. Das war spannend, aber irgendwann merkte ich: Ich bin fast nur noch „Mutti für alles“. Das People Management war nicht mehr das, was mich erfüllte.
War das der Punkt, an dem Sie beschlossen haben, sich selbstständig zu machen?
Ja, vor zweieinhalb Jahren. Es gab mehrere Gründe: Zum einen hatte ich das Gefühl, die großen technischen Herausforderungen in meinem damaligen Unternehmen waren gelöst. Zum anderen wollte ich zurück zur Technik. Und drittens hatte ich die Idee, ein eigenes Produkt aufzubauen. Die Selbstständigkeit war für mich eine logische Konsequenz.
Was machen Sie heute genau?
Ich helfe Mittelständlern, ihre Softwareprojekte einfacher und effizienter zu gestalten. Viele Firmen bauen zu komplexe Systeme und verlieren dadurch ihren eigentlichen Business-Mehrwert. Meine Aufgabe ist oft, Komplexität herauszunehmen statt neue Technik einzuführen. Dabei bin ich eine Brücke zwischen Management und Entwicklern.
Haben Sie Ihren heutigen Job also selbst erfunden?
Am Anfang habe ich den Fehler gemacht, alles anzubieten – der klassische Bauchladen. Später habe ich mich auf Performance- Optimierung spezialisiert, weil ich dachte, meine Erfahrung aus der Spieleindustrie sei dafür perfekt. Aber der Markt wollte das nicht. Stattdessen entwickelte sich Schritt für Schritt meine heutige Rolle: Software-Architektur-Reviews, Prozessbegleitung, Beratung. Das ist ein Bedarf, den es tatsächlich gibt – und der für mich passt.
Wir stehen vor einer Umwälzung, die mindestens so tiefgreifend sein wird wie das Internet oder das Smartphone.
Wenn Sie auf die aktuelle Entwicklung blicken: Wie verändert KI die Softwarebranche?
Massiv. Ich glaube, wir stehen vor einer Umwälzung, die mindestens so tiefgreifend sein wird wie das Internet oder das Smartphone. Heute kann ein KI-Agent Fehler im Code finden, reproduzieren und sogar beheben – ohne dass der Entwickler selbst eine Zeile schreibt. Das ist eine völlig neue Arbeitsweise. Für Berufseinsteiger bedeutet das: Viele klassische Einstiegsaufgaben, die früher zum Lernen dienten, erledigt heute die KI.
Das klingt nach einem Problem für junge Entwicklerinnen und Entwickler.
Ja, und das sehen wir bereits: Junior-Positionen sind schwerer zu bekommen, weil Unternehmen weniger Bedarf haben. Gleichzeitig werden erfahrene Entwickler nach wie vor dringend gebraucht – nur: Wenn keine Nachwuchskräfte einsteigen können, fehlt langfristig die Basis. Wir müssen deshalb neue Wege finden, wie Berufseinsteiger lernen können. Vielleicht mehr über Projektarbeit, vielleicht durch gezieltes Mentoring. Aber klar ist: Der alte Weg, über Routinetätigkeiten ins Handwerk hineinzuwachsen, funktioniert so nicht mehr.
Und wie gehen Sie persönlich mit KI um?
Ich teste viel aus. Kürzlich habe ich eine iOS-App von einer KI entwickeln lassen – obwohl ich selbst keine Erfahrung mit iOS hatte. Für mich war das Experiment spannend: Es zeigt, dass mein Job als Architekt sich ändern wird. Künftig schreibe ich nicht nur für Menschen Dokumentationen und Konzepte, sondern auch für Maschinen, die damit arbeiten.
Wenn Sie zurückschauen: Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
Eigentlich keinen großen. Ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist. Vielleicht nur: Sei offener, auch Dinge zu machen, die du dir nicht vorgenommen hast. Java war nie mein Ziel, aber es hat mich bis heute begleitet. Leidenschaft entsteht oft dadurch, dass man in etwas richtig gut wird – nicht durch die Ideale, die man sich am Anfang setzt.
Am 22. Januar 2026 findet im RheinEnergieStadion Köln der KI Day statt – eine praxisnahe Konferenz zur Anwendung Generativer KI im Berufsalltag. Expert*innen zeigen, wie KI Content-Erstellung, Projektmanagement und andere Bereiche verändert. Mit Impulsen, Tools und Networking richtet sich das Event auch an Berufseinsteiger*innen, die frühzeitig Kompetenzen im Umgang mit KI aufbauen möchten. Tickets ab 199 €.
Der Chip, der die Welt veränderte
Vom Gaming-Zubehör zum Motor der künstlichen Intelligenz: In The Thinking Machine erzählt Stephen Witt die packende Geschichte von Nvidia und seinem visionären CEO Jensen Huang. Mit exklusivem Zugang beleuchtet er, wie ein Team kompromissloser Ingenieure den leistungsstärksten Mikrochip der Welt entwickelte – und damit unsere digitale Zukunft formte. Witts Reportage ist nicht nur Technikgeschichte, sondern auch Porträt eines charismatischen Unternehmers, der die Regeln der Branche neu schrieb – und vielleicht bald die Welt. Stephen Witt: The Thinking Machine. Jensen Huang, Nvidia und der begehrteste Mikrochip der Welt. Suhrkamp, 320 Seiten, 2025, 32 €.
Homo Sapiens, neu gedacht
Was uns ausmacht – und wohin wir steuern könnten Biologe Josef H. Reichholf erzählt die Geschichte des Menschen mit weitem Blick: Zwischen Natur und Kultur, Gewalt und Empathie fragt er, warum wir trotz aller Intelligenz so oft gegen unsere Zukunft handeln. Seine verständliche, zugleich tiefgründige Analyse verbindet neueste Forschung mit gesellschaftlicher Relevanz – und stellt drängende Fragen zur Zukunft unserer Spezies. Josef H. Reichholf: Mensch. Evolution einer besonderen Spezies. Hanser, 352 Seiten, 2025, 27,00 €.
Gehirn an, Welt aus: Mit „Brainhacks“ zum Fokus-Flow
Weniger Stress, mehr Output – Henry Hildebrandt zeigt, wie wir unser Gehirn mit neurowissenschaftlich fundierten Methoden gezielt auf Produktivität trimmen. Mit Storys, Infografiken und sofort umsetzbaren Tools wird das Buch zum Gamechanger für alle, die mehr erreichen wollen, ohne sich auszubrennen. Henry Hildebrandt: Brainhacks. Wie du mit minimalem Aufwand produktiver, effizienter und erfolgreicher wirst. Yes Publishing, 272 Seiten, 2025, 17 €.
Jülich: Europas schnellster Supercomputer „Jupiter“ eingeweiht
Foto: Forschungszentrum Jülich, Sascha Kreklau
Im September hat Bundeskanzler Friedrich Merz im Forschungszentrum Jülich den Supercomputer JUPITER offiziell eingeweiht. Das System rangiert bereits auf Platz 4 der TOP 500-Liste weltweit. Es soll vor allem Fortschritte in Klimaforschung und Künstlicher Intelligenz (KI) ermöglichen. JUPITER kann pro Sekunde mehr als eine Trillion Rechenoperationen ausführen und erlaubt das Training riesiger KI-Modelle. Das 500-Millionen-Euro-Projekt wurde von Bund, Land NRW und EuroHPC J U finanziert. Auch Nachhaltigkeit steht im Fokus: Abwärme des Systems wird zum Heizen genutzt.
Forum für künstliche Intelligenz im Deutschen Museum Bonn
Deutsches Museum, Foto: Lichtenscheidt
Künstliche Intelligenz ist die bedeutendste Technologie unserer Zeit – deshalb widmet das Deutsche Museum Bonn dem Thema bunt gestaltete Erlebnisräume, in denen das vielseitige und komplexe Thema KI sehr zugänglich vermittelt wird: Interaktive und unterhaltsame Exponate und Demonstrationen machen Grundlagen und aktuelle Entwicklungen der KI verständlich. Da gibt es interaktive Stationen zum Ausprobieren und Anfassen statt trockener Texte und Erläuterungen. Für ein aktives Museumserlebnis sorgen die Museotainer*innen, die den Besucher*innen zur Seite stehen und das abstrakte Thema KI mit Leben füllen. Ihre „KI:ckstarts“ – kurze dialogische Rundgänge – eröffnen den Museumsgästen einen verständlichen Zugang zur Welt der Künstlichen Intelligenz.
Lernen von den Coding Buddies
Coden lernen, Karriere boosten und bei echten Entwickler-Geschichten lachen? Willkommen bei den Coding Buddies! Im Podcast sprechen Fabi & Tino jede Woche locker und humorvoll über Softwareentwicklung, Tech- Trends, Coding Fails, Architektur, AI und praktische Karriere-Tipps. Für alle, die Softwareentwicklung lieben – vom Einsteiger bis zum Senior.