Autonomes Fahren – die Revolution des Automobils

Carolin Halder, Foto: BMW Group
Carolin Halder, Foto: BMW Group

Fahren Autos demnächst ohne Fahrer? Ingenieurin Carola Halder arbeitet bei BMW am Zukunftsthema Autonomes Fahren und berichtet von ihren Aufgaben im Projektmanagement und in der Softwareentwicklung.

„In der Automobilbranche arbeiten? – Nein, das ist nicht das Richtige für mich“, dachte ich vor einigen Jahren. Ich hatte gerade mein Studium der Elektround Informationstechnik in Karlsruhe abgeschlossen und suchte eine Herausforderung. Die Automobilbranche schien mir wenig innovativ und dynamisch. Gerade in der Softwareentwicklung, die mich interessierte, gab es nur sehr begrenzt spannende Stellen. Jetzt, zwei Jahre später, arbeite ich doch in dieser Branche, genauer gesagt im Bereich Autonomes Fahren bei BMW. Die Folge? Ich nehme die Automobilbranche nun komplett anders wahr.

Bund fördert Entwicklungfahrerloser Fahrzeuge

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will Forschungsinitiativen auf dem Gebiet der autonomen elektrischen Mobilität fördern. „Autonome elektrische Fahrzeuge zum Transport von Personen oder Gütern stellen weit mehr als eine lineare Weiterentwicklung des Automobils dar. Vielmehr handelt es sich hierbei um ,disruptive‘ Fahrzeugkonzepte, die die Grundlage für neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen schaffen können“, ist in einer Bekanntmachung des BMBF zu lesen. Die deutsche Automobilindustrie befinde sich hier mit innovativen internationalen Unternehmen in einem Wettlauf um die Systemführerschaft, so das BMBF weiter. Die Förderung beantragen können Hochschulen oder außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen, die ihre Forschung und Entwicklung in Deutschland betreiben. Die Beteiligung von kleinen und mittelständischen Unternehmen an dieser Fördermaßnahme ist ausdrücklich erwünscht.
Weitere Infos:
www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1311.html

Für mich gibt es aktuell kaum einen spannenderen Geschäftszweig. Viele neue Technologien nehmen Einzug und sind dabei, das Automobil, wie wir es jahrzehntelang kannten, grundlegend zu revolutionieren. Das Auto wird immer mehr zu einem intelligenten System, das Daten aufnimmt, verarbeitet und in entsprechende Aktionen umsetzt. Dadurch ergeben sich viele interessante Tätigkeiten für softwareaffine Ingenieure und Informatiker. Eins dieser spannenden Aufgabenfelder ist die Automatisierung der Fahraufgabe.

In der Abteilung für Autonomes Fahren arbeiten wir an allen Aspekten rund um dieses innovative Thema. Noch sind nicht alle Konzepte dieses Bereichs definiert, demnach gibt es noch viele offene Forschungsthemen. Gleichzeitig sind durch den Projektkontext die Anforderungen, Deadlines und ein reger Austausch mit dem Management gegeben. Dadurch kann ich viel selbst mitgestalten, es gibt Raum für wissenschaftliche Arbeit, aber wir haben trotzdem stets ein klares Ziel vor Augen. Technisches Projektmanagement – also die Definition der Anforderungen und Meilensteine, die Planung der Architektur sowie die Abstimmung mit industriellen Projektpartnern wie Intel und Mobileye – und Softwareentwicklung, wie der Entwurf von Konzepten, die Implementierung sowie der Test von Software, sind die Hauptaufgaben. Ich habe bereits in beiden Bereichen gearbeitet.

Anfangs war ich im Lieferantenmanagement tätig. Die Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Lieferanten spielt in unserem Unternehmen eine zentrale Rolle. Die Lieferanten entwickeln Komponenten oder Teilumfänge und leisten damit einen großen Beitrag zur Wertschöpfung. Als Ingenieurin muss ich die zu leistende Entwicklungsarbeit definieren, steuern und überprüfen. Das Ausloten unterschiedlicher Interessen ist hierbei eine enorme Herausforderung. Durch das Zusammenspiel von technischen, koordinierenden und kaufmännischen Aspekten ist die Tätigkeit sehr vielseitig und verlangt sowohl fundiertes Fachwissen als auch ein breites System- und Prozessverständnis.

Entwicklungszentrum für autonomes Fahren

Rund 600 Mitarbeiter der BMW Group beschäftigen sich derzeit mit der Entwick lung des hochautomatisierten Fahrens. 2021 soll der BMW iNEXT auf die Straßen kommen, ein autonom fahrendes, elektrisches und voll vernetztes Fahrzeug; wei tere Modelle sollen folgen. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Unternehmens gruppe ab Mitte 2017 ihre Entwicklungskompetenzen für Fahrzeugvernetzung und automatisiertes Fahren in einem neuen Campus in Unterschleißheim bündeln. Über 2000 Mitarbeiter sollen am neuen Standort von der Softwareentwick lung bis hin zur Straßenerprobung die nächsten Schritte zum vollautomatisierten Fahren entwickeln. Schon ab 2017 soll hochautomatisiertes Fahren auch im städti schen Umfeld in München erprobt werden.

Seit Kurzem arbeite ich als Softwareentwicklerin in dem Team, das sich mit dem sogenannten „Umfeldmodell“ beschäftigt. Dabei geht es darum, die Sensordaten so zu verarbeiten, dass alle relevanten Objekte und Infrastrukturelemente im Fahrzeugumfeld erkannt werden. Um flexibel und schnell zu sein, arbeiten wir gemäß der agilen Software-Entwicklungsmethodik Scrum. Jeder Entwickler ist an der gesamten Entwicklungskette beteiligt: vom Entwurf und der Umsetzung von Algorithmen zur Erkennung, Fusion und Verfolgung von Objekten über die Optimierung des Codes für die Zielplattform bis zur Erprobung der Funktionalität im Gesamtfahrzeug. Genau das macht die Arbeit sehr abwechslungsreich und spannend. Wir erleben die erstellte Software nicht nur als abstrakte Anwendung auf dem eigenen Rechner, sondern auch integriert in das Endsystem.

Wir sind ein sehr junges Team, da an den Forschungsthemen viele Doktoranden und Studenten mitarbeiten. Außerdem reizt gerade viele junge Ingenieure dieses Thema. Wir arbeiten interdisziplinär in den Fachrichtungen Informatik, Elektrotechnik und Maschinenbau. Allen gemeinsam ist die Erfahrung in Softwareentwicklung, Robotik, Machine Learning oder in einer anderen für das autonome Fahren wichtigen Schlüsselkompetenz. Was mich am meisten motiviert:Wir können die Zukunft mitgestalten und machen Mobilität sicherer und komfortabler.

Plattform Urbane Mobilität

Die Digitalisierung, alternative Antriebe und automatisierte Fahrzeugsysteme sowie neue Angebote wie Sharing-Modelle eröffnen große Chancen für eine stadtverträgliche Ausgestaltung der Mobilität. Aus diesem Grund haben sich sieben deutsche Städte und acht Unternehmen der deutschen Automobilindustrie auf der „Plattform Urbane Mobilität“ zusammengeschlossen. Gemeinsam arbeiten sie an Lösungen, um urbane Mobilität effizient, umweltschonend und sicher zu gestalten. Weitere Infos unter:
www.plattform-urbane-mobilitaet.de