Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d) Langenhorn / Kiel

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Wir gestalten Infrastruktur. Unser Ziel ist es, Deutschlands Verkehrswege in den allerbesten Zustand zu bringen. Mit bundesweit über 125 Standorten und ca. 3.600 Mitarbeitern zählt EUROVIA zu den führenden Unternehmen im Asphalt- und Straßenbau. Unsere Niederlassungen sind fest in ihren Regionen verankert und entsprechend ihrer Spezialisierung zusätzlich überregional tätig.

Die Kollegen aus der EUROVIA Teerbau GmbH suchen Dich am Standort Langenhorn (NF) und Kiel zum nächstmöglichen Zeitpunkt im

Traineeprogramm Bauleitung (m/w/d)
Schwerpunkt Straßen- und Tiefbau

Foto: Eurovia
Foto: Eurovia

DEINE ZUKÜNFTIGEN AUFGABEN

  • Kennenlernen der Organisation und Abläufe sowie Unterstützung der Bauleitung / Oberbauleitung
  • Umsetzung von eigenen Bauvorhaben nach individueller Einarbeitungszeit – von der Planung bis zur Abnahme
  • Erkennen und Verfolgen von Nachträgen
  • Koordination und Führung von Personal und Nachunternehmern
  • Unterstützung und Mitarbeit in Fachabteilungen Kalkulation, Einkauf, Recht und Maschinentechnik

DAS BRINGST DU MIT

  • Abgeschlossenes technisches Studium oder bautechnische Ausbildung mit entsprechender Fortbildung
  • Erste Praxiserfahrungen in der Baubranche – vorzugsweise Straßen- und Tiefbau
  • Einsatz- und Lernbereitschaft, Ideenreichtum sowie Flexibilität
  • Selbstständiges und zielstrebiges Arbeiten sowie Teamgeist
  • Solide Anwenderkenntnisse in MS-Office

UNSER ANGEBOT

  • Teilnahme an einem 24-monatigen Entwicklungsprogramm zur Führungskraft
  • Attraktive Vergütung gemäß Bautarif + ausgezeichnete Sozialleistungen
  • Flexible Arbeitszeiten und moderne Technik
  • Einen Dienstwagen – Nutzung auch zu Privatzwecken
  • Eine qualifizierte Einarbeitung sowie Begleitung und Unterstützung durch Mentor
  • Förderung durch interne Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Unbefristete Einstellung von Beginn an
  • Möglichkeit zur schnellen Übernahme von Verantwortung
  • Kostengünstiger Erwerb von VINCI Aktien im Rahmen des Mitarbeiterbeteiligungsprogramms

DEINE BEWERBUNG

Neugierig geworden? Dann bewirb dich direkt über https://jobs.eurovia.de

EUROVIA Teerbau GmbH, Zweigstelle Langenhorn, Herr Frank Manke, Kieler Kamp 99, 24145 Kiel, Tel.: +49 431 666888-13

Studienabbruch – Alles umsonst?!

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Werde in verkürzter Zeit staatl. anerkannte*r Erzieher*in oder Heilerziehungspfleger*in, staatl. geprüfte*r Techniker*in oder Betriebswirt*in!

Studienabbrecher*innen können sich unter bestimmten Voraussetzungen ihre vorgängig hochschulisch erworbenen Kompetenzen auf Fachschulbildungsgänge in NRW anrechnen lassen. Der vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen verabschiedete Runderlass vom 09.11.2021 ermöglicht eine pauschale Anrechnung von hochschulischen Kompetenzen auf die Fachschulbildungsgänge der Fachrichtungen Betriebswirtschaft, Elektrotechnik, Heilerziehungspflege, Maschinenbau oder Sozialpädagogik an Berufskollegs in NRW. Mit einer Anrechnung können ein bis mehrere Schulhalbjahre erlassen werden. Studierende können somit schneller den Bildungsgang abschließen und im Arbeitsleben durchstarten.

Fachschulbildungsgänge – Eine attraktive Alternative für Studienabbrecher*innen

Das Kompetenzniveau eines Fachschulbildungsgangs ist dem eines Bachelorstudiengangs gleichwertig (vgl. B-L-KS DQR (Hrsg.) 2021, 3). Fachschulbildungsgänge erlauben eine gewisse Flexibilität, da sie in Teil- und in Vollzeit besucht werden können. Viele bieten die Möglichkeit, sich aufbauend auf eine vorhandene Berufsausbildung weiter zu qualifizieren. Der erfolgreiche Abschluss eines Fachschulbildungsgangs berechtigt, je nach Fachrichtung, die Führung der Berufsbezeichnung staatl. anerkannte*r Erzieher*in, staatl. anerkannte*r Heilerziehungspfleger*in, staatl. geprüfte*r Techniker*in und staatl. geprüfte*r Betriebswirt*in (vgl. Anlage E der APO-BK vom 26. Mai 1999).

Abhängig von der Fachrichtung des Fachschulbildungsgangs sind für eine Aufnahme zum Teil einschlägige Berufsausbildungen und/oder Praxiserfahrungen vorzuweisen. Die jeweiligen Aufnahmevoraussetzungen sind bei den Fachschulen in NRW zu erfragen.

Autoren

Prof. Dr. Axel Benning,
Prof. Dr. Heiko Burchert und
Claudia Küper M.A.
FH Bielefeld
Fachbereich Wirtschaft

Die Anrechnungsmöglichkeit besteht für in „affinen“ und „bedingt affinen“ Studiengängen erworbene Kompetenzen. Darunter werden Studiengänge verstanden, die eine identische oder ähnliche fachliche Ausrichtung oder deren fachliche Ausrichtung zum großen Teil der Fachrichtung des jeweiligen Fachschulbildungsgangs entspricht, allerdings nicht ausschließlich.

Darüber hinaus bedarf es einer gewissen Anzahl an in vorgängigen Studiengang erzielten Gesamtcredits. Je affiner ein Studiengang und je höher die erzielte Creditzahl umso mehr Schulhalbjahre können angerechnet werden.

Der Antrag auf Anrechnung ist mit dem Aufnahmeantrag zum Fachschulbildungsgang einzureichen. Zu beachten ist, dass bei einer Anrechnung durch die verkürzte Bildungsdauer ggf. entstehende Kompetenz- und Wissenslücken von den Studierenden eigenverantwortlich aufzuholen sind.

Nähere Informationen zur Anrechnung, darunter auch die Anrechnungsaussichten je nach Studien-, Fachschulbildungsgang und Creditzahl sind im Runderlass vom 09.11.2021 zu finden. Die Fachschulen in NRW sind Ansprechpartner für individuelle Beratungen.

Literatur

Bund-Länder-Koordinierungsstelle für den Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (Hrsg.) (2021). Liste der zugeordneten Qualifikationen. Aktualisierter Stand: 1. August 2021. Unter: www.dqr.de/dqr/de/service/downloads/deutscher-qualifikationsrahmen-downloads.html. Datum des Abrufs: 26.11.2021.

 

Fachhochschule Bielefeld, Projekt ReziprAn (Hrsg.) (2021): Pauschale Anrechnung von in vorgängigen Studiengängen erworbenen Qualifikationen auf Fachschulbildungsgänge am Berufskolleg in NRW gemäß Verwaltungsvorschrift zu § 4 Absatz 4 APO-BK Anlage E. Handreichung für Lehrkräfte in den Fachschulbildungsgängen.

 

Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen (2021). RdErl. d. Ministeriums v. 09.11.2021. In Bereinigte Amtliche Sammlung der Schulvorschriften des Landes Nordrhein-Westfalen (BASS) unter der Ziffer 13-73 Nr. 32.

 

Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in den Bildungsgängen des Berufskollegs (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Berufskolleg – APO-BK) vom 26. Mai 1999. Zuletzt geändert durch Verordnung vom 1. Mai 2020. In: SGV.NRW. S. 223.

karriereführer handel/e-commerce 2021-2022 – Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

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Cover karrierefuhrer handel/e-commerce 2021-2022

Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

Der Handel steht heute einmal mehr vor besonderen Herausforderungen. Alle Akteure müssen bei digitalen und stationären Themen den Anforderungen der Zeit gerecht werden. Nur so können Verbraucher*innen überzeugt werden, die immer kritischer werden. Dazu kommen Megatrends wie die Digitalisierung, der demografische Wandel oder der Klimaschutz und nicht zuletzt Corona. Wie diese damit einhergehenden Umbrüche erfolgreich gemanagt werden können, erfahren Sie in der vorliegenden Ausgabe des „karriereführer handel“.

Handel schaut aufs Ganze

Sichere Kundendaten, ökologisch sanierte Filialen, smarte Logistikkonzepte für den Lieferservice: Der Handel steht vor der Herausforderung, bei digitalen und stationären Themen den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden. Nur so können die kritischen Verbraucher*innen überzeugt werden. Das führt zu neuen Jobprofilen in den Handelsunternehmen. Wobei die Erfolgsmanager*innen von morgen alle Aspekte zusammenbringen, um ein ganzheitliches Erfolgskonzept zu entwickeln, in dem stationärer und digitaler Handel zusammengedacht werden. Ein Essay von André Boße

„Deutschland europaweit nur Vorletzter“ – solche Meldungen sorgen sofort für große Aufmerksamkeit, schließlich sieht sich die Bundesrepublik gerne als Vorreiter. Die Rede ist von einem Ranking, das die Unternehmensberatung McKinsey im Mai 2021 erstellt hat. Die Forschungsfrage lautete: Wie viele Verbraucher*innen haben in den vergangenen sechs Monaten für ihren Konsum oder für Behördenerledigungen digitale Dienste genutzt? 20.000 Menschen aus 19 Ländern Europas haben an der Studie teilgenommen, der Durchschnittsanteil für Europa liegt bei 80 Prozent der Verbraucher*innen. Vorne liegen die Briten mit 86 Prozent vor den Franzosen mit 82 Prozent. Es folgt eine Reihe von Nationen mit Anteilen zwischen 80 und 72 Prozent. Abgeschlagen auf Rang 18: Deutschland mit 65 Prozent, dahinter nur noch die Schweiz mit 64 Prozent. „Es zeigt sich, dass wir als Gesellschaft noch stärker die Chancen der Digitalisierung betonen müssen, wenn wir nicht dauerhaft als digitale Bummler wahrgenommen werden wollen“, wird Gérard Richter, Leiter von McKinsey Digital in Deutschland, in einer Pressemitteilung zum Ergebnis der Studie zitiert.

Deutschlands kritische Konsument*innen

Woran es liegt? Zum einen zeigt die Studie, dass die deutschen Verbraucher*innen nicht vollends mit den digitalen Diensten zufrieden sind. Störend werde vor allem wahrgenommen, wenn online nicht alle Produkte und Dienstleistungen des jeweiligen Anbieters zur Verfügung stehen oder der Kundenservice zu Wünschen übriglässt. Sowieso seien die deutschen Konsument*innen kritischer als in anderen Ländern. „In keinem europäischen Land ist das Misstrauen gegenüber digitalen Angeboten so ausgeprägt wie in Deutschland“, heißt es in der McKinsey-Studie.

Wer verkauft wie viel?

Das EHI Retail Institute, ein Datendienstleister für die Handelsbrache, hat mit der Studie „Stationärer Einzelhandel in Deutschland 2021“ im September 2021 eine umfangreiche Marktanalyse vorgelegt. Danach ist der Lebensmittelhandel unter den Segmenten der mit weitem Abstand umsatzstärkste: Hier werden 60,5 Prozent der Gesamt-Handels- Umsätze erwirtschaftet. Es folgen die Baumärkte und Einrichtungsgeschäfte mit 15,7 Prozent, wobei die Baumärkte mit einem Anteil von 6,4 Prozent laut Studie von der Pandemie profitieren, weil erstens viele Menschen die Lockdown-Zeit zum Renovieren nutzten und zweitens die Baumärkte unter Auflage geöffnet blieben, als viele Einzelhändler schließen mussten. So auch die Mode- und Accessoires-Händler, die einen 6,4-Prozent-Anteil erwirtschafteten.

Der wichtigste Vertrauensfaktor sei dabei der sorgsame Umgang mit persönlichen Daten. „Allerdings fürchtet jeder fünfte Befragte, dass die Daten nicht entsprechend geschützt werden“, so die Studie. Interessant: Die Sorge vor einem unsicheren Online-Bezahlvorgang spiele dagegen kaum eine Rolle. „Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Mangel an Vertrauen in die Fähigkeit von Organisationen, persönliche Daten zu schützen“, so Gérard Richter. „Organisationen müssen dieses wachsende Problembewusstsein sehr ernst nehmen und Datenschutz als Differenzierungsmerkmal oder sogar Wettbewerbsvorteil nutzen.“ Dafür sei es nötig, wirksame Maßnahmen für die sichere Datenverarbeitung und -infrastruktur zu ergreifen sowie verständlich und transparent zu kommunizieren – nur so könne verloren gegangenes Vertrauen wieder aufgebaut werden.

Jo-Jo-Effekt: Lust auf stationären Handel steigt

Dieses Vertrauen ist essenziell, wenn der Handel den digitalen Schwung, der sich aus der Pandemie heraus ergeben hat, nicht wieder verlieren möchte. Dass es diesen Boost gab, zeigt die McKinsey-Befragung, nach der die deutschen Konsument*innen den Einzelhandel in den sechs Monaten vor der Befragung als die „digital innovativste Branche“ wahrnahmen. Die Folge: Mit 61 Prozent „volldigitaler“ Nutzung besitzt der Einzelhandel den zweigrößten Anteil, übertroffen nur vom digital-affinen Bereich Medien und Unterhaltung – wobei für 49 Prozent der Befragten die Pandemie der entscheidende Grund dafür war, im Einzelhandel digitale Kanäle zu nutzen. Die entscheidende Frage ist nun: Wird das so bleiben, wenn der stationäre Handel wieder geöffnet hat und die Konsumgesellschaft Schritt für Schritt die Normalität der Prä-Corona- Zeit wieder herstellt?

Viele sehnen sich nach physischer Nähe und werden – zumindest teilweise – wieder zu ihren bevorzugten analogen Kanälen zurückkehren.

Entscheidend sei, so die McKinsey-Studie, wie sehr die Unternehmen den Wünschen ihrer Kund*innen gerecht werden und wie viel Innovationskraft sie entwickeln. Wobei es im Handel (anders als zum Beispiel in den Medien) keinen Automatismus zu noch mehr digitalem Konsum gibt. Eher sei das Gegenteil der Fall, man kann von einem Jo-Jo-Effekt sprechen. „Viele sehnen sich nach physischer Nähe und werden – zumindest teilweise – wieder zu ihren bevorzugten analogen Kanälen zurückkehren“, schätzt Gérard Richter laut McKinsey-Pressemitteilung. Nun liege es am Handel, dieses Jo-Jo optimal auszupendeln.

Gefragt ist Know-how im Datenschutz

„Das Ende der Pandemie kommt nicht so plötzlich, wie sie begonnen hat“, so Richter. Es stehe eine längere Phase der Erholung und Normalisierung bevor, die vor allem digital rückständigere Segmente nutzen müssten, um weiter aufzuholen. Digitale und analoge Angebote sollten gleichwertig betrachtet und verbraucherfreundlich gestaltet werden, dabei komme es darauf an, das wachsende Problembewusstsein der Deutschen ernst zu nehmen und Datenschutz als Differenzierungsmerkmal oder sogar Wettbewerbsvorteil zu nutzen. „Dafür ist es nötig, wirksame Maßnahmen für die sichere Datenverarbeitung und -infrastruktur zu ergreifen, und sehr verständlich und transparent zu kommunizieren. Nur so kann verloren gegangenes Vertrauen wieder aufgebaut werden”, zitiert die Pressemitteilung.

Erstes Halbjahr 2021: Online-Handel legt kräftig zu

Im Sommer verunsicherten Nachrichten aus den USA selbst die überzeugtesten E-Commerce-Verfechter: Im zweiten Quartal 2021 entsprach die Umsatzprognose von Amazon nicht den (hohen) Erwartungen. Zwar fiel der Gewinn höher als die Zielgröße aus, dennoch geriet die Amazon-Aktie unter Druck und starteten die Diskussionen, ob das Wachstum im E-Commerce doch Grenzen kennt. Die Zahlen für den deutschen Online-Handel sprechen nach der Marktanalyse des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland jedoch eine andere Sprache: Erwirtschaftete der Online- Handel im ersten Halbjahr 2020 36,7 Milliarden Euro, sind es im ersten Halbjahr 2021 45,2 Milliarden Euro. Das entspricht einem Wachstum von 23,2 Prozent – und das, „obwohl die Restriktionen im stationären Handel mittlerweile gelockert wurden und wieder mehr Menschen in die Geschäfte gehen, ist der Wachstumstrend der Branche ungebrochen“, wie es in der Studie heißt.

Hier zeigt sich, welche Qualitäten den Mitarbeiter*innen im Einzelhandel in dieser Situation weiterhelfen: Know-how in Sachen Datenschutz wird zum Erfolgsfaktor für digitales Wachstum. Den Kund*innen zu verdeutlichen, was ein Handelsunternehmen in diesem Bereich leistet, schafft Transparenz und Vertrauen. Einsteiger*innen im Handel, die im Bereich IT oder Marketing tätig werden, finden hier Handlungsmöglichkeiten, mit denen sich wirklich ein Unterschied machen lässt.

Klimafreundlichkeit? Online punktet gegen stationär

Schaut man auf weitere potenzielle Negativeffekte des Online-Handels, reicht ein Blick auf die Straße: Die Zahl der Lieferfahrzeuge, die Bestellungen zu den Kund*innen bringt, hat deutlich zugenommen, dazu drängen Radkurier*innen lokalerer Dienste, insbesondere für Essens-Lieferdienste, sowie Bring-Services für Getränke oder Lebensmittel auf die Straße. Klar, dass es dort eng wird. Und klar, dass sich die Frage aufdrängt: Wie viel CO2 stößt der Online-Handel aus, der Produkte bis zur Haustür bringt? Sind auf den digitalen Kanälen die heimlichen Klimakiller unterwegs?

Eine Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman in Zusammenarbeit mit den Logistics Advisory Experts, einem Spin-off der Universität St. Gallen, kommt zu dem Ergebnis, dass der „Online-Handel im Vergleich zu stationären Non-Food- Händlern in acht europäischen Ländern pro verkaufter Wareneinheit um den Faktor 1,5 bis 2,9 besser abschneidet“, wie es in einer Pressemeldung zur Studie heißt. In der Studie untersuchten die Expert*innen die gesamte Lieferkette und ermittelten, dass beim stationären Kauf eines Produktes im Schnitt 2000 Gramm CO2 freigesetzt werden, bei einer Online-Lieferung 800 Gramm. Was nicht unerwähnt bleiben soll: Den Auftrag erhielten die Forscher*innen und Strategieberater*innen vom Online-Giganten Amazon, jedoch sei diese Studie „unabhängig“ durchgeführt worden.

Während Konsument*innen beim Online-Handel kaum bis gar keinen Einfluss auf die Klimabilanz haben, ist das im stationären Handel anders. „Wer zu Fuß zum Buchladen geht, kommt auf die gleiche Klimabilanz wie der Online-Käufer“, stellt Joris D’Incà, Partner und Global Sector Head Logistics von Oliver Wyman, in der Pressemitteilung fest. Die Emissionen nach oben treiben die vielen Autos, die sich auf dem Weg in die Citys oder Malls machen: „Der gebündelte Lieferverkehr in der Paketauslieferung spart das vier- bis neunfache an Individualverkehr ein und entlastet damit Innenstädte“, formuliert Eva Sprengnetter, Beraterin bei Oliver Wyman.

Alte Filialen als Klimasünder

Beim Online-Handel gibt es in Sachen Klimaschutz Optimierungsmöglichkeiten: gebündelte Lieferungen, Kooperationen verschiedener Anbieter, elektrische Logistikfl otten, Mirco-Mobilität für die letzte Meile.

Doch nicht nur die Mobilität hin zu den Stores sorgt für Belastung. Deutschlands stationäre Non-Food-Händler hinterlassen im europäischen Vergleich den größten ökologischen Fußabdruck. „Ursache sind die hohen CO2-Emissionen der Gebäude“, stellt Joris D’Incà in der Pressemeldung klar. Daraus ergibt sich eine große Aufgabe, vor der die Besitzer*innen und Mieter*innen der Immobilien in Zentren und Malls stehen: Kommen in den Stores mehr Erneuerbare Energien zum Einsatz, sinken die Emissionen. „Moderne Filialen setzen hier bereits neue Standards“, stellt Joris D’Incà fest – und fordert, dass die Öffentliche Hand durch Förderungen Anreize für weitere Sanierungen gibt. Wer heute im Handel einsteigt, findet also im Energiemanagement von Filialen ein weiteres neues und innovatives Tätigkeitsfeld: Im Zusammenspiel mit den Vermietern und Behörden kommt es darauf an, klimafreundliche und nachhaltige Energiekonzepte zu entwickeln.

Auch beim Online-Handel gibt es in Sachen Klimaschutz Optimierungsmöglichkeiten: gebündelte Lieferungen, Kooperationen verschiedener Anbieter, elektrische Logistikflotten, Mirco-Mobilität für die letzte Meile – dem Gedränge der unzähligen Lieferfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren lassen sich smarte und klimafreundliche Konzepte entgegensetzen. Diese zu entwickeln und umzusetzen, zählt zu den spannenden Zukunftsaufgaben, die den Einstieg in den Handel so interessant machen. Schon das Kerngeschäft ist herausfordernd: Es geht darum, Synergien aus Online- und stationärem Handel zu finden. Zusätzlich ergibt sich eine weitere attraktive Ebene, bei der es darauf ankommt, den Handel klimafreundlich zu gestalten – digital wie stationär.

Neu auf Netflix: „Superstore“

Die US-Serie „Superstore“ zählt zu den Geheimtipps unter den Comedy-Formaten. Gezeigt wird das Arbeitsleben der Belegschaft eines amerikanischen Groß-Supermarktes der fiktiven Kette „Cloud 9“. Neben allerhand lustigen und diversen Charakteren sowie sehr behutsam erzählten Liebesgeschichten, zeigt das Format sehr schön, auf welche Herausforderungen Megastores und ihre Mitarbeiter*innen in dieser komplexen Welt treffen – sowohl auf der Verkaufsfläche als auch im Management. In der letzten Staffel thematisiert die Sitcom sogar die Pandemie. Nachdem die Serie lange in Deutschland nicht zu sehen war, ist sie seit September 2021 bei Netflix abrufbar.

Veränderungstreiberin Petra Scharner-Wolff im Interview

Als Konzern-Vorständin bei der Otto Group ist Petra Scharner-Wolff verantwortlich für Finanzen, Controlling und Personal. Im Gespräch erklärt die Diplomkauffrau, warum die Veränderung heute zu einer Notwendigkeit wird, wie sie diesen Prozess in ihrem Unternehmen leitet und welche Art von Wandel insbesondere für den Handel von Bedeutung ist. Was sie Nachwuchskräften rät: eine innere Unruhe zu entwickeln – und zu nutzen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Petra Scharner-Wolff, Jahrgang 1971 und geboren in Göttingen, war nach Abschluss ihres Studiums an der Universität Göttingen ab 1995 als Unternehmensberaterin bei der Gruppe Nymphenburg in München tätig. 1999 wechselte die Diplomkauffrau ins Controlling der Otto Group in Hamburg, 2007 wurde sie in die Geschäftsführung der Schwab Gruppe in Hanau berufen. Zum 1.7.2009 übernahm sie dort die Sprecher-Funktion der Geschäftsführung. Verantwortlich für die Geschäftsbereiche Planung und Controlling, Finanzen und Rechnungswesen, IT, Warenwirtschaft und Technik sowie Personal prägte sie hier den erfolgreichen Aufbau des Mode-Konzepts Sheego. 2012 wechselte Scharner-Wolff zurück nach Hamburg und übernahm zunächst die Position als Otto-Bereichsvorstand. Seit dem 1. Juni 2015 ist sie im Konzern-Vorstand der Otto Group verantwortlich für Finanzen, Controlling und Personal. Petra Scharner-Wolff ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Frau Scharner-Wolff, Sie begleiten bei der Otto Group seit einiger Zeit den Prozess des Kulturwandels. Wenn sich etwas wandeln muss, dann war davor etwas weniger gut. Welche Dinge können Sie benennen, die dringend einer Veränderung bedurften?
Wir hatten den Fokus, die Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe zu sichern – der Kulturwandel war also eine Folge unseres gesamtstrategischen Ansatzes. Zu diesem Zeitpunkt waren wir schon viele Jahre durch Transformationen gegangen und wollten noch einen Schritt weiterkommen, vor allem mit Blick auf die Digitalisierung. Tradierte Strukturen haben uns gehindert, flexibler, schneller und besser zusammenzuarbeiten – und damit auch wettbewerbsfähiger und innovativer zu werden. Wir brauchten also neue Denk- und Handlungsmuster, eine veränderte Unternehmenskultur, um der rasanten Veränderungsgeschwindigkeit der Digitalisierung zu begegnen.

Nun hält der Mensch gern selbst an offensichtlich wenig guten Dingen fest. Warum mag der Mensch Veränderungen oft nicht?
Veränderungsbedarf zu erkennen, ist das eine. Eine ehrliche Bereitschaft, diesen auch anzugehen, das andere. Es ist immer ein Kraftakt. Die Freude am Wandel ist den Menschen nicht in die Wiege gelegt. Dennoch wird die Veränderung in Gesellschaft, Wirtschaft und in unser aller Leben exponentiell weitergehen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns mit diesem Gedanken anfreunden und dem Wandel positiv begegnen. Inzwischen haben wir als Otto Group gelernt, Veränderungen aktiv und mit Freude zu gestalten. Durch den Kulturwandel sind wir resilienter geworden. Wir haben gelernt, gemeinsam auch schwierige, herausfordernde Aufgaben erfolgreich und agil zu meistern.

Wie gelingt es Ihnen, Menschen davon zu überzeugen, dass sich Veränderungen lohnen?
Indem ich mit gutem Bespiel vorangehe, authentisch bin und transparent mache, dass es für jede*n anstrengend ist, an sich zu arbeiten. Für mich und meine Vorstandskolleg*innen genauso wie für alle anderen Kolleg*innen auch. Dazu gehört, positive Erfahrungen ebenso zu teilen wie Misserfolge. Nur so können wir unser Mindset verändern und lernen, Gestaltungsspielraum als etwas Positives zu begreifen.

Welche Rolle spielen Führungskräfte, wenn es darum geht, Wandel in Gang zu bringen?
Führungskräfte müssen Leuchtfeuer entfachen. Dieses Bild ist im Kontext des Kulturwandels entstanden und beschreibt sehr gut, wie wichtig es ist, dass das Management Veränderungen ehrlich lebt und diese damit vorantreibt. Uns war von Anfang an klar, dass wir Veränderung nicht delegieren können, sondern dass wir sie authentisch vorleben müssen. Wir haben daher direkt hierarchie- und firmenübergreifend gearbeitet. Es war gleichermaßen ein Top-down- und Bottom- up-Prozess – und damit zwar eine große Kraftanstrengung für alle Beteiligten, aber unglaublich wichtig, um eine echte Veränderung anzustoßen.

Veränderungsbedarf zu erkennen, ist das eine. Eine ehrliche Bereitschaft, diesen auch anzugehen, das andere.

Kaum ein Bereich hat sich so sehr gewandelt wie der Handel, mit seinem Shift vom stationären in Richtung Online-Geschäft. Ist ein positiver Bezug zu Veränderungen in Ihrer Branche besonders notwendig?
Absolut. Der Strukturwandel, das Innenstadtsterben und die damit verbundenen Veränderungsnotwendigkeiten sind schon lange ein Thema, wurden durch Corona zusätzlich befeuert. Es braucht neue und innovative Konzepte, die auf den richtigen Mix aus stationär und online setzen. Denn ohne eine Digitalisierung von Geschäftsmodellen wird der Handel der Zukunft nicht funktionieren.

Wie wird sich der Handel in den kommenden Jahren weiterentwickeln?
Fakt ist: Die Kund*innen wählen ihren Kaufkanal längst abhängig von Situation und Produkt. Der Einkaufsprozess verläuft selten linear, sondern über eine Vielzahl von Kanälen. Damit wird die Verzahnung der Kanäle, im Verbund mit einer intelligenten Digitalisierung, immer wichtiger, schon jetzt – und erst recht in Zukunft. Erst das Zusammenspiel der Kanäle führt dazu, perfekte Shoppingerlebnisse zu kreieren. Dabei gilt es, Technologie von den Kund*innen her zu denken. Undifferenzierte Retailer werden auf kurz oder lang verschwinden. Eine klare Positionierung als Spezialist oder Generalist ist zwingend. Gleichzeitig müssen Stores zu Orten der Begegnung zwischen Menschen und Marken werden. Sie müssen unterhalten, inspirieren und vernetzt sein, mit dem klaren Fokus auf Kund*innen-Zentrierung und Kund*innen-Bindung.

Die Pandemie hat Dynamiken zusätzlich verstärkt. Welche Chancen bietet in dieser Hinsicht Corona Ihrem Unternehmen, gerade mit Blick auf New bzw. Remote Work?
Corona hat die Arbeitswelt vielerorts komplett auf den Kopf gestellt und aus vielen Tendenzen Fakten und bleibende Veränderungen gemacht. Die klassische Bürowelt mit ihrer gewohnten Präsenzund Schreibtischkultur „from nine to five“ hat vor allem bei den Wissensarbeiter* innen ausgedient – und sie wird auch nicht mehr zurückkommen. Uns hat die Pandemie gezeigt, dass wir technisch und kulturell fit sind für Remote Work. Nun gilt es, für die Zukunft das Beste aus beiden Welten zu verbinden.

Sind Jahrhundertereignisse wie eine solche Pandemie wirksame Signale, um Unternehmen und den Menschen zu zeigen, dass es die viel besungene „Normalität“ nicht mehr gibt?
Derlei Ereignisse wirken wie ein Brennglas und beschleunigen vieles. Die Entwicklung selbst ist aber nicht neu. Wir haben es schon seit geraumer Zeit mit sehr hohen Veränderungsdynamiken zu tun. Die digitale Transformation hat uns auch schon lange vor Corona vor Herausforderungen gestellt. Die Pandemie hat nun noch einmal deutlich gemacht, dass das vermeintliche „New Normal“ eigentlich ein „Never Normal“ ist: Wenn Veränderungsgeschwindigkeiten zunehmen, sich alles permanent wandelt – was ist dann eigentlich normal? Deswegen ist der Umgang mit dieser Herausforderung – das Mindset also – so maßgeblich: Wer versucht, Veränderung lediglich auszuhalten, kommt nicht weiter, reibt sich auf. Nur, wer die positiven Möglichkeiten in der Veränderung erkennt, kann sie aktiv gestalten.

Gerade der Handel braucht einen vielseitigen Blick auf seine Kund*innen, verbunden mit dem Mut, neue Wege zu gehen.

Haben Sie die Befürchtung, dass bestimmte Errungenschaften wie zum Beispiel die Annäherung an die Gender- Gerechtigkeit durch Corona in Gefahr geraten?
Corona hat uns gezeigt, wie fragil unsere Gesellschaft in vielen maßgeblichen Bereichen ist. Die größte Herausforderung bildet sicherlich die Kluft, die aktuell unsere Gesellschaft spaltet. Hier gilt es Brücken zu bauen und Lösungen zu finden für die großen Probleme unserer Zeit. Das gilt für die gerechte Verteilung von Care-Arbeit in Familien genauso wie für eine Chancengleichheit von Wissensarbeiter* innen und systemrelevanten Arbeitnehmer*innen, die ihren Job nur in Präsenz ausüben können. Hier müssen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Schulterschluss aktiv werden.

Was bedeuten diese Entwicklungen für Nachwuchskräfte im Handel: Mit welchem Mindset sollten sie in die Unternehmen kommen, um als junge Generation ihre Stärken auszuspielen?
Jedes Unternehmen profitiert davon, wenn Mitarbeitende – egal welcher Generation – ihre individuellen Stärken und Standpunkte einbringen. Diese Diversität der Perspektiven und Ideen machen Unternehmen erfolgreich und innovativ. Gerade der Handel braucht einen vielseitigen Blick auf seine Kund*innen, verbunden mit dem Mut, neue Wege zu gehen. Das bietet für Nachwuchskräfte viele Chancen. Es hilft, sich eine positive Unruhe zuzugestehen. Es ist gut, Lust dazu zu haben, nach vorne zu gehen, sich zu zeigen und unerschrocken in ein neues Projekt einzutauchen. Dieses Zutrauen wird belohnt: Mut zur Veränderung und das Wachsen mit und an Aufgaben bringen jede*n auf dem eigenen beruflichen Weg voran.

 

Zum Unternehmen

Die Otto Group ist eine weltweit agierende Handels- und Dienstleistungsgruppe mit rund 50.000 Mitarbeiter*innen und einem Umsatz von 15,6 Milliarden Euro. Mit 30 wesentlichen Unternehmensgruppen ist sie in mehr als 30 Ländern Europas, Nord- und Südamerikas und Asiens präsent. Die Otto Group gehört mit einem Online-Umsatz von 9,9 Milliarden Euro zu den weltweit größten Onlinehändlern. Tätig ist die Unternehmensgruppe in den drei Bereichen Multichannel-Einzelhandel, Finanzdienstleistungen und Service. Im Segment Multichannel-Einzelhandel agiert die Otto Group mit den drei Geschäftsmodellen „Plattform & Händler“, „Markenkonzepte“ und „Corporate Ventures“. Im Geschäftsmodell „Plattform & Händler“ wird die Otto Marke durch hohe Investitionen zu einer intelligenten E-Commerce-Plattform ausgebaut.

Warenkorb Kultur-, Buch- und Linktipps

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„Wirf mich nicht weg“

Cover Wirf mich nicht wegLebensmittelverschwendung geht uns alle an, und wir alle können etwas dagegen tun! Vom Acker bis zum Teller geht etwa ein Drittel aller Lebensmittel verloren, rund die Hälfte davon wird in Privathaushalten weggeworfen. Mit diesem Buch wird gezeigt, wie jeder von uns zu Hause sowie entlang der gesamten Wertschöpfungskette wirksam Lebensmittelverschwendung verhindern, die Umwelt schützen und auch Geld sparen kann – mit mehr als 333 nachhaltigen Rezepte und Ideen. Wirf mich nicht weg. Smarticular 2020. ISBN: 978-3-946658-43-6. 16,95 Euro.

Food Report 2022

Cover FoodreportHanni Rützlers Food Report 2022 zeigt, welche Food-Trends durch die Corona-Pandemie befeuert wurden – und was Unternehmen jetzt tun müssen, um in Zukunft resilienter aufgestellt zu sein. Die österreichische Ernährungswissenschaftlerin und Foodtrendforscherin analysiert die systemrelevante Food-Branche mit gewohnter Finesse und Expertise. Sie beschäftigt sich mit dem Wandel des Konsumverhaltens hin zu mehr Nachhaltigkeit und Lokalität, beschreibt den Vormarsch von E-Food und zeigt auf, wieso die Post-Corona-Gastronomie gemüsereicher sein wird – wie immer veranschaulicht durch Best-Practice-Beispiele, Zahlen und Fakten.

Das Leben ist einfach …

Cover Das Leben ist einfachDer erfahrene Psychotherapeut Holger Kuntze erklärt in seinem neuen Buch, warum wir persönlichen Krisen nicht hilflos ausgeliefert sind – und warum sie manchmal geradezu sinnvoll sein können. Er gewährt uns mithilfe moderner Verhaltenstherapie sowie neuester Erkenntnisse der Neurowissenschaft und Evolutionsforschung einen Blick hinter die Kulissen unseres eigenen Fühlens und Denkens. Mit kleinen Notfallinterventionen und zwanzig Begriffspaaren, die das Leben leichter machen, öffnet er einen Zugang zu unseren inneren Freiräumen. Konkret und mit Beispielen aus seiner eigenen Praxis benennt er Ressourcen, die uns auf der Basis akzeptanzbasierter Strategien ermöglichen, die Zumutungen des Lebens anzuerkennen und uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Holger Kuntze: Das Leben ist einfach, wenn du verstehst, warum es so schwierig ist. Kösel 2021. 18 Euro.

Stimmtraining

Cover sei deine StimmeStarke Stimme – starker Auftritt: Unsere Stimme ist der Spiegel unserer Seele. Sie hat großen Einfluss darauf, wie unsere Umwelt uns wahrnimmt. Habe ich überhaupt eine Stimme? Was habe ich der Welt zu sagen? Wie verschaffe ich mir Gehör? Wer bin ich? Was sagt meine innere Stimme? Der Musikwissenschaftler, Theologe und Coach Gerrit Winter macht in seinen Trainings den Menschen ihre schlummernden Fähigkeiten bewusst und birgt lange vergessene Potenziale. Gerrit Winter: Sei eine Stimme, nicht nur Echo. ZS-Verlag 2021. 16.99 Euro

EHI Retail Institute

Das EHI ist ein wissenschaftliches Institut des Handels. Zu den rund 800 Mitgliedern des EHI zählen internationale Handelsunternehmen und deren Branchenverbände, Hersteller von Konsum- und Investitionsgütern und verschiedene Dienstleister. Es bietet ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm an: Messen, Kongresse, Workshops zu den verschiedensten Handels- und E-Commerce-Themen.

Global Forum for Food and Agriculture (GFFA)

Foto: adobe.stock/exclusive-design
Foto: adobe.stock/exclusive-design

Das GFFA ist eine internationale Konferenz zu zentralen Zukunftsfragen der globalen Land- und Ernährungspolitik. Sie findet jährlich parallel zur Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin statt. Das GFFA wird unter anderem veranstaltet vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Mit zahlreichen Veranstaltungen bietet das Forum einem internationalen Fachpublikum aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft die Gelegenheit, sich über Fragen und Herausforderungen der globalen Agrarpolitik und Ernährungssicherung auszutauschen und zu verständigen.

„Endlich Montag“

Heiko Link, der Spezialist für den Wochenanfang bietet mit seinem Podcast professionelle Karriereberatung für Jobsuchende. Er interviewt dazu Experten und hat seit 2016 bereits fast 100 Folgen produziert.

„Wie eine Auster das Zarenreich rettete“

Cover Wie eine Auster das Zarenreich retteteEs ist angerichtet! Feinschmecker und Musikmogul Dieter Weidenfeld sammelt die schönsten Anekdoten rund ums Essen: Wie kam Crêpe Suzette zu ihrem Namen? Wer ist der Erfinder des Sauerkrauts? Und was hat eine Schweinshaxe mit der Hinrichtung Ludwig XVI. zu tun? Abgeschmeckt wird die kleine, aber feine kulinarische Sammlung mit Rezepten von Sternekoch-Legende Heinz Winkler. Dieter Weidenfeld: Wie eine Auster das Zarenreich rettete. EFM 2020. ISBN: 978-3-7459-0167-2. 20 Euro.

Jens Klein Kaffee-Importeur

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Jens Klein ist 35 Jahre alt und von Hause aus Journalist. Heute importiert er Kaffee, aber auch Kakao und Gewürze aus Nicaragua und vertreibt sie über eine Genossenschaft. Das Besondere ist, dass er und seine Mitstreiter*innen hohe ethische Maßstäbe haben: Sie zahlen den Bäuerinnen und Bauern vor Ort Preise, von denen ihre Familien leben können. Sie unterstützen selbstverwaltete Kooperativen. Und sie fördern Eigenverantwortlichkeit und eine hohe Produktqualität. Die Fragen stellte Christiane Martin

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Kaffee zu handeln?
Ich war 2013 für mehrere Monate in Lateinamerika unterwegs. Dort wollte ich ganz gezielt kleinbäuerliche Genossenschaften besuchen, um mir ein eigenes Bild davon zu machen, ob die Idee des fairen Handels nicht nur bei uns in Deutschland nett klingt, sondern auch vor Ort in den Ländern des Südens funktioniert. Ich erlebte dort engagierte Produzent*innen und hochmotivierte Kooperativen. Doch fast alle eint ein Problem: Die Nachfrage nach fair gehandelten Bio-Produkten ist noch nicht groß genug. Café Chavalo war geboren.

Wie sieht bei Euch die Kette von Anbau über Erzeugung und Lieferung bis zum Verkauf aus? Was ist dir dabei besonders wichtig?
Derzeit arbeiten wir mit zwei Produzentenvereinigungen in Nicaragua zusammen, der UCA Miraflor und der UCA Tierra Nueva. Beide sind inzwischen auch Mitglied unserer Genossenschaft in Deutschland. Unser Verhältnis geht also weit über eine reine Handelspartnerschaft hinaus. In der Regel bin ich einmal im Jahr vor Ort, um die Kooperativen zu besuchen und gemeinsam zu planen, wie es weitergeht. Die Kooperativen kümmern sich selbst um den Export ihres Kaffees und wir fungieren in Deutschland als Importeur. Es sind also keine anderen Händler zwischengeschaltet. Für den Transport arbeiten wir teilweise mit klassischen Reedereien zusammen, aber eigentlich versuchen wir, von Jahr zu Jahr mehr Kaffee per Frachtsegler zu transportieren. Das ist unser sogenannter Segelkaffee.

Warum hast du 2017 die Genossenschaft gegründet?
Anfangs war noch unklar, in welche Richtung sich Café Chavalo entwickeln würde. Daher habe ich die Firma zunächst als Einzelunternehmen gegründet. Es zeigte sich dann relativ schnell, dass mehr als eine Nebentätigkeit daraus werden könnte. Deswegen habe ich dann alle Weichen gestellt, um die Einzelfirma 2017 in eine Genossenschaft umzuwandeln. Das hatte vor allem ideologische Gründe: Das Modell der Genossenschaften ist für mich die überzeugendste Unternehmensform. Café Chavalo will dieses Modell im globalen Süden unterstützen. Dann ist es auch nur konsequent, hier in Deutschland auch genossenschaftlich zu arbeiten.

Es wirkt, als würdest Du mit diesem Projekt genau das tun, was Du tun möchtest. Wie findet man deiner Erfahrung nach seine Berufung?
Das klingt wahrscheinlich nach einer Plattitüde, aber ich bin davon überzeugt: Folge deinem Herzen und lass dich nicht stressen. Am Ende kräht kein Hahn danach, ob man mit 25 oder mit 35 beruflich angekommen ist. Mein Lebenslauf wirkt auf den ersten Blick nicht total geradlinig, aber ich habe von jedem Schlenker profitiert und würde eigentlich keine Erfahrung missen wollen. Gerade Praktika haben mir dabei geholfen, mich beruflich weiterzuentwickeln. Dabei fand ich für mich selbst den Mix aus größeren und kleineren Firmen sehr wertvoll. Das schafft ein gutes Gespür für die verschiedenen Realitäten in der Wirtschaftswelt.

E-Paper karriereführer handel/e-commerce 2021-2022 – Handel schaut aufs Ganze: Digitale und stationäre Handlungskonzepte vereinen

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karriereführer bauingenieure 2021-2022 – Ran ans Klima!

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Ran ans Klima!

Die Größe der Aufgabe, aus der Bauindustrie ein Segment zu machen, das das Klima schützt, statt es zu belasten, ist immens. In den Bereichen Sanierung und Energie sowie Ressourcen und Recycling gibt es Lösungsansätze, die jetzt angegangen werden müssen. Angetrieben von den Chancen der Digitalisierung und der Innovationskraft der jungen Generation an Bauingenieur*innen.

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Intro

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Gespräch mit Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE
Berlin im November 2021

Herr Hübner, das alles in den Schatten stellende Thema der Zeit ist und bleibt der Klimawandel. Welchen Beitrag kann die Baubranche hier leisten, auf was kommt es jetzt an?
Die Baubranche bietet Lösungen sowohl für klimaschonendes Bauen als auch für bauliche Anpassungsmaßnahmen an die Auswirkungen des Klimawandels an. Extreme Wetterereignisse werden zunehmen. Daher ist es wichtig, einerseits beim Neubau über den gesamten Lebenszyklus auf niedrige Emissionen zu achten und andererseits die energetische Sanierung des Bestands im industriellen Maßstab voranzubringen. Gebäude und Infrastruktur müssen zukünftig nicht nur höhere Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz erfüllen, sondern auch resilienter gegenüber Extremwetterereignissen sein. Klimaresilientes Planen und Bauen muss mehr in den Blick genommen werden. Bauingenieur*innen müssen neben der Umsetzung der ambitionierten Klimaziele auch intelligente, innovative und praktikable Lösungen für Gebäude und Infrastruktur implementieren. Hier besteht ein interessantes Tätigkeitsfeld. Das Knowhow der Bauindustrie und der Bauingenieur* innen ist der Schlüssel zur Lösung dieser großen Herausforderung.

Der Bau selbst befindet sich in der Transformation, die Digitalisierung hält mehr und mehr Einzug. Wie bewerten Sie die Entwicklung dieses Wandels in den letzten Jahren – auch im Hinblick auf den Berufseinstieg von Bauingenieur/- innen?
Die Digitalisierung verändert die gesamte Baubranche. Anspruch der BAUINDUSTRIE ist es, diesen Prozess aktiv mitzugestalten. Digitales Bauen bedeutet nicht, bestimmte Arbeitsschritte einfach nur zu digitalisieren. In Zukunft wird im Rahmen des Building Information Modeling (BIM) die gesamte Wertschöpfungskette Bau durch eine enge digitale Vernetzung von Planen, Bauen und Betreiben geprägt sein. Ein grundlegendes Umdenken der Arbeitsweise ist hierfür Voraussetzung. Jetzt werden also vor allem Expert*innen gesucht, die in der Lage sind, mit modernen digitalen Werkzeugen und ihrem Know-how den Unternehmen bei der digitalen Transformation zu helfen. Es ist daher wichtig, die zukünftigen Ingenieur*innen bereits in der Ausbildung auf diese neue vernetzte Zusammenarbeit vorzubereiten. Digitale Kompetenzen müssen sowohl in der Ausbildung als auch später im Beruf immer wieder neu vermittelt werden. Wenn wir uns die Vorteile einer digitalen Arbeitswelt nutzbar machen, steigert dies nicht zuletzt auch die Attraktivität der Berufsbilder am Bau.

Derzeit ist vor allem von steigenden Baupreisen aufgrund steigernder Rohstoffpreise zu hören? Wirkt sich diese Situation auf die Einstiegsmöglichkeiten von Absolvent*innen aus?
Die Lieferengpässe wegen der Corona- Pandemie und die steigenden Rohstoffpreise stellen die Bauunternehmen vor große Herausforderungen im Hinblick auf die Kalkulation von Baukosten oder auch bei der Aufstellung und Einhaltung von Bauzeitenplänen. Einen Zusammenhang zu den Einstiegsmöglichkeiten von Absolvent*innen sehe ich hier aber nicht. Ganz im Gegenteil: Bei steigenden Materialkosten ist es für Bauunternehmen umso wichtiger, durch moderne Prozesse und Verfahren Einsparpotentiale zu nutzen. Dafür brauchen wir gut ausgebildete Bauingenieur* innen.

Und zu einem aktuellen Anlass aus diesem Jahr: Welche Rolle nehmen Bauingenieur* innen beim Wiederaufbau der vom Hochwasser betroffenen Gebiete ein?
Die schockierenden Bilder der Überflutungen aus NRW und Rheinland-Pfalz haben uns alle tief getroffen. Viele unserer Bauunternehmen haben sofort mit Personal und Maschinen vor Ort Hilfe geleistet und tun dies noch. Entscheidend ist es nun, die Freiräume im Vergaberecht für eine schnelle Vergabe zu nutzen, damit konkrete Projekte zeitnah umgesetzt werden können. Wir müssen Bauwerke, Brücken, Straßen und kritische Infrastruktur, die den Fluten komplett zum Opfer gefallen sind, durch Ersatzbauten ersetzen, die künftig solchen Wetterereignissen standhalten. Gleiches gilt für die Überprüfung und ggf. Nachbesserung bestehender Bauwerke. Hierzu wird die Expertise der Bauingenieur*innen unverzichtbar sein.

Ran ans Klima!

Die Größe der Aufgabe, aus der Bauindustrie ein Segment zu machen, das das Klima schützt, statt es zu belasten, ist immens. Aber wie heißt es so schön in der Kinderserie „Bob, der Baumeister“? „Können wir das schaffen?“ – „Yo, wir schaffen das!“ In den Bereichen Sanierung und Energie sowie Ressourcen und Recycling gibt es Lösungsansätze, die jetzt angegangen werden müssen. Angetrieben von den Chancen der Digitalisierung und der Innovationskraft der jungen Generation an Bauingenieur*innen. Ein Essay von André Boße

In Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf war im Verlauf des Jahres 2021 eine Ausstellungsreihe mit dem Namen „Einfach Grün. Greening The City“ zu sehen. Gezeigt wurden konkrete Beispiele von Projekten, die für ein besseres Klima in den Zentren stehen: „Mehr Grün in unseren Städten könnte das urbane Klima erheblich verbessern, Hitzebildung reduzieren, mehr Wasser absorbieren, den Feinstaub mindern und sogar den Lärmpegel senken“, fassen die Ausstellungsmacher* innen die Wirksamkeit der Maßnahmen auf der Homepage zur Ausstellung zusammen. Die entscheidende Frage, die sich hier stellt: „Wo gibt es noch Platz für Grün in unseren Innenstädten?“ Hausfassaden, Dächer, Balkone und steinerne Hinterhöfe zählten zu den letzten Grünreserven verdichteter und versiegelter Städte. In Deutschland, aber auch global, würden diese Flächen jedoch bislang viel zu wenig genutzt. Zwar gebe es weltweit realisierte Grüngebäude von Düsseldorf (KÖ-Bogen II) über Mailand (Bosco Verticale) bis Vietnam (Urban Farming Office) – Lösungen auf einem „High-Tech-Level“ also. Es existierten aber auch Mittel und Methoden für Low-Level-Lösungen – und auch diese erzeugten zusammengenommen eine große Wirkung.

Vorzeigeprojekte zur Norm machen

Aufgeführt sind einige von ihnen unter dem Appell „Call for Projects!“ auf der Online-Plattform einfach-gruen.jetzt. Zu den bislang prämierten Projekten zählen eine begrünte Dachterrasse in Wien, die als Treffpunkt und Obdach von Menschen mit Suchterkrankungen dient, oder ein Berliner Hinterhof, der betoniert und damit versiegelt war, nun aber als Garten Platz für Pflanzen und Tiere bietet. Es handelt sich also um Räume nach der Devise „Klimaschutz plus“: Nicht nur verbessern diese Maßnahmen das Klima in der Stadt, auch schützen sie zum Beispiel die Artenvielfalt oder sorgen für geschützte und natürliche Räume für Menschen. Fakt ist: Maßnahmen dieser Art dürfen schon in naher Zukunft keine Vorzeigeprojekte mehr sein. Sie müssen zur Normalität werden. Nicht nur das Klima kennt Kipppunkte: Der Klimaschutz hat einen solchen bereits erreicht.

ge3TEX

Im Rahmen des Forschungsprojektes ge3TEX hat ein interdisziplinäres Team kreislauffähige Verbundmaterialien aus Textilien und Schäumen gleicher Werkstoffgruppen sowie die entsprechenden Herstellungsprozesse zum Ausschäumen von 3D-Textilien zu sortenreinen Bauteilen für die Gebäudehülle entwickelt. „Das Ziel war es, mit einem Minimum an Baustoffen ein Maximum an Funktionalität und Raumqualität zu schaffen“, heißt es bei der Projektvorstellung auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Im Fokus des Projektes stand die Entwicklung von Bauteilen für den Wand- und insbesondere für den Dachbereich. Diese sollten sowohl sehr gute Recyclingoptionen aufgrund der jeweils homogenen Werkstoffklassen aufweisen als auch Synergieeffekte zwischen dem Schaum und den Textilien im Hinblick auf Lastabtragung, Dämmung, Wetter- und Brandschutz nutzen.

Ab sofort heißt die Devise in vielen Wirtschaftszweigen und insbesondere in der Bauindustrie: Das muss jetzt angegangen werden. Ausschlaggebend dafür ist der „Green Deal“ der Europäischen Kommission, der alle ökonomischen Sektoren auffordert, dafür zu sorgen, dass die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken. Wobei die EU-Kommission diese Aufgabe ausdrücklich nicht als Restriktion beschreibt, sondern als ein Deal für den Kampf gegen den Klimawandel, der den Akteuren in der Wirtschaft große Chancen bietet. Weil durch das, was angegangen werden muss, neue Märkte für saubere klimafreundliche Technologien, Dienstleistungen und Produkte entstehen. Für die Bauwirtschaft ergeben sich hier zwei thematische Teilbereiche: Sanierung und Energie sowie Ressourcen und Recycling.

Was zu tun ist: Sanierung und Energie

Vor welchen Aufgaben die Bauindustrie im Bereich der Sanierung steht, zeigt der Szenarien-Report des Think-Tanks „Ariadne“, eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie über notwendige Maßnahmen für genügend viel Klimaschutz. „Um den Gebäudesektor auf Kurs zur Klimaneutralität zu bringen, zeigt der Modellvergleich die Notwendigkeit eines konsequenten Energieträgerwechsels und einer Steigerung von Sanierungsrate und Sanierungstiefe auf“, wird Christoph Kost, Ko-Leiter des Ariadne-Arbeitspakets Wärmewende am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, in der Pressemitteilung zur Studienveröffentlichung zitiert. Bis 2030 müssten zum Beispiel fünf Millionen Wärmepumpen installiert werden; etwa 1,6 Millionen Gebäude müssten neu an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.

Wenn Kinder Dinge bauen, ob in der Sandkiste, mit Lego im Spielzimmer oder draußen im Wald, dann gibt es kein Material, das nicht zu gebrauchen wäre. Und wenn sie etwas umbauen, widmen Kinder ihre „Baustoffe“ kurzerhand um.

Um die notwendigen Effekte für den Klimaschutz im Bereich der Sanierungen zu erreichen, gebe es zwei Hebel, wie das Fraunhofer Institut Solare Energiesysteme ISE, das Öko Institut und das Hamburg Institut in einer gemeinsamen Pressemitteilung schreiben. Ansatz eins: „Man maximiert Effizienzmaßnahmen, um den Endenergiebedarf so weit zu senken wie möglich“, heißt es in der Pressemeldung zur einer Roadmap, die diese drei Einrichtungen entwickelt haben, um Orientierung zu geben, wie die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen sind. Jedoch sorgten bei diesem Effizienz-Ansatz unter anderem technische oder denkmal schutz bedingte Dämmrestriktionen dafür, dass sich der Endenergiebedarf nur um maximal 60 Prozent reduzieren lasse. Der zweite Ansatz des Forschungsteams setzt weniger aufs Dämmen, sondern auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien. „Hierfür sind deutlich größere Mengen Erneuerbarer Energien für die Wärmebereitstellung nötig“, werden die Forscher*innen zitiert.

Was zu tun ist: Ressourcen und Recycling

Wenn Kinder Dinge bauen, ob in der Sandkiste, mit Lego im Spielzimmer oder draußen im Wald, dann gibt es kein Material, das nicht zu gebrauchen wäre. Und wenn sie etwas umbauen, widmen Kinder ihre „Baustoffe“ kurzerhand um. Im Kleinen funktioniert hier also eine Kreislaufwirtschaft, wie sie auch in der „großen“ Bauindustrie an Bedeutung gewinnt. Jedoch geht es einigen Branchenbeobachter*innen nicht schnell genug. „In kaum einer Branche ist der Energieund Rohstoffkonsum so hoch wie in der Bauindustrie, was zu einer enormen Belastung der Umwelt führt: Rund 40 Prozent der CO2-Emissionen und nahezu ein Drittel aller Abfälle in der EU entstehen durch das Baugewerbe“, schreibt Kai-Stefan Schober, Senior Partner im Bereich Bauwirtschaft, Energie und Infrastruktur im Büro von Roland Berger in München, in einem Fachbeitrag auf der Homepage der Unternehmensberatung. „Nur 40 Prozent des Bauschutts von Gebäuden wird aufbereitet oder wiederverwertet“, so Schober. „Die meisten Recyclingmaterialien werden zudem nicht für den Neubau von Gebäuden, sondern lediglich als Füllmaterial im Straßenbau eingesetzt.“

Ariadne-Szenarienreport

Um Deutschland in weniger als 25 Jahren klimaneutral zu machen, muss die nächste Bundesregierung sehr schnell sehr viel auf den Weg bringen. Das zeigt der Ariadne-Szenarienreport, der Transformationspfade zur Klimaneutralität 2045 erstmals im Modellvergleich ausbuchstabiert. Deutlich wird in dem Report auch, dass vor allem die im Klimaschutzgesetz festgelegten Ziele für Gebäude und Verkehr im Modellvergleich trotz einer deutlichen Beschleunigung des Tempos der Emissionsminderungen in vielen Szenarien nicht eingehalten werden. „Um den Gebäudesektor auf Kurs zur Klimaneutralität zu bringen, zeigt der Modellvergleich die Notwendigkeit eines konsequenten Energieträgerwechsels und einer Steigerung von Sanierungsrate und Sanierungstiefe auf“, erläutert Christoph Kost, Ko-Leiter des Ariadne-Arbeitspakets „Wärmewende“ am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Bis 2030 müsste die jährliche Sanierungsrate auf 1,5-2 Prozent steigen. Fünf Millionen Wärmepumpen müssten installiert sein und etwa 1,6 Millionen Gebäude neu an das Fernwärmenetz angeschlossen sein. Er ergänzt: „Auch wenn bei einer Sanierungsrate von über 1,5 Prozent bis 2045 noch ein Viertel des Gebäudebestands unsaniert bleibt, muss trotzdem die Wärmebereitstellung CO2-neutral stattfinden, um die Klimaziele zu erreichen.“

Weitere Infos unter: www.pik-potsdam.de

Baubegeisterten Kindern wäre dieser Umgang mit Ressourcen kaum zu erklären. Eine deutliche Verbesserung der ökologischen Situation könne durch den Übergang von einer „linearen zu einer zirkulären Wirtschaftsweise“ erzielt werden, ist sich Schober sicher. Wobei dieses Umdenken nicht nur dem Umwelt- und Klimaschutz helfe, sondern auch soziale und wirtschaftliche Vorteile biete. So lebt es sich einerseits gesünder in Gebäuden, die mit Hilfe umweltfreundlicher Baumaterialien errichtet worden sind. Andererseits steigere die Nutzung dieser Ressourcen die Produktivität. „Durch die Einführung innovativer Geschäftsmodelle entlang der gesamten Wertschöpfungskette erwarten wir bis 2025 einen zusätzlichen Umsatz auf dem globalen Markt von mehr als 600 Milliarden Euro bei einer jährlichen Wachstumsrate von 12 Prozent“, stellt der Unternehmensberater in seinem Beitrag in Aussicht. Wie sich diese Kreislaufwirtschaft aufstellt? Schober schreibt: „Schon in der Planungsphase lässt sich durch fortschrittliche Software und umweltorientierte Ingenieur- und Beratungsleistungen das Design optimieren.“

Digitale Lösungen unterstützen beim Neudenken

Darauf aufbauend könnte ein schnell wachsendes Portfolio an umweltfreundlichen und recycelten Materialien mit neuen Hi-Tech-Bauverfahren wie dem 3D-Druck sowie der industriellen Vorfertigung kombiniert werden. Digitale Lösungen helfen, so der Roland Berger-Bau-Experte, auch während des Betriebs, Energieeffizienz und Raumnutzung drastisch zu verbessern sowie eine intelligente, vorausschauende Wartung zu ermöglichen, was wiederum für eine Verlängerung der Gebäudelebenszeit sorge. Am Ende des Lebenszyklus schließlich bietet „materialspezifisches Up cycling von Bauschutt eine gute Möglichkeit, wertvolle Rohstoffe auch für den Neubau wieder zu verwenden“.

Keine Frage, Klima- und Umweltschutz rechnen sich. Und zwar auf vielen Ebenen. Zwar steht die Bauindustrie mit Blick auf die vielen notwenigen Veränderungen vor einer Jahrhundertaufgabe, die von allen Beteiligten Mut und Entschlossenheit verlangt. Doch lohnt sich eine Sichtweise, die auf die Chancen schaut, statt die (nicht zu leugnenden) Probleme zu sehr in den Fokus zu stellen. Hier liegt ein großes Potenzial bei jungen Bauingenieur*innen: Sie gehen die Suche nach Lösungen vielfach mit einem digitalen Setting und einem klaren Blick für die Zukunft an. Eine Aussage wie: „Das haben wir so noch nie gemacht“ besitzt für die neue Generation keine bremsende Wirkung, sondern motiviert dazu, den Wandel an vielen Stellen zu ermöglichen und umzusetzen. Und zwar schnell und zugleich mit langem Atem. Damit die Städte grüner werden, Gebäude nachhaltig und klimafreundlich betrieben werden und die Kreislaufwirtschaft in der Baubranche zur sinnvollen Selbstverständlichkeit wird.

Circular Valley: Innovationshub für Kreislaufwirtschaft

Das Silicon Valley liegt in Kalifornien, das Circular Valley im Großraum Rhein-Ruhr von Bonn bis Münster. Unter dem Leitgedanken „Grow the Economy – Protect the Environment“ sollen im Rahmen dieses Innovationshubs von Start-ups Wirtschaftswachstum und Umweltschutz in der Zukunft in Balance gebracht werden. Gearbeitet werde an einer Zukunft, die schädliche Umwelteinträge minimiert oder sogar komplett reduziert. Bereits zum Start im Jahr 2020 haben sich über 50 Unternehmen und Institutionen zusammengeschlossen. Seitdem wächst der Pool an Unternehmen – wobei sich weiterhin Startups für die Teilnahme am Projekt Circular Valley bewerben können: Die Start-ups können dabei von den besonderen Umfeldbedingungen des Circular Valley profitieren – „der Nähe zu über 300 Weltmarktführern, führenden Unternehmen der Recycling-Wirtschaft und dem dichtesten Universitäts- und Forschungsnetz zur Kreislaufwirtschaft weltweit“, wie es in einer Pressemeldung des Circular Valley heißt. Weitere Infos unter: https://circular-valley.org

 

Urban Mining: Gebäude als Materialressource

Das Fachbuch „Atlas Reycling“ widmet sich mit Blick auf die Baubranche der Frage, wie das immense Rohstoffvorkommen im Gebäudestand „aktiv“ gehalten werden kann. Ansätze seien hier der intelligente Einsatz von Ressourcen, die Recyclingfähigkeit von Konstruktionen sowie ein kreislauffähiges Bauen. „Dies erfordert einen Wertewandel und ein grundsätzliches Umdenken in Planung und Ausführung“, so die Autorinnen. Die große Herausforderung für Ingeneur*innen bestehe darin, „nicht nur durch ästhetische, ökonomische und soziokulturelle Qualitäten zu überzeugen, sondern in gleichem Maße dauerhaft umweltverträgliche Gebäude zu realisieren.“ Mit dem „Recycling Atlas“ wollen die Autorinnen das nötige Fachwissen für den damit verbundenen Paradigmenwechsel in der Baubranche liefern. Annette Hillebrandt, Petra Riegler-Floors, Anja Rosen, Johanna-Katharina Seggewies: Atlas Recycling: Gebäude als Materialressource. Detail 2021, 99,90 Euro