- Ingenieure und Techniker
- IT-Spezialisten
- Wirtschaftswissenschaftler
- Naturwissenschaftler
Jobware Personalberatung: Erstklassige Chancen
Agieren statt Reagieren
Bewerbung in der Krise
- Arbeitsplatz (wenn auch i. d. R. eher schlecht bezahlt)
- Zugang zu Führungspersonen, die Personalentscheidungen anstoßen können.
- Jobsucher kann Praxiserfahrungen sammeln (wohlgemerkt nur dann, wenn ihm dazu seitens des Unternehmens Gelegenheit gegeben wird)
- Arbeitgeber kann sich preiswert oder kostenlos einen Eindruck verschaffen
Jobsuche in Krisenzeiten: Geheimrezept Blindbewerbung?
- Wer bin ich?
- was kann ich?
- was will ich?
Initiativbewerbung
Die Stellenteile in den Zeitungen werden dünner. Und die Wahrscheinlichkeit, ein passendes Jobangebot zu finden, sinkt. Doch wer Eigeninitiative zeigt und auf den Wunscharbeitgeber zugeht, verschafft sich Pluspunkte – und im Idealfall den erhofften Job. Worauf bei einer Initiativbewerbung zu achten ist, erklärte Erfolgscoach Uwe Schnierda dem karriereführer.
Herr Schnierda, ist eine Initiativbewerbung mit einer Blindbewerbung vergleichbar? Nein, eine Initiativbewerbung sollte man auf jeden Fall von einer Blindbewerbung abgrenzen. Bei einer Blindbewerbung handelt es sich um ein Massenrundschreiben mit immer gleichem Standardtext. Meist merkt der Leser schon nach zwei Zeilen, dass hier jemand 100 Bewerbungen auf einen Schlag verschickt hat, sich aber weder über das Unternehmen informiert noch überlegt hat, wie er sich einbringen kann. Initiativbewerbungen dagegen setzen „Initiative” voraus. Also die Suche nach Informationen, Kontakte, Telefongespräche, passgenaue Anschreiben und Lebensläufe. Blindbewerbungen sind leider gerade bei Hochschulabsolventen sehr beliebt. Für welche Bewerber eignet sich eine Initiativbewerbung? Für Berufseinsteiger und Young Professionals lohnt sie sich auf jeden Fall. Es gibt eine Menge Unternehmen, die sogar erwarten, dass Berufseinsteiger noch während der Examensphase Initiativbewerbungen verschicken. Denn sie suchen Kandidaten, die diese Doppelbelastung aushalten können – die also parallel zu ihren Prüfungen den Bewerbungsstress auf sich nehmen. Initiativbewerbungen sind also bei jedem Unternehmen willkommen? Ja, im Prinzip eignen sie sich sowohl für kleine als auch für große Unternehmen. Große Unternehmen freuen sich über Bewerber, die Engagement zeigen. Und die kleineren Unternehmen schreiben meist nicht alle Stellen aus, kalkulieren also Initiativbewerbungen mit ein. Wo können Arbeitssuchende nach Unternehmen recherchieren, die für ihre Initiativbewerbung in Frage kommen? Die Unternehmensrecherche ist nicht so leicht. Das Problem ist, dass man entweder zu viele oder zu wenige Adressen bekommt. In Branchenbüchern oder Mitgliederverzeichnissen von Verbänden findet man viel zu viele Adressen. Besser ist es, Jobbörsen im Internet zu durchforsten und dort Firmen zu suchen, die überhaupt Stellen ausschreiben. Zum Beispiel solche, die Leute mit mehreren Jahren Berufserfahrung oder einem etwas anderen Profil als dem eigenen suchen. Diese Unternehmen sind potenzielle Arbeitgeber, weil sie grundsätzlich neue Mitarbeiter einstellen wollen. Praktisch ist, dass man auch schon einen Ansprechpartner und die Durchwahl hat. So ist der erste Schritt ins Unternehmen getan. Eine andere Möglichkeit ist die direkte Kontaktaufnahme. Viele Unternehmen suchen von sich aus den Kontakt zu Hochschulabsolventen, sind auf Messen vertreten, führen Firmenpräsentationen oder Betriebsbesichtigungen durch. Es bietet sich an, schon in den letzten drei, vier Semestern aktiv zu werden und diese Veranstaltungen zu besuchen.Zur Person
Uwe Schnierda arbeitet zusammen mit seinem Kollegen Christian Püttjer als Trainer und Berater in den Bereichen Karriere, Bewerbung und Rhetorik. Kontakt: www.karriereakademie.de
Der Wunscharbeitgeber ist gefunden. Was passiert dann? Vor der Bewerbung sollte jeder Jobsuchende sein eigenes Profil klären, indem er eine fiktive Stellenanzeige formuliert. Hilfreich können dabei auch Fragebögen aus Internet-Jobbörsen sein, in denen das Bewerberprofil abgefragt wird. Dazu gehören zum Beispiel fachliche Kenntnisse, Soft Skills, Persönlichkeitsmerkmale und ähnliches. Ist das eigene Profil erstellt, muss es in ein Anforderungsprofil übersetzt werden. Das eine bezieht sich auf das, was man kann, das andere beinhaltet die Anforderungen des Unternehmens. Wer diese beiden Profile zur Deckung bringt, hat schon eine sehr gute Vorarbeit geleistet und dabei auch über sich selbst eine Menge erfahren. Welches sind die größten Schwierigkeiten bei der Erstellung des eigenen Profils? Viele Hochschulabsolventen wollen sich nicht zu früh einschränken, sondern sich den Rücken freihalten. Also geben sie vor, eigentlich alles zu können, was verlangt wird. Das klappt aber nicht. Statt dessen sollten sie sich glaubwürdig auf zwei bis drei Schwerpunkte – zum Beispiel Marketing und Personalwesen – beschränken. So kann die Firma den Bewerber richtig einordnen. Darüber hinaus bereitet es vielen Schwierigkeiten, konkret zu werden. Schließlich sind auch Stellenanzeigen oft sehr abstrakt gehalten. Bei einer Ausschreibung für ein Traineeprogramm zum Beispiel findet man Begriffe wie „belastbar, Impulse gebend und kontaktstark”. Vor der Bewerbung sollte man sich zwei, drei Beispiele überlegen, anhand derer man diese Eigenschaften belegen kann. Also Erfahrungen aus Praktika, Werkstudententätigkeiten oder Diplomarbeiten. Bei der Beschreibung der eigenen Stärken ist es wichtig, sie so zu übersetzen, dass Personalverantwortliche sie verstehen. In der Regel reagieren Personaler auf ganz bestimmte Muster und Schlagworte in der Sprache. Ein Beispiel: Statt zu sagen, „Ich war mal daran beteiligt” oder „Ich habe da so mitgearbeitet” ist der Satz „Ich habe Vorgänge optimiert” aussagekräftiger. Wer den Nutzen für das Unternehmen deutlich machen kann, hat sich einen Riesenvorteil erarbeitet gegenüber dem Durchschnittsbewerber, der die „Personaler-Sprache” nicht beherrscht. Sollten Bewerber bei ihrem Wunscharbeitgeber anrufen, bevor sie die schriftliche Bewerbung verschicken? Ja. Zwar haben viele Angst vor diesem Anruf, aber ein persönliches Gespräch mit dem richtigen Ansprechpartner lohnt sich auf jeden Fall. Was können Absolventen von diesem Gespräch erwarten? Zunächst sollten sie sich gut darauf vorbereiten und damit rechnen, dass jeder zweite oder dritte Ansprechpartner keine Zeit hat und sie abwimmelt. Aber zum Glück gibt es auch Leute, die angenehm reagieren, sich Zeit nehmen und wichtige Zusatzinformationen liefern. Zum Beispiel darüber, worauf das Unternehmen Wert legt und wie man das eigene Profil noch weiter ausbauen kann. Gerade für Arbeitssuchende, die sich schon während des Studiums um ihre Bewerbung kümmern, sind diese Infos sehr wertvoll. Denn sie haben noch Zeit, ein entsprechendes Praktikum zu absolvieren oder sich bestimmte Kenntnisse anzueignen. Kurzbewerbung oder vollständige Bewerbungsmappe: Was empfehlen Sie für die Initiativbewerbung? Wir empfehlen, eine vollständige Bewerbungsmappe zu verschicken. Denn eine Kurzbewerbung erweckt schnell den Charakter eines kostengünstigen Rundschreibens, ähnlich dem einer Blindbewerbung. Zwar ist eine umfangreiche Bewerbung teurer – Porto, stabiler Kunststoffhefter, Foto, gute Kopien, eventuell sogar Farbkopien können bei 50 Bewerbungen durchaus ein Kostenargument sein. Aber diese Kosten lassen sich durch eine gute Vorauswahl reduzieren. Deshalb raten wir: Bewerben Sie sich bei wenigen Unternehmen, dafür aber mit perfekten Unterlagen. Lassen sich nicht auch beim Foto Kosten sparen? Tatsächlich fragen uns Studenten immer wieder, ob sie ihr Bewerbungsfoto nicht einscannen können. Aber davon raten wir ab. Unternehmen könnten daraus folgern, dass sie dem Bewerber nicht einmal ein richtiges Foto wert sind. Was ist beim Anschreiben einer Initiativbewerbung zu beachten? Um den Personalverantwortlichen die Arbeit zu erleichtern, ist der eindeutige Bezug wichtig. In der Betreffzeile sollte also nicht nur „Bewerbung” stehen, sondern zum Beispiel „Initiativbewerbung für die Gebiete Marketing und Personalwesen”. So sind die Schwerpunkte sofort ersichtlich. Und wenn ein Telefongespräch geführt wurde, gehört das in die Bezugzeile: „Unser Telefongespräch vom…”. Es gibt Bewerbungen ohne eindeutigen Betreff, in deren Anschreiben nicht einmal erwähnt wird, welchen Abschluss der Verfasser hat. Nach dem Durchlesen ist überhaupt nicht klar, worum es eigentlich geht: Ist es eine Bewerbung für den kaufmännischen Bereich? Oder ist der Bewerber Ingenieur? Bewirbt er sich auf eine Praktikantenstelle? Oder hat er schon mehrere Jahre Berufserfahrung? Wie sollte der Lebenslauf gegliedert sein? Wir empfehlen, die beruflichen Erfahrungen – also Praktika, Werkstudententätigkeiten, freie Mitarbeit und ähnliches – nach vorne zu stellen. So wissen die Personaler gleich, dass der Bewerber praktisches Wissen mitbringt. Dieser Einstieg ist sinnvoller als der bei einer klassisch chronologischen Gliederung. Man lacht, aber die Grundschule taucht wirklich noch in einigen Lebensläufen auf. Selbst bei Führungskräften, die uns ihre Unterlagen schicken. Im zweiten Block, „Studium”, gibt es bei der Darstellung der Diplomarbeit einen kleinen Trick: In der Regel fällt es Hochschulabsolventen schwer, einen praktischen Nutzen aus ihrer Diplomarbeit herauszustellen. Viele meinen, ihr Thema sei zu abstrakt. Es bietet sich an, den offiziellen Titel der Arbeit aufzuführen und darunter eine Erläuterung zu schreiben. Zum Beispiel: „Nutzen: Kostenreduzierung” oder „Nutzen: Fehlersuche in komplexen Schaltungen” oder „Nutzen: Entscheidungsfindung vereinfacht”. Das klappt eigentlich für alle Themen. Bei den Hobbys versuchen manche, mit Quantität statt Qualität zu punkten, aber da wäre ich vorsichtig. Dieser Block sollte im Vergleich zu den anderen Blöcken nicht zu großes Gewicht erhalten. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche, zum Beispiel, dass Sie sich durch Joggen fit halten. Erwähnenswert ist auch soziales Engagement, zum Beispiel in einer Jugendgruppe oder in der Fachschaft. Die Initiativbewerbung ist verschickt: Wie verhält sich der Bewerber in den Wochen danach? Nach zwei bis drei Wochen können Sie ruhig telefonisch nachhaken. Wichtig ist auch bei diesem Anruf wieder die mentale Einstellung. Denken Sie daran: Der Ton macht die Musik. Auf keinen Fall sollten Sie Fragen stellen wie „Können Sie mich gebrauchen?”. Fragen Sie eher nach dem Zeitrahmen, zum Beispiel mit der Formulierung „Hatten Sie schon Zeit, einen Blick auf meine Unterlagen zu werfen?” oder „Wie sieht es grundsätzlich aus mit Ihrem Bedarf an Hochschulabsolventen?” Am Ende des Gespräches sollten Sie sich dann über den weiteren Ablauf einigen: Meldet sich die Firma bei Ihnen und wenn ja, in welchem Zeitraum? Welcher Weg eignet sich eher für eine Initiativbewerbung: Print oder Online? Das hängt sehr vom Unternehmen ab. Manche Firmen wünschen ausdrücklich nur Bewerbungen per Online-Formular. Allein schon deshalb, weil die Informationen in diesen Formularen umfassender abgefragt werden können. Bei einigen Unternehmen gibt es zusätzlich die Möglichkeit, als Attachment einen Lebenslauf an den Fragebogen anzuhängen. Ob das Unternehmen das wünscht, kann man sehr schnell an dem Internetauftritt erkennen. Im Zweifelsfall: nachfragen. Und wenn das Unternehmen dem Bewerber die Wahl lässt? Dann würde ich eine Printbewerbung bevorzugen. So richtig klappt das immer noch nicht mit der Online-Bewerbung. Ausgedruckte Attachments sehen längst nicht so hübsch aus wie eine eigens erstellte Bewerbungsmappe mit einem vernünftigem Foto. In welchen Fällen empfehlen Sie, ein Stellengesuch aufzugeben? Hochschulabsolventen rate ich eher davon ab. Jeder, der mal ein Zimmer vermietet hat, kennt die Situation: Als Vermieter können Sie einen unter vielen Wohnungssuchenden auswählen. Entsprechend niedrig ist das Ansehen der Interessenten. Auch Personalverantwortliche wollen lieber umworben werden, statt Bewerbern hinterherzulaufen. Außerdem ist es eine Kostenfrage. Bei begrenzten finanziellen Mitteln würde ich eher den Besuch einer Recruitingmesse empfehlen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schnierda.Empfehlung zur Initiativbewerbung:
Eine ideale Basis für Ihre Initiativbewerbung bieten die Firmenporträts von karriereführer.
Buchtipps zur Initiativbewerbung:
Ihre erfolgreiche Initiativbewerbung (Bewerbung Last Minute) von Christian Püttjer Die erfolgreiche Initiativbewerbung für Um- und Aufsteiger von Christian Püttjer
Schriftliche Bewerbung – Auf die andere Art
telefonische Bewerbung
- Fragen Sie nach, an wen Sie Ihre schriftliche Bewerbung richten sollen, falls in der Anzeige kein Name genannt ist.
- Lassen Sie sich Informationsmaterial zusenden: Bewerberbroschüren, Geschäftsberichte, Kataloge etc. So können Sie Ihre Bewerbung unternehmensspezifisch gestalten und auch im Vorstellungsgespräch konkretes Interesse an dem Unternehmen zeigen.
Überzeugen auf den zweiten Blick: die Anlagen
- Vollständigkeit der Unterlagen: Belegen Sie alle Lebensphasen und Qualifikationen, die Sie im Anschreiben und Lebenslauf erwähnen.
- Wählen Sie Ihre Anlagen sorgfältig aus. Personaler haben weder Zeit noch Lust, mit überflüssigen oder ungeordneten Unterlagen überschüttet zu werden. Klar strukturierte, übersichtliche Dokumente mit deutlichem Bezug zum Stellenprofil überzeugen.
- Ordnen Sie die Anlagen nach ihrer Bedeutung. Je höher der Bildungsabschluss und je aktueller das Arbeitszeugnis, desto interessanter sind sie. Die zeitlich jüngsten Angaben sollten an den Lebenslauf anschließen und die ältesten Bescheinigungen an letzter Stelle erscheinen. Maßgeblich ist immer das Datum der Ausstellung.
- Verschicken Sie keine Originale. Sie könnten verloren gehen oder in verschmutztem oder beschädigtem Zustand zurückkommen. Achten Sie darauf, dass die Kopien von sehr guter Qualität sind.
- Fremdsprachige Unterlagen, abgesehen von englischen Zeugnissen, sollten übersetzt werden. Das gilt umgekehrt auch für deutschsprachige Unterlagen bei Bewerbungen im Ausland.
- Weniger ist mehr: Vermeiden Sie ein Zuviel an Papier, Karton oder Klarsichthüllen, das keinen Mehrwert bietet, sondern nur die Lesefreundlichkeit behindert bzw. den Personaler verärgert.
- Schul- und Examenszeugnisse Ihre tatsächliche Aussagekraft über die berufliche Qualifikation ist strittig. Fest steht aber: Schul- und Examenszeugnisse sind immer Bestandteil von Bewerbungsunterlagen. Gerade bei Berufsanfängern ist das Examenszeugnis die wichtigste Quelle für die Bewertung der fachlichen Eignung. Liegt das Abschlusszeugnis zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht vor, sollte auf jeden Fall das letzte Zwischenzeugnis (Vordiplom, 1. Staatsexamen …) beigefügt werden. Wenn Sie bereits eine Berufsausbildung absolviert haben, sollten Sie auch diesen Abschluss dokumentieren. Von den Schulzeugnissen ist lediglich das letzte Zeugnis, in der Regel das Abiturzeugnis, von Interesse.
- Praktikums- und Arbeitszeugnisse Praktische Erfahrungen zählen bei den Firmen besonders viel. Daher sind Arbeitszeugnisse aus Berufstätigkeiten vor und während des Studiums, aber auch Praktikumszeugnisse für den zukünftigen Arbeitgeber sehr aufschlussreich. Dabei interessieren die zeitlich nahen Tätigkeiten mehr als das Kurzpraktikum in der Schulzeit. Dem sollte die Anordnung der Zeugnisse Rechnung tragen: Die neueren Belege gehören auch hier nach vorne, direkt hinter den Lebenslauf, die älteren nach hinten. Achten Sie darauf, dass Ihnen nicht nur eine Bescheinigung über das Praktikum ausgestellt wird (einfaches Zeugnis), sondern auch Aussagen über die Aufgaben und erbrachten Leistungen gemacht werden (qualifiziertes Zeugnis).
- Zertifikate und Bescheinigungen über Zusatzqualifikationen Zusatzqualifikationen sind z.B. besondere Computer- oder Sprachkenntnisse.Diese können Sie im Rahmen einer Weiterbildung, eines Begleit- oder Aufbaustudiengangs erworben haben. Auch Zeugnisse, die bestimmte Kommunikations- oder Managementfähigkeiten wie Organisationstalent und gutes Führungsverhalten bescheinigen, können die Bewerbungsmappe sinnvoll ergänzen. Generell gilt: Die bescheinigten Zusatzqualifikationen sollten in Bezug zu Ihrem künftigen Arbeitsplatz stehen. Setzen Sie Schwerpunkte.
- Arbeitsproben Arbeitsproben beweisen die fachliche Qualifikation besser als viele Worte. Sie sind daher für die Werbung in eigener Sache besonders gut geeignet. Jedoch nur in bestimmten Branchen und auch nur dann, wenn sie explizit angefordert werden. Erwartet werden Arbeitsproben in allen kreativen und wissenschaftlichen Berufen. Beispiele eigener Arbeiten sind: Anzeigen, Plakate, Zeichnungen, Pläne, Entwürfe, Fotos, eigene redaktionelle Beiträge und andere Veröffentlichungen.
- Referenzen In seltenen Fällen werden Bewerber in Anzeigen aufgefordert, Referenzen anzugeben. Darunter versteht man die Empfehlung durch Vertrauenspersonen, die aufgrund ihrer beruflichen oder gesellschaftlichen Stellung in der Lage sind, positive Auskünfte über die fachliche Qualifikation oder die Charaktereigenschaften des Bewerbers zu geben. Bei Berufsanfängern spielen Referenzen nur eine untergeordnete Rolle, es sei denn, die Referenzperson steht in direktem Bezug zu dem betreffenden Unternehmen oder dessen Branche.
- Handschriftenprobe Liefern Sie diese nur auf ausdrücklichen Wunsch. Schriftproben fordern Betriebe, um mit Hilfe grafologischer Gutachten Erkenntnisse über die Eignung des Bewerbers für eine bestimmte Stelle und über seinen Charakter zu gewinnen. Schreiben Sie einen Text, der nicht mehr als eine Seite umfasst. Dabei empfiehlt es sich, entweder einen Zeitungsartikel abzuschreiben (Quelle angeben!) oder weitere Informationen über den eigenen Werdegang zu geben.
Interview mit Arnd Zinnhardt
Arnd Zinnhardt ist bei der Darmstädter Software AG, Deutschlands zweitgrößtem Software-Unternehmen, für zwei Bereiche verantwortlich: die Finanzen und das Personal. Im Interview analysiert er die Besonderheiten einer Branche, deren einzige Konstante die ständige Veränderung ist, und erklärt, warum ein innovatives IT-Unternehmen heute zwei Typen von Mitarbeitern benötigt: querdenkende Klassenkasper und führungsstarke Klassensprecher. Die Fragen stellte André Boße.
Herr Zinnhardt, bevor Sie bei der Software AG anfingen, haben Sie 14 Jahre lang als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer gearbeitet. Im Vergleich zu anderen Geschäftsfeldern: Was macht die IT-Branche so besonders? Die Dynamik und die Veränderungsprozesse, die wir in der gesamten Industriewelt erleben, sind in der IT-Branche besonders ausgeprägt. Sie müssen sich nur einmal vor Augen führen, was in den vergangenen fünf bis zehn Jahren in der IT-Industrie alles passiert ist. Ich habe meinen Kindern neulich meinen ersten Rechner gezeigt, mit dem ich gearbeitet habe. Ein früher Apple Macintosh. Ich kam mir dabei vor wie ein Museumsmitarbeiter, der seinen Kindern ein Gerät aus einer uralten Epoche vorstellt. Im Zuge dieses kleinen nostalgischen Ausflugs in die Vergangenheit habe ich an meine ersten E-Mails zurückgedacht, die ich Mitte der 90er-Jahre gesendet hatte. Die gingen von Frankfurt nach Stuttgart – und ich habe parallel dazu beim Kollegen angerufen, um zu fragen, ob diese elektronische Post auch tatsächlich angekommen ist. Heute schmunzeln wir über solche Anekdoten … … damals war es revolutionär. Und die Revolution geht ja immer weiter: IT-Entwicklungen haben Auswirkungen auf alle vorstellbaren gesellschaftlichen Bereiche. Nicht nur das Privatleben wird heute massiv von IT beeinflusst: Kein Unternehmen kann heute mehr ohne IT funktionieren. Die wesentlichen Innovationstreiber der vergangenen Jahre sind die direkten Folgen neuer IT-Lösungen, die nahezu alle denkbaren Unternehmensprozesse effizienter und schneller gemacht haben. Es ist unglaublich spannend, in einer Branche zu arbeiten, die einen so großen Einfluss ausübt. Wobei wir vor der Herausforderung stehen, nicht nur auf den Status quo zu blicken, sondern uns immer auch zu überlegen, wie die Welt in zwei oder drei Jahren aussehen wird – und welche Anforderungen die Menschen und Unternehmen dann an die IT stellen. Ihre Zukunftsfähigkeit müssen aber doch heute Unternehmen aus allen Branchen überprüfen, oder? Ja, aber nirgendwo sind die Zyklen kürzer als in der IT-Industrie. Wenn wir einen Businessplan für die kommenden drei Jahre aufstellen, dann wissen wir schon jetzt, dass es sich dabei um nicht mehr als eine ungefähre Hochrechnung handeln kann. Wir wissen, dass sich die Rahmenparameter, von denen wir heute ausgehen, schon in ein paar Monaten so massiv geändert haben können, dass sie jeden noch so guten Plan auf den Kopf stellen. Was bedeutet das für Einsteiger in diese Branche? Was müssen Sie – neben fachlichen Qualitäten – mitbringen? Entscheidend sind hohe Anpassungsbereitschaft und Kreativität. Man muss sich klar machen: Wer in die IT-Branche geht, wird dort keinen Platz finden, an dem er wie ein Beamter arbeiten kann. Wer heute einsteigt, muss begreifen, dass er sich im Laufe seiner Karriere niemals auf seinem Wissen ausruhen kann. Das Wissen von heute ist schon in fünf Jahren so obsolet, dass es kaum noch etwas wert sein wird. Eine gewisse Abenteuerlust sollte man als Einsteiger also mitbringen. Genau richtig positioniert ist jemand, der es spannend findet, wenn das Lernen nach dem Studium nicht aufhört, sondern erst so richtig beginnt. Was sind dabei die wichtigsten Lernerfahrungen? Während des Studiums kämpft man meistens für sich, manchmal auch in Teams, aber immer mit dem gemeinsamen Interesse, das Studium so schnell wie möglich erfolgreich zu absolvieren. Im Berufsleben kommt es dann jedoch vor allem darauf an, Leute, die eine andere Gefühls- und Motivationslage haben, für Ideen gewinnen zu können. Keine erfolgreiche Karriere kommt ohne Psychologie aus. Welchen Rat geben Sie Einsteigern, auf was müssen sie in dieser Hinsicht gewappnet sein? Es gibt dieses schöne Sprichwort: „Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut.“ Viele Einsteiger sind zu Beginn sehr ungeduldig. Das ist im Grunde auch gut so. Aber es ist auch gut, wenn die Ungeduld im Laufe der ersten Monate einer gewissen Abgeklärtheit weicht. Denn dann zeigt sich, dass Unternehmen auch in dieser so dynamischen Branche Organisationen sind, bei denen Veränderungen eine Zeit brauchen und vor allem Beharrlichkeit zum Ziel führt. Im Bereich „Karriere“ auf Ihrer Homepage beschreiben Sie zwei sehr unterschiedliche Typen, die Sie für Ihr Unternehmen suchen: den Klassenkasper und den Klassensprecher. Was erhoffen Sie sich von diesen Typen? Wenn man sich vor Augen führt, wie Karrierepfade verlaufen können, dann gibt es vereinfacht gesagt die Management- und die Fachlaufbahn. Bei letzterer ist ein Experte gefragt, der in der Lage ist, sein Thema voranzutreiben und dabei ganz neue Konzepte zu entwickeln, die Bestehendes auch mal komplett umschmeißen. Von einem Typ des Klassenkaspers verspreche ich mir diese Kreativität und dieses Querdenkertum. Einem Klassensprecher ist es dagegen bereits früh gelungen, eine Führungsposition innerhalb einer Gruppe einzunehmen. Er hat im besten Fall schon früh eine authentische Führungskultur entwickelt – und genau diese ist für eine Managementkarriere entscheidend, bei der es darum geht, Leute für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Noch einmal zurück zum Querdenker: Bekommen denn auch schon die Einsteiger den Raum und die Gelegenheit, sich in dieser Hinsicht auszuzeichnen? Darauf legen wir großen Wert, ja. Wenn man innerhalb einer Gruppe auf der Suche nach einer innovativen Lösung ist, dann ist eine ergebnisoffene Diskussion der Grundstein dafür, dass diese letztlich gefunden wird. Der größte Feind einer lebendigen und zielführenden Unternehmenskultur ist permanentes Ja-Sagertum. Es verhindert, dass unterschiedliche Meinungen in den Entscheidungsprozess einfließen – und diese Diversität ist in einer Branche, die sich so schnell wandelt, von immenser Bedeutung. Es muss in jedem Team Leute geben, die gerne widersprechen. Ich erwarte von unseren Einsteigern, dass sie etwas zu sagen haben. Wobei eines klar sein muss: Sobald nach der Diskussion eine Entscheidung getroffen wurde, wird diese auch exekutiert. Und dann ist Loyalität gefragt – und zwar auch vom Typ Klassenkasper.Zur Person
Arnd Zinnhardt, 49, studierte an der Universität zu Köln Wirtschaftswissenschaften und begann seine berufliche Laufbahn beim Wirtschaftsprüfungs- und Consulting-Unternehmen Ernst & Young. Er legte 1992 sein Examen als Steuerberater ab, 1994 folgte das Wirtschaftsprüfexamen, im selben Jahr stieg er bei Ernst & Young zum Prokuristen auf. 1998 wechselte Zinnhardt als Partner zum Wirtschaftsprüfungsunternehmen BDO nach Frankfurt, wo er 2001 zum Office Managing Partner aufstieg. Im Mai 2002 wechselte der passionierte Marathonläufer in den Vorstand der Software AG und ist dort als Chief Financial Officer (CFO) unter anderem verantwortlich für die Bereiche Finanzwesen, Controlling und Mergers & Acquisitions. Zusätzlich verantwortet er als Arbeitsdirektor des Unternehmens den Bereich Human Resources.
Zum Unternehmen
Die Software AG ist nach Jahresumsatz hinter SAP das zweitgrößte Software- Unternehmen Deutschlands und das viertgrößte Europas. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Darmstadt versteht sich als Weltmarktführer für den Bereich Business Process Excellence, also von Software-Lösungen, die in Unternehmen Geschäftsprozesse verbessern. Gegründet wurde die Firma bereits im Jahr 1969 von einem Team deutscher Software-Pioniere, zu denen auch Peter Pagé und der Mathematiker Peter Schnell gehörten. Das Datenbank-Management-System Adabas kam Anfang der 70er-Jahre erstmals bei Banken und Behörden zum Einsatz und ist bis heute eine erfolgreiche Marke des Unternehmens. Weitere Garanten des wirtschaftlichen Erfolges sind zudem die Analyse-Plattform Aris sowie die Prozess-Automatisierungssoftware webMethods. Heute hat die Software AG – die 2009 das bis dahin drittgrößte deutsche Software-Unternehmen IDS Scheer übernahm – rund 6000 Mitarbeiter. Interview mit Arnd Zinnhardt als PDF ansehen
Interview mit Erik Zabel
Der Team-Telekom-Kapitän Erik Zabel ist zwar bei der diesjährigen Tour de France von seinem Teamkollegen Alexander Winokurow in den Schatten gestellt worden. Seine Bilanz der vergangenen Jahre kann sich aber sehen lassen: Sechs grüne und ein gelbes Trikot gewann er bei der Tour. Fragen des Erfolgs beantwortete Zabel dem karriereführer. von Christoph Berger und Stefan Trees
Was bedeutet für Sie Erfolg? Realistisch gesteckte Ziele zu erreichen. Welches waren Ihre Schlüsselerlebnisse auf dem Weg zum Erfolg? Der erste Sieg in einem Jugendrennen. Aber das ist schon ewig lange her. Es hat mir aber gezeigt, dass ich etwas erreichen kann, wenn ich nur will. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Sich auf den Punkt konzentrieren können. Wie sollten erfolgreiche Menschen mit ihrem Erfolg umgehen? Mit dem Wissen, dass Erfolg eine sehr, sehr schnell lebige Angelegenheit ist. Wie motivieren Sie sich immer wieder neu? Ich will einfach unbedingt gewinnen. Das ist fast so etwas wie eine Sucht für mich geworden. Sind Niederlagen für Erfolge wichtig? Sie sind die Voraussetzung für den Erfolg. Wie motivieren Sie sich in Zeiten von Niederlagen? Nicht zu gewinnen, gehört genauso dazu wie zu gewinnen. Es ist für mich etwas ganz Normales. Wie wichtig ist es, Mensch zu bleiben, um Erfolg zu haben? Nur so geht’s. Wie wichtig ist ein Ausgleich neben Ihrem Beruf? Die Familie gibt mir die nötige Kraft. Woran erkennen Sie wirklich erfolgreiche Menschen? Sie sind nicht nur erfolgreich in ihrem Beruf, sondern zumeist auch beeindruckende Persönlichkeiten. Arbeiten Sie auf Anerkennung von außen hin oder zählt für Sie der persönliche Erfolg? Beide Komponenten sind nicht voneinander zu trennen. Unterscheidet sich Ihr heutiges Erfolgsdenken vom Beginn Ihrer Karriere? Ich genieße die Erfolge jetzt vielleicht intensiver. Messen Sie Ihren Erfolg nur an Ihrem Ranglistenplatz oder gibt es weitere Messlatten? Sagen wir so: Ein guter Ranglistenplatz ist vielleicht die Bestätigung für meinen Erfolg, aber keine Befriedigung. Als Fahrer in einem Team sind Sie auch von der Mannschaft abhängig. Wie motivieren Sie Ihre Teamkollegen immer wieder aufs neue? Durch meine Erfolge! Die Jungs setzen sich schließlich voll für mich ein und stellen den eigenen Erfolg hinten an.Interview mit Gaby-Luise Wüst
Gaby-Luise Wüst hat China bereits als Trainee bei BMW kennen gelernt. Bis heute ist die Betriebswirtin fasziniert von der Aufbruchstimmung, die in der Bevölkerung eine ungeheure Energie freisetzt. Als General Manager betreut sie von Peking aus die Importeursmärkte Hongkong, Taiwan und Macau. Im karriereführer spricht sie über Pionierarbeit in Peking, kulturelle Besonderheiten und die Autovorlieben der Chinesen.
Nach dem Studium sind Sie als Trainee bei BMW eingestiegen. Sind Sie ein großer Autofan? Autos fand ich schon immer spannend, aber ich bin nicht so autoverrückt wie manch einer meiner Kollegen. BMW war für mich eine starke Marke, und mich hat die Internationalität des Unternehmens angesprochen. Daher war BMW für mich damals der Traumarbeitgeber. Sie sind General Manager für die Märkte Hongkong, Taiwan, Macau. Von wo aus arbeiten Sie? Mein Hauptsitz liegt in Peking, weil hier unser Regional Headquarter angesiedelt ist. Allerdings reise ich natürlich viel nach Hongkong, Taiwan und Macau. Dort bin ich einmal im Monat für ein bis zwei Wochen. Etwa dreimal im Jahre bin ich geschäftlich in München. Wie ist BMW in den Märkten Hongkong, Taiwan und Macau aufgestellt? Die Märkte Hongkong und Taiwan weisen kein starkes Wachstum mehr auf. Das sind unabhängige Unternehmer, die mit der BMW AG eine festen Vertrag haben und das Importgeschäft betreiben. Die Importeure haben wiederum Verträge mit Händlern, die das Retailgeschäft übernehmen. Meine Aufgabe ist es, diese Importeure zu betreuen. Wir reden über Zielvereinbarungen – qualitativer und quantitativer Art. Dazu gehören auch das Monitoring des Zielerreichungsprozesses und natürlich die Unterstützung, wenn es Probleme gibt – im Prinzip beinhaltet meine Arbeit eine permanente Beratung zu den einzelnen Prozessen im Importeurs- aber auch im Retailbetrieb. Was ist der Unterschied zwischen diesen Märkten und Festlandchina? In China haben wir eine eigene Tochtergesellschaft und ein Joint Venture, das den BMW 3er und BMW 5er produziert und vertreibt. Dort stellt allein die schiere Größe des Marktes eine Herausforderung dar. Zwischen den Märkten gibt es durchaus auch Unterschiede in der Mentalität. Die Chinesen in Hongkong beispielsweise sind sehr viel internationaler als die in Mainland China. Sind in den unterschiedlichen Märkten auch jeweils andere Autos interessant? Auf jeden Fall. In Mainland China haben wir eine sehr große lokale Produktion auch von lokalen Brands, die sich aber hauptsächlich auf das Basissegment, den Massenmarkt konzentrieren. Im Premiumsegment, in dem sich BMW bewegt, bevorzugen die Festlandchinesen große, geräumige Autos. Prestige und Luxus spielen eine große Rolle. Hongkong und Macau konzentriert sich mehr auf den Premiumsektor und auch die Nischenmodelle sind gefragt: Cabrios, BMW 6er, Z4. Dabei sollte es möglichst immer das allerneuste Modell sein. Taiwan hingegen ist schon sehr viel mehr vergleichbar mit der Struktur in Europa. Dort sind wir mit unseren BMW 3er und 5er sehr stark vertreten, aber auch mit dem 7er. Welche Chancen sehen Sie für BMW langfristig in diesen Gebieten? Die Märkte Hongkong und Taiwan weisen kein starkes Wachstum mehr auf. Hier versuchen wir unsere Position durch ein verbessertes Produktangebot und einen besseren Service auszubauen. Macau spielt eine Sonderrolle. Durch den wachsenden Casino-, Veranstaltungs- und Konferenzbetrieb hat sich noch einmal ein ganz eigener Bedarf entwickelt, beispielsweise an Flottenfahrzeugen für Hotels. Wie war Ihre erste Begegnung mit China? Ich war bereits 1994 als Trainee das erste Mal in China: Das war eine sehr spannende Zeit. BMW hatte in Peking gerade ein Repräsentanz Office eröffnet, das war natürlich auch für mich als Berufseinsteigerin eine tolle Chance. Wir waren eine ganz kleine Mannschaft, jeder musste im Prinzip alles machen. Ich war damals „Mädchen für alles“, musste das Büro einrichten, Material besorgen, Visitenkarten drucken und so weiter. Das hört sich alles so einfach an, aber 1994 war das in China noch recht kompliziert. Dann haben wir die Businessprozesse, damals mit unseren Importeuren, aufgebaut. Es herrschte eine wahnsinnige Aufbruchstimmung. Wir haben richtige Pionierarbeit geleistet. Und wie ist die Situation heute? Seitdem hat sich China stark geöffnet und weiterentwickelt. Dennoch ist die Situation vergleichbar: Immer noch herrscht diese Aufbruchstimmung. Mittlerweile geht ja auch viel Geschäft ins Landesinnere, und dort ist die Stimmung ähnlich wie vor zehn Jahren in Peking. Wie haben Sie sich damals auf Ihren ersten Einsatz in China vorbereitet? Meine Vorbereitungszeit war sehr kurz, aber ich hatte Gelegenheit, ein interkulturelles Training zu besuchen. Privat habe ich sehr viel Zeit investiert, habe viel über das Land und seine Kultur gelesen. Vor Ort habe ich mich gleich unter das Studentenvolk gemischt, um Menschen kennen zu lernen und tiefer in das Land einzutauchen. Was fasziniert Sie an der Region? Die Atmosphäre ist schon sehr anders als in Europa, alles ist schnelllebig und impulsiv. Tagtäglich gibt es Herausforderungen zu meistern. Es ist alles nicht so einfach wie in Europa: Man kann die Schriftzeichen nicht lesen, wird vielleicht nicht immer verstanden – aber wenn man sich darauf einlässt, ist das eine unglaublich spannende Sache. Was beeindruckt Sie am meisten? Die Stimmung, die am Markt herrscht, von der jeder in der Bevölkerung betroffen ist. Fast alle können in irgendeiner Form am Aufbruch partizipieren, und die meisten sehen darin auch eine Chance, ihr Leben zu verbessern. Dadurch wird eine ungeheure Energie freigesetzt, die überall zu spüren ist. Wie begegnet man Ihnen als weibliche Führungskraft? Das ist hier kein großes Thema. Viele chinesische Frauen arbeiten in hohen politischen und wirtschaftlichen Funktionen. Hier wird eine Frau in Führungsposition akzeptiert – egal ob sie aus dem Westen kommt oder aus China. Wie sollten sich Absolventen vorbereiten, die im China-Geschäft tätig werden möchten? Wenn man im chinesischen Umfeld arbeiten möchte, ist es sinnvoll, schon während des Studiums Praktika vor Ort zu machen oder ein Auslandssemester zu verbringen. Es empfiehlt sich, möglichst viel Zeit in China zu verbringen, um ein Gefühl für das Land und die Menschen zu bekommen. Neugierde und Aufgeschlossenheit gehören dazu, aber auch Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen, weil doch nicht immer alles so rund läuft, wie wir das aus Europa gewohnt sind.Zur Person
Gaby-Luise Wüst, geboren 1967 in Speyer/ Rhein, absolvierte an der European Business School in Oestrich-Winkel ein betriebswirtschaftliches Studium. Anschließend stieg sie über ein internationales Traineeprogramm beim Automobilhersteller BMW Group ein. Bereits in dieser Phase arbeitete sie neun Monate in Peking. Später betreute sie von München aus den asiatischen Markt im Bereich Sales & Marketing. Von 1998 bis 2001 war die Betriebswirtin verantwortlich für PR und Marketing der Niederlassung München. Danach zog es sie wieder in das internationale Geschäft, betreute zunächst die Importeursmärkte in Afrika und in der Karibik, bevor sie 2003 in China beim Aufbau des Joint Venture BMW Brilliance einstieg. Seit Anfang 2007 ist die 39-Jährige General Manager der Importeursmärkte Hongkong, Taiwan und Macau. Gaby-Luise Wüst lebt in Peking.
Zum Unternehmen
Die BMW Group deckt mit den Marken BMW, MINI und Rolls-Royce als einziges Automobilunternehmen weltweit alle relevanten Premiumsegmente ab. Sie gehört mit einem Umsatz von 48,99 Milliarden Euro, einem jährlichen Absatz von 1,37 Millionen Automobilen und 100.000 BMW Motorrädern sowie über 106.000 Mitarbeitern zu den größten Automobilherstellern weltweit. Als internationales Unternehmen verfügt BMW derzeit über 23 Produktions- und Montagestandorte in 12 Ländern. In China ist die BMW Group seit 1994 mit einer Repräsentanz in Beijing vertreten. Im September 2003 erweiterte sie ihr internationales Produktionsnetzwerk um einen Standort im Nordosten Chinas. Seitdem laufen in der Provinz Liaoning im Werk Shenyang BMW Automobile vom Band. Begonnen hat die Produktion mit dem BMW 3er, gefolgt vom BMW 5er. Das Werk, das mit Brilliance China Automotive Holdings Ltd. ein Joint Venture betreibt, produziert Fahrzeuge ausschließlich für den lokalen Markt und trägt damit zur Erschließung und Durchdringung des chinesischen Marktes bei.
Interview mit Bettina Würth
Bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG fing sie mit 23 Jahren ihre Ausbildung an – heute leitet sie als Vorsitzende des Beirats die Geschicke des Künzelsauer Familienunternehmens. Bettina Würth folgt damit ihrem Vater Reinhold, der seine Firma in den vergangenen fünf Jahrzehnten zum weltweit größten Handelsunternehmen in der Befestigungs- und Montagetechnik gemacht hat. Im Interview mit S-taff spricht sie über Neugier, Weiterentwicklung und Frauen in einer Männerbranche.
Sie haben in der elften Klasse die Schule abgebrochen und sich dem klassischen Berufseinstieg zunächst verweigert. Wie haben Sie trotzdem den Dreh zur erfolgreichen Unternehmerin geschafft? Ich habe die Schule nach der elften Klasse mit mittlerer Reife verlassen und anschließend eine Findungsphase eingelegt. Ich denke, wenn man eine gewisse Zeit für seine Orientierung nutzt, findet man heraus, was für einen wichtig ist. Danach habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau innerhalb der Würth-Gruppe absolviert. Nach und nach habe ich alle Bereiche des Unternehmens kennen gelernt. Ich habe dabei gemerkt, dass mich die einzelnen Prozesse im Unternehmen faszinieren. Vor allem für den Vertrieb – unser Kerngeschäft – habe ich eine große Begeisterung entwickelt. So bin ich Schritt für Schritt meinen Weg gegangen. Wie bewältigen Sie die Gratwanderung in der Würth-Gruppe, das zu bewahren, was Ihr Vater aufgebaut hat, und Neues ins Unternehmen einzubringen? Einer unserer Grundsätze lautet: „Wir machen alles Erfolgreiche konsequent weiter und packen neue Dinge an.“ Es geht nicht darum, mit Zwang etwas Neues in das Unternehmen zu bringen. Außerdem ist mein Vater weiterhin als Vorsitzender des Stiftungsaufsichtsrates aktiv, und seine Ratschläge werden sowohl von der Konzernführung als auch von mir gerne angenommen. Darüber hinaus stimme ich mich bei wichtigen Entscheidungen mit meinem Vater ab. Die Grundwerte unserer Firmenkultur sind tief verankert, und unsere Bodenständigkeit lässt uns nie vergessen, wo wir herkommen. Dabei wollen wir allerdings nie stehen bleiben und haben eine grundlegend offene Haltung zum Beispiel neuen Geschäftsfeldern gegenüber. Wie wichtig uns das ist, zeigt schon unser Jahresmotto: „Vibrierende Neugier“. Mussten Sie sich als Frau eigentlich in der männerdominierten Montagetechnikbranche erst durchsetzen? Ja, aber grundsätzlich hänge ich das Thema „Frauen in Managementpositionen“ nicht so hoch. Ich liebe es, bei unseren Kunden im Handwerk zu sein, und fühle mich in dieser Welt sehr wohl. Glauben Sie denn, dass Frauen die gleichen Karrierechancen haben wie Männer? Ja, ich glaube bei uns im Unternehmen schon. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich als Frau benachteiligt bin. Und im Gespräch mit anderen Frauen bei uns im Unternehmen haben mir diese das Gleiche berichtet. Einer Ihrer Arbeitsschwerpunkte ist das Personal. Wie wichtig sind für Sie Querdenker und gemischte Männer-Frauen-Teams? Für mich ist wichtig, dass wir im Unternehmen Mitarbeiter haben, die sich einbringen, die Verbesserungsvorschläge machen, aber sich auch gleich mit möglichen Lösungen beschäftigen, die Ärmel hochkrempeln und ganz pragmatisch an der Umsetzung arbeiten. Gemischte Teams sind notwendig, um ein Gleichgewicht an Ratio und Emotion zu schaffen. Wie sehen Sie Ihre neue Rolle als Beiratschefin? Was hat sich für Sie im Gegensatz zur Arbeit in der Konzernführung geändert? In der Konzernführung habe ich eine operative Tätigkeit wahrgenommen. Als Vorsitzende des Beirats sind meine Aufgaben auf die strategische Unternehmensführung ausgerichtet. Der Beirat ist ein Kontrollgremium. Ich nehme eine beratende Funktion ein, zum Beispiel wenn es um Personalentscheidungen geht. Das heißt, ich habe operative Aufgaben abgegeben. Trotzdem setze ich mich intensiv mit den anstehenden Themen auseinander, um diese Kontrollaufgabe auch gut ausführen zu können. Sie begleiten – wie jeder Innendienstmitarbeiter bei Würth – einmal pro Jahr den Außendienst. Wie werden sich Vertriebsstrukturen in den nächsten Jahren verändern? Was können Neueinsteiger erwarten? Das Einkaufsverhalten unserer Kunden wandelt sich. Wir passen uns mit einem stationären Handel, der unseren Direktvertrieb ergänzt, an diesen Wandel an. Somit bleiben wir unserer Linie des Verkaufens über Außendienstmitarbeiter treu, können aber zusätzlich noch einen Mehrwert schaffen. Würth bietet Neueinsteigern im Außendienst erstklassige Qualifizierungsmöglichkeiten zum Beispiel über das Würth Junior-Verkäuferprogramm. Stimmt es, dass Sie in Ihrem Büro keinen Computer haben? Ja. Und warum nicht? Ich werde mir erst einen Computer anschaffen, wenn er mit mir spricht. (lacht) Ihr Motto lautet: „Nie stehen bleiben und sich kontinuierlich weiterentwickeln.“ Was sind Ihre nächsten Ziele? Das Unternehmen soll weiter gesund wachsen. Wir wollen Chancen nutzen, aber auch mit einem scharfen Blick dafür sorgen, dass unsere Grundwerte bewahrt werden und nicht verwässern. Die Mitarbeiter in diese Richtung zu motivieren, liegt mir sehr am Herzen. Welchen Tipp haben Sie für junge Leute, die nach dem Studium erst am Anfang ihrer Karriere stehen und es wie Sie an die Spitze eines Unternehmens schaffen wollen? Neugierig sein, Dinge hinterfragen, eine eigene Identität entwickeln und sich nicht verbiegen gehört genauso dazu wie Ausdauer, Fleiß, Eigenverantwortlichkeit und Freude an der Arbeit. Das sind sicherlich wichtige Grundeigenschaften, die man mitbringen sollte, wenn man im Beruf erfolgreich sein möchte.Zur Person
Geboren am 9. Oktober 1961 in Schwäbisch Hall, machte Bettina Würth mit 23 Jahren eine Ausbildung zur Industriekauffrau bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Von da an arbeitete sie sich Stück für Stück im familieneigenen Unternehmen hoch: Sie leitete den Bereich Vertrieb, Produkt und Marketing in der Division Bau, wurde verantwortliche Regioleiterin für Umsatz und Personal in Nord- und Ostdeutschland und stieg 2001 als Mitglied in die Konzernführung der Würth-Gruppe ein. Im März 2006 übernahm sie von ihrem Vater den Beiratsvorsitz des Unternehmens. Sie setzt sich unter anderem besonders für die Themen Nachwuchsförderung und Teamorientierung ein. Bettina Würth ist verheiratet und vierfache Mutter.
Zum Unternehmen
Von Schrauben und Dübeln über Möbel- und Baubeschläge bis hin zu Werkzeug und Arbeitsschutzkleidung reicht das Sortiment der Würth-Gruppe. Mit über 100.000 Produkten wurde aus dem einstigen Schraubenspezialisten ein Experte für Montagetechnik. Weltweit beliefert Würth mittlerweile über 2,9 Millionen Kunden aus Handwerk und Industrie. 1945 von Adolf Würth gegründet, entwickelte sich das Familienunternehmen mit Sitz im baden-württembergischen Künzelsau zu einem internationalen Handelsunternehmen, das mit 370 Gesellschaften in 83 Ländern der Welt tätig ist und über 55.000 Mitarbeiter beschäftigt, über 29.000 davon als Verkäufer im Außendienst. Nach dem frühen Tod des Vaters übernahm Reinhold Würth 1954 mit gerade einmal 19 Jahren die Schraubengroßhandlung mit einem Umsatz von rund 80.000 Euro. 2006 lag der Umsatz der Würth-Gruppe bei 7,74 Milliarden Euro. Im März 2006 gab Reinhold Würth den Posten als Vorsitzender des Beirats an seine Tochter Bettina ab.