Universitätsklinikum Münster

Branche
Krankenhaus, Klinikum, Universitätsklinik

Produkte/Dienstleistungen
Universitätsklinikum der Maximalversorgung

Anzahl der Standorte
Münster und Steinfurt

Anzahl der MitarbeiterInnen
Ca. 10.800

Angebote für StudentInnen
Vielfältige Angebote für Studentische Hilfskräfte und Studentische Aushilfen, Abschlussarbeiten sind möglich, das PJ wird für Studierende der Medizin angeboten, Promotionsstellen sind ebenfalls zahlreich ganzjährig vorhanden.

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Anschrift
Albert-Schweitzer-Campus 1
48149

Internet
www.ukm.de
www.karriere.ukmuenster.de

Mehr Wissen für Ihre Beratung

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Gerade in Zeiten hoher Veränderung kommt es darauf an, sich durch (Mehr-)Wissen und Solidität im Markt abzugrenzen. „Unternehmenserfolg entsteht nicht von alleine, sondern muss immer wieder professionell erarbeitet werden. Das berufsbegleitende MBA-Studium Business Consulting vermittelt die hierfür nötigen Fähigkeiten. Schnelle und treffsichere Analysen, intelligente und zielführende Konzeption und konsequente Umsetzung sind der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Dr. Jörg Wildgruber, Mitglied im Aufsichtsrat der ING Deutschland und Dozent bei WINGS-Fernstudium. Denn: Ob es nun um digitale Transformation, strategische Akquisitionen oder agiles Management geht – aktuelle betriebswirtschaftliche Themen flexibel zugänglich und Gelerntes unmittelbar anwendbar machen, das ist es, was sich Profis von einem berufsbegleitenden Bildungsangebot wünschen.

Consultingansatz mit hohem Praxisbezug

Logo WINGS-FernstudiumNach dem Vorbild amerikanischer Business Schools beruht der MBA Business Consulting im Wesentlichen auf aktuellen Praxisfällen, die in interdiziplinären Gruppen bearbeitet werden. „Das Wissen erlernen die Fernstudierenden bei der Beschäftigung mit fachlichen Meilensteinen im Lebenszyklus von Unternehmen und mit Arbeitsweisen und -methoden, die wertschöpfende Veränderungsprozesse erst ermöglichen“, betont Wildgruber. Eine Praxis, bei der moderne BWL mit Methoden des Projekt- und Change-Management sowie agiler Organisationsformen kombiniert werden. Andere wichtige Merkmale sind der Fokus auf einschneidende Entwicklungen eines Unternehmens wie Gründung, Digitalisierung, Restrukturierung und M&A aber auch der klare Consultingansatz. Diese und weitere Schlüsselkompetenzen vermittelt aktiven und angehenden internen und externen Beratern der berufsbegleitende MBA. Denn hochaktuelle Methodik und die Fähigkeit, den professionellen Blickwinkel ändern zu können, sind Grundvoraussetzungen für die optimale Bewältigung von Herausforderungen jedes Unternehmens wie dem digitalen Wandel, Krisen oder Wachstumsschwächen.

MBA – der Goldstandard in der Ausbildung

Professoren verschiedener Hochschulen sowie erfahrene Dozenten aus der Consulting-Branche leiten die Lehrveranstaltungen und begleiten die Studierenden in wöchentlichen Online-Tutorien sowie live in den Praxisseminaren vor Ort. Nach vier Semestern verleiht die staatliche Hochschule Wismar den international anerkannten Hochschulabschluss „Master of Business Administration (MBA)“ – der Goldstandard in der Ausbildung. Seit dem Studienstart 2005 haben mehr als 640 interne und externe Consultants den MBA Business Consulting erfolgreich absolviert. Zu ihren Arbeitgebern zählen Unternehmen wie die Deutsche Bank, Deutsche Bahn, Dräger, KPMG sowie zahlreiche Mittelstandsunternehmen aus diversen Branchen.

Der Studienstart ist jederzeit möglich. Weitere Infos zum MBA-Studium unter www.wings.de/consulting

karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2021 – Zukunft gestalten: Die Arbeitswelt wird digitaler und nachhaltiger

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cover karrierefuehrer wirtschaftswissenschaften 2-2021

Zukunft gestalten: Die Arbeitswelt wird digitaler und nachhaltiger

Veränderungen sind nicht immer einfach – aber sie eröffnen uns oft Möglichkeiten zur Gestaltung. Mit dieser Ausgabe schauen wir auf Veränderungen der Arbeitswelt: Digitale Prozesse und Nachhaltigkeit sind dabei die großen Schlagworte. Mit Prof. Dr. Matthias Finkbeiner haben wir über Ökobilanzen gesprochen. Der Leiter des Fachgebietes Sustainable Engineering und geschäftsführende Direktor des Instituts für Technischen Umweltschutz an der TU Berlin beobachtet positive Veränderungen: „In den Unternehmen wird seit vielen Jahren gehandelt“, sagt er. Die Unternehmen könnten zwar immer noch mehr tun, aber führende Unternehmen seien in einigen Bereichen weiter als die Umweltpolitik. Außerdem haben wir uns angeschaut, wie die digitale Transformation den Beruf des Wirtschaftsprüfers neu definiert. Und wir werfen einen Blick auf Megatrends, die den Handel in Zukunft prägen werden.

E-Paper karriereführer wirtschaftswissenschaften 2.2021 – Zukunft gestalten: Die Arbeitswelt wird digitaler und nachhaltiger

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Wirtschaftsprüfung 4.0

Kontinuierliche Prüfungsprozesse, mit Künstlicher Intelligenz und Big Data, hohen Compliance-Standards und permanenter Vernetzung mit dem Mandanten: Die digitale Transformation definiert den Beruf des Wirtschaftsprüfers neu. Dabei ist weiterhin der Mensch gefragt: als Vertrauensgarant, Berater und Möglichmacher. Dass es aktuell an Nachwuchs mangelt, könnte sich bald ändern: Durch die steigende IT-Affinität gewinnt der Job an Attraktivität. Von André Boße.

Die Sache kippt im Jahr 2026. Dann, so schätzen Verantwortliche der 25 führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland, werden erstmals mehr Maschinen als Menschen Prüfungs-Dienstleistungen erbringen. Das ist das Ergebnis der aktuellen Marktstudie des Analyse- Unternehmens Lünendonk. Werden also in fünf Jahren keine Wirtschaftsprüfer*innen mehr benötigt? Die Antwortet lautet: doch! Aber andere. Den tiefgreifenden Wandel erkennt man auch daran, welche neuen Begriffe im Bereich der Wirtschaftsprüfung schon heute zum Alltagsvokabular zählen: Big Data Analytics und Process Mining, IT Audit und TaxTech – die Sprache in der Branche ändert sich. Auf die Industrie 4.0 folgt die Wirtschaftsprüfung 4.0: Zur Anwendung kommen vernetzte Systeme mit Künstlicher Intelligenz und Big Data. Was das konkret für die Arbeitsweisen- und inhalte bedeutet, macht Lünendonk-Geschäftsführer Jörg Hossenfelder deutlich:

„Der Wirtschaftsprüfer der Zukunft muss nicht nur die digitalen Geschäftsideen verstehen, sondern in diesen auch beraten. Er beherrscht den Jargon aus der IT-Branche und kann sein bestehendes Know-how in die digitale Welt übertragen.“ Wirtschaftsprüfer*innen werden damit zu Begleitern von Mandant*innen, deren Geschäftsbeziehungen sich komplett ändern. Für die Unternehmen werden aus Wertschöpfungsketten Netzwerke, die Intensität der notwendigen Kommunikation mit Partnern nimmt zu, geführt wird diese mit Hilfe digitaler, häufig vollautomatisierter Tools. „Dies alles führt zu einer immer engeren Verflechtung von Unternehmen und deren Lieferanten auf der einen Seite und Kunden auf der anderen“, beschreibt Jörg Hossenfelder den Wandel. Die Wirtschaftsprüfung erhält in diesem Geflecht ganz neue Aufgaben. Erstens arbeiten die Gesellschaften mit hoher Priorität daran, die Netzwerkstruktur der Mandant*innen mitzugestalten. Zweitens ergeben sich mit Blick auf diese Veränderungen „Fragen hinsichtlich Investitionen, Compliance und Cyber Security“, sagt Hossenfelder. Und, klar, die Prüfungen selbst stehen natürlich auch noch an.

„Causa Wirecard“: Kontrolle in der Komplexität

„Muss das denn alles sein?“, werden sich konservative Wirtschaftsprüfer fragen. Expert*innen sagen: Ja. Für diese notwendigen Schritte der Digitalisierung sprechen einmal die enormen Potenziale, mit Hilfe des Wandels Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten. Doch diese simple Kosten-Nutzenrechnung darf heute nicht der einzige Grund sein, in der Wirtschaftsprüfung neue Wege zu finden. Was hinzu kommt: Die komplexe Gemengelage ruft nach neuen Formen der Kontrolle.

Es gab in den vergangenen Monaten nicht viele Ereignisse, die sich gegen das Dauerthema Pandemie durchsetzen konnten. Die „Causa Wirecard“ war eines davon. Abseits der gerichtlich zu entscheidenden Fragen über Schuld und Verantwortung zeigte sich, dass die turbodigitalisierte Wirtschaft mit ihren unzähligen internationalen Verflechtungen nach neuen Methoden verlangt, um sie wirksam durchleuchten zu können. Zumal weiterhin mit zusätzlichen regulatorischen Vorgaben zu rechnen ist, die eine höhere Compliance-Qualität nötig machen.

Eine Methode, auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Mandanten setzen, ist das „Continuous Auditing“, also eine Art kontinuierliche Abschlussprüfung. Was widersprüchlich klingt ergibt Sinn, wenn man sich genauer anschaut, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsprüfer und Mandant zuletzt gestaltet hat.

Eine Methode, auf die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Mandant* innen dabei setzen, ist das „Continuous Auditing“, also eine Art kontinuierliche Abschlussprüfung. Was widersprüchlich klingt (ein Abschluss kann eigentlich nicht kontinuierlich sein) ergibt Sinn, wenn man sich genauer anschaut, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Wirschaftsprüfer* innen und Mandant*innen zuletzt gestaltet hat. „Der Druck auf Unternehmen, externe und interne Anforderungen einzuhalten, wächst stetig und erreicht in Unternehmen mit unterschiedlichen Standorten und ITSystemen eine herausfordernde Komplexität“, heißt es in einem Newsletter des Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen Rödl & Partner. Wichtig werden daher Methoden eines „Continuous Auditing & Control Monitoring“ (CACM), das kontinuierliches Risikomanagement gewährleistet. „Ziel des CACM ist es, permanent Transparenz über die Wirksamkeit von wichtigen KPIs und Kontrollen zu erreichen sowie Abweichungen in Echtzeit zu erkennen“, heißt es im Newsletter.

Darüber hinaus könne das CACM auch prüfungsunterstützend für die Interne Revision oder externe Prüfung dienen, um Prüfungsnachweise bereitzustellen oder den Umfang von Stichprobenprüfungen zu reduzieren. Ergänzt werde diese Effizienz durch ein gesteigertes Sicherheitsgefühl: „Fehler werden durch automatisierte Kontrollen sofort erkannt, definierte Personen automatisch informiert.“ Die CACM-Experten von Rödl & Partner geben an, dass auf diesem Wege „Einsparungen von bis zu 60 Prozent der Prozess-, Überwachungs- und Audit-Kosten“ keine Seltenheit seien. Zudem spare sich das Unternehmen eine Reihe von manuellen Tätigkeiten, um Informationen und Daten zu sammeln, aufzubereiten und zu analysieren.

Warum eigentlich 4.0?

Abgeleitet von der Industrie 4.0 lässt sich in vielen Bereichen beobachten, dass die dort formulierten Standards der vierten industriellen Revolution auch in anderen Sektoren zu Megatrends werden. So zum Beispiel auch in der Wirtschaftsprüfung. Kurz die Schritte von der ersten bis zur vierten Revolution:

1.0: Durch die Mechanisierung mit Hilfe von Dampf und Hydraulik blüht der Maschinenbau auf.
2.0: Die Elektrisierung ermöglicht den Aufbau moderner Fabriken mit Fließbandarbeit.
3.0: Speichermedien und EDV eröffnen das digitale Zeitalter.
4.0: IT-Systeme vernetzen sich intelligent miteinander.

Deutlich wird, dass sich die Rolle von Wirtschaftsprüfer* innen durch solche digitalen Methoden ändert. Das Continuous Auditing & Control Monitoring ist tief in der IT der Organisation verankert, es kommt daher auf ein enges Zusammenspiel zwischen der internen IT und den ITExpert* innen des Wirtschaftsprüfungsunternehmens an. Dort wieder gilt es, Know-how in Sachen IT und Wirtschaftsprüfungen so zusammenzubringen, dass bei den – zu Beginn vielleicht noch kritischen – Mandant*innen schnell der Nutzen der Umstellung deutlich wird. Entsprechend wichtig sind Leistungen wie Beratung und Begleitung der Prozesse – wobei gerade der Erfolg digitaler Transformationen davon abhängig ist, dass sich die Beteiligten Vertrauen.

Gleicher Personalbedarf, höhere Anforderungen

Diese Einschätzung deckt sich mit einer aktuellen Studie der Personalberatung Maxmatch für den Finanzbereich: Zwar gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, dass die Zahl der benötigten Mitarbeiter*innen trotz der digitalen Transformation konstant bleibt – dass also der Wandel weder dazu führt, dass weniger Leute gebraucht werden, noch dazu, dass der Personalbedarf sinkt. „Doch was sich für die Teamzusammenstellung eindeutig geändert hat, sind die Anforderungen, die Mitarbeiter erfüllen müssen“, heißt es in der Studie. „79,1 Prozent der Studienteilnehmer bestätigen, dass durch die digitale Transformation neue Kompetenzen von Mitarbeitern verlangt und erwartet werden.“ Als besonders wichtig eingeschätzt werden dabei Anwender-Kenntnisse in kollaborativen Technologien, Kenntnisse im Bereich Datenbanken sowie Erfahrungen im Umgang mit großen Datenmengen.

So klar die Herausforderungen für die befragten Verantwortlichen der Unternehmen aus dem Finanzbereich sind, so unklar ist, wie es gelingen soll, Nachwuchskräfte zu rekrutieren, die diese mitbringen. „Mehr als jeder Zweite der Umfrageteilnehmer bewertete die Suche nach Mitarbeitern mit den entsprechenden digitalen Kompetenzen als ‚schwer‘ oder ‚sehr schwer‘“, heißt es in der Studie. Ein Ergebnis, dass das Marktforschungsunternehmens SWI Finance in einer Befragung bestätigt: 86 Prozent aller befragten Steuerberater*innen und Wirtschaftsprüfer*innen – und sogar 95 Prozent der großen Kanzleien – sehen sich auch in diesem Jahr vor die kontinuierliche Herausforderung gestellt, qualifiziertes Personal zu finden.

Recruiting: IT-Affinität kommunizieren

Das Bild des Wirtschaftsprüfers, der sich aufgrund gesetzlicher Vorschriften durch immer wiederholende Aufgaben und Tätigkeiten wühlt, ist überholt.

Was hilft? Ein anderes Image. Und auch das ergibt sich durch die digitale Transformation. Das Bild von Wirtschaftsprüfer* innen, die sich aufgrund gesetzlicher Vorschriften durch immer wiederholende Aufgaben und Tätigkeiten wühlen, ist überholt. „Kenner der Branche verbinden mit dem Berufsstand Eigenschaften wie abwechslungsreich, analytisch, attraktiv bezahlt und kommunikativ sowie krisensicher. Das Bild der Wirtschaftsprüfung in der heutigen Zeit ist deutlich vielfältiger, komplexer und anspruchsvoller geworden“, findet Jörg Hossenfelder von Lünendonk. Nun bringt dieses intern empfundene Image nichts, wenn der Wiwi-Nachwuchs es nicht auch so sieht – und sich für eine Karriere in diesem Bereich begeistern lässt. Hier sei es Aufgabe der Unternehmen und der Lehrenden an den Hochschulen, den jungen Interessierten zwei Dinge klarzumachen: Erstens sorge die Digitalisierung dafür, dass die Wirtschaftsprüfer* innen von einfachen, sich wiederholenden Tätigkeiten befreit werden – „was eine verstärkte Beschäftigung mit Sach- und Sonderthemen ermöglicht“, wie Jörg Hossenfelder es formuliert. Zweitens, dass es bei dieser Arbeit viel mehr IT-Kenntnisse ankommt, als man denken könnte.

Hier komme es auch auf die Art und Weise an, wie Hochschulen die kommenden Absolvent*innen auf das Examen und das anschließende Berufsleben vorbereiten: Fast neun von zehn Umfrageteilnehmer*innen der Lünendonk-Studie gaben bei der Umfrage an, dass sich in der internen Weiterbildung sowie der Vorbereitung auf das Wirtschaftsprüfungs- Examen etwas ändern müsse. Eine solche Zahl zeigt: Der Wandel ist im vollen Gange.

Was Wirtschaftsprüfungen bei der Digitalisierung bremst

Die Lünendonk-Studie hat Verantwortliche der größten Prüfungsgesellschaften gefragt, welche Hürden sie bei der digitalen Transformation als besonders restriktiv erachten.

Das Ergebnis:

  • 91 Prozent halten die mangelnde Datenqualität ihrer Mandant*innen für einen Behinderungsfaktor.
  • 67 Prozent sehen die Umsetzung des erlernten WP-Know-hows in automatisierte Prozesse als problematisch.
  • 62 Prozent nennen die Zurückhaltung der Mandant*innen bei diesem Thema.
  • 48 Prozent verweisen auf den strengen Datenschutz als Hürde.

Wirtschaftsprüfung digital: Was sich ändert…

  • Algorithmen übernehmen Standard- und Routinetätigkeiten.
  • Prüfungen sind nicht mehr an Zeiten und Orte gebunden, da Daten jederzeit über die Cloud abrufbar sind.
  • Big Data-Methoden und automatisierte Audit Bots prüfen in hohem Tempo. riesige Datenmengen, sodass statt Stichproben Vollprüfungen möglich werden.
  • Tools prüfen auch die Daten-Qualität der/des Mandant*in.
  • Vorteil für Mandant*innen: Versteckte Verschwendungen und Potenziale werden aufgezeigt, Risiken minimiert.

Der Ökobilanzierer Prof. Dr. Matthias Finkbeiner im Interview

Eine betriebswirtschaftliche Bilanz ist selbstverständliches Handwerkszeug des Rechnungswesens. Wie jedoch erstellt man eine Ökobilanz, also eine Lebenszyklusanalyse der Umweltwirkungen eines Menschen, Produkts oder Unternehmens? Und warum ist das auch für Wirtschaftswissenschaftler wichtig? Fragen an Prof. Dr. Matthias Finkbeiner, der an der TU Berlin zu diesem Thema forscht und vor kurzem die erste Ökobilanz eines Menschen erstellt hat – mit einem bemerkenswerten Ergebnis. Das Interview führte André Boße.

Zur Person

Prof. Dr. Matthias Finkbeiner ist Leiter des Fachgebietes Sustainable Engineering und geschäftsführender Direktor des Instituts für Technischen Umweltschutz an der Technischen Universität Berlin. Er besitzt eine Gastprofessur an der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Seine Arbeitsschwerpunkte sind u.a. die Erforschung von CO2- und Wasser-Fußabdrücken, die Erstellung von Ökobilanzen sowie die Analyse der Ressourceneffizienz. Er war Teil der Jury des Umweltzeichen „Blauer Engel“ und Präsident ISO-Ausschuss für Ökobilanzen. Als Autor schrieb er sechs Bücher zu seinen Forschungsthemen, zudem ist er Chefredakteur der führenden Fachzeitschrift zu Ökobilanzen, dem „International Journal of Life Cycle Assessment“.

Herr Prof. Finkbeiner, der Mensch bevölkert die Erde seit vielen Jahren, warum waren Sie und Ihr Team die ersten, die eine Ökobilanz erstellt haben?
Die Ökobilanz ist methodisch noch recht jung, es gibt sie erst seit den 80er-Jahren. Entwickelt wurden sie für einzelne Produkte oder Unternehmen, um herauszufinden, welche Wirkungen auf die Umwelt sie während ihres gesamten Lebenszyklus haben. Diese Methode auf den Menschen anzuwenden, führte zu ein paar heiklen Fragen. Wie zum Beispiel rechnet man die Kindheit an, sind zum Beispiel die Eltern für die Ökobilanz ihrer Kinder mitverantwortlich? Auch kann es ethisch schwierig werden, die Ökobilanzen von Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenssituation zu vergleichen, zum Beispiel zwischen Leuten in der Stadt und auf dem Land. Da kann es schnell zu einer Vergleichsdebatte kommen, die wenig zielführend ist.

Sie haben die Ökobilanz des Unternehmers, Autors und Rechtanwalts Dirk Gratzel erstellt. Was hat Sie am Ergebnis überrascht?
Das Ausmaß seiner Bilanz und der hohe Anteil der Mobilität. Wir wussten, dass er beruflich bedingt viel unterwegs ist, die absoluten Zahlen haben uns aber schon überrascht.

In den ersten 50 Jahren seines Lebens hat er CO2-Emmissionen in Höhe von 1147 Tonnen verursacht.
Ja, und ich denke schon, dass eine solche Vergegenwärtigung einen kathartischen Effekt hat. Es beginnt das Nachdenken darüber, wohin wir uns bewegen, was wir besitzen, was wir konsumieren.

Es beginnt das Nachdenken darüber, wohin wir uns bewegen, was wir besitzen, was wir konsumieren.

Wäre also doch eine Ökobilanz für jeden sinnvoll?
Das zu fordern, dafür reicht mein Sendungsbewusstsein nicht aus. Zudem kann es nicht jeder so machen, wie es Dirk Gratzel für sein Buchprojekt angegangen ist, das wäre ein zu großer Aufwand. Es gibt zwar im Internet relativ simple Rechner, die einem zumindest ein Grundgefühl für die eigene Bilanz geben. Aber diese Tools vereinfachen schon sehr stark: Fliege ich oder nicht, esse ich Fleisch oder nicht – die Komplexität des Lebens besteht ja eben darin, dass wir meistens zwischen den Ja- und Nein-Antworten stehen. Gut wäre daher eine App, die ein individuelles Tracking erlaubt. Das machen die Leute ja eh andauernd, zum Beispiel beim Sport. Da wäre eine Art Konsum-Tracking eine interessante Ergänzung. Denn: Die Zahlen zu sehen, löst bei dem einen oder anderen sicher etwas aus.

Liegen uns Menschen Bilanzen mehr als normative Appelle?
Ich glaube schon, ja. Ich habe aus dem Bauch heraus eine Sympathie für das moralische Pathos, mit dem zum Beispiel die Diskussion über das Klima geführt wird. Andererseits erreiche ich damit einige Menschen eben nicht. Die machen dicht, weil sie sich moralisch nicht in eine Ecke drängen lassen wollen – mit der Folge, dass sich die Gesellschaft in Gruppen spaltet, die dann gegeneinander agieren. Wir sehen es als Wissenschaftler als unsere Aufgabe an, Zahlen, Daten und Fakten bereitzustellen und das normative Element bewusst außen vor zu lassen. Denn das hilft hoffentlich, dass die Debatte freier und ehrlicher wird.

Inwiefern?
Wenn ich normativ argumentiere und Ihnen sage, Sie dürften kein Fleisch mehr essen oder keine Kurzstreckenflüge mehr buchen, dann lasse ich Sie nicht davonkommen und drücke Ihnen einen bestimmten Lebensstil auf. Eine Bilanz dagegen gibt Ihnen die Möglichkeit, selbstbestimmt an bestimmten Stellschrauben zu drehen. Sie könnten zum Beispiel Ihren Konsum generell reduzieren, oder Sie verzichten auf einige Sachen komplett, behalten anderes aber bei. Bilanzen geben Ihnen also mehr Gestaltungsspieltraum und lassen Raum für Individualität – wobei die Zahlen am Ende ganz nüchtern für sich sprechen.

Welche Rolle spielen Ökobilanzen in Unternehmen?
Hier sind ökologische Bilanzbetrachtungen schon länger etabliert, jedoch nicht so sehr in der Öffentlichkeit: 95 Prozent der Ökobilanzen in Unternehmen dienen primär dem internen Erkenntnisgewinn und werden nicht kommuniziert.

Weil sie so schlecht sind?
Eher, weil sie kompliziert zu kommunizieren sind. Eine Bilanz hat die Aufgabe, das gesamte Bild zu zeigen. Und dieses Bild ist fast nie Schwarz oder Weiß. Hat ein Unternehmen zum Beispiel zehn Umweltwirkungen analysiert, dann ist es häufig so, dass man zwar bei acht davon deutlich besser wird, bei zweien aber Rückschritte macht. Ein solches Ergebnis in einer Kultur zu kommunizieren, die über Twitter-Vereinfachungen funktioniert, ist nicht ganz einfach. Nehmen Sie als Beispiel die Frage, was ökologisch besser ist, ein Verbrenner- oder ein Elektroauto: Die Ökobilanz beantwortet diese Frage nicht mit entweder oder, auch wenn die Öffentlichkeit das gerne so hätte. Die Ökobilanz zeigt, unter welchen Herstellungs-, Nutzungs- oder Recyclingbedingungen die jeweilige Technologie ökologische Vor- oder Nachteile mit sich bringt.

Erkennen Sie, dass die Ökobilanzen der Unternehmen besser werden?
Auf jeden Fall, ja. In den Unternehmen wird seit vielen Jahren gehandelt – übrigens im Rahmen dessen, was wir Konsumenten nachfragen: Unternehmen haben heute in vielen Fällen ökologisch bessere Lösungen, und wie sehr sie diese in den Fokus stellen, liegt vor allem daran, wie gut sie im Markt funktionieren. Aber generell kann ich feststellen: Ja, die Unternehmen können immer noch mehr tun, aber führende Unternehmen sind in manchen Bereichen weiter als die Umweltpolitik.

Ich hielte es für sinnvoll, wenn jeder Wirtschaftswissenschaftler eine Lehrveranstaltung zu dem Thema belegen würde. Der Lerneffekt wäre groß – und er ist auch von Bedeutung, weil früher oder später jeder Wiwi- Absolvent mit diesem Thema konfrontiert werden wird.

Was denken Sie, bekommen Absolvent* innen der Wirtschaftswissenschaften im Studium genug Wissen über die Erstellung von Ökobilanzen mit?
Ich hielte es für sinnvoll, wenn jeder Wirtschaftswissenschaftler eine Lehrveranstaltung zu dem Thema belegen würde. Der Lerneffekt wäre groß – und er ist auch von Bedeutung, weil früher oder später jeder Wiwi-Absolvent mit diesem Thema konfrontiert werden wird. Ein Grundbriefing dafür, wie man ökologische Aspekte grundsätzlich bewertet und selbst Plausibilitätsbetrachtungen anstellt, wäre sinnvoll. Bei uns an der TU Berlin ist diese Lehrveranstaltung freiwillig, und wir merken, dass die Wiwis, die diese Veranstaltung besuchen, erstens Spaß daran haben und zweitens in den Prüfungen auch sehr gut abschneiden.

Was spricht dafür, die Ökobilanz eines Produktes oder einer Dienstleistung offen zu kommunizieren – und was spricht dagegen?
Natürlich ist es wichtig, den Konsumenten mit einer möglichst einfachen Zahl zu erreichen. Auf der anderen Seite ist es kaum machbar, die 10 bis 15 Kriterien, aus denen sich eine Ökobilanz zusammensetzt, lesbar und verständlich auf eine Packung zu bringen. Die Frage ist also, wie stark darf ich vereinfachen oder gewichten? Und da wird es heikel. Aktuell zum Beispiel spielen in der öffentlichen Diskussion Klimathemen eine dominierende Rolle. Kennzahlen zur Artenvielfalt, zur Bodenversauerung oder Wassernutzung haben es dagegen schwerer. Man würde daher dazu neigen, bei einer einfach zu kommunizierenden Ökobilanz der Klimakrise eine große Bedeutung zu geben, anderes dagegen bliebe unter dem Radar.

Haben Sie eigentlich persönlich nach der Erstellung der Ökobilanz von Dirk Gratzel entscheidende Dinge in Ihrem Leben verändert?
Na ja, in Maßen. Nicht so konsequent wie er, da sündige ich doch noch mehr. (lacht) Aber natürlich gibt es bei jeder Ökobilanz, die wir stellen, ob für einen Menschen, ein Unternehmen oder ein Produkt, einen Aha-Effekt. Wir lernen immer was dazu, es wird nie langweilig – und das macht diesen Bereich sehr interessant.

Ökobilanz eines Menschen

cover projekt green zeroDie Geschichte der Ökobilanzschreibung für Unternehmen und Produkte begann in den 80er-Jahren; die erste Ökobilanz eines Menschen folgte fast vier Jahrzehnte später: Als Auftragsarbeit für das Buchprojekt von Dirk Gratzel erstellte das Team von Matthias Finkbeiner die Ökobilanz des Unternehmers. Gratzel schreibt über die Idee, die Bilanz und ihre Auswirkungen in seinem Buch: Dirk Gratzel: Projekt Green Zero. Mein konsequenter Weg zu einer ausgeglichenen Ökobilanz. Ludwig 2020. 18,00 Euro

Megatrends, die den Handel prägen

Der Retail Report des Zukunftsinstituts benennt und erklärt die wichtigsten Trends im Handel. Seine Erläuterungen, Themenschwerpunkte, Tipps, Best Practices und Statistiken zeigen Händler*innen, welche Prinzipien und Modelle in Zukunft Erfolg haben werden. In der aktuellen Ausgabe schrieb Theresa Schleicher über sechs Megatrends, die für die Handelsbranche von besonderer Bedeutung sind. karriereführer- Leser*innen gibt sie einen Einblick. Von Theresa Schleicher

New Work prägt das Paradigma der Kollaboration

Der Megatrend New Work verändert den Handel von innen heraus: Mitarbeiter*innen haben andere Ansprüche an das Arbeitsleben. Die Kreativökonomie löst die rationale Leistungsgesellschaft ab. New Work stellt die Potenzialentfaltung eines jeden einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. Das reicht von Pioniergeist im Startup bis zum Hobby Professional. Denn Kreativität passiert nicht einfach am Schreibtisch zwischen 9 und 17 Uhr – Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr. Work- Life-Blending beschreibt genau diese Trendentwicklung – mit all ihren Vorteilen der Sinnfindung im Job, aber auch den Herausforderungen des Nicht-abschalten-Könnens. Kollaboration in Teams und Organisationen wird großgeschrieben, inzwischen auch über die Unternehmensgrenzen hinweg – Networking ist das A und O von New Work. Der Trend zu Coopetition geht sogar noch einen Schritt weiter und beschreibt die lose Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung von Mitbewerber*innen, um gemeinsam komplexe Probleme zu lösen. Die Plattform-Ökonomie bietet die perfekte Infrastruktur für solche Kooperationen.

Neo-Ökologie sorgt für ein neues Verantwortungsbewusstsein

Der Megatrend Neo-Ökologie stellt die Retail-Branche nicht von heute auf morgen auf den Kopf, sondern manifestierte sich erst in Nischen. Heute kommt das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum langsam aber sicher in der Mitte der Gesellschaft an. So zeigt sich z.B. im Luxusmarkt der Trend zu Sustainable Luxury, indem Statussymbole mit ethischem Mehrwert und nachhaltigem Anliegen aufgeladen werden. Doch auch Designobjekte werden immer häufiger recycelt oder upgecycelt und werden somit zum Ausdruck von Zero Waste und dem Denken in Kreisläufen der Circular Economy. Dass Umweltbewusstsein zwar mit dem Wunsch nach Minimalismus verbunden sein kann, jedoch nicht zwingend Verzicht bedeutet, zeigt der Trend zum Blue Commerce: eine Konsumhaltung, die ethisch korrekt und verschwenderisch zugleich ist.

Urbanisierung verdeutlicht: Ohne Handel keine Stadt

Der Megatrend Urbanisierung und der Handel sind seit jeher eng miteinander verwoben. Eine Stadt ohne Orte des Handels wie Ladengeschäfte oder Marktplätze ist kaum vorstellbar, Handel losgelöst von einem Ort allerdings ist längst Realität. Trends wie Local Commerce, AuthentiCity und Hybrid Spaces oder die Renaissance der Straßenmärkte sind kreative Maßnahmen, die Stadt als Handelsplatz wieder attraktiv zu gestalten. Vor allem Klein- und Mittelstädte in Deutschland haben mit der Abwanderung von Händler*innen und Marken aus den Einkaufsstraßen zu kämpfen. Die aktuelle Entwicklung zum ImmoTail zeigt allerdings auch, dass Städte die neuen Zentren der Macht sind: Sie greifen bewusst in die Entwicklung von Handelsstandorten ein, sodass Händler*innen ihre Konzepte nicht mehr losgelöst vom Umfeld denken können. Zugleich trägt dieser Trend zu vielfältigen und differenzierten Vierteln und Straßenzügen bei.

Mobilität löst den Handel von Raum und Zeit

Eng verbunden mit der Urbanisierung ist auch der Megatrend Mobilität, vor allem was die Versorgung in ländlichen Regionen angeht. Aber auch die Letzte-Meile- Lieferung im urbanen Raum verlangt von Handel und Logistik innovative Lösungen, um den städtischen Verkehr nicht unnötig zu belasten und zugleich kundenfreundliche – sprich auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene – Lieferungen zu ermöglichen. Der Trend Instant Shopping beschreibt das Bedürfnis der mobilen Nomaden, alles immer und überall zur Verfügung zu haben. Die ungeduldigen Konsument* innen der 24/7-Gesellschaft fordern nicht nur schnelle Reaktionen, sondern ein Shopping in Echtzeit – und dass Produkte zu ihnen dorthin kommen, wo sie gerade einen Zwischenstopp einlegen. Der Trend ist eine Fortschreibung zum Point of Situation: Dieses Konzept beschreibt, wie sich Verkaufsorte den Bedürfnissen der Kund*innen hin zu situativen Konsummöglichkeiten anpassen müssen, indem sie z.B. in Form von Pop-up-Flächen zu den Menschen kommen. Diese Trendphänomene im Handel sind Ausprägungen des Megatrends Mobilität: Menschen erwarten Angebote, die ihren mobilen Lebensstil ansprechen und sie begleiten.

Individualisierung macht den Handel menschlich

Dieser Wunsch nach Lifestyle Services ist zugleich Ausdruck der Individualisierung – ein weiterer Megatrend. Jeder Mensch möchte als Individuum angesprochen werden, die Zeiten des Massenkonsums sind längst vorbei. Sprachen wir vor circa zehn Jahren noch vom Trend zur Mass Customization, also von der individualisierten Massenfertigung, hat sich diese Entwicklung in zahlreichen Bereichen inzwischen durchgesetzt. Made to Measure beschreibt in der Fashionbranche die individuelle Anpassung von Schnittmustern auf die Maße des jeweiligen Menschen, sodass eine optimale Passform gewährleistet wird. Auch der Trend zum Curated Shopping ist Ausdruck des Wunsches nach Individualisierung und Vereinfachung in Zeiten von Überangebot.

RetailReport2021Der nächste Retail Report erscheint Ende 2021.
www.zukunftsinstitut.de

Konnektivität treibt den Handel zu Höchstleistungen

Big Data, Künstliche Intelligenz und Co. ermöglichen inzwischen auch eine hyperpersonalisierte Ansprache durch die Analyse der Kundendaten im Netz – mit all den offenen Fragen und Bedenken hinsichtlich Privatsphäre, Datenschutz und Cybersecurity rund um die digitalen Identitäten. Digitale Disruption ist zum Buzzword geworden und neue Technologien und digitale Innovatoren aus anderen Branchen stellen die Handelswelt auf den Kopf. Genauso schnell herrscht auch Überforderung in Anbetracht all der technologischen Trends, die damit verbunden sind. Omnichanneling ist heute der Mehrheit der Retailer ein Begriff, doch ob man nun in seinem Laden Roboter, dynamische Preise oder Augmented Reality einsetzen, ob man in seinem Online-Shop Voice Commerce anbieten oder doch lieber auf Subscription- Modelle setzen soll, sorgt für Überforderung. Doch dass Künstliche Intelligenz alle Dimensionen des Handels, von der Produktion bis zur Schnittstelle zum Kunden, verändert und auch künftig weiter verändern wird, steht außer Frage.

Redaktionstipp:

Masterstudiengang bereitet auf Handels-Karriere vor

Mit dem Masterstudiengang „Retail and Consumer Management“ bietet die Technische Hochschule Ingolstadt die Möglichkeit, in drei Semestern Kompetenzen u.a. in den Bereichen Strategie, Internationalisierung, Marketingkonzeption, Handels- und Konsumentenmanagement sowie Digitalisierung zu erwerben. Das englischsprachige Programm richtet sich an Studierende mit einem ersten Hochschulabschluss und praktischer Erfahrung im Kompetenzfeld Handel und Konsumenten. www.thi.de

 

„Die größte Mission in einer digitalen Welt: Gefühle zulassen und nutzen.“

Dr. Leon Windscheid, 32 Jahre, ist Psychologe, Unternehmer und Autor. Sein aktuelles Buch über Gefühle ist ein Bestseller, seine Leidenschaft für Psychologie vermittelt er bei Vorträgen, in seinem Live- Programm und in seinen drei Podcasts. Dem Fernsehpublikum wurde Leon Windscheid 2015 bekannt, als er bei Günther Jauchs Sendung „Wer wird Millionär?“ eine Million Euro gewann. Von Kerstin Neurohr

Herr Dr. Windscheid, der Berufseinstieg ist ja mit vielen verschiedenen Gefühlen verbunden: Man freut sich, aber oft sind da auch Angst und Unsicherheit. Wie geht man mit solchen Gefühlen um?
Viele Menschen haben ein unglaublich schlechtes Bild von der Angst. Sie wollen angstfrei leben. Aber gerade junge Menschen erleben oft Zukunftsangst, und da hilft es, sich ganz bewusst die positiven Optionen einer Entscheidung aufzuschreiben, sich zu fragen, was denn auch gut gehen könnte. Also den Spieß bewusst umdrehen, gegen diese Negativität angehen. Wobei es auch wichtig ist, die Angst anzunehmen, man kann auch einen Wert darin sehen. Ein Leben ohne Angst wäre langweilig. Keine Angst zu haben wäre tödlich, weil Angst eben auch ein Schutzmechanismus ist. Es ist normal, dass ich mir Angst, dass ich mir Sorgen mache. Das ist gut, denn es stellt den Fokus scharf.

Redet man überhaupt über Gefühle im beruflichen Kontext?
Meistens nicht – und ich glaube, das ist ein ganz großes Missverständnis in dieser digitalen und technisierten Welt: Dass wir uns messen sollten mit der Künstlichen Intelligenz, die immer besser wird, immer mehr Druck aufbaut, uns immer mehr Leistung abnimmt. Bisher dachte man, da gibt‘s auf der einen Seite das Rationale im Menschen und auf der anderen Seite das Emotionale. Und wir wollen alle das Rationale stringent geradeaus denken, keine Fehler machen. Das ist aber nicht menschlich. Wenn wir eine Zukunft haben wollen in einer digitalen Welt, dann müssen wir anerkennen, was uns wirklich einzigartig macht, was uns für immer von den Maschinen unterscheiden wird: Fühlen. Ein Gefühl wie Leidenschaft kann andere anstecken. Ein Gefühl wie Mut brauche ich, um neue Wege zu gehen. Empathie ist essentiell, um andere Menschen zu verstehen, um in einem großen Kollektiv zu funktionieren. Deswegen ist es ganz, ganz wichtig, dass die Berufswelt nicht mehr als eine betrachtet wird die rein rational sein soll, sondern im Gegenteil: Wir sollten Gefühle zulassen und auch nutzen lernen – das ist die größte Mission in einer digitalen Welt.

Wie zufrieden kann ein Job uns machen, und was trägt zur Zufriedenheit bei?
Ein Job ist ganz, ganz wichtig für uns Menschen und auch für unser Selbstverständnis. Wir haben das in der Coronakrise gesehen: Am Anfang dachten viele, toll, Homeoffice machen, vielleicht auch mehr freihaben, super! Aber ganz schnell spürt man doch, wie wichtig das echte Zusammenkommen ist. Das gibt Struktur. Der Austausch an der Kaffeemaschine – das ist etwas, was ganz wichtig ist. Neben all dem, was man im Beruf ohnehin erleben kann: Dass man sich verwirklichen kann, etwas bewegen kann, Dinge umsetzen kann. So kann ein Job ein ganz großer Beitrag zur Zufriedenheit sein.

Welche Rolle spielt Geld dabei?
Es geht nicht in erster Linie um das Geld. Klar, das Geld muss ungefähr stimmen. Aber Einkommen macht ab einem gewissen Punkt nicht immer mehr zufrieden. Wer nur dem Geld hinterherrennt, oder externen Faktoren wie Firmenwagen und Prestige, der untergräbt, dass eine Zufriedenheit aus ihm selbst heraus entsteht. Ich empfehle, immer mehrere Facetten zu betrachten, wenn man danach fragt, was einem der Job gibt. Passt das so grundsätzlich zu meiner Mission? Bin ich vielleicht jemand, der ökologisch leben möchte – und macht diese Firma das? Bin ich jemand, dem Diversity und Vielfalt wichtig ist – und setzt diese Firma das um? Wenn das nicht gegeben ist, kann der Job nicht wirklich zufrieden machen. Man sollte immer prüfen, ob man sich selbst verwirklichen kann. Unser Selbst möchte wachsen, sich weiterentwickeln. Das sollten wir versuchen einzufordern.

cover besser fühlenLeon Windscheid: Besser fühlen. Eine Reise zur Gelassenheit. Rowohlt 2021. 16,00 Euro Im Herbst geht Leon Windscheid mit seinem Programm „Altes Hirn, neue Welt“ auf Tour. Infos und Termine: www.leonwindscheid.de

Business-Smoothie: Kultur-, Buch- und Linktipps

Plädoyer für eine Weiterentwicklung der europäischen Verfassung

Globalisierung, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und der Klimawandel stellen unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen und schaffen Handlungsbedarf. Mit „Jeder Mensch“ gibt Ferdinand von Schirach den Anstoß zu einer Ergänzung der EU-Grundrechtecharta. Er ruft dazu auf, eine „gesellschaftliche Utopie“ zu wagen, um auf die derzeitigen Entwicklungen in Europa und der Welt zu reagieren. Prominente Personen aus der Umweltbewegung, der Wirtschaft und dem Recht unterstützen die Idee bereits, auf www.jeder-mensch.eu kann man dies ebenfalls tun. Ferdinand von Schirach: Jeder Mensch. Luchterhand 2021. 5,00 Euro.

Podcast über das Innenleben im digitalen Zeitalter

„Being Underwater“ ist ein Podcast der Sozialunternehmerin und Anthropologin Joana Breidenbach, die auch das Buch „New Work needs Inner Work“ geschrieben hat. Sie spricht mit unterschiedlichsten Gästen, wobei es ihr darum geht, unsere Beziehung zur Technologie zu definieren, anstatt uns von der Technologie definieren zu lassen.

Thriller: Wer das Geld hat, hat die Macht.

Cover Monte CryptoWo ist das Vermögen von Gregory Hollister? Als der spleenige Start-up-Unternehmer bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnt die Suche nach dem digitalen Schatz. Mehrere Millionen soll Hollister in der Kryptowährung Bitcoin angelegt haben – doch das Geld ist gut versteckt. Der Privatdetektiv Ed Dante macht sich auf die Suche und stellt schnell fest, dass auch noch andere hinter dem verschwundenen Geld her sind… Warum interessieren sich ausländische Geheimdienste, das FBI und die Mafia für den Schatz? Geht es um einen Finanzskandal, der die gesamte Weltwirtschaft in den Abgrund reißen könnte? Ein raffinierter literarischer Thriller über die neue internationale Finanzwirtschaft., hochspannend und aktuell. Tom Hillenbrand: Montecrypto. KiWi 2021. 16,00 Euro

Entspannt durch den Job-Alltag

Cover Stark trotz StressFür diesen Ratgeber haben sich fünf Frauen zusammengetan, die vielfältige Management-Erfahrung mitbringen und als Coachin oder Therapeutin tätig sind. Sie zeigen Strategien, mit denen es gelingt, trotz erhöhter Anforderungen im Alltag dauerhaft entspannt zu bleiben, die Energie-Akkus rechtzeitig wieder aufzuladen und nach Feierabend richtig abzuschalten. Sie erklären, warum Pausen so wichtig sind, wie man sich im Urlaub am besten erholt und warum Perfektionismus zur Karrierebremse werden kann. Vera Heim / Gabriele Lindemann u.a.: Stark trotz Stress. Gelassenheit finden und Kraft tanken im Job. Haufe 2021. 19,95 Euro

„Ihr werdet es einmal schlechter haben!“

Cover Working ClassSich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch? Julia Friedrichs hat Wissenschaftler*innen, Expert*innen und Politiker*innen befragt. Und sie hat Menschen begleitet, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Julia Friedrichs: Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können. Berlin Verlag 2021. 22,00 Euro.

Energie statt dauernder Müdigkeit

Cover EnergySich immer müde und erschöpft zu fühlen – das kennen auch viele Studierende und Berufseinsteiger*innen. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, dass man ein Leben auf Sparflamme führt, kann zermürbend sein. Dr. Anne Fleck, Ärztin für Präventiv- und Ernährungsmedizin, geht der Sache auf den Grund und erklärt, welche verborgenen Ursachen hinter ständiger Müdigkeit, Infektanfälligkeit und bisher unerklärlichen Beschwerden stecken können. Mit einem speziellen Programm zeigt sie Auswege: Dabei geht es darum, die Kraft der richtigen Ernährung zu nutzen, den individuell passenden Rhythmus zu finden, und das Immunsystem zu stärken. Anne Fleck: Energy! Der gesunde Weg aus dem Müdigkeitslabyrinth. dtv 2021. 25,00 Euro. Mit 30-Tage-Selbsthilfeprogramm

Zerreißt der radikale Individualismus unsere Gesellschaft?

Cover das ende der gierWarum werden die demokratischen Gesellschaften der westlichen Welt in ihrem Kern immer weiter ausgehöhlt? Und wie war es möglich, dass unter dem Firnis der Demokratie Extremismus und Populismus gedeihen? Danach fragen die beiden weltweit renommierten britischen Ökonomen Paul Collier und John Kay in ihrem Debattenbuch. Sie führen vor, wohin die Gier des Einzelnen führen kann – und was politisch geschehen muss, um das Auseinanderbrechen der Gesellschaft zu verhindern. Paul Collier, John Kay: Das Ende der Gier. Wie der Individualismus unsere Gesellschaft zerreißt und warum die Politik wieder dem Zusammenhalt dienen muss. Siedler 2021. 24,00 Euro

Theater im Stream: Cum-Ex Papers

CUM-EX-PAPERS, Bild: Anja Beutler
CUM-EX-PAPERS, Bild: Anja Beutler

Im Stile eines Wirtschaftsthrillers bringt das Theaterstück CUM-EX PAPERS von Regisseur Helge Schmidt den vermutlich komplexesten Finanzskandal der Jetztzeit auf die Bühne. Investoren und Banken bereichern sich mit phantasievollen Steuertricks auf Kosten des Sozialwesens. Mit welcher Rechtfertigung lehnen sie eine Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft ab? Wer empört sich darüber? Warum liegt die Strafverfolgung weit hinter den Tricksern zurück? Ein Jahr recherchierten Journalist*innen aus zwölf Ländern im Verborgenen, das Theaterteam durfte den journalistischen Prozess begleiten. Cum-Ex Papers – Eine Recherche zum entfesselten Finanzwesen. Stream auf www.spectyou.com, abrufbar zum selbst gewählten Preis ab 3,00 Euro.

Das letzte Wort hat: Dr. Niels Müller-Wickop, Gründer JoinMyTrip

Dr. Niels Müller-Wickop hat nach einer Weltreise sein berufliches Leben radikal verändert: In der Zeit vor Corona war er mit seiner Freundin auf Weltreise – fast ein ganzes Jahr lang. Eine großartige Erfahrung, die sein Leben grundlegend verändert hat: Danach hatte er keine Lust mehr auf seinen Job als Vorstandsassistent. Viel lieber wollte er auch anderen ermöglichen, authentisch zu reisen. Deshalb gründete er eine Plattform, auf der Solo-Reisende passende Gefährt*innen finden und Globetrotter*innen Reisen für Gruppen organisieren. Die Idee schlug ein, Investor*innen gaben Kapital, und nach zwei Jahren hatte das Unternehmen mehr als 100.000 Nutzer aus 17 Ländern. Doch dann kamen Corona und der Branchen-Crash … Das Interview führte Kerstin Neurohr.

Dr. Niels Müller-Wickop, Foto: JoinMyTrip
Dr. Niels Müller-Wickop, Foto: JoinMyTrip

Herr Dr. Müller-Wickop, wie haben Sie als Gründer eines Reise-Start-ups die Coronakrise erlebt?
Als Unternehmen der Reisebranche hat uns die Coronakrise hart getroffen, das lässt sich nicht schönreden. Wir starteten gerade richtig durch, unsere Nutzerzahlen wuchsen stetig an. Dann plötzlich vor einer so unerwarteten Krise zu stehen, die die gesamte Branche betrifft, war wirklich hart. Doch mir wurde das Optimisten-Gen in die Wiege gelegt und ich habe mich früh in Resilienz geübt. Nachdem wir den ersten Schockmoment verdaut hatten, haben wir das Team (virtuell) zusammengetrommelt und uns einen Fahrplan überlegt: Was können wir jetzt machen? Wie müssen wir uns in der Krise anpassen?

Und wie sah der Fahrplan aus?
Wir haben in zwei Stoßrichtungen gedacht: Erstens, wie wir uns für den Ansturm nach der Pandemie rüsten können, wenn der Reisehunger der Menschen groß sein wird. Und zweitens, wie wir unser Angebot kurzfristig anpassen können. Da nur noch sehr wenige Menschen zu ihrem Privatvergnügen verreist sind, brauchten wir eine Alternative. Und diese fanden wir in Co-Working- und Co-Study-Trips: Also einmal in einen Flieger zu steigen, um Homeoffice oder Online-Vorlesungen an einen anderen, sicheren Ort zu verlegen, der mit gutem Wetter punkten kann.

Und wie geht’s jetzt weiter?
Die Zeit des Lockdowns haben wir genutzt, um eine Reihe neuer Features zu implementieren. Darüber hinaus werden wir wieder verstärkt international expandieren. Erste Testläufe Anfang letzten Jahres haben gezeigt, dass unser Konzept weltweit begeistert, und das wollen wir natürlich nutzen.

Informationen

www.joinmytrip.com

Was nehmen Sie aus der Krise mit?
Ich denke, die Krise hat uns als Team und als Unternehmen noch stärker gemacht. Und der Support unserer Community war riesig. Das hat unserem Selbstvertrauen einen ordentlichen Push verliehen und uns gezeigt, warum wir unseren Job so lieben. Und das kann ich auch allen Berufseinsteiger*innen mit auf den Weg geben: Eure Einstellung bestimmt euren Weg. Wer Gipfel erklimmen will, muss Täler durchqueren, und das ist nicht immer einfach. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass diejenigen, die ihr Ziel klar vor Augen haben, dieses immer erreichen werden.

karriereführer naturwissenschaften 2021.2022 – Risiken reduzieren: Analysen und Lösungen aus den Naturwissenschaften

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cover karrierefuehrer naturwissenschaften 2021-2022

Risiken reduzieren: Analysen und Lösungen aus den Naturwissenschaften

Klimakrise und Pandemie zeigen: Die Weltgesellschaft baut auf Analysen und Lösungen aus den Naturwissenschaften. Nachwuchskräfte sind in einem beruflichen Umfeld tätig, in dem innovatives Denken und digitale Methoden zur Voraussetzung werden, um den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Zentral wird dabei auch der Dialog mit der Öffentlichkeit: Je drängender die Themen sind, desto zentraler wird die Kommunikation. Auch, um Falschmeldungen etwas entgegenzusetzen.

E-Paper karriereführer naturwissenschaften 2021.2022 – Risiken reduzieren: Analysen und Lösungen aus den Naturwissenschaften

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