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Digitaler Bau mit BIM

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Auch die Bauwirtschaft lotet die Möglichkeiten der Digitalisierung aus. Mit Building Information Modeling, kurz BIM, scheint eine Methode gefunden worden zu sein, Bauwerke über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg und unter Einbeziehung aller Beteiligten digital darzustellen. Für öffentliche Bauvorhaben wird der BIM-Einsatz sogar Pflicht. Von Christoph Berger

„Zunehmend versteht man auch in Deutschland, dass es bei BIM nicht nur um Digitalisierung geht, sondern um eine digitale Transformation der Bauindustrie“, sagte Professor Rasso Steinmann vom iabi-Institut für angewandte Bauinformatik der Hochschule München im Rahmen der Messe BAU 2017. Das Adjektiv „zunehmend“ wählte er dabei ganz bewusst: Denn obwohl das technische Know-how schon seit den 1990er-Jahren in Deutschland vorhanden ist, werde BIM erst seit 2013 als Chance und Notwendigkeit wahrgenommen.

Die Akzeptanz erfolgte also sehr zögerlich. Dabei sind die Vorteile der Methode vielfältig: Bei der Deutschen Bahn etwa, die im Mai 2017 bekannt gab, dass bis zum Jahr 2020 sämtliche Bauprojekte mit BIM umgesetzt werden sollen, verbindet man mit der Methode eine bessere Planungsqualität, eine höhere Terminsicherheit, Kostensicherheit und Effizienzsteigerungen. Ebenso Akzeptanzsteigerungen für die Projekte sowie bessere Lebenszyklusbetrachtungen.

BIM-Weiterbildung

Um die Entwicklung und Implementierung der Methode BIM voranzutreiben, die Forschung in diesem Bereich für die Bauwirtschaft zu bündeln, Lehr-, Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und Beratung zur Optimierung von Bauprozessen anzubieten, wurde von den Wissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal das BIM-Institut gegründet. Dort werden unter anderem auch zwei Weiterbildungskurse angeboten, die sich konkret mit der BIM-Methode befassen: der 2-tägige Kurs „BIM Strategie-Entwicklung“ sowie der aus zwei praxisorientierten Modulen bestehende Kurs „BIM in der Bauausführung. Weitere Informationen unter:
www.biminstitut.de

Erreicht wird all dies mit einer durchgängigen, digitalen Planung. Das bedeutet, Bauwerke werden vom Entwurf bis hin zur Inbetriebnahme und Bewirtschaftung digital beschrieben. Umsetzbar sind dabei inzwischen 7D-Darstellungen: Zu der dreidimensionalen Darstellung eines Bauwerks kommt als vierte Dimension die Zeit. Das 5D-Modell beinhaltet Kosten, in der 6D-Darstellung wird das virtuelle Bauwerk noch mit Lebenszyklusaspekten bestückt. Im 7D-Modell werden schließlich noch Aspekte der Gebäudenutzung berücksichtigt.

Und, so das BIM Institut der Bergischen Universität Wuppertal: „Denkt man diesen ganzheitlichen Ansatz der BIM-Arbeitsmethode weiter, erfordert er zudem auch einen Kulturwandel im Bauwesen und eine neue Form der teamorientierten Zusammenarbeit.“ Dies deshalb, da die BIM-Methode vorsieht, dass alle Beteiligten an demselben Datenmodell arbeiten und so eine Reduzierung der Schnittstellen erfolgt. Daher werden sich neben der notwendigen Hard- und Software genauso Geschäftsprozesse und Gewohnheiten der einzelnen Projektbeteiligten ändern müssen.

Auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) will den BIM-Einsatz vorantreiben und hat Anfang des Jahres einen „Masterplan Bauen 4.0“ für Deutschland vorgelegt. „Unser Ziel ist es, Innovationsführer beim digitalen Bauen zu werden. In Zukunft soll in Deutschland der klare Grundsatz gelten: Erst digital, dann real bauen“, sagte Bundesminister Alexander Dobrindt bei der Vorstellung.

Digital Life!

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STEUERBARE KÖRPER

Cover steuerbare KörperNiklas Maak hat sich auf eine Reise begeben und Orte besucht, an denen die Zukunft programmiert wird. Er besuchte Ingenieure, Hirnforscher, Utopiker und Aktivisten in Los Angeles, Palo Alto und San Francisco, die den menschlichen Organismus ins Visier ihrer Arbeiten genommen haben und sich mit Neurosignaling, Mikrodrogen und dem Leben auf dem Mars beschäftigen. Niklas Maak: Steuerbare Körper. Hanser Box 2017. 2,99 Euro.

VIRTUELLE AUSSTELLUNG IN DÜSSELDORF: UNREAL

Foto: Akihiko Taniguchi
Foto: Akihiko Taniguchi

Das NRW-Forum Düsseldorf hat Ende Mai 2017 als eines der ersten Ausstellungshäuser weltweit mit der Ausstellung „Unreal“ einen permanenten, virtuellen Erweiterungsbau eingeweiht. In ihm sollen künftig rein virtuelle Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert werden. Die Debutausstellung „Unreal“ dreht sich beispielsweise um die erkenntnistheoretischen Fragen: Wie ist die Wirklichkeit strukturiert? Kann man überhaupt noch zwischen einer simulierten und authentischen Welt unterscheiden? Wie intelligent sind künstliche Systeme bereits? Wird die virtuelle Realität den menschlichen Körper irgendwann überflüssig machen? Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juli 2017 zu sehen. Weitere Infos unter: www.nrw-forum.de

MODERNE MENSCH-MASCHINE SCHNITTSTELLE

Im Rahmen des Forschungsprojektes „M3S – moderne Mensch-Maschine Schnittstelle“ arbeiten Wissenschaftler der Hochschule Rhein-Waal mit Partnern an neuen, innovativen Kommunikationstechnologien, die auf bereits bekannten Brain-Computer Interface (BCI) Technologien aufbauen. Dabei werden die Gehirnaktivitäten mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen und mithilfe eines Brain-Machine Interface (BMI) in Echtzeit in Befehle umgewandelt. Auf diese Weise ist es unter anderem auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen möglich, mithilfe eines Standard-BCIs einen Computer zu bedienen. Und auch für die Industrie sind derartige Entwicklungen interessant – so können die Unterhaltungs- und Spiele-Industrie, die Automobilindustrie und Unternehmen des Gesundheitssektors von einer solchen Technologie profitieren. Weitere Infos unter: www.hochschule-rhein-waal.de

GESTEUERT DURCH MIRRORS

Cover MirrorDer Schriftsteller und Unternehmer Karl Olsberg promovierte einst über Anwendungen künstlicher Intelligenz. In seinem aktuellen Roman geht es um Mirrors, die wie digitale Spiegelbilder stets wissen, was ihre Besitzer wollen, fühlen, brauchen. Sie steuern subtil das Verhalten der Menschen und sorgen dafür, dass jeder sich wohlfühlt. Als die Journalistin Freya bemerkt, dass sich ihr Mirror merkwürdig verhält, beginnt sie sich zu fragen, welche Macht diese Geräte haben. Karl Olsberg: Mirror. Aufbau Verlag 2016. Kindle Edition 9,99 Euro.

INTERAKTIVES WIMMELBILDERSPIEL: HIDDEN FOLKS

Foto: Hidden Folks
Foto: Hidden Folks

Der Spiele-Entwickler Adriaan de Jong hat zusammen mit dem Illustrator Sylain Tegroeg das interaktive Wimmelbilderspiel Hidden Folks entwickelt. In 14 handgezeichneten Umgebungen, die eingescannt, digitalisiert und animiert wurden, begeben sich die Spieler auf die Suche nach bestimmten Personen und Kreaturen, um das nächste Level zu erreichen. Dabei sind hinter zahlreichen Gegenständen auch Hinweise zur Erreichung des Ziels verborgen. Das Spiel gibt es als App für iPhone, iPad, Apple TV, Windows, Mac und Linux. Weitere Infos unter: www.hiddenfolks.com

VERTRAUEN IN DAS „INTERNET OF THINGS“

Foto: VIRTUAL VEHICLE
Foto: VIRTUAL VEHICLE

In dem gesamteuropäischen Forschungsprojekt „Scott“ werden umfassende Lösungen für eine drahtlose, durchgehend sichere und vertrauenswürdige Konnektivität erarbeitet – mit dem Ziel, Vertrauen in das Internet der Dinge aufzubauen und seine soziale Akzeptanz zu steigern. Dazu wird an konkreten Anwendungsbeispielen gearbeitet: an intelligenter und integrierter Mobilität für Straße, Schiene und Luft, Gebäudetechnik, Wohnen und Infrastruktur sowie Gesundheit. Zum Beispiel geht es um Fahrzeuge, Steuerungssysteme und andere Dinge, die mittels zuverlässiger Drahtlostechnologie verbunden sind und die den Schutz der Privatsphäre der Endnutzer wirklich achten. Weitere Infos unter: http://www.v2c2.at/

E-TATTOOS ALS BERÜHRUNGSEMPFINDLICHE EINGABEFLÄCHE FÜR MOBILE GERÄTE

Foto: Universität des Saarlandes
Foto: Universität des Saarlandes

Informatiker der Saar-Universität und des US-Konzerns Google tragen ultradünne, elektronische Tattoos an markanten Körperstellen auf, um mit ihrer Hilfe mobile Endgeräte zu steuern oder einfach Symbole aufleuchten zu lassen. Dazu entwickelten sie „Tattoos“, die dünner als ein Haar sind und sich sowohl über die Fingerknöchel legen, Falten erfassen, gleichzeitig aber auch so flexibel sind, dass sie auch Stauchung und Streckung aushalten. Mithilfe eines solchen e-Tattoos ist es zum Beispiel möglich, durch das Überstreichen des Tattoos mit einem Finger, einen Musikspieler lauter oder leiser zu stellen. Oder: Ist der Finger gekrümmt, drückt man auf eines der drei Segmente, um das aktuelle Lied zu stoppen oder das nächste oder vorherige auszuwählen. Weitere Infos unter: https://hci.cs.uni-saarland.de/research/skinmarks

ROBOCOP IM EINSATZ

Foto: Pal Robotics
Foto: Pal Robotics

In Dubai befindet sich der erste Robocop im Einsatz. Wie Wired meldete, soll der von der in Barcelona angesiedelten Firma Pal Robotics entwickelte Robocop vor allem Auskünfte geben und Anzeigen aufnehmen. Letzteres ist über einen auf der Brust des Roboters installierten Touchscreen möglich. Der Roboter ist 1,65 Meter groß und kann sich auf seinen Rädern fünf Kilometer in der Stunde fortbewegen. Über einen mit Kameras erzeugten Videostream ist er mit einer Polizeizentrale verbunden. Und man arbeitet bereits an einer neuen Version: Diese soll dann auch gezielt bei der Kriminalitätsbekämpfung eingesetzt werden. Weitere Infos unter: https://pal-robotics.com

Das letzte Wort: Professor Dr. Dr. Holger Zaborowski: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Professor Dr. Dr. Holger Zaborowski ist Rektor der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar sowie Inhaber des dortigen Lehrstuhls für Geschichte der Philosophie und philosophische Ethik. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen der Philosophie der Neuzeit und der Phänomenologie, Ethik, Religionsphilosophie und Politischen Philosophie. Zaborowski erhielt mehrere Auszeichnungen und ist Mitglied zahlreicher akademischer Gremien und Institutionen. Die Fragen stellte Christoph Berger

Herr Zaborowski, zu den Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz: Sind wir derzeit in einer Phase, in der wir als Menschen noch über unsere Zukunft entscheiden können oder gibt die Technik die Zukunft bereits vor?
Die gegenwärtige Situation ist in der Tat voller Herausforderungen. Doch halte ich sowohl die Option eines fatalistischen Pessimismus als auch eines oft naiven Optimismus mit Blick auf die Zukunft für schlecht begründbar. Es mag notwendig sein, zunächst einmal realistisch zu bleiben: Wir können auch weiterhin über unsere Zukunft entscheiden. Doch könnte es sein, dass aufgrund des Ausmaßes und der Geschwindigkeit des technischen Fortschritts die Spielräume immer enger werden.

Sie sagen, dass die Folgen der traditionellen Technik oft überschaubar und nicht selten auch reversibel sind. Bei der Digitalisierung sei das anders, ethische Fragen seien im Vorfeld des Einsatzes zu klären. Welche ethischen Fragen müssen wir uns dabei vor allem stellen?
Die wichtigsten Fragen beziehen sich auf ein gutes und menschliches Leben. Was verstehen wir darunter? Dient die Digitalisierung dem Menschen oder soll der Mensch ihr dienen? Können die aus der Digitalisierung resultierenden Entwicklungen im Vorfeld ihres Einsatzes überhaupt abgesehen werden? Niemand kann in die Zukunft schauen. Doch muss man in der Haltung einer überlegten Vorsicht nach möglichen Folgen und Nebenfolgen technischer Neuerungen fragen – und manchmal auch aus Verantwortung heraus etwas nicht tun, so verführerisch es auch erscheinen mag.

Die Geschwindigkeit haben Sie bereits angesprochen: Hat die Bewertung und Beantwortung von Fragestellungen bei dem derzeit vorgegebenen Tempo noch die Möglichkeit mitzuhalten?
So schwierig es für die ethische Reflexion sein mag, der technischen Entwicklung zu folgen, so notwendig und unverzichtbar ist dies. Vielleicht ergibt sich in der jetzigen Situation ein neuer kategorischer Imperativ: Wir sollen immer so handeln, dass wir auch weiterhin über unsere Zukunft entscheiden können.

Weitere Informationen unter:

www.pthv.de/theologie-dozenten/prof-dr-dr-zaborowski

Welche Forderung richten Sie vorrangig an die Entwickler digitaler Technologien?
Die Grundfragen des Menschseins nicht aus dem Blick zu verlieren. Diese sind erstaunlich konstant. Sie haben mit der Sehnsucht des Menschen nach Glück, nach einem gelingenden Leben zu tun. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Politik das Gespräch mit Menschen suchen und ihre konkreten Lebenssituationen berücksichtigen. Dann können neue Technologien auch viel Gutes mit sich bringen.

Und welche Rolle können Geisteswissenschaftler innerhalb der digitalen Transformation einnehmen?
Die Rolle, die sie bei jeder Transformation einnehmen können: Sie können erstens zu beschreiben versuchen, was eigentlich passiert. Das ist nicht immer leicht. Wir stehen ja mitten in diesen Prozessen. Doch zugleich ist es auch notwendig. Denn wenn man nicht versteht, was passiert, kann man zweitens auch nicht kritisch dazu Stellung nehmen. Und nur auf dieser Grundlage können Geisteswissenschaftler drittens an jenes erinnern, was im Laufe des Fortschritts vergessen oder verdrängt zu werden droht, und viertens mögliche Handlungsalternativen aufzeigen.

Bewerbung bei zeb.rolfes.schierenbeck.associates gmbh

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Unternehmensgeschichte
zeb ist die führende Strategie- und Managementberatung für Finanzdienstleister in Europa. Mit europaweit über 900 Mitarbeitern entwickeln wir nachhaltige Strategien und setzen diese zusammen mit unseren Kunden – Banken, Sparkassen, Versicherungen und anderen Finanzinstituten – entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfolgreich um. Egal ob in Münster, Mailand oder Moskau – wir von zeb sprechen überall auf der Welt die gleiche Sprache: Klartext. Ein ehrliches Arbeitsumfeld, verbindliche Aussagen und offene Kommunikation sind dabei Teil unserer Unternehmenskultur und Grundlage für den langfristigen Erfolg von uns und unseren Kunden.

Anzahl der Standorte in Deutschland
Berlin, Frankfurt, Hamburg, München, Münster

Anzahl der Standorte weltweit
Amsterdam, Kopenhagen, London, Luxemburg, Mailand, Moskau, Stockholm, Warschau, Wien, Zürich

Gesuchte Fachrichtungen:
• BWL, VWL, Wirtschaftswissenschaften o.ä.
• (Wirtschafts-)Informatik
• Angewandte Physik, angewandte Mathematik, Wirtschaftsmathematik

Anforderungsprofil
Wir suchen engagierte Persönlichkeiten mit erstklassigem Hochschulabschluss sowie ersten praktischen Erfahrungen bei Banken, Versicherungen, einer renommierten Unternehmensberatung oder im IT-Bereich.

Karriereaussichten
Bei uns finden Sie eine Karriere, die zu Ihnen passt. Sie entwickeln gemeinsam mit Ihrem Karriere Coach einen individuellen Entwicklungsplan, der an Ihren Wünschen, Ihren Skills und Ihrem Engagement ausgerichtet ist. Getreu dem Motto „stay and grow“ statt „up or out“ bestimmen Sie dabei das Tempo und werden durch unsere vielfältigen Weiterbildungsprogramme in Ihrem persönlichen und fachlichen Wachstum tatkräftig unterstützt.

Auslandstätigkeit
Projekteinsätze sind entsprechend Ihrer Interessen in mehreren Ländern Europas möglich.

Einstiegsprogramme
Praktikum
Werkstudententätigkeit
Abschlussarbeiten
zeb.bachelor.welcome-Programm
Direkteinstieg

Logo zeb

Ansprechpartner
Miriam Gertken

Anschrift
Hammer Straße 165
D-48153 Münster

E-Mail
Miriam.Gertken@zeb.de

Internet
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https://www.zeb.de/karriere

E-Paper karriereführer consulting 2017.2018

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karriereführer consulting 2017.2018 – Agile Beratung

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Beratung wird agil

Etabliertes Wissen, erprobtes Konzept – früher konnten Consultants damit für sich werben, heute wirkt das furchtbar altbacken. Worauf es in einem Projekt wirklich ankommt, zeigt sich heute häufig erst dann, wenn man mittendrin steckt. Besonders dann, wenn es darum geht, den Kunden fit für Innovationen und die Digitalisierung zu machen. So entstehen agile Beratungsansätze: Zusammen mit ihren Kunden machen sich die Consultants auf eine Expedition in die Zukunft.

Beratung wird agil

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Etabliertes Wissen, erprobtes Konzept – früher konnten Consultants damit für sich werben, heute wirkt das furchtbar altbacken. Worauf es in einem Projekt wirklich ankommt, zeigt sich heute häufig erst dann, wenn man mittendrin steckt. Besonders dann, wenn es darum geht, den Kunden fit für Innovationen und die Digitalisierung zu machen. So entstehen agile Beratungsansätze: Zusammen mit ihren Kunden machen sich die Consultants auf eine Expedition in die Zukunft. Von André Boße

Es gibt Dinge, die lassen sich nicht planen. Wer zum Beispiel mit einem Segelboot auf hoher See unterwegs ist, sollte sich zwar auf seinen Törn vorbereiten. Es empfiehlt sich, den Wetterbericht zu studieren, um ungefähr einschätzen zu können, wie der Wind weht. Doch ist das Boot erst einmal auf dem Meer, ändern sich die Bedingungen immer wieder. Ein guter Bootsführer weiß das. Er ist in der Lage, schnell zu reagieren und seinen Leuten die richtigen Kommandos zu geben. Dreht der Wind jedoch oder frischt er auf, entsteht an Bord schon mal Hektik. Landratten würden vielleicht sogar von einem Durcheinander sprechen. Erfahrene Bootskapitäne entgegnen dann, dass sich ein Segler und seine Crew ständig auf neue Bedingungen einstellen. Und zwar schnell. Flexibel. Und agil.

Agile Methoden, messbarer Erfolg

Für ihre Studie zu agilen Methoden hat die Unternehmensberatung Bain mehr als 10.000 Projekte in ausgesuchten Unternehmen analysiert, die diese Methodeneinsetzen. Dabei zeigte sich, dass sich in agilen Projekten die Entwicklungszeiten für eine Innovationhalbierten. „Die Teamproduktivität hingegen verdoppelte sich“, heißt es in der Studie aus dem September 2016. Darüber hinaus ergab die Analyse, dass sich die Erfolgswahrscheinlichkeit beim Einsatz agiler Methoden generell mehr als verdreifacht, sprich: Dass aus einer Idee tatsächlich eine marktreife Innovation entsteht.
Quelle: www.bain.de

Videotipp

Prof. Dr. rer. pol. Stephan Fischer lehrt an der Hochschule Pforzheim Personalmanagement und Organisationsberatung. In einer Video-Interviewreihe mit AOE stellt er das Thema Agilität ausführlich vor:
https://goo.gl/MyG3wn

Das Adjektiv „agil“ steht dabei für eine körperliche und geistige Gewandtheit. Nun hat es Einzug in die Welt der Unternehmen gehalten. Ursprünglich kommt es aus der Brache der Softwareentwicklung. Je größer die Bedeutung von IT-Prozessen in den Unternehmen wurde, desto entscheidender wurde es für die Entwickler, ihren Kunden passgenaue Lösungen zur Verfügung zu stellen. Diese können aber nicht am Reißbrett entstehen, sondern nur in den Unternehmen selbst. Die Entwickler gingen also sinnbildlich „auf See“, nämlich in die Firmen ihrer Auftrageber hinein. Und hier müssen sie agil sein, denn häufig ergeben sich Ziele und Herausforderungen erst im Verlauf des Projekts.

Agiles Consulting im digitalen Zeitalter

Agile Methoden wenden heute längst nicht mehr nur Software-Entwickler an. Im Zuge der Digitalisierung erkennen viele Unternehmen, dass es nicht nur sinnvoll ist, technisch aufzurüsten. Gewinnbringend ist auch, Methoden aus der digitalen Welt ins Unternehmen zu holen. „Agile Methoden kommen in immer mehr Unternehmen zum Einsatz“, heißt es in einer Studie aus dem Herbst 2016 der Unternehmensberatung Bain. „Sie setzen auf die Geschwindigkeit und Produktivität kleiner abteilungsübergreifender Teams, die mit großer Autonomie im engen Austausch mit Kunden Produkt- und Prozessinnovationen vorantreiben.“

Notwendig werden diese Methoden, weil „der schnelle technologische Wandel konventionelle Planungsansätze an ihre Grenzen bringt“, wie Bain-Partner und Innovationsexperte Christopher Schorling sagt. Und diese Grenzen seien in vielen Unternehmen erreicht: „Unternehmen schöpfen ihr Innovationspotenzial längst noch nicht aus. Sie belasten ihre kreativen Köpfe mit zu vielen Meetings, zu vielen gleichzeitig laufenden Projekten, zahllosen Abstimmungsschleifen und überbordenden Dokumentationspflichten. Agile Methoden fordern jeden Mitarbeiter dazu auf, sich mit seinen Fähigkeiten verantwortlich ins Unternehmen einzubringen.“

Künstliche Intelligenz

Die Universität Amsterdam und Bosch haben die Forschungskooperation Delta Lab bekannt gegeben. Ziel der Partnerschaftist ein regelmäßiger fachlicher Austausch und Wissenstransferzu den Themen Künstliche Intelligenz beziehungsweise Deep Learning. Denn: In Zukunft werden Maschinen in der Lage sein, aus Erfahrungen zu lernen und auf dieser Basis zu handeln. Dazu werden Doktoranden in den kommenden Jahren in Forschungsprojekten mathematische Modelle und Algorithmen entwickeln – versorgt werden sie dafür mit einer großen Zahl an Daten, die von Sensoren und Kameras gesammelt werden. Ist die Lernphase abgeschlossen, kann ein automatisiert fahrendes Auto zum Beispiel ein spielendes Kind von einem über die Straße rollenden Ball unterscheiden und die Entscheidung treffen, zu bremsen. Quelle: www.bosch.com

„Künstliche Intelligenz wird alles ändern“

Prof. Dr. Jürgen Schmidhuber, Scientific Director am Schweizer Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz IDSIA, beschreibt in einem Vortrag den Aufstieg der künstlichen Intelligenz, dem Hauptthema des gegenwärtigen Jahrhunderts: https://goo.gl/rJSsFi

Noch falle es zahlreichen Unternehmen schwer, Agilität zu leben, heißt es in der Bain-Studie. „In vielen Fällen widerspricht sie der bestehenden Unternehmenskultur, anderenorts fehlt die Erfahrung im Umgang mit agilen Prozessen oder die Unterstützung des Managements.“ Für Unternehmensberater komme es darauf an, das Prinzip der Agilität bedarfsgerecht und verständlich zu vermitteln. So müsse zum Beispiel klarwerden, dass Agilität nicht Anarchie bedeute. Oder auch, dass diese Methoden bei Routineaufgaben keinen besonderen Mehrwert böten, dagegen in den innovativen Feldern der Produktentwicklung, im Marketing oder der strategischen Planung neue Lösungen ermöglichten.

Auch gehe es, so die Studie, darum, insbesondere Mitarbeiter in Pilotprojekten als „Botschafter“ zu gewinnen: „Diese sind in der Regel von der größeren Autonomie und dem Gewinn an Entscheidungsfreiheit begeistert.“ Zu vermitteln, wie es gelingen kann, diese Methoden in die verschiedenen Abteilungen der Unternehmen zu bringen – das ist eine neue spannende Aufgabe für Consultants. Hier zeigt sich auch, dass die Digitalisierung weit mehr ist als ein rein technisches Feld. Innovationen entstehen nicht mehr nur durch die Entwicklung einer neuen Technik, sondern auch dadurch, dass sich Unternehmen strategisch an die digitale Welt anpassen.

„Die digitale Transformation ist per se ein strategisches Thema für Unternehmen. Es existieren praktisch keine strategischen Projekte mehr, die nicht die Auswirkungen der Digitalisierung zumindest berücksichtigen“, sagt Jochen Bechtold, Leiter Manufacturing, Hi Tech und Industrie 4.0 bei Capgemini Consulting. Die Kunden seien immer weniger bereit, verschiedene Beratungs-Player zu beauftragen. „Der Trend geht eindeutig in Richtung Strategie- und Technologie-Consulting aus einer Hand. Auf der Kundenseite sind gemischte Teams aus Business und IT am Werk – und genauso muss es auf der Beraterseite sein.“

Mit Blick auf das Consulting plädiert Heiko Cestonaro, Executive Partner bei der Prozess- und IT-Beratung Nterra, jedoch weiterhin für zwei verschiedene Consulting- Ansätze: „Bei der strategischen Managementberatung geht es um die Frage: Was machen wir und warum? Bei der Technologieberatung geht es um die Frage: Wie machen wir‘s? Das erfordert unterschiedliche Beratungsansätze und Beraterprofile.“ Aber auch Cestonaro stellt fest, dass es auf strategischer Ebene verstärkt darum geht, die Möglichkeiten, neuer Technologien zu verstehen und in strategische Zielsetzungen umzusetzen. „Hier benötigt man ein gemischtes Beratungsteam aus technisch geprägten Professionals, die in der Lage sind, ihr Expertenwissen aus einem Bereich möglichst breit zu transferieren.“

Gefragt: Ein Berater, dem man vertraut

 Das Beispiel der agilen Methoden zeigt: Das Consulting beschäftigt sich heute verstärkt mit Veränderungen, die wirklich ans Eingemachte gehen. Hinzu kommt die disruptive Kraft der Digitalen Transformation: Was früher galt, ist heute nicht nur überholt. Es gilt gar nicht mehr. Und kommt auch nicht wieder. „Die Radikalität dieser notwendigen Veränderungen ist jedoch für fast alle Unternehmen Neuland“, sagt Heiko Cestonaro. Daher komme es im Consulting wieder auf klassische Beraterqualitäten an: „Die Wahrnehmung als Trusted Advisor, also Ratgeber, dem man vertraut.

Innovation: Deutschland muss aufholen

Den erheblichen Beratungsbedarf deutscher Unternehmen beim Thema Innovation bestätigt das Ergebnis einer Studie der Boston Consulting Group (BCG), nach der deutsche Unternehmen im weltweiten Vergleich an Innovationskraft verloren haben. Deutsche Unternehmen sind in den Top Ten der Liste der „Most Innovative Companies 2016“ nicht mehr vertreten; 2015 waren noch zwei unter den ersten zehn. Insgesamt schafften es sechs deutsche Firmen ins Ranking. „Das Ergebnis sollte ein Weckruf für deutsche Unternehmen sein“, sagt BCG-Deutschlandchef Carsten Kratz. „Viele von ihnen sind zwar nach wie vor innovativ, werden im globalen Wettbewerb aber nicht unbedingt als innovativ wahrgenommen. Das ist gefährlich, frühes Gegensteuern sei wichtig.“

Cestonaro vergleicht dabei den Weg, vor dem viele Unternehmen stehen, mit einem Trip ins Hochgebirge: „Nur mit einem erfahrenen Sherpa, in den die Kunden volles Vertrauen setzen, werden sie auch in das unbekannte Gelände radikaler Veränderung vordringen.“ Unternehmensberater stehen dabei vor allem vor der Aufgabe, ihre Kunden fit für die notwendigen Innovationen zu machen. Wie das funktionieren kann, beschreibt Jochen Bechtold für das Beispiel Capgemini: „Wir nutzen unsere Innovation Labs, in denen Kunden, Berater, Technologieanbieter und innovative Start-ups zusammen für tatsächliche Projekte Lösungen entwickeln. Diese werden dann schrittweise in die Praxis umgesetzt, sie stehen also nicht nur auf abstrakten Power-Point-Folien.“ Dieser interaktive und kollaborative Vorgang bringe viele Vorteile gegenüber dem klassischen Ansatz: Während bei diesem zunächst abstrakte Strategien definiert werden, die man dann zeitversetzt als fertige Lösung anbietet, funktioniert der Consulting- Ansatz in den Innovation Labs tatsächlich agil: Dass sich im Laufe des Prozesses der Wind dreht, ist kein Problem, sondern Teil des Deals.

Viele Kunden betreten Neuland

Wie einschneidend die technischen Innovationen die Arbeit in einem Unternehmen verändern können, zeigt das Beispiel der Kognitiven Intelligenz. „Wir arbeiten gemeinsam mit Technologiepartnern an Lösungen, die komplette, bisher manuell oder computergestützt durchgeführte Tätigkeiten durch Roboter ersetzen“, sagt Jochen Bechtold von Capgemini Consulting. Hier gehe es nicht darum, Dinge effizienter zu gestalten, sondern Prozesse komplett neu zu definieren. „Durch die Automatisierung entstehen ganz andere, neue Geschäftsmodelle. Eben solche, die bisher beispielsweise durch Einschränkungen bei der Echtzeitverarbeitung nicht denkbar waren.“

Wer dabei davon ausgeht, die Unternehmen steckten schon mittendrin im Wandel, der täuscht sich: „Wenn man sich die Entwicklung der zentralen Technologien anschaut, dann befinden sich der Großteil noch in einem frühen Einsatzstadium“, sagt Bechtold mit Blick auf Industrie-4.0-Themen wie Künstliche und Kognitive Intelligenz oder Smart Factories. „Der Hype ist der gegenwärtigen Situation der Unternehmen etwas voraus, wir haben derzeit maximal fünf Prozent der vierten industriellen Revolution gesehen. Das bedeutet auch, dass der große Veränderungsschub noch kommt.“ Die Kunst des Consultings bestehe nun darin, die beiden Geschwindigkeiten in Einklang zu bringen und die spezifische Situation eines Unternehmens einzuschätzen. „So kann Transformation maximalen Wert bringen“, erklärt der Innovationsexperte. Klassisches Consulting in Sachen Markterschließung oder Unternehmensentwicklung werde darin auch weiterhin seinen Stellenwert haben. „Aber auch das wird ohne den Blick auf die neuen digitalen Möglichkeiten und die Implementierung im Unternehmen nicht mehr ausreichen“, so Bechtold. Technologie bewege das Business und das Business die Technologie, „dieser Prämisse kann sich heute im Consulting niemand mehr verschließen“.

Neu für die Berater ist dabei, dass sie die Innovation, die sie ihren Kunden an die Hand legen, auch selbst bewerkstelligen müssen. „Unsere Branche lebt zum Teil davon, den Kunden etabliertes und erprobtes Wissen zu vermitteln“, sagt Heiko Cestonaro von Nterra. Durch die enorme Dynamik sinke jedoch die Halbwertszeit dieses Wissens rapide. „Für uns als Berater heißt das: Wir müssen uns von der Vermittlung von Best Practices und Branchenstandards weiterentwickeln zu mehr Fokus auf Innovation und Co-Creation mit den Kunden.“ Beratung werde dadurch wieder verstärkt zu einem Aufbruch – „einer Expedition mit unseren Kunden“, wie Cestonaro sagt. Es gehe darum, gemeinsam Neues zu entdecken und mutig Grenzen zu erweitern. „Und das ist letztlich doch genau das, was unseren Job so spannend und erfüllend macht.“

Studie „Consulting 4.0“

„Die Digitalisierung macht auch vor den Beratungsunternehmen nicht halt“, sagt Jonas Lünendonk, Geschäftsführer der Lünendonk & Hossenfelder GmbH. Sie werden einerseits vonseiten ihrer Kunden mit einer Unmenge von Daten konfrontiert, die es schnell und effektiv zu analysieren gilt. Andererseits gehört die softwaregestützte Analyse zum Kompetenzprofil der Beratungsunternehmen. Daher betreiben sie in diesem Bereich einen großen Aufwand, wie in der Studie „Consulting 4.0“ festgestellt wurde. Nach der gehen etwa 45 Prozent der befragten Unternehmensberatungendavon aus, dass sie die Analysezeit mithilfesoftwaregestützter Tools halbieren können, ein Drittel spricht sogar von einem Viertel der bisherigen Zeit – mit besseren Ergebnissen. Technologiekompetenz und digitale Beratungskompetenz gehören somit zu wettbewerbsentscheidendem Know-how. Quelle und weitere Infos: https://goo.gl/PCCH4l

Interview mit Dr. Damian Borth

Als Direktor des Kompetenzzentrums Deep Learning am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz zählt Dr. Damian Borth zu den profiliertesten Forschern im Bereich der künstlichen Intelligenz. Der Informatiker glaubt, dass das Deep Learning die Unternehmenswelt so sehr verändern wird wie es einst das Internet tat. Im Interview erklärt er, warum die Unternehmensberater als Mediatoren zwischen Technologie und Mandanten am Zug sind. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Damian Borth ist Informatiker und Direktor des Kompetenzzentrums Deep Learning am Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. Er promovierte am Fachbereich Informatik der TU Kaiserslautern und am Kompetenzzentrum Multimedia- Analyse und Data Mining (MADM) des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Für seine Arbeit wurden Borth und sein Team unter anderem mit dem McKinsey Business Technology Award sowie dem Google Research Award ausgezeichnet.

Herr Dr. Borth, was genau ist Deep Learning?

Ein Teilbereich der künstlichen Intelligenz ist das Maschinelle Lernen, wobei die Methode des Deep Learning hier aktuell die bedeutsamste ist. Seitdem es Computer gibt, existiert die Idee des Maschinellen Lernens. Schon immer hat man versucht, mithilfe der Computer menschliches Denken zu simulieren. Die Intelligenz des Menschen steckt im Gehirn – und das Gehirn besteht aus Neuronen. Das Ziel lautet daher, diese Neuronen mathematisch abzubilden und dann zu Netzwerken zu verknüpfen. Ideen, wie das funktionieren kann, gibt es seit den 1960er-Jahren. Jedoch fristete die Technologie über Jahrzehnte ein Nischendasein. 2012 gelang dann der Methode des AlexNet (Anm. d. Red.: Bei AlexNet handelt es sich um ein sogenanntes Convolutional Neural Network) der Durchbruch: Dieses Netzwerk verfügte über deutlich mehr Neuronen, die miteinander verknüpft waren, sowie über Computer, die diese Verknüpfung auch performen konnten.

Wie bringt man Maschinen das Lernen bei?

Computer wissen zunächst einmal nichts. Mit Hilfe der neuronalen Netzwerke können wir ihnen aber heute fast alles beibringen, indem wir sie füttern. Geben wir einem Rechner tausende Bilder von Katzen, dann kann er an einem bestimmten Punkt Katzen von Hunden unterscheiden. Noch 2012 bestanden die neuronalen Netzwerke aus acht Schichten. Heute verfügen einige bereits über tausende Schichten, das Lernen geht also tatsächlich in die Tiefe. Und weil die Rechner immer schneller werden, können wir das Lerntempo enorm erhöhen. Sprich: Wir füttern das Netzwerk mit immer mehr Bildern.

Computer wissen zunächst einmal nichts. Mit Hilfe der neuronalen Netzwerke können wir ihnen aber heute fast alles beibringen, indem wir sie füttern.

Was bringt es der künstlichen Intelligenz, wenn sie zig Millionen Bilder erkennt?

Ein wichtiger Teil der menschlichen Intelligenz ist die Intuition. Sprich: Wir handeln unbewusst richtig, ohne dass wir dabei die Logik ins Spiel bringen. Nur, woraus speist sich dieses Bauchgefühl? Im Grunde doch aus Erfahrungen, die uns unbewusst auf den richtigen Gedanken bringen. Wir Menschen haben also bestimmte Vorgänge so oft erlebt, dass wir intuitiv wissen, was zu tun ist. Diese Erfahrungswerte bringen wir nun auch der künstlichen Intelligenz bei. Mit der Folge, dass zum Beispiel das Computerprogramm AlphaGo im vergangenen Jahr den weltbesten Go-Spieler besiegt hat. Wobei Go ein Brettspiel ist, das wegen seiner fast unendlichen Optionen als ein Spiel gilt, in dem es neben der Logik vor allem auf die Intuition ankommt. Dass ein Rechner einen Go-Profi besiegen kann, galt noch vor wenigen Jahren als nahezu ausgeschlossen. Nun ist es passiert.

Welche Branchen haben Sie zuletzt in Ihrem Themenfeld des Deep Learning beraten?

Das geht sehr in die Breite. Direkt nach der Cebit waren wir zum Beispiel bei Unternehmen der Finanzbranche, was zeigt, dass diese jetzt so sehr an diesem Thema interessiert ist, wie es vor zwei Jahren bereits die Autobranche oder der Maschinenbau waren.

Kann es sich eine Branche überhaupt leisten, das KI-Thema nicht zu beachten?

Eigentlich nicht, nein. Wichtig zu wissen ist, dass sich mithilfe der künstlichen Intelligenz und den Techniken keine neuen Industrien entwickeln. Es ist vielmehr so, dass diese Technologien die bestehenden Industrien verändern. Man darf den Grad der Veränderung aber auf keinen Fall unterschätzen, vergleichbar ist er mit dem Wandel, den das Internet gebracht hat. Damals wussten viele zunächst nicht, was sie mit dem Netz anstellen sollen. Heute wissen wir, dass es nicht nur viele andere Technologien ersetzt, sondern auch ganz neue Umsatzströme generiert hat. Und das wird beim Thema Künstliche Intelligenz auch passieren.

Welches Konzept schlagen Sie beim Thema Deep Learning vor?

Ich denke, es muss ein neues Ressort für diesen Bereich geben. Der CIO steht mit seinem Ressort traditionell vor der Aufgabe, Kosten und Zeit zu sparen und für Stabilität zu sorgen. Bei ihm geht es also um Effizienz. Der Chief Digital Officer ist häufig für die Digitalisierung der Geschäftsmodelle zuständig. Hier kommen wir der Sache schon näher, aber eines Tages wird diese Transformation abgeschlossen sein. Deep Learning fängt dann aber erst richtig an. Die Frage lautet: Wie nutze ich die Technologie für neue Umsatzströme? Das Futter für die neuronalen Netzwerke sind unter anderem genau die Daten, die derzeit noch ungenutzt herumliegen. Eine Position, die hierfür verantwortlich ist, wäre daher am ehesten der Chief Data Officer.

Die Champions werden die Berater sein, die in dieses Thema einsteigen. Wer hier fit ist, wird sich in den kommenden Jahren nicht über einen Mangel an spannenden Aufträgen beklagen können.

Wie genau kann denn die Methode des Deep Learning neue Umsatzströme generieren?

Big Data konnte seine Versprechen nicht halten. Was fehlte, waren Werkzeuge, diese Daten zu analysieren und daraus Ansätze zu entwickeln. Genau das funktioniert nun mit Hilfe der neuronalen Netzwerke. Nehmen wir die Supply-Chain eines Unternehmens: Mithilfe der logistischen Daten und der Analyse von Satellitenbildern ist es möglich, auf Probleme in der Lieferkette aufmerksam zu machen, die man ansonsten gar nicht erkannt hätte. Für die Finanzbranche ist es möglich, auf Basis von Kunden- und Kreditdaten ganz neue Angebote zu entwickeln. Und zwar ganz automatisch, denn im Idealfall entsteht der Vorschlag zur Innovation innerhalb des neuronalen Netzwerks.

Was ist mit Blick auf die Möglichkeiten des Deep Learning die Aufgabe des Consultants?

Er wird zu einer Art Mediator zwischen den Ergebnissen des Deep Learning und dem Unternehmen. Die neuronalen Netzwerke können dem Consultant Entscheidungshilfen zur Verfügung stellen, mit denen er im Sinne der Unternehmensstrategie agieren kann. Deep Learning wird damit zu einem ganz entscheidenden Werkzeug für Unternehmensberater. Die neue Technologie gibt Consultants Daten an die Hand, mit deren Hilfe sie Beratungsansätze untermauern können. Manche haben diese Bedeutung bereits verstanden – manche dagegen noch nicht. Klar ist: Die Champions werden die Berater sein, die in dieses Thema einsteigen. Wer hier fit ist, wird sich in den kommenden Jahren nicht über einen Mangel an spannenden Aufträgen beklagen können.

Zum DFKI

Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) mit den Standorten Kaiserslautern, Saarbrücken, Bremen (mit Außenstelle Osnabrück) und einem Projektbüro in Berlin ist auf dem Gebiet innovativer Softwaretechnologien eine der führenden Forschungseinrichtungen in Deutschland. In 18 Forschungsbereichen, acht Kompetenzzentren und sieben Living Labs werden ausgehend von anwendungsorientierter Grundlagenforschung Produktfunktionen, Prototypen und patentfähige Lösungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie entwickelt. Das DFKI versteht sich dabei auch als Karrieresprungbrett für junge Wissenschaftler in Führungspositionen in die Industrie sowie in die Selbstständigkeit durch Ausgründung von Unternehmen.

Design Thinking

Innovationen zu kreieren ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – gerade auch vor dem Hintergrund der Digitalisierung, in der sich gesamte Branchen verändern. Ein Ansatz, hierbei erfolgreich Ideen zu entwickeln, liegt im Design Thinking. Von Christoph Berger

1942 veröffentlichte Joseph Schumpeter sein Werk „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“. Darin nennt er als Kernelement der kapitalistischen Wirtschaft die schöpferische Zerstörung – eine positive Veränderung, die zu technisch-wirtschaftlichem Fortschritt führt. Diese schöpferische Zerstörung kann als Synonym für Innovation stehen, also die Erneuerung, eine in der heutigen Welt des rasanten Wandels einerseits unerlässliche Eigenschaft von Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Andererseits aber auch eine ihrer größten Herausforderungen. Denn: Wie kommt es zu Innovationen?

Ein derzeit viel beachteter und wohl auch nachhaltiger Ansatz zu Innovationen zu kommen, scheint Design Thinking zu sein. „Der Ursprung dazu liegt in dem Versuch, wie die Gestalter an Probleme heranzugehen und diese Probleme dann auch wie Gestalter zu lösen“, erklärt Dr. Steven Ney, Professor an der School of Design Thinking des Hasso Plattner-Instituts der Universität Potsdam. Diese würden sich aus einem großen Werkzeugkasten bedienen, der mit Methoden der Ingenieur-, Natur- und qualitativen Sozialwissenschaften gefüllt ist.

Zertifizierungsprogramm für Design Thinking Coaches

Die School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts bietet für Einsteiger, die sich mit Design Thinking vertraut machen wollen, sogenannte Basic Tracks an. Fortgeschrittene, die ihr Wissen vertiefen möchten, können an Advanced Tracks teilnehmen. Außerdem wird an dem Institut einmal im Jahr eine Design Thinking Woche angeboten, in der gemeinsam mit einem Projektpartner an einer realen Fragestellung in interdisziplinären Teams gearbeitet wird. Dieses Format gibt es auch in einer internationalen Version. Weitere Informationen unter: https://hpi.de/en/school-of-design-thinking.html

Diese Herangehensweise wird im Design Thinking adaptiert, indem interdisziplinäre Teams von fünf bis acht Personen gebildet werden. „Es gilt, die Teams so bunt wie möglich aufzustellen, die unterschiedlichsten Expertisen zusammenzubringen. Sind nicht ausreichend Disziplinen vorhanden, kann auch funktionsübergreifend oder mit anderen Diversitäten gearbeitet werden“, sagt Ney. Wichtig allein sei Vielfalt in unterschiedlichsten Ausprägungen, um verschiedenste Blickwinkel auf komplexe Fragestellungen oder Probleme richten zu können.

Außer dem multidisziplinären Team, das der Innovationsmotor ist, gehört zu dem Ansatz auch ein variabler und flexibler Raum. In diesem bewegen sich die Teams; und diesen können sie entsprechend der unterschiedlichsten Situationen umgestalten. Und schließlich, als dritte Säule des Ansatzes, braucht es noch den iterativen Prozess: Dabei bewegt sich das Team in Schleifen nach dem Erreichen eines Ziels immer wieder zum Start und nähert sich so der möglichst optimalen Lösung an. „Mehr braucht es dazu eigentlich nicht, Design Thinking ist sehr niederschwellig“, sagt Ney. Die Teammitglieder müssten nur offen, auch mal zweckfrei denken, und emphatisch sein. Außerdem arbeiten sie autonom im Handeln und Denken.

Paradox mag es da anmuten, dass der Design Thinking-Prozess äußerst strukturiert abläuft: Es gibt einen Moderator, gearbeitet wird in sogenannten Sprints, zeitlich klar vorgegebenen Intervallen, und, so beschreibt es Ney: „Arbeitszeit ist von neun bis 17 Uhr. Danach wird man zu müde, Design Thinking ist sehr aktionsreich.“ Was sich leicht und unkompliziert anhört, ist in vielen Unternehmen allerdings mit einem Kulturwandel verbunden. „Deutsche Unternehmen gehen den relativ aggressiv an, auch wenn man nicht genau weiß, was man sich da ins Haus holt“, hat Ney beobachtet. So sind die Teams einerseits nicht hierarchisch und nicht im Wettbewerb zueinander organisiert.

Stanford Webinar: Design Thinking

In einem Webinar erklärt Bill Burnett vom Center for Professional Development der Stanford University den Design Thinking- Ansatz: https://goo.gl/rR7aiH

Alleine dafür bedürfe es oftmals schon eines Umdenkens. Zum anderen stehe am Anfang eines Design-Prozesses in der Regel die Frage: Ist das im Vorfeld identifizierte Problem tatsächlich das Problem? „Oft kommt dabei heraus, dass das Problem an anderer Stelle liegt. Doch genau durch diese Veränderungen der Vorgaben kommt es zu Innovationen – durch das Schaffen neuer Problemräume“, erklärt der Wissenschaftler.

Die Probleme beziehungsweise Herausforderungen der Kunden des Beratungsunternehmens Bearing Point hängen derzeit vor allem mit der Digitalisierung zusammen: „Unsere Klienten möchten neue Services identifizieren, einführen und etablieren“, sagt Ibrahim Bani, Senior Manager im Bereich Digital & Strategy des Beratungshauses. Den Einsatz von Design Thinking erklärt er dabei anhand eines Vergleichs: „In der Vergangenheit war es so, dass die kundennahen Bereiche, zum Beispiel der Vertrieb oder das Marketing, es für sich in Anspruch genommen haben, die Kundenbedarfe zu skizzieren und ein Produkt zu entwickeln. Heute verstehen wir, dass die Wertschöpfung im Gesamtunternehmen betrachtet werden muss, um das Optimum an Anforderungen und Ausgestaltungen zu finden. Dazu braucht es interdisziplinäre Teams.“

Und manchmal sogar noch mehr: So lud das Unternehmen beispielsweise Endkunden eines Klienten aus der Telekommunikationsbranche zu sogenannten Design Thinking-Workshops ein, um Produktanforderungen und Prototypen entwickeln zu können. „So wollen wir einen maximalen Wissenstransfer gewährleisten“, erklärt Bani. Für die Berater bedeutet dies, dass der die letzten Jahrzehnte einem Wasserfall ähnliche und vom Kapitalmarkt diktierte Beratungsansatz nun „mit einem super-agilen Ansatz konfrontiert wird“, wie Bani sagt. Man wisse nie, welches Budget gebraucht wird, um etwas zu erreichen. „Dies zusammenzubringen, die fiskalische Betrachtung mit dem ergebnisoffenen Prozess, ist unsere große Herausforderung.“

Die Zukunft der Wirtschaftsprüfung

Ganze Unternehmen und Branchen befinden sich derzeit im Aufbruch und loten die Möglichkeiten der Digitalisierung sowie neue Geschäftsfelder und -prozesse aus. Auch die Wirtschaftsprüfung ist von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen. Von Christoph Berger

Fragt man Wirtschaftsprüfer nach den derzeit größten Herausforderungen ihrer Mandanten, dann fallen außer der Reform der Jahresabschlussprüfungen für die sogenannten Public Interest Entities, den Vorschriften im Bereich der International Financial Reporting Standards (IFRS) auch die Begriffe Digitalisierung, Vernetzung und Globalisierung. „Vor allem im Beratungsgeschäft haben wir natürlich auch mit den Themen Digitalisierung und Vernetzung zu tun – hier können wir aus der Sichtweise des Prüfers heraus, natürlich wichtige Hinweise geben. Und was das Thema Globalisierung angeht, so herrscht in den Unternehmen gerade große Unsicherheit – keiner weiß genau, wie er sich aufgrund der politischen Entwicklungen in den USA derzeit strategisch aufstellen soll“, fasst Dr. Martin Orth, Chief Sales Officer bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Baker Tilly Roelfs, die Situation zusammen.

Martin Wambach, geschäftsführender Partner bei Rödl & Partner, fügt hinzu: „Industrie 4.0, Internet der Dinge, Electronic Invoicing, Mobilität und Cloud Computing: Die typischen Geschäftsprozesse der Unternehmen sind weitgehend über die ERP-Systeme (Enterprise- Resource-Planning) digitalisiert. Die Unternehmen sind über die Lieferantenketten miteinander vernetzt und elektronische Rechnungen führen zu automatisierten Buchungen.“ Klar, dass sich vor diesem Hintergrund auch die Arbeit der Wirtschaftsprüfer verändert: „Wir Wirtschaftsprüfer müssen verstehen, was in der IT funktioniert und wie wir die IT beziehungsweise die IT-basierten Geschäftsmodelle prüfen können“, sagt Martin Wambach. Zudem müsse die IT genutzt werden, um selbst effizienter zu prüfen: zum Beispiel papierlos, durch die Nutzung von moderner Software zur Datenanalyse, Process Mining oder Texterkennung.

Mit der gesamten Wirtschaft verändert sich auch die Wirtschaftsprüfung aufgrund der Digitalisierung. Der Berufsstand ist dabei, sich neu zu interpretieren und zu positionieren.

Schon heute, so beschreiben es Dr. Martin Orth und Martin Wambach, werde bei einigen Unternehmen remote geprüft: Die Wirtschaftsprüfer schalten sich von ihren Büros aus auf die Systeme ihrer Mandanten und holen sich daraus alle beziehungsweise viele wertvolle Informationen. Voraussetzung dafür ist, dass ein ähnliches Digitalisierungs-Level zwischen Prüfungsgesellschaft und Mandant existieren muss, um sich optimal – und unter Gewährleistung der datenschutzrechtlichen Aspekte – effektiv zu vernetzen. „Wir können jetzt mit modernen Datenanalysen ganze Prüfungsfelder vollständig auf der Transaktionsebene prüfen. Durch das Einbeziehen unterschiedlichster Unternehmensdaten, dazu gehören gegebenenfalls Dritt- oder Marktdaten, gewinnen wir weitere prüfungsrelevante Erkenntnisse. Die einzelne, aussagebezogene Prüfungshandlung wird zur Ausnahme“, so Wambach.

Doch trotz aller IT bleibt eine Abschlussprüfung immer mehr als ein gut konstruiertes Bündel von IT-Analysen. „Aufgrund des rechtlichen Verständnisses wird der Wirtschaftsprüfer natürlich auch in Zukunft noch gebraucht werden. Teile seines Aufgabenbereichs werden sich jedoch maßgeblich verändern“, ist Orth überzeugt. Wirtschaftsprüfer müssen die Geschäftsmodelle und -prozesse verstehen, sich mit den Markt-, Entwicklungs- und Fortbestandsprognosen ihrer Mandanten beschäftigen. Und auch schwierige Bilanzfragen bedürfen der Beurteilung und Bewertung von komplexen Geschäftsvorfällen. „Dazu kommt, dass Empfänger des Prüfungsurteils immer Menschen sind: Gesellschafter, Aufsichtsräte, Vorstand und Management. Sie erwarten vom Prüfer eine Interpretation der Ergebnisse.

Beruf Wirtschaftsprüfer

Das Institut der Wirtschaftsprüfer hat eine Informationsseite im Internet eingerichtet, auf der Informationen zum Studium und zur Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer zusammengefasst sind:
www.wirtschaftsprüfer.de

Fortbildung zum IT-Auditor

Das Institut der Wirtschaftsprüfer hat die Möglichkeit zur Verleihung der Bezeichnung IT-Auditor IDW geschaffen. Dabei handelt es sich um eine Zusatzqualifikation in der IT-Systemprüfung, die sich an Wirtschaftsprüfer und vereidigte Buchprüfer richtet. Weitere Informationen unter:
www.idw.de

Der Wirtschaftsprüfer ist somit ein aktiver Teil eines nachhaltigen Wertemanagements im Sinne von Good Corporate Governance“, erklärt Wambach. „Aber er wird viel stärker zum Projektmanager, der verschiedene Spezialisten, wie ITSicherheitsspezialisten, Big Data-/Social Media-Spezialisten, IT-Applikations-Spezialisten, Rechtsanwälte, Compliancebeziehungsweise Betrugs- und Korruptionspräventionspezialisten führt und minimal-invasiv gezielt im Prüfungsprozess einsetzt“, erklärt der geschäftsführende Partner bei Rödl & Partner. So braucht der Wirtschaftsprüfer unverändert ein breites betriebswirtschaftliches, steuerliches und rechtliches Wissen. Dazu kommt nun ein profundes Wissen über die gesamte Breite der Digitalisierung. Denn, so Wambach: „IT ist dabei nur ein Baustein der Digitalisierung. Es geht auch um Techniken, wie zum Beispiel das Internet der Dinge, Sicherheit und vieles mehr.“

Die Digitalisierung ist für Wambach die große Chance für den Berufsstand, den Beruf neu zu interpretieren und zu positionieren: „Weg vom langweiligen, vergangenheitsorientierten, Checklisten- getriebenen Häckchenmachen hin zum modernen Business-Analysten und Prüfer, der mit modernsten Instrumenten und Werkzeugen die Wirtschaft auf dem Weg der Digitalisierung fachkundig begleitet.“

Gründen für den Wandel

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Ihr Tagesgeschäft haben Unternehmen selbst im Griff. Doch um in Zeiten der Digitalisierung wettbewerbsfähig zu bleiben, setzen die Unternehmen auf Ausgründungen oder die Start-up-Kultur. Und Gründer wollen mit neuen Ideen die Märkte aufmischen. Berater sind dabei gefragte Begleiter. Von Christoph Berger

„Im Bankenbereich ging man erst davon aus, dass sich die Branche aufgrund der technologischen Entwicklungen innerhalb von drei bis fünf Jahren wandelt. Doch inzwischen rechnen wir schon in Halbjahresschritten. Und angesichts des Negativzinsniveaus erhöht sich der Druck momentan sogar auf eine quartalsweise Betrachtung“, beschreibt Achim H. Schulz, Gesellschafter und Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Schulz & Cie. Consulting in München, die Situation in der Finanzbranche.

Sein Unternehmen berät zum einen Finanzdienstleistungsunternehmen, die durch die Gründung von Fintechs, also technologiegetriebene Start-ups im Finanzbereich, oder Tochterunternehmen diesem Wandel Rechnung tragen wollen. Oftmals sollen neue Geschäftsideen umgesetzt oder der Markteintritt geplant werden. Denn, so der Experte: „Wir erleben hier ganz massiv Projekte, in denen es um Prozesseffizienz geht, in denen alles Bisherige hinterfragt wird. Alles, was in irgendeiner Weise kostenintensiv ist, steht in der Branche auf dem Prüfstand.“

Frankfurt School Blockchain Center

Die Frankfurt School of Finance & Management hat im Februar 2017 das Frankfurt School Blockchain Center ins Leben gerufen. Das Center ist als Think Tank und Forschungszentrum konzipiert und beschäftigt sich mit den Implikationen der Blockchain-Technologie für Unternehmen und Wirtschaft. Dabei wird man sich vor allem auf die Bereiche Banken, Energie, Industrie 4.0 und Mobilität konzentrieren. Weitere Infos: www.frankfurt-school.de/home/research/centres/blockchain.html

Im Bereich der Fintechs oder Banken kümmern sich die Berater somit um Nischenthemen: die bankenaufsichtlichen Regularien, neue gesetzliche Vorschriften oder um ein möglichst schlankes und erfolgsversprechendes Zulassungsverfahren bei der Bafin. Die reine Unternehmensgründung, die würden all seine Kunden selbst hinbekommen. Ein zweiter Schwerpunkt von Schulz‘ Beratungsunternehmen liegt auf der Beratung von Mittelstandsunternehmen:

Die Beratung hinsichtlich der Business-Pläne und die Umsetzung von Geschäftsideen sind in diesem Segment die wesentlichen Beratungsthemen. Auch bezüglich der Finanzierungsstrukturen oder bei Rating-Analysen unterstützt Schulz die Unternehmen: ‚Ist die richtige Bank als Partner gefunden worden?‘ und ‚Wie stehen die Chancen für einen Kredit?‘ sind beispielsweise zu beantwortende Fragen. „Wir leben natürlich von diesen Veränderungen und den Umbruchsituationen“, erklärt Schulz die Beratertätigkeit. „Uns braucht man in der Regel nur, um Veränderungen gut zu managen.“

Damit er und seine Teams dabei erfolgreich sind und den gewünschten Mehrwert für die Kunden erzielen, werde unterschiedlichstes Knowhow benötigt: Zu den Teams gehören Finanzmarkt- und IT-Experten, aber auch Fachleute für Führungsthemen. „Gerade bei der Gründung von Tochtergesellschaften spielt die Qualifikation der Führungskräfte eine entscheidende Rolle. Habe ein Start-up erst einmal Fahrt aufgenommen, brauche es schnell Führungsstrukturen. Beraten und geschult werden müsse zu folgenden Fragen: Was kommt auf mich zu und welche Haftungspflichten muss ich beachten – im rechtlichen und Finanzierungsbereich? „Und es geht um allgemeine Führungsthemen“, beschreibt Achim Schulz die Herausforderungen.

Schließlich spiele noch der technikgetriebene Bereich für die Beratung eine Rolle, jedoch mit der Warnung: „Bei all diesen neuen Geschäftsmodellansätzen handelt es sich meist um einen Mix aus klassischen Finanzprodukten und mehr Geschwindigkeit. Die Basis müsse aber immer die Schaffung von Mehrwert beim Kunden sein. Den interessiert die Technik wenig, er wünscht ein gut funktionierendes Produkt“, so der Experte. Einsteigern empfiehlt er derzeit eine Fokussierung auf die Themen Risikomanagement, Anti Money Laundering, also die Anti-Geldwäsche, und Compliance. Im Bereich Finanzierung rät er zu einer Konzentration auf das Thema Corporate Finance. In diesen Segmenten würden sich beste Einstiegsmöglichkeiten bieten.

Start-up Beratung

Auf eine andere Gruppe im Bereich der Start-up-Beratung hat sich die FSGU Group Unternehmensberatung spezialisiert. Sie berät Existenzgründer beim Markteintritt. „Wir beraten hinsichtlich betriebswirtschaftlicher Fragestellungen, insbesondere zu Themen der Finanzierung, zu den Erfolgsaussichten eines Geschäftsmodells und zu technischen und administrativen Fragen“, sagt Rolf Stahlberger, Kopf der freiberuflichen Unternehmensberatung. Dabei lernt er die gesamte Breite an Gründerpersönlichkeiten kennen – solche, die in Bezug auf Abläufe und die Beschaffung von Kapital von Beginn an sehr gut aufgestellt sind, aber genauso diejenigen, die den Fokus nur auf das eigene Geschäftsmodell gelegt hatten. Letzteres sei nicht unbedingt verkehrt, so Stahlberger, schließlich seien die Unternehmensberater ja dafür da, beratend einzugreifen.

Er hat jedoch auch festgestellt: „Manche Gründer gehen sehr naiv an ihr Vorhaben ran. Sie denken, ihre Idee sei so toll, die muss einfach laufen. Allerdings entspricht diese Vorstellung oft nicht der Realität.“ Doch was unterscheidet beispielsweise seine Unternehmensberatung von Existenzgründerberatungen, die oftmals sogar kostenfrei Gründern mit Rat zur Seite stehen? „Gerade bei den zukunftsorientierten Fragen, in denen es um Prognosen und Abschätzungen geht, ist ein hoher Erfahrungswert sehr wichtig – etwa bei der Frage nach der Tragfähigkeit eines Geschäftsmodells“, ist Stahlberger überzeugt. Je nach Branche, in der man gründet, sollte man auch entsprechende Experten zu Rate ziehen, empfiehlt er. Die finanziellen Mittel dafür müssten natürlich zur Verfügung stehen. Da für eine Gründung aber fünf Jahre zur Verfügung stünden, gebe es nach einiger Zeit oft schon erwirtschaftetes Kapital, von dem Teile in eine professionelle Beratung investiert werden könnten.

Buchtipps

Cover DienstleistungenDas Buch „Dienstleistungen 4.0“ behandelt vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung und der damit verbundenen grundlegenden und nachhaltigen Veränderung von Märkten und Branchen den Themenschwerpunkt „Dienstleistungen 4.0“. Die Autoren zeigen auf, dass der adäquate Umgang mit der Digitalisierung einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor sowohl für Produkthersteller als auch Dienstleistungsunternehmen darstellt. Manfred Bruhn, Karsten Hadwich (Hrsg.): Dienstleistungen 4.0. Springer Gabler 2017. 99,99 Euro.

Cover Consulting Tech and Legal TechDas neue Consulting Tech & Legal Tech – Whitepaper von Conplore ist speziell für Berater, Anwälte & Coaches geschrieben: Vorgestellt werden Consulting 4.0-Geschäftsmodelle, um die digitale Transformation des Beratungsgeschäfts kennenzulernen und nicht als Risiko wahrzunehmen. Matthias Buchholz: Consulting Tech & Legal Tech – Geld verdienen als Experte im digitalen Zeitalter. Amazon 2017. 4,99 Euro.

Unterwegs in den USA

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Ferdinand Werhahn ist Consultant im Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte. Für das M&AProjekt eines deutschen Kunden ging er für neun Monate in die USA und machte dort vielfältige Erfahrungen.

Ferdinand Werhahn, Foto: Deloitte
Ferdinand Werhahn, Foto: Deloitte

Dass Ferdinand Werhahn keine Probleme damit hat, zeitweise ins Ausland zu gehen, lässt sich schon an seinem Lebenslauf ablesen: Nach seinem Bachelor-Abschluss in den Fächern General Management und Wirtschaftsrecht an der EBS Business School Oestrich-Winkel zog es den heute 27-Jährigen für das Master-Studium nach San Francisco an die Hult International Business School. Von dort aus brach er zu Auslandssemstern nach Dubai und Shanghai auf, bevor er 2013 seinen Master of International Business in der Tasche hatte.

Schon damals war klar, dass es die Beraterbranche werden würde, in die er einsteigt – auch wenn es ihn für ein Praktikum kurz in die Baustoffindustrie zog. „Mich reizte es, mit verschiedenen Branchen in Kontakt zu kommen und unterschiedlichste Unternehmen kennenzulernen“, sagt er rückblickend. In Consulting-Unternehmen ist dies möglich: Es gibt immer wieder neue Klienten mit anderen Problemen und Herausforderungen. „Teamarbeit steht dabei immer im Fokus“, wie er weiter ausführt. Deloitte kannte er bereits von Unternehmenspräsentationen und Kaminabenden an der EBS, wo er mit Beratern und Partnern ins Gespräch kam. Die dort erlebte Unternehmenskultur harmonierte 1:1 mit seinen Vorstellungen, sodass das Unternehmen ganz oben auf der Liste seiner Wunscharbeitgeber stand.

So kam es zum Einstieg als Business Analyst im Bereich Operations, der in der Service Area Strategy and Operations angesiedelt ist. „Der Bereich fokussiert sich auf das gesamte Supply Chain Management – von der Nachfrage- über die Produktions- und Lagerplanung bis hin zur Distribution“, erklärt Werhahn, der es in seinen Projekten mit sämtlichen Aspekten in den Liefer- und Wertschöpfungsketten seiner Kunden zu tun hat. Doch in den meisten seiner bisher abgeschlossenen Projekte befasste er sich mit Verbesserungen von Strukturen sowie der Optimierung von Beschaffungs-, Vertriebs- und Innendienstprozessen.

Anders dann jedoch bei einem neunmonatigen Projekt in Jacksonville, Florida, USA. Ein deutsches Chemieunternehmen aus der Geschmacks- und Duftstoffindustrie hatte ein US-Unternehmen übernommen. Nun sollte das amerikanische Unternehmen in das deutsche integriert werden. Werhahn wurde diese Aufgabe zusammen mit zwei Kollegen übertragen. „Sicher war es ein Vorteil, dass ich während meines Studiums schon einmal in den USA war. Prinzipiell muss man einfach dazu bereit sein, für einige Zeit ins Ausland zu gehen mit all den damit zusammenhängenden klassischen Herausforderungen: weniger Kontakt zu Familie und Freunden“, sagt er.

Doch vollkommen abgeschnitten war er nicht. Immer wieder gehörte es auch zu seinen Aufgaben, nach Deutschland zu fliegen, um beim Kunden vor Ort die amerikanischen in die deutschen Prozesse zu integrieren. Auf 20 Prozent der Zeit beziffert er diesen Anteil. Die anderen 80 Prozent verbrachte er jedoch in der von angesiedelter Industrie geprägten und für seinen Hafen bekannten Stadt an der Ostküste der USA.

Unter der Woche waren Werhahn und seine Kollegen voll auf das Projekt fokussiert. Es galt, das Projekt in der vorgegebenen Zeit, im vorgegebenen Budgetrahmen und zur Zufriedenheit des Kunden abzuschließen. „Gerade zum Projektende hin tauchen plötzlich immer wieder unerwartete Probleme auf, die es zu lösen gilt“, erzählt er. In seinem Projekt waren das zum Beispiel Probleme in der erdachten Logistikkette. Werhahn erklärt: „Der Zoll hat seine eigenen Vorschriften für das Verfrachten der Waren von Amerika nach Europa. Da kam es plötzlich zu rechtlichen Schwierigkeiten. Doch wenn die Waren nicht nach Deutschland geliefert werden können, ist das ein enormes Risiko mit hohen Summen, die dahinterstehen.“ Sie wurden gemeistert. Und es verwundert vor dem damaligen Druck nicht, dass er als Highlight des Einsatzes den erfolgreichen Projektabschluss nennt.

Neue Erfahrungen ganz anderer Art gab die Natur vor. Die Projektlaufzeit fiel in die Zeit der Hurricanes und Tornados. „Da musste schon einmal das gesamte Werk evakuiert werden“, erzählt Werhahn. „Wir erlebten Tornados, die zu einem Auslösen des Alarms in der Fabrik führten. Alle mussten daraufhin in einen sogenannten Tornadokeller. In dem saßen wir dann etwa zwei Stunden und durften ihn nicht verlassen – mit der gesamten Belegschaft des Werks. Das sind interessante Erlebnisse gewesen, die ich aus Europa nicht kenne.“

Auch abseits der Arbeit gab es für Werhahn und seine Kollegen einiges zu entdeckten. An den Wochenenden unternahmen sie Ausflüge nach Orlando, tauchten im Crystal River mit Seekühen oder besuchten die einmaligen Strände Miamis. „Wir verbrachten sehr viel Zeit zusammen als Team. Das schweißt zusammen und hat sehr gut geklappt. Ich empfand das als sehr positiv“ erzählt er. Die in dem Projekt gemachten Erfahrungen möchte Ferdinand Werhahn keinesfalls missen. Und wenn sich wieder ein Auslandsprojekt für ihn anbietet, wird er wieder dabei sein.

Landesinformationen
Die neuesten Nachrichten aus den USA, Informationen zu Visa und die Adressen von Konsulaten und der Botschaft werden auf der Internetseite https://de.usembassy.gov/de zur Verfügung gestellt. Auch auf der Seite des Auswärtigen Amtes finden sich aktuelle Informationen zu den USA: goo.gl/480NkR

Amtssprache
Englisch

Hauptstadt
Washington, D. C., circa 672.228 Einwohner (Juli 2015)

Fläche
Etwa 9.826.675 Quadratkilometer

Bruttoinlandsprodukt
18,6 Billionen US-Dollar (2016)
(Quelle: Auswärtiges Amt)

Währung
US-Dollar

Hauptexportgüter
Autos, Öl, Luftfahrzeuge, pharmazeutische Produkte, Gasturbinen
(Quelle: www.gevestor.de)

Klima
Von sommerfeuchtem Tropenklima bis zu arktischem Klima lässt sich in den USA alles finden

Flugzeit
Die Flugzeit von Frankfurt am Main nach Jacksonville in Florida beträgt etwa 13 Stunden

Zeitverschiebung
Die Zeitverschiebung von Kontinentaleuropa nach Jacksonville in Florida beträgt minus sechs Stunden