„Mathematisches Know-how ist gefragt“

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Per Breuer, 38 Jahre, ist Personalchef bei der Strategieberatung Roland Berger. Im Interview erklärt er, wie es gelingen kann, als Berater eine Strategie mit der Realität abzugleichen. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Per Breuer ist Partner bei der Strategieberatung Roland Berger und leitet dort seit 2008 den Bereich Global Human Resources. Er studierte BWL in Hamburg, machte an der London School of Economics einen Bachelor-Abschluss in International Management und stieg 1998 bei Roland Berger ein.

Herr Breuer, wie haben sich die Ansprüche der Kunden an eine Beratung zuletzt verändert?
Die Anforderungen der Kunden sind heute konkreter und umfassender. Immer seltener fragen Unternehmen eine reine Strategieberatung nach, sondern sie legen Wert darauf, dass die Resultate der Beratung tatsächlich kurzfristig umsetzbar sind. Wir Berater werden daher weniger mit kurzen Projekten beauftragt, sondern sind auch dann noch dabei, wenn die von uns angestoßenen Veränderungen in den Unternehmen umgesetzt werden.

Wie ändert sich dadurch konkret die Arbeit der Berater?
Es reicht vielfach nicht mehr aus, Methoden anzuwenden, die die erforderlichen Veränderungen lediglich durchrechnen. Die Kunden möchten, dass die Berater das, was sie vorschlagen, im realen Arbeitsprozess umsetzen helfen. Möglich ist das zum Beispiel über Pilotprojekte, wobei es für Berater eine große Herausforderung ist, Modelle zu entwickeln, die in der Lage sind, die Komplexität der Realität abzubilden. Nicht ohne Grund ist daher heute in vielen Beratungen mehr mathematisches Know-how gefragt, mit dem eben diese Aufgaben zu lösen sind.

Welche weiteren Fähigkeiten werden durch diese Entwicklungen wichtiger?
Nicht nur in der Umsetzungsphase müssen unsere Berater natürlich die fachliche Expertise für das Projekt- und Maßnahmenmanagement erbringen können. Auch interpersonelle Skills spielen eine große Rolle. Unsere Experten müssen beim Kunden Verantwortung übernehmen und mitunter Konflikte bei der Umsetzung lösen können. Eine weitere Fähigkeit, die in unserer Branche immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der sichere Umgang mit großen Datenmengen. Hier kommt es darauf an, in der Flut der Informationen die Komplexität zu reduzieren und wichtige Botschaften herauszufiltern. Ein Beispiel ist das Thema Kundensegmentierung: Unternehmen sammeln heute eine Vielzahl von Daten über ihre Kunden. Ein Berater, der die statistischen Verfahren beherrscht, um daraus sinnvolle Kundengruppen zu bilden, ist bei unseren Kunden heute sehr gefragt.

Sieben Trends für den Einstieg

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Von der Herausforderung der Digitalisierung über einen noch intensiveren Kundenfokus bis hin zu ungewöhnlichen Beratungsthemen wie Ethik und Werte: Der Beratermarkt wandelt sich. Sieben Trends sind für Einsteiger besonders wichtig, weil sie die Branche von morgen bestimmen werden. Von André Boße

Wandel, wohin man schaut. Es gibt kaum eine Branche, kaum ein Unternehmen, das zuletzt nicht von wesentlichen Veränderungen getroffen wurde. Ob die Digitalisierung der Gesellschaft oder der demografische Wandel, ob der Trend zu mehr Ethik und Werten in der Wirtschaft oder die regulatorischen Folgen der Finanzkrise: Ein Unternehmen, das sein Geschäftsmodell, seine operativen Prozesse sowie seine Unternehmenskultur nicht an die neuen Gegebenheiten anpasst, gerät früher oder später ins Schlingern.

Zeiten des Wandels sind in der Regel gute Zeiten für Strategieberatungen. Schließlich sind sie es, die zusammen mit den Kunden die Veränderungen anstoßen und umsetzen. Und tatsächlich: Wer sich heute in der Branche umhört, erkennt eine optimistische Stimmung. Vorbei die Zeit, als die Consultingfirmen über die Sparmaßnahmen der Unternehmen klagten. Zwar spüren noch immer viele Kunden den Kostendruck, doch sind die Veränderungen von so großer Bedeutung und häufig von so immenser Komplexität, dass sie ohne Beratung kaum zu gestalten sind. Doch das Consultinggeschäft geht nicht einfach weiter wie bisher. Es gibt eine Reihe von neuen Trends, die heute schon erkennbar sind und die Beraterlandschaft in Zukunft prägen werden.

Trend 1: Große Projekte
Als COO des Consulting-Bereichs bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Sieben Trends KPMG ist Manfred Hannich für das operative Geschäft der Beratungssparte zuständig. Seine Prognose für die Zukunft: „Die Zahl der Beratungsprojekte wird insgesamt abnehmen, die Größe der Projekte jedoch tendenziell steigen.“ Die Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen für große Transformationsprojekte oder Projekte mit übergreifenden Themen nehmen schon heute stetig zu. Einerseits sind diese Projekte sehr komplex. Andererseits wünschen sich die Kunden eine Beratung aus einer Hand. Darauf müssen sich die Consultingunternehmen und ihre Mitarbeiter vorbereiten. „Die starre Unterteilung in kleine Spezialberatungen, IT-Consultants, Strategieberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften lässt sich zukünftig nicht mehr aufrechterhalten“, glaubt Manfred Hannich. Nur zu beraten, ohne die Umsetzung im Blick zu haben, reiche heute nicht mehr. „Die Zukunft gehört daher Multispezialisten, welche die immer komplexeren Probleme ihrer Kunden bearbeiten können.“

Trend 2: Der Kunde will’s wissen
Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf den Einstieg in die Branche. „Berater müssen verstehen, dass der Kunde König ist. Und sie müssen sich immer wieder auf veränderte Rahmenbedingungen oder Wünsche ihrer Kunden einstellen. Mit vorgefertigten Konzepten nach dem Motto ‚Friss oder stirb‘ kann man heute keinen Auftrag mehr bekommen“, sagt Manfred Hannich. Für Berater bedeutet das, dass sie mehr denn je Abstand von vorgefertigten Standardlösungen nehmen müssen. Wenn der Kunde komplexe Fragestellungen formuliert und zudem wissen möchte, welche konkreten Verbesserungen ihm die Lösungen bieten, dann muss der Berater darauf Antworten finden – und zwar idealerweise solche, die sich belegen lassen. Und: Er muss auch dann noch im Unternehmen sein, wenn sich zeigt, ob diese Antworten tatsächlich die richtigen waren. Neu ist auch, dass Kunden sich verstärkt dafür interessieren, was andere Unternehmen oder Organisationen tun, um ihre Geschäfte zu optimieren. „Wir machen die Beobachtung, dass Unternehmen bei der Beurteilung von strategischen Themen zunehmend an Beispielen und Erkenntnissen aus anderen Ländern und Branchen interessiert sind, um von diesen Erfahrungen zu lernen“, sagt Daniel Milleg, Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman und dort für den Bereich Recruiting in Deutschland zuständig.

Studie: Umsatz der Branche steigt

In der Studie „Facts & Figures zum Beratermarkt 2013/2014“ untersuchte der Bund Deutscher Unternehmensberater die Umsätze der deutschen Consultingfirmen. Das erfreuliche Ergebnis: Der Umsatz in der deutschen Unternehmensberaterbranche ist im Jahr 2013 erneut gestiegen. Insgesamt fragten die Auftraggeber aus Industrie, Wirtschaft und Verwaltung Beratungsleistungen im Wert von 23,7 Milliarden Euro nach. Dies entspricht einem Plus von 6,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das laufende Jahr 2014 erwartete der BDU erneut ein Umsatzplus von 5,5 Prozent.

Nähere Infos zur Studie unter www.bdu.de

Trend 3: Renaissance der Strategieberatung
Im Zuge der Diskussion um Kostenund Prozessoptimierungen stellte sich zuletzt die Frage, ob die klassische Strategieberatung ihre Königsposition verloren hat. Experten sind anderer Meinung. „Wir sehen eine sehr große Nachfrage bei den zentralen Themen der Unternehmensstrategie“, sagt Michael Staebe, Partner bei Bain & Company und verantwortlich für das Recruiting im deutschsprachigen Raum. „Viele unserer Kunden wollen sich auf das konzentrieren, was sie wirklich vom Wettbewerber differenziert, und fragen unsere Unterstützung bei der Strategieentwicklung an.“ Man kann es auch so formulieren: Im Zuge der immer größeren Komplexität und Internationalität verlieren viele Unternehmen das Gespür für das, was sie wirklich auszeichnet. Hier können Consultants helfen. Gefragt sind zum Beispiel Unternehmensberater, die sich darauf verstehen, strategische Programme zur Steigerung des Ertrags zu entwickeln. Dabei steht alles auf dem Prüfstand: die Organisation und das Geschäftsmodell, M&A-Geschäfte und die Unternehmensstruktur.

Trend 4: Digitalisierung als Herausforderung
Das Internet und die vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation sind im Leben der Menschen längst allgegenwärtig. Die Strategien der Unternehmen, diese neue Form der Kommunikation für die eigenen Geschäfte zu nutzen, sind aber vielfach noch nicht ausgereift. „Viele Branchen stehen vor der Digitalisierung ihrer gesamten Wertschöpfungskette, was Veränderungen in den Unternehmensprozessen, aber auch in der Kultur bedeutet“, sagt Bain-Partner Michael Staebe. Die Aufgabe der Berater ist es, die Digitalisierung des Geschäfts der Kunden innerhalb der Organisation voranzutreiben und neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. Nachgefragt werden Consultants auch, wenn es darum geht, die vielen Daten, die Unternehmen von ihren Kunden sammeln, optimal zu nutzen, damit die Unternehmen die Bedürfnisse ihrer Kunden besser verstehen.

Trend 5: Beratung in Sachen Ethik und Werte
Früher brachte man Unternehmensberater nicht in erster Linie mit Begriffen wie Ethik und Werte zusammen. Doch auch hier haben sich die Zeiten geändert. „Gesellschaftliche Verantwortung und nachhaltiges Wirtschaften zählen zu den derzeit wichtigsten Themen für Unternehmen“, sagt Daniel Milleg von Oliver Wyman. Die Unternehmensberatung führt ein eigenes „Sustainability Center“, das Unternehmen und Regierungsorganisationen dabei unterstützt, wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeitsstrategien umzusetzen. Um als Berater bei diesen Fragen glaubwürdig zu sein, legen die Unternehmensberatungen selbst großes Gewicht auf Werte und ökologisches Denken. Pro-Bono-Beratungen für soziale und innovative Non-Profit-Organisationen gehören genauso dazu wie Richtlinien für ethisches Handeln und eine grüne Unternehmenskultur.

Trend 6: Talente so gefragt wie nie
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt für Consultants stellt Michael Staebe von Bain & Company allen Beratertalenten eine hervorragende Karriereperspektive in Aussicht: „Der ,war for talents’ bleibt auch weiterhin eine große Herausforderung für die Branche, denn alle Top-Managementberatungen suchen zusammengenommen mehr Nachwuchskräfte, als an Beratung interessierte Hochschulabsolventen zur Verfügung stehen.“ Doch bei den Anforderungen, die Strategieberatungen an den Nachwuchs stellen, werden die Arbeitgeber keine Kompromisse eingehen – dafür sind die Ansprüche der Kunden einfach zu hoch. Wer also als Consultant einsteigen und von der sehr steilen Lernkurve profitieren möchte, muss einiges mitbringen. „Neben analytischen Fähigkeiten sind praktische Erfahrungen in der Industrie von Vorteil“, nennt Oliver-Wyman-Partner Daniel Milleg einen Punkt. „Schließlich müssen sich Berater bei Projekten schnell in die jeweilige Unternehmensstruktur und -kultur der Kunden hineinversetzen. Ein Grundverständnis für große und mittelständische Unternehmen ist daher sehr hilfreich.“ Bei KPMG setzt man in erster Linie auf BWL-Absolventen, denn, so der COO Manfred Hannich, „ohne ein grundlegendes Verständnis von betriebswirtschaftlichen Prozessen ist es nur schwer möglich, ein Unternehmen auf höchstem Niveau zu beraten.“ Ergänzt werden die Teams jedoch von Beratern aus unterschiedlichsten Richtungen, von Ingenieuren und Mathematikern bis hin zu Informatikern und Statistikern.

Trend 7: Ohne Wachstum geht es nicht
Auch die Beratungsunternehmen selbst sind gefordert. Die Branche war zuletzt von einigen Übernahmeplänen geprägt, die Dynamik wird nach Meinung vieler Experten dazu führen, dass vor allem große Generalisten und kleine Nischenberatungen erfolgreich am Markt bestehen werden. Dass die Consultingfirmen wachsen, ist nicht nur wichtig für die Bilanz, sondern auch für das Recruiting. „Beratung ist ein People Business“, sagt Manfred Hannich. „Wir müssen wachsen, um unseren Mitarbeitern Karrierechancen bieten zu können. Sonst gehen sie woanders hin.“

Buchtipp: Ethik und Consulting

Der Autor Michael Hesseler ist Sozialwissenschaftler und Wirtschaftswissenschaftler. In seinem Buch fragt er, wie es gelingen kann, eine moderne Unternehmensberatung mit Fragen der Ethik zu verknüpfen. Das Buch beschreibt moralische Risiken, denen sich Consultants stellen müssen, und bietet im Serviceteil eine Reihe von Fallbeispielen sowie Informationen zu Weiterbildungen und speziellen Studiengängen.

Michael Hesseler: Unternehmensethik und Consulting: Berufsmoral für professionelle Beratungsprojekte.
Oldenbourg 2011. ISBN 978-3486586893. 39,80 Euro.

karriereführer banken/versicherungen 2014.2015

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Cover karriereführer banken/versicherungen 2014.2015

Chancen erkennen, Wissen nutzen – Absolventen für die Zukunft gesucht

Finanzstart. Die Welt der Banken und Versicherungen bietet Absolventen eine Vielzahl an Einstiegsmöglichkeiten. Sie können zum Beispiel mit Kunden arbeiten, Risiken von Branchen und Unternehmen abwägen oder sich mit Regularien beschäftigen. Wir werfen einen Blick auf die Finanzbranche und zeigen die Bereiche mit den besten Einstiegschancen. Welche Anforderungen werden dort an Absolventen gestellt? Und welche Aufgaben erwarten die Einsteiger?

Face-to-Face am Bildschirm

Videointerviews im Bewerbungsverfahren nehmen zu. Dafür gibt es logische Gründe: Alle Beteiligten sind flexibler, Reisekosten werden reduziert und es braucht weniger Zeitaufwand. Doch auch Videointerviews bleiben Bewerbungsgespräche. Daher gibt es einiges zu beachten. Von Hanna Weyer, Viasto

Viasto entwickelt zeitversetzte Videointerviews für die Personalauswahl
www.viasto.com

Es gibt zwei Formen des Videobewerbungsgesprächs: Das erste wird live und direkt geführt, beispielsweise über den Online-Kommunikationskanal Skype. Bei der zweiten Variante handelt es sich um zeitversetzte Interviews. Bewerber loggen sich dabei über einen vom Unternehmen bereitgestellten Link in die Benutzeroberfläche der Videosoftware ein, schauen sich dann ein Willkommensvideo des Unternehmens an und können ein paar Testvideos durchführen, bevor es anschließend zum „richtigen“ Videointerview geht. Für die fünf bis sechs Fragen gibt es eine Vorbereitungsund eine Antwortzeit. Meistens haben die Bewerber mehrere Tage Zeit, um ihr Videointerview durchzuführen. Die Fragen selbst werden von Personal- und Fachabteilungen zusammengestellt und sind im Regelfall auf die ausgeschriebene Stelle gemünzt. Das abgespeicherte Video mit Ihren Antworten schauen sich die Unternehmensvertreter dann zu für sie passenden Zeiten an und bewerten die Antworten. Beide Formen des Videointerviews dienen aber einer Vorauswahl, der das persönliche Gespräch vor Ort folgt.

In jedem Fall setzt die Einladung zum Bewerbungsgespräch aber eine gezielte Vorbereitung voraus. Wie beim klassischen Gespräch gilt es, sich inhaltlich mit der Wunschstelle und dem Unternehmen auseinanderzusetzen, Antworten auf die eigenen Stärken und Schwächen parat zu haben, eventuell Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis zu stellen und kleine Aufgaben zu lösen.

Um sich auf die Fragen und die Antworten konzentrieren zu können, ist ein vertrautes Umfeld vorteilhaft. Ein neutral gehaltener Hintergrund und ein aufgeräumter Schreibtisch sind sicher von Vorteil. Ebenso sollte das Licht am Rechner so justiert werden, dass Sie gut zu sehen sind, gleichzeitig aber nicht geblendet werden. Sinnvoll sind auch Testläufe. Die Übungen geben Ihnen Sicherheit. Weiterhin sollten die Telefone während des Interviews selbst ausgeschaltet werden, die Mitbewohner informiert und Haustiere aus dem Raum verbannt werden, damit es nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt.

Die Antworten sollten, wie im klassischen Gespräch auch, natürlich und authentisch sein – genauso die Sprache. Eine deutliche und klare Aussprache könnte beim Videointerview eventuell aber noch wichtiger sein als beim Gespräch vor Ort. Und da Sie gesehen werden, können Sie versuchen, auch auf Ihre Mimik zu achten. Das Wichtigste aber: Bleiben Sie natürlich. Es geht darum, Ihnen eine Chance zu geben, sich über Ihre Bewerbungsunterlage hinaus mit Ihren Fertigkeiten und Ihrer Persönlichkeit beim Unternehmen vorzustellen – nutzen Sie diese.

Aufgestiegen zum Leiter der Maklerdirektion

Christian Pape hat sich seine Ziele schon immer bewusst gemacht, um dann einen Plan zur Verwirklichung aufzustellen. Wirtschaftliche Zusammenhänge fand er bereits zu Schulzeiten spannend. Also studierte er BWL. Um direkt praktische Erfahrung zu sammeln, entschied er sich für ein BA-Diplomstudium in Mannheim. Ein Erfahrungsbericht von Christian Pape, aufgezeichnet von Christoph Berger.

Christian Pape, 30 Jahre
Studium des BA-Diplomstudiengangs Betriebswirtschaftslehre und eines MBAs mit Schwerpunkt Versicherungswesen
eingestiegen 2006
als Maklerberater
aufgestiegen 2009
zum Leiter Maklerservice der Maklerdirektion Göttingen der Gothaer Versicherung
aufgestiegen 2010
zum Leiter der Maklerdirektion Göttingen
aufgestiegen 2013
zum Leiter der Maklerdirektion München

Später, während seines ersten Jobs, absolvierte er in 21 Monaten noch einen berufsbegleitenden MBA mit Schwerpunkt Versicherungsmanagement. Er wollte sein Wissen vertiefen, um seine Karriere voranzubringen. Dabei hatte Pape bis 2007 schon einiges erlebt: Er hatte in einer großen deutschen Versicherung ein Traineeprogramm durchlaufen und war mit zwei Kollegen nach Leipzig versetzt worden, um dort für das Unternehmen eine neue Maklerdirektion für die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aufzubauen.

Maklerberater betreuen und beraten die lokalen Versicherungsmakler, die schließlich den Kontakt zu den Endkunden haben. Diese Zeit prägt Christian Pape bis heute. Er war jung, musste unternehmerisch denken und hatte, trotz seiner damals erst 22 Jahre, direkt eine Menge Verantwortung übertragen bekommen. Außerdem traf er manchmal auf Menschen, deren Arbeitsleben seine Lebenszeit übertraf. Mit ihnen eine Kommunikation auf Augenhöhe hinzubekommen, war nicht immer leicht. Pape sieht diese Zeit heute als perfekte Vorbereitung für seine späteren Führungsaufgaben. Er sagt: „Für die Vertriebsarbeit ist eine Kombination aus Fachwissen und die Fähigkeit, sich auf unterschiedliche Menschentypen einzustellen, notwendig. Ich brauche ein Gespür für meine Geschäftspartner und muss auf sie angemessen reagieren können.“ Der Entschluss für den Weg nach Leipzig zeigt aber auch noch eine andere Fähigkeit Papes: Er ergreift Chancen.

Während seines MBA-Studiums knüpfte Pape erste Kontakte zur Gothaer Versicherung. Sein Tipp: „Suchen Sie sich einen Arbeitgeber, mit dem sie sich indentifizieren können, für den es Spaß macht, zu arbeiten und der den Mut besitzt, junge Menschen zu fördern.“ Im März 2009 wechselte er dann zu dem Kölner Unternehmen in die Maklerdirektion Göttingen. Etwa 100 Makler hatte er dort in der Sparte Lebensversicherung zu betreuen. Zeitgleich wurde er zum Leiter des Maklerservices ernannt. Damit waren erste Führungsaufgaben verbunden: Er bekam die fachliche und disziplinarische Führung von acht Innendienstmitarbeitern übertragen. Er lernte, dass der eigene Anspruch nicht immer auf alle Mitarbeiter übertragbar ist, dass es unterschiedliche Interessen und Leistungsniveaus gibt. All das hatte er in Einklang zu bringen. Und er ergriff wieder eine Chance, um auf sich aufmerksam zu machen: Mit einem kleinen Team organisierte er neben dem Tagesgeschäft den gesamten Messeauftritt der Gothaer auf der DKM 2010 und 2011, der größten Messe für die Finanz- und Versicherungswirtschaft in Deutschland.

Als Pape im Dezember 2010 zum Leiter der Maklerdirektion in Göttingen befördert wurde, kamen zu den acht Innendienstmitarbeitern noch sieben Maklerbetreuer hinzu. Letztere sind in der Regel kommunikationsstarke Menschen mit großem Erfahrungsschatz und enormem Fachwissen. „Wichtig war es, nicht alles umkrempeln zu wollen und trotzdem in die Zukunft gerichtet zu arbeiten“, erklärt Pape. In vielen Gesprächen gelang es ihm, alle mit auf den Weg zu nehmen und auch mal mit liebgewonnenen Gewohnheiten zu brechen.

Papes Führungsverantwortung nahm immer weiter zu, und er hatte mehr und mehr repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Mit seiner Ernennung Anfang 2013 zum Leiter der Maklerdirektion München wurden diese Aufgaben noch ausgebaut. „Der Assekuranz-Markt München hat eine sehr große Bedeutung in Deutschland“, sagt er. Dort gibt es viele traditionelle Maklerhäuser, die gleichzeitig auch sehr innovativ arbeiten. Und es gibt viele relativ neue internetbasierte Vertriebskonzepte. Insgesamt werden aus Papes Direktion etwa 2000 Maklerverbindungen gesteuert, er selbst hat 25 Mitarbeiter, für die er verantwortlich ist.

Die Liebe zum Beruf, symphatische Hartnäckigkeit, ein eigener Karriereplan und das Schaffen eines Netzwerkes im und außerhalb des Berufs nennt Pape als Tipps für Absolventen, die erfolgreich in die Branche einsteigen wollen. Darüber hinaus müsse man sein Fachwissen beständig weiterentwickeln. All dies sind Eigenschaften, die ihn selbst schnell die Karriereleiter aufsteigen ließen.

Christian Pape, 30 Jahre, studierte BWL an einer Berufsakademie und hängte später noch einen berufsbegleitenden MBA mit Schwerpunkt Versicherungsmanagement an der Universität Leipzig an. 2003 stieg er als Trainee bei einer großen Versicherung ein. Heute ist er Leiter der Maklerdirektion München der Gothaer Versicherung.

Risikomanagementberatung für die Kunden

Meinen Start bei Munich Re würde ich als „sanften“ Einstieg bezeichnen. Ich hatte bereits während meines Studiums ein mehrmonatiges Praktikum absolviert und meine Diplomarbeit zusammen mit dem Unternehmen geschrieben. Daher kannte ich schon einige meiner heutigen Kollegen und wusste in etwa, was auf mich zukommt und dass der Job gut zu mir passt. Von Norman Ducoffre

Norman Ducoffre,
32 Jahre, Consultant Solvency bei Munich Re

In meiner Diplomarbeit hatte ich mich mit den Abhängigkeiten zwischen operationellen und strategischen Risiken beschäftigt. Daher wollte ich gerne auch in einem Bereich einsteigen, der ähnliche Themen bearbeitet. Durch meine Praxisphasen wusste ich, dass sich Munich Re in der Abteilung „Solvency Consulting“ in dem Bereich „Integrated Risk Management“ mit genau diesem Thema beschäftigt. Hierbei handelt es sich um eine Art Inhouse-Beratung, die Kunden zusammen mit den Geschäftsbereichen bezüglich ihres Risikomanagements berät. Kundennähe und Internationalität sind dort gelebter Alltag. Ich wollte, wenn möglich, einen international ausgerichteten Job, der mir die Möglichkeit zu Kontakten mit Menschen aus aller Welt bietet. Darum habe ich mich für das 24 Monate dauernde internationale Traineeprogramm beworben, um einen möglichst großen Überblick über mein zukünftiges Arbeitsumfeld zu bekommen und weitere Abteilungen kennenzulernen.

Neben ihrer Tätigkeit in der Fachabteilung an ihrem Heimatstandort bekommen Trainees die Möglichkeit, auch in anderen Fachbereichen Erfahrungen zu sammeln. Ich war beispielsweise auf verschiedenen Projekten im Lebens- und Nicht-Lebensrückversicherungsgeschäft tätig. Durch den Auslandsaufenthalt in der Außenstelle in London konnte ich nicht nur den lokalen Markt und seine Besonderheiten, sondern auch unser dort gezeichnetes Geschäft und die dortigen Kollegen näher kennenlernen. Zudem gehört zum Traineeprogramm ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungspaket: Hierzu zählen beispielsweise Sprachkurse oder zertifizierte externe Ausbildungen. Dennoch ist man von Anfang an in das Tagesgeschäft voll eingebunden.

Durch diese Form der Ausbildung habe ich mir einen sicheren Zugang zu den Themen und eine fundierte Einarbeitung in die Aufgabe meiner Abteilung erschlossen: Die Kunden von Munich Re und damit auch der Abteilung Solvency Consulting sind Erstversicherungsunternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und Ländern. Für sie werden unter Berücksichtigung der jeweils zugrunde liegenden Regulierung Lösungen zur Risikokapitaloptimierung entwickelt, immer in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen geschäftsschreibenden Einheiten.

Unsere Arbeit beschäftigt sich mit verschiedenen Fragestellungen aus Themenbereichen wie Risikomanagement, Regulierung und natürlich auch Versicherungstechnik. Da wir und unsere Kunden besonders im Kontext moderner risikobasierter Regulierung, die sich in Europa im neuen Aufsichtssystem Solvency II darstellt, vor komplexen Herausforderungen stehen, ist es unsere Aufgabe, die Themen für unsere Kunden auf das Wesentliche zu reduzieren und individuell aufzubereiten. Mit Solvency II und Risikomanagementthemen möchten wir unseren Kunden Ansprechpartner sein und Lösungen und Know-How bieten. Dies geschieht in Form von Marktveranstaltungen, mit Seminaren zu aktuellen Themen oder natürlich auch in individuellen Meetings oder Workshops beim Kunden vor Ort.

Wir sind ein Team aus Mitarbeitern mit ganz verschiedenen fachlichen Hintergründen – Betriebswirte, Mathematiker oder Geisteswissenschaftler arbeiten in meiner Abteilung. So versuchen wir, Problemstellungen aus den unterschiedlichsten Denk- und Blickwinkeln zu betrachten. Die gegenseitige Unterstützung, das Einholen einer zweiten Meinung, aber vor allem die Zusammenarbeit in Projekten sind selbstverständlich – hängen aber natürlich auch von der Komplexität des jeweiligen Themas ab.

Mir waren immer abwechslungsreiche Aufgaben, ein internationales Umfeld sowie persönliche und fachliche Weiterentwicklung sehr wichtig. All das macht bis heute meine Arbeit bei uns aus. Mein Tipp für Absolventen lautet daher: Um einen guten Job zu finden, sind Offenheit gegenüber Menschen und Themen, genauso wie die Bereitschaft, sich immer wieder neues Wissen anzueignen, essenziell.

Erfolgsfaktoren im Bewerbungsprozess

Die Einstiegsmöglichkeiten in der Banken- und Versicherungsbranche sind sehr gut – insbesondere Nachwuchsbanker werden dringend gesucht. Für Absolventen ist es dabei wichtig, sich im Vorfeld genau die Bank anzusehen und auf Einsatzmöglichkeiten sowie Entwicklungsperspektiven hin zu prüfen. Im Bewerbungsprozess gilt es, mit einer aussagekräftigen Bewerbung und einem guten Hochschulabschluss sowie einem seriösen und engagierten Auftreten in den Bewerbungsgesprächen von sich zu überzeugen. Von Irina Kummert

Dr. Irina Kummert ist Geschäftsführende Gesellschafterin der IKP Executive Search GmbH und Präsidentin des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft e.V.

Klassische Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken, aber auch Großbanken sind interessante Arbeitgeber, da sie ein vielfältiges Aufgabenspektrum anbieten. Besonders gefragt sind Absolventen für den Vertrieb, die im direkten Kundenkontakt arbeiten möchten und darin ihre Berufung sehen. Auch Finanzanalysten mit einem ökonometrischen Hintergrund, also Mathematiker, werden gesucht. Letztere sind in der Produktentwicklung und Produktauswahl sowie im Marktresearch tätig. Grundsätzlich gilt: Wer überzeugend darstellt, in einem bestimmten Bereich unbedingt arbeiten zu wollen, und dies durch sein Auftreten sowie die Zeugnisse glaubhaft macht, wer zeigt, dass er sich für die Verwirklichung seines Berufswunsches einsetzen will, bekommt in der Regel auch eine Chance. Der potenzielle Arbeitgeber muss sofort erkennen können, dass der betreffende Absolvent eine Bereicherung wäre.

Um an diesen Punkt zu kommen, müssen Bewerber mit ihren Bewerbungsunterlagen überzeugen: Dazu gehören ein sauber formatierter Lebenslauf mit aktuellem und professionellem Bewerbungsfoto, aussagekräftige Referenzen und ein auf das Unternehmen abgestimmtes Anschreiben. Aus dem Anschreiben sollte hervorgehen, warum Sie sich für das Unternehmen interessieren, welche Qualifikationen und Erfahrungen Sie mitbringen und welche Argumente für ein persönliches Gespräch sprechen. Das erste Ziel muss sein, zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. In der Vorbereitung sollte sich daher jeder Absolvent fragen: Wie kann ich dieses Ziel erreichen? Am besten funktioniert das, indem man seine eigene Bewerbung mit den Augen eines Personalers liest und sie kritisch hinterfragt: Ist das Geschriebene interessant? Wird deutlich, welchen Mehrwert ich dem Unternehmen bringen kann? Würde ich mich selbst zu einem Bewerbungsgespräch einladen? Was könnte gegen mich sprechen, und kann ich diese Gegenargumente vielleicht schon im Anschreiben aufgreifen und argumentativ auflösen?

Auch im Bewerbungsgespräch überzeugen Bewerber in erster Linie, indem sie sich von anderen mit einer guten Vorbereitung abheben. Dazu gehört, Informationen zum Unternehmen zu sammeln und sich Antworten auf mögliche Fragen im Vorfeld zu überlegen. Auch kritische Fragen wie zum Beispiel: „Was waren Ihre größten Erfolge oder Misserfolge?“ oder „Warum sollen wir uns für Sie entscheiden?“ sollten gut vorbereitet und authentisch beantwortet werden können. Im Bewerbungsgespräch selbst zählt der erste Eindruck. Bewerber sollten sich über ihre Kleidung Gedanken machen und sich dem Unternehmen vom Auftreten her anpassen. Ein Blick auf die Internetseite hilft manchmal, um zu sehen, wie die Menschen sich dort präsentieren. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Unternehmenskultur ziehen. Grundsätzlich gilt: eher dezent als zu auffällig, nicht zu viel Schmuck, kein zu kurzer Rock, kein zu tiefer Ausschnitt, keine Tennissocken zur Hose, keine ungeputzten Schuhe. Alles, was vom Wesentlichen, nämlich der Kompetenz und der Persönlichkeit des Bewerbers, ablenkt, sollte vermieden werden.

Normalerweise treffen Bewerber im Vorstellungsgespräch auf mehrere Unternehmensvertreter. Die Gesprächspartner sollten nach Hierarchie – unabhängig von Alter und Geschlecht – begrüßt werden. Im Gespräch ist es einerseits wichtig, auf gleichmäßigen Blickkontakt zu allen Beteiligten und andererseits auf den eigenen Redeanteil zu achten: Binden Sie alle Teilnehmer in das Gespräch ein und reden Sie nicht zu viel. Fragen sollten Sie so konkret wie möglich beantworten – gerne auch mit Beispielen untermauert. Gegen Ende des Gespräches sollten Sie unbedingt selbst Fragen zum Unternehmen, zur Aufgabenstellung und zum Team stellen. Damit signalisieren Sie Interesse. Auf unerwartete Fragen sollten Bewerber schließlich so sachlich wie möglich reagieren. Wer nicht sofort eine Antwort parat hat, darf ruhig darum bitten, dass die Frage zurückgestellt wird. So gewinnen Sie Zeit zum Nachdenken. Das Beantworten der Frage sollten Sie aber auf keinen Fall vergessen. Sogenannte Stressfragen, die häufig unerwartet kommen, sind zum Beispiel: „Was ist besser: Sollte ein Chef geliebt oder gefürchtet werden?“ oder „Was ist der Unterschied zwischen gut und außergewöhnlich?“ oder „Was spricht dagegen, dass wir uns für Sie entscheiden?“ Läuft all das gut, sollte es auch mit einem erfolgreichen Start ins Berufsleben funktionieren.

Redaktionstipp

In der Bewerbungsrubrik des karriereführers finden Sie umfassende Informationen zum gesamten Themenbereich Bewerbung: karrieref.walhalla0299.nbsp.de/bewerben

Interview mit Dr. Günther Bräunig

Unter den deutschen Banken nimmt der KfW-Konzern eine Sonderstellung ein. Die Bank ist eine öffentlich-rechtliche Anstalt und besitzt einen nachhaltigen Förderauftrag. Für den Personalvorstand Dr. Günther Bräunig ist das ein Grund, warum sein Haus bei Einsteigern besonders beliebt ist. Ein Gespräch über den Ruf der Branche, das Berufsbild des Bankers und die herausfordernde Zeit des 58-Jährigen als Retter der IKB Bank. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Dr. Günther Bräunig, 1955 in Wiesbaden geboren, studierte Rechtswissenschaften in Mainz und Dijon. Seine Promotion zum Dr. jur. legte er 1982 in Mainz ab. Nach zwei Jahren als Referendar am Landgericht Wiesbaden und 2. Staatsexamen stieg er 1984 als Referent und später Referatsleiter in die Investment-Banking-Abteilung der Commerzbank in die Finanzbranche ein. 1986 wechselte er zu Airbus, wo er in Frankreich und in den USA als Sales Finance Manager und Direktor tätig war. 1989 wurde er dann von der KfW abgeworben für die Position des Abteilungsleiters Internationale Kapitalmärkte. Nach weiteren Stationen als Abteilungsleiter wurde er 1996 Bereichsleiter Vorstandssekretariat und 2000 Generalvollbemächtigter. Seit Oktober 2006 ist er Mitglied des Vorstands und hier unter anderem verantwortlich für Personal, Recht und Kapitalmarkt. Vom 1. August 2007 bis zum 31. Oktober 2008 wurde er als Krisenmanager zum Vorstandsvorsitzenden der krisengeschüttelten IKB Bank bestellt. Der 58-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Herr Dr. Bräunig, Sie sind vor 30 Jahren in die Bankenbranche eingestiegen. Würden Sie gerne mit den Einsteigern von heute tauschen?
Ich habe schon sehr früh eine starke Neigung für das Bankgeschäft gespürt. Würde ich diese heute als junger Mensch bei mir entdecken, würde ich sicherlich wieder in die Branche einsteigen. Wobei man nicht verhehlen darf, dass das Geschäft mit seiner Reputation zu kämpfen hat. Vor drei Jahrzehnten hatten die Banken einen anderen, einen deutlich besseren Ruf.

Sie sprechen vom Ruf der Branche. Wie gehen Ihre Einsteiger damit um?
Die KfW ist im Vergleich zu Geschäftsbanken eine andere Art von Institut. Wir haben ein nachhaltiges Geschäftsmodell mit einer sinnstiftenden Wirkung für Wirtschaft und Gesellschaft. Was wir dagegen nicht haben, sind Ziele zur Gewinnmaximierung oder übertriebene Renditeerwartungen. In dieser Hinsicht genießen wir durchaus ein Privileg, und wir merken schon, dass die Werte, für die wir stehen, die junge Generation anziehen. Unsere Themen wie Entwicklungs- und Exportfinanzierung oder Mittelstandsförderung besitzen einen konkreten Bezug zur Gesellschaft und stoßen bei Absolventen auf ein großes Interesse.

Warum gelingt es einigen anderen Unternehmen der Finanzbranche heute nicht mehr, diesen Bezug zur Gesellschaft zu verdeutlichen?
Die Gewinnorientierung ist bei Unternehmen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Auch Industrieunternehmen agieren am Kapitalmarkt, auch sie müssen für ihre Aktionäre Gewinne erwirtschaften. Bei Banken wird das Streben nach Gewinn von der Gesellschaft jedoch sehr kritisch gesehen.

Woran liegt das?
Die Deutschen ordnen dem Bankengeschäft traditionell eine dienende Funktion zu: Banken sollen für Unternehmen und Privatkunden möglichst günstige Finanzierungen zur Verfügung stellen. Aus diesem Gedanken entsteht bis heute der sehr harte Wettbewerb um Firmen- und Privatkunden. Wenn Banken dann Gewinne einfahren, stellt sich die deutsche Öffentlichkeit schnell die Frage, warum diese Rendite nicht an die Kunden weitergegeben wird. Eine Frage, die man bei Industrieunternehmen kaum stellen würde. Was mir an dieser Stelle fehlt, ist ein stärkerer wirtschaftspolitischer Fokus in der Schulbildung. Zum Beispiel werden komplexere Finanzierungsfragen in der Oberstufe sehr selten thematisiert – und wir merken diese Wissenslücken dann, wenn wir Studenten über unseren Studienkredit informieren. Die Selbstverständlichkeit, dass ein Kredit zurückbezahlt werden muss, ist bei manchen Studenten tatsächlich eine neue Erfahrung.

Wie schwer fällt der Branche vor diesem Hintergrund das Recruiting?
Wenn ich mich mit Vorständen der großen deutschen Banken unterhalte, bemerke ich schon die Sorge, dass es schwer fällt, die besten Talente für das Bankgeschäft zu gewinnen. Das ist für die Branche eine Herausforderung, die wir nur meistern können, wenn es uns gelingt, den Banken einen neuen Ruf zu verschaffen. Und hier müssen auch Begriffe wie Ethik, Sinn und Werte eine neue Rolle spielen. Nur dann wird der Beruf für die jungen Menschen mit besonders hohem Potenzial wieder interessanter.

Wie gelingt es Ihnen, die Werte der KfW-Bank Ihrem Nachwuchs zu vermitteln?
Häufig reicht da ein Blick auf die Themen, um die wir uns kümmern. So drehen sich ein Drittel unserer Finanzierungen um Unternehmen und Projekte im Bereich Umwelt- und Klimaschutz. Themen wie die Energiewende und der demografische Wandel haben wir zu Megatrends ernannt. Die Bekämpfung der Armut in Entwicklungsländern steht weiterhin im Fokus. Die Schwerpunkte unseres Geschäfts stehen also für eine nachhaltige Entwicklung, und das bekommt der Nachwuchs schon im Bewerbungsprozess mit.

Sie sind seit 1989 bei der KfW. Welchen Rat geben Sie Einsteigern, die sich nicht ganz sicher sind, ob sie eine so lange Zeit bei einem Institut bleiben möchten?
Meine Erfahrung lautet, dass sich in einem Unternehmen Dinge deutlich schneller verändern, als man das als junger Mensch zunächst einmal glaubt. Wenn ein Unternehmen erfolgreich ist und wächst, ergeben sich regelmäßig personelle Veränderungen und neue Perspektiven durch strategische Veränderungen. Wer hier die Augen auf hat, kann sich schnell und immer wieder weiterentwickeln. Wer auf der anderen Seite das Gefühl hat, schon als junger Mensch nicht weiterzukommen, sollte gegebenenfalls die richtigen Schlüsse ziehen und zu einem anderen Unternehmen wechseln.

Sie waren von August 2007 bis Oktober 2008 als Vorstandsvorsitzender der IKB Bank ein wichtiger Krisenmanager der Finanzkrise. Ihre Aufgabe war es, die Bank vor dem Abgrund zu retten. Was haben Sie in diesem einen Jahr über sich gelernt?
Diese Aufgabe war sicherlich meine größte berufliche Herausforderung. Ziel war es, das Institut über diverse Restrukturierungsrunden über Wasser zu halten – und hinterher zu verkaufen. Geblieben ist mir aus diesem Jahr die Erfahrung, dass es immer einen Ausweg gibt. Auch in der größten Krise darf man nicht verzweifelt sein, da sich immer Lösungen ergeben – sofern man mit dem richtigen Team und mit der richtigen Strategie und Motivation danach sucht.

Ist das eine Erkenntnis, die Sie guten Gewissens jungen Bankern mit auf den Weg geben können?
Ja. Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass Banking auch das Eingehen von Risiken bedeutet. Wirtschaftswachstum entsteht nur dann, wenn Menschen optimistisch sind, wenn sie an Geschäftsmodelle und die Zukunft glauben. Das gilt auch für den Bankberuf. Wobei man als Banker mit einem guten Blick für Risiken auch wissen muss: Das beste Geschäft ist das schlechte Geschäft, das man nicht gemacht hat. Diese Erfahrung, die die gesamte Branche nicht zuletzt in der Finanzkrise gemacht hat, sollte man auch als Einsteiger immer im Hinterkopf behalten.

Zum Unternehmen

Die KfW mit Sitz in Frankfurt am Main ist eine der führenden Förderbanken der Welt und mit Blick auf die Bilanzsumme von 464,8 Milliarden Euro die drittgrößte Bank in Deutschland. Die Bank ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts und unterliegt der Rechtsaufsicht des Finanzministeriums. Zukünftig wird sie auch von der BAFIN beaufsichtigt. Gegründet wurde die KfW nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, um den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu fördern. Heute finanziert das Geldhaus eine Reihe von nachhaltigen Projekten. Dazu zählt unter anderem die Förderung von mittelständischen Unternehmen und Existenzgründern, die Finanzierung kommunaler Infrastruktur und energetischer Sanierungen, die Finanzierung der deutschen Exportwirtschaft sowie von Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit. Derzeit beschäftigt die KfW etwa 5300 Mitarbeiter.

„Veränderungen sind Dauerzustand“

Auch in der Versicherungsbranche ist der Wandel gegenwärtig. Für Axa-Personalchef Robert Szwedo schlägt daher in den Konzernen die Stunde der flexiblen und kommunikationsstarken Querdenker. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Robert Szwedo, Foto: Axa
Robert Szwedo, Foto: Axa

Robert Szwedo, 42 Jahre, ist Leiter Human Resources Management beim Axa Konzern in Köln, dem deutschen Ableger der internationalen Versicherungsgruppe Axa. Nach der Ausbildung zum Versicherungskaufmann studierte Szwedo berufsbegleitend BWL (mit Schwerpunkt Personal) an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Hannover.

Herr Szwedo, was muss ein Einsteiger in ein großes Versicherungsunternehmen heute mitbringen?
Inhaltliche Flexibilität, denn die Aufgabengebiete ändern und erweitern sich ständig. Einflüsse sind dabei neue rechtliche Rahmenbedingungen, die Digitalisierung sowie die Internationalisierung der Branche. Es kann also sein, dass Mitarbeiter innerhalb kurzer Zeit mit anderen rechtlichen Vorgaben und neuen Techniken arbeiten müssen. Ich darf als Nachwuchskraft daher nicht erwarten, als Mathematiker oder Aktuar einzusteigen und bis zur Rente den gleichen Job zu machen. Im Verlauf der Karriere wird man manches Mal nach links oder rechts schauen müssen. Veränderungen sind nicht die Ausnahme, sondern der Dauerzustand.

Welche Bedeutung hat hier der stärkere Wettbewerb, der in der Branche herrscht?
Der Wettbewerb prägt die Versicherungsunternehmen. Er setzt sie unter Druck, sich zu verändern, um am Markt zu bestehen. Treiber des Wettbewerbs sind die Kunden. Sie nutzen Vergleichsmöglichkeiten für Prämien im Internet und verlangen von uns Transparenz, weil sie gezielt wissen wollen: Wie setzt sich eine Prämie zusammen? Die „gemütlichen“ Zeiten, die man der Branche früher nachgesagt hat, sind vorbei.

Welche Fähigkeiten sind für Einsteiger wichtig?
Neben einer technischen Affinität sind sprachliche Kompetenzen bedeutsam. Die großen Versicherer in Deutschland sind alle internationale Konzerne, in denen es Schnittstellen zu Kollegen aus anderen Ländern gibt. Ohne Englisch kommt man da nicht weiter. Zudem sollte man Freude daran haben, sich auf andere Kulturen einzulassen.

Welche Rolle spielt die Kreativität?
Die Branche braucht Leute, die außerhalb der erprobten Kategorien denken. Leute, die Dinge hinterfragen und daraus neue Verbindungen herstellen, die dafür sorgen, dass das Unternehmen eine Idee besser ist als der Wettbewerber. Wichtig sind diese Fähigkeiten im Marketing, in der Produktentwicklung und im Produktmanagement. Aber auch in der IT kommt es darauf an, die technischen Möglichkeiten auf neue Art mit Verkaufsprozessen zu verbinden. Wir suchen Charaktere, die als Digital Natives Ideen dafür entwickeln, wie man die sozialen Medien für die Versicherungswirtschaft nutzt, wie man neue Zielgruppen identifiziert und anspricht.

Das sind Leute, die auch in anderen Branchen gefragt sind.
Ja, wir konkurrieren hier mit Unternehmensberatungen und anderen Unternehmen aus dem Sektor der Finanzdienstleistungen. Darum ist es entscheidend, dass wir mit Blick auf unsere Unternehmenskultur einiges zu bieten haben. Entsprechend wichtig ist uns die soziale Kompetenz unserer Mitarbeiter: Wir suchen Absolventen, die Spaß daran haben, in einer Konzernstruktur mit anderen zusammenzuarbeiten – und zwar auf Dauer, denn wir brauchen keine Bulldozer, die hier vier Jahre durchpreschen, dann ausgebrannt sind und bei den Kollegen keinen Respekt mehr genießen. Wobei eine gewisse Durchsetzungsstärke ebenfalls wichtig ist, denn natürlich orientiert sich die Branche weiterhin auch an Ergebnissen und Leistungen.

Wie groß ist die Vielfalt an Menschen in Ihrem Konzern?
Wir haben eine riesige Bandbreite, nicht zuletzt, weil wir sowohl Privatals auch gewerbliche Kunden bedienen. Wir versichern Unternehmen, aber auch Wälder, Windräder oder Photovoltaikanlagen – und in diesen Bereichen arbeiten Leute, die sich ein sehr spezielles Know-how angeeignet haben. Dabei ist es auch entscheidend, dass diese Experten in der Lage sind, ihr Wissen so aufzubereiten, dass auch andere es verstehen. Denn nur dann sind Diskussionen zwischen Experten unterschiedlicher Fachrichtungen möglich, die in der Regel zu den besten Lösungen führen.

Zwischen Wettbewerb und Regeln

Das Bankgeschäft hat sich grundlegend gewandelt. Nicht nur, dass immer neue Regularien die Geldhäuser fordern, auch der Wettbewerb wird härter und die Kunden anspruchsvoller. Daher suchen die Banken Nachwuchskräfte, die ihnen bei der Lösung dieser Herausforderungen wirklich helfen. Von André Boße

Der Berufseinstieg bei einer Bank – das war früher mal ein Schritt in vergleichsweise ruhiges Fahrwasser. Umgangssprachlich sprach man sogar von „Bankbeamten“, eine Bezeichnung, die arbeitsrechtlich nie stimmte, aber doch einen wahren Kern hatte: Wie Beamte des öffentlichen Dienstes genossen Mitarbeiter einer Bank einen sehr sicheren Arbeitsplatz ohne große Überraschungen. Dieser Zustand ist inzwischen längt passé. Heute stellt sich die Bankenwelt grundsätzlich anders dar. Erstens ist der Wettbewerb um Privat- und Geschäftskunden groß. Zweitens stehen Banken auch rund sieben Jahre nach dem Ausbruch der weltweiten Bankenkrise unter Druck: zum einen gesellschaftlich, weil die Öffentlichkeit die Geschäfte der Banken mit Argusaugen betrachtet, zum anderen politisch und rechtlich, weil Banken eine Vielzahl gesetzlicher Vorgaben zu erfüllen haben.

Verschärfter Wettbewerb und immer neue Regulierungen: Wer heute bei einer Bank einsteigt, steckt automatisch in diesem Spannungsfeld. Gefragt sind daher Typen, die sich darauf verstehen, mit diesen besonderen Rahmenbedingungen umzugehen, die je nach Art der Bank eine mehr oder weniger große Rolle spielen.

Duales Master-Studium

Wer den Bachelor in der Tasche hat, nun den Master anstrebt, dabei aber schon die Bankenbranche kennenlernen möchte, findet bei vielen Großbanken wie der Commerzbank oder der Deutschen Bank, aber auch bei Finanzdienstleistern wie MLP sowie einigen Genossenschaftsbanken die Möglichkeit für ein duales Studium, bei dem die Unternehmen direkt mit den Hochschulen kooperieren. Der Vorteil: Oft lassen sich die Studieninhalte direkt in der Praxis anwenden. Zudem hilft die Theorie der Nachwuchskraft dabei, sich in den Banken als Experte zu profilieren.

Großbank oder Genossenschaftsbank?
„Großbanken und Genossenschaftsbanken unterscheiden sich zum Teil erheblich in den Anforderungen, die an Hochschulabsolventen gestellt werden“, sagt Thomas Haibach, Geschäftsführer der Wiesbadener Personalberatung Haibach & Cie., die sich auf die Suche und Auswahl von Führungskräften und hochqualifizierten Experten für Banken und Finanzdienstleistungsunternehmen spezialisiert hat. Momentan suchen Großbanken für ihre jeweiligen Fachbereiche vor allem Einsteiger und Nachwuchskräfte mit fachlichem Know-how. Haibach sagt: „Hilfreich sind hier zum Beispiel Fachkenntnisse in den Bereichen Rechnungswesen oder Controlling, die im Rahmen des Studiums oder durch studienbegleitende Praktika erworben werden.“ Es kommt also vielfach auf sehr passgenaues Wissen für die jeweilige Abteilung an. Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung seien bei Großbanken zudem sehr gute Englischkenntnisse für den Einstieg unabdingbar. „Hilfreich ist auch hier, wenn ein Bewerber bereits während seines Studiums ein Auslandspraktikum absolviert hat“, weiß der auf Banken spezialisierte Personalberater aus Erfahrung. Bei Genossenschaftsbanken wiederum ergeben sich aufgrund ihrer mittleren Größe und der regionalen Aufstellung weiterhin Einstiegsmöglichkeiten in „generalistischen Funktionen oder in der Kundenbetreuung“, erklärt Haibach.

Typ für den Wettbewerb
Um gleich ein Vorurteil zu widerlegen: Auch die regionalen Volksbanken und Sparkassen stehen heute im Wettbewerb zueinander oder zu anderen Finanzanbietern und dürfen sich daher nicht mit mittelmäßigem Personal zufrieden geben. „Ob Großbank oder Genossenschaftsbank: Alle Unternehmen brauchen hochqualifizierte und engagierte Mitarbeiter, um im Wettbewerb zu bestehen“, sagt Karin Reuschenbach-Coutinho, verantwortliche Karriereexpertin bei der Frankfurt School of Finance & Management. Laut dem „Bankenbarometer 2014“ der Unternehmensberatung Ernst & Young sehen die Banken in Deutschland ihre größten Geschäftsperspektiven derzeit in den Bereichen Retail Banking sowie dem gehobenen Privatkundengeschäft. Hier geht es darum, Kunden auf dem offenen und dynamischen Markt der Banken zunächst von den eigenen Leistungen zu überzeugen – und sie dann nicht zu enttäuschen, denn immer wieder zeigt sich: Kunden sind heute viel schneller bereit, ihre Bank zu wechseln, als das früher der Fall war. Welche entscheidende Rolle dabei der Service spielt, zeigt der Report „Effektives Kundenmanagement im Retail Banking“ der Unternehmensberatung PwC. In dem heißt es: „42 Prozent der Kunden wechseln die Bank, weil sie mit dem Service unzufrieden sind.“

Diesen Serviceanspruch haben nicht nur die Privatkunden, auch das Firmenkundengeschäft ist vom Wettbewerb geprägt. Ein Bereich mit ebenfalls besonders guten Perspektiven ist das Commercial Banking. „Hier geht es darum, individuelle Finanzlösungen für DAX-Konzerne zu schaffen und so international tätige Unternehmen in ihrem Geschäft und dessen Expansion zu unterstützen“, sagt Meike Keber, Referentin Personalentwicklung bei der Ing-Diba. Im Commercial Banking sind vor allem engagierte Kundenbetreuer gefragt, Experten für Finanzprodukte sowie Analysten, die „durch fachliche Expertise, interkulturelle Kompetenz sowie das nötige Fingerspitzengefühl den Kunden im Fokus haben und für ihn den besten Service liefern“, sagt Meike Keber. Commercial Banking ist daher ein ideales Einstiegsfeld für Absolventen, die gerne unternehmerisch denken und Freude daran haben, mit hoher Eigenverantwortung ein dynamisches Geschäftsfeld aufzubauen. Da der Bereich im Kern ein internationales Geschäft ist, erwarten die Banken von Einsteigern die Bereitschaft zu Auslandsaufenthalten und der Pflege internationaler Kundenbeziehungen.

Ob im Geschäft mit Privat- oder Gewerbekunden: Der „Bankmonitor 2014“ zeigt, dass deutsche Banken in naher Zukunft am ehesten in den Aufbau neuer Kanäle und Technologien für den Vertrieb investieren möchten. „Die Vernetzung von IT und Banking schafft weitere spannende und zukunftsweisende Berufszweige“, schätzt Karin Reuschenbach-Coutinho von der Frankfurt School of Finance & Management. Durch die weiter zunehmende Technisierung im Banking werden ihrer Ansicht nach Arbeitsplätze in den Filialen weiter an Bedeutung verlieren. Das gilt insbesondere für die großen internationalen Banken, in denen die Geschäftsfelder vielfach neu strukturiert werden. „Dadurch konzentrieren sich viele Abteilungen in den Zentralen der Institute“, erklärt die Expertin für Bankkarrieren. Wer sich also als Typ für die Arbeit in Filialen betrachtet, findet Tätigkeitsfelder in den auch heute noch regional stark vertretenen Genossenschaftsbanken und Sparkassen – wobei auch hier weiterhin Fusionen dafür sorgen werden, dass die Zentralen der Unternehmen größer werden und das Filialnetz tendenziell ausgedünnt wird.

Typ für Regeln
Die vielfältigen Auswirkungen der Krise fordern die Banken nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, auch die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Finanzbranche stellen die Unternehmen vor immense Herausforderungen. Prozesse und Projekte müssen hinterfragt werden, in vielen Geldhäusern steht sogar die gesamte Unternehmenskultur auf dem Prüfstand – und das funktioniert in den Banken nicht ohne speziell dafür ausgebildetes Personal. „Themen wie Compliance, Risk Management und Corporate Governance gewinnen daher weiter an Bedeutung. In diesen Bereichen entstehen neue und fordernde Tätigkeitsfelder für angehende Banker“, prognostiziert Karin Reuschenbach-Coutinho.

Konkret suchen die Banken laut Personalberater Thomas Haibach verstärkt Einsteiger und Nachwuchskräfte für den Bereich Audit. Intern und unabhängig vom Tagesgeschäft prüfen hier Compliance-Experten die Geschäftsfelder der Bank. Sie machen sich auf die Suche nach möglicherweise nicht regelkonformen Teilbereichen des operativen Geschäfts, nehmen die verschiedenen Finanzdienstleistungen unter die Lupe und analysieren die internen Prozesse und Strukturen. Besonders für große Banken werden diese Compliance- und Audit-Experten immer wichtiger: Sie stellen sicher, dass Banken regelkonform ihrem Geschäft nachgehen. Das schützt die Institute vor möglichen Strafen. Dementsprechend gut sind die Karrierechancen für Einsteiger, die sich in diesem Bereich profilieren können. Und zukunftssicher ist der Bereich auch, weil die Zeit der Regulierungen noch nicht vorbei ist. Seit Anfang 2014 ist zum Beispiel die neu verfasste Richtlinie über Eigenkapitalanforderungen in Europa in vollem Umfang in Kraft getreten, nach der Banken eine noch höhere Liquidität und ein höheres Eigenkapital vorweisen müssen.

Typ fürs Risiko
Auch abseits der Regeln hat die Bankenkrise die Jobprofile der Branche geändert. Sehr gefragt sind demnach Nachwuchskräfte, die sich auf das Abschätzen und die Quantifizierung von Risiken für die Institute verstehen. Dabei kommt es darauf an, Risiken zu erkennen und durch mathematische und statistische Methoden zu analysieren. Am Ende des Prozesses sollte dabei ein Ergebnis stehen, aus dem die Risiken und Chancen hervorgehen. „Gefragt sind hier Mitarbeiter, die sich immer wieder mit neuen Aufgaben befassen wollen, neue Entwicklungen antizipieren können und die Sicherheit für Kunden und Bank in den Vordergrund stellen“, erläutert Meike Keber von der Ing-Diba. Man darf sich Jobs im Risikomanagement jedoch nicht so vorstellen, dass Experten im stillen Kämmerlein basteln und analysieren. „Chancen haben kommunikative Typen“, sagt Meike Keber, „denn man arbeitet an vielen Schnittstellen mit Kollegen zusammen und findet im Dialog adäquate Lösungen.“ Ihr Wunschprofil für Talente im Risikomanagement: „Problemlöser, die das große Ganze verstehen – und sich trotzdem auf das Wesentliche konzentrieren.“

Praxiserfahrung

Mit ihren vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten bietet die Finanzwelt Absolventen die Qual der Wahl. Oft ist es gar nicht so einfach herauszufinden, welches Jobprofil am besten passt. Da hilft manchmal nur eins: hinein in die Praxis. Denn wer in den Unternehmen diverse Stationen ausprobiert, erkennt recht schnell, was ihm Spaß macht und wo die eigenen Talente liegen. Karriereexperten empfehlen daher studienbegleitende Tätigkeiten als Werkstudent oder – auch nach dem Studium – das Absolvieren von Praktika, um in der Praxis die Anforderungen der spezifischen Tätigkeitsprofile in den Fachbereichen zu erkennen.
Quelle: Thomas Haibach, Haibach & Cie.

Work-Life-Balance wichtigtes Karriereziel

Für welchen Arbeitgeber willst du arbeiten? Und welche Erwartungen hat du an ihn mit Blick auf Gehalt, Arbeitsumfeld und Familienplanung? Das Wunschkonzert von knapp 17.000 deutschen Studierenden wird uraufgeführt in der jährlichen Studentenbefragung der Employer Branding-Spezialisten von Universum Global. Ein Überblick.

Autobauer sind attraktivste Branche, IT verliert erneut

Die Automobilindustrie ist für die Studierenden der wirtschafts- und ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche die mit Abstand attraktivste Branche – und dies schon seit Jahren. Unter den Top 10 im diesjährigen Unternehmensranking der beliebtesten Arbeitgeber sind fünf Autobauer.

Arbeitgeber aus der Technologie- und Hardware-Industrie verlieren dagegen bereits im vierten Jahr in Folge an Attraktivität bei angehenden Ingenieuren. IT-Arbeitgeber werden von ihnen nicht als Garanten für sichere und dauerhafte Arbeitsverhältnisse angesehen, ein Bedürfnis, das für diese Zielgruppe aber sehr relevant ist.

Universum Student Survey 2014, Bild: Universum Global
Universum Student Survey 2014, Bild: Universum Global

Berater und Banken sind bei Wirtschaftsstudierenden wieder attraktiver

Unternehmensberatungen konnten den seit einigen Jahren anhaltenden Negativtrend stoppen. Banken und Versicherungen, die sich seit der Finanzkrise schwer damit tun, bei den Wirtschafts-Studierenden zu punkten, verzeichnen in diesem Jahr jedoch eine leichte positive Entwicklung. Besonders die Arbeitgeberattraktivität der Investmentbanken profitiert von diesem Trend.

Das erwarten Studierende von ihren künftigen Arbeitgebern:

Wenn man die Studierenden fragt, was für sie einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht, stehen ein attraktives Grundgehalt, ein freundliches Arbeitsumfeld, eine sichere Anstellung, ein hohes Einkommen in der Zukunft und vielfältige Arbeitsaufgaben ganz oben auf der Wunschliste.

Die Work-Life-Balance, also ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Arbeit und dem Privaten, ist für die Studierenden schon seit einigen Jahren das wichtigste langfristige Karriereziel, gefolgt von Jobsicherheit und der intellektuellen Herausforderung.

Zukunftsplanung in den Köpfen der Studierenden

Bereits vor Beginn des Berufslebens machen sich Studierende Gedanken um ihre langfristige Karriere- und Familienplanung. Aspekte wie Weiterbildung, ausreichend Zeit für Familie und Freizeit sowie Altersvorsorge sind Aspekte, mit denen sich junge Talente bereits im Studium beschäftigen.

Wer sind denn aber nun die idealen Arbeitgeber? Universum nennt sie beim Namen:

Ranking der idealen Arbeitgeber für Studierende der Wirtschaftswissenschaften und des Ingenieurwesens

1. Audi (21%)

2. BMW Group (20%)

3. Porsche (18%)

4. Volkswagen (15%)

5. Google (13%)

6. Daimler/Mercedes-Benz (13%)

7. Deutsche Lufthansa (13%)

8. McKinsey & Company (8%)

9. adidas group (7%)

10. Siemens (7%)

1. Audi (28%)

2. BMW Group (24%)

3. Porsche (24%)

4. Volkswagen (17%)

5. Daimler/Mercedes-Benz (16%)

6. Siemens (15%)

7. Lufthansa Technik (12%)

8. EADS (8%)

9. Robert Bosch (7%)

10. Deutsche Bahn (7%)

Die Studierenden waren übrigens zum Zeitpunkt der Befragung durchschnittlich 23 Jahre alt. Sie erwarten ein Einstiegsgehalt von knapp 41.000 Euro brutto ohne Zusatzleistungen (Wirtschaftswissenschaften) bzw. knapp 43.000 Euro (Ingenieure).

Checkliste Bewerbung

Sind Sie sicher das Sie nichts vergessen haben? Gehen Sie unsere Checkliste zur vollständigen Bewerbungsmappe für die schriftliche Bewerbung durch und Sie können sich sicher sein. Von Christian Püttjer und Uwe Schnierda, www.karriereakademie.de

Lebenslauf

Internet-Bewerbungen setzen sich durch
6 von 10 Unternehmen wollen Unterlagen per Internet
Nur jeder vierte Personalchef wünscht sich noch klassische Bewerbungsmappen

Quelle: Bitkom-Umfrage 2015

  • Achten Sie auf vollständige Kontaktdaten und eine seriöse Mailadresse.
  • Persönliche Daten sollten Geburtsdatum, Geburtsort, Ihr Familienstand sein.
  • Ist die Reihenfolge des Lebenslaufes korrekt, und sind die einzelnen Stationen nachvollziehbar?
  • Sind die Zeiträume mit Monat und Jahr aufgeführt?
  • Ist der Schwerpunkt des Studiums herausgearbeitet und passt er zur Stellenausschreibung?
  • Sind Unternehmen korrekt mit ihrer Firmierung benannt?
  • Sind zu Praktika und anderen Tätigkeiten erklärende Unterpunkte eingebaut?
  • Außeruniversitäres Engagement: Sind die Tätigkeiten schlüssig und gut beschrieben?
  • Weiterbildungen: Passen sie zur ausgeschriebenen Stelle?
  • Wurden Fachkenntnisse und Soft Skills herausgearbeitet?
  • Haben Sie Sprach- und EDV-Kenntnisse bewertet?
  • Ist das aktuelle Datum angegeben, und haben Sie den Lebenslauf unterschrieben?

Anschreiben

  • Achten Sie auf die genaue Firmenanschrift.
  • Wenn Sie einen persönlichen Ansprechpartner anschreiben, stellen Sie sicher, dass Vor- und Nachname richtig geschrieben sind und ggf. Titel nicht fehlen.
  • Haben Sie Erstellungsort und Tagesdatum aufgeführt?
  • Beziehen Sie sich auf die richtige Stellenausschreibung?
  • Haben Sie die Quelle der Stellenausschreibung in der Bezugszeile genannt?
  • Ist Ihr Anschreiben auch lesefreundlich aufbereitet (Absätze, Schriftgröße, Schrifttyp, Seitenrand)?
  • Haben Sie eine Endkontrolle durchführen lassen?
  • Haben Sie Ihr Anschreiben unterschrieben?
  • Sind Sie genügend auf das Anforderungsprofil der Stelle eingegangen?
  • Falls es verlangt wurde, haben Sie eine Angabe zu Ihrem Eintrittstermin und Ihren Gehaltswünschen gemacht?
  • Soft Skills: Haben Sie diese mit aussagekräftigen Praxisbeispielen umschrieben?
  • Ist Ihr Anschreiben eine Erleichterung für den Leser zur Abgleichung von Bewerber- und Stellenprofil?
  • Entspricht das Anschreiben trotz aller formalen Empfehlungen Ihrem Stil?

Bewerbungsmappe

  • Haben Sie Ihr Anschreiben lose auf die Mappe gelegt?
  • Sind Ihre Anlagen in der richtigen Reihenfolge sortiert?
  • Falls vorhanden: Sind Ihre Praktikumsbescheinigungen beigefügt?
  • Deckblatt: Ist dies auf die Einstiegsposition und das ausschreibende Unternehmen zugeschnitten?
  • Falls Sie vor dem Studium eine Ausbildung abgeschlossen haben: Liegen Kopien des Ausbildungszeugnisses oder der Prüfungsergebnisse bei?
  • Wenn Sie nach der Ausbildung gearbeitet haben: Ist Ihr Arbeitszeugnis beigefügt?
  • Falls vorhanden, haben Sie Weiterbildungszertifikate ausgewählt, die für die ausgeschriebene Stelle wichtig sind?
  • Gibt es auch Bestätigungen über Soft-Skill-Trainings? (Präsentieren, Rhetorik, Verhandlungsführung u. a.)
  • Falls Sie umfangreiche Anlagen beifügen, haben Sie eine Anlagenliste erstellt?
  • Sind die beigefügten Kopien in einer angemessenen Qualität?