Heike Boomgaarden zählt zu den ausgewählten Social Entrepreneurs in Deutschland, ist eine der Ashoka-Fellows 2014 und Preisträgerin im Wettbewerb „Mut zur Nachhaltigkeit“. Ihre Lieblingspflanze ist der Apfelbaum und sie hat die Stadt Andernach „essbar“ gemacht. Das Projekt der „Essbaren Stadt“ hat im Jahr 2014 sowohl die Lenné-Medaille wie auch den Zeit Wissen-Preis erhalten. Das Interview führte Meike Nachtwey.
Heike Boomgaarden, Foto: privat
Sie sind Gartenbauingenieurin – war das schon immer Ihr Berufswunsch?
Ich wollte schon immer etwas mit Obstbau machen und habe zunächst eine Ausbildung zur Obstbauerin gemacht, anschließend habe ich das Diplom-Studium Gartenbau absolviert. Gleichzeitig mit dem Aufbau meines Ingenieurbüros startete ich meine Familienplanung. Beides zusammen war sehr anstrengend und fordernd. Aber es hat alles gut geklappt, und ich kann nur jeder jungen Frau raten, nicht auf Familie oder Job zu verzichten, wenn sie beides will.
Sie haben das Konzept der „Essbaren Stadt“ entwickelt. Was verbirgt sich hinter dieser Idee?
Es handelt sich um ein ganzheitliches Konzept, mein Arbeitstitel dazu war „ökohumanes Leben“. Ziel ist es, Natur und Stadt wieder zusammenzubringen, um die Defizite, die wir heute im urbanen Leben haben, auszugleichen: Entfremdung von der Natur, Depressionen, kompletter Wegfall der Biodiversität, Verwahrlosung der Grünflächen, fehlendes Geld zur Pflege der Standardgrünflächen, Erhitzung der Städte, Feinstaubprobleme. All diese Themen haben wir in Augenschein genommen und daraus die „Essbare Stadt“ gemacht. Andernach ist die erste Stadt, die dieses Konzept mit uns umsetzt.
Wie funktioniert die „Essbare Stadt“ Andernach?
Wir machen zunächst die Pflanzpläne und stellen Pflanzen zusammen, die pflegeleicht sind, für die Stadt wenig Kosten verursachen und die standortgerecht sind – dabei ist gartenbauliche Kompetenz gefragt. Nach der Abstimmung mit der Stadt und der Kommune werden in ganz Andernach insgesamt etwa 8000 Quadratmeter mit Gemüsepflanzen und dazu das Drei- oder Vierfache an Obstflächen bepflanzt. Im größten Lehrgarten Deutschlands, einer 14 Hektar großen Permakulturanlage in Kassel, werden Assistenten, zum Beispiel Langzeitarbeitslose, ausgebildet, die in Andernach zum Teil die Pflegemaßnahmen für das Gemüse und das Obst übernehmen. So erhalten Menschen neue Perspektiven und haben eine sehr hohe Wiedereingliederungsrate. Aber auch die städtischen Gärtner und Bürger der Stadt übernehmen die Pflege. Es gibt zum Beispiel Kindergärten, die sich um das Gießen aller Blumen kümmern.
Wie kamen Sie auf die Idee der „Essbaren Stadt“?
Wir haben nicht nur viele Probleme in den Städten und mit der Urbanisierung, auch die Menschen entfernen sich immer weiter voneinander. Ich sage immer: Wenn wir zusammen im Garten stehen, sind wir alle gleich. Egal welche Nationalität, welches Alter: Jeder kann helfen und mitmachen. So helfen wir uns Menschen und der Natur. Das war der Grundgedanke.
Im öffentlichen Raum besteht immer auch die Gefahr des Vandalismus. Wie gehen Sie damit um?
Vandalismus ist ein großes Problem in den Städten. Aber wenn man gemeinsam eine lebenswerte Umgebung gestaltet, dann passen alle gemeinsam auch darauf auf. Das hat mit sozialer Kontrolle zu tun. Die Flächen sind mitten in der Stadt, dort ist immer jemand, der ein Auge darauf wirft. Außerdem haben wir Jugendliche mit ins Boot geholt, indem wir sie zu „Wächtern der Gärten“ ernannt und ihnen klargemacht haben, dass es ihre Stadt ist, ihre Umgebung, ihre Pflanzen und sie diejenigen sind, die hier etwas verändern können. Wenn durch solche Maßnahmen eine ethnobotanische Bindung, wie ich es nenne, geschaffen wird, wird auch nichts zerstört.
Redaktionstipp
Unternehmen punkten bei der Generation Y mit Nachhaltigkeit, das ergab die Studie „The big green talent machine“ von Bain & Company. Die Studie kann auf der Homepage von Bain kostenlos als PDF heruntergeladen werden.
Kann eine „Essbare Stadt“ dabei helfen, Armutsprobleme zu lösen?
Eine „Essbare Stadt“ kann Bewusstsein wecken, aber ganze Familien können wir davon nicht ernähren. Es geht auch mehr darum, dass zum Beispiel die Kinder lernen, was Granatäpfel sind, welche Bohnensorten es gibt und so weiter. In den größeren Städten mit mehr Flächen kann man durchaus auch Ernährungsprobleme lösen. Paris hat beispielsweise begonnen, seinen Bürgern große Nutzflächen zur Verfügung zu stellen. Angefangen hat eigentlich alles mit dem Guerilla Gardening, bei dem öffentliches Grün wieder zum persönlichen Eigentum gemacht wurde. Nicht mehr „Rasen betreten verboten“, sondern „Betreten erwünscht und Pflücken erlaubt“ lautet jetzt das Motto.
Welche Probleme sollten Ihrer Meinung nach von Ingenieuren noch gelöst werden?
Energietechnische Probleme in der Stadt könnten auf regionaler Ebene gelöst werden. Ein gutes Beispiel ist „Urban Farming“. Das ist eine Art Hochhaus in der Stadt, in dem Gemüse wächst. Hier wird auf großer Fläche in der Vertikalen mit geringem Aufwand in Bioqualität produziert. Das wird in Zukunft eine gefragte Ingenieurleistung sein.
Verraten Sie uns Ihr nächstes Projekt?
Städte haben Riesenprobleme: Sie sind zu voll, zu laut, kämpfen mit Slumbildung, Verwahrlosung, dem Abwandern von Fachkräften … Sie müssen sich etwas einfallen lassen, sonst sind sie nicht mehr lebens- und liebenswert. Sie müssen etwas tun, damit man sich wieder in ihnen zu Hause fühlen kann. Im Projekt „Mut zur Lücke“ wollen wir Baulücken anders nutzen, damit Bürger ihre Plätze bekommen, zum Beispiel einen Boule-Platz oder Gemeinschaftsgärten, um miteinander neue Lebensformen leben zu können. Ich bin dann dafür zuständig, dass es schön wird.
Was können junge Ingenieure von Ihnen lernen?
Ausgefahrene Wege zu verlassen und Mut zur Innovation zu haben. Ich denke, Ingenieure, die eine breite Ausbildung und gleichzeitig die Möglichkeit haben, sich weltweit zu informieren, auszuwählen und abzuwägen, können selektieren und müssen nicht die alten Wege gehen. Ich plädiere zum Mut zur Idee. Die Zeit dafür war noch nie so gut wie heute.
Andernach – Die essbare Stadt
Im bundesweiten Innovationswettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“ 2013/14 wurde die Stadtverwaltung Andernach für ihr Projekt „Andernach – Die essbare Stadt“ ausgezeichnet. Zum Thema „Ideen finden Stadt“ liefert das Projekt eine Antwort auf die Frage, wie öffentliche Parks zu Obst- und Gemüsegärten für die Einwohner werden können. Ob Erdbeeren, Salat oder Zwiebeln: Die Stadtverwaltung lässt überall Gemüse, Obst und Kräuter anbauen – und jeder darf sich bedienen. So werden öffentliche Parks und Grünanlagen zum Garten für die Bürger. Die öffentlichen Nutzpflanzen zeigen, wie man sich gesund ernährt und steigern die Wertschätzung für regionale Lebensmittel. Ob jäten oder ernten: Jeder darf mitmachen.
Quelle: www.andernach.de
Als Astronaut startete Ron Garan zwei Mal zur internationalen Raumstation ISS. Mehr als 27 Stunden verbrachte er dort bei Außenbordeinsätzen im Weltraum. Mit auf die Erde gebracht hat der 53-jährige Managementcoach sein Konzept der Orbit-Perspektive. Sein Gedanke: Wer technische Herausforderungen von oben und langfristig betrachtet, findet die besseren Lösungen. Von André Boße
Zur Person
Ron Garan, geboren am 30. Juni 1961 bei New York, hat einen Bachelorabschluss in Ökonomie und absolvierte seinen Master in Luft- und Raumfahrttechnik. Er ist zudem ausgebildeter Pilot der US-Air-Force und wurde 2000 als Astronaut ausgewählt. Sein erster Raumflug führte ihn 2008 zur internationalen Raumstation ISS. 2011 verbrachte er als Bordingenieur mehr als fünf Monate auf der Station. Nach seiner Rückkehr auf die Erde entwickelte er sein Konzept der Orbit-Perspektive. Er berät auch in Deutschland große Unternehmen und tritt dort als Coach und Dozent auf. Derzeit arbeitet der Vater von drei Kindern an seinem ersten Buch „The Orbital Perspective: Lessons in Seeing the Big Picture from a Journey of 71 Million Miles“, das im Februar 2015 zunächst auf Englisch erscheinen wird. www.rongaran.com
Mr. Garan, was verstehen Sie unter der Orbit-Perspektive?
Wenn Sie im Wörterbuch den Begriff Perspektive nachschlagen, finden Sie zwei Definitionen. Die erste beschreibt die Möglichkeit, ein dreidimensionales Objekt auf einer zweidimensionalen Oberfläche zu zeichnen. Das lernt man im Kunstunterricht. Die zweite Definition beschreibt einen bestimmten Punkt, von dem aus man auf ein Objekt blickt. Die Orbit-Perspektive bringt beide Definitionen zusammen. Bis vor Kurzem spielte sich unser Leben auf einer zweidimensionalen Fläche ab. Natürlich wissen wir, dass die Erde rund ist. Aber wir gehen weiterhin mit der Erde und der Umwelt um, als sei sie flach. Wir kümmern uns zu wenig um nachhaltige Aspekte und versuchen, die komplexen Entwicklungen auf der Erde anhand von Grafiken oder Tabellen zu analysieren. In der Orbit-Perspektive schwenken wir unseren Blick zurück. Nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich. Wir machen uns ein dreidimensionales Bild vom großen Ganzen und blicken dabei auch auf die Langzeiteffekte.
Haben Sie ein konkretes Beispiel für dieses Vorgehen?
Wenn Sie Tageszeitungen studieren, werden Sie beinahe täglich von schweren Autounfällen lesen. Sie erhalten damit ein zweidimensionales Bild vom Risiko des Autofahrens und ziehen den Schluss: Wer in ein Auto steigt, begibt sich in Gefahr – das war immer so und wird auch so bleiben. Die Sache ändert sich jedoch, wenn wir die Orbit-Perspektive einnehmen. Wir entfernen uns dann von diesen lokalen Ereignissen und schauen auf das große Bild. Hier sehen wir, dass es heute aussichtsreiche Versuche gibt, die „Vision “ zu realisieren – also die Vision von null Verkehrstoten. Das ist ein großes Ziel, keine Frage. Wir sehen aber auch die Fortschritte auf dem Weg hin zu dieser Vision. Wir entdecken Fahrerassistenzsysteme, die den Fahrer schützen. Fahrzeuge, die miteinander kommunizieren und sich vor Gefahren warnen. Autos, die autonom fahren und den Risikofaktor Mensch entschärfen. Wenn sie all dies aus der Orbit-Perspektive betrachten, erscheint dann die „Vision “ nicht machbar?
Schon – aber wie kann die Orbit-Perspektive helfen, diese Vision konkret umzusetzen?
Ein zweidimensional denkendes Unternehmen aus der Auto- oder IT-Industrie wird sich sagen: Wir entwickeln unsere eigenen Systeme und hoffen, dass die Kunden unsere neue Technik nachfragen. Unternehmen, die aus der Orbit-Perspektive heraus handeln, tun etwas anderes. Sie schließen Allianzen, weil sie wissen, dass sich technische Entwicklungen viel schneller mit interdisziplinären Kooperationen realisieren lassen.
Warum lohnt es sich für einen jungen Ingenieur, in seinem Unternehmen für diese Allianzen zu werben?
Weil heute folgende Regel gilt: „Wenn ich verliere, heißt das noch lange nicht, dass du gewinnst.“ Wir stehen heute eben nicht mehr auf dem Marktplatz, verkaufen Äpfel und können davon ausgehen, dass ein Kunde, der nicht zum Nachbarstand geht, automatisch zu uns kommen wird. Die Sache ist heute komplizierter. Wesentlich klüger ist es daher für Unternehmen, technische Allianzen zu schmieden, damit neue Märkte entstehen. Die ISS ist ein gutes Beispiel für solche Kooperationen: Sie ist eine Win-win-Situation, nämlich das Resultat der Zusammenarbeit von Ländern, die sich lange als Konkurrenten verstanden. Keine Nation hätte alleine eine solche Station aufbauen können. Die Orbit-Perspektive zeigt: Wer dreidimensional denkt, macht Dinge möglich, von denen man in Zweidimensionalität nur träumen kann.
Nach dem Abitur habe ich mich für das Fach Maschinenbau an der RWTH Aachen eingeschrieben und zum Beginn des Hauptstudiums die Vertiefungsrichtung chemische Verfahrenstechnik gewählt. Von Christiane Follmann, 28 Jahre, Projektingenieurin beim Spezialchemie-Konzern Lanxess.
Ein Auslandssemester in Singapur bot mir dann erstmals die Möglichkeit, echte Praxiserfahrung in Sachen Chemieanlagenbau zu sammeln: Im Rahmen einer Gruppenarbeit konnte ich zusammen mit einigen Kommilitonen einen kleinen chemischen Betrieb planen und auslegen. Dazu gehörte unter anderem, für Rührkessel und Kolonnen die Geometrie, die richtige Temperatur und den Druck so festzulegen, dass die Reaktion optimal abläuft und das Produkt am Ende auch die gewünschten Eigenschaften aufweist. Das Entwickeln von Ideen, das Finden von Lösungen für kleine und große Problemstellungen sowie die rege Zusammenarbeit mit den Kommilitonen haben riesigen Spaß gemacht – und waren letztlich entscheidend für meinen Entschluss, später im Bereich Chemieanlagenbau arbeiten zu wollen.
Heute ist mein Arbeitsplatz bei Lanxess am Standort Leverkusen. Unsere Abteilung „Site Engineering“ arbeitet eng mit allen Geschäftsbereichen des Spezialchemie-Konzerns zusammen und unterstützt bei der Erweiterung von Produktionsanlagen. Wir begleiten dabei den gesamten Prozess: von der Planung, Leitung und Koordination über die Umsetzung bis hin zur Inbetriebnahme. Gleich zu Anfang meiner Berufslaufbahn habe ich bei der Kapazitätserweiterung eines Produktionsbetriebs mitgearbeitet und konnte hier früh Verantwortung für einzelne Teilprojekte übernehmen.
In meinem Arbeitsalltag ist vor allem ein regelmäßiger Austausch mit den Kollegen der unterschiedlichen Gewerke wichtig, zum Beispiel aus den Bereichen Rohrleitungsbau oder Verfahrensentwicklung. Ich erhalte in Projektbesprechungen Informationen über den aktuellen Stand des Projekts und koordiniere die weitere Planung und die nächsten Schritte. Wenn es um die Bestellung der richtigen Maschinen und Apparate für ein Projekt geht, bin ich das Bindeglied zwischen Betrieb und Lieferant. Ich stelle Anfragen bei den einzelnen Herstellern, überprüfe die Angebote auf technische Richtigkeit und stimme mich mit dem Betrieb ab, so dass eine spezifikationsgerechte Bestellung erfolgen kann. Während der Montagephase bin ich vor Ort in der chemischen Anlage und koordiniere den Montageverlauf.
An meiner Tätigkeit gefällt mir besonders, dass ich sehr selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten kann. Durch die abwechslungsreichen Aufgaben ist jeder Arbeitstag anders. Das macht die Arbeit als Chemieingenieurin so spannend.
Job-Steckbrief Maschinenbauerin mit Schwerpunkt chemische Verfahrenstechnik
Voraussetzungen:
Sehr guter Hochschulabschluss des Chemieingenieurwesens, der Verfahrenstechnik, des Maschinen- oder Anlagenbaus, erste praktische Erfahrungen (Praktika, Bachelor-/Masterarbeiten in der Industrie), erste internationale Erfahrungen (z. B. Auslandssemester oder Praktika) wünschenswert, Engagement, Teamfähigkeit, Eigeninitiative, hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse
Einstiegsmöglichkeiten:
Forschung und Entwicklung, Projektmanagement, Betriebsbetreuung
Informationen:
Verband der Chemischen Industrie e. V.: www.vci.de
Verband angestellter Akademiker und leitender Angestellter der chemischen Industrie e. V. (VAA – Führungskräfte Chemie): www.vaa.de
Als Geschäftsführer und Arbeitsdirektor von Bosch ist Christoph Kübel ein Experte für Ingenieurarbeitsplätze. Im Interview erklärt der 54-Jährige, wie Ingenieure heute arbeiten und welche Ansprüche ein Technikkonzern an seinen technischen Nachwuchs stellt. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Christoph Kübel, geboren 1959 in Stuttgart, ist seit Januar 2012 Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH. Er studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Pforzheim; das Diplomexamen legte er 1986 ab. Er begann seine Karriere als Teilnehmer des Bosch-Führungskräftenachwuchsprogramms JMP (Junior Managers Program) und ist im Laufe der Jahre vom Trainee bis zum Personalgeschäftsführer aufgestiegen. Christoph Kübel ist begeisterter Hobbyläufer und nutzt die Mittagszeit häufig für Joggingrunden mit anderen sportlich interessierten Kollegen.
Herr Kübel, wenn ein Bosch-Ingenieur, der vor zehn Jahren seine berufliche Laufbahn beendet hat, heute noch einmal den Konzern besuchen und seine jungen Kollegen beobachten würde, über welche Entwicklung würde er sich am meisten wundern?
Er wird bei uns neben bekannten Produkten ganz neuartige Aufgabengebiete finden. Wir wollen alle unsere elektronischen Geräte internetfähig machen – sowohl im Bereich der Mobilitätslösungen und der Industrietechnik als auch in der Energie- und Gebäudetechnik und bei den Gebrauchsgütern. Bei Bosch geht es also um weit mehr als automatisiertes Fahren. Unsere Ingenieure arbeiten an Smart Homes, intelligenten Energiesystemen oder auch an der vernetzten Produktion. In Bezug auf die Arbeitskultur wird der Besucher erleben, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben bei uns weiterhin einen hohen Stellenwert hat. Und er wird dabei unseren Wandel hin zu einer flexiblen Arbeitskultur beobachten. In unserem Unternehmen steht nicht mehr die Präsenz am Arbeitsplatz im Mittelpunkt, sondern das Ergebnis der Arbeit.
Ingenieure in technischen Unternehmen werden heute zunehmend zu Alleskönnern. Man verlangt viel Fachwissen, dazu aber auch beinahe sämtliches Know-how eines Managers. Überfordert man Ingenieure damit?
Bei uns stellt sich das etwas anders dar. Gerade die Vielfalt der Mitarbeiter und damit auch ihrer Persönlichkeiten ist unsere Stärke. Bosch lebt von seiner Innovationskraft. Wir haben vergangenes Jahr weltweit rund 5000 Patente angemeldet, also 20 pro Arbeitstag. Dafür brauchen wir unsere hochqualifizierten Mitarbeiter, wobei Fach- und Führungskräfte gleichermaßen wichtig sind. Damit jeder seine Fähigkeiten und Neigungen optimal einbringen kann, bieten wir daher Fach-, Führungs- und Projektkarrieren, zwischen denen ein Wechsel auch gefördert wird.
Gibt es eine Fähigkeit, die in Bezug auf Ingenieure sehr selten genannt wird – die Sie aber als unverzichtbar erachten?
Das Arbeiten in internationalen Teams über verschiedene Kulturgrenzen hinweg, gute kommunikative Fähigkeiten und eine ausgeprägte Kundenorientierung sind nach wie vor gefragt. Speziell im Bereich vernetzter Produkte ist darüber hinaus ein Zusammenspiel unterschiedlicher Fachrichtungen erforderlich, insbesondere bei der Software. Deshalb wird aus meiner Sicht ein domänenübergreifendes Studium immer unverzichtbarer. Der Maschinenbauingenieur muss künftig zum Beispiel Elektrotechnik sowie Informations- und Kommunikationstechnologien noch besser kennen sowie sich mit seinen Fachkollegen anderer Disziplinen verstehen können. Und das gilt umgekehrt natürlich auch.
Sie haben die Vernetzung der Produkte angesprochen, das sogenannte Internet der Dinge in der Industrie 4.0. Dadurch wird die Berufswelt der Ingenieure deutlicher als früher von der IT bestimmt. Wenn die Maschinen alles selber können, wofür braucht man dann noch Ingenieure?
Zunächst muss die Maschine ja entwickelt und gebaut werden. Dafür benötigen wir Ingenieure. Gerade in der Diskussion um Industrie 4.0 wird gern von der menschenleeren Fabrik gesprochen. Das ist aber eher eine Illusion. Der Mensch wird auch in der vernetzten Produktion den Takt angeben und wichtige Steuerungsaufgaben übernehmen. Gut ausgebildete und hochqualifizierte Fachkräfte werden daher weiterhin gebraucht.
Die Generation Y stellt an den Arbeitgeber der Wahl viele Ansprüche. Leisten kann sie es sich, weil sie durch den Fachkräftemangel sehr begehrt ist. Wie fühlen Sie sich als Arbeitsdirektor in einer Arbeitswelt, in der Unternehmen sich vielfach bei Talenten bewerben müssen – und nicht mehr umgekehrt?
Ich erlebe Bosch als attraktiven Arbeitgeber. Wir zählen allein in Deutschland jährlich mehr als 200.000 Online-Bewerbungen. In Arbeitgeberrankings erreichen wir regelmäßig Spitzenplätze. Deshalb spüren wir erfreulicherweise noch keinen pauschalen Fachkräftemangel. Aber wir wollen uns darauf nicht ausruhen. Deshalb entwickeln wir unsere flexible und familienbewusste Arbeitskultur stetig weiter. Das tun wir auch aus der Überzeugung heraus, dass unsere Mitarbeiter attraktive Arbeitsbedingungen brauchen, um ihre Fähigkeiten, Neigungen und ihr Know-how optimal ins Unternehmen einbringen zu können. Gleichzeitig unterstützen wir sie dabei, Beruf und Privates in verschiedenen Lebensphasen gut miteinander vereinbaren zu können. Davon profitieren beide Seiten. Dass wir damit bei Nachwuchskräften hoch im Kurs stehen, sehen wir als Bestätigung.
In Ihrem internationalen Konzern sind die Teams global vernetzt. Worauf kommt es an, wenn man eine interkulturelle Sprache finden möchte, die einen konstruktiven Dialog in diesen Teams ermöglicht?
Wir sind ein Unternehmen, das langfristig orientiert ist. Wir streben einerseits nach dauerhaftem wirtschaftlichen Erfolg und einer führenden Marktposition, bei allem was wir tun. Andererseits übernehmen wir auch gesellschaftliche Verantwortung. Diese Haltung und unsere werteorientierte Unternehmenskultur verbinden unsere Mitarbeiter. Gerade die hohe Integrationskraft unserer Kultur ist die Grundlage für die tägliche Zusammenarbeit unserer weltweit 281.000 Mitarbeiter.
Eine weitere Herausforderung für einen Technikkonzern wie dem Ihren ist der demografische Wandel. Wie organisieren Sie im Unternehmen den Wissenstransfer von der erfahrenen auf die junge Generation?
Die Zusammenarbeit in altersgemischten Teams ist Teil unserer weltweiten Diversity-Strategie und gehört zu unserem Arbeitsalltag. Wir schätzen und nutzen die Vielfalt an Denkweisen, Erfahrungen und Lebensentwürfen für den langfristigen Unternehmenserfolg. Das beginnt schon beim Berufseinstieg: Erfahrene Kollegen übernehmen etwa für die Zeit der Einarbeitung eine Patenschaft. Aber auch unsere pensionierten Mitarbeiter sind uns wichtig. Im Ruhestand sind viele Kollegen als Seniorexperten im Einsatz und unterstützen mit ihren Erfahrungen oftmals jüngere Mitarbeiter als Berater.
Zum Unternehmen
Die Bosch-Gruppe ist ein international tätiges Technologie- und Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Gerlingen bei Stuttgart. Das Geschäft basiert auf vier Unternehmens- und Geschäftsbereichen: Im Bereich Kraftfahrzeugtechnik ist der Konzern einer der weltweit größten Zulieferer für die Autoindustrie, zudem entwickelt und produziert der Konzern Gebrauchsgüter (Elektrowerkzeuge und Hausgeräte), bietet in der Industrietechnik Lösungen für Antriebs-, Steuerungs- und Verpackungstechnik sowie im Bereich Energie- und Gebäudetechnik Produkte und Lösungen auf den Gebieten Thermo- sowie Sicherheitstechnik. Derzeit sind bei Bosch weltweit rund 281.000 Mitarbeiter beschäftigt. 2013 investierte die Gruppe rund 4,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung und meldete rund 5000 Patente an – das sind durchschnittlich 20 Patente pro Tag.
Die Frankfurt School of Finance & Management bietet für Ingenieure ein MBA-Programm an, mit dem sie sich fit für Führungspositionen machen können. Prof. Dr. Horst Löchel leitet das Programm. Im Interview erzählt er, warum der MBA die Ingenieure voranbringt und was sie bei diesem Studium erwartet. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Prof. Dr. Horst Löchel, Foto: Frankfurt School of Finance & Management
Prof. Dr. Horst Löchel ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Frankfurt School of Finance & Management und dort Programmdirektor des MBA-Programms und akademischer Direktor des EMBA-Programms. Er lehrt und forscht über die Entwicklung der Weltwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf China. Löchel ist zudem Gastprofessor für VWL an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai sowie Mitglied des Aufsichtsrates des Shanghai International Banking and Finance Institutes (SIBFI).
Herr Löchel, liegt der MBA für Ingenieure im Trend?
Wir beobachten tatsächlich, dass sich immer mehr Ingenieure für einen Managementstudiengang bewerben, weil man diese Fähigkeiten in einem technischen Studiengang eben nicht lernt.
Reicht es nicht aus, an der Hochschule nebenher die wichtigsten BWL-Kurse zu belegen?
Natürlich kann ein Ingenieurstudent Nebenfächer mit wirtschaftlichen Inhalten belegen oder entsprechende Seminare besuchen. Es macht jedoch einen Unterschied, ob man das nebenher macht oder sich in einem MBA-Studiengang ausschließlich mit Management-Know-how beschäftigt. Zumal es beim MBA nicht nur um funktionelles Wissen wie zum Beispiel das Rechnungswesen geht, sondern vor allem um Führungsfähigkeiten, Verhandlungstechniken, Konfliktmanagement oder auch Change- Management-Ansätze.
Was erwartet einen Ingenieur bei Ihren MBA-Studiengängen?
Ich definiere ein MBA-Studium gerne als eine Reise. Die Gruppe behandelt die Fallstudien gemeinsam im Klassenraum. Das Lernen findet hauptsächlich während des Kommunikationsprozesses statt und ist nicht zu vergleichen mit den Vorlesungen an den Hochschulen.
Bleiben die Ingenieure unter sich?
Nein, sie sitzen in diesen Gruppen zusammen mit IT-Spezialisten, Rechtsanwälten, Finanzexperten oder auch Naturwissenschaftlern. Das Geheimnis liegt in der Diversifikation: Jede Disziplin hat andere Ansätze, setzt andere Prioritäten.
Sie bieten zwei Arten, den Executive-und den Full-Time-MBA. Wo liegt der Unterschied?
Beim Executive-MBA setzen wir eine gewisse Managementerfahrung voraus, man sollte zudem mindestens seit fünf Jahren im Beruf stehen. Das Programm läuft größtenteils am Wochenende, sodass die Teilnehmer in der Regel voll weiter arbeiten. Der Full-Time-MBA richtet sich an Nachwuchs, der mindestens zwei Jahre Berufserfahrung besitzt. Managementerfahrungen sind hier noch nicht notwendig, wobei auch dieser Abschluss trotz seines Namens als Teilzeitstudium organisiert werden kann.
Welche Rolle spielen beim MBA geisteswissenschaftliche Diszplinen?
Der MBA verfolgt das Ziel eines ganzheitlichen Managementkonzepts, indem er die starke Trennung zwischen den Disziplinen aufhebt, die sich einerseits mit Gesellschaft und andererseits mit Wirtschaft befassen. Dennoch: Der MBA orientiert sich am Business, an den Unternehmen. Es geht also in der Regel nicht um die Volkswirtschaft, sondern um die Frage, wie man innerhalb eines Unternehmens erfolgreich Projekte umsetzt. Aber hier kommen eben auch Aspekte anderer Wissenschaften, jedoch auch ethische Fragen ins Spiel. Um es auf den Punkt zu bringen: Ein MBA wird nicht nur nach Lehrbüchern unterrichtet, sondern nach dem, was uns das Leben vorgibt.
Welche Rolle spielen ethische Fragen?
Durch die Finanzkrise ist das Thema Ethik weiter ins Zentrum gerückt. Es stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, das Interesse eines Unternehmens mit dem Interesse des Gemeinwohls auszubalancieren. Und darum geht es auch in den Seminaren.
Dürfen die MBA-Studenten auf Unterstützung durch die Unternehmen hoffen, bei denen sie angestellt sind?
Bis zu zwei Drittel der Unternehmen unterstützen ihre MBA-Kandidaten, indem sie Freiräume schaffen, die Urlaubszeit anders organisieren oder den MBA mitfinanzieren. Das Motiv liegt auf der Hand: Die Unternehmen wollen, dass ihre Leute weiterkommen.
Klappt das denn auch? Gibt es eine Erfolgsquote?
Es gibt eine ausreichende Zahl von Absolventen, denen durch den MBA ein Karrieresprung gelungen ist. Zuletzt hatten wir einen Ingenieur, der vor dem MBA für kleinere Projekte zuständig war und heute einen deutlich höheren Verantwortungsbereich leitet. Ich würde schätzen, dass aus unseren Klassen mit etwa 40 Leuten rund ein Drittel bis die Hälfte einen wirklich deutlichen Karrieresprung nach oben macht.
Ein Blick in die Vorstände der großen Technikkonzerne zeigt: Die Unternehmen setzen verstärkt auf Ingenieure als Spitzenmanager. Denn wenn es darum geht, technische Prozesse zu verstehen, ist ihr fachliches Know-how Gold wert. Doch ohne Führungsqualitäten und Wirtschaftswissen geht es nicht. Wer einen MBA draufsattelt weiß, wie Management funktioniert und was moderne Führung auszeichnet. Von André Boße
Die Spitzenpositionen in den deutschen Unternehmen sind nicht den BWLern und Juristen vorbehalten. Daimler-Chef Dieter Zetsche ist studierter Elektrotechniker. Martin Winterkorn, erster Mann bei Volkswagen, studierte Metallkunde. Lufthansa-Vorstandsvorsitzender Carsten Spohr ist Wirtschaftsingenieur. Bosch-Boss Volkmar Denner Physiker.
Vier Beispiele aus den deutschen Chefetagen, und was dort an der Spitze erkennbar ist, setzt sich auf den niedrigeren Managementebenen fort: Die Vorstellung, nach der Ingenieure in den Unternehmen Fachkarrieren starten und im Management von den BWL-Kollegen überholt werden, stimmt nicht mehr. Bei Siemens in Deutschland liegt der Anteil der Positionen mit Projekt- oder Personalverantwortung, die von Ingenieuren wahrgenommen werden, bei mehr als 50 Prozent. Auf globaler Ebene liegt die Konzernquote übrigens bei 40 Prozent – ein Zeichen dafür, dass Ingenieure in Deutschland besonders häufig den Weg ins Management finden. Und auch beim Autobauer Audi liegt der Anteil der Ingenieure auf den Führungsebenen bei knapp 50 Prozent.
MBA – wo kommt das eigentlich her?
In den USA und Großbritannien zählt der Master of Business Administration (MBA) schon seit mehr als 100 Jahren zu den Standardabschlüssen an den Universitäten. In Deutschland etablierte erstmals die Universität Saarbrücken im Jahr 1990 einen MBA-Studiengang, damals noch mit starker internationaler Ausrichtung. Heute wird der MBA von vielen Hochschulen angeboten, darunter Business Schools aber auch klassische Hochschulen. Er
zählt in Deutschland zu den Weiterbildungsstudiengängen, daher werden in der Regel Studiengebühren erhoben.
Linktipp
Einen Überblick über Anbieter bietet das Internetportal www.mba-studium.net.
Ingenieur mit Business-Know-how
Das sind beachtliche Zahlen, wobei weiterhin gilt: Egal, wie gut das technische Know-how ist, ohne Managementqualifikationen funktioniert der Aufstieg nicht. Im Gegenteil: So sehr die Unternehmen Ingenieure in Führungspositionen schätzen, so sehr legen sie auch Wert darauf, dass die Ingenieure verstehen, was Führung bedeutet – und dass sie diese Fähigkeiten auch anwenden können. „Die Anforderungen beschränken sich dabei nicht nur auf fundierte Fachkenntnisse, sondern in zunehmendem Maße auf Führungsfähigkeiten“, erläutert Marion Käser-Seitz, geschäftsführende Gesellschafterin der Personalberatung QRC, die sich auf Ingenieure fokussiert. Käser-Seitz geht sogar so weit zu sagen: „Ein Ingenieur, der keine Führungsfähigkeiten mitbringt, ist international praktisch nicht wettbewerbsfähig – und sei es auch für eine exponierte Fachfunktion.“
Aber was genau macht Ingenieure in Führungspositionen so begehrt? Warum gehen Unternehmen nicht den leichteren Weg und holen sich BWLer, die alle wichtigen Führungsqualifikationen bereits an der Universität gelernt haben? Die Frage geht an Audi, wo Ralph Linde, Geschäftsführer der unternehmenseigenen Audi Akademie, eine schnelle Erklärung findet. „Wir sind ein technisches Unternehmen und in diesem Bereich auf hohe fachliche Kompetenz angewiesen. Nur wer die Themen und Abläufe sehr gut kennt, hinterfragt Dinge und versucht, sie zu optimieren.“ Ähnlich argumentiert Nicole Herrfurth, die bei Siemens den Bereich Leadership Development leitet und im Konzern die Auswahl der Führungskräfte weltweit verantwortet: „Eine Führungskraft mit Ingenieurhintergrund kann bei technischen Fragestellungen mit den Technikern und Ingenieuren auf Augenhöhe diskutieren.“ Dieses Verständnis für technische Prozesse und technisches Denken ist es, was Unternehmen dazu bringt, Ingenieure zunehmend in das Management zu übernehmen. Dabei setzen sie verstärkt auch auf methodische Kompetenzen, die bei Ingenieuren seit jeher besonders stark ausgeprägt sind. „Vom Studium her ist es der Ingenieur gewohnt, strukturiert vorzugehen und Themen sachlich und zielorientiert voranzutreiben“, sagt Ralph Linde. „Das sind Eigenschaften, die im Führungsalltag helfen können.“
Ingenieure punkten bei Kommunikation
Auch bei Lufthansa Technik, der auf Ingenieurdienstleistungen spezialisierten Tochter der größten deutschen Fluglinie, stehen Ingenieure wegen ihres originären Know-hows als Führungspersönlichkeiten hoch im Kurs. „Wir sind ein Unternehmen, das stark durch technische Prozesse geprägt ist, wobei Ingenieure in der Regel eine große persönliche Nähe zu unserem Kernprodukt aufweisen“, sagt Peter Schürholz, Leiter Personalmarketing und Talent Relationship Management. Diese Nähe ist einerseits wichtig, um die richtigen fachlichen Entscheidungen zu treffen. Andererseits hilft sie dabei, einen Bereich der Führung zu gestalten, der besonders wichtig ist: die Kommunikation.
Glaubt man dem Klischee, dann sind Ingenieuren die Kommunikationsfähigkeiten nicht in die Wiege gelegt worden – zumal es im Studium häufig um andere Aspekte geht als um die freie Rede, motivierende Ansprachen oder Verhandlungsgeschick. Doch für Peter Schürholz haben Ingenieure gegenüber den Kollegen anderer Fachrichtungen einen großen Vorteil: Jede Führungskraft müsse in der Lage sein, angemessen mit den Kollegen des sogenannten Shop-Floors zu kommunizieren, also dort, wo körperlich gearbeitet wird – und das können Ingenieure. „In den Werkstätten und Flugzeughallen herrscht zuweilen ein etwas rauerer Ton. Damit muss die Führungskraft klarkommen. Sie muss sich den Respekt, die Wertschätzung und die Anerkennung der Mechaniker, Vorleute und Meister erst einmal verdienen – und dies fällt Führungskräften mit einem Ingenieurhintergrund unter Umständen leichter als einem BWLer.“
Manager im Blaumann
In der modernen Führung ist Authentizität ein besonders wichtiger Aspekt. Mitarbeiter wollen glaubwürdige Vorgesetzte, die Orientierung geben und Perspektiven entwickeln. Und hier besitzen Ingenieure in technisch geprägten Unternehmen durchaus einen Vorteil, weil sie die Sprache verstehen und die Materie kennen. So werden Managementtrainees – ob mit oder ohne Ingenieurhintergrund – nach ihrem Einstieg zunächst einmal auf einen drei Wochen langen Lauf durch das Unternehmen geschickt. „Hierzu gehört auch, dass sie sich den Blaumann überziehen, sich morgens um sechs Uhr im Meisterbüro melden und dann eine Frühschicht mitlaufen“, beschreibt Schürholz. Wem man in dieser Situation anmerkt, dass er zum ersten Mal in seinem Leben Arbeitskleidung trägt und dass er seinen für die Business School gekauften Anzug nur sehr widerwillig in den Spind hängt, kommt bei den Leuten in den Werkstätten nicht sehr authentisch rüber.
Ingenieure haben also gute Karten. Doch die Ansprüche an erfolgreiche Karrieren sind hoch. Bei Siemens achten die Personaler bei den Führungskräften „auf eine starke Ergebnis- und Kundenorientierung, strategisch-innovative Fähigkeiten, eine teamorientierte Zusammenarbeit und interkulturelle Sensibilität“, so Nicole Herrfurth. Diese Feinfühligkeit ist auch bei Audi ein zentraler Begriff der Führungsarbeit. „Wichtig ist das Verständnis für das Menschliche, für soziale Beziehungen“, definiert der Personalverantwortliche Ralph Linde. „Es braucht zudem die Toleranz, dass jeder Mensch individuell und verschieden ist.“ Was Führung heute auszeichnet, sei die Erkenntnis, dass es nicht einen Stil gibt, der für alle Mitarbeiter passt. Flexibilität und Empathie sind angesagt. „Deshalb“, so Linde, „ist es wichtig, die eher naturwissenschaftliche und technische Sichtweise eines Ingenieurs um eine sozialwissenschaftliche, auf den Menschen fokussierte zu erweitern.“
Coachings für Führungsnachwuchs
Ein Beispiel aus dem Alltag bei Lufthansa Technik: Wenn die Konzernmutter Lufthansa ein Flugzeug an ihre Tochter übergibt, möchte sie es möglichst schnell zurückhaben – schließlich können Flugzeuge nur Geld erwirtschaften, wenn sie in Betrieb sind. Wartet oder repariert die Lufthansa Technik ein Flugzeug oder stattet sie es neu aus, tickt im Hintergrund also immer die Uhr mit. „Diese Rahmenbedingungen erfordern von den Führungskräften hohe Belastbarkeit und Flexibilität“, sagt Peter Schürholz. „Die meisten Aufgaben sind projekthafter Natur – daher sind entsprechende Fähigkeiten im Projektmanagement unverzichtbar.“
Der Weg in Führungspositionen erfolgt für Ingenieure in der Regel zunächst einmal über kleinere Projekte. „Man startet mit der Führung von Teams und erhält mit der gewonnenen Erfahrung mehr Verantwortung“, beschreibt die Siemens-Personalerin Nicole Herrfurth den Weg. Um den Ingenieurnachwuchs fit für die Führung zu machen, bieten die Unternehmen in der Regel eigene Schulungen, wobei ambitionierte Einsteiger darauf achten sollten, dass die Arbeitgeber bei diesen Fortbildungen das einhalten, was sie auch von ihren Führungskräften verlangen: Genauso wenig, wie es den einen universellen Führungsstil gibt, darf man es bei der Fortbildung nicht bei Standardschulungen belassen. „Wir bieten daher eine Vielzahl von Kursen“, sagt Nicole Herrfurth. „Dabei haben wir je nach Situation unterschiedliche Trainings im Angebot, denn: Mitarbeiter, die ganz neu eine Führungsposition übernehmen, haben andere Fragen als langjährige Führungskräfte, die ganze Bereiche leiten.“
Ethik im Fokus
Ist die erste Führungsposition erreicht, beginnt für die Ingenieure in den Unternehmen eine sensible Zeit. Vorgesetzter zu sein, zudem mit MBA-Abschluss, ändert den eigenen Status. Der Einfluss im Unternehmen steigt, die höhere Position verleiht Macht. Es ist nicht immer einfach, damit umzugehen, weshalb es für Ingenieure in Führungspositionen besonders wichtig ist, weiterhin engen Kontakt zur Basis zu halten. „Keine Führungskraft weiß mehr als die Summe ihrer Mitarbeiter“, sagt Audi- Personaler Ralph Linde. Dennoch müsse man auch in der Lage sein, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. „Führung ist daher immer eine Gratwanderung zwischen Beteiligung und eigener Entscheidung.“ Ein konkreter Aspekt ist hier die Frage nach einer guten Work-Life-Balance – für das Team, aber auch für die Führungskraft selbst. „Die eigene Fitness sowie ein erfülltes Arbeits- und Privatleben sind Voraussetzungen für gute Leistung. Innerhalb des Teams für diese Balance zu sorgen, heißt auch, verantwortlich zu handeln“, sagt Ralph Linde. Sobald die Macht ins Spiel kommt, stellen sich auch ethische Fragen. Wer über ein herausragendes technisches Fachwissen verfügt, denkt oft darüber nach, was technisch alles möglich ist. Für Ingenieure in Führungspositionen ist es jedoch wichtig, immer auch zu hinterfragen, ob das, was machbar ist, auch das ist, was für das Unternehmen gut ist. Und zwar nicht nur aus ökonomischer Sicht, sondern auch mit Blick auf die Werte, für die das Unternehmen steht. Für Peter Schürholz von Lufthansa Technik ist es daher wichtig, dass bei den Führungskräften eine „hohe Übereinstimmung zwischen eigenen Werten und Unternehmenskultur herrscht“.
Doch wie findet man nun einen persönlichen Führungsstil, der zum Unternehmen passt? Audi-Personaler Ralph Linde gibt Einsteigern folgenden Tipp: „Das beste Modell, Führung zu erleben, ist der eigene Vorgesetzte. Läuft alles gut, ist er ein Vorbild, an dem man sich orientieren kann. Wenn nicht, kann man versuchen, alle negativen Erfahrungen in der eigenen Führungsverantwortung nicht zu wiederholen.“
Buchtipps
Eine Vielzahl von Büchern beschäftigt sich mit modernen Führungsstilen und wichtigen Qualitäten. Empfehlenswert für Fortgeschrittene ist „Führen mit flexiblen Zielen“ des Autors Niels Pfläging (Campus 2011), der sich von üblichen Managementpositionen verabschiedet und neue Ansätze für die Führung formuliert. Gezielt an Ingenieure richtet das Buch „Ingenieure an die Schalthebel: Mit den Fähigkeiten der ,Komplexkönner’ zu unternehmerischen Spitzenleistungen“ (Linde 2014). Noch Managementlaie mit knappem Zeitbudget? Kein Problem: „Der 5-Minuten-Manager“ von James McGrath (Börsenmedien 2014) bietet kurze, leicht verdauliche Häppchen für den Einsteiger.
Der neue karriereführer hochschulen erscheint in wenigen Tagen als Plädoyer für weniger Angst und mehr Liebe in der Arbeitswelt. Warum wir unseren Job deshalb noch lange nicht lieben müssen, erklärt Alix Faßmann, Autorin und Mitbegründerin von Haus Bartleby, Zentrum für Karriereverweigerung. Die Fragen stellte André Boße.
karriereführer hochschulen
„Angst oder Liebe“ – Was uns antreibt.
Mit: Thomas Sattelberger ♥ Erwin Wagenhofer ♥ André Stern ♥ Katrin Bauerfeind ♥ Stephan Grünewald ♥ Barbara Pachl-Eberhart ♥ Hubertus Meyer-Burckhardt
Demnächst an deinem Campus
Frau Faßmann, wie kann es passieren, dass uns die Arbeit Angst macht?
Arbeit ist Angst vor dem Zuspätkommen, vor dem Verpassen, vor der Armut, vor dem Ausgeschlossensein. Oder positiv formuliert: „Chancen, Chancen, Chancen!“
Und wir haben Angst, diese nicht zu nutzen.
Genau. Dabei hat alles Arbeit zu sein. Was nicht Arbeit ist, ist schlecht. Wer nicht arbeitet, säuft zumindest literweise Kaffee, damit er schneller an die Arbeit denken kann, die er jetzt gleich erledigen wird. An die Mails die checken muss oder zumindest – das kann doch nun wirklich erwartet werden! – die 30 Bewerbungen, die er pro Monat zu schreiben hat, wenn er keine Arbeit hat. Arbeit kommt mit Angst vor der Angst. Sie spielt mit dem guten Gefühl, etwas geschafft zu haben, etwas wert zu sein. Wer jedoch keine Arbeit hat, der ist nichts Wert.
Was muss denn geschehen, damit Arbeit mit Liebe geschehen kann?
Liebe ist schön, wird aber überbewertet.
Worum geht es dann?
Um konkrete Beteiligung! Wem gehört der Betrieb, für den ich arbeite? Wohin fließen etwaige Gewinne? Wer trifft die Entscheidungen? Was ist mit den vielen Menschen, die keine Arbeit haben? Und muss überhaupt jeder eine Arbeit machen, in der Art, wie wir sie heute noch definieren? Wem bezahle ich die Miete für ein einfaches Dach über dem Kopf? Ist das derzeitige Erbschaftsrecht noch zweckmäßig? Und wann haben wir endlich Demokratie und Freiheit auch in der Wirtschaft, die bislang fast völlig ohne diese beiden vielbeschworenen Konzepte stattfindet? Wenn wir nicht wollen, dass uns die Vorteile einer offenen Gesellschaft irgendwann verloren gehen, müssen wir diese Fragen aufwerfen.
Arbeit ist nicht unser Leben, Cover: Bastei Lübbe AG
Um doch noch einmal auf die Liebe zurückzukommen …
Tja, die Sehnsucht nach Liebe. Ein früherer Bundespräsident sagte einmal: „Nicht Deutschland liebe ich, sondern meine Frau!“ Dieser Satz ist zutreffend und schön. Denn die Liebe zu einer Sache ist zwar manchmal hilfreich, man nennt diesen Zustand dann Euphorie. Aber wenn wir uns in unfreien wirtschaftlichen Abhängigkeiten begegnen, dann ist die Liebe kein guter Ratgeber. Vielmehr scheint es mir so, dass fast alle Menschen sagen, sie liebten ihren Job, dieses jedoch um ihrer Karriere willen einfach behaupten – und auch wohl behaupten müssen. Und tun sie doch Dinge tun, die einfach hässlich sind. Eine ganz andere Haltung wäre es, wenn wir wirklich einmal nach den Prinzipien der Liebe leben und auch arbeiten würden: Wir sind hier zusammen drin – und eben nicht gegeneinander.
Alexander Hartmann war erfolgreicher Banker. Heute arbeitet er als Sozialpädagoge und ist Teamleiter einer Jugendwohngruppe in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Nach 20 Jahren in der Finanzbranche konnte Alexander Hartmann sich mit den Zielen seiner Arbeit nicht mehr identifizieren. Er wählte einen radikalen, aber notwendigen Schritt und fand zurück zu einem positiven Lebensgefühl. Von Anna Beutel
Zur Person
Alexander Hartmann machte eine der klassischen Bankkarrieren der 90er-Jahre: Nach einem Praktikum bei einer Schweizer Großbank und einem berufsbegleitendem Studium der Betriebswirtschaft erklomm der heute 47-Jährige die Karriereleiter – erst als Credit Risk Officer, später als Compliance Officer und Leiter der Abteilung Compliance Private Banking. Bis 2010 war er Chief Compliance Officer mit Verantwortung für sämtliche Compliance-Aktivitäten in der Sarasin Gruppe. Mit 43 Jahren begann Hartmann von vorn: Er wurde Sozialpädagoge und Sozialarbeiter.
20 Jahre arbeitete Alexander Hartmann in der Finanzbranche. Ein Beruf, der ihn anfangs durchaus erfüllte. „Ich habe das damit verbundene hohe gesellschaftliche Ansehen, die Bewunderung von Kolleginnen und Kollegen, die vielen internationalen Kontakte und Reisen genossen“, erinnert er sich. Doch schon damals hat ihn das Arbeitstempo stark gefordert. Die ersten Erschöpfungszustände nahm er jedoch erst ernst, als ihm auffiel, wie sich auch sein Wesen veränderte. Heute beschreibt er es so: „Ich wurde härter, teilweise abgestumpft. Ich verlor meine Sensibilität, meine weichen Seiten, die mich als Menschen ausmachen.“ Wichtig waren ihm vielmehr kommerzielle Dinge, wie ein schönes Auto oder teure Ferienreisen. Genießen konnte er diese Dinge aber nicht – dazu hatte er zu wenig Zeit und nicht die nötige Ruhe.
Im Jahr 2006 kam es zu einem Wechsel im Top-Management seines damaligen Arbeitgebers. Es galten auf einmal andere Werte, Profitmaximierung um jeden Preis stand plötzlich im Vordergrund. Es zählte nicht mehr der Mensch, sondern Mitarbeiter hatten zu funktionieren. Für Hartmann kein tragbarer Zustand. Schließlich wagte er einen ersten Schritt in Richtung berufliche Neuorientierung und absolvierte ein berufsbegleitendes Masterstudium in angewandter Ethik an der Universität Zürich. Gut drei Jahre später, nach vielen Gesprächen mit Familie und Freunden, entschloss er sich, eine radikale Entscheidung in die Tat umzusetzen und ein einjähriges Praktikum im Bürgerlichen Waisenhaus Basel zu leisten.
Sich für andere Menschen einzusetzen, ihnen Gehör zu verschaffen und ihnen dabei zu helfen, die eigene Lebenslage nachhaltig verbessern zu können, war ihm schon immer ein großes Anliegen. Heute studiert der ehemalige Banker im letzten Jahr an der Fachhochschule Nordwestschweiz Soziale Arbeit und Sozialpädagogik. Parallel zum Studium arbeitete Alexander Hartmann ein Jahr als angehender Sozialarbeiter in einer psychiatrischen Universitätsklinik in Basel mit suchtkranken Menschen, im Sommer 2014 übernahm er die Teamleitung einer Jugendwohngruppe in der stationären Kinder- und Jugendhilfe. Eine Jugendwohngruppe beherbergt 13 bis 18 Jahre alte Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei den Eltern wohnen können.
Die intensive Auseinandersetzung mit Menschen, die Hilfestellung im Leben benötigen, ist für den 47-Jährigen der wesentliche Unterschied zur Arbeit in der Finanzindustrie. Ein Sozialpädagoge muss Beziehungen eingehen, sich auf den anderen einlassen, ihn begleiten und fördern, damit er die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben erhält. Das ist es, was Alexander Hartmann erfüllt, was ihn den Sinn seines beruflichen Wirkens wiederfinden ließ. „Ich stehe heute auf und freue mich auf meine Arbeit. Und ich fahre mit dem Fahrrad und ohne Krawatte und Anzug zur Arbeit“, fügt er lachend hinzu.
Doch nicht nur in dieser Hinsicht trug der berufliche Wechsel zu einem positiven Lebensgefühl bei. Er ist dem goldenen Hamsterrad entkommen, in dem er sich gefangen fühlte, und hat nun wieder Freude an den kleinen Dingen und vor allem Zeit mit der Familie. Er kann heute mitgestalten und mit Menschen zusammenarbeiten, die achtsam durch das Leben gehen und Rücksicht auf Schwächere nehmen.
Die Erfahrung lehrte ihn, das eigene Leben und nötige Veränderungen beherzt in Angriff zu nehmen. Statt auf den Kopf, rät er, sollten alle viel mehr auf den Bauch hören. Berufseinsteiger sowie Menschen, die sich neu orientieren möchten, sollten einen Beruf wählen, der sie glücklich macht – auch wenn sie dadurch weniger Geld verdienen. Denn viel Geld sei definitiv kein Faktor, der dazu beitrage, glücklich zu werden, findet der Sozialpädagoge: „Glücklich machen uns andere Dinge, wie die Freude am Beruf, Zeit mit Menschen, die wir lieben, und Zeit für alles, was uns Freude bereitet.“
Sergio Bambaren: Ein Strand für meine Träume.
Piper 2012. ISBN 978-3492232296. 8,99 Euro
Joachim Bauer: Arbeit: Warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht.
Blessing 2013. ISBN 978-3896674746. 19,99 Euro
Chris Brügger, Jiri Scherer: Denkmotor: Nichts ist gefährlicher als eine Idee, wenn es die einzige ist.
Gabal 2014. ISBN 978-3869365978. 24,90 Euro
Alix Faßmann: Arbeit ist nicht unser Leben: Anleitung zur Karriereverweigerung.
Bastei Lübbe 2014. ISBN 978-3785761045. 12,99 Euro
Harry G. Frankfurt: Gründe der Liebe.
Suhrkamp 2014. ISBN 978-3518297117. 10,00 Euro
Julia Friedrichs: Ideale: Auf der Suche nach dem, was zählt.
Hoffmann und Campe 2011. ISBN 978-3455501872. 19,99 Euro
Rainald Goetz: Johann Holtrop. Roman.
Suhrkamp 2012. ISBN 978-3518422816. 19,95 Euro
Rainer Gross: Angst bei der Arbeit – Angst um die Arbeit: Psychische Belastungen im Berufsleben.
Huber 2014 (Erscheinungstermin Februar 2015). ISBN 978-3456854014. 24,95 Euro
Arno Gruen: Dem Leben entfremdet: Warum wir wieder lernen müssen zu empfinden.
Klett-Cotta 2013. ISBN 978-3608947465. 19,95 Euro
Anselm Grün: Versäume nicht dein Leben!
Vier Türme 2014. ISBN 978-3896809018. 16,90 Euro
Berthold Gunster: Ja-aber was, wenn alles klappt? So machen Sie Ihr Problem zur Möglichkeit.
Campus 2011. ISBN 978-3593393735. 6,13 Euro
Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken.
Pantheon 2014. ISBN 978-3570552155. 16,99 Euro
Verena Kast: Vom Sinn der Angst: Wie Ängste sich festsetzen und wie sie sich verwandeln lassen.
Herder 2014. ISBN 978-3451058394. 8,99 Euro
Annelie Keil: Auf brüchigem Boden Land gewinnen: Biografische Antworten auf Krankheit und Krisen.
Kösel 2014. ISBN 978-3466309078. 17,99 Euro
Volker Kitz: Ich will so werden, wie ich bin: Für Selberleber.
Campus 2011. ISBN 978-3593392189. 19,90 Euro
Christian Kreiß: Geplanter Verschleiß: Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt – und wie wir uns dagegen wehren können.
Europa 2014. ISBN 978-3944305516. 18,99 Euro
Demian Lichtenstein: Die Gabe: Entdecke deine Bestimmung und lebe sie.
Scorpio 2011. ISBN 978-3942166195. 18,95 Euro
Royston Maldoom: Tanz um dein Leben: Meine Arbeit, meine Geschichte.
Fischer 2010. ISBN 978-3100473905. 22,95 Euro
Safi Nidiaye: Wieder fühlen lernen: Wie wir uns selbst und die Welt heilen können.
Heyne 2014. ISBN 978-3453702530. 8,99 Euro
Marco Nink: Engagement Index 2001 – 2013: Die neuesten Daten und Erkenntnisse aus 13 Jahren Gallup-Studie.
Redline 2014. ISBN 978-3868815283. 30,00 Euro
Hinnerk Polenski: In der Mitte liegt die Kraft: Mit Zen gelassen bleiben in der Arbeitswelt.
Kamphausen 2014. ISBN 978-3899017656. 14,95 Euro
Christoph Quarch: Das große Ja: Ein philosophischer Wegweiser zum Sinn des Lebens.
Goldmann 2014. ISBN 978-3442220908. 8,99 Euro
Iris Radisch: Camus: Das Ideal der Einfachheit. Eine Biographie.
Rowohlt 2013. ISBN 978-3498057893. 19,95 Euro
Sarah Schill: Anständig leben: Mein Selbstversuch rund um Massenkonsum, Plastikmüll und glückliche Schweine.
Südwest 2014. ISBN 978-3517089911. 14,99 Euro
Hans Christian Schrader, Jürgen Hesse: Was steckt wirklich in mir? Die Potenzialanalyse.
Stark 2013. ISBN 978-3866684119. 19,95 Euro
Paul Verhaeghe: Und ich? Identität in einer durchökonomisierten Gesellschaft.
Antje Kunstmann 2013. ISBN 978-3888978692. 19,95 Euro
Konstantin Wecker: Die Kunst des Scheiterns: Tausend unmögliche Wege, das Glück zu finden.
Piper 2009. ISBN 978-3492253192. 9,99 Euro
Konstantin Wecker: Mönch und Krieger: Auf der Suche nach einer Welt, die es noch nicht gibt.
Gütersloher 2014. ISBN 978-3579070667. 19,99 Euro
Beate Winkler: Es ist etwas in mir, das nach Veränderung ruft: Der Sehnsucht folgen.
Kösel 2014. ISBN 978-3466310081. 19,99 Euro
Natur und Heilen: Die Monatszeitschrift für gesundes Leben. Ausgabe November 2014.
Schwerpunkt: Wege nach innen: Die eigene Berufung finden – Wege zu einem erfüllten Leben. 4,00 Euro
Martin Buber: Alles wirkliche Leben ist Begegnung: Hundert Worte.
Neue Stadt 1998. ISBN 978-3879963751. 9,90 Euro
Jack Canfield, Mark Victor Hansen: Hühnersuppe für die Seele: Geschichten, die das Herz erwärmen.
Goldmann 1996. ISBN 978-3442132096. 8,99 Euro
Dale Carnegie: Sorge dich nicht, lebe!
Fischer Scherz 2002. ISBN 978-3502151043. 9,99 Euro
Thorwald Dethlefsen, Ruediger Dahlke: Krankheit als Weg: Deutung und Bedeutung der Krankheitsbilder.
Goldmann 2000. ISBN 978-3442215584. 9,00 Euro
Viktor E. Frankl: … trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager.
Kösel 2014. ISBN 978-3466368594. 17,95 Euro
Erich Fromm: Die Kunst des Liebens.
dtv 2014. ISBN 978-3423361026. 7,90 Euro
Erich Fromm: Haben oder Sein.
dtv 2014. ISBN 978-3423342346. 7,90 Euro
Khalil Gibran: Der Prophet.
dtv 2003. ISBN 978-3423340670. 5,00 Euro
Werner Tiki Küstenmacher, Lothar J. Seiwert: simplify your life: Einfacher und glücklicher leben.
Campus 2004. ISBN 978-3593374413. 19,90 Euro
Thich Nhat Hanh: Liebe heißt, mit wachem Herzen leben: Der Weg zu sich selbst und zu anderen.
Herder 2013. ISBN 978-3451061653. 8,99 Euro
Nossrat Peseschkian: Wenn du willst, was du noch nie gehabt hast, dann tu, was du noch nie getan hast: Geschichten und Lebensweisheiten.
Herder 2002. ISBN 978-3451052019. 7,90 Euro
Franz Simon: Angst, Wut & Schmerz. Eine Expedition zu den verflixten Gründen.
Körner, Fellbach 1997. ISBN 978-3922028178. 12,50 Euro
Internet-Tipps
Haus Bartleby – Zentrum für Karriereverweigerung: hausbartleby.org
Im Ländle geboren, in die Welt hinausgezogen – S-taff stellt in der SCHWÄBISCH HALL OF FAME Menschen aus Schwaben vor, die weit über die schwäbischen Grenzen hinaus erfolgreich sind. Interview: Franziska Immel-Andrä
Zur Person
Schwäbische Wurzeln: Katrin Bauerfeind wurde am 21. Juli 1982 in Aalen geboren, wo sie aufwuchs (auf 1,76 m) und ihr Abitur machte. Auszug in die Welt: Von 2003 bis 2007 studierte Bauerfeind Technikjournalismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, lernte Hochdeutsch und avancierte zur Moderatorin der Web-TV-Sendung Ehrensenf; ausgezeichnet mit Grimme Online Award und Lead Award. Seitdem ist sie vielfältig tätig, moderierte vertretungsweise das Trendmagazin Polylux in der ARD, gab die Sidekickerin für Harald Schmidt und schauspielert in TV- und Kinofilmen. Derzeit dreht sie die zweite Staffel ihrer 3sat-Sendung „Bauerfeind assistiert“ und ist auf Lesetour mit ihrem ersten Buch.
Frau Bauerfeind, Sie sind in Aalen geboren und leben jetzt in Köln. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie in Ihre schwäbische Heimat zurückkommen?
Auf die noch warmen Brezeln vom Bäcker „Eymann“, die besten Brezeln der Welt, und auf Linsen und Spätzle von Oma.
Am 6. März ist Ihr Buch „Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag: Geschichten vom schönen Scheitern“ erschienen. Scheitern die Schwaben eigentlich anders als die Rheinländer?
Wahrscheinlich betrifft es eher die Deutschen im Allgemeinen. Laut einer Umfrage liegen wir auf dem vorletzten Platz, was die Toleranz von Fehlern angeht, im Vergleich mit 61 anderen Ländern. Der Optimierungswahn hat ja ordentlich zugeschlagen, ich schreibe an gegen das „immer dünner, besser, smarter“. Wie beim iPhone erwartet offenbar jeder, dass jetzt auch bei den Menschen die nächste Generation in allen Bereichen besser ist als die davor. Aber selbst Thomas Alva Edison musste 9000 Glühdrähte ausprobieren, bis es Licht wurde. Scheitern gehört dazu und deshalb ist mein Motto: Heiter weiter oder wie der Rheinländer sagt: Et kütt wie et kütt ond et hätt noch emmer jot jejange.
Und wodurch zeichnet sich Ihre Art zu scheitern aus? Hat sie etwas Schwäbisches?
Ich scheitere ja vorwiegend auf niedrigem Niveau. Am Pünktlich sein, Nichtrauchen, Sport machen. Mein Sport ist eher das Scheitern an sich. Gäbe es das als olympische Disziplin, eine Art moderner Scheiter-Zehn-Kampf, dann wäre ich darin mindestens so gut wie Usain Bolt im Sprinten. Ich würde ständig Gold holen. Und das nicht nur, weil ich Schwäbin bin. Ich denke, ich würde mich, unabhängig von meiner Herkunft, im internationalen Vergleich ganz gut schlagen.
Das fünfte Kapitel Ihres Buches heißt: Dialekt der Aufklärung oder Ich in New York (zwischen Stuttgart und Ulm). Was geben Sie den Schwaben in diesem Kapitel mit?
Das ist eine Liebeserklärung an meine Heimat, zumindest wenn man zwischen den Zeilen liest. Heimat ist ja das wohlig Vertraute, weil sich dort bestenfalls nie etwas ändert und gleichzeitig macht einen genau das wahnsinnig. Jeder kennt wahrscheinlich die Phase im Leben, in der man nicht so werden will wie die Eltern, nur um dann früher oder später festzustellen, dass man in einer fremden Stadt genauso aufgeregt Auto fährt wie Mutti. Ich wollte früher auch immer die Kehrwoche, den superschick angelegten Vorgarten und den Hochdruckreiniger, der in keinem guten Haushalt fehlen darf, hinter mir lassen und stehe jetzt natürlich total auf diese Ordnung, Struktur und Sauberkeit. Im Herzen bin ich Aalen, deswegen ist das Kapitel auch eine versteckte Liebeserklärung. Man guckt eben immer aus seinem Kinderzimmer in die Welt.
Außerdem sagen Sie in Ihrem Buch: „Der Ehrgeiz hat in Aalen noch keine Filialen eröffnet.“ Ist es demnach für Menschen, die Karriere machen wollen, hinderlich oder wünschenswert, in Aalen zu leben?
Man kann dort ein sehr unbeschwertes Leben führen, was sensationell ist. Ich hatte immer das Gefühl, dass das Leben hier noch in Ordnung ist, was man schon daran merkt, dass ich fast 13 war, bis ich festgestellt habe, dass um unser Land, Baden-Württemberg, noch ein anderes Land ist, nämlich Deutschland. Auf der anderen Seite gibt es, wie in jeder anderen Kleinstadt, bestimmte Dinge einfach nicht. Man kann in Aalen keine Fernsehmoderatorin werden.
Am Erscheinungstag haben Sie bei Facebook gepostet: „Der ultimative Karrieretipp: Hochscheitern!“ Jetzt mal ganz ehrlich, was raten Sie jungen Berufseinsteigern, wenn es mal nicht gut läuft im Job?
Ganz ehrlich, genau das: Hochscheitern! Scheitern ist im ersten Moment immer schmerzhaft und fühlt sich an wie das Gegenteil von Erfolg. Ich glaube, es ist der Weg zum Erfolg, wenn man wirklich etwas will und daran glaubt es erreichen zu können. Aus Fehlern lernt man, man entwickelt sich weiter und oft genug sind sie im Nachhinein wichtig und richtig gewesen. Ich rate allen jungen Menschen keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Mutig rein und wenn´s schief geht, dann eben heiter weiter!
In verschiedensten TV-Sendungen und auf Veranstaltungen wie den Berliner Filmfestspielen moderieren Sie live, Sie sind regelmäßig zu Gast in Talk-Shows – haben Sie Lampenfieber? Wie gehen Sie damit um?
Nein, Lampenfieber habe ich nicht mehr wirklich. Früher, als Fernsehen und Bühne neu für mich waren, hatte ich Lampenfieber. Vor meinem ersten Fernsehauftritt, bei „tv total“ war ich sehr aufgeregt. Ständig stand jemand von der Show neben mir und sagte: „Noch drei Minuten…noch zwei Minuten…noch 15 Sekunden“, sehr zackig und leicht panisch. Es klang so, als wäre es der Countdown für den Weltuntergang, mein persönlicher Weltuntergang. Aber man lernt damit umzugehen und heute ist es kein Lampenfieber mehr, sondern einfach eine positive Spannung, die es braucht, um konzentriert und auf den Punkt da zu sein.
In Ihren Sendungen „Bauerfeind“ und „Bauerfeind assistiert…“ haben Sie viele interessante Persönlichkeiten interviewt. Wer hat Sie am meisten beeindruckt? Warum?
Michael Gorbatschow war toll. Ich hab ihm zum Einstieg unseres Gesprächs gestanden, dass ich Geschichte-Leistungskurs hatte und das Abitur quasi nur aus Fragen zu ihm bestand, ich aber nur neun Punkte hatte, was mir zum ersten Mal echt unangenehm war, als ich so vor ihm stand. Und er: Sehen Sie, Mädchen, da sag noch mal einer, dass man das was man in der Schule lernt später nicht braucht. Ziemlich spannend war auch das Interview mit Noel Gallagher in der Garderobe von Liam Gallagher von Oasis. Die beiden haben ja ein eher schwieriges Verhältnis. Auf die Frage, ob es denn gar nichts gebe, was er an seinem Bruder mag, antwortete Noel: „Doch, seine Haare sind manchmal ganz gut.“ Und alle zwei Minuten klopfte ein anderer Manager und sagte: Wenn der Liam euch hier sieht, gibt´s auf die Fresse. Herrlich!
Auf der Verlagswebsite steht über Sie als Autorin: „Katrin Bauerfeind, geboren in Aalen, Sternzeichen Schwäbin…“ Für welche Eigenschaften steht dieses Sternzeichen denn?
Für eine gewisse Ordnung. Ich bin dagegen, dass man die Hauswände anderer Leute anmalt oder deren Fahrräder klaut, was in Köln in etwa so selbstverständlich ist wie Einkaufen zu gehen.
In Aalen hatten die Römer ihr größtes Reiterkastell nördlich der Alpen und auch die Ursprünge Ihres jetzigen Wohnortes Köln gehen auf die Römer zurück. Angenommen Sie wären eine wohlhabende Römerin – welches Motiv wäre auf dem Fußbodenmosaik in der Eingangshalle Ihrer Villa dargestellt?
Ich denke ein Hochdruckreiniger, der mich daran erinnert, dass ich dringend mal wieder sauber machen sollte.
Die Ausstellung „Entscheiden“ ist ab dem 10. Oktober 2014 in Bremen erstmals in Deutschland zu erleben.
Die interaktive Ausstellung will das Leben als Supermarkt der Möglichkeiten zeigen, in dem jeder einzelne immer wieder vor der Qual der Wahl steht. Unter anderem
berichten Jugendliche über ihre erste Berufswahl,
debattieren Bürger über ihren politischen Entscheidungsspielraum,
erzählen Paare, was sie in unverbindlichen Zeiten zusammenhält,
berichten prominente Entscheidungsträger wie der Schiedsrichter Urs Meier und der Chefredakteur Giovanni di Lorenzo über ihren persönlichen Umgang mit Risiko, Intuition und Fehlentscheidungen.
Wirtschaftsprüfer und Steuerberater – Karriere im Herzen der Unternehmen
Gespür. Wirtschaftsprüfer und Steuerberater dringen bis in das Herz der Unternehmen ihrer Mandanten vor. Ihre Aufgabe: Das Unternehmen mit all seinen Abläufen zu verstehen und auch hinter die Zahlen zu blicken. Dabei kommt es darauf an, exzellente Fachkenntnisse mit detektivischem Spürsinn zu verbinden.