Transfer zur Crossmedialität

Foto: Fotolia/Rawpixel
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Was bedeutet Crossmedia eigentlich für Absolventen, die in die Medienbranche einsteigen wollen? Welche Berufsfelder entwickeln sich dadurch, dass Verlage, Fernsehsender und Hörfunkanstalten ihre Zielgruppen auch im Web erreichen wollen? Wir haben uns bei großen Medienunternehmen umgehört. Von Anna Beutel.

Buchtipp

Noch nie gab es eine solche Menge an Daten, und noch nie bot sich die Chance, in der Datenflut konkrete Zusammenhänge zu entschlüsseln. Die Autoren Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier beschreiben in ihrem Buch, was Big Data ist, welche Möglichkeiten sich eröffnen und welche Risiken damit verbunden sind.
Viktor Mayer-Schönberger, Kenneth Cukier
Big Data: Die Revolution, die unser Leben verändern wird.
Redline Verlag 2013.
ISBN 978-3868815061.
24,99 Euro

Medien werden nach wie vor gerne und häufig konsumiert: sowohl offline als auch online. Laut der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (agma) bleibt die Zeitschriftennutzung in Deutschland im Juli 2014 im Vergleich zur letzten Analyse im Januar 2014 auf hohem Niveau fast stabil. 91,3 Prozent der über 14-Jährigen lesen Zeitschriften, das sind mehr als 64 Millionen Leser.

Die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie 2014 besagt, dass der Durchschnittsnutzer täglich 166 Minuten im Netz ist – damit ist die Dauer stabil. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 169 Minuten. Dafür hat sich die Unterwegs- Nutzung in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt: Lag der Anteil der Onliner, die unterwegs surfen, 2012 noch bei 23 Prozent, ist er aktuell auf 50 Prozent gestiegen. Treiber für die Ausweitung sind vor allem Tablet-PCs, Smartphones und andere mobile Geräte. Video- und Fernsehinhalte im Netz werden immer beliebter. Die Nutzung der Mediatheken der Fernsehsender stieg von 28 Prozent (2013) auf 32 Prozent (2014). Bereits heute macht der Fernsehkonsum über das Internet rund 8 Minuten der gesamten TV-Nutzung (248 Minuten) aus, das sind drei Prozent des täglichen Fernsehkonsums. 2013 waren es 5 Minuten bei einem Anteil von zwei Prozent. Unternehmen in der Medienbranche bleiben also auch in Zukunft unersetzbar. Die Gründe: ihre große Reichweite und eine über Jahre etablierte Fachkompetenz. Aber es findet ein Transfer zur Crossmedialität statt. Das heißt, dass Inhalte aus den klassischen Medien auch im Web in Aktion treten. Doch was bedeutet der Transfer für moderne Medienunternehmen?

Die meisten Verlage, Fernsehsender und Hörfunkanstalten setzen darauf, neue Medienkanäle zu nutzen, ohne die alten Stärken zu vergessen. Für die Bauer Media Group mit Sitz in Hamburg zum Beispiel ist ein solcher crossmedialer Ansatz entscheidend. „Auf der einen Seite stehen die Stärkung bestehender Printtitel und Investitionen in innovative Zeitschriftenkonzepte – auf der anderen Seite eine Ausweitung der Printinhalte in digitale Medien sowie die Entwicklung eigener Digitalformate in den Bereichen Online und Mobile“, erläutert PR-Referentin Anika Otto.

Auch Hubert Burda Media hat das Privatkundengeschäft im Internet früh als wichtiges Standbein für das Medienhaus identifiziert und für sich erschlossen. „Wir setzen auf die Entwicklung von Digitalprodukten und Beteiligungen an Internet-Firmen wie Xing, Zooplus, Cyberport oder Holidaycheck“, erläutert Marianne Lena Reif, Manager Corporate PR. Wichtig sei es, so Ulrich Bensel, Leiter des Konzernbereichs Personal bei der Südwestdeutschen Medienholding GmbH mit Sitz in Stuttgart, dem steten Wandel unserer Märkte nicht mit Nervosität und Furcht zu begegnen. Den sich ständig wechselnden Herausforderungen in Sachen Innovations- und Gestaltungskraft sollten wir vielmehr mit wachsender Begeisterung entgegen treten.

IT-Affinität mit Vertriebsgen
Starke Marken können sich also auch im Netz behaupten. Doch was bedeutet die crossmediale Aufbereitung von Inhalten für Berufseinsteiger in die Medienbranche? Welches Know-how müssen Hochschulabsolventen mitbringen? Für Studenten der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie Wirtschaftsinformatiker, die sich im Studium mit Sachverhalten und Vorgängen innerhalb eines Unternehmens, dessen wirtschaftlicher Entwicklung und IT-Strategien beschäftigen, eröffnet sich hier ein interessantes Arbeitsfeld. Mit ihrer Fachkompetenz sind sie beispielsweise in den Bereichen Marktforschung, Marketing, Vertrieb oder Statistik wertvolle Mitarbeiter.

„Gesucht wird, wer mit der deutschen Sprache umzugehen weiß, eine sehr hohe IT-Affinität mitbringt und aus Zahlen die richtigen Schlüsse zu ziehen weiß“, so Dr. Wolfgang Achilles, Geschäftsführer von Jobware, einer Jobbörse für Fach- und Führungskräfte. „Wer dann noch ein Vertriebsgen mitbringt, wird sich umworben fühlen.“ Marianne Lena Reif wiederum sagt zu den gesuchten Qualifikationen: „Von speziellem Interesse sind Berufseinsteiger, die in einem journalistischen, grafischen, kaufmännischen oder technischen Bereich ihre ersten beruflichen Erfahrungen sammeln wollen.“ In den vergangenen Jahren sind die Erwartungen an das technische und analytische Verständnis bei neuen Fachkräften deutlich gestiegen. Die IT liefert „Big Data“, also riesige Datensammlungen und -auswertungen. Die Analyse dieser Informationen hilft dem Unternehmen bei rationalen Entscheidungen.

Ein riesiges Feld
Zunächst sollten sich Berufseinsteiger darüber klar werden, in welchen Bereich sie einsteigen möchten. Schließlich ist „die Medienbranche“ ein riesiges Feld. Pflicht-Praktika während des Studiums führen die Absolventen in ein erstes berufliches Netzwerk, sagt Ulrich Bensel. „Danach gibt es immer wieder Chancen für Werkstudent-Tätigkeiten, die weitere praktische Erfahrungen bieten.“

In Zukunft, davon ist Ulrich Bensel überzeugt, werden wir weiterhin mit einer Mischung unterschiedlicher Mediengattungen leben. Die Vielfalt der Kanäle erfordere mehrdimensionale Produktantworten, was der Medienbranche ungeahnte Möglichkeiten eröffne. „In diesem Sinne“, so Bensels Einschätzung, „werden Medienunternehmen sich zu agilen und sehr viel flexibleren, aber für Absolventen sehr spannenden Unternehmen wandeln müssen. Wir freuen uns auf die Zukunft.“

Linktipps

www.medien-studieren.net
www.hochschulkompass.de

Service

Eine Auswahl zu Masterstudiengängen sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Medienbranche.