Jens Klein Kaffee-Importeur

Jens Klein, Foto: Café Chavalo
Jens Klein, Foto: Café Chavalo

Jens Klein ist 35 Jahre alt und von Hause aus Journalist. Heute importiert er Kaffee, aber auch Kakao und Gewürze aus Nicaragua und vertreibt sie über eine Genossenschaft. Das Besondere ist, dass er und seine Mitstreiter*innen hohe ethische Maßstäbe haben: Sie zahlen den Bäuerinnen und Bauern vor Ort Preise, von denen ihre Familien leben können. Sie unterstützen selbstverwaltete Kooperativen. Und sie fördern Eigenverantwortlichkeit und eine hohe Produktqualität. Die Fragen stellte Christiane Martin

Wie bist du auf die Idee gekommen, mit Kaffee zu handeln?
Ich war 2013 für mehrere Monate in Lateinamerika unterwegs. Dort wollte ich ganz gezielt kleinbäuerliche Genossenschaften besuchen, um mir ein eigenes Bild davon zu machen, ob die Idee des fairen Handels nicht nur bei uns in Deutschland nett klingt, sondern auch vor Ort in den Ländern des Südens funktioniert. Ich erlebte dort engagierte Produzent*innen und hochmotivierte Kooperativen. Doch fast alle eint ein Problem: Die Nachfrage nach fair gehandelten Bio-Produkten ist noch nicht groß genug. Café Chavalo war geboren.

Wie sieht bei Euch die Kette von Anbau über Erzeugung und Lieferung bis zum Verkauf aus? Was ist dir dabei besonders wichtig?
Derzeit arbeiten wir mit zwei Produzentenvereinigungen in Nicaragua zusammen, der UCA Miraflor und der UCA Tierra Nueva. Beide sind inzwischen auch Mitglied unserer Genossenschaft in Deutschland. Unser Verhältnis geht also weit über eine reine Handelspartnerschaft hinaus. In der Regel bin ich einmal im Jahr vor Ort, um die Kooperativen zu besuchen und gemeinsam zu planen, wie es weitergeht. Die Kooperativen kümmern sich selbst um den Export ihres Kaffees und wir fungieren in Deutschland als Importeur. Es sind also keine anderen Händler zwischengeschaltet. Für den Transport arbeiten wir teilweise mit klassischen Reedereien zusammen, aber eigentlich versuchen wir, von Jahr zu Jahr mehr Kaffee per Frachtsegler zu transportieren. Das ist unser sogenannter Segelkaffee.

Warum hast du 2017 die Genossenschaft gegründet?
Anfangs war noch unklar, in welche Richtung sich Café Chavalo entwickeln würde. Daher habe ich die Firma zunächst als Einzelunternehmen gegründet. Es zeigte sich dann relativ schnell, dass mehr als eine Nebentätigkeit daraus werden könnte. Deswegen habe ich dann alle Weichen gestellt, um die Einzelfirma 2017 in eine Genossenschaft umzuwandeln. Das hatte vor allem ideologische Gründe: Das Modell der Genossenschaften ist für mich die überzeugendste Unternehmensform. Café Chavalo will dieses Modell im globalen Süden unterstützen. Dann ist es auch nur konsequent, hier in Deutschland auch genossenschaftlich zu arbeiten.

Es wirkt, als würdest Du mit diesem Projekt genau das tun, was Du tun möchtest. Wie findet man deiner Erfahrung nach seine Berufung?
Das klingt wahrscheinlich nach einer Plattitüde, aber ich bin davon überzeugt: Folge deinem Herzen und lass dich nicht stressen. Am Ende kräht kein Hahn danach, ob man mit 25 oder mit 35 beruflich angekommen ist. Mein Lebenslauf wirkt auf den ersten Blick nicht total geradlinig, aber ich habe von jedem Schlenker profitiert und würde eigentlich keine Erfahrung missen wollen. Gerade Praktika haben mir dabei geholfen, mich beruflich weiterzuentwickeln. Dabei fand ich für mich selbst den Mix aus größeren und kleineren Firmen sehr wertvoll. Das schafft ein gutes Gespür für die verschiedenen Realitäten in der Wirtschaftswelt.