Bundeswehr

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Branche
Öffentlicher Dienst

Produkte/Dienstleistungen
Die Bundeswehr garantiert Sicherheit, Souveränität und außenpolitische Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus schützt sie die Bürgerinnen und Bürger, unterstützt Verbündete und leistet Amtshilfe bei Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen im Inland. Hierbei unterliegt sie den Entscheidungen des Bundestages, dem deutschen Grundgesetz und dem Völkerrecht.

Anzahl der MitarbeiterInnen
Ca. 184.000 Soldatinnen und Soldaten sowie rund 81.000 Zivilbeschäftigte

Gesuchte Fachrichtungen

  • abgeschlossenes Bachelor- oder Masterstudium in den Fachrichtungen IT, Informatik oder Ingenieurwesen (Maschinenbau, Elektrotechnik etc.)
  • abgeschlossenes geistes- oder wirtschaftliches Bachelor- oder Masterstudium
  • abgeschlossenes (zahn-)medizinisches Studium
  • abgeschlossenes Jurastudium (1. + 2. Juristisches Staatsexaminen)

Einsatzmöglichkeiten
Beschaffungswesen, Controlling, Informationstechnologie, Personalwesen, Recht, Sanitätswesen, Technik u.v.m.

Einstiegsprogramme
Direkteinstellung
Seiteneinstieg
Trainee-Programm
Laufbahnausbildung

Mögliche Einstiegstermine
Laufend

Auswahlverfahren
Assessmentcenter

Auslandstätigkeit
Möglich, abhängig vom Einsatzbereich

Angebote für StudentInnen
Praktika
Referendariate

Anschrift
Kölner Straße 262
51149 Köln

Fon
0800 9800880

Internet
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bewerbung.bundeswehrkarriere.de

karriereführer naturwissenschaften 2016.2017 – Cross-Border Innovationskultur

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Cover Naturwissenschaften 2016.17

Neue Innovationskultur durch Cross-Border – offen und grenzüberschreitend

Intelligente Tinte warnt vor falsch gelagerten Medikamenten, Pillen kommen aus dem 3D-Drucker, clever verknüpfte Daten bringen neue Erkenntnisse: Die Branchen, in denen Naturwissenschaftler beste Einstiegschancen besitzen, sind von digitalen Innovationen geprägt. Damit diese entwickelt werden, setzen die Unternehmen auf eine offene und grenzüberschreitende Innovationskultur. Die Zeit, als Forschung und Entwicklung zumeist hinter verschlossenen Türen passierte, ist vorbei.

Naturwissenschaftler: Ran an die neuen Ideen

Intelligente Tinte warnt vor falsch gelagerten Medikamenten, Pillen kommen aus dem 3D-Drucker, clever verknüpfte Daten bringen neue Erkenntnisse: Die Branchen, in denen Naturwissenschaftler beste Einstiegschancen besitzen, sind von digitalen Innovationen geprägt. Damit diese entwickelt werden, setzen die Unternehmen auf eine offene und grenzüberschreitende Innovationskultur. Die Zeit, als Forschung und Entwicklung zumeist hinter verschlossenen Türen passierte, ist vorbei. Von André Boße

Man hat sich daran gewöhnt, dass im digitalen Zeitalter immer mehr Geräte intelligent daherkommen. Handys sind längst smart, die Autos werden immer autonomer. Es gibt kluge Kühlschränke und Maschinen, die miteinander kommunizieren. Aber intelligente Tinte? Das überrascht dann doch. Gemeint ist damit keine Geheimtinte, mit der Jungs und Mädchen im Kinderzimmer Detektiv spielen. Diese intelligente Tinte übernimmt eine wichtige Aufgabe: Durch ihre Farbe zeigt sie an, ob ein Medikament richtig gelagert ist oder ob äußere Einflüsse wie Licht, Temperatur oder Feuchtigkeit die Qualität des Stoffs negativ beeinflussen. Die Innovation hilft also dabei, die Wirksamkeit sensibler Präparate durch korrekte Lagerung zu garantieren. Entwickelt hat die intelligente Tinte die junge Physikerin Dr. Marta Canas-Ventura, die beim Spezialchemie-Konzern Evonik als Geschäftsentwicklerin tätig ist. Für ihre Idee gewann sie in diesem Sommer den „Entrepreneurship-Award“, den ihr Arbeitgeber ausgerufen hatte.

Von der offenen zur Cross-Border-Innovation

Eine offene Innovationskultur ist heute Bedingung, wenn ein Unternehmen erfolgreich forschen und entwickeln möchte. Ein Schritt weiter geht der Ansatz der Cross-Border-Innovation: Ziel ist eine intensive Vernetzung von Branchen und Bereichen. „Immer mehr Unternehmen arbeiten mit Start-ups zusammen. Hier werden je nach Bedarf verschiedene Modelle praktiziert: Entwicklungskooperationen, Kunden-Lieferanten-Beziehungen und oftmals auch Investments in der Seed-Runde oder in späteren Phasen“, sagt Dr. Michael Brandkamp, Geschäftsführer des High-Tech Gründerfonds, der schon in frühen Phasen in technologisch-naturwissenschaftliche Start-ups investiert, unter anderem in den Branchen Pharma und Chemie.
Die junge Naturwissenschaftlerin bekommt nun ein Jahr Zeit, um die Idee zur Marktreife zu bringen. Das Unternehmen unterstützt die Forschung und Geschäftsentwicklung mit 200.000 Euro; Marta Canas-Ventura fungiert in den kommenden zwölf Monaten also als eigene „Unternehmerin im Unternehmen“, wie es Klaus Engel, Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries bezeichnete:„Für Innovationen brauchen wir kreative und mutige Mitarbeiter mit Unternehmergeist, die auch einmal Rückschläge wegstecken können, und ihre Idee mit Engagement, Leidenschaft und Durchhaltevermögen zum Erfolg bringen.“ Vorbereitet wurde die Idee der Physikerin im „Global Ideation Jam“, wie der Ideenwettstreit bei Evonik heißt. Aus 84 Vorschlägen wurden sechs ausgewählt, die Finalisten entwickelten in einem Workshop die Ideen zu echten Geschäftsmodellen weiter, Businessplan inklusive. Unterstützt wurden sie dabei von Experten, von Naturwissenschaftlern, aber auch BWL- oder IT-Profis. Innovation: offen und grenzüberschreitend Der Weg von Evonik zeigt, wohin die Innovationskultur in den naturwissenschaftlich geprägten Zukunftsbranchen geht. Ob Pharma oder Chemie: Die Konzerne sind auf Innovationen ihrer Forscher und Entwickler angewiesen, und sie gehen neue Wege, das Potenzial ihrer Mitarbeiter zu nutzen. Vorbei die Zeit, als Forschung und Entwicklung zumeist hinter verschlossenen Türen passierte. „Innovation bedeutet für uns auch Kooperation“, sagt Prof. Dr. Georg Oenbrink, Chemiker und bei Evonik Leiter der Abteilung Innovation Networks & Communications. „Open Innovation“ nennt man dieses Konzept: Die Innovationskultur öffnet sich, wird transparent. Die „Cross-Border-Innovation“ geht noch einen Schritt weiter: Man sucht Partner, legt Wert auf einen gut organisierten Wissenstransfer – auch aus dem Unternehmen heraus. Firmen, die Innovation offen und grenzüberschreitend denken, kooperieren auf internationaler Ebene mit Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Unternehmen. „Nur so kann es uns gelingen, neueste Erkenntnisse aus der Chemie, Biologie oder Physik schnell in den Konzern zu übertragen“, sagt Oenbrink. Um Netzwerke mit internationalen Spitzenforschern zu stärken, veranstaltet Evonik in Deutschland, China, Japan und den USA regelmäßige Foren. Hinzu kommen Aktivitäten im Bereich Corporate-Venture-Capital: „Wir investieren gezielt in für unser Unternehmen interessante spezialisierte Technologiefonds und Start-ups. So erhalten wir in frühen Entwicklungsphasen Einblicke in innovative Technologien und Geschäfte.“ Klingt gut, aber das Konzept der offenen Innovation bringt ein Problem mit sich:Wenn alles transparent ist, besteht dann nicht die Gefahr, dass Ideen geklaut werden? Oder dass der Innovationsprozess schon früh ins Stocken gerät, weil zu viele Bedenkenträger Einblick erhalten und ihre Vorbehalte äußern? Bei Evonik stimmt man zu, dass man bei den Kooperationen mit Bedacht vorgehen muss. Oenbrink: „Dazu bedarf es offener Kommunikation, einer sorgfältigen Bestimmung der Risiken, Vertraulichkeit sowie einer vertraglichen Klärung im Hinblick auf die jeweiligen Rechte. Mit Transparenz auf allen Seiten kann man Vorbehalten am besten begegnen.“ Pillen aus dem 3D-Drucker
Zahnschiene aus dem 3D-Drucker – für 60 Dollar Nicht sichtbare Zahnschienen sind wahn-sinnig teuer. Dass es auch anders geht, zeigte der 23 Jahre alte Student Amos Dudley aus New Jersey. Mithilfe von Material im Wert von 60 Dollar und dem 3D-Drucker seiner Hochschule fertigte er zunächst ein 3D-Modell seines Gebis-ses an, aus dem er dann eine genau für seinen Kiefer angepasste durchsichtige Schiene produzierte. In seinem Blog zeigt der angehende 3D-Designer, wie er das gemacht hat – und gibt der Gesundheits-branche ein perfektes Beispiel für das Potenzial des 3D-Drucks, individuelle Hil-fen passgenau und günstig herzustellen. www.amosdudley.com/weblog/Ortho Implantate zum Selbermachen Noch einen Schritt weiter geht der Physi-ker und Biohacker Andrew Pelling, der an der Universität Ottawa an Zellen forscht. Im Wired-Interview erklärt er „wie man sie manipulieren, in fremde Umgebungen stecken oder umfunktionieren kann. Oder auch: wie man ohne Gentechnik eine menschenfressende sprechende Pflanze zum Leben erweckt oder wie man Obst und Gemüse nutzen kann, um Organe zu züchten und warum er glaubt, dass wir bald alle an unseren eigenen Gesichtern herumbasteln. Was abwegig klingt, hält Pelling längst für machbar“. Quelle: www.wired.de
Wie wichtig Innovationen für die Branchen mit großem Bedarf an Naturwissenschaftlern sind, zeigt der Megatrend Digitalisierung. Die neuesten Entwicklungen aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz verschaffen den Unternehmen eine Vielzahl an Möglichkeiten, von denen sie noch vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt haben. Ein zentrales Tool ist dabei der 3D-Druck. In einem Internetforum für Pharmaberater scherzen einige Kollegen über diese Methode: Die Pillen aus einem solchen Drucker müssten dann ja wohl sehr flach sein, heißt es, aus Esspapier wahrscheinlich. Wer als Naturwissenschaftler eine Karriere im Bereich der Pharmaberatung oder der Pharmaindustrie anstrebt, sollte das Potenzial des 3D-Drucks jedoch auf keinen Fall belächeln. In den USA hat bereits vor gut einem Jahr die erste Pille die Zulassung erhalten, die mit einem 3D-Printer hergestellt wurde. Ein indisches Unternehmen kündigte Anfang des Jahres an, mithilfe eines 3D-Druckers Lebergewebe produzieren zu können, das Pharmaunternehmen zu Testzwecken dienen kann. Der Vorteil der 3D-Druckmethode: Dank der durchgehend digitalen Produktionskette können die Wirkstoffe der Präparate individuell eingestellt werden. Zudem erlaubt die Technik neue Formen der Medikamentenproduktion: Die 3D-Drucker-Pille aus den USA, ein Mittel gegen epileptische Anfälle, besitzt zum Beispiel eine deutlich höhere Wirkstoffdosis als konventionell hergestellte Tabletten. Die Pille ist im Falle eines Anfalls also deutlich einfacher zu schlucken. Für Patienten, die gravierende Probleme mit dem Schlucken haben, arbeiten Naturwissenschaftler der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mithilfe des 3D-Drucks an einem sogenannten Smoothfood-Konzept, das Präparate entwickelt, die auch nach einem Schlaganfall oder von Patienten nach einer Tumorbehandlung im Hals- und Rachenraum problemlos eingenommen werden können. Grenze zur IT verschwindet Viele dieser Nachrichten über Innovationen kommen aus den USA oder Asien. Wie weit ist die deutsche Pharmaindustrie schon bei der Digitalisierung? Und was bedeutet das für Naturwissenschaftler, die in diesem bei Absolventen weiterhin sehr beliebten Bereich Karriere machen möchten? Isabel Richter beobachtet als Bereichsleiterin Health & Pharma beim deutschen Digitalverband Bitkom den Status quo der Branche. Ihr Urteil: „Die Digitalisierung birgt riesiges Potenzial für die Pharmaindustrie, und das haben die Pharmaunternehmen auch überwiegend erkannt.“ Zuletzt hat ihr Verband 100 Manager zur Digitalisierung befragt. Richter: „Demnach gehen die Befragten davon aus, dass Pharmaunternehmen künftig digitale Zusatzangebote entwickeln, etwa Apps, die bei der Medikamenteneinnahme unterstützen. Zudem werden sie sich verstärkt als Dienstleister für die Auswertung von Gesundheitsdaten engagieren.“ Fast alle befragten Pharmamanager sehen die Digitalisierung als Chance, rund drei Viertel besitzen schon eine Strategie, um den digitalen Wandel zu bewältigen. „Unserer Einschätzung nach müssen digitale Innovationen aber noch schneller in die Praxis umgesetzt werden“, fordert Isabel Richter. Sonst drohe die Gefahr, dass die deutsche Branche von der internationalen Konkurrenz ein- und überholt werde. „Es gilt, keine Zeit zu verlieren. Digitale Innovationen können innerhalb kürzester Zeit komplette Märkte umkrempeln. Deshalb sollten die Unternehmen den digitalen Wandel entschlossen weiterverfolgen.“ Je wichtiger digitale Innovationen werden, desto stärker greifen sie auch in die Personalstruktur der forschenden Unternehmen ein.„Fachkräfte mit IT-Kenntnissen werden in Pharmaunternehmen – wie fast überall – insgesamt immer wichtiger“, sagt Isabel Richter. Weil diese in Deutschland nicht in benötigter Anzahl zur Verfügung stehen, betrachten viele Unternehmen den „Fachkräftemangel als Innovationshemmnis“, wie die Bitkom-Expertin durch die Branchenbefragung heraus-gefunden hat. „Da sich die Grenzen zwischen Naturwissenschaften und IT immer stärker auflösen, braucht die Pharmabranche künftig Personal, das Kompetenzen aus beiden Bereichen vereint. Es muss selbstverständlich sein, dass der Mikrobiologe auch Kenntnisse der Datenanalyse mitbringt.“ Genau hier setzen Hybridstudiengänge in der universitären Ausbildung an. Die gibt es – aber noch zu wenig, wie Richter sagt: „Von denen werden wir in Zukunft viel mehr brauchen.“

Hybrid-Studiengang: Naturwissenschaftliche Informatik

Zunächst war der Computer für Naturwissenschaftler nur ein Hilfsmittel. Heute sind Rechner das zentrale Werkzeug, um Experimente zu steuern und die gewonnenen Daten zu analy-sieren. In der Arbeitswelt treffen Natur-wissenschaftler auf Unternehmen, die IT-basierte Innovationen wünschen und die Grenze zwischen Naturwissenschaft und IT auflösen. Derzeit bieten drei Unis in Deutschland das Fach Naturwissen-schaftliche Informatik an: Die Uni Bielefeld (Bachelor und Master), die Uni Mainz (Master) sowie die TU Berlin als Bachelor-Studiengang mit dem Titel Naturwissen-schaften in der Informationsgesellschaft.

Interview mit Guido Hoesch Digitalisierung und Pharma 4.0

Der Pharma-Personaler. Digitalisierung und Pharma 4.0, 3D-Drucker und personalisierte Medizin: Die Pharmaindustrie steckt mitten in einem rasanten Wandel. Wie sich dadurch die Anforderungen an naturwissenschaftlichen Nachwuchs verändern, verrät im Gespräch Dr. Guido Hoesch, Vice President Human Resources des weltweit agierenden Pharmakonzerns AstraZeneca. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Dr. Guido Hoesch (geboren am 4. Juli 1966 in Frankfurt am Main) studierte in Mainz Psychologie und promovierte 1995. 1996 schloss er zudem ein MBA-Studium an der University of Miami, Florida ab. Er begann seine Karriere beim Autovermieter Hertz, wo er schließlich bis 2008 als Director Human Resources tätig war. 2008 ging er als Head Of Human Resouces Operations zum Unternehmen British American Tobacco, bevor er 2014 den Posten als Personaldirektor im Bereich Network Operations & Aviations Europe bei DHL Express annahm. Seit 2015 ist Guido Hoesch Vice President Human Resources bei AstraZeneca Deutschland.
Herr Dr. Hoesch, der Megatrend der Digitalisierung schickt sich an, weite Bereiche der Pharmaindustrie zu verändern. Wie wird dieser Wandel die Arbeit in der Branche beeinflussen? Ich glaube, der Wandel ist längst im Gange. Alle unsere Pharmareferenten arbeiten seit Langem mit iPads, für die Kundenansprache stehen uns diverse digitale Kanäle zur Verfügung. Das gesamte Wissensmanagement und insbesondere der Austausch – in unserem Falle mit Ärzten – hat dadurch eine völlig neue Qualität bekommen, von der alle Beteiligten profitieren. In der Produktion sind wir sogar noch einen Schritt weiter: Im Rahmen der industriellen Automatisierung gehören integrierte Kameras, Sensoren, Bildverarbeitungsprozessoren zur Qualitätssicherung sowie Maschinenteile, die stellenweise ohne menschliche Steuerung interagieren und kommunizieren, längst zum Standard. Zudem nutzen wir selbstverständlich innovative IT-Lösungen, um den Wissensaustausch der Mitarbeiter untereinander als auch die Trainings und Qualifizierungen effektiver zu gestalten. Was bedeutet dieser digitale Wandel für Einsteiger aus den Naturwissenschaften in diesen Bereichen? Welche Skills werden immer wichtiger? Eine Offenheit und Affinität zu IT-gestützten und automatisierten Prozessen und insbesondere die Fähigkeit, komplexe technische Probleme zu verstehen, zu lösen und dieses Wissen auch weiterzugeben, sind notwendige Voraussetzungen. In unserem weltweit agierenden Unternehmen sind die Kollegen durch die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten deutlich näher aneinandergerückt. Gleichzeitig steigt damit die Notwendigkeit von Kompetenzen wie persönlicher Flexibilität, Teamfähigkeit, empathischer Fähigkeit und nicht zuletzt sprachlicher Skills. Wichtig ist, dass man in der Lage ist, sich in andere Bereiche hineinzuversetzen. Aber eben auch in Personen aus anderen Zeitzonen mit anderen Arbeitsweisen und Kulturen. Eine weitere Anforderung ist es, sich eigenständig und durch den Einsatz von neuen Medien fachlich in Themen einzuarbeiten. Wo man früher in Bibliotheken noch Bücher gewälzt hat, findet man heute die Daten im Netz. Unsere Mitarbeiter müssen sich in den entsprechenden Netzwerken auskennen oder sich auch ein geeignetes Netzwerk aufbauen, um gut informiert zu sein.
In unserem weltweit agierenden Unternehmen sind die Kollegen durch die digitalen Vernetzungsmöglichkeiten deutlich näher aneinandergerückt.
Abseits der Digitalisierung, welche weiteren Megatrends beeinflussen aktuell die Branche und Ihr Unternehmen? Uns beschäftigt ganz stark das Thema der personalisierten Medizin: Das sind spezielle Therapieformen, die individuell auf Patienten zugeschnitten sind. Dabei hilft uns die moderne Diagnostik. Mit ihr können wir genetische, molekulare und zelluläre Besonderheiten eines Patienten erfassen und daraus Schlüsse ziehen, ob eine bestimmte Therapie in Betracht kommt. Mit Hilfe der personalisierten Medizin können wir schneller und zielgerichteter als je zuvor Patienten zu einer für sie geeigneten Therapie verhelfen. Welche Skills sind für naturwissenschaftliche Einsteiger in der personalisierten Medizin bedeutsam? Die personalisierte Medizin beruht in hohem Maße auf den Möglichkeiten der modernen Diagnostik, einschließlich der Gendiagnostik. Kenntnisse in diesem Bereich sind hier natürlich von elementarer Bedeutung. Wichtig ist außerdem ein Verständnis für die angrenzenden Disziplinen wie die Pathologie und die Humangenetik. Noch einmal zurück zur Digitalisierung, die Ideen von Pharma 4.0 beinhalten auch revolutionäre Ansätze wie individuell zugeschnittene Medikamente aus dem 3-D-Drucker. Handelt es sich hier um Visionen für die ferne Zukunft? Oder sind solche Innovationen tatsächlich sehr bald denkbar? Das klingt verlockend, ist aber sicher noch Zukunftsmusik. Bei der Herstellung von Medikamenten im 3D-Drucker gibt es derzeit noch zu viele ungeklärte Fragen. Auch wenn es banal klingt, aber wo zum Beispiel sollte so ein Drucker stehen und wie werden die Medikamente von dort weiterverteilt? Wie wird sichergestellt, dass die Daten wirklich korrekt sind, wer garantiert die Hygiene und sterile Verpackung? 3D-Drucker sind reizvolles Gedankenspiel, aber ich denke, Pharma 4.0 wird sich zunächst in den Bereichen Logistik, Distribution oder Wirkstoffscreening abspielen. Innovationen sind für die Pharmaindustrie besonders wichtig. Was macht die Umsetzung und Einführung neuer Ideen in Ihrer Branche zur besonderen Herausforderung? Die Pharmabranche unterliegt aufgrund des Heilmittelwerbegesetzes im Vergleich besonderen Regularien. So können wir beispielsweise nicht öffentlich über unsere verschreibungpflichtigen Medikamente informieren. Dies ist richtigerweise strikt den Ärzten vorbehalten. Das bedeutet aber, dass wir für unsere Produkte nicht die gleichen digitalen Möglichkeiten nutzen können wie andere Industriezweige. Ein Beispiel: Die Erstellung von Produktwebseiten kann nur bedingt suchmaschinenoptimiert erfolgen, relevante Inhalte müssen passwortgeschützt und dürfen nur für Ärzte zugänglich sein. Damit ist etwa eine Google-Suche über Wirkmechanismen oder Besonderheiten unserer Produkte nur bedingt ausführbar.
Ein besonderer Fokus liegt bei uns aktuell in der Onkologie – die rasantesten Entwicklungen erleben wir dabei in der Immunonkologie.
Angenommen, eine Gruppe junger Absolventen der Naturwissenschaften ist für einen Tag zu Gast in Ihrem Unternehmen. Wohin würden Sie die jungen Leuten führen, damit sie einen möglichst intensiven und konkreten Eindruck Ihrer Branche erhalten? Wir haben häufiger Gäste, insofern bleibt es hier nicht bei einer Annahme. (lacht) Typischerweise erklären wir am Vormittag unseren Gästen die verschiedenen Therapiebereiche, in denen das Unternehmen aktiv ist. Ein besonderer Fokus liegt bei uns aktuell in der Onkologie – die rasantesten Entwicklungen erleben wir dabei in der Immunonkologie. Nach dem Mittagessen steht dann eine Vorstellungsrunde der verschiedenen Karriereperspektiven bei AstraZeneca an. Wenn unsere Mitarbeiter entsprechend Zeit haben, lassen wir sie am liebsten selbst erzählen, was sie im Unternehmen tun. Wichtig ist auch ein kurzer Überblick unserer Firmenkultur: Als britisch-schwedischer Konzern bieten wir viel, was flexible Arbeitszeiten und Teilzeitangebote angeht. Auch der kollegiale Umgang mit flachen Hierarchien und eine ausgeprägte Duzkultur über alle Ebenen hinweg stehen häufig in krassem Gegensatz zu dem, was sich Besucher gemeinhin unter Pharma vorstellen.

Zum Unternehmen

AstraZeneca ist ein in Deutschland und weltweit zu den führenden forschenden Arzneimittelunternehmen zählender Pharmakonzern. Der Unternehmenssitz befindet sich in London. In Deutschland ist AstraZeneca in Wedel in Schleswig-Holstein ansässig. Weltweit arbeiten rund 61.500 Menschen für das Unternehmen, 8900 davon im Bereich Forschung und Ent wicklung. Die größten Forschungszentren befinden sich in Großbritannien, Schweden, den USA, China und Japan. AstraZeneca arbeitet im Entwicklungsbereich mit mehr als 850 externen Partnern zusammen, darunter universitäre und wissenschaftliche Einrichtungen sowie Biotech-Unternehmen. Der Konzern konzentriert sich auf die Therapiebereiche Atemwege, Herz-Kreislauf und Stoffwechsel, Krebs, entzündliche Erkrankungen, Infektionen und neurologische Erkrankungen.

Jung und erfolgreich bei: Dräger

Die Physik hält nicht nur eine große Breite an spannenden Forschungsthemen bereit, sondern liefert auch die Grundlagen für viele Analysemethoden und Werkzeuge – und damit einen elementaren Beitrag zu innovativen Technologien und wissenschaftlichen Erkenntnissen in benachbarten Disziplinen. Für mich war deshalb schnell klar, dass ich nach dem Abitur Physik studieren möchte.

Name: Dr. Sandra Flessau Position: Sensorentwicklerin Stadt: Lübeck Studiengang: Physik Abschluss: Promotion in Physikalischer Chemie im März 2014 Interessen: klassische Gitarre Berufliches Ziel: die besten katalytischen Sensoren entwickeln
Nach meinem Studium an der Universität Hamburg promovierte ich am Interdisziplinären Nanowissenschafts-Centrum Hamburg am Institut für Physikalische Chemie. In meiner Doktorarbeit untersuchte ich, wie grundlegende physikalisch-chemische Wechselwirkungen die optischen Eigenschaften von fluoreszierenden Nanopartikeln beeinflussen. Im Anschluss daran arbeitete ich befristet im Centrum für Angewandte Nanotechnologie (CAN) als Wissenschaftlerin in der Auftragsforschung. Auch wenn das CAN der Universität sehr nahesteht, gibt es einen großen Unterschied in der Arbeitsweise: Mir gefiel die Zusammenarbeit in Projekten, in denen jeder mit seinen speziellen Kompetenzen zum Erreichen der Projektziele beiträgt. Dies bestärkte mich darin, eine Stelle als Entwicklerin in der Industrie zu suchen. Nach einem klassischen Bewerbungsprozess über das Online-Bewerberportal arbeite ich nun seit anderthalb Jahren als Sensorentwicklerin für katalytische Gas-Sensoren in der Abteilung Connect & Develop bei Dräger, einem internationalen Unternehmen der Medizin- und Sicherheitstechnik. Bei meiner umfangreichen, intensiven Einarbeitung stand mir ein erfahrener Kollege persönlich zur Seite. In einem Team aus Chemikern, Elektrotechnikern, Simulationsingenieuren und Labortechnikern entwickle ich Sensoren für explosive Gase und Dämpfe, die in tragbare Warngeräte oder in stationäre Gaswarnanlagen eingebaut werden. Anspruchsvolle Umgebungsbedingungen, zum Beispiel im Bergbau, bei der Feuerwehr, in der chemischen Industrie und bei der Förderung von Öl und Gas, erfordern robuste und zuverlässige Sensoren. Bei der Entwicklung steht der Kundennutzen an erster Stelle, für den die Grenzen der physikalischen und fertigungstechnischen Realisierbarkeit ausgereizt werden – bei möglichst geringen Kosten. Ein grundlegendes Verständnis der physikalischen und chemischen Prozesse im Sensor hilft bei der Konzeptionierung und Optimierung der Sensoren. Zu meinen Aufgaben gehören die Planung und Vorbereitung von Messreihen in Zusammenarbeit mit dem Prototypenbau und den Labortechnikern, die Ausarbeitung von umfangreichen Datenanalyseroutinen, Datenauswertung und -bewertung und auch die Betreuung von Studierenden, die in unserem Team ihre Abschlussarbeit anfertigen. Ich freue mich sehr auf den Verkaufsstart des ersten Dräger-Sensors, an dem ich mitgearbeitet habe.

Chemiebranche – Bei Forschung und Entwicklung ganz vorn

Wer in der Chemiebranche arbeitet, hat gute Aussichten, an den großen Innovationen der Gegenwart mitzuwirken, denn rund 17 Prozent der gesamten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE) des deutschen verarbeitenden Gewerbes entfallen auf die Chemie.

Damit liegt die Branche auf dem dritten Platz. Um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, investieren die deutschen Chemieunternehmen jährlich über 10 Milliarden Euro in die FuE. Die Forschungsfelder sind dabei breit gefächert: Der weltweit steigende Energiebedarf, aber auch die Energiewende in Deutschland erfordern neue Konzepte zur ressourcenschonenden und effizienten Erzeugung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Strom. In der Chemie wird daher beispielsweise an leistungsfähigen Batterien geforscht. Weitere Zukunftsfelder sind die Erweiterung unserer Rohstoffbasis, die Verbesserung der Ressourceneffizienz, Materialforschung und Digitalisierung. Gerade neue Werkstoffe werden mit dazu beitragen, Lösungen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln. Zum Beispiel immer effizientere organische Leuchtdioden oder Dünnschichtsolarzellen. Hightech-Werkstoffe wie Karbonfasern oder moderne Klebstoffe gehören ebenso dazu, zum Beispiel für den Automobil- und Flugzeugbau. Auch die Medizintechnik kommt nicht ohne neuartige Materialien aus. Chemisches Know-how ist dabei zwar die wichtigste Zutat, in der Chemiebranche können aber nicht nur Chemieabsolventen arbeiten. Auch Akademiker aus anderen Disziplinen haben gute Chancen, hier Karriere zu machen. Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) erwartet, dass die Nachfrage nach Naturwissenschaftlern und Ingenieuren in der Branche auch in den kommenden Jahren hoch bleiben wird. Das gilt nicht nur für große Unternehmen, sondern auch für mittelständische. Beim Stichwort chemische Industrie denkt man oft an die Namen mit Weltbedeutung und die großen Chemieparks. Doch das ist nur ein Teil der Realität, denn viele der rund 2000 Betriebe der Branche sind mittelständisch geprägt. Rund die Hälfte von ihnen zählt nicht mehr als 50 Mitarbeiter, über 90 Prozent der Chemieunternehmen in Deutschland haben nicht mehr als 500 Beschäftigte. Insgesamt findet sich über ein Drittel der Arbeitsplätze in mittelständischen Unternehmen. Auch für Hochschulabsolventen sind mittelständische Unternehmen als Arbeitgeber in vielerlei Hinsicht attraktiv. Denn oftmals bestehen im Mittelstand, schon wegen der überschaubaren Mitarbeiterzahl, flache Hierarchien. Neue Mitarbeiter werden schnell in konkrete Projekte eingebunden und übernehmen Verantwortung. Für Absolventen der Naturwissenschaften sind das gute Jobaussichten.

Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie

Der Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie wird jährlich für eine aktuelle Innovation der Chemie, die erfolgreich in den Markt eingeführt wurde, vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die aktuellen Preisträger kommen aus der Schweiz und haben innovative Klebstoffe für die Automobilindustrie entwickelt. Von Christiane Martin

„Für Unternehmensführungen gilt es meiner Ansicht nach, nicht einen kurzfristig maximalen Gewinn zu erwirtschaften, sondern einen optimalen Gewinn unter weitgehender Berücksichtigung der Interessen aller Stakeholder zu erreichen. Das kann nur mit einer stetigen Förderung der Kreativität gelingen.“ Dieses Zitat von Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow zeigt eine seiner Grundeinstellungen, aus der heraus der 74-jährige Chemiker die „Meyer-Galow-Stiftung für Wirtschaftschemie“ gründete, die seit 2012 jährlich den „Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie“ vergibt. Das Ziel ist – so Meyer-Galow – die Förderung der Wirtschaftschemie, besonders unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und der Notwendigkeit von Chemieprodukten oder -prozessen mit hohem Wert für unsere Gesellschaft. „Das Lebende lebendiger werden lassen“ ist – nach Hans-Peter Dürr – seine Definition für eine wirkliche Nachhaltigkeit und nicht nur der Erhalt des Status quo. Bewerben kann man sich um den Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, allerdings nicht – man muss vorgeschlagen werden. Ein sechsköpfiger Stiftungsbeirat wählt aus diesen Vorschlägen einen Preisträger aus. Der muss „im deutschen Sprachraum – alleine oder mit einem Team – eine aktuelle Innovation der Chemie erfolgreich in den Markt eingeführt haben“, heißt es auf der Website des Meyer-Galow-Preises. Die Erfindung, die zur Innovation gebracht wird, könne, müsse aber nicht von ihm selbst stammen. Der Preisträger erweise sich insbesondere dann als würdig, wenn er eine Innovation in den Markt eingeführt hat, bei der der Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit weitgehend berücksichtigt ist, oder eine Innovation, die einen besonderen notwendigen Wert für die Gesellschaft bedeutet. „Letzteres sehen wir im Sinne von ,must have‘ und nicht von ,nice to have‘“, erklärt Meyer-Galow. „Ganz besonders wichtig bei der Auswahl der Preisträger ist uns aber auch der Aspekt der Persönlichkeit: Der Preisträger sollte eine gereifte Persönlichkeit sein und sich bei Mitarbeitern, Kollegen, Vorgesetzten und allen Geschäftspartnern einer hohen menschlichen Wertschätzung erfreuen. Diesen Kriterien zu genügen, schafft nicht jeder. Umso glücklicher können sich die Preisträger der letzten Jahre schätzen. 2015 waren das Andreas Lutz und Stefan Schmatloch von der Schweizer Firma DOW Chemical, die den Preis für innovative, sowohl schnell als auch zeitlich variabel aushärtende Klebstoffe für die Automobilindustrie erhielten. Wer 2016 der Gewinner sein wird, entscheidet sich in Kürze und der Preis wird im November verliehen – und dann beginnt im Frühjahr die Ausschreibung fürs nächste Jahr.

Junge Wissenschaftlerinnen mit Kindern, Betreff: Karriereförderung

Liebe Leserinnen und Leser, Familie und Karriere zu vereinbaren, ist nicht immer einfach.

Ich arbeite am Max-Planck-Institut (MPI) für Neurobiologie und auch für mich gilt – wie überall in der Wissenschaft – dass zeitliche Lücken in den veröffentlichten Forschungs­ergebnissen spätere Berufschancen negativ beeinflussen können. Trotzdem möchten mein Partner und ich nicht auf Kinder verzichten und so kam unsere Tochter Maya im vergangenen Jahr im Juli auf die Welt. Der Berufsalltag mit Kind stellt einen vor ganz neue Herausforderungen. Um diese etwas zu erleich­tern, vergeben die Deutsche UNESCO-Kommission und L’Oréal Deutschland, in Partnerschaft mit der Christiane-Nüsslein-Volhard-Stiftung, jährlich drei „For Women in Science“-Preise im Wert von 20.000 Euro. Ich bin sehr glück­lich, dass ich 2016 zu den Preisträgerinnen zählte. Der Preis beinhaltet eine monatliche Entlastung für Haushalt und Kinderbetreu­ung, ein individuelles Karriereförderprogramm und eine Unterstützung für die Forschungseinrichtung der Preisträgerin zur Einrichtung familienfreundlicher Projekte. Am MPI für Neurobiologie soll mit dem Geld ein Eltern-Kind-Zimmer eingerichtet werden, in das Eltern und Kinder ausweichen können, wenn die reguläre Betreuung einmal ausfällt. Ich werde meinen Anteil des Preises für eine Haushaltshilfe nutzen. So bleibt mehr Zeit für meine wissenschaftliche Arbeit und auch für meine Familie. Am MPI für Neurobiologie leite ich die Projektgruppe „Molekulare Mechanis­men der Neurodegeneration“ und untersuche mit meinem Team pathologi­sche Proteinablagerungen, die sich bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Chorea Huntington im Gehirn finden. Wie sich die Proteinablagerungen auf die zellulären Vorgänge auswirken und wie sie letzt­endlich zum Absterben von Nervenzellen führen, sind zwei der Fragen, denen wir nachgehen. Als promovierte Neurobiologin bin ich froh, Teil dieser Spitzen­forschung zu sein. Übrigens bin ich bereits die zweite Wissenschaftlerin des MPI für Neurobiologie, die die begehrte Auszeichnung „For Women in Science“ erhalten hat. Jährlich werden drei Frauen mit Kindern gefördert, die herausragend qualifiziert und in Deutschland als Doktorandin oder Postdoc im Bereich der experimentellen Naturwissenschaften tätig sind. Wer sich bewerben will, findet alle Informatio­nen hier: www.fwis-programm.de Viel Erfolg beim Vereinbaren von Karriere und Familie wünscht Irina Dudanova Projektleiterin Max-Planck-Institut für Neurobiologie www.neuro.mpg.de

Entdeckt

„Stark wie Bambus“

Cover SoulworkDer von Katharina Maehrlein und ihrer Initiative „Stark wie Bambus“ organisierte Soul@Work-Kongress zur Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz fand erstmals im Frühjahr 2014 statt und war auch in den beiden Folgejahren ein großer Erfolg. 2015 ging es um die Prävention von psychischen Erkrankungen am Arbeitsplatz. Zahlreiche inspirierende Fachvorträge, unter anderem von Bestsellerautorin Sabine Asgodom, Dr. Eckart von Hirschhausen, Florian Langenscheidt und Walter Kohl, boten fachlichen Austausch über den Tellerrand der üblichen Gesundheitsthemen hinaus. In diesem Sammelband stellen 20 Kongress-Akteure, allesamt renommierte Experten aus Wirtschaft und Coaching, in hochinteressanten Artikeln ihre erprobten Strategien, Konzepte und innovativen Ansätze zur Prävention von psychischen Erkrankungen, mehr Lebensqualität und Zufriedenheit am Arbeitsplatz vor und geben Einblick in die Unternehmenspraxis mit entsprechenden Best-Practice-Beispielen. Katharina Maehrlein: Soul@Work, Band 2. GABAL, 2106. 25,99 Euro.

Honigbienen beobachten

Foto: Fotolia/Bettapoggi
Foto: Fotolia/Bettapoggi
HOBOS (HOneyBee Online Studies) ist ein Würzburger Honigbienenprojekt, das Prof. Dr. Jürgen Tautz bereits seit 2006 entwickelt und leitet. Weltweit kann jeder über das Internet mit Mikro-Chips ausgestattete Bienenund das Innenleben eines Bienenstocks sowie zahlreiche Messwerte aus der Umwelt zu Wetter, Vegetation oder Boden verfolgen. Live-Kameras zeigen dasfaszinierende Leben unserer wichtigsten Bestäuber. Hobos vermittelt so wichtige Aspekte der Ökologie, aber auch die Vielfalt und Interdisziplinarität der Biowissenschaften. www.hobos.de

Aufstiegs-Bafög

Aufstiegs-Bafög - Finanzielle Hilfen zur beruflichen Fortbildung, Walhalla 2016
Aufstiegs-Bafög – Finanzielle Hilfen zur beruflichen Fortbildung, Walhalla 2016
Am 1. August 2016 wurden die Leistungen der Aufstiegsförderung erhöht und der Kreis der Berechtigten ausgeweitet:Aus dem Meister-BAföG wird das Aufstiegs-BAföG. So erhalten jetzt beispielsweise auch Bachelor-Absolventen eine finanzielle Förderung, wenn sie dem Studium eine Meisterausbildung anschließen.Dieser Ratgeber erläutert, welche Voraussetzungen für eine Fortbildung nach dem Aufstiegsfortbildungsgesetz, kurz AFBG,vorliegen müssen. Horst Marburger: Finanzielle Hilfen zur beruflichen Fortbildung. Walhalla 2016.12,95 Euro.

Die Zukunft retten

Tomorrow - der Film
Tomorrow – der Film
Der Film „Tomorrow. Die Welt ist voller Lösungen“ zeigt die Lösungen die wir brauchen, um den globalen ökologischen Kollaps aufzuhalten. Er wurde von dem Aktivisten Cyril Dion und der Schauspielerin Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“) gedreht, hatte 1 Million Zuschauer in Frankreich und bekam einen César als „Bester Dokumentarfilm“. In Deutschland läuft er seit Juni 2016 in den Kinos. Am 14. Oktober 2016 kommt die DVD heraus. www.tomorrow-derfilm.de

Neuer Blick auf alte Freunde

Cover Das geheime Leben der Bäume
Cover Das geheime Leben der Bäume
Erstaunliche Dinge geschehen im Wald: Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis. Unglaublich? Aber wahr! Der Förster Peter Wohlleben erzählt in seinem Bestseller faszinierende Geschichten über die ungeahnten und höchst erstaunlichen Fähigkeiten der Bäume. Dazu zieht er die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ebenso heran wie seine eigenen unmittelbaren Erfahrungen mit dem Wald. Peter Wohlleben: Das geheime Leben der Bäume. LUDWIG 2015. 19,99 Euro. Extra-Tipp: Auch das neue Buch von Peter Wohlleben „Das Seelenleben der Tiere“(LUDWIG 2016. 19,99 Euro) bietet einzigartige Einblicke in die Natur – und ist sehr lesenswert!

Führung rockt

Cover Führung rockt!
Cover Führung rockt!
Führung ist vor allem von den Geführten abhängig. Daher gilt es, die Kreativität der Mitarbeiter und deren Lust am eigenen Wirken zu wecken und ihnen Freiräume zum Wachsen zu geben. Klappt das, macht Führung Spaß. – Sie rockt! In seinem Buch verbindet Lutz W. Eichler seine jahrzehntelange Erfahrung als Psychologe, Trainer, Berater und Führungskraft mit den Anforderungen, die eine sich schnell wandelnde Businesswelt unter den Bedingungen des Internets und der Industrialisierung 4.0 an moderne Führung stellt: mit Impulsen zum Aufstehen, Anfangen und Anpacken. Lutz W. Eichler: Führung rockt! – Wie Sie bei Ihren Mitarbeitern ein Klima für freies Denken und Innovationen schaffen. Wiley-VCH 2016. 19,99 Euro.

Netzwerk für Frauen

Femtec – das ist ein Netzwerk für Frauen in den MINT-Fächern. 2001 von der EAF Berlin und der Technischen Universität Berlin gegründet unterstützt die internationale Karriereplattform Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen, denn für Wirtschaft und Wissenschaft sind die weiblichen Talente unverzichtbar. Namhafte Technologieunternehmen und führende wissenschaftliche Institutionen haben zu Femtec Zugang und gewinnen hier weiblichen Nachwuchs für die MINT-Berufe. www.femtec.org

Arbeiten für Ärzte ohne Grenzen

Ärzte ohne Grenzen ist die deutsche Sektion von Médecins Sans Frontières, der größten privaten internationalen Organisation für medizinische Nothilfe. Der deutsche gemeinnützige Verein wurde 1993 als Teil des internationalen Netzwerkes gegründet. Sein Ziel: Menschen in Not medizinisch zu helfen und öffentlich auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Von Sabine Olschner

Médecins Sans Frontières leistet in mehr als 60 Ländern humanitäre Hilfe, die deutsche Sektion verantwortet derzeit Hilfsprojekte in acht Ländern. Mehr als 30.000 Menschen arbeiten weltweit in den Projekten, die meisten sind Ärzte und Pflegekräfte. Finanziert wird die Arbeit vor allem durch private Spenden. Bewaffnete Konflikte, Flucht, Vertreibung, Epidemien oder Naturkatastrophen – die Gründe, warum in einem Land oder in einer Region keine ausreichende medizinische Hilfe zur Verfügung steht, können vielfältig sein. Freiwillige bei Ärzte ohne Grenzen engagieren sich, um den Menschen in Kriegs- und Krisengebieten zu helfen. Im Einsatz sind dabei nicht nur Ärzte, sondern ebenso Chirurgen, Anästhesisten, Gynäkologen, Hebammen, medizinische Laboranten, Psychologen, Psychiater, Epidemiologen und andere, auch nichtmedizinische Berufsgruppen.
www.aerzte-ohne-grenzen.de
Die Einsätze sind ganz unterschiedlich: Mal müssen die Helfer in akuten Krisen unmittelbar medizinische Hilfe leisten. Bei lang anhaltenden Krisen geht es eher darum, die Arbeit zu planen und einheimische Mitarbeiter weiterzubilden. Die Einsatzorte reichen vom Krankenhaus bis zum Flüchtlingslager, wo erst einmal für die Basisgesundheit gesorgt werden muss. Gesucht sind daher Helfer, die bereit sind, auch in instabilen Regionen zu arbeiten. Ärzte, die sich engagieren wollen, sollten neben viel Enthusiasmus, Gelassenheit und Teamfähigkeit vor allem eins mitbringen: Zeit. Der erste Einsatz dauert mindestens neun Monate. Wer in einem stabileren Kontext arbeiten will, ist mindestens zwölf Monate im Ausland. Chirurgen, Anästhesisten und Notfallmediziner, die meist in akuten Krisengebieten eingesetzt werden, können sich auch für einen dreimonatigen Einsatz bewerben. Englischkenntnisse sind in den international besetzten Teams ein Muss. Verstärkt werden aber auch Ärzte mit fließenden Französisch-oder/und Arabischkenntnissen und mit Erfahrungen in Kinderheilkunde, kleiner Chirurgie, chirurgischer Notaufnahme und Intensivmedizin gesucht. Weitere Voraussetzungen für einen internationalen Einsatz sind zwei Jahre klinische Berufserfahrung. Interessenten sollten sich zutrauen, als einziger Arzt die medizinische Verantwortung für ein Team zu übernehmen. Ideal ist es, wenn die Bewerber Famulaturen oder einen Teil ihres Praktischen Jahres im Ausland absolviert und dabei Erfahrungen in der Tropenmedizin gesammelt haben. Ohne diese Erfahrung muss ein Tropenkurs belegt werden. Reise- und Arbeitserfahrungen in afrikanischen, asiatischen oder lateinamerikanischen Ländern sind hilfreich, um die herausfordernden Einsätze in meist ungewohnten Lebensumständen zu meistern. Flexibilität sowie viel Organisations- und Improvisationstalent sind unverzichtbar, ebenso wie Geduld und Diplomatie. Die Vergütung beträgt im ersten Jahr monatlich etwa 1600 Euro brutto plus Reisekosten ins Projekt sowie Unterkunft und Verpflegung vor Ort. Mit zunehmender Dauer des Einsatzes und höherer Verantwortung steigt auch das Gehalt. Noch wichtiger als das Geld sind vielen Helfern jedoch die unbezahlbaren Erfahrungen, die sie bei ihren oft lebensrettenden Einsätzen machen.

Das letzte Wort hat: Prof. Dr. Robin Haring

Professor Dr. habil. Robin Haring ist mit 32 Jahren einer der jüngsten Professoren Deutschlands. Der habilitierte Demograph und Epidemiologe lehrt an der Europäischen Fachhochschule in Rostock und forscht aktiv zu den Themen Männergesundheit, demographischer Wandel und gesundes Altern. Sein neuestes Buch „Alles über die Haut“ hat er mit dem bekannten TV-Arzt Dr. Johannes Wimmer geschrieben – es vermittelt wertvolles Wissen zu Funktion und Aufbau der Haut, beleuchtet das Wechselspiel mit Psyche und Krankheiten und gibt Tipps für eine schöne und gesunde Haut.
Wie wird man denn so jung Professor – haben Sie schnell studiert? Dank der Begleitung durch zwei großartige Mentoren, als Doktorand an der Universitätsmedizin Greifswald und als Post-Doc an der Boston University, war die Richtung immer klar. Hilfreich war auch die Entdeckung meiner Begeisterung für die Wissenschaft: Fragen stellen, Daten analysieren, Ergebnisse publizieren und in der Scientific Community diskutieren – alles spannend und sehr motivierend. Was ist das Spannende an dem Fachgebiet der Demographie? Die Interdisziplinarität: Es geht um mehr als nur Sterbeziffern, Geburtenzahlen oderÜberalterung. Demographische Verschiebungen haben gleichzeitig auch immer Konsequenzen für das Gesundheitssystem, die Altersvorsorge, Wirtschaft und Kultur eines Landes. Diese langen Linien zu denken ist spannend. Sie haben auch viel über Männergesundheit geforscht. Was war da Ihre wichtigste Erkenntnis? Dass der Mann mehr ist als nur sein Testosteronspiegel. Mit der Habilitation über Testosteron als Biomarker für Männergesundheit wurde mir klar, dass kein Mann schicksalhaft seinen Hormonen ergeben ist. Vielmehr steht der Testosteronspiegel in einem sehr dynamischen Wechselspiel mit der Umwelt, dem eigenen Verhalten und Lebensgewohnheiten. In Ihrem neuesten Buch geht es um die Haut. Ist sie unser wichtigstes Organ? Warum? Auf jeden Fall ist die Haut mit zwei Quadratmetern Oberfläche unser größtes Organ. Aber trotz dieser Sichtbarkeit ist die Haut ein unterschätztes Organ. Zwar möchte jeder eine schöne Haut haben, aber viele Funktionen und Geheimnisse der Haut sind völligunbekannt. Das Buch leistet also etwas Öffentlichkeitsarbeit für die Haut. Und wie hält man sie gesund? Nicht-Rauchen ist für die Haut extrem wichtig, ein Normalgewicht ebenso. Ansonsten die Klassiker: ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Generell gilt, dass alles, was man für ein gesundes und langes Leben tun kann, auch für die Haut sehr gut ist. Was halten Sie von Pillen aus dem 3D-Drucker und anderen Effekten der zunehmenden Digitalisierung? Fluch oder Segen? Die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung bietet vor allem bei den Themen Pflegenotstand, Ärztemangel und Multimorbidität viele Chancen. Im internationalen Vergleich steht eHealth in Deutschland aber noch ganz am Anfang.
Cover Alles über die HautJohannes Wimmer, Matthias Augustin, Robin Haring: Alles über die Haut. Ullstein 2016. 14,99 Euro.
Und wie finden Sie künstliche Intelligenz? Als Science-Fiction-Thema sehr interessant, aber im Hype-Zyklus aktuell hoffnungslos überschätzt. Der Super-Computer im Google-X-Labor hat kürzlich 10 Millionen zufällige Screenshots nach Katzenbildern durchsucht und eine Trefferquote von 16 Prozent erzielt. Mein 6-jähriger Sohn liegt bei fast 100 Prozent. Es wird noch etwas dauern, bis Algorithmen den Menschen ersetzen. Worüber wollen Sie Ihr nächstes Buch schreiben bzw. woran forschen Sie zurzeit? Die Themen Überversorgung und Fehlversorgung gewinnen an Bedeutung, schließlich ist Deutschland Arzt-Weltmeister. Niemand sitzt häufiger im Wartezimmer, schluckt mehr Medikamente oder wird öfters geröntgt und operiert als die Deutschen. Deshalb dreht sich das nächste Buch um die Frage, ob wir wirklich so viel Medizin brauchen bzw. worauf man verzichten kann und genauso lange lebt wie alle anderen.

Buchtipp: Das neue Aufstiegs-BAföG

Aus dem Meister-BAföG wird das Aufstiegs-BAföG – seit 1. August 2016 sind die Leistungen der Aufstiegsförderung erhöht und der Kreis der Berechtigten ausgeweitet.