Digitaler Bau mit BIM

Foto: Fotolia/Frank Boston
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Auch die Bauwirtschaft lotet die Möglichkeiten der Digitalisierung aus. Mit Building Information Modeling, kurz BIM, scheint eine Methode gefunden worden zu sein, Bauwerke über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg und unter Einbeziehung aller Beteiligten digital darzustellen. Für öffentliche Bauvorhaben wird der BIM-Einsatz sogar Pflicht. Von Christoph Berger

„Zunehmend versteht man auch in Deutschland, dass es bei BIM nicht nur um Digitalisierung geht, sondern um eine digitale Transformation der Bauindustrie“, sagte Professor Rasso Steinmann vom iabi-Institut für angewandte Bauinformatik der Hochschule München im Rahmen der Messe BAU 2017. Das Adjektiv „zunehmend“ wählte er dabei ganz bewusst: Denn obwohl das technische Know-how schon seit den 1990er-Jahren in Deutschland vorhanden ist, werde BIM erst seit 2013 als Chance und Notwendigkeit wahrgenommen.

Die Akzeptanz erfolgte also sehr zögerlich. Dabei sind die Vorteile der Methode vielfältig: Bei der Deutschen Bahn etwa, die im Mai 2017 bekannt gab, dass bis zum Jahr 2020 sämtliche Bauprojekte mit BIM umgesetzt werden sollen, verbindet man mit der Methode eine bessere Planungsqualität, eine höhere Terminsicherheit, Kostensicherheit und Effizienzsteigerungen. Ebenso Akzeptanzsteigerungen für die Projekte sowie bessere Lebenszyklusbetrachtungen.

BIM-Weiterbildung

Um die Entwicklung und Implementierung der Methode BIM voranzutreiben, die Forschung in diesem Bereich für die Bauwirtschaft zu bündeln, Lehr-, Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte zu entwickeln und Beratung zur Optimierung von Bauprozessen anzubieten, wurde von den Wissenschaftlern der Bergischen Universität Wuppertal das BIM-Institut gegründet. Dort werden unter anderem auch zwei Weiterbildungskurse angeboten, die sich konkret mit der BIM-Methode befassen: der 2-tägige Kurs „BIM Strategie-Entwicklung“ sowie der aus zwei praxisorientierten Modulen bestehende Kurs „BIM in der Bauausführung. Weitere Informationen unter:
www.biminstitut.de

Erreicht wird all dies mit einer durchgängigen, digitalen Planung. Das bedeutet, Bauwerke werden vom Entwurf bis hin zur Inbetriebnahme und Bewirtschaftung digital beschrieben. Umsetzbar sind dabei inzwischen 7D-Darstellungen: Zu der dreidimensionalen Darstellung eines Bauwerks kommt als vierte Dimension die Zeit. Das 5D-Modell beinhaltet Kosten, in der 6D-Darstellung wird das virtuelle Bauwerk noch mit Lebenszyklusaspekten bestückt. Im 7D-Modell werden schließlich noch Aspekte der Gebäudenutzung berücksichtigt.

Und, so das BIM Institut der Bergischen Universität Wuppertal: „Denkt man diesen ganzheitlichen Ansatz der BIM-Arbeitsmethode weiter, erfordert er zudem auch einen Kulturwandel im Bauwesen und eine neue Form der teamorientierten Zusammenarbeit.“ Dies deshalb, da die BIM-Methode vorsieht, dass alle Beteiligten an demselben Datenmodell arbeiten und so eine Reduzierung der Schnittstellen erfolgt. Daher werden sich neben der notwendigen Hard- und Software genauso Geschäftsprozesse und Gewohnheiten der einzelnen Projektbeteiligten ändern müssen.

Auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) will den BIM-Einsatz vorantreiben und hat Anfang des Jahres einen „Masterplan Bauen 4.0“ für Deutschland vorgelegt. „Unser Ziel ist es, Innovationsführer beim digitalen Bauen zu werden. In Zukunft soll in Deutschland der klare Grundsatz gelten: Erst digital, dann real bauen“, sagte Bundesminister Alexander Dobrindt bei der Vorstellung.