BIM für den Spezialtiefbau

Komplexe Bauvorhaben sind heute vom Start weg digital. Eine Tatsache, die nicht nur im Hochbau, sondern auch im Spezialtiefbau zu grundlegenden Veränderungen in den Prozessen führt. Längen, Breiten und Höhen werden erfasst. Ebenso: Wann wird was gebaut und was kostet das eigentlich? Die „Zaubermethode“, mit der das alles funktioniert, heißt BIM. BIM steht für Building Information Modeling und macht das alles erlebbar. Von Verena Kaspar, Bauer AG

Auch auf den weltweiten Baustellen der Bauer Spezialtiefbau GmbH spielt das digitale Bauen längst eine zentrale Rolle. So wird etwa am Herbert Hoover Dike in Florida erst virtuell gezeigt, was später dann gebaut wird. Bereits seit mehreren Jahren wird das Bauwerk aus den 1920er-Jahren saniert. Unter anderem geht es um Austauscharbeiten an verschiedenen Kanaldurchlässen im Deich. Aktuell stellt Bauer Foundation Corp. für eine Dichtwand um Floridas größten See, den Lake Okeechobee, Testpfähle her.

Mit BIM werden dabei alle Planungsund Entscheidungsprozesse auf der Baustelle digitalisiert. Es geht um das Erfassen und Teilen von Informationen sowie das Koordinieren von Entscheidungen und Prozessen. „BIM bietet uns die Möglichkeit, alle Beteiligten früher und konkreter einzubinden“, erklärt Marcus Daubner, Leiter Bauen Digital bei Bauer. „Und gleichzeitig sind alle Änderungen immer für alle sichtbar, jeder kann darauf zugreifen.“ Das sei ein unschätzbarer Vorteil, sagt Daubner, weil dies Konflikte im Bauablauf offenbare, lange bevor die Baustelle eingerichtet sei.

Alle Projektbeteiligten greifen auf denselben Informationsstand zurück – und das schafft Sicherheit.

Vor Baustart am Herbert Hoover Dike erstellten die Bauer-Konstrukteure in der Firmenzentrale in Schrobenhausen erst einmal ein 3D-Computermodell. Das kann man sich wie ein Röntgenbild vorstellen, in dem etwa das Volumen, die Tiefe oder die Breite eines Bohrpfahls sichtbar werden. Per Mausklick lässt sich dann zum Beispiel berechnen, wieviel Kubikmeter Beton für den Pfahl benötigt werden. Kommt die Idee auf, noch nicht hergestellte Bohrpfähle zu verschieben und so die Planung zu verändern, werden alle darauffolgenden Konsequenzen für andere Gewerke in Sekundenschnelle berechnet.

Mithilfe der Datenmanagementsoftware b-project werden die Plandaten aus dem Konstruktionsbüro auf die Baustelle nach Florida übernommen. Dem Bauleiter stehen sie dann nicht als PDF, sondern als digitale Daten für die weitere Verarbeitung zur Verfügung. Dies schließt den Medienbruch zwischen Planungsbüro und Baustelle und führt gerade in der Kommunikation zu einer enormen Verbesserung. Im täglichen Bauprozess werden die Plandaten anschließend den Maschinenproduktionsdaten – den Ist-Daten – gegenübergestellt und ausgewertet. Eine Aufgabe liegt hier beispielsweise im automatisierten Erstellen von Herstellprotokollen. Die gesamten Bauinformationen werden letztendlich in einem Geographischen Informationssystem (GIS) visualisiert. Damit greifen alle Projektbeteiligten auf denselben Informationsstand zurück – und das schafft Sicherheit: für die Projektleitung, die Planung, Lieferfirmen, Statik, Bauleitung und letztlich auch den Auftraggeber.

Das Leben ist eine Baustelle – Kultur-, Buch- und Linktipps

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Foto: Claus Völker
Foto: Claus Völker

Forschungsprojekt „AM Bridge 2019“

Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des Forschungsprojekts „AM Bridge 2019“ der TU Darmstadt errichteten auf dem Gelände des Fachbereichs Bau- und Umweltingenieurwissenschaften eine 3D-gedruckte Brücke aus Stahl – die Roboter schweißten die Brücke im Ganzen, vor Ort und über fließendem Wasser. Mithilfe des Schweißverfahrens „CMT Cycle Step“ wurde die Idee realisiert. Das bedeutet, dass Schweißpunkte in beliebiger Größe hergestellt und präzise reproduziert werden können. Damit lässt sich die Höhe und Dicke der Schweißnaht genau festlegen. Außerdem können die Pausenzeiten zwischen den Zyklen gewählt werden – jeder Schweißpunkt bekommt so ausreichend Zeit, abzukühlen und fest zu werden. www.tu-darmstadt.de

Max-Grünebaum-Preis 2019

Thi Mai Hoa Häßler, die an der Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg studierte, hat für ihre Dissertation mit dem Titel „Identification of the State of Stress in Iron and Steel Truss Structures by Vibration-based Experimental Investigations“ einen der Max-Grünebaum-Preise 2019 erhalten. In ihrer Arbeit untersuchte sie, wie bestehende Stahlbauten auf Basis einer verlässlichen Bewertung ertüchtigt und erhalten werden können – ein hoch aktuelles Thema und eine immer wichtiger werdende Aufgabe im Bauingenieurwesen. Zentrale Herausforderungen sind in diesem Kontext Nachhaltigkeit, ressourcenschonender Materialeinsatz und die Bewahrung des kulturellen Erbes. Unter Nutzung von Schwingungsuntersuchungen in Kombination mit numerischen Strukturanalysen und Modellparameter-Identifikationsmethoden entwickelte Dr. Häßler in ihrer Arbeit eine neuartige Verfahrensweise, um zerstörungsfrei den Spannungszustand von bestehenden, komplexen Eisen- und Stahltragkonstruktionen zu identifizieren. Das von ihr vorgeschlagene zweistufige Verfahren ermöglicht zudem eine Beurteilung der vorhandenen Rotationsfedersteifigkeiten in den Knotenpunkten. Für ihre Ergebnisse hatte sie im Oktober 2018 auch schon den Forschungspreis des Deutschen Ausschusses für Stahlbau (DASt-Forschungspreis) erhalten.
http://max-gruenebaum-stiftung.de

Cover Baumhaus mit FaultierBaumhaus mit Faultier

Die Biologin und Filmemacherin Dr. Ina Knobloch reiste durch die ganze Welt, um sich Inspirationen für ihr Baumhaus zu holen. In jahrelanger Forschung lernte sie die artenreichsten Lebensräume der Erde kennen. Und nach 30 Jahren erfüllt sie sich endlich ihren Lebenstraum: ein eigenes Baumhaus in Costa Rica – auf einem Grundstück, auf dem sie 1987 selbst die Bäume gepflanzt hatte. Ina Knobloch will der Welt den Regenwald näherbringen und setzt sich gleichzeitig für seinen Schutz ein. Ein Weg voller Hürden und Rückschläge, aber auch einmaliger Begegnungen und großartiger Abenteuer. Ina Knobloch: Baumhaus mit Faultier. Ullstein 2018, 15 Euro. (Werbelink)

Foto: Catrin Schmitt
Foto: Catrin Schmitt

„Original Bauhaus“ – Die Jubiläumsausstellung des Bauhaus-Archivs

Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Bauhauses zeigt die Ausstellung des Bauhaus-Archivs/ Museum für Gestaltung in der Berlinischen Galerie noch bis zum 27. Januar 2020 über 1000 berühmte, bekannte und vergessene Bauhaus-Originale und erzählt die Geschichte hinter den Objekten. Ausgehend von 14 Schlüsselobjekten entfaltet die Schau 14 Fallgeschichten: Wie wurde die Sitzende im Stahlrohrsessel zur berühmtesten Unbekannten des Bauhauses? Hat das Haus Am Horn in Weimar einen heimlichen Zwilling? „original bauhaus“ beleuchtet, wie Unikat und Serie, Remake und Original in der Geschichte des Bauhauses unzertrennlich verbunden sind. Weitere Infos unter:
www.bauhaus.de

Der Bau von Toiletten

Laut der Goldeimer gGmbH, einem Hersteller von Toilettenpapier, haben rund 4,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu einer sicheren Sanitärversorgung. Das führt zu Krankheiten, verminderter Produktivität und somit auch zu höheren Kosten. Außerdem würden etwa 840.000 Menschen jährlich an den Folgen mangelnder Sanitärversorgung und Hygienemaßnahmen sterben, heißt es vonseiten des Unternehmens. Goldeimer will daher alle zukünftigen Gewinne in die Projektarbeit von „Viva con Agua“ und der „Welthungerhilfe“ leiten. So soll allen Menschen weltweit der Zugang zu Toiletten, Wasser und Seife verschafft werden. Immerhin wurde auch im von WHO und Unicef veröffentlichten Joint Monitoring Programme 2017 der Begriff Safely Managed Sanitation eingeführt. Dahinter verbirgt sich, dass neben einer eigenen Toilette alle fünf Kernelemente der Sanitärkette (sichere Zwischenlagerung, regelmäßige Leerung, sicherer Transport, sachgerechte Behandlung der Fäkalien, Wiederverwendung der behandelten Biomasse) vorhanden sind, Handwaschmöglichkeiten bereitstehen und den Nutzern und Nutzerinnen somit ein sicherer und gesicherter Zugang zu Sanitärversorgung gewährleistet ist.
Weitere Infos unter: www.goldeimer.de

Foto: Courtesy of Marie Jackson
Dieses mikroskopische Bild zeigt das blockige Bindemittel Calcium-Aluminium-Silikat-Hydrat (C-A-S-H). Foto: Courtesy of Marie Jackson

Römischer Beton

Um 79 n. Chr. schrieb der römische Schriftsteller Plinius der Ältere in seiner Naturalis Historia, dass Betonstrukturen in Häfen, die dem ständigen Angriff der Salzwasserwellen ausgesetzt sind, „zu einer einzigen Steinmasse werden, die für die Wellen unüberwindbar und jeden Tag stärker wird“. Er scheint nicht übertrieben zu haben. Während moderne marine Betonkonstruktionen innerhalb von Jahrzehnten bröckeln, halten 2000 Jahre alte römische Pfeiler und Wellenbrecher bis heute und sind stärker als beim ersten Bau. Die Geologin Marie Jackson von der University of Utah untersuchte die Mineralien und mikroskopischen Strukturen von römischem Beton wie ein vulkanisches Gestein. Sie und ihre Kollegen haben festgestellt, dass Meerwasser, das durch den Beton fließt, zum Wachstum von ineinandergreifenden Mineralien führt, die dem Beton einen zusätzlichen Zusammenhalt verleihen.

Foto: AdobeStock/ Markus Mainka
Foto: AdobeStock/ Markus Mainka

Beijing Daxing International Airport

Am 25. September 2019 eröffnete der Beijing Daxing International Airport in China, derzeit der größte Flughafen der Welt. Baustart war im Dezember 2014. In den kommenden Jahren sollen an dem neuen Drehkreuz pro Jahr über 100 Millionen Passagiere umsteigen und abgefertigt werden. Zum Start ist die Abfertigung von etwa 45 Millionen Menschen geplant.
Weitere Infos: https://enterprise.bdia.com.cn

cover_Phoenix oder SuppenhuhnEinblick in ein Familienunternehmen: Phönix oder Suppenhuhn

Wenn der Studienabschluss naht, wird es für Absolventen Zeit, darüber zu entscheiden, bei welcher Art von Unternehmen sie arbeiten möchten. Wenn sie eine große Bauunternehmung im Privatbesitz in Betracht ziehen, bietet der Roman „Phönix oder Suppenhuhn“ spannende fachliche und menschliche Unterhaltung. Die Leser erhalten Einsichten über Abläufe und Interessen hinter den Kulissen, die es ihnen ermöglichen, mehr als nur den Jobeinstieg abzuwägen. Wie ist die Nachfolge im Unternehmen gesichert? Wer verdient an den Mitarbeitern? Arbeitet das Bauunternehmen schon mit den Technologien der Zukunft wie der vertikalen Cloud, oder herrscht noch Zettelwirtschaft und Machtmänner- und Patriarchengehabe? Martina Violetta Jung: Phönix oder Suppenhuhn. Als e- und Taschenbuch bei Amazon ab 9,95 Euro (Werbelink)

Neue Methode zur Zementherstellung

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Im September 2019 wurde im Fachjournal „PNAS“ eine Studie vorgestellt, nach der es im Labormaßstab gelungen sein soll, mit einer elektrochemischen Methode Zement herzustellen. Die Zementproduktion zählt zu den größten industriellen Verursachern von CO2- Emissionen. Mit der neuen Methode soll sich die Zementproduktion allein durch erneuerbare Energien betreiben lassen. Von Christoph Berger

Laut den Studienautoren, Wissenschaftlern des Massachusetts Institut of Technology (MIT), ist die Zementproduktion für acht Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Daher machte sich ein Team um Yet-Ming Chiang, Kyocera-Professor für Materialwissenschaft und -technik am MIT, daran, eine Methode zu entwickeln, mit der sich die Emissionen nicht nur vollständig eliminieren, sondern auch noch andere Produkte daraus herstellen lassen. „Für jedes Kilogramm Zement, das heute hergestellt wird, wird etwa ein Kilogramm Kohlendioxid freigesetzt“, sagt Chiang. Somit komme man auf drei bis vier Gigatonnen (Milliarden Tonnen) Zement und Kohlendioxidemissionen, die momentan jährlich produziert würden.

Portlandzement, die am weitesten verbreitete Standardsorte, wird hergestellt, indem Kalkstein gemahlen und dann bei hoher Hitze mit Sand und Ton gekocht wird, der durch Verbrennung von Kohle entsteht. Das Verfahren produziert Kohlendioxid auf zwei verschiedene Arten: durch die Verbrennung der Kohle und durch die Gase, die während der Erwärmung aus dem Kalkstein freigesetzt werden. Die Idee der MIT-Forscher war es nun, das bisherige fossile brennstoff-abhängige System durch einen elektrochemischen Prozess zu ersetzen. Der neue Prozess würde beide Quellen eliminieren oder drastisch reduzieren, sagt Chiang. So könnte der neue Ansatz auf die Verwendung fossiler Brennstoffe für den Heizprozess verzichten und Strom aus sauberen, erneuerbaren Quellen ersetzen. Doch darüber hinaus würde mit dem neuen Verfahren das gleiche Zementprodukt produziert wie bisher.

Im Mittelpunkt des neuen Verfahrens steht der Einsatz eines Elektrolyseurs. Während an der einen Elektrode Kalksteinmehl in Säure gelöst und hochreines Kohlendioxid freigesetzt wird, fällt an der anderen Elektrode Calciumhydroxid, allgemein bekannt als Kalk, aus. Das Calciumhydroxid kann dann in einem weiteren Schritt zu dem Zement verarbeitet werden, der meist aus Calciumsilikat besteht. Und: Das Kohlendioxid in Form eines reinen, konzentrierten Stroms könne leicht abgetrennt und zu Mehrwertprodukten wie beispielsweise einem flüssigen Kraftstoff als Benzinersatz verarbeitet werden. Im Ergebnis werde also beim gesamten Prozess kein Kohlendioxid an die Umwelt abgegeben, sagt Chiang.

Noch nicht in industriellen Maßstab übertragbar

Berechnungen hätten zudem gezeigt, dass der Wasserstoff und der Sauerstoff, die ebenfalls im Prozess emittiert werden, rekombiniert werden könnten, zum Beispiel in einer Brennstoffzelle. Oder sie könnten verbrannt werden, um genügend Energie zu erzeugen, um den gesamten Rest des Prozesses zu befeuern. Allerdings sei das neue Verfahren noch längst nicht in einen industriellen Maßstab übertragbar, wie die Forscher selbst eingestehen. Bisher sei die Methode nur im Labormaßstab gelungen, für eine breitere Anwendung seien noch viele weitere Arbeiten notwendig. Ein Aspekt, den auch Prof. Dr. Dietmar Stephan vom Fachgebiet Baustoffe und Bauchemie am Institut für Bauingenieurwesen der Technischen Universität Berlin hervorhebt.

„Die vorgestellte Syntheseroute über ein elektrochemisch hergestelltes Zwischenprodukt unterscheidet sich erheblich von den bisherigen Syntheseverfahren, die in erster Linie auf thermisch initiierten Reaktionen beruhen. Eine Implementierung dieses Ansatzes im größeren Maßstab würde Jahrzehnte dauern und damit weder kurz- noch mittelfristig ein Potenzial zur Entlastung der CO2-Emissionen bieten. Zudem müssten zusätzlich zur Umstellung des bisherigen Strombedarfs auf regenerative Erzeugung auch gigantische zusätzliche Mengen an regenerativer elektrischer Energie erzeugt werden.“ Prinzipiell hält er die Methodik der Studie aber für nachvollziehbar und im Ansatz für innovativ – das Verfahren sei potenziell dafür geeignet, Calciumhydroxid für großtechnische Prozesse herzustellen.

Die Studie

Link zur vorgestellten Studie „Toward electrochemical synthesis of cement – An electrolyzer-based process for decarbonating CaCO3 while producing useful gas streams“.

Allerdings merkt Stephan auch an: „Für die Herstellung von Portlandzement kann jedoch auch mit der vorgeschlagenen Methode nicht auf einen energieintensiven Hochtemperaturprozess bei etwa 1500 Grad Celsius verzichtet werden. Vorteile gegenüber der konventionellen Herstellung von Portlandzement können sich nur ergeben, wenn reiner Kalkstein eingesetzt wird und die verwendete elektrische Energie vollständig regenerativ erzeugt wird und extrem günstig ist.“ Doch auch unter diesen Voraussetzungen seien die Einsparungen sehr begrenzt, da der Calciumgehalt im Portlandzement hoch sei und deshalb immer entsprechend viel CO2 durch die Zersetzung des Ausgangsstoffes Kalkstein freigesetzt werde. Stephan plädiert daher – zumindest im Moment – für einen anderen Weg: „Auf der Suche nach kurz- und mittelfristigen Alternativen zum Zement auf Basis von Portlandzement bleibt festzustellen: Das größte und schnellste Potenzial zur Einsparung von CO2 ergibt sich durch den sparsameren Umgang: dauerhaftere Auslegung von Bauwerken, Instandsetzung statt Abriss und Neubau sowie geringere Wohn- und Nutzflächen sowie eine effizientere Nutzung der gebauten Infrastruktur. Alternative Baustoffe mit geringerem CO2-Fußabdruck dürfen zudem nicht automatisch ausgeschlossen werden, nur weil sie kurzfristig preislich teurer sind.“

Holz-Programmierung

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Ohne den Einsatz von Maschinen: Wissenschaftler schafften es, Holz mithilfe eines kontrollierten Trocknungsprozesses in eine zuvor berechnete Form zu bringen. Von Christoph Berger

Im Rahmen der Remstal Gartenschau 2019 bei Stuttgart wurde auch ein Turm gezeigt, der sich wie von selbst in eine Höhe von bis zu 14 Metern zu drehen scheint. Errichtet wurde er im Mai 2019 von Forschenden der ETH Zürich und der schweizerischen Empa in Zusammenarbeit mit Ingenieuren und Architekten der Universität Stuttgart sowie der Schweizer Holzbaufirma Blumer-Lehmann. Das Projektteam nutzte dabei eine Methode, mit der sich Holzplatten, also massive Holzbauelemente, in einem kontrollierten Trocknungsprozess ohne Maschinenkraft selbst in eine zuvor berechnete und vordefinierte Form biegen. Bisher gelang ein solcher Umformungs- und Biegeprozess nur durch den Einsatz großer und energieintensiver Maschinen, die das Holz in die gewünschte Form pressen.

In der im Fachmagazin Science Advances veröffentlichten Studie „Analysis of hygroscopic self-shaping wood at large scale for curved mass timber structures“ erklären die Wissenschaftler den Prozess. Sie übertrugen dafür aus der Natur bekannte Mechanismen, die bereits bei kleinen biomedizinischen Geräten zum Einsatz kommen, mithilfe modernster Modellierungstechnologien in einen großen Maßstab: So basiert das Verfahren der Selbstformung auf dem natürlichen Quellen und Schwinden von Holz in Abhängigkeit seines Feuchtegehalts: Trocknet feuchtes Holz, zieht es sich senkrecht zur Faserrichtung stärker zusammen als längs der Faserung. Ein normalerweise unerwünschter Prozess.

Die Studie

Studie „Analysis of hygroscopic selfshaping wood at large scale for curved mass timber structures“ mit allen relevanten technischen Details.

Doch hier machen ihn sich die Forschenden zunutze, indem sie jeweils zwei Holzschichten so zusammenkleben, dass ihre Faserungen unterschiedlich orientiert sind. Die so entstandene Holzplatte mit zweilagigem Aufbau, „Bilayer“ genannt, ist der Grundbaustein der neuen Methode. „Wenn der Feuchtigkeitsgehalt des Bilayers sinkt, schrumpft eine Schicht stärker als die andere. Da die beiden Schichten fest miteinander verklebt sind, biegt sich das Holz“, erklärt Markus Rüggeberg von der ETH und der Empa. Und Dylan Wood, Leiter der Forschungsgruppe Material-Programmierung am Institut für Computerbasiertes Entwerfen der Universität Stuttgart, fügt an: „Der ausgeklügelte Einsatz der Selbstformung ermöglicht es uns, einem uralten Baumaterial wie Holz neue Funktionen zu verleihen.“ Wobei die Verformung keineswegs dem Zufall überlassen wird. Denn je nach Dicke der Schichten, Orientierung der Fasern und dem Feuchtegehalt kann im Vorfeld mit einem Computermodell berechnet werden, wie sich das Grundbauelement während der Trocknung verformt. Die Forschenden nennen diesen Prozess „Holz-Programmierung“.

Hat ein Bilayer seine Soll-Form eingenommen, kann er mit weiteren gleichartig geformten Bilayern verklebt werden. So werden benötigte Materialstärken für eine praktische Anwendung als Brettsperrholz erreicht. Zudem weisen gebogene Bauteile für Dachkonstruktionen und Wände im Vergleich zu flachen Teilen eine höhere strukturelle und materialwissenschaftliche Leistungsfähigkeit auf. Und sie eröffnen neue gestalterische Möglichkeiten. Der Urbach Turm der Remstaler Gartenschau zeigte nun, dass sich die neue Methode auch für groß dimensionierte Holzbauten eignet.

Alternative Carbonbeton

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Stahlbetonbrücken haben vor allem einen Nachteil: Korrosion. Durch Risse im Beton dringt Wasser in das Bauwerk ein und beschädigt die Stahlbewehrung. Verhindert werden könnte dies durch den Austausch des Stahls durch Carbon. Im Mai 2019 wurde die weltweit erste integrale vorgespannte Carbonbeton-Brücke zu Forschungszwecken an der TU Berlin aufgebaut. Von Christoph Berger

Noch dient die Brücke, die in der Peter-Behrens-Halle des TU-Berlin-Instituts für Bauingenieurwesen auf dem historischen AEG-Gelände in Berlin- Wedding aufgebaut ist, nur Tests und Experimenten. Doch die Zeit drängt. Denn es ist bereits längst kein Einzelfall mehr, dass Brücken wegen Schäden zeitweilig gesperrt werden müssen. Laut der TU Berlin müssen rund die Hälfte der 40.000 zwischen 1960 und 1985 gebauten Brücken in Deutschland in naher Zukunft ausgetauscht werden. Der Grund: Korrosion an der Stahlbewehrung. Geht es nach den Bauingenieuren der Universität, kommt bei den Neubauten ein neuer Verbundbaustoff zum Einsatz: Carbonbeton. Genau daraus besteht die bei ihnen zu Forschungszwecken aufgebaute Testbrücke.

„In einem Tragwerk aus Beton mit Carbonbewehrung muss die Bewehrung vorgespannt werden, um dieses Hochleistungsmaterial voll auslasten zu können. Mit diesen vorgespannten Tragwerken beschäftigen wir uns hier am Fachgebiet vor allem“, erklärt Dr.- Ing. Alex Hückler, der das Projekt „C3 – Carbon Concrete Composite“ an der TU Berlin koordiniert. Er erklärt weiter: „Die Vorspannung der in den Beton eingebetteten Bänder und Seile aus Carbon muss über die gesamte Länge der Brücke tragen, Schwingungen zulassen, Bruchfestigkeit und Stabilität garantieren.“

Die Zukunft wird den schlanken, materialreduzierten und damit nicht nur kostengünstigeren, sondern auch umweltfreundlicheren Strukturen für Straßen, Brücken und Gebäude gehören.

Die Vorteile von Carbon sind dabei vielfältig und liegen nicht nur darin, dass der Baustoff nicht korrodiert. Allerdings hat auch dieser Umstand schon zur Folge, dass die Spannseile mit weniger Beton ummantelt werden müssen, dies sogar mit porösem Leichtbeton möglich ist. Das führt zu einem deutlich geringeren Gewicht. Darüber hinaus ist Carbonbeton auch strapazierfähig, robust, ressourcenschonend und wirtschaftlich.

Doch Sicherheit geht vor. Daher sind trotz des beschriebenen Zeitdrucks noch allerhand Prüfungen an der Testbrücke vorzunehmen, bevor eine solche Brücke mit einer sechsspurigen Autobahn und einer Durchfahrtshöhe und -breite von 4,70 mal 36 Meter eine Straße oder einen Fluss überspannt. Rund ein Jahr lang werden dazu tonnenschwere Gewichte auf der Testbrücke im Wedding lagern. „Für die Untersuchungen befinden sich die vorgespannten Carbonlitzen in einem dünnen Kanal quer durch die Brücke. So kann man von Zeit zu Zeit mit Mini-Kameras kontrollieren, wie sich das Material innerhalb der Brücke unter Belastung verhält, oder welche Ermüdungserscheinungen auftreten“, erklärt Hückler.

Doch diese Anstrengungen werden sich laut seiner Meinung lohnen: „Die Zukunft wird den schlanken, materialreduzierten und damit nicht nur kostengünstigeren, sondern auch umweltfreundlicheren Strukturen für Straßen, Brücken und Gebäude gehören.“

Sandwichelemente aus Holzschaum und Textilbeton

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Nachhaltig und ressourcenschonend, dazu leicht und trotzdem steif und tragfähig: Die Kombination all dieser Eigenschaften gelang Wissenschaftlern des Fraunhofer- Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Technischen Universität Braunschweig. Gemeinsam entwickelten sie Sandwichelemente aus Holzschaum und Textilbeton für den Einsatz im Hochbau. Von Christoph Berger

Der Einsatz von Holzfaserwerkstoffen ist in der Bauindustrie längst keine Seltenheit mehr. Allerdings sind in den dabei verwendeten Produkten wie Span- oder Grobspanplatten oftmals petrochemische Bindemittel enthalten. Dass es auch ohne Bindemittel und mit dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe geht, zeigten nun Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Technischen Universität Braunschweig. Nachdem die Forscher des WKI in einem früheren Projekt bereits einen Holzschaum entwickelt hatten, der ohne künstliche Bindemittel auskommt, untersuchten sie nun mit Forschern der TU Braunschweig Potenziale des Holzschaums für den praktischen Einsatz in der Bauindustrie. Heraus kamen dabei Sandwichelemente, die einen Holzschaumkern haben, der beidseitig mit einer dünnen Schicht aus textilbewehrtem Beton versehen ist.

Durch die Verwendung unseres Holzschaums mit einer dünnen Textilbeton- Deckschicht kann der Anteil besonders nachhaltiger Baustoffe in Gebäuden erhöht werden.

Derartige Materialkombinationen führen zu allerlei Vorteilen. Sie sind steif und tragfähig, gleichzeitig aber auch leicht. Außerdem verfügen sie über gute Wärmedämm- und Schallschutzeigenschaften. Alles Gründe für den Einsatz im Hochbau. Hinzu kommt jetzt: „Durch die Verwendung unseres Holzschaums mit einer dünnen Textilbeton- Deckschicht kann der Anteil besonders nachhaltiger Baustoffe in Gebäuden erhöht werden“, sagt Projektleiterin Dr. Frauke Bunzel, die zudem Fachbereichsleiterin für Oberflächentechnologie am WKI ist.

Der dafür entwickelte Holzschaum besteht ausschließlich aus Holzfasern, wobei deren relativ druckstabile Strukturfixierung in einem speziellen Herstellungsverfahren mithilfe der holzeigenen Bindungskräfte erreicht wird. Damit der Holzschaum als Sandwich- Kernwerkstoff die Mindestanforderungen in Bezug auf die Festigkeit und die Wärmeleitfähigkeit erfüllt, stellten die Wissenschaftler unterschiedliche Holzarten mit verschiedenen, praktikablen Rohdichten her und untersuchten sie. Außerdem beschäftigten sie sich intensiv mit der Art des Schäumens und einer effizienten Trocknung.

Die Wissenschaftler des Instituts für Füge- und Schweißtechnik der TU Braunschweig arbeiteten an den Deckschichten – sie ermittelten, dass beim Fügen des Holzschaumkerns mit den textilverstärkten Betondeckschichten verschiedene Techniken anwendbar sind. So haften Konstruktionsklebstoffe aus der Holztechnik gut auf den ausgehärteten Betondeckschichten, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden können. Zudem kann der Beton in flüssigem Zustand auch direkt auf den offenporigen Holzschaumkern gegossen werden, sodass auf den Klebstoff verzichtet werden kann und sich die Elemente beim Rückbau einfacher recyceln lassen. Einsatzmöglichkeiten für die von ihnen entwickelten Sandwichelemente sehen die Projektbeteiligten in leichten Vorhangfassaden sowie im Innenausbau.

Was macht eigentlich eine Baupsychologin, Frau Mende?

Mein Ziel ist es, eine harmonische Kommunikation zwischen allen an einem Bauprojekt Beteiligten herzustellen und kreative Prozesse in jeder Phase der Projektentwicklung durch eine wirkungsvolle Gestaltung in Worten, Farben und Materialien darauf abzustimmen. Dabei geht es immer um eine Annäherung an ein größtmögliches Optimum – also um einen Weg, Kompromisse möglich zu machen. Von Gudrun Mende Baupsychologin und Farbgestalterin

Als Baupsychologin mache ich unter anderem die Wirkung formaler Raumstrukturen auf den Menschen und das menschliche Zusammenleben deutlich. Bildhaft erklärt: Eine raumhohe Wandscheibe unweit hinter dem Haus- oder des Wohnungseingangs aufgestellt, verstellt jedem den Blick auf die dahinter liegenden Privatbereiche – Fremden, aber auch den Hausbewohnern. Und das jeden Tag. Je nach Anordnung umliegender Wände kann so schon beim Eintreten eine bedrückende, abweisende Atmosphäre entstehen.

Wie sollte also gebaut werden, um eine Atmosphäre des Willkommens zu ermöglichen? Es bedarf einer genauen Grundrissanalyse, wobei der Blickwinkel als Baupsychologin bis zur Lösungsfindung offen, weitgestellt und wertfrei bleiben muss. Empathie für die Bedürfnisse der Bauherrenschaft und Respekt für die planerischen Grenzen und Möglichkeiten der Bauingenieure und Architekten sind unabdingbar, ebenso wie der Wille zur kreativen Kompromissgestaltung. Welche Gestaltungsidee letztlich umgesetzt wird, liegt dann beim Bauingenieur, Architekten oder Bauherrn, womit jeder am Bauprojekt Beteiligte in die eigene Verantwortung geht. Das ist ein wichtiger Entwicklungsprozess. Sie mögen sich fragen, wie sich die Wirkung von architektonischen Formen, Farben und Materialien so genau erklären lässt. Die Antwort liegt zunächst in der Physik: Alles ist Energie, ist in Bewegung und dadurch auch mit allem verbunden. Weitere Anhaltspunkte liefert die Psychologie, denn durch das „Lesen“ der Räume erfährt der Mensch viel über sich selbst. Und durch den gestalterischen Entscheidungsprozess wird Entwicklung möglich.

In jeder Bau- oder Renovierungsphase kann ich mit den Klienten in solche Prozesse einsteigen. Mal komme ich in bereits fertiggestellte Gebäude, in denen eine erfolgreiche Entwicklung blockiert zu sein scheint. In anderen Situationen kommt eine Bauherrenschaft während der Planungen auf mich zu, um die eigenen Ideen zu hinterfragen: Welche Atmosphäre kreieren wir, wenn wir in dieser oder jener Form planen? Wie können wir mit kleinen Nuancen größtmögliche Harmonie erreichen? Dabei ist der kreative Gestaltungsprozess am kraftvollsten, je mehr der Bauherr sich öffnet und akzeptiert, dass es 100-Prozent-Ergebnisse nicht gibt. Leben ist ständiger Veränderung unterworfen, und es geht um die Kraft, mit dieser Veränderung mitzugehen und den nächsten Schritt zu wagen. Eine spielerische Herangehensweise erzielt dabei den besten Flow.

www.gudrun-mende.de

www.gudrun-mende.de/Seminare.htm
Flyer downloaden (PDF)

In dem Moment, in dem mich ein Auftraggeber in sein Projekt integriert, weiß er, dass es einen wertschätzenden und kompetenten Dialog geben wird, der respektvoll mit den Grenzen und Möglichkeiten aller am Tisch Versammelten umgeht. Er weiß vielleicht noch nicht, wie das genaue Ziel, das er hat, erreicht werden kann, aber ich integriere jeden in diesen vertrauensvollen Prozess – aus dem auch jeder wieder aussteigen kann.

Partnering macht den Erfolg komplexer Bauprojekte planbar

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Die Risiken eines Bauvorhabens steigen mit seiner Komplexität: Je höher die Zahl der Schnittstellen, je herausfordernder die Konstruktion, desto größer die Gefahr von Budgetüberschreitungen und Bauzeitverzögerungen. Mit Partnering, der verbindlichen, frühzeitigen Partnerschaft aller Projektbeteiligten, werden diese Risiken beherrschbar und der Erfolg schlüsselfertiger Großprojekte systematisch planbar. Von Jens Quade, technischer Leiter der Züblin-Direktion Nord

Bereits vor 25 Jahren haben wir bei uns im Konzern die Grundzüge eines Partnerschaftsmodells entwickelt, das heute als Züblin teamconcept bekannt ist. Seither etablierte sich die Managementmethode des Partnerings in Deutschland als branchenweit anerkanntes Prinzip zur effizienten Realisierung großer und komplexer Projekte vor allem im Hoch- und Ingenieurbau. Ein Erfolgsmodell, das sich seither mit einer stetig wachsenden Referenzliste regelmäßig aufs Neue bewährt.

Kern des Partnerings ist der systematische, vertraglich geregelte Schulterschluss von Auftraggeberschaft und Bauunternehmen für das Projekt schon in der Planungsphase. Das funktionierende, gemeinsam gebildete Team ist der Schlüssel zum Erfolg. Das klingt simpel, war aber lange Zeit nicht selbstverständlich. Kooperation statt Konfrontation hieß daher das Motto, als wir in den 1990er-Jahren als einer der Pioniere des partnerschaftlichen Bauens einen Kulturwandel auf deutschen Baustellen in Gang brachten. Ein wesentliches Partnering- Prinzip ist die frühzeitige Zusammenarbeit und Einbindung aller Kompetenzen.

Ihm liegt die Erkenntnis zugrunde, dass sich Kosten und Termine umso leichter kalkulieren und kontrollieren lassen, je früher alle an einem Bauprojekt Beteiligten kooperieren. Das entwickelte teamconcept gliedert sich daher klassisch in getrennt abgeschlossene Verträge für die Preconstruction-Phase (also Projektierung und Planung) und die Construction-Phase. Ziel der Partnering- Vereinbarung ist es, dass alle Baubeteiligten nach dem Grundsatz „Best for Project“ an einem Strang ziehen.

Die Projektcharta bildet zusammen mit der vereinbarten vollen Transparenz („open books“) die Basis für ein breites wechselseitiges Vertrauen.

In unserem Konzept wird mit einem Teambuilding-Workshop zum Austausch der wechselseitigen Erwartung begonnen – gemeinsam wird ein Regel-Katalog definiert und eine für alle bindende Projektcharta verabschiedet. Das ist die Grundlage für die fair geregelte Teamarbeit von Bauunternehmen und Auftraggeberseite. Sie bildet zusammen mit der vereinbarten vollen Transparenz („open books“) die Basis für ein breites wechselseitiges Vertrauen. Der stetige Austausch über den Projektverlauf in regelmäßigen Team-Treffen mit festen Ansprechpersonen ermöglicht rasche und gemeinsame Konfliktlösungen und Reaktion auf Planänderungen oder Störungen im Bauablauf.

Damit ist die kontinuierliche Optimierung von Kosten, Terminen und Qualität gewährleistet, und zwar zum Nutzen aller Beteiligten. Effizienz als Win-win-Situation: Auch dies regelt die Partnering-Vereinbarung. So kommen beispielsweise beim Abschluss eines klassischen GMP-Vertrags (Garantierter Maximalpreis) Unterschreitungen des vereinbarten Budgets beiden Partnern – Generalunternehmen und Auftraggeberseite – gleichermaßen zugute.

Gemeinsame Nachunternehmervergaben im open book-Verfahren geben Anreize zur Kostenoptimierung. Im Laufe der Zeit haben wir unser Partnering- Verfahren stetig weiterentwickelt und verfeinert. Heute lässt es sich mit sechs unterschiedlichen Vertragsmodellen und durch Kombination klar definierter Prozess-Module („open tools“, zum Beispiel Lean Construction) flexibel auf jeden Projektbedarf abstimmen. Die zunehmende Nutzung der fortgesetzt optimierten digitalen Werkzeuge des Building Information Modelling (BIM) erleichtert zum einen die für das Partnering essenzielle Vernetzung und Transparenz und erhöht zum anderen die Qualitäts-, Termin- und Kostensicherheit für die Auftraggeberseite.

Als Bauingenieur im Großunternehmen

Große Firmen aller Branchen bieten zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten für Bauingenieure. Der berufliche Werdegang und die Arbeitszeit können flexibel und individuell gestaltet werden. Gesundheitsförderung und Unterstützung im Alltag sind weitere Vorteile. Von Fabian Hesse M.A. bauingenieur24 Informationsdienst

Große Unternehmen und Institutionen verfügen häufig über eine Vielzahl unterschiedlicher Liegenschaften, darunter Bürogebäude, Produktionsstätten, Lagerhallen oder Industrieanlagen. Unabhängig von der jeweiligen Branche werden für Planung, Bau und Betrieb dieser firmeneigenen Bauten fach- und sachkundige Bauingenieure benötigt. Daraus ergibt sich für Bauingenieure ein breites Spektrum an potenziellen Arbeitgebern mit konzernähnlichen Strukturen. Sowohl die berufliche Karriere als auch das Privatleben mit Familie und Freizeit können davon profitieren. Zunächst kann ein großes Unternehmen unterschiedliche Positionen anbieten. Für Bauingenieure bei der Deutschen Bahn AG sind das beispielsweise die Gewerke „konstruktiver Ingenieurbau“, „Fahrbahn“ sowie „Elektrotechnik“ und „Leit- und Sicherungstechnik“. Zu den vielfältigen Aufgaben gehören die Planung von Stellwerken, Gleisen, Weichen oder Brücken, deren Erhalt sowie die Bauüberwachung externer Unternehmen.

Wem es in seinem Beruf auch um gesellschaftliche Anerkennung geht, der hat bei der Bahn mit etwas Zielstrebigkeit womöglich auch die Chance, an prestigeträchtigen Großprojekten, wie zum Beispiel der Verbindung Stuttgart- Ulm („Stuttgart 21“), mitzuwirken. Maja Weihgold von der DB Netz ist sich sicher: „Von einigen dieser Bauwerke werden noch die Enkel und Urenkel sprechen. Oder sie zumindest nutzen.“ Um bleibende Bauwerke der Infrastruktur geht es auch bei der Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, kurz Deges. Bauingenieure werden hier für die Straßenplanung (Autobahnen), den konstruktiven Ingenieurbau sowie in der Bauvorbereitung und der Bauüberwachung beschäftigt. Darüber hinaus ist der Einsatz im Vertragsmanagement beziehungsweise Vertrags- und Vergabewesen möglich.

Als Verwalterin der bundeseigenen Liegenschaften ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ebenfalls ein großer Arbeitgeber für Bauingenieure. Nach eigenen Angaben wird die BImA in den kommenden Jahren ein Bauvolumen von über zehn Milliarden Euro umsetzen. Dafür werden deutschlandweit Bauingenieure gebraucht, die von der Projektleitung einzelner Baumaßnahmen bis zur Übernahme von Führungsaufgaben als Teamleiter oder als Experte für ein Fachthema tätig sind.

Vielfältige Einstiegsmöglichkeiten

Bewerber bei großen Unternehmen wie den genannten haben derzeit ausgesprochen gute Chancen. Allein die Deutsche Bahn stellt aktuell jährlich etwa 1000 neue Ingenieure ein. Vorteile haben hier naturgemäß erfahrene Bewerber, die bereits Infrastrukturaufgaben gemeistert haben. Zwingend sind diese Voraussetzungen laut Maja Weihgold aber nicht: „Wenn jemand für eine Aufgabe bei der Bahn brennt und voll motiviert ist, dann findet sich fast immer ein Weg.“

Ähnlich verhält es sich auch bei der Deges. Neben dem Direkteinstieg wird ein internes Traineeprogramm angeboten. Gesucht werden sowohl Berufseinsteiger als auch erfahrene Fachkräfte. „Wichtig ist uns eine langfristig erfolgreiche und zufriedenstellende Zusammenarbeit mit Perspektive“, so Nicole Drieschner von der Kommunikationsabteilung. Die BImA wirbt ihrerseits damit, dass eine Laufbahn „vom Baumanager zur Führungsperson“ für Bedienstete nicht nur möglich, sondern „erwünscht“ ist. Interne Wechsel in eine der Hauptstellen oder in die Zentrale in Bonn würden dabei keine Hürde darstellen. Um sich für einen höheren Posten zu qualifizieren, wird ein postgradualer Masterstudiengang an der Bergischen Universität Wuppertal angeboten.

Umfangreiche Work-Life-Balance-Angebote

Neben dem Blick auf die Möglichkeiten der Karriere stellt sich für Absolventen die Frage nach der Work-Life-Balance. Große Unternehmen und Konzerne haben inzwischen die Bedeutung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben erkannt. Moderne Tarifverträge sorgen daher zum Beispiel bei der Bahn dafür, dass man zwischen mehr Gehalt oder mehr Urlaub wählen kann. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit zu temporären Auszeiten. Weitere Vorzüge bei der Bahn sind Freifahrten und eine betriebliche Altersvorsorge.

Die Deges wirbt für sich mit Vertrauensarbeitszeit beziehungsweise generell flexiblen Arbeitszeiten. Mitarbeiter können auch mobil arbeiten und Überstunden in Freizeit ausgleichen. In Kooperation mit einem Dienstleistungsund Beratungsunternehmen wird zudem Unterstützung in allen Lebenslagen angeboten, darunter Kinderbetreuung, Pflege oder Krisenberatung. Um die Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern, erhalten diese bei der Deges einen Zuschuss von 250 Euro im Jahr für Sport- beziehungsweise Präventionsmaßnahmen. Weiterhin bezuschusst das Unternehmen den sportlichen Ausgleich in der Freizeit bei Staffelläufen und beim Beachvolleyball.

Redaktionstipp:

BIM-Institut

Um die Entwicklung und Implementierung der Methode BIM voranzutreiben, die Forschung in diesem Bereich für die Bauwirtschaft zu bündeln, Lehr-, Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und Beratung zur Optimierung von Bauprozessen anzubieten, wurde von den Wissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal das BIM-Institut gegründet.

www.biminstitut.de

Gleitzeit, Teilzeit und Telearbeit (Homeoffice) sowie Gesundheitsförderung und Altersvorsorge sind, neben anderen Angeboten, wie einem geförderten Jobticket, auch bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben gängige Praxis. Besonders attraktiv dürfte die Hilfe bei der Suche nach möglichst arbeitsortnahem und bezahlbarem Wohnraum im Rahmen der Wohnungsfürsorge des Bundes sein. Vergleichbare Angebote finden sich immer häufiger auch in den Stellenanzeigen anderer Arbeitgeber und in Stellenportalen.

Die genannten Beispiele zeigen, dass große Firmen, Konzerne oder Behörden ihren Mitarbeitern im Vergleich zu kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) vor allem hinsichtlich der Arbeitszeit mehr Flexibilität bieten können. Den Grund nennt Sebastian Jung von der Personalberatung Cobalt Recruitment: „KMU können auf den einzelnen Mitarbeiter schwieriger im Arbeitsalltag verzichten. Unternehmen mit einer deutlich größeren Belegschaft können Auszeiten und mehr Freizeit der Angestellten leichter tragen.“ 

Personalengpass am Bau

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Die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind voll. Doch die Sorgen der Unternehmen sind dadurch nicht beseitigt. Ganz im Gegenteil: Sie werden verstärkt. Denn es fehlt an Fachkräften, um die Aufträge abzuarbeiten. Die aktuellen Absolvent*innen- Zahlen bieten da nicht unbedingt Trost. Von Christoph Berger

Die Zahlen sprechen trotz vielfacher internationaler und nationaler politischer Unsicherheiten für sich. Im Juni 2019 konnte Peter Hübner, Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, vermelden, dass die Prognose für das nominale Wachstum der baugewerblichen Umsätze im Bauhauptgewerbe von 6,0 Prozent auf 8,5 Prozent angehoben wird. Und nicht nur das. Auch die Beschäftigung in der Branche werde weiter zulegen und um 20.000 Erwerbstätige auf 857.000 steigen. Dabei war im Jahr 2017 gerade erst die Marke von 800.000 Branchen-Beschäftigten überschritten worden.

Aktuell zurückgehende Baugenehmigungen und eine Abschwächung im Auftragseingang trüben zwar derzeit etwas die Stimmung, aber gerade zum Thema Auftragslage fügt Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, hinzu: „Diese vergleichsweise schwache Entwicklung ist aber auch darauf zurückzuführen, dass wir mittlerweile ein hohes Auftragsniveau erreicht haben.“ Letztlich hätten für den gesamten Zeitraum von Januar bis August 2019 die Auftragseingänge immer noch um nominal 9,7 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum gelegen.

Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lassen allerdings den Schluss zu, dass der Bedarf weiterhin nicht gedeckt werden kann.

Die Auftragsbücher sind also voll, Arbeit en masse vorhanden. Dementsprechend wird dringend qualifizierter Nachwuchs in der stark vom Fachkräftemangel gebeutelten Branche benötigt. Kommt es zu Bauverzögerungen, hängt dies immer häufiger mit fehlendem Personal zusammen, das die komplexen Aufgaben des Bauens mit seinem Know-how bewältigen kann. Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu den Absolvent*innen- Zahlen im Studienbereich Bauingenieurwesen lassen allerdings den Schluss zu, dass der Bedarf weiterhin nicht gedeckt werden kann. So machen sich langsam die seit 2011 im Trend leicht rückläufigen Anfängerzahlen bemerkbar: 2018 wurden von dem Amt 10.483 bestandene Prüfungen registriert, 2,2 Prozent weniger als noch im Jahr 2017. Und nicht nur das. Denn auch von diesen 10.483 neuen Bauingenieur* innen stehen nicht alle dem Arbeitsmarkt sofort zur Verfügung.

Zählt man diejenigen zusammen, die einen Master- (4.296), einen universitären (206), einen Fachhochschul- (189) abschluss beziehungsweise eine Promotion (368) erzielt haben, kommt man auf lediglich 5.059 Absolvent*innen. Nur diese stehen dem Arbeitsmarkt (überwiegend) unmittelbar zur Verfügung. Immerhin ist diese Gruppe im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent beziehungsweise 173 Personen angestiegen. Bei den Bachelor-Absolvent*innen wurde jedoch ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von sieben Prozent beziehungsweise 410 Absolvent*innen registriert. Wie hoch der Anteil derer ist, die nach diesem Abschluss die Hochschule verlassen und für den Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, geht aus der Statistik des Bundesamtes nicht hervor.

Was das Geschlechterverhältnis unter den Absolvent*innen betrifft, so liegt der weibliche Anteil mit 31 Prozent zwar deutlich über anderen Ingenieurdisziplinen, doch ist die absolute Zahl der Absolventinnen im Studienbereich Bauingenieurwesen im Vorjahresvergleich deutlicher zurückgegangen (-3,5 %) als die Zahl der männlichen.

Aufbau von Know-how

Das Bauwesen ist einem stetigen Wandel unterworfen, Weiter- und Fortbildungen sind da unerlässlich. Der karriereführer stellt fünf Möglichkeiten für Bauingenieurinnen und Bauingenieure vor. Von Christoph Berger

Lehrgang „Lean Baumanagement“ an der TU Graz

Im Zentrum des neuen Lehrgangs „Lean Management“ – dem laut der TU Graz ersten Universitätslehrgang für „Lean Baumanagement“ im deutschsprachigen Raum, steht nicht primär eine möglichst schnelle Umsetzung von Bauprojekten im Zentrum. Vielmehr geht es um strukturiertes und effizientes Arbeiten in bestmöglicher Qualität. „Im Lean Baumanagement werden die Ressourcen Mensch, Maschine und Material optimal eingeteilt und aufeinander abgestimmt“, sagt Gottfried Mauerhofer vom Institut für Baubetrieb und Bauwirtschaft der TU. Dafür brauche es einen möglichst freien Informationsfluss, eine partnerschaftliche Projektabwicklung und eine offene Fehlerkultur. Weitere Informationen unter: www.leanbaumanagement.at

MBA Unternehmensführung Bau an der Akademie der Hochschule Biberach

Für Führungskräfte in der Bauwirtschaft sind neben technischem Wissen auch betriebswirtschaftliche, rechtliche und organisatorische Kenntnisse sowie Führungs- und Managementkompetenzen unabdingbar. Genau solches Know-how wird Bauingenieuren und Architekten im berufsbegleitenden MBA-Studiengang Unternehmensführung Bau vermittelt: Praxiserfahrene Fachleute und Führungskräfte vermitteln in Vorträgen, interdisziplinären Fallstudien und Gruppenarbeiten Wissen in den Bereichen Controlling, Finanz- und Risikomanagement, Recht, Strategieentwicklung, Kommunikation, Verhandlungstechniken, Mitarbeiterführung, Digitalisierung etc. Organisiert ist das Studium in Kompaktblöcken. So lässt es sich parallel zum Beruf absolvieren – innerhalb von etwa zwei Jahren. Aufgrund der Zusammensetzung des Dozententeams ist ein ausreichender Praxisbezug gewährleistet.

Weitere Informationen unter www.akademie-biberach.de/web/akademie/master/unternehmensfuehrung

Projektmanagement (M.Eng.) [Bau und Immobilie/Fassade/Ausbau/Holzbau] an der Hochschule Augsburg

Das weiterbildende Masterstudium Projektmanagement [Bau und Immobilie/Fassade/Ausbau/Holzbau] richtet sich an Bauingenieure, Architekten sowie Ingenieure verwandter Disziplinen, die Projektleitungs- und Führungsaufgaben als Selbstständige oder Angestellte haben beziehungsweise anstreben. Der auf fünf Semester angelegte Studiengang besteht aus einem zweisemestrigen Basismodul, in dem es um vertragliches und betriebswirtschaftliches Wissen sowie den Ausbau der Schlüsselkompetenzen im Bereich Führung, Präsentation und internationales Bauen geht, sowie einem ebenfalls zweisemestrigen Vertiefungsmodul. In diesem können Studierende die Wahl zwischen Bau und Immobilie, Fassade, Ausbau oder Holzbau treffen. Das Mastermodul (1 Semester) dient neben dem Besuch des Masterseminars und dem Absolvieren von abschließenden Prüfungen hauptsächlich der Erstellung der Masterarbeit.

Weitere Informationen unter: www.hs-augsburg.de/Architektur-und-Bauwesen/ibi/Master-Projektmanagement.html

Masterstudiengang Baurecht und Baumanagement an der Leuphana Universität Lüneburg

Die Professional School der Leuphana Universität Lüneburg bietet mit dem berufsbegleitenden Masterstudiengang Baurecht und Baumanagement eine Qualifizierungsmöglichkeit für Führungskräfte aus der Baubranche. Sie reagiert damit auf den angesichts immer komplexerer Bauprojekte wachsenden Bedarf an Managementkompetenzen und Fachkenntnissen in Baurecht, -ökonomie und -technik. Studierende befassen sich unter anderem mit Nachtrags- und Vertragsmanagement, Kalkulation, Wirtschaftsrecht, Baurecht, Bauprojektmanagement und Bauablaufsstörungen, Architekten-/Ingenieursrecht, Vergaberecht, Konfliktmanagement und Verhandlungsführung. Den Master-Abschluss können Studierende in vier Semestern erwerben, ein vertiefendes Studium über zwei weitere Semester ist ebenfalls möglich.

Weitere Informationen unter: www.leuphana.de/ma-baurecht

Master Bauingenieurwesen und Umweltingenieurwesen an der Leibniz Universität Hannover

Die Leibniz Universität Hannover bietet den neuen Masterstudiengang Bauingenieurwesen an, der aus den bisherigen, spezifischen Studiengängen „Konstruktiver Ingenieurbau“, „Wasser-, Küsten- und Umweltingenieurwesen“ und „Windenergie-Ingenieurwesen“ entstanden ist. All diese Schwerpunkte können innerhalb des Studiums auch vertieft werden, hinzugekommen ist das „Baumanagement“. Somit werden in dem Studium alle Aspekte des klassischen Arbeitsgebietes von Bauingenieurinnen und -ingenieuren vereint: Die Bandbreite reicht von Tragwerksanalyse über Baumanagement bis zur Anwendung numerischer Simulationsmethoden. Laut der Uni kommen dabei die neuesten wissenschaftlichen Methoden zum Einsatz sowie stark praxisorientierte Lehrangebote und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen naturwissenschaftlich-ingenieurtechnischen Fachgebieten zum Tragen.

Weitere Informationen unter www.uni-hannover.de/de/studium/studienangebot/info/studiengang/detail/bauingenieurwesen

Nach dem Ende der Neustart

Die Abbrecherquote in den Ingenieurwissenschaften ist hoch. Das gilt auch für das Bauingenieurwesen. Doch mit dem Abbruch eines Bauingenieurstudiums muss die Karriere am Bau nicht beendet sein. Von Christoph Berger

Die Gründe für einen Studienbruch sind vielfältig. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) aus dem Jahr 2017 zählen dazu unter anderem unbewältigte Leistungsanforderungen, mangelnde Studienmotivation, der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit oder auch finanzielle Engpässe. Gleichzeitig liefert die Untersuchung aber auch das Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit der Studienabbrecher nach Verlassen der Hochschule ihren weiteren Bildungs- oder Berufsweg erfolgreich gestaltet. Unterstützt werden sie dabei von inzwischen zahlreichen spezialisierten Beratungs- und Weiterbildungsangeboten sowie Initiativen.

Für Abbrecher der Studiengänge Bauingenieurwesen, Architektur oder Vermessungswesen bieten beispielsweise die Eckert Schulen in Kooperation mit Unternehmen im Ausbildungsmodell „Fast Track“ eine neue Berufsperspektive. Studienabbrecher können in dem Programm in zweieinhalb Jahren gleich zwei staatlich geprüfte Abschlüsse erwerben: zum Beispiel den Abschluss zur/m Staatlich geprüfte/n Industrietechnologin/ Industrietechnologe Bau und zur/zum Staatlich geprüfte/n Bautechnikerin/ Bautechniker. Damit wird einem dem Bachelor of Engineering ebenbürtiger Abschluss erlangt. Und es zeigt sich, dass bisher im Studium erworbenes Wissen und investierte Zeit nicht umsonst war, denn die im Studium erbrachten Leistungen werden anerkannt – 30 ETCS-Punkte werden angerechnet.

Nützliche Links zum Thema

www.studienabbruch-und-dann.de
www.karrierefuehrer.de/neustart

Prinzipiell läuft die Teilnahme an dem Programm folgendermaßen ab: Gestartet wird mit einem einmonatigen Vorpraktikum. Danach beginnen zeitgleich die Ausbildung zum Staatlich geprüften Industrietechnologen sowie die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker. Nach einem Jahr wird dann bereits die Ausbildung abgeschlossen, und es geht in den Partnerbetrieb, um Berufserfahrung zu sammeln. In Fernlehre wird parallel dazu die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker absolviert. Neben derart konkreten Projekten für Abbrecher baunaher Studiengänge bieten die Hochschulen natürlich Beratungsangebote für all diejenigen, die an ihrem Studium zweifeln oder den Abbruch bereits fest eingeplant haben.

Im Projekt „ask for change II“ beispielsweise arbeitet die Hochschule Wismar eng mit der Universität Rostock und dem Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V. zusammen. Sie bieten eine individuelle und vertrauliche Beratung, in der Möglichkeiten aufgezeigt werden, die bei der Orientierung vor und nach Abbruch des Studiums helfen sollen. Es gibt also zahlreiche Angebote, die jungen Menschen den Weg der Neugestaltung des beruflichen Wegs nicht allein gehen lassen.