Schüco International KG

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Branche
Baubranche

Produkte/Dienstleistungen
Schüco – Systemlösungen für Fenster, Türen und Fassaden
Mit seinem weltweiten Netzwerk aus Partnern, Architekten, Planern und Investoren realisiert Schüco nachhaltige Gebäudehüllen, die im Einklang mit Natur und Technik den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Vordergrund stellen. Dabei werden höchste Ansprüche an Design, Komfort und Sicherheit erfüllt, gleichzeitig durch Energieeffizienz CO2-Emissionen reduziert und so die natürlichen Ressourcen geschont. Das Unternehmen mit seinen Geschäftsbereichen Metallbau und Kunststoff liefert zielgruppengerechte Produkte für Neubau und Modernisierung, die den individuellen Anforderungen der Nutzer in allen Klimazonen gerecht werden.

Anzahl der Standorte
Unternehmenszentrale in Bielefeld; Niederlassungen und Vertriebsbüros deutschlandweit, weltweit in 78 Ländern aktiv

Jahresumsatz
1,425 Mrd. Euro (2014)

Anzahl der MitarbeiterInnen
4800 Mitarbeiter in 78 Ländern, davon ca. 2000 Ingenieure

Bedarf an HochschulabsolventInnen
Ca. 40 pro Jahr

Gesuchte Fachrichtungen
Insbes. Ingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftswissenschaften

Einsatzmöglichkeiten
Technologie- und Produktmanagement, Engineering, Vertrieb, Logistik, Marketing, etc.

Einstiegsprogramme
Traineeprogramm und Direkteinstieg

Mögliche Einstiegstermine
Infos unter www.schueco.de/jobboerse

Auswahlverfahren
Auswahlverfahren und Interviews

Einstiegsgehalt
Nach Vereinbarung

Auslandstätigkeit
Nach Vereinbarung

Angebote für StudentInnen
Praktika, Diplom-, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten

Logo Schüco International KG

Ansprechpartner
Melanie Grundmann-Möller

Anschrift
Karolinenstraße 1-15
33609 Bielefeld

Fon
0521 783-9832

Fax
0521 783-959832

E-Mail
career@schueco.com

Internet
www.schueco.de/karriere

karriereführer ingenieure 1.2014 – Industrie 4.0

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Cover karriereführer ingenieure Ausgabe 1.2014

Umsetzer gesucht! Von der Smart Factory zur Industrie-4.0-Fabrik

Industrie 4.0. Intelligente Fabriken, Internet der Dinge und kommunizierende Maschinen sind die Ideen der Zukunft. Auch auf der Hannover Messe 2014 war gerade „Integrated Industry – Next Steps“ das Leitthema. Doch an zentraler Stelle stehen die Ingenieure, denn sie entwickeln die Prozesse der Zukunft und bringen die Ideen in die Produktionshallen. Damit das funktioniert, müssen sie ihr klassisches Maschinenbau-Know-how mit modernem IT-Wissen kombinieren.

Weltkulturerbe

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2013 wurde der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe mit seinen Wasserspielen in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen. Unter anderem wegen des Dreiklangs „Technik-Kunst-Natur“. Und daran hat Technikpionier Denis Papin seinen Anteil: Seine Erfindung war der direkte Vorläufer der Dampfmaschine, die wenig später die Welt revolutionierte. Von Christiane Siemann

Denis Papin, der Sohn einer wohlhabenden calvinistischen Familie aus Frankreich, erwarb sich erstes Ansehen an der Akademie der Wissenschaften in Paris und ab 1675 an der Royal Society in London. In diese Zeit fällt seine Erfindung des Dampfdruckkochtopfes. Es wird erzählt, dass die erste Vorführung vor den Mitgliedern der Royal Society in einer Explosion mündete – er musste erst noch ein Sicherheitsventil entwickeln, bevor seine Erfindung Gebrauchswert erhielt. Dann aber stand sie Pate für die modernen Dampfdrucktöpfe. Der Wissenschaft bleibt Papin in Erinnerung, weil seine Ideen einen Meilenstein auf dem Weg zur funktionierenden Dampfmaschine darstellen. 1690 baute Papin die erste Versuchsdampfmaschine, bei der es sich um die erste funktionierende Wärmekraftmaschine handelte – 80 Jahre vor James Watt, der als ihr Erfinder gelten sollte.

In der Stadt Kassel hat Papin jedoch seine bedeutendsten technologischen Spuren hinterlassen. Landgraf Karl holte Papin 1696 an den Hof, weil er sich von ihm Hilfe bei der Entwicklung einer großen Wasserpumpe versprach. Diese sollte die hessischen Bergwerkstollen entwässern, aber zugleich auch den neu angelegten Lustgarten in der Karlsaue trockenlegen. Wie viele Barockfürsten wollte Karl in einer Parkanlage mit hoher Fontäne seinen Glanz krönen. Dabei setzte er auf Papin. Der widmete sich vor allem der Frage, wie man Dampf in Energie umwandeln kann. Er entwarf verschiedene Pumpen, ein U-Boot und eine Hochdruckdampfmaschine, in der zum ersten Mal die Kraft von Wasserdampf auf einen Kolben übertragen wurde. In der Kurhessischen Eisenhütte Veckerhagen baute Papin den ersten Dampfzylinder und entwickelte daraus eine Hochdruckdampfpumpe, die Wasser 24 Meter hoch fördern konnte.

Nach mehrjähriger Entwicklungsarbeit wurde diese Konstruktion im Jahre 1706 vor dem Ottoneum vorgeführt. Dort erinnert heute der Papin-Brunnen an den genialen Physiker. Die Konstruktion, die dann im heutigen Schlosspark Wilhelmshöhe zum Einsatz kam, war allerdings nur kurz in Betrieb. Die Metallverarbeitung war noch nicht so weit: Das Wasser sprudelte, und dann brachen Rohre und Dichtungsringe. Heute erinnert nicht nur der Papin- Brunnen vor dem Ottoneum an den Physiker und Erfinder, sondern auch das Technik-Museum Kassel. Hier befindet sich der funktionsfähige Nachbau der Papin’schen Pumpe mit der Erläuterung, dass sich Denis Papin erfolgreich der „Kunst, das Wasser zu heben“ widmete und die erste Hochdruckdampfpumpe der Welt baute.

www.weltkultur-kassel.de

Linktipp

Die Geschichte zu Pionier Denis Papin.

Als Freelancer um die Welt

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Der Traum von der klassischen Berufslaufbahn ist für viele junge Ingenieure längst nicht mehr der Königsweg. Sie erkennen die vielfältigen Vorteile, die ihnen die Selbstständigkeit bieten kann. Ein schöner Nebeneffekt für alle Fachkräfte mit Fernweh: Bei Einsätzen im Ausland können sie verschiedenste Länder und Kulturen kennenlernen. Bei der Projektsuche und allen Fragen vor Ort können sie auf die Unterstützung von Unternehmen wie emagine setzen. Von Stefan Frohnhoff, Geschäftsführer von emagine in Deutschland

Ein Leben als externer Spezialist, sei es als Freelancer oder in Arbeitnehmerüberlassung, bedeutet: zeitlich begrenzte Projekte bei wechselnden Auftraggebern und das in unterschiedlichsten Regionen. Flexibel, gut organisiert und offen für Neues zu sein, sind daher auch drei der wichtigsten Eigenschaften, die junge Ingenieure mitbringen müssen, wenn sie sich gegen die traditionellen Berufswege im Unternehmen und für die Selbstständigkeit entscheiden. Es ist also auch eine Typfrage. Es geht um die richtige Mentalität und Einstellung. Wenn beides stimmt, haben externe Spezialisten vielfältige Vorteile gegenüber Festangestellten. Ein Pluspunkt von freiberuflichen Experten: Sie arbeiten für den Kunden besonders produktiv, weil sie durch wechselnde Kunden und Projektanforderungen geübt sind, sich schnell in neue Sachverhalte einzuarbeiten. Einer Studie der Fachhochschule Ludwigshafen zufolge dauert es bei ihnen im Schnitt nur einen Monat, bis sie ohne wesentliche Rückfragen effizient einsetzbar sind – dreimal so schnell wie bei festangestellten Mitarbeitern.

Die vielfältigen Einblicke, die Freelancer in ihren Projekten gewinnen, haben Vorteile für sie: Sie können sehr gezielt ihr fachliches Know-how ausbauen und so ihren Marktwert signifikant steigern. Gute Nachrichten also für den eigenen Geldbeutel.

Buchtipp – Klassiker

Béatrice Hecht-El Minshawi:
Interkulturelle Kompetenz. Soft Skills für die internationale Zusammenarbeit.
Beltz Verlag 2008. ISBN 978-3407293251. 14,99 Euro.

Einsatzmöglichkeiten weltweit
Besonders spannend ist für die flexiblen Fachkräfte der Einsatz in internationalen Projekten. Hier können sie Fähigkeiten aufbauen, die in der heutigen globalen Arbeitswelt echte Verkaufsargumente sind. Schließlich beweisen sie erfolgreich, dass sie ein Höchstmaß an Flexibilität besitzen und in der Lage sind, interkulturell zu arbeiten.

Wo aber gibt es diese Projekte? Und wie kommen junge Ingenieure an diese heran? Hier kommen Dienstleister mit ins Spiel, die gezielt zwischen dem Auftraggeber und den Experten vermitteln. Freelancer können zum Beispiel über unsere Projektbörse die passenden Jobs finden, oder – noch einfacher – sie werden von uns gezielt über spannende, neue Projekte informiert. Alternativ übernehmen wir auch Ingenieure in Festanstellung, um ihnen dann ebenfalls den Weg zu Kundenprojekten zu öffnen.

Im Weiteren begleiten wir den gesamten Besetzungsprozess. Ein persönliches Gespräch zum Auftakt dient beispielsweise dazu, vorab zu überprüfen, ob ein Kandidat sich tatsächlich für ein Projekt eignet. Das spart mitunter allen Beteiligten viel Zeit, Kosten und Mühe.

Bei Vertragsabschluss helfen wir, vor allem bei internationalen Projekten, den vermittelten Spezialisten, zum Beispiel die zahlreichen rechtlichen und steuerlichen Anforderungen in Ländern wie China ausreichend zu erfüllen: Je nach Einsatzort stellen wir den Experten etwa einen Dolmetscher zur Seite, der sie bei Behördengängen begleitet. Unsere Unterstützung beginnt schon einige Zeit vor Projektbeginn: Wir helfen unseren Spezialisten etwa, im Ausland eine Wohnung zu finden und Visaanträge rechtzeitig einzureichen.

Fast in aller Welt haben wir in den vergangenen Jahren Ingenieure erfolgreich in Projekten platziert. Hierzu zählen Kenia und Vietnam genauso wie Saudi-Arabien und Südafrika. Hinter diesen Projekten stehen oftmals deutsche oder europäische Großfirmen, die in den Regionen beispielsweise neue Kraftwerke bauen. Ihr Anspruch ist es, die gewohnten Qualitätsstandards aus dem heimischen Markt auch vor Ort bestmöglich einzuhalten. Der Bedarf an gut ausgebildeten, strukturiert arbeitenden Fachkräften aus Deutschland ist entsprechend groß.

Einer von ihnen ist Ulrich Spittler. Zurzeit arbeitet der Ingenieur über uns in Guadeloupe in der Karibik. Dabei verantwortet er einen Teil der mechanischen Ausrüstung beim Bau eines neuen Dieselkraftwerks – in einem Team von 30 Spezialisten aus sechs Ländern. Er macht allen jungen Ingenieuren, die noch nicht recht wissen, ob sie den Weg ins Ausland wagen sollen, Mut: „Meine Motivation war in erster Linie, Langeweile aus meinem Berufsleben heraushalten und etwas über unsere Welt erfahren. Als Freelancer habe ich hier die maximale Flexibilität. Und wer bei internationalen Projekten die jeweiligen Denk- und Handlungsweisen toleriert und beachtet, wird kaum größere Probleme bekommen.“

Podcasttipp

Im Februar 2012 veranstaltete der Hochschulverband für interkulturelle Studien (IKS) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Leitung von em. Prof. Dr. Alexander Thomas (Regensburg/Köln) und Prof. Dr. Jürgen Bolten (Jena) die Fachtagung „Didaktische Konzepte zur Vermittlung interkultureller Kompetenz für Naturwissenschaftler und Techniker/Ingenieure“. Das Ergebnis gibt es hier als Podcast:
https://soundcloud.com/iks-portal/podcast-3

Seminartipps:

Recherchetipp:

Der Hochschulverband für Interkulturelle Studien e. V. hilft mit einer Datenbank bei der Suche nach einem passenden Angebot für Interkulturelles Training: www.interkulturelles-portal.de

Informationen zu einzelnen Ländern und zuDeutschlands bilateralen Beziehungen zu diesen finden Sie beim Auswärtigen Amt unter www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/Laender/Laender_Uebersicht_node.html.

Interview mit Martin Sprügl

Cellist, Tischler, technischer Zeichner, Projektleiter, Lehrer, Unternehmer, Selbstversorger: Der Lebens- und Arbeitsweg von Maschinenbauer Martin Sprügl hatte viele Kurven. Auf seinem Hof im Burgenland scheint er am Ziel angekommen zu sein. Nach zwei Burnouts weiß er, wie er Leben und Arbeiten miteinander verbinden kann. Das Interview führte Meike Nachtwey.

Zur Person

Martin Sprügl, Foto: Privat
Martin Sprügl, Foto: Privat

Der Österreicher Martin Sprügl besuchte zunächst die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Graz, dann entschied er sich für die Höhere Technische Lehranstalt in Graz und damit für Maschinenbau. Nach dem Abschluss arbeitete er im Stahl- und Fassadenbau, als Lehrer an einer Waldorfschule und als Projektleiter für Beschattungsanlagen. Seit 2010 betreibt er einen Bauernhof als Selbstversorger. Martin Sprügl ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt im Burgenland in Österreich.

Herr Sprügl, Sie haben zunächst Musik studiert, bevor Sie an der Abendschule Maschinenbau studierten – wieso Maschinenbau?
Ich habe mit sechs Jahren begonnen, Cello zu spielen, und musste mich mit 14 Jahren entscheiden, ob ich Musik oder einen technischen Beruf studieren möchte. Ich habe mit 14 Jahren als sogenanntes „Begabtenkind“ an der Hochschule Musik studiert, nebenbei habe ich die Oberstufe absolviert. Aber mit 21 Jahren habe ich es mir dann doch anders überlegt. Ich habe das Musikstudium aufgegeben und ein Jahr lang „meinen“ Beruf gesucht, letztendlich bin ich dann doch beim Handwerk und dem Maschinenbau gelandet. Ich habe eine Abendschule besucht und nebenbei in einer Tischlerei gearbeitet. Das hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich fünf Jahre lang fünf Tage in der Woche mit Job am Tag und Studium am Abend sehr ausgelastet war.

Haben Sie dann als Maschinenbauer gearbeitet?
Ja, mein erster Job war in einer Firma für Feinmesstechnik, doch das war überwiegend Büroarbeit, das war mir zu wenig handwerklich. Dann traf ich einen Freund aus der Abendschule, und er bot mir eine Stelle in seiner Stahlbaufirma an, die ich annahm. Dort wollte ich von der Pike auf alles lernen, habe als technischer Zeichner angefangen und mich zum Projektleiter hochgearbeitet. Nach zehn Jahren hatte ich die gesamte Bauabteilung unter mir, das war eine sehr spannende Zeit, und ich habe viel über die Baubranche gelernt. Aber ich wollte das nicht mein Leben lang so weitermachen, daher habe ich mein eigenes Unternehmen gegründet.

Sie besaßen mit zwei Kollegen eine Firma für Stahl, Glas, Fassaden und Metalltechnik – bis ein Burnout alles veränderte. Was war passiert?
Alles lief sehr gut an, und natürlich muss man sehr viel arbeiten, wenn man eine eigene Firma aufbauen will. Als aber beide Kollegen nacheinander abgesprungen sind und ich allein ein Unternehmen mit 26 Mitarbeitern, das ursprünglich auf drei Chefs ausgelegt war, leiten musste, wurde es einfach zu viel. Nach zwei Jahren schlitterte ich in meinen ersten Burnout.

Wie ging es danach weiter?
Ich hatte vorher schon gemerkt, dass diese reine Technikzentrierung für mich nicht gut ist und bin just in dem Moment, als der Konkurs meiner Firma passierte, von der Schule, an der meine Frau Lehrerin war, gefragt worden, ob ich dort nicht als Lehrer für das Fach Werken anfangen wolle. Da ich während meines Musikstudiums auch Pädagogik gelernt hatte, sagte ich zu und unterrichtete von da an Werken und – als ehemaliger Leistungssportler – Sport. Währenddessen bildete ich mich kontinuierlich weiter und unterrichtete später auch noch Physik in der Oberstufe. Nach vier Jahren wollte ich aber doch noch einmal wissen, ob ich wirklich mit der Technik „durch“ bin und habe mich als Techniker in einem kleinen Stahlbetrieb beworben. Der Job war sehr abwechslungsreich, aber ganz zufrieden war ich nicht. Ich habe schnell gemerkt, dass es die Technik allein auch nicht ist. Trotzdem versuchte ich den Job so lange und gut wie möglich zu machen und geriet so unversehens in meinen zweiten Burnout.

Heute sind Sie Selbstversorger mit eigenem Bauernhof – wie kam es dazu?
Nachdem ich in meiner Kindheit viel Zeit auf einem Bauernhof verbracht habe, war immer der Wunsch im Hinterkopf, irgendwann einmal einen Hof zu besitzen. Der Zeitpunkt nach dem zweiten Burnout war günstig: Zwei unserer drei Töchter waren bereits ausgezogen, also hatten wir nur noch Verantwortung für uns selbst und die „kleinste“ Tochter. Und eines Tages rief mich ein Freund an und hatte einen Hof zu verkaufen. Als meine Frau und ich ihn uns ansahen, war es Liebe auf den ersten Blick. Wir haben ihn gekauft und wollten am Anfang eigentlich nicht als Selbstversorger den Hof bewirtschaften, aber es hat so gut funktioniert, dass wir uns heute zu 80 Prozent selbst versorgen.

Kommt Ihnen dabei Ihre Ausbildung zum Maschinenbauer zugute?
Bauphysik, Wärmetechnik, Statik … oft bin ich in eine Arbeit vertieft und frage mich dann manchmal: Warum kann ich das alles? Das verdanke ich dieser Ausbildung zum Maschinenbauer. Außerdem habe ich Problemlösungsverständnis entwickelt und strukturiertes Denken gelernt. Das hilft mir heute sehr, nicht vor mich hinzuwurschteln, sondern Struktur in Arbeitsabläufe zu bringen oder zu erkennen und diese einzuhalten.

Was können Ingenieure tun, um die Welt noch ein bisschen besser, grüner zu machen?
Ganz wichtig erscheint mir, Dinge zu beobachten und auf sich wirken zu lassen, bevor man sie beurteilt und erlerntes Wissen anwendet und wiederkäut. Die neuen Studiengänge, wie Bio-Engineering oder Technischer Umweltschutz, halte ich in dieser Hinsicht für eine Sackgasse, da heute eine Ingenieurskunst gefragt ist, bei der das ganze Know-how in eine umweltverträgliche Technik und nicht in eine Umwelttechnik fließen sollte. Dort sehe ich großen Handlungsbedarf.

Was raten Sie jungen Ingenieuren für die Karriere?
Ich denke, es ist wichtig, sich nicht nur technisch zu bilden, sondern auch in Richtung einer humanistischen Bildung zu bewegen, zum Beispiel in Form von Philosophie, damit man ein breiteres Spektrum von Weltverständnis bekommt. Das Problem an den Unis heute ist, dass nur noch fachspezifisch ausgebildet wird, es werden kaum Allgemeinbildung oder humanistische Bildung im Sinne eines Humboldt vermittelt. Ich glaube aber, dass dies notwendig ist, um die Zusammenhänge, die wir in Zukunft brauchen, zu verstehen, und um vernünftig eingreifen zu können.

Redaktionstipp

Christoph Quarch:
Der kleine Alltagsphilosoph.
Gräfe und Unzer Verlag 2014.
ISBN 978-3833835605. 9,99 Euro

Weich – aber nicht weniger wichtig

Der Fokus von Unternehmen bei der Auswahl von Führungskräften verändert sich: Soft Skills werden immer wichtiger – das bestätigt eine Studie der Personalberatung Boyden. Auf Platz eins der Wunschliste stehen schon heute Offenheit und Sensibilität (87 %), gefolgt von Anpassungsfähigkeit (82 %). Für angehende Ingenieure eine seltsame Sache: Da hat man den Hochschulabschluss in der Tasche, fühlt sich bestens auf die Karriere vorbereitet – und dann werden plötzlich diese weichen Kompetenzen verlangt. Warum sind sie für Ingenieure wichtig, welche Bedeutung spielen sie im Bewerbungsprozess, und wie kann er sie weiterentwickeln? Wir haben technische Unternehmen befragt – und dabei alles erfahren, was man als Nachwuchskraft über Soft Skills wissen muss. Von André Boße und Kerstin Neurohr

Unter Hard Skills versteht man das Fachwissen, unter Soft Skills alle sozialen und kommunikativen Fähigkeiten, die für den Beruf wichtig sind. Und Ingenieure brauchen beides: Die harten und die weichen Fähigkeiten müssen heute Hand in Hand gehen. „Der Ingenieur der Zukunft wird sein Fachwissen situationsgerecht vermitteln – ob in der Zusammenarbeit mit seinen Entwicklungskollegen, mit Fachabteilungen oder im direkten Kundengespräch“, sagt Vera Winter, Leiterin Personalmarketing bei Bosch. Will heißen: Das technische Wissen zu besitzen, reicht nicht mehr aus. Es gehört dazu, es an andere weiterzugeben. Und dazu braucht man soziale und kommunikative Fähigkeiten.

Trotzdem glauben noch immer viele Hochschulabsolventen, es sei ausreichend, fachlich fit zu sein. Weit gefehlt, denn die Arbeit in den technischen Unternehmen hat sich grundlegend gewandelt. „Es gibt heute deutlich weniger Ingenieurstellen, bei denen man sich in ein Büro oder ein Labor setzen kann und wieder herauskommt, wenn man ein Ergebnis hat“, bringt es Martin Töpler, Leiter des Personalmanagements der Gebr. Heller Maschinenfabrik auf den Punkt. Seine Bewertung der Soft Skills: „Wir reden hier tatsächlich von Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Arbeitsleben.“ Für Rüdiger Bechstein, Personalchef des Reinigungsgeräteherstellers Kärcher, hängt es vom Jobprofil ab, wie bedeutend Soft Skills sind: „Für Ingenieure, die als Führungskräfte oder als Projektleiter tätig sind, sind die Soft Skills genauso wichtig wie die fachlichen Kompetenzen. Dies gilt ebenso, wenn Ingenieure in direktem Kontakt mit Kunden stehen.“

<img title=“Dr.-Ing. Thao Dang, Foto: Daimler AG“ alt=“Dr.-Ing. Thao Dang, Foto: Daimler AG“ src=“https://www.karrierefuehrer.de/magazin/bilder/thao-dang.jpg“ width=“107″ height=“120″ /> Dr.-Ing. Thao Dang, Foto: Daimler AG

Dr.-Ing. Thao Dang, 38 Jahre,
Ingenieur für Elektrotechnik,
Senior Engineer Autonomous Driving

Hochschulabsolventen tun sich oft schwer damit, ihre sozialen Kompetenzen einzuschätzen. Viele haben sich nie bewusst darum gekümmert – aber erworben und geschult haben sie diese Kompetenzen meist dennoch. Die Personaler sind sich einig, dass die Universitäten und Fachhochschulen gute Arbeit leisten: „An den Hochschulen wird heute deutlich mehr Wert auf die Vermittlung von Soft Skills gelegt“, sagt Heller-Personaler Töpler. Früher sei es vorgekommen, dass man einem Ingenieurabsolventen, der fachlich hervorragend ausgebildet war, nach dem Einsteig erst einmal den Umgang mit anderen Menschen vermitteln musste. „Dies ist heute in aller Regel nicht mehr der Fall“, so Töpler. Sein motivierendes Urteil: „Wer heute ein Ingenieurstudium erfolgreich abschließt, hat bewiesen, dass er kognitiv etwas drauf hat und sich genug Wissen angeeignet hat, um in seinem Beruf erfolgreich zu starten.“

Breite Palette
Engagement und emotionale Intelligenz sind ganz wichtige Soft Skills – aber es gehört noch mehr dazu: Fähigkeiten im Umgang mit sich selbst, beispielsweise Eigenverantwortung und Selbstdisziplin, und im Umgang mit anderen Menschen, beispielsweise Kritikfähigkeit, Hilfsbereitschaft und interkulturelle Kompetenz. Außerdem zählen Qualifikationen, die bei der Zusammenarbeit wichtig sind, etwa Kommunikationsfähigkeit und Führungsqualifikationen, darunter Verantwortung und Konsequenz. Die Palette an Soft Skills ist breit, für Absolventen sind aber einige davon besonders wichtig: „Generell werden bei einem technisch orientierten Berufseinstieg neben einer fundierten technischen Qualifizierung auch Teamfähigkeit, Offenheit gegenüber Trends sowie Flexibilität und Veränderungsbereitschaft erwartet“, formuliert es Boris Wörter, Leitung Human Resources beim Automatisierungstechnik-Spezialisten Festo mit Zentralsitz in Esslingen. Das ist die Soft-Skill-Basis. Je nach Unternehmen und Aufgabengebiet kommen weitere weiche Fähigkeiten hinzu. Ist der Ingenieur in einem Bereich tätig, in dem er häufig auf Kunden oder Kollegen trifft, kommt es vor allem auf den Auftritt an, wie Rüdiger Bechstein von Kärcher sagt: „Da unsere Ingenieure nicht als Einzelkämpfer unterwegs sind, zählt in erster Linie die Fähigkeit, mit anderen auf angemessene Art und Weise umzugehen. Dazu gehören alle Facetten der Kommunikation, also verbal und nonverbal.“

In der globalisierten Arbeitswelt ist nicht nur Mobilität gefragt, sondern auch die Bereitschaft und Fähigkeit, mit Kollegen, Kunden und Partnern im Ausland zusammenzuarbeiten. Das bestätigt auch die Boyden-Studie: „Für komplexe Aufgabenstellungen brauchen Unternehmen eher offene und sensible Persönlichkeiten, die sich auch im Ausland den dortigen Gegebenheiten anpassen können“, so die Autoren. Jörg Kasten, Managing Partner bei Boyden, bestätigt: „Vor 20 Jahren haben Führungskräfte in der Regel in deutschen Unternehmen mit deutschen Teams an deutschen Problemen gearbeitet. Das ist heute nur noch ganz selten der Fall. Man sollte wissen, dass in Frankreich, Großbritannien oder Indien die Dinge anders laufen als bei uns in Deutschland. Und man sollte auch auf dem Schirm haben, was für ein Image wir Deutschen in anderen Ländern besitzen, damit man genau diesem Klischee gerade nicht entspricht. Ein Beispiel: Wir Deutschen gelten in der Welt als relativ humorlos. Wenn Sie daher auf einer internationalen Teamsitzung reden und die Kollegen zum Lachen bringen, dann ist das schon die halbe Miete, um später inhaltliche Ziele durchzusetzen.“ Wer als Einsteiger interkulturelle Kompetenz beweise, habe gute Aufstiegschancen, meint der Personalberater: „Man muss daher die Bereitschaft mitbringen, offen für andere Menschen und andere Kulturen zu sein. Wenn man das kann, dann werden automatisch schnell weitere Karriereschritte folgen.“

Aktuelle Studie

Die Personalberatung Boyden hat in Kooperation mit der EBS Business School die Umfrage „Recruiting 2020“ entwickelt. Ergebnis: Top-Managern mit Soft Skills gehört die Zukunft.
www.boyden.de/mediafiles/attachments/7673.pdf

Starke Partner
Für viele Soft Skills gibt es im Unternehmen eigene Experten wie Kommunikationsprofis oder Verkäufer. Keine Angst – an Ingenieure werden andere Anforderungen gestellt, als an diese Fachleute. Kommunikation und Marketing sind für die Spezialisten die Hard Skills, die sie wiederum an den Hochschulen gelernt haben. Daher raten Personaler den jungen Ingenieuren, auf Teamwork zu setzen, statt zu versuchen, diese Experten zu überholen. Mit Blick auf Kundengespräche empfiehlt Stefanie Püpcke, Human Resources Managerin beim global tätigen Telekommunikations- und Netzwerkausrüster Alcatel-Lucent: „Suchen Sie sich im Team den richtigen Partner, zum Beispiel aus dem Vertrieb, um gemeinsam ihre Stärken im Tandem zu präsentieren und beim Kunden einen kompetenten und überzeugenden Eindruck zu hinterlassen.“

Weil Soft Skills so wichtig geworden sind, spielen sie natürlich auch schon in den Bewerbungsgesprächen eine Rolle. Kein Unternehmen schaut ausschließlich auf Noten und die schriftliche Vita. „Wir legen bei unseren Vorstellungsgesprächen großen Wert darauf, auch einen Eindruck von der Persönlichkeit unserer Bewerber zu bekommen“, sagt Martin Töpler von Heller. Sehr analytisch widmet sich Festo den Soft Skills: Ein Kompetenzmodell unterscheidet zwischen Kompetenzen, die nur für bestimmte Rollen im Unternehmen wichtig sind, und Basis-Skills wie Leistungsmotivation, Lösungsorientierung, Kommunikation, Teamfähigkeit und Toleranz. „Diese Basis-Skills gelten für alle Funktionen und Hierarchien“, sagt Boris Wörter. Abgefragt werden sie über teilweise standardisierte Interviews; zudem fragen die Festo-Personaler nach Einstellungen und der Motivation.

Sind die Soft Skills also dabei, die Hard Skills als wesentliches Kriterium zu verdrängen? Nein, sagen die Personalexperten großer technischer Unternehmen. „Als ein von Innovationskraft geprägtes Unternehmen setzen wir weiterhin auf das technische Fachwissen unserer heutigen und künftigen Mitarbeiter“, sagt Vera Winter, Leiterin des Bosch-Personalmarketings. „Deshalb werden wir in Bewerbungssituationen weiterhin zuerst die fachliche Eignung prüfen, gefolgt von den persönlichen Skills – die jedoch nicht weniger bedeutend sind.“ Auch bei Festo hat das technische Know-how von Ingenieuren nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert bei der Personalauswahl. „Wer an technologisch anspruchsvollen Projekten mitarbeiten und den technischen Fortschritt beeinflussen möchte, kommt an einem fundierten Fachwissen sowie Know-how im Projektmanagement nicht vorbei“, sagt Boris Wörter. Das gelte besonders in stark spezialisierten Funktionen. „Aber auch in Führungspositionen ist die technische Expertise häufig ein bedeutendes Kriterium.“

Kompetenzen entwickeln
Wer im Bewerbungsverfahren überzeugt und den Einstieg geschafft hat, sollte seine sozialen Kompetenzen im Blick behalten und weiter ausbauen. Die befragten Unternehmen unterstützen ihre Einsteiger dabei, schließlich hat sich die Entwicklung der Soft Skills bei Ingenieuren zu einem Kernziel moderner Personalarbeit entwickelt. „Ziel sollte es sein, Menschen mit großer Technikaffinität zu Beginn in einem Umfeld einzusetzen, in dem sie mit ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrem fachlichen Wissen am meisten beitragen können“, erklärt Stefanie Püpcke die Strategie bei Alcatel-Lucent. Die Erfahrung zeigt, dass sich Einsteiger dann recht schnell weitere Entwicklungsziele setzen. „Das erfordert neue Kompetenzen, die sich automatisch im Alltag entwickeln oder durch Impulse von außen angestoßen werden, zum Beispiel durch Qualifizierungsgespräche.“ Auch bei Heller wird darauf geachtet, die Nachwuchsingenieure nicht zu überfordern. „Wer als frischgebackener Ingenieur bei uns angefangen hat, fliegt nicht nach einem halben Jahr alleine nach China, um dort mit unseren Kunden die Endverhandlungen zu einem Großprojekt abzuschließen. Wir geben unseren Jungingenieuren die Möglichkeit sich individuell nach ihren Fähigkeiten zu entwickeln“, sagt Human-Resources-Leiter Martin Töpler.

Grundsätzlich gilt natürlich: Soft Skills kann man jeden Tag trainieren, und zwar von Anfang an. Jörg Kasten von Boyden empfiehlt: „Mit Blick auf Einsteiger gebe ich den Rat, soziale Kompetenzen schon früh auszuprobieren und einzusetzen. Man kann auch als fachlich Verantwortlicher in einem kleinen Team Offenheit einüben, dafür muss man nicht warten, bis man in fünf Jahren befördert wird. Wichtig ist dabei, seine sozialen Kompetenzen hierarchieübergreifend einzusetzen. Es hilft nichts, einen guten Draht zum Vorstand zu besitzen, wenn einen gleichzeitig die Sekretärinnen für einen Stinkstiefel halten.“

Stellt man in der beruflichen Praxis Defizite im Bereich der Soft Skills fest, empfehlen die Personaler, sich nicht nur auf das Unternehmen zu verlassen, sondern auch selbst tätig zu werden. Ansätze gebe es genug, sagt Stefanie Püpcke von Alcatel-Lucent. „Die eine Nachwuchskraft erprobt das Angestrebte im privaten Umfeld, zum Beispiel über ehrenamtliche Tätigkeiten. Eine zweite absolviert ein Seminar, nimmt danach die Kompetenzen ihrer Mitmenschen bewusster wahr und lernt durch das Beobachten. Eine dritte wiederum packt die Sache gleich an und probiert ein neues Verhalten direkt in der Praxis aus.“ So verschieden die Persönlichkeiten sind, so unterschiedlich sind die Erfolgsrezepte – wobei Stefanie Püpcke Einsteiger motiviert, pro-aktiv und offen an die Qualifizierung von Soft Skills heranzugehen. Ihr Ratschlag: „Spielen Sie das Spiel der Entwicklung von weichen Kompetenzen selbst – und lassen sie andere Mitspieler zu, mit denen Sie Ihre neu erworbenen Soft Skills ausprobieren können.“

Soft Skills online testen

Die Technische Universität Bergakademie Freiberg stellt ein kostenloses Onlinetool zur Verfügung, mit dem man seine eigenen Soft Skills testen und auswerten lassen kann:
tu-freiberg.de/career/individuelle-beratung/soft-skill-analyse

Entwicklungsingenieur für das Autonome Fahren

Ich werde oft gefragt: Wie wird das Automobil der Zukunft aussehen? Meine Antwort: Es wird autonom fahren! Überraschend ist das nicht, eine entsprechende Entwicklung hat in der Automobilindustrie bereits begonnen. Von Dr.-Ing. Thao Dang, Daimler

Dr.-Ing. Thao Dang, Foto: Daimler AG
Dr.-Ing. Thao Dang, Foto: Daimler AG

Dr.-Ing. Thao Dang, 38 Jahre,
Ingenieur für Elektrotechnik,
Senior Engineer Autonomous Driving

Schon heute können Fahrzeuge beim Einparken selbstständig lenken, der Fahrer gibt nur noch Gas und bremst. Außerdem bieten viele Hersteller Fahrerassistenzsysteme an, die automatisch den Abstand zum Vordermann einhalten können, Lenkunterstützung auf Autobahnen geben oder teilautonom im langsamen Verkehr fahren können, wie zum Beispiel ein Stop- & Go-Pilot. Teilautonom bedeutet, dass das Fahrzeug zwar selbstständig lenkt und bremst, der Fahrer aber dennoch die Fahrsituation ständig im Auge behalten muss. Auf Autobahnen oder ähnlichen Straßen wird es wahrscheinlich in absehbarer Zeit sogar hochautomatisiertes Fahren geben: Der Fahrer wird sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren müssen, sondern kann zum Beispiel seine E-Mails lesen, während ihn ein ständig aufmerksames Fahrzeug sicher über die Autobahn chauffiert.

Ein schönes Beispiel für die Zukunft des autonomen Fahrens ist der Mercedes-Benz S 500 Intelligent Drive. Dieses Versuchsfahrzeug wiederholte im Sommer 2013 die Pionierfahrt des Automobils. 125 Jahre zuvor fuhr Bertha Benz mit ihren beiden Söhnen im Patent Motorwagen Nr. 3 ihres Ehemannes Carl Benz von Mannheim nach Pforzheim. Diese Fahrt im August 1888 wird heute als die erste Überlandfahrt in der Geschichte betrachtet und steht für den Beginn des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Erfolges des Automobils. Der S 500 Intelligent Drive – von uns Ingenieuren Bertha getauft – bewältigte diese 103 Kilometer lange Strecke selbstständig, ohne Eingriffe eines Fahrers. Bertha fuhr über Landstraßen, passierte kleine Ortschaften und durchquerte die Innenstädte von Mannheim, Heidelberg und Bruchsal im realen Verkehr. Bertha musste komplexe Verkehrssituationen meistern, Kreuzungen überqueren, Kreisverkehre durchfahren, Ampeln erkennen und an Zebrastreifen anhalten. Sie reagierte auf andere Fahrzeuge, beachtete Radfahrer und Fußgänger.

Foto: Fotolia/Avantgarde
Foto: Fotolia/Avantgarde

Die verschiedenen Fahrsituationen entlang der Bertha-Benz-Route deuten bereits das breite Spektrum der Entwicklungsaufgaben an, die für das autonome Fahren erforderlich sind. Eine zentrale Rolle spielt die Sensorik: Wie können Hindernisse, Fahrbahnmarkierungen und andere Verkehrsteilnehmer erkannt werden? Bertha löst diese Aufgaben mit Hilfe von Stereosehen und Radarsensoren. Eine Stereokamera kann eine Szene wie ein menschliches Augenpaar dreidimensional erfassen und damit Hindernisse vermessen. Außerdem nutzen wir Kameras für Klassifikationsaufgaben, das heißt, sie können entscheiden, ob es sich bei einem Objekt um einen Fußgänger, einen Radfahrer oder ein Auto handelt. Ein schwieriges Klassifikationsproblem ist etwa die Erkennung von Ampeln und die Bestimmung der Ampelphasen rot, gelb oder grün.

Sensoren alleine reichen aber nicht aus, um alle Information zu erfassen, die für das autonome Fahren erforderlich sind. Zusätzlich werden genaue digitale Karten benötigt, in denen beispielsweise der Verlauf von Fahrspuren oder Vorfahrtsregeln abgespeichert sind. Diese Karten dienen zum einen der Routenplanung wie in heutigen Navigationsgeräten. Zum anderen sind solche Daten besonders in der Innenstadt notwendig, wo klare Markierungen von Fahrspuren häufig fehlen oder komplexe Kreuzungen anzutreffen sind. Eine Verwendung von genauen Karten erfordert aber immer auch eine genaue Lokalisierung. In den letzten Jahren hat sich ein neues Forschungsgebiet entwickelt, das sich mit der Selbstlokalisierung von Robotern beschäftigt. Bertha verwendet einen solchen Ansatz, bei dem markante Punkte – sogenannte Landmarken – in der digitalen Karte abgelegt werden. Findet das autonome Fahrzeug während einer Fahrt mehrere solcher Landmarken in einem Kamerabild wieder, kann es seine aktuelle Kartenposition mit hoher Genauigkeit berechnen.

Die künstliche Intelligenz des autonomen Fahrzeugs findet sich in der sogenannten Manöverplanung. Diese besteht aus Algorithmen, die anhand der Karteninformation, der erfassten Umgebungsdaten und der Straßenverkehrsordnung entscheiden, wie sich das Fahrzeug verhalten soll. Für Bertha bedeutet das etwa, Vorfahrt an Kreuzungen zu beachten, ausreichend große Lücken bei der Einfahrt in Kreisverkehre abzuwarten oder entgegenkommende Fahrzeuge an engen Stellen vorbeizulassen. Zum Verhalten des Fahrzeugs gehört auch die Berechnung einer Bahn, die das Fahrzeug sicher an Hindernissen wie zum Beispiel parkenden Fahrzeugen vorbeiführt. Auch hier kommen Methoden aus der Robotik zum Einsatz. Schließlich muss die vorgegebene Bahn auch vom Fahrzeug umgesetzt werden. Dazu wird eine Regelung verwendet, welche die erforderlichen Lenk-, Beschleunigungs- oder Bremsbefehle berechnet. Hierzu müssen die Entwickler nicht nur die Lenkund Antriebskomponenten des Fahrzeugs beherrschen. An der Auslegung der Regelung entscheidet sich, ob die Passagiere ihre Fahrt als komfortabel erleben oder nicht. Damit sind aber noch lange nicht alle Aufgabenbereiche des autonomen Fahrens abgedeckt. Spannende Fragen sind auch: Wie kann der Fahrer das selbstfahrende System intuitiv bedienen? Wie gewinnt er Vertrauen zum autonomen Fahrzeug?

Nicht zuletzt müssen sich Entwicklungsingenieure auch gesellschaftlichen Fragen wie den rechtlichen Grundlagen des autonomen Fahrens stellen. Was bedeutet das für die Arbeit eines Entwicklers? Das Beispiel Bertha zeigt, wie interdisziplinär die Entwicklung eines selbstfahrenden Automobils ist. Viele Fragestellungen sind noch offen, und die Entwicklung orientiert sich wie in wenigen anderen Feldern an den neuesten Ergebnissen aus den Forschungsbereichen Robotik, Maschinelles Lernen, Künstliche Intelligenz und Sensorik. Ich glaube, autonomes Fahren gehört zu den aufregendsten und anspruchsvollsten Aufgaben, die die Automobilindustrie bereithält.

Aufgestiegen zur Prüfingenieurin

Ich habe mich bereits während meiner Schulzeit sehr für Fahrzeuge interessiert: Damals habe ich mit Freunden an Autos geschraubt und war auf Tuning-Messen. Da ich nach dem Abitur nicht mehr nur theoretisch lernen wollte, entschied ich mich zunächst für eine Kfz-Mechatroniker-Ausbildung. In meiner Ausbildungswerkstatt kam fast täglich der Dekra-Prüfingenieur. Dieser hat mich schließlich auf seinen Beruf und das Duale Studium in seinem Unternehmen aufmerksam gemacht. Von Frauke Fischer

Frauke Fischer, Foto: Dekra

Duales Studium bei Dekra
eingestiegen 2005
als Kfz-Mechatronikerin
aufgestiegen 2010
zur Prüfingenieurin

Da ich mir den Job gut vorstellen konnte, habe ich mich 2005 dort beworben. Ich wurde genommen und begann an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Horb am Neckar mit dem Studium Maschinenbau (Vertiefung Kfz-Prüftechnik), welches ich mit dem Bachelor of Engineering abschloss.

Diese Zeit habe ich in guter Erinnerung. Meine Kommilitonen und ich konnten viele Erfahrungen sammeln, da wir zahlreiche abwechslungsreiche Praxiseinsätze hatten. Wir bekamen die Möglichkeit, mehr als nur die Prüfhalle zu sehen – beispielsweise die mechanische Werkstatt und das Elektrolabor in der Hauptverwaltung, das Lack- und Karosserie-Schulungszentrum in Calw und vieles andere. Die Praxisanteile waren abwechslungsreich, und mein jetziger Arbeitgeber hat damit vielfältige Einblicke in das Unternehmen zugelassen. Nach dem Studium war klar, dass ich bei Dekra bleiben wollte, und ich startete die Ausbildung zur Prüfingenieurin. Nach acht Monaten erwartete mich eine vielseitige und abwechslungsreiche Tätigkeit. Neben der Prüfung von Kraftfahrzeugen und Anhängern (Hauptuntersuchung), bin ich auch für Änderungsabnahmen zuständig. Darüber hinaus betreue ich meinen eigenen Kundenstamm, was die Arbeit für mich besonders spannend macht. Jetzt bin ich seit mehr als drei Jahren Prüfingenieurin und muss sagen: Ich mache den Job gern.

Was meinen Beruf so besonders macht? Ich komme viel herum und habe mit Menschen zu tun. Außerdem kann ich meine Arbeit in gewissem Rahmen selbst organisieren. Dadurch habe ich einige Freiheiten und bin glücklicher – das ist zumindest meine persönliche Ansicht. Kürzlich habe ich die Weiterbildung zur Schadengutachterin abgeschlossen. Dieser zusätzliche Tätigkeitsbereich macht mir viel Freude. Die Weiterbildungsmöglichkeiten bei Dekra sind sehr gut: Jeder kann sich in eine Richtung entwickeln und in Themengebieten qualifizieren, die ihm liegen und gefallen. Möglichkeiten gibt es viele: Schadengutachter, Unfallanalytik, Prüfer von Kränen, Heizöltanks oder Gasanlagen von Wohnmobilen und viele mehr. Mal sehen, wohin es mich noch zieht.

Was macht eigentlich eine Werkzeugmaschinenbauerin, Frau Heller?

Eigentlich hätte ich Physik studieren sollen. Mir liegt das Theoretische, Analytische. Aber mittlerweise bin ich trotz meines relativ praxisnahen Studiums der Luft- und Raumfahrttechnik in einem Bereich gelandet, in dem ich meinen Analyse- und Simulationswahn ausleben kann: in der Grundlagenentwicklung von Trumpf Werkzeugmaschinen, Abteilung Prozess-Sensorik. Von Karin Heller

Zur Person

Karin Heller spürt Fehler in Laserschweißnähten auf.

Dort beschäftigte ich mich mit dem Thema Laserschweißen. Dieses Schweißverfahren ist beispielsweise im Automobilbau, aber auch in der Medizintechnik, im Anlagen-, Gehäuse- und Schiffsbau, in der Möbelherstellung und vielen anderen Bereichen immer weiter verbreitet. Denn es bietet entscheidende Vorteile: Das Schweißen erfolgt ohne Zusatzmaterialien – also ohne Schweißdraht oder Ähnliches – berührungslos und nahezu verzugsfrei. Das Ergebnis sind schöne, schmale und dabei sehr stabile Schweißnähte, die nicht nachbearbeitet werden müssen.

Aber auch bei den besten technischen Verfahren gibt es hin und wieder Fehler – und die sind mein Thema: Ich suche, finde und analysiere Fehler in der Naht. Durch Simulationen und Berechnungen nähere ich mich den Problemstellen und zeige Wege auf, wie sie mit Hilfe von Thermografiesensorik detektiert werden können. Das war schon Thema meiner Masterarbeit, für die es mich im Rahmen eines Deutschlandstipendiums der RWTH Aachen zu deren Kooperationspartner, meinem jetzigen Arbeitgeber, verschlagen hat. Ich habe mich dabei mit „Falschen Freunden“ beschäftigt – das sind Schweißnähte, die toll aussehen, bei denen sich die Bauteile aber unter der Oberfläche nicht wirklich miteinander verbunden haben. Da dieses Phänomen in Experimenten schwer zu untersuchen ist, kommt man hier mit Simulationen deutlich weiter. Für meine Promotion, an der ich seit Juli 2013 arbeite, habe ich die Untersuchung auf verschiedene andere Fehler ausgedehnt. Meine Arbeit hat dadurch einen sehr praxisnahen Bezug bekommen, denn ich bin an der Entwicklung eines konkreten Produkts beteiligt. Mit meinen Ergebnissen trage ich dazu bei, eine Thermografiesensorik zu entwickeln, die unsere Kunden bei der Qualitätskontrolle ihrer Produkte unterstützen soll.

Noch viel wichtiger ist mir persönlich aber die wissenschaftlich-theoretische Komponente: Ich habe einen Physiker als Betreuer, der mir zeigt, wie er und seine Fachkollegen sich Problemstellungen nähern. Nicht mit Experimenten, wie Ingenieure, sondern mit einem analytischen Blick für die Zusammenhänge und mit vielen Formeln und Berechnungen. Das ist die ideale Ergänzung zu dem, was ich im Studium gelernt habe, und ein Weg, für den ich mich ganz sicher noch lange begeistern kann.

Job-Steckbrief Werkzeugmaschinenbauer

Ausbildung:
Ingenieurstudium

Einstiegsmöglichkeiten:
Technisches Vorpraktikum, In- und Auslandspraktika, Werkstudententätigkeit, Abschlussarbeit, Direkteinstieg, Einstiegsprogramm, Promotion

Informationen:
www.vdw.de
www.vdma.org

Jung und erfolgreich bei: Brunel

Mein Praktikum im Bochumer Prüflabor von Brunel hat meiner Karriere im wahrsten Sinne des Wortes erheblichen Aufwind verschafft. Heute arbeite ich für das Unternehmen als Prüfingenieur bei einer Zertifizierungsstelle, die unter anderem CE-Kennzeichen für Kleinwindanlagen vergibt. Von Oliver Gier

Name: Oliver Gier
Position: Prüfingenieur/Sachverständiger
Stadt: Bochum
Alter: 27 Jahre
Studium: Maschinenbau, Schwerpunkt Produktentwicklung/Konstruktion von Strömungsmaschinen
Abschlussjahr:: 2013
Interessen: (Beach-)Volleyball, lesen, schwimmen, Inliner fahren, Musik hören, Doppelkopf

Begonnen hat alles im Frühjahr 2012. Während meines Maschinenbaustudiums hielt ich Ausschau nach Möglichkeiten für betreute Abschlussarbeiten. Über eine Stellenanzeige stieß ich auf meinen jetzigen Arbeitgeber und bewarb mich dort initiativ. Nach zwei Vorstellungsgesprächen wurde mir im Bochumer Prüf- und Testlabor „Brunel Car Synergies“ ein Praktikum angeboten. Für die Etablierung von Qualitätsstandards in der Windenergiebranche sollte ich mögliche Applikationen aus dem Automobilsektor untersuchen. Ein spannendes Thema, weil man sich mit zwei Branchen auseinandersetzt und die Aufgabe wirklich großes Potenzial für die Zukunft birgt.

Nach einigen Wochen Praktikum begann ich mit dem Verfassen der Bachelorarbeit zum gleichen Thema. Mit den Mitarbeitern war ich von Anfang an per Du. Sie hatten immer ein offenes Ohr und ließen mich an ihren Teamsitzungen teilnehmen. Bei der Ausarbeitung wurde mir sehr viel Freiraum gelassen – die Vorgabe war lediglich ein Zweizeiler. Noch vor der Fertigstellung signalisierten mir meine Vorgesetzten, dass sie mich gern übernehmen würden. Und so wurden für mich bereits erste Vorstellungsgespräche bei Kundenunternehmen organisiert. Als ich endlich meine Urkunde zum „Bachelor of Engineering” in den Händen hielt, hatte ich den ersten Job schon in der Tasche – und das, ohne eine weitere Bewerbung geschrieben zu haben.

Seit März 2013 bin ich über die Bochumer Niederlassung bei einem Marktführer für Prüfdienstleistungen tätig. Für dessen Kunden wiederum führe ich als Sachverständiger dynamische, statische und Korrosionsprüfungen an persönlichen Schutzausrüstungen gegen Absturz durch. Dazu zählen beispielsweise Auffanggurte, Dachhaken, Abseil- und Höhensicherungsgeräte für das Klettern im industriellen Sektor. Nach jeder Prüfung verfasse ich einen Prüfbericht und bereite das entsprechende technische Zertifikat vor. Durch das Praktikum, in dem ich mich ja mit Qualitätsstandards auseinandergesetzt hatte, war ich gut vorbereitet. Zum Teil kann ich auch Kenntnisse aus meinem Studienschwerpunkt „Produktentwicklung und Konstruktion von Strömungsmaschinen“ anwenden. Das Projekt sehe ich als große Chance. Denn wer schon mal in einer Zertifizierungsstelle gearbeitet hat, wird von der Industrie mit offenen Armen empfangen. Ich kann mir durchaus vorstellen, Auditor für die Zertifizierung von Windkraftanlagen zu werden oder vielleicht später auch ins Qualitätsmanagement der Automobilindustrie einzusteigen.

Interview mit Roland Grebe

Schon als er bei SMA einstieg, hatte er eine Vision: Er wollte zu 100 Prozent erneuerbare Energien. So entwickelte Roland Grebe als Techniker damals eine grundlegende Innovation mit. Heute lenkt er als Vorstandsmitglied die technologische Entwicklung im Konzern. Im Interview spricht er über Kreativität, Innovationen und darüber, welche Eigenschaften Führungskräfte mitbringen sollten, um erfolgreich zu sein. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Roland Grebe, Jahrgang 1960, studierte Elektrotechnik und ist bereits seit 1984 bei SMA in verschiedenen Managementpositionen im Entwicklungsbereich tätig. Er entwickelte die ersten Photovoltaik-Wechselrichter, die später die Grundlage der Sunny Boy und Sunny Central Wechselrichter von SMA bildeten. Roland Grebe überführte im Unternehmen den Zentral-Wechselrichter-Bereich von der Einzelprojektbearbeitung zum Serienlieferanten für Kraftwerkstechnik und baute die Netzintegrationskompetenz von SMA zur Absicherung der zukünftigen Marktfähigkeit der Produkte auf. Seit Juni 2009 ist Roland Grebe Vorstandsmitglied für den Bereich Technologie.

Herr Grebe, Sie sind seit 1984 bei SMA und waren an der Entwicklung der ersten Photovoltaik-Wechselrichter beteiligt. War Ihnen damals bewusst, dass Sie hier an einer Innovation arbeiten, auf deren Grundlage sich ein Unternehmen wie SMA entwickeln kann?
Schon immer war es unsere Vision, dass die Menschen eines Tages zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Dass die Photovoltaik so schnell so stark wachsen würde, haben wir am Anfang nicht gedacht. Gleichzeitig haben unsere Technologien auch zur schnellen Verbreitung der Photovoltaik beigetragen, denn wir arbeiten seit 30 Jahren daran, den Betrieb von Photovoltaikanlagen noch einfacher, zuverlässiger, sicherer und wirtschaftlicher zu machen.

Was gehört generell dazu, wenn aus einer guten Idee eine Innovation werden soll?
Aus einer guten Idee wird nur dann eine Innovation, wenn daraus ein Produkt entsteht, das erfolgreich in den Markt eingeführt werden kann. Dabei muss schon in einer frühen Phase ein Nutzen darstellbar sein. Oft werden gute Ideen in Produkte umgesetzt, für die der Markt noch nicht reif ist. Daher bewerten wir die Ideen auch immer dahingehend, ob sie bereits zum aktuellen Zeitpunkt in ein Produkt einfließen sollten. Wenn wir denken, dass wir zu früh sind, kommt die Idee in einen Ideenspeicher, den wir jährlich neu bewerten.

Welche Grundvoraussetzungen sind für technische Entwickler wichtig, um kreativ und innovativ zu arbeiten?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nur in einem von Offenheit, Transparenz und Teamgeist geprägten Umfeld kreativ und innovativ arbeiten kann. Die besten Ideen entstehen bei der Diskussion mit Kollegen beziehungsweise sie werden dort angereichert und verbessert. Wir führen mit unseren Entwicklern Zukunftsworkshops durch. Dort entwickeln wir mögliche Trends und Szenarien der nächsten Jahre und leiten Chancen und Herausforderungen ab. So entstehen neue Ideen für zukünftige Innovationen, aber auch für kurzfristig umsetzbare Produktverbesserungen.

Was ist im Innovationsprozess wichtiger: Kreativität oder Hartnäckigkeit?
Man benötigt beides. Kreativität, um gute neue Lösungen zu finden, anschließend aber auch Hartnäckigkeit, um trotz anfänglicher Widerstände an der Idee festzuhalten und daraus eine Innovation werden zu lassen.

Ihnen ist im Verlauf Ihrer Karriere der Sprung vom Techniker zum Top- Manager gelungen. Ab wann wussten Sie als junger Mann: „Ich kann auch Management!“?
Als ich vor 30 Jahren zu SMA kam habe ich mir keine Gedanken über eine Managementposition gemacht. Vielmehr hat mich die Vision einer hundertprozentigen Versorgung mit erneuerbaren Energien fasziniert. Mit dem Wachstum unseres Unternehmens erweiterte sich auch mein Verantwortungsbereich. Dass ich auch Management kann, war mir schon als Abteilungsleiter bewusst. Denn auch in dieser Position ist es wichtig, dass man sowohl Mitarbeiter führen kann und bereit ist, Ergebnisverantwortung zu übernehmen, als auch Strategien zu entwickeln, um die Unternehmensziele zu erreichen.

Mit Blick auf junge Ingenieure, die diesen Schritt später ebenfalls vollziehen möchten: Welche Fähigkeiten sind für sie, die ins Top-Management wollen, unverzichtbar?
Als Führungskraft sollte man Verantwortung übernehmen wollen, sie aber auch delegieren können. Weitere wichtige Eigenschaften sind Offenheit, Ehrlichkeit, Empathie und Vertrauen in die Mitarbeiter. Man muss verstanden haben, dass man nur mit motivierten und engagierten Mitarbeitern erfolgreich sein kann. Ein guter Entwickler ist nicht unbedingt ein guter Manager. Daher haben wir bei uns drei Karrierewege für Ingenieure eingeführt, die hinsichtlich ihrer Position und Vergütung gleichwertig sind: als Führungskraft, als Fachexperte und als Projektleiter.

Die Solarbranche hat derzeit mit großen Umbrüchen zu kämpfen. Was raten Sie einer Nachwuchskraft, die sich für einen Einstieg in diesem Bereich interessiert: Jetzt erst recht in die Branche – oder lieber erst einmal abwarten?
Der Energiesektor befindet sich in einem nachhaltigen Wandel und die mittel- bis langfristigen Aussichten für die erneuerbaren Energien sind gut. Wer also in einem dynamischen Umfeld aktiv an der Energieversorgung der Zukunft mitarbeiten möchte, sollte jetzt in die Branche einsteigen.

Welche Themen werden die Solarbranche in technischer Hinsicht in den kommenden Jahren bestimmen?
Ein sehr wichtiges Thema ist die Einbindung von Speichertechnologien aller Größen in das System. Dadurch machen wir Solarenergie jederzeit nutzbar und tragen zur Stabilisierung der Stromnetze bei. Das ist Voraussetzung, um eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien zu realisieren und die Netzausbaukosten so gering wie möglich zu halten. Ebenso intensiv arbeiten wir an der weiteren Kostensenkung der Photovoltaiksystemtechnik sowie dem Energiemanagement in Privathaushalten und Gewerbebetrieben zur optimalen Wirtschaftlichkeit von Photovoltaikanlagen.

Als Vorstand haben Sie heute sicherlich weniger Zeit, um an technischen Herausforderungen zu tüfteln. Vermissen Sie das manchmal?
Auch als Vorstand nehme ich mir Zeit, mit den Entwicklern sowohl über neue technische Konzepte als auch über konkrete Herausforderungen zu diskutieren, die bis ins letzte Schaltungsdetail gehen können. Das macht nicht nur mir, sondern auch den Entwicklern Spaß. Das ist uns wichtig: Arbeiten bei uns soll Spaß machen.

Zum Unternehmen

SMA wurde 1981 gegründet, die drei Buchstaben stehen ursprünglich für das damalige Geschäftsfeld: System-, Mess- und Anlagentechnik. Seit 2008 nennt sich der börsennotierte Konzern SMA Solar Technology, um den Fokus auf die Photovoltaik-Branche zu unterstreichen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Niestetal bei Kassel entwickelt, produziert und vertreibt Solar-Wechselrichter – also die Schlüsselkomponenten, um den durch Photovoltaik gewonnen Gleichstrom in Wechselstrom zu wandeln, der dann zum Eigenbedarf oder als Einspeisung ins Stromnetz genutzt werden kann. SMA ist mit seinen internationalen Tochtergesellschaften in 21 Ländern präsent und beschäftigt derzeit mehr als 5000 Mitarbeiter.

„ Im Zentrum steht der Mensch“

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Als Vorstandsmitglied von Siemens ist Prof. Dr. Siegfried Russwurm für den Sektor Industry des Konzerns verantwortlich. Im Interview erklärt der promovierte Ingenieur, warum er fest daran glaubt, dass die Ideen der Industrie 4.0 nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn Menschen dafür ihr Talent einbringen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Foto: Siemens
Prof. Dr. Siegfried Russwurm, Foto: Siemens

Prof. Dr. Siegfried Russwurm studierte und promovierte am Lehrstuhl für Technische Mechanik der Universität Erlangen-Nürnberg. 1992 stieg er bei Siemens als Produktionsingenieur im Bereich Medizinische Technik ein. Seit 2008 ist er Mitglied des Siemens-Vorstands. 2009 wurde der heute 50-Jährige zum Honorarprofessor im Fachgebiet Mechatronik an der Universität Erlangen-Nürnberg bestellt.

Wie wird sich durch den Einzug der Industrie 4.0. die Arbeit für die kommende Ingenieurgeneration verändern?
Wir erleben aktuell eine ganzheitliche Weiterentwicklung von Maschinen und Anlagen – und das verlangt selbstverständlich auch eine Weiterentwicklung der Fähigkeiten der Menschen. Denn bei aller Autonomie, die wir der Produktion mit intelligenten Maschinen zutrauen: Es ist und bleibt der Mensch, der die Funktionen der Maschinen definiert. Der Ingenieur muss festlegen, nach welchen Produktionsregeln und Zielgrößen die Produktionssysteme agieren.

Konkret: Was kann der Mensch, was die Maschine nicht kann?
Er weiß beispielsweise, wie ein Material bearbeitet werden muss. Er entscheidet auch, ob die Produktion besonders schnell oder besonders ressourceneffizient sein soll. Diese Aufgabe verlangt von den Mitarbeitern ein immer tieferes Verständnis von der Produktion. Wie stark dieser Trend bereits greift, wird gut sichtbar an der Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter in unserem Unternehmen: Seit 1970 hat sich der Anteil an Hochschulabsolventen mehr als verdreifacht, sie machen inzwischen 37 Prozent der Belegschaft aus.

Sie sind vor mehr als 20 Jahren bei Siemens eingestiegen, seitdem hat sich die Technologie sehr schnell weiterentwickelt. Dennoch: Welches Ingenieur-Know-how, das damals wichtig war, ist auch heute noch für Einsteiger unverzichtbar?
Heute wie damals gilt, dass man in einem Unternehmen wie Siemens an der Spitze des technologisch Machbaren arbeitet. Auch in meinem Einstiegsjahr 1992 ging es schon um die Themen Produktivitätssteigerung, höhere Geschwindigkeit und Flexibilität. Jedoch stellen sich die Anforderungen heute anders als zu der Zeit, als ich als Produktionsingenieur begonnen habe.

Wo liegen die Unterschiede?
Produktivität bezieht sich heute nicht mehr lediglich auf die Produktivität einzelner Mitarbeiter. Heute ist damit auch gemeint, dass das gesamte Unternehmen produktiver sowie energie- und ressourceneffizienter wirtschaften muss. Sprechen wir heute über Geschwindigkeit, geht es nicht nur um eine schnellere Produktion. „Time-to-Market“ lautet das Zauberwort: Die Markteinführungszeiten von der Idee für ein neues Produkt bis zu seiner Verfügbarkeit für den Kunden sollen immer kürzer werden. Flexibilität bedeutet heute, dass Unternehmen auf immer differenziertere Kundenwünsche für ein Produkt eingehen müssen. Der Kunde konfiguriert sein Produkt selbst im Web – und hat den Anspruch, dass es am besten schon mit dem letzten Mausklick ausgeliefert wird. Für Produktionsingenieure bedeutet das: „Production on Demand“ und Produktionsplanung in Echtzeit.

Die Komplexität nimmt also zu. Hilft die Industrie 4.0 dabei, diesen Wandel zu gestalten?
Ja, denn sie gibt auf diese Herausforderungen genau die richtigen Antworten. Wenn Industrie 4.0 ein Erfolg wird, dann aber nur, weil viele heute noch eigenständige Disziplinen ihre Berührungsängste ablegen und zusammenarbeiten. Vor diesem Hintergrund steigen die Anforderungen an die Ausbildung, etwa durch interdisziplinäre Ausrichtungen wie die Mechatronik. Aber im Zentrum steht weiterhin der Mensch. Immer wieder taucht in Diskussionen zum Thema Industrie 4.0 der Gedanke auf, dass viele Menschen überflüssig werden, wenn Maschinen autark die Produktion übernehmen. Aber ich bin überzeugt, dass der Mensch in einer Industrie-4.0-Welt unerlässlich bleibt: als kreativer Lenker und Denker, der mit seiner Intelligenz wirklich alle Vorgänge und Abläufe vordenkt und in Software den Maschinen beibringt. Denn nur dann können sie so funktionieren, wie der Mensch es wünscht.