Was macht eigentlich ein Strategieberater, Herr Niederauer?

Julian Niederauer, Foto: Accenture
Julian Niederauer, Foto: Accenture

Während meines Studiums der Politik- und Europawissenschaften in Bamberg und Berlin, jeweils mit Schwerpunkt auf VWL, sammelte ich eine Reihe von Erfahrungen an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft. Von Julian Niederauer, Berater für öffentliche Verwaltungen bei Accenture Strategy.

Durch mein Praktikum bei Accenture rückte die Strategieberatung von öffentlichen Institutionen in meinen Fokus. Accenture ist ein internationales Unternehmen mit rund 280.000 Mitarbeitern, das zusätzlich zu reinen Strategieberatungen eine große Bandbreite an Dienstleistungen anbietet, einschließlich Technologie- und Outsourcingdiensten. Interessant daran ist für mich, dass wir Klienten nicht ausschließlich strategisch beraten, sondern unsere Empfehlungen auch umsetzen, bis hin etwa zum Betrieb ganzer Dienstleistungen und Systeme.

Das Ziel unserer Arbeit ist es, einen Mehrwert für unsere Klienten zu schaffen, indem wir die Leitungsebene beim Treffen von strategischen Entscheidungen unterstützen. Als Berater haben wir den Vorteil, einen externen Blick auf die Dinge zu haben und über Experten für die unterschiedlichsten Bereiche zu verfügen. Unsere Klienten sind große Unternehmen sowie in unserem Fall die öffentliche Verwaltung. Dazu zählen etwa Bundes- und Landesministerien, Behörden oder der Gesundheitssektor.

Tagesgeschäft und Wochenendreisen
Unsere Arbeit findet ausschließlich projektbasiert und in Teams statt, bestehend aus Junioren und erfahrenen Kollegen. Immer dabei sind Experten für die jeweiligen Themen und Bereiche. Spannend ist, wie vielfältig die Hintergründe der einzelnen Kollegen sind. Auf meinem letzten Projekt arbeitete ich zum Beispiel mit einem Betriebswirt, einem Sozialwissenschaftler und einem Sinologen zusammen. Dies ist kein Zufall, sondern sogar hilfreich für unsere Arbeit, denn komplexe Fragestellungen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden. Bei diesem Projekt begleiteten wir einen Klienten bei der Restrukturierung eines Geschäftsbereichs. In Zusammenarbeit mit dem Klienten stellten wir ein strategisches Konzept auf, wie die Steuerung des Bereichs verbessert und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden können. Ich habe Interviews mit Mitarbeitern geführt und Daten analysiert, um die Ausgangssituation zu verstehen. Auf Basis des so identifizierten Bedarfs führten wir Marktanalysen durch, um im letzten Schritt verschiedene Entscheidungsoptionen für die künftige Struktur des Bereichs aufzuzeigen. Besonders begeisterte mich dabei, diese Struktur aktiv mitzugestalten und direkten Kontakt zu Entscheidungsträgern zu haben.

Reisen ist ein großer Bestandteil unserer Arbeit, und so beginnt eine Woche üblicherweise mit dem Weg zum Flughafen oder Bahnhof. Um nahe an unseren Klienten zu sein, werden uns meistens Räumlichkeiten direkt vor Ort zur Verfügung gestellt. In der Regel verbringen wir vier Tage der Woche beim Klienten und arbeiten freitags entweder in den eigenen Büros oder von zu Hause aus. Insbesondere Letzteres ist eine angenehme Abwechslung zu der doch manchmal anstrengenden Reisetätigkeit.

Praktikum erleichtert den Einstieg
Die Anforderungen an Strategieberater sind vielfältig. Ein gutes Zeugnis reicht nicht aus. Mir haben vielmehr analytische Fähigkeiten geholfen: Man sollte in der Lage sein, Sachverhalte und Problemstellungen zu strukturieren, um eigenständig Ableitungen zu bilden und Modelle zu entwickeln. Da kein Projekt wie das andere ist, ist es außerdem wichtig, sich schnell in neue und komplexe Sachverhalte einarbeiten zu können. Speziell im Falle unserer Abteilung ist es natürlich zentral, sich mit Funktionen und Zielen der öffentlichen Verwaltung auszukennen. Dabei hilft mir, dass ich im Rahmen von Studium und Praktika verschiedene Institutionen kennengelernt habe. Mir persönlich zeigt sich außerdem immer wieder, wie hilfreich ein gesundes Maß an Pragmatik und „Um-die-Ecke-Denken“ ist. Die Anforderungen an den Bewerber werden in einem mehrstufigen Auswahlverfahren überprüft. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ein Praktikum den Einstieg erleichtert. Nach der Einstellung lernt man vieles auf Projekteinsätzen, darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe an Trainings und Fortbildungen. So verbrachte ich im vergangenen Sommer zwei Wochen in einem Trainingszentrum in der Nähe von Chicago in den USA, wo ich mit rund 150 internationalen Kollegen betriebswirtschaftliche Kenntnisse, aber auch Präsentations- und Moderationstechniken vertiefte.

Was ich am meisten an meinem Beruf schätze, ist das hohe Maß an Abwechslung. So konnte ich in den letzten zwei Jahren Erfahrungen im Gesundheitswesen, in der Logistik sowie in einem Versorgungsunternehmen sammeln. Kein Tag ist wie der andere, man steht ständig vor neuen Herausforderungen, und insbesondere die ersten Jahre sind mit einer steilen Lernkurve verbunden. Wichtig ist mir außerdem, dass man ab dem ersten Tag Verantwortung übernimmt und oft im direkten Austausch mit Klienten steht. Schlussendlich motiviert es mich jeden Tag aufs Neue, in einem Team von Leuten zu arbeiten, die eine Passion für Veränderung im öffentlichen Sektor haben.

Job-Steckbrief Strategieberater

Ausbildung:
Abgeschlossenes Studium – nicht nur Wirtschaftswissenschaftler sind gefragt, sondern beispielsweise auch Naturwissenschaftler und Fachinformatiker, die auch in der Technologieberatung eingesetzt werden.

Voraussetzungen:
Kommunikationsstärke, analytische Fähigkeiten, Flexibilität und Reisebereitschaft

Einstiegsmöglichkeiten:
Praktika, Abschlussarbeiten oder Direkteinstieg, häufig verbunden mit Intensivtrainings zum Start

Gehalt:
Berufseinsteiger ab ca. 45.000-60.000 Euro/Jahr (u. a. abhängig von vorheriger Berufserfahrung)

Informationen:
Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU: www.bdu.de